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Full text of "Oesterreichische Monatsschrift für den Orient"

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ÖSTHRRHICHISCHH       Jn|  gQ^fj 


IJIaMfeÄthriß  filr  kn  drimt. 


Herausgegeben 


K.  K.  ÖSTERR.  HANDELS-MUSEUM 

IN  WIEN. 


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FtNFTJNDZWANZIGSTER  JAHß&ANG. 
1899. 


c/^J^ 


WIEN  1899.- 

VERLAG  DES  K.  K.  ÖSTERR.  HANDELS-MUSEUMS. 
Ch.  KeitMr  ft  M.  Warthaar. 


13 
Ott 


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INDEX. 


Rgi'is 

A. 

Aera  in  Japan,  Neue 63 

Afghanistan,  England  und  Russland  in 33 

Alcxandrien — Shanghai,  Englisches  Eisenbahnproject         I16,  131 

Altägyptische  Liebeslieder 108 

Amerikanische  Eisenbahn  in  China         83 

Astrachans,  Wirth^chaftliche  Verhältnisse  80 

Auffindung  der  Thontafeln  von  El-Amarna 114 

B. 

Bagdadbahn   und  die  kleinasiatischen  Bahnen 76 

Bahn,   Von  der  sibirischen  115 

Bahnen,  Bagdadbahn  und  die  kleinasiatischen 76 

„  in  Ostasien,  Elektrische  ()(> 

Bahnproject  Alexandrien— Shanghai,  Englisches  .  II6' 

Baumann  Oscar  140 

BaumwoUcultur  in  Australien                                                       .    .     6q 
Bedeutung,  Eisenbahnwesen  in  Centralasien  und  seine   ...     85 
Berlin,    Siebenter  internationaler  Geographen-Congress  in  .    .109 
Betrachtungen  japanischer  Staatsmänner    über  die  neue  Ver- 
tragsära      126 

Bettlerthum,  Chinesisclies 48 

Bokhara,  Handelsbeziehungen  Russlands  lu 84 

Bombays  Zukunft 12 

Borotse-Gebiete  .         56 

Botanik,  Chinesische 9 

Britisch-Ind'eu,   Hungersnoth  in •    142 


Capstadt  —  (^airo.  Transafrikanische  Telegraphenlinie  .  .  . 
Centralasien,    BaumwoUcultur  in  .    . 

„  Durch 

„  und  seine  Bedeutung,  Eisenbahnwesen  in 

China,  Amciikanische  Eisenbahn  in 

,,        Der  kaiserliche  Gefangene  in 

„        Entwicklung  des  Handels  mit         

,,        Morphinismus  in 

,,        Patente  in 

Pferd  in  .    .    . 

,,        Russisches  Postwesen   in , 

„        Telegraph  und  Telephon  in 

Chinas   Handelsbilanz 

„       wirthschaftlicbe  Erschliessung 

„       Zukunft  I 

,,        Zur  Erschliessung; 

Chinesische  Botanik  

,,  Finanzverhältnisse      .  ,  

,,  Glasindustrie 

„  Kulis 

Chinesischen  Theaterstück,  Von  einem  . 
Chinesisches  Bettlerthum    . 
Chronik      .    .  10,  21,  34,  46,  58,  70,  8I,  94,    104,    117,    129 

Colonialbahnen  in   Guinea,  Französische 

Colonialerwerbungen,  Deutsche  .     . 

Colonie,  Erythräische  .    .    . 

Congogebiet  vom  wirthschaftlichen  Standpunkte  ... 
Convention  vom  21.  März  1899,  Englisch-französische  .  . 
Corfu,   Wirthschaftsverhältnisse  von 


127 
69 
74 
85 
83 

128 

73 
108 

23 

23 

132 

107 

54 
16 
61 
96 

9 
98 
60 

102 
48 
48 

142 

120 
67 

107 
'4 
4<) 

1-4 


Denkschrift  über  Kiau-Tschou     ...  ...       8 

Deutsche  Colonialerwerbungen 67 

„         Sanga — Ngoko-Expedition 120 

„         Schut/.gebiele  bei  Beginn  des  Jahres   1899  •  37'  ^>     9' 
Deutsch-Ostafrika,  Thierleben   und  Jagdverhältnisse   in  .    .  4 

Donauländer  24 


E. 

Einweihung  der  Erlöserkirche    in  Jerusalem,  Auf   da 
ciellen  Festfahrt  zur 

Eisenbahnbau  in  dem  Kaiserreiclie  Siam  . 
„  „    ShantUDg    

Eisenbahnen  in   Korea . 

Eisenbahn  in  China,  Amerikanische  .    . 

„  Trans&frikaniscbe 

Eisenbahnproject  Alexandrien  -  Shanghai,  Engliicbes 

Eisenbahnwesen  in  Centralasien  und  seine  Bedeutung 

El-Amarna,  Auffindung  der  Thontafeln  von      .    . 

Elektrische  Bahnen  in  O'-tasien 

Elephanten,   Reich  des  weissen   .     . 

Emaillirarbcit,  Indische 

England  und  Russland  in  Afghanistan 

Englisches  Eisenbahnproject    Alexandrien— Shanghai  . 

Englisch-französische  Convention  vom  21.  März    1899 

Entwicklung  des  Handels  mit  China       

Entwurf  zum  neuen  japanischen  Strafgesetzbuch,  Aus  d 

Erlöserkirche  in  Jerusalem,  Auf  der  officiellen  Festfahrt 
Einweihung  der 

Erschliessung  Chinas,  Wirthschafiliche 
Chinas,  Zur 

Erythräische  Colonie 

Ethnographisches  aus  Ostlurkestan 

Europäer  in   Persien 


S«ii« 


offi 


116, 


em 
zur 


Jenualem, 


F. 

Festfahrt    zur  Einweihung    der    Erlöserkirche 

Auf  der  ofRciellen 
Feuersbrünste  in  Japan 
Filipinos  als  Herren  im  eigenen  Hause 
Finanzverhältnisse,  Chinesische    .         .     . 
Formos35  Geschichte 
Französische  Colonialbahnen  in  Guinea 
Französisch-englische  Convention  vom   21.   Mär»   1899 


Geographen-Congress  in  Berlin,  Siebenter  internationaler  .  . 
Geschäflsverhältni.sse  in  Ostasien,  Handels-  und  .  .  .121, 
Geschichte  Formosas 

Glasindustrie,  Chinesische  

Gomorrha,   Untergang  von  Sodom   und 
Guinea,  Französische  Colonialbahnen  in 


H. 

Handelsbeziehungen   Russlands  lu  Bokhara 

Handelsbilanz  Chinas  

Handelsgebiet,  Sudan  als 

Handels  mit  China,  Entwicklung  des 

Handels-  und  Geschäftsverhältnisse  in  Ostasieo  (T..  TT  1 

Handelsverhältnisse  in  Kamerun 

Hauran,  Städtewüste  des  ....  .... 

Hebron  ... 

Hero  und  Leander-Motivs,  Indische  Version  de-^ 
Herren  im  eigenen  Hause,   Filipinos  als    . 
Höhlenwohnungen,  Nordafrikanische  .    . 
Huogersnoih  in  Britisch-Ind  en    .  . 


36 
12 
22 
108 
83 

5« 
13« 

85 
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49 
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107 
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18 

120 
49 


109 

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18 
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89 

120 


84 
54 
44 
73 

«53 
5S 

106 

7» 
06 

3> 
107 
'4: 


I. 

Indische  Emaillir-irbeit  .23 
„  Musikinstrumente  .  lao 
„  Version  des  Hero  und   Leander- Motivs 96 

Internationaler  GeographcD-Con^rcss  ia   Berlin.  Siebentsr      .  109 


S.  iw 

J. 

"lagilverhältnisse  in   Deuisch-Ostafrika,  Thierleben  und   ...  4 

Japan,  Feuersbrünste  in '32 

.,        Neue  Acra  in     ...    .                                               •         •  "3 

Japanischen  Strafgesetzbuch,   Aus  dem  Entwurf  zum  neuen  97 
Jerusalem,  Auf  der  officiellen  Festfahrt  zur  Einweihung  der 

Erlöserkirche   in                     3° 

K. 

Kaiserliche  Gefangene  in  China,  Der 128 

Kaiserreich  Siam    Eisenbahnbau  in  dem        .         12 

Kamerun.  Handelsverhältnisse  in 5.i 

Kiau-Tschou,   Denkschrift  über  _ 8 

Kleinasiatischen  Bahnen,  Bagdadbahn  und  die 76 

Klondyke  '    '         ^e 

Korea,  Eisenbahnen  in ...  100 

Kosten  des  Philippinenkrieges 106 

Kulis,  Chinesische       .  '°2 

L 

Landstrasse  von  Rescht  nach  Teheran,  Neue 132 

Leander-Motivs,  Indische  Version  des  Hero  und 96 

Lehre  von  der  Offenbarung,  Muhammeds 24 

Liebeslieder.  Altägyptische  ....  .    .    .  108 

Literatur 24,  36,  72,      120 

Lutschuinseln,  Webemuster  und  Tätowirung  auf  den  72 


M. 


Mesopotamische  Teufelsanbetf  r    ... 

Mineralien  Persiens  

Morphinismus  in  China          .    .         . 
Muhammeds  Lehre  von  der  Offenbarung 
Musikinstrumente,   Indische 


108 

45 
108 

24 
120 


N. 

Neue  Aera  in  Japan «3 

Nordafrikanische  Höhlenwohnungen 107 

Nordmakedonien 72 


Offenbarung,  Muhammeds  Lehre  von  der 24 

Officielle    Festfahrt    zur    Einweihung    der    Erlöserkirche    in 

Jerusalem 3^ 

Oscar  Baumann '40 

Ostasien,  Elektrische  Bahnen  in 96 

,,  Handels-  und  Geschäftsverhältnisse  in      .    .    .  121,    133 

Ostasiens  Wirthschaftsverhältnisse 25 

Ostturkestan,  Ethnographisches  aus  13 


Patente  in  China 
Persien,  Europäer  in 
Persiens  Mineralien 
,,         Schicksal  . 
Hferd  in  China 
Philippinen  .... 
l'hilippinenkrieges,  Kosten  des 
Postwesen  in  China,  Russisches 


23 
48 

45 

'15 

23 

42 

106 

132 


Seil»- 

R 

Reich  des  weissen   Elephanten 123 

Rescht  nach  Teheran,  Neue  Landstrasse  von 132 

Russisches  Postwesen  in  China  132 

Russland  in   Afghanistan,   England  und  33 

Russlands  zu  Bokhara,   Handelsbeziehungen 84 

s. 

Sanga-Ngoko-Expedition,  Deutsche I20 

Samoa- Veitrag  ...  .  126 

Schicksal   Persiens "5 

Schulzgebiete  bei  Beginn  des  Jahres  1899,  Deutsche  37,  64,  91 
Shanghai— Alexandrien,  Englisches  Eisenbahnproject  .  116,  131 
Shantung,  Eisenbahnbau  in  22 

Siam,   Eisenbahnbau  in  dem  Kaiserreich .  12 

„        Wirthschaftliches  aus  lOO 

Sibirische   Bahn  "S 

Sodom   und  Gomorrha,  Unterj.        •  von   ...  89 
Staatsmänner  über  die  neue  Vertr.,gsära,  Betrachtungen  japani- 
scher                                                                126 

Städtewüste  des  Hauran .    .       106 

Standpunkte,  Congogebiet  vom  wirthschaftlichen  ...  14 
Strafgesetzbuch.  Aus  dem  Entwurf  zum  neuen  japanischen  .  97 
Sudan  als  Handelsgebiet 44 


T. 

Tauen  wan  .    .   120 

Tätowirung  auf  den   Lutschuinseln,  Webemuster  und      ...     72 
Teheran,   Neue  Landstrasse  von  Rescht  nach   .    .         .  132 

Telegraphenlinie  Capstadt  -  Cairo,  Jransafrikanische        .        .  1 27 

Telegraph   und  Telephon   in  China  107 

Teufelsanbeter,  Mesopotamische       108 

Theaterstück,   Von  einem  chinesischen 48 

The  New  Far  Fast  24 

Thierleben  und  Jagdverhältnisse  in  Deutsch-Ostafrika    ...       4 

Thontafeln  von  El-Araarna,  Auffindung  der 114 

Transafrikanische  Eisenbahn ■         •     5' 

„                   Telegraphenlinie  Capstadt  -  Cairo     .    .    .    .127 
Tsintau 3" 

u. 

Untergang  von  Sodom  und  Gomorrha 89 

V. 

Verhältnisse  Astrachans,  Wirthschaftliche     .             .....  80 

Version  des  Hero  und  Leander-Motivs,  Indische     .    .    •    •    •  9'* 
Vertragsära,  Betrachtungen  japanischer  Staatsmänner  über  die 

neue '  -" 

w. 

Webemuster  und  Tätowirung  auf  den  Lutschuinseln  ....  72 

Wei-hai-Wei 9^ 

Westaustralien HO 

Wirthschaftliche  Erschliessung  Chinas            16 

,.                 Verhältnisse  Astrachans 80 

Wirlhschaftlichen  Standpunkte,  Congogebiet  vom X4 

Wirthschaftliches  aus  Siam lOO 

Wirthschaftsverhältnisse  Ostasiens 25 

„                        von  Corfu 124 

• 

z. 

Zukunft  Bombays '2 

Chinas I.     <>I 


Jänner  1899. 


Mr.  1, 


OESTERFEICHISCHE 


0natsst|#  flir  öm  #rient 


Heransgegcben  vom 


JEONOTA 


K.  K.  OSTERREICHISCHEN  IIANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


/  K  POyZBUZEu'f 
V  V   CECHACr-. 


Monatlich  eine  Nummer.  Verlas  oks  K.  K.  Östrrrbich(schkh  Hamdbu-Muskuus  in  WiSH.  Preis  Jfthrl.  5  fl.      10  Mark. 


INHALT:  (Chinas  Zukniirt.  —  Thiericbon  und  JagdrerhäUnlBse  In  Dautscb- 
0»lafrlka.  ~  IJ.  uksclirifi  Ul)  r  Klau-Tscbou.  —  Chlne»lsohe  Bolanlk.  — 
Chronik.  —  Miacelleu  :  Dir  Klienbahnhau  In  dem  Kaiserreich  .Slam. 
—  Bombays  Zukunft. 


CHINAS  ZUKUNFT. 

Von     Liang  -  Chi  -  Chao    aus    Canton. 
(Aus  der  Mooatsschrift  „Ostasien".) 

Die  Europäpr  verachten  uns  Chinesen  sehr  und 
wollen  unser  uraltes  himmlisches  Reich  erobern  und 
zertheilen.  Wenn  sie  aber  die  Absicht  haben,  ein  Land 
für  sich  zu  erbeuten,  so  pflegt  ihre  Politik  keinen  zu 
eiligen  Gang  zu  nehmen.  Zuerst  arbeiten  ihre  Zeitungen 
vor,  indem  sie  die  innere  Fäulniss  und  Misswirthschaft 
des  Landes,  die  Grausamkeit  seiner  Beamten  und 
Machthaber  in  den  schlimmsten  Farben  schildern  und 
diesen  schmählichen  Zustand  als  eine  Störung  und 
Vernichtung  der  Cultur  darstellen.  Die  nächste  Folge 
dieser  alltäglichen  Schmähberichte  in  der  Presse  ist, 
dass  sich  anfänglich  Wohlthäter  einstellen,  um  angeb- 
lich zu  helfen,  worauf  sich  Rösewichter  hinzugesellen 
und  beide  den  Plan  fassen,  das  Land  :u  erobf-rn.  Die 
Wohlthäter  ralhen  aus  guter  Absicht,  man  müsse  die 
grausamen  Machthaber  um  jeden  Preis,  sei  es  auch 
durch  Waffengewalt,  zu  stürzen  und  dem  armen  Volke 
zu  helfen  suchen.  Die  Bösewichter  sind  natürlich  von 
vornherein  geneigt,  mit  Feuer  und  Schwert  vorzugehen, 
und  so  gehen  beide  Theile  in  ihrer  Politik  schliesslich 
lland   in   Hand. 

Haben  die  Europäer  dann  ein  Land  erobert,  so  sind 
sie  sehr  stolz,  indem  sie  die  unterworfenen  Völker  als 
Sciaven  behandeln  und  der  Welt  verkünden:  „Wir 
haben  uns,  um  die  Entwicklung  der  Cultur  zu  fördern, 
gezwungen  gesehrn,  das  Land  zu  erobern.  Die  Er- 
oberung war  daher  unser  gutes  Recht."  So  haben  die 
Europäer  schon  viele  barbarische  Völker  in  den  übrigen 
Welttheilen  unterjocht  oder  vernichtet.  Ihr  Grundsatz 
ist:  Der  Stärkere  muss  über  den  Schwächeren  herr- 
schen, und  nach  diesem  Grundsatz  beherrscht  Europa 
die  Welt.  Damit  hat  es  auch  in  Indien  grossen  Erfolg 
gehabt  und  sucht  es  in  der  Türkei  dasselbe  zu  er- 
reichen. Wie  fürchterliche  Schilderungen  bringen  die 
europäischen  Zeitungen  und  Zeitschriften  über  die 
Schreckensherrschaft  und  Misswirthschaft  der  Türken; 
und  in  der  neuesten  Zeit  ziehen  sie  auch  über  China 
so   los   wie   über  die   Türkei. 

Zwar  verachten  und  schmähen  uns  die  Europäer 
schon  seit  langer  Zeit,  aber  seit  dem  Kriege  mit  Japan 
noch  viel  heftiger  und  zügelloser  als  je  zuvor.  Kurz 
gesagt,  der  Chinese  ist  ihnen  ein  Barbar,  das  chine- 
sische Volk  eine  Bande  von  Heuchlern  und  Betrügern, 
unsere  Religion  Unsinn,  unser  Staat  verrottet  u.  s.  w. 
,Aus  diesem  Grunde,"  so  schreiben  die  europäischen 
Zeitungen,     „müssen    wir    Chinas  Selbständigkeit    ver- 


nichten und  dem  Volke  eine  freiere  Verfassung  und 
höhere  Bildung  verschaffen,  sonst  wird  China  dem 
weiteren  Fortschritt  der  Cultur  sehr  hinderlich  sein, 
und  das  ist  gegen  den  göttlichen  Willen."  So  urtbeilea 
alle  Zeitungen  in  Europa  einstimmig,  und  alle  be- 
haupten immerzu :  Das  ist  recht,  China  muss  aufge- 
theilt   werden. 

Nach  dem  Völkerrecht,  das  von  den  alten  Römern 
stammt,  verfährt  man  so  bei  der  Eroberung  eines 
feindlichen  Landes:  Steht  der  Feind  auf  gleicher  Stufe 
der  Cultur,  so  darf  man  sein  Land  nur  nach  bestimmten 
Gesetzen  einnehmen  und  bebandeln.  Bei  Kämpfen  mit 
barbarischen  Völkern  aber  braucht  man  diese  Gesetze 
nicht  zu  beachten.  So  behandelten  auch  die  Japaner 
die  Formosaner  als  Barbaren,  und  alle  Europäer  hielten 
dies  für  recht,  denn  alle  europäischen  Völker  halten 
China  für  ein  Barbarenreicb,  das  nicht  auf  gleichem 
Fusse  mit  ihnen  steht.  Deshalb  haben  sie  alle  die  Ab- 
sicht, sich  bei  guter  Gelegenheit  in  unserem  Lande 
festzusetzen,  und  Europa  wird  es  mit  den  l8  Provinzen 
Chinas  so  machen   wie  Japan   mit  Formosa. 

Nach  dem  jus  gentium  der  alten  Römer,  auf  dem 
das  moderne  internationale  Völkerrecht  beruht,  darf 
der  Sieger  in  eine  Stadt,  deren  Cultur  auf  gleicher 
Höbe  steht,  nur  durch  das  Hauptthor  einziehen.  Wenn 
er  aber  einen  Barbarenort  bezwingt,  so  zieht  er  da 
ein,  wo  es  ihm  passt.  So  machten  es  auch  die  Eng- 
länder und  Franzosen,  als  sie  im  Jahre  1860  Peking 
eroberten,  ein  Beweis,  dass  die  Europäer  uns  als  Bar- 
baren betrachten. 

Ferner  haben  England  und  Deutschland  im  Jahre 
1897  beim  Wechsel  der  Gesandten  ihre  neuen  Vertreter 
für  Peking  aus  Afrika  berufen,  offenbar  mit  der  Ab- 
sicht, in  China  eine  gleiche  Politik  wie  in  Afrika  zu 
betreiben ;  und  beide  Staaten  glauben,  dass  eine  solche 
Politik  ganz  rechtmässig  sei,  obwohl  sie  es  doch  ganz 
und  gar  nicht  ist.  Dagegen  bat  Deutschland  sich  ge- 
weigert, unseren  neuen  Gesandten  Huang  anzunehmen, 
unter  dem  Vorwand,  dass  er  vorher  einen  zu  niedrigen 
Rang  und  Titel  besass.  Diese  unhöfliche  Behandlung 
von  Deutschland  ist  doch  sehr  zu  verwundern.  Und 
warum  geschab  dies?  Warum?  Herr  Huang  ist  nämlich 
ein  sehr  kluger  Politiker  und  hätte  vielleicht  Deulsch- 
lands  schlaue   Politik  durchkreuzt. 

Weiter  hat  Deutschland  ohne  oder  nur  aus  gering- 
fügiger Ursache  Kiautschau  besetzt,  dann  Russland  ohne 
Grund  Tülienwan  und  Port  Arthur  und  ebenso  Eng- 
land  Weihaiwei.  Die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika, 
Canada  und  Australien  haben  ohne  Recht  unseren 
Arbeitern  die  Einwanderung  verboten,  während  Russen, 
Franzosen,  Engländer  und  andere  Fremde  das  Recht 
haben,  in  China  Eisenbahnen  zu  bauen,  und  ihnen  vor 
Begierde  nach  unseren  Bergwerken  gleichsam  das 
Wasser  im  Munde  zusammenläuft.  Dabei  mischen  sie 
sich    in     unsere  Rechtspflege    ein    und    bindern  so  die 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


innere  Ordnung.  Sie  verachten  uns  und  behandeln  uns 
wie  Barbaren  oder  Sclaven,  wie  Thiere  oder  Leichen. 
Eine  solche  Behandlung  ist  der  höchste  Grad  der 
Grausamkeit  dieser  sogenannten  Culturstaaten  Europas. 
Das  müssten  die  Europäer  doch  selbst  bedenken  ! 

Unser  himmlisches  Reich  China  steht  nicht  auf 
gleicher  Stufe  mit  Indien  und  der  Türkei.  Seit  Er- 
oberung Indiens  durch  England  sind  mehr  als  ioü 
Jahre  verflossen.  Seitdem  haben  die  Engländer  üherall 
englische  Schulen  gegründet  und  sich  sehr  viel  Mühe 
gegeben,  die  Kenntniss  der  englischen  Sprache  zu  ver- 
breiten. Trotzdem  hören  wir  kaum,  dass  die  Indier 
sich  dadurch  auf  eine  höhere  Stufe  der  Cultur  erheben. 
Das  kommt  davon,  dass  die  Indier  kein  Talent  für 
Cultur  haben  und  deswegen  mit  den  Europäern  nicht 
gemeinsam  fortschreiten   können. 

Es  sind  schon  40  Jahie  her,  dass  die  Türkei  von 
den  europäischen  Staaten  missachtet  wird.  Trotzdem 
hat  man  in  der  Türkei  nicht  den  Muth  und  auch  nicht 
die  Fähigkeit,  sich  aufzuraffen  und  mit  Fleiss  emporzu- 
arbeiten. Allerdings  macht  besonders  der  Unterschied 
der  Religionen  es  fast  unmöglich,  dass  sich  die  ein- 
zelnen Volkstheile  enger  zusammenschliessen,  und  darum 
ist  der  jetzige  Zustand   der  Türkei  fast  unverbesserlich. 

Aber  unser  grosses  Reich  der  Mitte  ist  ganz  anders 
beschaffen  und  durchaus  nicht  mit  Indien  oder  der 
Türkei  zu  vergleichen.  Den  Krieg  mit  Japan  haben 
wir  zwar  verloren,  doch  steht  es  mit  uns  noch  keines- 
wegs so  schlimm  wie  mit  Indien  seit  über  100  und 
mit  der  Türkei  seit  40  Jahren.  Ich  gebe  zu,  auch 
nach  dem  Frieden  von  Schimonoseki  sind  unsere  hohen 
Hof-  und  Staatsbeamten  ohne  Thatkraft  und  Begeiste- 
rung geblieben.  Anders  steht  es  mit  dem  Volke.  Alle 
tüchtigen  Jünglinge  studiren  die  Ursachen  unserer 
Schwäche  und  die  Mittel  zur  Wiederherstellung  unserer 
alten  Macht  und  streben  mit  aller  Mühe  und  Ungeduld 
darnach,  die  Schande  von  unserem  Reiche  zu  tilgen. 
In  der  f^auptstadt  merkt  man  das  freilieb  noch  nicht 
so  sehr,  wohl  aber  in  dt^n  Städten  und  Dörfern  der 
Provinzen,  wo  ein  frischeres  geistiges  Leben  herrscht, 
ausgenommen  bei  den  alten   Schullehrern. 

Man  stellt  zwei  gegentheilige  Behauptungen  auf. 
Die  Einen  sagen,  China  muss  zugrunde  gehen ;  denn 
in  Europa  hat  man  sich  heimlich  verabredet,  es  in 
fünf  Jahren  aufzutlieilen,  und  ausserdem  ist  bei  uns  im 
Innern  ein  grosser  Aufstand  ausgebrochen.  Andere 
sagen  dagegen,  China  wird  nicht  zugrunde  gehen;  denn 
so  viele  tüchtige  Jünglinge  im  ganzen  Lande  haben 
eine  so  starke  Begeisterung,  dass  sie  nicht  ohne 
weiters  den  Fremden  wie  Sclaven  oder  Thiere  werden 
gehorchen  wollen.  Ich  meine  dazu,  wenn  wir  ruhig 
und  gründlich  beide  Behauptungen  überlegen,  so  haben 
wir  keine  Ursache  zu  befürchten,  dass  China  unter- 
gehen wird,  im  Gegentheil  dürfen  wir  hoffen,  dass  es 
immer  stärker  uöd  mächtiger  werden  wird,  und  zwar 
aus   folgenden   drei   Gründen : 

1.  Es  ist  sicher,  dass  in  Zukunft  in  China  viele 
junge  Talente  erstehen   werden. 

2.  Die  niedrigen  Löhne  unserer  Arbeiter,  ihr  Fleiss 
und  ihre  Sparsamkeit  werden  die  Leistungen  Chinas 
so  vermehren,  dass  wir  Europa  wirthscbaftlich  er- 
drücken werden. 

3.  Es  ist  gewiss,  dass  die  Chinesen  im  Kampfe  ums 
Dasein  in  den  fremden  Colonialstaatea  das  Ueber- 
gewicht  erlangen    werden. 

Zunächst  behaupte  ich,  dass  China  in  Zukunft  viele 
junge  Talente  hervorbringen  wird.  Europas  Stärke 
Wurzelt  in  keiner  anderen  Ursache  als  in  seiner 
grossen  Menge  von  Talenten.  V^enn  man  China,  das 
seit  Jahrhunderten  in  sich  abgeschlossen  und  erstickt 
ist,  mit  Europa,  das  in  alle  Welt  hinausgeht  und  alle 
Talente  fördert,  vergleichen  wollte,  so  würde  man 
sofort  erwidern,   dieser  Vergleich  sei  verrückt.  Ueber- 


legt  man  sich  jedoch  Alles  ruhig,  so  ist  der  Vergleich 
keineswegs  verrückt.  Ich  will  das  an  einem  Beispiel 
beweisen. 

Vor  mehreren  Jahren  wurden  junge  Schüler  von 
uns  nach  Amerika  gesandt.  Wie  ich  hörte,  verstanden 
sie  vor  ihrer  Ankunft  in  Amerika  kein  Wort  Englisch, 
aber  schon  nach  zwei  Jahren  traten  sie  sämmtlich  in 
ein  Gymnasium  ein  und  gehörten  bald  in  allen  Classen 
zu  den  besten  Schülern.  Sie  lernten  so  vorzüglich, 
dass  alle  Lehrer  sich  sehr  verwunderten  und  sie 
ausserordentlich  belobten.  Leider  konnten  sie  ihre 
Studien  auf  dem  Gymnasium  nicht  beenden,  denn  es 
trat  vorher  ein  Umschwung  in  der  Regierung  ein, 
und  sie  mussten  deshalb  nach  China  zurückkehren. 
Mehrere  darunter  haben  sich  jedoch  aus  eigener  Kraft 
iu  bestimmten  Fachwissenschaften  weiter  ausgebildet 
und  werden  bis  auf  den  beutigen  Tag  von  amerika- 
nischen  gelehrten   Kreisen   sehr  geschätzt. 

Ausserdem  sind  andere  junge  Leute  nach  Europa 
gegangen  und  haben  dort  Gymnasien  und  Universi- 
täten besucht.  Auch  darunter  haben  nicht  wenige  die 
europäischen  Studenten  übertroffen.  Und  dabei  waren 
die  Schüler,  welche  die  Regierung  ins  Ausland  ge- 
schickt hatte,  nicht  etwa  unter  den  tüchtigsten"  ausge- 
wählt, sondern  noch  unter  dem  Durchschnitt.  In  China 
geben  nämlich  alle  Eltern,  die  ihre  Kinder  Beamte 
werden  lassen  wollen,  denselben  eine  solche  Erziehung, 
dass  sie  nur  die  vorgeschriebenen  Prüfungen  bestehen 
sollen.  Diejenigen  Schüler  aber,  die  genug  erlernt 
hatten,  um  die  amtlichen  Prüfungen  bestehen  zu 
können,  weigerten  sich  entschieden,  nach  dem  Aus- 
land zu  grhi^n,  und  es  wurden  nur  solche  fortgeschickt, 
die  unsere  Prüfungen  nicht  bestehen  konnten.  Es  ist 
also  klar,  dass  aus  diesem  Grunde  unsere  in's  Aus- 
land gesandten  Studenten  nicht  zu  vergleichen  sind 
mit  den  japanischen,  die  als  die  klügsten  Köpfe  aus- 
gewählt werden,  bevor  sie  ins  Ausland  gehen.  Da  nun 
unsere  kaum  mittelmässigen  Studenten  die  besten 
amerikanischen  übertrafen,  so  brauchten  wir  bloss 
unter  den  200  Millionen  männlichen  Bewohnern  von 
China  die  tauglichsten  auszuwählen  und  sie  in  -  prakti- 
schen Wissenschaften  zu  erziehen,  so  würden  wir  in 
zehn  Jahren  gewiss  alle  Welt  überstrahlen  und  Alles 
sogar  noch  besser  machen  als  die   Weissen. 

Die  Unfähigkeit  der  Indier  kommt  daher,  dass  diese 
Race  von  Natur  aus  keine  Anlage  zur  Cultur  besitzt. 
Ebensowenig  die  rothe,  schwarze  und  gelbbraune  Race. 
Alle  diese  Racen  sind  gegen  die  Weissen  weit  zurück. 
Mit  der  weissen  Race  lässt  sich  nur  unsere  gelbe 
Race  vergleichen.  Denn  Alles,  was  die  Weissen  ver- 
mögen, können  die  Gelben  auch  machen.  Der  beste 
Beweis  dafür  ist,  dass  Japan  seit  40  Jahren  ^les  Gute 
von  Europa  gelernt  hat  und  jetzt  Alles  ebenso  fertig 
bringt.  Die  Japaner  stammen  jedoch  zu  einem  grossen 
Theil  aus  unserem  China,  und  was  die  Japaner  leisten, 
können   wir   natürlich   erst  recht   leisten. 

Die  Trägheit  der  Türken  beruht  auf  ihrer  Religion. 
Diese  Mohammedaner  sind  immer  wie  umnebelt  und 
müssig  und  wissen  sich  nicht  vom  Schlechten  zum 
Guten  zu  bekehren.  Ihre  grausame  Begierde,  die  Be-  _. 
kenner  anderer  Religionen  zu  tödten,  geben  sie  als  Hl 
Gottes  Willen  aus,  und  die  im  heiligen  Glaubenskriege 
gefallenen  Gläubigen,  so  heisst  es  im  Koran,  werden 
von  Gott  nach  dem  Tode  in  den  siebenten  Himmel 
erhoben.  Das  ist  doch  eine  ganz  barbarische  Religion  I 
Im  Gegentheil  dazu  ist  unsere  Religion  sehr  mild  und 
duldsam  und  in  jeder  Beziehung  gut.  Obgleich  sie  seit 
längerer  Zeit  allerdings  etwas  verdunkelt  ist,  so  wird 
man  doch  nicht  nur  in  unserem  himn>lischen  Reiche, 
sondern  auch  in  der  übrigen  Welt  sie  schätzen  lernen, 
sobald  sie  sich  von  ihrer  Verdunkelung  reinigen  und 
überall  bekannt  werden  wird.  Da  nun,  wie  ich  aus- 
einandersetzte, unsere  Race  und  unsere  Religion  so 
gut  geartet  sind,    wird  es     nicht     mehr  lange    dauern. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


dass  wir  unterdrückt  und  wie  Sciaven  oder  Hunde 
oder  Pferde  behandelt  werden. 

Ich  habe  gehört,  mit  looo  tüchtigen  Talenten  kann 
schon  ein  Reich  bestehen  und  mit  lo.ooo  tüchtigen 
Talenten  sogar  zu  grosser  Macht  gelangen.  In  unserem 
riesigen  himmlischen  Reiche,  das  eine  so  gute  Race 
und  Religion  besitzt,  wird  es  aber  nicht  schwer  sein, 
unter  je  20.000  Männern  ein  tüchtiges  Talent  zu  er- 
balten. Das  ist  also  der  erste  Grund,  warum  China 
immer  stätker  und  grösser  werden  wird. 

Den  zweiten  Grund  bildet  die  grosse  Masse  unserer 
billigen,  sparsamen  und  fleissigen  Arbeiter.  Wenn  wir 
das  wirthschaftliche  Getriebe  der  Welt  überblicken, 
so  finden  wir  in  Europa  mehr  vornehme  Leute  als 
Arbeiter,  dagegen  in  China  weit  mehr  Arbeiter  als 
Vornehme.  Das  ist  der  Hauptgrund  unserer  Schwäche 
wie  unserer  Stärke  in  Ost  und  West.  Aber  Glück 
entsteht  aus  Unglück  und  Unglück  aus  Glück.  Deshalb 
wird  es  nach  zehn  Jahren  zu  einem  grossen  Zusammen- 
stoss  der  beiden  Racen  kommen  in  Folge  der  Ucbcr- 
zahl   der  gelben   über  die  weissen  Arbeiter. 

In  Europa  entwickeln  sich  die  Maschinen  mit  jedem 
Jahre  mehr,  so  dass  die  Arbeiterzahl  in  den  Fabriken 
täglich  wächst,  und  alle  Arbeiter  verlangen  höhere 
Löhne  und  geringere  Arbeitszeit.  Daraus  entstehen 
oft  Drohungen  mit  Ausständen,  und  die  Fabrikbesitzer 
haben  darunter  sehr  zu  leiden.  Schritt  für  Schritt 
drängt  diese  Bewegung  vorwärts.  Sic  ist  eine  Wirkung 
der  allgemein  verbreiteten  Bildung  des  Volkes,  und 
diese  Bildung  wird  von  Jahr  zu  Jahr  grösser.  Die- 
jenigen Leute  aber,  die  von  ihrer  Bildung  auch  nur 
einen  bescheidenen  Unterhalt  gewinnen  können,  wollen 
nicht  mehr  Arbeiter  werden,  und  so  vermindert  sich 
mit  der  Zunahme  der  allgemeinen  Bildung  die  Zahl 
der  Arbeiter.  Je  weniger  Arbeiter,  desto  theurer  die 
Löhne  und  damit  die  Kosten  der  Fabrication.  Die 
Fabrikanten  müssen  jedoch  möglichst  schnell  und  billig 
liefern  und  darum  die  Löhne  herabzusetzen  suchen. 
Also  wird  der  Streit  zwischen  Arbeitern  und  Fabri- 
kanten immer  bedeutender.  PoHtiker  und  Gelehrte  in 
Europa  beschäftigen  sich  mit  der  Lohnfrage,  und  alle 
halten  sie  für  die  allergrösste  Frage  der  Welt.  Wenn 
aber  jetzt  schon  zu  wenig  Arbeiter  in  Europa  sind, 
wie  soll  das  erst  in  zehn  Jahren  werden  ?  Alle  Preise 
steigen,  man  kommt  in  immer  schlimmere  Verlegen- 
heit, die  Staaten  gerathen  in  grosse  Noth,  und  Alles 
verlangt  nach  Vermehrung  der  Arbeiter,  damit  die 
Löhne  und  alles  andere  billiger  werden. 

Von  400  Millionen  Chinesen  gehören  über  die  Hälfte 
dem  Arbeiterstande  an,  und  unsere  Arbeiter  sind  sehr 
fleissig  und  billig  und  können  länger  als  die  Europäer 
bei  der  Arbeit  aushalten.  Deshalb  wird  China  nach 
zehn  Jahren  dies  Uebergewicht  benutzen  und  damit  die 
Weissen  unterdrücken.  Dann  wird  die  Bedeutung  der 
chinesischen  Arbeiter  die  Aufmerksamkeit  der  ganzen 
Welt  erregen,  und  überall  wird  die  Fabrication  zum 
grössten  Theil  durch  die  Hände  chinesischer  Arbeiter 
erfolgen. 

Japan  hat  nur  etwas  mehr  als  den  zehnten  Theil 
der  Bevölkerung  von  China.  An  Flciss  und  billigen 
Löhnen  unterscheidet  sich  schon  der  japanische  Arbeiter 
sehr  von  dem  europäischen,  der  chinesische  Arbeiter 
aber  ist  noch  fleissiger  und  billiger  als  der  japanische. 
Dabei  spielen  die  Japaner  seit  mehr  als  zehn  Jahren 
mit  ihren  Fabricaten  auf  dem  ostasiatischen  Markte 
eine  grosse  Rolle,  und  auf  dem  amerikanischen  Markte 
beträgt  ihr  Umsatz  jährlich  mehrere  hundert  Millionen. 
Hat  man  aber  in  Europa  und  Amerika  schon  vor  dem 
kleinen  Japan  Angst,  so  wird  man,  da  der  Chinesr 
noch  wohlfeiler  und  fleissiger  arbeitet,  vor  der  Industrie 
des  riesigen  China  noch  eine  weit  grössere  Furcht 
haben   müssen. 

Die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  haben  aus 
diesem  Grunde  ein  grausames  Ausweisuogsgesetz  gegen 


unsere  Arbeiter  erlassen.  Das  Gesetz  gefällt  jedoch 
den  amerikanischen  Fabriksbesiuern  keiaeswegs,  and 
es  ist  auch  nur  wegen  der  Eifersucht  der  zahlreichen 
kleinen  Arbeiter  entstanden,  da  diese  an  Fleisa  und 
Sparsamkeit  die  Chinesen  nicht  erreichen  können.  In 
Nordamerika  hat  man  kein  anderes  Mittel  gehabt  als 
das  grausame  Gesetz,  ein  Beweis,  wie  sehr  die  Lei- 
stungsfähigkeit, der  Fleiss  und  die  Billigkeit  unserer 
Arbeiter  die  Amerikaner  in  Eifersucht  und  Schrecken 
versetzt  haben.  Obgleich  sich  aber  die  Amerikaner  da- 
durch vorläufig  geschützt  haben,  werden  ihre  Fabri- 
kanten durch  das  Gesetz  in  grosse  Noth  gebracht,  und 
nach  zehn  Jahren  schon  wird  deren  Verlegenheit  so 
gross  werden,  dass  man  das  Ausweisungsgesetz  wird 
aufheben   müssen. 

Ich  komme  nun  zum  dritten  Grunde  der  künftigen 
Grösse  Chinas,  indem  ich  behaupte,  dass  die  Chinesen 
in  den  fremden  Colonialstaaten  das  Uebergewicht  er- 
langen  werden. 

Was  hat  Europa  zu  so  hoher  Macht  verholfen  ?  Nicht 
zum  wenigsten  der  reiche  Ertrag  seiner  Colonien. 
Europa  ist  fast  der  kleinste  von  allen  Erdtheilen 
und  dabei,  den  Norden  von  Russland  ausgenommen, 
am  dichtesten  bevölkert.  Seit  drei  bis  vier  Jahrhun- 
derten schon  ist  man  wegen  dieser  Dichtheit  in  grosse 
Noth  gerathen  und  hat  darum  andere  Erdtheile  auf- 
gesucht und  entdeckt,  wie  Columbus  Amerika  u.  s.  w. 
Die  weisse  Race  wanderte  in  alle  vier  anderen  Erd- 
theile aus  und  erlangte  überall  Macht,  Recht  und  Vor-' 
theil.  So  entstand  ihre  heutige  Grösse.  Sie  wäre  an 
ihrer  Fülle  in  Europa  zugrunde  gegangen,  wenn  Europa 
sich  selbst  verschlossen  hätte. 

Wo  hat  aber  der  Weisse  trotz  jahrhundertelanger 
Colonialpolitik  gute  Erfolge  gehabt?  Nur  in  den  Ver- 
einigten Staaten  von  Amerika,  nicht  aber  in  Canada, 
Australien,  Afrika  u.  s.  w.  Die  europäischen  Mutter- 
länder  treiben  besonders  seit  den  letzten  Jahrzehnten 
sehr  eifrig  Colonialpolitik,  doch  ohne  entsprechenden 
Erfolg.  Namentlich  in  Afrika  wie  im  Nordwesten  von 
Asien  sieht  man  nur  geringe  Früchte  ihrer  Thätigkeit. 
Sind  daran  allein  die  vielen  wüsten  und  unwirthlichen 
Landstriche  schuld  ?  —  Nein ! 

Brasilien  in  Südamerika  und  Mexico  in  Mittelamerika 
erstrecken  sich  durch  warme  und  heisse  Zonen.  Brasilien 
ist  i6mal  und  Mexico  Jmal  grösser  als  Frankreich. 
Dieses  hat  im  Durchschnitt  72  Einwohner  auf  i  im*, 
Mexico  indessen  nur  5  und  Brasilien  gar  nur  1*41 
Diese  beiden  Länder  haben  ungefähr  das  gleiche  Klima 
wie  China  und  sind  ebenso  fruchtbar  und  ausserordent- 
lich reich  an  allerlei  Erzeugnissen  des  Bodens.  Länder, 
die  an  Naturschätzen  reicher  sind,  gibt  es  überhaupt 
nicht,  und  trotzdem  können  die  Weissen  aus  eigener 
Kraft  diese  Länder  nicht  tief  genug  durchdringen, 
üeberall  liegen  weite  Gegenden  noch  unbebaut,  weil 
es  an  Menschen  zu  ihrer  Bearbeitung  fehlt,  und  ob- 
wohl den  europäischen  Unternehmern  beim  Anblick  der 
grossartigen  Naturschätze  sozusagen  das  Wasser  im 
Munde  zusammenläuft,  macht  die  Cultur  aus  Mangel  an 
Arbeitern  keinen  bedeutenden  Fortschritt.  Europa  hat 
dafür  eine  zu  geringe  Arbeiterzahl,  und  alle  Arbeiter 
können  nicht  auswandern,  um  den  Reichthum  der 
ganzen   Welt  zusammenzuraffen. 

Sämmtliche  europäischen  Staaten,  Russland  ausge- 
nommen, besitzen  viele  vornehme  Leute  und  wenig 
.Arbeiter.  Nach  den  Ländern,  wo  man  schon  vorge- 
arbeitet hat,  kann  Europa  noch  genug  Menschen  ent- 
senden, nicht  aber  dahin,  wo  noch  Alles  im  Urzustände 
ist.  Dafür  ist  die  2^hl  der  Europäer  zu  gering.  Aus 
diesem  Grunde  richten  sich  die  Europäer,  wie  unser 
Sprichwort  sagt,  mit  tausend  Händen  und  hundert  Mil- 
lionen Augen  wohl  nach  Ostasien,  nicht  aber  nach 
dem  unbebauten  Südamerika. 

Es  ~  gibt  fünf  Racen  auf  der  Welt.  Die  rothe  Race 
wird  mit  der  Z'it  verschwinden.   Die  schwarte  und  die 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


gelbbraune  sind  sehr  faul  und  können  sich  nicht  selbst 
ernähren,  da  sie  nicht  im  Stande  sind,  Entbehrungen 
zu  ertragen  und  ernstlich  zu  arbeiten.  Darum  brauchen 
wir  von  diesen  beiden  Racen  nicht  weiter  zu  sprechen, 
obwohl  sie  nicht  untergehen  werden.  Die  allertüch- 
tigste,  die  weisse  Race  ist  trotzdem  unfähig,  unan- 
gebaute  Länder  zu  cultiviren.  Wer  allein  kann  also 
die  Länder  cultiviren  und  die  ganze  Erde  reich  und 
schön  gestalten?  Nur  die  gelbe  Race.  Ohne  Chi- 
nesen hätte  man  bei  der  Colonisirung  von  Nord- 
amerika, Australien  u.  s.  w.  nicht  so  schnelle  Erfolge 
errungen.  Die  weisse  Race  behandelt  aber  die  Chinesen 
so,  wie  man  auf  der  Jagd  den  Hund  nicht  achtet,  der 
den  Hasen  bringt,  oder  beim  Fischen  das  Netz,  das 
die  Fische  fängt.  Gerade  so  wenig  beachten  uns  die 
Weissen,  Trotzdem  werden  die  Erfolge  der  Chinesen 
im  Westen  von  Nordamerika  und  in  Australien  nicht 
verschwinden.  Sie  haben  bis  dahin  nur  für  die  Weissen 
gearbeitet,  für  sich  selbst  aber  keinen  Nutzen  und  Vor- 
theil  gehabt.  Das  ist  die  Folge,  dass  unser  Reich  so 
schwach  ist  und  wir  nicht  wussten,  wie  schlau  die 
Weissen  sind.  Darum  haben  wir  alles  Recht,  das  wir 
bekommen  sollten,  den  Weissen  überlassen.  Alles  haben 
wir  bisher  verloren,  doch  sind  uns  endlich  die  Augen 
aufgegangen  und  wir  zu  der  Ueberzeugung  gekommen, 
dass  unsere  Race  nur  für  sich  selbst  immer  tüchtig 
weiter  arbeiten  soll.  Das  ist  der  dritte  Grund,  warum 
China  sicherlich  immer  bedeutender  und  mächtiger 
werden  wird. 

Um  dieses  Ziel  zu  erlangen,  müssen  wir  vor  Allem 
unser  Reich  zu  voller  Kraft  erheben.  Man  wird  freilich 
sagen,  die  fremden  Mächte  haben  schon  fest  beschlossen, 
China  in  fünf  Jahren  unter  sich  zu  theilen,  und  die 
innere  Verwirrung  in  China  ist  so  gross,  dass  es 
scheint,  als  ob  wir  vor  Sonnenuntergang  ständen.  Wie 
kann  man  also  so  närrisch  sein,  über  Chinas  Zukunft 
zu  schreiben?  Selbst  jedes  Kind  muss  sehen,  es  ist 
unmöglich,  unser  Reich  zu  retten.  Ich  aber  entgegne  so: 
Washington  hat  sieben  Jahre  gekämpft,  um  die  Ver- 
einigten Staaten  zu  befreien,  und  in  neuerer  Zeit  haben 
die  Nord-  und  Südstaaten  vier  Jahre  mit  einander  ge- 
rungen, und  doch  bat  Nordamerikas  Macht  keinen  Schaden 
gelitten,  Napoleon  hat  die  Menschen  gemäht  wie  der 
Bauer  das  Gras,  und  wie  oft  hat  Frankreich  seit  loo 
Jahren  die  Verfassung  geändert,  doch  hat  dies  Frank- 
reichs Stärke  nichts  geschadet.  Japan  wurde  vor  40 
bis  50  Jahren  von  Russland,  Amerika  und  England  an 
seinen  Küsten  bedroht  und  beschossen,  und  im  Innern 
kämpften  die  Chosbuner  und  Satsumaner  mit  allen 
übrigen  Japanern,  und  trotzdem  ist  Japan  nicht  schwächer 
geworden.  Darum  hört,  ihr  meine  Leser,  die  Noth  wird 
auch  unser  himmlisches  Reich  wieder  mit  frischer  Kraft 
erfüllen,  es  vom  Tode  zu  neuem  Leben  erwecken  und 
vom  drohenden  Untergang  zu  weiterem  Fortbestand 
erheben.  Es  ist  sehr  schlimm,  dass  meine  Landsleute 
zu  wenig  den  Grund  unserer  heutigen  Gefahr  erkennen, 
wenn  sie  ihn  aber  erkennen  werden,  so  wird  unser 
Reich  bald  aus  aller  Noth  gerettet  sein. 


THIERLEBEN  UND  JAGDVERHÄLTNISSE 
IN  DEUTSCH-OSTAFRIKA. 

Ueber  die  Thierwelt  Deutsch-Ostafnkas  sind  srbr 
viel  irrthümliche  Vorstellungen  und  ebenso  sehr  ver- 
schiedene Ansichten  verbreitet,  je  nach  den  Eindrücken; 
Erlebnissen,  Wahrnehmungen,  welche  sich  neueren 
Forschern  und  Jagdliebhabern  dort  boten. 

Mit  der  fortschreitenden  Ausbreitung  des  colonisato- 
rischen  Werkes  und  der  wachsenden  Ausdehnung  der 
culturcllen  Zone  erfährt  auch  der  Thierbestand  an 
einzelnen  Stellen  eine  Abminderung,  während  er  an 
anderen  sich  vermehrt,  an  keinen  aber  dem  Menschen 


in  der  Unterwerfung  des  Hinterlandes  ernste  Schwierig- 
keiten macht.  Ueber  die  Verschiebungen,  die  sich  in 
der  Thierwelt  innerhalb  des  deutschen  Schutzgebietes 
vollzogen  haben,  haben  in  letzter  Zeit  aufmerksame 
Beobachter  mehrfach  Mittheilungen  gemacht,  die  Inter- 
esse gewähren.  Es  sei  deshalb  nachstehend  in  kurzen 
Zügen  ein  Bild  entworfen  von  der  Vertheilung  der- 
jenigen Thierarten,  welche,  sei  es,  dass  sie  zur  Er- 
nährung des  Menschen  dienen  oder  im  Verkehrs-, 
industriellen  oder  wirthschaftlichen  Zwecke  in  Betracht 
kommen.  In  der  Hauptsache  stützt  sich  diese  Schilde- 
rung auf  die  Angaben  und  Aufzeichnungen  zweier 
Männer,  welche  in  der  neuesten  Zeit  theils  als  Reisende, 
theils  als  Colonisatoreu  sich  um  die  Afrikaerforschung 
verdient  gemacht  haben.  Es  sind  damit  die  Herren 
Bronsart  v.  Schellendorf  und  Dr.  Schöller  gemeint. 
Beide  ausgezeichnet  durch  den  Fleiss  und  den  Ernst, 
mit  welchem  sie  die  von  ihnen  ins  Auge  gefassten 
Aufgaben   behandelten. 

Wie  der  Erstere  berichtet,  kommen  am  Kilimand- 
jarogebirge  und  in  den  Steppen  am  Meru  und  Kili- 
mandjaro  kommen  wohl  fast  alle  Wildarten  Afrikas  vor, 
von  den  Riesen  der  Thierwelt,  dem  Elephanten,  Nashorn 
und  Flusspferde,  bis  zu  kleinsten,  den  zierlichsten  Anti- 
lopen. Auch  nahezu  alles  Raubzeug  ist  zahlreich  vertreten, 
ganz  besonders  kommen  viele  Löwen  vor.  Wühl  nirgends 
in  unserem  Schutzgebiete  ist  noch  ein  solcher  Elephanten- 
stand  wie  am  Kilimandjaro  und  den  Merubergen.  Feste 
Wechsel  oder  Standorte  haben  die  Elephanten  nicht, 
sondern  befinden  sich  ununterbrochen  auf  Wanderungen. 
In  grossen  Zügen  kann  man,  wenn  man  das  Ganze 
überschätzt,  bei  diesen  Thieren  von  einer  Art  Regel- 
mässigkeit sprechen,  da  sie,  bestimmten  Futterarten 
folgend,  zu  bestimmten  Zeiten  in  gewissen  Gegenden 
erscheinen.  Wie  die  jungen  Thiere  riesengross  sind, 
so  riesig  sind  auch  die  regelmässigen  Zeitperioden, 
welche  ihre  Wanderungen  bezeichnen.  Nicht  nur  das 
Futter  ist  bestimmend  für  diese  Wanderungen,  sondern 
Regenfälle  und  die  Beunruhigung  durch  die  Mensclien. 
Namentlich  die  planlose  Jagd,  wie  sie  leider  immer 
noch  am  Kilimandjaro  betrieben  wird,  hält  die  Thiere 
in  steter  Unruhe,  in  einer  Art  nervöser  Auffegung. 
Fraglos  hat  diese  stete  Nervosität  auch  einen  un-' 
günstigen  Einfluss  auf  die  Fortpflanzung  der  Elephanten. 
Nicht  nur  durch  das  positive  Abschiessen  werden  sie 
decimirt,  sondern  auch  die  Fortpflanzung  wird  be- 
hindert. Es  ist  unbegreiflich,  dass  immer  noch  nichts 
Energisches  geschieht,  um  gerade  am  Kilimandjaro  den 
Elephantenstand  zu  erhalten,  wo  zweckmässige  Maass- 
regeln verhältnissmässig   leicht  durchzuführen   sind. 

Die  Elephanten  sind  nach  SunJerson  dumme  Thiere, 
aber  sehr  gelehrig.  Sie  fallen  sehr  leicht  in  ihnen  ge- 
stellte Gruben.  Ihr  Gerucbsinn  ist  hervorragend  aus- 
gebildet. Gehör  ebenfalls,  wohingegen  Gesicht  sehr 
schlecht  ist;  daher  erste  Regel  bei  der  Jagd  :  lautloses 
Schleichen  und  unter  dem  Wind  bleiben.  Das  Leben 
des  Elephanten  hat  entschieden  etwas  Menschliches, 
d.  h.  das  Familienleben  und  das  Heerdenleben.  Eine 
solche  Heerde  hält  zusammen,  als  ob  sie  zu  einem 
Corps  gehörten.  Der  Wachedienst  ist  vorzüglich  organi- 
sirt.  Den  Marsch  betrachten  die  Thiere  als  Dienst. 
Haben  sie  eine  Wanderung  vor  sich  und  sich  ein  be- 
stimmtes Ziel  gesetzt,  so  wird  eben  nur  marschirt ; 
Fressen  gibt  es  nicht  unterwegs.  Kaum  dass  sie  sich 
am  Bach  oder  Tümpel  etwas  Ruhe  gönnen  oder  sich 
im  Schlamme  wälzen.  Wenn  sie  es  thun,  so  geschieht 
es  in  einer  Art  Hast;  in  den  nächsten  hohen  Bäumen 
schuppern  sie  sich,  einer  nach  dem  anderen  —  so 
dass  der  ihm  folgende  Mensch  später  am  Baume  die 
Höhe  des  höchsten  Bullen  taxiren  kann  —  und  dann 
geht  es  eiligst  weiter.  Erst  wenn  sie  ihren  beabsichtigten 
Futterplatz  erreicht  haben,  tritt  einige  Ruhe  ein.  Die 
Thiere  schieben  sich  zwischen  den  schwankenden 
Büschen    und  Bäumen    bin    und    her,    fassen    mit   dem 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Rassel  Aeste  und  Blätter,  man  hört  das  Krachen  der 
brechenden  Aeste.  Trifft  der  Mensch  auf  solch  eine 
äsende  Heerde,  und  die  Thiere  bekommen  Wind,  so 
verstummt  der  Lärm  plötzlich,  man  sieht  wohl  noch 
etwas  Staub  aufwirbeln,  immer  ferner  einige  Baum- 
kronen ruckweise  schwanken,  und  lautlos,  fast  ge- 
spenstisch ist  die  Heerde  verschwunden.  Meist  wird 
aber  der  Elephant  nur  krank  geschossen,  und  in  den 
seltensten  F'ällen  bekommt  der  Jäger  ihn.  Häufig  finden 
ihn  die  Bewohner  einer  ganz  anderen  Landschaft.  Die 
Wadschagga,  welche  ja  wie  alle  Neger  nur  soweit 
rechnen,  wie  ihre  Nase  reicht,  freuen  sich  darüber, 
wenn  recht  viel  geknallt  wird,  da  sie  dann  dauernd 
die  Aussicht  haben,  viel  Elfenbein  zu  finden.  Auf  diese 
Weise  wird  trotz  wiederholter  Warnungen  verfahren, 
und  so  wird  bald  der  schöne  Elcpbantenstand  ver- 
schwunden sein.  Kommen  Elephanten  in  die  Steppen, 
so  stellen  ihnen  die  Massais  mit  vergifteten  Pfeilen 
nach ;  ihre  Art  zu  jagen  ist  weit  rationeller,  weil  sie 
brillant  spüren  und  die  Jäger  fast  immer  ihre  Ele- 
phanten bekommen,  dabei  hilft  ihnen  die  Uebersicbt- 
lichkeit  der  Steppen. 

Giraffen  sind  wieder  zahlreich  in  den  Steppen  und 
Plussläufen,  nachdem  sie  vor  circa  acht  Jahren  bei 
der  grossen  Wildseuche  fast  alle  gefallen  waren.  Es 
haben  entschieden  auch  Einwanderungen  stattgefunden. 
Man  hat  häufig  Heerden  von  40  bis  50  in  der  Steppe 
angetroffen;  bis  auf  600  m  an  die  Station  Moschi 
kamen  einst  zwölf  Giraffen.  Auch  sie  haben  keinen 
regelmässigen  Wechsel ;  ihr  Wandern  hängt  vom  Blätter- 
schmuck der  Dornakazien  und  in  der  Trockenzeit  von 
Wasser  ab.  Sie  sind  enorm  scheu  und  sehr  schwer 
anzupürschen  und  brauchen  einen  guten  Schuss,  am 
besten  an  der  Grenze  zwischen  Hals,  Widerrist  und 
Schultern  ;  mit  dem  Schuss  liegen  sie  meist  im  Feuer. 
Die  Gnus  leben  in  ungezählten  Mengen  in  den 
Steppen  (weisse  und  bunte  Gnus,  wie  in  den  zoologi- 
schen Gärten).  Ihre  Jagd  hat  am  meisten  Berechtigung 
und  ist  am  ergiebigsten.  Wenn  man  vernünftig  jagt, 
kann  der  Bestand  vollkommen  erbalten  bleiben.  Man 
muss  es  nicht  machen  wie  andere  Herren,  denen  das 
Anpürschen  zu  langweilig  ist,  und  die  bis  auf  300  bis 
400  m  erst  eine  Anzahl  krank  schiessen,  ehe  sie  einen 
Bullen  umlegen.  Am  besten  ist  das  Anpürschen  an 
einzelne  Gnus.  Es  ist  sehr  schwer  und  erfordert  viel 
Geduld.  Ist  em  Gnu  aufmerksam  oder  bat  es  Verdacht 
geschöpft,  so  muss  man  oft  eine  Viertelstunde  und 
noch  länger  versteckt  liegen,  damit  es  sich  wieder 
beruhigt.  Man  soll  besonders  beim  Gnu  nur  schiessen, 
wenn  man  eines  guten  Schusses  sicher  ist.  Bester 
Schuss  Halsblatt,  nahe  am  Hals,  sonst  verliert  man 
das  angeschossene  Thier  meist  oder  muss  stundenlang 
hinterher  sein,  da  in  der  Steppe  zu  viel  sich  kreuzende 
Wildsorten  sind,  und  der  Schweiss  meist  bald  aufhört, 
auch  muss  man  ein  krankes  Thier  immer  im  Auge  be- 
balten. 

Das  Zebra  wird  nicht  gejagt,  im  Gegentheil,  es 
erfährt  eine  sorgfältige   Schonung. 

Wir  haben  bei  der  brennenden  Transportfrage  noch 
immer  kein  Zugthier  in  Ostafrika  und  werden  ein 
solches  aus  ausserafrikanischen  Ländern  wohl  auch 
nie  bekommen,  trotz  aller  Versuche.  Die  Engländer 
haben  an  2000  Esel,  Pferde,  Maulthiere  für  den  Bau 
der  Uganda-Eisenbahn  angeschafft,  von  denen  ihnen 
das  Stück  25 — 50  £  kostet ;  dabei  weiden  zu  beiden 
Seiten  der  Bahn  grosse  Heerden  von  Zebras  herum. 
Uns  ergeht  es  noch  schlimmer,  denn  einmal  haben 
wir  zu  solchen  Sachen  nicht  die  Mittel,  auch  gar  nicht 
die  colonialcn  Beziehungen  auf  der  Welt,  um  über- 
haupt Thiere   in   genügender  Zahl  zu   bekommen. 

Pferde,  Maulthiere,  Mascatesel,  ja  selbst  eingeborene 
Esel  crepiren  an  der  Tse-tse-Fliegc,  an  Anthrax  und 
anderen  noch  nicht  aufgeklärten  Krankheiten  ret- 
tungslos. 


Das  einzige  Thier,  das  positiv  immun  ist,  ist  das 
Zebra.  Schon  diese  einfache  Ueberlegung  genügt,  um 
die  Zukunft  dieses  l'bieres  zu  kennzeichnen.  Oass  ei 
zieht,  ist  vielfach  erwiesen.  Es  fragt  sich  aber  nur, 
ob  man  Zebras  in  genügender  Zahl  schaffen  kann. 

Das  Doppelnashorn    ist    sehr  häufig.     Es  treibt  sich 
in  den   Uferwaldungen    und    in  den  Tscbctschuner  und 
Situma-Bergen     herum.     Wenn     nach     Abbrennen     der 
Steppe  junger  Nachwuchs  kommt,  10  kommen  die  Nas- 
hörner auf  ihren   parallelen   Wechseln    aus  den   Bergen 
durch  den   Fluss  in  die  Steppe,    und    man    kann  noch 
um   7 — 8  Uhr  Morgens  in  allen  Richtungen  einige  äsen 
sehen.   Um    Ys9  '-""'  ^i'"^  ^'^^  meist  im   Walde.   Einigte, 
die  sich  zu  voll  gefressen  haben,    bleiben    auch    tags- 
über   in    der  Steppe  unter  Dornakazien  und  Gestrüpp 
liegen  ;  diese   neigen   besonders  zum   Annehmen.    Diese 
Thiere  sind  entschieden  gefährlich  für  die  Eingeborenen, 
namentlich  die  zum  Essenkauf  nach  dem  Berg  gehenden 
Massai-    und    Ndorobbo-Weiber,     für    einen    Europäer, 
der    gut    Jäger    ist    und    die    Gewohnheit    der  Thiere 
kennt  und  M,  88   führt,  dagegen  ziemlich  ungefährlich. 
Was    die    Handhabung     der    Jagd    in    Deutsch-Ost- 
afrika  betrifft,    so  herrscht    auf  diesem   Gebiet  ein  Zu- 
stand der  Regellosigkeit,  ja  der  Zügellosigkeit,  welcher 
dem    reichen   Bestand    an    Nutzthieren    und    dem   Wild 
verhäugnissvoll  zu   werden  droht.     Es  ist  nicht  sowohl 
der  unabhängige,  jetzt  mit  einem  guten  Gewehr  neuerer 
Construction  bewaffnete  Eingeborene    als  vielmehr  der 
unter  deutschem  Oberbefehl  stehende,  mit  dem  Mauser- 
Gewehr     ausgerüstete     Schutztruppensoldat     (Askari), 
von   welchem    die  Verheerung    der  Thierwelt  ausgeht. 
Die  Karawanen  auf  dem  Marsche  müssen  ihre  Träger 
mit  F'leisch   versorgen;  dies  geschieht  am   einfachsten, 
indem  man  das  Wild  schiessen  lässt,  Stationen  brauchen 
Fleisch,    und     wiederum    werden    die  Askari    zur  Jagd 
geschickt.     Eicentrisch  voranschreitend,    wird    so    der 
Kreis  grösser  und  grösser,    der    der  Verödung    preis- 
gegeben  wird.    An    der   Küste    von    Deutscb-Ostafrika 
ist    die  Jagd    schon    jetzt,    nach  dem   ersten  Jahrzehnt 
der  Colonisation,   stellenweise  sehr  wenig  lohnend.     In 
der    directen   Umgebung    des    Gouvernementssitzes    ist 
jetzt  nicht  viel  mehr  zu  erjagen,  aber  es  wird   besser, 
je    weiter    man     sich    davon    entfernt.     Marschirt    man 
z.    B.     von     Bagamoyo    an    der    Küste     entlang     nach 
Pangani,    so    gibt    es    immerhin  schon  einige  Wasser- 
vögel,  die  Jagdgelegenbeit  bieten ;    ferner    Bekassinen, 
Reiher,    Störche,    Brachvögel,    Seeschwalben,    Reiher- 
läufer   und   Strandläufer    in    grosser  Zahl    am   Meeres- 
strande,   Trappen     in     der  Grassteppe,    auch    hin   und 
wieder  eine  kleine  Antilope,  die  flüchtig  am  Horizonte 
verschwindet,    und   Flusspferde    sind    das  erste  grosse 
Wild,   das  man  zu  Gesichte  bekommt.  Aber  sie  kennen 
den  Jäger  so  gut    wie  dieser  sie,    und    meist    ist    das 
Flusspferd  der   Klügere,    es    tummelt    sich  vergnüglich 
im   Meere   und   streckt    nur   die   Nasenöffnung  so   wenig 
zum   Wasser  heraus,    dass    es    unmöglich    wird,    einen 
Schuss  anzubringen. 

Wendet  man  sich  dann  bei  Pangani  z.  B.  nach  dem 
Innern  und  folgt  dem  Panganiflusse  aufwärts,  so  bietet 
die  Jagd  auf  der  ersten  Tagreise  kaum  eine  nennens- 
werthe  Abwechslung.  Einige  Sumpf-  oder  Wasservögel 
belegen  den  Fluss,  Frankoline  und  Perlhühner  gehen 
hier  und  dort  mit  charakteristischem  Locktone  vor  der 
Karawane  auf  und  nieder,  dann  liegt  ein  kleines 
Krokodil  auf  einem  überhängenden  Baumstamme  des 
Panganillusses,  oder  man  hört  in  der  Feme  das 
Schnaufen  eines  Flusspferdes.  Schliesslich,  nachdem 
man  schon  tagelang  gewandert,  wird  die  erste  Anti- 
lope erlegt,  und  auch  diese  ist  zweifellos  nur  ein 
Buschböcklein,  Dort  ist  die  Grenze  des  eigentlichen 
hohen  Wildes  bei  Buiko,  also  ungefähr  acht  Tage- 
märsche von  der  Küste  entfernt.  An  jener  Stelle  tritt 
das  Paregebirge  bis  nahe  an  den  Fluss  heran  und 
lässt  nördlich  eine  langgezogene  Steppe  frei,   die  sich 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


längs  des  Pangani  hinzieht,  während  sich  jenseits  des 
Flusses  endlos  die  grosse  Massaiebeoe  erstreckt.  Diese 
Grenze  des  hohen  Wildes  ist  scharf  gezogen.  Während 
man  vorher  kaum  auch  nur  eine  grössere  Antilope  zu 
entdecken  vermag,  tauchen  oberhalb  Butkos  ganz 
plötzlich  Kuhantilopen,  Gazellen,  kleine  Kuduantilopen, 
Zebras,  Strausse,  grosse  Trappen  und  Wildschweine 
auf,  sogar  Giraffen-  und  Elephantenspuren  werden, 
wenn  auch  aus  der  Regenzeit,  sichtbar.  Von  hier  ab 
beginnt  nun  längs  des  Panganiflusses  ein  kleines  Jagd- 
eldorado. Es  ist  am  Pangani  thatsächlich  Alles,  was 
man  nur  erhoffen  konnte,  und  angesichts  der  grossen 
Nähe  der  Küste  in  ganz  erstaunlicher  Zahl. 

Gerade  in  dieser  erwähnten  Steppe  scheint  noch 
nicht  allzu  viel  und  allzu  häufig  gejagt  worden  zu 
sein,  sie  ist  allerdings  auch  von  den  nächsten  Ansiede- 
lungen etwas  unbequem  zu  erreichen.  Zu  den  oben 
angeführten  Wildarten  tritt  noch  das  Nashorn  hinzu, 
die  Giraffengazelle,  die  Elen-  und  Suaraantilope,  der 
Wasserbock,   der   Riedbock,   Grandigazelle  etc. 

Die  oberen  Regionen  des  Kilimandscharo  und  des 
Meruberges  beherbergen  einige  Elephantenheerden,  die 
alljährlich  in  kleinen  Trupps  in  die  Panganiebene  etc. 
herabsteigen  und  vereinzelt  auch  von  den  Europäern 
dort  zur  Strecke  gebracht  werden.  Leichter  wie  diesen 
fallen  sie  den  Eingeborenen  zum  Opfer,  die  speciell 
am  Meruberge  die  Jagd  ausüben,  ohne  dass  man  eine 
Controle  darüber  haben  kann.  Da  in  jenen  Theilen 
Ostafrikas  die  Elephanten  allmälig  seltener  werden, 
jedenfalls  im  Verhältniss  zur  Westküste  bedeutend  ab- 
genommen haben,  so  würde  es,  um  eine  vollkommene 
Ausrottung  zu  vermeiden,  mit  Freuden  begrüsst  werden 
müssen,  wenn  es  gelingt,  den  Elfenbeinhandel  und  den 
regulären  Abschuss  der  Elephanten  nur  in  die  Hände 
der  Europäer  zu  bringen.  Auf  diese  Weise  würden 
wenigstens  die  Weibchen,  jedenfalls  die  noch  säugenden 
jungen  Thiere  geschont  bleiben. 

Was  die  Verfolgung  des  Elephanten  betrifft,  so  sind 
Elephanten  in  ganzen  Heerden  weniger  aggressiver  Natur 
wie  einzelne  isolirte  alte  Einsiedler-Bullen,  die  häufig 
angeschossen  angreifen.  In  einzelnen  Gegenden,  wie 
am  Nordufer  des  Victoriasees,  wo  die  Elephanten 
häufig  und  viel  gejagt  sind,  werden  sie  ausser- 
ordentlich gefährlich,  und  es  mag  dort  vorkommen, 
dass  sie  sogar  unangeschossen  zum  Angriffe  über- 
gehen. 

Die  Jagd  auf  Strausse  ist  ohne  Pferde  mit  ziem- 
lichen Schwierigkeiten  verknüpft,  da  der  Strauss  ein 
so  scharfes  Gesicht  hat,  dass  er  den  Jäger  früher  er- 
späht wie  dieser  ihn,  was  eine  Anpürsche  sehr  er- 
schwert. Die  Weibchen  sind  schliesslich  noch  sorgloser, 
aber  man  hat  es  natürlich  auf  die  schön  gefärbten 
Männchen  abgesehen,  und  man  kann  es  geradezu  als 
ein  besonderes  Jagdglück  bezeichnen,  wenn  man  ein 
solches  zur  Strecke  bringt.  Irgendwie  in  die  Enge 
getrieben,  verlieren  die  Thiere  jedoch  vollkommen 
den  Kopf  und  rasen  dann  manchmal  ganz  planlos  umher, 
wobei  sie  dann  manchmal  in  allerdings  denkbar  be- 
schleunigtem Tempo  direct  auf  den  Jäger  zurennen,  ihm 
so   Gelegenheit   zum   Schusse   geben. 

In  neuerer  Zeit,  wo  man  auch  in  unserer  Colonie 
beabsichtigte,  Strausse  zu  züchten,  wird  man  mehr 
das  Jagen  der  Strausse  einschränken  müssen  ;  man  hat 
dann  eine  grössere  Chance,  entweder  die  alten  Thiere 
durch  Treiben  einfaugen  zu  können  oder  junge  Strausse, 
respective  Eier  von  den  Eingeborenen  zum  Kaufe  zu 
erhalten.  Das  Project  der  Straussenzucht  in  der  deut- 
schen Colonie  hat  bisher  in  der  Nähe  des  Kilimandscharo 
bestanden  und  wird  hoffentlich  zur  Realisirung  ge- 
langen. Die  Federn  gerade  des  dortigen  Straussen- 
materiales  sollen  hervorragend  gute  und  schöne  sein. 
Jenseits  des  Merubeiges  ist  man  'n  der  eigentlichen 
Massaisteppe,  und  hier  entwickelt  sich  nun  das  reichste 
und  mannigfachste  Thierleben,    welches  man  sich  vor- 


zustellen in  der  Lage  ist.  Hier  in  der  Massaisteppe  mit 
den  dazwischen  liegenden  kleinen  Salzseen  sind  alle 
Vorbedingungen  enthalten,  die  dem  Wilde  erwünscht 
sein  können:  eine  endlos  mit  Gras  bewachsene  Fläche, 
die  der  Fuss  des  Europäers  noch  kaum  berührt  hat, 
wo  also  das  Wild  noch  nicht  die  verderbliche  Wirkung 
des  Feuergewehres  kennt,  dazwischen  einzelne  be- 
waldete Hügelpartien  und  hier  und  dort  in  der  Steppe 
lichter  Akazienbestand.  Diese  Massaisteppe  dehnt  sich 
aus  bis  zum  Victoriasee  und  weit  hinein  in  den  Süden 
der  deutschen  Colonie  und  findet  in  englischem  Ge- 
biete ihre  Fortsetzung.  Sie  beherbergt  Alles,  sagt 
Dr.  Schöller,  was  man  von  afrikanischem  Wilde  sich 
vorstellen  mag :  auf  den  endlosen  Grasflächen  das 
Zebra,  den  Strauss,  das  Gnu,  die  Grandi-  und  Thomsoni- 
gazelle,  die  Kuhantilope,  das  Nashorn,  an  den  Ufern 
der  Flüsse,  an  dem  sich  entlang  ziehenden  Wald- 
streifen, den  Wasserbock  und  die  Suara-Antilope, 
vielleicht  auch  die  Giraffengazelle,  und  in  dem  lichten 
Akazienbestande  die  Giraffe.  Die  Uferseen  sind  be- 
deckt von  zahllosen  Wasservögeln,  von  unendlichen 
Mengen  grosser  und  kleiner  Flamingos,  Möven,  Strand- 
läufer, Marabus  etc.,  und  sollte  ein  Süsswasseriluss 
die  Ebene  durcbfliessen,  so  ist  er  zweifellos,  wie  die 
Süsswasserseen,  die  Heimat  zahlloser  Flusspferde  und 
Krokodile.  Besteigt  man  irgend  einen  Hügel  inmitten 
der  Ebene,  so  hat  man  meist  ein  so  wunderbares  Bild 
afrikanischen  Thierlebens ;  es  ist  hier  speciell  die 
Strecke  unterhalb  des  Natronsees  gemeint,  wie  man  es 
sich  schöner  nicht  auszudenken  vermöchte.  Es  ist  ge- 
radezu unmöglich,  sich  hier  ein  Bild  zu  machen  von 
dem  unendlichen  Reichthum  an  jagdbarem  Wilde,  den 
man  heute  noch  in  von  Europäern  wenig  betretenen 
Gebieten  antrifft.  Noch  anziehender  wird  zweifellos 
das  Bild,  wenn  gar  das  eine  oder  andere  Raubthier, 
z.  B.  ein  Löwe,  majestätisch  zwischen  den  Thier- 
heerden  einherwandelt.  Einzeln,  meist  zu  zweien,  einmal 
sogar  zu  sieben  beisammen,  sieht  man  die  Löwen  am 
hellen  Tage  auf  der  Athi  -  Ebene  einherschreiten, 
mitten  zwischen  den  Gnu-  und  Zebraheerden,  denn 
diese  sind  an  den  Anblick  bereits  so  gewöhnt,  dass 
sie  kaum  dem  Löwen  ausweichen.  Ganz  so  majestätisch 
wie  im  zoologischen  Garten  sieht  der  Löwe  dann 
allerdings  nicht  aus,  meist  zieht  er  es  vor,  so  kurze 
Zeit  wie  nur  möglich  in  der  Nähe  des  Menschen  zu 
verweilen,  und  sucht  sein  Heil  in  der  Flucht.  Es  ist 
dies  freilich  kein  beschleunigtes  Davonrennen,  sondern 
ein  sich  allmäliges  Zurückziehen,  wobei  der  Löwe 
nicht  versäumt,  hin  und  wieder  einen  Blick  rückwärts 
nach  dem  Menschen  zu  werfen,  den  er  jedoch  nur 
ungern  so  nahe  heran  lässt,  dass  man  eine  Kugel  an- 
zubringen vermöchte.  Trifft  man  ihn  an  dem  Cadaver 
eines  erlegten  Wildes,  so  ist  er  mehr  geneigt,  den 
Menschen  zu  erwarten,  ihn  anzunehmen.  Im  Allge- 
meinen ist  der  centralafrikanische  Löwe  weniger  gefähr- 
lich  wie   der  südafrikanische. 

Ueber  die  Gewohnheiten  und  den  Charakter  des 
Löwen  gibt  ein  erfahrener  englischer  Jäger,  Kirby, 
sehr  belehrende  Aufschlüsse.  Seiner  Angabe  nach 
haben  die  Löwen  im  Allgemeinen  die  gleichen  hervor- 
stechenden Eigenschaften,  obgleich  ein  jeder  natürlich 
seine  eigene  Individualität  besitzt,  so  dass  es  unnjög- 
lich  ist,  ein  richtiges  Urtheil  über  den  Charakter  und 
die  Handlungsweise  von  einem  oder  zweien  unter  ge- 
wissen Umständen  zu  gewinnen,  da  Andere  in  einer 
ähnlichen  Lage  doch  sehr  verschieden  handeln  können. 
Scheu  und  zurückgezogen  von  Natur,  sind  sie  nur 
selten  während  des  Tages  zu  treffen,  ausser  wenn  sie 
bei  einem  Mahle  gestört  werden,  und  selbst  dann 
gehen  sie  sehr  schnell  und  erschreckt  fort,  wenn  sie 
die  Annäherung  gewahr  werden.  Wenn  sie  in  unmittel- 
barer Nähe  überrascht  werden,  so  springen  sie  ge- 
wöhnlich mit  tiefem,  kurzem  Grunzen  davon.  Es  ist 
in    der  That    des  Tages     über    durchaus    nichts    von 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


ihnen  zu  fürchten,  wenn  man  sie  nicht  weiter  belästigt 
oder  wenn  sie  «ich  nicht  in  einem  halbverhungerten 
Zustande  befinden,  Sic  pflegen  gewöhnlich  unter  tiefem 
Grollen  einige  Schritte  gegen  den  Eindringling  zu 
machen,  wahrscheinlich,  um  ihn  zu  veranlassen,  so 
schnell  wie  möglich  sich  zu  entfernen,  aber  es  ist 
nicht  zu  befürchten,  daas  sie  unter  solchen  Umständen 
angreifen.  Ein  verwundeter  Löwe  jedoch  ist  ein  ganz 
anderes  Wesen  und  nimmt  den  unvorsichtigen  Jäger 
oft  an,  zumal  wenn  er  eingeengt  ist.  Ein  Löwe  greift 
niemals  weiter  als  auf  höchstens  27  m  Entfernung  an. 
Gewöhnlich  aber  ist  die  Entfernung  geringer.  Er  be- 
ginnt mit  einem  anscheinend  langsamen  Trab  —  in 
Folge  der  grossen  Länge  des  Thieres  ist  die  schnell 
zurückgelegte  Strecke  beträchtlich  —  pflegt  in  einer 
Entfernung  von  ungefähr  20  Schritten  zu  halten,  das 
grosse  Haupt  tief  zwischen  die  Schultern  gesenkt  und 
dabei  unaufhörlich  zu  brüllen.  Wenn  er  dann  nicht 
gehindert  wird,  so  stürmt  er  mit  einem  heftigen  An- 
prall an,  aber  springt  nicht.  Man  hat  gesagt,  dass 
ein  Löwe  niemals  seinen  Angriff  ausführen  wird,  wenn 
sein  Gegenüber  ihn  furchtlos  anschaut,  aber  erfahrene 
Jäger  lachen  über  diese  Behauptung.  Einige  Löwen 
können  vielleicht  durch  ein  kühnes  Auftreten  zurück- 
geschreckt werden,  aber  dazu  gehört  eine  gewaltige 
Kühnheit,  wenn  die  Löwen  sich  zum  Angriff  an- 
schicken. 

Die  Löwen  pflegen  einmal  am  Tage,  am  Abend 
zwischen  Sonnenuntergang  und  10  Uhr,  zur  Tränke  zu 
gehen,  aber  wenn  sie  während  der  Nacht  ein  Thier 
gerissen  haben,  gehen  sie  gelegentlich  zur  Tränke,  zu- 
mal wenn  die  Beute  in  der  Nähe  vom  Wasser  liegt. 
Sie  haben  dann  gewöhnlich  schon  i '/j — 2  Stunden 
gefressen.  Nach  der  Rückkehr  fressen  sie  noch  zwei 
Stunden  und  nehmen  wieder  Wasser  zu  sich,  und  nach 
einem  dritten  Besuch  des  Thieres  trinken  sie  noch 
einmal,  ehe  sie  für  den  Tag  sich  zur  Ruhe  legen. 
Wenn  das  Thier  fern  vom  Wasser  liegt,  so  bleiben  sie 
dabei  oder  in  der  Nachbarschaft  bis  zum  Morgen,  aber 
trinken  unfehlbar,  nachdem  sie  diese  verlassen  haben 
und  ehe  sie  sich  in  ihren  Schlupfwinkel  zurückziehen. 
Sie  schlürfen  laut  und  mit  Ausdruck  und  augenschein- 
lichem Vergnügen  und  pausiren  immer  zwischen  drei 
oder  vier  Zügen.  Löwen  pflegen  an  demselben  Ort  eines 
Flusses  selten  zweimal  zu  trinken,  wenn  sie  nicht  ein 
Thier  in  der  Nähe  gerissen  haben,  aber  wenn  Wasser 
selten  ist  und  die  Teiche  von  einander  entfernt  liegen, 
so  sind  sie  natürlich  gezwungen,  einen  Teich  häufig 
aufzusuchen. 

Während  des  Tages  liegen  sie  in  irgend  einem  dicken 
Rusch  in  der  Nähe  des  geschlagenen  Thieres,  häufig 
in  einem  dicken  Binsendickicht  oder  in  einer  grösseren 
Fläche  von  langem,  trockenem  Gras,  aber  noch  häufiger 
in  dickem,  niedrigem  Busch  mit  vielem  Schatten.  In 
der  Regel  gehen  die  Löwen  in  Partien  von  drei  oder 
vier  auf  die  Jagd,  aber  man  trifft  auch  nicht  selten 
Trupps  von   sieben,  acht  oder   neun. 

Die  Sprungkraft  des  Löwen  ist  nach  Kirby's  Ansicht 
bei  weitem  überschätzt,  obwohl  sie  sehr  beträchtlich 
ist.  üie  Löwen  geben  sich  sehr  selten  die  Mühe,  selbst 
den  kleinsten  Bach  zu  überspringen,  sondern  ziehen  es 
immer  vor,  herum  oder  hindurch  zu  gehen.  Er  be- 
zweifelt, ob  ein  Löwe  mehr  als  20  Fuss  ebenen  Grund 
mit  einem  Sprunge  decken  könnte,  obwohl  er  einmal 
eine  I-Öwin  auf  ein  Ufer  hinaufsptingen  sah,  welches 
zum  mindesten  20  Fuss  hoch  war,  und  zwar  ohne  dass 
«le  anscheinend  irgend  welche  Kraft  aufwandte.  Ueber 
die  Fähigkeit  der  Löwen,  Bäume  zu  ersteigen,  ist  bis 
jetzt  sehr  wenig  genau  festgestellt.  Man  hat  früher  den 
Fall  erlebt,  dass  rine  Löwin  20  Fuss  auf  einem  Raum 
kletterte,  um  einiges  Btiton  (getrocknetes  Fleisch)  zu 
holen,  welches  die  Kaffern  dort  zum  Trocknen  ausge- 
hängt hatten.  Einem  schweren  männlichen  Löwen  würde 
es  natürlich  unmöglich  sein,  zu  klettern,  aber  es  scheint 


^=^ 


L««dn 


je; 

kein  Grund  vorzuliegen,  warum  nicht  einfr  i/&w\a  das 
tbun  sollte  ausser,  wenn  sie  sehr  schwer  ist,  da  dann 
die  Kraft  der  Klauen  nicht  ausreicht,  um  den  schweren 
Körper  zu  halten.  Üie  Klauen  der  leichteren  Leoparden 
und  anderer  Felisarten  sind  stärker  im  Vcfbiltnisa  xa 
dem  Gewicht,  welches  sie  zu  tragen  haben,  und  daher 
erklettern  diese  Thiere  Bäume  sehr  leicht.  Uass  eic 
Löwe  wie  ein  Tiger  angreift  und  sich  an  einem  Baum 
aufrichtet,  um  den  zu  erreichen,  welcher  ihn  verwundet 
bat,  oder  welcher  seine  Aufmerksamkeit  nach  der  Ver- 
wundung auf  sich  gezogen  hat,  ist  eine  zweifellos  fest- 
stehende Thatsache,  aber  es  muss  in  der  That  als  un- 
gewöhnlich selbst  von  einer  Löwin  bezeichnet  werden, 
wenn  sie  auf  einen   Baum   klettert. 

Ein  vollkommen  erwachsener  Löwe  pflegt  40  Pfund 
Fleisch  auf  einmal  von  einem  1  hiere  zu  fressen,  das 
gross  genug  ist,  um  ihm  noch  einmal  am  nächsten  Tage 
Nahrung  geben  zu  können.  In  der  zweiten  Nacht  pflegt 
er  mehr  zu  fressen,  wahrscheinlich  weil  er  mehr  Zeit 
hat,  da  doch  in  der  ersten  Nacht  manche  Zeit  ver- 
loren gegangen  ist  durch  das  Oeflnen  und  Ausnehmen 
des  erbeuteten  Thieres  und  Abreissen  des  Haares.  Das 
Fleisch  wird  dann  in  grossen  Stücken  verschlungen. 
Das  Fressen  wird  von  einem  bässlicben  und  unan- 
genehmen Grunzen  begleitet,  wenn  die  Nacht  vorw&rts 
schreitet  und   der  Leib  sich  füllt. 

Von  kleineren  Raubthiercn  sind  verhältnissmässig 
häufig  der  Serval  und  eine  Reihe  anderer  kleiner  Wild- 
katzen, die  man  bei  Tage  dann  und  wann  in  hohem 
Grase  oder  niederem  Buschwerke  antrifft,  dann  auch 
die  in  Afrika  stets  unvermeidlichen  Hyänen.  Hievon 
ist  die  kleinere  gestreifte  Art  die  mehr  nördliche,  die 
gefleckte  grössere  die  südlichere  Art,  doch  kommen 
im  mittleren  Afrika  sicher  beide  Arten  vor.  Diese 
Thiere  bieten  auch  nicht  den  minimalsten  Reiz,  weder 
in  jagdlicher  noch  in  zoologischer  Hinsicht,  sie  sind 
ein  widerliches,  dreistes  und  dabei  doch  feiges  Ge- 
sindel,  die   immer  und   überall   lästig   fallen   und   stören. 

Die  Giraifenjagd  endet  im  Allgemeinen  mit  einer 
ziemlichen  Ernüchterung  des  Jägers.  Die  Thiere  geben 
anscheinend  ganz  langsam  weg,  man  läuft  ihnen  nach, 
so  schnell  man  vermag  und  gibt  dann  endlich  die  Ver- 
folgung auf,  nachdem  man  zu  der  Ueberzeugung  ge- 
kommen, dass  trotz  der  langsamen  Bewegungen  der 
Giraffe  es  unmöglich  ist,  sie  einzuholen.  Wesentlich 
günstiger  gestaltet  sich  die  Situation,  wenn  man  sie  in 
den  Wald  hineintreiben  kann,  wo  es  leicht  ist,  ganz 
nahe  und  unbemerkt  an  die  Giraffe  heranzukommen, 
wobei  sie  dann  gänzlich  den   Kopf  verliert. 

Das  Ufer  des  Victoriasecs  ist  von  jagdbarem  Wilde 
wenig  bewohnt,  da  es  meist  bewaldet  oder  angebaut 
ist.  Dagegen  sind  die  Ufer  reich  belebt  von  den  ver- 
schiedenartigsten Wasservögeln,  wie  Gänsen,  Enten, 
Kormoranen,  Möven  etc.,  und  in  dem  See  tummeln 
sich  zahllose  Flusspferde,  während  mitunter  riesige 
Krokodile  auf  den  Felsen  sich  sonnen.  Die  Jagd  auf 
Krokodile  ist  meist  eine  hoffnungslose  Sache.  Sei  es, 
dass  sie  auf  den  Felsen  liegen  oder  auf  der  Ober- 
fläche des  Wassers  dahintreiben,  fast  stets  geben  sie 
nach  dem  Schusse  verloren,  sie  sinken  im  Wasser  unter. 
Hat  man  Zeit  zu  warten,  so  ist  man  sicher,  sie  am 
dritten  Tage  zu  erbeuten,  alsdann  kommt  das  verendete 
Thier  wieder  an  die  Oberfläche.  Meist  jedoch  xiebt 
man  weiter  und  überlässt  das  Krokodil  seinem  Schicksale. 

Unterhaltender  und  reizvoller  ist  die  Jagd  auf  die  Fluss- 
pferde im  See ;  sie  entbehrt  auch  nicht  der  Gefahr, 
besonders  wenn  man  vom  Boote  aus  jagt.  Das  Fluss- 
pferd, wenn  es  einigemale  beschossen,  wird  direct  ag- 
gressiv, es  greift  also  ohnewciters  den  Menschen  an  sowie 
auch  das  Boot.  Dass  angeschossene  Thiere  dies  ibun,  ist 
recht  begreiflich  ;  da  das  Flusspferd  eine  nicht  zu 
unterschätzende  Kraft  besitzt,  so  muss  das  Boot  siem- 
lich  gross  sein,  um  erfolgreich  einem  Angriffe  wider- 
stehen zu  können,  und  dies  sind   die  Canoes  von  Ein- 


8 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


borenen  in  keinem  Falle.  Eine  Flusspferdjagd  auf  dem 
See  spielt  sich  in  den  meisten  Fällen  in  der  Weise 
ab,  dass  man  in  einem  Boote  auf  die  im  See  sich 
tummelnden  Thiere  zufährt  und  versucht,  einen  Schuss 
in  dem  Augenblicke  anzubringen,  wo  das  Thier  die 
Nase  aus  dem  Wasser  herausstreckt,  um  Luft  zu 
schöpfen.  Es  ist  durchaus  erforderlich,  will  man  das 
Flusspferd  sofort  tödten,  dass  die  Kugel  ins  Gehirn 
dringt,  und  dieses  ist  überaus  klein.  Gelingt  es,  so  sinkt 
das  Fiusspferd  sofort  unter  und  kommt  am  nächsten 
Tage  wieder  an  die  Obei  fläche,  wo  man  sich  der 
Beute  bemächtigen  kann,  andernfalls  ist  die  Verfolgung 
recht  schwierig,  jedoch  interessant.  Diese  mit  der  Jagd 
verbundenen  Gefahren  machen  dieselbe  auf  dem  See 
recht  annehmbar,  während  es  weniger  waidmännisch 
ist,  vom  Ufer  eines  Flusses  aus,  die  in  demselben  auf- 
tauchenden  Flusspferde  zu   erlegen.  St. 


DENKSCHRIFT  ÜBER  KIAU-TSCHOU. 

Dem  deutschen  Reichstag  ist  eine  im  Reichsmarioe- 
amt  ausgearbeitete  Denkschrift  über  die  Entwicklung 
von  Kiau-lschou  zugegangen,  welche  eine  Uebersicht 
über  die  Organisations-  und  Verwaltungsthätigkeit  in 
dem  neuen  Schutzgebiete  seit  Abschluss  des  deutsch- 
chinesischen Vertrages  vom  6.  März  1898  bis  Ende 
October  i8g8  gibt.  Im  Eingang  wird  betont,  dass  bei 
allen  Maassnabmen  der  Marineverwaltung  in  dem  neuen 
Schutzgebiete  der  wirthschaftliche  Gesichtspunkt  im 
Vordergrunde  gestanden  habe.  Entscheidend  für  die 
Zukunft  des  Platzes  sei  —  unbeschadet  seiner  militärisch- 
maritimen Bedeutung  als  Flottenstation  —  in  erster 
Linie  seine  Entwicklung  als  Handelscolonie,  als  wichtiger 
Stützpunkt  der  deutschen  Kaufmannschaft  in  Ostasien 
für  die  Erschliessung  eines  weiten  Hinterlandes.  Aus 
diesem  leitenden  Gedanken  ergaben  sich  zweierlei 
Verwaltungsgrundsätze:  i.  Grösstmögliche  Selb- 
ständigkeit des  Gouvernements  gegenüber  den  heimi- 
schen Behörden.  2.  Grösstmögliche  Zurückhaltung 
der  staatlichen  Organe  bei  Maassnahmen  auf  dem  Ge- 
biete von  Handel  und  Industrie;  Zollfrciheit  und  grund- 
sätzliche Gewerbefreiheit;  Zurücktreten  der  staatlichen 
Verwaltung  zu  Gunsten  weitgehender  Selbstverwaltung 
nach  Maassgabe  der  fortschreitenden  Entwicklung  des 
Schutzgebietes.  Die  Denkschrift  verbreitet  sich  über 
alle   in   Betracht  kommenden   Punkte. 

Sehr  ausführlich  beschäftigt  sich  die  Denkschrift  mit 
den  Grundbesitzverhältnissen.  Das  deutsche  Pachi- 
gebiet  umfasst  überschläglich  540  km^  mit  etwa  60.000 
bis  80.000  chinesischen  Bewohnern.  Von  der  grössten 
Wichtigkeit,  aber  auch  Schwierigkeit  war  die  Regelung 
der  Besitzverhältnisse.  Die  deutsche  Verwaltung  hat 
es  sich  angelegen  sein  lassen,  sowohl  einem  wucheri- 
schen Hinaufschnellen  der  Preise  seitens  der  chinesi- 
schen Eigenthümer  wie  ungesunder  späterer  Specu- 
lation  in  Grundstücken  vorzubeugen,  und  sich  das 
Vorkaufsrecht  für  den  überwiegenden  Theil  des  in 
Betracht  kommenden  Gebietes  gesichert.  Da  Land  zu 
Bebauungszwecken  von  dem  Gouvernement  nur  inso- 
weit veräussert  wird,  als  ein  wirkliches  Bedürfniss  vor- 
liegt, werden  für  die  besser  gelegenen  Stellen  allmälig 
höhere  Preise  geboten  werden.  Die  gesunde  Speculation 
ist  somit  nicht  lahmgelegt.  Die  Landpreisc  sind  in 
einer  Höhe  gehalten,  dass  es  auch  dem  weniger  Be- 
mitielien  möglich  gemacht  wird,  Grund  und  Boden  zur 
eigenen  Niederlassung  erwerben.  Am  3.  October  1898 
haben  die  Landauctionen  begonnen.  In  den  fünf  ersten 
Auctionstagen  sind  105.390  m^  zu  einem  durchschnitt- 
lichen Preis  von  i  $  für  den  m^  verkauft  worden. 
Die  höchsten  Preise  wurden  für  die  Lagerplätze  ge- 
boten, zum  Mindestgcbol  gingen  nur  sehr  wenige  Par- 
celleo  fort.   Auf  dem  Gebiete  des  Handelsverkehres  war 


das  bemerkenswerthestc  Ereigniss  die  Eröffnung  des 
Freihafens  am  2.  September  1898  uod  die  Errichtung 
eines  Zollamtes  im  Pachtgebiete  behufs  Einfuhr  der 
Waaren  über  die  chinesische  Grenze.  Das  Zollamt 
wird  von  Deutschen  im  Dienste  der  chinesischen  See- 
zollverwaltung geleitet.  Die  Zollsätze  werden  nach  dem 
für  die  chinesischen  Vertragshäfen  giltigen  Tarif  be- 
stimmt. Die  Freigabe  der  Einfuhr  in  das  kleine  deutsche 
Pachtgebiet  konnte  für  den  Kaufmann  naturgemäss  erst 
dadurch  erhebliche  Bedeutung  gewinnen,  dass  ihm  die 
Möglichkeit  geboten  wurde,  seine  Waaren  weiterbin 
unter  günstigen  Zollvcrhältnissen  über  die  chinesische 
Grenze  gelangen  zu  lassen.  Entsprechend  liegen  die 
Verhältnisse  für   den   Ausfuhrhandel   Kiau-tschous. 

Der  Bau  von  Eisenbahnen  ist  die  nächste  und  wich- 
tigste Aufgabe  der  wirthschaftlichen  Erschliessung  des 
Landes.  Die  Aufgabe  bleibt  grundsätzlich  der  Initiative 
des  Privatcapitals  überlassen.  Ein  geldkräftiges  Syn- 
dicat,  welches  weite  Kreise  der  deutschen  Industrie 
umfasst,  ist  in  Bildung  begriffen;  auf  Veranlassung  des- 
selben haben  die  technischen  Vorarbeiten  (Tracirungen 
u.  s.  w.)  für  den  Babnbau  bereits  begonnen.  Ueber 
die  förmliche  Ertheilung  der  Concession  schweben 
zur  Zeit  noch  Verhandlungen  mit  diesem  Syndicat.  Dem 
wichtigsten  künftigen  Ausfuhrgegenstand  Kiau-tschous, 
nämlich  der  in  Sbantung  zu  gewinnenden  Kohle,  ist 
besondere  Aufmerksamkeit  gewidmet  worden.  Im  deut- 
schen Gebiete  selbst  haben  sich  abbauwürdige  Mine- 
ralien bisher  nicht  gefunden. 

Die  Grundlage  des  Rechtswesens  bildet  der  Erlass 
des  Kaisers  vom  27.  April  1898,  durch  den  Kiau- 
tschou  zum  Schutzgebiet  erklärt  wurde.  Dadurch  wurde 
das  Reichsgesetz,  betreffend  die  Rechtsverhältnisse  der 
deutschen  Schutzgebiete  vom  15.  März  188S,  auf  Kiau- 
tscbou  anwendbar.  Den  besonderen  örtlichen  Be- 
dürfnissen des  neuen  Gebietes  wurde  Rechnung  ge- 
tragen durch  die  in  Gemässheit  des  letzterwähnten  Ge- 
setzes erlassene  kaiserliche  Verordnung,  betreffend  die 
Rechtsverhältnisse  in  Kiau-tscbou  vom  27.  April  1898. 
An  demselben  Tage  wurde  hiezu  eine  Ausführungs- 
verordnung des  Reichskanzlers  erlassen.  Alle  Bewohner 
des  Gebietes  ohne  Unterschied  der  Nationalität,  mit 
Ausnahme  der  Chinesen,  sind  einander  in  der  Juris- 
diction gleichgestellt.  (Vergl.  §  l,  Absatz  i,  der  kaiser- 
lichen Verordnung.)  Sie  unterstehen  seit  dem  i.  Juni 
1898  sämmtlich  dem  deutschen  Rechte  nach  den 
Normen  der  vorbezeichneten  Gesetze  und  Verordnungen. 
Die  Gerichtsbarkeit  wird  ausgeübt  theils  von  dem 
kaiserlichen  Richter  als  Einzelrichter,  theils  von  dem 
kaiserlichen  Gericht,  welches  aus  dem  Richter  und 
zwei,  beziehungsweise  vier  Beisitzern  besteht.  Der 
Richter  ist  vom  Kaiser  als  solcher  ernannt  und  mit 
allen  Garantien  der  richterlichen  Unabhängigkeit  aus- 
gestattet. Ais  Grundlage  der  Entscheidungen  dient  in 
bürgerlichen  Rechtsstreitigkeiten  für  Chinesen  das 
chinesische  locale  Recht,  welches  erforderlichenfalls 
durch  Anhörung  angesehener  Ortsangesessenen  er- 
mittelt wird.  Die  Beibehaltung  des  chinesischen  Straf- 
rechtes empfahl  sich  nicht  wegen  der  nach  europäi- 
schen Begriffen  häufig  zu  harten  Strafen.  Es  ist  des- 
halb Anlehnung  an  die  wichtigsten  strafbaren  That- 
bestände  des  deutschen  Rechtes,  aber  unter  weit- 
gehender Berücksichtigung  der  Rechlsanschauungen  der  ^-. 
Chinesen   zur  Norm   genommen.  ^m\ 

Das  Vorhandensein  einer  geeigneten  Hafenanlage  ist 
die  Vorbedingung  für  eine  energische  wirthschaftliche 
Entwicklung  von  Kiau-tscbou.  Für  das  Gouvernement 
ist  es  nothwendig,  im  Besitz  des  Zuganges  zu  dem 
Pachtgebiete  und  damit  auch  zum  Hinterlande  selbst, 
also  im  Besitze  des  Hafens  zu  sein,  es  wird  deshalb 
auch  die  eigentlichen  Wasserbauten,  wie  Molen  und 
Quaimauern,  ausführen. 

Der  Gesundheitszustand  war  bis  zum  Eintritt  der 
Regenzeit    gut.      Dann  traten  allgemein  häufige  Darm- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR   DEN  ORIENT. 


katarrbe  sowohl  unter  der  europäischen  Bevölkerung, 
einschliesslich  der  Besatzung,  wie  auch  unter  den 
Chinesen  auf.  Dazu  gesellte  sich  später  eine  Reihe  von 
Ruhr-  und  schliesslich  Malariaerkrankungen.  Diesen 
erlagen  vier  Personen  der  Besatzung.  Auch  Gelenk- 
rheumatismen waren  häufig.  Doch  ist  mit  fortschreitender 
Verbesserung  der  Wohnungs-  und  Trinkwasserverhält- 
[oisse  eine  schrittweise  Hebung  des  Gesundheitszustandes 
mit  Sicherheit  zu   erwarten. 

Die  im  Schutzgebiete  eingeführten  Steuern  sind 
bereits  früher  bekanntgegeben  worden.  Bei  allem  Be- 
streben, der  Colonie  eigene  Einnahmequellen  zu  ei- 
scbliessen,  ist  aber,  wie  die  Denkschrift  ausführt,  der 
Fehler  zu  vermeiden,  durch  eine  Häufung  von  Steuern 
und  Abgaben  die  Einnahmen  steigern  zu  wollen,  da 
diese  das  Hereinströmen  von  Handel  und  Gewerbe 
ernstlich  gefährden  —  und  damit  die  Steuerkraft  des 
Gebietes  dauernd  schwächen  würden.  Ein  Ausgleich 
für  die  vom  Reich  aufgewendeten  Beträge  wird  für  die 
ersten  Jahre  im  Wesentlichen  nur  darin  erblickt  werden 
können,  dass  durch  das  Schutzgebiet  und  sein  weites 
Hinterland  ein  neues  Absatzgebiet  für  den  deutschen 
Handel   und   die   deutsche   Industrie   geschaffen   wird. 

Als  Anlagen  sind  nebst  einigen  vortrefflich  ausge- 
führten Karten  eine  miiitär-geographische  Beschreibung 
der  Grenzen  des  Gouvernements  Kiau-tschou,  eine 
Skizze  der  Flora  und  ein  Bericht  des  Gouverneurs  vom 
12.  October  1898  beigegeben.  In  letzterem  wird  u.  A. 
über  die  Trägheit  der  Chinesen,  welche  kleinere 
Stockungen  in  den  Arbeiten  verursachte,  geklagt,  dazu 
aber  betont:  Im  Allgemeinen  hat  die  Bevölkerung  sich 
sehr  gut  in  den  Wechsel  der  Verwaltung  gefunden  ; 
ernstliche  Störungen  und  unangenehme  Zusammcn- 
stösse  mit  der  angesessenen  Bevölkerung  sind  über- 
haupt nicht  vorgekommen. 


CHINESISCHE  BOTANIK. 

Trotzdem  man  heute  mehr  als  je  von  China  spricht 
und  seine  Einwohner,  dank  den  Berichten  von  Diplo- 
maten, Missionären  und  Globetrotters,  ziemlich  be- 
kannt sind,  mangelt  uns  doch  noch  eine  eingehendere 
Kenntniss  der  naturwissenschaftlichen  Anschauungen 
jenes  interessanten  Volkes.  Einen  Anhalt  dazu  gibt 
vielleicht  der  Stand  der  Botanik  in  einem  Lande,  dem 
wir  so  viele  Heil-,  Nutz-  und  Zierpflanzen  verdanken, 
vom  Rhabarber  bis  zum  chinesischen  Apfel  und  vom 
Thee  bis  zur  chinesischen  Aster  und  Nelke.  Wie  so 
Vieles  in  China,  schreibt  die  „Köln.  Ztg.",  muthet  uns 
auch  die  Behandlung  dieser  Wissenschaft  seltsam  an. 
Als  einer  der  ersten  und  bedeutendsten  Gelehrten  in 
diesem  Fache  wird  noch  heute  der  Mitte  dieses  Jahr- 
hunderts gestorbene  Mandarin  Yu-lu  angesehen.  Nach- 
einander Ceremonien-,  Cultus-,  Kriegs-,  Finanz-,  Land- 
wirthschaftsminister  und  Provinzgouverneur,  hatte  er 
noch  Zeit,  eine  grosse  Botanik  zu  verfassen,  dir  gegen 
2000  thcilwcise  von  ihm  selbst  gezeichnete  Tafeln 
enthält.  Daneben  stehen  aber  noch  eine  Anzahl 
„KräuterbOcher"  in  hohem  Ansehen,  die  zum  Theil 
bis  auf  eine  mythische  Encyklopädie  (Pen-tsao)  des 
Kaisers  Schen-nung  zurückgehen,  der  etwa  zwei  Jahr- 
tausende vor  Christus  gelebt  haben  soll.  Etwas  „frischer" 
sind  die  umfangreichen  Werke  des  Kün-fang  („Schatz 
der  Botanik")  von  1630  und  des  Kuang-Kün-fang 
(„Neuer  Schatz  der  Botanik")  von  1726;  ferner  ein 
Compendium  der  chinesischen  Literatur,  dessen  bota- 
nischer Theil  allein   320   Bände   umfasst. 

Im  zweiten  Jahrhundert  vor  unserer  Zeitrechnung 
bereiste  ein  gewisser  Chang-Kien  im  Auftrage  seines 
Kaisers  Wu-ti  den  fernen  Westen  und  gelangte  bis  zu 
den  Ufern  des  Ozus,  von  wo  er  unter  vielen  anderen 
neuen  Pflanzen  den  Safflor,  „Chinesich-Roth'*,  die 
Bohne,     die    Gurke,    den    Koriander,    den  Sesam    mit- 


brachte. Seitdem  dauerte  die  EiofObruDg  oOtzlicher 
Gewächse  fort,  und  wie  im  Gefolge  der  Buddhapriettcr, 
zu  deren  geistlichen  Obliegenheiten  auch  die  Pflanzen- 
zucht gehört,  die  indische  Flora  eindrang,  so  erschien 
in  späteren  Zeiten  mit  dem  Vordringen  des  Islam 
auch  die  Dattel.  Unter  dem  Kaiser  Wu-ti  wurde  der 
erste  „botanische  Garten"  eingerichtet,  in  dem  be- 
sonders die  aus  dem  Süden  gebrachten  Pflanzen  ihren 
Platz  erhielten.  Wenn  dabei  auch  die  zarteren  Arten 
zugrunde  gingen,  so  haben  doch  viele  wertbvoUe  Be- 
reicherungen der  Landesflora,  Erbse,  Spinat,  weisser 
Senf,  Wassermelone  u.  s.  w.,  hier  ihren  Ausgangs- 
punkt zu  suchen.  Von  nun  ab  wandten  sich  die  Ge- 
lehrten roil  noch  grösserer  Sorgfalt  der  Botanik  zu. 
In  einer  neueren  Encyklopädie  von  1735  sind  16  Bände 
der  Abstammung  verschiedener  Pflanzen  gewidmet. 
Man  machte  si..h  bald  die  ganze  Welt  tributpflichtig. 
Kartoffeln  kamen  über  Europa,  der  Mais,  die  haupt- 
sächliche Nahrung  der  niederen  Volksciassen,  unzweifel- 
haft aus  Amerika.  Bemerkenswerth  sind  auch  die  Be- 
nennungen, die  man  im  Chinesischen  den  Pflanzen  zu 
geben  pflegt.  Wie  wir  gewöhnt  sind,  die  Pflanzen  nach 
gewissen  äusseren  Aehnlichkeitcn  —  Blutströpfchen, 
Katzenpfötchen  —  oder  nach  medicinischen  Wirkungen 
—  Grundheil,  Wohlverleih  —  zu  benennen,  so  be- 
zeichnen die  Chinesen  viele  ihrer  Pflanzen  nach  ihrer 
Verwendung  ;  so  z.  B.  die  Betelnuss  pin-lang,  etwa  so 
viel  wie  „Willkommen",  weil  man  sie  dem  eintretenden 
Gaste  mit  dieser  Anrede  anzubieten  pflegt.  Die  Wasser- 
melone heisst  si-kia,  westlicher  Kürbis,  die  den  Buddhi- 
sten heilige  ficus  rcligiosa  auch  bei  ihnen  lao-chu, 
Baum  der  Weisheit.  In  der  chinesischen  Schrift,  die 
ja  Vieles  mit  der  Malerei  der  Hieroglyphen  gemein 
hat,  wird  der  Thee  beispielsweise  durch  zwei  Zeichen 
dargestellt;  bei  dem  einen,  volksthümlichen  Namen 
tscha  wird  das  Zeichen  für  „Kraut"  über  das  für 
„Gold"  gesetz»;  „goldwerihes  Kraut",  bei  dem  anderen, 
literarischen  Namen  ming  das  Krautzeichen  über  das 
für  „Ausdehnung":  „Kraut,  das  im  siedenden  Wasser 
sich  ausdehnt."  In  ähnlicher  Weise  kommt  das  Zeichen 
für  „Kraut"  in  etwa  2000  Verbindungen,  für  eben- 
soviclc  Pflanzen,   vor,   dasjenige   für  „Baum"     in   nahezu 

Wie  bekannt,  reicht  die  chinesische  Gartenkunst  bis 
ins  graue  Alterthum  hinauf.  Schon  früh  waren  Preise 
für  schöne  Neuheiten  in  Blumen  und  Früchten  aus- 
gesetzt, und  Liebhabereien  verschafften  manchen  unter 
ihnen  einen  hohen  Werth.  So  zahlte  man  in  Peking 
seinerzeit  für  einen  echten  Jasminstrauch,  dessen  Blüthe 
zum  Paifumiren  von  Thee,  L  queuren,  Syrupen  u.dgl. 
benützt  wurde,  bis  zu  50  M.  Eine  andere  Pflanze, 
Perguiaria  odoratissima,  galt  für  so  kostbar,  dass  der 
Vicekönig  der  Provinz  Tschukiang  gehalten  war,  all- 
jährlich einige  Stöcke  davon  für  die  kaiserlichen 
Gemächer  nach  Peking  zu  senden.  Ein  eigenthümlicher 
Geschmack  der  Chinesen  betbätigt  sich  auch  darin, 
dass  sie  sich  vielfach  bemühen,  Zwergpflanzen  heran- 
zuziehen. Missionäre  versichern,  dass  sie  vierzigjährige 
Cypressen  und  andere  Coniferen  gesehen  hätten,  die 
bei  voller  Ebenmässigkeit  des  Wuchses  nicht  mehr  als 
zwei  Fuss  Höhe  gehabt  hätten,  .^uf  ähnliche  Weise 
wissen  sie  auf  ihren  engen  Blumenbeeten  Seen,  Felsen, 
Berge  und  Flüsse  im  Kleinen  darzustellen.  Grössere 
Gärten  finden  sich  besonders  im  Umkreise  der  Gräber 
und  Pagoden,  wo  man  mächtige  Bambusallecn,  pracht- 
volle Thujas,  kastanienblättrige  Eichen,  Trauerweiden 
und  Cypressen  u.  s.  w.  in  reicher  .\uswahl  und  io 
den  schönsten  Exemplaren  bewundern  kann.  In  den 
Landscbaftsgärtnereicn,  worin  die  Chinesen  uns  viel- 
fach übertreffen,  sieht  man  Paulownien  und  Katalpen, 
Gleditschien  und  Magnolien,  Deutzien  und  alle  .Arten 
Spiräen,  und  zwischen  all  diesen  Bäumen  bis  hoch  in 
ihre  Kronen  hinauf  ziehen  sich  die  blauen  Guirlandea 
der  Glycine,    die  Ranken    der    mongolischen    Clcnatis 


10 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


und  die  mit  gelben  Blüthen  überdeckten  Zweige  der 
Rosa  Bancksia.  Auch  versteht  der  Chinese  die  merk- 
würdigsten Pfropfungen  zu  erzielen,  wie  Eiche  auf 
Kastanie,  Weinrebe  auf  Brustbeerenbaum,  Pfirsich 
auf  Dattelpflaume.  „Sie  pfropfen  die  Quitte  auf  den 
Orangenbaum,"  schreibt  ein  Missionär,  „und  erhalten 
danach  eine  längliche  Frucht  von  der  Grösse  einer 
kleinen  Melone,  deren  Farbe,  Fleisch,  Kerne,  Geruch 
und  Geschmack  zwischen  der  Orange  und  Quitte  die 
Mitte  halten."  Ausserhalb  der  Gärten  findet  man  im 
Osten  nur  selten  Bäume,  da  eine  kaiserliche  Verord- 
nung dieselben  zu  Gunsten  des  Getreidebaues  beseitigen 
Hess.  Den  wenigen  bei  den  Gräbern  stehen  geblie- 
benen wird  daher  eine  um  so  sorgsamere  Pflege  und 
Verehrung  gewidmet.  Ueberhaupt  bringt  der  Chinese 
den  Pflanzen  eine  Art  mystischer,  hingebender  Zu- 
neigung entgegen,  die  ihn  oft  zu  den  schönsten 
Poesien  begeistert.  Es  ist  daher  nicht  zu  verwundern, 
dass  er  damit  ein  Streben  zu  den  höchsten  Leistungen 
im  Gartenbau  verbindet.  „Ich  halte  es  für  werth voller," 
sagte  der  Kaiser  Kang-hi  in  der  von  ihm  heraus- 
gegebenen Naturgeschichte,  „meinen  Untertbanen  eine 
neue  Frucht  zu  verschaffen,  als  hundert  Porzellanthürme 
zu  bauen." 

Die  Landwirthschaft  greift,  wie  schon  angedeutet, 
bis  auf  den  mythischen  Kaiser  Schen-nung  zurück,  der 
als  erster  seines  Volksstammes  Getreide  säete.  Zum 
Andenken  an  diesen  göttlichen  Stifter  des  Getreide- 
baues geschieht  es  noch  heute,  dass  der  „Sohn  des 
Himmels",  angethan  mit  gelben  Kleidern  und  einen 
von  Ochsen  gezogenen  Pflug  lenkend,  um  die  Zeit  der 
Frühlings-Tag-  und  Nachtgleiche  unter  Vorantritt  des 
Stadtoberhauptes  von  Peking  und  gefolgt  von  allen 
Prinzen,  die  historischen  fünf  Getreidearten:  den  Reis, 
das  Korn,  zwei  Arten  von  Hirse  und  die  Soja  aussäet. 
Fünf  ist  in  China  die  heilige  Zahl.  Wie  die  Maasse 
sich  durch  fünf  theilen  lassen,  so  gibt  es  auch  fünf 
Facultäten,  fünf  Glückseligkeiten,  fünf  Elemente,  Wasser, 
Feuer,  Holz,  Metall  und  Erde.  Ausser  den  Getreide- 
früchten erntet  man  in  China  noch  eine  Art  Wasser- 
nuss,  zahlreiche  Pilze,  besonders  Champignons,  und 
viele  Gemüsearten.  Ebenso  mannigfaltig  ist  auch  ihr 
Obstbau :  Datteln,  Cocos,  Mangos,  Bananen,  Brot- 
bäume, Ananas  und  andere  Tropenfrüchte  sind  allge- 
mein verbreitet.  Die  Höhenunterschiede  des  Landes 
bewirken,  dass  man  auf  den  Märkten  oft  die  Früchte 
aller  Klimate  vereinigt  findet.  Die  Hauptfrucht  ist  aber 
ohne  Zweifel  der  in  China  heimische  Pfirsich,  dessen 
winterliche  Blüthe  dort  als  Symbol  der  Liebe  und 
Treue  dient.  Die  Aprikose  wird  als  weniger  werthvoll 
angesehen.  Neben  Birnen  und  Pflaumen  gilt  als  das 
volksthümlichste  Obst  die  weit  verbreitete  Orange  und 
die  Kakifeige.  Frisch  von  orangegelber  Farbe,  nimmt 
sie  getrocknet  eine  scheibenartige  Form  an  und  wird 
so  nach  Art  der  Rosenkränze  an  Fäden  gereiht. 
Ueberall  sieht  man  in  China  den  Bambus.  Er  hat  sich 
fast  allen  Boden-  und  Temperaturverhältnissen  des 
Landes  angepasst  und  erreicht  namentlich  im  Süden 
ein  ebenso  rasches  wie  hohes  Wachsthum.  Man  hat 
schon  Fälle  verzeichnet,  dass  ein  starker  Bambus 
binnen  24  Stunden  um  60 — go  cm  zunahm  und  in 
wenigen  Monaten  eine  Höhe  von  20  m  erreichte.  Diese 
stattlichen  Arten  findet  man  besonders  in  der  Nähe 
von  Pagoden.  Zu  welchen  unzähligen  Diensten  diese 
Pflanze  herangezogen  wird,  zu  Gemüse  und  Lecker- 
bissen, zu  Seilen  und  zu  Papier,  zu  Schifismasten  und 
Damenfächern,  ist  bekannt.  Häuser  und  Dörfer  werden 
aus  Bambus  erbaut,  und  andere  schwimmen  auf  Bambus- 
flössen. Besondere  Erwähnung  verdient  noch  der  Maul- 
beerbaum. Auch  seine  Cultur  mitsammt  der  auf  ihn 
angewiesenen  Seidenraupe  wird  auf  den  alten  Kaiser 
Schen-nung  zurückgeführt.  Nachweislich  war  den  Chi- 
nesen schon  länger  als  2000  Jahre  v.  Chr.  die  Her- 
steilung   und    das  Färben  der  Seide  bekannt.    Ihr  vor 


Allem  verdankt  das  Land  durch  viele  Jahrhunderte 
seine  hohe  Blüthe  und  seinen  Reichthum.  Ebenso  lange 
blieb  der  Seidenbau  Geheimniss  der  Chinesen.  Noch 
in  den  ersten  Jahrhunderten  unserer  Zeitrechnung  galt 
I  kg  eingeführte  Naturseide  in  Kleinasien  etwa  15.000  M., 
Purpurseide  bis  40  OOO  M.  Auf  die  Ausfuhr  der  Eier 
war  Todesstrafe  gesetzt.  Erst  im  VL  Jahrhundert  nach 
Christi  gelang  es  persischen  Mönchen,  Raupeneier  und 
Maulbeersamen  heimlich  nach  Constantinopel  zu  bringen, 
und  von  da  ab  beginnt  in  kleinen  Anfängen  die  abend- 
ländische Seidencultur. 

Allerwärts  stehen  die  chinesischen  Farben  in  hohem 
Ansehen.  Sie  werden,  abgesehen  von  den  Metallfarben, 
die  den  eigentlichen  Malern  vorbehalten  sind,  in  der 
Hauptsache  aus  dem  Pflanzenreich  bezogen.  Die  Ver- 
goldung wird  dann  auf  die  Weise  hergestellt,  dass 
man  mit  einem  Pinsel  die  Umrisse  der  Zeichnung  mit 
dem  Milchsaft  einer  Art  Gelbholz  aufträgt  und  Blatt- 
gold darüber  legt,  das  von  dem  Saft  festgehalten 
wird.  Die  kaiserliche  Sonnenfarbe  des  Gelb,  Kiang- 
hoang,  in  der  sich  ausschliesslich  „der  Sohn  des 
Himmels"  seinem  Volke  zu  zeigen  pflegt,  wird  nur  aus 
der  Kurkumawurzel  gewonnen.  Es  mag  uns  Manches 
von  alledem  kindlich  erscheinen.  Wenn  es  uns  aber 
gelingt,  die  Schwierigkeiten  der  Sprache  zu  über- 
winden und  einen  tieferen  Einblick  in  den  Gang  und 
die  Geschichte  der  Entwicklung  Chinas  zu  thun,  so 
werden  wir  reichen  Anlass  finden,  ein  wenn  auch 
eigenthümlich,  so  doch  wissenschaftlich  und  industriell 
hoch  entwickeltes  Volk  zu  bewundern,  das  unseres 
wachsenden  Interesses    würdig  ist. 


CHRONIK. 

Asien. 

Arabien.  Die  Aufständischen  in  Jemen  bringen  den 
türkischen  Truppen  zwischen  Hodeida  und  Sana  eine 
Schlappe  bei.  Das  Gebiet  von  Hudschur  soll  von  den 
Empörern  gesäubert  sein ;  doch  verlangt  Abdullah 
Pascha  neuerdings  Verstärkungen. 

Russisch  Centralasten.  Auf  der  neuangelegten  Eisen- 
bahnlinie Merw —  Kuschk  (Strasse  nach  Herat)  wird  der 
Verkehr  eröfinet. 

Indien.  Der  Mad  Mullah  besetzt  die  die  Strasse 
Pandscbkora — Tschitral  beherrschenden  Berge  und  be- 
droht den  Verkehr  auf  dieser  Strasse.  Er  wird  von 
den  Truppen  des  Nawwab  von  Dir  zurückgedrängt,  und 
im  Sebudschnithale  finden  mehrere  Gefechte  zwischen 
beiden  Theilen  mit  beiderseitigen  Verlusten  statt.  Der 
Mad  Mullah  wird  von  vielen  Anhängern  verlassen  und 
zieht  sich,  vom  Nawwab  von  Dir  verfolgt,  gegen  den 
Indus  und  Kuhistan  zutück;  die  Stämme  aus  dem 
Swattbale  erklären  ihm,  dass  sie  mit  ihm  nichts  mehr 
zu  thun  haben  wollen,  und  versprechen  auch  der  indi- 
schen Regierung,  an  seinen  Unternehmungen  und 
anderen  Grenzaufständen  nicht  mehr  theilnehmen  zu 
wollen.  —  Die  Beulenpest  nimmt  in  der  Präsident- 
schaft Bombay  ab,  doch  in  der  Stadt  Bombay  zu; 
letzteres  ist  auch  in  Madras,  Mysore  und  in  den 
Centralprovinzen   der  Fall. 

Birma.  Die  Chinesen  wollen  bei  der  Bestimmung  der 
birmanisch-chinesischen  Grenze  nicht  mitwirken,  was 
daraus  hervorgeht,  dass  der  chinesische  Bevollmächtigte 
als  Abgesandter  des  Vicekönigs  von  Yünnan  keine  In- 
structionen hat,  da  solche  auch  dieser  nicht  von  Peking 
erhalten  hat. 

Siam.  Bei  Kentao  am  Mekong  kommt  es  zu  einem 
feindlichen  Zusammenstoss  zwischen  einer  siamesischen 
Abtheilung  und  der  Begleitmannschaft  eines  französi- 
schen Beamten,  da  dieser  den  Siamesen  den  Befehl 
gibt,  die  nach  dem  Vertrage  von  1893  festgesetzte 
25   Kilometer-Zone  bei  Luang-Prabang  zu  räumen. 


ÖSTERRFICHTSCHF.  MONATSSCHRIFT  FOR  DEN  ORIENT. 


n, 


Mongolei.  In  der  östlichen  Mongolei  wird  ein  periodi- 
sches Auftreten  der  Pest  festgestellt. 

China.  Die  AufstandsbeweguDg  im  Yangtse-Gcbiete 
macht  rasche  Fortschritte.  Itschaog  ist  bedroht,  und 
der  Vicekönig  von  Hupeh  sendet  Truppen  dahin  ab. 
Die  Provinz  Hupeh  ist  ebenfalls  insurgitt,  und  bei  eiotr 
Chris'enrevolte  wird  ein  französischer  Priester  ermordet. 
Zwischen  den  Aufsländischen  und  den  kaiserlichen 
Truppen  kommt  es  bei  Sah-Tschiao-Tsang  zu  einer 
Schlacht,  aus  welcher  die  Letzteren  als  Sieger  hervor- 
gegangen sein  sollen.  —  Kine  französische  Expedition 
geht  den  Yangtse aufwärts  nach  dem  Aufstand.«gebiete  von 
Kweitschau  ab.  —  Der  Aufstand  in  Szetschuan  breitet 
sich  immer  mehr  aus,  und  es  finden  ernste  Christen- 
verfolgungen statt.  Der  französische  Gesandte  verlangt 
vom  Tsungliyamen,  dass  er  binnen  zehn  Tagen  die 
Freilassung  des  französischen  Missionärs  Flcuiy  und 
des  chinesischen  Priesters  Huang,  die  seit  Monaten  von 
den  Rebellen  Yu-Maog-isc's,  des  Führers  der  Auf- 
ständischen in  Szetschuan,  gefangen  gehalten  werden, 
erwirke ;  die  chinesischen  Behörden  erklären  dies  fü' 
unmöglich,  da  sie  machtlos  sind,  und  verlangen  F'rist- 
verlängerung.  —  Die  Lage  in  Nanking  ist  unver- 
ändert. Der  französische  Consul  fordert  eine  beträcht- 
liche Vergrösserung  der  französischen  Niederlassung 
als  Entschädigung  für  den  Juli-Aufruhr.  Der  Taotai 
willigt  ein,  wenn  dem  auch  die  Vertreter  der  anderen 
Mächte  zustimmten.  Die  Gesandten  Grossbrilanniens  und 
der  Vereinigten  Staaten  erheben  dagegen  Einspruch.  — 
In  Port  Arthur  und  Talienwan  werden  russische  Schulen 
errichtet.  —  Die  Kaiserin-Witwe  empfängt  die  Ge- 
mahlinnen  der  fremden  Vertreter  am  chinesischen  Hofe. 

Philippinen.  Die  Aufständischen  erneuern  den  An- 
griff auf  lloilo;  die  Stadt  wird  von  den  Spaniern  ge- 
räumt und  von  den  Philippinern  besetzt.  Die  Spanier 
räumen  alle  Garnisonsorte  auf  den  südlichen  Inseln, 
ausser  Tamboanga  und  Mindanao.  Die  Amerikaner  ver- 
langen von  den  Aufständischen  die  Auslieferung  der  in 
deren  Händen  befindlichen  spanischen  Gefangenen  ;  die 
Insurgenten  weigern  sich  und  verlangen  ein  Lösegeld 
von  20  Millionen  Dollars.  Die  Philippiner  sind  ent- 
schlossen, die  Herrschaft  der  Vereinigten  Staaten  nicht 
anzuerkennen. 

Afrika. 

Marokko.  An  der  marokkanischen  Grenze  kommt  es 
zwischen  den  feindlichen  Stämmen  der  Beni-Guils  und 
Reni-Djids  zu  einem  Kampfe,  wobei  die  Letzteren  voll- 
ständig vernichtet  werden.  —  Nach  Tafilet  werden 
Verstärkungen   abgeschickt. 

Abessynitn.  Ras  Makonnen,  Menelik's  General,  macht 
dem  Ras  Mangascha  Friedensvorschläge.  Dieser  zieht 
seine  Avantgarde  von  Amba  Alagi  zurück  und  lässt 
den  Negus  Menelik  um  Verzeihung  bitten.  Ras  Ma- 
konnen kommt  in  Makalle  an.  Ras  Mangascha  befindet 
sich  mit  einer  kleinen  Zahl  Soldaten  in  Agame.  — 
Der  Eisenbahnviaduct  auf  der  Linie  zwischen  Dschi- 
buti und  Harrar  ist  fertiggestellt;  die  Strecke  hat  be- 
reits 35  km  erreicht. 

Atgyptischtr  Sudan.  Ahmed  Fadhil  befindet  sich  mit 
1000  Anhängern  östlich  vom  Blauen  Nil,  und  es  werden 
seine  Bewegungen  von  Oberst  Lewis  beobachtet.  Der 
Khalif  befindet  sich  mit  einer  Anzahl  seiner  Anbänger 
zwischen  dem  Weissen  Nil  und  den  südlich  von  Kor- 
dofan  gelegenen  Bergen.  —  Marchand  räumt  mit  seiner 
Abtheilung  Faschoda.  Die  französische  Flagge  wird 
herabgelassen,  die  britische  und  ägyptische  Flagge  werden 
auf  dem  Fort  gehisst,  und  dieses  wird  sofort  von  ägypti- 
schen Truppen  besetzt.  Marchand  bricht  nach  dem 
Sobatflusse  auf.  —  Nach  der  Ankunft  Lord  Kitchener's 
in  Omdurman  wird  die  Herstellung  von  Telegraphen- 
linien nach  Faschoda  und  Sobat  und  auch  zwischen 
Kassala,  Gedaref  und  Sennaar  begonnen   werden. 

Britisch-  Wtslafrika.  Mehrere  Colonnen  des  west- 
afrikanischen   Regimentes    werden    nach   Kwellu,    Pan- 


guma,  Karene,  Bumban  und  Kooiadugu  detachirt;  man 
erwartet  kein  Gefecht.  —  Die  Furcht  vor  einem  Ein- 
falle der  Sofa*  in  den  Kwellu-Disirict  hat  sich  als  un- 
begründet erwiesen.  —  In  Kwellu  werden  29  Ge- 
fangene abgeurtheilt.  —  Bai  Bureh  ist  oocb  in  Karene 
eingesperrt. 

Nigergtbiel.  Eine  Abtheilung  der  westafrikanischen 
Grenztruppe,  die  einen  eingeborenen  Häuptling  zu  be- 
wegen sucht,  Kähne  zur  Beförderung  von  Lebens- 
mitteln auszurüsten,  wird  am  Niger,  in  der  Nähe  von 
Yelwa,  zwischen  Jebba  und  Ilo  von  den  Eingeborenen 
überfallen,  und  der  führende  Lieutenant  Keating,  ein 
Corporal  und  zwölf  Mann  der  eingeborenen  Truppen 
werden  getödtet.  Zur  Züchtigung  für  den  Uebcrfall 
gebt  eine  Truppenabtheilung    nach    dem  Tbatorte    ab. 

Britisch- Osiafnka.  Eine  30  Mann  starke  Abtheilung 
des  27.  Balutschi-Rrgimentes  wurde  auf  dem  Marsche 
nach  Malindi  von  Aufständischen  angegriflen.  Ein 
Qfficier  und  12  Mann  sind  gefallen,  9  Mann  wurden 
leicht,  der  englische  Lieutenant  Hannynton,  der  die 
Abtheilung  befehligte,  schwer  verwundet.  Der  Nachhut 
gelang  es,  die  Aufständischen  zurückzuschlagen  und 
die  Verwundeten  nach  dem  14  englische  Meilen  ent- 
fernten Platz  Kisalizi  zu  bringen,  den  Balutschis  besetzt 
hielten.  Beim  Kampfe  verloren  die  Aufständischen  100 
Mann,  erbeuteten  jedoch  Gewehre  und  Gepäck.  Später 
griffen  sie  auch  Kisalizi  an,  wobei  sie  25  Mann  ver- 
loren. Zur  Verfolgung  der  Aufständischen  sind  Ver- 
stärkungen abgegangen. 

Congostaat.  Zwei  Handelsagenten,  Badard  und  Gys- 
sels,  wurden  vom  Stamme  Budscha  in  Dundu  Sana  am 
oberen  Congo  überfallen  und  sammt  30  Soldaten,  die 
sie  begleiteten,  getödtet.  Auch  eine  Abtheilung  von 
40  Schwarzen,  die  unter  der  Führung  von  zwei  weissen 
Officieren,  Ceulemans  und  Kessels,  nach  dem  Tbatorte 
entsandt  wurde,  wurde  überfallen  und  massacrirl,  und 
alle  vier  Weissen  wurden  von  den  cannibaliscben 
Siegern  gefressen.  Die  mit  der  Bestrafung  der  .Menschen- 
fresser beauftragte  Expedition  Doorne,  bestehend  aus 
sechs  Weissen,  darunter  Lothaire,  und  35  Schwarzen, 
entgeht  einem  ihr  von  den  Cannibalen  gelegten  Hinter- 
balte und   zerstreut  den   Stamm. 

Portugiesisch- Oslo frika.  Die  Beira-Eisenbabniinie  bat 
eine  Länge  von   70  Meilen  erreicht. 

Zambesia.  Hier  herrscht  grosse  Notblage  unter  den 
Auswanderern,  da  es  wenig  Arbeit  gibt  und  an  Mehl 
mangelt. 

Südafrikanische  Republik.  Der  Aufstand  im  Magato- 
Lande  wird  niedergeworfen,  und  die  f  indlichen  Stämme 
werden  zerstreut.  Die  gegen  Mpefu  o|)  tirenden  Truppen 
der  südafrikanischen  Republik  nehmen  die  Stellung  der 
Aufständischen  und  machen  viele  Gefangene ;  Mpefui 
floh   nach   dem   Limpopo.  , 

Zamiiar.  Die  von  Madagaskar  kommenden  Schiffe 
werden  wegen  der  dort  vorgekommenen  Pestfälle  einer 
Quarantaine   unterworfen. 

Madagaskar.  Die  aufständische  Bewegung  in  Mada- 
gaskar ist  noch  nicht  völlig  unterdrückt.  Die  Pest 
bleibt  auf  Tamatave  beschränkt.  Seit  Beginn  der 
Epidemie  beträgt  die  Zahl  der  Opfer  Ende  Dccember 
108,  darunter  57  Madagassen,  50  Creolen  von  den 
Inseln  Reunion  und  Mauritius  und  ein  Europäer.  Im 
Innern  der  Insel  werden  Vorsichtamaassregeln  ge- 
troffen. 

Australien. 

Samoa.  Ein  Theil  der  Häuptlinge  erwählt  Mataafa 
zum  Könige,  ein  anderer  Theil  erhebt  dagegen  Eio- 
sprucb.  Auch  Tamasese  soll  oder  wird  tum  Könige 
ausgerufen  werden.  In  Folge  der  Wahl  Mataafa':« 
brechen  Unruhen  aus,  und  dessen  .Anhänger  nehmen 
eine  kampflustige  Haltung  an.  Der  deutsche  Consul 
nimmt-  ungeachtet  der  Neutralitätserklärung  der  Con- 
suln  fUr  Mataafa   Partei. 


It 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


MISCELLEN. 

Der  Eisenbahnbau  in  dem  Kaiserreich  Siam  schreitet 

unter  der  Leitung  zweier  prtrussischer  Baubeamten 
rüstig  vorwärts.  Ursprünglich  hatte  die  dortige  Re- 
gierung dem  Privatbahnsystem  sich  zugeneigt  und  an 
einige  englische  und  dänische  Unternehmer  Concessionen 
für  wichtige  Linien  crtheilt.  Sie  machte  aber  nament- 
lich bei  der  Hauptbahn,  die  von  der  Hauptstadt  Bangkok 
zu  dem  wichtigen  Handelsplatze  Korat  führen  sollte, 
schlechte  Erfahrungen ;  die  vertragsmässigen  Fristen 
wurden  von  dem  Concessionär  nicht  eingehalten,  die 
Ausführung  entsprach  auch  nicht  den  Anforderungen 
des  Vertrages  und  liess  in  jeder  Beziehung  zu  wünschen 
übrig.  Da  entschloss  sich  vor  wenigen  Jahren  die 
siamesische  Regierung  auf  eigenste  Initiative  des  Kaisers 
bin,  die  Anlegung  von  Bahnen  selbst  in  die  Hand  zu 
nehmen,  und  berief  an  die  Spitze  des  technischen 
Eisenbahndepartements  den  preussischen  Baurath  Bethge, 
der  bis  dahin  im  Dienste  der  Firma  Krupp  gestanden 
hatte.  Bethge  und  unter  ihm  der  preussische  Bau-  und 
Betriebsinspector  Gehrts  leiten  auch  jetzt  noch  die 
ziemlich  umfangreichen  Eisenbahnbauten  des  Staates 
Siam. 

Die  wichtigste  Linie  ist  die  von  Bangkok  nach  Korat, 
dem  Platze,  von  dem  aus  der  sehr  rege  Handel  mit 
den  östlichen  volkreichen  Laosländern  betrieben  wird. 
Bis  jetzt  ist  dieser  Ort  durch  einen  mächtigen  und  in 
Folge  seiner  Fieberdünste  fast  nicht  zu  durchschreitenden 
Urwald  von  dem  Menamthal  und  dem  südlichen  Siam 
getrennt;  der  Verkehr  wird  durch  Ochsenwagen  auf- 
recht erhalten,  stockt  aber  während  der  Regenzeit 
vollständig.  Diese  schwierigen  Verhältnisse  wird  die 
Fertigstellung  der  Bahn  beseitigen.  Schon  jetzt  rüstet 
sich  der  Handel  Bangkoks  für  die  ihm  in  Aussicht 
stehende  Erweiterung:  die  Errichtung  von  Filialen  zur 
Belebung  des  Einfuhrgeschäftes  wird  für  Korat  geplant ; 
ein  grosser  Ring  von  Reishändlern  und  Reismüllern  ist 
bereits  zur  Ausbeutung  der  weiten,  zu  beiden  Seiten 
der  Bahn  sich  hinziehenden  Reisfelder  von  chinesischen 
Kaufleuten  Bangkoks  gebildet  worden  und  lässt  es  sich 
angelegen  sein,  längs  der  jeweilig  eröffneten  Bahn- 
strecken Lagerhäuser  anzulegen  und  dem  siamesischen 
Reisbauer  seine  Ernte  gleich  vom  Felde  weg  abzu- 
kaufen ;  der  grosse  Holzreichthum  der  Urwälder  ver- 
spricht reichen  Gewinn,  Hölzer  werden  dort  gefunden, 
die  sonst  nicht  bekannt  sind  und  wegen  ihrer  Härte 
nur  mit  Werkzeugen  von  amerikanischem  Hartstahl  be- 
arbeitet werden  können,  von  den  Siamesen  auch  wegen 
ihrer  Dauerhaftigkeit  Tausendjahrholz  genannt. 

Die  Bahn  war,  als  die  Regierung  sie  dem  englischen 
Concessionär  abnahm,  auch  in  ihren  angeblich  fertigen 
Theilen  meist  unbrauchbar.  Es  galt  daher,  zunächst 
diese  Strecken  in  gebrauchsfähigen  Zustand  zu  bringen 
und  die  Bahn  dann  nach  und  nach  durch  den  Urwald 
vorzuschieben.  Die  Linie  folgt  zunächst  dem  Thale  des 
Menam  bis  oberhalb  Ayuthia  und  zweigt  dann  nach 
Osten  fast  rechtwinklig  ab ;  die  Gesammtlänge  ist  auf 
265  km  etwa  veranschlagt.  Dem  öffentlichen  Verkehr 
ist  die  Strecke  Bangkok — Gengkoi  übergeben  (125 /4«), 
und  zwar  für  den  Personenverkehr  die  Strecke  Bang- 
kok—Ayuthia  (71  km)  seit  dem  28.  März  1897  und 
die  Strecke  Ayuthia — Gengkoi  (54^«)  seit  dem  1. No- 
vember 1897,  für  den  Güterverkehr  die  ganze  Strecke 
Bangkok — Gengkoi  seit  dem  31.  Jänner  1898.  Seitdem 
24.  November  1897  werden  zweimal  wöchentlich  Per- 
sonen schon  bis  Hinlap  mit  Materialzügen  befördert. 
Die  ganze  Bahn  hofft  man  bis  zum  i.  April  1900  fertig- 
stellen zu  können. 

Der  von  Baurath  Bethge  kürzlich  erstattete  erste 
Jahresbericht,  der  die  Ztit  vom  i.  April  1897  bis  zum 
31.  März  1898  umfasst,  stellt  nach  der  „Zeitung 
des  Vereines  deutscher  Eisenbahnverwaltungen  "  fest,  dass 
unter  Berücksichtigung  der  besonderen  Betriebsverhält- 


nisse das  Ergebniss  dieses  Zeitraumes  befriedigend 
zu  nennen  ist;  es  ergab  sich  nach  reichlichen  Ab- 
schreibungen und  Rücklegungen  für  die  letzten 
Monate,  in  denen  die  Strecke  Bangkok — Gengkoi  für 
den  Personenverkehr  eröffnet  war,  ein  Reingewinn  von 
1*5  Percent  des  rund  8,000.000  Ticals  (=  rund 
10,000.000  Mark)  betragenden  Anlagecapitales  dieser 
Strecke.  Mit  Sicherheit  ist  auf  eine  ganz  erheb- 
liche Verkehrssteigerung  zu  rechnen,  sobald  erst  die 
Bahn  fertiggestellt  sein  wird,  da  dann  nicht  nur  der 
Handel  mit  Korat  sich  aller  Voraussicht  nach  gewaltig 
heben  wird,  sondern  auch  der  Wettbewerb  der  Menam- 
dampfschiffahrt,  der  jetzt  den  Personenverkehr  zwischen 
Bangkok  und  Ayuthia  hemmend  beeinflusst,  sich  weniger 
störend  geltend  machen  wird.  Zur  Zeit  verkehren  täg- 
lich drei  Züge  in  jeder  Richtung  auf  der  Bahn,  und 
zwar  je  einer  zwischen  Bangkok  und  einem  Vororte, 
der  Hauptstadt  Klong  Rangsit,  zwischen  Bangkok  und 
Ayuthia  und  zwischen   Bangkok  und  Gengkoi. 

Ausser  dieser  —  amtlich  Nagara  Rajasima  genannten 
—  Eisenbahn  beschäftigen  die  siamesische  Regierung 
zunächst  noch  zwei  weitere  Projecte:  die  Bahn  Ayuthia — 
Lopbburi  und  die  Bahn  Bangkok — Pctchaburi.  Erstere, 
etwa  45  km  lang,  ist  der  Anfang  der  grossen,  600  km 
langen  Transversalbahn  nach  Chieng-Mai,  die  nach 
China  hinein  fortgesetzt  werden  soll ;  sie  folgt  zunächst 
der  Bahn  Bangkok — Korat  und  führt  von  Ban  Mayce 
ab  direct  nach  Norden ;  sie  soll  ebenfalls  bis  zum 
I.  April   1900  bis  Lophburi  fertiggestellt  sein. 

Die  Bahn  Bangkok — Petchaburi  (160  km  lang)  ist 
bestimmt,  den  siamesischen  Theil  der  malayischen  Halb- 
insel enger  an  das  Hauptland  anzuschliessen,  und  wird 
deshalb  später  voraussichtlich  bis  zur  Südgrenze,  bis 
zur  Höhe  des  auf  der  Westküste  liegenden  Penang, 
fortgesetzt   werden. 

Bombays  ZuICUnft.  in  Indien  erscheint  unter  dem 
ritel  „Indian  Medical  Record"  eine  neue  F"achzeitschrift, 
die  sich  in  einem  Leitartikel  mit  der  Zukunft  von 
Bombay  beschäftigt.  Die  darin  ausgesprochene  Ansicht 
ist  einer  kurzen  Wiedergabe  werth.  Es  heisst  da  : 
Bombay  befindet  sich  seit  dem  August  1896  in  den 
Klauen  der  Pest  und  ist  jetzt  in  die  dritte  Epidemie 
eingetreten.  Von  October  1896  bis  Februar  1897  sind 
398.000  Menschen  aus  Bombay  geflohen.  Die  Zurück- 
gebliebenen haben  sich  allmälig  mit  der  Pest  vertraut 
gemacht,  so  dass  bei  dem  letzten  neuen  Ausbruche 
keine  allgemeine  Flucht  mehr  stattfand.  Viele  der 
vorher  Geflohenen  aber  haben  nicht  gewagt,  zurück- 
zukehren, da  die  Epidemien  zu  rasch  aufeinander 
folgten.  Hinter  alledem  steht  die  schreckliche  und  un- 
heilbar ungesunde  Lage  der  Stadt.  Trotz  aller  Be- 
mühungen der  britischen  Gesundheitsbeamten  und  der 
Ausgabe  ungeheuerer  Geldsummen  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  ist  der  heutige  Stand  der  Dinge  der 
folgende:  Das  Grundwasser  von  Bombay  befindet  sich 
in  beständigem  Steigen  und  erreicht  mit  jedem  Jahre 
einen  um  etwa  20  cm  höheren  Stand.  Vor  elf  Jahren 
befand  sich  die  Grundwasserfläche  noch  mehr  als  3  m 
unter  der  Erdoberfläche,  im  vorigen  Jahre  nur  noch 
12  m.  Zwei  Ursachen  haben  dazu  beigetragen:  erstens 
die  vom  Anfang  an  ungenügende  Entwässerung  und 
zweitens  die  Einführung  einer  reichlichen  Wasserver- 
sorgung ohne  eine  genügende  Canalisation.  Da  sich  so 
die  zugeführten  Wassermassen  anhäuften  und  den 
Boden  durchtränkten,  erwies  sich  die  Wasserversor- 
gung nicht  als  ein  Segen,  sondern  als  ein  wahrer 
Fluch.  Die  bankerotte  Lage  der  Stadt  in  Folge  des 
langen  geschäftlichen  Stillstandes  lässt  keine  Hoffnung 
übrig,  dass  dieser  unterirdische  Ansteckungsherd  be- 
seitigt werde,  und  es  wird  früher  oder  später  der 
letzte  Bewohner  der  Stadt  vernichtet  oder  ausgetrieben 
werden.  So  wird  sich  auf  der  Stätte,  wo  sich  früher 
die  grossmächtige  Stadt  Bombay  befand,  nur  noch  ein 
Ruinenfeld  erheben. 


VwuitwortUclMr  Kedacteor:  B.  r.  BOBäSLiia. 


GH.  KBISSBR  h  M.  W£aTBNiiSR,  WXBN. 


CS  OUO  I  OESTERREICHISCHE 


Manatesri^rifi  für  öm  #rieiit. 


XXV 

Jamkoano 

WIEN, 

JÄNNER   1899. 

Nr 

■ 

BlII.AOK. 

V»rlag    d 

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ömtttxx. 

Xfandelei 

-X>/I!vtaau.sa.B    "VÄT'len, 

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MItt»   de»   Monat t. 

-VI 

AbonnementsbedliiKunBeii : 

Inaerttonabadln 

rt>BV«n 

aanijkhrlK  S. 

w.  a.  s.- , 

M. 

10.— 

Kr» 

12.50  ohne 

Poalvariendung. 

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eloer 

VIcrtsUelt«  «. 

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«.  s.-. 

- 

- 

,    a.  5.(io, 

M. 

U.SO 

Fr». 

14.—  mit 

• 

Dr.  Leopold  Anton  und  Marie  Dierl'"*" 

Preisaufgaben-Stiftung. 

Im  .Sinne  des  Stiftbriefes  über  die  Dr.  Leopold  Anton  und  Marie  Dierl'sche  Preis- 
aufgaben-Stiftung ist  von  Seite  des  Profes.soren-CoUegiums  der  philosophischen  Facultät 
an  der  k.  k.  Universität  in  Wien  als  Thema  der  vierten  philologischen  Preisaufgabe  ge- 
wählt worden : 

„Der  Einfluss  des  Arabischen  und  Persischen 

auf  das  Türkische."  .%«°ufys^' 


Für  die  beste  Lösung  dieser  Aufgabe  wird  durch  den  gefertigten  Ausschuss  als 
Stiftungs-Curatorium  hiemit  ein  Preis  von  Fünfzig  k.  k.  Ducaten  ausgeschrieben. 

IBe-TTT-erloiJLZXg's-IBeciiiDLg-iiLisse. 

Zur  Bewerbung  werden  gemäss  dem  Stiftbriefe  nur  Personen  zugelassen,  welche  das 
Staatsbürgerrecht  in  den  im  Reichsrathe  vertretenen  Königreichen  und  Ländern  besitzen. 

Die  Arbeiten,  welche  noch  nicht  veröffentlicht  worden  sein  dürfen  und  in  deutscher 
Sprache  abgefasst  sein  müssen,  sind  in  Reinschrift  bis  längstens  1.  Juli  1899  gegen  Be- 
stätigung bei  dem  Decanate  der  philosophischen  Facultät  der  k.  k.  Universität  in  Wien 
einzureichen. 

Jede  Arbeit  ist  mit  einem  Motto  zu  versehen  und  derselben  ein  versiegeltes,  mit 
dem  gleichen  Motto  versehenes  Couvert  beizulegen,  in  welchem  ein  Blatt  mit  dem  Vor- 
und  Zunamen,  dem  Stande  und  der  genauen  Adresse  des  Autors  und,  falls  nicht  schon 
aus  der  Stellung  des  Preisbewerbers  seine  österreichische  Staatsbürgerschaft  hervorgeht, 
ein  Beleg  der  letzteren  enthalten  sein  muss.  Auf  der  Arbeit  selbst  darf  sich  keine  Hindeutung 
auf  die  Person  des  Autors  vorfinden. 

Die  Prüfung  der  Arbeiten  und  die  I'.ntscheidung  über  die  Preisbewerbung,  welche 
dem  Professoren  CoUcgium  der  philosophis('hen  Facultät  der  k.  k.  lTni\prsität  in  Wien 
zusteht,  wird  mit  thunlichster  Beschleunigung  stattfinden. 

Das  Autorrecht  an  der  prämiirten  Arbeit  verbleibt  dem  Verfasser. 

Die  Zuerkennung  des  Preises  kann  unterlassen  werden,  wenn  keine  der  einge- 
reichten Arbeiten  des  Preises  würdig  erachtet  werden  sollte. 

Nichtprämiirte  Arbeiten  werden  gegen  Rückgabe  der  Empfangsbestätigung 
zurückgestellt. 

Wien,  am  29.  November  1898. 

Vom  Ausschusse  der  niederösterr.  Advocatenkammer 

als 

Cnratoriam  der  Dr.  Leopold  Anton  nnd  Marie  Dierrsclie  Preisanfgaben-Stifliii. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  landesbefugte  l&ß  GLASFABRIKANTEN 

S.  REICH  &  C^ 


GegrOndet 
1813. 


Gegründet 
1813. 


Hanptniederlap  oid  Centrale  lämmtliclmr  Etabiissementa : 

WIEN 

II-3    Czexnlngaase   I<I"r-    3,    4,    5   und   '7. 

NIEDERLAGEN: 

Berlin,  Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  W^asser- 
schleifereien,  Glas -Raffinerien,  Maler-Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

liliiswiiariiii  u  BeleocIitDiiiszfGCliiii 

für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 
elektro-teclinisclien  Gebrauch. 

Preiscoiirante  und   Musterbücher    gratis  und  franCO. 

pr-  Export  nach  allen  Weltgegenden,  "»s 


Verlag  von  F.  Fontane  &  Co. 

Berlin  W.  35. 


Von  hervorragender  literarischer  Bedeutung 

sind  die 

SCHRIFTEN 

von 

Rudolf  Lindau. 

Erzählungen  eines  Effendi. 
Preis  geheftet  M.  2.—,   gebunden   M.  3.—. 

Türkische  Geschichten. 

Preis  geheftet   M.  6.—,    gebunden  M.  7.50. 

Der  Fanar  und  Mayfair. 

Preis  geheftet  M.  6. — ,   gebunden  M.  7.50. 

Schweigen.  Novellen. 
Preis  geheftet   M.  2. — ,   gebunden  M.  3. — . 


Gesammelte  Romane  und  Novellen 

sechs  Bände. 

Preis  geheftet  M.  18. — ,  gebunden  M.  24. — . 


K.  K.  PRIV.  SÜDBAHN-GESELLSCHAFT. 

Auszug  aus  dem  Fahrplane  der  Personenzüge. 


Abfahrt  von  Wien: 

5..50  Früh    (Persouenzug):    MUrzzuschlag,     Kanizsa,     Budapest;     Giins 

(Dienstag  und  Freitag);  PakrÄcz-Lipik ;  Essegg,  Sarajevo;  Agram ; 

Aspang. 
7.20  Früh   (Sehnellzug):   Leoben,  Vordemberg.  Venedig   (via   Pontafel), 

Kanizsa,   Kssegg,   Sarajevo,  Pakräcz-lJpik,  Agram;    Budapest  (via 

Pragerhof);  Neuberg,  Afienz. 
8.10  Früh  (Schnellzug):    Triest,    Fiume,   Pola,  Sissek    (via  Steinbrück), 

Gonobitz,  Klagenfnrt,  Villacb,  Bozen,  Meran,  Arco,  Innsbruck  (via 

Marburg),  Weifsberg,  Luttenberg  (Gleichenberg),  Köflach. 
1.15  Nachmittags  (Postzug) :  Triest,  Görz,  Venedig;  Fiume ;  Pola,  Rovigno, 

Siasek,  Brod,  Banjaluka;  Leoben,  Vordemberg;    Neuberg,    Aflenz. 
1.40  Nachmittags  (Persouenzug):  Bares,  Agram,  Kanizsa,  Göns. 

2.55  Nachmittags   (Personenzug):    Wiener- Neustadt,    Aspang,    Kanizsa, 

Budapest. 
4.30  Nachmittags  (Personenzug):  Graz,  Leoben. 

5.25  Nachmittags  (Personenzug):  Wiener-Neustadt,  Steinamanger. 
7.40  Abends  (Personenzug):  Kanizsa,  Budapest,  Pakräcz-Lipik;  Essegg, 

Bosniscb-Brod;  Agram,  Sissek,  Sarajevo. 
8.20  Abends  (Schnellzug):  Triest,  Görz,  Venedig,  Rom;  Mailand,  Genua; 

Pola,  Rovigno;  Fiume;  Sissek,  Banjaluka,  Budapest  (via  Pragerhof). 
9.—  Abends    (Postzug):    Triest,    Görz,    Venedig,    Rom,  Mailand;   Pola, 

Rovigno,  Agram;  Gonobitz,   Budapest  (via  Pragerhof);  Klagenfurt, 

Wolfsberg,    Meran,    Arco,    Innsbruck    (via    Marburg);    Luttenberg, 

Köflach,  Wies;  Stainz,  Leoben,  Vordemberg. 
9.45  Abends  (Schnellzug):    Marburg,  Klagenfurt,    Franzensfeate,  Meran, 

Arco,  Innsbruck  (via  Marburg).  i 

Sohlafwaffeu  verkehren  mit  den  Schnellzügen  (Wien  ab  8.20  Abends,  Wien  an  10.  -  Vormittags)  zwi.schen  'Wien-Trlest,  Wien-aörz  TenedlflT 

via  Cormons  und  (Wien  ab  9.45  Abends,  Wien  an  9.— Vormittags)  zwischen  Wlen-Marbarg^-Keran. 
Dlreote  Wagten   I.,  II.  Olasse    verkehren   mit  den   obigen  Sehuc-Ilzügen   zwischen  Wien-Fiume   (Abbazia)  und  'Wlen-AIa  via  Fran/.en«- 
feste,    ferner    mit  den  Schnellzügen    (Wien,  ab  7.20  Früh   und    Wien  an   9.S5  Abends)   zwischen    ^K^ien  -  VenedlgT-Mailand    via    Leoben,    dann 

(Wien  ab  8.10  Früh,  Wien  an  U.35  Abends)  zwischen  ^tTien-Fiume  (Abbazia).  Wleu-Fola  und  Wlen-Oörz. 
Fahr-Ordnungen  in  Piarat-  und  Taschen-Format  bei  allen  Billettcn-Cassen ;  Taschen-Fahrplan  der  Localzüge  in  allen  Tabak-Traflken  Wiens. 
Fahrkarten  -  Aas^abe  (in  beschränktem  Masse)  und  Anskttnfte  bei  der  Wiener  Agentur  der  Internationalen  Schlafwagen-Gesellschaft, 
I.  Kärntnerring  15,  im  Fahrkarten-Stadtbureau  der  kgl.  ungar.  Staatseisenbahnen  in  Wien,  I.  Kärntnerring  9,  dann  in  den  Reisebureanx: 
Th.  Cook  &  Son,  I.  Kärntnerstrasse  S2A.  G.  SchroeckPs  Witwe,  1.  Kolowratring  12,  Schenker  &  Co.,  I.  Schottenring  8  (Hotel  de  France),  „Courier", 
Internationales  Reise-  und  Fahrkartenbureau  Nagel  &  Worlmann,  I.  Üpemgasse  6. 


Ankunft  in  Wien: 

6.40  Früh     (Postzug):    Triebt,     Rom,    Mailand,    Vt-nedig,   Ofirz;   Pola, 

Agram,   Budapest  (via   Pragerhof);  Arco,   Innsbruck,   Klagenfurt, 

Wolfsberg  (via  Marburg);  Luttenberg,  Köflach, Wies;  Stainz,  Leoben. 

8.53  Früh  (Personenzug):    Kanizsa,    Bosnisch-Brod,   Essegg;   Pakräcz- 

Llpik,  Agram,  Budapest  (via  Oedenbnrg), 
9. —  Vormittags  (Schnellzug) :  Marburg,  Arco,  Meran,  Innsbruck,  Klagen- 
furt (via  Marburg),  Leoben. 
9.40  Vormittags  (Personenzug):   Steinamanger,   Güns. 
10. —  Vormittags  (Schnellzug);   Triest,  Rom,   Mailand,    Venedig,   Qörz ; 

Pola,  Rovigno;  Fiume,  Sissek,  Agram,  Budapest  (via  Pragerhof). 
1.15  Nachmittags  (Personenzug):  Graz,  Leoben,  Vordernberg ;  Aflenz. 
1.35  Nachmittags  (Personenzug):  Kanizsa,  Güns  (Dienstag  und  Freitag), 

Wien  er- Neu  Stadt. 
4. —  Nachmittags    (Postzug):    Triest,    QÖrz,   Venedig,    Pola;  Rovigno; 

Fiume,  Sissek,  Agram;  Radkersburg,  Köflach, Wies  ;  8tainz,Vordern- 

berg,  Leoben,  Neuberg. 
5.35  Nachmittags    (Personenzug):     Bares,    Kanizsa,    Budapest,     Güns, 

Agram,  Oedenburg,  Wiener-Neustadt. 
9. —  Abends    (Personenzug):     Sarajevo,     Essegg ;     Agram,     Budapest, 

Kanizsa;  Pakräcz-Lipik  (via  Oedenburg);  Gutenstein. 
9.35  Abends  (Schnellzug):  Triest,  Görz,  Pola,  Rovigno;  Fiume;  Brod, 

Sissek    (via    Steinbrück) ;    Budapest    (via    Pragerhof) ;    Gonobitz, 

Villach,  Klagenfurt,  Wolfsberg;  Luttenberg,  Köflach. 
9.4.i  Abends  (Schnellzug):  Venedig  (via  Pontafel),  Bozen,  Meran,  Arco, 

Innsbruck;  Leoben,  Vordernberg;  Neuberg,  Aflenz. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIXNT. 


BI 


KAISERL   KÖNIGL 


RIVILEGIRTE 


VON 


Philipp  Haas  &  Söhne 

WIEN 

WAARENHAUS:  I.  STOCK-IM-EISENPL ATZ  6 

FILIALEN: 

VI.,  MARIAHILFERSTRASSE  75  (MARIAHILFERHOF);  IV.,  WIEDENER  HAUPTSTRASSE  13 

III.,  HAUPTSTRASSE  41 


EMPFEHLEN    IHR    GROSSES    LAGER    IN 


MÖBELSTOFFEN,    TEPPICHEN,   TISCH-,   BETT-   uni>   FLANELLDECKEN,   LAUFTEP- 
PICHEN IN  WOLLE,  BAST  und  JUTE,  WEISSEN  VORHÄNGEN  imn  PAPIERTAPETEX 


SOWIE    DAS    GROSSR   LAGER    VON 


OEIEIfTAlISCHEN  TEPPICHEU  dnd  SPECIALITÄTEI. 


NIEDERLAGEN: 

BUDAPEST,    OLSELAPLATZ    (BIGBNBS     WAARKNHAUs).     PRAG,    OEABEN    (KIOENE.S     WAARKNHAUS).     GRAZ,     HERKBNOASSK. 

LEMBERG,  uucv  Jaoiei.i.onskiej.  LINZ,  vranz  joskf-pi.atz.  BRUNN, oros.ser  platz.  BUKAREST, noul  palat  dacia- 

ROMANIA.     MAILAND     DOMPLATZ     (EIOHNES     WAARKNHAU.S).     NEAPEL,     PTAZZA    S.   FERDINANDO.     GENUA,     TIA     ROMA 

ROM,     VIA      DEL     COR.SO. 

FABRIKEN: 

WIEN,  VI.,  .stumpkroas.se.  EBERGASSING,  nikder-oestkkrrich.  MITTERNDORF.  nieder-oksterkuch.  HLINSKo. 
BOBHMEN.  BRADFORD,  England.  LISSONE,  iTALiltN.  ARANYOS-MAROTH,  cnoarn. 


FÜR   l>EN  VERKAUF  I.M   PREISE  HERABGESETZTER  WAARKN  IST  EINE  EIGEN«  ARTHKILUNO  IM  WAARENHaU-^'K 

EINGERICHTET. 


Ulltig  vuui  1.  Jknner  1899 
bU  auf  Weiter«. 


JFaÖtylaii  bcö  .,€>cftccretrf|ifc&cn  IClajiD*'. 


UUtit   TOB    I.   JftBMT    iMt 

bU  anf  W«M«rw. 


OCEA-mSCHER    IDIElsrST. 


Indien --China— Japan. 

DreizflI.u  l-  atirieu  von  Triünt,  ro»p  Flame 
inii  iterQhriiDK  der  Hftfen  Port  Said  Suez,  A(lf.o, 
Kurrachl,  Bombay,  Colonibn,  Penatigr,  Singapore, 
HotiKkoDfT,  Snaiighai,  Yokohama  (difse  beiden 
Hilfen  werden  alternativ  nur  jede»  »weiten 
Monnt  berührt)  und  Kobe.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  faouttativ  angelaufsn  werden.  AuscIiIuh!« 
m  Bombay  au  die  Panipter  der  dirt-nen  Linie 
Trlent— Bombay  —  lu  lien  /wlsebenharen.  Bom- 
bay ausgenoinmen.  können  Abfahiten  und  An- 
kilnfle  früh  er  oder  später  erfolgen.  Der  Auf 
entlialt  In  Ftume  auf  der  Rtlckfahr:  kann  um 
die  lür  die  Lade-  und  Umladeoporationen  nMbiffe 
Zelt  verlängert  oder  verkt\rr.t  werifcn.  Autier 
den  oben  bcKeichneten  Ilfcfon  kj^nnen  sowobi 
auf  der  Hin-  aU  auf  der  Rflckfabrt  andere 
Kcbellen  ('hinaa  oder  JapatiB  oder  Manila  be- 
rührt werden. 


Oirecter  Dienst  Triest— Bombay. 

Atilai  rt  vun  Trie»t  am  S.  der  Monate  Jftuner. 
Feb  uar,  MArK  und  am  12.  Min;  femer  am  3.  der 
Monate  April,  Mal,  Juli,  tieplember,  Ootober, 
November  und  Decemtter.  mit  BerObrang  der 
Hufen  Port  8aid,  Suez.  Aden,  Bombay.  —  Die 
AnkOufte  und  Abfahrten  In  den  Zwischenhäfen 
können  verfrQbt  oder  vertpAtet  werden,  jedoeh 
ohne  das  Itinerärmkaoige  Eintreffen  in  den  Bnd- 
hftftu  SU  beeinträchtigen.  Anschlnu  in  Bombay 
in  beiden  Rioblongen  an  die  Dampfer  derlndo- 
China  .Iapan-Ii!nie. 

Trlest-CalOHtta. 

Abffthit  von  Tr)e*t  tau  15.  der  MoBAie 
Jinniir,  Ftfbrnar,  April,  Joal,  Alfgott,  Septem- 
bar,  üctobar,  November.  DMaabermitBerOhtmg 
dar  Htrea  Fioma,  Port  Skid,  Saaa,  Maaiana, 
Adao,  Bombay,  Colombo,  (Mantta.  Anf  das  Hin- 


und  RDi'krabrlati  ktaaam  Coeoaada,  Madru  mad 
andere  lUfan  der  CoromandalKtata  augalaafaa 
werden.  Anf  (^en  RSckrah'ten  i»t  dta  BaHlaniB( 
der  Hurmanitclien  Reiihlfen  lowie  anderer 
Eohellen  de«  Kotben  und  Adriatlacban  Maere* 
facultatiT.  Dm  Anlaufen  Ton  Boabar  and 
Maasana  auf  den  Hlnfabrten  «nd  von  ^  med  Ig 
auf  den  RBrkfahrten  Ul  bei  allen  Reiaen  facal- 
utiv. 

MercantlliiieiKt  Mch  BratillM. 

Qamainaobarudlenat  mit  der  «Adrla*.   Von  t 
Triaat,  reap.  Finma  Je  eine  Abfabrt   in  den  Mo-  j 
naten  Jionar,  Februar,  M&n.  April,   Mai.  diel 
Abfahrten  im  Juli.    %vt*l  Abfahrten  im  Angn.t, 
awai  Abfahrten  Im  September,    twei   Abfahrten 
im  OctolMr,  aina  Abfanrt  Im  Svnmlbm  «ad  «laa , 
im  Denambar.  Barthrsaf  dar  HlfcB  ftnaaibac*,  | 
Bakia,  Bio  d«  Awalf«  u«  f 


rvf 


ÖStERREICHISCHK  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


OUtifi'Vom  1.  Jänner  189Ü 
bis  auf  Weiteres. 


Jlfaijrplan   öc^  „(J^cftcrrcirfiif d)cn   IClapb' 


Ontig  vnml.  J&nner1*l99 
bis  auf  Wt'ituroB. 


XDiEJsrsT  XTsa.  .A.iDR,iA.Tiscia:Eisr  is<ieei*.e. 


Beschleunigte  Elllinie  Triest— Cattaro 

At>  Trieit  je<l«D  Donnerstag  10  Uür  Frttb, 
ia  Oattaro  Freitag  18  Ulir  Mittags,  berllbr. : 
Pola,  Zar«,  Spalato,  Uravo»a. 

Retour  ab  Cattcro  Freitag  2'/,  Uhr  Nachni  , 
In  Triest  Samsta.    .^Vs  Uhr  FriU>. 

Anschluss  in  Triett  an  die  Eilzüge  von  und 
nach  Wien. 

Anschluss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovloh  A  und  in  Cat- 
taro .in  die  Hinfahrt  der  Dalmatinisch- Albanesischen 
Linie  nach  Bari  und  Brlnillsi. 

Linie  Triest— Meti(ovich  A. 

Ab  TrlMt  Jedeu  Mittwoch  7  Lbr  Frttb,  In 
tfetkovich  Freitag  4>/,  Uhr  Nachm.,  bertthr. : 
RoTigno,  Poia,  Lussinpiccolo ,  Zara,  Zaravecchia, 
Sebenico,  TraA,  8|ialato,  8.  Fietro,  Almissa, 
Oelsa,  8.  Martlno,  Macarsca,  Oradaz,  8.  Olorgio 
dt  Lesina,  Trapano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovloh  Jenen  Sonntag  8  Uhr 
Früh,  In  'iriest  Dienstag  1'/,  Uhr  Nachm. 

Anschluss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest— 
CatMro. 

Linie  Triest— Metkovich  B. 

Ab  Trieit  Jeden  Samstag  7  Ulir  Frtth,  in 
lletkovlch     MoBtag    6    Uhr    Nachm.,    berllbr. : 


Pola,  Lusvinplecolo.  Zara,  Zlarln,  sebenico, 
Rogosinzia,  Traä,  8t>alato,  8.  Pintro,  Postire. 
Almissa,  Puciscbie,  Macarsca,  8.  Giorgio  dl  Le- 
sina, Trapano,  Gradai,  Fort  Opus. 

Kelour  ab  Metkovlotl  jeden  Mittwoch  8  Uhr 
Frtth,  111  Triest  Freitau  6  Uhr  Abends. 

Anschluss  a<it  d^r  KUokf»tiri  in  Spalato  an 
die  Rintabrt  der  Da Imatlnisch-Albanesischen  Linie, 

Linie  Triest— Venedig. 

Vou  Triest  jeden  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mlttemacbi  Ankunft  In  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  it-  ,  Uhr  Früh. 

Retour  ab  Venedig  leden  Monlag,  DienslaK 
.ind  Freilag  11  Uhr  Nachts,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  1'ag  6^,  Uhr  Frtlh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jeaen  Mittwoch  !■/,  Ubr  Nachmittags, 
in  Zara  Donnerstag  6  Uhr  Nachm.,  berühr. ; 
Cberso,  Rabaz.  Maliiisca,  Veglia,  Arbe,  LuHsin- 
grande,  Noyaglia,  Va|<aanioue,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Sonntag  5Va  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  i  Uhr  Früh 

Dalmatinisch-Albanesische  Linie. 

Ab  Triest  jede«  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Cattaro  Donnersiag  't>l,  Uhr  Abends,  berühr.; 
Kovigno,  Pola,  X,.UBsinpiccolo,    Selve,    Zara,  Se- 


benico, Spalato,  Mllnii,  Leaina,  CnrEola,  Qravosa, 

Castelnuovo,  Teodo  und  Rlsano. 

Retour  ab  Cattaro  jedeu  Montag  11  Uhr 
Vorm.,  in  Triest  Mittwoch  (i  Uhr  Abends. 

Anscliluss  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  au  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
iiacli  Bari.  Brindlsi,  Antivarl,  Dulolgno,  MMua, 
Duraizo,  Valona,  SantI  Quaranta,  Corfo  und 
Santa  Maura  verlängert..  Auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  uud  Brindlsi  Anschluss  in  Cattaro  nach 
Daliiiatien  mit  der  rü'?kkehrenden  Dalmatinlsoh- 
Albaneslschen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  jeden  Freitag  7  Uhr  Früh,  In 
Spizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Trau,  Spalato,  Ca- 
rober,  Milna,  CitUvecohia,  Lesina,  Lissa,  Comisa, 
Vallegrande,  Curzola,  Orebich,  Terstenik,  Meleda, 
Qravosa,  Ragusavecchia,  Castelnuovo,  Teodo, 
Perasto-Risano,  Perzagno,  Cattaro,   Budna. 

Retour  ab  Spizza  jeden  Mittwocb  11'/«  Uhr 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  mSglicb 
wäre,  wird  in  Megline  angelegt. 


L.E"V-A.lSrTE-     TJOSriD     ]S<riTTELI^EEIi-I3IE3SrST. 


Eillinie  Triest- Alexandrien. 

Von  Triest  ab  Jeden  Mittwoch  12  Uhr  Mittags, 
in  Alexandrien  Sonntag  6  Uhr  Frtth  über  Brindisi. 
Rückfahrt  von  Alexandrien  jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschluss  InAlexandrien  an  die  Syrlsob-Cara- 
maniscbe  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  in  Triest  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  I^uxuszuges  Ostende — Wien— Triest 
und  in  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Ellzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
Jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Monaten  März,  April, 
Mai  und  Juni  wird  auf  der  Rückfahrt  zwischen 
Brindlsi  ui:d  Triest  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  aiigelauieo. 

Verbindung  zwisctien  Fjume  und  Alexandrien 
aber  Triest  mit  der  Qrieohisoti-Ürlentallsohen  und 
der  Thessallsohen  Linie  A, 

Syrisch-Caramanisclie  Linie. 

Wöchentlloh  vom  September  bis  Ende  Hän; 
vlerzehntiglg  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrien  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
tu  Constantluopel  zweituächsten  Sonntag  5  Ubr 
Früh  über  FortSaid,  Jaffa,  Caifa,  Beirut,  Tripolis, 
Lattacbia,  Alexardrette,  Meryna,  Rhodos,  Kbios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
.{ahrt  ab  Constantlnopel  Sonntag**)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrien  zweituächsten  Donnerstag 
6  Uhr  Frtth. 

•)  Am  3.,  10.,  17.,  84.  und  31.  Jänner,  7., 
14.,  2i.  und  2d,  Februar,  7,  14,  21,  and 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  30.  Mai, 
IS.  und  27.  Juni,  11.  und  25.  Juli,  8.  und 
Si.  Auguat,  6.,  12.,  19.  und  26.  September,  3., 
10.,    17.,    14.    und  Sl.  October,    7.,  14.,   21.   nnd 

28.  November,  5.,  12.,  19.  und  26,  December, 
••)    Am    1,,    8,,  16,,  22.  und  S9.  Jänuer,    5,, 

12.,  19.  und  26.  Februar,  5.,  12  ,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  und  SO.  April,  14.  und  28.  Mai.  U.  und 
2S.  JnnI,  9.  und  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  3., 
10.,  17.    nnd  24,  September,    1,,  8.,  1,5,,  22.  nnd 

29.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  8,, 
10,,  17,,  24,  und  31.  Decemlier. 

Anschluss  in  Alexandrien  an  die  Eillinie' 
Triest— Alexandrien.  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt  in  Smyrna  (tu  den  Monaten  vom 
September  bis  Ende  März)  auf  der  Hinfahrt  nach 
Candisn,  Cerlgo  etc,  (Thessallsohe  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantlnopel. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  II',',  Ubr  Vorm., 
In  Constantlnopel  Monlag  6  Uhr  Früh  über 
Brindisi,  StI.  Quaranta,  Curfu,  Patras,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantlnopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Ubr  Nacbm, 

Anschluss  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nach  Albanien  nni  Oalmatlen  (Dalmatlnlsch- 
AlbaneSiSOhe  Linie,  Rücklahrt),  weiters  in  Corfü 
oder  Santi  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
(Linie Triest— Constantlnopel,  Kttcliiah  t);  luCorfu 
auf  der  Hintahit  an  d  e  Linie  Corfli ~ Prevesa ',  in 
PirttllS,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, au  die  Qrleohlsoh  Orlentallsohe  Linie  und 
»nf  der  Hinfahrt  nach  Candlen  etc  (Thessallsohe 
Linie  A,  Rttckfatirt), 

Constantlnopel- Batum, 

Von  Constantlnopel  jeden  Samstag  12  Uhr 
Hittags, in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  bertthrt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Rlzeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt),  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  in  Constantlnopel 
Mittwoch  2  Dhr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantlnopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantlnopel  — 
Odessa  und  der  Donauiinie. 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantlnopel  ab  Jeden  Donnerstar  3  Uhr 
ffachm. ,  in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend  : 
Burgas,  Varna,  Costanza.  Rückfahrt  «b  Odessa 
Jeden  Montag  4  Ubr  Nachm.,  in  Constantlnopel 
Mittwoch  10  t7hr  Vorm. 

Griecliiscil-Ürientaiische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  Jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Nachm.,  In  Oonstantlnopel  aw eltnächsten  Mittwoch 


6  Uhr  Frtth,  berührend:  Flume,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Vathy,  Khios, 
Smyrna,  Cean,^,  Mytilene,  Dardanellen,  Galllpoli. 
Rückfahrt  ab  Constantlnopel  jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Ubr  Nachm.,  in  Triest  zweituächsten 
Sonntag    11  Ubr  Vorm. 

*)  Am  1.,  1,5.  und  !9.  Jänner,  12.  und  26, 
Februar,  12,  nnd  26,  Mars,  9.  und  2H.  April, 
7.  und  21.  Mai,  4.  und  18.  Juni,  2,,  16,  und 
30,  Juli,  13.  ond  27.  August,  10.  und  24.  Septem- 
ber, 8,  und  22.  Ooiober,  5.  und  1&.  November, 
3.,  17.  nnd  31.  Decembar. 

**)  Am  0.  nnd  23.  Jänner,  6.  nnd  20.  Febmar, 
6.  und  20.  März,  3.  und  17.  April,  1.,  I.'i.  nnd 
29.  Mal,  12.  und  26,  Juni,  10.  nnd  24.  Juli,  7. 
und  21.  August,  4,  nnd  18.  September,  2.,  IC 
nnd  30.  October,  13.  und  27.  November,  11.  nnd 
25.  December. 

Anschluss  in  PitäuM  an  die  Eillinie  Triest — 
Constantlnopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt',  in  Smyrna  auf  der  Rückfahrt  nach 
Candlen  etc.  (Tbc»8alis<he  Linie  B,  Rückfahrt) 
nnd  überdies  in  den  Monaten  vom  Septei  ber 
l>is  Ende  Mars  auch  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanlen  und  Syrien  (Syrlseh-Caramanisc  e 
Linie,  Rückfahrt);'  in  <;onitantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel — Odessa 
sowie  au  die  Donaulinie, 

NB.  in  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
fuhrt  werden.  Die  Aufenthalte  in  Flume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexandrien 
über  Triest  mit  der  Billlnie  Triest— Alexandrien. 

Griechiscii-Orlentalische  Linie  B. 

Von  Triest  ab  jeden  /.weiten  Sonntag*)4  Ubr 
Nachm.,  in  Oonstantinocei  zweitnächsten  Mitt- 
woch 6  Uhr  Früh,  beriilirenil:  Flume,  Corfu,  Palras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Khios.  Smyrns, 
Vathy,  Cesm^,  Mytilene,  Dardanellen,  Galllpoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  Jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Na<bm.,  in  Triest  zweit- 
uächsten Sonntag  11    Ulir  Vormittags, 

*)  Am  8.  und  22.  Jänner,  5.  nnd  19.  Februar, 
ö.  und  19.  März,  2,,  16.  und  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  .luni,  9.  und  23.  Juli,  6. 
und  20.  August,  3.  nnd  17.  September,  1.,  15. 
und  29.  October,  12.  und  26.  November,  10.  und 
24.  December. 

•*)  Am  2.,  16.  und  3".  Jänner,  13.  und  27. 
Februar,    13.    und  27    März,    10.  und  24.   April. 

8.  und  22.  Mai,  5.  und  1».  Juni,  3.,  17.  und  31. 
Juli,  14.  und  28.  August,  11.  und  25.  8epteml)er. 

9.  nnd  23.  October,  0.  und  20.  November,  4.  und 
19.  December. 

Anschluss  in  PlrSus  an  die  Eillinie  TrieSt — 
Constantlnopel  ^owolil  a  f  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  in  den  Monaten  vom  Sep- 
tember bis  Ende  März  auf  der  Hinfahn  nach 
Caramanlen  und  Syrien  (Syrlsch-Carramanische 
Linie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa. 
sowie  an  die  Donaulinie, 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
P'ebniar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

*■**)  Verbindung  zwischen  Flume  und 
Alexandrien  über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— 
Alexandrien. 

Donaulinie. 

Von  Constantlnopel  jeden  Donnerstag  12  Uhr 
MilUgs,  in  Galatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr. : 
Burgas,  Varna,  Costanza.  Sullna,  Braila.  Rück- 
fahrt von  Baiatz  Jeden  Mittwoch  9  Uhr  Frttb,  in 
Constantlnopel  Sonntag  8  Uhr  Früh,  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Constantinopel  an  die  Rttck- 
fahrt  der  Griechisch-Orientalisohen  und  der 
Syriscb-Caramanischen  Linie. 

Thessalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Donnerstag*) 
3  Uhr  Nachm.,  In  Constantlnopel  zweitnäcbsten 
Donnerstag  6'/,  Uhr  Früh,  berttbrend :  Fiume, 
Valona,  Medua,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli, 
Zante,  Canea,  Rethymp,  Candlen,  Piräus,  Volo, 
Salonich,  Cavalla,  Lagos,  Dedeagb,  Dardanellen, 


Galllpoli,  Rodosto,  Rückfahrt  ab  ConsUntinopal 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Frttb,  InTrlesl 
drittnächsten  Dienstag  7  Ubr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  und  IG.  Fe- 
bruar, 2  ,  16.  und    30.  März,    13.  nnd  87.  April, 

11.  nnd  25.  Mai,  8.  und  22.  Juni,  6.  nnd  20.  Juli, 
3  ,  17.  und  31.  August,    14.  und    28.  September, 

12.  und  26.  October,  9.  und  23.  November.  7. 
und  21.  December. 

••)  Am  14.  und  28.  Jänner,  II.  und  25.  Fe- 
bruar, 11.  und  26.  März,  8,  und  22.  Apiii,  6, 
und  20,  Mai,  3,  und  17,  Juni,  1,,  15,  und  29,  Juli, 

12.  und  26.  August,  9.  und  SS.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  und  18.  November,  2,  16. 
und  30.  December, 

Anschluss  in  PIräus  auf .'derHlnfahrt  an  die 
Eillinie  Trisst— Constantinopel  aovde  an  die 
Srieohlsoh-Orientallsche  Linie  B  in  derselben 
Hichtung.  Die  Rückfahrt  ist  welters  im  An- 
scIiIusB  an  die  llinfabit  der  Eillinie  TriOSt— 
Constantinopel  »«yiie  der  Grlechisoh-Orlentallsohen 
Linie  A,  In  Constantlnopel  auf  der  llinfabit  an  die 
Linie   Constantlnopel  —  Odessa    sowie  Donauiinie. 

NB.  Die  Aufentbalte  in  Flume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

*••)  Verbindung  zwischen  Flume  und  Alexan- 
drien über  Triest  mit  der  Elllinie  Triest- Alexaa- 
drien. 

Tliessalische  Linie  B. 

Von  Triestjeden  zweiten  DonnersUg*)  8  Uhr 
Nachm.,  in  ConsUntlnopei  zweitnächsten  Don- 
nerstag 6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sil.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante,  Cerigo, 
Canea,  Rethymo,  Candlen,  Piräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonich,  Cavalla,  Dedeagh,  Dardanellen,  (ialli- 
poll,  Rodosto.  Rückfahrt  ah  Constantlnopel 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnnchsien  Montag    12  Uhr   Mittags. 

*)  Am  12.  und  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe- 
bruar, 9.  und  23.  März,  6.  und  20.  April,  4,  und 
H.  Mai,  1,,  15.  und  29.  Juni,  13.  nnd  2".  Juli, 
10.  und  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  5. 
und  19.  October,  2,,  16.  und  30.  November,  14. 
und  28.  December. 

•*)  Am  7,  und  21.  Jänner,  4,  und  18,  Fe 
bruar,   4,  und  18,  Mäiz,  1,,  15,    und    29,    April, 

13.  und  27.  Mai,  10,  und  24.  Juni,  8.  und  22, 
Juli,  5,  und  19.  August,  /.,  16.  und  30.  Sep- 
tember, 14.  und  2».  October,  II.  und  25.  No- 
vember, 9.  nnd  23    December. 

AnBchlus-  in  PIräuS  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Grleohlscb-Orisntalisohe  Linie  A  in  derselben 
Richtung  ;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
März)  auf  der  Kückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrisoh-Caramanischen  Linie;  in  Constastinopel 
an  die  Linie  Constantinopel— Odessa  »unie  an 
die  Donaulinie. 

Dalmatinisch-Albanesisclie  Linie. 

Von  Triest  Jeden  DiensUg  7  Uhr  Frtth,  In 
Corfu  nächsteu  .Mittwoch  9'/,  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovlgno,  Pola,  Lussinpiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Spalato,  Milna,  Lesina,  Curzola, 
tiiavosa,  Castelnuovo,  Teodo,  Riaano,  Oattaro, 
Hari,  Brindisi  (liari  und  Brindisi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro,  Antivarl,  Dnlcigno,  Medua, 
Dnraizo,  Valona,  Sanli  Quaranta,  Corfu,  Retour 
von  Corfu  Donnerstag  8'/a  Uhr  Frtth,  an  Triest 
Mittwoch  6  Ubr  Abends, 

Anschluss  In  Cattaro  auf  der  Rttckfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatlen  mit  der  rück- 
kebrenden  Dalmatinisch- Albanesischen  Linie;  in 
Santi  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest — Constantlnopel,  sowohl  nach  Triest  als 
nach  Constantlnopel, 

Zweiglinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  Jeden  Freitag  4>,,  Uhr  Frtth, 
in  Prevesa  den  gleichen  Tag  6  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend :  Sajada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  Jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  in  Corfu  den 
gleichen  Tag  6'i,  Uhr  Abends.  Anschluss  in  Oorfu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tlnopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  Aenderungen  in  den 
Zwischenhäfen  au.'^genommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelmässigkeit    de«  Dienstes    bei    Con- 
tumaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  siehe  vorhergehende  Seite.) 


TKRANTWOBTUOHES  RBDACTEUB :  R.  ▼,  ROESBLER. 


OH.  RBISSBB  k  M.  WBRTBNER,  WISN. 


Februar  1899. 


Nr.  2. 


'^^iljjßuxt«*'     OESTERREICHISCHE 


^oÄst|riö  fr  ben  #rient. 

Hennagegeben  Tom 

K.  K.  OSTBRREICHISCHEN  IIANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlich  eine  Nummer. 


Verlag  dks  k.  k.  Östf.rkeichischbn  Handef-s-Muskums  in  Wien. 


PreU  J&hrL  S  fL      10  Mark. 


INHALT:  Btl  nograpliUclin»  au»  0§lHirkc»l»n.  Von  H.  Vmtbtri).  —  Da» 
(■ongogebict  vom  wirthsiliaftlichen  Standimnkle.  Von  K.  v.  Muurtg.  — 
Die  wlrllucluftlUhe  KrachlieBunng  Cliinm.  —  Uesohichte  tormosa«.  — 
Clironik.  —  Mlscüllen:  Kisenbahnba.i  in  Sbanlung.  —  Patente  in 
China.  -  InrtlschH  Kmailllrarbpit.  —  Das  Tfer  i  inCblna.  —  Literatur: 
Die  Donauländcr.  —  Tbe  New  Kar  Ka»t.  —  Muhammed'»  Lehre  von 
der  Offenbarung.  


ETHNOGRAPHISCHES  AUS  OSTTURKESTAN/) 

Von   N.    Vamb^ry, 

Im  vergangenen  Jahre  habe  ich  an  dieser  Stelle  der 
Reisebeschreibung  der  von  dem  verstorbenen  Dutreuil 
de  Rhins  1890 — 1895  unternommenen  witsenschaftlichen 
Expedition  nach  Hochasien  erwähnt  und  dabei  hervor- 
gehoben, dass  dies  ein  verdienstliches  Werk  des  in  Be- 
scheidenheit sich  zurückgezogenen  Herrn  F.  Grenard, 
des  Reisegefährten  des  verunglückten  französischen  For- 
schers, sei.  Heute  liegt  mir  der  vom  erwähnten  Autor 
verfasste  zweite  Theil  dieser  wissenschaftlichen  Forschungs- 
reise vor,  also  das  eigentliche  Resultat  des  ganzen 
Unternehmens,  und  ich  kann  nicht  umhin,  demselben 
eine  kurze  Besprechung  zu  widmen. 

Das  Buch  behandelt  Ostturkestan  und  einen  Theil  des 
nordwestlichen  Tibet,  folglich  in  geographischer  Be- 
ziehung keine  terra  incognita,  doch  umsoniehr  gilt  dies 
in  Bezug  auf  die  ithnographischen  Verhältnisse  jener 
Gegend,  und  ich  stehe  nicht  an,  die  Behauptung  zu 
wagen,  dass  wir  in  der  Arbeit  Grenard's  die  erste,  beste 
und  ausführUihste  Schilderung  der  ositurkestanischen  Be- 
völkerung begrilssen  können.  Dem  Grenard'schen  Buche 
zur  Seite  mag  wohl  der  unter  dem  Titel  „Report  of  a 
Mission  to  Yarkend  in  1873  under  Command  of  Sir 
T.  ü.  Forsyth.  Calcutta  1875"  erschienene  amtliche  Be- 
richt der  englischen  diplomatisch-wissenschaftlichen  Mis- 
sion gestellt  werden,  doch  der  Inhalt  letzterwähnten 
Buches  hat  einen  vorwiegend  geographisch  commerciellen 
und  historischen  Charakter,  es  beruht  auf  Hörensagen, 
und  war  auch  der  Aufenthalt  der  Engländer  viel  zu 
kurz,  ja  es  fehlte  ihnen  die  Kenntniss  der  Landessprache, 
um  in  das  eigentliche  Lebsn  der  Eingeborenen  eindringen 
zu  können.  Dies  gilt  auch  von  anderen  Vorgängern  der 
Dutreuil'schen  Expedition,  namentlich  von  Shaw,  Kuro- 
patkin  (dem  heutigen  russischen  Kriegsminister,  der  1876 
Ostturkestan  bereiste  und  seine  Erfahrungen  1 879  in  seinem 
Werke  „Kaschgarija"  veröffentlicht  hat),  Carey,  Dalg- 
leish  u.  A.,  von  denen  keiner  mit  ethnographischen 
Kenntnissen  ausgerüstet,  nicht  genügend  vorbereitet,  auch 
nicht  so  lange  im  Lande  sich  aufgehalten  haben  als  der 
Autor  vorliegender  französischer  Publication.  Es  thut 
einem  wirklich  wohl,  einmal  ein  gediegenes  Werk  über 
Land  und  Leute  dieses  östlichen  l'heiles  der  turkestani- 
schen  Welt  in  die  Hand  zu  nehmen.  Herr  Grenard  hat 
keine  Mühe  gescheut,  sein  Werk  nicht  nur  vom  ethno- 
graphischen, sondern  auch  vom  ethnologischen  Stand- 
punkt aus  zu  beleuchten. 

•)  Mission  Solentiflqiio  dan«  la  Haute  Asii-  IKSO-I»!».^.  Deuxi^me  Partie. 
\,»  Tiirku.,lan  et  le  Tibet.  Binde  eihnograpbiqae  et  «ociologtque  p«r  F.  Of 
tnri.  Parli  1898.  p.  p.  4i6. 


Nachdem  er  im  Capitel  I  einen  geographischen  Uebet- 
blick  des  Landes  gegeben,  behandelt  er  in  den  nächst- 
folgenden zwei  Abschnitten  die  physischen  Kennzeichen 
und  die  etwas  complicirte  Frage  der  ethnologischen  Ab- 
stammung der  heutigen  Ostturkestaner.  Seine  diesbezüg- 
liche Ansicht  culminirt  im  folgenden  Satze ;  „En  resum^, 
la  population  presente  du  Turkestan  oriental  est  formte 
essentiellement  de  deux  races^  non  pas  superpos^es,  ou 
juxtaop])os6es,  mais  combinöes :  la  race  ancienne  des 
Touraniens  d'origine  indo-europcenne,  que  nous  conside- 
rons  comme  une  unit6  simple  parceque  nous  ne  pou- 
vons  pas  la  döcomposer  en  ses  elthnents,  et  la  race 
nouvelle  des  Turcs  qui  s'est  in  corporee  a  la  pr6c6- 
dente  surtout  au  cours  du  IX  et  du  X  siöcle."  (Seite  53.) 
Vollkommen  richtig !  Nur  meine  ich,  müsste  man  bezüg- 
lich der  einzelnen  Fractionen  der  Ostturkestaner  einen 
Unterschied  machen.  So  habe  ich  gefunden,  dass  im 
Norden  des  Landes,  von  Komul  angefangen  bis  nach 
Kaschgar  die  turanischen  Racenmerkmale  aus  dem  ethni- 
schen Kunterbunt  viel  starker  hervortreten  als  im  süd- 
lichen Jarkend  und  Choten,  was  dem  UmsUnde  zuzu- 
schreiben ist,  dass  die  unmittelbare  Nähe  des  türkischen 
Elementes  grössere  und  markantere  Spuren  zurückge- 
lassen als  im  Süden.  Auch  dürfte  der  Unterschied  zwi- 
schen Stadt-  und  Landbewohner  nicht  übersehen  werden. 
Dass  die  ältesten  Autochthonen  arischer,  respective  inari- 
scher Abkunft  gewesen,  das  beweist  die  vorwiegende 
inarische  Nomenclatur  der  Städte:  Kuschgar,  Jarkend, 
Choten,  Turfan,  Tschantschan,  femer  der  Umstand,  dass 
Ostturkestan  zur  Zeit  der  arabischen  Occupation  vom 
iranischen  Standpunkte  als  ein  Theil  von  Chorasan 
(d.  h.  das  Land  gegen  Osten)  bezeichnet  worden  ist. 
Der  Influx  turanischer  Elemente  hat  allerdings  noch  im 
vorgeschichtlichen  Zeitalter  begonnen,  wie  dies  in  anderen 
Theilen  der  turkestanischen  Steppenländer  der  Fall  ge- 
wesen, doch  mit  grösserer  Intensität  ist  derselbe  im 
XII.  und  XIII.  Jahrhundert  aufgetreten,  und  seit  jener 
Zeit  ist  die  ethnische  Mischung  sich  so  riemhch  gleich 
geblieben.  Dieses  kann  nicht  nur  bezüglich  des  Physi- 
cums,  sondern  auch  in  Hinsicht  der  psychischen  Cha- 
rakteristik der  beiden  Fractionen  nachgewiesen  werden. 
Der  Kaschgarer  und  Aksuer  ist  jilumper,  schwerfälliger 
als  sein  aufgeweckter,  leicht  erregbarer  Landsmann  aus 
Choten,  und  während  meines  langen  und  intimen  Ver- 
kehres mit  Ostturkest.inern  habe  ich  gefunden,  dass  eii, 
Scherz  den  Aksuer  eiskalt  gelassen,  während  der  Cho 
tener  in  fröhliches  Lachen  ausbrach. 

Die  ethnologische  Erörterung  dieses  im  Alterthurce 
und  in  der  Neuzeit  steten  Wirren  und  migratorischen 
Bewegungen  ausgesetzt  gewesenen  Theiles  von  Inner- 
asien gehört  jedenfalls  zu  den  schwierigsten  Problemen, 
und  die  auf  das  Alltagsleben,  auf  Kleidung,  Wohnung 
und  Nahrung  sowie  auf  Beschäftigungen  und  gesellschaft- 
liche Beziehungen  der  Ostturkestaner  bezüglichen  An- 
gaben des  Autors  werden  es  jedenfalls  ermöglichen,  ▼om 


u 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Leben  und  Treiben  dieses  östlichen  Grenzgeliietes  der 
sesshaften  Türkenwelt  uns  ein  ebenso  treues  als  voll 
ständiges  Bild  zu  verschaffen.  Wenn  ich  besagte  Daten 
mit  meinen  eigenen,  in  verschiedenen  Theilen  Central- 
asiens  gemachten  Erfahrungen  vergleiche,  so  finde  ich, 
dass  der  Kaschgarlik,  wie  der  Ostturkestaner  in  den  drei 
Chanaten  im  Allgemeinen  genannt  wird,  von  seinen  übrigen 
Stammes-  und  Glaubensgenossen  sich  nur  wenig  unter- 
scheidet, mit  Ausnahme  etwa  gewisser  Merkmale  des 
chinesischen  Einflusses,  die  in  einzelnen  Sittenzügen  wahr- 
zunehmen sind.  In  Folge  der  unmittelbaren  Nähe  des 
heidnischen  und  noch  dazu  des  gebieterischen  Chinesen 
hat  in  gewissen  Sitten  ein  grösserer  Conservatismus  sich 
gezeigt.  So  z.  B.  sind  einzelne  Kleidungsstücke  beim  Ost- 
turkestaner noch  dieselben  wie  zur  Zeit  Baber's,  d.  h.  im 
XV.  Jahrhunderte,  während  andererseits  durch  das  Fehlen 
der  religionspolizeilichen  Thätigkeit  des  Reis,  der,  mit 
der  vierzügigen  Peitsche  die  Bazare  und  Strassen  durch- 
ziehend, die  Leute  zur  Frömmigkeit  und  Moralität  zwingt, 
die  Sittenreinheit  argen  Einbuss  erlitten.  In  ganz  Mittel- 
asien ist  die  Moralität  des  weiblichen  Geschlechtes 
nirgends  so  lax  wie  in  Ostturkestan.  Um  auf  das  Sitten- 
gemälde zurückzukommen,  möchte  ich  noch  bemerken, 
dass  trotz  des  engeren  Anschlusses  der  Ostturkestaner 
an  die  gemeinsame  Sittenwelt  des  sesshaften  Central- 
asiaten  dennoch  unverkennbare  Spuren  einer  grösseren 
Annäherung  an  die  sartische  Bevölkerung  von  Chokam 
nicht  zu  verkennen  ist,  und  namentlich  treten  solche  in 
der  identischen  Benennung  gewisser  Speisen,  Kleidungs- 
stücke und  Hausgeräthe  zu  Tage.  Es  gibt  z.  B.  Gerichte, 
wie  das  Mantui  und  Zenbusi,  eine  Gattung  in  Dampf 
gekochte  Mehlspeise,  eine  mit  Fleisch  gefüllte  Maul- 
tasche, eine  Specialität  in  Kaschgar  • —  deren  Herr 
Grenard  auffallenderweise  nicht  erwähnt  —  die  in  Chokam 
beliebt,  im  übrigen  Centralasien  aber  fremd  ist.  In  der- 
selben Weise  verhält  es  sich  mit  vielen  anderen  Momenten 
der  Sittenwelt,  da  seit  dem  Beginne  der  islamischen 
Periode  trotz  der  zeitweiligen  politischen  Grenze  des 
Kaschgar-Dawan  Ostturkestan  in  gesellschaftlicher  und 
cultureller  Beziehung  mit  dem  übrigen  Centralasien 
engstens  verbunden  gewesen  ist  und  gewissermaassen 
noch  heute  ist.  Bezüglich  der  Unterhaltungen,  Ehe- 
schliessungen, Frauen  Stellung  und  Kinder  erziehung  unter- 
scheidet sich  der  Ostturkestaner  in  äusserst  schwachen 
Nuancen  von  seinen  Stammesgenossen  im  Westen,  mit 
Ausnahme  etwa  jener  strengen  Keuschheitsgesetze,  die 
der  herrschende  Islam  im  Westen  aufrecht  hält,  während 
im  Lande  der  Sechsstädte  die  moslimische  Religions- 
polizei von  den  chinesischen  Behörden  keine  Unter- 
stützung findet,  und  die  Prostitution,  namentlich  in  der 
Nähe  der  chinesischen  Garnisonen,  in  auffallender  Weise 
blüht. 

Unsere  Bemerkungen  bezüglich  des  Sittengemäldes 
können  aber  auf  die  gesellschaftlichen  und  politischen 
Zustände  nur  selten  angewendet  werden,  wie  dies  bei 
einem  Vergleiche  der  im  Capitel  VIII  gegebenen  Daten 
mit  den  ähnlichen  Zuständen  in  den  drei  Chanaten  so- 
fort ins  Auge  fallen  muss.  Herr  Grenard  hat  Recht, 
wenn  er  selbst  heute  noch  Spuren  jener  Classeneintheilung 
entdecken  will,  die  in  dem  900jährigen  Kudatku  Bilik 
niedergelegt  ist,  denn  im  mehr  conservativen  Ostturkestan 
hat  das  später  sich  angesiedelte  türkische  Volkselement 
die  arischen,  richtiger  iranischen  Autochthonen  in  numeri- 
scher Beziehung  gar  bald  zum  Weichen  gebracht,  während 
in  den  Oxusländern  Sarten,  Tadschiken  und  Saltschas 
bis  zum  XIII.  Jahrhundert  die  tonangebende  Majorität 
gebildet  und  türkisches  Wesen  daher,  mit  Ausnahme 
Chiwas,  eigentlich  nur  unter  der  Landbevölkerung,  aber 
nicht  in  den  Städten  um  sich  greifen  konnte.  Die  Einzel- 
heiten, welche  der  Verfasser  in  diesem  Abschnitte 
bringt,  beweisen  klar  und  deutlich  den  tiefen  Einblick, 
die  genaue  Kenntniss  der  Sach.age  und  die  gehörige 
Kritik  der  verschiedenen  Phasen  des  individuellen  und 
gesellschaftlichen    Lebens,    und    es    mag    jedenfalls    be- 


fremden, dass  uns  über  das  Leben  und  Treiben  des 
eigentlichen  Turkestan,  wo  die  Russen  schon  35  Jahre  als 
Herren  des  Landes  wirken,  noch  kein  so  getreues  und  aus- 
führliches ethnographisches  Bild  zur  Verfügung  steht,  wie 
das  vorliegende  französische  Werk.  Wenn  von  Mängeln  und 
Fehlern  im  Allgemeinen  die  Rede  sein  kann,  so  vermissen 
wir  in  erster  Reihe  den  Bericht  über  die  Literatur- 
verhältnisse in  Ostturkestan,  denn  Herr  Grenard  scheint 
der  Landessprache  einigermaassen  kundig  zu  sein,  und 
Daten  über  Volkspoesie,  Erzählungen,  Sprichwörter  etc. 
wären  sehr  erwünscht  gewesen,  indem  Rudioff  und 
Pantusoff  nur  bei  den  Tarandschis  auf  russischem  oder 
benachbartem  Gebiete  ihre  Sammlungen  bewerkstelligt, 
und  die  Volkspoesie  von  Choten  und  Jarkend  muss 
jedenfalls  sehr  interessant  sein.  Was  die  etwaigen  Fehler 
anbelangt,  so  erstrecken  sich  dieselben  zumeist  auf  das 
sprachliche  Gebiet.  Von  letzteren  seien  hier  beispiels- 
weise nur  einige  angeführt.  Seite  1 7 :  Avuli  Ata  statt 
AwliaAta;  Seite  34:  Kaschgar  stammt  wohl  von  kaschi- 
kiar,  doch  kann  dieses  Wort  nicht  mit  ^ujr/;  jade  und 
ghar  =  Haus  übersetzt  werden,  sondern  es  bedeutet  ganz 
einfach  einen  Bau  mit  emaillirten  Ziegeln ;  Seite  48 : 
Oguz  signifie  boeuf  ist  nicht  richtig,  denn  Ochs  heisst 
türkisch  öküz  oder  ngüz,  oguz  hingegen  bedeutet  Fluss 
und  in  der  Adverbialform  grob ;  Seite  84  wird  tig  boldi 
mit  furent  nombreux  übersetzt,  was  ein  Fehler  ist,  denn 
iig  heisst  auf  osttütkisch  elend,  unglücklich.  Auf  der- 
selben Seite  hat  Herr  Grenard  das  türkische  iotnui  salib 
mit  „surveiller  le  pot  au  feu"  übersetzt,  was  richtiger 
„den  Löffel  hineinstecken"  heissen  sollte.  Seite  92  :  Kellt 
kujruk  heisst  nicht  „chien  courtand",  sondern  „Kurz- 
schweif  im  Allgemeinen;  Seite  102:  dschua,  richtiger 
dschuwa  =  Pelzmantel,  stammt  nicht  vom  arabischen 
dschubba,  sondern  vom  persischen  dschuga  ==  Pelz ;  Seite  1 03  : 
Ousma  ==  Augenbrauetischminke  lautet  richtiger  vesme 
oder  vasma;  Seite  179:  Ghalba,  richtiger  Ghalbur  =  ein 
Sieb ;  Seite  1 84 :  Kourgachinkan  wird  irrthümlicherweise 
für  einen  Ortsnamen  gehalten,  denn  es  bedeutet  „Blei- 
bergwerk" u.  s.  w.  Auch  in  der  arabischen  Transscription 
der  türkischen  Wörter  wäre  so  Manches  auszustellen, 
doch  Alles  in  Allem  genommen  sind  dies  nur  unbe- 
deutende Fehler,  die  den  hohen  Werth  der  vorliegenden 
Arbeit  nicht  vermindern,  und  ich  ftehe  nicht  an  zu 
wiederholen,  dass  die  ethnographische  Ausbeute  der 
französischen  Mission  in  Ostturkestan  den  Freund  der 
Völkerkunde  zu  grossem  Dank  ver]iflichtet,  und  Herr 
Grenard  hat  mit  diesem  Werke  seinem  verstorbenen 
Reisegefährten  Herrn  Dutreuil  de  Rhins  das  herrlichste 
Monument  errichtet. 


DAS  CONGOGEBIET  VOM  WIRTHSCHAFTLICHEN 
STANDPUNKTE. 

Von    Hofsecretär    E.  v.  Maurig. 

Im  Monate  Juli  1898  wurde  in  Gegenwart  von  Ver- 
tretern aller  Grossmächte  die  centralafrikanische  Bahn, 
die  sogenannte  Congobahn  in  feierlicher  Weise  eröffnet. 
Durch  meine  Anwesenheit  bei  dieser  Feier  bin  ich  in 
die  Lage  gekommen,  aus  eigener  Anschauung  die  im 
Congogebiete  herrschenden  Verhältnisse  kennen  zu  lernen, 
so  weit  es  bei  der  kurzen  Zeit  meines  Aufenthaltes 
möglich  war. 

Der  Congostaat  besitzt  nur  einen  ganz  kleinen  Streifen 
Landes,  der  ihn  mit  dem  Meere  verbindet.  Ungeheuer 
gross  dagegen  ist  das  Hinterland,  welches  im  mächtigen 
Bogen  vom  Congoflusse  durchflössen  wird.  Bei  einer 
Stromentwicklung  von  4700  km  umfasst  dieser  Fluss  ein 
Stromgebiet  von  2 '4  Millionen  km'^.  Stromabwärts  von 
den  Stanleyfallen  bis  zum  Stanleypool  ist  er  ununter- 
brochen auf  einer  Strecke  von  \},ookm.  schiftbar.  Mit 
seinen  Nebenflüssen  bietet  der  Fluss  ein  Netz  befahr- 
barer Wasserstrassen  von   1 1 .500  km   Ausdehnung.     Die 


ÖSTERREICHISCHE   MONATSSCHRIFT  KÜR  DEN  ORIENT. 


ib 


Verbindung  zwischen  dem  oberen  Laufe  des  Congo  und 
dem  unteren  Laufe  —  von  Matadi  bis  zum  Meere  — 
ist  durch  eine  Reihe  von  Stromschnellen  unterlirochen, 
welche  sich  in  einer  Ausdehnung  von  380  im  vom 
Stanleypool  bis  nach  Matadi  erstrecken.  Die  Beförderung 
der  Waaren  aus  dem  Innern  nach  Matadi,  bis  wohin 
die  ÜCLandamjjfer  flussaufwärts  fahren  können,  staute 
sich  vor  diesem  Hindernisse  und  litt  unter  den  Schwierig- 
keiten der  Landreise  über  die  unwirthliche  Kette  der 
Krystallberge.  Hier  hatte  die  menschliche  Energie  einzu- 
greifen, um  diese  Schwierigkeiten  zu   besiegen. 

Dies  geschah  durch  den  Bau  der  nunmehr  eröffneten 
Eisenbahn,  welche  den  oberen  Congo  mit  dem  unteren 
Congo,  den  Stanleypool  mit  Matadi  verbindet.  Die  Kosten 
dieser  400  Am  langen  Hahnstrecke  waren  ungeheuer, 
65  Millionen  Francs.  Und  doch  hat  die  Bahngesellschaft 
ein  glänzendes  Geschäft  gemacht.  Das  beweisen  die  Er 
trägnisse  der  Bahn,  welche  vom  t.  Juli  1897  ^'^  ^"ii 
30.  Juni  1898  —  damals  war  die  Bahn  erst  zur  Hälfte 
im  Betriebe  —  5  Millionen  Francs  betrugen.  Nach  Fertig- 
stellung der  Bahn  erreichten  die  Einnahmen  eines  Viertel- 
jahres schon  die  Höhe  von  2,500.000  Frs.  —  also  fast 
die  Hälfte  der  vorerwähnten  Einnahmen  eines  ganzen 
Jahres.  Diese  Ziffern  sprechen  dafür,  dass  die  Bahn  mit 
Rücksicht  auf  die  Entwicklung  von  Handel  und  Verkehr 
ein  Bed  irfniss  war.  Durch  sie  allein  wird  die  Ausnützung 
der  im  Congogebiete  vorhandenen  Naturschätze  möglich, 
von  welchen  die  wichtigsten  derzeit  Elfenbein  und 
Kautschuk  sind.  Einer  weiteren  Zukunft  ist  die  Ent- 
wicklung der  Tabak-,  Kaffee-  und  Cacaoplantagen  vor- 
behalten. Nach  Vervollkommnung  der  Transportmittel 
werden  auch  die  grossen  Wälder  sowie  die  Schätze  des 
Landes  an  Mineralien  unil  Erzen  einer  wirthschaftlichen 
Verwerthung  zugeführt  werden  können.  Ans  den  folgenden 
Daten  wolle  die  Bedeutung  des  Handels  mit  den 
wichtigsten  Producten  des  Congostaates  entnommen 
werden . 

Elfenbein.  In  den  Welthandel  gelangten  1896 
640.001  >  /'i,'.  Hie  von  entfielen  aufdasCongogebiet  200.000^/^. 
In  Ant  crpen  finden  jährlich  vier  Licitationen  auf  dem 
Elfenbeininarkte  statt.  Im  Jahre  1889  ergaben  diese 
Licitationen  1,300.000  Frs.;  im  Jahre  1896  erreichte 
man  die  Summe  von  4,000.000  Frs. 

Kautschuk.  Während  im  Jahre  1887  bloss  30.000  ig 
dieses  Productes  zur  Ausfuhr  gelangten,  betrug  die  Aus- 
fuhrziffer 1898  bereits  2  Millionen  ig,  und  hofft  man, 
nun  in  Bälde  4 — 6  Millionen  kg  ausführen  zu  können. 
Dieser  Artikel  hat  wohl  die  grösste  Zukunft,  da  die  40 
Millionen  ig  Kautschuk  des  Welthandels  den  Bedürf- 
nissen der  Industrie  nicht  genügen.  Im  Congo  ein- 
heimisch ist  die  Kautschukliane.  Man  versucht  auch  den 
brasilianischen  Kautschukbaum  zu  accliraatisiren. 

.Andere  Producte  der  tropischen  Gegenden,  als  Palmöl, 
Arachiden  etc.,  finden  derzeit  der  hohen  Transportkosten 
wegen,  nur  eine  geringe  Verwerthung.  Die  Bemühungen 
des  Congostaates  gehen  dahin,  auch  den  Anbau  von 
wirthschaftlich  werthvoUen  Producten  zu  fördern,  welche 
im  Congogebiete  nicht  einheimisch  sind.  Er  hat  grosse 
Plantagen  an  den  geeignetsten  Punkten  anlegen  lassen, 
in  welchen  die  Acclimatisationsfahigkeit  der  Kaffee-,  Cacao- 
und  Tabakpflanzen  geprüft  wird.  Die  Eifolge  sind  aus- 
gezeichnet. Es  ist  zu  erwarten,  dass  in  den  nächsten 
Jahren  auch  diese  Producte  auf  dem  Weltmärkte  mit  in 
Concurrenz  treten  werden. 

Zwei  ungeheure  Wälder,  der  Mayombewald  im 
unteren  Congo  und  der  grosse  centralafrikanische  Wald 
bergen  Schätze  an  härtesten  Bauhölzern  und  an  Farb- 
hölzern. 

Die  wirthschaftliche  Ausnützung  des  centralafrikani- 
sehen  Waldes  wird  durch  die  Fertigstellung  der  neuen 
Bahnlinie  ermöglicht.  Zur  .Ausbeutung  des  Mayombe- 
waldes  ist  eine  (Gesellschaft  gegründet  worden,  welche 
eine  Vicinalbahn  von  Borna  bis  in  das  Mayombegebiet 
erbauen  wird.  Diese  Bahn  soll  1901   vollendet  sein. 


Einen  nicht  weniger  bedeutenden  Factor  des  Ansfiihr- 
verkehres  wird  der  Reichthum  des  I^and&s  an  Mmeralien 
und  Erzen  bilden,  sobald  die  Transportmittel  den 
rationellen  Betrieb  des  Bergbaues  möglich  machen 
werden.  Zufällige  Funde  und  die  geologische  Prüfung 
der  Gebirgszüge  lassen  auf  das  Vorhandensein  mächtiger 
Kupfer-  und  Eisenlagcr  schliessen.  Auch  Zinkgruben  sind 
vorhanden.  Die  gründliche  geologische  Durchforschung 
wird  erst  erweisen,  ob  damit  die  Mineral vorräthe  des 
(^ongogebietes  erschöpft  sind;  Afrika  ist  ja  das  Land 
der  Ucberraschungen. 

Aus  den  angeführten  Daten  kann  bereits  entnommen 
werden,  dass  reiche  Schätze  im  Gebiete  des  Congo  vor- 
lianden  sind.  Die  staatliche  Verwaltung  ist  mit  allen 
Kräften  bemüht,  ihre  handelsmässige  Ausnützung  zu 
fördern.  Es  sind  bereits  etwa  zwanzig  mit  relativ  grossem 
Capitale  versehene  Handelsgesellschaften  im  Congogebiete 
thätig.  Neue  Gründungen  sind  zu  erwarten,  denn  das 
Misstrauen,  welches  die  belgische  Handelswelt  seinerzeit 
dem  Congounternehmen  entgegenbrachte,  ist  geschwunden. 

Die  älteste  Gesellschaft  ist  die  1880  gegründete 
holländische  Gesellschaft  „Nieuwe  Africaansche  Hand.  V." 
—  Capital  6,000.000  Frs. 

An  bedeutenderen  belgischen  Unternehmungen  sind 
im  Congogebiete  thätig : 

..  Ospiui  O*- 

*••"■•  Ptmm       frtodM 

Compagaie  des  Magasios  giainax   du  Coogo  1,200.000  1888 
Sociiti    anonyme   beige  poar  le  commerce  do 

Haut  Congo S-OOO.OOO  1888 

Cumpagoie  du  chemin  de  fer  du  Congo          .  30,000.000  1889 

Compagoie  des  Produits  da  Congo l,20OOO0  1889 

Compagnie  du   Katanga  ...         300OOOO  189t 

A.   B.  I.   R.') 1,000.000  1892 

Sociiti  anversoise  du  commerce  au  Congo  1,250.000  1892 

Sociiti  des  Produits  vigitaux  du  haut  Kassa!  116500  1894 

Belgika 2,000.000  1894 

.Sociiti  anonyme    d'agricolture    et  des  planta- 

tions  au  Congo 600.OOO  1896 

Comptoir  commercial  congolais 500  OOO 

Congolia 250.000  1897 

Compagnie  anversoise  des    plantations  du  Ln- 

befn 600.000  1897 

Sociiti  ginirale  afrlcaine 3,000.000  1897 

Sociiti  anonyme  de  la  Djutna 250  OOO  1897 

La  Kassaienne 150  OOO  1898 

Compagnie  ginirale  coloniale 750.000  1898 

Die  Leitung  der  geschäftlichen  Thätigkeit  in  Afrika 
wird  von  den  Handelsgesellschaften  einem  mit  den 
afrikanischen  Verhältnissen  bekannten  Director  anver- 
traut. Diesen  finden  die  Gesellschaften  unter  den  Beamten, 
Officieren,  Ingenieuren  etc.,  welche  im  Dienste  des 
Congostaates  mehrere  Jahre  im  Congogebiete  zugebracht 
haben.  Ist  die  Wahl  der  geeigneten  Persönliclikeit  er- 
folgt, so  wird  eine  Hauptniederlassung  gegründet,  entweder 
am  unteren  Congo  oder,  da  die  Eisenbahn  als  Com- 
missionär  thätig  ist,  am  Stanley pool  oder  an  einer  der 
Hauptstationen  des  oberen  Cougo.  Im  Interesse  des 
Transportes  muss  die  Hauptfactorei  am  Ufer  eines 
schiffbaren  Flusslaufes  liegen.  Billig  ist  die  Erwerbung 
einer  Uferstrecke  nicht.  Für  Handelsniederlassungen  ver- 
langt der  Staat  im  unteren  Congo  per  i  Aa  100  Frs., 
jeder  Meter  Uferstrecke  kostet  ausserdem  noch  10  Frs. 
mehr.  Bis  zu  den  Stanleyf<<lls  und  längs  schiflbarer 
Flussläufe  kostet  im  oberen  Congo  i  ha  bis  zu  2000 
Francs.  Für  landwirthschaftliche  Betriebe,  welche  aber 
mindestens  150  m  von  einem  schiffbaren  Flusslaufe  eot- 
fcrnt  sein  müssen,  sind  die  Preise  viel  billiger.  Ein 
Hektar  10  Frs.  Doch  ist  die  kleinste  Parcelle  mindestens 
2000  Aa  gross  und  rauss  der  Käufer  die  Verpflichtung 
übernehmen,  die  Hälfte  seines  Besitzes  innerhalb  sechs 
Jahre  urbar  zu  machen.  E^  kommen  noch  Taxen  fUr 
das  Grundbuch  etc.  dazu. 

Von  der  Hauptfactorei  werden  nun  .'\genten  in  das 
Innere  geschickt,  welche  mit  den  Eingeborenen  Handel 
treiben  und    gegenwärtig    ihr  .Augenmerk  besonders  auf 

>)  A.  B.  L  R.  Ut  dt«  An(la.b«l(ia>  lodU-Kabbw  StM^tj. 


16 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


den  Erwerb  von  Elfenbein  lenken.  Ihre  Studien  und  Be- 
richte beeinflussen  die  weitere  Thätigkeit  der  Unter- 
nehmungen. 

Von  den  oben  angeführten  Gesellschaften  beschäftigen 
sich  die  Congolia,  Belgika  und  die  Magasins  g6n6raux 
vorwiegend  mit  dem  Eporte  und  Importe.  Was  aus  dem 
Congo  exportirt  werden  kann,  wurde  früher  besprochen. 
Beim  Importe  muss  man  die  Tauschwaaren  zum  Ge- 
schäftsverkehre mit  den  Eingeborenen  von  den  Ver- 
brauchswaaren  für  die  Europäer  unterscheiden. 

Ein  Tauschverkehr  findet  fast  nur  mehr  im  Gebiete 
des  oberen  Congo  statt ;  im  unteren  Congo,  vom  Meere 
bis  zum  Pool,  haben  sich  die  Eingeborenen  bereits  mit 
den  Geldzeichen  vertraut  gemacht.  Durch  den  Verkehr 
mit  den  Europäern  lernen  die  Eingeborenen  viele  neuen 
Bedürfnisse  kennen,  so  dass  sie  —  die  Bevölkerung  des 
Congogebietes  zählt  gegen  28  Millionen  —  mit  den 
Fortschritten  der  Civilisation  kaufmännisch  sehr  werth- 
voUe  Consumenten  werden  dürften. 

Die  wichtigsten  Tauschartikel  sind  Gewebe  und  Stoffe : 
Baumwoll-,  SchafwoU-  und  Leinenwaaren  der  verschieden- 
sten Art. 

Sie  stammen  vorwiegend  aus  Belgien,  welches  im 
Jahre  1897  über  2'/»  MiUionen  gefärbter  Baumwollstoffe 
nach  dem  Congo  exportirte,  und  aus  England.  Letzteres 
Land  importirt  insbesondere  bedruckte  Baumwollwaaren. 
Leinen  —  blau  —  wird  für  die  Uniform  der  Soldaten 
verwendet  und  auch  sonst  gern  getragen.  Gewebe  aus 
Seide  und  Baumwolle  werden  nach  dem  Tanganikasee 
geschickt.  Früher  kamen  solche  Gewebe  aus  Maskai  und 
Zanzibar,  jetzt  aus  England. 

Decken  jeder  Art,  von  groben  bis  zu  feineren  Sorten, 
Glasperlen,  Gablonzer  Schmuckwaaren,  Gebrauchsartikel 
billigster  Art,  Messer,  Gabeln  und  Löffeln  (aber  alle  drei 
zusammen  dürfen  loco  Antwerpen  nicht  mehr  als  15  bis 
20  Centimes  kosten). 

Bemerkenswerth  ist,  dass  alle  diese  Artikel  der  Mode 
unterhegen.  Die  Neger  im  Ubangigebiete  wollen  nicht 
das  tragen,  was  im  Katangagebiete  z.  B.  sehr  beliebt 
ist.  Das  Colonialmuseum  in  Tervueren  bei  Brüssel  hat 
bei  Aufstellung  der  Sammlung  der  Importartikel  nach 
dem  Congo  diesem  Umstände  Rechnung  getragen.  Die 
Sammlung  ist  selten  vollständig.  Ein  Studium  derselben 
ist  unerlässlich  für  diejenigen,  welche  sich  ernstlich  mit 
dem  Exporte  nach  dem  Congo  beschäftigen  wollen.  Be- 
züglich der  Verbrauchswaaren  ist  zu  beachten,  dass 
kaum  mehr  als  2000  Europäer  sich  derzeit  im  Congo- 
gebiete  aufhalten,  dass  dieselben  selten  länger  als  drei 
Jahre  ununterbrochen  daselbst  verweilen  und  daher  meist 
mit  den  Artikeln  zum  persönlichen  Gebrauche  versehen 
sind.  Die  wichtigsten  Einfuhrartikel  an  Gebrauchswaaren 
wären :  Maschinenbestandtheile,  Schiffe  und  Schiffsbestand- 
theile,  landwirthschaftliche  Geräthe,  Werkzeuge  jeder 
Art,  Haushaltungsgegenstände,  dann  Seifen,  Parfumerien, 
Zündhölzchen,  Kerzen,  Wohnungseinrichtungen  etc.,  Alles 
muss  dem  praktischen  Gebrauche  dienen  und  billig  sein. 
Denn  man  arbeitet  ernst  und  unausgesetzt  in  diesem 
neuen  Lande  und  hat  keine  Zeit  zur  Betiuemlichkeit  und 
zum  Luxus. 

Der  grösste  Bedarf  herrscht  nach  Lebensmitteln.  Die 
Societö  des  produits  du  Congo  hat  in  der  Matebafarm 
eine  Heerde  von  3000  Stück  Rindvieh,  welche  die 
Weissen  mit  frischem  Fleische  versieht.  Sehr  gesucht 
sind  die  Conserven,  von  welchen  die  Mustercollection 
des  Handels-Museums  eine  stattliche  Anzahl  enthält.  Be- 
sonders zu  beachten  ist,  dass  man  sich  an  die  her- 
kömmliche und  erprobte  Art  der  Verpackung  hält  und 
gute  Waare  liefert,  Ist  die  Waare  von  schlechter  Quahtät, 
nachlässig  gearbeitet  oder  entspricht  sie  nicht  den 
Proben,  so  wird  dies  rasch  allen  Handelsgesellschaften 
bekannt,  so  dass  die  Aufträge  unterbleiben. 

Man  trinkt  im  Congogebiete  nur  Mineralwässer,  von 
welchen  eine  grosse  Menge  eingeführt  wird;  unser  Giess- 
hübler  fehlt.    Eine  starke  Nachfrage  herrscht  auch  nach 


Weinen,  Champagner,  Bier,  besonders  Absynth.  An 
Champagner  ist'  eine  Röderer-Marke  sehr  beliebt,  die  in 
kleinen  Flaschen  in  den  Handel  kommt.  An  Lebens- 
mitteln und  Getränken  wird  etwa  um  3  Millionen  Francs 
eingeführt. 

Was  die  Preisbildung  anbelangt,  so  dürfte  ein  Auf- 
schlag von  30 — 35  Percent  zum  europäischen  Preise  die 
allgemeinen  Kosten  decken.  Ein  Preisaufschlag  von 
weiteren  10 — 15  Percent  soll  bereits  einen  genügenden 
Gewinn  geben. 

Welche  Höhe  die  Export-  und  Importbewegung  er- 
reichte, zeigen  die  folgenden  Zahlen: 

Export  aus  dem  Congo   1873 5V2  Millionen  Francs 

1897 15 

Import  nach  dem  Coiigo   1873 7'/2         „  » 

1897 22  „  „ 

Die  Gesammthandelsbewegung  betrug  somit  fast 
40  MiUionen  Francs.  Bei  dieser  Entwicklung  der  Handels- 
bewegung ist  es  begreiflich,  dass  die  Handelsgesell- 
schaften grosse  Gewinne  erzielten  und  grosse  Dividenden 
zahlten.  Ein  Blick  auf  den  Curszettel  der  Brüsseler 
Börse  zeigt,  wie  hoch  die  Handelswelt  den  erreichten  und 
den  erhofften  Gewinn  schätzt: 

Curse  vom  30.  April   1898. 

Francs 

^  •      j        1.       •      (   Actions  ordinaires 1170 

Compagnie    du    chemin       p^^^  ^^  fondateur 2340 

de  fer  du  Congo  ]   Obligations  4'/,  Percent     ....     5" 

SociÄt^  beige  du  Haut-   (   PrivilÄgi^es 575 

Congo  \  Ordinaires 765 

Compagnie  du  Congo  pour  le  commerce  et  l'industrie       .    .  1925 
Compagnie  des  Produits  du  Congo    . 525 

r-  ■     j     T.r  1  f   Privilegiies       715 

Compagnie  du  Katanga   !    ,-^  j-     •  ,,X 

•^  ^  l  Ordinaires 33° 

Curse  vom   15.  December   1898. 

Francs 

„  •      j        1       •      (  Actions  ordinaires 1425 

Compagnie    du    chem.n    I   p^^^^  ^^  fondateur 3900 

de  fer  du  Congo          ]   obligations  4'/,  Percent     ....     523 
SociÄti  beige  du  Haut-   f  Privil^gi^es 535 

Congo  \  Ordinaires .    .  1660 

Compagnie  du  Congo  pour  le  commerce  et  l'industrie  .  2790 

Compagnie  des  Produits  du  Congo 39" 

„  .     .     -ir  ^  (   Privilfgi^es .'    .  1020 

Compagnie  du  Katanga  |   ordinaires 565 

„  ■      j     T  •    f  Privil^giies 1200 

Compagnie  du  Lomami   <    ^   .•     ?  ,a~^ 

r  ''  \  Ordinaires '47° 

Compagnie  des  Magasins  giniraux  du  Congo 820 


DIE 


WIRTHSCHAFTLICHE  ERSCHLIESSUNG 
CHINAS. 


In  einer  kürzlich  von  der  deutschen  Centralstelle  für 
Vorbereitung  von  Handelsverträgen  herausgegebenen  Bro- 
schüre') hat  der  frühere  deutsche  Gesandte  in  Peking, 
M.  V.  Brandt,  die  Fragen  der  Zukunft  Deutschlands  in 
China  und  der  wirthschafthchen  Erschliessung  des  Reiches 
der  Mitte  behandelt.  In  knappen  Zügen  gibt  der  Autor 
ein  Bild  der  jüngsten  Entwicklung  der  europäischen  Be- 
ziehungen zu  China  und  des  politischen  Wettbewerbes 
von  England,  Frankreich  und  Russland  in  Ostasien,  wozu 
sich  neuestens  auch  Deutschland  gesellt  hat.  Nirgends 
als  in  China  zeigt  sich  deutlicher  die  wirthschaftliche 
Grundlage  der  sogenannten  „politischen  Einflusssphäre", 
und  jeder  einzelne  diplomatische  Schachzug  einer  euro- 
päischen Macht  in  Ostasien  gilt  entweder  einem  Handels- 
vertrage, einer  Eisenbahnconcession  oder  einem  Anlehen. 
Dieser  Wettstreit  um  wirthschaftliche  Vortheile  spitzt 
sich  immer  mehr  zu,  obgleich  sich  klarerweise  eine 
Interessengemeinschaft  herausstellt,  die  hoffentlich  auch 
in  absehbarer  Zeit  zu  praktischen  Consequenzen  führen 
muss.  Herr  v.  Brandt,  der  selbst  sich  hervorragende  Ver- 
dienste um  Deutchlands  Stellung  in  China  erworben  hat. 


>)  China  und  seine  Handelsbeziehungen  zum  Auslanie,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  der  deaucben.  Von  M.  T.  Brandt,  kaiserl.  Qeaandter  a.  D. 
Berlin  1899.  Siemenrotb  &  Trosctael. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT, 


17 


kann  allerdings  den  deutschen  Standpunkt  bei  Beur- 
theilung  der  Sachlage  nicht  verlassen.  Aber  gerade  sein 
Capitel  „Was  von  deutscher  Seite  zu  geschehen  hat" 
zeichnet  in  klaren  Umrissen  die  internationale  Seite  der 
chinesischen  Frage;  „was  von  deutscher  Seite  zu  ge- 
schehen hat"  ist  eben  nichts  Anderes  als  die  Förderung 
der  wirthschaftlichen  Erschliessung  Chinas,  ein  Ziel,  an 
dessen  Erreichung  sowohl  England,  Frankreich  und  Russ- 
land als  auch  Deutschland  arbeitet,  jedes  Land  freilich 
nur  im  Interesse  des  nationalen  Handels.  Aber  so  sehr 
sich  diese  Bestrebungen  oft  zu  kreuzen  scheinen,  so 
laufen  sie  doch  parallel  Wenn  diese  Erkenntniss  zu 
einem  gemeinsamen  Auftreten  der  europäischen  Factoren 
in  China  führen  würde,  dann  erst  könnte  auf  einen 
durchschlagenden  Erfolg  gerechnet  werden;  denn  bisher 
hat  China  stets  eine  europäische  Macht  gegen  die  andere 
ausgespielt  und  sich  den  Zwiespalt  nationaler  Interessen 
zunutze  gemacht;  und  Europa  als  Ganzes  hat  damit 
wenig  erreicht. 

Dies  gilt  in  erster  Linie  von  der  Frage  der  Handels- 
verträge und  des  Zollwe.sens  in  China.  Herr  v.  Brandt 
tadelt  die  englische  Politik  in  diesen  Fragen  ziemlich 
scharf  —  er  ist  nicht  der  Einzige,  der  die  Schwäche 
Grossbritanniens  gegenüber  China  verurthedt  —  und  ver- 
weist die  Lösung  des  Problems  in  das  Programm  der 
Aufgab. n  Deutschlands  in  China.  Aber  man  darf  billig 
daran  zweifeln,  ob  Deutschland  die  Aufgabe  lösen  kann, 
an  der  Englands  Bemühungen  gescheitert  sind.  Hingegen 
wäre  von  einer  intereuropäischen  Intervention  viel  eher 
auf  einen  dauernden  und  befriedigenden  Erfolg  zu  rechnen. 
Und  thatsächlich  liegt  in  der  handelspolitischen  Frage 
der  Angelpunkt  der  wirthschaftlichen  Erschliessung 
Chinas.  Auch  Herr  v.  Brandt  stellt  als  wesentlichste 
Frage  ilie  Revision  der  Handelsverträge,  des  ZoUtarifes 
und  der  Inlandbesteuerung  von  Importwaaren  hin. 

Die  Ungesetzlichkeit  der  Likinabgabe  geht  sowohl  aus 
dem   deutsch-chinesischen    als    dem    englischchinesischen 
Vertrage    hervor.     Der   deutsch-chinesische  Vertrag    von 
i86i    bestimmt:  ,,Waaren,    von  denen    in  einem  chinesi- 
schen  1  lafen    die    tarifmässigen  Zölle    entrichtet    worden 
sind  ,     sollen    in    das    Innere    des    Landes    transportirt 
werden  können,    ohne  irgend  einer    anderen  Abgabe  als 
der  Transitabgabe  zu  unterliegen.     Diese    soll  nach  den 
gegenwärtig    (1858)    geltenden    Sätzen    erhoben    und    in 
Zukunft  nicht  erhöht  werden.  Dasselbe  gilt  von  Waaren, 
die    aus    dem    Innern    des    Landes    nach    einem    Hafen 
transportirt  werden."   Demgemäss  ist  klar,  dass  jede  Er- 
hebung   einer    in   1858    nicht  existirenden  Inlandabgabe 
nach  Erlegung    des    Eingangszolles    im    Hafen    vertrags- 
widrig ist;    desgleichen  sind  die  Inlandsabgaben,    sofern 
sie  die  Hälfte  des  Einfuhrzolles  übersteigen,  einer  klaren 
Bestimmung    des    citirten  Vertrages   zuwiderlaufend.    Im 
Jahre  1863  protestirte  auch  England  gegen  die  Erhebung 
der  Likinabgaben,    indem    es   die  Ansicht    vertrat,    dass 
die  chinesische  Regierung  sich  durch  den  Abschluss  von 
Handelsverträgen    und    die    in    denselben    erfolgte  Fest- 
setzung von  See-  und  Transitzöllen  des  Rechtes  begeben 
habe,  weitere  Auflagen  dem  Einfuhrhandel  aufzuerlegen. 
,,In  schwer  veiständlicher  Verblendung"  jedoch,  schreibt 
V.  Brandt,  verliess  die  englische  Regierung  im  Laufe  der 
Jahre  diesen  Standpunkt  und  bekehrte  sich  zu  dem  von 
den  Chinesen    eingenommenen,    dass    die  Transitabgabe 
nur  dazu  da   sei,    fremde  Waaren  auf   dem  Wege    vom 
Hafen  bis    zum  Bestimmungsorte    im   Innern    gegen    die 
Erhebung  weiterer  Abgaben  zu   schützen,    und    dass  die 
Waaren,    einmal    dort    angelangt,     seitens    der    l^andes- 
behörden    mit    jeder    beliebigen    Steuer    belegt    werden 
könnten.  Die  Haltung  der  englischen  Regierung  hat  das 
Ergebniss  gehabt,    dass  fremde  Waaren  heute  noch  den 
doppelten  Betrag  von  See-  und  Transitzoll   als  Likin  zu 
entrichten    haben,    dass   Likin    in    den    fremden  Nieder- 
lassungen,   ja   sogar    in    Hongkong,    in   Form    einer  von 
einer  chinesischen  Gilde    geleisteten  Pauschalzahlung   er- 
hoben wird,  und  dass  auf  dieselben  Waaren,   wenn  vom 


Transitpass  begleitet,  so  wie  sie  am  Bestimmungsorte 
angekommen  sind,  neue  Steuern  geschlagen  werden,  die 
die  Provinzialverwaltung  reichlich  für  das,  was  ihr  durch 
die  Abfuhrung  des  Transitzolles  an  die  Centralregierung 
entgangen  ist,  entschädigt. 

Von  Brandt  erörtert  die  Schwierigkeiten  einer  Likin- 
reform,  ilie  in  den  Provinzanspruchen  gipfeln.  Er  schlägt 
folgenden  Ausweg  vor:  Während  die  Erhöhung  des  Ein- 
fuhrzolles auf  5  Percent  ad  valorem  oder  mehr  auf  alle 
Importe  stattfände,  wäre  einerseits  die  Umwandlung  des 
facultativen  Transitzolles  in  der  Höhe  des  halben  Ein- 
fuhrzolles in  einen  obligatorischen  auf  solche  Waaren 
durchzuführen,  die  als  europäische  leicht  erkennbar  sind, 
und  andererseits  die  Wirksamkeit  dieser  Maassregel  auf 
die  Provinzen  zu  beschränken,  in  denen  sich  Vertrags- 
häfen befinden.  Damit  wäre  der  Vortheil  erreicht,  mit 
dem  ganzen  umständlichen  Apparat  der  Ertheilung  von 
Einfuhrtransitpässen  aufzuräumen,  die  reichsten  Provinzen 
Chinas  dem  fremden  Verkehr  abgabenfrei  zu  eröfifnen 
und  den  Raum,  innerhalb  dessen  alle  Inlandsabgaben 
aufgehoben  werden,  so  zu  beschränken,  dass  derselbe 
von  den  geöffneten  Häfen  aus  erfolgreich  unter  Controle 
gehalten  werden  kann.  Eine  besondere  Behörde,  etwa 
das  Seezollamt,  mUsste  eine  Instanz  ftir  Klagen  wegen 
angesetzlicher  Besteuerung  fremder  Waaren  im  Inlande 
abgeben.  Vorbedingung  jeder  Reform  in  dieser  Hin- 
sicht ist  freilich,  dass  sich  die  Vertragsmächte  bei  der 
Revision  der  Verträge  mit  China  über  ihre  Bedingungen 
verständigen  und  dass  über  die  Durchführung  der  Ver- 
tragsbestimmungen in  ganz  anderer,  viel  schärferer  Weise 
gewacht  werden  muss,  als  es  bisher  der  Fall  war. 

Herr  v.  Brandt  hat  nach  Erscheinen  seiner  Brochüre 
noch  wiederholt  in  Zeitungsartikeln  und  Vorträgen  seine 
Ansichten  über  Chinas  Zukunft  ausgesprochen,  die  im 
Folgenden  zusammengefa.sst  werden  können: 

Die  letzten  Vorgänge  in  Ostasien  sind,  soweit  sie  die 
europäischen  Mächte  betreffen,  zum  grössten  Theile  nur 
neue  Erscheinungen  des  alten  Kämpfes  zwischen  Eng- 
land und  Russland-Frankreich,  der,  in  Vorderindien 
beginnend  sich  nach  Hinterindien  übertrug  und  mehr 
und  mehr  sich  dann  auf  die  Ausdehnung  der  Einfluss- 
sphäre, England  von  Birma,  Frankreich  von  Tonking 
aus,  nach  Südchina  —  den  Provinzen  YUnnan  und 
Szetschuan  —  richtete.  Im  Norden  tritt  Russland  als 
gefahrlicher  Concurrent  mit  der  transsibirischen  Bahn 
auf,  für  die  es  die  Erlaubniss,  sie  durch  die  Mandschurei 
zu  führen,  erhalten  hat.  Den  Einfluss  auf  den  Welt- 
handel, den  man  der  Vollendung  dieser  Bahn  vielfach 
zugeschrieben  hat,  erwartet  unser  Gewährsmann  davon 
nicht,  die  Bahn  wird  wohl  einen  Theil  des  Verkehres 
nach  China  hinüberziehen,  aber  damit  nur  einen  Local-, 
keinen  Welthandel  ins  Leben  rufen.  Denn  für  die 
Massengüter,  die  China  exportirt,  ist  die  Bahniracht  tu 
theuer,  und  für  die  feinen  Waaren,  Kampfer,  Moschus, 
eventuell  wegen  der  mehrfachen  Umladungen  verderb- 
lich. Unter  den  neu  in  Ostasien  aufgetretenen  Staaten 
wird  Japan  auch  in  Zukunft  die  erste  Rolle  spielen,  es 
geht  aber  durch  seine  übermässigen  Ausgaben  für 
Rüstungen  einer  Verwirrung  seiner  Finanzen  entgegen, 
die  voraussichtlich  ein  permanentes  Deficit  zeitigen  wird 
und  dann  sehr  wohl  die  Regierung  zur  Wiederholung 
der  schon  früher  geübten  Ablenkung  der  inneren 
Schwierigkeiten  nach  aussen  durch  einen  Krieg  ver- 
anlassen könnte.  Dass  die  Vereinigten  Staaten,  sobald 
sie  es  wollen,  in  der  ostasiatischen  Frage  einen  durch- 
schlagenden Einfluss  ausülien  werden,  ist  zweifellos.  Be- 
reits ist  in  commercieller  Hinsicht  ihre  Concurrenx 
namentlich  auf  dem  Gebiete  der  Eisenindustrie  und  der 
Baumwollindustrie  besonders  für  England  eine  recht 
empfindliche. 

Wiederholt  betont  Herr  v.  Brandt,  dass  die  Ansicht, 
China  müsse  über  kurz  oder  lang  in  sich  zerfallen  wegen 
der  geringen  Cohäsion  der  Bevölkerung  und  des  weit 
verbreiteten  Hasses  gegen  die  mandschurische  Dynastie, 


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ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


durchaus  irrig  sei.  Denn  letzteres  sei  eine  Fabel,  was 
bereits  1840  die  Engländer  erfahren  hätten  und  jeder 
Andere  wieder  erfahren  würde.  Erstere  aber,  die  geringe 
Cohäsion  der  Bevölkerung,  sei  nur  insofern  vorhanden, 
als  nach  Sprache  und  Gewohnheiten  den  Nordchinesen 
vom  Südchinesen  allerdings  ein  weiter  Abstand  trenne ; 
das  aber  werde  völlig  aufgehoben  durch  die  in  drei 
Jahrtausenden  unverändert  gebliebene  und  im  Volks- 
bewusstsein  tief  eingewurzelte  Morallehre  des  Konfutse, 
der  dem  Vater  in  der  Familie  und  dem  Kaiser  im 
Reiche  eine  unbedingte  Autorität  einräume.  Jahrhunderte 
zum  mindesten  würden  dazu  gehören,  um  dieses  Band, 
das  die  ungezählten  Millionen  des  himmlischen  Reiches 
aufs  Engste  zusammenschliesse,  zu  sprengen. 

Was  die  in  China  von  den  Europäern  erlangten  Con- 
cessionen  angehe,  die  in  Bahnstrecken  von  ungeheurer 
Ausdehnung  beständen,  so  werde  deren  Ausbeutung  nicht 
nur  sehr  lange  Zeit,  sondern  auch  Hunderte  von  Mil- 
lionen, ja  Milliarden  erfordern,  die  das  europäische  Ca- 
pital wohl  so  bald  nicht  zur  Verfugung  stellen  werde. 
Die  ganze  Entwicklung  könne  sich  nur  langsam  voll- 
ziehen, zumal  das  chinesische  Volk  dafür  noch  nicht 
reif  ist.  Bei  der  Ausbeutung  der  Kiautschou-Concession, 
deren  Erlangung  v.  Brandt  übrigens  als  eine  lange  vor- 
bereitete Action  darstellte,  handle  es  sich  auch  darum, 
Anschluss  an  die  nahe  liegenden  chinesischen  Provinzen, 
namentlich  Schansi,  zu  gewinnen. 

Den  Kaufleuten  ertheilt  Herr  v.  Brandt  folgende  Rath- 
schlage,  die  auch  in  Oesterreich,  soweit  unsere  freilich 
noch  geringfügigen  Interessen  in  China  in  Betracht 
kommen,  Beachtung  verdienen :  Erwerbung  grösserer 
Bekanntschaft  mit  der  chinesischen  Umgangssprache 
seitens  der  in  China  etablirten  Kaufleute  und  ihrer  An- 
gestellten; grössere  Aufmerksamkeit  auf  die  Aufmachung 
der  Waaren  und  peinliche  Genauigkeit  bei  Ausführung 
chinesischer  Bestellungen ;  der  Fabrikant  soll  seine  Waaren 
womöglich  nur  einem  Kaufmanne  consigniren  und  dem- 
selben möglichst  vollständige  Kataloge  mit  genauen 
Preis-  und  sonstigen  Angaben  zugehen  lassen.  Die  Prü- 
fung der  nach  China  bestimmten  Waaren  auf  Probe- 
mässigkeit,  Aufmachung  unii  Verpackung  sollte  bereits 
durch  einen  Commissionär  in  Europa  erfolgen,  wie  es  in 
England  und  Frankreich  durchwegs  Sitte  ist.  L. 


GESCHICHTE  FORMOSAS. 

Der  fieberhafte  Pulsschlag,  der  das  politische  Leben 
Ostasiens  in  der  Gegenwart  kennzeichnet,  ist  auch  nicht 
ohne  Einfluss  auf  die  Literatur  geblieben,  die  es  sich 
zur  Aufgabe  gemacht  hat,  jene  politisch  bewegten  Ge- 
biete in  verschiedener,  ganz  besonders  historischer, 
geographischer  und  ethnographischer  Hinsicht  zu  schildern. 
Mochten  vor  noch  nicht  gar  so  langer  Zeit  Jahre  ver- 
streichen, ehe  einem  Werke  über  eines  der  Länder  Ost- 
asiens ein  neues  denselben  Gegenstand  behandelndes 
Werk  folgte,  so  vergeht  gegenwärtig  kaum  ein  Monat, 
ohne  uns  eine  literarische  Neuigkeit  dieser  Art  zu  bringen. 
Deutsche,  Engländer  und  Franzosen  wetteifern  rühmlichst 
mit  einander,  die  Ergebnisse  ihrer  Studien  und  Er- 
fahrungen, die  sie  über  und  in  Ostasien  gemacht  haben, 
der  gelehrten  und  gebildeten  Welt  zu  vermitteln,  und 
aus  der  reichen  Fülle  gross  angelegter  und  ausführlicher 
Werke  allgemeinen  oder  besonderen  Inhalts  fängt  auch 
schon  hie  und  da,  eine  willkommene  Erscheinung,  das 
Compendium  aufzutauchen  an. 

Ein  solches  Compendium,  welches  in  monographischer 
Darstellung  ein  Stück  ostasiatischer  Geschichte  behandelt, 
ist  das  uns  vorliegende  Werk  Wirth's  „Geschichte  For- 
mosas". ')  Der  Verfasser  hat  sich  mit  grossem  Geschicke 
der  Aufgabe  entledigt,  die  Geschieht?  der  Insel  Formosa 
von  den  ältesten  Zeiten  bis  zur  Gegenwart  so  knapp  als 

')  Wirih,  litrec^f.'GescbichteFormosas  bU  Anfang  18il8.  Bonn,  C.  Georgi, 
1898.  8».  188  S. 


möglich  darzustellen,  ohne  auch  nur  das  Geringste  ver- 
missen zu  lassen,  was  zum  Verständnisse  der  historischen 
Ereignisse  und  ihres  Zusammenhanges  nothwendig  ist. 
Wirth's  Buch  ist  nicht  nur  eine  kurze  Zusammenstellung 
historischer  Thatsachen,  es  gibt  uns  nicht  allein  Einblick 
in  die  politischen  Wandlungen,  denen  Formosa  bis  zum 
Frieden  von  Shimonoseki,  durch  den  es  unter  japanische 
Herrschaft  kam,  unterworfen  war,  sondern  es  lehrt  uns 
auch  die  Bedingungen  kennen,  die  jenen  Thatsachen  und 
Wandlungen  zugrunde  liegen.  Es  ist  nicht  nur  ein  ileissig 
gearbeitetes  Werk,  zu  dessen  Ausführung  der  Verfasser 
die  ziemlich  reiche,  aber  auch  verstreute  Literatur  über 
Formosa  verwerthet  hat,  sondern  es  ist  auch  die  gute 
Arbeit  eines  Mannes,  der  seinen  Stoff  beherrscht  und 
immer  weiss,  wo  und  wie  die  Einzelheiten  am  besten  zu 
verwenden  sind,  damit  sie  sich  zu  einem  übersichtlichen 
Ganzen  zusammenschliessen. 

Gerade  was  Formosa  betrifft,  ist  eine  glatte  Zusimmen- 
stellung  des  geschichtlichen  Materials  nicht  so  leicht,  als 
man  in  Rücksicht  auf  die  länger  als  zwei  Jahrhunderte 
andauernde  Zugehörigkeit  der  Insel  zu  China  denken 
möchte.  Diese  Zugehörigkeit  war  eben  trotz  ihrer  langen 
Dauer  nicht  vollkommen  und  nicht  unangefochten,  wenn- 
gleich sie  als  politische  Thatsache  so  wenig  bestritten 
werden  konnte  wie  der  heutige  Besitztitel  der  Japaner. 
Doch  nicht  allein  unter  der  Herrschaft  der  Chinesen 
war  Formosa  ein  Gegenstand  des  Begehrens,  auf  welchen 
andere  Mächte  ihre  HHcke  richteten,  und  nach  welchem 
sie  gerne  die  Hand  ausgestreckt  hätten,  sondern  schon 
vordem  war  die  Insel  ein  Object  des  Streites  und 
Kampfes,  und  die  Fäden  des  politischen  und  kriegerischen 
Getriebes  laufen  oft  so  wirr  durcheinander,  dass  der  Ge- 
schichtschreiber schwere  Mühe  hat,  sie  zu  entwirren  und 
in  eine  für  den  Leser  verständliche  Ordnung  zu  bringen. 
So  bleibt,  um  eine  chronologisch  geordnete  Darstellung 
zu  gewinnen,  nichts  übrig,  als  die  ineinander  laufenden 
Fäden  abzureissen  und  fallen  zu  lassen  und  sie  gelegent- 
lich wieder  aufzunehmen  und  aneinander  zu  knüpfen ; 
eine  Methode,  zu  welcher  auch  Wirth  seine  Zuflucht  zu 
nehmen  gezwungen  war. 

Wenn  es  auch  nicht  geschichthch  nachgewiesen  werden 
kann,  so  darf  doch  angenommen  werden,  dass  voii  allen 
Nationen,  die  jemals  die  Insel  Formosa  besucht  haben, 
die  Chinesen  die  ersten  waren,  die  das  der  Provinz 
Fukien  so  nahe  gegenüberliegende  Eiland  kennen  lernten. 
Wenn,  wie  von  Seeleuten  behauptet  wird,  bei  günstiger 
Witterung  die  Berge  von  Formosi  von  Amoy  aus  ge- 
sehen werden  können,  so  wäre  es  ganz  undenkbar,  dass 
die  Chinesen  der  Versuchung  widerstanden  haben  sollten, 
die  nur  etwa  2  •<>  km  breite  Meerenge  zu  übersetzen, 
um  das  benachbarte  Land  auszukundschaften;  dass  über 
solche  in  alter  Zeit  unternommene  Züge  der  Chinesen 
nach  Formosa  keine  Nachrichten  auf  die  Nachwelt  ge- 
kommen sind,  lässt  sich  leicht  damit  erklären,  dass  die 
chinesischen  Seefahrer  von  den  wilden  Inselbewohnern 
erschlagen  worden  sind.  Verbürgt  ist,  dass  die  Chinesen 
im  Jahre  607  n.  Chr.  —  unter  einem  Reitergeneral!  — 
etwa  lo.ooo  Mann  stark  einen  Seezug  gegen  Formosa 
unternahmen,  die  Hauptstadt  der  Insel  eroberten  und 
nach  einem  grausamen  Schlachten  1000  Eingeborene  als 
Gefangene  nach  China  führten.  Trotz  dieses  Sieges 
kümmerten  sich  nun  die  Chinesen  so  lange  nicht  um 
Formosa,  bis  sie  durch  die  Formosaner  selbst  wieder 
daran  erinnert  wurden,  da  diese  am  Ende  des  XII.  Jahr- 
hunderts in  Fukien  einfielen  und  auf  ihrem  Plünderungs- 
zuge, der  hauptsächlich  dem  Erwerbe  von  eisernen 
Gegenständen  galt,  nur  mit  schwerer  Mühe  aufgehalten 
und  zurückgetrieben  werden  konnten.  Erst  im  darauf- 
folgenden Jahrhunderte  besuchten  die  Chinesen  wieder 
einigeraale  die  Insel,  jedoch  ohne  besondere  Absicht  und 
mit  keinem  anderen  Erfolge  als  der  Niedermetzlung  oder 
Gefangennahme  von  Eingeborenen.  Im  Jahre  1564  war 
es  ein  chinesischer  Seeräuber,  der  sich  der  Pescadoren 
bemächtigt    hatte    und   nach   verlorener  Seeschlacht  auf 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT.    ^^Qf/fy^^^Hf 


1» 


der  Flucht  vor  dem  chinesischen  Adnairal  nach  Formosa 
kam ;  die  Chinesen,  die  den  Corsaren  wegen  der  Un- 
tiefen und  Sandbänke  nicht  bis  nach  Formosa  zu  ver- 
folgen wagten,  nahmen  die  Pescadoren,  und  der  See- 
räuber richtete  unter  den  Formosanern  ein  kleines  Blutb.Ki 
an  und  Hess  mit  ihrem  Blute  seine  Schiffe  kalfatern. 

Während  die  Chinesen  also  Formosa  der  Annectirun<< 
nicht  für  werth  hielten,  was  ihnen  in  Rücksicht  auf  <liu 
wilden  Bewohner  der  Insel  auch  gar  nicht  zu  verübeln 
ist,  war  das  Zeitalter  der  Conquistadoren  '  angebrochen, 
und  damit  auch  die  Zeit,  in  welcher  die  von  den  Chi- 
nesen verschmähte  Insel  ihre  Werthschätzung  fand.  Vor 
Allem  waren  es  die  Portugiesen,  die  der  Insel  den 
Tribut  wenigstens  äusserlicher  Anerkennung  brachten, 
indem  sie  ihr  den  Namen  „a  ylha  i'ormosa",  die  Herr- 
liche oder  Prächtige  (Insel)  gaben ;  unter  diesem  Namen 
erscheint  die  vordem  , .Klein  Liukiu"  genannte  Insel  seit 
der  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  auf  portugiesischen 
Seekarten  verzeichnet.  Nach  der  ^Einverleibung  Portu- 
gals durch  die  Spanier  im  Jahre  15H«  gab  König 
Philipp  II.  im  Jahre  1593  dem  Statthalter  von  Manila 
den  Auftrag,  Formosa  zu  erobern,  um  gegen  Japan  einen 
strategischen  Stützpunkt  zu  gewinnen ;  doch  die  spani- 
schen Schiffe  kehrten,  von  einem  Sturme  kam|)funfahig 
gemacht,  unverrichteter  Dinge  zurück,  und  der  Plan 
wurde  verschoben.  Dieser  kam  erst  im  Jahre  1626  zur 
Ausführung,  da  die  Spanier  das  an  der  Nordküste  For- 
mosas  gelegene  Kilung  nahmen. 

Inzwischen  waren  auch  die  Holländer  auf  den  Plan 
getreten.  Im  Jahre  1624  setzten  sie  sich  in  Anping  an 
der  Westküste  Formosas  fest  und  nahmen,  sich  als  die 
Herren  geberdend,  von  allen  ein-  und  ausgehenden 
Waaren  Zölle.  Dadurch  kam  es  zwar  zwibthe^  ihnen 
und  den  Japanern  zu  Zwistigkeiten,  doch  blieben  die 
Holländer  Herren  der  Situation.  Indem  sie  dem  Aner- 
bieten der  Chinesen,  die  Pescadoren  zu  räumen  und 
das  herrenlose  Formosa  zu  besetzen,  Folge  leisteten, 
hatten  sie  bei  Taiwan  eine  feste  Burg  angelegt,  nahmen 
1642  Kilung,  danach  Tamsui,  unterwarfen  sich  25  Stämme 
der  Eingeborenen,  verschafften  sicli  auch  auf  der  0.^tküste 
Geltung  und  waren  im  Jahre  1 66 1  die  alleinigen  Be- 
herrscher der  ganzen  Südhälfte  von  Formosa.  Wären 
die  Holländer  damals  zielbewusst  und  zweckentsprechend 
vorgegangen,  so  wäre  ihre  Herrschaft  auf  Formosa  ge- 
sichert gewesen.  Aber  die  ostindische  Compagnie  functio- 
nirte  mit  einer  Schwerfälligkeit,  die  ein  schlagfertiges 
Vorgehen  unmöglich  machte  und,  indem  sie  den  militä- 
rischen Führern  durch  langwierige,  diplomatische  Ver- 
handlungen die  Hände  band,  den  feindlichen  Bestre- 
bungen den  Boden  ebnete.  So  vielversprechend  die 
Unternehmungen  der  Holländer  auf  Formosa  angefangen 
hatten,  so  kläglich  und  rasch  war  ihr  Ende,  und  heute 
sind  nur  noch  verfallene  Burgruinen  Zeugen  der  einstigen 
holländischen  Macht  auf  Formosa. 

Gerade  um  die  Zeit,  als  die  Holländer  auf  dem  besten 
Wege  waren,  sich  auf  Formosa  auszudehnen,  wurde  in 
China  die  Ming-Dynastie  von  den  Mandschu  gestürzt, 
und  in  den  südlichen  Provinzen  Chinas  kam  es  zu  einer 
den  Mandschu  feindlichen  üährung.  Drei  Prinzen  der 
Ming  organisirten  die  Bewegung,  und  die  Mandschu 
wurden  aus  Fukien  vertrieben.  Auch  Seeräuber  mussten 
dazu  ihre  Hilfe  leihen,  und  der  Corsar  Kok-seng-ya 
(Koxinga)  leistete  den  Ming-Prinzen  vortreffliche  Dien.ste. 
Kopinga,  der  sich  von  den  Ming  in  keiner  Weise  ab- 
hängig machte  und  seine  Raubzüge  auf  eigene  Rechnung 
unternahm,  brachte  im  Jahre  1 66 1  seinen  langgehegten 
Plan,  Formosa  heimzusuchen,  zur  Ausführung  und  landete 
mit  25.0OÜ  Mann  vor  Taiwan.  Die  Holländer,  die  einer 
solchen  Macht  nicht  Widerstand  leisten  konnten,  hätten 
nun  leicht  Rettung  finden  können,  wenn  sie  sich,  wie 
ihnen  angeboten  wurde,  mit  deu  Mandschu  vcrbümiet 
hätten ;  aber  sie  Hessen  die  Gelegenheit  vorübergehen 
und  mussten  nach  unsinnigen  Versuchen,  sich  Hilfe  zu 
verschaffen,    und    nachdem    sie    die  kostbarste  Zeit  un- 


thätig  hatten  verstreichen  las.scn,  Antangs  1 662  capitu- 
liren.  Da  Koxinga  in  demselben  Jahre  starb,  meinten 
zwar  die  Holländer,  sich  von  dem  ihnen  zugefügten 
Schlage  wieder  erholen  zu  können,  aber  ihre  Hoffnung 
wurde  arg  getäuscht.  Formosa  blieb  von  nun  an  chine- 
sisch. King,  der  Sohn  Koxinga's,  der  das  Erbe  seines 
Vaters  antrat,  hatte  nicht  dessen  Fähigkeiten,  und 
nachdem  die  Holländer  mit  Hilfe  der  Mandschu  seine 
Flotte  vernichtet  hatten,  hätten  sich  jene  noch  immer 
aufraffen  können,  doch  waren  die  Chinesen  in  der  Aus- 
nützung dieses  Sieges  weit  klüger  als  die  Holländer. 
Nachdem  King  im  Jahre  1681  gestorben  war  und  sein 
Sohn  Kotschwang  die  Herrschaft  seines  Vaters  ange- 
treten hatte,  eroberten  die  Chinesen  die  Pescadoren 
und  rückten  im  Jahre  1683  gegen  Formosa  vor. 
Kotschwang  wurde  geschlagen  und  als  Staatsgefangener 
nach  Peking  gebracht,  und  P'ormosa  wurde  China  als 
Theil  der  Provinz  Fukieu  einverleibt. 

Die  Chinesirung  der  Bevölkerung  der  Insel  ging  ziem- 
lich rasch  vor  sich.  War  der  Zuzug  der  Chinesen  schon 
unter  der  Herrschaft  der  Holländer  nicht  unbedeutend, 
so  nahm  er  noch  mehr  zu,  nachdem  die  .'\nhanger  der 
Ming  alle  Aussicht  auf  Erfolg  verloren  hatten  und  sich 
vor  dep  Verfolgungen  der  Mandschu  nach  Formosa 
flüchteten,  und  die  Chinesen  waren  um  die  Mittel,  die 
Eingeborenen  von  Formosa  zu  verdrängen,  nicht  ver- 
legen. Bald  hatten  zwei  Drittel  tier  Formosaner  chine- 
sische Sprache,  Sitte  und  Tracht  angenommen,  und  wie 
fürderhin  die  Entwicklung  Formosas  mit  der  der  gegen- 
überliegenden Provinzen  Fukien  und  Kwangtung  in 
Wechselwirkung  stand,  durften  sich  die  Mandschu 
rühmen,  Formosa  zu  einem  Theile  des  Reiches  der  Mitte 
gemacht  zu  haben.  Doch  obgleich  sie  allmälig  in  neue 
Gegenden  vorrückten,  war  und  blieb  Formosa  doch 
immer  nur  ein  todtes  Anhängsel  an  China,  das  die  Chi- 
nesen erst  zu  schätzen  anfingen,  als  sie  von  fremder 
Seite  auf  seinen  Werth  aufmerksam  gemacht  wurden. 
Sicherlich  gab  die  Insel  den  Mandschu  immer  mehr  zu 
schaffen,  als  sie  ihnen  von  Nutzen  war.  Vom  Jahre  1701 
bis  18  6  haben  auf  Formosa  nicht  weniger  als  fünf 
Aufstände  stattgefunden,  von  denen  einige  sehr  gefähr- 
Uch  waren  und  der  letzte  volle  zehn  Jahre  dauerte. 
Wie  auf  dem  Festlande  die  Misswirthschaft  der  Manda- 
rine das  Volk  zur  Empörung  reizt,  so  auch  auf  der 
Insel,  und  wenn  man  bedenkt,  dass  Formosa  nicht  allein 
eine  Zufluchtsstätte  der  Mingianer,  sondern  auch  ver- 
schiedenen Gesindels  aus  den  Südprovinzen  geworden 
war,  so  ist  es  erklärlich,  dass  die  chinesische  Herrschaft 
auf  Formosa  manchen  Versuchen  ausgesetzt  war.  sie  zu 
erschüttern.  Erinnert  man  sich  dazu,  dass  es  den  Chi- 
nesen niemals  gelungen  war,  die  Einwohner  von  For- 
mosa ganz  zu  unterwerfen,  sondern  dass  die  wilden 
Stämme  immer  unbotmässig  blieben,  so  begreift  man 
auch,  dass  die  Herrschaft  der  Chinesen  über  Formosa 
auch  von  Fremden  nicht  als  eine  besonders  zu  resptecti- 
rende  Thatsache  betrachtet  wurde.  So  konnte  der  Pole 
Graf  Benyowski,  der  im  Jahre  177'  nach  Formosa  kam 
und  dort  mit  den  Eingeborenen  in  blutigen  Streit  ge- 
rieth,  auf  den  Gedanken  kommen,  die  Colonisation 
Formosas  einer  europäischen  Macht  vorzuschlagen,  als 
ob  die  Chinesen  dabei  gar  nichts  mitzureden  hätten; 
freilich  predigte  er  all  das  Schöne,  was  er  von  Formosa 
zu  erzählen  wusste,  tauben  Ohren,  denn  weder  Ludwig  XV. 
von  Frankreich,  noch  Kaiser  Josef  II.,  noch  die  Eng- 
länder und  .Amerikaner  gingen  auf  seinen  Plan  ein. 

Durch  Jahrhunderte  war  Formosa  kein  Anziehungv 
punkt  für  fremde  Bestrebungen,  und  jahrhundertelang 
blieb  es  verschlossen,  bis  der  Krieg  zwischen  China 
und  den  vereinigten  Engländern  und  Franzosen  diese 
Sachlage  mit  einem  Schlage  änderte.  Den  .Amerikanern 
gebührt  das  Verdienst,  vereint  mit  den  Russen  die  Ex- 
öfl!nung  Taiwans  als  des  ersten  formosani sehen  Hafens 
im  Jahre  1858  durchgesetzt  zu  haben  Von  einer  Er- 
werbung Formosas    aber  wollten  die  Amerikaner  weder 


so 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


früher  noch  später  etwas  wissen,  und  selbst  als  im  Jahre 
1867  die  Mannschaft  einer  amerikanischen  Barke,  die 
an  der  Westküste  von  Südformosa  gestrandet  war,  von 
den  wilden  Botan  massacrirt  wurde,  begnügten  sich  die 
Amerikaner  damit,  den  Wilden  einige  Gefechte  zu  liefern 
und  ihnen  dann  das  Versprechen  abzunehmen,  West- 
länder, die  an  der  Küste  des  Botangebietes  ■scheitern 
sollten,  künftighin  freundlich  zu  behandeln. 

Gleich  den  Amerikanern  zeigten  sich  auch  die  Eng- 
länder nicht  geneigt,  Formosa  zu  colonisiren.  Im  Jahre 
1670  hatten  sie  von  King  die  Erlaubniss  erhalten,  in 
Taiwan  eine  Factorei  zu  gründen,  doch  machten  sie 
von  jener  nur  einige  wenige  Jahre  Gebrauch  und  gaben 
nach  der  Eroberung  von  Amoy  1683  die  Factorei  wieder 
auf.  Und  ebenfalls  gleich  den  Amerikanern  fühlten  auch 
sie  sich  nicht  bewogen,  aus  dem  Umstände  ernste  Con- 
sequenzen  zu  ziehen,  dass  erst  im  Jahre  1842  und  auch 
später  noch  öfters  englische  Schiffbrüchige  von  den 
formosanischen  Wilden  ermordet  oder  zu  Sclaven 
gemacht  wurden.  Auch  das  Angebot  der  bekannten 
Firma  Jardine,  Matheson  &  Cie.,  die  Insel  für  England 
zu  erobern,  wie  Brooke  das  Gebiet  von  Sarawak  auf 
Borneo  für  England  in  Besitz  genommen  hatte,  wurde 
abgelehnt. 

Ernste  Absicht,  sich  Formosas  zu  bemächtigen,  hatte 
dagegen  Frankreich.  Schon  zu  verschiedenmalen  hatten 
die  Franzosen  daran  gedacht,  Formosa  zu  erwerben, 
doch  erst  im  Jahre  1884,  nachdem  jene  Idee  schon 
hundert  Jahre  alt  geworden,  hatte  es  den  Anschein,  als 
ob  sie  verwirklicht  werden  sollte.  Im  Kriege  mit  China 
versuchten  es  die  Franzosen,  Formosa  zu  gewinnen,  und 
es  gelang  ihnen  auch,  Kilung  zu  erobern.  Doch  trotz 
der  Ueberlegenheit  und  der  Siege  der  Franzosen  über 
die  Chinesen  zogen  Jene  den  Kürzeren,  da  die  Eng- 
länder die  französische  Blockade  brachen,  um  die  Chi- 
nesen zu  unterstützen,  und  da  die  Franzosen  durch 
Krankheiten  aufgerieben  wurden.  Acht  Monate  nach  der 
Eroberung  von  Kilung  sahen  sich  die  Franzosen  be- 
müssigt,  sich  von  Formosa  zurückzuziehen  und  den  Plan, 
die  Insel  zu  erwerben,  aufzugeben. 

Auch  in  Deutschland,  beziehungsweise  Preussen,  dachte 
man  an  eine  Erwerbung  Formosas,  doch  blieb  es  immer 
nur  bei  Anläufen.  Der  verrätherische  Angriff  der  wilden 
Botan  auf  ein  preussisches  Schiff  im  Jahre  1 860  wurde 
zwar  auf  der  Stelle  energisch  zurückgewiesen  und  be- 
straft und  hätte  auch  einen  casus  belli  in  ernstem  Sinne 
bilden  können,  doch  vereitelten  Schiffbruch,  Krankheiten 
und  endlich  die  politischen  Verhältnisse  in  Europa  den 
Plan,  auf  Formosa  und  auf  den  Pescadoren  eine  preussi- 
sche  Niederlassung  zu  gründen.  Erst  Anfangs  der  Achtziger- 
jahre Hessen  sich  deutsche  Firmen  auf  Formosa  nieder 
und  wurde  auch  ein  deutsches  Consulat  errichtet.  Als 
man  in  Deutschland  im  Jahre  1895  wieder  ernstlich 
den  Plan  zu  erwägen  begann,  Formosa  zu  erwerben, 
waren  die  politischen  Verhältnisse  in  Ostasien  schon  so 
weit  gediehen,  dass  dieser  Plan  nicht  mehr  zur  Aus- 
führung gebracht  werden  konnte.  Die  Japaner  waren, 
man  kann  sagen,  nicht  gerade  zu  ihrem  eigenen  Vortheil 
den  Deutschen  zuvorgekommen. 

Die  Beziehungen  Japans  zu  Formosa  lassen  sich  gerade 
so  weit  zurückverfolgen  wie  die  Cliinas.  Wie  die  Chinesen 
so  standen  auch  die  Japaner  schon  im  VII.  Jahrhunderte 
mit  Formosa  in  Verkehr,  und  es  darf  wohl  angenommen 
werden,  dass  dieser  nie  ganz  unterbrochen  wurde,  wenn- 
gleich Nachrichten  darüber  fehlen.  Gewiss  ist,  dass  ja- 
panische Flüchtlinge  gegen  1200  n.  Chr.  die  mittleren 
Liukiu  besuchten  und  sich  da  niederliessen,  und  da 
Japaner  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  im  Vereine 
mit  chinesischen  Seeräubern  die  Küsten  von  Fukien 
heimsuchten,  so  dürften  sie  bei  dieser  Gelegenheit  wohl 
auch  nach  Formosa  gekommen  st  in.  Am  Ende  des 
XVI.  Jahrhunderts  kamen  japanische  Händler  nach 
Formosa,  und  da  aus  ihren  Berichten  der  Shogun 
Jyeyasu  erkannte,    das«  die  Insel  einen  berufenen  Stütz- 


punkt gegen  die  Chinesen  und  Spanier  bilden  könnte, 
sandte  er  eine  Handelscommission  dahin,  um  mit  den 
Wilden  Verbindungen  anzuknüpfen.  Einige  MitgUeder 
dieser  Commission  wurden  zwar  von  den  Wilden  nieder- 
gehauen, doch  schickte  der  Shogun  erst  im  Jahre  1615 
den  Statthalter  von  Nagasaki  nach  Formosa,  um  dieses 
zu  erobern ;  der  Zug  misslang  aber,  und  der  unglückselige 
Statthalter  wurde  dafür  nach  seiner  Rückkehr  nach 
Japan  enthauptet.  Obwohl  die  japanische  Regierung  nun 
den  Plan,  Formosa  zu  gewinnen,  fallen  Hess,  dauerte 
der  Verkehr  der  japanischen  Kaufleute  mit  der  Insel 
fort,  bis  es,  wie  schon  erwähnt,  im  Jahre  1624  zwischen 
den  Holländern  und  Japanern  zu  einem  Conflicte  kam, 
in  welchem  die  Japaner  unterlagen.  In  der  nun  folgenden 
Periode  japanischer  Abschliessungspolitik  kümmerten  sich 
die  Japaner  auch  um  Formosa  nicht,  und  erst  in  diesem 
Jahrhunderte  lenkte  die  Insel  wieder  ihre  Aufmersamkeit 
auf  sich.  Wie  den  anderen  Nationen,  so  ging  es  auch 
den  Japanern,  als  sie  im  Jahre  1871  und  später  an  der 
Südküste  von  Formosa  Schiffljruch  litten:  die  Schiff- 
brüchigen wurden  von  den  wilden  Botan  erschlagen  oder 
misshandelt.  Da  die  chinesische  Regierung  die  Verant- 
wortlichkeit für  das  Gebahren  der  ihr  unterstehenden 
aber  nicht  botmässigen  Wilden  ablehnte,  verschafften 
sich  die  Japaner  selbst  Recht,  doch  begnügten  sie  sich 
nicht  damit,  die  Botan  zu  züchtigen,  sondern  versuchten 
es  auch,  sich  in  Südformosa  festzusetzen,  und  blieben 
auch  da  bis  zu  Ende  des  Jahres  1874.  Dies  verursachte 
den  Chinesen  Bedenken  und  veranlasste  sie,  den  Versuch 
zu  machen,  die  wilden  Formosaner  selbst  zu  unterwerfen, 
um  künftighin  fremden  Mächten  die  Gelegenheit  zu 
nehmen,  sich  mit  formosanischen  Angelegenheiten  zu 
beschäftigen.  Noch  in  den  Siebzigerjahren  bauten  sie 
Strassen  und  legten  sie  ein  Fort  in  Formosa  an,  und  in 
den  Achtzigerjahren  unterwarfen  sie  an  500  Dörfer  der 
Eingeborenen  mit  etwa   100.000  Einwohnern. 

Indessen  war  es  zwischen  China  und  Japan  zum 
Kriege  gekommen,  der  für  China  so  unglücklich  ausfiel 
und  durch  den  Frieden  von  Shimonoseki  im  Jahre  1895 
den  Japanern  Formosa  zubrachte.  Aber  der  Gewinn 
dieser  Insel  war  für  die  Japaner  mit  manchen  Unan- 
nehmlichkeiten verbunden,  an  die  sie  sicherlich  nicht 
gedacht  hatten.  Formosa  musste  erst  erobert  werden. 
Die  chinesischen  Elemente  der  Insel  waren  entrüstet, 
dass  sie  an  die  ihnen  verhassten  Japaner  ausgeliefert 
werden  sollten,  und  erklärten,  um  diesem  Schicksale  zu 
entgehen,  Formosa  zur  Republik,  indem  sie  aber  auch 
die  Oberhoheit  des  Kaisers  von  China  anerkannten.  „Die 
Japaner  haben  China  beschimpft,"  heisst  es  in  der  be- 
treffenden Proclamation,  ,, indem  sie  unser  Gebiet  von 
Formosa  annectirten,  und  unsere,  des  Volkes  von  For- 
mosa, Bitten  an  den  Thoren  des  Thrones  sind  vergeb- 
lich gewesen.  Wir  hören  jetzt,  dass  die  japanischen 
Sclaven  im  Begriff  stehen,  einzutreffen.  Wenn  wir  das 
dulden,  wird  das  Land  unserer  Herde  und  Heimstätten 
ein  Land  der  Wilden  und  Barbaren  (!)  werden,  aber 
wenn  wir  es  nicht  dulden,  wird  die  Zeit  unserer  ver- 
hältnissmässigen  Schwäche  sicher  nicht  lange  dauern. 
Häufige  Besprechungen  haben  zwischen  den  fremden 
Mächten  stattgefunden,  die  sich  alle  dahin  ausgesprochen, 
dass  das  Volk  von  Formosa  erst  seine  Unabhängigkeit 
begründen  müsse,  ehe  die  Mächte  es  unterstützen  würden. 
Darum  sind  wir,  das  Volk  von  Formosa,  unabänderUch 
entschlossen,  eher  zu  sterben,  als  dem  Feinde  zu  dienen, 
und  wir  haben  im  Rathe  beschlossen,  die  ganze  Insel 
Formosa  in  einen  republikanischen  Staat  zu  verwandeln, 
sowie  dass  die  Verwaltung  aller  unserer  staatlichen  An- 
gelegenheiten organisirt  und  durchgeführt  werden  solle 
auf  Grund  von  Berathungen  und  Entscheidungen  der 
von  uns,  dem  Volke,  öffentlich  gewählten  Beamten.  Aber 
da  für  dieses  Unternehmen,  sowohl  was  den  Widerstand 
gegen  den  japanischen  Angriff,  als  was  die  Organisation 
der  neuen  Verwaltung  anbetrifft,  ein  Mann  die  oberste 
I  Leitung  haben  muss,  der  die  ganze  Autorität  in  sieb  »u- 


ÖSTERREICHISCHE  MONA ISSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


sammenfasst  und  den  Frieden  unserer  Heimstätten 
sichert,  so  haben  wir  wegen  der  Achtung  und  IJewundc- 
rung,  die  wir  seit  lange  für  den  Gouverneur  und  Ober 
befehlshaber  'J'angtschin-sung  gefühlt  haben,  im  Ruthe 
beschlossen,  denselben  zur  Stelle  des  Präsidenten  dur 
Republik  zu  erheben."  Die  Unterstützung,  welche  die 
Republikaner  von  Seite  Chinas  an  Geld,  Waffen  und 
Mannschaft  erhielten,  erschwerte  den  Japanern  zwar  die 
Niederwerfung  des  gegen  sie  organisirten  Aufstandes, 
endlich  aber  blieben  sie  doch  Sieger  über  die  merk- 
würdige ostasiatische  Republik,  und  die  Insel  wurde  ihnen 
auch  de  facto  übergeben. 

Heute  steht  Formosa  unter  japanischer  Herrschaft,  ohne 
von  den  Japanern  schon  ganz  erobert  zu  sein.  Die  wilden 
Stämme  im  Innern  der  Insel,  die  sich  noch  nie  einem 
Herrn  unterworfen  haben,  gehorchen  auch  den  Japanern 
nicht,  und  der  Krieg  dauert  fort;  ist  es  auch  nur  ein 
Bandenkrieg,  so  kostet  er  doch  seine  Opfer  und  dies  auch 
aus  dem  Grunde,  weil  die  Japaner  viel  unter  der  Malaria 
zu  leiden  haben.  Rechnet  man  dazu  die  von  den  Chinesen 
ausgehenden  Aufstände,  die  den  Japanern  immerfort  zu 
schaffen  geben,  so  wird  man  wohl  kaum  bezweifeln, 
dass  keine  von  den  Mächten,  die  Formosa  zu  erwerben 
versäumt  haben,  Japan  um  dessen  Besitz  beneidet,  der 
die  Japaner  bis  heute  schon  mehr  als  2or)  Millionen 
Mark  kostet!  Jedenfalls  steht  es  ausser  Frage,  dass  der 
Besitz  Formosas  unter  so  zweifelhaften  Verhältnissen 
einen  solchen  Kostenaufwand  nicht  werth  ist,  und  die 
Japaner  mögen  den  Siegeslohn,  der  ihnen  mit  der  „Herr- 
lichen" zugefallen  ist,  wohl  schon  oft  als  ein  wahres 
Danaergeschenk  verwünscht  haben.  Officiell  wird  dies 
freilich  nicht  ofifen  zugestanden,  denn  in  amtlichen  Be- 
richten wird  erklärt,  dass  nur  wenige  Taiwanesen,  vor 
die  Entscheidung  gestellt,  ob  sie  japanische  oder  chinesi- 
sche Unterthanen  werden  wollten,  sich  im  letzteren 
Sinne  entschlossen  hätten  und  nach  China  ausgewandert 
wären.  Die  Anzahl  derer  aber,  die  aus  Hass  gegen  die 
japanische  Regierung  die  Insel  verlassen  haben  und  nach 
dem  Festlande  ausgewandert  sind,  soll  sich  in  Wirk- 
lichkeit auf  beiläufig  20.000  belaufen,  was  freilich  kaum 
der  hundertste  Theil  aller  Taiwanesen  ist.  Die  grosse 
Masse  der  Zurückgebliebenen  äussert  ihre  Abneigung 
gegen  die  Ja])aner  aber  dadurch,  dass  nur  die  wenigsten 
von  ihnen  japanische  Unterthanenpapiere  erwerben.  Das 
sind  für  die  Japaner  keine  vielversprechenden  Zustande, 
und  man  braucht  den  Werth  Formosas  gar  nicht  zu 
unterschätzen,  um  sich  mit  einigem  Zweifel  die  Frage 
vorzulegen,  ob  das  von  den  Japanern  auf  Formosa  ver- 
wendete Capital  ihnen  in  Zukunft  auch  die  erwarteten 
Zinsen  tragen  wird.  — /. 


CHRONIK. 

Asien. 

Arabien.  Die  türkischen  Truppen  nehmen  die  Ort- 
schaft Miftachul  (?)  in  Jemen;  nun  soll  hier  Ruhe 
herrschen. 

Afghanistan.  Der  Gesundheitszustand  des  Emirs  soll 
sehr  schlecht  sein. 

Indien.  In  der  Stadt  Bombay  nimmt  die  Beulenpest 
zu,  und  es  kommen  viele  Todesfalle  vor. 

China.  Der  Kaiser  ist  noch  immer  von  jedem  Ver- 
kehr streng  abgeschlossen  und  leistet  den  Wünschen  der 
Kaiserin- Witwe  nicht  Folge.  Die  Kaiserin- Witwe  soll  einen 
Thronfolger  bestimmt  haben,  und  es  soll  eine  Palast- 
revolution bevorstehen.  —  Alle  Vicekönige  und  Provinz 
gouverneure  werden  durch  ein  Edict  von  amtswcgen  zu 
Mitgliedern  des  Tsungliyamen  ernannt.  —  Russland 
zieht  die  Hälfte  seiner  Wachmannschaften  aus  Peking 
zurück.  —  Die  deutsche  Regierung  fordert  für  die  dem 
Missionär  Stenz  zugefügten  Misshandlungen  Genug- 
thuung;  die  chinesische  Regierung  bewilligt  die  deut- 
schen      Forderungen;    die    amtliche     Wiedereinführung 


des  Missionärs  (jetzt  in  Tgiiitau  in  Pflege),  Unterstützung 
bei  Errichtung  seiner  Missionsstation  am  Thatort  und 
strenge  Bestrafung  der  Schuldigen.  —  Die  Unruhen  in 
den  Provinzen  Szetschuan,  Hunan  und  Hupeh  gewinnen 
an  Ausdehnung.  Die  zur  Bekämpfung  <ler  Aufständi- 
schen in  Hupeh  ausgesandten  kaiserlichen  Truppen  fliehen 
vor  dem  Feinde.  Die^Kaiserin-Witwe  schränkt  die  Macht 
der  Vicekönige,  besonders  derjenigen  in  den  Gebieten 
des  Yang-tse  und  von  Hankau,  ein.  Der  französische  Ge- 
sandte fordert  für  die  in  Hunan  gegen  Missionäre  verübten 
Gewaltthätigkeiten  die  Bestrafung  der  localen  Beamten 
und  die  Wiedereinsetzung  der  Missionäre.  —  In  der 
Provinz  Nganhwei  greifen  8000  Aufständische  die  Stadt 
Kuyung  an,  nehmen  sie  nach  längerer  Belagerung  und 
Tödtung  eines  grossen  Theiles  der  Besatzung  ein  und 
ordnen  daselbst  die  Hinrichtung  aller  Civil-  und  Militär- 
beamten an.  Eine  andere  Stadt  ergibt  sich  freiwillig  den 
Aufständischen.  Diese  marschiren  nach  Tschultschau,  um 
Kantschau  zu  belagern.  Die  Erhebung  in  Nganhwei  ist 
vorbereitet,  und  die  Aufständischen  erhalten  Zuwachs 
aus  den  Provinzen  Schantung  und  Hunan.  Auch  in 
Schantung  finden  Unruhen  statt. 

Korea.  Hier  soll  vollständige  Anarchie  herrschen.  — 
Japan  übernimmt  mit  Zustimmung  der  koreanischen  Re- 
gierung die  Eisenbahn  Söul — Tschemulpo. 

Sumatra.  Es  wird  der  Befehl  zur  Wiederaufnahme  der 
Expedition  gegen  Tuku-Umar  gegeben.  Dieser  hält  sich 
an  der  Westküste  in  Tenom  auf,  nachdem  er  dessen 
rechtmässigen  Herrscher  vertrieben  hat. 

Philippinen.  Auf  Luzon  herrscht  völlige  Anarchie.  Die 
Aufständischen  haben  sich  in  zwei  Gruppen  getheilt  und 
befehden  sich  gegenseitig.  Sie  weigern  sich,  die  spani- 
schen Gefangenen  auf  das  Verlangen  der  Amerikaner 
hin  freizulassen,  um  den  Schein  einer  Unterwerfting 
unter  die  Amerikaner  zu  vermeiden.  Aguinaldo  erklärt 
sich  bereit,  über  die  Auslieferung  von  1 1 .000  Gefangenen 
unter  Ausschluss  der  amerikanischen  Vermittlung  mit 
dem  spanischen  General  Rios  zu  verhandeln.  Spanien 
erinnert  die  Vereinigten  Staaten  an  die  im  Friedens- 
vertrag übernommene  Verpflichtung,  die  spanischen  Ge- 
fangenen auszuliefern ;  Amerika  ist  nicht  im  Stande,  dieser 
Verpflichtung  nachzukommen.  Aguinaldo  verlangt  für 
die  Freilassung  der  gefangenen  Spanier  die  Anerkennung 
der  Republik  der  Philippinen  durch  Spanien  und  dessen 
Mithilfe,  um  die  Angliederung  durch  die  Amerikaner  zu 
verhindern.  —  General  Miller  erhält  die  Instruction, 
in  Iloilo  zu  landen  und  den  Platz  zu  besetzen.  Die 
Lage  in  Iloilo  ist  kritisch;  die  Vorstadt  Molo  ist  von 
1500  bewaffneten  Eingeborenen  besetzt.  General  Miller 
fordert  die  Uebergabe  der  Stadt  unter  Zusicherung  des 
Schutzes  für  Leben  und  Eigenthum  der  Einwohner.  Die 
Aufständischen  verstärken  ihre  Stellung  und  rüsten  zum 
Widerstand.  Die  Meuterei  ihrer  im  Hafen  von  Manila 
zum  Abgang  nach  den  Visayasinseln  bereit  liegenden 
Truppen  nöthigt  die  Amerikaner,  von  der  Einnahme 
Iloilos  abzustehen.  Die  Amerikaner  behaupten  die  Herr- 
schaft auf  den  Philippinen  nur  in  der  Gegend  der  Bucht 
von  Manila.  Aguinaldo  zieht  seine  Truppen,  circa  30.000 
Mann,  vor  Manila  zusammen;  12.000  Eingeborene  ver- 
lassen die  Stadt.  Die  amerikanischen  Truppen  unter 
General  Miller  werden  von  Iloilo  zurückberufen,  um 
General  Otis  in  Manila  zu  stützen.  Der  Aufstand  auf 
Mindanao,  wo  tlie  Spanier  blieben,  macht  grosse  Fort- 
schritte; die  Muslimen  predigen  den  heiligen  Krieg. 
Auch  die  Insel  Cebu  ist  im  Aufstande,  und  die  einge- 
borenen Behörden  liegen  untereinander  im  Streite.  Eine 
in  Mololos  abgehaltene  Versammlung  von  Aufstandischen 
beschliesst,  die  in  Haft  befindlichen  Personen  in  Frei- 
heit zu  setzen,  .\guinaldo  ruft  in  Mololos  die  philippi- 
nische Republik  aus;  der  Congress  in  Mololos  ge- 
nehmigt die  Verfassung.  Auf  der  Insel  Luzon  ist  die 
Regierung  Aguinaldo's  ohnmächtig,  die  Ordnung  «of- 
recht  zu  erhatten.  Im  Inneren  des  lindes  wird  die 
Autorität  Aguinaldo's    allgemein   anerkannt  —  Auf  der 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Insel  Balabac  werden  der  spanische  Gouverneur  und 
seine  Officiere  von  Eingeborenen  ermordet ;  diese  nehmen 
die  Frauen  und  Kinder  und  einige  Männer  gefangen 
und  ziehen  sich  in  die  Berge  zurück.  Die  Gattin  des 
Gouverneurs  und  die  übrigen  Gefangenen  sollen  sich 
nunmehr  in  Sandakan  (Britisch-Nordborneo)  in  Sicher- 
heit befinden. 

Afrika. 

Marokko.  Der  Sultan  soll  sich  wohl  befinden.  Die 
Lage  in  Tafilet  verschlimmert  sich.  Die  Regierungs- 
truppen, unter  dem  Befehle  des  Prinzen  Maroni  auf  dem 
Marsche  nach  Tafilet,  werden  von  dem  VVad-el-Dras- 
Stamme  angegriffen,  doch  werden  die  Aufständischen 
nach  heftigem  Kampfe  geschlagen ;  viele  von  ihnen 
werden  gefangen  und  ein  Theil  von  ihnen  wird  hin- 
gerichtet. 

Aegypten.  Sämmtliche  Mächte  stimmen  zu,  die  Wirk- 
samkeit der  gemischten  Gerichtshöfe  vom  i.  Februar 
ab  auf  ein  Jahr  zu  verlängern. 

Abessynün.  Ras  Mangascha  stellt  seine  Truppen  in 
starker  Position  bei  Adagamus  auf  Er  wird  von  den 
meisten  seiner  Leute  verlassen  und  hat  wenige  Anhänger. 
Ras  Makonnen  verfolgt  ihn,  und  es  kommt  zwischen 
den  beiderseitigen  Truppen  zu  einem  unbedeutenden 
Kampfe.  Es  werden  Friedensverhandlungen  eingeleitet, 
kommen  aber  nicht  zum  Abschluss.  Ein  Angriff  der 
Colonnen  Ras  Makonnens  auf  die  von  Ras  Mangascha 
besetzten  Stellungen  wird  zurückgeschlagen.  Es  finden 
verschiedene  Zusammenstösse  statt,  die  sämmtlich  für 
Ras  Makonnen  unglücklich  ausfallen.  Dieser  erleidet 
beträchtliche  Verluste  und  leitet  neue  Friedensverhand- 
lungen ein.  Es  kommt  zwischen  Ras  Mangascha  und 
Ras  Makonnen  ein  Friedensvertrag  zu  Stande,  wonach 
sich  Ras  Mangascha  dem  Negus  Menelik  vollständig 
unterwirft  und  Tigre  dem  Ras  Makonnen  zufällt.  Ras 
Mangascha  entlässt  seine  Soldaten,  und  die  Häuptlinge 
von  Tigre  kehren  in  ihre  Gebiete  zurück.  Ras  Makonnen 
räumt  Agame  und  tritt  mit  seinen  Truppen  den  Rück- 
marsch an. 

Senegambien.  Samory  trifft  in  St.  Louis  am  Senegal  ein. 
Wadai.  Useph,  der  Sultan  von  Wadai,  ist  gestorben. 
Sein  erster  Rathgeber  Germa,  der  für  die  Erbansprüche 
Abu  Säid's,  des  Sohnes  des  früheren  Sultans  Ali,  ein- 
treten wollte,  tödtete  einen  Sohn  Useph's,  Ibrahim,  und 
stach  einem  anderen  Sohne  Useph's,  Abdul  Aziz  (oder 
Abbas?),  die  Augen  aus,  worauf  er  Abu  Said  herbeirief. 

Aegyptischer  Sudan.  Oberst  Lewis  bringt  dem  Führer 
der  Derwische,  Ahmed  Fadhil,  nach  heftigem  Kampfe 
eine  vollständige  Niederlage  bei,  wobei  eine  grosse  Zahl 
von  Derwischen  fällt  und  gefangen  genommen  wird. 
Später  ergibt  sich  die  gesammte  Streitmacht  Ahmed 
Fadhil's,  200  )  Mann,  dem  Kanonenboot  „Metemmeh"  auf 
dem  Blauen  Nil ;  Ahmed  Fadhil  gelingt  es,  zu  ent- 
kommen. Oberst  Kitchener's  Abtheilung  besetzt  auf  dem 
Marsche  gegen  den  Khalifen  Aburukba,  wo  sich  eine 
kleine  Abtheilung  von  Leuten  des  Khalifen  ergibt.  Dieser 
hält  sich  mit  dem  Hauptbestande  seiner  Streitkraft  noch 
in  Scherkilla  auf.  Die  britische  Flagge  wird  am  Atbara 
und  in  Wadi  Haifa  gehisst.  Für  die  Zwecke  der  Ver- 
waltung wird  der  Sudan  in  vier  Bezirke  erster  und  drei 
Bezirke  zweiter  Classe  eingetheilt:  a)  Omdurman, 
Sennaar,  Kassala  und  Faschoda,  b)  Assuan,  Wadi  Haifa 
und  Suakin. 

Britisch  Wesiafrika.  Wegen  einer  Forderung  des  eng- 
lischen Gouvernements  auf  Ueberlassung  des  von  der 
Eisenbahn  durchquerten  Landstriches  kommt  es  unter 
den  Egbas,  die  dies  nicht  für  immer  gestatten  wollen, 
zu  Unruhen. 

Nigergebiet.  Die  Operationen  im  Asaba-Hinterlande 
sind  beendet;  alle  Städte  haben  sich  unterworfen,  Ibu 
und  Ukara  sind  zerstört. 

Congostaat.  Eine  Abtheilung  von  200  Soldaten  unter 
Lieutenant  Stevens  wurde  von  den  aufständischen  Bate- 
telas    angegriffen    und    geschlagen.     Diese    marschirten 


gegen  Kalambarre,  wo  nur  eine  schwache  Besatzung 
lag,  und  bemächtigten  sich  dieses  Platzes  und  der  Ort- 
schaft Yangu.  Die  Truppen  des  Congostaates  zogen  sich 
mit  Verlusten  gegen  Kassongo  zurück.  Baron  Dhanis 
befindet  sich  in  Kassongo  am  Lulundi,  wo  er  den  Auf- 
ständischen den  Weg  sperren  will  und  Verstärkungen 
erwartet.  Die  Aufständischen  in  Luluaburg  setzen  den 
Kampf  fort.  Die  Truppen  Lothaire's  sind  zu  den  auf- 
ständischen Batetelas  übergegangen;  jener  soll  verwundet 
und  gefangen  genommen  worden  sein.  Vom  Gouverneur 
Baron  Dhanis  fehlt  weitere  Nachricht.  Die  Truppen 
furchten  weitere  Aufstände,  da  das  Ansehen  der  Euro- 
päer erschüttert  sei.  Der  Congostaat  soll  sich  in  einer 
schwierigen  Lage  befinden. 

Madagaskar.  Die  Pestepidemie,  die  bisher  auf  Tama- 
tave  beschränkt  blieb,  dauert  an;  in  Tamatave  ist  sie 
im  Abnehmen  begriffen. 

Australien. 

Samoa.  Der  Oberrichter  Chambers,  ein  Amerikaner, 
bestätigt  nicht  die  Mehrheitswahl  Mataafa's  zum  Könige, 
sondern  lässt  Tanu,  den  minderjährigen  Sohn  Malietoa's, 
zum  König  und  Tamasese  zum  Vicekönig  ausrufen, 
da  sich  Mataafa  nicht  für  das  Amt  eines  Königs  eigne. 
Der  deutsche  Consul  weigert  sich,  Tanu  anzuerkennen 
und  zur  Auseinandertreibung  der  Samoaner  mitzuwirken, 
die  sich  gegen  jene  Bestimmung  auflehnen  und  sich  in 
grosser  Anzahl  in  Mulinu  zusammenrotten  und  das  Stadt- 
haus umzingeln.  Es  kommt  zwischen  den  Anhängern 
Tanu's  und  Tamasese's  und  denen  Mataafa's  zum  Kampfe, 
wobei  die  Ersteren  geschlagen  werden  und  500  Ge- 
fangene verlieren.  Tanu  und  Tamasese  flüchten  sich  an 
Bord  des  englischen  Kriegsschiffes  „Porpoise",  das  ihre 
Truppen  beschützt.  Auch  der  Oberrichter  und  seine  Familie 
begeben  sich  auf  die  „Porpoise".  Mataafa's  Anhänger 
plündern  eine  Anzahl  Häuser  in  Apia,  die  Plantagen 
und  das  flache  Land.  Nunmehr  beschhessen  die  Consuln, 
Mataafa  und  seine  Anhänger  als  provisorische  Regie- 
rung anzuerkennen.  Der  Vorsitzende  des  Stadtrathes, 
Dr.  Raffel,  und  der  deutsche  Consul  schliessen  darauf 
den  obersten  Gerichtshof  mit  der  Erklärung,  dass  dessen 
Function  nur  ihnen  zukäme.  Auf  Veranlassung  des  britischen 
und  des  amerikanischen  Consuls  landet  der  Capitän  der 
„Porpoise"  den  Oberrichter  und  eine  Abtheilung 
Matrosen,  unter  deren  Schutz  der  Oberrichter  nun 
wieder  Gericht  hält.  Mataafa  selbst  hält  sich  fern. 


MISCELLEN. 

Eisenbahnbau  in  Shantung.  Der  „Ostasiatische  Lloyd" 
bringt  in  seinem  Beiblatt  „Nachrichten  aus  Kiautschou" 
folgende  interessante  Mittheilungen  über  den  Eisenbahnbau 
in  der  Provinz  Shantung :  „Nachdem  die  generellen  Vor- 
arbeiten für  eine  von  Tsintau  nach  Tsinanfu  führende 
Eisenbahn  abgeschlossen  sind  und  betreffs  des  Eisen- 
bahnbaues zwischen  den  bisher  concurrirenden  Syndi- 
caten  ein  Einvernehmen  erzielt  worden  ist,  wird  die  Er- 
theilung  der  Concession  nicht  mehr  lange  auf  sich  warten 
lassen.  Inzwischen  sollen  die  speciellen  Vorarbeiten  sofort 
in  Angriff  genommen  werden,  damit,  sobald  die  Con- 
cession selbst  vorhanden  ist,  der  Bau  begonnen  werden 
kann.  Nach  den  bisherigen  Dispositionen  wird  zunächst 
die  Strecke  Tsintau — Kiautschou — Weihsien  ausgeführt 
werden,  und  zwar  gleichzeitig  von  zwei  Punkten  aus, 
nämlich:  von  Tsintau  und  Kiautschou.  Die  Strecke 
Kiautschou — Weihsien  bietet  so  gut  wie  gar  keine  Schwierig- 
keiten. Allerdings  sind  mehrere  Flüsse  mit  Brücken  zu 
überschreiten,  so  namentlich  der  Weiho,  welcher  acht 
Monate  im  Jahre  eine  grössere  Wassermenge  als  unser 
Rhein  mit  sich  führt ;  allein  die  natürliche  Beschaffenheit 
des  Terrains  lässt  eine  glatte  Durchführung  dieser  Arbeiten 
voraussehen,  so  dass  die  ganze  Strecke  bis  Weihsien 
(rund   \oo  km)  in  27» — 3  Jahren  fertiggestellt  sein  dürfte. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Das  Baumaterial  wird  auf  Leichtem  über  die  Bucht  von 
Kiautschou  nach  dem  kleinen  Hafenort  Taputur  zu  bringen 
sein  und  von  da  nach  Kiautschou  zunächst  noch  weitere 
2  oder  3  km  flussaufwärts  in  der  Richtung  nach  der 
Stadt  Kiautschou.  Diese  selbst  wird  dann  mit  einem  etwa 
noch  8  kvi  langen  Geleise  erreicht.  Etwas  schwieriger 
mit  Rücksicht  auf  die  mangelnden  Arbeits-  und  Hilfs- 
kräfte ist  der  Bau  der  Strecke  Tsintau — Kiautschou.  Hier 
werden  alleiti  noch  die  s])eciellen  Vorarbeiten  rund 
acht  Monate  in  Anspruch  nehmtn;  mit  der  Baufühiung 
der  etwa  40  km.  langen  Strecke  wird  daher  kaum  vor 
September  oder  October  1899  begonnen.  Da  sie  indessen 
gleichzeitig  von  Tsintau  und  Kiautschou  aus  in  Angriff 
zu  nehmen  ist,  wird  sie  voraussichtlich  gleichzeitig  mit 
der  Strecke  Kiautschou  — Weihsien  fertiggestellt  werden. 
Wenn  nicht  unvorhergesehene  Hindernisse  auftauchen, 
wird  man  demnach  die  Eröffnung  der  ersten  Bahn  von 
Tsintau  nach  den  Kohlendistricten  Shantungs  Ende  1902 
erwaiten  dürfen." 

Patente  in  China.  Die  Einführung  des  Patentwesens 
in  China  scheint  durch  einen  kaiserlichen  Erlass  ange- 
bahnt worden  zu  sein,  den  das  amerikanische  „Engineering 
and  Mining  Journal"  im  Wortlaute  mitzutheilen  weiss. 
Das  merkwürdige  und  vielleicht  bedeutungsvolle  Schrift- 
Stück  lautet  danach,  wie  folgt;  „Wir  ordnen  hiemit  an, 
dass  von  jetzt  ab  jeder  chinesische  Unterthan,  der  ein 
nützliches  Buch  über  neue  Gegenstände  schreibt  oder 
eine  neue  Maschine  erfindet  oder  irgend  etwas  Nütz- 
liches auf  dem  Gebiete  der  Kunst  und  Wissenschaft 
leistet,  welches  dem  ganzen  Lande  zugute  kommt,  von 
uns  geehrt  und  belohnt  werden  .soll,  damit  andere  ähn- 
liche Talente  ermuthigt  und  angespornt  werden.  Sollten 
derartige  geniale  Leute  für  Beamtenstellen  geeignet  sein, 
so  sollen  sie  solche  zur  Belohnung  bekommen ;  ist  das 
nicht  der  Fall,  so  sollen  sie  Orden  oder  feine  Kleidung 
erhalten,  damit  sich  aus  der  grossen  Masse  die  Leute  heraus- 
heben, die  sich  durch  ihre  Talente  und  ihren  Verstand 
auszeichnen.  Ausserdem  sollen  diese  Leute  die  Früchte 
ihrer  Arbeit  insofern  geniessen,  als  sie  innerhalb  einer 
bestimmten  Zeit  allein  das  Recht  erhalten,  die  erfundenen 
Gegenstände  herzustellen  und  zu  verkaufen." 

Indische  Emailllrarbelt.  Die  Hindus  sind  von  altersher  be- 
rühmt durch  ihre  Eitiuillirkunst.  Auch  heute  machen  sie  noch 
immer  Fortschritte  in  dieser  Technik,  in  Bezug  auf  Reichthum, 
Tiefe  und  Durchsichtigkeit  der  Töne  werden  sie  von  Niemand, 
auch  von  den  besten  Eniailarbeitern  in  Limoges  nicht,  über- 
trolTeD.  Wie  Maurice  Maindron  in  der  letzten  ..Gazette  des 
Beaux-Arts«  ausführt,  wird  die  Kunst  des  Emaillirens  an  vielen 
Orten  Indiens  geübt,  in  Benares,  Luknow,  Labore,  Moultan,  im 
Kaschmirgebiet,  in  Delhi  und  zahlreichen  .Städten  des  Pendschab; 
die  geschicktesten  Künstler  aber  wohnen  in  Djeypour  und  in 
Radjpoutana.  Seit  Jahrhunderten  werden  hier  die  Erfahrungen 
in  dieser  so  complicirten  und  zarten  Kunst  vom  Vater  auf  den 
.Sohn  überliefert.  Die  besten  Arbeiter  gehören  zu  der  moham- 
medanischen Secte  der  Sikhs  (in  Labore  und  Pendschab),  sie 
sind  auch  allein  im  Stande,  die  RohstofTe  zu  bearbeiten.  Sie 
haben  zwar  ihre  Kunst  in  einigen  Gegenden  Mittelindiens  ver- 
breitet, das  Geheimnis»  der  Bearbeitung  der  Rohstoffe  jedoch 
nicht  preisgegeben,  .so  dass  allenthalben  die  Emailleure  das  Roh- 
email  in  glasigen,  undurchsichtigen  Massen  von  den  moh;iinmedani- 
schen  Glasern  in  Labore,  den  Manikars,  kommen  lassen  müssen. 
Die  Schönheit  der  Ornamentmuster  wie  der  Farben  und  eine 
vollkommene  Technik  zeichnet  auch  schon  die  ältesten  bekannten 
Emailarheilen  in  Indien  aus.  An  diesen  finden  sich  primitive 
Elemente  der  Ornamentik,  geometrische  Motive,  Pyramiden. 
Palmen  mit  Vögeln,  typische  Blumen  wie  das  3.ssyrische  Gänse- 
blümchen wieder,  die  der  Kunst  der  Assyrer  und  Perser  ent- 
lehnt sind.  Heute  sind  besonders  zwei  Techniken  der  Email- 
malerei in  Indien  in  Uebung,  die  sich  in  ihren  Grundzügen 
nicht  wesentlich  von  den  unseren  unterscheiden :  der  Gruben- 
schmelz (imail  champlevi)  und  der  Zellenschmelz  (imail  cloi- 
sonn*).  Bei  der  letzteren  Art  werden  auf  der  zu  emaillirenden 
Melallfläche  kleine  Abtheilungen  durch  dünne  Metallstreifen  ge- 
bildet, die  als  Zwischenwände  genau  auf  den  Contoureii  der 
vorher  aufgetrageneu  Zeichnung  laufen  und  anfgelöthet  werden. 
In  diese  Zellen  wird  das  Email  in  teigigem  Zustande  eingetragen 
und  dann  das  Stück  gebrannt.  Beim  Grubenschmelz  werden  die 
Felder,  die  mit  Email  gefüllt  werden  sollen,  in  den  Metallgnind 
eingegraben;  da,  wo  die  Conlouren  kommen  sollen,  lässt  man 
Melallstej;e  stehen.  Je  nachdem  das  Email  auf  Gold,  Silber  oder 
Kupfer  gearl)eitet  wird,  verlangt  es  eine  ver.schiedene  Her- 
stellungsweise.    Das    bei    den    Arbeitern    am   wenigsten   beliebte 


Metall  ist  das  Silber;  es  macht  beim  BrcDDeo  growe  Schwierig- 
keiten, für  die  die  schönen  lachitfarbenen  Töne,  die  da«  Email 
Dar  auf  Silber  annehmen  kann,  nicht  genügenden  Ertatz  bieten. 
Auf  Kupfer  kann  nur  schwarz,  weiss  nnd  rota  erzielt  werden. 
Dasselbe  Stück  gehl  l>ei  der  Bearbeitung  durch  mebreie  H.indc 
Die  Arbeitttheilung  ist  streng  durchgeführt,  besonders  bei  den 
besten  Emaillearen  in  Djeypour,  die  gleichfalls  Sikhs  »ind.  Diese 
arbeiten  überhaupt  nicht  für  die  Ausfuhr;  sie  kommen  selbst 
auch  nie  mit  dem  Publicum  in  Berührung.  Za  jedem  Stück 
werden  zunächst  die  Muster  von  einem  Zeichner,  dem  Cbitera, 
entworfen,  der  auch  die  Sammlang  der  Docnmente,  die  Bncber 
mit  den  Vorlageblättcrn,  bewahrt  und  zugleich  die  Kunden 
empfängt  and  ihnen  die  Muster  vorlegt.  Der  Goldschmied,  Snoar, 
bereitet  das  Stück  vor,  polirt  e.s,  überträgt  das  Master  daraaf 
nnd  übergibt  es  dem  Graveur,  Gharai.  Dieser  g'äbi  mit  Stahl- 
spitzen und  Grabsticheln  die  Graben  aas,  in  die  das  Email 
hineinkommen  soll,  verziert  den  Grund  mit  verschlungenen 
Linien  und  polirt  die  stehenbleibenden  Flächen  des  Metalls  mit 
einem  Agalpolirstein.  Alle  diese  Arbeiten  werden  noch  von 
Leuten  ausgeführt,  die  nicht  zu  den  Sikhs  gehören.  Nun  erst 
beginnt  die  Arbeit  des  Emaillears,  des  Minakar,  Der  Künstler 
legt  die  Emailmasse  mit  einem  Messer  auf;  er  ordnet  sie  dabei 
nach  ihrem  .Schmelzgrad  und  beginnt  mit  den  Massen,  die  am 
schwersten  schmelzen.  Jede  Emailmasse  ist  sorgfältig  in  einem 
Stahlmörser  aufbewahrt,  dann  in  einem  kleinen  Agatmörser  mit 
einer  Gummilösung  vermengt  worden.  Wenn  das  in  die  Graben 
des  Metalls  gebrachte  Email  seine  Feuchtigkeit  verloren  hat  und 
fest  geworden  ist,  so  beginnt  der  Brand,  Ein  Thonofen  wird  stark 
geheizt  und  eine  Stahlplatte  direct  auf  die  weissglühende  Kohlen- 
gluth  gelegt;  auf  diese  werden  dann  die  zu  brennenden  Stücke 
gestellt.  Beim  Brande  muss  der  Künstler  die  grösste  Aufmerk- 
samkeit aufwenden;  die  geringste  Verzögerung,  die  kleinste  Nach- 
lässigkeit können  Schäden  zur  Folge  haben,  die  fast  nie  wieder 
gut  zu  machen  sind.  Je  flüchtiger  eine  Farbe  ist,  desto  kürzere 
Zeit  darf  sie  nur  im  Feuer  sein.  Die  indische  Emailmalerei  wird 
zu  jeder  Art  von  Decoralion  verwandt,  ron  Luxus- Tafelgeschirren 
ond  zu  dem  Geschmeide,  sogar  für  WaHenstücke.  Freilich  ist 
sie  gerade  in  der  letzten  Zeit  durch  das  Eindringen  schlechter 
Vorbilder  aus  Europa  in  ihrer   günstigen    Entwicklung    bedroht. 

Das  Pferd  in  China.  Das  Pferd  ist  als  Hausthier  im 
eigentlichen  China  wenig  verbreitet,  ja  in  den  südlichen 
Provinzen  sogar  selten  zu  finden.  Dank  der  vielen 
Wasserstrassen  geschieht  der  Transport  von  Waaren  und 
Personen  auf  dem  erheblich  billigeren  Wasserwege.  Auch 
im  Heere  sind  nur  die  wenigen  Reiterregimenter  mit 
Pferden  versehen,  während  die  Artillerie  sich  zur  Fort- 
bewegung der  Geschütze  der  Maulthiere  bedient.  Daher 
kommt  es,  dass  in  den  allerdings  meist  sehr  engen 
Strassen  der  Städte  das  Erscheinen  eines  Pferdes  die 
Fussgänger  in  nicht  geringe  Aufregung  versetzt.  Nicht 
selten  kann  man  beobachten ,  dass  den  Reitern  auf 
städtischen  Strassen  ein  Läufer  vorauseilt,  der  mit  dem 
warnenden  Rufe:  ,,Es  kommt  ein  Pferd!"  die  Fussgänger 
tmd  Lastträger  zum  Ausweichen  auffordert.  .\uch  in  den 
Nordprovinzen  lässt  man  die  in  anderen  Ländern  dem 
Pferde  zugewiesenen  Dienste  und  .Arbeitsleistungen  meist 
durch  das  Maulthier  verrichten.  Von  einer  Pferdezucht 
ist  in  China  schon  um  desswillen  nicht  die  Rede,  weil 
alle  Pferde  als  Wallachen  aus  der  Mandschurei  ein- 
geführt werden.  Die  Einfühlung  von  Zuchtthieren  durch 
die  grosse  Mauer  ist  strengstens  untersagt.  Der  Versuch, 
aus  Australien  Halbblutpferde  in  China  einzubürgern, 
ist  völlig  gescheitert,  unti  so  findet  man  im  „I.ande  der 
Mitte"  nur  Pferde  mongolischer  Race,  welche  die  Grösse 
der  Ponies  nicht  überschreiten.  Diese  Thiere  sind  wenig 
schön,  auch  wenig  schnell,  dagegen  macht  sie  ihre  .Aus- 
dauer überaus  werthvoU.  Man  kann  auf  ihnen  in  24 
Stunden,  so  berichtet  der  „Ostasiattsche  Lloyd",  bis  tu 
200  km  zurücklegen,  ohne  die  Thiere  dadurch  zu  schä- 
digen. Dabei  bedürfen  die  Pferde  keiner  besonders  pfleg- 
lichen Behandlung;  ein  im  Hofe  eingerammter  Pfahl,  an 
dem  eine  Krippe  angebunden  ist,  genügt  ihnen  als  Stall 
für  den  Sommer  und  \\inter.  Gegen  die  Unbilden  des 
letzteren  schützt  sie  ilie  Natur  durch  ein  dickes  Winter- 
kleid, dessen  Haare  eine  iJinge  von  4  cm  erreichen.  Die 
Pferde  sind  von  Jugend  auf  an  Abhärtung  gewöhnt,  sie 
werden  von  ihren  mongolischen  Züchtern  in  den  freien 
Steppen  sich  selbst  überlassen.  Nur  um  die  Zeit,  xu  der 
die  jungen  Hengste  geworfen  werden,  werden  sie  mit 
einer  ihnen  um  den  Hals  geworfenen  Schlinge  gefangen 
filr  kurze  Zeit  eingepfercht  und,  nachdem  sie  vorher  ge- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


zähmt  und  oberflächlich  zugeritten  sind,  auf  die  Märkte 
von  Yehol  und  Tsitsihar  gebracht.  Hier  werden  sie  durch 
Chinesen  aufgekauft,  die  dafür  40  bis  höchstens  80  M. 
bezahlen,  während  sie  dann  an  den  Küsten  sich  von 
den  sportliebenden  Europäern  400  M.  und  mehr  geben 
lassen.  Auch  in  China  hat  der  Erwerb  durch  den  Pferde- 
handel etwas  Anrüchiges;  die  Bezeichnung  der  Händler 
mit  „Ma-fan-tze"  oder  „Ma-farrh"  entspricht  ganz  dem 
deutschen  Worte  ,, Rosskamm"  und  dessen  Bedeutung. 
Hafer  kennt  man  in  China  nicht,  man  füttert  die  Pferde 
ausschliesslich  mit  Negerhirse  und  schwarzen  Bohnen 
oder  mit  Häcksel  vermischter  Kleie,  während  Heu  und 
Grünfutter  nie  gereicht  werden ;  so  kommt  die  Ver- 
pflegung eines  Pferdes  in  China  nicht  hoch  zu  stehen. 
In  den  Sagen  der  Chinesen  spielt  das  Pferd  vielfach 
eine  Rolle.  Noch  jetzt  opfert  der  Kaiser  von  China  dem 
Himmel  weisse  Pferde.  Gestossene  Pferdeknochen  oder 
ein  als  Kopfkissen  dienender  Pferdeschädel  ist  ein  ver- 
breitetes Mittel  gegen  Schlaflosigkeit.  Auch  ist  der 
Chinese  durchaus  kein  Verächter  des  Pferdefleisches  als 
Nahrungsmittel,  nur  darf  er  es  nicht  anders  wie  mit 
Schweinefleisch  vermischt  und  durch  Ingwer  gewürzt 
geniessen.  Das  Fleisch  eines  schwarzen  Pferdes  darf  ohne 
reichlichen  Beigenuss  von  Wein  nicht  gegessen  werden. 
Die  Pferdeleber  gilt  für  giftig,  dagegen  bildet  das  ge- 
trocknete und  geriebene  Herzfleisch  des  Schimmels  ein 
beliebtes  Hausmittel  gegen  Vergesslichkeit. 


LITERATUR. 

Die  DonaulSnder.  Zeitschrift  für  Volkskunde.  Mit  Berück- 
sichtigung von  Handel,  Industrie  und  Verkehrswesen  in  den 
Ländern  der  unteren  Donau.  Herausgegeben  von  Ad.  Strausz, 
Professor  in  Budapest.  Wien,  C.  Graeser's  Verlag.  Lexikonoctav. 
I.  Jahrgang,  I.  Heft  (monatlich  ein  Heft  i  5 — 6  Bogen).  Preis 
per  Jahrgang   12  fl. 

Die  neue  Zeitschrift  verfolgt,  wie  schon  der  Titel  bekundet, 
vornehmlich  zwei  ziemlich  auseinanderliegende  Ziele,  ein  volks- 
kundliches und  ein  wirthschaftliches.  Gelehrte  der  Donaustaaten 
sollen  in  ihr  berichten  über  die  ,, Fortschritte  ihrer  Nationen  auf 
wissenschaftlichem  und  ökonomischem  Gebiete",  die  Zeitschrift 
soll  ihnen  stets  einen  offenen  Sprechsaal  bieten.  Als  letztes  Ziel 
verkündet  die  hochgestimmte  Vorrede  den  Versuch,  ,,the:ls  nach- 
zuweisen, welche  industriellen  und  merkantilen  Institutionen  in 
den  Donaustaaten  der  Initiative  harren  und  sichere  Prosperität 
versprechen,  theils  aber  das  Capital  und  den  unternehmenden 
Geist  des  Westens  zur  Befriedigung  dieser  Ansprüche  dahin  zu 
lenken". 

Das  erste  Heft  bietet  uns  demgemäss  drei  Gruppen  von 
Artikeln.  Der  reinen  Volkskunde  (Folklore)  sind  sämmtliche  vier 
grösseren  Aufsätze  gewidmet.  Da  beginnt  Mich.  Dragomanow 
eine  vergleichende  Studie  über  die  slavischen  Sagen  vom  Opfern 
des  eigenen  Kindes,  M.  Gj.  Milieevid  bespricht  unter  dem  Titel 
„Der  serbische  Bauer  in  der  Jugend  und  über  die  Jugend",  zu- 
nächst Liebeszauber,  Werbung  und  Hochzeit,  während  L. 
Saineanu  eine  Studie  über  die  Jele  oder  bösen  Geister  im 
rumänischen  Volksglauben  einleitet.  Zum  Abschluss  gelangt  ist 
schon  im  ersten  Hefte  eine  Skizze  von  J.  Künos  über  das  Fest 
der  Helva-Vertheilung  in  Ada-Kaie,  d.  i.  die  mit  Aufzügen  und 
Gesang  verbundene  festliche  Bewirthung  besonders  zu  ehrender 
Inselbewohner  mit'  einem  krapfenartigen  Gebäck.  Diese  vier 
volkskund liehen  Aufsätze  nehmen  fast  genau  die  Hälfte  des 
Heftes  ein.  Ethnographisches  finden  wir  auch  noch  in  der 
„Rundschau",  welche  ausführliche  Schilderungen  der  ungarischen 
ethnographischen  Gesellschaft  und  der  ethnographischen  Ab- 
theilung des  ungarischen  Nationalmuseums  bringt,  und  in  den 
Bücherbesprechungen.  Die  beiden  Abtheilungen  enthalten  auch 
Artikel  einer  zweiten  Gruppe,  die  uns  über  das  wissenschaftliche 
Leben  der  Donauländer  unterrichten,  also  z.  B.  über  das  Agramer 
Nationalmuseum,  über  naturwissenschaftliche  Institute  Rumäniens 
und  Bulgariens.  Der  dritten  Gruppe  entspricht  die  „Politische 
und  wirthschaftliche  Rundschau",  welche  allmonatliche  Berichte 
über  die  Donauländer  bringen  soll.  Sie  wird  durch  eine  allge- 
meine Betrachtung  eingeleitet,  welche  ebenso  wie  die  Einzel- 
berichte nicht  unterzeichnet  ist,  aber,  nach  der  Schreibweise  zu 
schliessen,  vom  Herausgeber  stammen  dürfte.  In  derselben  wird 
die  Petersburger  Entrevue  vom  27.  April  1897  als  ein  Wende- 
punkt in  der  Balkanpolitik  bezeichnet,  von  dem  ab  die  wirth- 
schaftliche Concentration  und  die  ruhige,  durch  hochpolitische 
Bewegungen  weniger  gestörte  Entwicklung  der  sogenannten 
„Balkanländer"  einsetzen  kann.  Darauf  folgt  ein  Bericht  über 
die  wirthschaftliche  Entwicklung  Serbiens  im  letzten  Jahrzehnt 
an  der  Hand  der  Budgets  und  eine  Betiachtung  der  Zustände 
3il|guieu8  unter  der  Regierung  des  Fürsten  Ferdinand,  der  zum 


Theil  ein  Vortrag  des  bulgarischen  Finanzministers  zugrunde 
liegt.  Die  Sympathien  des  Verfassers  stehen  entschieden  mehr 
auf  bulgarischer  Seite.  Man  erkennt  sehon  in  dem  ersten  Hefte 
der  Zeitschrift  das  Bestreben,  den  einzelnen  Donauländern  und 
Völkern  möglichst  gleichmässig  gerecht  zu  werden.  Ob  es  der 
Redaction  gelingen  wird,  die  angedeuteten,  zunächst  ziemlich 
unvermittelt  nebeneinander  laufenden  Richtungen  in  einen 
engeren,  sozusagen  organischen  Zusammenhang  zu  bringen  und 
die  Zeitschrift  zu  einem  wirklichen  Centralorgan  für  das  geistige 
und  wirthschaftliche  Leben  der  Donauvölker  auszugestalten,  muss 
erst  abgewartet  werden.  Wir  werden  auf  die  Zeitschrift  wieder 
zurückkommen  und  wollen  von  ihr  vorläufig  mit  den  besten 
Wünschen  Abschied  nehmen.  Prof.  Dr.  R.  Sieger. 

The  New  Far  East.  By  Arthur  Diosy,  Vice-Chairman  of 
Council  of  the  Japan  Society,  London.  With  twelve  lUustrationg 
from  special  designs  by  Kubota  Beisen,  Tokio.  Cassell  and  Co. 
Ltd.,  London. 

Der  elegante  Band  enthält  keine  systematische  historische 
Darstellung,  keine  Reisebeschreibung  und  keine  politischen  Aus- 
einandersetzungen —  sondern  von  alledem  etwas,  und  so  präsen- 
tirt  sich  jedes  der  einzelnen  Capitel  als  ein  anziehendes  Feuille- 
ton über  den  fernen  Osten,  in  dem  sich  jetzt  gar  so  viel  neue 
Dinge  ereignen  und  so  gewichtige  Wandlungen  vollziehen.  Der 
Autor  behandelt  die  socialen,  militärischen  und  wirthschaftlichen 
Verhältnisse  Ostasiens  in  anregender  Weise  und  erörtert  die 
politische  Haltung  der  europäischen  Mächte  zur  ostasiatischen 
Frage  so  objectiv,  als  es  einem  Engländer  möglich  ist.  Die 
englische  Politik  kommt  dabei  freilich  schlecht  weg,  aber  Diosy 
ist  nicht  der  Einzige,  der  der  englischen  Regieiung  zu  grosse 
Schwäche  gegenüber  China  auf  Kosten  des  britischen  Prestiges 
in  Ostasien  vorwirft.  Freilich  gehen  nicht  alle  Kritiker  so  weit 
wie  Diosy,  der  nichts  weniger  als  die  Einführung  einer  grossen 
stehenden  Armee  und  obligatorischer  Wehrpflicht  in  England 
fordert,  um  der  Gefahr  eines  europäischen  Conflictes  um  die 
Suprematie  in  Ostasien  gegenüber  ruhiger  entgegensehen  za 
können.  Was  Diosy 's  Schilderungen  anlangt,  sind  sie  sämmtlicb 
von  fast  enthusiastischer  Liebe  zu  Japan  und  den  Japanern 
durchtränkt,  last  not  least  zu  den  Frauen  Japans,  denen  der 
Autor  ein  eigenes  Capitel  widmet ;  Madame  Chrysantheme  macht 
nicht  bloss  an  der  Seine,  sondern  auch  an  der  Themse  Er- 
oberungen, -i. 

Muhammed's  Lehre  von  der  Offenbarung.  Quellenmässig  unter- 
sucht von  Dr.  Otto  Pautz.'^)  Die  Erkenntniss  und  gerechte 
Würdigung  des  Islams,  dieser  stair  für  sich  abgeschlossenen 
Gedankenwelt,  begegnet  in  Folge  seiner  eigenartigen  historischen 
Genesis,  zumal  mit  Rücksicht  auf  die  ungenügenden  Nach- 
richten ,  welche  uns  über  die  seelischen  Vorgänge  seines 
Stifters  überliefert  sind,  jederzeit  ausserordentlichen  Schwierig- 
keiten, während  andererseits  diese  Thatsache  sowie  die  hohe 
Bedeutung  dieses  Religionssystems  für  das  öffentliche  und 
private  Leben  von  200  Millionen  Bekennern  innerhalb  der 
Grenzen  des  ungeheuren  muslimischen  Gebietes  immer  wieder  zu 
neuen  Versuchen  anspornt,  die  Schwierigkeiten  dieses  Problems 
zu  lösen.  Als  einen  solchen  Versuch  gibt  sich  auch  das  eingangs 
angeführte  Buch. 

Der  Verfasser  setzt  sich  darin  die  Aufgabe,  Muhammed,  dieser 
unbestritten  geschichtlichen  Persönlichkeit,  alle  Merkmale  eines 
wahren  Gottesgesandten  und  Propheten  zu  vindiciren,  der  von 
dem  Bewusstsein  durchdrungen  ist,  Gottes  Sache  zu  vertreten, 
und  sucht  diese  subjectiven  Ueberzeugungen  und  die  angeblichen 
damit  im  Zusammenhange  stehenden  Engelserscheinungen  in  der 
Geschichte  der  Offenbarung  des  Korans  dadurch  zu  erklären, 
„dass  er  (Muhammed)  wirkliche  Hallucinationen  gehabt  habe,  bei 
denen  er  vermöge  seiner  lebhaften  und  aufgeregten  Phantasie 
Gedanken  und  Vorgänge,  die  er  in  seinem  Innern  thatsächlich 
erlebte,  in  die  Aussenwelt  übertrug  und  ihnen  hier  objective 
Realität  zuschrieb." 

Der  Autor    verbreitet    sich   in    der    eingehendsten   Weise  über 
„Muhammeds    Prophetenbewusstsein",    „Das    Wesen    der    Offen- 
barung", „Den  Glaubensinhalt  der  Offenbarung"  und  „Die  Träger 
der  Offenbarung".  Behufs  Beweisführung  seines  Vorwurfes  ist  es  ^ 
dem  Verfasser  ernstlich  darum  zu  thun,  ein  erschöpfendes  Materia!  ^ 
vorzuführen;    so    werden    die    verschiedensten    Belegstellen    dem 
Koran,    dem  Alten    und    Neuen  Testamente    und    einer    grossen 
Anzahl    Gewährsmänner    des    Orients    und    Occidents    entlehnt,^! 
wobei  sämmtliche  arabische  Citate    zugleich  in  deutscher  Ueber-M 
Setzung  gegeben  werden,    und    so    das  Buch  für  Jedermann  ver- 
ständlich ist.  Wer  immer  sich  ein   selbständiges  Urtheil  über  den 
geschichtlichen    Werdegang    und    über    das    Wesen    des    Islams 
bilden    will,    findet    in    dem    hier    knapp    skizzirten    Buche    ein 
reiches  und  übersichtliches  Material    nebst  einem   genauen  philo- 
logisch-kritischen Apparat  zur  Verwerthung.  B. 


')  Leipzig,  J.  C.  Hinrich»'sohe  Buchhandlnng,  1898. 


PAPIER;  PITTENBR  PAPIBRPABRIK8-ACT1EN-GE8ELL80HAPT. 


VERANTWORTLICHER  RBDACTBDR:  R.  v.  ROB86LER. 


CH.  REieSBR  fc  M.  WERTHNBR,  WIEN. 


""  CtcÄ-*'  OESTERREICHISCHE 


XXV.  JAHKOAN«.  WIEN,  FEBRUAR   1899.  N».  2  Bulaor. 


"Vorlag    das    k.    k.    öatari?.    lE^andels-IVIuBeuxus    T^lon,     I^./l.    BerggaBnri     3  S. 

■V    Ei-soheint   HlttB  <••  Bonatt.    "VS 
Aboiiueiiientsbedlngrung:en :  Znsertlonabedlnipiiig^eB 

(it.a/,jllibrlg  6.  W.  fl.  5.  —  ,  M.  tO.— ,  Fra.  12.50  ohne  l'oaiversendunit  FOr  dl«  einmalige  Blntchallniig  eloer  TiartelMit«  S.  W.  fl.  &.— . 

,       „      fl.  R.eO,  U.   11.20,   Vn.  14.—  luU  „ 


Dr.  Leopold  Anton  und  Marie  Dierr'°''° 

Preisaufgaben-Stiftung. 

Im  Sinne  des  Stiftbriefes  über  die  Dr.  Leopold  Anton  und  Marie  Dierl'sche  Preis- 
aufgaben-Stiftung-  ist  von  Seite  des  Professoren- Collegium.s  der  philosophischen  Facultät 
an  der  k.  k.  Universität  in  Wien  als  Thema  der  vierten  philologischen  Preisaufgabe  ge- 
wählt worden : 

„Der  Einfluss  des  Arabischen  und  Persischen 

auf  das  Türkische." 


Für  die  beste  Lösung  dieser  Aufgabe  wird  durch  den  gefertigten  Ausschuss  als 
Stiftungs-Curatorium  hiemit  ein  Preis  von  Fünfzig  k.  k.  Ducaten  ausgeschrieben. 

IB  e-w^er  ToTj-ZiLg-s -IB  eciixig-XLis  se . 

Zur  Bewürbung  werden  gemäss  dem  Stiftbriefe  nur  Personen  zugelassen,  welche  das 
Staatsbürgerrecht  in  den  im  Reichsrathe  vertretenen  Königreichen  und  Ländern  besitzen. 

Die  Arbeiten,  welche  noch  nicht  veröffentlicht  worden  sein  dürfen  und  in  deutscher 
Sprache  abgefasst  sein  müssen,  sind  in  Reinschrift  bis  längstens  l.  Juli  1899  gegen  Be- 
stätigung bei  dem  Decanate  der  philosophischen  Facultät  der  k.  k.  Universität  in  Wien 
einzureichen. 

Jede  Arbeit  ist  mit  einem  Motto  zu  versehen  und  derselben  ein  versiegeltes,  mit 
dem  gleichen  Motto  versehenes  Couvert  beizulegen,  in  welchem  ein  Blatt  mit  dem  Vor- 
und  Zunamen,  dem  Stande  und  der  genauen  Adresse  des  Autors  und,  falls  nicht  schon 
aus  der  Stellung  des  Preisbewerbers  seine  österreichische  Staatsbürgerschaft  hervorgeht, 
ein  Beleg  der  letzteren  enthalten  sein  muss.  Auf  der  Arbeit  selbst  darf  sich  keine  Hindeutung 
auf  die  Person  des  Autors  vorfinden. 

Die  Prüfung  der  Arbeiten  und  die  Entscheidung  über  die  Preisbewerbung,  welche 
dem  Profe-ssoren  Collegium  der  philosophischen  Facultät  der  k.  k.  Universität  in  Wien 
zusteht,  wird  mit  thunlichster  Beschleunigung  stattfinden. 

Das  Autorrecht  an  der  prämiirten  Arbeit  verbleibt  dem  Verfasser. 

Die  Zuerkennung  des  Preises  kann  unterlassen  werden,  wenn  keine  der  einge- 
reichten Arbeiten  des  Preises  würdig  erachtet  werden  sollte. 

Nichtprämiirte  Arbeiten  werden  gegen  Rückgabe  der  Empfangsbestätigung 
zurückgestellt. 

Wien,  am  29.  November  1898. 

Vom  Ausschusse  der  niederösterr.  Advocatenkammer 

als 

Ciiraloriuni  iler  Dr.  Leoiifllil  Aaton  nnil  Marie  Dierrsclie  Preisanfgalien-Sliflüiit 


ITrc)^ 


II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  landesbefugte 


GLASFABRIKANTEN 


Gegrandst 
1818. 


0. 


tiegründet 
1813. 


S.  REICH  &  C 

Eaiptniedtrlap  md  Centrale  säDimtlieher  EtabiissBineiite ; 

WIEN 

II-,    Czomingass©    KT^.    3,    -4:,    5    und    "7- 

NIEDERLAGEN: 

Berlin,  Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien ,  Glas  -  Raffinerien ,  Maler-Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

Glitswaariiii  zu  BeMluszwecliiiii 

für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 
elektro-teolmisclieii  Gebraueli. 

Preiscourante  und  Musterbücher   gratis  und  franco. 

Export  nach  allen  Weltgegenden.  '•8 


Verlag  von  F.  Fontane  &  Co. 

Berlin  VT".  35. 


"5^g^" 


Von  hervorragender  literarischer  Bedentnng 

sind  die 

SCHRIFTEN 

von 

Rudolf  Lindau. 

Erzählungen  eines  Effendi. 
Preis  geheftet  M.  2. — ,   gebunden   M.  3.—. 

Türkische  Geschichten. 
Preis  geheftet  M.  6. — ,    gebunden  M.  7.50. 

Der  Fanar  und  Mayfair. 
Preis  geheftet  M.  6. — ,   gebunden  M.  7.50. 

Schweigen.  Novellen. 
Preis  geheftet   M.  2. — ,   gebunden  M.  3. — . 


Gesammelte  Romane  und  Novellen 

sechs  Bände. 

Preis  geheftet  M.  18.—,  gebunden  M.  24. — . 


K.  K.   PRIV.  SÜDBAHN-GESELLSCHAFT. 

Auszog  ans  dem  Fahrplane  der  Personenzüge. 


Abfahrt  von  Wien: 

5..')0  Früh    (Personenzug):    MUrzzugchlag,     Kanizsa,     Budapest;     Güns 

(Dienstag  und  Freitag);  Pakräcz-Lipik ;  Easegg,  Sarajevo;  Agram ; 

Aspang. 
7.20  Früh  (Schnellzug):   Leoben,  Vordemberg,  Venedig   (via   Pontafel), 

Eanizsa,   EsBegg,   Sarajevo,  Pakracz-Lipik,  Agram;    Budapest  (via 

Pragerhof);  Neuberg,  Aflenz. 

8,10  Prtlh  (Schnellzug):    Trieat,    Fiume,  Pola,  Siasek    (via  Steinbrück), 

Qonobitz,  Klagenfurt,  Villacb,  Bozen,  Meran,  Arco,  Innsbruck  (via 

Marburg),  Welfaberg,  Ijuttenberg  (Gleiclieoberg),  Köflach. 
1.15  NachmittagB  (Eostzng) :  Triebt,  Öörz,  Venedig;  Fiume;  Pola,  Rovigno, 

Si8«ek,  Brod,   Banjaluka;    Leoben,  Vordemberg;    Nenberg,    Aflenz. 
1.40  Nachmittags  (Peraouenzug):  Bares,  Agram,  Kanizsa,  Guus. 
2.55  Nachmittags  (Peraonenzug) :    Wiener- Neustadt,    Aspang,    Kanizsa, 

Budapest. 
4.30  Nachmittags  (Personenzug) :  Graz,  Leoben. 
5.25  Nachmittags  (Personenzug):  Wien  er- Neustadt,  Steinamanger. 
7.40  Abenda  (Personenzug):  Kanizsa,  Budapest,  Pakräcz-Lipik;  Essegg, 

Bosniscb-Brod ;  Agram,  Siasek,  Sarajevo. 
8.20  Abends  (Schnellzug):  Triest,  Görz,  Venedig,  Rom;  Mailand,  Genua; 

Pola,  Rovigno;  Fiume;  Sissek,  Banjaluka,  Budapest  (via  Pragerhof). 
9.—  Abends    (Postzug):    Triest,    GÖrz,    Venedig,    Rom,  Mailand;   Pola, 

Rovigno,  Agram;  (Jonobitz,  Budapest  (via  Pragerhof);  Klageufurt, 

Wolfsberg,    Meran,   Arco,    Innsbruck    (via    Marburg);    Luttenberg, 

Köflach,  Wies;  Stainz,  Leoben,  Vordernberg. 
9.45  Abends  (Schnellzug):    Marburg,  Klagenfurt,    Franzenafeate,  Meran, 

Arco,  Innsbruck  (via  Marburg). 


Ankunft  in  Wien: 

6.40  Früh  (Postzug):  Triest,  Rom,  Mailand,  Venedig,  Gfirz;  Pola, 
Agram,  Budapest  (via  Pragerhof);  Arco,  Innsbruck,  Klagenfurt, 
Wolfsberg  (via  Marburg) ;  Luttenberg,  Köflach,  Wies;  Stainz,  Leoben. 

8.53  Früh  (Personenzug):  Kanizsa,  Bosniscb-Brod,  Essegg;  Pakräcz- 
Lipik,  Agram,  Budapest  (via  Oedenbnrg). 

9. —  Vormittags  (Schnellzug):  Marburg,  Arco,  Meran,  Innsbruck,  Klagen- 
furt (via  Harburg),  Leoben. 

9.40  Vormittags  (Personenzug):   Steinamanger,   Gflns. 
10. —  Vormittags   (Schnellzug) :   Triest,   Rom,   Mailand,    Venedig,   GOrz ; 
Pola,  Rovigno;  Fiume,  Sissek,  Agram,  Budapest  (via  Pragerhof). 

1.15  Nachmittags  (I'ersoiienzug):    Graz,  Leoben,  Vordernberg;  Aflenz. 

1.S5  Nachmittags  (Personenzug):  KanlEsa,  GUns  (Dienstag  und  Freitag), 
Wiener-Neustadt. 

4. —  Nachmittags  (Postzug):  Triest,  Görz,  Venedig,  Pola;  Rovigno; 
Fiume,  Sissek,  Agram;  Radkersburg,  Köflach, Wies  ;  Stainz, Vordern- 
berg, Leoben,  Neuberg. 

5.S5  Nachmittags  (Personenzug):  Bans,  Kanizsa,  Budapest,  Güns, 
Agram,  Oedenburg,  Wiener-Neusta<lt. 

9.—  Abends  (Personenzug):  Sarajevo,  Essegg;  Agram,  Hudapesi, 
Kauizsa;   Pakräcz-Lipik  (via  Oedenburg);  Giitenatein. 

9.85  Abends  (Schnellzug):  Triest,  Görz,  Pola,  Rovigno;  Fiume;  Brod, 
Sissek  (via  Steinbrück) ;  Budapest  (via  Pragerhof) ;  Gonobitz, 
Villach,  Klagonfurt,  Wolfsberg;  Luttenberg,  Köflach. 

9.45  Abends  (Schnellzug):  Venedig  (via  Pontafel).  Bozen,  Meran,  Arco, 
Innsbruck;  Leoben,  Vordernberg;  Neuberg,  Aflenz. 


Sohlafwaffen  verkehren  mit  den  Schnellzügen  (Wien  ab  8.20  Abends,  Wien  an  10.      Vormittags)  zwischen  Wlen-Trleat,  Wlen-Oörz- Venedig 

via  Cormons  und  (Wien  ab  9.45  Abends,  Wien  an  9.— Vormittags)  zwischen  'Wleu-Marburgr-Merau. 
Dlreote  ^ITasreii    I.,    II.  Olaase    verkehren   mit  den   obigen  Schnellzügen   zwischen  ^Tlen-Finme   (Abbazia)   und  Wien-Ala  via  Fran^ena- 
feate,    ferner   mit  den  Schnellzügen   (Wien   ab  7.20  Früh   und    Wien   an  9.55  Abends)   zwischen    Wien- Venedigr-MaUaud    via    Leoben,    dann 

(Wien  ab  8.10  Früh,  Wien  an  9.35  Abends)  zwischen  Wlen-Flume  (Abbazia).  "Wlen-Fola  und  Wlen-Görz. 
Fahr -Ordnungen  in  Placat-  und  Taschen-Formal  bei  allen  Bilk-tten-Cassen ;  Taschen -Fahrplan  der  LocalzÜge  in  allen  Tabak-Trafiken  Wif-na. 
Fahrkarten  -  Ausgrabe  (in  beschränktem  Masse)  und  Auskünfte  bei  der  Wiener  Agentur  der  Internationalen  Schlafwagen-Gesellschaft, 
I.  Kämtnerring  15,  Im  Fahrbarten-Stadtbureau  der  kgl.  Ungar.  Staatseisen  bahn  ^  in  Wien,  I.  Kärntnerring  9,  dann  in  den  Reisebnreaui; 
Th.  Cook  &  Son,  L  Käratneratraase  3g  A,  G.  Schroeckrs  Witwe,  I.  Kolowratring  12,  Schenker  &  Co.,  I.  Schottenring  3  (Hotel  d«  France),  „Courier", 
internationales  Reise-  und  Fahrkartenbureau  Nagel  &  Wortmann,  I.  Opemgasae  6. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


BI 


KAISERL.   KÖNIGL 


PRIVILEGIRTE 


TEPPICH-  ÖND  liOßESTOFF-FABBMN 


VON 


PHILIPP  Haas  &  Söhne 

WIEN 

WAARENHAUS:  I,  STOCK-IM-EISENPLATZ  6. 

FILIALEN: 

VI.,  MARIAHILFERSTRASSE  75  (MARIAHILFERHOF);  IV.,  WIEDENER  HAUPTSTRASSE  13 

III.,  HAUPTSTRASSE  41 


EMPFEHLEN    IHR    GROSSES    LAGER    IN 


MÖBELSTOFFEN,    TEPPICHEN,   TISCH-,   BETT-   und  FLANELLDECKEN,   LAUFTEP- 
PICHEN IN  WOLLE,  BAST  und  JUTE,  WEISSEN  VORHÄNGEN  und  PAPIERTAPETEN 


SOWIE    DAS    GROSSE    LAGER    VON 


OEIEITALISCIES  TEPPICHEN  dnd  SPECIALITÄTEN. 


NIEDERLAGEN; 

BUDAPEST,    OlSKIJiPLATZ    (sIOBNES     WAARBNHAUS).     PRAG,    ORABSN    (BIOBNES     WAARBNHAUS).     GRAZ.,     HBKRKHOASSS. 

LEMBERG,  ULicv  Jaoiki.lonskcbj.  LINZ,  franz  josrk-pi.atz.  BRUNN, orosser  pi.atz.  BUKAREST,  moul  palat  oacia- 
ROMANiA     MAILAND    DOMPij^Tz    (kiqbnrs    waarknhaus).    NEAPEL,    Piazza  s.  fsroinanoo.    GENUA,    via    roma. 

ROM,     VIA      DKL     CORSO. 


FABRIKEN: 

WIEN,  Tl.,  STUMPKROASSB.  EBERGASSING,  niedrr-obstrkrbich.  MITTERNDORF.  nirdkr-ubsterreich.  HLINSKO, 
BOEHMEN.  BRADFORD,  kngland.  LISSONE,  Italien.  ARANYOS-M AROTH,  unoarn. 


FÜR    IIEN  VERKAUF   IM    HREISK  HKRABGESETZTER  WAAREN  IST  EINE  EIGENE  ABTHEILUNÜ  IM  WAARBNHaUSE 
EINGERICHTET. 


UilUg  Tom  I.  Jänner  18 
bii  auf  Weitere«. 


jfafirplan  öes  „^Eftctrettgifcöcn  1CIapö*\ 


OUUc  To«  I.  Jtn«r  18N 
bU  maf  W«h«r«a. 


OOEA.3SriSOKCER   IDIEISTST. 


Indlen— China—Japan. 

Dreizehn  Kahrten  von  Triesi,  resp  Plums 
mit  Hcrntiriintf  de-  IIÄfeii  Port  Said.  Buei,  Aden, 
K&rrachi,  llombay,  Colombo,  Penang,  Siiigapnre, 
HonK^ODff,  K  arigbnl,  Yokohama  (di<-sf  beiden 
TIÄfrn  worden  allen  aiiv  nur  jeilpn  /.weiifu 
Monai  berührt)  un-i  Kobe.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedio  faoultativ  angelaufen  werden.  Auscltius-i 
in  Bombay  au  die  Dampfer  der  direnen  Linie 
Trleat-Hombay.  —  In  den  Znlsobeubftfen,  8om> 
bay  aiis|[enoii>nien,  können  Abfahrten  and  An- 
kitnfte  frUlior  oder  ep&ier  erfolgen.  Der  Auf 
eiiilialt  In  flume  auf  der  Rückfahrt  kann  nm 
die  rUr  dio  La-Ie-  und  Umladeoperatlunen  nötbiKe 
Zeit  verlftngeri  nie'-  verkttnt  werilt'n.  Ausser 
den  oben  beieichneten  Hfcfen  kennen  sowohl 
auf  der  Hin  als  uuf  der  KUvkfahrt  amlere 
Kchellen  Chinas  oder  Ja|)aua  oder  Manila  be- 
rttbrt  werden. 


Direoter  Dienst  Triest— Bonbay. 

Abfalirt  von  Trtesi  am  9.  def  Monate  J&oner, 
tVbruar, Mürs  un<l  am  iL'.  Min;  ferner  am  3.  de 
Monate  April,  Mai,  Jii.i,  September,  Ootober, 
November  und  D«>ceniber,  mit  BerQhrnng  iler 
Mäfen  Port  Said,  Suof,  Aden,  Bombay.  —  Die 
Ankttnfte  und  Abführten  In  den  Zwiecheuh&ten 
kOnnen  varfrflbt  oder  verspXtei  wertlen,  Jedoeh 
ohne  du«  itlnerftrit'-i»^lR<<  Btnireffi'n  tu  den  £nd- 
hfcftin  in  beelrtrftrhtiKt'K.  An!<cbtu«s  m  lfk>nibay 
In  beifieii  Rlelitunge  >  -^n  de  Daiupier  der  Indo 
China  Japan-Linie. 

Triest-Caicutta. 

Abfahrt  von  Tuest  am  16.  der  Monaif 
Jinner,  Kfbruar,  April.  Jnnl»^AugURi.  Septem- 
l>er,  Oriol-er,  Vovcniter,  Dert'mbermiill-'rQhiQng 
der  H&feu  Kiuoie,  P(>>t  »«li,  Snes,  Maasana, 
Aden,  BomiMiy,  Colombo,  CaleuU«.  Auf  den  Hin- 


lind  Rtt<-kAk,hrtea  kftan^  Oneosada,  Madim«  ned 
andere  Hfcfan  der  Coroma*  del  Kfiare  aufeiaafen 
werden.  Aaf  den  Rflekfah  ten  Ut  d  e  Berftomas 
der  Rurmanitchen  ReUhifm  sowie  aadewr 
Kctiellen  de'«  Rotben  und  Adrtat)«rbe<i  Meer«a 
faruhativ.  Da«  Anlanfe>>  von  Bonbar 
MauKUa  auf  den  HInf>lirten  nnd  von  Ve 
auf  den  Rdckfabnen  l<t  het  allen  Retaen  flaenl^ 
taltv. 

Mercantildienst  nach  BrasHIe«. 

Gemein»ct)arudienat  mit  der  ,Adrla*.  Ve« 
Trteat,  rv«p.  Ktnme  Je  «ine  Abtebrt  In  den  Mo> 
naten  Janner,  Frbruar,  M&nt.  Ap'U,  Mal,  drei 
Ahflahrten  im  Jnll,  aw^l  Abfahrten  Im  Ang^M, 
iwei  Abfahrten  Im  Seplember,  iwel  AMkbnen 
im  Ootober,  ein-  Abfahrt  im  XoTemWc  nnd  ein« 
im  Deoeaiber.  Herthmag  «ler  Halte  Pvnaabnco, 
Bahia,  Rio  de  Ja««lr«>  nnd  SaniM. 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Giltig  Tom  1.  Jänner  1899 
bis  auf  Weiteres. 


iTaörplan   öc^  „d^rftcrrEltgifcöcn   IClotib' 


Giltig  vom  1 .  Jtnner  1899 
bis  auf  Weitere«. 


IDIEJSrST    I3VC   A.D]RIA.TISC:E3:ElSr  3VIEER.E. 


Beschleunigte  Elllinie  Triest— Cattaro 

Ab  Trieat  ie<ieo  Donnerstag  10  Uur  Früh, 
iu  Oattaro  Frfttag  12  Ulir  Mittags,  berühr.: 
Pola.  Zara,  Spalato,  Oravosa. 

Retour  ab  Cattaro  Freitag  2';,  Uhr  Nachm., 
in  Trle»t  Hiinist»<     6'/)  ühr  Frttli. 

Anschlnss  in  Triest  an  die  Eilzüge  von  nnd 
nach  Wien. 

Anscliluss  auf  der  Hinfahrt  in  SpalatO  an 
die  Hinfahrt  der  IJnie  Metkovlch  4  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Daimatlnlsch-Aibanesischen 
Linie  nach  Bari  und  Brindlsi. 

Linie  Triest— Metlcovicli  A. 

Ab  Trieit  Jeden  Mittwoch  7  Uhr  Früh,  In 
<etk"Tl<h  Freitag  4';,  Uhr  Nachm..  heriihr. : 
RoTigno,  Pola,  Lussinpiccolo,  Zar».  Z^ravecchla, 
Sebenico,  Traft,  Spalato,  8.  Pietro,  Alraiasa, 
Gelsa,  S.  Martino,  MacarHca,  Gvadac,  8.  Giorgio 
dl  Leeina,  Trapano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovioh  jeden  Sonntag  8  Uhr 
Früh,  in  'l'riest  Dienstag  1'/«  Uhr  Nachm. 

AnschluBsauf  der  Hinfahrt  in  .Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest — 
Cattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  B. 

Ab  Triett  je'ien  Samstag  1  Uhr  Früh,  In 
Metkovlch     Montag    5    Ubr    Nachm.,    berühr. ; 


fola,  i^UMuiupicculu,  aSara,  Zlarin,  öebenito, 
Rogosinzia,  Traft,  Spalato,  K  fie'ro.  Postire, 
Atraissa.  IMlcischie,  Macnrs'^a.  8.  Gl«  rgio  di  Le- 
sina,  Trapano,  Gru<ia^,  Fort  Orms. 

Retour  ab  Metitovloh  tedeu  Mittwoch  8  Uhr 
Früh,  in  Triest  Freitag  6  Uhr  Abends. 

Anschluss  ant  d^r  KUckfüliri  In  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalmatlnlsch-Albanetischen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Triest  Jeden  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mittemacht,  Ankunft  in  Venedig;  den 
darauffolgenden  Tag  8',,  Uhr  Früh. 

Retour  ab  Venedlä  jeden  Montag,  nienstaK 
lind  FreltsK  11  Uhr  Nachts,  Ankunft  In  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6' ,  Uhr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jeden  Mittwoch  2'/,  Uhr  Nachmittags, 
In  Zara  Donneralag  6  Uhr  Nachm.,  berühr. : 
Oberso,  Rabar..  Maliutca,  Veglia,  Arbe.  Lnssin- 
grande,  Novaglia,   Vnlcaasione,  Porto  Manio. 

Retour  ab  Zara  Sonntait  5>/,  Ubr  Früh,  in 
Pola  Montag  4  Uhr  Frtlh 

Daimatinisch-Aibanesische  Linie. 

Ab  Triest  Jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Cattaro  Donner...lag  7'/,  Uhr  Abends,  berühr.; 
Kovigno,  Pola,  Lnssinpiccolo,   Selve,    Zara,  Be- 


benico. Spalato,  Milni,  L'-sina,  Cnrzola,  Gravosa, 
Castelnuovo.  Teodo  und  Risano. 

Retonr  ab  Cattaro  jeden  Mon'ag  11  Ut.r 
Vorm.,  in  Triest  Mitlwoct'  0  l'tir  Abends. 

Ansclilns»  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
iiacli  Bari.  Brinillsl,  Antivari,  Duicigno.  Medua, 
Durazzo,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Maura  verläigert  .  Auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  iiud  Brindisi  Anseiiluss  in  Cattaro  nach 
D.iliiiatien  mit  der  rückkeiirenden  DalmatinlSOh- 
Allianesischen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  jedeu  Freitag  7  Uhr  Früh,  iL 
SplKia  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr.  :,Rovigno,  Pola,  Lussinpiceoin,  Seive, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza.  Traii,  Spalato,  Ca- 
rober,  Milnä,  Cittavecchia,  Lesina,Lis8a,  (joniisa. 
Vallegrande, Ourzoia, Orebich,Terstenik,  Meleda, 
Gravosa,  Kagusavecchia,  Castelnuovo,  Teodo. 
Perasto-Risano,   Perzagno,  Cattaro,  Budua. 

Retour  ab  Spizza  Jeden  Mittwooli  II',  Übt 
Vorm.,  In  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anme.-kung  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  m&giict 
w»re.  wird  in  Megllne  angelegt      


LE'V.A.ISrTE-     XJOSriD     l«a:iTTELI>^EEIt-DIEI<rST- 


Eiliinie  Triest— Aiexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  lü  Uhr  MitUKS, 
tn  Aiexandrien  Sonntag  6  Uhr  Früh  über  Brindisi. 
Rückfahrt  von  Aiexandrien  jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschluss  inAlexandrien  an  dieSyrlsch-Cara- 
manische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  in  Triest  an  die  Ankunft  tind 
Abfahrt  des  Luxuszuges  Oatende — Wien — Triest 
und  in  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Monaten  März,  April, 
M«i  lind  Juni  wird  auf  der  Rückfahrt  zwischen 
Brindisi  urd  Triest  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  ancelaufen. 

Ve<-i)indun?  zwi.«-lien  Fl'ime  und  Aiexandrien 
über  Triest  mit  der  Qrlechlsch-Orlentalisolien  und 
der  Thessalischen  Linie  A. 

Syriscli-Caramanisclie  Linie. 

Wöchentllcii  vom  September  bis  Enile  März; 
vierzehntägig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Aiexandrien  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
in  Constantinopel  zweituächsten  Sonntag  5  ühr 
Früh  über  PorlSayd..Ia«Fa,  Caifa,  Beirut  Tripolis, 
Lattachia.  Alexardrette,  Meryna,  Rliodiis,  Kbios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constantinopel  Sonntag'*)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrieu  zweitnächsten  Donnerstag 
6  Uhr  Früh. 

•)  Am  3.,  10  ,  17.,  24.  und  31.  Jänner,  7., 
14,  21.  und  'i<.  Februar,  7,  14.,  21.  und 
28.  März,  4.  nnd  18.  April,  2.,  16.  und  30.  Mai. 
13.  und  27.  Juni,  11.  und  25.  Juli,  8.  nnd 
22.  August,  5.,  12.,  19.  und  26.  September,  3., 
10.,    17.,    «4.    und  31.  October,    7.,  IJ.,   21.   und 

28.  November,  5.,  12.,  19.  und  26.  December. 
••)    Am    I  ,    8..  l.'i.,  22.  nnd  29.  J.1nuer,    5., 

12  ,  IV.  und  26.  Februar,  6.,  12.,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  und  SO.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  und 
25.  Juni,  9.  und  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  3., 
10.,   17.    und  24.  September,    1.,  8.,  15.,  22.  und 

29.  October,  .>>.,  12.,  19.  und  26.  November,  8., 
10.,  17.,  24.  und  .Sl.   Decemlier. 

Anschluss  in  Aiexandrien  an  die  Rlllinle 
Triest— Aiexandrien.  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  llü'kfahrt  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
September  bis  Ende  März)  auf  der  Hinfahrt  nach 
Canillen,  Cerigo  etc.  (Thessallsche  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

Von  Triest  Jeden  Dienstag  11',  Uhr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  6  Uhr  Früh  über 
Brindisi,  Sti.  (Quaranta.  Ci.rfu,  Patras,  Piräua, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantinopel  jeden 
SamstiM?  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anscbiuss  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nacii  Albanien  nnd  Dalmatien  (Daltnatlntsch- 
Albaneslsohe  I^inie,  Rticktahrt),  weiiers  in  Corfu 
oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nacli  Triest 
[LinieTriest— Constantinopel,  RUkfali  t  ;  iu  Corfu 
auf  der  Hiiilahrt  A'\  d  e  Linie  CorfU  PrevOSa  ;  in 
Piräus,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  rief  Rück- 
fahrt, an  die  Qriechlsch'Orientalische  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  niich  Candien  etr.  .Tliessalische 
Linie  A,  Rückfalirti. 

Constantinopel  —  Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Samstag  12  Uhr 
Mittags, in  B.ttum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  lierührt 
lueboti.  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Ubr  Abends,  in  Constantinopel 
Mittwoch  y  ühr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantinopel  — 
Odessa  und  der  Donaulinie. 

Constantinopel- Odessa. 

Von  Constantinopel  alj  jeden  Donnerstag  3 "Uhr 
Nachm.,  in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend : 
Burgas.  Yarna,  Costanza.  Rückfahrt  i^b  Odessa 
^Jedei^  Montag  4  ühr  Nachm.,  in  Constantinopel 
Mittwoch '10  Uhr  Vorm. 

Griecliiscli-Grientaiisclie  Linie  A. 

Ton  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  ühr 
Naehm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Mittwoch 


6  Uhr  Früh,  berührend!  Finuie  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Fittus,  Syia,  Vatby,  Kbios, 
Smyrna,  Cesini.  Mytilene,  Dardanellen,  Galiipoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten  Mon- 
tag") 4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweitnächsten 
Sonntag    II   Uhr  Vorm. 

•)  Am  1..  l.-..  und  8».  Jänner,  18.  und  26. 
Februar,    12.    nn«!     26.'  Man,    9.  und  23.  April. 

7.  und  21.  Mai.  4.  und  18.  Juni.  2.,  16.  und 
80.  Juli,  13.  nnd  27.  August,  10.  und  24  Septem- 
ber, 8.  und  22.  Ocober,  5.  und  l;-.  November, 
3..  17.  nnd  31.  December. 

*♦)  Am  9.  und  L'3.  Jitnner,  6.  unl  20.  Februar, 
6.  und  20.  März,  3.  und  17.  April,  1.,  \h.  und 
2».  Mai,  12.  und  211.  Joni.  10.  und  24.  Juli,  1. 
und  21.  August,  4.  und  ix.  September,  2.,  l''. 
und  SO.  October,  li.  uud  27.  Noveml>er,  11.  und 
25.  December. 

Anschlnss  in  PI' aus  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrnu  auf  der  Rückfahrt  nach 
Cai  dieu  etc.  (The,H.si.li4che  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  in  den  Monaten  vom  Septe  ■  her 
bi.s  Ende  März  aurti  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanieu  und  Syrien  (Syriseh-Caramanisci  e 
Ijinie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hiufahrt  an  die  Linie  Constantinopel — Odessa 
sowie  an  die  Donauiinie. 

NB.  In  den  .Mmiat^  December,  Jänner  und 
Fetiniar  wiid  die-e  Linie  nur  bi;*  Smyrna  ge- 
führt wer.ien.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwiset  en Fiume  und  Aiexandrien 
über  Trie-it  mit  der  Killinie  Tri.-st  -Aiexandrien. 

Griecliiscil-Orientalische  Linie  B. 

Von  Triest  ah  jeden  zweiten  SouMiag*)4  IThr 
Nachm.,  in  Constantiilopel  zweitnächsten  Mitt- 
woch 6' ^hr  Früh,  berührend:  Fiume.  Corfu.  Patras, 
Catacolo,  CaClamata,  Piräus,  Syra.  Kbios.  Smyms, 
Vatby.  Cesm^.  Mytilene,  Dardanellen,  Galiipoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinongl  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Ulir  Nachm.,  in  Triest  zweit- 
nächsten Sonntag  11    Uhr  Vormittags. 

*)  Am  8.  und  22.  .länner,  5.  und  19.  Februar, 
5.  und  19.  März.  2.,  16.  und  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  2.'j.  Jnni,  9.  nnd  2.1.  Juli,  6. 
'und  20.  August,  3.  aitd  17.  September,  i.,  15. 
und  29.  October,  12.  und  26.  November,  10.  und 
24.  Dec  mber. 

*♦)  Am  2.,  16.  und  SO.  Jänner,  13.  nnd  27. 
Februar,    13.    und  27    Mira,    10.  und  24.    April, 

8.  und  ?2.  Mai,  n.  und  1".  Juni,  3.,  17.  und  31. 
Juli,  14.  und  28.  August,  11.  und  25.  September, 

9.  und  23.  October,  6.  and  20.  November,  4.  nnd 
19.  December. 

Anschluss  in  Piräus  an  die  Elllinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Hückfahrt;  in  Smyrna  In  den  Monaten  vom  Sc p- 
leinber  Ms  Ende  März  anf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanlen  und  Syrien  (Syrlsch-Carramanische 
Linie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  au  die  Linie  Constantinopel— Odessa. 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB.  In  den  Monate.n  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nnr  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Flame  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Fiume  und 
Aiexandrien  über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— 
Aiexandrien. 

Donaulinie. 

Von  Constantinopel  jeden  Dounersug  12  Ubr 
Mittags,  in  Galatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr.: 
Burgas,  Varna,  Costanaa.  Sulina.  Braila.  Rück- 
fahrt von  Salatz  jeden  Mittwoch  9  ühr  Früh,  in 
Constantinopel  Sonntag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  KSckfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  Griechisch-Orientalischen  und  der 
Syrisch-Caramaniscben  Linie. 

Thessaiische  Linie  A. 

Von  Triest  üb  jeden  zweiten  Donneistag*) 
3  Uhr  Nachm..  in  Constantinopel  zweitnächsten 
Donnerstag  6'/i  Uhr  Früh,  berührend :  Fiume, 
Vainna.  Medua.  Sti. Quaranta,  Corfu.  .Argostoli, 
Zanie,  Canea,  Reihymo,  Candien,  Piräus,  Volo, 
Sslniiicti.  Cavalla.  Lagois,  T>eden.(rb.  Dardanellen, 


VBBANTWORTUCHEK  RBDAGTEUK :  R.  v.  ROESSIiBB. 


Galiipoli,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
jeden  zweiten  Samstag«»)  8  ühr  Früh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Uhr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  und  16  Fe- 
bruar, 2.,   16.  und    30.  März,    13.  und  27.  April 

11.  und  25.  Mai,  8.  und  S2.  Jnni,  6.  nnd  20.  Juli, 
:.,  17.  und  31.  August,    14.  und    28.  8epteml>er. 

12.  und  26.  October,  9.  und  23.  November.  7. 
und  21.  December. 

*♦)  Am  14.  und  28.  Jänner.  11.  und  25.  Fe- 
bruar. 11.  und  V6  März,  8.  und  22.  Apiil,  6. 
und  JO  Mai,  3  und  17.  Jnni,  1.,  15.  und  29  Jnli 
Iv.  und  26.  Aiigutt,  8.  und  23.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  und  18  November,  2,  16. 
und  30.  December. 

Anschlua«  in  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest-Constantinopel  sowie  an  die 
ariaolilsch-Orientallsche  Linie  B  in  derselben 
Uicbtiing.  Die  Rückfahrt  ist  weiters  im  An- 
scbiuss an  die  llinfalirt  der  Killinie  TrieSt— 
Constantinopel  sowie  der  Griechisch-Orientalischen 
Linie  A.  In  Constantinopel  anf  der  Hinfalirt  an  die 
Linie   Constantinopel  —  Odessa    sowie  Oonaulinie. 

NB.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

*••)  Verbindung  zwischen  Fiume  und  Aiexan- 
drien über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest- Aiexan- 
drien. 

Thessaiisclie  Linie  B. 

Von  Triest  jeoen  /«eilen  1  >onner«tag*)  3  Uhr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Don- 
ners ag  6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sil.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante,  Cerigo, 
Csnea,  Rethynio,  Candien,  Piräu».  Volo,  .Smytna, 
Salonich,  Cavalla,  Dedeagh,  Dardanellen,  Uaili- 
poil,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
dnttnschsien   Montag    12  (Ihr    Mittags. 

•)  Am  12.  nnd  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe 
bruar,  9.  und  23.  März,  6.  und  20.  April.  4.  und 
18.  Mai,  1.,  15.  und  29.  Juni,  IS.  und  27  Jnli. 
10.  und  24.  August,  7.  und  21.  September,  5. 
und  19.  October,  2.,  16.  und  30.  November,  14. 
nnd  28.  December. 

*•)  Am  7.  und  21.  Jänner,  4.  und  18.  Fe 
brnar,  4.  und  18.  Mars.  1.,  15.  und  29.  April, 
13  und  27.  Mal,  '0.  und  24.  Juni,  ,8.  und  22. 
Juli,  5  und  19.  August,  ..  16.  und  SO.  Seii- 
tember,  14.  und  2«.  October,  II.  und  25.  No- 
vember, 9.  und  23    December. 

Anschlus-  in  PiräuS  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  THest— Constantinopel  sowie  an  die 
eriechisch-Orientallsche  I-inie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
März)  auf  der  Itückfahrt  an  die  Hinfuhrt  der 
Syrisch-Caramanischen  Linie;  in  Constantinopel 
an  die  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
die  Donauiinie. 

Dalmatiniscii-Albanesisctie  Linie. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  7  lihr  Früh,  In 
Corfu  nächsten  .Mittwoch  9Vi  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovigno,  Pola,  Lussinpictolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico.  Spalato.  Milna,  Lesina,  Cnrzola, 
Gravosa,  Castelnuovo,  Teodo,  Risano,  Cattaro, 
Bari,  Brindisi  (Bari  nnd  Brindisi  nur  auf  der 
Hinfahrt).  Caitaro.  Antivari,  Duicigno,  Medua. 
Durazz  .,  Valona,  Sanli  Quaranta,  Corfu.  Retour 
von  Corfu  Donnerstag  8'/,  Uhr  Früh,  an  Triest 
Mittwoih  6  Uur  Abend«. 

Anschluss  in  Cattaro  anf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatien  mit  der  rOck- 
kehrenden  Dalmatinisch  Aibanesischen  Linie;  in 
SantI  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  au  die  Billlnie 
Triest— ConKtantinopel,  sowohl  nach  Trie>t  als 
nach  Constantinoj.el. 

Zweiglinie  Corfu— Prevesa. 

Von  CortU  ab  Jeden  Freilag  4'  ,  Uhr  Früh, 
in  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend: Saiada,  Parga,  Sta.  Maura.  Bückfahrt  ab 
Prevesa  jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  in  Corfu  den 
gleicheu  Tag  6';,  Uhr  Abends.  Anschluss  in  Corfu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  Aenderuntien  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelroässigkeit   des  Dienstes    bei    Con- 
tuniaz- Vorkehrungen. 
(0.'.canischer  Dienst  »ielje  vorhergehende  Seite.) 

CH.  RBI88SK  &  M.  WEKTHNJSR,  WIEN. 


März  1899. 


Hr.  3. 


OESTERRHICHISCHE 


•  ir  ff  \'  rjTA 

UZCNI 

LCI1ACH 


anats0thrin  ffir  öen  Äimt. 


Herausgeceben  vom 

K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlich  eine  Nummer. 


VttRT.AO  DKS  K.  K.  ÖsTRRRRICHISf  HRN  HANDRU-MUSRÜMS  IH  WiEN 


Preis  iihrl.  5  IL       10  Mark. 


INIIM,'!':  Uie  VVIrtlixchaflsrerhKlInliae  Oataalenii.  Vom  k»l»erllch«n  Ratb 
A.  W  icMo  n  b  >i  rK.  —  Uie  Filipinos  aJM  Herren  im  pi(fcni>n  Haiw«.  Kit'p 
etbnoKrH{iliiN('li-]»ollll8clie  HtudI«  von  F.  B  I  um  en  t  rl  1 1.  —  England  und 
Ku»«lanci  in  Afg  anlitan.  —  Chronik.  —  Miaoelle:  T«int«ti.  — 
I.i  lerai  u  r:  Auf  ilcr  offlciellnn  Featfahrt  zur  Blnwrlünng  der  ErlSser- 
kirctie  in  Jerugalem. 


DIE  WIRTHSCHAFTSVERHÄLTNISSE 
OSTASIENS. 

Vom   kaiserlichen  Rath  A.    IViesnbuig. 

In  Ostasien  bereiten  sich  Ereignisse  vor,  welche  dem 
XX.  Jahrhundert  ihren  Stempel  aufprägen  werden,  Er- 
eignisse, die  von  den  europäischen  Handels-  und  Industrie- 
staaten als  Ausgangspunkt  ihrer  künftigen  Machtstellung 
im  Osten  erkannt  werden  und  schon  heute  deren  ganze 
Handels|)olitik  beeinflussen. 

In  China  und  Japan,  von  welchen  Ländern  hier  die 
Rede  sein  soll,  hat  man  es  keineswegs  mit  ganz  oder 
hall)  wilden  Negern  oder  Indianern  zu  thun,  sondern 
mit  Menschen,  welche  auf  eine  alte,  ganz  eigenartige 
Cultur  zurückblicken,  mit  einer  Bevölkerung  von  er- 
wiesener Bildungsfähigkeit,  die  nur  zu  lange  von  allen 
Vorgängen,  und  Berührungspunkten  des  modernen  Fort- 
schrittes nahezu  hermetisch  abgeschlossen  war  und  d  ih  r 
die  Errungenschaften  dieses  Fortschrittes  ganz  spurlos 
an  sich  vorübergehen  liess. 

Die  Aufgabe,  die  den  europäischen  Mächten,  denen 
sich  auch  die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  an- 
schlössen, zufällt,  und  die  zunächst  in  der  Exploitirung 
Ostasiens  für  ihre  eigenen  Interessen  liegt,  ist  daher 
keine  leichte,  sondern  eine  überaus  schwierige,  auch 
schon  deshalb,  weil  jeder  einzelne  der  grossen  Handels- 
staaten die  Erfolge  des  anderen  eifersüchtig  überwacht, 
und  wenn  nicht  gerade  zu  schmälern,  so  durch  eigene 
Erfolge  zu  überbieten  sucht. 

Dass  jeder  dieser  Industriestaaten  ein  zwingendes 
Interesse  daran  hat,  sich  mit  den  beiden  noch  selb- 
ständig regierten  und  verwalteten  Staaten,  China  und 
Japan,  namentlich  aber  mit  dem  ersteren  in  einen  innigen 
und  regen  Wechselverkehr  zu  setzen,  geht  schon  aus 
den  Grundprincipien  des  Handels  hervor,  welcher,  wie 
in  seinen  primitiven  Anfängen,  so  auch  in  seiner 
modernen  Gestaltung  ein  wechselseitiger  Tauschverkehr 
ist.  Die  reichen  Naturproducte,  wie  Thee,  Seide  etc.,  auf 
deren  Bezug  aus  China  und  Japan  sowohl  Europa  wie 
Amerika  direct  angewiesen  sind,  müssen  von  diesen 
bezahlt  werden.  Die  Bezahlung  kann  natürlich  nur  in 
solchen  Gegenwerthen  erfolgen,  welche  die  bezeichneten 
Staaten  als  überschüssige  Producte  ihrerseits  abzugeben 
in  der  Lage  sind.  Bei  den  europäischen  Staaten,  deren 
üedarf  an  Nahrungsmitteln  das  eigene  I.and  nicht  mehr 
/u  decken  vermag,  können  diese  Gegenwerthe  aus- 
schliesslich nur  in  den  Erzeugnissen  ihrer  hochentwickelten 
Industrie  gelegen  sein. 

Deshalb  bildet  die  Erwerbung  Ostasiens  als  Absatz- 
gebiet für  industrielle  Erzeugnisse,  wenn  auch  nicht  eine 


Lebensbedingung  dieser  Staaten  so,  doch  gewiss  ein 
gewaltiges  Mittel  zur  Förderung  ihres  industriellen  Auf- 
schwunges und  ihres  Wohlstandes,  ein  Umstand,  dessen 
Bedeutung  von  den  einzelnen  Regierungen  erfasst  und 
mit  dem  Aufgebote  aller  Machtmittel  zu  verwerthen 
gesucht  wird. 

Damit  sind  wir  bei  dem  springenden  Punkte  angelangt, 
der  uns  die  Erklärung  bietet  für  die  mit  grossen  Opfern 
angestrebte  Festigung  und  Erweiterung  des  poHtischen 
und  handelspolitischen  Einflusses  dieser  Staaten  in  Ost- 
asien. Die  bisher  erst  theilweise  durchgeführte  Eröflfnung 
derselben  für  den  Welthandel  war  durchaus  keine  frei- 
willige, sie  musste  vielmehr  gewaltsam  erzwangen  werden. 
Der  Verlauf  dieser  Zwangsmaassregeln  soll  in  kurzen 
Umrissen  angedeutet  werden.  Die  Verschiedenartigkeit 
des  Verlaufes  dieser  gewaltsamen  Erschliessung  der 
beiden  Staaten  mit  seinen  ganz  verschiedenen  Resultaten 
erfordert  eine  getrennte  Behandlung  der  chinesischen 
und  japanischen  Verhältnisse. 

Wir  wollen  demgeroäss  zunächst  Japan  ins  Auge  fassen. 

Handelsbeziehungen  zwischen  Europäern  und  Japan 
reichen  bis  in  die  Mitte  des  sechzehnten  Jahrhundert 
zurück.  Es  waren  portugiesische  und  spanische  Kaufleute, 
welche  als  die  ersten  daselbst  Niederlassungen  gründeten. 
Als  ihre  Begleiter  erschienen  auch  katholische  Missionäre, 
welche  die  Verbreitung  des  Christenthuras  mit  solchem 
Erfolge  betrieben,  dass  der  damalige  Regent  Taiko 
Saraa  15S7  einen  Ausweisungsbefehl  gegen  die  Missionäre 
erliess.  Da  diese  Maassregel  jedoch  ohne  Erfolg  blieb, 
—  die  Missionäre  fanden  bei  den  bekehrten  Fürsten 
Zuflucht  —  und  die  christlichen  Lehren  immer  weitere 
Verbreitung  fanden,  kam  es  1637  zu  einer  Christen- 
verfolgung in  grossem  Style,  bei  welcher  über  200.000 
bekehrte  Japaner  ihren  Tod  gefunden  haben  sollen.  Von 
da  ab  datirt  die  vollständige  Abgeschlossenheit  Japans. 
Die  Fremden  wurden  aus  dem  Lande  verwiesen,  und 
kein  Japaner  durfte  seine  Heimat  verlassen.  Ausgenommen 
von  dieser  Massregel  waren  die  Holländer,  welche 
bereits  1600  in  Japan  Colonien  begründet  hatten.  Ihnen 
wurde  die  Insel  Deshima  bei  Nagasaki  zum  Aufenthalts- 
orte angewiesen.  Wiewohl  hoch  besteuert  und  den 
denkbar  grössten  Demüthigungen  ausgesetzt,  liess  sie  der 
bedeutende  Gewinn,  den  sie  aus  dem  Privilegium,  den 
Handel  zwischen  Japan  und  Europa  vermitteln  zu  dürfen, 
zogen,  die  schmachvolle  Behandlung  seitens  der  japani- 
schen Behörden  ertragen. 

Die  vollständige  Absperrung  Japans  dauerte  von  1638 
bis  «854,  während  welcher  Zeit  die  Holländer  das 
Monopol  des  Handels,  der  in  Folge  mannigfacher  Be- 
schränkungen keine  grossen  Dimensionen  annehmen 
konnte,  in  Händen  hatten.  Erst  in  der  zweiten  Hälfte 
iipseres  Jahrhunderts  sollte  in  diese  Isolirung  Japans  von 
jedem  Verkehre  mit  .-Ausländern  Bresche  gescho'^scn  werden 
Erst  die  Furcht  vor  der  verheerenden  Wirkung  der 
amerikanischen    Geschosse,    welche    die  Ja|>aoer    bereits 


ÖSTERREICHISCH^;  MONATSSCHRIFT  FÜR  DENFORIENT. 


ein  Jahr  vorher  kennen  gelernt  hatten,  war  die  Ver- 
anlassung, den  Fremden  Concessionen  für  den  Handels- 
verkehr zu  machen.  Unter  dem  Befehle  des  Commodore 
Perry  erschien  1854  eine  amerikanische  Flotte  vor 
Nagasaki,  welche  den  ersten  Handelsvertrag  mit  Japan 
erzwang  und  den  Amerikanern  das  Recht  erwarb, 
vorerst  allerdings  nur  in  zwei  Hafenplätzen,  Nagasaki  und 
Simoda  Colonien  zu  gründen  und  Handel  zu  treiben. 
Diesem  ersten  Abkommen  folgten  bald  weitere  Verträge 
mit  den  Russen,  Engländern  und  Franzosen  und  einige 
Jahre  später  mit  anderen  Staaten.  Die  Japaner  versuchten 
jedoch,  sich  den  Bestimmungen  dieser  erzwungenen 
Verträge  zu  entziehen,  setzten  dem  Vordringen  der 
Fremden  heimlich  Widerstand  entgegen,  bis  das  Bom- 
bardement von  Simonoseki  durch  die  vereinigten  Flotten 
der  Engländer,  Franzosen  und  Amerikaner  im  Jahre  1864 
die  Ratification  der  alten  und  den  Abschluss  neuer 
Verträge  erzwang,  denen  zufolge  drei  weitere  Häfen, 
Hiogo-Kobe,  Hakodate  und  Niigata  nebst  der  Stadt 
Tokio  dem  Verkehre  freigegeben  wurden.  Die  Zahl  der 
dem  Verkehre  für  Fremde  überlassenen  Orte  wurde  im 
Laufe  der  Jahre  auf  1 4  Hafenplätze  und  Städte  erweitert, 
und  schon  1886  erklärten  sich  die  Japaner  bereit,  das 
ganze  Land  dem  Verkehre  für  Ausländer  zu  öffnen, 
unter  der  Bedingung,  dass  die  Mächte  auf  die  ihnen 
vertragsmässig  zugestandene  Consulargerichtsbarkeit, 
denen  ihre  Staatsangehörigen  in  Streitfällen  mit  Japanern 
unterworfen  waren,  Verzicht  leisten  würden.  Es  machte 
sich  dagegen  jedoch  im  Lande  selbst  eine  heftige  Agi- 
tation geltend,  welche  die  Regierung  zwang,  von  ihrem 
Vorhaben  bis  auf  Weiteres  abzustehen.  Die  Verhand- 
lungen wurden  1894  wieder  aufgenommen,  am  16.  Juli 
vorigen  Jahres  zuerst  mit  den  Engländern,  dann  mit 
Deutschland,  Frankreich,  der  Schweiz  und  einer  Reihe 
anderer  europäischer  Staaten  Verträge  abgeschlossen, 
denen  nunmehr  auch  Oesterreich-Ungarn  gefolgt  ist.  Als 
die  wichtigste  Bestimmung  dieser  Verträge  kann  die 
angesehen  werden,  dass  den  fremden  Staatsangehörigen 
das  ganze  Land  Japan  geöffnet  wird.  Die  Freizügigkeit 
im  Lande  ist  jedoch  an  den  Besitz  eines  japanischen 
Passes  gebunden.  Das  Princip  der  Gleichstellung  der 
Fremden  mit  den  Inländern  in  bürgerlicher  Beziehung 
erleidet  insoferne  eine  Einschränkung,  als  es  denselben 
nicht  gestattet  ist,  in  Japan  Grund  und  Boden  zu  er- 
werben. Es  unterliegt  aber  keinem  Zweifel,  dass  die 
inteUigenten  Japaner  das  Schädliche  dieser  Beschränkung, 
welche  sich  dem  rascheren  Aufblühen  ihrer  Städte 
durch  Abhaltung  des  fremden  Capitales  entgegenstellt, 
bald  einsehen  und  endgiltig  fallen  lassen  werden.  Denn 
die  in's  Treffen  geführten  Motive  des  Stolzes,  Fremde 
nicht  Eigenthümer  werden  zu  lassen  an  dem  geweihten 
Boden  der  Väter,  sowie  des  leichten  Sinnes  der  ein- 
heimischen Bevölkerung,  welche  sich  um  vorübergehenden 
Vortheiles  willen  ihres  Grundeigenthums  im  Wege  des 
Verkaufes  an  Frfemde  entäussern  werden,  sind  wenig 
stichhältig,  wenn  es  sich  darum  handelt,  den  fortschritt- 
lichen Ausbau  eines  Landes  ganz  auszugestalten.  Als 
Uebergangsstadium  können  wohl  die  Bestimmungen  des 
japanischen  bürgerlichen  Gesetzbuches  angesehen  werden, 
welche  es  auch  Fremden  gestatten,  das  Nutzungsrecht 
an  Grundstücken  im  Wege  der  Pachtung  auf  die  Dauer 
von  20  bis  50  Jahren  zu  erwerben.  Damit  muss  man 
sich  wohl  vorläufig  begnügen. 

Fast  gleichzeitig  mit  dem  durch  den  Abschluss  der 
Handelsverträge  im  Jahre  1868  erfolgten  Eintritte 
Japans  in  einen  intensiveren  Handelsverkehr  mit  dem 
Auslande  wurde  dessen  innere  Verwaltung  einer  durch- 
greifenden Reorganisation  unterzogen.  Die  nicht  ohne 
Kampf  erfolgte  Restauration  der  monarchischen  Re- 
gierungsform erwies  sich  als  heilbringend  für  das 
Land,  welches  bis  dahin  von  einer  Anzahl,  in  einzelnen 
Provinzen  herrschender  Landesherren  regiert  wurde. 
Kaiserliche  Erlässe  aus  den  Jahren  1861  und  1871 
gaben    dem  Lande    eine  verfassungsmässige  Regierungs-  | 


form  mit  einer  allgemeinen  Volksvertretung,  beseitigten 
die  Vorherrschaft  des  Kriegsadels  und  führten  zur 
Emancipation  des  Bauernstandes,  der  bis  dahin  nur  ein 
Erbpächter  ohne  Grundeigenthum  war. 

Allmälig  wurden  für  die  verschiedenen  Verwaltungs- 
zweige Ressortministerien  nach  europäischem  Muster 
creirt,  im  Jahre  1872  die  allgemeine  Wehrpflicht,  welcher 
Japan  seine  bereits  erprobte  Armee  verdankt,  eingeführt, 
Eisenbahnen  gebaut,  Post-  und  Telegraphenverkehr  ein- 
gerichtet. Die  Armee  wurde  anfangs  durch  französische, 
später  durch  deutsche  Officiere,  und  zwar  ganz  nach 
europäischem  Systeme  organisirt.  Den  grössten  Fort- 
schritt jedoch  zeigt  das  japanische  Unterrichtswesen. 
Was  in  einem  Vierteljahrhundert  nach  dieser  Richtung 
hin  geleistet  wurde,  darüber  belehrt  uns  eine  aus  jüngster 
Zeit  stammende  Publikation  des  besten  Kenners  japa- 
nischer Verhältnisse,  Alexander  Freiherr  von  Siebold, 
welcher  schreibt : 

„Im  Juli  1871  wurde  das  Unterrichtsministerium  reorganisirt 
und  seine  Thätigkeit  über  das  ganze  Reich  ausgedehnt.  Es 
wurden  Schritte  zur  Einführung  des  obligatorischen  Schulunter- 
richtes gethan  und  die  Gemeinden  veranlasst,  Elementarschulen 
zu  errichten.  Staatlicherseits  wurden  Normalschulen  und  Seminare 
für  die  Ausbildung  der  Lehrer  ins  Leben  gerufen.  Im  Jahre  1884 
?ählte  man  bereits  29.233  Volksschulen  mit  insgesammt  97  313 
Lehrern  und  2,219.375  mäuulichen  und  über  I  Million  weiblichen 
.Schülern.  Die  Districtsverwaltungen  errichteten  die  Mittelschulen. 
Die  Gesammtausgaben  für  das  Schulwesen  betrugen  im  Jahre  1883 
nicht  weniger  als  108  Millionen  Yen  oder  rund  40  Millionen 
Mark.  An  der  Spitze  der  Staatsschulen  steht  die  Universiläl  in 
Tokio,  der  eine  zweite  in  Kyoto  folgt.  Man  zählt  ausserdem 
sechs  höhere  Mittelschulen,  die  höhere  Handelsschule,  eine 
Musik-  und  eine  Kunstschule,  eine  landwirthschaflliche  Akademie, 
eine  Post-  und  Tflegrap'>enschule,  zehn  Lehranstalten  des  Kriegs- 
und vier  des  Marineministeriums. 

Eine  Anzahl  Europäer  und  Amerikaner  wurde  theils  für  die 
Universität  und  Schulen  als  Lehrer,  theils  in  die  Regierungs- 
departements als  Rathgeber  engagirt.  Im  Jahre  1887  befjnden 
sich  in  japanischen  Diensten  81  fremde  Lehrer  (darunter 
19  Deutsche).  56  Techniker  und  52  Verwaltungsbeamte.  Die 
Vorträge  an  der  Universität  wurden  von  den  deutschen  Aerzten 
ausschliesslich  in  deutscher  .Sprache  gehalten,  und  die  in  eigenen 
Vorbereitungsschulen  sprachlich  herangebildeten  Studentenkonnten 
diesen  Vorträgen  mit  Verständniss  folgen.  Mit  dem  Heranwachsen 
einheimischer,  meistens  in  Europa  ausgebildeter  Lehfer  ver- 
minderte sich  allmälig  das  Bedürfniss  nach  auswärtigen  Lehr- 
kräften, so  dass  dementsprechend  die  Zahl  der  Ausländer  in 
japanischen   Diensten  immer  geringer  wurde." 

Die  solcherart  in  allen  Zweigen  der  modernen  Wissen- 
schaften herangebildeten  Japaner  gingen  in  grosser  An- 
zahl zur  Fortsetzung  ihrer  Studien  und  zur  praktischen 
Ausbildung  nach  Europa,  wo  sie  Universitäten  und  tech- 
nische Hochschulen  besuchten,  MiHtärdienst  nahmen,  in 
Fabriken  und  Geschäfte  eintraten,  um  dann,  in  die 
Heimat  zurückgekehrt,  die  Stellen  von  Lehrern  und 
Instructoren  zu  übernehmen,  in  den  Staatsdienst  zu 
treten  oder  sich  als  Leiter  industrieller  Etablissements 
zu  bethätigen.  Dass  sich  unter  solchen  Umständen  in 
Japan  auch  ein  Aufschwung  auf  industriellem  und 
handelspolitischem  Gebiete  vollzog,  ist  nahezu  selbst- 
verständlich, zumal  seine  Bewohner  sich  in  Folge  des 
regen  Verkehres  mit  Europäern  allerhand  westliche  Be- 
dürfnisse aneigneten,  die  sie  früher  nie  gekannt.  In  dem  _, 
ganz  erstaunlichen  Streben,  sich  alles  Neue  zu  eigen  zu  fl 
machen,  in  der  Gier,  sich  emporzuheben  auf  das  Niveau 
der  Europäer  und  ihrer  Gesittung,  um  gleichsam  das 
durch  Jahrhunderte  Versäumte  möglichst  rasch  nachzu- 
holen, haben  es  die  Japaner  an  der  Gründung  einer 
eigenen  Industrie  nicht  fehlen  lassen.  Sie  können  auch 
auf  diesem  Gebiete  auf  grosse  Erfolge  hinweisen, 
wenngleich  sie  die  Stufe  der  hochentwickelten  euro- 
päischen und  amerikanischen  Industrie  nicht  erreicht 
haben  und  nicht  erreicht  haben  konnten.  Denn  mit 
einem  Sprunge  hat  sich  förmlich  Japan  aus  tiefer  Ab- 
geschlossenheit in  den  Weltverkehr  gestürzt,  und  sprung- 
weisegeht auch  seine  Entwicklung  vor  sich.  An  Rück- 
schlägen kann  es  da  nicht  fehlen  und  fehlt  es  nicht. 
Immerhin  ist  der  Fortschritt,  auch  mit  skeptischem 
Blicke   beurtheilt,    ein  ganz  beispielloser. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHÄiFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


fr 


Nach  der  Statistik  der  Fal)riksiTis[)ection  —  Japan  hat 
auch  das  Institut  der  Fabriksinspectoren  eingeführt  — 
gab  es  daselbst  im  Jahre  1883  erst  84  Fabiiken  mit 
1728  Pferdekräften  Betrieskraft  und  1895  also  nur 
12  Jahre  später,  bereits  2758  Fabriken  mit  62.252  Pferde- 
kräften, wobei  nicht  zu  übersehen  ist,  dass  diese  Unterneh- 
mungen ausschliesslich  mit  japanischem  Capital  begründet 
wurden.  In  einzelnen  Industriezweigen  haben  die  Japaner, 
begünstigt  durch  das  billigere  Rohmateriale  und  die 
ungleich  billigeren  Arbeitslöhne,  eine  Leistungsfähigkeit 
erlangt,  welche  sie  befähigt,  der  europäischen  Industrie 
bereits  eine  ernste  Concurrenz  zu  bereiten.  Auf  vielen 
Gebieten  sind  sie  allerdings  noch  nicht  in  der  Lage, 
den  Kampf  aufzunehmen,  können  aber,  geschützt  durch 
hohe  Zölle,  den  inländischen  Bedarf  in  solchen  Erzeug- 
nissen ganz  oder  theilweisc  decken. 

Qualitativ  gut  und  für  den  Export  geeignet  erzeugen 
heute  die  Japaner:  Zündhölzchen,  Baumwollzeuge, 
Lederwaaren,  Bijouteriewaaren,  Knöpfe,  Möbel,  Schirme, 
Strohgeflechte,  Glaswaaren  und  Papier  in  bestimmten 
Sorten.  Bei  vielen  anderen  Artikeln,  deren  fabriksmässige 
Herstellung  in  Angriff  genommen  wurde,  sind  sie  über 
das  Stadium  der  Versuche  noch  nicht  hinausgekommen. 
Es  unterliegt  jedoch  keinem  Zweifel  dass  die  Neuindustrie 
Japans  noch  sehr  bedeutende  Fortschritte  machen  kann 
und  wird,  wenngleich  die  weitere  Entwicklung  nicht 
mehr  so  rasch  vorwärts  schreiten  wird  wie  bisher. 
Ueberdies  ist  in  Folge  der  vielen  Gründungen  indu- 
strieller Etablissements  der  Arbeitslohn,  der  sich  vor 
mehreren  Jahren  noch  ganz  ausserordentlich  billig  stellte, 
jetzt  bei  der  Fabriksindustrie  auf  50  bis  65  Kreuzer 
per  Tag  gestiegen,  immerhin  noch  sehr  gering  im  Ver- 
gleiche zu  den  europäischen  oder  gar  amerikanischen 
Löhnen. 

Neben  der  Fabriksindustrie  neueren  Datums  besitzt 
Japan  noch  eine  alte  Hausindustrie,  die  nach  wie  vor 
in  der  primitivsten  Weise  und  mit  den  einfachsten  Hilfs- 
mitteln betrieben  wird.  An  der  Spitze  steht  die  japani- 
sche Kunstindustrie,  welche  namenthch  in  der  Seiden- 
weberei mit  leichten  Stoffen  und  auch  schönen  schweren 
Brocaten  sowie  kunstvoll  ausgeführten  Schärpen,  welche 
die  japanischen  Frauen  über  dem  Kleide  tragen,  in  der 
Fayence-  und  Porzellanwaarenindustrie,  in  Bronze-, 
Lack-  und  Cloisonnöwaaren,  in  der  Schwertfegerci  und 
Elfenbeinschnitzerei  aussergewöhnliche  Leistungen  er- 
zielte. Wiewohl  die  japanische  Kunstindustrie  dadurch,  dass 
sich  ihre  Erzeugnisse  in  den  letzten  Jahrzehnten  zu 
Handelsartikeln  für  die  ganze  Welt  gestalteten,  nicht 
mehr  auf  dem  gleich  hohen  Niveau  der  früheren  alten 
Zeit  steht,  in  welcher  bei  der  Herstellung  des  einzelnen 
Objectes  weniger  der  Erwerb  als  die  wahrhaft  künst- 
lerische Ausführung  maassgebend  war,  kann  nicht  be- 
hauptet werden,  dass  sie  auf  dem  Wege  sei,  zu  einer 
handwerksmässigen  Production  herabzusinken.  Der  Japaner 
hat  sich  vielmehr  den  ihm  angeborenen  Kunstsinn  be- 
wahrt. Wie  in  der  industriellen  Entwicklung,  so  hat  auch 
Japan  in  seinem  Aussenhandel  gewaltige  Fortschritte  zu 
verzeichnen.  Seine  Einfuhr,  welche  im  Jahre  1868 
107  Millionen  Yen  betrug,  stieg  bis  zum  Jahre  1897 
auf  21 93  Millionen  und  seine  Ausfuhr  von  I5'6  Mil- 
lionen des  Jahres  i868  auf  i63'i  Millionen  Yen  im 
Jahre  1897.  Mithin  ist  in  diesem  Zeiträume  die  Einfuhr 
auf  das  Zwanzigfache  und  die  Ausfuhr  auf  das  Zehn- 
fache gestiegen.  An  den  Einfuhrsmengen  des  Jahres 
1897  waren  die  wichtigsten  Staaten  mit  folgenden  Ziffern 
betheiligt: 

In  (irr  Einfuhr. 

Millionen  Yen 

Grossbritannien  mit <i5'4 

Amerika 27 

Deutschland i8"l 

China 2q'2 

Kranljrcich 5-1 

Belgien 3'l 

Die  Schweiz 2'5 


Oesterreich- Ungarn  nach  den  Angaben  der  jajjanischen 
Auspreise  mit  85.943  Yen  und  nach  den  Angaben  der 
&terreichibchen  Statistik  mit  461.000  fl.  Wenn  man 
auch  annehmen  muss,  dass  ein  'I'heil  der  für  Japan  be- 
stimmten österreichischen  Exporte  seinen  Weg  ülter 
deutsche  Häfen  nimmt,  so  bleibt  auch  da  noch  unseie 
BetheiligUDg  an  dem  Handelsverkehr  Japans  eine  be- 
schämend geringfügige. 

In  dtr  Ausfuhr. 
Milllon«D  \m 
Amerika  mit  .    .    .  52*4  inclusive  Seide 
Krankreich  ....  26-2  dal>ei  viel  Rohseide 

China zv}, 

England 8'4 

Italien      2-9  dabei  viel  Rohseide 

Deutschland  ...  2'2 
Die  Schweiz  .  .  .  0'8 
Ocsterreich-Ungarn     0'2 

Zu  den  wichtigsten  Industrieerzeugnissen,  welche 
Japan  nach  dem  Ausweise  vom  Jahre  1897  einführte, 
gehören. 

Millionen  Y«D 
BaumwoUwaarcn  für     .    .  4'5 

Baumwollgarne 9'6 

Decken 1'9 

Klanelle i"2 

Wollwaaren .v8 

Eisen  und  Eiscnwaaren     .  87 

J.ocomotiven 4*2  gegen   vf>  Millionen  dt»  Vorjahre» 

Schienen 3'J       „       2'5         „  „  „ 

Maschinen 7'6       „       39         „  „  „ 

Dampfkessel 13 

Tuche 2"2 

Shirtings 3'2 

Wollgarne 13 

Leder v\ 

Taschenuhren      i-g 

Zucker 9'8 

Einen  deutlichen  Beweis  für  das  Aufblühen  gewisser 
Zweige  der  japanischen  Industrie  geben  die  Importziffern 
der  Rohstoffe.  So  stieg  beispielsweise  die  Einfuhr  roher 
Baumwolle  von  24  Millionen  im  Jahre  1895  auf  32  Mil- 
lionen im  Jahre  189Ö  und  auf  43  Millionen  Yen  im 
Jahre  1897,  steht  also  der  Einfuhr  roher  Baumwolle 
nach  Oesterreich,  welche  sich  im  Jahre  1897  auf  49  Mil- 
lionen Gulden  belief,  nicht  sehr  nach. 

Eine  ganz  erstaunliche  Steigerung  in  der  Ausfuhr 
weisen  folgende  japanische  Industriezweige  auf :  Im  Jahre 
1 895  exportirte  Japan  Baumwollgarne  für  i  Million  Yen, 
im  Jahre  1896  bereits  für  4  Millionen  und  1897  f"'' 
135  Millionen.  Der  E.\port  japanischer  Zündhölzchen 
belief  sich  1895  auf  4'6  Millionen,  1897  bereits  auf 
5  "6  Millionen  Yen.  Die  Ausfuhr  von  Seidenwaaren 
stieg  in  den  letzten  drei  Jahren  von  8  auf  q'5  Mil- 
lionen und  die  von  Strohgeflechten  von  13  auf 32  Mil- 
lionen Yen.  In  sämmtlichen  japanischen  Häfen  verkehrten 
im  Jahre  1897  ^^  fremden  Dampfschiffen:  950  britische, 
348  deutsche,  193  norwegische,  79  russische,  29  öster- 
reichische, 26  französische  und  26  amerikanische. 

Gegenwärtig  befindet  sich  Japau  in  einer  Krise,  unter 
welcher  in  erster  Reihe  Industrie  und  Handel  leiden 
Der  Staat  hat  kein  Geld  und  die  Kaufleute  haben  kein 
Geld.  Die  staatliche  und  private  Ueberspeculation  hat 
alle  Einkünfte  absorbirt. 

Nicht  weniger  als  4500  km  Bahnen  wurden  in  25  Jahren 
gebaut,  eine  Kriegsflotte  von  80  P'ahrzeugen  geschaffen 
und  eine  Armee  von  250.000  Mann  mit  dem  besten  und 
neuesten  Kriegsmateriale  versehen. 

Das  Privatcapital  ist  in  einer  Unzahl  neuer  Unter- 
nehmungen festgerannt,  und  der  schlechte  Ausfall  der 
Reisernte,  welcher  Japan  auf  den  Import  dieses  wichtigsten 
Nahrungsmittels  seiner  Bevölkerung  verwies,  hat  den 
Preis  desselben  wesentlich  vertheuert.  Das  Land  hat  in 
den  letzten  Jahren  ungleich  mehr  ausgegeben  als  es  ein- 
genommen. 

^  Die  Annexion  Formosas  erfordert  jährliche  Au^;aben  von 
30  Millionen  Yen.  Eine  geschäftliche  Stagnation  ist  die  noth- 
wendige  Folge.  Die  bestellten  Waaren  können  nicht  be- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


zogen  werden,  und  ihre  Uebernahme  wird  unter  ver- 
scliiedenen  Ausflüchten  verweigert.  Die  Lager  der 
Importeure  sind  daher  übertüllt,  und  sie  müssen  mit  Be- 
stellungen zurückhalten.  Nicht  unwesentliche  Schuld  an 
dieser  Situation  trägt  auch  die  den  Japanern  angeborene 
naive  Sorglosigkeit,  die  sie  nur  für  den  Augenblick 
leben  und  sorgen  lässt,  ohne  an  die  Zukunft  zu  deukeu. 
Sparsinn  geht  ihnen  vollständig  ab.  Die  japanischen  Kauf- 
leute nehmen  auch  eingegangene  Verpflichtungen  nicht 
sehr  ernst,  sie  sind  unzuverlässig  und  benützen  jeden 
Anlass,  um  ein  Uebereinkommen  zu  umgehen,  ja  sie 
suchen,  namentlich  in  solchen  Zeiten  wie  die  gegen- 
wärtigen, nach  Gründen,  um  die  besteUte  Waare  zur 
Verfügung  zu  stellen.  Die  kleinste  Abweichung  in  der 
Ausführung  oder  Verpackung  wird  zu  einem  Anstände 
benützt,  wenn  auch  nur  zum  Zwecke  der  Herabdrückutig 
der  Preise  um  einige  Percente. 

Die  Zustände  werden  sich  bessern,  sobald  die  vor  der 
Zollerhöhung  in  übermässigen  Mengen  bestellten  Waaren 
consumirt  sind.  Das  Geschäft  liegt  vornehmlich  in  der 
Hand  der  Engländer,  Deutschen  und  .Amerikaner. 

Der  englische  Import  nach  Japan  ist  in  den  Jahren 
1890 — 1897  von  26'6  MilUonen  Yen  auf  65'5  MiUionen 
gestiegen. 

In  der  gleichen  Zeitperiode  hob  sich  der  Import  aus 
den  Vereinigten  Staaten  nach  Japan  von  6  8  auf  27  Mil- 
lionen Yen,  hat  sich  also  in  der  kurzen  Zeit  vervier- 
facht. 

Der  Import  deutscher  Waaren  endlich  stieg  von 
6-8  Millionen  im  Jahre  189.0  auf  181  im  Jahre  1897, 
hat  sich  also  nahezu  verdreifacht. 

Dem  intensiven  Handelsverkehre  dieser  Länder  ent- 
spricht denn  auch  die  Anzahl  ihrer  in  den  einzelnen 
Hafenplätzen  etablirten  nationalen  Handeibhäuser,  welche 
als  Importeure  den  Verkehr  vermitteln. 

Neben  der  grossen  Zahl  englischer,  deutscher  und 
amerikanischer  Firmen  ist  keine  einzige  österreichische 
Importfirma  zu   finden. 

Wie  wenig  auf  diese  Weise  unsere  kaufmännischen 
Interessen  in  Japan  gewahrt  werden,  geht  aus  den  zu- 
treffenden Bemerkungen  unseres  Consuls  hervor,  der  sich 
m  seinem    letzten  Berichte  in  folgender  Weise    äussert : 

„In  ganz  Japan  ist  keine  e  nrige  nat  onale  Firma  etablirt,  die 
den  Import-  und  Exporlhanciel  von  und  nach  der  Mona  chie 
vermitteln  könnte;  den  ziemlich  zahlreichen  Anfragen  heimischer 
Firmen  um  Empfehlung  von  Vertretern  kann  daher  nur  durch 
Angabe  vertrauenswürdiger  fremder  firmen  entsprochen  werden. 
Letztere  haben  natürlich  ke  n  Interesse,  den  Handelsverkehr 
Oesterreich- Ungarns  zu  heben  und  zu  unterstützen;  es  ist  viel- 
mehr wahrscheinlich,  dass  sie  Muster,  die  Anklang  finden,  ihren 
nationalen  Fabrikanten  zur  Nachahmung  einsenden  und  auf 
diese  Weise  unserer  heimischen  Industrie  beträchtlich  Nachthe  le 
zufügen  können. 

Würden  sich  junge,  strebsame  Kaufleute  finden,  d  e  sich  ent- 
scbiessen  könnten,  sich  in  Japan  zu  etablireo,  könnten  dieselben 
schon  nach  kurzer  Zeit  ganz  schöne  Erfolge  erzielen.  Unbedingt 
nöth  g  wäre  es  jedoch,  dass  diese  Kaufleule  bereits  auf  d  e 
Unterstützung  der  heimischen  Interessenkreise  rechnen  können 
und  nicht  erst  darauf  angewiesen  wären,  sich  von  hier  aus  die 
Co'respondenten  in  der  Heimat  zu  suchen. 

Grosse  Unterstützung  könnte  den  heimischen  Kaufleuten  der 
österreichische  Lloyd  leisten,  der  zwar  eine  Linie  nach  Japan 
unterhält,  die  aber  den  Anforderungen  der  Handelswelt  nicht 
entsp  icht.  Vor  Allem  ist  der  Endpunkt  der  Linie  des  Lloyd 
Kobe,  während  es  sehr  wichtig  wäre,  die  Dampfer  bis  nach 
Yokohama  gelangen  zu  lassen,  wie  die  Dampfer  aller  Gesell- 
schaften, die  nach  Japan  regelmässige  Linien  unterhalten,  den 
genannten  Hafen,  der  unter  den  Handelshäfen  Japans  die 
erste  Stelle  einnimmt,  als  Endstation  gewählt  haben  und  auch 
Kobe  anlaufen. 

Durch  die  Ueberschiffung  der  Güter  in  Kobe  wird  die  Fracht 
sehr  vertheuert  and  in  v'elen  Artikeln  die  Einfuhr  aus  Oester- 
reich ganz  unmögiich  gemacht. 

In  neuerer  Zeit  machte  der  Lloyd  wohl  auch  einige  Reisen 
nach  Yokohama." 

So  rasch  und  schnell  sich  das  —  man  kann  wohl 
sagen  —  erst  vor  40  Jahren  neuerschlossene  Japan  der 
modernen  Cultur  anzupassen  versuchte,  ebenso  langsam 
geht  der  Umwandlungsprocess  in  China  vor  sich.  Der 
Koloss    setzt    sich    nur    schwer  in  Bewegung.     Und  ein  '| 


solch  schwerfälliger  Koloss  ist  China,  das  Riesenreich 
im  Osten,  dessen  Einwohnerzahl  auf  400  Millionen  ge- 
schätzt wird.  Das  einstens  unstreitig  civilisirteste  und 
mächtigste  Reich  der  Erde  ist  altersschwach  geworden, 
es  geht  seiner  Zerstückelung  entgegen.  Wehrlos  steht  es 
da,  ein  morscher  Bau  nach  innen,  ein  Bild  der  Schwäche 
und  Energielosigkeit  nach  aussen.  Die  alte  Cultur  hat 
sich  überlebt,  und  die  Hochfluth  der  Neuzeit  'pocht  luit 
immer  stärkerem  Schlage  an  die  Thore  des  Landes. 

Der  Handelsverkehr  Chinas  mit  dem  Westen  reicht 
weit  zurück  in  das  erste  Jahrtausend  unserer  Zeit- 
rechnung. In  den  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  fällt 
jedoch  der  erste  Versuch,  und  zwar  seitens  der  Por- 
tugiesen, in  China  Niederlassungen  zu  errichten.  Im 
Jahre  1545  hatte  auch  China  seine  erste  Christenver- 
folgung, bei  welcher,  wie  ts  heisst,  800  Portugiesen  und 
12.000  eingeborene  Christen  ihren  Tod  fanden. 

Im  Jahre  1622  erschienen  zum  erstenmale  die  Hol- 
länder in  China  und  1637  die  Engländer  vor  Macao, 
wo  sie  den  Chinesen  die  erste  Niederlage  beibrachten. 
Die  Folge  war  die  Errichtung  von  Factoreien  der  ost- 
indischen Gesellschaft.  Die  weitere  Geschichte  des 
fremden  Handels  in  China  bis  in  unser  Jahrhundert  ist 
die  eines  fortwährenden  Kampfes  der  Kaufleute  gegen 
die  Ueberhebung  und  die  Erpressungen  der  chinesischen 
Beamten.  Canton  war  lange  der  einzige  Platz,  der  die 
Beziehungen  zwischen  China  und  dem  .Auslände  ver- 
mittelte. Alle  Vorstellungen  der  Mächte,  namentlich  der 
Engländer  durch  Entsendung  von  Gesandtschaften  an 
den  Kaiser  nach  Peking  blieben  ohne  Erfolg. 

Der  Uebermuth  der  Chinesen  gegenüber  den  fried- 
lichen Versuchen  der  Mächte,  die  Handelsbeziehungen 
zu  erweitern,  nahm  immer  mehr  zu,  bis  China  im  Jahre 
1839  von  England  der  Krieg  erklärt  wurde. 

Die  Engländer  erzielten  leichte  Erfolge,  eine  Reihe 
von  Städten,  darunter  Canton,  Shanghai  und  Ningpo 
wurden  eingenommen,  und  am  29.  August  1842  kam  in 
Nanking,  vor  welcher  Stadt  die  Engländer  bereits  standen, 
ein  Vertrag  zu  Stande.  Hongkong  rausste  den  Eng- 
ländern abgetreten  werden,  und  ausser  Canton  wurden 
die  Häfen  Amoy,  Fuchau,  Ningpo  sowie  Shanghai  für 
den  Handel  geöffnet  und  die  Errichtung  englischer  Con- 
sulate  daselbst  zugestanden.  Am  26.  Juni  1843  ^*™  '° 
Hongkong  der  erste  englisch- chinesische  Handelsvertrag 
zu  Stande,  in  welchem  für  61  Export-  itnd  48  Import- 
artikel feste  Zölle  vereinbart  wurden.  Im  Jahre  1844 
folgten  Verträge  mit  den  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika  und  Frankreich,  und  von  da  ab  datirt  der 
eigentliche  Beginn  geregelter  Handelsbeziehungen  zu 
China.  In  unbegreiflicher  Verblendung  buchte  sich  die 
chinesische  Regierung  den  Bestimmungen  der  Verträge 
zu  entziehen,  die  Fremden  wurden  als  Barbaren  be- 
handelt, die  Vertreter  der  Mächte  mit  Demüthigungen 
überhäuft,  die  Zustände  wurden  immer  unhaltbarer  und 
führten  neuerdings  zu  Feinseligkeiten.  Diesmal  schlössen 
sich  den  Engländern  die  Franzosen  an,  Canton  wurde 
erstürmt,  und  in  Tientsin  wurde  mit  Russland,  England, 
Frankreich  und  den  Vereinigten  Staaten  Verträge  ab- 
geschlossen, in  denen  sich  China  verpflichtete,  die  Häfen 
Niuchwang,  Tschifu.  Taiwan,  Swatau  und  Kiungchau 
gleichfalls  dem  Verkehre  freizugeben.  Neue,  dem  engli- 
schen und  amerikanischen  Gesandten  zugefügte  Beleidi- 
gungen, insbesondere  die  Weigerung  des  Kaisers,  sie  zu 
empfangen,  führten  abermals  zum  Kriege.  Am  i.  .August 
185  g  begann  der  Feldzug  und  schon  am  8.  October 
stand  die  englisch-französische  Armee  vor  Peking,  welches 
am  13.  capitulirte.  Am  24.  October  wurde  in  Peking 
der  englische  und  am  25.  der  französische  Vertrag  ab- 
geschlossen, der  die  Bestimmungen  der  vorjährigen  Ver- 
träge ratificirte.  Nur  mit  Mühe  und  unter  steten  Kämpfen 
konnten  bis  auf  die  heutige  Zeit  die  den  Fremden  ein- 
geräumten Rechte  gewahrt  werden.  China  hat  aus  seinen 
Niederlagen  keine  Lehre  gezogen.  Seine  Regierung  war 
auch  fernerhin  bemüht,  die  erzwungenen  Zugeständnisse 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


» 


durch  allerlei  Machinationen  zu  hintertreiben.  Endlich 
kam  der  chinesisch-japanische  Krieg  1893  mit  dem 
Frieden  von  Simonoseki,  in  welchem  die  vollständige 
Ohnmacht  Chinas  so  recht  zu  Tage  trat.  Angesichts  der 
ungeahnten  Hilflosigkeit  des  chinesischen  Reiches  hat 
der  Einfluss  der  fremden  Mächte  daselbst  unerwartet 
schnelle  Fortschritte  gemacht,  ihre  Politik  ist  eine 
energischere  geworden.  An  die  Stelle  endloser  diploma- 
tischer Verhandlungen  ist  die  Politik  der  vollendeten 
Thatsachen  getreten. 

Die  Forderungen  der  concurrirenden  Mächte  werden 
immer  grösser,  die  chinesische  Regierung  muss  in  ihrer 
Ohnmacht  jedes  Ultimatum  erfüllen,  und  so  beginnt  mit 
Riesenschritten  der  Abbröcklungsprocess.  Im  Norden 
schreitet  Russland  unaufhaltsam  vorwärts,  an  den  Küsten 
haben  sich  England  und  Deutschland  bereits  ihre  Inter- 
essensphären gesichert,  Frankreich  hat  sich  im  Süden 
festgesetzt,  Japan  will  bei  der  Theilung  auch  dabei  sein, 
und  in  jüngster  Zeit  trägt  sogar  Italien  Annexionsgelüste 
zur  Schau.  Das  politische  Schicksal  Chinas  ist  ent- 
schieden, es  wird  nur  hinausgeschoben  durch  die  Eifer- 
sucht der  Mächte. 

Damit  aber  verschwindet  keineswegs  die  wirthschaft- 
liche  Bedeutung  des  Landes.  Im  Gegeotheil,  je  rascher 
die  durchaus  corrumpirten  Verhältnisse  des  Landes, 
welches  sich  vollständig  in  den  Händen  eines  die  Be- 
völkerung in  gewissenloser  Weise  bedrückenden  und 
aussaugenden  Beamtenthums  befindet,  beseitigt  werden, 
desto  mächtiger  und  nachhaltiger  wird  der  Umschlag 
werden.  Gelangt  einmal  das  chinesische  Volk  zur  Er- 
kenntniss  seiner  traurigen  Lage  und  der  Mittel  zu  deren 
Beseitigung,  dann  wird  sich  die  Umwälzung  mit  seiner 
Mithilfe  unaufhaltsam  vollziehen  und  die  Consumfähig- 
keit  ganz  gewaltig  steigen. 

Dann  erst  wird  China  ein  ungeheueres  Absatzgebiet 
werden  für  die  Industrieerzeugnisse  Europas  und 
Amerikas.  Dann  werden  aber  auch  die  unermesslichen 
Schätze  werthvoUer  Metalle  und  Mineralien  gehoben 
werden,  welche  zu  heben  die  Bevölkerung  in  ihrer 
jetzigen  Lage  nicht  die  Kraft  und  die  Mittel  besitzt. 

In  welcher  Weise  das  Volk  von  tlen  einzelnen 
Provinzialregierungen  und  den  Beamten  ausgebeutet  wird, 
geht  schon  aus  der  enormen  Belastung  hervor,  welcher 
die  Waaren  auf  ihrem  Transporte  in  das  Innere  des 
Landes  ausgesetzt  werden.  Jede  Provinz  besitzt  nämlich 
an  allen  Verkehrswegen  in  verhältnissmässig  kurzen 
Distanzen  zahlreiche  Steuerstationen  —  sogenannte  Likin- 
stationen  —  welche  an  den  Meistbietenden  oder  einen 
Günstling  verpachtet  werden,  die  aus  dem  Privilegium 
so  viel  Capital  schlagen  als  möglich.  Die  verschiedene 
Höhe  dieser  Durchfuhrssteuer,  welche  wieder  für  grössere 
chinesische  Händler  geringer  ist  als  für  kleine,  weil  sie 
sich  durch  Erlag  einer  vereinbarten  Pauschalsumme  für 
ihre  sämmtlichen  Waarentransporte  von  der  Steuer  los- 
kaufen, macht  jede  Calculation  unmöglich  und  schliesst 
einen  stabilen  Handel  nach  dem  Innern  in  vielen  Er- 
zeugnissen vollständig  aus.  Darin  liegt  auch  der  Grund, 
weshalb  viele  Waaren  von  dem  Innern  des  Landes  ganz 
ferngehalten  werben. 

Nur  durch  die  »Anlage  von  neuen  Verkehrswegen  nach 
allen  Richtungen  des  Reiches  und  durch  Erlangung  der 
Freizügigkeit  für,  Fremde  können  die  hemmenden 
Schranken  durchbrochen  werden.  Das  haben  die  fremden 
Mächte  längst  erkannt  und  ihr  Hauptaugenmerk  auf  die 
Erlangung  von  Conessioncn  zur  Anlage  von  F^isenbahnen 
gerichtet.  Es  würde  zu  weit  führen,  die  einschlägigen 
Verhandlungen  dieser  Concessionen  in  ihren  Einzelheiten 
zu  besprechen.  Sicher  ist,  dass  die  Anlage  eines  ausge- 
dehnten Eisenbahnnetzes  in  das  Innere  des  Landes  nicht 
mehr  ein  blosser  Wunsch  ist,  sondern  zur  Thatsache 
werden  wird. 

Ausser  einer  kurzen  Eisenbahnstrecke,  welche  die 
Hauptstadt  des  Reiches,  Peking,  mit  Tientsin  und  Schau- 
Hai-Kwan  verbindet,  gibt  es  heute  in  China  noch  keine 


Bahn  von  grösserer  Bedeutung.  Dieser  Zustand  wird 
sich  aber  bald  ändern.  Kussland,  England,  Frankreich 
und  Deutschland  sind  bei  der  F^langung  von  Con- 
cessionen in  den  Wettbewerb  getreten,  und  einzelne  An- 
leihen für  den  Bau  projectirter  Linien  sind  sogar  bereits 
begeben.  Namentlich  die  beiden  ersten  .Mächte,  welche 
sich  bei  der  Anlage  neuer  Bahnen  in  China  V'Tnehmlich 
von  politischen  Rücksichten  leiten  lassen,  suchen  einander 
den  Vorrang  abzulaufen.  Es  bestehen  schon  eine  Anzahl 
von  Abkommen  mit  den  verschiedenen  Regierungen  zum 
Bau  einzelner  Strecken,  von  denen  das  russisch-chinesi- 
sche Abkommen  zur  Gründung  einer  chinesischen  Ost- 
bahngesellschaft zum  Zwecke  des  Baues  einer  1525  ji«a 
langen,  durch  die  nördliche  Mandschurei  zu  führenden  Bahn 
und  ein  weiteres  Abkommen  mit  Russland  zur  Verbin- 
dung des  Hafens  Talienwan  mit  der  transsibirischen  Bahn 
wohl  die  wichtigsten  sind.  Man  ersieht  hieraus,  dass 
jedes  einzelne  Land  bestrebt  ist,  neben  seinem  politi- 
schen auch  seinen  wirthschaftlichen  Einfluss  möglichst 
zu  wahren  und  zu  kräftigen,  zumal  deren  Handelsinter- 
essen schon  gegenwärtig  von  grosser  Bedeutung  sind.  In 
erster  Reihe  steht  Grossbritannien,  der  eigentliche 
Pionnier  für  den  eun  päischcn  Handel  nach  dem  Osten 
und  der  Hauptlieferant  für  die  grossen,  in  China  gang- 
baren Stapelartikel  der  WoU-  und  BaumwoUindustrie. 
Dann  folgen  Deutschland,  Frankreich,  die  Vereinigten 
Staaten    und    die  übrigen   europäischen  Industriestaaten. 

Die  Einfuhr  Chinas  hat  sich  in  den  letzten  zehn 
Jahren  veriioppelt.  Sie  belief  sich  1887  auf  102  Mil- 
lionen Taels  und  stieg  bis  i8g7  auf  202  Millionen. 
Nahezu  die  gleiche  Steigerung  ist  bei  der  Ausfuhr  zu 
beobachten.  Diese  bezifferte  sich  1887  auf  85  Millionen 
und  i8g7  auf  163  Millionen  Taels.  Die  wichtigsten 
Ausfuhrartikel  Chinas  bilden  Thee,  Seide,  Wolle,  Baum- 
wolle, Häute,  Felle,  Hanf,  Strohgeflechte,  Matten,  Borsten 
und  Federn. 

An  der  Ein-  und  Ausfuhr  Chinas  waren  die  ein- 
zelnen Länder  im  Jahre  1897  in  folgender  Weise  be- 
theiligt: 

In  der  Einfuhr. 

MUllon»  Tut« 

GrossbritannicD  mit 40 

Aus  verschiedenen  Staaten  über  Hongkong  .    .  90 

Ostindien 20 

Vereinigte  Staaten .    .  I2"4 

Russland yz 

Japan 2  2'5 

In  der  Ausfuhr. 

MillloneB  T**U 

Grossbritannien  mit 12 

Verschiedene  Staaten  über  Hongkong       .    ,    ,  60 

Vereinigte  Staaten    .  I7'8 

Festland  von  Europa  ohne  Roisland    .    .    ,    ,  258 

Russland 13-6 

Japan 166 

Unter  den  20  derzeit  dem  Verkehre  geöffneten  Häfen 
nimmt  Shanghai  den  ersten  Rang  ein  Die  Einfuhr  über 
diesen  Hafen  belitf  sich  1897  auf  132  Millionen  Taels, 
also  60  Percent  des  Gesammtimportes,  und  die  Ausfuhr 
auf  78  Millionen  oder  rund  50  Percent  des  Gesammt- 
exportes. 

Nach  den  wichtigsten  Waarengattungen  geordnet  zeigt 
die  Einfuhr  Chinas  folgendes  Bild:  Im  Jahre  1897  wurden 
importirt: 

Millionen  Ta«li 

Baumwollwaaren  für 43-3 

Raumwollgarnc 35-3 

WoUwaaren  4-8 

Anilinfarben 14 

M;ischinen 27 

Zündhölzchen 2      (daraater  für   1  8  aiu  Japan) 

/ncker  .  I0'2 

Petroleum 13*3 

In  Textilwaaren  macht  sich  ein  Zurückweichen  eng- 
lischer Fabricate  zu  Gunsten  der  amerikanischen  und 
japanischen  bemerkbar. 

f  lieber  die  Betheiligung  OtiUrrtich-Ungams  an  dem 
chinesischen  Handel  belehren  uns  folgende  Ziffern :  Nach 
den  Ausweisen    der    chinesischen    Seezollrerwaltung    er- 


80 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


reichte  der  Handelsverkehr  der  Monarchie  mit  China 
im  Jahre  1897  den  Gesammtbetrag  von  2'5  Millionen 
Taels,  wovon  i'g  Millionen  auf  den  Export  nach  China 
und  0'3  Millionen  auf  den  Import  aus  China  entfielen. 
Ebensowenig  wie  bei  Japan  kann  man  auch  hier  diese 
Ziffern  als  durchaus  zutreffend  bezeichnen,  da  es  ja  be- 
kannt ist,  dass  trotz  einer  directen  Schiffahrtsverbindung 
von  Triest  ein  nicht  unbedeutender  Theil  unseres  Ex- 
portes nach  dem  Osten  über  die  nördlichen  Häfen  geht, 
auf  fremden  Schiffc:n  verladen  und  daher  nicht  mehr  als 
österreichische  Provenienz  bezeichnet  wird.  Aber  selbst 
angenommen,  dass  sich  auf  diese  Calculation  hin  die 
österreichische  Ausfuhr  nach  China  um  die  Hälfte  obiger 
Summe  vergrössern  würde,  erscheint  sie  im  Vergleiche 
mit  den  Resultaten  anderer  Staaten  noch  immer  unbe- 
deutend. Sie  umfasst  hauptsächlich  (lablonzer  Artikel, 
Seife  und  Parfumerien,  Handschuhe,  Zündhölzchen,  Möbel 
aus  gebogenem  Holze,  Lama  Braids,  Emailgeschirr  und 
Quecksilber.  Doch  könnten  glatte  Tuche,  Zucker, 
Lampen  (im  Hinblicke  auf  die  steigende  Petroleum- 
einfuhr), gewisse  Seidenstoffe  und  mehrere  andere 
Artikel  bei  einiger  Anstrengung  und  Unternehmungs- 
lust der  betheiligten  Fabrikanten  in  China  einen  Markt 
gewinnen. 

Wie  in  Japan  so  muss  man  leider  auch  in  China 
das  Fehlen  nationaler  Firmen  beklagen.  Die  in  Shanghai 
domicilirenden  3 — 4  österreichischen  Kaufleute  und 
Agenten  können  nicht  in  die  Kategorie  von  Importeuren, 
wie  sie  die  anderen  Staaten  in  grosser  Anzahl  draussen 
zählen,  eingereiht  werden.  Die  bereits  versuchte,  und 
zwar  mit  Opfern  versuchte  Entsendung  von  Agenten 
nach  China  behufs  Etabliiung  wird  auch  in  der  Zukunft, 
falls  der  Versuch  wiederholt  wird,  geringen  Erfolg  haben, 
wenn  diese  Emissäre  nicht  mit  genügendem  Capital  ver- 
sehen, das  Importgeschäft  meist  direct  betreiben  können. 
Der  Geschäftsverkehr  in  China  ist  nämlich  ein  ganz 
eigenartiger,  von  den  Verhältnissen  anderer  Länder 
grundverschieden. 

Mit  den  chinesischen  Kaufleuten  —  und  es  gibt  deren 
sehr  grosse  —  werden  nur  sehr  wenige  directe  Ge- 
schäfte von  Europa  aus  gemacht.  Das  besorgen  die  in 
den  Hafenplät<en  etablirten,  zumeist  über  bedeutende 
Mitcfl  verfügenden  Importeure,  die  von  den  Chinesen 
Ordres  aufnehmen,  sie  nach  Europa  überschreiben,  die 
anlangenden  Waaren  in  ihre  Depots  beziehen  und  sie 
von  hier  aus  dem  chinesischen  Kaufmanne  nur  gegen 
Erlag  des  Gegenwerthes  ausfolgen.  Cieditgeschäfte  kennt 
man  nicht,  es  sei  denn,  dass  der  bei  jedem  Importeur 
bedienstete  Comprador  —  ein  Chinese  —  der  wieder 
das  Geschäft  zwischen  Landsleuten  und  seinem  Hause 
vermittelt,  die  Garantie  übernimmt. 

Der  chinesische  Kaufmann  ist  ein  ehrlicher  Geschäfts- 
mann, der  sein  gegebenes  Wort  hält,  und  es  gehört  zu 
den  grössten  Seltenheiten,  dass  er  den  Bezug  bestellter 
Waaren  verweigert.  Er  ist  ein  ebenso  tüchtiger  VVaaren- 
kenner  wie  ausgezeichneter  Rechner,  fleissig,  sparsam 
und  anspruchslos. 

So  sind  wir  denn  in  China  wie  in  ganz  Ostasien  auf 
den  Vertrieb  unserer  Erzeugnisse  zumeist  durch  fremde 
(deutsche  und  englische)  Firmen  angewiesen,  welche 
wohl  auch  unsere  Artikel  bei  Convenienz  kaufen.  Dass 
sie  ihnen  aber  jenes  warme  Interesse  zuwenden,  welches 
angeboren  und  anerzogen  ist,  ist  ausgeschlossen.  Der 
Grundsatz  im  kaufmännischen  Leben,  jene  Geschäfte  ab- 
zuschliessen,  welche  den  meisten  Gewinn  bringen,  lässt 
sich  nicht  beseitigen,  man  wendet  sich  aber  unter  gleichen 
Chancen  gewiss  denjenigen  Geschäften  zu,  welche  die 
grösste  Sicherheit  auf  glatte  Abwicklung,  prompte  Er- 
ledigung und  rasche  Ablieferung  bieten. 

Um  diese  Behauptung,  die  sich  vornehmlich  auf  das 
ostasiatische  Geschäft  bezieht,  zu  verstehen,  ist  es  noth- 
wendig,  dem  Verlaufe  der  Geschäfte  zu  folgen.  Sagen 
wir,  eine  deutsche  Firma  in  Hongkong  nimmt  von  einem 
chinesischen     Kaufmanne    einen    Limitauftrag    auf    und 


sendet  Muster  sammt  Preisen  und  Lieferungsfrist  an  das 
Hamburger  Stammhaus  zur  Placirung  und  telegraphischer 
Bestätigung  der  Annahme.  Die  Hamburger  Firma  oder 
der  Hamburger  Agent  tritt  an  eine  Reihe  von  Fabrikanten 
heran  und  ist  in  der  Lage,  innerhalb  weniger  Tage  die 
Annahme  der  Ordre  zu  kabeln.  Bei  der  Ablieferung  ist 
seine  Bank  da,  welche  bezahlt,  die  Schiffahrtsgesell- 
schaften, welche  rasche  Verbindungen  nach  dem  ( )sten 
unterhalten  und  die  verladene  Waare  innerhalb  ganz 
bestimmter,  im  Vorhinein  zu  berechnender  Zeit  am  Be- 
stellungsorte abliefern. 

In  Oesterreich  haben  wir  kein  Haus,  welches  in  China 
eine  Zweigniederlassung  besitzt,  entbehren  daher  des 
directen  kaufmännischen  Verkehres.  Eine  Ordre  über 
Hamburg  kommt  nur  dann  zu  uns,  wenn  sie  im  Aus- 
lande nicht  zu  placiren  ist,  unsere  Banken  sind  auf  das 
überseeische  Geschäft  nicht  eingerichtet  und  daher  difficil 
und  unsere  einzige  Schiffahrtsgesellschaft,  der  Lloyd 
fährt  einmal  im  Monate  und  dann  aber  langsam.  Er 
braucht  die  doppelte  Zeit  gegenüber  den  deutschen  und 
englischen  Linien.  Die  österreichischen  Fabrikanten  können 
daher,  selbst  wenn  sie  leistungsfähig  sind,  den  Anfor- 
derungen des  chinesischen  und  japanischen  Geschäftes 
nicht  nachkommen.  Zu  den  internen  Schwierigkeiten  der 
Fabrication  gesellen  sich  noch  solche,  die  ausserhalb  der 
Erzeugungssphäre  liegen.  Diese  Schwierigkeiten  hindern 
ihre  Unternehmungslust  und  schwächen  das  Interesse  an 
dem  Absätze  nach  überseeischen  Märkten.  Nichtsdesto- 
%veniger  ist  der  Vorwurf  der  Indolenz,  den  man  gegen 
sie  richtet,  ein  nicht  ganz  ungerechtfertigter.  Eines  der 
wichtigsten  Requisite  für  das  Exportgeschäft  ist  näm- 
lich die  Kenntniss  des  Marktes  und  seines  Bedarfes. 
Diese  kann  nur  durch  fachmännisches,  am  besten  per- 
sönhches  Studium  erlangt  werden.  Reisen  und  nochmals 
reisen  ist  daher  die  Hauptsache  für  den  Kaufmann  und 
für  den  Fabrikanten.  Persönliche  Anschauung  wirkt  ganz 
anders  als  selbst  die  beste  Berichterstattung  und  zeitigt 
auch  Erfolge  in  grossem  Style. 

In  Erkenntniss  des  hohen  Werthes  dieser  Grundlage 
für  den  Ausfuhrhandel  haben  in  den  letzten  Jahren 
England,  Deutschland,  Frankreich  und  Amerika  eigene, 
aus  Fachmännern  zusammengesetzte  Handelsmissionen 
nach  Ostasien  entsendet,  welche  monatelang  in  China 
und  Japan  ihren  Studien  oblagen,  Muster  sammelten, 
Einblick  in  die  zukünftige  Gestaltung  des  dortigen 
Handels  zu  gewinnen  suchten  und  dann  ihre  Erfahrungen 
in  der  Heimat  verwertheten,  indem  sie  dieselben  den 
zunächst  in  Betracht  kommenden  industriellen  und  kauf- 
männischen Kreisen  zugänglich  machten. 

Sämmtliche  dieser  Missionen,  deren  Veranstaltung  mit 
bedeutenden  Geldopfern  verbunden  war,  entsprangen 
privater  Initiative.  In  Frankreich  war  es  die  Handels- 
kammer in  Lyon,  in  England  die  in  Blackburn,  in 
Deutschland  die  Handelskammern  in  Bremen  und  Crefeld 
und  in  Amerika  das  Handels-Museum  in  Philadelphia, 
welche  die  Anregungen  gaben  und  im  Vereine  mit 
anderen  Kammern  oder  Institutionen  die  Mittel  zur 
Verfügung  stellten.  Das  auf  diese  Unternehmungen  ver- 
wandte Geld  wird  reichliche  Zinsen  bringen. 

Wenn  nun  schon  die  Handelskreise  der  Staaten, 
welche  auf  dem  ostasiatischen  Markte  bereits  festen  Fuss 
gefasst  haben,  solche  Anstrengungen  im  Interesse  der 
Erweiterung  ihres  Absatzes  machen,  sollten  auch  wir 
uns  endlich  rühren.  Es  ist  die  höchste  Zeit.  Da  helfen 
aber  nicht  vereinzelte  Versuche,  Alles  muss  zusammen- 
wirken, um  einen  nachhaltigen  Erfolg  zu  erzielen,  der 
Fabrikant,  der  Kaufmann,  die  Verkehrsanstalten  und  die 
Banken. 

Für  die  letzteren  dürfte  es  von  Interesse  sein,  den 
vorjährigen  Bericht  der  Hongkong  and  Shanghai  Banking 
Corporation  zu  lesen.  Der  Aufsichtsrath  constatirt  einen 
derart  günstigen  Abschluss,  wie  er  bis  dahin  noch  nicht 
zu  verzeichnen  war.  Neben  der  Vertheilung  der  üblichen 
Dividende    von    £   15    per    Actie    als    Gewinn    wurde 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


'^^im^ 


eine  Million  Dollars  dem  Reservefonds  zugeftihrt,  250.000 
Dollars  am  Gebäudeconto  abgeschrieben  und  376.000 
Dollars  auf  neue  Rechnung  vorgetragen. 

Die  mit  1 25  S  eingezahlten  Actien  verzeichnen  gegen- 
wärtig einen  Curs  von  390  S.  Neben  der  Hongkong 
und  Shanghai  lianking  Corporation  besitzt  England  noch 
eine  zweite  Hank  im  Osten,  die  Chartered  Bank  of 
India,  Australia  und  China.  Beide  haben  in  allen  grossen 
Handelsplätzen  ihre  Filialen.  Die  Deutsch-asiatische  Bank 
ist  in  Shanghai  und  in  einigen  nördlichen  Hafenplätzen 
etablirt,  Russland  ist  durch  die  Russisch  chinesische  Bank 
gleichfalls  an  mehreren  Plätzen  vertreten,  und  die  fran- 
zösischen Interessen  werden  durch  die  Banque  de  l'Indo- 
Chine  gewahrt. 

Die  Zahl  der  fremden  Kaufleute,  welche  in  abge- 
sonderten Districten  der  Städte  wohnen,  belief  sich  im 
Jahre  1872  auf  372,  im  Jahre  1891  auf  547  und  im 
Jahre  1896  schon  auf  672.  Davon  363  englische  und 
99  deutsche  Firmen.  Oesterrcicher  findet  man  in  China 
nur  in  sehr  geringer  Anzahl,  darunter  einzelne  in  guten 
Stellungen. 

Beraerkenswerth  ist  das  Entstehen  einer  Grossindu- 
strie in  China,  welche  zumeist  mit  europäischem  Capital 
ins  Leben  gerufen  und  durch  die  billigen  Arbeitslöhne 
wesentlich  gefördert  wird.  Dagegen  begegnet  die  Heran- 
bildung der  Chinesen  zu  Fabriksarbeitern  grossen 
Schwierigkeiten.  Zu  den  wichtigsten  industriellen  Eta- 
blissements, die  in  China  im  Betriebe  sind,  gehören  die 
Seidenfilituren  und  die  Baumwollspinnereien,  welche  das 
Rohmaterial  des  Landes  verarbeiten.  In  Mittelchina 
zählt  man  gegenwärtig  14  Baumwollspinnereien  mit 
250.000  Spindeln.  Shanghai  erhielt  in  neuerer  Zeit  eine 
Zundhölzchenfabrik,  welche  erfolgreich  mit  Japan  con- 
currirt,  eine  Cigarettenfabrik  und  eine  Albuminfabrik. 
Die  meisten  der  Fabriken  gehören  Engländern,  Deutschen 
oder  Amerikanern  und  stehen  unter  der  Leitung  von 
Ausländern. 

Der  den  Japanern  eigene  Unternehmungsgeist  ist  bei 
den  Chinesen  derzeit  wenigstens  noch  nicht  zu  finden. 
Sie  sind  dagegen,  wie  bereits  erwähnt,  tüchtige  Kauf 
leute,  welche  sich  nicht  allein  in  China  bewähren,  die 
man  vielmehr  auch  in  Singapore,  Niederländisch-Indien 
und  den  Inseln  findet. 

Es  gibt  Kenner  des  Landes,  welche  behaupten,  dass 
von  China  aus  den  Europäern  weit  grössere  Gefahren 
drohen  als  von  Japan.  Diese  Ansicht  stützt  sich  auf  die 
Vermuthung,  dass  die  Chinesen  einstens  auf  industriellem 
Gebiete  den  europäischen  Staaten  gewaltige  Concurrenz 
zu  machen  in  der  Lage  sein  werden.  Diese  Zeit  liegt 
auf  jeden  Fall  noch  in  weiter  Ferne,  vorläufig  ist  es 
unsere  .\ufgabe,  der  neuen  Gestaltung  der  Dinge  in 
China  nicht  ruhig  zuzusehen.  Vielleicht  erwacht  auch 
bei  uns  neben  der  bereits  aufilämmernden  Erkenntniss 
vom  Werthe  des  Exportes  der  Thatendrang  und  die 
Reiselust  namentlich  des  Kaufmannes.  Vielleicht  erstehen 
uns  in  den  Hörern  der  Fixportakademie  die  l'ionniere, 
deren  wir  so  nöthig  bedürfen.  Die  österreichische 
Industrie  stutzt  sich  nicht  wie  die  englische  und  deutsche 
auf  eine  Massenproduction.  Ihr  Flxport  kann  daher  auc  h 
nicht  ein  Massenexport  sein.  Immerhin  besitzen  wir 
aber  eine  Anzahl  leistungsfähiger  Industrien,  deren  Er- 
zeugnisse concurrenzfähig  sind,  aber  nur  dann,  wenn 
auch  ihr  Vertrieb  gewissermassen  mit  Liebe  gepflegt 
wird,  wenn  man  ihm  die  nöthige  Sorgfalt  angedeihen 
lässt.  Dabei  ergeben  sich  im  Anfange  gewisse  Schwierig- 
keiten, die  den  Fremden  abschrecken,  sich  mit  unseren 
Artikeln  zu  befassen.  Diese  Schwierigkeiten  zu  über- 
winden, ist  daher  Hauptaufgabe  des  ÖNterreichischen  Kauf- 
mannes im  Auslande,  und  zur  glücklichen  Lösung  dieser 
Aufgabe  müssen  die  Schüler  der  Exportakademie  heran- 
geb'.ldet  werden.  / 


DIE  FILIPINOS  ALS  HERRENlrBGENEN 
HAUSE. 

Eine  ethnographisch-politische  Studie  Ton  J^.  lilumentritl. 

Die  Philippiner  oder  —  wie  man  sie  jetzt  zu  be- 
nennen i)flegt  —  die  Filipinos  sind  .seit  Mai  und  Juni 
die  Herren  des  mittleren  und  nördlichen  Luzön,  «eit 
Ende  November  auch  die  Herren  der  ganzen  Insel  ge- 
worden so  wie  der  anliegenden  In.seln  Mindoro,  Marin- 
duque,  Tablas  u.  a.  m.,  welche  schon  im  Juni  sich  an 
Aguinaldo  angeschlossen  hatten.  Die  Bisayas  Inseln  will 
ich  erst  gar  nicht  in  den  Kreis  dieser  Beziehungen  herein- 
ziehen, weil  sie  erst  gegen  Ende  December  sich  der 
philippinischen  Republik  angliedern  konnten. 

Wenn    also    auch  dieser  noch  nicht  anerkannte  Staat 
nur    wenige  Monate    zählt,    so   genttgt  doch  auch  diese 
kurze   Spanne  Zeit,    um    die  Einrichtungen    und    seinen 
gesammten   modus  vivendi  ein  wenig  zu  prüfen  und  sich 
zu  fragen,  ob  dieses  raalayische  Staatengebilde  auch  eine 
Art  von  „Befähigungsnachweis"  zu  liefern  im  Stande  war. 
Ich    habe    von    einem    malayischen  Staatengebilde  ge- 
sprochen   und  das  darf  Niemandem  auffallen,    denn  die 
Malayen*)  bilden  nicht    nur    die    erdrückende   Majorität 
unter  der  Bevölkerung,  sondern  auch  unter  den  militäri- 
schen und  politischen  Führern  des  Aufstandes  von  1896 
sowie  der  philippinischen  Republik  von  heute.    Sie  und 
nächst   ihnen  die  (meist  chinesischen)  Mestizen  sind  die 
Träger  der  Unabhängigkeitsidee,  für  die  sie  den  letzten 
Blutstropfen  einsetzen  wollen  und  auch  einsetzen  werden, 
denn    für  sie  bedeutet  die  amerikanische  Annexion,    bei 
der   unter  den  Yankees  üblichen  socialen  Aechtung  der 
Farbigen,  die  dauernde  Entehrung  und  Knechtung  nicht 
nur    der    gegenwärtigen,    sondern    auch  der  zukünftigen 
Generationen.  Für  sie  kann  es  keine  andere  Wahl  geben, 
als    den    Kampf  mit  der    übermächtigen    amerikanischen 
Union     aufzunehmen.      Erliegen     sie     im    mehrjährigen 
Guerillakrieg,    so  harrt  ihrer  dasselbe  Ix)s,  als  wenn  sie 
heute  freiwillig  sich  unterwürfen,    während  sie  doch  bei 
Fortführung  des  Kampfes,  bei  dem  sie  an  dem  Tropen- 
klima   und    der   Trunksucht    der    .Amerikaner    tüchtige 
Bundesgenossen  besitzen,  auf  einen  endlichen  Sieg  hoffen, 
sei    es,    dass    bei    dem    drohenden  Zusammenpralle  der 
Colonialmächte  in  Ostasien  ihnen  fremde  Hilfe  beispringt, 
sei    es,    dass    in  Amerika    die   Ideen  Washington's    und 
Monroe's  über  den  Imperialismus  den  Sieg  davontragen. 
Die  Malayen  demnach  und  deren  Mischlinge  drücken 
dem    neuen,    nach  Anerkennung  ringenden  Staate  ihren 
Stempel    auf  und  rechtfertigen  demnach,    wenn  ich  von 
einem  malayischen  Staatengebilde  spreche.     Um  aber  im 
Voraus    alle    aus    dieser  Benennung    re.sultirenden  Miss- 
deutungen unmöglich  zu  machen,  erkläre  ich,  dass  weder 
die  philippinische  Republik,  noch  deren  Führer  und  An- 
hänger,   noch  die  farbige  Bevölkerung  überhaupt  irgend 
einen  Kastengeist  offenbaren  oder  die  winzige  Minorität 
der  Creolen    oder    eingeborenen  Spanier    an    die  Wand 
drücken    oder    auch    nur    ignoriren  wollen.      Im  Gesen- 
theile :  für  die  Philippiner  sind  alle  „Kasten  und  Farben" 
gleich  berechtigt  und  gleich  nebensächlich:    für  sie  gibt 
es    eben   nur  Filipinos,   und  die  Frage,    ob  ein  Filipino 
Malaye,    Mestize    oder    Creole    ist,    ist    in    politischen 
Fragen  für  sie  so  irrelevant,  wie  etwa  bei  uns  die  Frage, 
ob     ein    Minister    oder    Beamter    blaue    oder    schwarze 
.\ugen,  blondes  oder  dunkles  Haar,  Locken  oder  Glatze 
besässe.  Die  Creolen  spielen  nur  deshalb  keine  Rolle,  weil, 
abgesehen  von  ihrer  geringen  Zahl,  sie  zu  wenig  energisch 
und    viel    zu    sehr  opportunistisch  gesinnt  sind.     Es  ist 
dies    eine    für    den  Kenner  des  I..andes  ganz  natürliche 
Erscheinung,    denn  seit   1820  ruhte  der  Verdacht  sepa- 
ratistischer   Verschwörungen     immer     ger.ide    auf    den 
Creolen ;  rührte  es  sich  irgendwo  im  I>ande,  so  mussten 
es    immer    die  Creolen    büssen,    da    man  .Malayen    und 
Mestizen  für  unfähig  hielt,  selbständige  Politik  zu  treiben. 

<)   NalBrllch   liarf  mwi   da    uicht  aa  Mdayka  voa  d«a  SckU««  uad  4*r 
Cnttanlnfe  d«r  JkT«&er  deDk«n. 


82 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Da  somit  über  den  Creolen  immer  das  Damokles- 
schwert der  Verbannung,  Cotifiscation  ihres  Vermögens 
u.  s.  w.  hing,  wurde  ihrem  Charakter  etwas  Aengst- 
liches  und  Unentschlossenes  eingeprägt :  Vorsicht  und 
die  Besorgniss  sich,  und  die  Seinen  nicht  zu  compro- 
mittiren,  sind  dem  Creolen  förmlich  angeboren.  Eine 
solche  Kaste  kann  in  Verhältnissen,  wo  Energie  die 
erste  Rolle  spielt  und  wo  es  heisst  „Farbe  bekennen", 
zu  keinem  Ansehen  es  bringen.  Natürlich  gibt  es  auch 
Creolen,  die  an  Patriotismus  und  unzweideutiger  Ent- 
schlossenheit sich  von  keinem  farbigen  Filipino  über- 
treffen lassen,  aber  sie  bilden  eine  sehr  kleine  Minder 
zahl  unter  ihren  Stammesgenossen 

Es  ist  nun  gewiss  interessant  zu  verfolgen,  wie 
diese  uns  ganz  fremde  Rasse  sich  häuslich  eingerichtet 
hat,  und  wir  wollen  bei  der  Untersuchung  dieser  Frage 
gleich  mit  dem  Katipunan-Aufstande  von  1896  be- 
ginnen. 

Anfangs  waren  die  Aufständischen  bestrebt,  sich 
nur  militärisch  zu  organisiren,  später  proclamirten  sie 
zwar  eine  Republik,  aber  das  war  nur  eine  Aushilfs- 
formel für  die  Zeit  des  Kampfes,  denn  im  Frühlinge 
und  Sommer  1897  tauchten  Vorschläge  auf,  die  Mon- 
archie zu  proclamiren.  Und  diese  Vorschläge  nahmen 
sogar  concrete  Form  an  ;  man  glaubte  am  ehesten  die 
Anerkennung  von  Seiten  Spaniens  zu  erhalten  und  dem 
Mutterlande  zum  Danke  einen  Dienst  zu  erweisen,  wenn 
man  folgenden  Gedanken  aufgriff :  das  spanische  Mutter- 
land ist  beständig  von  dem  Carlismus  bedroht,  Don 
Carlos  selbst  aber  hat  keine  grosse  Aussicht,  in  Madrid 
als  Sieger  einzuziehen.  Wäre  da  in  der  Philippinenfrage 
nicht  ein  Ausweg  zu  finden,  eine  Lösung,  durch  welche 
Spanien  von  der  Gefahr  eines  Bürgerkrieges  für  immer 
befreit  und  der  Prätendent  aus  einem  König  im  Exil 
ein  wirklicher  König  würde  ?  Die  Lösung  sollte  folgende 
sein  :  Don  Carlos  verzichtet  für  sich  und  seine  Nach- 
kommen auf  die  spanische  Königskrone  und  wird  dafür 
König  der  Philippinen,  sein  Sohn  Don  Jaime  vermählt 
sich  mit  der  älteren  Schwester  des  Königs  Alfonso  XIII., 
so  dass  dann  auch  die  künftigen  Könige  der  Philippinen 
das  Blut  Alfonso  XII.  und  der  Königin-Regentin  in 
ihren  Adern  führten.  Ein  Schutz-  und  Trutzbündniss 
zwischen  Spanien  und  dem  von  ihm  abgetretenen  König- 
reich der  Philippinen  sollte  die  Bande  zwischen  dem 
ehemaligen  Mutterlande  und  seiner  Ex-Colonie  fester 
knüpfen  als  die  bisherige  Zwingherrschaft. 

Ob  diese  Vorschläge  zur  Kenntniss  der  hohen 
Persönlichkeiten  gelangten,  deren  Zustimmung  vor  allem 
Anderen  nothwendig  war,  weiss  ich  nicht.  Ich  weiss 
nur,  dass  diese  Erwägungen  im  philippinischen  Separa- 
tisten- und  Emigrantenlager  gepflogen  und  dann  als  un- 
durchführbar bezeichnet  worden  waren. 

Es  blieb  also  bei  der  republikanischen  Staatsform 
bis  zum  Frieden  von  Biak-na-batö,  in  welchem  sich  die 
Aufständischen  den  Spaniern  unterwarfen. 

Die  neue  philippinische  Republik,  welche  der  von 
den  Amerikanern  nach  Cavite  gebrachte  Aguinaldo  (pro- 
visorisch) proclamirte,  erhielt  im  Juni  1898  eine  Art 
von  Interimsverfassung,  welche  auf  der  Gemeindeauto- 
nomie beruhte,  also  auf  einer  gewissermaassen  nationalen 
Institution,  denn  die  Gemeinde  bildete  bei  den  alten 
Philippinern  die  Einheit,  grössere  Staaten  entstanden 
dadurch,  dass  mehrere  Gemeinden  sich  zu  einem  ge- 
meinsamen Zweck  verbanden,  oder  dass  ein  mächtiger 
Fürst  sich  die  Häupter  der  benachbarten  Gemeinden 
lehnspflichtig  machte. 

Nach  dieser  „Constitution  von  Cavite",  die  bis  zum 
Zusammentritt  der  Nationalversammlung  in  Kraft  bleiben 
sollte  und  auch  blieb,  sollten  für  jede  Gemeinde  aus 
dem  Plenum  des  Stadtrathes  drei  Delegirte  gewählt 
werden,  je  einer  für  Justiz,  politische  Verwaltung  und 
Rentwesen.  Die  Bürgermeister  einer  Provinz  erwählen 
den  Gouverneur  und  drei  Provinzräthe.  Diese  Provinz- 
gouverneure   erwählen   je    nach  der  Grösse  der  Provinz 


1—3  Delegirte,  welche  den  Congreso  revolucionario 
bildeten,  der  dem  Präsidenten  Aguinaldo  zur  Seite 
stand. 

Am  6.  August  1898  theilte  von  Bakoor  aus 
Aguinaldo  den  ausländischen  Regierungen  die  Gründung 
des  philippinischen  Freistaates  mit. 

Im  September  wurde  die  constituirende  National- 
versammlung nach  Malolos  einberufen,  zu  welcher  nicht 
nur  die  ordnungsgemäss  gewählten  Deputirten  der  schon 
befreiten  Provinzen,  sondern  auch  Delegirte  jener  Land- 
schaften und  Inseln  erschienen  waren,  die,  wie  die 
Bisayas,  mit  den  Spaniern  noch  im  Kampfe  um  ihre 
Unabhängigkeit  sich  befanden. 

Diese  Nationalversammlung  erklärte  am  29.  Sep- 
tember unter  grosser  Begeisterung  die  Philippinen  als 
eine  freie,  unabhängige  Republik  und  wählte  Aguinaldo 
zum  Präsidenten  derselben.  Dieser  hatte  sich  mit  der 
Stellung  eines  Generalissimus  begnügen  wollen,  die 
Präsidentenwürde  trug  er  dem  berühmtesten  Advocaten 
Manilas,  Professor  Cayetano  Arellano  an.  Dieser  Vor- 
schlag zeugt  von  der  Mässigung  und  dem  klugen  Takte 
des  philippinischen  Bolivar :  er  wollte  damit  jenen  Theil 
der  Philippiner,  der  erst  nach  der  Capitulation  Manilas  sich 
der  Unabhängigkeitspartei  angeschlossen  hatte,  enger  an 
sich  fesseln.  Die  sogenannten  „Ricachones"  (wir  würden 
sagen :  die  „Geldsäcke")  von  Manila  hatten  sich  der  Revolu- 
tion bisher  nicht  angeschlossen,  theils  aus  Furcht,  theils  auch, 
weil  von  dem  Plebejeraufstande  des  Katipunan  her,  die 
Revolutionäre  einen  viel  zu  demokratischen  Geruch  für 
diese  feinen  Nasen  besas'^en,  theils,  weil  Spanien,  trotz 
alle  und  alledem,  was  es  an  den  Philippinen  und  den 
Philippinern  gefrevelt,  wie  jede  mehrhundertjährige  Herr- 
schaft doch  noch  über  einen  Haufen  loyaler  Anhänger 
gebot.  Erst  nach  der  Capitulation  Manilas,  als  Jeder 
einsehen  musste,  die  spanische  Herrschaft  sei  für  immer 
verloren,  begann  der  Zulauf  der  bisher  spanisch  ge- 
sinnten oder  neutralen  Filipinos  nach  Bakoor  und 
Malolos,  um  Aguinaldo  und  der  Republik  zu  huldigen  : 
Alles  was  die  Philippinen  an  glänzenden  Namen  aufzu- 
weisen haben,  all  die  Vertreter  des  Reichthums,  des 
Handels,  der  Aristokratie,  die  königlich  spanischen 
Officiere  a.  D.,  alle  diese,  mit  höchst  vereinzelten  Aus- 
nahmen, betheiligten  sich  an  diesen  Huldigungszügen. 

Dieser  Massenübertritt  von  angesehenen  Leuten,  die 
der  Bewegung  bisher  feindlich  gesinnt  oder  passiv 
gegenübergestanden  waren,  konnte,  wenn  man  Analogien 
aus  dem  Abfall  der  spanisch-amerikanischen  Colonien 
nimmt,  den  Philippinern  gefährlich  werden.  In  Amerika 
sind  nämlich  dadurch,  dass  die  Landeskinder,  welche 
an  dem  Befreiungskriege  sich  nicht  betheiligt,  nach  voll- 
zogener Befreiung  die  Früchte  des  Sieges  jenen  ent- 
reissen  wollten,  die  in  langjährigen  Kämpfen  ihre  Haut 
zu  Markte  getragen  und  ihr  Hab  und  Gut  eingebüsst 
hatten,  jene  langwierigen  Bürgerkriege  entstanden,  die 
dann  den  Hispano-Amerikanern  sozusagen  zum  Bedürf- 
niss  geworden  sind. 

Diejenigen,  welche  am  Katipunan-Aufstande  sich  be- 
theiligt oder  in  der  Zeit  vom  4.  Mai  bis  13.  August 
1898  sich  Aguinaldo  angeschlossen  hatten,  nannte  man 
die  „Revolucionarios".  Unter  diesen  fanden  sich  seit 
Juni  1898  auch  sehr  viele  Söhne  wohlhabender  und  an- 
gesehener Familien  ein,  aber  mit  dem  Glänze  der  Namen, 
die  unter  jenen  Spätlingen  der  Republik  brillirten, 
konnten  sie  sich  doch  nicht  brüsten.  Und  diese  „jüng- 
sten" Republikaner  konnten  doch  nicht  ohne  Amt  und 
Würden  bleiben ;  man  musste  schon  deshalb  solche 
(freilich  unausgesprochene)  Ansprüche  befriedigen,  weil 
gerade  diese  Banquiers,  Grosskaufleute,  Advocaten  u.  s.  w. 
in  den  ausländischen  Handelskreisen  sehr  gut  bekannt 
und  respectirt  waren :  nahm  man  sie  in  den  Schoss  der 
Regierung  auf,  so  that  man  einen  Schritt,  der  nur  dazu 
beitragen  konnte,  im  Auslande  mehr  Vertrauen  zu  der 
philippinischen  Regierung  zu  wecken.  Wie  aber  da  vor- 
gehen, ohne  nicht  die  natürliche  Eifersucht  der  Revolu- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FOR  DEN  ORIENT. 


cionarios  zu  wecken?  Aguinaldo  und  seine  Ratbgeber 
lösten  diese  gefährlich  werdende  Frage  in  einer  sehr 
glücklichen  Weise:  die  militärischen  Aemter  bliebenden 
Kevolucionarios,  diejenigen  Civilämter,  die  von  der  Re- 
gierung im  Ernennungswege  zu  besetzen  waren,  den 
erst  im  Spätsommer  übertretenen  Filipinos  vorbehalten 
Diese  Lösung  befriedigte  die  Ansprüche  beider  Theile 
und  trug  nur  dazu  bei,  dass  alle  Unterschiede  zwischen 
den  Filipinos  schwanden. 

Als  daher  Aguinaldo  dem  Don  Cayetano  Arellano  die 
l'räsidentenwürde  antrug,  so  handelte  er  ganz  im  Sinne 
jener  'l'heilung  der  militärischen  und  civilen  Gewalten. 
Arellano  ist  der  berühmteste  Advocat  und  Rechtslehrer  der 
Philippinen,  er  war  oft  als  Heirath  den  Regierungsbehörden 
beigezogen  worden,  er  war  Rechtsanwalt  und  Vertreter 
des  Ordensclerus,  der  unter  der  spanischen  Flagge 
eigentlich  selbst  das  Land  beherrscht  hatte.  Es  war 
also  auch  sonst  klug,  einem  Manne  von  solchem  Prestige 
das  oberste  Staatsamt  anzuvertrauen.  Aber  Arellano 
schlug  aus,  da  er  es  für  wichtiger  hielt,  dem  Auslande 
zu  zeigen,  dass  Aguinaldo  das  Vertrauen  aller  Filipinos 
und  nicht  allein  jenes  der  Revolucionarios  genösse.  So 
blieb  Aguinaldo  Chef  des  philippinischen  Staates, 
Arellano  übernahm  aber  die  Leitung  des  diplomatischen 
Departements  im  Ministerrathe. 

Die  constituirende  Nationalversammlung  setzte  in- 
zwischen die  Berathung  der  Grundrechte  fort,  die  ruhig 
und  glatt  vor  sich  ging,  bis  die  Frage  über  das  Ver- 
hältniss  zwischen  Kirche  und  Staat  etwas  mehr  Leben 
in  das  Parlament  brachte.  Die  Regierung  hatte  vor- 
geschlagen, dass  die  katholische  Kirche  als  Staatskirche 
bestimmt,  und  dass  statt  Religionsfreiheit  nur  Duldung 
anderer  Religionen  eingeführt  werden  sollte.  Gegen  diesen 
Vorschlag  wendete  sich  eine  immer  mehr  anschwellende 
Opposition.  Man  brachte  gegen  den  Regierungsentwurf 
nicht  nur  alle  jene  Gegengründe  vor,  welche  bei  den 
Liberalen  und  Radicalen  geläufig  sind,  sondern  hinter 
den  Coulissen  wurde  darauf  hingewiesen,  dass  die  Ver- 
einigten Staaten  daheim  die  freie  Kirche  im  freien  Staate 
besässen  und  demnach  eine  Anerkennung  der  philippi- 
nischen Unabhängigkeit  durch  die  Union  leichter  zu  erzielen 
"äre,  wenn  auf  kirchlichem  (Jebiete  bei  Yankees  und 
Philippinern  gleiche  Einrichtungen  existirten.  Andere 
Hedenken  wurden  dadurch  verscheucht,  dass  man  auf 
den  Vatican  wies,  der  ganz  auf  Seite  der  Union  trotz 
deren  „freier  Kirche  im  freien  Staate'-  stünde,  während 
die  katholischen  Philippiner,  bloss  weil  selbe  gegen  die 
.Mönchsherrschaft  sich  gekehrt,  vom  heiligen  Vater  gar 
nicht  gehört  würden.  Uebrigens  trug  auch  die  Furcht 
vor  e  aer  Wiederkehr  der  Mönchsherrschatt  dazu  bei, 
dass  schliesslich  der  Regierungsentwurf  fiel  und  mit 
ihm  auch  das  erste  Ministerium  der  Republik,  das  end- 
lich von  dem  Cabinet  des  gewandten  und  energischen 
Mabi'ni  abgelöst  wurde. 

Da  über  das  Weitere  noch  keine  detaillirten  Nach- 
richten vorliegen,  so  wollen  wir  uns  nur  noch  mit  der 
Frage  beschäftigen,  wie  die  Verwaltungsmaschine  fungirt. 
Die  Antwort  lautet,  dass  mit  Ausnahme  des  Postwesens 
.Mies  klapi)t,  es  geht  wenigstens  in  diesem  jungen  Staate 
iler  Regierungsapparat  nicht  schlechter  als  unter  der 
spanischen  Herrschaft.  Der  Grund  dieser  überraschenden 
Erscheinung  ist  in  Folgendem  zu  suchen :  Die  spanischen 
Beamten  blieben  nie  lange  auf  ihrem  Posten,  nicht  nur 
brachte  jeder  neue  Ministerwechsel  ilen  activen  Beamten 
die  Disponibilität  (,,Cesantia-'),  auch  während  der  Function 
eines  Ministeriums  wurde  mancher  Beamte  zu  Diensten 
gestellt  („Cesante").  weil  in  Madri<l  sein  Gönner  ge- 
storben war  oder  seinen  Flinfluss  im  Ministerium  oder 
im  Parlamente  verloren  hatte.  Da  die  Philippinen  natur- 
gemäss  andere  Gesetze  und  Einrichtungen  besässen  als 
das  Mutterland,  so  wäre  auch  für  einen  mit  Vorkennt- 
nissen und  regem  Pflichgefuhle  ausgestatteten  Beamten, 
es  eine  schwierige  Sache  gewesen,  sich  in  den  neuen 
Verhältnissen  auszukennen,  ganz   abgesehen  davon,  dass 


er  bei  dem  directen  Verkehre  mit  den  niederen  Classen 
immer  eines  Dolmetschen  bedurfte,  denn  nur  die  höheren 
Classen  sind  des  Spanischen  mächtig  (Manila  und  einige 
grössere  Handelsplätze  aufgenommen).  Nun  verdanken 
aber  sehr  viele,  wenn  nicht  die  meisten  spanischen 
Beamten  ihre  An;.tellung  weder  ihren  Studien,  noch  ihren 
Kenntnissen,  sondern  die  Bcamtenstcllen  in  den  Colooien 
waren  der  Lohn,  den  das  Ministerium  seinen  Anhängern 
ucid  deren  Parasiten  auszahlte.  Diese  I^ute  kamen  daher 
ohne  Vorstudien  und  ohne  Vorkenntnisse  ins  I.And, 
gaben  sich  auch  keine  besondere  Mühe,  dies  nachzuholen, 
sie  hielten  das  für  überflüssig,  denn  erstens  wollten  sie 
den  Aufenthalt  im  Archipel  nur  zum  Anlegen  von  Er- 
sparnissen verwenden,  und  zweitens  waren  in  allen 
Kanzleien  eine  Menge  eingeborener  Schreiber  und  Mani- 
pulationsbeamten da,  die  alle  Bureaugeschäfte  kraft  ihrer 
langjährigen  Praxis  glatt  erledigten,  der  spanische  Beamte 
brauchte  nur  zu  unterschreiben.  Selbst  höhere  Beamte 
der  Gericht>höfe  mussten  in  verzwickten  Fällen  sich  bei 
eingeborenen  Juristen  Rath  holen,  weil  sie  bei  der  kurzen 
Dauer  des  Aufenthaltes  im  Lande  beim  besten  Willen 
nicht  alle  nöthigen  Kenntnisse  erwerben  konnten.  So  hat 
der  erwähnte  Advocat  Professor  Dr.  Cayetano  Arellano 
beim  höchsten  Tribunale  Manilas  manchem  Gerichtsrathe 
aus  Verlegenheiten  geholfen. 

Indem  also  die  Regierung  der  philippinischen  Republik 
die  Aemter  denjenigen  auch  formell  übertrug,  die  factisch 
selbe  schon  unter  der  spanischen  Herrschaft  ausgeübt 
hatten,  sicherte  sie  sich  einen  Stab  bereits  routinirter 
Amtspersonen  für  die  Durchführung  aller  Verwaltungs- 
tnaassregeln ;  es  hat  sich  eben  in  den  Aemtern  nichts 
Anderes  geändert,  als  dass  kein  Spanier  mehr  dasitzt. 

Es  erscheint  demnach  das  Misstrauen,  welches  die 
Amerikaner  und  zum  Theile  auch  gewisse  europäische 
Kreise  in  die  „Regierungsfähigkeit"  der  Filipinos  setzen, 
ein  ganz  und  gar  nicht  gerechtfertigtes.  Schon  die 
Disciplin  und  die  stramme  Einigkeit,  welche  die  Fi- 
lipinos im  Katipunan-Aufstande  imd  im  jetzigen  Kr  ege 
offenbart  haben,  spricht  für  deren  Befähigung,  die  Ge- 
schicke ihres  eigenen  Vaterlandes  selbst  leiten  zu  können. 
Wenn  noch  im  September  und  October  die  europäischen 
Kaufleute  die  Annexion  vorzogen,  so  konnte  das  damit 
gei  echtfertigt  werden,  dass  sie  meinten,  bei  Proclamirung 
der  Annexion  würden  die  Filipinos  feige  auseinander- 
laufen. Jetzt  werden  sie  wohl  anders  denken.  Selbst  wenn 
die  philippinische  Regierung  sich  unterwürfe,  das  Volk 
unterwirl't  sich  nicht,  und  ein  jahrelang  währender  Krieg 
wird  den  Amerikanern  Gelegenheit  geben ,  jene  Er- 
fahrungen zu  sammeln,  die  Spanien  auf  Cuba  gesammelt 
hat. 


ENGLAND  UND  RUSSLAND  IN  AFGHANISTAN. 

Von  Zeit  zu  Zeit  erleuchtet  irgend  eine  Nachricht 
das  Dunkel,  welches  den  erbitterten,  aber  geräuschlosen 
Kampf  umgibt,  den  Russland  und  England  in  Mittel- 
asien führen.  Das  Endziel  ist  des  Streites  werth ;  handelt 
es  sich  doch  nicht  allein  um  jene  unermesslichen  Ge- 
biete, welche  sich  von  den  kleinasiatischen  b';s  lu  den 
chinesi-schen  Grenzen,  vom  Kaukasus  bis  zum  Hindu- 
kusch ausdehnen,  sondern  um  die  Herrschaft  in  Indien. 
Diesesmal,  schreibt  der  Berliner  „Export",  ist  es  die 
Eröffnung  der  russischen  Eisenbahnlinie  von  Merw  nach 
Kuschk,  unmittelbar  vor  Afghanistan,  welche  Russland 
vor  F^ngland  einen  Vorsprung  gibt  und  die  Machtver- 
hältnisse in  jenem  „Pufferstaat",  welcher  dem  baldigen 
Ableben  des  Emirs  Abdurrhaman  und  einem  Thron- 
folgekampf entgegensieht,  wesentlich  verschieben  wird. 

Afghanistan  ist  d.as  I.and,  um  das  sich  der  Wett- 
kämpf  der  beiden  asiatischen  Rivalen  dreht.  Im  Nordeti 
dieses  Staates  hat  Russland  durch  .Ausdehnung  seines 
Machtbereiches  über  Buchara  im  Jahre  1868,  Sarafschan 
mit  Samarkand  in  demselben  Jahre,  Ferghana  (Kokand) 
im  Jahre  1876,  Chiwa  im  Nordwesten  1873  ^'^  -•Vfgl»- 


34 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


nistan  so  weit  genähert,  dass  es  1873  zur  Occupiimig 
von  Darwas  und  1884/85  zur  Besitzergreifung  des  Ce- 
bietes  von  Merw  schreiten  konnte,  damit  also,  nicht 
ohne  kriegerische  Maassnahmen,  die  ersten  eigenthchen 
Gebietstheile  von  Afghanistan  im  Norden  an  sich  reissend. 
Der  von  1886- — 1888  erfolgte  Bau  der  transkaspischen 
Eisenbahn,  die,  den  Amu  Darja,  Tschardtschui  über- 
schreitend, bis  Samarkand  fortgesetzt  wurde,  sichert 
Russland  eine  vorzügliche  strategische  Operationsbasis, 
von  der  aus  namentlich  die  vorgeschobene  Position  von 
Merw,  die  Harat  unmittelbar  bedroht,  ausgenützt  werden 
kann.  Im  äussersten  Osten  von  Afghanistan  hat  Russ- 
land sich  dann  die  Parairgebiete  durch  das  Vorschieben 
von  friedhchen  Expeditionen,  d.  h.  stärkeren  Militär- 
colonnen,  zu  sichern  begonnen,  und  wenn  auch  hier  ein 
Theil  derselben,  die  Districte  von  Reschan,  Schungan 
und  Warchan,  zur  Zeit  noch  als  streitig  angesehen  wird, 
so  dürfte  dies  nach  einiger  Dauer  doch  einfach  mit 
einer  definitiven  russischen  Besitzergreifung  enden.  Damit 
hat  Russland  dann  den  Kamm  des  Hindukuschgebirges, 
den  unmittelbaren  Zutritt  in  das  obere  Thal  des  Indus, 
erreicht,  ein  Ziel,  dem  Russland  bekanntlich  seit  Jahr- 
zehnten beharrlich  zustrebt. 

Der  Emir  von  Afghanistan  sah  diese  ihm  von  Russ- 
land drohende  Gefahr  gut  ein  und  schloss  sich  immer 
enger  an  England  an.  In  den  Engländern  erblickte  der 
Emir  seine  natürlichen  Bundesgenossen,  welche  ihn  vor 
dem  Vordringen  Russlands  schützen  sollten  und  denen 
es  an  der  Erhaltung  Afghanistans  als  eines  Bollwerkes 
zur  Vertheidigung  Indiens  viel  gelegen  ist.  Zwischen 
England  und  Afghanistan  entwickelten  sich  freundschaft- 
liche Beziehungen,  und  die  Engländer  übten  in  Kabul 
einen  sanften  Druck  auf  den  Emir  aus.  Die  weiteren 
Ereignisse  aber,  namentlich  das  Vordringen  Russlands 
im  Pamir,  störten  das  gute  Einvernehmen  zwischen 
England  und  Afghanistan  und  brachten  zwischen  ihnen 
eine  Spannung  hervor. 

Am  Anfang  der  Achtzigerjahre  galt  bei  den  indischen 
Staatsmännern  als  unerschütterliches  Dogma  der  Satz, 
Indien  müsse  bei  Herat  vertheidigt  werden ;  diese  west- 
liche Grenzstadt  Afghanistans  sei  als  der  Schlüssel  zum 
indischen  Reiche  zu  betrachten.  An  der  Spitze  der  eng- 
lischen Regierung  stand  damals  Gladstone.  Dem  An- 
sturm der  öffentlichen  Meinung,  welche  eine  energische 
Machtentfaltung  an  der  russisch-afghanischen  Grenze 
verlangte,  begegnete  der  liberale  Staatsmann  zunächst 
mit  temporisirender  Gelassenheit.  Dann  erfolgten  lang- 
wierige Verhandlungen  mit  Russland  über  die  De- 
marcationslinie,  welche  schliesslich  Herat  in  afghanischem 
Besitze  Hessen.  Damit  der  „Schlüssel"  besser  vertheidigt 
werden  könne,  legte  man  von  Indien  aus  eine  strategi- 
sche Eisenbahn  nach  Kandahar  an  und  schloss  mit  dem 
Emir  Abdurrharaan  ein  Bündniss,  laut  welchen  dieser 
sich  vei  pflichtete,  zur  Vertheidigung  gegen  Russland 
eine  starke  bewafl&iete  Macht  aufzustellen,  insbesondere 
Herat  mit  einer  gegen  jede  Ueberraschung  sichernden 
Garnison  zu  versehen.  Dafür  erhielt  der  Emir  Waffen 
und  Munition,  ein  paar  Batterien,  Kanonen  neuester 
Construction  und  viele  tausend  Hinterlader.  Unter  diesen 
Bedingungen  war  Abdurrhaman  Englands  „Alliirter"  ge- 
worden; wenn  man  die  Turkmenengrenze  als  das  einzige 
Einfallsthor  betrachtet,  war  der  „Pufferstaat"  in  höchster 
Vollkommenheit  hergestellt. 

Dieser  Zustand  der  Dinge  änderte  sich  vor  einigen 
Jahren.  Von  Herat  wurde  immer  weniger  gesprochen, 
die  Schlüsseleigenschaft  fand  in  den  Kreisen  der  indi- 
schen Politiker  mehr  Zweifler  als  Gläubiger.  Die  Pamirs 
waren  in  Sicht  gekommen.  Es  erhellte,  dass,  sobald 
festgestellt  war,  dass  über  das  ,,Dach  der  Welt"  gangbare 
Wege  führten,  eine  russische  Expedition  weit  rascher 
und  leichter  von  dort  her  in  das  indische  Kaschmir 
vordringen  könnte,  als  dies  an  irgend  einem  Punkte  von 
Afghanistan  aus  in  das  britische  Imperium  möglich  war. 
Mit. Eifer  rüstete  man  im  nordischen  Gebirgslande,    um 


der  Gefahr  rechtzeitig  und  nachdrücklich  zu  begegnen 
Silgit  im  Punathale  wurde  zu  einem  grossen  Waffen- 
platte  umgewandelt,  von  dort  aus  die  Thalfürsten  zur 
Botraässigkeit  gezwungen  und  durch  Subsidien  für  die 
von  ihnen  geforderten   Dienste  willig  gemacht. 

Um  die  alsbald  entstandenen  Conflicte  mit  Afgha- 
nistan zu  schlichten,  gelang  es  der  englischen  Regierung, 
im  Jahre  1 893  den  Diplomaten  Sir  Mortimer  Durand 
nach  Kabul  abzuschicken  und  mit  dem  Emir  einen  Ver- 
trag abzuschliessen.  Durch  diesen  Vertrag  hat  England 
alle  seine  Ziele,  welchen  es  in  Afghanistan  zustrebte, 
erreicht.  Diese  Ziele  waren :  die  Herstellung  einer  un- 
zweifelhaften und  anerkannten  Grenze  zwischen  Afgha- 
nistan und  Russland,  die  dauernde  Herstellung  der  eng- 
lischen Oberherrschaft  in  demjenigen  Theile  des  eng- 
lisch-afghanischen Zwischenlandes  (Borderland),  dessen 
nominale  Abhängigkeit  von  dem  Emir  bei  thatsächlicher 
Selbständigkeit  und  dessen  fortwährende  innere  Kämpfe 
eine  stete  Bedrohung  der  Beziehungen  zwischen  .Afgha- 
nistan und  England  bildeten,  und  endlich  die  Stärkung 
der  internen  Stellung  des  Emirs. 

Bis  zur  allerletzten  Zeit  hielt  der  Emir  fest  an  Eng- 
land und  bewies  seine  Treue  durch  die  Unterstützung 
der  englischen  Grenzkriege  im  Nordwesten  Indiens. 

Die  Eröffnung  der  Kuschkeisenbahn  gibt  aber  Russ- 
land in  Afghanistan  entschieden  das  Uebergewicht.  Der 
Kuschkposten  liegt  312  Werst  (ä  10667  m)  südlich  von 
Merw  aln  Kuschkflusse  und  100  Werst  von  Tasch- 
Kepri,  dem  Orte  der  Schlacht  vom  18.  März  1885. 
Dieser  befestigte  Posten  befindet  sich  8  Werst  vom 
afghanischen  Posten  Kara-Tepe  und  140  Werst  von 
Herat  am  Wege  zu  dem  Urdewan-  und  Steng-Kotel-Pass. 
Der  neue  Eisenbahnweg  führt  von  Merw  durch  das 
Irrigationsterrain  der  Merw'schen  Tekinzen,  umgeht  den 
Damm  von  Kanschut-Chan-Bent,  nähert  sich  dem  Wäld- 
chen von  Talschatan-Baba  am  Murgab  und  führt  längs 
des  linken  Murgabufers  weiter.  Sodann  durchschneidet 
die  Linie  das  Irrigationsterrain  von  Hatansk  westlich 
vom  grossen  Canal.  Beim  Damm  von  Kasynlybent  geht 
die  Linie  wiederum  längs  des  linken  Murgabufers,  sodann 
zum  linken  Kuschkufer,  an  der  Stelle,  wo  der  Fluss 
sich  mit  dem  Murgab  vereinigt,  passirt  die  Wasser- 
leitung von  Tasch-Kepri  und  geht  zum  rechten 
Kuschkufer  über,  8  Werst  oberhalb  Tasch  Kepri.  Am 
rechten  Ufer  des  Kuschk  führt  die  Linie  durch  das 
Uktscha-Kaj-Wäldchen,  Mor  Kola  Gons  Chan  und 
Tschenien-i-Bid,  durch  die  russische  Ansiedlung  „Alexe- 
jewskoje"  bis  zum  Kuschkposten,  dem  Endpunkte  der 
Merw — Kuschk-Eisenbahn.  Die  Gesammtlänge  der  Bahn 
beträgt  etwa  330  Werst.  Durch  diese  neue  Bahn  rückt 
somit  Russland  ganz  an  Afghanistan  heran  und  befindet 
sich  in  unmittelbarer  Nähe  von  Herat,  wohin  es  mit 
grosser  Leichtigkeit  Truppen    transportiren  kann. 

Der  leidende  Zustand  des  Emirs  macht  die  Lage  in 
Afghanistan  verwickelt.  In  Afghanistan  sind  die  Thron- 
wechsel herkömmlicherweise  von  inneren  Kriegen  be- 
gleitet, und  im  vorliegenden  Falle  wird  es  nicht  an 
Prätendenten  und  Prätendentenfamilien  fehlen.  Die  riva 
lisirenden  Mächte,  Russland  und  England,  werden  sicher- 
lich das  diplomatische  Intriguen spiel  bei  der  Thronfolge- 
frage anfangen. 


CHRONIK. 

Asien. 

Arabien.  Die  türkischen  Truppen  erringen  in  Jemen 
neue  Erfolge  über  die  Aufständischen.  Sie  erfechten 
einen  entscheidenden  Sieg  über  den  Stamm  Beni  Kaab 
und  nehmen  deren  Stellungen  ein.  Eine  Truiipenabtheiluug 
verfolgt  die  Meschraks,  die  die  Bevölkerung  der  Ort- 
schaft Ab  bedrohten,  zerstreut  die  Aufständischen  und 
besetzt  Ab.  Aufständische,  die  das  Gebiet  von  Dschibane 
beunruhigten,  unterliegen  im  Kampf  mit  einer  Gendarmerie- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


» 


Abtheilung.  In  den  Districten  Biladeleschref  und  Benikelib 
nehmen  und  besetzen  die  türkischen  Truppen  zehn  Ort- 
schaften und  einen  befestigten  Ort,  die  sich  in  der  Ge- 
walt der  Aufständischen  befanden.  —  Der  Sultan  von 
Oman  verpachtet  an  Frankreich  Bender-Jissar,  fünf 
Meilen  von  Maskat,  als  Kohlenstation,  wird  aber  durch 
die  Vorstellungen  und  IJrohungen  der  Engländer  ge- 
zwungen, diese  Abtretung  zu  widerrufen.  —  In  Dscheddah 
wird  der  Au.sbruch    der    Pest   amtlich  bekannt  gemacht. 

Persun.  Die  seit  sechzehn  Jahren  zwischen  Italien 
und  Persien  schwebende  Affaire  Cousonno  wird  durch 
ein  von  König  Oakar  von  Schweden  gewähltes  Schieds- 
gericht, das  die  Forderungen  Italiens  für  unberechtigt 
erklärt  und  Persien  völlig  entlastet,  beigelegt. 

Afghanistan.  Unter  den  Eingeborenen  verbreitet  sich 
das  Gerücht,  dass  der  F^mir  von  Afghanistan  gestorben 
sei;  dies  soll  sich  nicht  bestätigen. 

Indien.  Die  Truppen  der  Garnison  von  Edwardesabad 
gerathen  mit  Räubern  in  Kampf,  wobei  beide  Theile 
Verluste  erleiden.  —  In  Karatschi  bricht  von  Neuem 
die  Pest  aus.  In  den  Goldfeldern  von  Süd-Kolar  nimmt 
die  Pest  zu  und  gewinnt  an  Ausdehnung.  In  Calcutta 
kommen  vereinzelte  Pestfälie  vor. 

China.  Bei  Talienwan  findet  ein  Zusammensto-ss 
zwischen  Russen  und  Chinesen  statt,  bei  welchem 
hundert  Chinesen  getödtet  werden ;  der  Vorfall  wird 
auf  das  willkürliche  Vorgehen  der  Russen  zurückgeführt, 
die  das  Recht  der  Einhebung  der  Grundsteuer  bean- 
spruchen und  dadurch  die  im  Vertrage  über  Port- 
Arthur  gewährleisteten  Hoheitsrechte  Chinas  antasten. 
Die  Kaiserin-Witwe  weist  das  Tsungliyamen  an,  gegen 
das  unerhöite  Vorgehen  der  Russen  in  den  schärfsten 
Ausdrücken  zu  protestiren.  —  In  Tientsin  werden 
mehrere  Deutsche  beschimpft  und  thätlich  angegriffen, 
so  dass  sie  sich  flüchten  müssen.  —  Die  Bauten  für 
die  neue  Eisenbahn  bei  Paotingfu,  130  km  südwestlich 
von  Peking,  werden  von  2co  Chinesen  angegriffen ; 
diese  zerstören  einen  Theil  des  Materials  und  versuchen, 
Theile  der  Brücke  fortzuschleppen.  Die  Ortspolizei  zeigt 
sich  gegenüber  der  Schaar  machtlos.  —  Nach  Kweiyang, 
der  Hauptstadt  der  Provinz  Kweitschau,  soll  eine  franzö- 
sische Expedition  unterwegs  sein.  —  Das  Tsungliyamen 
genehmigt  die  F>öffnung  von  Nanningfu  als  Vertragshafen, 
was  von  den  Handelsleuten  von  Cantun  für  nothwendig 
gehalten  worden  war,  um  die  Erschliessung  des  West- 
tlusses  vollständig  zu  machen. 

Sumatra.  Tuku-Umar,  der  Führer  der  Atschinesen, 
wird  im  Kampfe  bei  Melabuh  schwer  verwundet,  stirbt 
auf  der  Flucht  und  wird  in  Pasirmogat  begraben. 

Philippinen.  Die  auf  der  Insel  Negros  gefangen  ge- 
haltenen Officiere  und  Soldaten  werden  in  Freiheit  ge- 
setzt, und  die  Verhandlungen  wegen  F"reilassung  der 
Gefangenen  von  Iloilo  dauern  fort.  Aguinaldo  bietet  die 
Freilassung  der  spanischen  Gefangenen  gegen  ein  Löse- 
geld von  500.000  Dollar  und  die  Auslieferung  der 
Spanien  gehörigen  Geschütze  und  Gewehre  an;  die 
spanische  Regierung  lehnt  das  Anerbieten  ab  und  bietet 
500.000  Dollar,  wogegen  die  Philippiner  700.000  Dollar 
verlangen  Die  Aufständischen  unternehmen  einen  all- 
gemeinen Angriff  auf  Manila,  werden  aber  von  den 
Amerikanern  mit  schweren  Verlusten  auf  beiden  Seiten 
völlig  zurückgedrängt.  Aguinaldo  veröffentlicht  einen 
Aufruf,  worin  er  den  Amerikanern  den  Krieg  erklärt. 
General  Miller  wird  angewiesen,  die  Aufständischen  zur 
Räumung  der  Stadt  und  der  Forts  von  Iloilo  aufzu- 
fordern. Die  Amerikaner  nehmen  Iloilo  nach  einer  Be- 
schiessung  durch  die  F'lotte  und  halten  es  besetzt;  die 
Aufständischen  setzen  vor  ihrem  Abzug  die  Stadt  in 
Brand,  wobei  alle  Consulate  und  vier  Fünftel  der  Häuser 
zerstört  werden.  Auch  Malabon  wird  von  den  Amerikanern 
genommen.  Die  amerikanische  Regierung  beschliesst. 
über  ilie  gesammten  Philippinen  schleunigst  die  Juris- 
diction auszudehnen.  Vertrauensmänner  der  Eingeborenen 
der  Insel  Negros    erklären  dem  General  Otis,    dass    die 


Bevölkerung  der  Insel  Cebu  bereit  sei,  die  amerikanische 
Herrschaft  anzuerkennen.  Die  amerikanische  Flotte 
nimmt  Cebu  ohne  Widerstand  ein,  und  dort  wird  die 
amerikanische  Flagge  gehisst.  Auf  Negros  und  Cebu 
sollen  die  Dinge  gut  stehen.  In  einer  neuen  Proclamation 
erklärt  Aguinaldo,  dass  die  Philippiner  zur  Behauptung 
ihrer  Unabhängigkeit  Alles  aufopfern  und  dass  sie  eher 
sterben  werden,  als  die  amerikanische  Herrschaft  zu  er- 
dulden. Die  Aufständischen  versuchen,  Manila  in  Brand 
zu  stecken,  und  legen  an  verschiedenen  Stellen  der  Stadt 
Feuer  an;  die  amerikanischen  Truppen  werden  vi  n  den 
Häusern  aus  beschossen  und  die  Löschmannschaften  am 
Eingreifen  gehindert  Allenthalben  finden  vereinzelte 
Angriffe  von  Aufständischen  auf  Amerikaner  statt,  doch 
werden  sie  von  diesen  erfolgreich  zurückgeschlagen.  Der 
Kampf  zwischen  den  Amerikanern  und  den  Tagalen  um 
Manila  dauert  fast  ununterbrochen  fort;  die  Auf- 
ständischen besitzen'  innerhalb  der  Stadt  mächtige  Hilfe, 
und  es  kommt  öfters  zu  Strassenkämpfen.  Die  Tagalen 
umgeben  die  Stadt  von  allen  Seiten. 

Afrika. 

Algier.  Unter  den  Kabylen  der  Gegend  von  Setil 
macht  sich  eine  ungewöhnliche  Aufregung  (antisemitischen 
Charakters)  bemerkbar;  auf  der  Strasse  zwischen  Oned- 
scheb  und  Saint-Aruaud  überfallen  Kabylen  Kaufleute, 
und  es  kommt  zu  einer  argen  Schlägerei,  wobei  auch 
mehrere  Europäer  verwundet  werden.  Auch  jüdische 
Kaufläden  werden  von  den  Kabylen  geplündert. 

Marokko.  Die  Truppen  des  Sultans  erringen  an  den 
Abhängen  des  Atlasgebirges  einen  Sieg  über  die  Auf- 
ständischen. Es  gelingt,  den  Scheich  Uld  Hlima,  der 
vierzehnmal  die  Truppen  des  Sultans  geschlagen  hat, 
durch  Verrath  seiner  Verwandten  in  einen  Hinterhalt 
zu  locken,  wo  er  mit  einer  Anzahl  seiner  treuesten  An- 
hänger nach  tapferer  Gegenwehr  erschlagen  wird.  Trotz 
dieses  Erfolges  der  Regierungstnippen  soll  der  Aufstand 
nun  auch  die  Provinz  Entifa  ergriffen  haben,  und  es 
wurden  weitere  Truppen  abgesandt,  um  ihn  niederzu- 
schlagen. 

Aegypten.  Die  ägyptische  Regierung  richtet  ein  Rund- 
schreiben an  die  Mächte  mit  dem  Anerbieten,  die  ge- 
mischten Gerichtshöfe  nach  Schluss  der  laufenden  Amts- 
dauer auf  weitere  fünf  Jahre  bestehen  zu  lassen.  —  Der 
Herzog  von  Connaught  legt  den  Grundstein  zu  einem 
neuen  Nildamme,  der  dessen  Wasserstand  auf  einer 
Strecke  von  225  km  erhöhen  soll. 

Abessynien.  Ras  Makonnen  begleitet  Ras  Mangascha 
zu  Menelik,  um  hierauf  zurückzukehren  und  die  Herr- 
schaft in  Tigre  zu  übernehmen.  König  Menelik  bemächtigt 
sich  des  Ras  Mangascha  und  kehrt  mit  Leontiew  nach 
Adis  Abeba  zurück. 

Senegambien.  Samory  schifft  sich  mit  seinem  Gefolge 
in  Dakar  nach  dem  Congo  ein. 

Franziisische  S<'maliküsU.  Auf  der  Eisenbahnlinie  von 
Dschibuti  nach  Harrar  wird  eine  Baracke  von  Ein- 
geborenen überfallen  und  werden  sechs  Europäer  ge- 
tödtet. 

Aegyptischer  Sudan.  Eine  fliegende  Colonne  des  Obersten 
Kitchener  findet  auf  einem  .\ufklärungsmarsche  den 
Khalifen  in  fester  Stellung  am  Ufer  des  Scherkela-Sees, 
zieht  sich  aber  zurück,  ohne  sich  in  einen  Kampf  ein- 
zulassen. Der  Khalifa  rückt  mit  zahlreichen  Anhängern 
gegen  Norden  vor  und  beunruhigt  die  Araber  durch 
kühne  Raubzüge.  Der  Derwisc:hführer  Taichi  ist  an  der 
Spitze  von  ib.oc)  Mann  gegen  Omdurman  im  Vor- 
marsch begriffen.  Britische  Truppenabtheilungen  werden 
den  Nil  hinaufgesandt.  —  Die  Mission  Marchand  ist  den 
Sobatfluss  stromaufwärts  gefahren,  in  Itcop  (?)  bei  bestem 
Wohlsein  eingetroffen  und  setzt,  nachdem  sie  dort  die 
Fahrzeuge  zurückgelassen  hat,  auf  dem  Landwege  den 
Marsch  nach  Adis  Abeba  fort. 

Liberia.  Die  Republik  Liberia  soll  rasch  ihrem  Ver- 
falle  entgegen  gehen    und    der    Zusammenbruch    unaus- 


S6 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRtp-T  FÜR  DEN  ORIENT. 


bleiblich  scheinen.    —    Die  Goras  sollen  gedroht  haben, 
die  Ortschaften  an  der  britischen  Grenze  anzugreifen. 

Britisch  -  Westafrika.  Der  Insurgentenfuhrer  Bai  Bureh 
wird  von  Karene  nach  Freetown  gebracht  und  hier 
intemirt. 

Congostaat.  Die  Nachrichten  über  Baron  Dhanis  lauten 
beruhigend.  Seit  der  Einnahme  von  Kalambarre  durch 
die  Meuterer  ist  kein  weiteres  Vordringen  der  Ein- 
geborenen zu  verzeichnen.  Dhanis  greift  mit  1200  Mann 
den  Feind  in  Kalambarre  an  und  erobert  es  wieder; 
die  Aufständischen  werden  auf  der  Flucht  verfolgt  und 
geschlagen,  doch  ist  ihre  Niederlage  keine  entscheidende. 
Major  Lothaire  schlägt  den  menschenfresserischen  Stamm 
der  Budschas  vollständig,  und  deren  Häuptlinge  er- 
klären sich  nach  dem  Kampfe  bereit,  sich  zu  unter- 
werfen ;  es  finden  Besprechungen  wegen  des  Friedens 
statt.  —  Die  Telegraphenlinie  von  Borna  nach  dem 
Innern  ist  bis  zur  Mündung  des  Kassai  in  den  Congo 
fertiggestellt. 

Südafrikanische  Republik.  In  Middelburg  tritt  die 
Bubonenpest  auf,  und  die  Regierung  ergreift  die 
schärfsten  Maassregeln,  um  die  Zulassung  von  aus  Asien 
direct  oder  über  Mauritius  und  Madagaskar  kommenden 
Reisenden  einzuschränken. 

Madagaskar.  In  Tamatave  tritt  die  Pest  nur  noch 
vereinzelt  auf  In  den  Häfen  von  Madagaskar  werden 
Ueberwachungsmaassnahmen  für  Provenienzen  von  der 
Insel  Mauritius  getroffen,  von  der  mehrere  pestver- 
dächtige Erkrankungen  gemeldet  werden.  —  Die  ent- 
thronte Königin  von  Madagaskar,  Ranavalo,  wird  in 
Algier  intemirt  und  ihr  eine  Jahresrente  von  24.000  Frs. 
ausgesetzt. 

Australien. 

Die  Premierminister  sämmtlicher  australischen  Staaten, 
d  e  in  Melbourne  zu  einer  Conferenz  zusammen  getreten 
sind,  gelangen  einstimmig  zur  Lösung  aller  Streitfragen, 
welche  dem  Zustandekommen  einer  Föderation  der 
australischen  Staaten  bisher  noch  entgegengestanden, 
womit    die    Föderation    thatsächlich   gesichert  erscheint. 

Samoa.  Die  Plünderungen  werden  fortgesetzt.  Ein 
Theil  der  Gefolgschaft  Mataafa's  wird  von  den  An- 
hängern Tanu  Mahetoa's  in  den  Wald  verjagt.  VVeitere 
Kämpfe  stehen  in  Aussicht.  Mataafa  verhaftet  wieder  die 
früher  zu  Geldstrafen  verurtheilten  und  freigelassenen 
Gefangenen.  Die  verbannten  Häuptlinge  der  Malietoa- 
Partei  landen  in  Cagopaga  (?),  da  der  Schooner,  auf 
welchem  sie  fortgeschafft  wurden,  wegen  ungünstigen 
Windes  die  Fahrt  nicht  fortsetzen  kann.  Die  Eingeborenen 
von  Tutuila  begrüssen  sie  und  suchen  sich  des  an  Bord 
des  Schiffes  befindlichen  Sohnes  Mataafa's  zu  bemäch- 
tigen. Der  Capitän  segelt  jedoch  ab  und  vereitelt  auf 
diese  Weise  den  Anschlag. 

Britisch-Neuguinea.  Die  Papua  auf  dem  ,.New  Track" 
haben  sich  empört  und  leisten  der  Polizei  erfolgreichen 
Widerstand.  Besonders  zu  fürchten  sind  die  Udavalla- 
Stäijime,  die  der  Polizeitruppe  das  gesammte  Gepäck 
und  den  Proviantvorrath  abgenommen  haben.  Unter  den 
Goldgräbern  wüthet  das  Fieber,  das  viele  Eingeborene 
und  Weisse  hinrafft. 


MISCELLEN. 

Tsintau.  Einem  der  „Köln.  Ztg."  zur  Verfügung  gestellten 
Briefe  des  Bergingenieurs  Michaelis  vom  9.  December  1898, 
e  nes  Mannes,  der  China  durch  mehr  als  20jähr'gen  Aufenthalt 
und  bergmännische  Thätigkeit  genau  kennt  und  zuletzt  im  Auf- 
trage des  Köln-Hamburger  Shantungsyndicals  das  Hinterland 
der  deutschen  Colonie  untersucht  hat,  entnehmen  wir  folgende 
Schilderung  Tsintaus,  der  zukünftigen  Hauptstadt  Deutsch- 
Chinas: 

Bald  nach  der  Eröffnung  Tsintaus  kam  eine  Menge  von 
Leuten  hieher,  die  glaubten,  sich  in  kurzer  Zeit  durch  Gross- 
handel mit  den  Chinesen,  Anlegung  von  Fahr  ken  u.  dgl.  be- 
reichern zu  können.  Da  aber  in  Tsintau  Handel  so  gut  wie 
noch    nicht    vorhanden    ist,    so    sahen  sich  diese  Leute  in  ihren 


Erwartungen    recht     getäuscht.     Da    sie    gezwungen    waren,     in 
elenden  chinesischen  Hütten  zu  leben,    und    an  die  klimatischen 
Verhältnisse  nicht  gewöhnt  waren,  so  fanden  sie  Alles  abscheulich, 
und  es  entstand  ein  allgemeines  Klagen.     Dies  wurde  von  stoff- 
bedürftigen Reisenden,    die    nach    einem    achttägigen   Aufenthalt 
ganz  China    zu    kennen    glaubten,    begierig    aufgegriffen    und  in 
bekannter  Weise  derii  deutschen  Pubicum  als  baare  Münze  auf- 
getischt.     Die  Regierung    war    natürlich    an    allem    schuld    und 
hatte  womöglich  sogar  die  Fliegen    und    Mosquitos    verbrochen. 
Alle     diese  Berichte    sind     sehr    übertrieben.      Das     Klima    von 
Tsintau     ist    das    des     nördlichen     China,     d.  h.  der  Sommer  ist 
warm  und  feucht,  der   Winter  kalt  und  trocken.    Schroffer  Tem- 
peraturwechsel ist  nicht  selten   und,  dann    hat  man   sich  mit  der 
Bekleidung  vorzusehen.     Beschwerlich    sind  aber  nur  die  beiden 
Monate  der  Regenzeit,  Juli  und  August,  in  denen  eine  drückende 
Wärme  herrscht,  und  im  Winter  die  Tage,  an  denen  ein  schnei- 
dender   Nordwind    weht.     Alle    übrigen     Monate    sind    wunder- 
schön; so  haben  wir  z.   B.  jetzt  im   December    noch  fortwährend 
prachtvolle  sonnige  Tage,    wie    man    sie  sich  in  Deutschland  im 
Mai  nicht  besser  wünschen  kann.     Man  hat  das  Klima  hier  un- 
gesund genannt.    Es  liegen  ja  auch  eine  Anzahl  Soldaten  (unter 
den   Civilisten  scheinen    Krankheiten    viel    weniger    aufzutreten) 
Jirank     im   Lazareth.     Aber    Fieber    und     Dysenterie     herrschen 
überall  im   nördlichen  China,    und  dass  diese  Krankheiten  unter 
einer    nicht    acclimatisirten    Bevölkerung     in      einer     neuen    Co- 
lon e  stärker    auftreten     als  bei  uns  zu  Hause,  ist  doch  wah'lich 
kein   Wunder,    namentlich    wenn    die    Leute,    wie    das    bei    den 
Deutschen    zuweilen    der  Fall    ist,    viel  Bier    trinken    und  nicht 
richtig    sich    zu    kleiden    und     zu    leben    verstehen.     Die    Stadt 
Tsintau,  d.h.   die  Stadt,   d'e  erst  entstehen  soll,  hat  eine  pracht- 
volle Lage  mit  herrlicher  Rnndsicht  auf  den  mit  Inseln  bedeckten 
Ocean  und  die  umliegenden  Gebi'ge    Der  Stadtplan  ist  gut  und 
zweckmässig  von  dem  Bauinspector    Cromsch    ausgearbeitet,    die 
vielen  Fehler,    an    denen    andere    europäische   Anlagen   'n  China 
kranken,  sind  glücklich  vermieden.     Oestlich    vom   Brückenlager 
sind  die  Lagerhäuser  in  der  Nähe  von  Strand  und  Bahnhof  geplant, 
die  Güter    sollen    ihnen    durch    einen    eigenen  Strang  zugeführt 
werden.     Die    eigentliche  Wohnstadt    liegt     nach     Osten     hinter 
einem    gegen  die  kalten  Nordwinde    schützenden   Gebirgsrücken. 
Eine    ausgedehnte  Canalisation,    die    zum  Theil    schon  vollendet 
ist,  sorgt  für  die  Entwä'^serung,  breite  Strassen    für  die  Lüftung 
der    Stadt.     Alle     Arbeiten     sind     schnell    und    gut     aufgeführt 
worden,  namentlich  wenn  man  die  geringe  Zahl  von  technischen 
Beamten  berücksichtigt,    die  hier  beschäftigt  waren.     Man  hätte 
vielleicht  ein  bis    zwei   M"nate    früher    mit    dem    Bau    beginnen 
können,  wenn  man   eine   grössere  Anzahl   von   Technikern   hieher 
geschickt    hätte,    aber    das    kostet  Geld.      Versäumt    ist  bis  jetzt 
meiner  Meinung    nach    n'chls,     und    dass  man  die   Bauerlaubniss 
nicht  eher  ertheilt    hat,    als    bis  der  endgiltige  Stadtplan  festge- 
stellt war,  wird  der  zukünftigen  Stadt  nur  zum  Wohle  gereichen. 
Allenfalls    halte    man    mit    dem    Bau    eines  Gasthofes,'  der  hier 
dringendes    Bedürfniss     war,    eine    Ausnahme    machen    können. 
Jetzt    herrscht    überall    eine    rege  Bauthätigkeit.     Hunderte  von 
Chinesen    sind    an     den   Canalisations-    und    Strassenanlagen    be- 
schäftigt, und  hie  und  da  steigen  schon  Häuser  und  Lagerhäuser 
in  die  Höhe.     Ein    grosser  Gasthof    von  70  m    Front    ist  eben- 
falls im   Bau  begriffen    und    wird  wahrscheinlich    schon  vor    der 
Regenzeit  unter  Dach  k  immtn      Vielfach  wird  darüber  geklagt, 
dass  die  Verwaltung  zu  kleinl  ch   und  bureaukratisch    sei.      Was 
früher    davon    richtig    war,    kann    ich  nicht  beurtheilen,    da  ich 
nicht    hier    war.     Ich   weiss    aber,    dass    man    gegenwärtig    den 
kaufmännischen    Kreisen    in    jeder  Weise     entgegenkommt,    und 
dass  man  jetzt  durchans    keine  Ursache    hat,    sich    zu  beklagen. 
Die  Entwicklung    Tsintaus    hängt    ganz    und    gar  von  dem   Bau 
der    Eisenbahn    ab.     Das    nördliche  China    besitzt     nur     wenige 
schiffbare    Ströme    im   Gegensatz    zum    mittleren    und    südlichen 
China    und  Tsintau     keinen     einzigen.      Ohne    Eisenbahn    bleibt 
Tsintau  eine  Flottenstation      Erst    durch    die  Eisenbahn   werden 
die  fruchtbaren,  dichtbevölkerten  Gegenden  am  unteren  Hoangho 
erschlossen  und  ihre   F' Zeugnisse    in    den    neuen    Hafenplatz  ge- 
lenkt,   beziehungsweise    die  Erzeugnis.se   Europas    in    d  e^en  Ge- 
genden verbreitet  werden.    Erst  nach   Vollendung  der  Eisenbahn 
wird    sich    der  Grosshandel    hieher    ziehen.     Tsintau    ist    ausser 
Tientsin  der  einzige  Hafenplatz  im  nördlichen   China,    von    dem 
aus  das  Hinterland  von  Shantung  auf  die  kürzeste  Weise  erreicht 
werden    kann.     Tientsin    aber    besitzt    einen     schlechten    Hafen, 
der    im  Winter    durch    Eis    gesperrt    ist,    während    Tsintau    das 
ganze  Jahr  hindurch  von   den  grössten  Schiffen  angelaufen  werden 
kann. 


LITERATUR. 

Auf  der  offlclellen  Festfahrt  zur  Einweihung  der  Erlöser- 
kirche in  Jerusalem.  (Von  G.  Freiherrn  v.  Scher' -Thos.  Breslau, 
Rom  1899,  8'  78  S.)  —  „Zwanglose  Reisebriefe'',  geschrieben 
für  die  .Schlesische  Zeitung",  die  sich  recht  angenehm  lesen. 
Für  den  Fachmann  bieten  sie  jedoch  wenig  Interesse ;  höchstens 
mag  angemerkt  werden,  dass  die  syrisch-p.ilästinischen  Bahnen 
sich  für  den  kolossalen  Fremdenandrang  anlässlich  der  Kaiser- 
reise ungenügenil  vorbereitet  zeigten  und  dass  die  Geldwechsler 
von  Jaffa  alles  Kleingeld  im  Vorhinein  aufgekauft  hatten,  um 
desto  sicherer  Geschäfte   'U  machen.  Prof.  Dr.  R.  Sieger..    , 


Vcranlwortllcber  Bedactear:  B.  T.  KOBSSLBR. 


CH.  KEISSBR  fc  M.  WERTHNBR,  WUiN. 


OESTERREICHISCHE 


^flimtesdirift  für  öm  #rimt. 

I        •      — •  -        -  il    ■!■■  I        II  III  ■!     I  I    ■!!        ■      ■     MMiWI^IW        I      II  IW^^    Bll^^ 

KXV.  jAHROANo.  WIEN,  MÄRZ  1899.  N».  3  BKii.AaK. 


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Auszug  aus  dem  Fahrplane  der  Personenzüge. 


Ankunft  in  Wien: 

6.40  Früh  (Postzug):  Triest,  Rom,  Mailand,  Venedig,  Görz ;  Pola, 
Agram,  Budapest  {via  Pragerhof);  Arco,  Innsbruck,  Klagenfurt, 
Wolfs berg  (via  Marburg) ;  Luttenberg,  Köflacb,Wies ;  Stainz,  Leoben. 

8.53  Früh  (Personenzug):  Kanizsa,  Bosniscb-Brod,  Esaegg;  Pakräcz- 
Lipik,  Agram,  Budapest  (via  Oedeuburg). 

9. —  Vormittags  (Schnellzug) :  Marburg,  Arco,  Meran,  Innsbruck,  Klagen- 
furt (via  .viarburg),  Leoben. 

9.40  Vormittags  (Personenzug):   Steinamanger,   Gflns. 
10.—  Vormittags   (Sehnellzug):    Triest,    Rom,    Maitand,    Venedig,    Görz; 
Pola,  Rovigno;   Fiume,  Slssek,  Agram,  Budapest  (via  Pragerbot). 

1.15  Nachmittags  (Persoiieuzug):    Graz,  Leoben,  Vordernberg ;  Aflenz. 

1.35  Nachmittags  (Personenzug):  Kanizsa,  Güns  (Dienstag  und  Freitag), 
Wiener-Neustadt. 

4. —  Nachmittags  (Postzug) :  Triest,  Görz,  Venedig,  Pola ;  Rovigno ; 
Fiume,  Sissek,  Agram;  Radkersburg,  Köflach,Wie8;Stainz,Vordern- 
berg,  Leoben,  Neuberg. 

5.35  Nachmitta,gs  (Personenzug):  Bares,  Kanizsa,  Budapest,  Gfins, 
Agram,  Oedeuburg,  Wien  er- Neustadt. 

9. —  Abends  (Personenzug):  Sarajevo,  P^ssegg;  Agram,  Budapest, 
Kanizsa;  l'akracz-Iäpik  (via  Oedeuburg);  Gutenstein. 

9.35  Abends  (Schnellzug):  Triest,  Görz,  Pola,  Rovigno;  Fiume;  Brod, 
Sissek  (via  Steinbrück) ;  Budapest  (via  Pragerhof) ;  Gonobitz, 
Villach,  Klagenfurt,  Wolfsberg;  Luttenberg,  Köflach. 

9.4.)  Abends  (Schnellzug):  Venedig  (via  Pontafel),  Bozen,  Meran,  Arco, 
Innsbruck;  Leoben,  Vordernberg;  Neuberg.  Aflenz. 

Schlafwagren  verkehren  mit  den  Schnellzügen  (Wien  ab  8.20  Abends,  Wien  an  10.-  Vormittags)  zwischen  Wleu-Trlest,  VTlen-Oörz- Venedig: 

via  Cormons  und  (Wien  ab  9.45  Abends,  Wieu  an  9. —  Vormittagn)  zwischen  'Wies-Marbarg:-Meran. 
Dlreote  X^ag^en   Z.,   ZI.  Olasse    verkehren   mit  den   obigen  Schnellzügen   zwischen  Wlen-Flume   (Abbazia)   und  \71ea-Ala  via  Fran/.eni- 
leBle,    ferner    mit  den  Schnellzügen    (WieT   ab  7.20  Früh   und    Wien  an   9.35  Abends)    zwischen    Wien- Veaedlg^-SIailand    via    Leoben,    dann 

(Wien  ab  8.10  Früh,  Wien  an  9.35  Abends)  zwischen  W^len-Finme  (Abbazia).  Wlen-Fola  und  Wlen-Görz. 
Fahr- Ordnungen  in  Placat-  und  Taschen-Format  bei  allen  Billetten-Cassen ;  Taschen -Fahrplan  der  Localzüge  in  allen  Tabak-Traflken  Wit-ns. 
Fahrkarten  -  Aaagrabe  (in  beschränktem  Masse)  und  Auskünfte  bei  der  Wiener  Agentur  der  internationalen  Schlafwagen-Gesellschaft, 
1.  Kämtnerring  15,  im  Fahrkarten -Stadtbureau  der  kgl.  ungar.  Staatseiseubahnen  in  Wien,  I.  Kärntnerring  9,  dann  in  den  Keisebureaux: 
Th.  Cook  &  Son,  1.  Kärntnerstrasse  3aA.  G.  Schroeckrs  Witwe,  1.  Kolowratring  12,  Schenker  Ät  Co.,  I.  Schottenring  3  (Hotel  de  France),  „Courier", 
internationales  Reise-  und  Fahrkartenburtutu  Nagel  &  Wortmann,  I.  Operngasse  6. 


Abfahrt  von  Wien: 

5  .f)0  Früh    (Personenzug) :    Mürzzuscblag,     Kanizsa ,     Budapest ;     Güns 

(Dienstag  und  Freitag);  Pakräcz-Llplk;  Kssegg,  Sarajevo ;  A  gram  ; 

Aspang. 
7.20  Früh   (Schnellzug):   Leoben,  Vordemberg,  Venedig   (via   Pontafel), 

Kanizsa,    Essegg,   Sarajevo,  Pakrdcz-Lipik,  Agram ;    Budapest  (via 

Pragerhof);  Neuberg,  Aflenz. 
8.10  Früh  (Schnellzug):    Triest,    Fiume,   Pola,  Sissek    (via  Sieinbrück), 

Gonobitz,  Klngenfurt,  VilUch,  Bozen,  Meran,  Arco,  Innsbruck  (via 

Marburg),  WoHsbeig,  I^uttenberg  (Gleichenberg),  Köflach. 
1.15  Nachmittags  (Postzug):  Triest,  Görz,  Venedig;  Flame;  Pola.  Rovigno, 

SisHck,  Brod,  Banjaluka;   Leoben,  Vordernberg;    Neuberg,    Atlenz. 
1.40  Nachmittags  (Personenzug):  Bares,  Agram,  Kanizsa,  Guus. 
2.56  Nachmittags  (Personenzug):    Wiener- Neustadt,    Aspang,    Kanizsa, 

Budapest. 
4.30  Nachmittags  (Personenzug):  Graz,  Leoben. 
n.25  Nachmittags  (Personenzug):  Wiener-Neustadt,  Steinamanger. 
7.40  Abends  (Personenzug):  Kanizsa,  Budapest,  Pakräcz-IJpik ;  Essegg, 

Bosnisch-Brod ;  Agram,  Sissek,  Sarajevo. 
S.üO  Abends  (Schnellzug):  Triest,   Görz,  Venedig,  Rom;  Mailand,  Genua; 

Pola,  Rovigno;  Fiume;  Sissek,  Banjaluka,  Budapest  (via  Pragerhof). 
J*. —  Abends    (Postzug):    Triest,    Görz,    Venedig,    Rom,  Mailand;    Pola, 

Rovigno,  Agmm;  Gonobitz,  Budapest  ivia  PrageriiofJ ;  Klagenfurt, 

Wolfsberg,    Meran,    Arco,    Innsbruck   (via    Marburg);    Luttenberg, 

Köflach,  Wies;  Stainz,  Leoben,  Vordemberg. 
9.45  Abends  (Schnellzug):   Marburg,  Klagenfurt,    Franzensfeste,  Meran, 

Arco,  Innsbruck  (via  Marburg). 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


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Volkswirthschaftlicher  Verlag  Alexander  Dorn 


Prämürt:  Paris  1889. 


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Alle  nennenswerthen,  am  Importbaadel  betheiligten  ladnstrie-  und  Handelsfirmen  in 

Indien,  China,  Japan,  Korea  und  Australien. 

Von  den  österr.  und  ungar.  Handelskammern  angelegte  Verzeichnisse  der  exportlrenden  Firmen 
Oesterreleh-Ungarns,  nach  Branchen  geordnet. 

Das  Werk  enthält  alle  noth wendigen  Informationen  für  den  ausländischen  Handel,  so  u.   A.: 

Bestehende  Handelsverträge  Oesterreich-Ungarns  mit  anderen  Staaten. 

Verzollungsvorschriften  in  den  für  den  Export  Oesterreich-Ungarns  wichtigeren  Ländern. 

Rathschläge  der  k.  u.  k.  Consularbehörden  im  Auslande. 

V^ährungs-,  Münz-,  Mass-  und  Gewichtswesen,  Usancen,  Wechselordnungen  und  Weehselstempel 
der  wichtigsten  auswärtigen  Plätze. 

Vorschriften  über  die  Behandlung  österr.  Handelsreisender,  sowie  der  von  Ihnen  mitgeführten 
Muster  In  den  wichtigeren  Staaten. 


Speditionsfirmen  aller  wichtigeren  Plätze  Europas. 

Ladenpreis  eleg.  geb.  6  fl. 


10  Mark. 


MEYERS 


Mehr  als  147,100  Artikel  u.  Verweisungen. 


t7t  Befiel 


=  Vollständig  liegt  vor  = 

in  6.,  neu  bearbeiteter  und  vermehrter  Auflage: 

17  Bän.le 


je  50  Pf., 


n  Bände 


KONYERSATIONS- 


in  Halh- 


Icdcr  ge/i. 


je  8  Mk. 


I  je  10  Mk. 


Probehefte  und  Prospel<te  gratis  durch 

Jede  Buchhandlung. 

Verlag  des  Bibliographischen  Instituts,  Leipzig. 


LEXIKON 


MM  1088  Blldertafeln  u.  Kartenbeilagen. 


Im 
Verlage  des  k.  k-  österr.  Handels-Museums 
erscheint  jeden  Donneratag  die  volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

mit  der  Beilage 

Bericöte  cer  1 1 1  österr.- 
iiBpr.  CoDsnlaräinier". 


»Iltig  Toni  1.  Jan  er  189» 
bii  auf  Weiisrea. 


f  aörplan  face  „(l!»cjtccretcflifri&en  ICtogü-S 


QI1U(  vom  1.  Jftoner  ISee 
bi«  auf  Walurca. 


OCEA-lsriSCIEiBR,   DIEKTST. 


Indien— China— Japan. 

Dreltelin  Kattrleu  von  Triebt,  ret<p  Fium« 
mit  Berttliriiu^  de  MAfen  Fort  Said  8ties,  Aden, 
KftiTAcbi,  Bi>n)bay,  t^oloinb.,,  Penang,  Siiigapore, 
HotiKkoDK,  HxAKghiit,  Yokoliama  (diese  bedeii 
U&fen  werdoQ  alteriiallv  nur  jetlen  Fwelten 
Moiint  l>orilhrii  und  Koi<«.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  facultatlv  angelaufen  werden.  Anichlu»» 
^n  Boiuliay  au  die  Dauipler  der  di|■e^•leu  Linie 
Triesi  -  llombay.  —  lu  den  /.wlscbfluhüiefi.  Bom- 
bay Hiisxenoii'tnei),  können  Ahtahiten  un>i  A<>- 
Kiinfle  frUlier  oder  HpÄier  oifoigeii.  l>er  Auf 
eniliatt  in  Flume  auf  dar  Ktlckfahr.  kann  um 
<lie  fOr  die  I.aile-  und  lImIa'*eoperattoiien  nöthitre 
Zeit  verlängert  '-do-  verkUrit  werden.  Aus«er 
den  otieu  betfl,clineleii  llalen  kJuiueu  sowolil 
auf  der  Min-  all  auf  der  Kflekfatirt  andere 
Krhellen  Chlnaa  oder  Japans  oder  MaDila  be- 
rOtart  ward«!!. 


DIrecter  Dienst  Triett— Bombay. 

Abfahrt  von  Trieil  an  S.  der  Monate  Jtnnar, 
Feb  nar.MHn  und  am  li.  Man,  ferner  ain  3.  de - 
Monate  April,  Mal,  Jui,  fepleinber,  Ociober, 
Novemlier  und  Dereiuber,  mit  BerUhrang  der 
ll«fen  l'ort  Said,  8ue/,  Aden,  homliay.  —  Die 
AukUnfte  und  Abfabrien  In  den  Zwarbenbälen 
klinnen  verfrülit  oder  verspätet  werden.  Jedoch 
ohne  das  ilinerkruiniisige  ElnirefT<  n  in  den  End- 
hüfen  tu  heeimrkohllgen.  Anschluas  in  Honibay 
in  beiden  UioI<tunge.i  an  die  Dainpter  der  Indo 
China  jNpaii-Linie. 

Triest-Calcatta. 

Abrah't  von  Tr>e^t  am  1&.  de'  Mgnaie 
.litnner,  Kebiuar,  April,  Juol,  Auicuftt,  S«p:em- 
bar,  Octotier,  November,  DaccmbermitBernhinng 
der  Htfen  Fiunie,  l'oil  Sal-*,  Sms,  Maasana, 
Aden,  Bombay,  üuluuib«,  Cateutta.  Auf  das  llln- 


nnd  RSi'kfsbrtau  kSnnan  Coeonada,  Madras  «od 
andere  Hafen  der  Coromai  del  Ktsia  auaeianfen 
werden.  Aui  den  Kilckfahitan  i>t  d  e  BerDiimat 
der  Burmaniaelioo  Reisbsfen  sowie  ail4af«r 
Eehellen  d»<  Kothen  und  AdrlatierknJ  Maefaa 
facuiiat.v.  Dai  Anlaufe '  von  Boabar  rad 
Massana  anf  den  Hlnfsbrteo  «nd  »o«  TaMdtf 
anf  den  RBekfatariaa  Ist  bal  allan  KaiaaB  teaal- 
utlv. 

Mercantildlenst  nach  Brasilien. 

Gemeinseiiaiu-idiensl  mit  der  .Adria*.  Voa 
Triaet,  rosp.  KInine  Je  eine  Abfanrt  In  da*  Mo- 
naten Jänner,  Februar.  Mtr»,  April,  Mai.  d  ei 
Abfahrten  Im  Jnli,  twel  Abfabrtaa  im  Angn«. 
»wei  Abfahrten  Im  September,  iwel  AbOtkriaa 
im  Oeiober,  ein«  Abfa.n  im  NoTaabar  «ad  ataa 
imUeeambw.  HerOhruag  der  Htfan  Paraambaaa, 
Itabia,  Rio  da  Janeiro  aad  Saatoa. 


rvr 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


°'''l'Z\y!ZlT''      iTaörylan   üc^  „^tftErrcidjifrticn   ICloiab' 


Giltig  vom  l.Jftnner  1899 
bis  auf  Weitpre«. 


iDiEJsrsx  iis^  -A.oÄi-A.'risciiEisr  ]>^eejre- 


Beschleunigte  Elllinie  Triest— Cattaro. 

Ab  Trieat  j«'ieD  Donnerstag  lO  Uur  Früh, 
io  Oattaro  Freitag  12  Uür  MitUgs,  berühr.: 
Pola,  Zara,  Spatato,  (4ravoNa. 

Retoar  ab  Cattaro  Freitag  2*1^  Ubr  Nachm., 
in  Triest  Samsta.    ö'/a  Uhr  Früh. 

Anschlnsi  in  Trieat  an  die  Eilzüge  von  und 
n  acb  Wien. 

Ansr.liluss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  I^inie  Metkovich  Ä  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Dalmatinisch-Albanesischen 
Linie  nacli  Bari  nnd  Brindlsl. 

Linie  Triest— Metkovich  A. 

Ab  Triett  jeden  Mittwoch  1  Uhr  Kräh,  In 
iletkoTich  Freitag  4^/,  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
RovignOf  Pola,  Iiussinpircolo,  Zara,Zaravecchia, 
'Jebenico,  Traä,  Bpalato,  B.  Pietro,  AlmisBa, 
Gielsa,  8.  Martino,  Macarsca,  Gvadaz,  S.  Giorgio 
ii  Leaina,  Trapano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovioh  jt^uen  Sonntag  8  Uhr 
f'rflh,  in    Triest  Dienstag  1'/»  l^br  Nachm. 

AnscfaluBsauf  der  Hinfahrt  In  Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Trieat— 
Cattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  Ä. 

Ab  Triest  jeuen  Samsiaij  ?  uur  Früh,  in 
HetkoTicb     Hontag     5    Uhr    Nachm.,    berühr.  : 


Pola,  Luntlupii vUio.  ^Kra,  Zlarin,  o** ukumo, 
RogOBlnaza,  Trau,  Spalato,  H.  Pierro,  Postire, 
Almissa,  Pucischle,  Macarftra,  S.  Gi'Tgio  di  Le- 
sina, Trapano,  Gridaz,  Fort  Of/iis. 

Retour  ab  Hetkovloh  jeden  Mittwoch  t*  Ubr 
Früh,  in  Triebt  Fr^-itag  6  Uhr  Abends. 

AnschluBB  ai  t  d^r  l<ückt»),rt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalmatinisch-Albanesischen  Linie. 

Linie  triest— Venedig. 

Von  Triest  j«<len  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  ttii>  Miiternticbt,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  l'ikg  «',,  (ihr  Früh. 

Retour  ab  Venedig  ledeü  Montag,  ÜiensiaK 
jnd  FreitJijT  11  Ubr  Nachts,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6',,  Uhr  Früh. 

Linie  Pola—Zara. 

Ab  Pola  jeuf  ij  Mittwoch  £■/,  i  j  nr  Nachmittags, 
In  Zara  Donnerstag  5  Uhr  Nachm.,  ijenthr. : 
Oherso,  Rabaz  MaUnsca,  Vf>glia,  Arbe,  LuhhIu- 
grande,  Novaglia,   Valf-asHioiie,  Porto  Manie. 

Reteur  ab  Zar«  Sonntag  6»/«  Uhr  Früh,  in 
Pola  Montag  4  Uhr  Früh 

Dalmatinisch-Albanesische  Linie. 

Ab  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Cattaro  Donner-<iag  T'/a  Uhr  Abends,  berühr.: 
Kovigno,  Pola,  liussinpiecolo,   Öelve,    Zara,  Se- 


benico,  Spalato,  Milni,  Lesina,  Cnrzol»,  Gravosa, 
Casteli'uovo,  Teodo  und  Risano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Montag  11  Ubr 
Vorm.,  in   TrIest  Mittwoch  6  Uhr  Abends. 

AnschluBS  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola—Zara. 

Anmerkung.  Die?e  I^inie  wird  von  CattarO 
nach  Bari,  BHndisi,  Antivari,  Duicigno,  Medua, 
Ourazzo,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Maura  verlä'  pert..  Auf  derHückfahrt  von 
Bari  uud  Brindlsl  Anscblufts  in  Cattaro  nach 
Dalniatien  mit  der  rü-ik kehrenden  Dalmatinisch- 
Albanealsohen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  jeden  Freitag  7  Uhr  Früh,  \i 
Bpizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm. 
berühr.:  Rovigno,  Pola,  Lnssinplccolo,  Seive 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Trau,  Spalato,  Ca 
rober,  Milni,  Cittavecchia,  Lesina,  Lissa,  Coniiss 
Valiegrande.Ourzola,OrebIch,Ter8tenik,Meleda, 
Gravosa,  Ragusaveccbia,  Castelnuovo,  Teodo 
Perasto-Risano,    Perzagno,  Cattaro,   Budua. 

Retonr  ah  Spizza  jeden  Mittwoch  11',  Uhi 
Vorm.,  in  Trieat  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung  Falls  schlechten  Wetters  wegei 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  mSglicb 
wäre,  wird  in  HegUne  angelegt^ 


LE"V-A.lSrT£3-     TJJNTID     I^ITTEL3^^EER.-r:>IElSrST. 


Eillinie  Triest— Alexandrien. 

Von  TriBSt  ab  jeden  Mittwoch  lH  Uhr  Mittags, 
in  Alexandrien  Sonntag  6  Uhr  Früh  Über  Brindial. 
Rückfahrt  von  Alexandrien  jeden  Samstag  4  Ubr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

AnscblusB  in  Alexandrien  an  dieSyrisch-Cara- 
manische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anachlnsse  in  Trieat  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  Luxuszuges  Ostende — Wien — Triest 
und  in  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Ubr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  übr  Früh. 

Aiimerkung.  In  den  Monaten  M&rz,  April, 
Mai  und  Juni  wird  auf  der  Rückfatn  zwischen 
Brindlsl  urd  Triest  aach  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  angelaufen. 

Verbindung  zwisi-hen  Fiume  und  Alexandrien 
über  Triest  mit  der  Qrlechlsch-Orlentalischen  und 
der  Thessalischen  Linie  A. 

Syrisch-Caramanische  Linie. 

Wöchentlich  vom  September  bis  Ende  März; 
vierzehntägig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrien  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
in  Condtantiuopel  zweitnächsten  Sonntag  6  Uhr 
Früh  Über  Port  Said,  Jaffa,  Caifa,  Beirut.  Tripolis, 
Lattachia,  Alexardrette,  Merjna,  Rhodus,  Khios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Conatantlnopel  Sonntag**)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrien  zweituächsten  Donnerstag 
ö  Uhr  Früh. 

*)  Am  3.,  10  ,  17.,  24.  nnd  31.  Jänner,  7., 
14.,  21.  uud  2^.  Februar,  7,  14,  21.  uud 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2-,  16-  und  Si».  Mal. 
13.  uu<i  27.  Juni,  11.  und  ^ö.  Juli,  8.  und 
22.  August,  5.,  12.,  19.  und  26.  September,  3., 
10.,    17.,    i4.    und  n.  October,    7.,  14.,    2i.   und 

28.  November,  5.,  12.,  ly.  und  2fi.  December. 
•*)    Am    1.,    8.,  15.,  22.  und  29.  Januer.    5-, 

12  ,  11».  und  26.  Februar,  5.,  12.,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  und  SO.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  unu 
25.  Jnni,  9.  nnd  23.  Juli,  6.  nnd  20.  August,  3., 
lO.,  17.    und  24.  September,    1.,  8.,  l.'i.,  2z.  und 

29.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  3., 
lU.,  17-,  24.  und  31.  December. 

AnscbluBB  in  Alexandrien  an  die  Killinie 
Triest— Alexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
üer  KUrkfahri  in  Smyrni  (in  den'Mona'en  vom 
September  bis  Ende  März;  auf  der  Hinfahrt  nxch 
Candien,  Cerlgo  etc.  (Thesaalische  Linie  B,  Rüt-k- 
lahrt). 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

_  /  Von  Trieat  jeden  Dienstag  11';,  Uhr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  6  Uhr  Früh  über 
Brindisi,  SU.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfabrt  von  Conatantlnopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Trient  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

AnschluHs  iu  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nach  Albanien  und  Dalmatlen  (Dalmatlnlsch- 
Albanesisohe  I'inie,  Rückfahrt),  weiiers  in  Corfu 
uuer  Santi  Quaranta  aus  Albanien  nach  Trieat 
(LinieTrIest— Constantinopel,  Kü<kfah  t;;  in  Corfu 
auf  der  ^liniahit  au  d  e  Liuie  Corfü— Prevesa;  in 
i^iräus  sowohl  Auf  der  Hin-  als  auf  der  Rüek- 
fibrt,  an  die  Griechisch  Orientalische  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candien  etc.  (Thessalisohe 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantinopel — Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Samstag  12  Uhr 
Mittags, in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  berührt 
loeboli,  Samsun,  Eerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  in  Constantinopel 
Mittwoch  2  Uhr  Nachm. 

Anscblnss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  l-.inie  Constantinopel  — 
Odessa  und  der  Donaulinie. 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantinopel  ab  Jeden  Donnerstag  3  Jhr 
Vachm.,in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend  ; 
Bnrgas,  Varna,  Costanza.  Kfickfahrt  ab  Odessa 
Jfden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel 
Mittwoch   10  Uhr   Vorm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Tr  lest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Nachm.,  )n Constantinopel  zweitn&cbeten  Mittwoch 


6  Uhr  Früh,  berührond:  Fiume.  Corfu,  Patraa, 
Oatacolo,  Calamata,  Piräus,  Sya,  Vathy,  Khioa, 
Smyrna,  Cesmö,  Mytilene,  Dardanellen,  GallipoU. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zvreiten  Mon- 
tag**) 4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweitnächstec 
Sonntair    11   Uhr  Vo^m. 

*)  Am  I..  I-).  und  89.  Jänner,  !2.  und  26. 
Februar,  12.  un'l  26.  Märe,  9.  und  23.  April. 
7.  und  21.  Mai,  4.  nnd  18.  Juni,  2.,  16.  und 
3u.  Juli,  13.  und  27.  August,  10.  nnd  24.  Septem- 
ber, 8.  und  ü2.  Oc  ol>er,  5.  und  11».  November, 
3..  17.  und  31.  December. 

**)  Am  9  nnd  1^3.  Jänner,  6.  un1  20.  Februar, 
6.  und  20.  März,  3.  und  17.  April,  1..  l.'i.  i.ni 
29.  Mai,  12.  uno  2ti.  Juni,  10.  und  24.  Juli,  7. 
und  21  August,  4.  und  1>^.  September,  2.,  1*. 
und  80.  October,  13,  und  87.  November,  11.  und 
25.  December. 

Anscblnss  in  Piräas  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  anf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  S.nyrna  auf  der  Rückfahrt  nach 
Ca I  dien  etc.  (ThessMliBche  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  in  den  Monaten  von>  Septe^iber 
bis  £nde  März  au^h  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanien  und  Syrien  (Syrlaeh-Caramaiisc  e 
Linie,  Riiekfahri);  in  Constantinopel  anf  der 
Hinfahrt  au  die  Linie  CouBtantinopel— Odessa 
sowie  au  die  Donaulinie. 

NB.  In  deti  Monateu  December,  Jänner  und 
Febri.ar  wiid  diese  Linie  nur  bi»*  Smyrna  ge- 
führt werten.  Dit;  Aiilentbalte  in  Fiume  könneu 
nach  Redarf  verlängert  werdeu. 

Verbindung  zwisc  enFiunie  und  Alexandrien 
über  Trie-tti.it  de  Killinie  Trit-st— Alexandrien. 

Griechisch-Orientalische  Linie  5. 

Von  Triest  ub  jeden  zweiten  Sountag*)4  Uhr 
Nachm.,  in  ('onntantlnopel  zweitnächateu  Mitt- 
woch 6  Uhr  Früh,  herülirend:Fiunie,  Corfu,  PatrAB, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Khios,  Smyrna, 
Vathy,  Cesm^,  Mytilene,  Dardanellen,  GallipoU. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Nachm.,  in  'Iriest  zweit- 
uävbsten  Sonntag   11    Uhr  Vormittags. 

♦)  Am  8.  und  2^.  Jänner,  5.  und  19.  Februar, 
5.  und  19.  März,  2,,  16.  nnd  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  II.  und  25.  .Inni,  9.  und  2^.  Jnli,  6. 
und  2U.  August,  3.  und  IV.  September,  i.,  i5. 
und  29.  October,  12.  und  2(5.  November,  10,  und 
21.  Dec>^mber. 

*•)  Am  2-,  16.  und  30.  Jänner,  13.  nnd  27. 
Februar,    13.    und  27.  März,    lü.  nnd  24.   April^ 

8  und  ?2.  Mai,  5.  und  li*.  Juni,  3.,  17.  nnd  3i. 
Juli,  14.  und  28.  August,  11.  und  25.  September, 

9  und  23.  Oitober,  6.  utid  20,  November,  4.  und 
19.  Derember. 

Ansctjluss  in  Piräus  an  die  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  ^owohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Kückfahrt;  in  Smyrna  In  den  Monaten  vom  Sf'p- 
embei"  iiia  Knde  Mars  anf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanien  und  Syrien  (Syrisch-Carramanische 
Linie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa. 
Howie  an  die  Donauünle. 

NB.  In  den  Monatim  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge 
führt  werden.  Die  Auft-ntbalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Fiume  und 
Alexandrien  über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— 
Alexandrien. 

Donaulinie. 

Von  Conatantlnopel  jeden  Donnerstag  12  Uhr 
Mittags,  in  Qalatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr.: 
Kurgas,  Varna,  Costanza,  Sulina,  Braila.  Rück- 
fahrt von  Qalatz  jeden  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  in 
(Constantinopel  Sonntag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfabrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anachluss  in  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  UriechiRch- Orientalischen  und  der 
Syriach-Caramanischeu  Linie. 

Thessalische  Linie  A. 

Von  Trieat  ab  jeden  zweiten  Donnerstag*) 
^  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten 
Donnerstag  6*/,  Uhr  Früh,  berührend :  Finme, 
Valona,  Medua,  Sti.  Quaranta.  Oortu,  Argosloli, 
Zante,  Canea,  Rethymo,  Candien,  Piräus,  Volo, 
äalouicb,  Cavaila,  Lagos,  Dedeagb,  Dardanellen, 


Oallipoll,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Conatantlnopel 
jefien  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Uhr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänoer,  2.  und  16.  Fe-. 
bruar,  2.,  16.  und  30.  März,  13.  und  27.  April, 
U.  nnd  25.  Mai,  8.  und  22.  Juni,  6.  und  20.  Jnli, 
^.,  17.  und  31.  August,  14.  und  28.  September 
12.  und  26.  October,  9.  und  23.  November,  7. 
und  21.  December. 

••)  Am  14.  nnd  23.  Jänner,  H.  und  25.  Fe- 
bruar, 11.  und  yö  März,  8.  und  22.  Apiil,  6. 
und  SiO.  Mai,  3-  und  17.  Juni,  1.,  15.  und  29  Jnli. 
1;;.  und  26.  August,  9.  und  23.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  und  18  November,  2.,  16. 
and  30.  December. 

Anschlußs  in  PiräuS  auf  der  Hinfahrt  »n  die 
Kiilinie  Trlsst -Constantinopel  Kowie  an  die 
lirlschisch-Orientalische  Linie  B  in  derselben 
Hrcliiung.  Die  Hin-k fahrt  ist  weitera  im  An- 
ßchluKB  an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  sowie  der  Griechisch-Orientaltaohen 
I^inie  A.  In  Constantinopel  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie  Constantinopel  —  Odessa    sowie  Donaulinie. 

NB.  Die  Aufenthalte  in  FiOme  können  nach 
Bedarf  verlängert  werben. 

♦*•)  Verbindung  zwiBchen  Fiume  und  Alexan- 
drien über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest- Alexan- 
drien. 

Thessalische  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  iionnerstag*)  S  Uhr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Don- 
ner>4  ag  6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sil.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante,  (veri^o. 
Canea,  Rethymo,  Candien,  Piräub,  Volo,  Smyrna, 
Salonich,  Cavalia,  Dedeagb,  Dardanellen,  Ualli- 
poll,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  TrIest 
drittnächBten  Montag    12  Uhr  Mittags. 

*j  Am  12.  und  26.  J£nner,  9.  nnd  23.  Fe 
iruar,  Ul  und  A3.  März,  6.  und  20.  April,  4.  und 
IS.  Mai,  1.,  15.  und  29.  Juni,  13.  und  27.  Juli. 
10.  und  21.  August,  7.  and  21.  September,  .^>. 
und  19.  October,  2.,  16.  und  30.  November,  14. 
nnd  28.  December. 

•*)  Aui  7.  und  21.  Jlnner,  4.  und  18.  Fe 
bruar,  4.  und  18.  M&rz,  1-,  15,  und  2;t.  April, 
IS.  und  27.  Mal,  1<1.  und  24.  Juni,  8.  und  22. 
Juli,  5.  und  J9.  August,  s.,  16,  und  SO.  Sep- 
tember, 14.  und  24.  October,  11.  und  25.  Ne- 
veiiiber,  9.  nnd  53    December. 

AnBi-hUif*-  in  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Trlesl—Con&tantlnopel  sowie  an  die 
QrieohisctH Orientalische  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Knde, 
März)  anf  dor  Kückfahrt  an  dit!  Hinfahrt  der 
Syrisch- Caramanischen  Linie:  in  Conatantlnopel! 
au  die  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  «n| 
die  DonauJinie. 

Dalmatinisch-Albanesische  Linie. 

Von  Triest  jeden  Dieost&g  7  Uhr  FrÜh^^W' 
Oorfn  nächslea  Mittwoch  9*/»  Uhr  Vbhö.,"  W-" 
rührend:  Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo.  Öelve 
Zara,  Sebenico.  SpaUto.  Milna,  Tjesina,  Curzola, 
(iravoaa.  Castelnuovo,  Teodo,  Risano,  (Cattaro. 
Han,  brindisi  (Bari  und  B  indisi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro,  Antivari,  Duicigno,  Medua, 
Dura/.z»,  Valona,  Santi  Quaranta,  Corfu.  Retour 
•  on  Corfu  Donnerstag  8Vj  Uhr  Früh,  an  Triest 
Mittworh  6  Ulir  Abends. 

Anscblnss  in  Cattaro  auf  der  Rückfabrt  von 
Bari  und  HrindiBi  nach  Dalmatien  mit  der  rück- 
kehienden  Dalmatinisch- Albanesischen  Linie;  in 
Santi  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest — Constantinopel,  sowohl  nach  Triest  als 
nach  Constantinopel. 

Zweiglinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeaen  Freitag  4-  ,  Uhr  Früh, 
in  Preveaa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend: Sa)ada,Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  in  Corfu  den 
gleichen  Tag  6',a  Uhr  Abends.  Anscblnss  in  Corlu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Sventuelle  Aeuderungen  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelmäsaigkeit   des  Dienales    bei    Con- 
tuniaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  siele  vorhergebende^Seit«.) 


T£RANTWORTUCUi<:R  REDACTBUE:  E.  T.  ROESSLEB. 


CH.  REISSER  &  M.  WERTHNER,  W'EN. 


April  1899. 


Nr.  4. 


Po^^z^B^li^ENi^^S'^ER^EICHISCHE 


Heransgegeben  TOm 

K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


MonatHeh  eine  Nummep. 


Verlag  des  k.  k.  Österreichischen  Handei^Musedms  in  Wien.  Preis  Jährt  B  IL  -  10  Mark, 


INIIAI/r:  Dio  «lentsclien  Schutzgebiete  bei  BeK'on  des  Jahres  1899.  —  Die 
Pliilippinen.  Von  N.  I*0  8t,  k.  und  k.  Vico-Consul  in  Shanghai.  —  Der 
Sudan  als  Ilandelagebipt,    —    Die  MInoralten  Peraiens.    —    Chronik.  - 
MiHcellen;  Die  Kuropäer  in  I^erslen.  —  Cblnecischea  Bettlerthum.  — 
Vou  einem  fhiuesisclien  Theaterstück. 

DIE  DEUTSCHEN  SCHUTZGEBIETE  BEI  BEGINN 
DES  JAHRES  1899. 

Die  deutsclien  Schutzgebiete  haben  im  Jahre  1898 
unter  mannigfacher  Ungunst  von  elementaren  wie  von 
wirthschaftlichen  Verhältnissen  zu  leiden  gehabt  und 
sind  in  ihrem  Fortschreiten  und  in  ihrer  Entwicklung 
auf  einen  Widerstand  gestossen,  der  die  Tüchtigkeit  und 
Thätigkeit  der  deutschen  Ansiedler  auf  manche  Probe 
gestellt  hat. 

Dieser  Umstand  ist  indess  dem  Unternehmungsgeist 
und  dem  Vertrauen  des  deutschen  Capitales  in  die 
natürliche  Productionskraft  der  einzelnen  Gebiete  nicht 
hinderlich  gewesen. 

Am  meisten  haben  die  Länder  im  westlichen  Afrika 
bei  ihren  culturellen  Arbeiten  mit  Schwierigkeiten  zu 
kämpfen  gehabt.  In  Togo  hemmte  eine  eigenthümliche 
Trockenheit  das  Gedeihen  der  dort  gepflegten  Producte 
und  ihre  rationelle  Ausnützung.  Südwestafrika  litt  unter 
der  Rinderpest,  welche  den  Viehstand  decimirte.  Den- 
noch hat  die  Epidemie  auf  gewisse  Erwerbszweige  be- 
lebend und  anregend  eingewirkt. 

Durch  den  Verlust  seines  Zugviehes  ist  Mancher  ge- 
nöthigt  worden,  die  Peitsche  mit  dem  Spaten  nnd  der 
Schaufel  zu  vertauschen.  Dessen  sind  sich  die  Weissen 
sehr  wohl  bewusst,  und  es  ist  daher  eine  starke  Strö- 
mung der  Sesshaftmachung  und  zur  Ergreifung  des 
landwirthschaftlichen  Berufes  bemerkbar,  die  im  Interesse 
des  Schutzgebietes  nur  mit  Freuden  begrüsst  werden 
kann. 

In  Ostafrika  zeigt  sich  das  Bestreben,  die  Verwal- 
tungs-  wie  die  Plantagencultur  stetig  weiter  auszubreiten 
und  die  Landwirthschaft  von  den  Fesseln  zu  befreien, 
die  auf  ihr  lasten.  In  Folge  dessen  unternehmen  deutsche 
Kaufleute  und  Capitalisten  weitergehende  Versuche  zur 
Bebauung  des  Bodens  und  zur  Beherrschung  und  Be- 
siedlung der  Oberfläche. 

Togo. 

Zu  den  einzelnen  Colonien  übergegangen,  hat  Tago, 
das  kleinste  Gebiet,  mehr  und  mehr  die  Plantagencultur 
dem  Handel  als  wirthschaftlichem  Factor  an  die  Seite 
gestellt.  Der  reiche  Ertrag  an  Cocosnüssen  hat  zu  einem 
Versuch,  Kopra  zu  gewinnen,  geführt. 

Eine  bemerkenswerthe  Erweiterung  haben  die  Cultur- 
versuche  mit  Kaftee  durch  die  Anlegung  einer  Kaffee- 
plantage seitens  eines  Bremer  Grosskaufmannes,  der  mit 
den  Verhältnissen  in  Togo  genau  vertraut  ist,    erfahren. 

Um  die  Kaffeebäume  gegen  Seebrise  zu  schützen, 
wurden  alle  Querwege  auf  dieser  Plantage  dicht  mit 
Mangobäumen  bepflanzt  und  die  Kaffeebaumreihen  so 
angelegt,  dass  sie  parallel  der  Windrichtung  laufen;  der 
Erfolg  hievon  bleibt  abzuwarten.     Da   der  Liberi.akaffee 


bereits  auf  den  Nachbarpflanzungen  mit  Erfolg  ange- 
baut worden  ist  und  erfahrungsgemäss  nur  ganz  wenig 
unter  Schädlingen  zu  leiden  hat,  so  gelangte  diese 
Kaffeeart  auch  hier  zur  Anpflanzung. 

Die  für  den  Handel  im  Hinterlande  unentbehrliche 
Kolanuss  kommt  als  Urproduct,  so  viel  die  bisherigen 
Ermittlungen  ergeben  haben,  im  Togogebiete  nur  in  der 
zwischen  Misahöhe  und  Kete-Kratschi  belegenen  Land- 
schaft Tajipa  vor  und  auch  hier  nur  in  einer  gegenüber 
dem  Bedarf  durchaus  unzureichenden  Menge.  Es  ist 
daher  bereits  vor  mehreren  Jahren  seitens  des  Gou- 
vernements an  verschiedenen  geeigneten  Plätzen  mit  der 
plantagenmässigen  Anlage  von  Kolaculturen  vorgegangen 
worden,  denen  um  so  höhere  Bedeutung  beigemessen 
werden  muss,  als  der  Export  dieses  wichtigen  Productes 
aus  den  Nachbarcolonien,  insbesondere  von  der  Gold- 
kiste, dem  Hauptstapelplatz  für  den  Kolahandel,  nach 
dem  Schutzgebiete  immer  mehr  erschwert,  ja  fast 
zur  Unmöglichkeit  gemacht  worden  ist.  Da  das  Schutz- 
gebiet aber  erst  nach  einer  Reihe  von  Jahren  im  Stande 
sein  wird,  den  eigenen  Bedarf  an  Kolanüssen  vollständig 
zu  decken,  ist  die  versuchsweise  Einfuhr  von  Kola- 
nüssen aus  Kamerun  in  Aussicht  genommen.  Die  erste 
Sendung  wird  demnächst  erwartet,  und  von  deren  Aus- 
fall wird  es  abhängen,  ob  die  Einrichtung  eines  regel- 
mässigen Bezuges  dieser  Frucht  zweckdienlich  und  finan- 
ziell durchführbar  erscheint. 

Von  grosser  Bedeutung  für  die  Entwicklung  der  Plan- 
tagenunternehmungen wird  der  im  vorigen  Jahre  erst 
angelegte  und  daher  noch  in  bescheidenen  Raumver- 
hältnissen befindliche  Versuchsgarten  des  Gouvernements 
werden,  dessen  Aufgabe  es  sein  soll,  mit  der  Heran- 
ziehung von  Nutzpflanzen  Versuche  anzustellen  und  den 
Plantagenbetrieb  mit  Rath  und  That  zu  unterstützen 
und  zu  fördern.  Die  daselbst  in  Angriff  genommenen  Pflan- 
zungsversuche werden  als  durchwegs  gelungen  und  wirth- 
schaftlich  aussichtsvoll  bezeichnet. 

Auch  der  Handel  hat  während  des  abgelaufenen  Be- 
richtsjahres noch  stark  unter  den  Folgen  der  vorher- 
gegangenen, in  solchem  Maasse  zum  Glück  nicht  häufig 
auftretenden  Dürre  zu  leiden  gehabt,  umsomehr,  als 
auch  die  Niederschläge  der  sonst  in  die  Monate  Sep- 
tember bis  November  fallenden  sogenannten  kleinen 
Regenzeit  nur  wenig  waren  und  den  gehegten  Erwar- 
tungen nicht  entsprachen. 

Bezüglich  des  AusfaUes  im  Ebcport  der  nur  einen  ge- 
ringen Marktwerth  darstellenden  Palmblätter  ist  zu  be- 
merken, dass  es  sich  seinerzeit  lediglich  um  einen  Ver- 
such handelte,  der  nicht  mehr  verfolgt  worden  ist.  Die 
nur  auf  stark  kalkhaltigem,  unfruchtbarem  Boden,  vor- 
nehmlich in  Lagunenniederungen  vorkommende  Fächer- 
palme tritt  überdies  zu  spärlich  auf,  als  dass  eine  syste- 
matische Ausbeute  zu  Handelszwecken  ernstlich  in  Be- 
tracht kommen  könnte.  Die  für  ausgeführten  Gummi 
angegebenen  Zahlen  lassen  auch  diesmal  bei  weitem 
nicht  die  Gesammtausfiihr  aus  den  reichen  Gumini- 
districten  erkennen,    vielmehr    tjeht    nach    wie    vor   der 


88 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


grösste  Theil  des  erzeugten  Gummis  auf  dem  Landwege 
nach  der  Goldküstencolonie. 

Wie  der  Handel  des  Gebietes  jetzt  noch  eine  grössere 
Ausdehnung  erhalten  könnte,  ist  schwer  zu  sagen,  so 
lange  keine  bessere  Verbindung  mit  dem  Hinterlande 
hergestellt  ist,  denn  die  meisten  dort  geernteten  Pro- 
ducte  sind  zu  werthlos,  als  dass  sie  einen  langen 
Transport  vertragen  können,  und  dem  Togogebiet  fehlt 
ja  leider  ein  schiffbarer  Fluss,  wenn  man  von  dem  nur 
wenige  Monate  im  Jahre  befahrbaren  Grenzfluss  Mono 
absieht.  Darum  erscheint  auch  der  Bau  einer  Eisenbahn  im 
Innern  die  einzige  Möglichkeit  einer  schnellen  und 
günstigen  Hebung  der  Colonie. 

So  würde  nach  Ansicht  eines  der  gründlichsten 
Kenner  der  Colonie,  des  Grosskaufmannes  Victor,  eine 
Bahn  von  Klein-Popo  (oder,  um  kostspielige  Brücken- 
bauten zu  sparen,  von  dem  alten  Regierungssitz  Sebbe, 
eine  halbe  Stunde  von  der  Küste)  in  jenes  Gebiet  bis 
an  den  Fuss  des  Gebirges  den  Handel  des  Togogebietes 
mit  einem  Schlage  mächtig  vergrössern. 

Das  Land  ist  dicht  bevölkert,  wie  auf  vielfachen 
Reisen  im  Innern  des  Togogebietes  nirgends  sonst  ge- 
funden wurde,  und  die  Leute  sind  sehr  fleissige  Acker- 
bauer, welche  ausser  ihrem  eigenen  Lebensbedarf  zum 
Beispiel  auch  genug  Baumwolle  pflanzen,  um  ihren  eigenen 
Bedarf  an  Kleidung  zu  decken.  Man  trifft  dort  herrliche 
Palmenwaldungen,  deren  Früchte  aber  nur  soweit  zur 
Oelbereitung  Verwendung  finden,  als  das  Product  von 
den  Eingeborenen  consumirt  wird.  Ganze  Haufen  von 
Palmkernen  liegen  dort  aufgestapelt.  Kein  Mensch 
gibt  sich  die  Mühe,  dieselben  aufzuschlagen,  und  die 
schönsten  Palmen  werden  gefällt,  lediglich  um  Palmwein 
daraus  zu  machen. 

Dieses  ganze  Land  mit  seinem  Naturreichthum  und 
seiner  dichten  Bevölkerung  liegt  heute  noch  dem  Handel 
verschlossen  da,  und  wird  nicht  eher  der  Colonie  nutz- 
bar werden  können,  bis  ein  verbilligter  Transport  den 
Einkauf  der  verschiedenen  Producte  dort  möglich  macht. ' 
Der  Transport  von  looo  kg  Waare  von  Atakpame  (dies 
ist  der  Name  des  Gebietes)  an  die  Küste  kostet  heute 
circa  200  bis  250  M.  Das  beweist  wohl  schon  ge- 
nügend, dass  ein  grösserer  Handel  daher  einfach  aus- 
geschlossen ist. 

Die  Eröffnung  des  Atakpamegebietes  durch  eine  solche 
Bahn  erscheint  als  der  grösste  Vortheil  desselben. 

Diese  Bahn  würde  bis  zum  Gebirge  ohne  nennens- 
werthe  Terrainschwierigkeiten  annähernd  doppelt  so 
weit  ins  Innere  geführt  werden  können  wie  eine  Bahn 
von  Lome  aus,  was  natürlich  für  die  Entwicklung  der 
Colonie  von  der  grössten  Bedeutung  ist.  An  der  End- 
station der  Bahn  wird  sich  sofort  eine  neue  Handels- 
centrale  bilden,  von  der  strahlenförmig  die  Handelswege 
ins  weitere  Innere  laufen  werden.  Je  weiter  diese  Cen- 
trale aber  im  Innern  liegt,  desto  grössere  Gebiete  werden 
natürhch  den  Handel  eröffnet  werden. 

Zwei  Stationen  im  Hinterlande  von  Togo  nehmen  in 
cultureller  Beziehung  eine  bevorzugte  Stellung  ein  und 
versprechen  mit  der  Zeit  wichtige  Verkehrsvermittler  mit 
dem  Inneren  zu  werden.  Es  sind  Misahöhe  und  Kpandu 
einerseits,  etwa  acht  Tagemärsche  von  der  Küste,  Kete 
Kratschi  mit  Bismarcksburg,  etwa  zwölf  Tagemärsche 
entfernt,  andererseits.  Die  erstgenannte  Station,  auf 
welcher  vier  Missionäre  thätig  sind,  hat  Plantagenwirth- 
schaft  begonnen  und  Kaffee,  Cacao,  Kolanüsse  gebaut, 
doch  sind  dies  nur  erst  Versuche, 

Der  Handel  liegt  meist  in  den  Händen  nicht  ein- 
heimischer Händler,  die  theils  der  Küstenbevölkerung, 
sowohl  der  deutschen  Küste  wie  dem  englischen  Gebiet, 
theils  den  mohammedanischen  Stämmen  des  weiteren 
Hinterlandes  entstammen.  Unter  den  letzteren  sind  nament- 
lich die  Haussa  zu  nennen,  die  sich  in  immer  grösserer 
Zahl  in  den  Ortschaften    an  der  Hauptstrasse  ansiedeln. 

Märkte  finden  in  grösseren  und  kleineren  Orten  in 
der  Regel  alle  vier  Tage  statt.    Der   Markt    in   Kpandu 


ist  sehr  besucht,  ebenso  der  in  Kami,  zwei  Stunden  von 
Kpandu.  Zu  beiden  Märkten  kommen  Händler  und 
Käufer  in  grosser  Zahl  über  den  Volta  aus  dem  engli- 
schen Gebiet.  Ein  einigermaassen  gut  besuchter  Markt 
findet  auch  in  Palime,  eine  Stunde  von  Misahöhe,  statt. 

Die  Einnahmen  der  Stationen  bestehen  nach  wie  vor 
zum  allergrössten  Theil  aus  staatlichen  Ueberweisungen. 
Anderweitige  Einnahmequellen  sind :  Gerichtsgebühren, 
Strafen,  Zölle,  Erlös  aus  dem  Verkauf  von  Geschenken 
und  geschmuggelten  Waaren.  Eine  kleine  Einnahme  er- 
gibt der  Verkauf  des  Kaffees  der  Plantage. 

Die  Ausgaben  bestehen  in  Besoldung  der  Europäer, 
Lohn  an  Dolmetscher,  Schreiber,  Handwerker,  Arbeiter, 
Soldaten,  Unterhaltung  der  Gebäude  und  des  Inventars 
und  Antheil  an  der  Besoldung  der  Postboten. 

Ebenso  wie  Misahöhe  ist  auch  Kete  Kratschi  eine 
Versuchsstätte  für  tropische  Fruchtculturen,  deren  Haupt- 
zweck darin  besteht,  die  Eingeborenen  für  dergleichen 
Anlagen  zu  interessiren  und  sie  zum  Anbau  von  Kaffee, 
Kola  und  Palmen  anzuregen ;  dass  solche  Anlagen  von 
irgend  welcher  Bedeutung  in  wirthschafilicher  Beziehung 
werden,  ist  vorläufig  ausgeschlossen. 

Kautschuk  und  Elfenbein,  die  einzigen  Producte, 
welche  auch  einen  längeren  Landtransport  bezahlt 
machen,  kommen  nicht  in  nennenswerthen  Mengen  auf 
den  Kete  Kratschi-Markt.  Kaufleute  sind  daher  beim 
Verkauf  der  Waaren  grossentheils  auf  den  Geldverkehr 
angewiesen.  Es  ist  aber  noch  zu  wenig  Geld  im  Lande, 
um  mehreren  unter  europäischer  Leitung  stehenden 
Firmen  in  Kete  ein  Auskommen  zu  versprechen. 

Im  Amtsbezirk  von  Kete  Kratschi  ist  die  Baseler 
Missionsgesellschaft  thätig.  Es  befindet  sich  aber  kein 
europäischer  Missionär  im  Amtsbezirk.  In  Adele  sind 
zwei  schwarze  Lehrer,  in  Kratschi  ein  eingeborener 
Pastor  thätig.  Im  Allgemeinen  zeigt  sich  die  Bevölkerung 
der  Mission  wenig  zugänglich.  Es  ist  dies  auf  den 
den  Völkern  von  altersher  überkommenen  Fetischdienst 
zurückzuführen.  Es  ist  aber  nicht  zu  übersehen,  dass 
bei  allen  diesen  im  Stationsbezirk  befindlichen  heidnischen 
Völkern  ein  ganz  ausgesprochener  Glaube  an  ein  höchstes 
Wesen,  Gott,  von  Natur  aus  vorhanden  ist;  die  Fetische 
werden  als  die  von  Gott  zur  Erde  gesandten  Geister 
betrachtet. 

Uebrigens  dringt  der  Islam  aus  dem  Sudan  immer 
weiter  vor,  aber  es  ist  auffallend,  dass  die  Guanstämme, 
welche  einen  grossen  Theil  der  Bevölkerung  des  Stations- 
bezirkes ausmachen,  dem  Islam  sich  nicht  zugänglich 
erweisen,  obwohl  viele  Muhammedaner  unter  ihnen  ver- 
kehren. 

Es  ist  gelungen,  die  eingeborene  Bevölkerung,  welche 
von  Natur  aus  jeglicher  Arbeit  abgeneigt  ist,  zu  Träger- 
und Arbeitsdiensten  heranzuziehen.  Eine  freiwillige  Be- 
stellung von  Trägern,  ohne  Ertheilung  eines  Befehles, 
findet  allerdings  noch  recht  selten  statt.  Die  Leute 
haben  den  Werth  des  Geldes  noch  nicht  richtig  erkannt, 
denn  sie  haben  noch  zu  wenig  Bedürfnisse. 

Beide  Stationen  liegen  in  der  Nähe  des  Voltaflusses,  was 
den  Transport  von  Producten  und  Waaren  nach  der  Küste 
sehr  erleichtert.  Sie  sind  bereits  zu  festen  Stützpunkten 
der  deutschen  Verwaltung  im  Binnenlande  geworden  um 
haben  wesentlich  dazu  beigetragen,  das  Ansehen  di 
Regierung  bei  der  Bevölkerung  zu  befestigen.  Auch  di^ 
wie  schon  gesagt,  immer  häufiger  aus  dem  Sudan 
kommenden  mohammedanischen  Händler,  welche  den 
Bewohnern  unentbehrlich  geworden  sind,  haben  sich  mit 
den  deutschen  Stationsbeamten  auf  freundlichen  Fuss 
gestellt  und  dadurch  ihr  Vertrauen  zu  denselben  auch 
den  Eingeborenen  gegenüber  bethätigt.  Togoland  hat 
nunmehr,  nachdem  die  zur  Regulirung  der  Grenze 
mit  Frankreich  berufene  Commission  ihre  Thätigkeit 
zum  grösseren  Theile  beendet,  eine  Erweiterung  seines 
Gebietes  im  Osten  bis  zum  Monoflusse  erfahren,  und 
dadurch  einen  auf  40.000  Bewohner  geschätzten  Zu- 
wachs erhalten. 


I 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Das  neu  erworbene  Gebiet,  das  sogenannte  „Mono- 
dreieck",  ist  reich  an  Oelpalmenbeständen,  und  seine 
Bewohner,  welche  stammesverwandt  mit  den  Einge- 
borenen von  Klein-Popo  sind  und  nur  durch  die  bis- 
herigen schwierigen  Grenzverhältnisse  von  der  Pflege 
eines  regen  Handelsverkehres  mit  ihren  Landsleuten  ab- 
gehalten wurden,  haben  denselben  nunmehr  wieder  auf- 
genommen. Zur  vollständigen  Nutzbarmachung  des  in 
dem  Monodreieck  vorhandenen  Productenreichthums  für 
KleinPopo  bedarf  es  indessen  noch  der  Organisation 
einer  wirksamen  Zollaufsicht  längs  der  neuen  Grenze. 
Erst  dann  steht  zu  hoffen,  dass  sowohl  der  Handel  als 
auch  die  Zolleinnahmen  im  östlichen  Theile  des  Schutz- 
gebietes eine  entsprechende  Steigerung  erfahren  werden. 

Kamerun. 

Das  Schutzgebiet  Kamerun  entwickelt  sich  immer 
mehr  zu  einem  mit  Plantagen  bedeckten  Areale,  welches 
die  Schätze  seines  Erdreiches  dem  Ausfuhrhandel  dienst- 
bar macht.  Das  allgemeine  Urtheil  über  die  Entwicklung 
der  Colonie  in  dem  verflossenen  Jahre  geht  dahin,  dass 
auf  fast  allen  Gebieten  ein  bedeutender  Fortschritt  zu 
verzeichnen  ist.  Besondere  Hervorhebung  findet  der  für 
die  Zukunft  der  Colonie  überaus  wichtige  Umstand,  dass 
das  deutsche  Capital  seine  bisherige  Zurückhaltung  auf- 
gegeben und  sich  mit  Energie  auf  die  Hebung  der  in 
dem  jungfräulichen  Boden  Kameruns  ruhenden  Schätze 
geworfen  hat.  Dem  Handel  sind  durch  die  Unterwerfung 
der  Baues-  und  Bulisstämme  neue  Absatzgebiete  ge- 
schaffen worden.  Aber  auch  die  längst  von  europäischen 
Handelshäusern  in  Bearbeitung  genommenen  Flussgebiete 
des  Mungo,  VVuri,  Abo  und  Sannaga  haben  im  ver- 
flossenen Jahre  gezeigt,  wie  sehr  auch  in  ihnen  der 
Handel  noch  weiterer  Ausdehnung  fähig  ist.  Was  den 
Plantagenbau  anbelangt,  so  steigert  sich  die  Nachfrage 
nach  geeignetem  Areal  im  Victoria-Bezirk  immer  mehr, 
so  dass  in  kurzer  Zeit  das  anbaufähige  Land  am  Kamerun- 
berge zwischen  der  Küste  und  dem  Mungo  vergriffen 
sein  dürfte. 

Auf  dem  in  Pflanzungsbetrieb  genommenen  Boden 
wetteifern  die  einzelnen  Erwerbsgesellschaften  und  ein- 
zelne Unternehmer  in  lebhafter  Weise.  Die  westafrika- 
nische Pflanzungsgesellschaft  „Victoria"  hat  im  Laufe 
von  zwei  Jahren  275.000  Cacaopflanzen  in  den  Boden 
gebracht.  Im  Südbezirke  Kameruns  hat  eine  Firma  (Küder- 
ling)  um  grosse  Terrains  zum  Anbau  nachgesucht.  Die 
Baseler  Mission  und  mehrere  Stationsmissionen  im  Innen- 
lande erzielten  gute  Ernte  in  Cacao  und  Kaffee,  die 
Kamerun-Hinterlandgesellschaft  suchte  am  Sannaga  Land 
zum  Plantagenbau  zu  erwerben.  Eine  Gesellschaft  brachte 
8  Percent  Dividende  aus  ihren  Einnahmen  zur  Ver- 
theilung. 

Die  Arbeiterfrage  hat  sich  im  Berichtsjahre  bedeutend 
gebessert  Es  trafen  in  diesem  Jahre  gegen  700  Arbeiter 
aus  Yaunde  ein,  welche  sich  zunächst  allerdings  nur  auf 
ein  Jahr  verpflichtet  hatten.  Da  indess  die  nach  Ablauf 
ihres  Contractjahres  entlassenen  Arbeiter  zum  grossen 
Theil  versprochen  haben,  nach  einiger  Zeit  wieder  zur 
Küste  zu  kommen,  so  ist  trotz  der  sich  bietenden 
Schwierigkeiten  begründete  Aussicht  vorhanden,  für  die 
Plantagen  mit  tler  Zeit  einen  regelmässigen  Arbeiter- 
bezug aus  dem  Schutzgebiete  selbst  zu  sichern.  Nicht 
wenig  wird  dazu  die  vorgesehene  Anstellung  eines  stän- 
digen Arbeitercommissärs  beitragen. 

Der  Versuch  mit  den  aus  dem  französischen  Congo 
eingeführten  Arbeitern  ist  als  gescheitert  zu  betrachten, 
da  die  Leute  das  Klima  nicht  vertragen,  fortwährenil 
krank  sind  und  besonders  an  Dysenterie  zu  leiden  haben. 
Den  Handel  betreiben  im  Kamerungebiete  gegenwärtig 
16  Firmen,  g  deutsclie,  7  englische. 

Die  Firmen  im  Südbezirk  erfreuten  sich  fortgesetzt 
guter  geschäftlicher  Erfolge,  speciell  hat  Campo  an  Be- 
deutung gewonnen  und  einzelne  Firmen  haben  dort  ihre 
längere  Zeit    wegen    nicht    genügender   Rentabilität    ge- 


schlossenen ZweigfactoreieD  wieder  eröfihct.  Dem  Handel 
im  Nordbezirk  waren  bereits  früher  durch  die  Ngolo- 
Expedition  die  Wege  geöfinet 

Neuerdings  suchen  die  Firmen  ihre  mit  Weissen  be- 
setzten Zweig factoreien  möglichst  weit  landeinwärts  vor- 
zuschieben. So  haben  verschiedene  Firmen  am  Wuri  bis 
hinauf  zu  den  Stromschnellen  Zweigfactoreien  angelegt. 
Ob  diesei  neue  Versuch,  die  Producte  unmittelbar 
von  den  Producenten  zu  kaufen  und  so  den  Zwischen- 
handel der  Duallas  einzuschränken,  gelingen  wird,  muss 
sich  erst  zeigen.  Einzelne  Firmen  waren  früher  schon  in 
dieser  Weise  vorgegangen,  hatten  aber  die  mit  Europäern 
besetzten  Zweigfactoreien  im  Binnenlande  späterhin  wieder 
aufgegeben,  weil  der  Gewinn  die  Auslagen  nicht  deckte. 

Das  alte  System,  wonach  die  europäischen  Firmen 
den  eingeborenen  Händlern  auf  Treue  und  Glauben  Vor- 
schüsse in  oft  kaum  verständlicher  Höhe  gegeben,  steht 
nach  wie  vor  in  voller  Blüthe.  Die  Missstände,  die  dieses 
Verfahren  mit  sich  bringt,  traten  im  verflossenen  Be- 
richtsjahre, wo  Handel  und  Wandel  sich  im  Aufschwung 
befanden,  weniger  zu  Tage,  sie  werden  aber  in  Zeiten 
des  Niederganges  sich  zweifellos  von  Neuem  geltend 
machen. 

Haupthandelsproducte  sind  Palmöl,  Palmkeme,  Gummi. 
Die  Ausfuhr  von  Kaffee  erfolgte  in  ganz  unwesentlicher 
Menge,  da  bei  dem  Rückgang,  welchen  der  Preis  des 
Kaffees  in  Europa  erfahren  hat,  zur  Zeit  der  Kaffeebau 
kaum  die  Productionskosten  aufzubringen  vermag. 

Der  Rückgang  in  der  Ausfuhr  einzelner  Producte,  be- 
sonders an  Palmkemen,  liegt  nicht  etwa  daran,  dass  das 
Land  im  verflossenen  Berichtsjahre  weniger  producirt 
hätte  als  im  Jahre  vorher.  Der  Grund  ist  vielmehr  darin 
zu  suchen,  dass  in  Folge  der  ausnahmsweise  langen  und 
intensiven  Trockenzeit  der  Verkehr  auf  den  Flüssen 
länger  als  sonst  für  grössere  Boote  unmöglich  war,  so 
dass  besonders  im  Kamerunbezirke  die  an  den  oberen 
Flussläufen  lagernden  Palmkerne  erst  in  der  Regenzeit 
an  die  Küste  gebracht  werden  konnten. 

Besonderen  Werth  wurde  im  letzten  Jahre  und  wird 
fernerhin  auf  die  Ausbeutung  der  im  Schutzgebiete  vor- 
handenen Gummivorräthe  gelegt.  Dabei  gehen  die  Be- 
mühungen der  Regierung  nicht  nur  dahin ,  die  Ein- 
geborenen zur  Ausnützung  der  in  grosser  Menge  vor- 
handenen Gummilianen  und  Kautschukbäume  heran- 
zuziehen, sondern  es  werden  auch  in  Bälde  Anbauungs- 
versuche mit  den  einheimischen  und  eingeführten  Kaut- 
schukbäumen gemacht  werden  können.  Kamerun  stellt 
ftir  die  deutsche  Industrie  jetzt  bereits  einen  lohnenden 
Absatzmarkt  dar.  Es  nimmt  namentlich  deutsche  Baum- 
wollengewebe, Salz,  Pulver,  Steinschlossgewehre,  Tabak, 
Rum  auf,  aber  auch  England,  Nordamerika,  Frankreich 
sind  flotte  Lieferanten.  Das  erstere  sorgt  besonders  für 
Stoflfe,  Garn,  Zwirn,  Wellbleche.  Für  einzelne  Artikel  hat 
sich  unter  den  Eingeborenen  eine  deutliche  Liebhaberei 
ausgebildet,  so  tragen  die  Neger  mehrerer  Küstenplätze 
mit  Vorliebe  weisse  und  bunte  Hemden,  auch  Sport- 
hemden. 

Schirme,  gewöhnliche  und  bessere  Regenschirme,  die 
ebenfalls  zum  Schutz  gegen  die  Sonne  dienen,  wünschen 
Männer  wie  Weiber  gerne  zu  besitzen. 

Ueber  einen  der  Haupthandelsartikel,  die  baumwollenen 
Gewebe,  sind  noch  einige  besondere  Merkmale  anzu- 
führen. 

An  der  Küste  selbst  ist  kein  anderer  Artikel  so  dem 
wechselnden  Geschmack  und  einer  gewissen  Mode  unter- 
worfen, wie  gerade  die  Gewebe.  Durch  die  grosse 
Mannigfaltigkeit,  welche  die  englischen  Fabriken  bei 
Herstellung  von  Geweben  in  Folge  der  Vollkommenheit 
ihrer  Maschinen  und  Druckereien  auf  den  Markt  su 
bringen  vermochten,  ist  Elngland  die  Hauptbezogsquelle 
für  diesen  einträglichen  Handelsartikel  geworden  nnd 
steht  darin  bis  jetzt  unerreicht  da. 

Während  der  Neger  an  der  Küste  für  seine  Person 
und    Weiber    bei    dem    Ankauf    von    Geweben    zu    Be- 


40 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


kleidungszwecken  jeglicher  Art  sehr  wählerisch  ist,  sind  1 
die  Eingeborenen  im  Binnenlande  sowohl  in  Bezug  auf 
Muster  als  auch  auf  Güte  sehr  genügsam.  In  letzterer 
Hinsicht  haben  sie  gewöhnlich  keine  grosse  Wahl, 
sondern  müssen  nehmen,  was  ihnen  der  Küstenmann  als 
Zwischenhändler  bringt.  Der  Grundsatz,  „für  den  Busch- 
mann ist  selbst  das  Schlechteste  noch  zu  gut  und  nicht 
zu  theuer",  gilt  für  den  ganzen  Handel  mit  den 
Stämmen  des  Hinterlandes.  Diesem  Grundsatz  wird  von 
weissen  und  schwarzen  Händlern  gehuldigt,  so  lange, 
bis  eben  die  Buschleute  selbst  zur  Küste  kommen  und 
dann  durch  das  grössere  Angebot  in  den  Küsten- 
factoreien  selbst  wählerischer  werden.  Im  Allgemeinen 
genügt  es  im  Binnenlande,  wenn  ein  Stück  Zeug  die 
im  Handel  einmal  festgestellte  Grösse  hat.  In  den 
meisten  Districten  haben  diese  Gewebestücke  einen  ge- 
wissen unveränderten  Werth,  so  dass  für  eine  bestimmte 
Anzahl  eine  Ziege  oder  Kuh,  ein  Kanu,  ein  Arbeiter  oder 
Weib  erworben  werden  kann. 

Der  Versuch,  Pfalzer  Tabak  in  das  Schutzgebiet  ein- 
zuführen, ist  gescheitert;  derselbe  entspricht  nicht  dem 
Geschmacke  der  Eingeborenen  und  stellt  sich  mit  Ver- 
packung und  Transportkosten  gegenüber  dem  bei  den 
Eingeborenen  allgemein  beliebten  nordamerikanischen 
Tabak  entschieden  zu  theuer. 

Theils  um  das  Hinterland  in  Bezug  auf  seine  Natur- 
und  Bevölkerungsverhältnisse  genauer  kennen  zu  lernen 
und  Handelsbeziehungen  anzuknüpfen,  theils  um  einigen 
raublustigen  und  kriegerischen  Stämmen  die  Neigung  zu 
Einfällen  in  das  Gebiet  befreundeter  Nachbarn  zu  be- 
nehmen und  den  gefürchteten  Häuptling  Ngila  unschäd- 
lich zu  machen,  sind  mehrfach  Expeditionen  nach  dem 
Innern  veranstaltet  worden ;  das  Ergebniss  dieser  Reisen 
und  Kriegszüge  war  einmal  die  Herstellung  einer  Ver- 
bindung mit  den  in  der  Südostecke  des  Kamerun- 
gebietes bestehenden  deutschen  Factoreien,  dann  Besuche 
bei  den  im  deutschen  Gebiet  gelegenen  Handelsstationen, 
die  Begrüssung  einiger  im  belgischen  und  französischen 
Congogebiet  etablirter  Posten  und  die  Recognoscirung 
des  mittleren  und  oberen  Sannagastromes.  Die  Durch- 
forschung dieser  Gebiete  hat  in  ihrem  weiteren  Verlauf 
zu  der  Erkenntniss  geführt,  dass  das  Barombi-  und 
Bambukoland  im  nördlichen  Hinterland  zu  den  frucht- 
barsten Plantagengeländen  gehören.  Einzelne  Landstriche 
wurden  auf  dieser  Reise  angetroffen,  die  einen  nicht 
geahnten  Reichthum  an  Gummipflanzen  aufwiesen,  dessen 
Verwerthung  dann  allerdings  erst  möglich  sein  wird, 
wenn  es  gelingt,  die  Arbeitsverhältnisse  mehr  zu  klären 
und  die  Transportmittel  zu  beschaffen. 

Dank  der  Umsicht  und  Energie  mehrerer  als  Ex- 
peditionsleiter bewährter  Officiere  wurden  die  unruhigen 
Bane-  und  Bulistämme  zur  Unterwerfung  gebracht  und 
die  Macht  des  als  Herrscher  wie  als  Krieger  ge- 
fürchteten Ngila  durch  Erstürmung  seiner  Bundesstadt 
Watave  gebrochen.  Diese  Carapagne  endete  damit,  dass 
drei  der  einflussreichsten  Grossen  aus  seiner  Umgebung 
als  Gesandtschaft  mit  Geschenken  auf  der  Station 
Yaunde  eintrafen  und  im  Namen  ihres  Souverains  um 
Frieden  baten.  Im  Wesentlichen  gelang  es  aber  den  in 
das  Hinterland  entsandten  Officieren  und  Beamten  gemäss 
der  ihnen  ertheilten  Instruction  auf  friedlichem  Wege 
mit  der  Bevölkerung  der  von  ihnen  durchzogenen  Ge- 
biete Beziehungen  anzuknüpfen  und  Verbindungen  herzu- 
stellen. 

Die  Pacification  und  die  Durchforschung  des  Hinter- 
landes von  Kamerun  in  Bezug  auf  seine  dem  Handel 
und  der  Plantagencultur  dienenden  Hilfsquellen  ist  des- 
halb von  zunehmender  Bedeutung,  weil  von  diesen  Ge- 
bieten aus  die  Fühlungnahme  mit  den  Stationen  des 
belgischen  und  französischen  Congostaates  zu  erreichen 
ist.  Zu  diesem  Zweck  hat  sich  neben  der  seit  1896 
bestehenden  Kamerum  -  Hinterland  -  Gesellschaft,  welche 
ausgedehnte  Gebiete  am  Quapua-  und  Sannagafluss  er- 
worben und  dort  mehrere  Factoreien  errichtet  hat,  auch 


in  neuerer  Zeit  eine  Süd-Kamerun-Gesellschaft  gebildet. 
Die  Thätigkeit  dieser  Compagnie  ist  hauptsächlich  darauf 
gerichtet,  durch  Dampfer  den  Verkehr  vom  Sannaga- 
fluss zum  Congo  zu  vermitteln.  Wie  amtlich  festgestellt 
ist,  geht  seit  der  Eröffnung  der  Congo-Eisenbahn  eine 
dreifach  grössere  Waarenmenge  von  Europa  nach  dem 
Congostaate  als  vorher.  Neben  der  Betheiligung  des 
deutschen  Capitales  ist  auch  bereits  von  Seite  Hollands 
eine  Betheiligung  an  dem  dort  sich  entwickelnden  kauf- 
männischen Geschäft  in  Aussicht  genommen,  indem  eine 
der  grössten  Handelsgesellschaften,  die  afrikanische 
Handelsgesellschaft  in  Rotterdam,  der  deutschen  Süd- 
Kamerum-Gesellschaft  beigetreten. 

Südwesiafrika. 

Die  Naturverhältnisse  Südwestafrikas  räumen  dem 
Europäer  vermöge  des  gemässigten  dort  herrschenden 
Klimas  eine  andere  Stellung  ein,  als  dies  bei  den  übrigen 
Schutzgebieten  der  Fall  ist.  Angesichts  der  Unfähigkeit 
der  Eingeborenen  zu  angestrengter  Thätigkeit  und  der 
dort  so  dünn  gesäeten  eingeborenen  Bevölkerung  ist 
die  fortschreitende  Colonisation  dieses  Schutzgebietes 
wesentlich  daran  geknüpft,  dass  Weisse  sich  an  der- 
selben betheiligen.  Die  Inbetriebnahme  Südwestafrikas 
geht  deshalb  auch  die  deutschen  Kreise  viel  näher  an ; 
hier  ist  der  Ort,  um  mit  deutschen  Armen  und  Händen 
zu  arbeiten  und  nicht  auf  den  Eingeborenen  bei  der 
Besiedlung  zu  rechnen.  Der  mit  den  Verhältnissen  be- 
sonders betraute  Baumeister  Rehbock  vergleicht  dasselbe 
mit  einer  entfernt  gelegenen  deutschen  Provinz,  in  welcher 
deutsche  Verwaltung  und  deutsches  Recht  die  Grund- 
lage der  culturellen  Bestrebungen  bilden.  Rehbock 
charakterisirt  Südwestafrika  als  ein  Viehzuchtland,  das 
eine  ansehnliche  Zahl  von  Europäern  ernähren  kann. 

In  der  Viehzucht  fand  bisher  der  grösste  Theil  der 
Bevölkerung  seine  Haupterwerbsquelle  und  seinen  Lebens- 
unterhalt. In  den  Rinderheerden,  welche  das  Herero-  und 
Ovamboland  belebten,    steckte  ein  unschätzbarer  Werth. 

Leider  hat  die  Rinderpest,  wie  bekannt,  diesen  Reich- 
thum sehr  decimirt  und  den  Wohlstand  der-  Colonie 
herabgemindert.  Von  allen  Ständen  Südwestafrikas  sind 
die  Hereros  am  härtesten  von  der  über  das  Land  ge- 
kommenen Plage  betroffen  worden.  In  sehr  fühlbarer 
Weise  ist  ausserdem  durch  die  Rinderpest  der 
Binnenhandel  in  Mitleidenschaft  gezogen  worden.  Um 
der  Ausbreitung  der  Epidemie  einen  Damm  ent- 
gegenzusetzen, hat  eine  der  grössten  Autoritäten  auf  dem 
Felde  der  Infectionskrankheiten  Professor  Dr.  Robert 
Koch  dort  lange  Zeit  sehr  erfolgreich  gewirkt. 

Von  grossem  Interesse  sind  die  Schutzmaassregeln, 
die  Professor  Dr.  Koch  gegen  die  Krankheit  des  Thier- 
bestandes  angeordnet  und  denen  es  zuzuschreiben,  dass 
eine  grosse  Anzahl  Thiere  der  zum  Ackerbau  geeigneten 
Colonie  erhalten  worden  ist. 

Die  Impfung  der  zahlreichen  auf  dem  Baimege  und 
an  anderen  Plätzen  festgehaltenen  Zugochsen  hatte  den 
Erfolg,  dass  nach  kaum  zwei  Monaten  der  Transport- 
verkehr auf  den  Hauptverkehrsstationen  wieder  aufge- 
nommen werden  konnte  und  der  so  sehr  gefürchtete 
Mangel  an  Nahrungsmitteln  im  Inneren  des  Landes  von 
den  Weissen  im  Wesentlichen  ferngehalten  wurde,  zumal 
es  noch  möglich  gewesen  war,  vor  dem  Ausbruch  der 
Pest  fast  alle  Truppenstationen  so  reichlich  mit  Proviant 
zu  versehen,  dass  da,  wo  es  nothwendig  wurde,  Privat- 
leuten aus  Regierungsbeständen  ausgeholfen  werden 
konnte.  Aber  nicht  nur  der  Frachtverkehr  nahm  nach 
einigen  Monaten  fast  seinen  früheren  Umfang  wieder 
an,  sondern  es  wurde  auch  noch  so  hinreichend  Mutter- 
vieh gerettet,  dass  die  Grundlage  für  den  bisherigen 
Reichthum  des  Landes,  wenn  auch  stark  erschüttert,  so 
doch  in  keiner  Weise  vernichtet  ist. 

Das  Vertrauen,  dass  trotz  der  Verluste  durch  die 
Viehseuche  an  einer  gedeihlichen  Weiterentwicklung  nicht 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FUR  DEN  ORIENT. 


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verzweifelt  zu  werden  braucht,  ist  durch  den  Bahnbau 
von  der  Küste  nach  dem  Inneren  sehr  gehoben. 

Durch  die  Rinderpest  sind  auch  die  stolzen,  reichen 
Damaras  verarmt,  während  die  nach  der  Pest  im  Herero- 
lande mit  ganz  besonderer  Heftigkeit  ausgebrochen c 
Fieberepidemie  ihre  eigenen  Reihen  sehr  gelichtet  hat. 
Letzteres  ist  um  so  bedauerlicher,  als  sie  gerade  durch 
ihre  Verluste  in  Folge  der  Rinderpest  gezwungen  wurden, 
entweder  selbst  fleissig  an  die  Bodenarbeit  heranzugehen 
oder  sich  bei  Weissen  zu  verdingen.  Es  gelang,  eine 
ganze  Reihe  für  den  Regierungsdienst,  namentlich  für 
Wegebauten  zu  gewinnen,  die  aber  dann  in  Folge  der 
Krankheit  und  zahlreicher  Todesfälle  nothgedrungen  ein- 
gestellt wurden  und  erst  in  neuester  Zeit  wieder  auf- 
genommen werden  konnten. 

Trotz  der  Rinderpest  und  der  im  ganzen  Damara- 
lande  zur  Durchführung  der  Impfung  getroffenen  Maass- 
regeln ist  indess  die  Ruhe  im  Hererolande  nirgends 
ern.stlich  gestört  worden. 

Die  Calamität  der  Rinderpest  hat  übrigens  auf  die 
Colonisation  des  Landes  insoweit  fördernd  und  anregend 
gewirkt,  als  es  die  Bevölkerung  zur  Sesshaftmachung  und 
zur  Ergreifung  des  landwirthschaftlichen  Berufes  ver- 
anlasst und  mit  Interesse  für  Agriculturbestrebungen  er- 
füllt hat. 

Begünstigt  wird  dies  Bestreben  durch  die  im  Laufe 
des  Jahres  erheblich  herabgesetzten  Preise  für  Re- 
gierungsland sowie  die  neueren  Zahlungsbedingungen. 
Hienach  kann  in  bestimmten  Districten  schon  zu  einem 
sehr  niedrigen  Preise,  von  früheren  Angehörigen  der 
Schutztruppe  sogar  umsonst,  Land  erworben  werden. 
Abzahlung  des  Kaufpreises  muss  mit  20  Jahren  erfolgen. 
Nach  einer  massigen  Anzahlung  beim  Kauf  braucht  der 
Käufer  bis  zum  Ablaufe  des  siebenten  Jahres  nichts  zu 
zahlen,  damit  er  zunächst  Gelegenheit  hat,  seine  Baar- 
mittel  in  die  Farm  hineinzustecken.  Die  Folge  der  Herab- 
setzung der  bisher  zu  hohen  Landpreise  war  u.  A.,  dass 
eine  Reihe  von  Ansiedlern  sich  in  letzter  Zeit  zum  Kauf 
von  Regierungsfarmen  gemeldet  haben.  Ebenso  hat  in 
Gross-Windhoek  die  Herabsetzung  der  Preise  für  Bau- 
land zum  Ankauf  von  Grundstücken  und  zum  Bau  von 
Häusern  wesentlich  beigetragen. 

Wenden  sich  so  die  Weissen  bewusstermaassen  im 
Hinblick  auf  die  Zukunft  der  Landwirthschaft  zu,  so 
thun  die  Eingeborenen  es,    um    ihren  Hunger  zu  stillen. 

In  Betracht  kommen  hier  namentlich  die  bisher  an 
reichliche  Kost  gewöhnt  gewesenen  Hereros.  Die  Milch, 
die  sie  bisher  im  Ueberfluss  hatten,  reicht  jetzt  nicht 
mehr.  Fleisch  ist  ein  Luxusartikel  geworden.  Die  Folge 
ist,  dass  sie  ihre  Frauen  ausschicken,  um  Feldkost  zu 
suchen,  während  sie  selbst  mit  ihren  Leuten  die  in  den 
letzten  Jahren  vernachlässigte  Arbeit  des  Korn-  und 
Kürbispflanzens  wieder  aufnehmen. 

Die  Rindviehzucht  hat  durch  die  Rinderpest  zwar 
quantitativ  sehr  gelitten,  dagegen  sonst  entschieden  nicht 
unbedeutend  gewonnen.  Denn  wiewohl  es  an  Ausnahmen 
nicht  gefehlt  hat,  unterliegt  es  doch  keinem  Zweifel, 
dass  im  Allgemeinen  die  schwächeren  und  kranken 
Thiere  der  Seuche  in  erster  Linie  erlegen  sind.  Es  gilt 
dies  ganz  besonders  von  den  Kühen,  von  denen  fast 
durchwegs  die  kräftigen  und  gesunden  Thiere  da,  wo 
noch  rechtzeitig  Hilfe  durch  Impfung  gebracht  werden 
konnte ,  durchkamen ,  während  von  den  alten  und 
schwachen  ein  weit  grösserer  Percentsatz  einging. 

Der  Pferdezucht  ist  immer  noch  die  Pferdesterbe 
hinderlich.  Trotzdem  einzelne  Farmer  zu  züchten  be- 
ginnen, ist  das  Land  doch  noch  gänzlich  ausser  Stande, 
den  Bedarf  an  Pferden  selbst  zu  decken.  Mit  Rücksicht 
auf  die  Sperre  an  der  englischen  Grenze  bezog  die  Re- 
gierung 200  Pferde  aus  Argentinien,  während  der  übrige 
Bedarf  aus  Pferdetransporten  aus  der  Capcolonie,  die 
nach  theilweiser  Oefinung  der  Grenze  in  Windhoek  ^an- 
gelangten, entnommen  wurde. 


Der  Schwerpunkt  der  wirthschaftlichen  Ausbeutung 
Sudwestafrikas  liegt  indess  in  der  mineralischen  Er- 
schliessung des  Gebietes.  Die  Hauptstätten  des  mon- 
tanen Reichthums  von  SUdwestafrika  sind  die  Kalkstein- 
gebirge von  Üttavi  im  Norden  und  der  sogenannte  Blau- 
grund bei  der  Landschaft  Gibeon  im  Süden.  Das  Gold 
kommt  auf  seiner  natürlichen  Ablagerung  im  festen  Ge- 
stein vor  und  wird  vielfach  in  Nesten  aufgefunden,  die 
nach  der  Tiefe  zu  bisher  nicht  ausgehalten  haben.  Die 
gemachten  Funde  erwiesen  sich  räumlich  zu  begrenzt 
oder  da,  wo  Gold  in  ausgedehnten  Gängen  und  stock- 
förmigen  Massen  gefunden  worden  ist,  war  der  Gold- 
gehalt des  Gesteins  so  gering,  dass  sich  besonders  in 
Folge  der  Wasserarmuth  der  betreffenden  Gebietstheile 
eine  lohnende  Ausbeute  nicht  erwarten  Hess.  Das  ab- 
schliessende Urtheil  über  das  Goldvorkommen  im  Schutz- 
gebiete muss  der  weiteren  bergmännischen  Erschliessung 
des  Landes  vorbehalten  bleiben. 

Unter  den  zahlreichen  Fundstätten  von  Kupfererz, 
das  vielfach  in  Gemeinschaft  mit  Bleiglanz  auftritt,  ist 
die  im  Otavi-Gebiete  gelegene  anscheinend  die  umfang- 
reichste; ilire  Ausbeutung  wird  durch  die  South-West- 
Africa  Company  betrieben.  Sehr  umfangreiche  Schürf- 
arbeiten sind  hier  ausgeführt  worden  und  haben  eine 
grosse  Ausdehnung  der  Ablagerung  wie  auch  einen  be- 
raerkenswerthen  Reichthum  der  Kupfererze  ergeben.  Die 
South- WestAfrica  Company,  die  im  Jahre  1892  ent- 
stand, erhielt  unter  der  ersten  Concession  der  deutschen 
Regierung  die  ausschliessHche  Berechtigung  zur  Aus- 
beutung von  Mineralien  in  einem  Gebiete  von  ungefähr 
22.000  Quadratmeilen  und  das  Eigenthum  an  Grund 
und  Boden  über  etwa  4500  Quadratmeilen.  Diese  Con- 
cession, welche  als  die  Damaraland-Concession  bekannt 
wurde,  ist,  soweit  die  damit  verbundenen  Eisenbahn- 
rechte in  Betracht  kommen,  durch  spätere  Verembarungen 
abgeändert  worden.  Die  Gesellschaft  erhielt  damals  ein 
weiteres  Areal  zur  Ausbeutung  der  Minenrechte  im  Um- 
fange von  23.000  Quadratmeilen.  Die  Gesellschaft  be- 
hält ihr  Recht  bei,  alle  Güter  und  zur  Aufschliessung 
erforderlichen  Materialien  zollfrei  einzufuhren  und  für 
25  Jahre  von  der  Zahlung  von  Steuern  befreit  zu  sein. 
Sie  hat  eine  Reihe  von  erheblichen  Betheiligungen  in 
Gesellschaften,  die  in  jenem  Theil  Afrikas  arbeiten. 

Die  englische  ,, Finanzchronik"  gibt  über  die  Aus- 
beutung durch  die  South  West  Africa  Company  einige 
bemerkenswerthe  Aufschlüsse,  denen  Folgendes  ent- 
nommen sei : 

Gerade  in  der  Gegenwart,  wo  die  Kupferpreise  so 
stark  gestiegen  und  die  Augen  der  Industrie  und  der 
Finanz  darauf  gerichtet  sind,  die  bekannten  Lagerstätten 
der  Kupferproduction  zugänglich  zu  machen,  zieht  Süd- 
westafrika ein  bedeutend  erhöhtes  Interesse  auf  sich. 
Kupfer,  das  wichtigste  Mineral  Südwestafrikas,  ist  es 
denn  auch  gewesen,  worauf  sich  die  Arbeit  der  Gesell- 
schaft vor  allen  Dingen  gerichtet  hat,  und  zwar  sind 
vornehmlich  drei  Centren  erforscht  worden:  Gross-  und 
Klein-Ottavi,  Guchab  und  Tsumeb.  E^  schreiten  Verhand- 
lungen über  die  Bildung  einer  Gesellschaft  mit  dem 
nöthigen  Capital  zum  Bau  einer  Fortsetzung  der  Swakop- 
bahn  der  deutschen  Regierung  bis  Ottavi  und  zu  seinen 
Kupferminen  ^oran.  Etwa  iio  ^m  dieser  Linie  wurden 
bekanntlich  von  der  deutschen  Regierung  für  ihre 
eigenen  Zwecke  im  Protectorate  erbaut,  und  der  South 
West  Afrika  Company  werden  also  etwa  400  km  zu 
bauen  übrig  bleiben,  die  zu  2000  £  per  km  einen  Ge- 
sammtaufwand von  800.000  £  erfordern  wurden.  Da 
jedoch  die  Verhandlungen  auf  die  Aufbringung  von 
1,500.000  £  gerichtet  sein  sollen,  so  muss  die  South 
\Vest  Africa  Company  einen  grösseren  Plan  im  Auge 
haben.  Wahrscheinlich  würde  es  sich  hiebei  um  die 
Bildung  einer  neuen  Gesellschaft  handeln,  welche  eine 
Reihe  der  Kupferminen  zu  erwerben  hätte.  Nach  den 
Geschäftsberichten  der  South  West  Africa  Company  hat 
dieselbe  in  aller  Ruhe  ihre  Minen  entwickelt,  und  man 


42 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


kann  wohl  annehmen,  dass  die  erste,  welche  in  die 
Reihe  der  Kupferproducenten  zu  treten  hat,  die  Tsumeb- 
mine  ist,  die  etwa  250.000  /  Erz  in  Sicht  hat,  wovon 
10  Percent  Kupfer  und  50  Percent  Blei  sind.  Nimmt 
man  den  Preis  des  Kupfers  mit  nur  65  £  per  /  und 
den  des  Bleis  mit  13  M  per  /  in  Rechnung,  so  würde 
hier  ein  Erzstock  verfügbar  sein,  dessen  Metallwerth 
etwa  3,300.000  i£  betragen  würde.  Die  Kosten  der 
Ausbeute  dieses  Lagers,  das  50 — 60  Fuss  mächtig  ist, 
können   10  — 12  sh.  per  /nicht  überschreiten. 

Rechnet  man  die  Unkosten,  welche  durch  Fracht, 
Minenarbeit  und  unvorhergesehene  Schwierigkeiten  ent- 
stehen, ab,  so  ergibt  sich  nach  den  Schätzungen  der 
Chronik  noch  em  Gewinn  von  40  Millionen  Mark.  Diese 
Zahl  erscheint  gross,  aber  es  handelt  sich  um  ein  ausser- 
ordentlich umfangreiches  Object,  und  eine  sehr  massige 
Schätzung  der  gesammten  dort  abzubauenden  Erzmengen 
stellt  wenigstens   1,000.000  /  in  weitere  Aussicht. 

Es  gehört  also  kein  übermässiger  Optimismus  dazu,  in 
der  Tsumebmine  einen  der  grössten  Kupferproducenten 
der  näheren  Zukunft  zu  erkennen.  Der  Ausbiss  der 
Tsumebmine  ist  etwa  500—600  Fuss  lang  und  das  Erz 
ist  bis  in  die  Tiefe  von  etwa  100  Fuss  nachgewiesen 
worden,  es  besteht  aber  gar  kein  Zweifel,  dass  sich  der 
Stock  zum  Mindesten  noch  mehrere  100  Fuss  weiter  in 
die  Tiefe  fortsetzt. 

Weniger  erfolgreich  und  aussichtsvoll  waren  die  berg- 
männischen Arbeiten,  welche  im  Süden,  und  zwar  nahe 
der  Landschaft  Gibeon,  in  dem  sogenannten  Blaugrund 
betrieben  wurden.  Hier  lässt  der  geologische  Bau  des 
Gebirges  seiner  Natur  nach  (Conglomeraterde)  das  Vor- 
handensein von  Diamanten  vermuthen,  analog  den  Blau- 
gründen von  Kimberley.  Doch  bedarf  es  hiezu  grosser 
capitalfähiger  Unternehmungen,  welche  reiche  Mittel  für 
die  Anschaffung  und  Inbetriebsetzung  von  Maschinen, 
Saug-  und  Pumpwerken  etc.  erheischen.  Bisher  hat  die 
deutsche  Colonialverwaltung  es  abgelehnt,  dergleichen 
grössere  Untersuchungen  im  Blaugrund  zuzulassen. 

Von  kleineren  Schürfen,  die  in  dem  bezeichneten 
Gebiet  Concessionen  besitzen,  ist  in  nächster  Zeit  ein 
lohnendes  Resultat  nicht  zu  erwarten.  Die  Mühe  und  die 
Geduld,  welche  an  die  Bearbeitung  der  Kimberley-Felder 
gesetzt  worden,  haben  gezeigt,  dass  allen  Diamanten- 
freuden eine  sehr  umfangreiche  und  systematische  berg- 
bauische Recognoscirung  des  mineralischen  Gehaltes  des 
Erdreiches  vorangehen  muss. 

Die  von  Swakopmund  nach  dem  Innern  gebaute  Eisen- 
bahn hat  jetzt  eine  Länge  von  ca.    100  km  erlangt. 

Der  bessere  Fortgang  der  Bahnarbeiten  ist  der 
Verwendung  von  150  Arbeitern  bei  dem  Bahnbau  zu 
danken. 

Als  Endziel  ist  vorläufig  die  Hauptstadt  Windhoek  in 
Aussicht  genommen. 

Mit  der  Bahn  'wird  gleichzeitig  ein  Telegraph  gebaut. 
Entgegen  den  Zweifeln,  welche  wegen  der  Spurweite  der 
Bahn  erhoben  sind,  kann  schon  jetzt  behauptet  werden, 
dass  die  sehr  solide  gebaute  Bahn  für  lange  Zeit  den 
Verkehr  wird  bewältigen  können,  während  eine  Bahn  mit 
grösserer  Spurweite  ganz  bedeutende  Mehrkosten  verur- 
sacht haben  und  das  hiefür  mehr  aufzuwendende  Capital 
sich  in  absehbarer  Zeit  kaum  verzinsen  würde.  Der 
Tarif  ist  vorläufig  in  der  Weise  festgesetzt,  dass  für 
Güter  in  der  Richtung  von  Swakojimund  ins  Innere 
2-5  Pfg.,  in  umgekehrter  Richtung  j  Pfg.  für  100  Pfund 
und  einen  Kilometer  zu  entrichten  sind. 

Für  eine  Anzahl  für  die  Entwicklung  des  Schutz- 
gebietes wichtigerer  Artikel,  wie  Kohlen,  Bauholz,  Well- 
blech, Cement,  landwirthschaftliche  Maschinen,  Vieh,  ist 
bei  ganzen  Wagenladungen  eine  ermässigte  Fracht  vor- 
gesehen. St. 

(Fortsetzung  folgt.) 


DIE  PHILIPPINEN. 

Von  N.  Post,  k.  und  k.   Vice-Consul  in  Shanghai. 

Zu  den  interessantesten  Ereignissen  des  abgelaufenen 
Jahres  zählt  ohne  Zweifel  die  Besitznahme  Manilas  durch 
die  Streitkräfte  der  Vereinigten  Staaten  von  Amerika 
und  der  Entschluss  letzterer,  gleich  europäischen  Staaten 
Colonien  in  Ostasien  zu  erwerben.  Obwohl  gegen  diese 
neuen  Expansionsbestrebungen  Nordamerikas  im  eigenen 
Lande  starke  Opposition  sich  erhebt  und  die  Annexion 
der  Philippinen  noch  mit  grossen  Schwierigkeiten  ver- 
bunden sein  dürfte,  so  scheinen  doch  die  Anhänger  der 
Colonialpolitik  auch  in  den  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika  schliesslich  den  Sieg  davonzutragen,  da  sie,  wie 
in  anderen  Ländern,  die  Stimmen  der  Capitalisten,  der 
Industriellen  und  der  Kaufleute  für  sich  haben,  welche 
sämmtlich  nach  neuen  Investitionsgelegenheiten  und 
Absatzgebieten  rufen.  In  der  an  Bodenschätzen  aller  Art 
reichen  Inselgruppe  ein  neues  Feld  der  Thätigkeit  natio- 
naler Industrie  und  Schiffahrt  zu  gewinnen  und  später 
mit  Hilfe  der  für  letztere  daselbst  geschaffenen  Ressourcen 
und  in  den  benachbarten,  der  Cultur  noch  zu  er- 
schliessenden  Theilen  Ostasiens  ihre  commercielle  Macht 
zu  befestigen  und  zu  vermehren,  dies  sind  die  beiden 
Hauptaufgaben,  welche  der  Colonialpolitik  der  Bundes- 
regierung in  Washington  hinsichtlich  Ostasiens  zugrunde 
liegen.  Dass  die  Philippinen  zur  Erfüllung  dieser  Auf- 
gaben in  hervorragendem  Maasse  geeignet  erscheinen, 
mag  aus  Nachstehendem  hervorgehen. 

Den  wenn  auch  vielfach  unvollständigen  Angaben  der 
spanischen  Zollverwaltung  zufolge  belief  sich  der  Export 
der  Philippinen  im  Jahre  1897  dem  Werthe  nach  auf 
37  Millionen  mex.  Dollars,  der  Import  in  derselben 
Zeitperiode  auf  173  Millionen  mex.  Dollars  (i  mex. 
Dollar  gleich  ca.  fl.  i-02  Gold).  Davon  entfielen  im 
Exporte  13,340.000  mex.  Dollars  auf  Hanf,  13,130.000 
auf  Zucker,  4,150.000  auf  Tabaksblätter,  4,o65.oi><)  auf 
Kopra,  2,125.000  auf  Cigarren,  83.000  auf  Saponholz, 
66.000  mex.  Dollars  auf  Kaffee  etc.  Die  Werthe  der 
wichtigsten  Importartikel  waren  6,800.000  mex.  Dollars 
für  Textilstoffe,  2,700.000  für  bedruckte  Baumwollstoffe, 
1,300.000  für  Zwirn  und  Garne,  2,300.000  für  Metall- 
waaren,  114330  für  Petroleum,  go.ooo  für  Kohle, 
wozu  noch  verschiedene  Importe  aus  China,  zumeist 
Bedarfsartikel  für  die  auf  den  Philippinen  lebenden 
zahlreichen  Chinesen  im  Gesammtwerthe  von  4,000.000 
mex.  Dollars  kamen. 

Von  anderen  wichtigen  Bodenproducten,  welche  auf 
den  Philippinen  geerntet  werden,  sind  zu  erwähnen: 
Reis,  Vanille,  Cassia,  Pfeffer,  Indigo,  Weizen,  Mais, 
Ramie,  Baumwolle.  Von  Mineralien  werden  Gold,  Silber, 
Eisen,  Kohle,  Kupfer,  Quecksilber,  Zinn,  Antimon, 
Salpeter  und  Schwefel  gewonnen.  Die  See  liefert  Korallen, 
Schildpatt,  Bernstein  und  Perlen.  Zieht  man  in  Betracht, 
dass  die  nutzbringende  Ausbeute  dieses  natürlichen 
Bodenreichthums  der  Philippinen  lediglich  durch  die 
vielen  seit  dem  Jahre  1896  ununterbrochenen  Revolu- 
tionen gehemmt  wurde,  so  unterliegt  es  keinem  Zweifel, 
dass,  sobald  die  Pacification  der  Inseln  durchgeführt 
und  denselben  wieder  geordnete  politische  Verhältnisse 
gegeben  sein  werden,  einem  auf  wirthschaftlichen  Gebiete 
so  unternehmenden  Volke  wie  jenem  der  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika  es  auch  gelingen  wird,  die  indu- 
strielle und  commercielle  Entwicklung  der  Philippinen 
herbeizuführen.  Letztere  wird  aber  selbstverständlich 
auch  eine  Erhöhung  des  Wohlstandes  der  Bevölkerung 
und  eine  Steigerung  der  Bedürfnisse  letzterer  nach  sich 
ziehen.  Textilwaaren,  bedruckte  Baumwollstofle,  Metall- 
waaren,  Petroleum,  welche  zufolge  obiger  Zusammen- 
stellung schon  im  Jahre  1897  wichtige  Importe  waren, 
sind  gerade  Artikel,  in  welchen  auch  die  Vereinigten 
Staaten  von  Amerika  leistungsfähig  sind,  weshalb  es 
letzteren  auch  gelingen  wird,  einen  grossen  Theil 
dieser  Iinpoitc  an  sich  zu  ziehtn. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  OR; 


40 


Der  wichtigste  Hafenplatz,  von  welcheni  aus  Manila 
und  die  übrigen  Plätze  der  Inselgruppe  mit  fremd- 
ländischen Importwaaren  versorgt  werden  und  nach 
welcher  auch  der  grösste  Theil  der  Ausfuhr  ihren  Weg 
nimmt,  ist  die  englische  Colonie  Hongkong,  welche  von 
Manila  nur  ca.  640  Seemeilen  entfernt  ist.  Diesen  regen 
Handelsbeziehungen,  welche  Hongkong  schon  seit  seiner 
Gründung  mit  den  Philippinen  unterhält,  ist  es  auch 
zuzuschreiben,  dass  unter  allen  fremden  Kaufleuten 
daselbst  jene  der  britischen  Nationalität  die  erste  Stelle 
einnehmen.  Den  Angaben  des  früheren  Ministers  der 
Vereinigten  Staaten  von  Amerika  für  Siam,  Herrn  John 
Barrett,  zufolge,  welcher  im  vergangenen  Jahre  längere 
Zeit  auf  den  Philippinen  weilte,  um  die  Aussichten  für 
den  amerikanischen  Handel  daselbst  zu  studiren,  ent 
richteten  in  der  Zeit  vom  i.  Jänner  1897  bis  April  1898, 
d.  i.  während  16  Monate  die  in  Manila  etablirteii 
9  britischen  Handelsfirmen  für  Ein-  und  Ausfuhr  von 
Waaren  an  Zollgebühren  allein  3,365.1)01)  raex.  Dollars. 
Der     einschlägige     Betrag     der     daselbst      befindlichen 

5  schweizerischen  Handelsfirmen  belief  sich  auf  735.700, 
jener  der  9  deutschen  auf  nur  546.000  mex.  Dollars. 
Auch  in  diesem  Verhältnisse  wird  ohne  Zweifel  eine 
wesentliche  Veränderung  nach  Pacification  der  Philippinen 
eintreten,  denn  wenn  auch  von  derselben  die  vor- 
genannten Handelsfirmen  in  Folge  ihrer  langjährigen 
Geschäftskenntniss  und  ihrer  festen  Geschäftsverbindungen 
mit  den  eingeborenen  Kaufleuten  in  erster  Linie  Nutzen 
ziehen  werden,  so  wird  doch  in  Folge  der  allgemeinen 
Erschliessung  der  Inseln  auch  den  amerikanischen  und 
anderen  Handelsfirmen  ein  entsprechender  Theil  des 
Handels  zufallen. 

Die  Thatsache,  dass  die  Phili])pinen  ungeachtet  ihrer 
ausgezeichneten  geographischen  Lage  —  von  Spanien 
abgesehen  —  zumeist  nur  mit  Hongkong  in  directen 
Geschäfts-  und  Schiffahrtsbeziehungen  standen,  ist  gleich- 
falls als  eine  F(jlge  der  wenig  günstigen  wirthschaftlichen 
Verhältnisse  dieser  Inseln  zu  betrachten.  Zieht  man  eine 
Landkarte  üstasiens  zu  Rathe,  so  ersieht  man,  dass 
innerhalb  eines  Radius    von    ij'O  Seemeilen    oder  circa 

6  Tagen  Seereise,  von  Manila  als  Centrum  ausgezogen, 
Hafenplätze  der  verschiedensten  Ländergruppen  wie 
Yokohama  im  Norden  und  Port-Darwin  (Australien)  im 
Süden  gelegen  sind.  Innerhalb  eines  viel  kleineren 
Radius  befinden  sich  aber  alle  übrigen  wichtigeren 
Handelsplätze  Japans,  wie  Osaka,  Kobe,  Nagasaki,  fast 
sämnuliche  Vertragshäfen  Mittel-  und  Südchinas,  wie 
Shanghai,  Amoy,  Canton,  endlich  auch  jene  Cochinchinas, 
Siams  und  der  Straits  Settlements  wie  Saigon,  Bangkok, 
Singapore,  abgesehen  von  jenen  der  niederländischen 
Besitzungen  in  Ostasien. 

Shanghai  insbesondere  ist  nur  ca.  tooo  Seemeilen 
von  der  Küste  der  Philippinen  entfernt,  und  gleichwohl 
wird  die  Route  zwischen  diesen  beiden  Punkten  nur 
vereinzelt  von  Segelschiffen  oder  Dampfern  in  freier 
Schiffahrt  befahren.  P2s  bedarf  wohl  keiner  weiteren 
Erklärung,  welch  grosse  Vortheile  den  Vereinigten 
Staaten  diese  günstige  Lage  der  Philippinen  gewähren 
wird,  um  von  letzteren  aus  die  Handelsbeziehungen  mit 
den  benachbarten  Ländern  zu  fördern.  Durch  die  Be- 
setzung der  Ladronen  und  der  Hawaiänischen  Inseln 
seitens  der  Vereinigten  Staaten  ist  eine  Kette  ameri- 
kanischer Territorien  von  der  Westküste  Amerikas  bis 
in  das  Herz  Ostasiens  hergestellt  und  ist  M.inila  auch 
von  St.  Francisco  nur  701)0,  \<m  Honolulu,  der  Haupt- 
stadt von  Hawai,  4700  Seemeilen  entfernt.  Die  Philip- 
pinen, in  den  Besitz  der  Vereinigten  Staaten  von 
Amerika  übergegangen,  werden  somit  keine  isolirte 
Dependenz,  sondern  vielmehr  ein  Bestandtheil  des  zu- 
sammenhängenden Gebietes  der  nordamerikanischen 
Bundesstaaten  sein,  welche  von  dort  unter  Umständen 
nach  Ostasien  eine  viel  schärfere  Concurrenz  entwickeln 
werden,  als  sie  bisher  nach  Europa  unterhalten  haben. 
Abgesehen     davon     ist    aber     auch      die   günstige  geo- 


graphische lAge  der  Philippinen  mit  Rücksicht  auf  die 
wichtigsten  Routen  des  Weltverkehres  in  Betracht  «u 
ziehen.  Die  directe  Schiffahrtslinie  von  der  Südspitze 
des  asiatischen  Continentes,  d.  i.  von  Singapore  nach 
Japan  und  Nordamerika  führt  unmittelljar  an  den  Kttsten 
der  Philippinen  vorbei,  und  mit  Rücksicht  darauf  sowie 
der  voraussichtlichen  Aenderung  der  wirthschaftlichen 
Verhältnisse  auf  diesen  Inseln  soll,  wie  verlautet,  auch 
bereits  der  Norddeutsche  Lloyd  für  die  Dampfer  seiner 
geplanten  neuen  asiatisch-amerikanischen  Linie  das  An- 
laufen Manilas  in  Aussicht  genommen  haben.  Letzterer 
Hafen  ist  auch  als  der  wichtigste  Zwischenhafen  ins- 
besondere für  alle  Schifle  zu  betrachten,  welche  direct 
zwischen  Ostasien  und  Australien  verkehren,  und  schon 
seit  Längerem  wird  das  Project  besprochen,  nach  Voll- 
endung der  grossen  sibirischen  Transversalbahn  Eil- 
dampfer zwischen  dem  Endpunkte  letzterer,  Port-Arthur 
oder  Wladiwostok,  verkehren  zu  lassen,  um  Post  und 
Passagiere  aus  Europa  nach  Australien  und  umgekehrt 
auf  dieser  kürzesten  Seeroute  zu  befördern. 

Wiewohl  somit  durch  die  Besitznahme  der  Philippinen, 
der  Antillen  Ostasiens,  seitens  der  Vereinigten  Staaten 
im  Allgemeinen  ein  mächtiges  Anwachsen  des  amerikani- 
schen Handels  auf  den  Inseln  selbst  als  auch  in  den 
übrigen  Theilen  Ostasiens  und  in  Folge  dessen  auch 
eine  weitere  Verschärfung  der  eben  gegenwärtig  er- 
bitterten Concurrenzverhältnisse  zu  erwarten  ist,  so  wäre 
es  doch  verfrüht,  wenn  die  Handeltreibenden  der  übrigen 
Nationen,  vor  den  Folgen  dieser  Ereignisse  zurück- 
schreckend, in  ihren  Bestrebungen  sich  entmuthigen  lassen 
würden.  Das  Auftreten  einer  neuen  Colonialmacht  in 
0.stasien  wird  sicherlich  auch  seinen  Theil  zur  wirth- 
schaftlichen /Vufschliessung  Chinas,  Koreas  und  anderer 
Länder  daselbst  beitragen,  von  welchen  auch  die  Interessen 
der  übrigen  fremden  Staaten  Nutzen  ziehen  können. 
Ebenso  ist  es  keineswegs  ausgeschlossen,  dass  unter  dem 
Einflüsse  des  wirthschaftlichen  Umschwunges,  welcher 
sich  auf  den  Philippinen  selbst  vollzieht,  auch  daselbst 
günstige  Aussichten  für  den  Handel  und  für  die  Schiff- 
fahrt nicht  amerikanischer  Staatsangehöriger  sich  bieten. 
Denn  vor  Allem  ist  die  politische  Pacification  der  Inseln, 
die  Voraussetzung  jeder  gedeihlichen  Entfaltung  ameri- 
kanischer Macht  daselbst,  bei  weitem  noch  nicht  ge- 
lungen, und  hat  es  vielmehr  den  Anschein,  als  ob  Nord- 
amerika noch  lange  Kämpfe  mit  seinen  bisherigen  Helfers- 
helfern in  der  Vertreibung  der  Spanier,  der  eingeborenen' 
Philippinos  selbst  zu  bestehen  hätte,  um  dieselben  von 
der  Superiorität  der  amerikanischen  Herrschaft  zu  über- 
zeugen. Gelingt  selbst  die  dauernde  Herstellung  letzterer, 
so  wird  sich  die  Bundesregierung  in  Washington  wohl 
hüten,  der  Begehung  derselben  Fehler  sich  schuldig  zu 
machen,  welche  vor  einem  Jahrhundert  die  Bevölkerung 
der  heutigen  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  zum  Ab- 
falle vom  Mutterlande  veranlasst  haben,  und  durch  eine 
egoistische  Handelspolitik  die  freie  und  natürliche  Ent- 
wicklung der  neuen  Besitzung  zu  hemmen.  Vielmehr  wird 
die  Bundesregierung  vorziehen,  den  Philippinern  eine  ge- 
wisse handelspolitische  Freiheit  zu  gewähren,  auf  Grund 
welcher  die  übrigen  fremden  Staaten  fortfahren  werden 
können,  ihre  Geschäftsbeziehungen  mit  den  Philippinern 
zu  pflegen,  ohne  dass  letztere  grössere  Beschränkungen 
zu  erwarten  haben,  als  sie  von  dem  protectionistischen 
Zollsysteme  Spaniens  daselbst  bisher  erfahren  haben. 

Angesichts  dieser  wichtigen  Veränderungen  in  Ostasien 
dürfte  es  wohl  am  Platze  sein,  in  Erwägung  zu  ziehen, 
welche  Aussichten  hieraus  sich  für  unseren  österreichi- 
schen Handel  dahin  im  Allgemeinen  und  mit  den 
Philippinen  im  Besonderen  sich  ergeben.  In  weiterer 
Beziehung  gilt  au(  h  hier  das  ol>en  Gesagte,  und  werden 
auch  unsere  Kaufleute  und  Industriellen  mit  der  wachsenden 
amerikanischen  Concurrenz  in  Ostasien  zu  rechnen  haben. 
Was  die  Philippinen  anlangt,  so  muss  vor  Allem  bcnierkt 
werden,  dass  ein  directer  Handel  zwischen  denselben 
und    der    österreichisch-angarischen  Monarchie   —  viel- 


44 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


leicht  einige  wenige  Geschäftsbeziehungen  abgerechnet  — 
nicht  existirt,  vielmehr  alle  Importe  aus  Oesterreich- 
Ungarn  über  Hamburg,  London  und  Hongkong  durch 
Vermittlung  dortiger  deutscher,  englischer  und  schweizeri- 
scher Geschäftshäuser  gehen  und  umgekehrt  auf  dem- 
selben Wege  auch  etwaige  Landesproducte  von  dort  in 
unsere  Monarchie  gelangen. 

Dazu    kommt,     dass    unser    Handel    durch    nationale 
Firmen  und  Kaufleute    auf   den    Philippinen    nicht   ver- 
treten,   Schiffe  unter  nationaler  Flagge    —    von  Kriegs- 
schiffen    und    vereinzelten    Segelschiffen    abgesehen    — 
niemals  in  den  Häfen  der  Philippinen  erscheinen,    über- 
haupt directe  Schiffahrtsverbindungen  auch  unter  fremder 
Flagge     zwischen    diesen    Inseln     und    irgend    welchem 
vaterländischen    Hafen    derzeit    nicht    bestehen.     Unter 
diesen  Umständen  darf  es  nicht  überraschen,  dass  unsere 
Handelsbeziehungen    mit  den  Philippinen    bisher    in    be- 
scheidenen Grenzen    sich  hielten    und    auf   die    Einfuhr 
von  Cigaretten-  und  Schreibpapier,    Bier,   Möbel  aus  ge- 
bogenem Holze,  Glaswaaren,  Glasperlen,  Knöpfe,  Peluche, 
Bijouterien  (Gablonzer-Waare),  Metallwaaren  u.  s.  w.  be- 
schränkten.   Zahlreiche  andere  Artikel  könnten  eventuell 
mit  Erfolg  zur  Einfuhr  gebracht  werden,    wenn  sie    mit 
Rücksicht  auf  den  dortigen  Geschmack  und  Bedarf  her- 
gestellt  werden    würden.     Solche    Artikel    sind:    billige 
baumwollene    und    halbseidene  Sammte,    Satins,    Seiden- 
waaren,  Taschentücher,  Steingutwaaren,  Porzellangeschirr, 
Emailgeschirr,  Nadeln,  Stahl-  und  Messingwaaren,  künst- 
liche Blumen  etc.  Viele  der  vorstehenden  Waaren  wurden 
bisher  aus  Spanien  bezogen,    und    da    dieser  Import    in 
Folge    Aufhörens    der    spanischen    Herrschaft    auf   den 
Philippinen,  der  theilweisen  Auswanderung  der  spanischen 
Kaufleute,    der    Einstellung    der    directen  Schiffahrtsver- 
bindungen  mit  Spanien    stark    vermindert   werden    wird, 
so  bietet  sich  den  Kaufleuten  anderer  Nationalitäten  die 
günstige  Gelegenheit,  sich  dieser  Importe  zu  bemächtigen. 
Der  Zufluss  von  Fremden,  welcher  gegenwärtig  unge- 
achtet   der    kriegerischen    Verhältnisse    auf   den    Inseln 
sehr  bedeutend  ist,    wird  unbedingt  eine  Steigerung  der 
Nachfrage  nach  europäischen  Bedarfsartikeln,  in  welchen 
auch    unsere   vaterländi.sche    Industrie    leistungsfähig   ist, 
nach  sich  ziehen.  Aehnlich  beschaffen  sind  auch  die  Ver- 
hältnisse   hinsichtlich    der  Ausfuhr    aus    den  Philippinen 
nach    unserer    Monarchie.    Es   unterliegt  keinem  Zweifel, 
dass  unter  der  Zahl  der  Rohstoffe,  welche  unsere  Industrie 
benöthigt  und  auf  den  europäischen  Weltverkehrsmärkten 
einkauft,    sich    zahlreiche    finden,  welche  aus  den  Philip- 
pinen kommen  und  direct  von  dort  vielleicht  viel  billiger 
bezogen    werden   könnten.    Diesbezüglich    genügt  es,  auf 
solche    Producte   wie   Tabak,    Hanf,    Perlmutter,    Schild- 
patt,   Tamarinde    u.  s.  w.    zu    verweisen      Dass    es  con- 
tinentalen    Kaufleuten    möglich    war,    selbst    unter    dem 
protectionistischen  Zollsysteme  Spaniens   auf  den  Philip- 
pinen   erfolgreiche    Thätigkeit   zu    entfalten,  beweist  das 
Beispiel  der  obervyähnten  schweizerischen  Firmen  in  Manila, 
welche  im    Handel    der    Philippinen    eine  hervorragende 
Stelle  einnehmen,  trotzdem  Klima  und  Lebensverhältnisse 
ihrer  neuen  Heimat  so  verschieden  sind  von  jenen  ihres 
Vaterlandes  und  trotzdem  sie  nicht  einmal  den  Vortheil 
einer    nationalen  Schiffahrt    haben.    Die    Nothwendigkeit, 
in  fremden  Ländern  Arbeit  zu  suchen  und  Absatzgebiete 
für    die    Producte    ihrer    vaterländischen    Industrie    zu 
erwerben,    weil    ihre    eigene  Heimat    schon  längst  hiefür 
zu  klein  geworden  ist,  haben  die  Schweizer  frühzeitig  in 
die    entferntesten    Länder    getrieben    und   sie    mit    einer 
seltenen  Unternehmungslust,  Ausdauer  und  Assimilirungs- 
fähigkeit  an  fremde  Lebensverhältnisse  ausgestaltet,  welchen 
Eigenschaften  sie  nicht  zum  geringsten  Theile  ihren  Erfolg 
auf  überseeischen  Plätzen  verdanken.  Mag  auch  der  Ab- 
satzmarkt der  ö^terreichisch-ungarschen  Monarchie  sowie 
der    benachbarten    Länder    noch    mancher    Entwicklung 
fähig  sein,    so    kann    doch  leicht  eine  Erschöpfung  des- 
selben eintreten    —    wie   dies  thatsächlich  auch  für  die 
Producte    einzelner    Industriezweige    der    Fall  ist  —  im 


Hinblicke  auf  solche  Eventualität  die  vaterländischen 
Interessenten  schon  gegenwärtig  bedacht  sein  sollen,  auch 
in  überseeischen  Ländern  selbst  mehr  festen  Fuss  zu 
fassen,  als  dies  bisher  geschehen. 


DER  SUDAN  ALS  HANDELSGEBIET. 

Wenige  Monate  sind  nun  verflossen  seit  dem  Tage,  da 
die  Kunde  von  dem  Einzüge  der  siegreichen  vereinigten 
egyptischen    und    englischen  Truppen    in  Omdurman  in 
die    Welt    drang    und    Enthusiasmus    weckte.     Derselbe 
galt  wohl  nicht  so  sehr  der  vollbrachten  Waffenthat  als 
vielmehr  der  Aussicht  auf  grossartige  Vortheile,  die  sich 
der    ganze  Handelsstand   von    der    Rückeroberung    eines 
früher  durchaus  nicht  zu  unterschätzenden  Absatzgebietes 
versprach.    Die  Situation    war    neu,    und   die  Wenigsten 
wussten,    wie    sie    sich    in    ihrer  Beurtheilung    der    ge- 
schaffenen Lage,  in  ihren  Voraussagungen  für  die  nächste 
Zukunft    verhalten    sollten.    Der    in  einem  solchen  Falle 
wohl    unvermeidliche  Optimismus   Hess  Alles  in  rosigem 
Lichte  erscheinen  und  raisonnirt  folgendermaassen.    Der 
Sudan    war    vor    14  Jahren   ein  gesegnetes,    in  grossem 
Maasse    producirendes    und    consumirendes  Gebiet,    das 
durch    das  Machtwort    des  Mahdi     14  Jahre    lang   dem 
Contacte    mit    der    handeltreibenden  Nachbarschaft  ent- 
zogen blieb,    jetzt  aber,    durch  den  egyptisch-englischen 
Erlöser    aus   seinem  Zauberschlat  erweckt,    die  während 
der  Absperrung    aufgespeicherten  reichen  Schätze  seiner 
Production    wieder    in    die    Welt    entsenden    wird,    um 
andererseits  seinen  während   14  Jahren  ungestillten,  jetzt 
um    so    grösseren  Bedarf   an  Erzeugnissen    der  europäi- 
schen   Industriestaaten    durch     eine    Masseneinfuhr     zu 
decken. 

Diese  Meinung  konnte  sich  allerdings  einige  Zeit  hm- 
durch  aufrecht  erhalten,  da  klare,  verlässliche  Berichte 
über  die  von  den  Truppen  vorgefundenen  Zustände 
fehlten.  Sowohl  in  Cairo  als  auch  in  Alexandrien  rüsteten 
sich  viele  ernste  Firmen  zu  grösseren  commerciellen  Ex- 
peditionen nach  dem  Sudan,  und  aus  Europa  liefen  zahl- 
reiche Anfragen  über  die  Chancen  ähnlicher  Unter- 
nehmungen ein. 

Während  man  nun  im  Anfange  sich  nur  ganz  unbe- 
stimmt äussern  konnte,  theils  aus  Vermuthungen,  theils 
aus  mehr  oder  weniger  lebhaften  Erinnerungen  der 
früher  mit  dem  Sudan  in  Verbindungen  stehenden  egyp- 
tischen Handeltreibenden  schöpfend,  kann  man  heute  die 
Lage  schon  viel  sicherer  beurtheilen,  und  dies  dank  der, 
wenn  auch  noch  sehr  spärlichen  und  unvollkommenen 
amtlichen  Berichte  englischer  Functionäre.  Dieselben 
sprechen  nun,  berichtet  die  österreichisch-ungarische 
Handelskammer  in  Alexandrien,  im  Allgemeinen  die 
schönsten  Hoffnungen  für  die  Zukunft  des  Landes  aus, 
constatiren  aber  übereinstimmend  die  jetzige  Verwahr- 
losung des  Ackerbaues.  Damit  ist  aber  auch  Alles  ge- 
sagt. Der  Sudan  befand  sich  nicht  in  einem  unthätigen 
Za°uberschlaf,  sondern  war  einer  werkthätigen  Vernich- 
tung verfallen. 

Landstriche,  die  früher  äusserst  productiv  waren,  liegen 
heute  brach ;  Städte,  die  früher  wichtige  Handelscentren 
waren,  sind  heute  zerstört  und  verlassen.  Die  Bevölke- 
rung, welche  sich  früher  mit  der  Civilisation  befreundet 
hatte,  ist  durch  die  zehnjährige  Abgeschlossenheit  der 
abendländischen  Cultur  wieder  entfremdet.  Der  Bedarf 
an  den  Erzeugnissen  der  europäischen  Industrie  blieb 
nicht  nur  ungestillt,  sondern  er  wurde  zum  grössten 
Theile  ganz  unterdrückt.  Andererseits  hat  sich  die  Pro- 
duction des  Landes  selbst  in  grossem  Maasse  vermindert, 
und  von  den  erhofften  aufgespeicherten  Erträgnissen 
dürfte  wohl  recht  wenig  sichtbar  werden. 

Die  Consequenzen,  die  man  aus  diesen  Umständen  aui 
die  Bedeutung  des  Importes  und  Exportes  für  die  nächste 
Zeit    zu    ziehen  hat,    sind    augenscheinlich,    und  die  ge- 


ÖSTERREICHISCHE  MONAXSS  CHRIFT  FOR  DEN  ORIENT. 


46 


hegten  Aussichten  auf  einen  regen  Handelsverkehr  mit 
dem  Sudan  nach  dessen  Wiedereroberung  wandeln  sich 
in  unbestimmte  Hoffnungen  für  eine   entferntere  Zukunft 


um. 


DIE  MINERALIEN  PERSIENS. 

Nach  dem  „New- York  Engineering  and  Mining  Journal" 
sind  die  Mineralquellen  Persiens  trotz  der  alten  Cultur 
des  Landes  wenig  ausgebeutet.  Goldminen  gibt  es  an 
verschiedenen  Stellen,  aber  entweder  ihre  Abgelegenheit 
oder  ihre  geringe  Erzhaltigkeit  stehen  gegenwärtig  ihrer 
Ausbeutung  entgegen.  Im  XIV.  Jahrhundert  wurde  die 
Goldwäscherei  am  nördlichen  Rande  der  grossen  Salz- 
steppe, südlich  von  Damghan,  längs  des  Kuh-i-zar,  ge- 
trieben, die  Tonne  (looo  ig)  Goldsand  ergab  bei  der 
Wäsche  2 — 3  g  Gold.  Im  Bulmus-Basch-Gebirge  ergibt 
die  Tonne  Gestein  o'3  bis  0'4  g.  Etwa  i  im  von  Kawend 
ist  ein  goldhaltiges  Lager,  aus  dem  0*3 1 1  g  Gold  per 
Tonne  gewonnen  worden  sind.  An  jener  Stelle  sind  auch 
Eisenoxydablagernngen,  die  bei  der  Probe  als  grösste 
Goldausbeute  0'525^  per  Tonne  ergeben  haben.  Im  Ge- 
birge bei  Turkobeh  sollen  alte  Goldrainen  in  Quarzadern 
gefunden  worden  sein.  Goldhaltige  Quarzadern  sollen  auch 
2  oder  3  im  westsüdwestlich  und  westlich  von  Mesched 
nahe  bei  Turkobeh  sein.  In  der  Nähe  von  dort,  bei 
P'ahr-Üaud,  nahe  bei  Bosmischk,  sind  alte,  mit  Wasser 
gefüllte  Kupferbergwerke,  der  Schwemmsand  in  deren 
Nähe  soll  bei  der  Untersuchung  11^  Gold  per  Tonne 
ergeben  haben. 

Silberminen  soll  es  zwischen  Tasan  und  Sahadan  in 
der  Nähe  von  Dostah  im  Kuh-i-nugre  geben,  die  Art  des 
Erzes  ist  nicht  bekannt.  Im  Sendschanbezirk  nordwestlich 
von  Murassu,  38  im  westsüdwestlich  von  Sendschan,  in 
den  Turbetbergen  befindet  sich  ein  Silberbergwerk.  Die 
Erzader,  die  sich  im  Granit  befindet,  enthält  Quarz  und 
Schwefelkies,  das  Erz  ergibt  46  g  Silber  auf  die  Tonne. 

Am  Arghungebirge,  etwa  15  km  ostnordöstlich  vom 
Tahkt-i-Soleiman  ist  ein  Silber-Blei-Erzlager  und  etwas 
weiter  nordwestlich  das  sogenannte  Uriard-Bergwerk.  Die 
Erzadem,  die  durch  Glimmerschiefergestein  gehen,  sind 
r5 — r20  cm  dick.  Die  Bergwerke  haben  sieben  etwa 
100  m  tiefe  Schachte,  die  sich  durch  häufige  Einstürze 
in  Folge  der  langen  Bearbeitung  für  die  Bergleute  ge- 
fahrlich erweisen.  Von  den  in  den  Bergwerken  beschäftigten 
I  10  Personen  verunglücken  jährlich  2 '5  Percent.  Die 
Werke  fördern  jährlich  etwa  15  /  silberhaltiges  Blei,  das 
bei  der  Verarbeitung  durchschnittlich  346  g  Silber  auf 
die  Tonne  ergibt.  Ein  altes  Silberbergwerk  ist  am  Afschar, 
einem  Nebenfluss  des  Saruk,  18  ^ot  vom  Tahkt-i-Soleiman, 
das  sieben  bis  zu  40  m  tiefe  Schachte  hat ;  das  silber- 
haltige Blei  soll  bis  zu  676  g  Silber  auf  die  Tonne  er- 
geben haben.  Silberminen  sollen  auch  nahe  bei  Dschiruft 
etwa  50  im  südöstlich  von  Kerman  und  in  den  Basru- 
bergen  zwischen  Ghavaschir  und  Tars  und  nahe  bei 
Rey  sein. 

Quecksilber  wird  in  dem  Basalt  nahe  bei  Sandschiek, 
Kiz,  Kapan,  Kurakeia,  drei  Ortschaften  im  Afschari 
(Jrubenbezirk,  vermuthet.  In  ileni  goldhaltigen  Gestein  be- 
Saraschuran  ist  Zinnober  entdeckt  worden. 

Kupfererz  kommt  häufig  in  Persien  vor,  und  früher 
wurde  auch  Kupfer  aus  Persien  ausgeführt.  Die  meisten 
der  Kupferbergwerke  sind  jetzt  verlassen,  und  es  ist 
schwierig  anzugeben,  welches  von  ihnen  noch  der  Be 
arbeitung  werth  sein  möchte. 

Zinnerz  soll  in  der  Provinz  Asterabad  im  Nordosten 
Persiens  und  in  der  Provinz  Täbris  im  Nordwesten 
Persiens  vorkommen. 

Antimonerz  (Spiessglanz)  gibt  es  in  Persien,  doch  sind 
die  Fundorte  den  europäischen  Mineralogen  nicht  be- 
kannt. Es  wird  in  Teheran  unter  dem  Namen  Surmeh 
verkauft  und  zum  Schwärzen  der  .\ugenbrauen  verwendet. 
Nicht  weit  von  der  Bleigrube  am  Afschar  sind  im  Kalk- 


stein Spiessglanzstreifen  von  4 — 5  cm  Dicke,  aber  es  ist 
nicht  bekannt,  ob  die  Lager  abbaufähig  sind. 

Realgar  (rothes  Schwefelarsen)  wird  im  Tahkt-i- 
Soleiman-Gebirge  in  der  Provinz  Aserbeidschan  i4'5  km 
vom  nördlichen  Arm  des  Saruk  gewonnen.  Dort  wird 
Realgar  in  Adern  von  033 — 0*50  m  Breite  in  Verbindung 
mit  Melaphyr  (schwarzem  Porphyr)  und  Schiefer  ange- 
troffen. Das  Mineral  wird  in  Hamadan  zu  330  Frs.  fiir 
die  erste,  170  für  die  zweite,  100  Frs.  für  die  dritte 
Sorte  verkauft.  Bei  der  Gewinnung  sind  acht  Arbeiter 
thätig,  die  nur  sieben  Monate  im  Jahr  arbeiten,  da  die 
Gegend  im  Winter  unzugänglich  ist.  Fünf  Stunden  nördlich 
nahe  bei  dem  Dorfe  Goramis,  ferner  in  der  Gegend  von 
Kaswin  und  in  der  Nähe  des  Bleibergwerkes  am  Afschar 
kommt  gleichfalls  Realgar  vor. 

Schwefel  findet  sich  in  Persien  an  zahlreichen  Stellen 
vor,  so  am  Krater  des  ahen  Vulcans  Demawend,  östlich 
von  Teheran,  ferner  südöstlich  von  Tasch  im  Eiburs- 
gebirge, sodann  in  Nordwestpersien  zwischen  Mesched-i- 
Suleiman  und  den  Asmaribergen.  Bei  Sendan  in  der 
Provinz  Aserbeidschan  wird  Schwefel  gewonnen,  der  in 
der  Stadt  Sendschan  zum  Verkauf  kommt.  Wenige  Kilo- 
meter westlich  von  der  Realgarmine  im  Tahkt-i-Soleiman- 
Gebirge  ist  ein  Schwefelbergwerk,  in  welchem  etwa 
60  Arbeiter  zur  Sommerszeit  thätig  sind.  Schliesslich 
kommt  Schwefel  noch  8  im  von  Koramis  vor. 

Eisenerz  findet  sich  häufig  in  Persien,  so  trifft  man 
bei  Kara  Erz  mit  ungefähr  60  Percent  Eisen  und  im 
Teridanbezirk  am  nördlichen  Abhänge  vom  Serdi-Ruh- 
Gebirge  Erze  mit  5559  Percent  Eisen. 

Manganerz  wird  in  kleinem  Umfang  bei  Kirman  ge- 
funden. 

Kobalterz  kommt  bei  Jamsar  im  Bezirk  von  Kaschan 
vor.  Kobalt  und  Nickel  sind  femer  in  den  Schemeriam- 
und  in  den  Sahend-Bergen  gefunden  worden. 

Von  Edelsteinen,  die  in  Persien  gefunden  werden,  sind 
vornehmlich  Türkisen  zu  nennen.  Sie  sind  schon  von 
altersher  in  Persien  gegraben  worden.  Alte  Bergwerke 
sind  nahe  bei  Maiden,  dem  alten  Paschan,  gefunden 
worden.  Diese  sind  seit  langer  Zeit,  vielleicht  seit 
Tausenden  von  Jahren,  ausgebeutet  worden  und  fördern 
noch  gute  Steine.  Sie  befinden  sich  am  Südabhange  des 
Eibursgebirges  in  der  Provinz  Chorassan  und  am  Rand 
der  Salzsteppe.  Dort  gab  es  noch  jüngst  nicht  weniger 
als  266  Gruben,  viele  von  ihnen  verlassen,  die  tiefste 
ist  42  m.  Die  Gruben  gehören  der  Regierung,  und  das 
Recht,  sie  auszubeuten,  wird  auf  bestimmte  Zeit  vergeben, 
welches  Verfahren  dauernden  Verbesserungen  der  Berg- 
werke im  Wege  steht.  Die  Gruben  werden  nicht  aus- 
gezimmert und  nur  in  einfacher  Weise  ausgebeutet.  Die 
Steine  werden  hauptsächlich  nach  Teheran  und  Russland 
versandt,  der  Werth  der  jährlichen  .\usbeute  kann  auf 
etwa  8000  £  geschätzt  werden.  Alte  Gruben  gibt  es 
auch  noch  bei  Kerman  und  Kawik  sowie  bei  Maschis. 
Neue  Gruben  sind  bei  Jesd  und  Seistan. 

Kaolin  findet  sich  bei  Kerman-Schah,  Erdfarbe  bei 
Isfahan. 

Steinkohle  wird  im  Eibursgebirge,  im  Scharud-Fluss- 
gebiet  und  längs  des  Kewetschflusses  gefunden.  Die  Kohle 
hat  sich  als  sehr  gut  erwiesen.  Braunkohle  gibt  es  nahe 
bei  Täbris. 

Petroleum  wird  in  den  Tertiärlagerungen  am  Südwest- 
rand des  persischen  Hochlandes  angetroffen,  ebenso  am 
persischen  Golf  Auch  in  der  Nähe  des  Dalakhiflusses 
an  der  Strasse  von  Buschär  nach  Schiras  sind  Quellen 
gefunden  worden.  Im  Darabgebirge  sind  (^>uellen,  aus 
denen  das  Oel  ausgesickert  ist  und  sich  allmälii!  zu  einer 
Art  .Asphalt  verdichtet  hat.  Ein  Asphaltlager  ist  auch  bei 
Srndschari  gefunden  worden. 

Salz  trifft  man  reichlich  in  Persien,  sowohl  als  Stein- 
salz wie  in  Salzseen,  der  grösste  von  diesen  ist  der 
Urmiasee  in  Aserbeidschan. 

Borax  kommt  an  verschiedenen  und  in  besonders 
grossen  Massen  am  Rande  der  Siwdschan-Salzwüste  vor. 


46 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Alaun  wird  bei  Sadikan  und  an  benachbarten  Orten 
gewonnen.  Dort  beträgt  die  Jahresproduction  550  bis 
600  /  zu  1000  kg,  der  Werth  stellt  sich  auf  50  bis 
235  Frs.  für  die  Tonne  je  nach  der  Reinheit  des  Salzes. 
Alaungestein  wird  ferner  in  der  Siaruh-Salzsteppe  nörd- 
lich von  Teheran  ausgebeutet,  auch  in  Ostpersien  wird 
Alaun  unter  Anwendung  eines  alten  in  Europa  längst 
vergessenen  Verfahrens  gewonnen. 

Von  sonstigen  Mineralien  Persiens  ist  noch  Salpeter 
zu  nennen,  der  an  einigen  Orten  als  Ausschwitzung  des 
Bodens  und  an  anderen  in  Höhlen  vorkommt. 

Persien  besitzt  somit  grosse  Mineralschätze,  sie  werden 
indess  zur  Zeit    nur    in  geringem  Umfange  ausgebeutet. 


CHRONIK. 

Asien. 

Asiatische  Türkei.  In  den  Vilajets  Wan,  Siwas,  Bitlis, 
Diarbekr,  Marasch  und  Aleppo  herrscht  Hungersnoth. 

Arabien.  Die  Regierungen  Frankreichs  und  Englands 
kommen  überein,  dass  Frankreich  in  Maskat  unter  den 
gleichen  Bedingungen  wie  England  ein  Kohlendepot  er- 
halte. —  In  Dscheddah  kommen  täglich  Erkrankungen 
und  Todesfälle  an  Pest  vor.  In  Folge  der  aus  sanitären 
Gründen  getroffenen  Verfügung,  dass  die  Pilger  die  Stadt 
nicht  betreten  dürfen,  brechen  Unruhen  aus,  die  Sanitäts- 
baracken werden  demolirt,  die  Aerzte  vertrieben  und 
Pilger  geplündert.  Der  Befehl  des  Sultans,  die  zur  Wieder- 
herstellung der  Ruhe  und  Durchfuhrung  der  Sanitäts- 
maassregeln  erforderlichen  Anordnungen  zu  treffen,  ist 
nur  dadurch  durchführbar,  dass  der  Gesundsheitsrath  auf 
gemeinsames  Ersuchen  des  Consularcorps  die  Gesundheits- 
maassregeln  wieder  aufhebt,  durch  die  den  Pilgern  der 
Einzug  in  Dscheddah  verboten  wurde. 

Persien.  Eine  persische  Strafexpedition  greift  die  Stadt 
Lingan  an,  deren  Araberscheikh  sich  empört  hatte.  Das 
Fort  ergibt  sich  nach  einem  36  Stunden  dauernden 
Gefecht;  der  Scheikh,  der  Vezir  und  die  Garnison  ent- 
kommen. Der  Verlust  der  Perser  und  der  Araber  beträgt 
je  ca.   20  Mann. 

Centralasien.  Die  russische  Geographische  Gesellschaft 
rüstet  eine  neue  F^xpedition  zur  Erforschung  Centralasiens 
aus.  Die  Expedition,  für  deren  Thätigkeit  zwei  Jahre  in 
Aussicht  genommen  sind,  wird  unter  Führung  des  Lieutenants 
Koslow  ihren  Weg  durch  die  Westmongolei  und  die 
Wüste  Gobi  nehmen,  das  Nanschangebirge  überschreiten 
und  durch  das  Kukunorgebiet  zum  Oberlauf  des  Gelben 
Flusses  vordringen. 

Indien.  Aus  dem  Fort  Paratschinar  im  Kuramthaie 
wird  gemeldet,  dass  eine  britische  Truppenabtheilung 
mit  Unterstützung  von  500  befreundeten  Eingeborenen 
den  Stamm  der  Tschamkanni  angriff  und  schlug.  Mehrere 
von  diesen  fielen,  ,100  geriethen  in  Gefangenschaft,  neun 
Dörfer  wurden  zerstört  und  3000  Stück  Vieh  erbeutet.  — 
In  der  Präsidentschaft  Bombay  nimmt  die  Pest  ab  und 
verliert  ihren  heftigen  Charakter ;  in  Calcutta  nimmt  die 
Pest  zu,  und  die  Todesfälle  mehren  sich. 

China.  Der  italienische  Gesandte  verlangt  im  Tsungliyamen 
die  Verpachtung  der  Sanmunbai  (Provinz  Tschekiang)  an 
Italen  mit  einer  ähnhchen  Zone,  wie  bei  der  deutschen 
Concession  in  Kiautschau,  den  Einschluss  dreier  in  der 
Nähe  der  Küste  gelegenen  Inseln  in  das  Pachtgebiet, 
und  die  Concession  zum  Baue  einer  Eisenbahn  nach  dem 
in  Kiangsi  gelegenen  Poyangsee;  bei  dem  Baue  der 
Bahn  und  bei  der  Ausbeutung  der  Minen  verlangt  Italien 
die  Einräumung  von  solchen  Vorzugsrechten,  welche  denen 
entsprechen,  die  Deutschland  in  der  Provinz  Schantung 
erhielt.  Das  Tsungliyamen  verweiger*  die  Entgegennahme 
dieser  Forderung.  —  In  der  Provinz  Schantung  brechen 
Unruhen  aus,  da  in  Folge  der  Ueberschwemmungen  des 
Hoangho  zwei  Millionen  Einwohner  der  Hungersnoth 
preisgegeben  sind.  Die  fremdenfeindliche  Bewegung  dauert 


an.  In  Kitschau  und  Jütschau  werden  Plünderungen  be- 
gangen. Der  Bezirk  vonjitschau,  südwestlich  von  Kiautschau, 
ist  im  Zustande  des  Aufruhrs.  Die  deutsche  katholische 
Station  von  Tutschau  bei  Jitschau  ist  ausgeraubt  und  zer- 
stört worden.  In  der  Südostecke  der  Provinz  Schantung 
nimmt  die  Gährung  zu,  in  Itschaufu  herrscht  grosse  Be- 
unruhigung. Es  ist  zu  erwarten,  dass  Deutschland  ein- 
greifen werde.  —  Der  belgische  Gesandte  wendet  sich 
an  das  Tsungliyamen  wegen  Ueberlassung  einer  Concession 
in  Hankau  zum  Baue  eines  Bahnhofes  der  nach  Luhan 
führenden  Eisenbahn.  —  Die  chinesische  Regierung  sucht 
alle  betreffenden  europäischen  Regierungen  zur  Zurück- 
ziehung der  Wachen  von  den  Gesandtschaften  zu  be- 
wegen. —  Die  Gesandten  Englands,  Deutschlands  und 
Amerikas  fordern  vom  Tsungliyamen  die  Regelung  der 
Frage  der  Erweiterung  der  Fremdenniederlassung  in 
Shanghai,  die  in  Folge  der  französischen  F"orderungen 
täglich  complicirter  wird.  —  Eine  neue  Truppenbewegung 
findet  in  der  Richtung  auf  Peking  statt.  Die  Kangsu- 
truppen,  welche  die  Unruhen  im  vorigen  Herbst  verur- 
sachten, beabsichtigen,  in  unmittelbarer  Nähe  im  Norden 
der  Stadt  zu  lagern.  —  In  Hongkong  kommen  Er- 
krankungen und  Sterbefälle  an  Pest  vor. 

Sumatra.  Die  Anhänger  Tuku-Umar's  ziehen  sich  nach 
dessen  Tod  nach  Tamseh  in  eine  Gebirgskluft  zurück, 
um  von  hier  aus  das  frühere  Räuberhandwerk  wieder 
aufzunehmen.  Die  holländischen  Truppen  rücken  unter 
Oberst  van  Heutsz  von  Segh  aus  gegen  Tamseh  vor, 
doch  wird  dies,  obwohl  stark  befestigt,  vor  ihrer  Ankunft 
vom  Feinde  verlassen ;  Panglima  Polim,  nach  Tuku- 
Umar's  Tod  der  Anführer  des  Widerstandes,  flieht  nach 
der  Westküste  und  wird  von  van  Heutsz  verfolgt.  Der 
Sultanatsprätendent  von  Atjeh,  Tuanku  Muhammed  Daud, 
hatte  die  Absicht,  sich  den  Holländern  zu  ergeben,  doch 
zerschlagen  sich  die  Unterhandlungen,  da  General  van 
Heutsz  die  Unterwerfung  des  Prätendentsultans  auf  Gnade 
und  Ungnade  verlangt;  zu  dessen  Verfolgung  werden  die 
nöthigen  Anordnungen  getroffen. 

Banka.  In  den  Zinngruben  von  Banka  bricht  ein  Auf- 
stand der  Arbeiter  aus,  zu  dessen  Dämpfung  Truppen 
abgeschickt  werden  müssen. 

Philippinen.  Die  Verhandlungen  wegen  Freilassung  der 
von  den  Philippinern  gefangen  gehaltenen  Spanier  stocken, 
da  die  spanische  Regierung  ein  zu  geringes  Lösegeld 
bietet,  da  auch  Aguinaldo  der  Freilassung  widerstrebt, 
weil  der  jetzige  Kriegsminister  seinerzeit  als  General- 
gouverneur der  Philippinen  den  Insurgentenführer  Rizal 
erschiessen  Hess,  und  da  endlich  auch  General  Otis  die 
Fortsetzung  der  Unterhandlungen  zwischen  den  Spaniern 
und  den  Philippinern  untersagt,  um  diese  nicht  in  den 
Besitz  des  Lösegeldes  gelangen  zu  lassen.  Auf  der  Insel 
Negros  werden  die  Amerikaner  gut  aufgenommen.  Die 
Eingeborenen  der  Inseln  Ticao  und  Mafale  ersuchen  den 
General  Otis,  Truppen  zu  senden,  um  die  Aufständischen 
zu  unterwerfen.  Diese  greifen  einen  Erkundigungszug 
der  Amerikaner  bei  Iloilo  an,  und  diese  müssen  sich 
vor  der  Uebermacht  des  Feindes  zurückziehen.  Die  Auf- 
ständischen greifen  den  amerikanischen  Posten  bei  den 
Wasserwerken  von  Manila  an,  müssen  sich  aber  nach 
einem  hitzigen  Gefechte  zurückziehen.  Sie  halten  den 
Bergrücken  besetzt,  der  Pasig  beherrscht,  werden  von 
den  Amerikanern  mit  schweren  Verlusten  zurückgeworfen 
und  greifen  nach  verschiedenen  kleinen  Gefechten  die 
Amerikaner  bei  Pateros  und  Pasig  an,  wobei  sie  zurück- 
geschlagen werden.  Die  Amerikaner  besetzen  Pasig  und 
Pateros  und  rücken  nach  heftigen  Kämpfen  über  ihre 
Stellungen  hinaus  vor.  Die  amerikanischen  Kanonenboote 
befinden  sich  im  Besitze  der  Lagunade-Bai.  Die  Auf 
ständischen  werden  von  der  Pasigflusslinie  nach  der 
Provinz  Morong  zurückgetrieben.  Nördlich  von  Manila 
findet  zwischen  den  Amerikanern  und  den  Philippinern 
ein  zweitägiger  heftiger  Kampf  statt,  wobei  beide  Theile 
grosse  Verluste  erleiden.  Die  Insurgenten  werden  aus 
ihrer  ersten  Verschanzungslinie  von  Malabon    bis  Nova- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


47 


liches  hinter  Polo  zurückgeworfen ;  sie  stecken  die  Stadt 
Malabon  (und  Bulakan?)  in  Brand  un<i  ziehen  sich  gegen 
Malolos  zurück. 

Afrika. 
Marokko.  Die  marokkanische  Regierung  gibt  dem 
Drucke  Deutschlands  nach  und  erledigt  dessen  Ansprüche. 
Abessvnien.  Der  Negus  Menelik  empfängt  Ras  Man- 
gascha  und  Sebath,  die  mit  Steinen  um  den  Hals  vor 
ihm  erscheinen.  Ras  Makonnen  verlässt  danach  das 
kaiserliche  Lager,  um  nach  Tigre  zu  gehen. 

Aegyptischer  Sudan.  Der  Khalifa  unternimmt  Raubzüge 
in  der  Umgegend  von  Ed-Duem  und  plündert  die  Dörfer. 
Kanonenboote  streifen  den  Nil  südlich  von  Omdurman 
ab,  um  die  Derwische  an  Ansammlungen  an  den  Ufern 
zu  verhindern.  Ein  Erkundigungszug  trifft  die  Truppen 
des  Khalifen  in  der  Nähe  des  Scherkela-Sees.  Der 
Khalifa  leidet  an  Aussatz.  —  Ein  abessynisches  Heer 
(35.()(jo  Köpfe  sammt  Weibern  und  Dienern)  geht  unter 
dem  Dedschaz  Tessama  gegen  den  Nil  vor.  Tessama 
pflanzt  die  grün-gelb-rothe  abessynische  Flagge  überall 
am  rechten  Ufer  des  Nils  bis  zur  Mündung  des  Sobat 
auf  und  kehrt  nach  Adis  Abeba  zurück.  Ein  diesen  Zug 
begleitender  Franzose,  Faivre,  pflanzt  am  linken  Ufer 
des  Nils  die  französische  Flagge  auf.  —  Der  Bau  der 
Eisenbahn  nach  Khartum  schreitet  rasch  vor  und  ist 
bis  auf  8  >  km  südlich  vom  Atbarartusse  gediehen.  Die 
Bahn  soll  gegen  November  vollendet  sein. 

Französischer  Sudan.  Ein  grosser  Trupp  Europäer  soll 
auf  dem  Wege  nach  Aintaba  von  Tuaregs  angegriffen, 
doch  diese  nach  erbittertem  Kampfe  zurückgeschlagen 
worden  sein.  Die  F^uropäer  sollen  die  Hälfte  ihrer  Aus- 
rüstung und  gegen  loo  Todte  verloren  haben.  Der  Ort 
des  Angriffes  ist  ungenau  angegeben,  es  kann  sich  aber 
nur  um  die  französische  Mission  Foureau-Lamy  handeln; 
diese  sind  mit  einer  beträchtlichen  Truppenmacht  im 
Auftrage  der  französischen  Regierung  und  der  geogra- 
phischen Gesellschaft  auf  einer  Forschungsreise  durch 
die  Sahara  begriffen,  deren  Ziel  der  Tschadsee  oder, 
nach  anderer  Behauptung,  Timbuktu  sein  soll.  Dagegen 
wird  von  anderen  Seiten  gemeldet,  dass  die  Expedition 
F'oureau-Lamy  sich  wohlbehalten  in  Agades,  südlich  der 
Gebirgslandschaft  Air  oder  Asbcn,  befindet  und  dort 
mehrere  Monate  zu  verweilen  gedenkt. 

Ueber  die  Abgrenzung  der  beiderseitigen  Gebiete  im 
Sudan  bestimmt  das  Abkommen  zwischen  Frankreich 
und  England  Folgendes:  Von  der  nördlichen  Grenze 
des  belgischeu  Congostaates  ab  bis  zum  15.  Breiten- 
grad wird  die  Abgrenzung  von  einer  gemischten  Com- 
mission  vorgenommen.  Grundsätzlich  ist  abgemacht,  dass 
England  die  Gebiete  von  Bahrel-Ghasal  und  Darfur  be- 
hält, während  Frankreich  Wadai,  Bagirmi  und  Kanem 
und  im  Allgemeinem  alle  Gebiete  behält,  die  östlich 
und  nördlich  vom  Tschadsee  liegen.  Nördlich  vom 
15.  Breitengrad  erkennt  England  an,  dass  die  fran- 
zösische F'.influsssphäre  sich  bis  zu  einer  Linie  hin- 
zieht, die  unter  dem  Wendekreis  des  Krebses  mit 
der  westlichen  Grenze  der  nubischen  Wüste  zusammen- 
fällt. Vom  Nil  bis  zum  Tschadsee  und  zwischen  dem 
5.  und  dem  15.  Breitengrad  geniessen  beide  Länder 
gleiche  handelspolitische  Rechte 

Goldküste.  Eine  Haussa-Abtheilung  wird  nach  dem 
Hinterlande  der  Goldküste  abgesandt.  Unter  den  dortigen 
Eingeborenen  der  nördlichen  Bezirke  soll  Unzufrieden- 
heit wegen  Nahrungsmangels  und  der  zwangsweisen  Hilfe- 
leistung bei  Ausdehnung  des  Tekgraphennetzes  herrschen. 
—  Die  Erhebung  iler  Hüttensteuer  geht  in  aller  Ruhe 
von  statten. 

Nigergebiet.  Der  Feldzug  gegen  Sokoto  ist  in  Vor- 
bereitung. Er  wird  beginnen,  sobald  die  neue  Verwaltung 
eingesetzt  und  die  französisch-englische  Convention  gut- 
geheissen  sein  wiril. 

Britisfh-Ostafrika.  Der  abgesetzte  Despot  Muanga 'ver- 
sucht noch  immer  in  Uganda,  die  Muhammedaner  gegen 


die  Christen  aufzuhetzen.  Auch  der  umherirrende  Häupt- 
ling von  Unyoro,  Kabarega,  hat  sich  noch  nicht  unter- 
worfen. Die  Zahl  der  meuterischen  sudanischen  Truppen 
ist  zwar  stark  vermindert,  doch  sind  diese  noch  immer 
stark  genug,  um  der  kleinen  Streitmacht  de»  Schutz- 
gebietes zu  schaffen  zu  geben.  —  In  mehreren  grossen 
Bezirken  herrscht  in  Folge  der  Zerstörung  der  Ernten 
durch  Heuschrecken  Hungersnoth.  —  Die  Eisenbahn 
von  Mombassa  nach  dem  Inneren  zum  Victoria-Nyanza 
ist  bis  auf  eine  Strecke  von  393  km  vollendet,  und  der 
Verkehr  für  Reisende  und  Güter  bis  zur  Station  Sulun 
Hamud  in  der  Nähe  von  Muani  {120  km  nördlich  vom 
Kilimandscharo)  eröffnet. 

Kamerun.  Das  kleine  Commando  der  Polireitruppc 
der  Station  Buea  meutert,  die  Verschwörung  wird  ver- 
rathen  und  die  Meuterer  werden  entwaffnet.  Mehrere 
von  ihnen  werden  auf  der  Flucht  niedergeschossen  und 
verwundet,  Andere  zum  Tode  und  zu  Freiheitsstrafen 
verurtheilt.  —  Die  Wüte- Adamana -Expedition,  deren 
Zweck  es  ist,  den  Sclavenjagden  des  berüchtigten  und 
mächtigsten  der  Wute-Häuptlinge,  Ngilla,  die  er  in  letzter 
Zeit  wieder  bis  südlich  von  Sänaga  in  den  unmittelbaren 
Bereich  der  Militärstation  Yaünde  ausdehnte,  ein-  für 
allemal  ein  Ende  zu  machen,  hat  einen  entscheidenden 
Erfolg  zu  verzeichnen.  Der  Commandeur  der  Schutz- 
truppe,  Hauptmann  v.  Kamptz,  hat  die  befestigte  Ngilla- 
stadt  im  Sturm  genommen ;  der  Feind  floh  unter  starkem 
Verluste,  und  seine  Verfolgung  wurde  eingeleitet  Der 
grössteTheil  der  Flüchtlinge,  mit  ihnen  der  neue  Ngilla 
(der  alte  Ngilla  ist  gestorben)  soll  die  Richtung  auf  Ngutte 
eingeschlagen  haben,  ein  anderer  Theil  hat  sich  nord 
westlich  nach  Watare  gewandt. 

Congostaat.  Baron  Dhanis  hat  in  Kalambarre  sein 
Hauptquartier  aufgeschlagen.  Mogala  ist  beruhigt.  Die 
Budschas  unterwerfen  sich  den  Trupptn  Lothaire's  und 
liefern  ihm  ihre  Waffen  aus. 

Südafrikanische  Republik.  General  Joubcrt  geht  nach 
den  nördlichen  Bezirken  ab,  da  ein  neuerlicher  Aufstand 
der  Magatos  erwartet  wird. 

Australien. 
Samoa.  Die  hiesige  Angelegenheit  nimmt  einen  schlimmen 
Verlauf.  Die  provisorische  Regierung  bleibt  weiter  pro- 
visorisch und  Chambers  bleibt  Oberrichter.  Das  Urtheil 
Chambers'  über  die  Königswahl  zu  Gunsten  Malietoa 
Tanu's  wird  nicht  in  Kraft  gesetzt;  Tanu  bleibt  an 
Bord  des  englischen  Kriegsschiffes  „Porpoise".  In  Folge 
der  Drohungen  der  Anhänger  Mataafa's,  dass  sie  die 
Dörfer  Malietoa's  in  Savaii  in  Brand  stecken  würden, 
falls  die  Bewohner  nicht  Steuern  und  Soldaten  für 
Mataafa  schickten,  besucht  der  britische  Consul  Savaii 
an  Bord  der  „Porpoise"  und  droht,  im  Falle  eines 
Friedensbruches  die  Dörfer  Mataafa's  zu  beschiessen. 
Die  Krieger  Mataafa's  nehmen  eine  drohende  Haltung 
an.  Admiral  Kautz  fordert  Mataafa  auf,  mit  seinen 
Leuten  nach  ihren  Wohnjjlätzen  zurückzukehren.  Mataafa 
verlässt  Mulinu  und  geht  ins  Innere.  Der  deutsche 
Consul  erlässt  gegen  die  Aufforderung  des  Admiials 
Kautz  eine  Gegenproclamation.  Mataafa  und  seine  Leute 
versammeln  sich  kriegsmässig  und  umzingeln  Apia.  Die 
Amerikaner  befestigen  Mulinu,  wohin  Anhänger  Tanu's 
flüchteten.  Die  Leutt^  Mataafa's  verbarricadiren  die 
Strassen  innerhalb  der  Grenzen  der  Muoicipalität  und 
besetzen  britische  Häuser.  Sie  werden  unter  .-Vndrohung 
der  Beschiessung  von  amerikanischer  und  englischer 
Seite  aufgefordert,  das  Gebiet  der  Municipalität  zu 
räumen.  Die  I^ute  Mataafa's  ignoriren  die  Auffordening 
und  beginnen  die  Stadt  anzugreifen.  Die  anieakanischen 
Schiffe  eröffnen  das  Feuer  und  schiessen  mit  den  eng- 
lischen Schiffen  die  Mataafa  anhängenden  Dörfer  um 
Apia  acht  Tage  lang  in  Grund  und  Boden. 


48 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


MISCELLEN. 

Die  Europäer  in  Persien.  Das  Vorgehen  der  Euro- 
päer in  Persien  und  die  Versuche,  dieses  von  Natur 
reiche  Land  zu  neuem  Leben  zu  erwecken,  sind  der 
Gegenstand  einer  interessanten  Studie  N.  Charusin's  im 
Märzband  der  „Russk.  Myssl.".  Wir  entnehmen  nach  der 
deutschen  „St.  Petersb.  Ztg."  dem  Aufsatze  die  resumirenden 
Schlussabschnitte: 

„Die  Culturarbeit  in  Persien  hat  bereits  begonnen,  sehr  viele 
Versuche  der  Europäer,  die  schlummernden  Kräfte  Persiens  zum 
Leben  zu  rufen,  sind  aber  fehlgeschlagen ;  die  Schuld  liegt  natür- 
lich hauptsächlich  auf  der  Seite  Persiens,  doch  nicht  allein. 
Vieles  ist  auch  dadurch  verdorben  worden,  dass  die  Europäer 
sich  an  Unternehmungen  heranwagten,  ohne  zu  diesen  in  ge- 
nügender Weise  durch  Kenntniss  der  natürlichen  Reichthümer 
des  Landes  und  des  Charakters  der  persischen  Nation  vorbereitet 
zu  sein.  Oft  suchen  die  Europäer,  nur  von  ihren  Handelsinter- 
essen geleitet,  Persien  zu  exploitiren,  ohne  ihm  irgend  etwas  als 
Ersatz  zu  bieten :  sie  vergessen,  dass  die  wirthschaftliche  Hebung 
des  Landes,  das  sie  sich  zum  Markt  erwählt'  haben,  ihren  eigenen 
Interessen  nur  entspricht.  .  .  In  dem  Bestreben,  sich  den  persi- 
schen Markt  zu  eröffnen,  suchen  die  Europäer  das  Land  nur  mit 
ihren  Waaren  zu  überschwemmen.  Die  Intentionen  aller  grösseren 
Mächte  Europas  sind  darauf  gerichtet,  und  sie  erzielen  darin 
mehr  oder  weniger  bedeutende  Erfolge;  Alles  findet  in  Persien 
Abnehmer. 

Am  meisten  aber  wird  die  civilisatorische  Thätigkeit  der  Euro- 
päer durch  die  Thatsache  behindert,  dass  Persien  ein  Mittel- 
punkt politischer  Intriguen,  ein  Spielzeug  in  der  Hand  der  um 
den  politischen  Einfluss  ringenden  Mächte  ist :  die  Unter- 
nehmungen des  einen  Staates,  die  ihm  Nutzen  bringen  könnten 
und  gleichzeitig  das  Wirthschaftsleben  Persiens  zu  heben  ge- 
eignet wären,  stossen  bei  einem  politischen  Gegner  auf  den 
grössten  Widerstand ;  den  Schaden  davon  hat  Persien.  Im  Augen- 
blick wogt  der  Kampf  hauptsächlich  zwischen  England  und 
Russland,  und  letzterem  ist  es  thatsächlich  gelungen,  England 
aus  den  nördlichen  Provinzen  Persiens  fast  ganz  zu  verdrängen. 
Im  Vergleich  zu  der  kurzen  Spanne  Zeit,  in  welcher  der  russi- 
sche Handel  das  nördliche  Persien  erobert  hat,  sind  die  Re- 
sultate immerhin  recht  bedeutend.  Doch  auf  manchem  Gebiet 
steht  hier  der  russische  Handel  auch  heute  noch  hinter  dem- 
jenigen anderer  Mächte  zurück.  Russland  importirt  aus  Persien 
immer  noch  mehr,  als  es  dorthin  exportirt.  In  letzter  Zeit  ist 
ihm  ein  neuer  gefährlicher  Concurrent  in  Deutschland  erwachsen. 
Die  deutsch-persische  Handelsgesellschaft  in  Bremen  hat  neuer- 
dings in  Bundschir  ein  Hauptcomptoir  und  in  Bender-Abbas, 
Schiras  und  anderen  Städten  Filialen  angelegt.  Da  diese  Gesell- 
schaft über  grosse  Capitalien  verfügt,  ist  es  ihr  gelungen,  die 
ersten  schweren  Jahre  zu  überwinden,  und  jetzt  operirt  sie  mit 
sehr  gutem  Erfolg.  Parallel  damit  laufen  die  Bestrebungen  um 
Vermehrung  der  deutschen  Handelsflotte  in  den  persischen  Ge- 
wässern. Das  Ringen  der  Europäer  um  die  Vorherrschaft  auf  dem 
persischen  Markt,  das  nicht  selten  durch  Erwägungen  politischer 
Natur  noch  mehr  verwickelt  wird,  macht  gegenwärtig  ein  kriti- 
sches Stadium  durch.  All  die  Unternehmungen,  die  den  Zweck 
hatten,  die  natürlichen  Reichthümer  des  Landes  durch  Ver- 
besserung der  Handelswege  zu  fructificiren,  die  Begründung 
neuer  und  die  Vervollkommnung  alter  Industrien,  alles  das  hat 
nicht  die  gewünschten  Resultate  gehabt,  und  zwar  zum  Theil  in 
Folge  des  gegenseitigen  Antagonismus  der  Europäer  und  des 
Mangels  an  Erfahrung  bei  ihnen,  hauptsächlich  aber  in  Folge 
der  Unwissenheit  der  leitenden  Kreise  in  Persien.  Fraglos 
werden  die  europäischen  Staaten  mit  der  Zeit  einen  modus 
vivendi  im  Kampfe  um  ihre  Interessen  finden.  Dann  wird  es 
darauf  ankommen,  die  Hindernisse  zu  überwinden,  an  denen 
bisher  alle  Culturbesfrebungen  der  Europäer  und  alle  Reformen 
der  Schahs  gescheitert  sind.  Wird  aber  die  culturelle  Thätigkeit 
der  Europäer  bei  der  durch  ihre  Corruption,  ihre  Verlogenheit 
und  ihren  Aberglauben  berüchtigten  Bevölkerung  Persiens  Unter- 
stützung finden  ?  Vielleicht  wohl !  Trotz  seiner  vielen  Charakter- 
mängel, die  das  Product  eines  schlechten  Verwaltungssystems 
und  ungünstiger  Wirthschaftsverhältnisse  sind,  bietet  der  Perser 
doch  die  nöthigen  Garantien  für  die  Aneignung  europäischer 
Cultur.  Persien  besitzt  kein  gutes  Heer,  doch  jeder  Kenner  des 
Landes  wird  gern  zugeben,  dass  ein  solches  geschaffen  werden 
kann.  Der  Perser  ist  arbeitsam,  talentvoll  und  von  hervor- 
ragender geistiger  Veranlagung;  wenn  er  sich  nicht  unter  dem 
Druck  seiner  administrativen  Organe  befindet,  eignet  er  sich 
leicht  das  an,  was  ihn  der  Ausländer  lehrt ;  er  hat  viel  Ge- 
schmack, er  ist  ein  guter  Handwerker,  ein  fleissiger  Ackerbauer, 
ein  gewandter  Kaufmann.  Der  Boden  für  die  Culturarbeit  der 
Europäer  ist  da,  und  so  sehr  sich  die  Verfassung,  namentlich 
die  Administration  Persiens  überlebt  hat,  so  lebensfähig  sind  die 
inneren  Kräfte  Irans.  Persien  schlummert  noch,  doch  von  Zeit 
zu  Zeit  öffnet  es  seine  Augen  und  schaut  hinüber  nach  Europa  ; 
viele  Perser  haben  für  die  traurige  Lage  ihres  Vaterlandes  volles 
Verständniss.  .  ." 

Chinesisches  Bettlerthum.  Maurice  Courant,  der  sich 
durch    langjährigen    Aufenthalt    in    China    eine    genaue 

Varantworüicber  Bsdactenr:  K.  t.  BOüSSLBE. 


Kenntniss  des  chinesischen  Lebens  erworben  und  gegen 
wärtig  den  Lehrstuhl  für  chinesische  Sprache  am  College 
de  France  inne  hat,  veröffentlicht  eben  in  den  „Annales 
des  Sciences  politiques"  einen  interessanten  Artikel  über 
das  Vereinswesen  im  Himmlischen  Reiche.  Bekanntlich 
sind  die  Vereine  dort  sehr  zahlreich:  es  gibt  geheime 
und  öffentliche,  humanitäre  und  ökonomische,  religiöse 
und  profane,  städtische  und  ländliche,  locale  und  Kreis- 
vereine. Am  interessantesten  aber  sind  die  Vereine  der 
Bettler,  die  ein  regelrecht  organisirtes  Syndicat  bilden. 
Um  sich  die  Bettler  vom  Leib  zu  halten,  sehen  sich  die 
Chinesen  gezwungen,  sich  mit  deren  Oberhaupt  ins  Be- 
nehmen zu  setzen  und  ihm  regelmässig  eine  bestimmte 
Summe  zu  entrichten.  Dieser  Vorstand  hat  die  Juris- 
diction über  alle  Bettler,  die  zu  seinem  Bezirke  gehören. 
Zweimal  jeden  Monat  vertheilt  er  unter  seine  Leute  je  200 
bis  300  Sapeken  und  ein  Pfund  Brot;  die  Widerspen- 
stigen bekommen  Stockhiebe.  Die  Würde  des  Ober- 
hauptes der  Bettler,  die  schon  vor  1 000  Jahren  in  Peking 
existirte,  ist  seit  dem  XVII.  Jahrhundert  in  mehreren 
Familien  erblich,  denen  von  der  Staatsbehörde  die  ver- 
schiedenen Bezirke  zugewiesen  werden.  Eine  dieser 
Familien,  die  der  Tchao,  hat  im  Laufe  der  Jahre  ein 
beträchtliches  Vermögen  erworben,  führt  ein  luxuriöses 
Leben  und  hat  zahlreiche  Dienerschaft.  In  den  Provin- 
zialstädten  bestehen  ähnlich  organisirte  Bettler  vereine, 
imd  eine  Zeitung  von  Shanghai  berichtete  neulich,  dass 
ein  solcher  Bettlerhäuptling  sich  vor  den  Thoren  der 
Stadt  ein  prächtiges  Landhaus  erbauen  Hess. 
Von  einem  chinesischen  Theaterstücl(,   das  ohne  Zweifel  aus 

dem  Boden  des  eigentlichen  Volksgeistes  entwachsen  ist  und 
seinen  Eindruck  auf  das  Gemüth  der  Zopfträger  nicht  verfehlen 
dürfte,  theilt  die  „Köln.  Ztg."  nach  der  „China  Review"  den 
Inhalt  mit.  Der  Titel:  „Das  Weib  des  Auswanderers"  deutet 
schon  an,  dass  es  sich  um  die  merkwürdigen  Verhältnisse  der 
unzähligen  alljährlich  auf  lange  Zeit  ins  Ausland  wandernden 
Chinesen  handelt.  Der  Held  des  Stückes,  Namens  Lim,  aus  dem 
Dorfe  Lamje,  ist  in  die  Fremde  gegangen  und  hat  sein  junges 
Weib  unter  der  Obhut  seiner  Mutter  zurückgelassen.  Dreizehn 
Jahre  bleibt  er  verschollen,  und  unterdessen  kämpfen  die  beiden 
Frauen  fleissig  und  redlich  um  ihr  tägliches  Brot,  wobei  die 
jüngere  ihrer  Schwiegermutter  eine  musterhafte  Zuneigung  und 
Anhänglichkeit  erweist.  Schliesslich  dringt  aber  die  Noth  allzu- 
hart auf  sie  ein,  und  sie  sehen  sich  dem  äussersten  Mangel 
gegenüber.  Da  kommt  ein  Mann  aus  der  Fremde  in  die  Heimat 
zurück,  der  den  Frauen  erzählt,  er  habe  eine  Zeitlang  mit  Lim 
zusammengearbeitet ;  dieser  sei  aber  jetzt  gestorben.  Die  beiden 
Frauen  sind  über  die  Nachricht  zunächst  völlig  trostlos,  doch 
gibt  gerade  dieses  Ereigniss  die  Aussicht  auf  eine  Befreiung  aus 
ihrem  Elend.  Frau  Lim  findet  wieder  Bewerber;  ein  Mann  aus 
der  Familie  Sou  freit  um  sie  und  erhält  ihr  Jawort  unter  der 
Bedingung,  dass  ihre  treuverehrte  Schwiegermutter  sie  so  oft  be- 
suchen dürfe,  wie  sie  wolle.  Darauf  wird  die  Hochzeit  unter  allen 
üblichen  Gebräuchen  gefeiert,  und  nun  hat  die  Noth  ein  Ende. 
Alles  geht  gut,  bis  eines  Tages  Sou  und  seine  junge  Frau  bei 
einem  Besuche  der  Schwiegermutter  den  todtgesagten  Lim  an- 
treffen. Da  haben  wir  also  einen  chinesischen  Enoch  Arden,  der 
höchstwahrscheinlich  bedeutend  älter  ist  als  sein  bekannter 
Schicksalsgenosse  aus  England.  In  dem  chinesischen  Stücke  kommt 
es  zu  einem  Process,  indem  Lim  den  Sou  anklagt,  ihm  sein  Weib 
gestohlen  zu  haben.  Sou  dagegen  bringt  die  Urkunden  seiner 
Verheiratung  vor  die  Behörden,  und  die  beiden  Frauen  berichten 
den  ganzen  Vorgang  der  Wahrheit  gemäss.  Nun  wird  aber  erst 
die  Sache  schwierig,  da  keiner  der  Ehemänner  seinen  Anspruch 
auf  die  Frau  aufzugeben  geneigt  ist.  Glücklicherweise  aber  war 
der  Fall  vor  einen  chinesischen  Salomo  gekommen,  der  auch 
dafür  einen  Rath  wusste.  Die  weitere  Verhandlung  wurde  auf 
den  nächsten  Morgen  vertagt  und  die  doppeltbegehrte  Frau  bis 
dahin  im  Gerichtsgebäude  zurückbehalten.  Am  nächsten  Tage  er- 
neuert der  Richter  seinen  Vorschlag  auf  friedlichen  Ausgleich, 
aber  wiederum  steifen  sich  beide  Parteien  auf  ihr  geschriebenes 
Recht.  Da  kommt  plötzlich  ein  Gerichtsdiener  mit  der  Nachricht 
hereingestürzt,  die  junge  Frau  habe  sich  in  der  Nacht  erhängt. 
Dadurch  bekommt  die  Verhandlung  eine  andere  Richtung,  und 
es  soll  nunmehr  entschieden  werden,  wer  von  den  beiden  Männern 
die  Kosten  des  Begräbnisses  zu  tragen  hat.  Alsbald  hat  sich 
Sou,  der  zweite  Mann,  davon  überzeugt,  dass  die  Ansprüche  des 
Lim  doch  der  Zeitdauer  halber  gerechter  sind,  und  will  nunmehr 
angesichts  der  veränderten  Sachlage  zurücktreten.  Daher  wird 
Lim  in  das  alleinige  Recht  des  Ehemannes  wieder  eingesetzt  und 
soll  die  Kosten  der  Beerdigung  übernehmen.  Natürlich  aber 
kommt  es  nicht  dazu,  da  die  Frau  noch  lebt  und  ihr  plötzlicher 
Tod  nur  vom  Richter  erdichtet  war.  Die  ganze  Erzählung,  die 
etwas  ungemein  Anmuthendes  hat,  dürfte  trotz  ihrer  Anklänge 
an  biblische  und  andere  Muster  echt  chinesischen  Ursprungs  sein. 

GH.  RBISSBK  k  U.  WBBTBNBR,  WIBN. 


Jn\^ 


•~U"/    OESTERRliICHISCHE  "i\^  80  ^^f 

Monatsst|rift  ftlr  öm  font. 


XXV.    jAHRaANO. 


WIEN,  APRIL  1899. 


Nu.  4  Bbilaob. 


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K.  k.   priv.   Südbahn  -  Gesellschaft. 

( ['ahrordnung  vom  l.   M:ii  l8'J()  J 

Am  I.  Mai  tritt,  wie  alljährlich,  auf  den  im  Betriebe  der 
Südbahn  befindlichen  Bahnlinien  eine  neue  Fahrordnung  in 
Kraft,  welche  mehrfache  Aenderungcn  und  Verbesserungen  ent- 
hält. 

Die  Frühjahrs  ■  FaktnrdnunK  in  den  Wiener  Locahtrecken 
wird  am  12.  Mai  eingeführt.  Die  mit  diesem  Tage  eintretende 
Vermehrung  der  Züge  ist  aus  dem  Localfahrplane  vom  I.  Mai 
zu  ersehen. 

Die  mit  I.Mai  bei  den  Schnellzügen  eintretenden  usuellen  Be- 
schränkungen in  der  Passagieraufnahme  und  in  der  Benützung 
der  III.  Wagenclasse  in  der  Wiener  Localstrecke  sind  aus  dem 
Localfahrplan  zu  entnehmen. 

Die  Tagesschnellzügc  von  Triest  und  von  Leoben  verkehren 
vom  7.  Mai  angefangen  an  Sonn-  und  Feiertagen  von  Wiener- 
Neustadt  ül>er  i'ottendorf— MeidÜDg  nach  Wien.  Von  den  an 
Sonn-  und  Feierlagen  in  den  Abendstunden  von  Mödling  in 
der  Richtung  gegen  Wien  einzuleitenden  Erfordernisszügen 
werden  wieder  —  wie  im  Vorjahre,  —  einzelne  nicht  bis 
Wien,  Südbahnhof,  sondern  nur  bis  Meidling  verkehren,  und 
werden  die  Reisenden  hierauf  durch  Affichcn  aufmerksam 
gemacht  und  die  betreffenden  Züge  besonders  gekennzeichnet 
werden. 

Der  Kärntner  Schnellzug  Nr.  5  wird  beschleunigt  und  um 
8.20  Früh  (bisher  8.35)  in  Wien  eintreffen.  Der  Wien — Grazer 
Personenzug  Nr.  12  wird  in  den  Stationen  zwischen  Wien  und 
Wiener-Neustadt  nicht  mehr  anhalten  und  derart  beschleunigt, 
dass  derselbe  bei  gleicher  Ankunft  in  Graz  %tatt  4.30  erst  um 
5.25  Nachmittags  von  Wien  abgehen  wird.  Der  bisher  um  1.40 
Nachmittags  von  Wien  abgehende  ungarische  Zug  Nr.  34  302  wird 
schon  um  10.50  Vormittags  von  Wien  abgehen  und  in  N.-Kanizsa 
einen  günstigen  Anschluss  nach  Budapest  erreichen. 

Die  Wien  —  Mür/.zuschlager  Verguügungszüge  werden  vom 
14.  Mai  an  nach  derselben  Fahrordnung  wie  im  vorigen  Sommer 
an  allen  Sonn-  und  Feiertagen  in  Verkehr  gesetzt  werden.  Dieser 
um  5.10  Früh  *on  Wien  abgehende  Vorgnügungszug  wird  in 
Leobersdorf,  beziehungsweise  WöUersdorf  und  in  Wiener-Neu- 
stadt auf  die  Schneel)ergbalm  und  in  ersterer  Station  überdies 
auf  die  k.  k.  Staatsb.ihnlinie  nach  Gutenstein  Anschluss  finden, 
und  gelten  bei  diesen  Vergnügungszügen  ausser  den  be*;onders 
ermässigten,  speciellen  Fahrkarten  auch  alle  normalraässigen 
Fahrlegitimationen  von  Wien  und  Meidling  nach  Leobersdorf 
(beziehungsweise  auf  die  Gutensteincr  Linie)  und  von  Wien  und 
Meidling  nach  Wiener- Neustadt.  Im  Verkehre  mit  der  Schnee- 
bcrgbahn  werden  bei  diesen  Zügen  auch  dirocte  Wagen  von 
Wien  via  Leobersdorf— WöUersdorf  bis  Puchberg  und  zurück  in 
Verkehr  gesetzt  werden. 

In  Folge  der  Verschiebungen  der  bisherigen  Lage  der  Fem- 
yerkchrszüge  treten  auch  bei  den  Zügen  der  Wiener  Localstrecke 
mehrfache  Aenderungen  ein,  bezüglich  welcher  auf  den  Local- 
fahrplan verwiesen  werden  muss. 

Auf  der  Potttndorfer  Linie  wird  der  Zug  Nr.  1306  später  ge- 
legt und  erst  um  7   Uhr  Abends  von  Wien  abgehen. 

In  der  Strecke  Marburg — Laibach  werden  die  Züge  Nr.  40/A 
(Marburg  ab  5.10  Früh  bis  Cilli)  und  Nr.  18/*  (Cilli  ab  6  Uhr 
Früh  bis  I.ailiach)  beschleunigt  und  zu  einem  Zuge  von  Mar- 
burg bis  Lailiach  vereinigt  (Marburg  ab  5,05  Früh,  Laibach 
an  9.07  Vormittags).  In  der  Gegenrichtung  wird  der  Zug 
Nr.  17/A  (Cilli  ab  6  Uhr  Abends)  bis  Marburg  ausgedehnt 
und  daselbst  um  1 1  Uhr  Abends  ankommen.  Von  Marburg  wird 
um  10.30  Vormittags  ein  neuer  Personenzug  abgehen  und  bis 
Cilli  verkehren. 

Auf  der  Linie  Marburg — Frantensfesit  treten  nur  gering- 
fügige Moditicationen  ein,  welche  aus  dem  Fahrplan  dieser  Linie 
zu  entnehmen  sind. 


Auf  der  Linie  Kufstein — Ala  wird  der  Zug  Nr.  17  (Bozen — 
Kufstein)  bedeutend  rascher  verkehren  und  bei  gleicher  Abfahrt 
von  Brixen  schon  um  11.29  Vormittag  (statt  wie  biiber  um 
12.10)  In  Innsbruck  ankommen.  Zar  Herstellung  eines  An- 
schlusses an  den  um  8. 11  Abends  in  Wörgl  ankommenden  Zug 
Nr.  103  der  k.  k.  Staatsbahn  wird  in  der  Zeit  vom  1.  Juli 
bis  15.  September  ein  neuer  Personenzug  von  Wörgl  um  825 
abgehen,  welcher  um  8.48  Abends  in  Kufstein  ankommen  und 
dort  Anschluss  nach  Bayern  finden  wird.  Im  Interesse  des  Local- 
verkehres  zwischen  Innsbruck  und  Brenner  werden  im  Hoch- 
sommer, d.  i.  vom  15.  Juli  bis  15.  September  folgende  neue 
Personenzüge  in  Verkehr  gesetzt  werden,  und  zwar: 

Täglich : 
Innsbruck  ab  5. 15  Früh,  Brenner  an  6.46  Frölt. 
Brenner  ab  7.09  Früh,  Innsbruck  an  8.35  Früh. 

Ferner  an  Sonn-  und  Feiertagen : 
Innsbruck  ab  3.30  Nachmittags,  Brenner  an  5.20  Nachmittags. 
Brenner  ab  8.40  Abends,  Innsbruck  an  10.10  Abends. 

Der  schon  im  Vorjahre  bestandene  Localzug  Innsbruck  ab 
1.35  Nachmittags  bleibt  unverändert,  während  der  Gegenzug  erst 
um  6  Uhr  Abends  (statt  5.30)  von  Brenner  nach  Innsbruck  ab- 
geben wird. 

Auf  den  Linien  der  Gras — Köflacher  Bahn  werden  ausser  den 
im  Vorjahre  bestandenen  Zügen  noch  folgende  neue  Personenzüge, 
und  zwar  an  Sonn-  und  Feiertagen  verkehren : 

Graz  ab  6  13  Früh,  Köflach  an  7.37  Früh,  Wies  an  8.23  Früh, 
Kdflach  ab   12.49  Nachmittags,  Graz  an  2.12  Nachmittags. 

Wies  ab  5.21  Nachmittags,  Lieboch  an  7. 31  Abends  (im  An- 
schlüsse an  Zug  Nr.  613,  Graz  an  8.28  Abends). 

Auf  der  Ueberetscher  Bahn  (Linie  Bozen — Kaltem)  wird  in 
jeder  Richtung  ein  Zug  mehr  als  bisher  verkehren. 

Die  Sommerf ahrordnung  auf  sämmtlichen  Linien  wird  am 
l.  yuni  eingeführt  und  sind  die  mit  diesem  Tage  eintretenden 
Zugsvermehrungen  in  dem  Fahrplanplacat  für  sämmtliche  Linien 
vom  I.  Mai  1.  J.  bereits  enthalten.  Für  die  Fahrordnung  der 
Zöge  in  den  Wiener  Localstrecken  vom  1.  Juni  1.  J.  wird  ein 
nenes  Placat  erscheinen  und  wird  jetzt  schon  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  die  beschleunigten  Personenzüge  um  3.50  Nach- 
mittags von  Wien  nach  Mürzzuschlag  und  um  6.20  Früh  von 
Märzzuschlag  nach  Wien  (an  9  Uhr  Vormittags)  von  Anfangs 
Juni  an,  und  zwar  an  Wochentagen  wieder  in  Verkehr  kommen 
werden. 

Die  Fahrpläne  in  Placat- und  Taschenformat,  giltig  vom  l.Mail.J., 
sind  an  allen  Bahnhofscassen,  die  Taschenfahrpläne  der  Wiener 
Localstrecken  auch  in  den  Tabaktrafiken  in  Wien  kSnflich  zn 
erhalten. 


Einstellung  des  Verkehres  der  St.  Petersburg— Wien— Nizza- 
Cannes-  Expresszüge. 

Der  Verkehr  der  St.  Petersburg  — Wien — Niiza-Expresszäge 
wird  mit  Knde  des  Monates  April  laufenden  Jahres  für  die 
laufende  Wintersaison  eingestellt,  nnd  zwar  wird  der  letzte  Zog 
nach  Nizza  (Cannes)  am  Samstag  den  29.  April  von  Wien  (Süd- 
bahnhof) abgehen.  Am  Sonntag  Jenjo.  AfrtivM  dieser  Laxusxug 
.ib  Wien  nicht  mehr  in  VerkeKr  gesetzt  werden.  Von  Cannes 
wird  der  letzte  Zug  ebenfalls  am  29.  April  abgehen  and  am 
30.  April  in  Wien  eintreffen. 

In  der  Fortsetzung  nach  RassUnd  wird  der  letzte  Zog  am 
Donnerstag  den  27.  Apiil  von  Wien  (SüdbahnhoO  via  Nordbahn 
nach  Warschau  (St.  Petersburg)  weitergeführt  werden,"  wihrend 
der  am  Dienstag  den  25.  April  von  Wien  (Südbahnhof)  nach 
Cannes  abgehende  Zug  der  letzte  ist,  welcher  direet  von  Rassland 
;uw  in    Vi'tkolir  gesetit  wird. 


11 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k,  landesbefugte 


GLASFABRIKANTEN 


OegrBndet 
1813. 


S.  REICH  &  C 


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Gegründet 
1813. 


Emptoiederlagt  mii  Central!  sämmtlicher  Etablissemenls : 

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Oesterreich  -  Ungarn ,  umfassend  lo  Glas- 
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schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

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Der  V.  Jahrgang  des  „ZoU-Compass"  wird,  gleichwie  der  III., 
beziehungsweise  der  Ergänzungsband  desselben  (IV.  Jahrgang) 
lieferungsvieise  zur  Publication  gebracht,  und  die  einzelnen  Liefe- 
rungen erscheinen  nach  Maassgabe  der  eintretenden  Verände- 
rungen in  den  betrefiFenden  Zolltarifen. 

Der  gestellten  Aufgabe,  die  für  unseren  Aussenbandel 
wichtigsten  Länder  successive  in  den  Rahmen  dieses  Jahr- 
buches einzubeziehen,  wird  der  erscheinende  V.  Jahrgang  durch 
Neuaufnahme  der  Zolltarife  der  australischen  Colonien,  Nieder- 
ländisch-Indiens  und  der  Philippinen  entsprechen. 

Von  dem  in  20  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  1 2  Lieferungen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  von 
Rumänien,  Argentinien,  Rnssland,  Britisch-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oesterreich-Ungarn,  Schweden,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  Auflage),  Deutschland,  Frankreich, 
Griechenland,  Belgien,  Vereinigte  Staaten  von  Amerika,  Schweiz 
und  Vereinigte  Staaten  von  Amerika  (11.  Auflage). 

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Bestehende  Handelsverträge  Oesterreich-Ungarns  mit  anderen  Staaten. 

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Rathschläge  der  k.  u.  k.  Consularbehörden  im  Auslande. 

Währungs-,  Münz-,  Mass-  und  Gewichtswesen,  Usancen,  Wechselordnungen  und  Wechselstempel 
der  wichtigsten  auswärtigen  Plätze. 

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II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


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FÜR  DEN  VERKAUF  IM  PREISE  HERABGESETZTER  WAARBN  IST  HINK  EIGEN»  ABTHEILUNG  IM  WAARKNHAUM 
EINGERICHTET. 


Olltlg  Tom  1.  Jtnner  1889 
bia  auf  Weitefet. 


JFfl&rpIan  bcö  „€>citcrrciri5ifc8cn  Xlapü* 


QilUt  vom  1.  J4iia«r  UM 
bU  Ml  WattMM. 


ocEA.i<nscia:Eii  idzeistst. 


Indien— China— Japan. 

Drelzelin  Fahrten  von  Trle«t,  resp.  Fiume 
mit  BerOhruiiK  de'  lUfen  Port  Said,  Sue»,  Aden, 
Karraohi,  Bombay,  Colombo,  Penang, Sinffapnre, 
Honnkong,  Snaiighnl,  Yokohama  (dli'a»  beiden 
HKfen  werden  alternativ  nur  ji-don  zwoüon 
Monat  berührt)  un.l  Kohe.  Auf  der  Aulfahrt  kann 
Venedig  faoultativ  angelaufen  werden.  Aoachlnsi 
in  Hoinhay  mi  die  Dampfer  der  direclen  Linie 
Trioat-  liombuy.  —  In  den  Zwlacbentaäfen,  Bom- 
bay ausgenommen,  kfinnen  Ahtahiten  und  An- 
kiinfte  früher  oder  spkier  erfolgen.  Der  Auf- 
enthalt in  Flume  auf  der  Kiu-kfahrt  kann  um 
die  für  die  Lade-  und  Umladeoperatloneo  nnthine 
Zelt  verlängert  oder  verkUrst  werden.  Auaaor 
deu  oben  beieichneten  Hafen  ktinnen  aowobl 
auf  der  Hin-  ala  auf  der  KUekfahrt  andere 
Kehellen  (Jhlnai  oder  Japani  oder  Manila  be- 
rührt werden. 


Dlreoter  Dienst  Trlest— Bombay. 

Abfahrt  von  Trteat  am  ft.  der  Monate  JKnner, 
Februar,  Min  und  am  li.  Mtn;  ferner  am  S.  der 
Monate  April,  Hai,  Juli,  September,  Oeiober, 
November  nud  December.  mit  Berührung  der 
Hufen  Port  Said,  Sue>,  Aden,  Bombay.  —  Die 
Anktlufte  und  Abfahrten  In  deu  Zwiacbenh&fen 
kJ^nuen  verfr&bt  oder  verapitet  werkten,  Jedoeh 
ohne  daa  itiner&rmäaalge  KInIrcffrn  In  den  End- 
hüfen  lu  beelntrlchtlgen.  Anaohluaa  in  Bombay 
In  beiden  Richtungen  an  die  Dampfer  der  Indo 
China- Japan- Linie. 

Trlest -Calortta. 

Abfahrt  von  Trieat  am  15.  der  Monate 
Jknner,  Februar,  yApril,  Juni,  Auguat,  Septem- 
ber, Oktober,  November.  Uecembor  mit  Berührung 
der  Htfeu  Fluuie,  Port  »iald,  Saea,  Maeaaua, 
Aden,  Bombay,  Colombo,  Calentta.  Anf  dan  Htn- 


und  Rürkfahrtan  kSsBaa  Coeoaadaf,  Kadraa  nud 
andere  llkfan  der  Ooromandal-Kaal«  augelanfea 
werden.  Anf  den  Rnckfahrlan  i>t  die  Berftanuf 
der  Bnnnaniaeben  Reiabifen  aowla  anderer 
Eehellan  da«  Kothen  und  Adriatieehaa  Maeree 
facuitatiT.  Du  Anlaufen  Ton  Bombay  mad 
Maaaaua  anf  den  Hinfahrten  nnd  Ton  Veoedig 
anf  den  Rückfahrten  lat  bei  allen  Raiaea  faeal- 
Utiv. 

Meroantlldleist  uch  Brufliea. 

Oemeinaeharudienat  mit  der  .Adria*.  Va« 
Trieat,  raap.  Fiume  je  eine  AbCahrt  ta  des  Mo- 
naten Jtnner,  Febrmar.  Mtra,  AprU,  Mal,  drei 
Abfahrten  im  Juli,  iwel  Abfahrten  im  Aata«, 
iwei  Abfahrten  Im  September,  iwei  Abtekitaa 
Im  Octobrr,  eine  Abfanrt  Im  XoTimkir  nad  ela« 
im  Uecember.  Harflhrung  der  HUba  Paraaabaae, 
Bahia,  Rio  de  Jaseiro  nad  Saatea. 


TV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Gütig  Tom  1.  Jänner  1899 
biö  auf  Weiteres. 


iTafirplan  üe^  „a^Eftcrrctrf|l|rt)En   ICloiab'' 


Uiltig  vom  1.  Jtnner  189» 
bi«  auf  Weitere«. 


IDIElSrST    Xls/Z  -A.rJPtIA.TISCI3:E]Sr  3VIEEPIE. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triett  jeden  Donnerstag  10  Dbr  Frflb, 
ia  Oattaro  Freitag  li  Dbr  Mittags,  berUbr.: 
Pola,  Zara,  Spalato,  C4raT0Ha. 

Retour  ab  Cattaro  Freitag  2>;,  Uhr  Nachm., 
in    Trlent  Hanistai.   fi'l,  ühr  Früh. 

Ansi^lnss  in  TrIest  an  die  Eilzflge  von  und 
nach  Wien. 

AnsnblusB  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovioh  A  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Oalmetlnlsoh-Albanedichoii 
Linie  nach  Bar)  und  Briiidlsl. 

Linie  Triest— Metkovich  A. 

Ab  Triett  jeden  Mittwoch  7  Uhr  Frflh,  in 
Metkovich  Freitag  4>/,  Uhr  Nachm.,  bertthr. : 
RoTigno,  Poia,  Lussinpiccolo,  Zara,ZaraTecchia, 
Sebenico,  TraA,  Spalato,  S.  Pietro,  Almissa, 
Oelsa,  S.  Martino,  Macarsca,  Gvadat,  8.  Oiorgio 
di  Lesina,  Trapano,  Port  Opus. 

Retour  ab  Hetkovloh  jeden  Sonntag  8  Dbr 
Früh,  iu  Triest  DiensUg  1'/,  Uhr  Nachm. 

AnschluBs  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an  die 
Hillfahrt  der  beschleunigten  Killinie  Triest— 
Cattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  B. 

Ab  Trieit  jeden  Samstag  7  Uhr  Früh,  in 
MetkoTicta     Montag     6    Ubr    Nachm.,    berllbr. : 


Pola,  LuBslnpiccolo,  Zara,  Zlarin,  Sebenico, 
Rogosinzza,  TraA,  Spalato,  8.  Pietro,  Postire, 
Almissa,  Fuciscliie,  Macarsca,  6.  Giorgio  di  Lo- 
sina, Trapano,  Gradaz,  Fort  Opus. 

Retour  ab  HetkovIoh  jeden  Mittwoch  8  Uhr 
Frflh,  lu  Triest  Freitag  6  Uhr  Abends. 

Anschluss  atit  d«^r  Uückt'nlirt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalmatlnitch-Albanesischen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Trieit  jeden  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mittemacht,  Ankunft  In  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6>;,  Ubr  Früh. 

Retour  ab  Venedig  jeden  Montag,  Dienstag 
und  Freitag  11  Uhr  NachU,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6'/,  IThr  Frflh. 

Linie  Poia— Zara. 

Ab  Pol«  jeden  Mittwoch  2V>  Uhr  Nachmittags, 
In  Zara  Donnerstag  5  Ubr  Nachm.,  berlthr. : 
Cherso,  Rabaz.  Maltusca,  Veglia,  Arbe,  Lussin- 
grande,  Novaglia,   Valeassioue,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Bonntag  5Va  Uhr  Frflh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  Frflh 

Daimatinisch-Aibanesische  Linie. 

Ab  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Frflh,  in 
Cattaro  Dounerslag  Tl,  Uhr  Abends,  berflhr. : 
Kovigno,  Pola,  Lnssinpiccolo,   Selve,   Zara,  Se- 


benico, Spalato,  Milnli,  Lesina,  Cnrzola,  Gravosai 
Castelnuovo,  Teodo  und  Rlsano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Montag  11  Uhr 
Vorm.,  In  Triest,  Mittwocb  6  übr  Abends. 

Anscbluss  in  Pola  auf  der  Kflckfabrt  au  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari,  Brindlsl,  Antlvari,  Dulclgno,  Medua, 
Durazzo,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Maora  verlängert..  Auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  uud  Brindlsl  Anschluss  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rfl^kkebrenden  Dalmatinisoh- 
Allianesitohen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  jeden  Freitag  7  Uhr  Frflh,  In 
Spizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Lnssinpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Trau,  Spalato,  Ga- 
rober, Milni,  Cittavecchia,  Lesina,  Lissa,  Comisa, 
Vallegrande,  Cnrzola,  Orebicb,  Terstenik,  Meleda, 
Gravosa,  Ragusavecchia,  Casteluuovo,  Teodo, 
Perasto-Risano,  Ferzagno,  Cattaro,  Budua. 

Retour  ab  Spllza  jeden  Mittwoch  11>/,  Uhr 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  möglich 
wäre,  wird  in  Meglina  angelegt^ 


LE'V.A.nsrTE-     xrasrrs     3S,<tITTELIw^EEPl-IDIE3SrST- 


Eillinie  Triest— Alexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  12  Uhr  Mittags, 
In  Alexandrien  Sonntag  6  Uhr  Frflh  Aber  Brindisi. 
Rückfahrt  von  Alexandrien  Jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  lu  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anscbluss  inAlezandrienau  dieSyrlscb-Cara- 
maniscbe  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  in  Triest  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  Luxuszuges  Ostende — Wien— Triest 
und  in  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Monaten  M&rz,  April, 
Mai  und  Juni  wird  auf  der  Rückfahrt  zwiscben 
Brindlsl  ncd  Triest  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzng  angelaufen. 

Verbindung  zwi.^rhen  Flume  und  Alexandrien 
über  Triest  mit  der  Orleohlsch-Orlentalisolien  uud 
der  Thessallschen  Linie  A. 

Syrisch-Caramanische  Linie. 

Wöchentlioli  vom  September  bis  Ende  März; 
vlerzehntäglg  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrien  ab  Dienstag*)  4  Ubr  Nachm., 
In  Constantinupel  zweituäcbsten  Sonntag  5  Uhr 
Früh  über  Port  Said,  Jaffa,  Caifa.  Beirut,  Tripolis, 
Lattachia,  Alexardrette,  Meryna,  Rbodus,  Khios, 
Smyrna,  Mytitene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rflck- 
fahrt  ab  Constantlnopol  Sonntag**)  10  Ubr  Vorm., 
an  in  Alexandrien  zweituäcbsten  Donnerstag 
6  Uhr  Früh. 

•)  Am  8.,  10.,  17.,  24.  und  81.  Jänner,  7., 
14.,  21.  und  2^.  Februar,  7,  14,  21.  und 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  30.  Mai. 
13.  und  27.  Juni,  11.  und  25.  Juli,  8.  und 
22.  August,  5.,  12.,  19.  und  26.  September,  3., 
10.,  17.,  24.  und  .11.  October,  7.,  14.,  21.  und 
28.  November,  5.,  12.,  19.  und  26.  December. 

•*)  Am  1.,  8.,  15.,  22.  und  29.  Jänner,  5., 
12.,  IS),  und  26.  Februar,  5.,  12.,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  und  SO.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  und 
25.  JnnI,  9.  und  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  3., 
10.,  17.  und  24.  September,  1.,  8.,  15.,  22.  und 
89.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  S., 
10.,  17.,  24.  und  31.  December. 

Anscbluss  in  Alexandrien  an  die  Eillinie 
Triest— Alexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rflrkfabrl  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
September  bis  Ende  März)  auf  der  Hinfahrt  nach 
Candlen,  Cerlgo  etc.  (Thessallsche  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  11';,  Uhr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  6  Ubr  Früh  über 
Brindisi,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantinopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Ubr  Nachm. 

Anscbluss  In  SantI  Ouaranta  auf  der  Hin- 
fahrt naci'  Albanien  und  Dalmatien  (Dalmatinlsch- 
Albaneslsohe  Linie,  Rückfahrt),  weiters  in  Corfu 
oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
(Linie Triest— Constantinopel,  Rü<kfab  t);  In  Corfu 
auf  der  Minfahrt  an  d  e  Linie  CorfU—Prevesa;  in 
PIrllus  sowohl  4uf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  GrieohischOrlentallsobe  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candlen  etc.  (Thessalisclie 
Linie  A,  KUckfahrt). 

Constantinopel— Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Kamstag  12  Uhr 
Hittags, in  Batum  Donnerstag  6  Ubr  Früh,  berührt 
Ineboli,  Samsuu,  Eerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rflckfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  in  Constantinopel 
Mittwoch  2  Uhr  Nachm. 

Anscbluss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantinopel— 
Odessa  und  der  Donaulinie, 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantinopel  ali  jt^de n  Donnerstag  ?  ühr 
Nachm., in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früli,  berührend: 
Burgas,  Varna,  Costanza.  Kflckfabrt  ab  Odessa 
Jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel 
Mittwoch  10  Uhr  Vorm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Nachm.,  inOonstantinopel  zweitnächsten  Mittwoch 


6  Uhr  Frflh,  bcrflbrend:  Fiume,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Vathy,  Khios, 
Smyrna,  Cesmö,  Mytilene,  Dardanellen,  Gallipoll. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweituäcbsten 
Sonntag    11  Uhr  Vorm. 

•)  Am  1.,  15.  und  29.  Jänner,  12.  und  26. 
Februar,  12.  und  ae.  März,  9.  und  23.  April. 
7.  und  21.  Mal.  4.  und  18.  Juni,  2.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  und  27.  Angust,  10.  und  24.  Septem- 
ber, 8.  und  22.  Oc'ober,  5.  und  Ib.  November, 
3.,  17.  und  31.  December. 

••)  Am  9.  und  23.  Jänner,  6.  und  20.  Februar, 
6.  und  20.  März,  3.  und  17.  April,  1.,  1,1.  und 
29.  Mai,  12.  und  26.  Juni,  10.  und  24.  Jnli,  7. 
und  21.  Angust,  4.  und  IS.  September,  2.,  1". 
und  30.  October,  18.  uud  27.  November,  11.  und 
25.  December. 

Anschluss  in  Pir&us  an  die  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rflckfahrt;  in  Smyrna  auf  der  Rückfahrt  nach 
Candlen  etc.  (Thessaliicbe  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  in  den  Monaten  vom  Seplea,ber 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramauleu  und  Syrien  (Syriseh-Caramaniscte 
Linie,  Rüekfahrt);  In  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel — Odessa 
sowie  au  die  Donaulinle. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wiid  diene  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Flumo  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexandrien 
über  Trie"t  mit  der  Killinie  Trii-st— Alexandrien. 

Griechisch-Orientalische  Linie  B. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*) 4  Uhr 
Nachm.,  in  ('onstautinopel  zweitnächsteti  Mitt- 
woch 6  Uhr  Früh,  berührend:  Fiuine.  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra.  Khios,  Smyrna, 
Vathy,  Cesm^,  Mytilene,  Dardanellen,  Gallipoll. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweit- 
nächsten Sonntag  11   Uhr  Vormittags. 

•)  Am  8.  und  2!.  Jänner,  5.  und  19.  Februar, 
5.  und  19.  M&rz,  2.,  16.  nnd  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  Juni,  9.  nnd  2.3.  Juli,  6. 
und  20.  August,  3.  nnd  17.  September,  i.,  15. 
und  29.  October,  12.  nnd  26.  November,  10.  und 
24.  December. 

*♦)  Am  2.,  16.  uad  SO.  Jänner,  13.  und  27. 
Februar,    13.    und  27.  März,    10.  und  24.   AprU, 

8.  und  22.  Mai,  .5.  und  19.  Juni,  3.,  17.  nnd  31. 
Juli,  14.  und  28.  August,  II.  und  25.  September, 

9.  und  23.  Oitober,  6.  und  20.  November,  4.  und 
19.  December. 

Anscbluss  in  PlräuS  an  die  Elllinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  in  den  Monaten  vom  Sep- 
tember bis  Ende  März  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanlen  und  Syrien  (Syrlsch-Carramanlsche 
Linie,  Rflckfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa, 
sowie  an  die  Donaullnle. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Flume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Flume  und 
Alexandrien  über  Trie&t  mit  der  Eillinie  Triest — 
Alexandrien. 

Donaullnle. 

Von  Constantinopel  jeden  DonnersUg  12  Ubr 
Mittags,  in  Oalatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr.: 
Burgas,  Varna,  Costanza,  Suliua,  Braila.  Rück- 
fahrt von  Qalatz  jeden  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  in 
Constantinopel  Sonntag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rflckfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  GriechiRch-Orientaiischen  und  der 
Syrisch-Caramaniscben  Linie. 

Thessallsche  Linie  A. 

Von  Triest  ab  Jeden  zweiten  Donnerstag*) 
3  Uhr  Nachm.,  In  Constantinopel  zweituäcbsten 
Donnerstag  6'/,  Uhr  Früh,  berührend :  Fiume, 
Valona,  Medna,  Sti.QaaranIa,  Corfu,  Argostolt, 
Zante,  Canea,  Reibymo,  Candlen,  Piri^us.  Volo, 
Salouich,  Oavalla,  Lagos,  Dedeagh,  Dardanellen, 


Gallipoll,  Rodosto.  Rflckfahrt  ah  Constantinopel 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Frflh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Uhr  Frflh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  nnd  16.  Fe- 
bruar, 2.,  16.  nnd    30.  März,    13.  und  27.  April, 

11.  und  26.  Mai,  8.  nnd  22.  Juni,  6.  nnd  20.  Juli, 
».,  17.  und  31.  Angust,    14.  uud    28.  September 

12.  und  26.  October,  9.  und  23.  November,  7 
und  21.  December. 

*•)  Am  14.  und  28.  Jänner,  11.  und  26.  Fe- 
bruar, 11.  und  28.  März,  8.  und  22.  Apill,  6. 
und  20.  Mai,  8.  nnd  17.  Juni,  1.,  15.  nnd  29.  Jnli 

12.  und  26.  August,  9.  und  28.  September 
7.  nnd  21.  October,  4.  nnd  18.  November,  2.,  16 
and  .30.  December. 

Anschluss  in  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Brieohlsch-Orlentallsohe  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiters  im  An- 
schluss an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  TrlOSt — 
Constantinopel  ^ovvie  der  Griechisch-Orientalischen 
Linie  A.  In  Constantinopel  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Constantinopel- Odessa    sowie  Donaullnle. 

NB.  Die  Aufenthalte  in  Flume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

*•*)  Vertiiiidung  zwischen  Flume  und  Alexan 
drien  Aber  Triest  mit  der  Eillinie  Triest -Alexan- 
drien. 

Thessallsche  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  Donnerstag*)  8  Uhr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Don- 
nerstag  6  Uhr  Frflh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sil.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zant6,  Cerlgo, 
Canea,  Retbymo,  Candlen,  Piräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonich,  Cavaiia,  Dedeagh,  Dardanellen,  Galli- 
poll, Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Ubr  Früh,  in  Triest 
drittnächslen  Montag    12  Uhr   Mittags. 

•)  Am  12.  uud  26.  Jänner,  9.  nnd  23.  Fe 
hmar,  9.  und  23.  März,  6.  und  20.  April,  4.  und 
18.  Mai,  1.,  15.  uud  29.  Juni,  13.  nnd  27.  Juli. 
10.  und  24.  August,  7.  und  21.  September,  5. 
nnd  19.  October,  2.,  16.  nnd  30.  November,  14. 
nnd  28.  December. 

**)  Am  7.  nnd  21.  Jänner,  4.  und  18.  Fe 
bruar,    4.  und  18.   März,  1.,  15.    und    29.    April, 

13.  nnd  27.  Mai,  10.  nnd  24.  Juni,  8.  nnd  22. 
Juli,  5.  und  19.  August,  2.,  16.  und  SO.  Sep- 
tember, 14.  und  28.  October,  11.  und  25.  No- 
vember, 9.  und  23    December. 

Anschluss  In  Plräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Griechisch-Orientalische  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
März)  auf  der  Uttckfabrt  an  diu  Hinfahrt  der 
Syrlsch-Caramanlschen  Linie;  in  Constantinopel 
an  die  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
die  Donaulinie. 

Dalmatinisch-Albanesische  Linie. 

Von  Triest  Jeden  DiensUg  7  Uhr  Frflh,  In 
Corfu  nächsten  Mittwoch  9'/,  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend:  Rovigno,  Poia,  Lnssinpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Spalato,  Milna,  Lesina,  Cnrzola, 
Gravosa,  Castelnuovo,  Teodo,  Rlsano,  Cattaro, 
Bari,  Brindisi  (Bari  und  Brindisi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro,  Antlvari,  Dulclgno,  Medua, 
Durazzo,  Valona,  SantI  Quaranta,  Corfu.  Retour 
von  Corfn  Donnerstag  8V,  Uhr  Frflh,  an  Triest 
Mittwoch  6  Uhr  Abeiids. 

Anschluss  In  Cattaro  auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatien  mit  der  rflck- 
kehrenden  Dalmatinisch-Aihaneslschen  Linie;  in 
SantI  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest — Constantinopel,  sowohl  nach  Trie.st  als 
nach  Constantinopel. 

Zweigiinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeden  Freitag  4* ,  Uhr  Früh, 
in  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend :  Sa)ada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  In  Corfn  den 
gleichen  Tag  6',,  Uhr  Abends.  Anschluss  in  Corfu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  Aenderungen  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
fflr  die  Regelmässigkeit   des  Dienstes    bei    Con- 
tumaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienet  sie'  e  vorhergebende  Seite.) 


VSRANTWORTLICHER  REDACTEÜR :  B.  T.  R0BS8Ii£B. 


OH.  REISSBR  k  H.  WSBTHNUR,  W'BH. 


Mal  1899. 


OESTERREICHISCHE 


i 


fr  ^tHi\ 


Nr.  5. 


ünatsisfhtiö  fiir  bm  #rimt. 


Herausi;egeben  Tom 


K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlich  eine  Nummer.  VttKT.AO  dks  k.  K.  Österkeichlschrn  Handet„s-Muskums  in  WrKN.  Preis  tXhrL  B  fL      10  Hark. 


iNIIAIiT:  Die  englisch- franzöiacbe  Convention  vom  21.  Mftrz  1899.  Von 
Dr.  11.  Schwegel.  —  Die  transafrikanitiolie  KiBenbabn.  —  Gblnas 
llandeUbilauii:.  —  Die  HaudeUverli&ltnisse  In  Kamerun.  —  Im  Borolse 
Gebiete.  —  Chronik.  —  MiiiüetleD:  Die  chiueaisclie  GlasinOuittrle. 


DIE  ENGLISCH-FRANZÖSISCHE    CONVENTION 
VOM  21.  MÄRZ  1899. 

Von  Dr.  H.  Schwegel. 

Am  2 1 .  März  d.  J.  wurde  von  Lord  Salisbury  und 
(lern  Botschafter  der  französischen  Republik,  Paul  Cambon, 
eine  Decluration  signirt,  welche  die  Abgrenzung  der 
britischen  und  französischen  F^influsssphären  in  Central- 
afrika  zum  Gegenstande  hat.  Ilirer  äusseren  Form  nach 
erscheint  sie  als  ein  Nachtrag  zu  der  am  14.  Juni  v.J. 
von  Hanoteaux  und  Monson  als  Vertretern  Frankreichs 
und  Grossbritanniens  abgeschlos- 
senen Nigerconvention ;  sie  ist  in 
der  That  eine  glückliche  Er- 
gänzung dieses  Hauptvertrages, 
indem  sie  die  durch  ihn  offen 
gelassenen  und  nach  der  Nieder- 
werfung des  Mahdisnius  acut  ge- 
wordenen Hesitzfragen  in  präciser 
und  definitiver  Weise  regelt. 

Noch  sind  die  Tage  in  unser 
Aller  Erinnerung,  da  die  Nach- 
richt von  dem  in  Faschoda  er- 
folgten Zusammentreffen  der  Mis- 
sion Marchmd  mit  dem  nil- 
aufwärts  dringendm,  siegreichen 
Sirdar  Kitchener  den  Ausbruch 
eines  Conflictes  zwischen  den 
beiden  grössten  Colonialmächten 
Afrikas      zu      bedeuten       schien. 

,,L'heure  de  la  di]>lomatie  avait  sonniie."  Der  Weisheit 
<ler  Staatsmänner  ist  es  gelungen,  die  zwischen  den  zwei 
Nationen  drohende  ernste  Verstimmung  zu  beseitigen  und 
Wirkungen  vorzubeugen,  welche  leicht  über  ihre  Ur- 
sachen weit  hinausgewachsen  wären. 

Die  letzte  Trübung  aufgehoben  zu  haben,  ist  das 
Hauptverdienst  des  Abkommens  vom  21.  März.  Dieser 
Umstand  gibt  ihm  eine  l)esondere  Bedeutung ;  er  schafft 
ihm  den  Beifall  der  Einsichtigen  in  PVaiikreich  wie  in 
England. 

Nachstehend  der  Text  iler  Dccku.itii'ii  in  der  dem 
englischen   Parlamente  vorgelegten   1  as^ung : 

,,The  undersigned,  duly  authorised  by  their  Govern- 
ments,  have  signed  the  foUowing  declaration: 

The  IVth  Article  of  the  Convention  of  June  14,  i8g8, 
shall  be  completed  by  the  following  provisions,  which 
shall  be  considered  as  forniing  an  integral  pari  of  it: 

I.  Her  liritannic  Majesty's  Government  engages  rfot 
to  actpiire  either  territory  or  ]iolitical  influenae  to  the 
west  of  the  line  of  frontier  defined  in  the  following 
Paragraph,  and  the  Government  of  the  French  Repubhc 


engages  not  to  acquire    either  territorry  or  political  in- 
fluence  to  the  east  of  the  same  line. 

2.  The  line  of  frontier  shall  start  from  the  point 
where  the  boimdary  between  the  Coogo  Free  State  and 
French  territory  meets  the  water- partirg  between  the 
watershed  of  the  Nile  and  that  of  the  Congo  and  its 
affluents.  It  shall  foUow  in  principle  that  waterpartiog 
up  to  its  intersection  with  the  iith  parallel  of  north 
latitude.  From  this  point  it  shall  be  drawn  as  far  as 
the  I5th  parallel  in  such  a  manner  as  to  separate  in 
principle  the  kingdom  of  Wadai  from  what  constituted 
in  1882  the  province  ofDarfiir;  but  it  shall  in  no  case 
be  so  drawn  as  to  pass  to  the  west  beyond  the  2  ist 
degree  of  longitude  east  of  Greenwich  ( 1 8  deg.  40  min. 
east  of  Paris),  or  to  the  east  beyond  the  zjrd  degree  of 
longitude  east  of  Greenwich  (20  deg.  40  min.  east  of  Paris). 

3.  It  is  understood  in  principle  that  to  the  north  of 
the  i5th  parallel  the  French 
zone  shall  be  limited  to  the 
north-east  and  east  by  a  line 
which  shall  start  from  the  point 
of  intersection  of  the  Tropic  of 
Cancer  with  the  i6th  degree  of 
longitude  east  of  Greenwich  (13 
deg.  40  min.  east  of  Paris),  sh:ill 
run  thence  to  the  southeast  until 
it  raeets  the  24th  degree  of 
longitude  east  of  Greenwich  (21 
deg.  4'>  min.  east  of  Paris),  and 
shall  thcn  follow  the  24th  degree 
until  it  nisets,  to  the  north  of 
the  i5th  paralUl  of  latitude,  the 
frontier  of  Darfur  at  it  si;all 
eventually  be  fixed. 

4.  The  two  Governments  en- 
gage  to  appoint  commissioners 
who  shall  be  charged  to  delimit  on  the  spot  a  frontier 
line  in  accordance  with  the  indications  given  in  pira- 
graph  2  of  this  declaration.  The  result  of  their  work 
shall  be  submitted  for  the  approbation  of  their  respec- 
tive  Governments. 

It  is  agrced  that  the  provisions  of  Article  IX.  of  the 
Convention  of  June  14,  1898,  shall  apply  equally  to  the 
tcrritories  situated  to  the  south  of  the  14  deg.  20  min. 
l)ari\Uel  of  north  latitude,  and  to  the  north  of  the  5th 
parallel  of  north  latitude,  between  the  14  deg.  20  min. 
meridian  of  longitude  east  of  Greenwich  (i2th  degree 
east  of  Paris)  and  the  course  of  the  Upper  Nüc. 

Done  at  London,  March  21,  1899. 

Sillitbury. 
Paul  Cam6»M." 
Indem  die  vorstehende  ^.  iMi>cntion  Frankreich  für  die 
förmliche  Verzichtleistung  auf  jeglichen  F.infiuss  im 
oberen  Nilbecken  durch  die  Ueberlassung  der  nördlichen 
und  ö-!tljchen  Ufergebiete  des  Tschadsees  entschäiigt, 
sanctionirt  sie  im  Wesentlichen  nur  de«  von  deo  beulen 
vertragschliessenden  Theilen    bertits    vor  ihrem  Inkrat't- 


50 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


treten  thatsächlich  innegehabten  Besitzstand.  England, 
das  mit  dem  Siege  von  Chartum  die  wohlvorbereitete 
Wiedereroberung  des  Sudan  bewerkstelligt  hatte,  glaubte 
nicht  zugeben  zu  können,  dass  der  Oberlauf  des  Flusses, 
welcher  den  Lebensnerv  Egyptens  bildet,  in  das  Herr- 
schaftsgebiet einer  fremden  Macht  falle.  Schon  im  März 
1895  hatte  die  englische  Regierung,  in  Vorahnung  der 
kommenden  Dinge,  durch  den  Mund  des  damaligen 
Unterstaatssecretärs  Sir  Edward  Grey  die  Erklärung  ab- 
geben lassen,  dass  das  Nilthal  in  die  britische  Einfluss- 
sphäre inbegriffen  sei,  und  dass  sie  jeden  Versuch  einer 
anderen  Macht,  in  demselben  festen  Fuss  zu  fassen,  als 
einen  unfreundlichen  Act  ansehen  müsse.  Ein  Vordringen 
der  Franzosen  über  Faschoda  und  die  dadurch  her- 
gestellte Communication  ihrer  west-  und  centralafrika- 
nischeu  Besitzungen  mit  der  Colonie  von  Dschibuti  am 
afrikanischen  Osthorne  hätte  nicht  nur  diesen  Fall 
eintreten  lassen,  sondern  auch  die  von  England 
niemals  verhehlte  Ambition  einer  fortlaufenden  Ver- 
bindung Egyptens  mit  dem  Cap  der  guten  Hoffnung 
für  immer  unterbunden. 

Man  kann  nicht  leugnen,  dass  eine  von  diesen  Ge- 
sichtspunkten ausgehende  Rivalität  der  beiden  Staaten 
die  afrikanische  Colonialpolitik  durch  längere  Zeit  be- 
herrscht hat. 

Der  Vortheil  in  diesem  Wettstreite  war  von  Anfang 
an  nicht  auf  der  Seite  Frankreichs;  denn  als,  verhältniss- 
mässig  spät,  dessen  Bestrebungen  bezüglich  des  Nils 
bestimmter  zu  Tage  traten,  hatte  die  Politik  Englands 
schon  lange  feste  Formen  angenommen  und  schritt 
sicher  vorwärts  auf  dem  Wege,  den  ihr  der  Laut  des 
grossen  Flusses  vorzeichnete.  Nach  der  endgiltigen  Ver- 
nichtung des  Chalifa  wird  es  ihre  Aufgabe  sein,  die 
ausgedehnten  Gebiete  von  Kordofan,  Darfur,  der  Bahr- 
el-ghazäl-  und  Aequatorialprovinz  mit  Egypten  und  der 
übrigen  Welt  in  Verkehr  zu  setzen.  Schon  zieht,  um 
der  Zukunft  zu  dienen,  in  der  Nachhut  des  englischen 
Heeres  die  Linie   der  Eisenbahn. 

Ob  es  den  Franzosen  ebenso  schnell  gelingen  wird 
sich  ihrerseits  in  intensiver  Weise  der  Territorien  zu  be- 
mächtigen, die  ihnen  durch  das  Abkommen  vom 
21.  März  zugefallen  sind?  Der  Besitz  des  nördlichen 
und  östlichen  Ufers  des  Tschadsees  sichert  ihnen  den 
überwiegenden  Einfluss  im  centralen  Afrika.  Zwar  hatte 
schon  das  im  Jahre  1890  mit  England  getroffene  Ueber- 
einkommen  ihnen  das  Nordufer  des  Sees  zugesprochen ; 
die  Convention  vom  14.  Juni  v.  J.  vollends  hatte  ihnen 
auch  dessen  Ostufer  bis  zum  Schariflusse  überlassen. 
Doch  war  für  die  Abgrenzung  dieser  Besitzungen  gegen 
Osten  keine  bestimmte  Linie  gegeben,  und  man  konnte 
daher  die  Verbindung  der  nördlich  und  westlich  des 
Tschadsees  gelegenen  französischen  Besitzungen  mit  dem 
Ubangi  nicht  anders  als  unzureichend  nennen.  Dem  ist 
heute  nicht  mehr  so.  Die  in  den  §§  2  und  3  der 
Declaration  festgesetzte  Grenze  sichert  Frankreich  die 
weiten,  östlich  und  nordöstlich  des  Tschad  gelegenen 
Gebiete  von  Baghirrai,  Wadai,  Kanem,  Borku  und 
Tibesti,  die,  an  sich  werthvoll,  noch  werthvoller  er- 
scheinen durch  ihr  Verhältniss  zu  den  bisherigen  Be- 
sitzungen Frankreichs,  deren  Continuität  sie  nunmehr 
herstellen,  von  Algier  und  Tunis  bis  zum  Congo,  vom 
Senegal  und  der  Guineaküste  bis  zum  Rande  der  liby- 
schen Wüste. 

Im  Uebrigen  bleibt  ein  bestimmtes  Urtheil  über  die 
Bedeutung  der  neuen  Erwerbungen  als  solcher  der  Zu- 
kunft vorbehalten ;  heute  sind  die  wirthschaftlichen  Ver- 
hältnisse Centralafrikas  noch  sehr  unerforscht.  Tibesti, 
das  Gebirgsland,  welches  nunmehr  die  Nordostgrenze 
Frankreichs  bildet,  ist  durch  die  von  Nachtigal  im  Jahre 
1 869  ausgeführte  Expedition  näher  bekannt  geworden. 
Seine  zumeist  kahlen,  bis  zu  8300  Fuss  aufragenden 
Gebirgszüge  sind  die  Wohnstätten  einer  spärlichen  Be- 
völkerung, von  der  ein  schwunghafter  Handel  kaum  zu 
erwarten  sein  wird.  Baghirmi,  ein  ziemlich  ebenes,  gegen 


Norden  sanft  abfallendes  Land,  hat  eine  durchschnittliche 
Höhe  von  950  Fuss  über  dem  Meeresspiegel.  Durrah, 
Hirse,  Reis,  Bohnen  sind  die  Producte  seines  Bodens 
und  die  wichtigsten  Nahrungsmittel  seiner  Bewohner. 
Wadai,  angeblich  der  mächtigste  Eingeborenenstaat  des 
centralen  Sudan  und  ein  Hauptherd  des  mohammedani- 
schen Fanatismus,  soll  nach  Schätzungen  auf  einem  Flächen- 
raume  von  circa  170.000  Quadratmeilen  eine  theils  aus 
Negern,  theils  aus  Arabern  bestehende  Bevölkerung  von 
2'/j  Millionen  Seelen  haben.  Seine  bewaffnete  Macht 
besteht  nach  den  Angaben  Dr.  Barth's  vornehmlich  aus 
Cavallerie,  die,  zwar  schlecht  bewaffnet,  aber  vorzüglich 
beritten,  vermuthen  lässt,  dass  sich  der  Uebergang  dei 
Gewallen  in  jenen  Gebieten  nicht  unblutig  vollziehen  wird. 
Die  Ostgrenze  Wadais  gegen  Darfur  ist  unbestimmt  und 
dürfte  mit  den  Machtverhältnissen  der  Eingeborenen- 
herrscher gewechselt  haben.  Der  §  4  der  Convention  hat 
daher  die  Aufstellung  einer  neuen  Grenzlinie  zur  Aufgabe 
einer  gemischten  aus  englischen  und  französischen  Ver- 
tretern zusammenzusetzenden  Commission  gemacht,  deren 
Wirkungskreis  indess  durch  den  im  Vertrage  festgesetzten 
Spielraum  beschränkt  ist.  Ohne  Zweifel  werden  die  Ab- 
grenzungsarbeiten auf  der  Basis  gegenseitigen  Entgegen- 
kommens einen  raschen  Verlauf  nehmen.  Die  Grenze  der 
Länder  wird  sodann  im  Wesentlichen  in  der  Wasser- 
scheide ihrer  grossen  Flussgebiete  verlaufen  und  sich  an 
die  natürlichen  Bedingungen  der  Bodengestaltung  an- 
lehnen, welche  ihr  Zweckmässigkeit  und  Bestand  ver- 
leihen werden.  In  commercieller  Hinsicht  wird  ihre  Be- 
deutung allerdings  durch  den  §  i  der  Declaration  ab- 
geschwächt, welcher  das  in  der  Convention  vom  14.  Juni 
1898  für  die  Nigergtbiete  auf  die  Dauer  von  30  Jahren 
vereinbarte  handelspolitische  Regime  der  Gleichberechti- 
gung der  Angehörigen  beider  Staaten  für  einen  gleichen 
Zeitraum  auf  den  wichtigsten  Theil  der  vom  neuen  Ab- 
kommen betroffenen  Territorien  ausdehnt.  Darnach  hat 
innerhalb  der  im  §  4  der  Declaration  bezeichneten  ge- 
raeinsamen Zone  für  die  Angehörigen  des  einen  der 
beiden  Staaten  und  ihre  Güter  rücksichtlich  der  Fluss- 
schiffahrt, des  Handels,  der  Zölle,  Steuern  und  anderen 
Abgaben  dieselbe  Behandlung  platzzugreifen,  welche 
der  die  Territorialhoheit  ausübende  Staat  auf  seine  eigenen 
Bürger  anwendet. 

Die  Etablirung  dieses  Freihandelsgebietes  hat  dieVer- 
muthung  nahegelegt,  dass  es  dem  unter  gleichen  Be- 
dingungen überlegenen  Handel  Englands  gelingen  werde, 
den  Verkehr  Centralafrikas  dauernd  nach  Egypten  ab- 
zu'ei'en.  Man  verkennt  in  Frankreich  nicht  diese  Gefahr 
und  man  ist  sich  der  Mittel  bewusst,  deren  es  bedarf, 
um  ihr  zu  begegnen.  Es  gilt,  über  das  weite  Colonial- 
reich  ein  Netz  von  Communicationen  zu  breiten,  das 
es  mit  Leben  erfülle.  Es  gilt,  den  Regionen  Innerafrikas 
einen  Ausweg  nach  Norden  zu  bahnen  und  sie  über 
Algier  und  Tunis  mit  Frankreich  zu  verbinden,  welches 
das  Herz  des  grossen  Köri)ers  ist.  Der  Generalgouverneur 
von  Algerien  hat  das  Schlagwort  einer  „activen  Sahara- 
politik" ausgegeben,  und  das  blendend  schöne  Project 
der  Transsaharabahn,  einst  aus  vollwichtigen  Gründen 
zurückgestellt,  steht  neuerdings  im  Vordergrunde  einer 
Discussion,  die  sich  r.ur  mehr  um  die  Linienführung 
eines  Schienenweges  dreht,  über  dessen  principielle  Noth- 
wendigkeit  Uebereinstimmung  herrscht.  Verschiedene  Vor- 
schläge liegen  für  die  Wüstenbahn  vor.  Nach  dem  einen 
wäre  sie  im  Anschlüsse  an  die  westalgerische  Linie 
Arzew — Ain  Sefra  längs  der  marokkanischen  Grenze  über 
Tidikelt  und  Tuat  nach  Timbuktu  zu  führen.  Nach  einem 
zweiten  Projecte,  welches  Leroy-Beaulieu  mit  dem  Auf- 
gebote seiner  scharfen  Argumentation  vertheidigt,  hätte 
ein  dem  Hafen  von  Marseille  gerade  gegenübergelegener 
Punkt  der  algerischen  Küste  —  also  Algier,  Bougie  oder 
Philippeville  —  der  Ausgangspunkt  der  Linie  zu  sein. 
Von  Biskra,  bis  wohin  die  bestehende  Trace  zu  benützen 
wäre,  ginge  die  Bahn  über  Tugurt  und  Uargla  längs  des 
unterirdischen  Flusslaufes  des  Igharghar  nach  dem  Berg- 


I 

I 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


51 


lande  von  Hogar,  der  Heimat  der  Tuareg,  von  wo  aus 
auch  die  Verbinilung  mit  dem  Tuat  durch  eine  Zweig- 
bahn gesucht  werden  müsste.  Ueber  Air,  ein  Culturland 
inmitten  der  Wüste,  zöge  die  Hauptlinie  weiter  nach  dem 
Nord-  oder  Ostufer  des  Tschadsee. 

Das  Sonderinteresse  Tunesiens  hat  ein  drittes  Project 
aufgestellt,  welches  indess  neben  den  beiden  vorstehenden 
kaum  ernstlich  in  Betracht  kommt. 

Die  Vortheile  einer  Bahn  nach  Timbuktu  sind  nicht 
zu  leugnen.  Sie  liegen  nicht  minder  in  dem  Endziele 
als  in  den  Zwischenstationen,  den  reichen  und  grossen 
Oasen  von  Tuat,  Tidikelt  und  Gurara,  deren  Angliede- 
rung  an  Algier  ein  neuer  Fortschritt  in  der  beharrlichen 
Arbeit  wäre,  welche  Frankreich  an  der  Südostgrenze 
des  abbröckelnden  Sultanates  von  Marokko  verrichtet. 
Anderseits  gravitirt  jedoch  der  Verkehr  von  Timbuktu 
naturgemäss  nach  dem  Senegal,  und  aus  einer  Ver- 
bindung des  Nigerknies  mit  dem  nordafrikanischen 
Küstengebiete  könnte  eine  gefährliche  Concurrenz  für 
die  Eisenbahnlinien  erwachsen,  welche  die  Franzosen  an 
der  Westküste  Afrikas  gebaut  haben  und    noch    planen. 

Dagegen  ist  in  der  durch  das  neue  Abkommen  her- 
vorgerufenen Nothwendigkeit  des  raschen  Vordringens 
ins  innerste  Afrika  ein  starker  Anwalt  dem  Projecte 
erstanden,  welches  die  Bahn  von  Algier  direct  nach 
dem  Tschadsee  führen  will.  Dorthin  hat  sich  der  Schwer- 
punkt der  Afrika-Politik  Frankreichs  verschoben;  dort 
streben  die  entfernten  Theile  des  französischen  Colonial- 
besitzes  zusammen;  von  dort  muss  ihnen  ein  Ausgang 
eröffnet  werden,  welcher  mit  den  Hilfsmitteln  des  Ver- 
kehres die  Entfernung  zwischen  Frankreich  und  seinen 
Tropenländern  aufhebt.  Dieser  grosse  und  schöne  Ge- 
danke muss  rasch  verwirklicht  werden,  wenn  nicht  ein 
anderer  Schienenweg,  der  Cairo  mit  dem  Cap  ver- 
binden wird,  die  Achse  der  afrikanischen  Politik  werden 
soll. 

Man  hat  es  im  Abkommen  vom  21.  März  vermieden, 
einer  Frage  näher  zu  treten,  für  welche,  weil  sie  eine 
internationale  ist,  die  Competenz  zweier  Mächte  aller- 
dings nicht  ausreicht,  wir  meinen  die  Frage  Egyptens. 
Dieses  negative  Resultat  hat  in  Frankreich  Zustimmung 
gefunden,  wo  man  glaubte  die  Lösung  dieser  Angelegen- 
heit der  Zukunft  vorbehalten  zu  sollen.  Die  Convention 
als  solche  hat  aber  auch  in  England  befriedigt,  dessen 
äusserer  Erfolg  durch  den  Anfall  des  oberen  Nilthaies 
scheinbar  der  grössere  ist.  Nur  in  Italien  hat  die  Besitz- 
ergreifung des  tripolitanischen  Hinterlandes  durch  Frank- 
reich eine  gewisse  Vers-timmung  hervorgerufen,  welche 
sogleich  in  einer  Interpellation  der  Senatoren  Camporeale 
und  Vitelleschi  zum  Ausdrucke  kam,  durch  die  beruhi- 
genden Erklärungen  der  französischen  Regierung  theil- 
weise  wieder  beseitigt  wurde,  dann  aber  doch  in  den 
letzten  politischen  Krisen  des  Königreiches  eine  starke 
Rolle  gespielt  hat. 

Der  2 1 .  März  1 899  wird  in  der  Geschichte  Afrikas 
nicht  übersehen  werden  können ;  mit  diesem  Tage  wurde 
die  Vertheilung  des  afrikanischen  Continentes  vollendet. 
Den  Völkern,  welche  sich  seiner  bemächtigt  haben,  fallt 
die  Aufgabe  zu,  die  weiten  Gebiete  zu  erforschen  und 
in  fruchtbarer  Arbeit  ihre  Hilfskräfte  zur  Verwerthung 
zu  bringen. 

Wenn  die  Locomotiven  von  Algier  nach  dem  Herzen 
Afrikas  eilen  werden,  werden  sie  eine  neue  Welt  er- 
öffnen. Vielleicht  wird  es  dann  wieder  Frankreich  sein, 
von  wo  über  den  schwarzen  Continent  jener  Morgen 
aufgehen  wird,  der  schon  oft  auch  die  Völker  Europas 
erweckt  hat. 


DIE  TRANSAFRIKANISCHE  EISENBAHN. 
I. 

Noch  ist  die  sibirische  Bahn    nicht    vollendet,    dieses 
gigantische  Unternehmen,  das  einen  Schienenstrang  vou 
Europa    bis    an  die  chinesische  Küste    legt,    und  schon 
ist  ein  neues  Project  aufgetaucht,  das  noch  grösser  und 
kühner  angelegt  erscheint.     Es  handelt    sich    um  nichts 
weniger    als    die  Herstellung    eines    Schienenweges    von 
der  Nordküste  Afrikas  bis  zur  Südspitze  des  schwarzen 
Continents,    der    bis    vor  Kurzem    noch    mit  Recht  der 
unerforschte  hiess.     Vor  einem  Decennium  noch  wiesen 
die  Karten  Centralafrikas  weisse  leere  Räume  auf,   und 
nunmehr  sollen  auch  dort  die  schwarzen    Linien    einge- 
zeichnet   werden,    die    die    modernen    Culturwege    be- 
zeichnen.    Der  Plan  einer  afrikanischen  Bahn  vom  Cap 
bis   Cairo    ist    mit    dem  Moment   seiner  Verwirklichung 
nahe    gerückt    worden,    da  Mr.  Cecil  Rhodes    und    die 
Chartered  Company    die    Idee  aufgegriflfen.     In  Rhodes 
verkörpert    sich    die    britische    Unternehmungslust,    die 
ebenso    kühn    und    energisch  als  weitblickend  auch  das 
weitestgesteckte    Ziel    unermüdlich    verfolgt    und    auch 
sicher    erreicht.     Bekanntlich    hat    Mr.  Rhodes    Unter- 
handlungen mit  den  Regierungen  in  London,  Berlin  und 
Brüssel  wegen  der  Herstellung    einer    transafrikanischen 
Telegraphenlinie  und  finanziellen  Unterstützung  der  pro- 
jectirten  Riesenbahn  gepflogen.     Scheint    zwar    die    Te- 
legraphenlinie durch  Afrika  in  den  Unterhandlungen  mit 
Berlin  und  London  gesichert  worden  zu  sein,  so  ist  das 
Ergebniss  derselben  betreffend  den  Bau   der  transafrika- 
nischen Bahn,  die  entweder  durch  deutsches  oder  belgi- 
sches Colonialgebiet  geführt  werden    muss,    noch    nicht 
feststehend.  Rhodes  forderte  sowohl  von  der  englischen 
als  der  deutschen  Regierung  eine  Zinsengarantie  für  die 
transafrikanische  Bahn,    doch    hat    es  den  Anschein,  als 
ob  sich  keine  der  beiden  Regierungen  zur  Uebernahme 
eines  solchen  finanziellen  Risicos   entschliessen     könnte. 
Doch  wenn  auch  Mr.  Rhodes    bei    der    englischen  und 
deutschen    Regierung    nicht    den    finanziellen    Rückhalt 
findet,    den    er    suchte,    so    ist    dies    noch  keineswegs 
identisch    mit    einer  Aufgabe    des  Projectes    der    trans- 
afrikanischen Bahn.     Die  Erklärungen,    die  Mr.  Rhodes 
in    der    kürzlich    abgehaltenen  Generalversammlung   der 
Briiish    South    Africa    Company    gegeben    hat,     lassen 
darauf  schliessen,  dass  versucht  werden  wird,  die  trans- 
afrikanische Bahn  etappenweise,  bloss  unter  Inanspruch- 
nahme privaten  englischen  und  vielleicht  auch  deutschen 
Capitals  fertigzustellen.     Vorläufig  will  Mr.  Rhodes  und 
die  British  South  Africa   Company    den    Schienenstrang 
bis  an  die  Nordgrenze  von  Rhodesia  fuhren.  Nach  einer 
kurzen     Darlegung     kleinerer     Eisenbahnbaupläne      der 
Chartered  Company    erörterte    Mr.  Rhodes    in   der  Ge- 
neralversammlung   der    British    South    Africa    Company 
das    Project    der  Verlängerung    der    bereits    in    Betrieb 
befindlichen    Eisenbahn    von    Buluwayo    bis    zur    Nord- 
grenze von  Rhodesia.  Zunächst  habe  er,  führte   Rhodes 
dabei    aus,    an    eine  Garantie    der   Regierung    gedacht, 
zumal    ja    die    Uganda-Bahn  z.  B.  gänzlich   auf  Staats- 
kosten erbaut  worden  sei,  also  die  Garantie  einer  3per- 
centigen  Verzinsung    nicht    eben    ein    so   grosses  Opfer 
darstelle.     Das  indess  habe  die  Regierung   nach    langer 
Unterhandlung  abgelehnt.     Nicht  vom  Cabinet,  sondern 
von  der  Staatsschativerwaltung  habe  er  den  abschlägigen 
Bescheid    erhalten.     Nach    seiner    Rückkehr    schlug    er 
dann  vor,    nur  die  Linie  Vryburg — Buluwayo  zu  garan- 
tiren  und  erhielt  eine  Zusage,    aber  unter  Bedingungen, 
auf  die  er  nicht  eingehen  konnte.     Somit    wäre    er  vor 
der  Möglichkeit    gestanden,    dass    die    ihm   am  meisten 
am  Herzen  liegende  Bahn,  die  den  Norden  von  Rhodesia 
erschliessen  soll  —  und    ohne    das    hat    sein    Besitz  ja 
keinen  Zweck  —  ad    calendas   graecas    vertagt  werden 
musste.     Indess    kam    man    zum    Beschluss,    dass    die 
British  South  Africa  Company  die  Bahn  bis  zur  Grenze 
bauen    wollte.     Auf   eine  Anfrage    nach    der  Höhe    der 


52 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Garantie  erwiderte  hier  Rhodes,  dass  sie  Qoo.oo'i  £ 
für  den  Ausbau  zum  Zanibesi  betragen  hätte.  Der  Ge- 
danke, die  Bahn  bis  Egypten  zu  führen,  möge  nun 
später  kommen,  vorläufig  handle  es  sich  nur  darum, 
das  eigene  Gebiet  zu  erschliessen,  und  zu  dem  dazu 
nöthigen  Bahnbau  hätten  zunächst  die  Minengesell- 
schaften in  Rhodesia  sich  bereit  erklärt,  auf  der  3per- 
centigen  Basis  450  000  £  bis  500.000  if  zu  zeichnen. 
Das  genüge  für  weitere  150  Meilen,  und  es  verbleiben 
noch  750  Meilen  bis  zum  deutschen  Territorium. 

Insgesammt  stehen  der  Chartered  Company  bereits 
1,700.000  £  zur  Disposition,  womit  schon  500  Meilen 
der  Eisenbahn  weiter  gebaut  werden  können. 

In  einem  überaus  bemerkenswerthen  Artikel  der 
„Times"  vom  27.  März  d.  J.,  der„German  and  British  Co- 
operation in  Afrika"  überschrieben  ist,  werden  die 
Chancen  einer  Durchführung  des  Rhodes'schen  Eisen- 
bahnprojectes  auf  Grund  seiner  Unterhandlungen  in 
Berlin  sehr  günstig  beurtheilt.  Es  heisst  in  dem  be- 
treffenden Artikel: 

„In  Bezug  auf  die  transafrikanische  Bahn  ist  das  Re- 
sultat der  Rhodes'schen  Verhandlungen  in  Berlin  die 
principielle  Annahme  der  Fortfuhr urg  der  Bahn  durch 
deutsches  Gebiet  über  eine  Strecke  von  600  Meilen  ge- 
wesen zur  Verbindung  des  rhodesischen  Bahnsystems 
vom  Südende  des  Tanganyika  mit  der  Linie  zur  Ost- 
küste in  Uganda.  Ob  dieser  Theil  der  Bahn  mit  deut- 
schem Gelde  unter  deut-cher  Leitung  mit  oder  ohne 
eine  Garantie  der  deutschen  Regierung  erbaut  werden 
wird  oder  mit  englischem  Capital  unter  englischer  Lei- 
tung mit  oder  ohne  Garantie  der  britischen  Regierung, 
das  bleibt  späterer  Entscheidung  vorbehalten.  Ein  Vor- 
theil,  der  sich  aus  der  industriellen  Zusammenarbeit  der 
beiden  Länder  ergäbe,  wäre  der,  dass  der  Bau  der 
deutschen  Strecke  ziigleii  h  mit  dem  Bau  der  engli  chen 
in  den  weiter  südli;:h  gelegenen  Regionen  unternommen 
werden  könnte.  Man  schätzt,  dass  die  Fertigstellung  der 
Linie  von  Buluwayo  bis  zur  Südspitze  des  Tanganyika, 
wenn  stückweise  vorgenommen,  in  fünf  Jahren  erfolgen 
könne.  Sollten  deutsche  Financiers  in  Folge  der  letzten 
Unterhandlungen  in  Berlin  und  in  Folge  des  Interesses, 
das  der  deutsche  Kaiser  an  dem  Plane  nimmt,  sich 
entschliessen,  das  Capital  für  den  Bau  der  600  Meilen 
durch  deutsches  Gebet  aufzubringen,  dann  würden  vor- 
aussichtlich die  Verme.'sungen  und  der  Bau  in  derselben 
Zeit  erfolgen  können  wie  der  der  schon  vermessenen 
britischen  Linie.  Thun  die  deutschen  Capitalisten  das 
nicht,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  späterhin  Unter- 
handlungen wieder  aufgenommen  weiden  zwischen  der 
deutschen  Regierung  und  Mr.  Rhodes,  und  dann  dürfte 
das  ganze  Unternehmen  von  britischem  Capital  aut 
britischen  Linien  ausgeführt  werden.  Es  ist  also  begreif- 
licherweise möglich,  dass  nach  fünf  Jahren  der  erste 
Durchgangszug  d^r  Bechuanaland-Bahn  den  High  Com- 
missioner  von  Capstadt  zur  Eröffnung  der  Bahn  an  die 
Gestade  des  Tanganyika  führt  und  dort  eine  deutsche 
Locomotive  findet,  die  ihn  weiter  über  die  deutsche 
Strecke  gen  Norden  bringt,  so  dass  vermittelst  nachbar- 
licher Gefälligkeit  der  englische  Vertreter,  wenn  in- 
zwischen die  Nilbahn  auch  von  Khartum  weitergeführt 
ist,  ohne  Unterbrechung  an  die  Küste  des  Mittelmeeres 
reisen  kann. 

Die  Durchfuhrung  dieses  Planes  in  so  kurzer  Zeit  hängt 
zum  Theil  von  der  Stellung  der  beiden  betheiligten 
Staaten  ab:  die  Thätigkeit  der  Industrie  allein  wird  es 
nicht  möglich  machen.  Wenn  die  Regierungen  darin 
übereinstimmen,  dass  das  Ziel  wünschenswerth  ist  und 
jede  an  ihrem  Theil  die  Garantie  für  die  betreffende 
Strecke  übernimmt,  so  ist  kaum  daran  zu  zweifeln,  dass 
die  Fertigstellung  der  transafrikanischen  Bahn  in  sehr 
kurzer  Zeit  vollendete  Thatsache  werden  wird.  Die 
deutschen  Financiers  warten  auf  die  Entscheidung  ihrer 
Regierung  und  diese  hinwiederum  vermuthlich  darauf, 
wie  sich  die    englische  aussprechen  wird.    Fraglos    wird 


die  Entscheidung  des  einen' Staates  die  des  anderen 
beeinflussen,  und  die  Erwägungen,  die  sich  den  finan- 
ziellen Berathern  beider  Länder  darbieten,  werden  sich 
einfach  auf  das  Verhältniss  der  Kosten  zum  empfangenen 
Werthe  beziehen.  Der  Vorschlag  der  englischen  Gesell- 
schaft ist  dem  Publicum  schon  lange  bekannt.  Wir 
wissen,  dass  die  Kosten  der  Strecke  zum  Tanganyika 
noch  auf  weitere  5,000.000  ^  veranschlagt  und  für 
die  be.stehende  Linie  2,000.000  Si  verausgabt  worden 
sind.  Wir  wissen  also  genau,  was  unsere  Regierung 
zu  garantiren  übernimmt.  Die  neue  Perspective,  die 
diese  Angelegenheit  durch  die  Geneigtheit  der  deutschen 
Regierung  zur  Mitarbeit  an  dem  Plane  erhält,  ist  be- 
deutsam für  die  Grösse  des  Werthobjectes,  das  wir  für 
unsere  Ausgaben  erhalten.  Es  verlautet,  dass  die  Vor- 
bereitungen für  den  Bau  einer  Strecke  der  Bahn  über 
deutsches  Gebiet  nicht  bis  zu  dem  jetzt  erreichten 
Punkte  geführt  sind,  ohne  eine  gleichzeitige  ausführliche 
Erörterung  der  Frage  der  Durchfrachten  und  der  Zoll- 
tarife für  Waaren,  die  zwischen  britischen  und  deutschen 
Einflusssphären  verkehren,  und  dass  man  an  diesem 
Punkte  die  deutschen  Anschauungen  nicht  so  unvereinbar 
gefunden  hat  mit  denen  unseres  Landes  und  seiner 
höheren  commerciellen  Erfahrung.  Wenn  zwischen  der 
britischen  und  der  deutschen  Regierung  ein  Abkommen 
geschlossen  werden  könnte  dahin,  das  im  Austausch  für 
Regierungsgarantien  auf  beiden  Seiten  un  i  den  Bau 
der  Bahn  durch  deutsches  und  englisches  Gebiet  die 
Politik  der  offenen  Thür  für  den  Handel  jedes  Landes 
in  dem  Gebiete  des  anderen  in  Afrika  Emgang  finden 
könnte,  dann  würde  die  Fra^e  der  möglichen  Garantie 
des  für  die  transafrikanische  Bahn  benöthigten  Capitales 
ganz  neue  Formen  von  einer  internationalen  Bedeutung 
annehmen  " 

IL 

Die  Gesamrotlänge  der  transafrikanischen  Bahn  wird 
über  5600  englische  Meilen  betragen;  davon  sind  im 
Süden  bereits  ausgebaut  die  Strecke  von  Capstadt  nach 
Norden  durch  die  britische  Capcolonie  nach  Rhodesia 
bis  Buluwayo,  dies  sind  rund  1370  Meilen.  Im'  Norden 
ist  die  Strecke  von  Cairo  bis  Assuan  am  Nil  und  von 
Wady  Haifa  nach  Berber  bereits  im  Betriebe,  und  an 
der  Strecke  Assuan — Wady  Haifa  wird  gearbeitet,  to 
dass  man  mit  einem  zusammenhängenden  Schienenstrange 
von  Alexandrien  über  Cairo  nach  Berber  'von  rund 
1200  Meilen  schon  jetzt  rechnen  kann.  Von  Berber  aus 
sind  bereits  die  Vorarbeiten  für  eine  Fortführung  der 
Nilbahn  nach  Omdurman  und  Faschoda  geplant,  be- 
ziehungsweise in  Angriff  genommen,  das  ist  eine  Strecke 
von  480  Meilen,  die  von  der  englischen  Regierung  ge- 
baut wird.  Bei  der  Vollendung  der  transafrikanischen 
Bahn  handelt  es  sich  also  noch  um  die  Schienenverbin- 
dung Faschodas  mit  Buluwayo,  beziehungsweise  der 
Nordgrenze  Rhodesias,  bis  wohin  die  British  South 
Africa  Company  die  Verlängerung  der  rhodesischen 
Bahn  von  Buluwayo  aus  bereits  beschlossen  hat  und  die 
ja  auch  finanziell  bereits  vollständig  sichergestellt  er 
scheint. 

Die  Länderstrecken,  durch  welche  die  transafrikani- 
Sche  Eisenbahn  geführt  werden  soll,  sind  bis  zum  Süd- 
qnde  des  Tanganyikasees  rücksichtlich  der  Tracenführung 
einer  Begehung  unterzogen  worden.  Das  Gebiet  zerfällt 
ih  die  Gegend  südlich  und  nördlich  vom  Zambesi.  Von 
Buluwayo  bis  zum  Zambesi  ist  eine  Entfernung  von  400 
englischen  Meilen.  Die  ersten  100  Meilen  führen  durch 
das  Goldbergbaugebiet  bis  Gwelo;  diese  Strecke  ist  von 
grosser  Wichtigkeit  für  die  Transporte  nach  den  Minen. 
Die  wichtigsten  derselben  werden  an  beiden  Seiten  der 
Bahnlinie  liegen.  Von  Gwelo  soll  die  Bahn  wieder  fast 
loo  Meilen  etwas  nordwestlich  geführt  werden  sie 
durchschneidet  hier  ein  vielversprechendes  Bergbaugebiet, 
iri  dem  überall  längs  der  projectirten  Trace  alte  Minen- 
anlagen, denen  das  nahe  der  Oberfläche  befindliche  Gold 
entnommen  wurde,  vorhanden  sind.  Von  der  Grenze  des 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


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■Mafiingabnsi-Hezirkes  geht  die  Bahn  weitere  50  Meilen 
durch  ein  weit  ausgedehntes  Kohlenlager,  das,  wie  man 
hofft,  das  ganze  südliche  Rhodesia  mit  Brennmaterial 
wird  versorgen  können.  Ueber  Mafungabuii  hinaus,  nach 
Norden  zu,  findet  sich  die  Grenze  des  golderzhältigen 
Bodens  und  es  folgen  wieder  70  Meilen  der  projectirtcn 
Bahnlinie  durch  ein  Kohlenrevier,  das  gleichfalls  eine 
reiche  Ausbeute  verspricht.  Vom  Mafungabusi-District 
bis  nahe  zum  Zambesi  ist  das  Land  im  Allgemeinen 
ganz  eben;  erst  20  Meilen  vom  Fluss  fällt  das  Terrain 
rasch  ab,  doch  ist  die  l?ahn  nach  Ansicht  der  Ingenieure 
leicht  zum  Fluss  hinab  zu  führen,  zu  einem  Punkte,  von 
wo  der  Zambesi  auf  einer  Brücke  von  etwa  '/^  Meile 
übersetzt  werden  k.inn.  Das  Thalgebiet  ist  überaus 
fruchtbar  und  überall,  wo  die  Einwohner  nicht  durch 
Aufstände  vertrieben  wurden,  dicht  bevölkert.  Das  Ge- 
biet ist  wasserreich,  Irrigationsanlagen  sind  leicht  durch- 
führbar, die  Flusbufer  niedrig  und  (lach,  und  liefern 
zwei  bis  drei  F.rnten  im  Juhr. 

Von  den  Victoria  fällen  bis  zu  dem  Punkte  nahe  der 
portugiesischen  Grenze,  wo  die  Bahn  den  Fluss  über- 
setzen soll,  ist  eine  Entfernung  von  500  Meilen;  dieses 
Gebiet  ist  ein  sehr  reiches  ur.d  dicht  bevölkertes  Seiten- 
thal, wo  landwirthschaftliche  Ansiedlungen  sich  rasch 
ausbreiten  könnten,  den  nöthigen  Schutz  vor  Sclaven- 
händlern  und  Viehräubern  vorausgesetzt.  Die  einheimi- 
sche Bevölkerung  geht  bisher  noch  allgemein  nackt, 
doch  zeigt  sie  sich  nicht  abgeneigt,  die  europäische  Sitte 
des  Kleidertragens  anzunehmen,  so  dass  das  Land  ver- 
spricht, ein  lohnendes  Absatzgebiet  für  die  europäische 
Industrie  zu  werden. 

Auf  der  Nordseite  des  Zambesi  steigt  die  projectirte 
Trace  allniälig  von  1 500  Fuss  auf  ungefähr  5000  bis 
6000  Fuss  Höhe,  dem  höchsten  Punkte  des  Plateaus, 
das  das  Thal  des  Loangwaflus.scs  beherrscht;  ungefähr  in 
der  Mitte  zwischen  dem  Nyassasee  und  dem  läangweolosee 
soll  die  Bahn  zum  Tanganyika  geführt  werden.  Beiläufig 
auf  dem  halben  VV'cge,  220  Meilen  nördlich  vom  Zambesi, 
wo  der  13.  I,ängegrad  die  Berge  von  Machinga  durch- 
schneidet, befindet  sich  ein  kleiner  See,  der  verschiedene 
einheimische  und  englische  Bezeichnungen  gefunden  hat 
und  auf  der  Karte  der  Bahntrace  als  Lake  Cheroma 
bezeichnet  ist;  er  gehört  zum  Wassergebiet  des  Luswasi, 
eines  Nebenflusses  des  Loangwa.  Dort,  in  einer  Höhe 
von  50(i'i  Fuss  über  dem  Meeresspiegel,  auf  einem  ge- 
sunden, offenen  Plateau,  das  sich  für  Ackerbau  und  Vieh- 
zucht vorzüglich  eignet,  soll  eine  Hauptstation  der  trans- 
afrikanifchen  Bahn  errichtet  werden.  Die  Länderstrecken 
zwischen  diesem  Plateau  und  dem  Zambesi  sind  im 
Allgemeinen  ziemlich  fruchtbar.  Die  Bahn  soll  auf  der 
Höhe  geführt  werden,  das  Loangwathal  im  Westen.  Die 
Steigirngsverhältnisse  vom  Zambesi  bis  hieher  sind  durch- 
wegs günstig  und  wenn  sich  auch  zerrissenes  Terrain 
westlich  und  östlich  von  der  gewählten  Trace  findet, 
so  ist  doch  eine  ziemlich  ebene  Route  längs  des  Hoch- 
plateaus vorhanden.  Das  Land  längs  dieser  projectirten 
Bahnstrecke  ist  zumeist  Grasland  und  für  die  Viehzucht 
sehr  geeignet,  zumal  es  nicht  an  Wasser  gebricht.  Hier 
haben  sich  auch  wieder  Goldquarzspuren  gefunden. 
Fruchtbar  ist  auch  das  Loangwathal;  der  Fluss  zieht 
durch  eine  mit  Dörfern  übcrsäete  Gegend,  in  der  Mais, 
Reis  und  Hülsenfrüchte  gebaut  werden;  das  Gebiet  liefert 
auch  sehr  guten  Tabak,  weiters  gideiht  viel  wilde  Baum- 
wolle, die  von  den  Eingeborenen  zum  Weben  von  groben 
Tuchen  verwendet  wird.  Auch  Gummi  kommt  in  dieser 
Gegend  vor. 

Oestlich  vom  Loangwathale  liegt  das  Land  der  Angoni, 
ein  dicht  bevölkertes  Gebiet,  iingefähr  3000  Fuss  über 
dem  Meeresspiegel.  F'.s  ist  sehr  fruchtbar,  wasserreich 
und  für  Ackerbauzwecke  vorzüglich  geeignet.  Das  Klima 
wird  von  Europäern  als  ziemlich  gut  bezeichnet.  ,Der 
Cheroniasee,  an  dessen  Hauptstation  diese  Bahnstrecke 
errichtet  werden  soll,  liegt  auf  einem  Hochjilateau  der 
Machiiigaberge.    Der    etwa    aiht    Quadratuieileri    grosse 


See  hat  gutes  klares  Wasser;  an  seinen  Ufern  befinden 
sich  zahlreiche  Ansiedlungen  Eingeborener.  Der  Luswasi- 
fluss  führt  das  Wasser  vom  See  in  den  Loangwa,  der 
von  hier  bis  zum  Zambe.-ii  zwar  kerne  Fälle,  aber  starke 
Stromschnellen  aufweist,  die  die  Schiffahrt  sehr  er- 
schweren, wenn  nicht  unrhöglich  machen  würden.  Das 
Klima  ist  gut,  und  bloss  in  den  Regenmonaten 
December,  Jänner  und  Februar  tritt  Malaria  auf.  Ein- 
geborene Arbeitskraft  ist  sehr  billig,  was  dem  Bahnbau 
hier  sehr  zustatten  käme. 

Die  280  Meilen  lange  Strecke  zwischen  der  Kopf- 
station am  Cheromasee  und  dem  Sudende  de«  Tan- 
ganyika führt  durch  hochgelegenes  aber  ebenes  Gebiet, 
zumeist  di(;ht  bevölkertes  Wiesenland.  Das  Gebiet  senkt 
sich  erst  20  oder  30  Meilen  vom  Tanganyika  von 
5000  Fuss  auf  3000  Fuss  Seehöhe,  so  dass  auf  die 
Meile  eine  Senkung   von  ca.   lOO  Fuss  entfällt. 

Am  Tanganyika  weicht  die  Negerbevölkerung  der 
arabischen,  die  gewohnheitsmässig  den  Süden  auf  der 
Sclavenjagd  durchstieift.  Von  allen  einheimischen 
Stämmen,  durch  deren  Gebiet  die  projectirte  Bahn  vom 
Zambesi  bis  zum  Tanganyika  fuhrt,  ist  bloss  einer 
kriegerisch,  der  Stamm  der  Avemba,  deren  Land  circa 
1 20  Meilen  nördlich  vom  Cheromasee  liegt,  wo  der 
II.  Breitegrad  den  31.  Längegrad  sehneidet.  Die  übrige 
Bevölkerung  ist  sonst  eine  Ackerbau  und  Handwerk 
treibende,  die  sich  für  die  Erlernung  europäischer  Arbeit 
sehr  bildungsfähig  zeigt 

Der  Tanganyikasee  misst  von  Nord  nach  Süd  etwa 
400  Meilen ;  hier  soll  in  die  Eisenbahntrace  ein  Dampf- 
schiffahrtsdienst eingeschaltet  werden.  Von  der  Süd- 
spitze Ugandas  bis  zum  Südende  des  Tanganyika  ist 
das  Territorium,  durch  welches  die  transafrikanische 
Bahn  geführt  werden  soll,  nicht  mehr  britisch,  d  e  Bahn 
muss  durch  deutsches  oder  belgisches  Gebiet  gefuhrt 
werden.  Man  darf  annehmen,  dass  die  colonialen 
Grenzen  dem  grossen  Werke  dir  transafrikanischen  Bahn 
nicht  hinderlich  sein  werden. 

Vom  Nordende  des  Tanganyika  soll  die  Bahn  weitere 
450  Meilen  in  das  Ugandagebiet  gefuhrt  werden,  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  zur  Hauptstadt  von  Uganda, 
Mengo.  Dieses  Gebiet  ist  von  den  Ingenieuren  der 
Chartered  Company  noch  nicht  begangen  worden, 
doch  ist  es  von  anderer  Seite  her  bekannt.  Es  liegt 
ungefähr  4000  Fuss  über  dem  Meeresspiegel,  ist  reich 
an  tropischer  Vegetation  und  braucht  nie  hts  Anderes  zu 
seiner  wirthschafdichen  Entwicklung,  als  eine  Beendi- 
gung der  Sclavenjagden  und  Schutz  vor  Aufständen. 
Vor  zehn  Jahren  bereits  hat  die  Antisclavereiconferenz 
in  Brüssel  anerkannt,  dass  kein  Mittel  gegen  die 
Sclaverei  so  wirksam  wäre,  als  der  Bau  von  Bahnen 
durch  die  Gebiete,  die  heute  noch  als  Quellen  des 
Sclavenhandels  dienen. 

Wo  die  Bahn  die  schiffbaren  Wasserläufe  des  Nil- 
thales  erreicht,  hört  auch  die  Aufgabe  der  transafrikani- 
schen Eisenbahn  auf  Dort  knüpft  sie  an  die  egyptisch- 
sudanesische  Bahn  und  die  Nilschiffahrt  an. 

Einer  Schätzung  zufolge  könnte  die  Bahn  bis  zum 
Südende  des  Tanganyika  in  einem  Zeiträume  von  fünf 
Jahren  hergestellt  werden;  wird  die  Ugandabahn  bis 
zum  Nordende  des  Tanganyika  gleichzeitig  in  .\ngriff 
genommen,  könnte  sie  in  ungefähr  derselben  Zeit  fertig- 
gestellt werden. 

Was  die  Kosten  dieses  gigantischen  Werkes  betrifft, 
so  würde,  der  Schätzung  nach,  der  Bahnbau  bis  zum 
sudende  des  Tanganyika  einen  Aufwand  von  5  Millionen 
Pfund  Sterling  beanspruchen.  Die  Kosten  der  Uganda- 
bahn nördlich  vom  Tanganyika  entziehen  sich  vorläufig 
noch  der  Berechnung,  doch  wird  angenommen,  dass  sie 
per  Meile  keinen  durchschnittlichen  Mehraufwand  er- 
fordern würde,   als  die  südliche  Trace. 

Ueber  die  wlnhschaftliche  Bedeutung  der  tranafri- 
kanischen  Eisenbahn,  deren  Tragwc  ite  für  den  europäischen 
Handel  sich  heute  kaum  ab^then  lässt,  kam  man  nicht* 


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ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Anderes  sagen,  als  dass  sie  gleichbedeutend  wäre  mit 
einer  plötzlichen,  mit  der  denkbar  schnellsten  Erschliessung 
Innerafrikas.  Sie  wäre  von  gleichmässig  unschätzbarem 
Werthe  für  den  englischen  wie  für  den  deutschen  Colo- 
nialbesitz.  Die  öffentliche  Meinung  in  Deutschland  ist 
dem  Rhodes'schen  Riesenprojecte  überwiegend  günstig ; 
Deutschland  müsse  sich  rechtzeitig  seinen  Antheil  an  der 
Erschliessung  Afrikas  sichern  und  der  Entschluss  hin- 
sichtlich des  ostafrikanischen  Theils  der  transafrikanischen 
Bahn  dürfe  nicht  länger  mehr  hinausgeschoben  werden, 
nachdem  die  Engländer  grundsätzlich  entschlossen  seien, 
die  Bahn  bis  zum  Tanganyika  zu  bauen.  Ebenso  wird 
darauf  verwiesen,  dass  die  Belgier  bereits  mit  den  Vor- 
arbeiten zum  Telegraphen-  und  Bahnbau  von  Towa  am 
Westufer  des  Tanganyika  nach  dem  Congo  hin  begonnen 
haben.  Diese  Unternehmungen,  die  in  absehbarer  Zeit 
vollendet  sein  werden,  müssen  einen  grossen  Einfluss 
auf  den  Handel  und  Verkehr  in  Deutsch-Ostafrika  aus- 
üben, und  zur  Abwendung  einer  dauernden  Schädigung, 
schreibt  die  „Hamburger  Börsenhalle"  gibt  es  nur  em 
Mittel:  den  Bau  einer  deutschen  Eisenbahn  nach  dem 
Tanganyika  in  möglichst  kurzer  Frist.  „Wird  Deutsch- 
Ostafrika  erst  einmal  von  dem  Verkehre  mit  dem  cen- 
tralen Afrika  abgeschnitten,  dann  ist  auch  für  eine  spätere 
Wiederherstellung  unserer  Handelsverbindungen  nach  dem 
Innern  nur  geringe  Aussicht  vorhanden.  Als  man  im 
Jahre  i8g6  den  Bau  einer  Centralbahn  ins  Auge  fasste, 
war  der  Gedanke  massgebend,  das  Schutzgebiet  aufzu- 
schliessen.  Als  die  höchsten  Verwaltungsbeamten  und 
besten  Kenner  des  Landes  aber  erklärten,  dass  der 
Gesammtverkehr  für  jeden  Eisenbahnbetrieb  zu  gering 
sei,  gab  man  alle  weiteren  Bemühungen  auf.  Jetzt  liegt 
die  Sache  ganz  ■  anders ;  die  bedeutendsten  verkehrs- 
politischen Gesichtspunkte  für  Afrika  wirken  zwingend 
auf  uns  ein.  Deutschland  darf  seine  Colonien  nicht  von 
dem  Zusammenhange  mit  dem  Inneren  abschliessen.  Die 
ganze  Sachlage  gebietet  auch,  dass  wir  einem  Antrage 
von  Cecil  Rhodes,  seine  Eisenbahnen  und  Telegraphen 
durch  Deutsch-Ostafrika  zu  führen,  nicht  ablehnend 
gegenüberstehen  können.  Die  geographischen  Verhältnisse 
lassen  es  besser  erscheinen,  wenn  diese  Linien  nördlich 
Vom  Tanganyika  durch  das  deutsche  Gebiet  geführt 
werden;  dafür  wird  sich  wohl  eine  Form  finden,  durch 
die  alle  deutschen  Rechte  und  Interessen  gewahrt  werden." 
Mögen  sich  dem  Riesenplane  der  Eisenbahn  von  Cap- 
stadt  bis  Alexandrien  gar  mancherlei  Schwierigkeiten 
politischer  und  finanzieller  Natur  in  den  Weg  stellen, 
der  Gedanke  wird  nicht  mehr  verschwinden  und  früher 
oder  später  wird .  die  Idee  ihre  Verwirklichung  finden. 
Wer  enghschen  Unternehmungsgeist  und  britische  Zähig- 
keit kennt,  die  im  Pionniertalente  Cecil  Rhodes'  eine 
geniale  Verkörperung  gefunden  haben,  kennt,  wird  auch 
nicht  daran  zweifeln,  dass  die  Ausführung  des  einmal 
aufgetauchten  Projectes  nicht  allzulange  auf  sich  wird 
warten  lassen.  Davon  zeugt  der  Entschluss  der  Chartered 
Company,  die  afrikanische  Bahn  vorläufig  selbst,  unter 
Verzicht  auf  jede  Unterstützung  der  englischen  Regierung, 
bis  an  die  Nordgrenze  Rhodesias  auszubauen.  Die  Rasch- 
heit, mit  welcher  die  Mittel  für  dieses  Unternehmen 
gefunden  wurden,  ist  wohl  eine  Bürgschaft  dafür,  dass 
auch  die  Fortsetzung  der  Bahn  bis  in  den  Norden  Afrikas 
nicht  lange  auf  sich  wird  warten  lassen.  Vielleicht  rollt 
schon  in  5  — 10  Jahren  die  erste  Locomotive,  die  ersten 
Dining-  und  SIeeping  Cars  von  Capstadt  nach  Cairo, 
mitten  durch  den  „dunkeln"  Welttheil.  Dr.  L. 


CHINAS  HANDELSBILANZ. 

Wie  der  den  statistischen  Handelsausweisen  des  chine- 
sischen fremden  Seezollamtes  für  i8g8  vorangeschickte 
Bericht  F.  E.  .Taylor's  mittheilt,  hat  trotz  der  ungünstigen 
inneren  und  äusseren  politischen  Zustände  des  Landes 
und  der    durch    den  Gelben    Fluss    verursachten  Ueber- 


schwemmungen  der  Werth  des  Einfuhrhandels  in  dem 
Berichtsjahre  den  aller  früheren  Jahre  übertroffen  und 
der  des  Ausfuhrhandels  wird  nur  von  dem  des  Jahres 
1897  übertroffen.  Der  Gesammtwerth  des  Handels, 
368,616.483  Haikwan-Taels,  ist  der  höchste  bis  jetzt 
erreichte.  Doch  bieten  die  Zolleinnahmen  ein  weniger 
günstiges  Bild.  Der  Einfuhrhandel  im  Betrage  von 
180,323.431  Taels  brachte  5,72Q.9"8  Taels  Einfuhrzoll, 
was  einem  Werthzoll  von  3- 17  Percent  gleichkommen 
würde.  Die  gesammte  Zolleinnahme  für  das  Jahr  1 898 
betrug  22,503.396  Taels,  während  sie  sich  in  1891,  in 
welchem  Jahre  der  Gesammtwerth  des  Handels  nur  zwei 
Drittel  von  dem  in  1898  betrug,  auf  23,518.021  Taels 
belief.  Die  Ursache  dieser  Erscheinung  ist  darin  zu 
suchen,  dass  die  grosse  Mehrzahl  der  Zölle  feste  sind, 
die  ursprünglich  nach  dem  Princip  von  5  Percent  vom 
Werth  festgesetzt  worden  waren;  durch  den  Fall  des 
Silbers  ist  der  Werth  der  Ein-  und  Ausfuhrwaaren  ge- 
stiegen, während  die  Zölle  dieselben  geblieben  sind. 

Die  sich  aus  den  Zahlenzusammenstellungen  der  letzten 
Jahre  für  China  ergebende,  anscheinend  ungünstige 
Handelsbilanz  und  die  daraus  erwachsende  Besorgniss 
für  die  Sicherheit  der  in  China  selbst  oder  in  chinesi- 
schen Werthen  angelegten  Capitalien  haben  Herrn  Taylor 
zu  einer  eingehenden  Behandlung  der  Frage  veranlasst, 
die  die  Unbegründetheit  einer  solchen  Besorgniss  nachweist. 
Allerdings  ergeben  sich  aus  der  Zusammenstellung  der 
jährlichen  Werthe  des  Handels  mit  dem  Auslande  in 
den  Jahren  1886  bis  1898,  dass  für  diesen  ganzen  Zeit- 
raum der  Gesammtwerth  der  Einfuhr  1.921,769.180  Taels 
und  der  der  Ausfuhr  1.484,741.501  Taels,  der  Ueber- 
schuss  der  Einfuhr  über  die  Ausfuhr  mithin  für  den 
ganzen  Zeitraum  437,027.679  Taels,  im  Durchschnitt 
jährlich  ungefähr  34  Millionen  Taels  betrug.  Herr  Taylor 
macht  mit  Recht  darauf  aufmerksam,  dass  die  auf  diese 
Zahlen  begründete  Annahme,  dass  China  allmählich  von 
Silber  entblösst  werde,  um  den  Unterschied  zu  bezahlen 
und  zur  Zahlungsunfähigkeit  kommen  müs.se,  da  es  ausser 
den  Kosten  für  die  Einfuhr  noch  die  Beträge  für  Ver- 
zinsung und  Amortisirung  der  im  Auslande  abgeschlossenen 
Anleihen,  den  Ankauf  vt  n  Kriegsmaterial  und  die  Unter- 
haltung der  chinesischen  Gesandtschaften  etc.  aufbringen 
müsse,  durchaus  unrichtig  sei.  A's  Beweis  dafür  führt 
er  an,  dass  in  die  Zahlen  für  den  Werth  der  Einfuhr 
der  Betrag  des  Einfuhrzolles  und  des  Gewinnes  des  chine- 
sischen Händlers  an  den  Waaren  miteinbegriffen  sei, 
während  bei  der  Ausfuhr  nur  der  Werth  der  Waaren 
an  Ort  und  Stelle  angenommen  sei,  so  dass  sich,  wenn 
man  die  Berechnung  auf  einer  anderen  Grundlage  an- 
stelle, d.  h.  den  Werth  der  Einfuhr  im  Augenblick  der 
Landung  der  Waaren,  den  der  Ausfuhr  im  Augenblick 
der  Verschiffung  annehme,  sich  der  Unterschied  im 
Werthe  zwischen  Einfuhr  und  Ausfuhr  im  Jahre  1898 
statt  auf  über  50  Millionen  Taels  nur  auf  etwa  über 
7  Millionen  stelle,  während  im  Jahre  1897  der  Werth 
der  Ausfuhr  sogar  grösser  als  der  der  Einfuhr  gewesen 
sei.  Ausserdem  dürfe  man  nicht  vergessen,  dass  nicht 
alle  in  einem  Jahre  als  eingeführt  verzeichneten  Waaren 
auch  bis  zum  Schlüsse  desselben  an  die  Chinesen  ver- 
kauft worden  seien,  während  z.  B.  der  Werth  des  im 
Jahre  1898  ausgeführten  Goldes,  das  in  China  nur  eine 
Waare  sei,  7,703.843  Taels,  der  Werth  des  von  Hankau 
über  Suchau  in  Kansu  nach  Russland  ausgeführten  Thees 
1,372.000  Taels  betragen  habe,  und  ausserdem  der 
Werth  des  anders  als  in  Schiffen  fremder  Bauart  be- 
triebenen Handels  nicht  in  die  Aufstellungen  des  fremden 
Seezollamts  aufgenommen  sei.  Im  Süden  und  mit  Korea 
bestehe  aber  ein  sehr  erhebMcher  Verkehr  in  Dschunken 
wie  ein  bedeutender  Landhandel  auch  mit  der  Mongolei 
und  Tibet  betrieben  werde.  Die  Quantität  des  nach 
letzterem  Lande  ausgeführten  Thees  belaufe  sich  allein 
auf  jährlich  über  20  Millionen  Pfund.  Ferner  müssten 
die  sehr  erheblichen  Beträge  in  Betracht  gezogen  werden, 
die  die  fremden  Handels-  und  Kriegsschiffe  für  Proviant 


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ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


56 


und  andere  Bedürfnisse  ins  Land  brächten,  sowie  die- 
jenigen, welche  von  Auswanderern  jährlich  nach  Chin;i 
zurückgebracht  oder  dorthin  reinittirt  würden;  die  Höhe 
der  auJf.<Jieseni  letzteren  Wege  nach  China  gelangenden 
Summen  sei  wahrscheinlich  sehr  viel  bedeutender  als 
man  anzunehmen  pflege;  bestimmte  Angaben  lägen  selbst- 
verständlich nicht  vor,  aber  nach  zuverlässigen  Mitthei- 
lungen dürfe  man  annehmen,  dass  die  aus  Californien 
allein  nach  China  remittirten  Beträge  jährlich  lo  bis 
12  Millionen  Golddoliars  (d.  h.  ungefähr  42  bis  so'/a 
Millionen  Mark)  betrügen.  Die  von  den  fremden  Ge- 
sandtschaften und  Consulaten  und  den  in  immer  grösserer 
Zahl  eintreffenden  Reisenden  ausgegebenen  Beträge  und 
die  vorläufigen  Auslagen  der  verschiedenen  Syndicate 
stellten  ebenfalls  sehr  erhebliche  Beträge  dar,  und  wenn 
es  auch  unmöglich  sei,  die  aus  allen  diesen  Quellen 
messenden  Einnahmen  auch  nur  annähernd  zu  schätzen, 
so  läge  doch  der  Beweis  dafür,  dass  die  Handelsbilanz 
China's  keine  ungünstige  sein  könne,  bereits  darin,  dass 
der  für  den  Dienst  der  fremden  Anleihen  im  vorigen 
Jahre  erforderliche  Betrag  von  annähernd  18  Millionen 
'i'aels  durch  die  fremden  Banken  ausschliesslich  in 
Wechseln  gegen  Exporte  nach  Europa  remiltirt  worden 
sei.  Ebenso  habe  die  Einfuhr  von  Silber  über  die  Aus 
fuhr  in  1898  netto  4,722.025  Taels  betragen.  Wenn 
daher  auch  im  Berichtsjahre  in  einigen  der  geöffneten 
Häfen  Silber  manchmal  etwas  knapp  gewesen  sei,  so 
könnten  doch  die  aus  allen  Theilen  des  Landes  ein- 
gegangenen Nachrichten  keinen  Zweifel  darüber  la.ssen, 
dass  ein  Mangel  an  Silber  im  Lande  überhaupt  nicht 
bestehe;  die  Silberpreise  in  China  bestätigen  diese  Auf 
fassung  durchaus.  Man  könne  daher  mit  Bestimmtheit 
behaupten,  dass  China  allen  seinen  Verpflichtungen  nach- 
komme, ohne  seine  Silbervorräthe  zu  vermindern,  und 
dass  das  Land  keine  Einfuhren  kaufe,  die  es  nicht  mit 
Ausfuhren  bezahle.  Die  Regierung  sei  allerdings  häufig 
iu<  Verlegenheit  wegen  Beschaffung  der  erforderlichen  Be- 
träge, aber  das  Land  selbst  werde  von  Tag  zu  Tag  reicher. 
Die  Frage  des  Einflusses  der  Goldwährung  auf  den 
Verkehr  mit  Silberländern  ist  so  oft  erörtert  worden, 
dass  es  immerhin  interessant  ist,  eine  neue  Bestätigung 
dar  Thatsache  zu  erhalten,  dass,  wenigstens  soweit  China 
in  Betracht  kommt,  das  Verhältniss  von  Silber  zu  Kupfer 
unendlich  richtiger  ist,  wie  das  von  Silber  zu  Gold. 
Herr  Taylor  behandelt  die  Frage  eingehend.  Er  weist 
darauf  hm,  dass  das  Metall  (Kupfer  und  Zink),  das  die 
Regierung  für  die  Anfertigung  von  Kupfermünzen  im 
Werth  von  einem  Tael  kaufen  müsste,  1334  Tael  koste. 
Dieser  Zustand  hat  nicht  allein  die  Prägung  von  Kupfer- 
münzen eingeschränkt,  sondern  er  ist  auch  die  Ver- 
anlassung gewesen  dass  die  Kupfermünzen  verschwunden 
sind,  eingeschmolzen  zur  Gewinnung  des  in  ihnen  ent- 
haltenen Kupfers.  Der  Tael,  der  in  Shanghai  1892 
1400  Käsch  galt,  gilt  heute  dort  noch  1170  und  ein 
weiteres  Fallen  ist  mit  Bestimmtheit  vorauszusehen.  Das 
einzige  Mittel,  um  dieser  Calamität  abzuhelfen,  ist  die 
Ausprägung  von  silbernen  Scheidemünzen,  und  man  hat, 
wenn  auch  zögernd  und  langsam,  zu  demselben  gegriffen. 
Sobald  die  verschiedenen  Syndicate  ihre  Arbeit  im  Innern 
China's  beginnen,  wird  dasselbe  immer  grössere  Quanti- 
täten, Silbers  absorbiren  und,  wie  hinzugefügt  werden 
kann,  immer  grösserer  Beträge  silberner  Scheidemünzen 
bedürfen,  da  die  Gesellschaften  kaum  geneigt  oder  im 
Stande  sein  dürften,  das  erforderliche  Geld  für  die  Aus- 
zahlung der  Arbeiter  in  immer  im  Preise  steigenden 
Kui)fcrmünzen  zu  beschaffen 


DIE  HANDELSVERHÄLTNISSE  IN  KAMERUN. 

Einer  Artikelserie  der  „Köln.  Ztg."  über  Kamerun 
und  Togo  entnehmen  wir  folgende  Ausführungen :    ^ 

Die  Neigung,  ilie  schwarzen  Zwischenhän<ller  ru  um- 
gehen, ist  nicht  allgemein,  allein  da  die  Dualla  bis  zum 


Wuri  und  in  die  Gegend  von  Jabassi  vordringen  und 
keineswegs  billig  einkaufen,  haben  einzelne  Kameruner 
Firmen  ihre  weissen  Angestellten  weit  landeinwärts  vor- 
geschoben. Nicht  immer  mit  Erfolg,  da  diesen  Ange- 
stellten erhebliche  Unterhaltungskosten  l>ewilligt  werden 
mtissen,  so  dass  manche  Zweigfactorei  wieder  aufgegeben 
wurde.  Zudem  kommt  in  der  Regel  zu  der  ersten  dieser 
Factoreien  eine  zweite,  und  dann  geht  der  Mitbewerb 
los,  der  stets  mit  einer  Preissteigerung  für  die  Landes- 
erzeugnisse endigt.  So  meldet  der  diesjährige  amtliche 
Bericht,  dass  einer  bis  nach  Mundame  vorgeschobenen 
deutschen  Factorei  eine  englische  auf  dem  Fusse  folgen 
soll.  Andere  Kameruner  Firmen  möchten  diese  Wandlung 
nicht  mitmachen,  weil  sei  sich  sagen,  der  Dualla  sei 
schon  in  seinem  Wohlstand  genug  zurückgegangen,  und 
es  sei  durchaus  nothwendig,  ihn  zu  halten,  ihm  Ge- 
legenheit zum  Verdienst  zu  lassen,  damit  er  kauf- 
kräftig bleibe.  Für  den  Augenblick  ist  diese  Gelegenheit 
noch  gegeben,  allein  wenn  der  Dualla  sein  geschäft- 
liches Vorgehen  nicht  ändert,  wird  er  auch  seine  letzten 
Stützen  verlieren,  und  die  europäischen  Kaufleute  werden 
sich  allesammt  genöthigt  sehen,  Buschfactoreien  im 
Innern  zu  errichten    und  so  immer  weiter  vorzudringen. 

Die  Regierung  unterstützt  die  Kautleute  in  der  Weise, 
dass  sie  den  Dualla  das  Geschäft  über  eine  gewisse 
Zone  hinaus  untersagt  und  den  Zwischenhandel  mit  den 
Factoreien  des  Binnenlandes  für  die  Eingesessenen  vor- 
behält. In  Edea  war  der  Verkehr  früher  so  geregelt, 
dass  die  auswärtigen  Zwischenhändler,  Dualla,  Bakoko 
und  Malimba,  sich  des  Morgens  in  den  Factoreien 
einfanden,  um  ihre  Waaren  anzubieten,  die  Leute  aus 
der  näheren  Umgebung  dagegen  Nachmittags.  Auf  diese 
Weise  konnten  die  Einen  nicht  wissen,  welche  Preise  die 
Anderen  erzielten;  auch  erfuhren  die  Eingesessenen 
nicht,  dass  die  Auswärtigen  sich  von  den  Factoreien 
über  das  Kru  hinaus  ein  kleines  Draufgeld  geben  Hessen, 
das  sogenannte  dash,  das  der  westafrikanische  Neger 
unter  allen  möglichen  und  unmöglichen  Vorwänden  von 
dem  Europäer  zu  verlangen  pflegt;  man  erzählt  Bei- 
spiele, wo  die  schwarzen  Patienten  eines  Arztes  nach 
der  Heilung  von  letzterem  ein  dash  verlangten.  Diese 
Ordnung  der  Dinge  konnte  nicht  lange  aufrecht  erhalten 
bleiben,  da  die  Zwischenhändler  aus  den  verschiedenen 
Stämmen  schliesslich  doch  zusammentrafen  und  es  den 
Kaufleuten  recht  schwierig  wurde,  ihre  Preise  selbst  zu 
bestimmen.  So  trat  denn  das  Verbot  in  Kraft.  Die 
Dualla  und  Malimba  —  Letztere  bewohnen  die  Sanaga- 
mündung  —  kehrten  sich  anfangs  wenig  daran,  obgleich 
sie  Gefahr  liefen,  auf  vier  Wochen  eingesteckt  zu  werden, 
und  sammelten  auf  dem  Wege  stromaufwärts,  was  sie 
für  die  Kaufleute  von  Edea  an  Elfenbein  und  sonstigen 
Waaren  aufzutreiben  vermochten.  Ein  Häuptling  aus  der 
Gegend  von  Edea  hatte  selbst  die  Malimba-Leute  herbei- 
gerufen, sie  wurden  ihm  indess  unbequem,  so  dass  er 
sich  an  die  Behörden  wandte. 

Der  Bescheid  lautete  dahin,  der  Häuptling  möge  sich 
der  Leute  selbst  entledigen,  kraft  seines  eigenen  Rechtes, 
das  ihm  gestatte,  nicht  Eingesessene  aus  seinem  Gebiete 
auszuweisen.  Jetzt  halten  sich  die  auswärtigen  Zwischen- 
händler schon  vorsichtiger  abseits,  allein  mit  einer 
anderen  Plage  müssen  die  Kauf  leute  von  nun  an  in  den 
auf  diese  Weise  unterbundenen  Gegenden  rechnen,  näm- 
lich mit  den  schwarzen  Lehrern  der  Basler  Mission. 
Diesen  Leuten  ist  zwar  von  ihren  Vorgesetzten  unter- 
sagt, Handel  zu  treiben,  unter  der  Hand  wissen  sie 
dennoch  die  Erzeugnisse  ihrer  Schüler  an  den  Mann  lu 
bringen.  Die  schwarzen  Lehrer  haben  übrigens  auch  die 
Leute  von  Edea  über  den  Brauch  der  Draufgabe  unter- 
richtet. Sie  selbst  sind  schon  keineswegs  mit  den  orfs- 
üblichen Preisen  zufrieden,  sondern  verlangen  in  Edea 
dieselben  Sätze  wie  die  an  der  Küste  iu  Malimba  gel- 
tenden. Die  Kaufleute  finden  sich  eine  Zeitlang  ins 
Unvermeidliche,  dann  entschliessen  sie  sich,  schwarze 
Boten  landeinwärts  zu  senden,    um  Waaren  au&ukaufen; 


56 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


auf  diese  Weise  gelingt  es  noch,  trotz  der  Löhne  und 
der  Nahrung  für  die  Boten,  Elfenbein  und  Kautschuk 
unter  günstigeren  Bedingungen  zu  erhalten  als  beim  Ein- 
kauf auf  der  Factorei.  Die  Boten  von  Edea  stossen 
jedoch,  wenn  sie  nach  Süden  gehen,  auf  diejenigen  der 
Kaufleute  von  Kribi  und  Batanga.  Wo  einmal  Zwischen- 
händler von  auswärts  eingedrungen  waren,  kann  man 
sicher  sein,  dass  sie  gerade  die  Geschäftsgepflogenheiten 
hinterlassen  haben,  die  den  Factoreien  am  meisten 
Schaden  zufügen.  Und  doch  kommt  auch  in  Edea  die 
Frage  der  Zwischenhändler  unter  denselben  Gesichts- 
winkel wie  in  Kamerun.  Die  Anwohner  des  Sanaga  sind 
nicht  in  der  Lage,  viel  Landbau  treiben  zu  können. 
Etwas  Macabo,  Bananen  und  Fische  müssen  ihnen  für 
ihren  Lebensunterhalt  genügen.  Viehzucht  ist  so  gut  wie 
ganz  ausgeschlossen.  Die  Leute  sind  daher  ganz  darauf 
angewiesen,  Handel  zu  treiben.  Dies  gilt  für  die  Küsten- 
bewc  hner  von  Malimba  mit,  und  wenn  die  Regierung 
den  Kaufleuten  räth,  diesen  Zwischenhändlern  keinen 
Credit  mehr  zu  gewähren,  so  wird  ihr  erwidert,  dass 
das  nicht  angehe,  und  zwar  aus  denselben  Gründen  wie 
den  Kameruner  Dualla  gegenüber.  Letztere  sehen  sich 
schon  so  sehr  in  die  Enge  getrieben,  dass  sie  kürzlich 
den  Preis  der  Ziegen  erhöht  haben,  wo  schon  alles 
frische  Fleisch  theuer  genug  ist,  und  mit  einer  Erhöhung 
dieser  Art  müssen  die  Kaufleute  rechnen.  Kurzum,  auf 
dem  Kameruner  Platz  und  auch  vielfach  anderwärts, 
stellt  sich  die  Frage,  ob  der  Zwischenhändler  gänzUch 
zu  unterdrücken  sei,  in  folgendem  Doppelschluss  dar : 
entweder  verzichten  die  Dualla  auf  ihre  widersinnigen 
Geschäftsbräuche  und  sie  erhalten  weiter  Credit,  oder' 
sie  bleiben  beim  alten  Schlendrian  und  die  Kaufleute 
geben  sie  völlig  preis  und  gehen  selbst  auf  den  Pro- 
ductenkauf  aus.  Darüber  sind  indess  manche  Kaullcute 
offenbar  so  wenig  im  Klaren,  dass  von  einer  Firma  be- 
hauptet wird,  sie  lasse  selbst  im  Binnenlande  aufkaufen 
und  gewähre  noch  obendrein  den  Zwischenhändlern 
Credit.  Unter  diesen  Umständen,  äu.sserte  ein  zuver- 
lässiger Kaufmann,  wäre  es  besser,  der  Handel  fasste 
seinen  festen  Entschluss  in  dem  einen  oder  dem  anderen 
Sinne,  anstatt  fortwährend  das  Einschreiten  der  Regie- 
rung anzurufen,  die  nichts  mehr  dabei  zn  thun  vermag. 

Im  Süden  liegen  die  Verhältnisse  ziemlich  günstig. 
Leider  ist  es  in  Folge  des  Raubbaues,  der  nächst  der 
Küste  mit  den  Kautschukpflanzen  getrieben  wurde,  all- 
mälig  dahin  gekommen,  dass  Gummi  schon  von  weit 
her  aus  dem  Innern,  oft  zehn  und  vierzehn  Tagereisen 
weit,  nach  dem  Verschiffungsort  gebracht  werden  muss. 
Als  letzterer  kommt  hauptsächlich  Batanga  in  Betracht. 
Lange  Zeit  waren  hiefür  keine  einheimischen  Träger  zu 
haben.  Es  mussten  aus  Liberia  ziemlich  hoch  gelöhnte 
Träger  herbeigeschafft  werden,  die  auch  Beköstigung 
verlangten  und  durch  ihr  Verhalten  jeden  Augenblick 
endlose  Auseinandersetzungen  mit  den  Eingeborenen 
veranlassten.  Did  Kaufleute  von  der  Südküste  brachten 
es  dann  durch  Verträge  mit  den  Häuptlingen  der  Jaünde 
zu  Stande,  dass  Leute  dieses  Stammes  für  einen  sehr 
geringen  Lohn  und  ohne  Bjköstigung  zu  fordern 
Kautschuk  unmittelbar  von  den  Gewinnungsstellen  nach 
der  Küste  tragen,  wo  der  Preis  sich  auf  etwa  3  M. 
das  kg  stellt.  Unter  diesen  Umständen  ist  das  Geschäft 
leichter  und  einträglicher.  Der  Woermanndampfer,  den 
der  Correspondent  zur  Heimreise  benützte,  hatte  u.  A. 
für  mehr  als  200.000  M.  Kautschuk  aus  Batanga  an  Bord. 

Der  Colonialhandel  hat  noch  mit  einer  anderen 
Schwfierigkeit  zu  kämpfen,  nämlich  mit  der  des  euro- 
päischen Personals.  Auch  in  dieser  Hinsicht  kann  man 
sich  auf  Aeusserungen  erprobter  Colonialkaufleute  be- 
rufen, die  nicht  verhehlen,  dass  bei  der  Annahme  von 
Gehilfen  schwere  Fehler  begangen  werden.  Die  „ Kreuz- 
zeitung"  hatte  einmal  diese  Frage  in  ihrer  Weise  be- 
handelt und  einen  Entrüstungssturm  durch  die  Be- 
merkung hervorgerufen,  es  sei  an  der  Zeit,  den  colo- 
nialen  Kaufmannsstand    durch  Einschiebung    von  jungen 


Leuten  von  Adel  zu  heben.  Es  war  dies  eine  ganz  nutz- 
lose Empfehlung,  denn  die  Hamburger  und  Bremer 
Kaufleute  mögen  keine  Adeligen  beschäftigen,  weil  solche 
sich  dem  Handelsstande  in  der  Regel  erst  zuwenden, 
wenn  sie  sonstwo  Schiffbruch  gelitten  haben  Sie  glauben 
nicht  an  die  Redensart  aus  Moliöre's  „Bourgeois  gen- 
tilhomme"  :  Les  gens  de  qualitö  savent  tout  .sans  avoir 
rien  appris.  Allein  sie  machen  sich  der  Unterlassungs- 
sünde schuldig,  bei  der  Annahme  von  Angestellten  für 
Westafrika  nicht  genügend  auf  Herkunft,  Charakter,  Vor- 
leben und  allgemeine  und  Fachbildung  zu  sehen.  Daher  der 
übertrieben  üble  Ruf  der  Westküste.  Und  doch  wäre  zu 
Hause  sehr  wohl  das  geeignete  Personal  zu  finden,  denn 
mit  1800  M.  jährlich  nebst  freier  Aus-  und  Heimreise 
und  freier  Station  ist  ein  unselbständiger  Gehilfe  gut 
daran,  besser  als  die  technisch  ausgebildeten  Angestellten 
der  Pflanzungen.  Auch  sind  die  Aussichten,  bei  ge- 
schicktem Vorgehen  rasch  aufzusteigen,  sehr  günstig. 
Ein  Angestellter,  der  eine  selbständige  Beschäftigung  er- 
halten soll,  geht  unter  Umständen  schon  mit  2500  M. 
hinaus.  Und  nun  beginnt  das  ungebundene  Leben,  dessen 
Reizen  Alle  zum  Opfer  fallen,  die  nicht  ganz  charakter- 
fest sind,  und  diejenigen,  die  bei  der  Ausreise  von  den 
Aerzten  nicht  scharf  genug  auf  körperliche  Taughchkeit 
geprüft  worden  sind.  Im  besten  Falle  wird  der  junge 
Mann  noch  rechtzeitig  auf  Kosten  der  Firma  nach  Hause 
gebracht,  ehe  sein  Vertrag  abgelaufen  ist,  häufig  schon, 
bevor  er  die  ihm  bei  der  Ausreise  bewilligten  300  M. 
Vorschuss  abverdient  hat,  und  dann  kann  er  zu  Hause 
laut  sprechen :  er  hat  die  Colonien  gesehen  Geradezu 
leichtsinnig  handelt  eine  Firma,  wenn  sie  einen  noch 
körperlich  nicht  voll  entwickelten  Burschen  von  18  Jahren 
hinausschickt. 

Auf  Ton  und  Benehmen  kommt  es  selbst  in  einem 
Negerdorf,  mitten  im  Busch,  mehr  an,  als  man  denkt 
Alles  zugestanden,  was  man  bei  der  breitesten  Auffassung 
einem  alleinstehenden  jungen  Manne  zugeben  kann,  gibt 
es  Grenzen,  die  nirgends  in  der  Welt  überschritten 
werden  dürfen.  Solche  Grenzen  kennt  auch  der  Neger. 
Man  könnte,  wenn  die  Feder  sich  nicht  dagegensträubte, 
Fälle  von  verkörperter  Gemeinheit  anführen,  die  den 
europäischen  Namen  schänden,  und  den  Eindruck  wieder- 
geben, den  sie  auf  die  scharf  beobachtenden  Neger 
gemacht  haben.  „Es  muss  und  wird  geräumt  werden." 
sagte  auch  eine  einflussreiche  Persönlichkeit  des  Handels- 
standes. Zum  Glück  kann  man  die  schlimmsten  Klagen 
nicht  überall  gelten  lassen,  und  zwar  eben  nicht  in  den 
deutschen  Colonien.  Schon  in  Kittah,  dem  nur  zwei 
Stunden  Dampferfahrt  von  Lome  entfernten  englischen 
Küstenplatz,  in  Lome  selbst,  in  Kleinpopo  und  in 
Kamerun  herrscht  ein  besserer  Ton,  weil  dort  vielfach 
die  Inhaber  der  Geschäfte  selbst  anwesend  sind  und 
die  jüngeren  Leute  sich  wie  zu  Hause  eines  bescheidenen 
Verhaltens  befleissigen,  sodann  in  Folge  der  Völker- 
mischung von  Weissen,  die  bewirkt,  dass  eine  Nationalität 
vor  der  anderen  mit  Ehren  bestehen  will,  wie  auch  in 
Folge  des  gesellschaftlichen  Einflusses  der  höheren  Be- 
amten. In  Kittah  ist  ein  Club  entstanden,  wo  Deutsche 
und  Engländer  die  schönste  Geselligkeit  pflegen.  Auch 
die  Kameruner  Kaufleute  wollen  einen  Club  gründen, 
wo  die  Vertreter  der  verschiedensten  Berufsarten  sich 
zusammenfinden  sollen.  Ein  Bauplatz  ist  bereits  ge- 
sichert. Das  Clubhaus  soll  auch  Zimmer  für  vorüber- 
gehend anwesende  Mitglieder  enthalten. 


IM  BOROTSE-GEBIETE. 

Im  „Bulletin  de  la  Sociöt^  Neuchateloise  de  Geo- 
graphie", Band  1899,  beschreibt  Eugtoe  Bt'guin  Land 
und  Volk  der  Borotse,  oder  wie  ihr  bekannterer  Name 
lautet,  Marutse,  die  er  in  seiner  Thätigkeit  als  Missionär 
in  ihrer  Hauptstadt  Nalolo  am  oberen  Zambesi  kennen 
zu  lernen  reichlich  Gelegenheit  hatte. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCRRJETT  FÜR  DEN  ORIENT. 


M 


Abgesehen  von  Reisen  einzelner  portugiesischer  Sclaven- 
händler,  die  wissenschaftlich  und  ])olitisch  ohne  Be- 
deutung waren,  wurde  das  Land  Borotse  zum  ersten 
male  1853  von  Livingstone  besucht.  Es  war  damals  in 
tler  Gewalt  der  seither  von  den  Marutse  besiegten  und 
spurlos  verschwundenen  Makololo.  Ks  ist  eine  ungeheuere 
ovale  Ebene,  lUch  wie  Holland,  die  sich  von  Nordwesten 
nach  Südosten  erstreckt;  ihre  Lage  wid  durch  den 
21.  LAngegrad  östlich  von  Paris  und  den  15.  Breitegrad  be- 
stimmt. Sie  liegt  im  Duichschnitte  1000  rn  über  dem 
Meere  und  wird  vom  Zambesi  in  zwei  Hälften  getheilt. 
Landschaftliche  Reize  sind  auf  dieser  Ebene,  abgesehen 
von  den  wechselnden  Strombildein  bei  ruliigem,  bei 
stürmischem  Wetter  und  bei  Vollmond,  so  gut  wie  gar 
nicht  vorhanden.  Es  herrscht  im  (Jegentheile  wegen  der 
l'flanzenarmuth  des  Landes  eine  erdrückende  Monotonie, 
die  nur  zeitweilig  durch  Bauragru])pen  bei  Häuptlings- 
gräbern und  durch  die  niedrigen,  von  einiger  Entfernung 
aus  kaum  sichtbaren  Hütten  der  Eingeborenen  unter- 
brochen wird. 

Die  Hauptstadt  ist  Lealuyi,  ein  weitgestrecktes  Dorf 
von  ungefähr  300«  Einwohnern  am  linken  Ufer  des 
Zambesi,  die  Residenz  des  Königs  Lewanika.  Die  nächst- 
wichtige Stadt  ist  Nalolo, am  rechten  Ufer  des  Zambesi, 
mehr  südlich  von  Lealuyi,  ein  Dorf  von  ungefähr  1500 
Einwohnern,  die  Residenz  der  älteren  Schwester  des 
Königs.  Sie  heisst  Mokwan,  d.  h.  Prinzessin,  und  geniesst 
die  gleichen  Prärogativen  und  Ehren  wie  ihr  Bruder. 
B(5guin  polemisirt  sehr  lebhaft  gegen  die  verfehlte  Ab- 
grenzung zwischen  England,  Portugal  und  Deutschland, 
welche  nur  die  Exploitirung  Südafrikas  durch  die  Europäer 
sowie  die  Bequemlichkeit  der  Diplomaten,  aber  nicht 
die  Bedürfnisse  und  historisch  ethnographischen  Verhält- 
nisse der  Eingeborenen  berücksichtigt.  Es  .wurde  nämlich 
der  nordsüdliche  Lauf  des  oberen  Zambesi  als  Grenze 
zwischen  Portugal  und  England  gesetzt,  die  ethno- 
graphisch politische  Einheit  des  Borotse-Landes  zerrissen 
und  überdies  den  Deutschen  ein  .schmaler  Streifen  Landes 
bis  zur  sü<löstlichen  Biegung  des  Zambesi  gegeben. 

Die  Bevölkerung  des  Borotse-Landes  ist  eine  sehr 
schüttere,  ungefähr  15.000  Einwohner,  2  pro  km'*.  Die 
Herren  dieses  Gebietes  und  der  Landstriche  bis  zu  den 
Victoriafällen  sind  die  Marutse,  wie  sie  von  den  be- 
siegten Makololo  genannt  wurden,  die  A  Lugi,  wie  sie 
sich  selbst  nennen.  Doch  ist  die  Bewohnerschaft  des 
Borotse  in  Folge  der  Vermischung  mit  den  zahlreichen, 
den  Marutse  unterworfenen  Stämmen  durchaus  nicht 
einheitlich.  Sie  sind  ein  schön  gebauter  Menschenschlag. 
Man  sieht  keine  Krüppel,  die  vielleicht  überhaupt  nicht 
aufgezogen  werden ;  es  gibt  aber  in  Folge  der  Hitze 
und  Unreinlichkeit  sehr  viel  Aussätzige,  Blinde  und 
Augenleidende.  Sie  sind  von  hohem  Wüchse  und  hin- 
sichtlich der  Entwicklung  ihrer  Muskeln  wahre  Athleten, 
da  sich  Mann  und  Weib  von  frühester  Jugend  an  in  der 
Kunst  des  Ruderns  zu  hoher  Vollkommenheit  ausbilden. 

Die  Kleidung  der  Zambesivöiker  ist  eine  höchst  ein- 
fache, wenn  auch  decenter  als  die  der  ganz  nackt 
gehenden  Katfern  und  jene  der  Betschuanen  und  Basuto, 
die  nur  einen  Lendenschurz  tragen.  Das  Kleidungsstück 
der  Marutse,  die  Setsiba,  besteht  aus  Calicotstoff  mit 
einem  Gürtel  um  die  Lenden,  ist  2  m  lang  und  80  cm 
breit,  so  dass  sie  bis  zu  den  Knien  geht.  Trotz  der 
tropischen  Hitze  haben  die  Zambesier  fast  nie  eine 
Kopfbedeckung.  Viele  tragen  auch  ein  Hemd  und  die 
Reichen  überdies  noch  ein  ,, Taggewand'',  ein  Stück  be- 
druckter Leinwand  in  der  Grösse  von  2  w',  die  sie  wie 
eine  antike  Toga  um  die  Unke  Schulter  und  unter  den 
rechten  Arm  schlingen.  Die  Frauen  sind  mit  einem 
Rocke  aus  geschmeidigem  Leder  bekleidet,  der  bis  zu 
tlen  Knien  geht,  die  reichen  überdies  noch  mit  dem 
togaähnlichen  Taggewand. 

IWguin  theilt  nicht  die  Meinung  von  der  HässlicHkeit 
der  afrikanischen  Race  und  behauptet,  dass  es  unter 
ihnen  auch  schöne  Frauen  und  Männer  ohne  die  charak- 


I  teristiEcbcD  Stumpfnasen  mid  au%eworiei>«ii  Lippen  gebe. 
Dpch  wundert  er  sich  ub:r  die  völlige  ausnahmslose 
Gleichheit  der  Haare  und  Farbe  der  Augen  bei  den 
Negern.  Er  hält  die  Bezeichnung  „Wilde"  als  unange- 
noessen  gegenüber  den  Zambesivölkern :  Sie  haben  Ge- 
setze, eine  politische  Organisation;  sie  sind  Ackerbauer 
und  Viehzüchter,  bei  denen  Fischerei  und  Jagd  nur 
Nebenbeschäftigungen  darstellen.  Ihre  Nahrung  ist  vor- 
wiegend eine  pflanzliche:  Mania,  Mais  und  Shorgo. 
Fleisch  ist  beliebt,  aber  gilt  schon  wegen  seiner  Scltet»- 
heit  nur  als  Zuthat.  Niemals  essen  sie  rohes  Fleisch 
oder  solches  fleischfressender  Thiere.  Ihre  geistigen  Fähig- 
keiten, namentlich  diejenigen  der  an  Geschäfte  gewöhnten 
Männer,  weniger  die  der  Frauen,  sind  bedeutender  als 
gewöhnlich  angenommen  wird.  Ihre  Sprache  ist  gleich 
derjenigen  der  anderen  afrikanischen  Völker  zwar  arm 
an  abstracten  Ausdrücken,  aber  reich  an  Bezeichnungen 
concreter  Dinge,  die  ihren  in  den  socialen  Verhältnissen 
oder  in  der  Natur,  besonders  im  Tliierreiche,  vor  Augen 
kommen ;  sie  ist  jedenfalls  weit  reicher  als  diejenige  der 
nordsibirischen  Naturvölker,  die  in  wenig  belebter  Um- 
gebung hausen.  Erstaunlich  ist  die  Leichtigkeit,  womit 
sie  Sprachen  erlernen.  Südafrikanische  Eingeborene,  die 
das  Sesuto,  die  Sprache  der  Kaffern,  englisch  und  hol- 
ländisch vollkommen  beherrschen,  sind  nicht  selten.  Die 
Zambesier  sprechen  gleichfalls  das  Sekolelo,  die  allge- 
meine Umgangssprache  des  L.andes,  die  Sprache  ihres 
eigenen  Stammes  und  daneben  noch  zwei  oder  drei 
andere.  Europäische  zu  erlernen  hatten  sie  bisher  kein 
Bedürfniss,  da  sich  die  Missionäre  die  ihrigen  aneignen. 
Die  Schüler  der  Missionäre  lernen  leicht  lesen  und 
schreiben,  doch  das  Rechnen  fallt  ihnen  wegen  ihrer 
unentwickelten  Abstractionsfähigkeit  sehr  schwer  und  be- 
sonders was  über  die  vier  Species  hinausgeht. 

Die  Verhältnisse  zwischen  Maun  und  Weib  entbehren 
der  europäischen  Regelmässigkeit.  Verbindung  und 
Trennung  zweier  Personen  verschiedenen  Geschlechts  ge- 
schieht ohne  alle  Förmlichkeit  nach  freiem  Belieben, 
selten,  dass  ein  vierzigjähriger  Mann  noch  mit  seiner 
ersten  Frau  lebt.  Die  Mehrzahl,  namentlich  die  Chefs, 
sind  polygam  und  vertauschen  ihre  gealterten  Frauen 
mit  jüngeren.  Ein  Familienleben  in  unserem  Sinne 
existirt  daher  nicht,  zumal  da  kleine  Kinder  sehr  häufig 
ihren  Eltern  entrissen  und  in  der  Fremde  auferzogen 
werden.  Aus  Kindertributen,  die  den  unterworfenen 
Stämmen  als  Steuer  oder  Busse  auferlegt  werden,  recru- 
tiren  sich  die  Sclavenschaaren  der  Chefs  und  die  Misch- 
bevölkerung des  Borotse.  Auch  in  der  königlichen 
Familie  werden  die  Kinder  im  Alter  von  zwei  oder 
drei  Jahren  bei  Tanten  oder  älteren  Geschwistern  unter- 
gebracht und  bekommen  ihre  FUtem  kaum  mehr  zu 
sehen.  Auf  diesen  Mangel  eines  Familienlebens  führt 
Beguin  die  Abwesenheit  jedwaden  Zartsinns  trotz  ausser- 
lieber  Höflichkeit  zurück.  Als  derartige  Rauheiten  nennt 
er  ihre  Unbekanntschaft  mit  dem  Duzen  und  ihre  Liebe 
zur  Grausamkeit,  die  sie  namentlich  gegen  Thiere  zeigen. 
Im  Allgemeinen  findet  er  aber  die  Zambesier  abgesehen 
von  ihrer  Lügenhaftigkeit  keineswegs  verderbter  als 
andere  Racen.  Unnatürliche  Vergehungen  sollen  bei 
ihnen  überhaupt  nicht  vorkommen.  Selbst  was  ihre 
sexuelle  Unordnung  betrifft,  leben  sie  nicht  ärger  als 
die  im  I^nde  befindlichen  Weissen,  die  übrigens  mit 
bewusster_  Frivolität  gegenüber  der  naiveren  Neger- 
bevölkerung auftreten. 

Besonders  ausführlich  bespricht  Beguin  die  Ankunft 
eines  englischen  Residenten,  des  Majors  Corryndon,  im 
Borotse  und  die  wahrscheinlichen  F'olgen  dieses  bedeut- 
samen Ereignisses.  Der  Major  kam  am  1 7.  September  1897 
in  Kazungula  am  Zambesi,  gegenüber  dem  Ottende  der 
deutschen  Einflusssphäre  an,  von  wo  er  von  einer  Flotte 
von  hunilert  Booten  unter  Fuhrung  des  Thronfolgers 
Litia  über  Nalolo  bis  zur  Hauptstadt  I..ealugi  geleitet 
wurde;  er  kam  daselbst  am  20.  October  1897  an.  Die 
feierliche  Begrüssung  durch  den  König,  aeiae  Schwester, 


58 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


die  Häuptlinge  und  das  Volk  bewies,  in  wie  hohem 
Grade  die  Marutse  den  Umschwung  der  Dinge  er- 
kannten, den  „Anfang  vom  Ende",  der  durch  die  An- 
kunft des  englischen  Residenten  eröffnet  war,  mochten 
auch  die  alten  Zustände,  wie  die  Macht  der  Häuptlinge, 
die  Sclaverei  etc.  für  den  Moment  nicht  berührt  sein. 
In  erster  Linie  hat  Major  Corryndon  den  Verkehr  der 
Marutse  mit  der  britischen  Krone  zu  vermitteln  und 
die  ungeheueren  Territorien  des  Königs  Lewanika  auf 
beiden  Ufern  des  Zambesi  vor  fremden  Eingrijffen,  auch 
vor  jenen  der  Portugiesen,  denen  der  Zambesi  als  Grenze 
vertragsmässig  zugestanden  wurde,  zu  schützen. 

Neben  dieser  politischen  Mission  hat  der  englische 
Resident  bei  König  Lewanika  auch  eine  commercielle. 
Das  Marutse-Reich  wird  durch  den  geplanten  Bau  der 
Eisenbahn  von  Buluwayo  nach  den  Victoriafällen  in 
unmittelbare  Verbindung  mit  den  Culturländern  gebracht, 
von  denen  es  früher  durch  die  in  Folge  der  Rinderpest 
und  der  zunehmenden  Austrocknung  stets  ungangbarer 
werdende  Wüste  Kalahari  auf  das  Lästigste  getrennt  war. 
Bäguin  hält  aber  das  Reich  der  Marutse  in  Folge  seiner 
kärglichen  Naturschätze  für  kein  sehr  hoffnungsvolles 
Absatzgebiet.  Die  Marutse  können  nur  während  der 
Regenzeit  dem  Boden  ihres  Landes  die  zum  Leben 
nothwendigen  Producte  für  eine  dünne  Bevölkerung  ent- 
locken, wie  Mais,  Manive,  verschiedene  Arten  Sorgha, 
Patate,  Kürbis,  Schminkbohnen,  Zuckerrohr,  wobei  sie 
entweder  kleine  Hügel,  namentlich  die  fruchtbaren  Ter- 
mitenbauten oder  das  Wasser  zurückhaltende  Mulden 
bebauen.  Aber  alle  Versuche,  die  von  europäischen 
Missionären  mit  europäischen  Leguminosen,  Früchten, 
Kaffee,  Thee  gemacht  wurden,  scheiterten.  Nur  der 
Paradiesapfel  gedieh. 

Unter  solchen  Verhältnissen  bliebe  der  Handel  auf 
einen  geringfügigen  Tauschverkehr  von  Vieh,  Elfenbein, 
Häuten  wilder  Thiere,  Producten  eingeborener  Kunstfertig- 
keit (die  als  ethnographische  Curiositäten  Anwerth  finden) 
gegen  europäische  Kleiderstoffe  und  Kleidungsstücke 
beschränkt,  wenn  nicht  das  Land  mineralische  Ressourcen 
besässe.  In  den  östlichen  Gebirgen  des  Marutse-Reiches 
soll  Gold  zu  finden  sein.  Um  ausgedehnter  Kohlen- 
schürfungen willen  bei  den  Victoriafällen  entschloss  man 
sich,  die  Bahn  von  Buluwayo  dorthin  zu  führen.  Aber 
abgesehen  von  den  Minen  haben  nach  der  Meinung 
Bt'guin's  weisse  Einwanderer  auf  lohnende  Geschäfte 
nicht  zu  rechnen ;  dies  ist  umsomehr  der  Fall,  da  durch 
die  im  Marutsegebiet  sehr  häufigen  Fieber  auch  die 
stärksten  Naturen  physisch  und  moralisch  geschwächt 
und  sogar  einem  traurigen  Untergange  zugeführt  werden 
können,  wofern  sie  nicht  in  höheren  Beweggründen 
humanitärreligiöser  oder  wissenschaftlicher  Art  eine 
Stütze  finden. 


'     CHRONIK. 

Asien. 

Arabien.  Zwei  unter  türkischer  Oberhoheit  stehende 
arabische  Stämme  verüben  an  Unterthanen  des  jungen 
Fürsten  von  Centralarabien  Abd-ul-Aziz,  des  Nachfolgers 
des  Ibn  Reschid,  Räubereien,  und  Abd-ul-Aziz  trifft  mit 
grosser  bewaffneter  Macht  bei  Samava  am  Euphrat  ein, 
um  sich  Genugthuung  zu  verschaffen.  Der  Sultan  gibt 
Befehl,  die  räuberischen  Stämme  zu  bestrafen  und  das 
geraubte  Gut  zurückzugeben.  —  Die  aufständischen 
Araber  in  Jemen  machen  im  Bezirke  Kufi  ein  türkisches 
Bataillon  nieder  und  zwingen  Abdullah  Pascha,  sich 
nach  Sanaa  zurückzuziehen.  Neuerdings  sollen  Auf- 
ständische in  Jemen  sich  unterworfen  und  die  Waffen  ab- 
geliefert haben.  —  Die  Pest  in  Dscheddah  dauert  noch 
an,  und  es  kommen  noch  Todesfälle  vor. 

Persien.  Verschiedene  Gesandtschaften  beschweren  sich 
bei  der  persischen  Regierung  darüber,  dass  die  Thätig- 
keit  der  französischen,    englischen    und    amerikanischen 


Missionen  in  der  Provinz  Azerbeidschen  durch  das 
eigenthümliche  Verhalten  von  russischen  Popen  durch- 
kreuzt wird,  die  nicht  allein  Nestorianer,  sondern  auch 
Katholiken  und  Presbyterianer  für  die  orthodoxe  Kirche 
zu  gewinnen  bestrebt  sind  und  auch  schon  gewonnen 
haben  sollen.  Da  die  Popen  ihre  Bekehrungsversuche 
auch  auf  die  Muhammedaner  ausdehnen,  wenden  sich 
auch  die  Mollahs  mit  Beschwerden  an  den  Schah  und 
verlangen  die  Ausweisung  der  Popen.  Die  persische 
Regierung  ist  darüber  in  grosser  Verlegenheit.  —  Russ- 
land soll  das  Recht  auf  einen  Hafen  (Benderabbas)  im 
persischen  Meebusen  erworben  haben,  von  welchem  es, 
wenn  es  ihm  beliebt,  Besitz  ergreifen  könne. 

Afghanistan.  Ueber  das  Befinden  des  Emirs  erhalten 
sich  die  ungünstigsten  Gerüchte.  Auf  den  in  Samarkand 
lebenden  Bruder  des  Emirs,  Ishak  Khan,  werden  zwei 
Mordversuche  gemacht,  die  aber  missUngen.  Zum  Zwecke 
der  Ausbreitung  russischer  Handelsverbindungen  in 
Afghanistan  erstrebt  man  russischerseits  die  Oeffnung 
der  Grenzen,  die  bisher  bedingungslos  für  die  Russen 
verschlossen  waren. 

China.  Italien  ist  fest  entschlossen,  die  Samnun-Bai 
in  Besitz  zu  nehmen.  —  In  der  Provinz  Schantung  ver- 
anlasst die  fremdenfeindliche  Bewegung  das  militärische 
Einschreiten  der  Deutschen.  Eine  deutsche  Marine- 
patrouille landet  bei  Itschou  und  wird  im  Inneren  des 
Landes  von  chinesischen  Soldaten  angegriffen;  die 
Deutschen  erwidern  das  Feuer  und  tödten  mehrere 
Chinesen,  müssen  sich  aber  zurückziehen.  Der  Provicar 
Freinademetz  wird  in  der  Nähe  von  Tsimo,  unfern  vom 
deutschen  Gebiete,  von  Chinesen  gefangen  genommen, 
geschlagen  und  leicht  verletzt;  der  ihm  zu  Hilfe  ge- 
sandten deutschen  Abtheilung  aus  Lizun  gelingt  es,  ihn 
zu  befreien,  und  die  Bestrafung  der  Schuldigen  wird 
eingeleitet.  Eine  zweite  militärische  Expedition  geht 
nach  dem  Südwesten  Schantungs  in  den  Bezirk  Itschoufu, 
wo  seit  Monaten  die  einheimischen  Christen,  die 
Missionäre,  Kaufleute  und  Ingenieure  belästigt  und  ver- 
folgt werden.  Ein  deutscher  Officier,  ein  Dragoman  und 
ein  Ingenieur  werden  auf  dem  Wege  nach  Itschoufu 
unweit  dieser  Stadt  von  der  eingeborenen  Bevölkerung 
angegriffen,  und  es  folgt  ein  Kampf,  in  dem  mehrere 
Chinesen  getödtet  und  verwundet  werden.  Jitschou 
wird  besetzt  und  zwei  Dörfer  in  der  Nähe  von  Jitschou, 
wo  deutsche  Reisende  angegriffen  wurden,  werden 
niedergebrannt.  Deutschland  besetzt  die  Rhede  von 
Ngantungwei.  Die  chinesische  Regierung  beordert  Truppen 
in  die  Nähe  von  Kiautschau  zum  Zwecke  des  Schutzes 
der  Ausländer.  —  In  dem  an  England  abgetretenen, 
Hongkong  gegenüberliegenden  Gebiete  im  Bezirke  von 
Kaulung,  wo  englische  Feldmesser  zur  Festlegung  der 
Grenzen  und  zur  Anlage  von  Befestigungen  thätig  sind, 
reizen  fremdenfeindliche  Aufrufe  die  Bevölkerung  gegen 
die  Engländer  auf,  und  die  Bewohner  von  Kaulung 
trachten  die  Arbeiten  für  die  Erweiterung  des  englischen 
Gebietes  zu  verhindern.  Die  englischen  Beamten,  obwohl 
auf  Befehl  des  Vicekönigs  von  Kwangtung  von  chinesischen 
Soldaten  begleitet,  werden  von  der  Menge  angegriffen  und 
in  die  Flucht  geschlagen.  Die  Chinesen  auf  dem  Festlande 
nehmen  auch  den  Polizeichef  von  Hongkong  gefangen, 
doch  wird  dieser  bald  frei.  Englische  Truppen  werden 
nach  Kaulung  beordert,  um  die  Bevölkerung  zu  zwingen, 
die  Ruhe  nicht  mehr  zu  stören,  und  auch  der  Vicekönig 
sendet  Truppen  zum  Schutze  der  Feldmesser  und  fordert 
die  Bevölkerung  auf,  diese  nicht  mehr  zu  belästigen. 
Trotzdem  feuern  Eingeborene  im  Hinterlande  in  Taipufu 
auf  eine  Abtheilung  britischer  Soldaten,  die  für  die  Be- 
sitznahme des  erweiterten  Gebietes  von  Kaulung  Vor- 
bereitungen treffen;  die  Chinesen  (6000  Mann?)  werden 
mit  Shrapnels  in  die  Flucht  geschlagen  und  verfolgt, 
und  die  Engländer  stecken  auf  dem  Rückzuge  mehrere 
Dörfer  in  Brand.  Weitere  nach  Taipu  gesandte  Truppen 
finden  die  Ortschaften  von  den  Aufständischen  verlassen 
und  kehren    nach    Hongkong    zurück.    Fernerer    Wider- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEM  ORIENT. 


fi» 


stand  wird  nicht  erwartet.  —  Die  Kaiserin-Witwe  be- 
fiehlt, dass  die  Truppen  in  der  Nähe  der  Hauptstadt 
zusammengezogen  werden;  sie  befasst  sich  damit,  die 
Landesverthcidigung  gegen  einen  Fremdenangriff  vorzu- 
bereiten. 

Korea.  In  der  Provinz  Tschun-tschöng  wird  eine  fran- 
zösische Mission  zerstört  und  ein  Priester  fortgeschleppt. 
Koreanische  Truppen  werden  nach  dem  Orte,  in  welchem 
die  Ausschreitungen  stattfanden  abgesandt. 

Sumatra.  Panglima  Polim,  nach  dem  Tode  Tuku  Umars 
die  Seele  des  Widerstandes,  verhindert  den  Prätendent- 
sultan, sich  dem  General  van  Heutsz  zu  unterwerfen, 
und  reizt  die  Stammeshäupter  zur  Fortsetzung  des  Wider- 
standes. Eine  Colonne,  die  Panglima  Polim  verfolgt,  wird 
wiederholt  mit  dem  Feind  in  Gefechte  verwickelt.  In 
Paru,  wohin  sich  der  Prätendentsultan  geflüchtet  hat, 
wird  noch  ein  heftiger  Widerstand  erwartet.  Die  Be- 
satzungstruppen in  Atjeh  werden  vermindert,  die  die 
gewöhnliche  Formation  übersteigenden  Truppen  kehren 
nach  Java  zurück. 

Philippinen.  Die  Versuche,  zu  Aguinaldo  zu  gelangen, 
um  über  die  Auslieferung  der  Gefangenen  zu  verhandeln, 
scheitern  an  der  drohenden  Haltung  der  Vorposten  der 
Philippiner.  Oberst  McArthur  nimmt  Malolos,  das  Haupt- 
(juartier  der  Philippiner,  nachdem  diese  die  Stadt  in 
Brand  gesteckt  und  sie  zum  grössten  Theile  verlassen 
haben.  Bei  einem  Gefechte  nördlich  von  Malolos  müssen 
sich  die  Philippiner  zurückziehen ;  sie  kehren  in  ihre 
Wohnstätten  zurück  und  suchen  den  Schutz  der  Amerikaner 
nach.  General  Otis  verkündet  durch  eine  Proclamation, 
dass  auf  dem  ganzen  Archipel  die  Oberherrschaft  der 
Vereinigten  Staaten  werde  durchgeführt  werden.  McArthur 
wendet  sich  nach  Calumpit,  nördlich  von  Malolos  an  der 
Eisenbahn ,  wo  die  Aufständischen  unter  Aguinaldo's 
Führung  ihre  Hauptmacht  zusammengezogen  haben.  Ein 
nächtlicher  Angriff  der  Aufständischen  auf  die  Bahn- 
verbindung wird  zurückgeschlagen.  Auf  dem  Marsche 
nach  Calumpit  stösst  die  Brigade  des  Generals  Haie  auf 
heftigen  Widerstand,  schlägt  aber  den  Feind  zurück, 
umzingelt  Calumpit  und  nimmt  es  nach  hartnäckiger 
Vertheidigung  der  Philippiner  ein.  General  Lawton 
rückt  südwärts  von  Manila  vor  und  nimmt  die  Stadt 
Santa  Cruz  und  vier  andere  Städte,  wobei  viele  Philippiner 
in  die  Hände  der  Amerikaner  fallen.  Eine  amerikanische 
Colonne  geräth  zwischen  Laguna  de  Bay  und  Baier  in 
einen  Hinterhalt  und  wird  gefangen  genommen,  worauf 
General  Lawton  sich  nach  Manila  zurückzieht.  Bei  dem 
Orte  Guingua,  nordöstlich  von  Malolos,  haben  die 
Amerikaner  ein  unglückliches  Gefecht  mit  den  Tagalen, 
die  hier  in  starker  Stellung  lagen.  Die  Truppen  des 
Generals  Luna  ergeben  sich  dem  General  Otis.  Die  Auf- 
ständischen verlegen  den  Sitz  ihrer  Regierung  47  Meilen 
weiter  nördlich  nach  Tarlec.  Hervorragende  Philippiner 
suchen  mit  den  Amerikanern  Friedensverhandlungen  zu 
eröffnen.  Aguinaldo  erbietet  sich,  sich  mit  seinen  Leuten 
unter  der  Bedingung  zu  ergeben,  dass  ihnen  Unabhängig- 
keit unter  amerikanischem  Protectorate   gewährt  wurde. 

Afrika. 

Bagirmi.  Der  Colonialadministrator  Hretonnet  kommt 
in  Bagirmi  an,  um  den  dortigen  Sultan,  der  seinerzeit 
auf  Gentil's  Ver.anlassung  das  französische  Protectorat 
angenommen  hat,  seitdem  aber  von  dem  Häu))tling 
Rabah  verjagt  worden  ist  und  sich  in  französischen 
Schutz  begeben  hat,  gegen  Rabah  zu  unterstützen  Wenn 
dieses  Vorgehen  Erfolg  hat,  soll  der  Sultan  von  Bagirmi 
zum  Sultan  von  Bornu  gemacht  werden. 

Argvplischer  Sudan.  Wegen  der  ungesunden  Verhält- 
nisse soll  Omdurman  dem  Verfalle  jircisgegeben  werden. 
Die  öffentliche  Sicherheit  ist  überall  wieder  hergestellt. 
Der  Khalifa  soll  sich  nicht  in  günstigen  Verhältnissen 
befinden.  El  Obeid  und  andere  Städte  sind  ganz  ver- 
ödet. Die  Bevölkerung  hat  sich  zum  Theil  den  Derwischen 
angeschlossen;  ein  anderer  Theil  erklärt  sich  der  ägypti- 


schen Regierung  freundlich.  Gegen  die  Mahdisten  wird 
keine  Expedition  abgeschickt.  —  Die  Regierung  be- 
schäftigt sich  mit  einem  wichtigen  Eisenbahnplan  für  den 
östlichen  Sudan  Augenblicklich  wird  der  Bau  einer  Bahn 
von  Khartum  über  Abu  Harrab  und  Ghedaref  nach 
Kassala  und  von  dort  nach  Suakin  geplant. 

Togo.  Die  Arbeiten  der  deutsch-französischen  Com- 
mission,  die  mit  der  Abgrenzung  zwischen  Dahome  und 
Togo  auf  Grund  des  Abkommens  vom  12.  Juli  1897 
beauftragt  worden  ist,  werden  in  Folge  einer  Meinungs- 
verschiedenheit zwischen  den  beiden  Commissären  unter- 
brochen, jedoch  nach  einer  vollkommenen  Verständigung 
der  Betheiligten  mit  einander  wieder  aufgenommen. 

Britisch-  Westafrika.  Von  dem  Hauptorte  I.agos  nach 
dem  80  km  nördlich  gelegenen  Abeokuta  (Mittelpunkt 
für  das  Palmölgeschäft)  wird  die  Eisenbahn  eröffnet.  — 
Die  von  Freetown  auf  einer  Strecke  von  50  km  nach 
Waterloo  erbaute  Eisenbahn  wird  zugleich  mit  einer 
nebenhergehenden  Telegraphenlinie  dem  Verkehre  über- 
geben. Eine  Fortsetzung  des  Bahnbaues  um  1 1  km  nach 
dem  Innern  ist  im  Gange. 

Nigerküsten-Proiectorat.  Nach  Benin  wird  gegen  den 
Häuptling  Ologboscheri,  der,  dem  Fetischdienst  ergeben, 
vor  zwei  Jahren  die  Ermordung  mehrerer  Weissen  ver- 
anlasste, ein  Strafzug  unternommen.  Das  Ziel  ist  der 
Ort  Idumo,  den  die  Häuptlinge  Ologboscheri  und  Abohun 
zu  ihrem  Hauptquartier  gemacht  haben.  Dort  haben  sie 
die  Menschenopfer  fortgesetzt  und  das  umliegende  Land 
eingeschüchtert  und  die  Eingeborenen  daran  verhindert, 
zu  der  Regierung  der  Nigerküste  zu  stehen.  Ein  harter 
Kampf  ist  zu  erwarten,  da  die  beiden  Häuptlinge  eine 
starke  Stellung  und  eine  Streitkraft  von  mindestens  400 
bewaffneten  Kriegern  haben.  Der  Strafzug  besteht  aus 
200  Mann  mit  zwei  Kanonen  und  einer  Raketenbatterie 
unter  dem  Befehle  des  Majors  Carter. 

Britisch-  Ostafrika.  Die  Unruhen  in  Uganda  sollen  der 
Beilegung  nahe  sein,  ig  katholische  Häuptlinge  und 
30 — 40  nubische  Meuterer  haben  sich  ergeben.  Bilal 
Effendi,  der  Anführer  der  Sudaner,  ist  getödtet  worden, 
und  es  ist  sehr  zweifelhaft,  ob  der  Rest  seiner  Streit- 
kräfte sich  wieder  zu  vereinigen  vermag.  Muanga  be- 
findet sich  noch  in  der  Gegend  von  Buddeki;  es  ver- 
lautet, er  wolle  sich  ergeben. 

Kamerun.  Der  Feldzug  gegen  die  Wuteleute  soll  be- 
endet sein;  alle  aufständischen  Häuptlinge  sollen  sich 
bedingungslos  unterworfen  habeii.  In  Folge  des  Feld- 
zuges nimmt  die  weitere  Erschliessung  des  Landes  einen 
lebhaften  Aufschwung. 

Portugiesisch-  Westafrika.  Zwischen  Cecil  Rhodes  und 
einer  Bankgruppe  wird  ein  Abkommen  geschlossen  fiir 
die  Anlegung  eines  grossen  Hafens  an  der  Mündung 
des  Kunene  und  die  Herstellung  einer  Eisenbahn  von 
da  in  östlicher  Richtung  längs  der  Hochebene  durch 
l^ortugiesisches  Gebiet  nach  Buluwayo  (Zambesia).  Diese 
Anlage  würde  die  Dampferreise  von  Zambesia  nach 
P',uropa  um  vier  Tage  kürzen. 

Südafrikanische  Republik.  Präsident  Krüger  beabsichtigt, 
dem  Volksraad  eine  Herabsetzung  der  Frist  zur  Er- 
langung der  bürgerlichen  Rechte  vorzuschlagen.  Jedoch 
solle  eine  gleichzeitige  Zugehörigkeit  zu  zwei  Nationali- 
taten untersagt  sein;  die  neu  Hinzukommenden  müssten 
ilire  bisherige  Staatsangehörigkeit  aufgeben,  ehe  sie 
Burghers  werden  könnten. 

Deutsch-Südjvestafrika.  Der  Anschluss  an  Swakopmund 
und  damit  von  Deutsch-Südwestafrika  an  das  Welt- 
telegraphenneti  ist  erfolgt. 

Australien. 

Karolinen.  Deutschland  soll  Abmachungen  zum  Ankauf 
der  Insel  Kusai,  die  den  besten  Hafen  der  Inselgruppe 
hat  und  ca.   wo  km*  gross  ist,  getroffen  haben. 

Tmga.  Der  Capitän  des  englischen  Kreuzers  „Tauranga" 
und  der  englische  Viceconsul  schliessen  mit  dem  König 
der    Freundschafts-  (Tonga-)  Inseln,    Georg  II.,   ein  Ab- 


60 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


kommen,  wonach  sich  der  König  verpflichtet,  weder  seine 
Souveränetätsrechte  aufzugeben,  noch  irgend  einen  Theil 
seines  Königreiches  einer  fremden  Macht  abzutreten,  zu 
verkaufen  oder  zu  verpfänden.  England  verpflichtet  sich  da- 
gegen, die  Unabhängigkeit  des  Königreiches  zu  garantiren. 

Samoa.  Der  junge  Malietoa  Tanu  wird  in  Mulinnu  zum 
König  von  Samoa  gekrönt.  Die  Ruhe  ist  noch  lange 
nicht  hergestellt,  und  es  finden  fast  täglich  Kämpfe 
zwischen  den  Mataafaleuten  und  den  regulären  Einge- 
bornentruppen  (Anhängern  Tanu's)  statt.  Bei  einem 
heftigen  Kampfe  in  der  Nähe  von  Apia  werden  die 
amerikanischen  und  britischen  Truppen  und  Matrosen 
wiederholt  von  den  Angreifem  zurückgeschlagen,  und  es 
fallen  Officiere  und  Matrosen.  Eine  gemischte  britisch- 
amerikanische  Streitkraft  von  150  Mann  geräth  in  einen 
von  den  Mataafaleuten  gelegten  Hinterhalt  und  wird 
gezwungen .  sich  nach  dem  Strande  zurückzuziehen. 
Die  gefallenen  Engländer  werden  enthauptet  aufgefunden. 
Die  englischen  Kriegsschiffe  setzen  allein  die  Beschiessung 
der  Stranddörfer  an  der  Nordküste  von  Upolu  fort  Ein 
Zusammenst  ss  drei  Meilen  von  Apia  endet  mit  dem 
Rückzuge  der  Tanuleute.  Die  Tanuleute  und  die  Ma- 
taafaleute  plündern  fremdes  Eigenthum.  Die  Mataafaleute 
hissen  in  einigen  stark  befestigten  Plätzen  die  deutsche 
Flagge.  Nfluseeland  erbietet  sich,  ein  Regiment  nach 
Apia  zu  senden.  Deutschlands  Vorschlag,  eine  Commission 
einzusetzen,  um  an  Ort  und  Stelle  die  Zwistigkeiten  und 
Meinungsverschiedenheiten  beizulegen,  die  auf  dem  Samoa- 
Archipel  zu  so  unangenehmen  Folgen  geführt  haben, 
wird  von  den  beiden  anderen  Vertragsmächten  im  Prin- 
cipe angenommen.  Admiral  Kautz  wird  von  der  ameri- 
kanischen Regierung  angewiesen,  Conflicte  mit  den  Ein- 
geborenen zu  vermeiden  und  sich  auf  den  Schutz  des 
Lebens  und  des  Eigenthums  der  Amerikaner  zu  be- 
schränken, bis  die  drei  Mächte  entschieden  hätten,  was 
geschehen  solle. 

Neuseelatnl.  Das  Wiener  Cabinet  benachrichtigt  den 
Premier  Seddon,  dass  die  Oesterreicher,  zumal  wenn  sie 
arm  sind,  vor  dem  Betreten  der  ungastlichen  Insel  ge- 
warnt werden  sollen. 


MISCELLEN. 

Die  chinesische  Glasindustrie.  Hierüber  bringt  „Die  Glasr 
h  itie"  folgende  interessanten  Mittheilungen:  Die  bisher  bestehende 
Mieinuag,  in  China,  wo  die  Porzellanindustiie  seit  nahezu  4000 
Jahren  in  enormer  Weife  entwickelt  und  die  Herstellung  von 
Email  zur  höchsten  Vollkommenheit  gebracht  ist,  sei  die  Glas- 
fabrication  bis  vor  Kurzem  unbekannt  geblieben,  hat  sich  durch 
die  letzten  Forschungen,  an  welchen  der  deutsche  Gesandte  in 
China,  Herr  v.  Brandt,  lebhaften  Antheil  genommen  hat,  als 
eine  irrige  erwiesen.  Wahr  is-t  dagegen,  dass  in  Japan  die  Glas- 
fabricalion  unbekannt  war,  bis  das  Land  den  Fremden  eröffnet 
wuide.  Die  chinesische  Glasindustrie  ist  sehr  alt;  gleich  allen 
anderen  in  diesein  Lande  gepflegten  Künsten  stagnirte  sie  jedoch 
im  Laufe  der  Zeit,  China  producirte  ausschliesslich  gefärbtes 
Glas,  was  im  Hinblick  auf  die  bekannte  Vorliebe  dieses  Vt-Ikes 
für  Farben  nicht  überraschend  ist.  Opakes  Glas  wurde  ursprüng- 
lich nur  in  fünf  Farben  hergestellt.  Gegenwärtig  werden  jedoch 
auch  Farben  wie  türkisenblau,  saatgrün,  kielergelb,  schwarz,  lila, 
roth,  weiss,  dunkelgrün,  dunkelblau  und  purpurgold  erzeugt.  Die 
chinesischen  Glasmacher  sind  Meister  im  Durcheinanderschmelzen 
verschieden  gefärbter  Schichten  und  im  Imitiren  der  Farben 
kostbarer  Steine  wie  Malachit,  Agat  etc  Transparent  gefärbtes 
Glas  und  Glaswaare  in  blauen,  grünen  und  braunen  Schattirungen, 
Prodacte,  welche  ebenfalls  zur  Herstellung  gelangen,  erfreuen 
sich  weniger  der  Abnahme  beim  kaufenden  Publicum.  Opal-  und 
Ruhinglas  gehört  zu  den  hübschesten  Glasproducten  der  Chinesen. 
Das  letzteie  sieht  unter  reflectirendem  Licht  wie  rother  Marmor 
aus  und  unter  durchscheinendem  Lichte  ist  es  wundervoll  rubin- 
rolh  und  transparent.  Wenn  ein  Argwohn  bestehen  sollte,  dass 
diese  Producte  der  chinesischen  Glasindustrie  Imitationen  der 
Producte  des  Westens  seien,  so  is»  derselbe  gänzlich  ausge- 
schlossen bei  zwei  Arten,  charakteristisch  für  die  chinesische 
Glasindustrie:  das  Reisglas  und  das  „Sprung"-GIas.  Das  Reis- 
glas ist  ein  trübes  weisses  Glas  mit  opaken  wie  Reiskörner  aus- 
sehenden weissen  Punkten,  wovon  das  Glas  seinen  Namen  hat. 
Unter  „Sprung"-Glas  versteht  man  weisses  oder  gefärbtes  Glas 
mit  glatter  Oberfläche,  das  jedoch  in  seinem  Innern  scheinende 
und  leuchtende  Sprünge  von  eigenthümlichem  Reiz  zeigt,  welche 


dem  Glas  ein  Aussehen   geben,    als   ob  es  durch  und  durch  zer- 
sprungen wäre.   Es  bricht  sehr  leicht.     In  Folge  der  sprichwört- 
lichen chinesischen  Abgeschlossenheit    ist    natürlich    nichts  über 
die  Her.stellungsweise  dieses  Glases  bekannt.   Die  Arbeitsmethoden 
sind  sehr  von  den  in   Europa  und  Amerika  üblichen  abweichend. 
Glasblasen    ist    in    China    erst    später    bekannt    geworden;    alle 
früheren    chinesischen  Glasprodncte    wurden    gegossen,    dann  ge- 
schnitten und  weiter  bearbeitet.     Aus    diesem    Grunde    sind  die 
chinesischen  Glasartikel  natürlich    auch    sehr    dick    und    schwer 
und    mit    wenigen    künstlerisch    gestalteten     Ausnahmen    massiv 
und  plump.     Die  Chinesen    erzeugen    aus    Glas  fast  alle  Artikel 
und   Utensilien,  welche  wir  gewöhnt    sind,    aus    Metall    zu    ver- 
fertigen:    Glocken,     Juwelen,     Ringe,      Armbänder,     Ohrringe, 
Gürtelschnallen,    Mundstücke  für  Pfeifen,    Knöpfe,    Haarnadeln, 
Kästchen,    Tassen,    Ornamente    für    Hutschmuck,     Erinnerungs- 
stücke, Spielsachen  etc.   Alle  diese  Gegenstände  werden  in  einem 
Stück  vertert  gt.     Das  Glas  wird  in  eine  Form  gegossen,  welche 
die    ungefähre    Gesia't    des    herzustellenden    Gegenstandes    hat. 
Dann  wird  die  Oberflärhe  glatt    gemacht    und    anderweitig    ver- 
bessert.   Die  Ecken   von   Platten,   Ausserseiten  von   Flaschen  etc. 
weiden    facettitt.     Weun    glatter    Schliff   genügend    ist   und  das 
Gefäss  nur  durch   Farbe  und   Gestalt  auffallen   soll,    wird  es  mit 
verschieden    gefärbten  Füssen,    Stielen,    Henkeln    etc.    versehen, 
häufig  in  den  lebhaftesten  Compositionen.     Das    Giessen    erfolgt 
theilweise  in  gut   gearbeiteten    Formen,    in    welchem    Falle    das 
erzeugte  Gefäss  nicht  weiter  bearbeitet  wird.   Die  Decoration  des 
Glases  ist  in  China  von  grosser  Verschiedenheit      Selten   ist  das 
Flachrelief  der  wohlbekannten  chinesischen  Ornamente,  wie  man 
die.-elben    auf    chinesischen   Porzellanmalereien    findet.      Es    gibt 
Glasartikel,    welche    mit  dem   Diamant  gravirt    sind,     wobei    die 
Gtavirung  vergoldet  ist.    Sie  sind  im  Relief   ausgeschnitten  und 
mit     verschiedenen     Farben    in     Email    gemalt.     Sie     sind     auf 
schwarzem  oder  hellem  Grunde  emaillirt    oder    m  t    Tropffatben 
bemalt,    oder    verschiedenartig    gefärbte    Decorationen,     Blumen, 
Blätter  etc.  sind    auf    das    gefärbte    Gefäss    gegossen,     oder    das 
Glas    ist    geschliffen.     In    der    letztgenannten    Kunst    sind    die 
Chinesen  Meister,  und  ihre  Producte    sind    den    besten    europäi- 
schen  Erzeugnissen  in   dieser    Beziehung    bei    weitem   überlegen. 
Durchgängig  gefärbtes  Glas   ist    selten    geschliffen,    oberflächlich 
gefärbtes  kaum  jemals.  Man  bearbeitet  dasselbe,  indem  die  oberen 
Schichten  derart  herausgeschliffen   werden,  dass  die  unteren   zum 
Vorschein  kommen  und  so    als    Grund    dienen       Eine  Variation 
wird  dadurch  gewonnen,    dass    man    die    oberen    Lager    in    ver- 
schiedener Stärke  oder  zusammen    herausschleift,    wolurch    man 
das  untere  Lager  in  einzelnen  Figuren  und  verschiedeneu  Schat- 
tirungen   durchscheinend    macht.     Besonders    wirksam    ist    diese 
Dec  ration,    wenn    der    Glaskörper    aus    gesprenkeliem    Material 
mit    verschieden     gefärbten    Oberflächen  besieht.    E§    findet  sich 
auch  Glas,    welches  zwei-  o  ier  mehreremale    Übergossen  ist  und 
auf  welchem  die  eingeschnittenen  Figuren    in    Lagern    von    ver- 
schiedener   Farbe    erscheinen.     Endlich    existirt    noch    eine    De- 
coration, welche  darin  besteht,    dass  man    den    Grund    mit    ver- 
schieden gefärbten  aneinander   grenzenden  Glasanhäufungen  ver- 
sieht und  aus  diesen  Figuren  schneidet.   Auf  diese  Weise  werden 
kleine  rothe,  gelbe,  blaue  oder  grüne  Fische  auf  weissem  Grunde 
erzeugt.      Diese    Artikel    sind    die    kostbarsten    von     allen.      Der 
Schliff    demonstrirt    durchaus    die    vollständige  Sicherheit  in  der 
Handhabung  der  Werkzeuge;    die    Zusammenstellung  der  Farbe 
zeigt  ausgezeichneten  Geschmack.  Form  und  Decoration  der  Ge- 
fässe  geben  Zeugniss  vom   Verständniss  des  Schönen,     Die  Höhe 
der    chinesischen  Gbisgefässe    ist    gewöhnlich    nur    sehr    gering, 
indem   sie  selten  nur  3  cm   übersteigt,   indessen  gibt  es  eine  grosse 
Ver.'-chiedenheit  in  der  Gestaltung.    Dickbauchige   Flaschen   ohne 
oder    mit     Füssen,     Flaschen     in     der    Form     von     Aepfeln    und 
Nüssen.   Fässchen   etc.   und    Flaschen    von    phantnsiis  her  Gestalt 
werden   hergestellt.     Ein    charakteristisches    Product   der  chinesi- 
schen    Glasindustrie    sind     kleine     Schnupftabaksflaschen,     deren 
Siöpsel   aus  gefärbtem   Glas  oder   Metall  besieht   und  an  welchem 
ein  langer  Löffel   zum    Herausnehmen    des  Tabaks    befestigt    ist. 
Als  decorativer  Vorwurf  dienen  geistige  Darstellungen.  Pflanzen- 
oder Thierfiguren,    religiöse    Symbole,    Gottheiten.    Drachen  etc. 
Alle   Artikel  sind  mit  einer  das  Aller  anzeigenden  Handelsmarke 
versehen.     Die  chinesische  Glasindustrie  floriite    im    achtzehnten 
Jahrhundert  und  hat   seit  der  Mitte  des  neunzehriten  Jahrhunderts 
bedeutend  an  Umfang    zueenommen.      Die    Production     ist    heut- 
zutage eine  sehr  grosse    Es  ist   nicht  genau  bekannt,  in  welchen 
Städten    die  Glasfabriken    sich    befinden,    doch    sagt    man,    dass 
eine  kaiserliche  Manufactur  früher  in    Peking  sich  befand    Shan- 
tung  erzeugt    gegenwärtig   Rohglas,    welches    ferner    in    Peking, 
Tuking  und  Kuantang  gearbeitet  wird.   Die  Qualität  der  modernen 
Erzeugnisse  ist  den  früheren  gegenüber  eine  bedeutend  geringere. 
Moderne  chinesische  Glasproducte  finden  sich  häufig  in  Museen, 
ältere  Arbeiten  sind  viel  seltener. 


PAPIER:  Pin-ENER  PAPIKRFABRIKS-ACTIBN-GESELLSCHAPT. 


VKRANTWORTLICHEH  RGDACTEUR:  R.  v.  ROESSLER 


CH.  RKISSEK  &  M.  WKRTONER,  WIEN. 


OESTERRHICHISCHE 


^ünatsstl^rift  für  bm  #rimt. 


^    XXV.    JAHROANO. 

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WIEN,   MAI 

1899. 

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EINGERICHTET. 


II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  priv.  Südbahn-Gesellsehaft. 

*  Giltig  ab  1.  Mai  1899.  *  YA.  H  R  P  L  A  N.  *  '^''"^  ^^ ''  ^^'  '^^^'  * 

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1216 

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1007 

4M 

a 

534 

826 

1145 

_ 

343 

803 

« 

1041 

410 

Leoben  

IStl 

520 

1119 

91» 

•f 

447 

705 

281 

. 

7« 

O 

•   i   ■ 

950 

. 

Eisenerz  .... 

■ 

1025 

538 

5^8 

216 

llf 

216 

145 

700 

. 

Selzthal    .... 

225 

810 

636 

. 

4 

819 

535 

Wörgl 

, 

1050 

. 

. 

4 

746 

746 

S 

a 

930 

7201    . 

Innsbruck    .   .   . 

86» 

. 

a 

et 

63S 

633 

4.7 

1027 

718 

ll«"l  . 

10«7'     . 

Villach 

. 

1220 

461 

. 

904 

1100 

215 

Venedig    .... 

, 

445 

51» 

M 

210 

1215          355 

83.i 

a 

1100 

120 

4'>!i   2' 6 

325 

Graz 

110 

420 

1003         153     807 

349 

S 

4SI 

700 

150 

629 

1045 

s 

, 

6^8 

ä  ' 

Spielfeld 

948 

320 

816 

601 

. 

259 

754 

« 

813 

, 

a  . 

Purkia  (Gleichenberg) 

1111 

5'2 

0    ■ 

448 

« 

500 

'a 

1017 

n  . 

Luttenber 

g  .    .   . 

840 

310 

0     . 

a 

214 

704 

1127 

>^ 

236 

741     236 

c  435; 

Marburg   . 

915 

256 

740 

!tl229:  527 

230 

•-> 

310 

645 

11" 

- 

617 

107     6'7 

i  9511 

Klagenfur 

t   .   .   . 

545 

830 

213 

ö    730|      . 

1145 

^ 

1145 

815 

o 

7I8    235j    712 

P1139 

Villach  . 

612 

1240 

fi    100 

1(|51 

H 

1051 

1"  1    . 

lOsij  7"  1031  -  . 

142  11Ö8     142i5;    . 

Toblach 

710 

738 

> 

738 

fi53 

•s 

Bozen-Gr 

es    .   . 

1245 

Ö    838 

421 

•s 

421 

7S6 

1- 

2=9      . 

259-0    . 

Heran 

. 

«j  63:. 

1 717 

300 

u 

300 

7Sf 

> 

315      . 

315®    . 

Trient  . 

.... 

, 

1058 

319 

> 

319 

826 

H- 

359      . 

359.5    . 

Mori  .  . 

.   .   .  . 

957  |-n  640 

2»7 

+^ 

247 

950 

509 

509 

g    • 

Arco 

.... 

Sisi-i     . 

, 

107 

107 

1008 

102S 

23U 

740 

12«o 

526 
305 

828 

526 

§    " 

Riva. 
Verona  . 

f 

a» 

2«9 

766  - 

4JII5 

1250 

1250 
23« 

650 
653 

5  522 

Pragerhof 

.... 

313 
344 

83^ 
906 

151 

349 
412 

929 
1(|03 

554 

Pettau  . 
Cilli 

' 

ai 

145 
189 

6<3 
521 

'*n'o9 

256 

156 
18i 

726 

41C 

940 

23!) 

442 

1042 

6"! 

Steinbrück 

650 

1257 

440      1039 

215 

l«! 

748 

7'4 

724 

42c 

Agram 

750 

1254 

940 

9.0 

533 

1115 

436 

553 

1241 

735 

Laibach    .... 

520 

1129 

a.M) 

930 

1225 

1151 

72« 

725 

743 

323 

924 

St.  Peter 

952 

1240 

7o9 

914 

10'5 

8''« 

1124 

917 

1124 

Abbazia-Muttuglle 

809 

, 

531 

531 

825 

111" 

100 

100 

940 

100 

Pola 

5*0 

215 

216 

615 

834 

942 

857 

461 

1035 

Nabresina    .... 

832 

1051 

636 

714 

850 

9^7 

1118 

1008 

634 

227 

Görz 

710 

il25 

255 

526 

65! 

700 

()20 

2.5 

1105 

Venedig    .... 

10251 

445 

1050 

21" 

230 

5-^9 

204 

Bologna    .... 

63ol 

20^ 

450 

1035 

603 

1047 

634 

Florenz    .... 

301 

910 

1050 

610 

1125 

7(5ü 

7S5 
136 

110 

930 
11» 

230 
820 

280 

8*0 

1110 
255 

645! 

Neapel 

2S6 

73.i 

612 

Mailand    .... 

105 

1125 

, 

725 

645 

1156 

12*0 

Genua   

i 

835 

6'5 

305 

1241 

100» 

646 

+       Nizza 

1220 

1002 

445 

900 

1025 

928 

585 

1058   £ 

in  Triest 

ab 

800 

955 

610 

6£5 

815 

660|l050 

255 

5:10 

740   . 

ib  Wien   (Südbahnhof)  .    . 

an 

860 

95" 

140 

535 

9S5|                                      II 

Die  Nachtzeit  (ßoo 

Abds.  bis  55?  Früh)  ist 

921 
105.'> 

1252 
207 

554 

751 

822 
933 

1043    , 

123- 

n  ;Sopron  (Oedenbu  g)    . 

3!      Szombathely 

^            (Steinamanger)  .    . 

♦ 

558 
400 

723 
552 

105- 
904 

330 

219 

628 

439 

Die  Zeiten   rechts 
von  den  Stationsnamen 

durchUnterstreichung 

der  Minutenziffern 
kenntlich   gemacht. 

135 

848 
444 

403 

1027 

65" 

U2i 

345 
■lläl 

7I8I 

Nagy-Kanizsa  .    . 

Zägräb  (Agram)    . 

+       Bares 

u 

1245 

739 
915 

605 

1220 

707 

846 

205 

ll'os 

sind  von  unten  nach 

oben  zu  lesen. 

iirooi 

120  : 

m      Pakräcz   .... 

ab 

I      260 1 

i     600 

Speisewagen:  Wien-Triest  (einmal  wöchentlich)   bei  den  Ost -Eipresszügen  (Wien  ab  1122,  Wien  an  G4S).                                     1 

Schlafwagen   (1.  Classe):  Wien-Triest  und  Abbazia,  Fiume  (einmal  wöchentlich)  bei  den  Ost.-Expresszügen  (Wien  ab  1122.    1 

Wien  an  6'S).    (I.  und  II.  Classe):    Wien-Triest  und  Ven< 

xiig    (Wien  ab  825,    Wien  an  915),  Wien-Marburg-Franzens- 

feste-Ala  (Wien  ab  9_5,  Wien  an  820). 

Directe  Wagen  (1.  II.  Classe):  Wien-Leoben- Venedig-Mailand  v 

md  Klagerfurt  (ab  1.  Juni)  auch  Villach-  und  Wien-Pontafel 

(auch  Iir.  Classe)  (Wien  ab  1*^,  Wien  an  94.'>),  Wien-Ma 

rburg-Franzensfeste-Ala  (Wien  ab  945,  Wien  an  82"),  Wien- 

Abbazia-Fiume    und  Pola   (Wien  ab  8'5.    8*5,   Wien  an  8 

5u,  915),    Wien-Görr-Cormons    (Wien  ab  S'S,    Wien  an  85"), 

Wien-Cormons-Venedig    (Wien    ab    8£2,  Wien    an    9>S),    ^ 

Vien-Sopron-Essegg-Pecs   (Wien    ab  650,    740,  Wien    an  852, 

93,  Wien-Sopron-Zäkany-Agr  m  C 

iVien  ab  1050,  Wien  a 

n  536). 

Fahrpläne   sämmtlicher  Linien 

im  Taschenformat  sind  be 

i  den  Bahnhof-Cassen,  jene  für  die 

Wiener  Localstreci<en  auch  in  den  Tabal<-Trafil<en  käuflich  zu  haben.                       1 

ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  OUIENT. 


III 


K.  k.  landesbefugte  ti^  GLASFABRIKANTEN 

S.  REICH  &  C^ 


QegrfiDdet 
IHIS. 


ÖpgrUnd«! 
Iltis. 


llanplnitilerlii^B  und  Ctnlrali  sinimlllcbtr  ElablissemtnU : 

WIEN 

II.,    OzarmlxigaaBe    l>Tr.    3,    -4:,    5    und    T*. 

NIEDERLAGEN : 

Berlin,  Amsterdam,  London,   Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich- Ungarn,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken ,  mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien, Glas -Raffinerien,  Maler- Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

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ZOLL-COMPASS. 


Uer  V.  Jahr^aag  dea  „Zoll-Compan"  wird,  gleichwie  der  III., 
beziehungsweise  der  Ergänzungiband  deuelben  (IV.  Jahrgang) 
iie/trungswist  zur  Publicatioo  gebracht,  und  die  einzelnen  Liefe- 
rungen erscheinen  nach  Maassgabe  der  eintretenden  Verinde- 
riingen  in  den  belrefTenden  Zolltarifen. 

Der  gestellten  Aulgabe,  die  für  unseren  Aataenbaadel 
wichtigsten  Länder  successive  in  den  Rahmen  dieses  Jahr- 
buches einzubeziehen,  wird  der  erscheinende  V.Jahrgang  durch 
Nruaufiiahme  der  Zolltarife  der  australischen  C^lonitn,  Nitder- 
ländisch- Indiens  nnd   der  Pnitippinen  entsprechen. 

Von  dem  in  20  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  12  Lieferungen  publiciit  worden,  enthaltend  die  Tarife  von 
Rumänien,  Argentinien,  Rassland,  Brititch-Indiea,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oesterreich-Ungarn,  Schweden,  Norwgen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  Auflage),  Deutschland,  Frankreich 
Griechenland,  Belgien,  Vereinigte  Staaten  von  Amerikn,  Schweiz 
und   Vereinigte  Staaten  von   Amerika  (II.  Auflage). 

Preis  per    Lieferung  45    kr.   =   90   Pfg. 

Zu  beziehen  durch  das  k.  k.  osterr.  Handels-Musenro  sowie 
durch  jede  Buchhandlung  Für  Deutschland  alleiniger  Vertrieb 
durch  E.  S   Mittler  &  Sohn,  Berlin  S.  W.  12,  Kochstrasse  68—70. 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Mii.<«eiims. 


Im 

Verlage  des  k.  k.  österr.  Handels-Museums 

erscheint  jeden  Donnerstag  die  volkswirthschaftlicbe 
Wochenschrift 

mit   der   Beilage 

„CoiiiMCiellßBei1cl!eßerLii.Lösteir.- 
DD^ar.  CoDsiilaräffltßr". 


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jede  Buchhandlung. 

Vorlug  lies  Bibliographischen  Instituts,  Leipzig. 


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LEXIKON 


Mit  1088  Bildertaleln  u.  Kartenbellagen. 


SIIUk  vom  1.  jan.ar  18»» 
big  auf  Weitere«. 


f  aljrplan  bcG  .^^Dcftcrrcirfjifrfjcn  Xlaiiö*^'. 


ÜUlfi  Tom  1.  J&DDer  ISM 


ocEA-isrisoKER  r>iBisrsT. 


Indien— China— Japan. 

Dreize'  n  Kalirlen  vim  Trie-i.  r«*p  FIuidq 
mli  Mf>r»iirMDtr  de  Hiren  Tort  Said  Sues,  Aden, 
Kat-iaihi.  Itunibiiy,  ('olomh  .,  PtMUiiig,  Htngapore, 
Uo-ukoriK,  ««»i.ghRi.  Yoko*>ama  (diese  beiden 
HitVii  wurdon  altem  alt v  nur  jeden  »woiteii 
Moin.i  l.onlhrtl  mi,t  K..lie.  Auf  d«r  Autfahrt  kann 
Venedig  faoultativ  anoelaufeit  werden.     Anactiins^. 

n  Hi'Hil'ay  »11  ilii-  l),uii(ilor  der  diris  eii  I.iuio 
Trtoai  huuibny,  -~  In  den  /.wlHcbenhiUan,  Bom- 
bay Hii»tr«Duii>tnen,  können  Abiatirtfti  lunl  A  • 
knnrte  trÜMor  oder  npä  er  ert'o'^en.  Der  Auf 
emi.all  tu  fittin«  au(  der  Kth-ktahrt  kaiui  u><. 
die  lür  die  Lüue-  unil  Umladeoperationei)  nftthiRe 
!^eil  veriftugert  i  dar  verkUrst  werMeu.  Ausser 
den  oben  beacirboetAn  HkfoD  können  sowohl 
auf  der  ilin-  als  auf  der  I{tli'kfal>rt  andere 
Babellen  <'binas  odor  Japaua  oder  HanUa  be- 
rfllirt  w«r'1an. 


Olrecter  Dienst  Triest— Bombay. 

Abfai  ri  v.>n  Trleai  au  :)  >ier  Monate  J&od«-, 
F*b  uar,  MÄra  und  »tu  1;;.  Mati  lerner  am  5.  de 
M'nate  April,  M*!,  Ju  i,  .-eiieiulie-,  Ociober, 
Novtml»er  und  Di»ceuiber.  mii  Berflhrung  der 
Hufen  l'ort  SHid,  Siie*,  Aden»  Hombay.  —  Die 
Anktitifie  und  Abf.brten  In  d«o  Zw'tchetihü'en 
k<>nnen  veiirit  t  oder  verspätet  werdeo,  je«b'ch 
oliDu  dHS  ttiDerärniasxlKO  Einireffrn  iu  <1ou  Knd- 
bkfen  KU  lieeintrftcbtiftvn.  Aii-rb*UM  in  ltouib«y 
in  be.-len  Rioiitnn^eu  an  d.i;  Da  i>p:er  dt-r  ludo 
China  J>*pan-Tiini<>. 

TrIest— Calcatta. 

Abfab't  von  i'riest  am  15.  d«r  Uonaie 
Jänntir,  Kebiuaff  April,  Junt,  Anicnsi.  SepiaiB' 
l>er,  Ot'tolier,  November,  l>e<'embermU  Iterfibinng 
der  Utfeu  Fiauie,  Port  sat  %  Säet,  Maasaaa, 
Aden,  Borabajr,  Colonibo,  Cal«atl  ■.  A«f  den  Hla- 


und  RB^kfahnnii  kRDS«Q  C'-ennada,  Madra«  «nd 
andere  Hafeu  der  Tor» ma  del  Kl«ia  aiirf^'aafen 
werden.  Auf  ren  Rnckfab  ten  i>t  d  •  R«rAdr«nv 
der  Rarmanisehen  R*tablfeii  sow  e  ap-1«r«r 
Keliellen  de«  Rothcn  und  Adrlatlsrbe  >  Mehret 
la'-iiUat-T.  Da«  Anlaafe«  voo  Bo«%ay  «ad 
MakSMia  auf  den  llinf-l>rtmi  aad  vtm  VeuWlff^ 
auf  iten  Rfickfabnea  t«t  bet  al  en  ReUra  ftKoJ- 
tatiT. 

Mercantildienst  nach  Braalllea. 

OemeiO!ic*>a't«dien«l  mit  der  ,  ^dr*a*.  Von 
THest,  reap.  Flame  J«  e<n«  Ablehrt  In  dea  Me- ' 
naten  Jftxner,  Kebmar.  M&n,  Äprfl,  Mal.  d*-«! ' 
Abfabnen  Im  Juli.  tw^X  Abfaimea  la  Aataat,  i 
■wel  Abfabrteu  im  Sf'piem}>er,  iw*t  AbAibrtea 
Im  Octobi-r,  ein»  Abfa  rt  in  XoTSibt  «ad  «i»« 
Im  Drcetub«r.  Berflbrung  vier  UUtoa  FtraMabae*,] 
Hahla,  Rfc»  da  Ja»«ir«  aa«  Saawi. 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Giltig  Tom  ).  J&nner  1899 
bis  auf  Weiteres. 


JTaljrplan   be^  „(l^Eftcrrciiljtrrficii   ICIonb' 


Giltif;  vom  I .  Jftnner  1899 

bis  auf  Weiteren- 


IDIB3SrST    XlS/L  .A.IDItI.A.TISCIiElSr  I^EERE. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro. 

Ab  TrIest  jeden  Donnerstag  10  Ulir  Früh, 
la  Catlaro  Freitag  12  Ulir  Mittags,  berlilir.; 
Pola.  Zar«,  gpalato,  Uravo'a. 

Retour  ab  Cattaro  FrelUg  i'l,  Ubr  Nachm., 
n    Triest  Samsta,    .5'/,  ühr  Frtth. 

Anschlu«»  in  Triost  an  die  Eilzüge  von  und 
nach  Wien. 

Ansi^lilusa  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovich  A  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Dalmatinisch- Albanesischen 
Liuie  nach  Bari  und  Brindlsl. 

Linie  Triest— Metkovich  A. 

Ab  Trlatt  jeden  MIttnooh  ?  (Jür  FrOb,  In 
rfeikovich  Freitag  4';,  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
Rovigno,  Pola,  Lusslnpiocolo ,  Zara,  Zaravecchia, 
■iebenioo,  Traft,  Bpalato,  8.  Pietro,  Almlssa, 
QeUa,  8.  Martine,  Macarsca,  Qvadai,  8.  Qlorglo 
dl  Leeina,  Tr»pano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovloh  jt-aen  Bonntag  8  Uhr 
Früh,  in  Triest  Dienstag  l'/i  Uhr  Nachm. 

Anschlnssauf  der  Hinfahrt  in  »ipalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest— 
Cattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  B. 

Ab  TriBlt  jeden  Samatag  7  Ulir  FrUh,  In 
tfetkovlch     Montag     5    Ubr    Nachm..    berltbr. : 


Pola.  LuHslnpiccolö,  Zara,  Zlarln,  Sebenico, 
llogoslnEza,  Trau,  Bpalato,  S.  l'k,->to.  Postire, 
Almlssa,  Pnclscble,  Uacarsca,  8.  Gi-rt^to  dl  Le- 
slna,  Trapano,  Gradaa,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovioh  jeden  Mittnocb  8  Uhr 
Früh,  in  Triest  Freitag  6  Uhr  Abends. 

Anschlnss  ant  d>'r  Hückfsbrt  In  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dslmatlnlsch-Albaneslschen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  TrIOSt  jeden  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mitternacht,  Ankunft  In  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6>„  Ubr  FrUh. 

Retour  ab  Venedig  Jeden  Montag,  Oienst&K 
und  Freif.^cr  11  Uhr  Nachts,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6',,  Uhr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jeden  Mittwoch  2'/,  IJnr  Nachmittags, 
In  Zara  Donnerstag  5  Uhr  Nachm.,  berühr. ; 
Gherso,  Rnhaz  Maiinsca,  Veglia,  Arbe.  Lassin- 
grande, Novaglia,  Vslcassione,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Jonntag  5'/,  Uhr  Frtth,  in 
Pola  MonUg  4  Uhr  Früh 

Dalmatlnisch-Atbanesische  Linie. 

Ab  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  In 
Cattaro  Donnerstag  71/3  Uhr  Abends,  berühr.: 
Kovigno,  Pola,  Lasslnplccolo,    Selve,    Znra,  Be- 


benico, Bpalato,  Miln&,'LoBina,  Cnrzola,  GraTOsa, 
Caslel  'uovo.  Teodo  und  Risano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Montag  11  Ubr 
Vorm.,  in  TrIest  Mittwoch  6  Uhr  Abends. 

AnsctiluBS  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— -Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari,  Brindlsl,  Antivarl,  Duicigno,  Hedua. 
Durazzo,  Valona,  Santi  Quaranta,  Corfu  itnd 
Santa  Haura  verlänKert..  Auf  derRiickfalirt  vttti 
Bari  und  Brindlsl  Anschlnss  in  Cattaro  nach 
Dalniatien  mit  der  rü^kkebrenden  Dalinatinlsoh- 
AlOanesIscIien  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Trieat  juien  Freitag  7  Uhr  Früh,  In 
Bpizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. ;  Rovigno,  Pola,  Lnssinpiccolo,  Belve, 
Zara,  Bebenico,  Rogosnizza,  Traä,  Spalato,  Oa- 
rober,  Mllnä,  Gittavecchia,  Lesina,  Llssa,  Comlsa, 
Vallegrande,  Cnrzola,  Orebloh,  Terstenik,  Meleda, 
Qravosa,  Ragusavecchia,  Castelnnovo,  Teodo, 
Perasto-Rlaano,  Perzagno,  Cattaro,   Budua. 

Retour  ab  Splzza  jeden  Mittwocti  IP;,  Übt 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Übt 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  m&glicb 
wäre,  wird  in  Megline  angelegt. 


r,EAr.A^r<rTE-   msrr)   i»4:iTTELiviEEE.-X5iEisrsT. 


Eillinie  Triest— Alexandrlen. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  12  Ubr  Mittags, 
in  Alexandrlen  Sonntag  6  Uhr  Frtth  über  Brindlsl. 
Rückfahrt  von  Alexandrlen  jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschlnss  In  Alexandrlen  an  dieByrlscb-Cara- 
manische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anscbltisse  in  Triest  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  Luxuszages  Ostende— Wien— Triest 
und  in  Brindlsl  auf  der  Hinfahrt  an  den  Ellzug 
von  II  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
Jenen  von  7  Uhr  Frtth. 

Anmerkung.  In  den  Monsten  März,  April, 
Mal  und  Juni  wird  a<if  der  Rückfahrt  zwischen 
Brindlsl  ncd  Triest  ancb  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Mnrgenzug  angelaufen. 

Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexandrlen 
Ober  Triest  mit  der  Qrleohlsoh-Orlentallschen  und 
der  Thessallsohen  Linie  A. 

Syrisch-Caramanlsche  Linie. 

Wöchentlich  vom  September  bis  Ende  März; 
vierzehntägig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrlen  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
In  Constantinope]  zweitnächsten  Sonntag  5  Uhr 
Früh  über  PortSairt,  Jaffa,  Calfa,  Beirut,  Tripolis, 
Lattachia,  Alexardrette,  Meryna,  Rhodus,  Khlos, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constantlnopel  Sonntag**)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrlen  zweituächsten  Donnerstag 
6  Uhr  Früh. 

*)  Am  S.,  10  ,  17.,  24.  und  81.  Jänner,  7., 
14.,  21.  und  2-<.  Februar,  7,  14,  21.  und 
28.  März,  4.  ond  18.  April,  2.,  16.  und  SO.  Mal. 
13.  und  27.  Juni,  11.  und  25  Juli,  8.  und 
22.  August,  5.,  12.,  19.  ond  26.  September,  3., 
10.,  17.,  24.  und  31.  October,  7.,  14.,  «1.  und 
28.  November,  5.,  12.,  19.  und  26.  December. 

••)  Am  1,,  8.,  16.,  82.  und  29.  JSnuer,  5., 
1».,  19.  und  26.  Februar,  5.,  12.,  19.  und  Ü6,  März, 
2,,  16.  und  80.  April,  14.  und  28.  Mai.  II.  und 
25.  Jnnl,  9.  and  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  3,, 
10.,  17.  und  24.  September,  1.,  8.,  1.5.,  2ü.  und 
89.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  8., 
10.,  17.,  24.  und  31.  Decemlier. 

Anschlnss  in  Alexandrien  an  die  Killlnle 
Triest— Alexandrlen,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Kü'  kfatirl  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
Septembe-bis  Ende  März)  auf  de-  Hinfahrt  nach 
Candlin,  Csrigo  etc.  (Thessallsche  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantlnopel. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  II V,  Uhr  Vorm., 
in  Constantlnopel  Mpntag  6  Uhr  Früh  über 
Brindlsl,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Pir&us, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantlnopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anschlnss  In  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nacii  Albanien  und  Dalmatlen  (Dalmatlnlsoh- 
Albanesisohe  Linie.  Rückfahrt),  weiters  in  Corfu 
oder  Santi  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
(LinieTrIest— Constantlnopel,  KU^kfah  t  ;  in  Corfu 
auf  der  Hinfahrt  an  d  e  Linie  CorfU-Prevesa  ;  in 
Plräus  sowohl  ,Auf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  Qrleohisoh  Orientalische  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candlen  etc.  (Thessalische 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantlnopel— Batum. 

Von  Constantlnopel  jeden  .Samstag  12  Uhr 
Mittags, in  Butum  Donnerstag  6  ühr  Früh,  berührt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Uizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  in  Constantlnopel 
Mittwoch  2  Uhr  Nachm. 

Anschlnss  in  Constantlnopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantlnopel — 
Odessa  und  der  Donanlinle. 

Constantlnopel— Odessa. 

Von  Constantlnopel  ab  Jeden  Donnerstag  3  Uhr 
Vachm.,in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend : 
Burgas.  Varna,  Costanza.  Rückfahrt  sb  Odessa 
Jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  Constantlnopel 
Mittwoch  10  Ubr  Vorm 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  Jeden  zmiten  Sonntag*)  4  Ubr 
Naehm.,  InConstan^tinögel  .^weitriächsten  Mittwoch 


G  Uhr  Frtth,  berühren*:  Pinnie,  Corfu,  Patras, 
Cataclo,  Calamata,  Plräus,  Syra,  Vathy,  Kbios, 
Smyrna,  Cesni^,  Mytilepe,  Dardanellen,  OalllpoU. 
Rückfahrt  ab  Constantjnope!  jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Uhr  Nachm.,  In  Triest  zweituächsten 
Sonntag    11   Uhr  Vorm. 

*)  Am  I.,  li.  unil  89,  Jänner,  12.  nnd  26. 
Februar.  12.  und  26;  März,  9.  und  23.  April, 
7.  und  21.  Mai,  4.  i^nd  18.  Juni,  8.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  nnd  27.  Aagust,  lO.  nnd  24.  Septem- 
ber, 8.  und  22.  Oc'obfr,  5.  und  Ib.  November, 
3.,  17.  und  31.  DeceniJier. 

**)  Am  9.  nnd  23.  Jjnner,  6.  unl  20.  Februar, 
6.  und  20.  März,  3.  UBd  17.  April,  1.,  15.  i.nd 
29.  Mal,  12.  und  2«.  /nni.  10.  und  U.  Juli,  7. 
und  21.  Angnst,  4,  und  IH.  September,  8.,  1*'. 
und  30.  October,  13.  n|id  27,  November,  11.  und 
25.   December. 

Anschluss  in  Piräi|s  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantlnopel  sowohl  jinf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt ;  In  Smyrn»  auf  der  Rückfahrt  nach 
Caidien  etc.  (ThessBlifcbe  Linie  B,  Rückfalirt) 
und  überdies  in  den  Monaten  vom  Septeiber 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanien  und  Syrien  (Syriseb-t'aramanisc  e 
Linie,  Rückfalirt);  in  ('onstantinopel  auf  der 
HInfatirt  an  die  Linie  Constantlnopel — Odessa 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  ttinle  nur  hU  Btnyrna  ge- 
führt wer'len.  Die  Aufenthalte  in  Fiuine  können 
nach  Bedarf  veriänifert  werden. 

Verbindung  zwisclk«n  Finine  und  Alexandrlen 
über  Tile-t  iT,il  de    KillinieTri-st   -Alexandrlen. 

Griechisch-Orientalische  Linie  B. 

Von  Triest  ab  j^den  zweiten  .Sonntag*)  4  Ubr 
Nachm.,  In  (Constantlnopel  xweitnäcbsten  Mitt- 
woch 6  Uhr  Frtth,  berührend;  Plunie.  Corfu.  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Plräus,  Syra,  Khlos,  Smyrna, 
Vathy,  Cesm6,  Mytiiene,  Dardaneilen,  Galllpoll. 
Rückfahrt  ab  Constantinonel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Nachm,,  in  Triest  zweit- 
uächsten .Sonntag  11    Uhr  Vormittags, 

*)  Am  8.  und  2!.  JKnner,  5.  nnd  19.  Februar, 
.5.  und  19.  März,  2.,  16.  und  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  Juni,  9.  und  23.  Juli,  6. 
und  20.  August,  3.  nnd  17.  September,  ».,  t5. 
nnd  89.  October,  12.  und  26.  November,  10.  und 
24.  December. 

*•)  Am  2.,  16.  nnd  30.  Jänner,  13.  nnd  27. 
Februar,    13.    und  Ü7    März,    10.  nnd  24.    April, 

8.  und  »2.  Mai,  .■).  und'  1».  Juni,  3.,  17.  und  31. 
Juli,  14.  und  28.  Angnst,  11.  und  25.  .September, 

9.  und  23.  October,  6.  und  20  November,  4.  und 
19.  December, 

Anschlnss  in  Plräus  an  die  Elllinie  Triest— 
Constantlnopel  -owobi  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  In  den  Monaten  vom  Sep- 
'eniber  t.is  P^nde  März  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanien  und  Syrien  (Syrlscb-Carramanlsche 
Linie,  Rückfahrt);  in  Constantlnopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantlnopel— Odessa, 
sowie  an  die  Donaul  Inie. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
P^ebruar  wird  diese  Lini-'  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Beiiarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Flume  und 
Alexandrlen  über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest — 
Alexandrlen. 

Donaulinie. 

Von  Constaittinopel  jeden  Donnerstag  12  Uhr 
Mittags,  In  Oaiatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr.: 
Bnrgas,  Varna.  Costausa.  Suiiua.  Braila.  Rück- 
fahrt von  Qalatz  Jeden  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  in 
Constantlnopel  Sountag  s  Uhr  Früh.  (Bnrgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  In  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  Griechisch-Orientalischen  und  der 
Syrisch-Caramanischen  Linie. 

Thessallsche  Linie  A. 

Von  Triest  ab  Jedtm  zweiten  Donnerstag*) 
3  Uhr  Nachm..  in  C'onstantinopel  zweitnäcbsten 
Donnerstag  6'/i  Uhr  Früh,  berührend:  Fintne, 
Valona,  Medua,  Sti. Quaranta,  Corfu,  Argosloli, 
Zante,  Canea,  Retbym6,  Candien,  Plräus,  Volo, 
SalouichjOavalla,  Lagos,  Dedeagh,  Dardanellen, 


Galllpoll,  Rodosto.  Rflckfahrt  ab  Constantlnopel 
Jeden  zweiten  Samstag«*)  8  Ubr  Früh,  in  Triest 
drtttnächsten  Dienstag  7  Uhr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  und  16,  Fe- 
bruar, 2.,  16.  nnd  SO.  März,  13.  nnd  27.  April, 
11.  and  26.  Mai,  8.  nnd  82.  Juni,  6.  und  20.  Juli, 
.•<.,  17.  und  31.  Aitgust,  U.  nnd  28.  September, 
18.  und  26.  October,  9.  nnd  23.  November,  7, 
und  21.  December. 

*•)  Am  14.  und  28.  Jänner,  11.  und  25.  Fe- 
bruar, U  und  25  März,  8.  und  22.  Apill,  6. 
und  20,  Mal,  S.  nnd  17.  Juni,  l.,  15.  und  89  Juli. 
1;.'.  und  26.  August,  9.  und  23.  September, 
7,  und  21.  October,  4.  und  18.  November,  s.  16. 
und  30.  December. 

Ansciiluss  in  PlrSus  aitf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantlnopel  sowie  an  die 
Brlecliisch-Orientalische  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiter«  im  An- 
schluss an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  sowie  der  Qrlechlsch-Orientallsohen 
Linie  A.  In  Constantinopel  atif  der  Hinfahrt  an  die 
Linie  Constantlnopel  —  Odessa    sowie  Donauilnie. 

NB.  DIh  Aufenthalte  in  FlUme  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexan- 
drlen über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest- Alexan- 
drlen. 

Thessallsche  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  I)onner,-tag*)  S  Uhr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnäcbfjten  Don- 
ners ag  6  UhrFrüh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sti.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante.  Orltjo. 
Canea,  Rethymo,  Candien,  Plräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonicb,  Cavalla,  Dedeagh,  Dardanellen,  Oalli- 
poll,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantlnopel 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Tplest 
drittnacbslen  Montag    18  Uhr  Mittags. 

•)  Am  18.  und  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe 
l>ruar,  9.  und  23.  Miirz,  6.  und  20.  April,  4.  und 
18.  Mal,  1.,  15,  nnd  29.  Juni,  13.  und  27  Jnli. 
10.  und  24.  August,  7.  ond  81.  September,  5. 
und  1».  October,  2.,  16.  nnd  30.  November,  U. 
und  28.  December. 

**)  Am  7.  und  21.  Jänner,  4.  und  18.  Fe 
brnar,  4.  und  18.  März,  1.,  15.  und  89.  April, 
13.  nnd  27.  Mai,  '0.  und  24.  Juni,  8.  und  28. 
Juli,  5.  und  19.  August,  v.,  16.  nnd  SO.  Sep- 
tember, 14.  nnd  8f<.  October,  11.  und  25.  No- 
vember, 9.  und  23    December. 

Anschlu«-  In  Plräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
P^illinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Qrleohlsch-Orlentalisohe  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (com  September  bis  Ende 
März)  auf  der  Rückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrisch-Caramanischen  Linie;  in  Constantlnopel 
an  de  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
die  Donaulinie. 

Daimatlnlsch-Albanesische  Linie. 

Von  Triest  jedei  Dieuslag  7  Uhr  Früh,  In 
Corfu  nächsten  .Mittwoch  9'/j  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovigno,  Pola,  Lnssinpiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico.  Bpalato.  Milna,  Lesina,  Cnrzola, 
Qravosa,  Castelnuovo,  Teodo,  Risano,  Cattaro, 
Bari,  Brindiei  (liari  und  Brindisi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro.  Antivarl,  Duicigno,  Medua 
Dnrazzo,  Valona,  Santi  Quaranta,  Corfu.  Retuur 
von  Corfn  Donnerstag  8'/,  Uhr  Frtth,  an  Triest 
Mittwoih  6  Ubr  Abends. 

Anschluss  in  Cattaro  auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  lach  Dalmatien  mit  der  rück 
kehrenden  Dalmatinisch-Albanesiaihen  Linie;  in 
Santi  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Billlnie 
Triest— Constantinopel,  sowohl  nach  Trio.t  als 
nach  Constantinofcl. 

Zweiglinie  Corfu— Prevesa. 

Von  üorfu  ab  jeiien  Freitag  4'  j  ühr  Früh, 
In  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend :  .Sajada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  Jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  in  Corfu  den 
gleichen  Tag  6'  ,  Uhr  Abends.  Anschlnss  in  Corfu 
an  die  Rückfahrt  der  Killinie  TriesI— Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  Aenderungen  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelniä-sigkeit    des  Dienstes    bei    Con- 
tumaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  siebe  vorhergehende  Seite.) 


VERANTWORTLIOBHIR  REDACTEUB :  R.  T.  ROESSLEE. 


CH.  REISSBB  &  M.  WERTHNER,  W'BN. 


Juni  1899. 


Nr.  6. 


OESTERREICHISCHE 


J  t  V 


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fJonate4tift  für  öm  #rimt. 


HerausgegebeD  vom 


K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  IIANDELS-MUSEÜM  IN  WIEN. 


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INllAI/r:  Die  Zukanft  ChInM.  —  Die  neue  Aera  U  Japan.  —  Die  d  qUclifn 
SchulBgeblete  bei  Beginn  (Im  Jahres  181)9.  -  Die  deul.cbcn  Colonlal 
erwerhungen.  —  Dlo  liauuiwolliultur  In  Centralaslen.  —  Chronik.  - 
MlDcellen:  Hebron.  -  Nordmakedonien.  —  WobemB«ler  und  Täto- 
wirung  auf  den  Lutsbalnseln    —  Literatur. 


DIE  ZUKUNFT  CHINAS, 

Uie  Vereinigung  der  Handelskammern  Grossbritanniens 
hat  im  vorigen  Jahre  Lord  Charles  Beresford  mit  der 
Mission  betraut,  die  politischen  und  wirthschaftlichen 
Verhältnisse  Chinas,  namentlich  mit  Berücksichtigung 
der  englischen  Handelsinteressen  einer  eingehenden  Unter- 
suchung zu.  unterziehen.  Ob  die  Erfüllung  dieser  Auf- 
gabe in  den  wenigen  Monaten  möglich  war,  die  Lord 
Charles  Beresford  im  Reiche  der  Mitte  zugebracht  hat, 
ist  allerdings  zweifelhaft;  immerhin  wurde  seinem  Be- 
richte, der  vor  Kurzem  in  Buchform')  der  Oeffentlich- 
keit  übermittelt  wurde,  mit  Spannung  erwartet.  Es  recht- 
fertigt zweifelsohne  das  lebhafte  Interesse,  das  ihm  ent- 
gegengebracht wurde,  zumal  es  reiches  Material  zur  Be- 
urtheilung  der  Sachlage  in  China  enthält.  Lord  Beres- 
ford hat  Vieles  aus  eigener  Anschauung  kennen  gelernt 
und  noch  mehr  von  competenten  Fachleuten  in  China 
gehört.  Seine  Mittheiiungen  haben  Anspruch  auf  ein- 
gehende Würdigung,  wenn  auch  die  Conclusionen,  die 
er  aus  seinen  Beobachtungen  zieht,  und  das  politische 
Programm,  das  er  für  die  Verfolgung  englischer  Inter- 
essen in  China  aufstellt,  in  der  Tresse  auf  manchen 
Widerspruch  stiess. 

Der  Titel  seines  Buches:  „Der  Zusammenbruch  Chinas" 
harmonirt  nichts  weniger  als  mit  den  Anschauungen, 
die  Lord  Beresford  in  seinem  Berichte  bezüglich  der 
Zukunft  des  Reiches  der  Mitte  zum  Ausdruck  bringt. 
Der  ganze  Schwerpunkt  des  Buches  -iiegt  im  Hinweis 
auf  die  Nothwendigkeit  der  Erhaltung  des  chinesischen 
Reiches,  das  noch  keineswegs  seine  Existenzfähigkeit 
eingebüsst  habe.  Die  europäischen  Mächte  haben  nach 
Ansicht  unseres  Gewährsmannes  bloss  zwei  Wege  of^en 
für  ihre  ostasiatische  Politik:  die  Politik  des  offenen 
Thores  und  jene  der  Interessensphären;  die  erstere  be- 
deute Regeneration  Chinas,  die  zweite  bedeute  Krieg 
und  Ruin  des  Landes;  Lord  Beresford  versichert,  die 
gesammte  Handelswelt  in  China  sei  für  die  Politik  des 
offenen  Thores  für  Alle. 

Lord  Beresford  hat  die  Ucberzeugung  gewonnen,  dass 
die  Erhaltung  des  himmlischen  Reiches  sowohl  Ehren- 
sache wie  auch  ein  wesendiches  Interesse  seiner  Nation 
ist,  und  er  hoftt  gleichzeitig,  dass  tliese  Erkenntniss  in 
England  sowohl  wie  in  Amerika  immer  mehr  an  Boden 
gewinnen  wird.  Dem  Bestreben  der  übrigen  Nationen, 
sich  möglichst  bald  möglichst  grosse  Stücke  der  chine- 
sischen Erbschaft  zu  sichern,  solle  England,  so  ist  sein 
Gedankengang,  mit  ruhigem  Blute  zusehen  und  seinen 
Widerstand    gegen    solche  Bestrebungen    nicht    dadnrch 

')  Tbe  Brfakup  nf  China,  wiih  au  acrount  of  lu  preaonl  Commerce, 
Currency,  VVaterwaj-s,  Armle«,  Rallway»,  Polltlc«,  and  future  l'roipecta, 
By  Lord  Charles  Ilorcsford,  London,  Harper  and  Krotbor». 


zum  Ausdruck  bringen,  dass  es  in  gleicher  Weise  gegen 
China  vorgehe.  Denn  habe  auch  das  diplomatische  und 
commercielle  Ansehen  Grossbritanniens  in  Nordchina 
Schaden  erlitten,  so  sei  das  doch  nur  wenig  im  Ver- 
gleich zu  der  Einbusse,  die  der  gute  Ruf  einer  Nation 
erführe  dadurch,  dass  sie  mit  Gewalt  China  Concessionen 
abzwänge. 

„Wir  haben,"  schreibt  Lord  Beresford,  „die  Ohnmacht 
und  das  Missgeschick  der  Regierung  und  der  Bevölke- 
rung von  China  benützt,  unsere  eigenen  Interessen  zu 
fördern,  und  als  Folge  davon  ist  China  argwöhnisch 
auf  Grossbritannien  geworden,  das  ist  nicht  nur  natür- 
lich, sondern  unvermeidlich.  Eine  heharrliche  .Aner- 
kennung der  Principien  der  Freiheit,  des  gerechten 
Handelns  und  der  Gleichberechtigung  Aller,  die  unsere 
Stellung  in  der  Welt  begründet  hat,  im  Verein'  mit 
Energie  und  Kraft  in  der  Durchführung  dieser  Grund- 
sätze, das  wird  nicht  nur  das  chinesische  Reich  aufrecht 
erhalten,  sondern  auch  unsere  Interessen  besser  fördern 
als  das  augenblickliche  Princip,  zu  nehmen,  was  einem 
nicht  gehört,  nur  weil  .Andere  dasselbe  thun.  Wenn  nicht 
eine  endgiltige  Erledigung  des  Problems  im  fernen  Osten 
ausgefunden  wird,  ist  Krieg  gewiss,  und  die  ganze 
civilisirte  Welt  könnte  gewungen  sein,  daran  theilzu- 
nehmen." 

Das  Bild,  das  Lord  Beresford  von  den  chinesischen 
Verhältnissen  entwirft,  ist  gerade  nicht  ungünstig.  Das 
Land,  behauptet .  er,  ist  im  Mark  gesund,  das  Volk  ist 
fleissig  und  willfährig,  die  chinesischen  Handelsleute 
sind  äusserst  verlässlich,  tüchtig  und  haben  Unter- 
nehmungsgeist, nur  die  herrschenden  Beamten  sind  cor- 
rupt,  unfähig  und  Gegner  jeder  Neuerung.  Eine  Regene- 
ration Chinas  ist  vorbedingt  durch  Reformen  in  der 
Regierung  Chinas.  Lord  Beresford  hält  diese  für  mög- 
lich; in  der  englischen  Presse  wurde  <ast  allgemein 
diese  Ansicht  als  eine  überaus  optimistische  hingestellt. 
Uebersieht  man  das  Programm,  dessen  Inhalt  Lord 
Beresford  als  die  wichtigsten  Punkte  der  europäischen 
Politik  in  China  hinstellt,  kann  man  sich  allerdings 
kaum  der  Anschauung  erwehren,  dass  seine  Durchführung 
auf  die  grössten,  wenn  nicht  ganz  unüberwindliche 
Hindemisse  stossen  muss.  In  einem  Worte  gesagt,  Ixird 
Beresford  basirt  die  Gesundung  des  chinesischen  Reiches 
auf  der  Voraussetzung,  dass  die  europäischen  Mächte 
die  meisten  und  wichtigsten  Zweige  der  chinesischen 
\erwaltun^  europäischer  Leitung  und  Aufsicht  unter- 
stellen. Sein  Programm  besteht  aus  folgenden  Punkten: 
r.  Einführung  kaiserlicher  Münzprägung. 

2.  Reform  der  Grundsteuereinhebung. 

3.  Aufhebung     der     Beschränkungen     des    Getreide- 
exportes. 

4.  Aenderung    des    Gesetzes,     betretTend     das    Salx- 
monopol. 

5.  Erwirkung    des    Rechtes    für    Ausländer,    sich    im 
Innern  des  Landes  zu  Handelszwecken  niederxulissen. 

6.  Registrirung  und  Schutz  der  Handelsmarken. 

7.  Freigebung   der  Binnenschiftahrt. 


62 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


8.  Aufhebung  der  Likin-Abgabe,  beziehungsweise  eine 
Reform  derselben  dahin,  dass  der  Binnenzoll  nur  ein 
einzigesmal  zu  entrichten  ist. 

g.  Erleichterungen,  betreffend  die  Erlangung  von 
Bergbauconcessionen   für  ausländische  Gesellschaften. 

10.  Die  Errichtung  eines  Bureaus  für  die  Regelung 
des  Finanz-,  Eisenbahn-  und  Schiffahrtswesens  sowie  des 
Strassen-,   Post-  und  Telegraphenwesens.  ' 

1 1 .  Die  Errichtung  eines  commerciellen  Informations- 
bureaus. 

Lord  Beresford  verhehlt  sich  nicht  die  unendlicheti 
Schwierigkeiten,  auf  die  ein  solches  Reformwerk  stossen 
müsste;  sie  liegen  vor  Allem  in  einer  Sanirung  der 
Finan  z  V  erhältnisse. 

Als  eine  nicht  unbedenkliche  Folge  der  Ereignisse  der 
letzten  Jahre  in  China  ergibt  sich  eine  zunehmende  Ver- 
schuldung der  chinesischen  Regierung  durch  fortschreitende 
neue  Anleihen,  die  es  ihr  immer  schwerer  macht,  ihre 
Finanzen  vermittelst  durchgreifender  Reformen  auf  eine 
gesundere  Basis  zu  bringen.  Das  chinesische  Reich  hat 
augenblicklich  Schulden  von  nicht  weniger  als  2  bis 
2  72  Milliarden  Gulden,  für  deren  Dienst  die  Einnahmen 
aus  den  Seezöllen  verpfändet  worden  sind.  Die  bislang 
aufgenommenen  Anleihen  sind  folgende:  7  percentige 
Silberanleihe  von  18Q4  (englische)  von  10,000.000  Taels, 
rückzahlbar  in  20  Jahren.  —  6  percentige  Goldanleihe 
von  1895  (englische)  von  3,000.000  £,  rückzahlbar  in 
20  Jahren.  —  4  percentige  Goldanleihe  von  1895 
(russisch  französisch)  von  1 6,000.0  o  £,  rückzahlbar  in 
36  Jahren.  —  5  percentige  Goldanleihe  von  1 896 
(englisch-deutsche)  von  16,000.000  £,  rückzahlbar  in 
36  Jahren.  —  4^/3  percentige  Goldanleihe  von  1898 
(englisch-deutsche)  von  16,000.00«  M,  rückzahlbar  in 
45  Jahren.  Damit  ist  die  Belastung  Chinas  freilich  noch 
nicht  erschöpft,  es  kommen  zunächst  noch  zwei  kleinere 
Anleihen  von  zusammen  etwa  2,000.000  £  hinzu,  denen 
die  Zolleinnahmen  für  den  Nothfall  als  Garantie  ver- 
pfändet sind,  ferner  noch  einige  kleine  alte  Silberanleihen 
und  dann  noch  die  für  einige  Bahnanleihen  übernommei  eh 
Garantien,  so  von  4,000.0(0  £  für  die  Lu-Han-Eisenbahn 
und  2,300.000  £  für  die  Niutschwang-Bahn.  Nach  den 
Bestimmungen,  die  die  Rechte  der  meistbegünstigten 
Nationen  regeln,  müssen  dieselben  Garantien  für  alle 
Anleihen  gelten,  die  zum  Bau  von  Eisenbahnen  noch 
aufgenommen  werden.  Ob  es  aber  möglii;h  ist,  aus  den 
verpfändeten  Zolleinnahmen  noch  weitere  Garantien  für 
irgend  eine  neue  Anleihe  herauszuschlagen,  das  darf  man  um 
so  eher  bezweifeln,  da  für  die  letzte  der  grossen  Anleihen, 
die  1898er  engUsch  deutsche,  bereits  sieben  Empfang- 
stellen der  Likinabgaben  als  ergänzende  Garantie  ver- 
pfländet  wurden.  Hielt  man  also  den  noch  freien  Rest 
der  Seezölle  dafür  schon  als  alleinige  Garantie  für  un- 
genügend, so  muss  man  das  jetzt  nach  erfolgter  neuer 
Belastung  sicherlich  noch  um  so  ther  thun.  Daraus  er- 
gibt sich  dann  consequenterweise  die  weitere  Frage: 
Wird  es  China  je  fertig  bringen,  seine  finanzielle  Ver- 
waltung zu  säubern  und  zu  reorganisiren  ?  Denn  finan- 
zielle Corruption  ist  ein  weitverzweigtes  Uebel  im 
himmlischen  Reiche,  und  etwas  jedenfalls  sollte  zu  seiner 
Einschränkung  geschehen.  Dabei  könnten  Maassnahmen 
wie  eine  Reorganisation  der  inneren  Steuerverwaltiing,  eine 
Währungs-  und  Münzreform,  die  Errichtung  einer 
Staatsbank  u.  A.  nach  Ansicht  von  Lord  Beresford  leicht 
die  augenblicklichen  Staatseinnahmen  von  China  auf  das 
Vierfache  steigern.  Bei  seinem  überwiegenden  Eiafluss 
in  allen  commerciellen  und  finanziellen  Angelegenheiten 
Chinas  könne  bei  derartigen  Reformen  England  erster 
Linie  hilfreiche  Hand  leisten  und  an  die  Spitze  einer 
nach  Art  der  Seezollverwaltung  gebildeten  internationalen 
Verwaltung    für    die    chinesischen    Staatsfinanzen    treten. 

Welch  grosse  Schwierigkeiten  eine  finanzielle  Regeneri- 
rung  China.';,  ja  selbst  nur  die  Controle  eines  Theiles  der 
Finanzgebahrung  bietet,  lehrt  ein  Blick  auf  die  jüngste 
nintwicklung  der  dornigen  Likinfrage.  Zur  Sicherung  der 


anglo-deutschen  Anleihe  vom  Jahre  1898  wurde  der  Rest 
der  noch  unverpfändeten  Seezolleinnahmen  sowie  die 
Likinabgaben  im  Yangtse-Thale  und  in  der  Provinz 
Chekiang  verpfändet;  die  Einnahmen  wurden  vertrags- 
mässig  unter  Sir  Robert  Hart's  Controle  gestellt.  Die 
Centralregierung  in  Peking  gab  scharfe  Vorschriften 
hinaus,  um  Unterschleife  durch  die  Beamten  hintanzu- 
halten, und  hatte  jedenfalls  den  besten  Willen,  eine 
wirksame  Aufsicht  durchzuführen.  Aber  als  das  Decret 
veröffentlicht  wurde,  schien  für  jeden  chinesischen  Beamten 
der  in  Betracht  kommenden  Districte  der  Augenblick 
gekommen,  während  des  ihm  noch  gelassenen  Zeitraumes 
so  viel  Geld  in  seine  Tasche  zu  bringen  wie  möglich, 
ausserdem  bemühte  sich  jeder  Beamte,  den  ihm  zur  Ver- 
fügung stehenden  Zeitraum  so  viel  wie  nur  angängig  zu 
verlängern,  und  im  Hinblick  auf  die  gegenwärtige  Lage 
der  Dinge  scheinen  diese  Bemühungen  selbst  jegliche  Er- 
wartungen der  in  Betracht  kommenden  Beamten  über- 
troffen zu  haben,  denn  die  fremdländische  Controle  der 
Likinstationen  scheint  noch  weniger  durchgeführt  zu  sein 
als  zu  der  Zeit,  in  der  das  Decret  erlassen  worden  ist. 
Wenn  nun  aber  bei  Abschluss  des  Anleihevertrages  die 
passive  Opposition  der  Provinzialbehörden  unterschätzt 
worden  ist,  so  wäre  es  durchaus  verkehrt,  dem  General- 
zoUinspector  Vorwürfe  zu  machen,  weil  es  ihm  nicht 
gelungen  ist,  den  Widerstand  der  Mandarinen  und  Unter- 
beamten zu  brechen.  Unmittelbar  nach  Abschluss  des 
Anleihevertrages  hat  Sir  Robert  Hart  für  Beschaffung 
einer  namhaften  Zahl  von  Revisionsbeamten  gesorgt,  die 
den  äusseren  Dienst  bei  den  Likinerhebungsstellen  zu 
versehen  haben,  indem  er  aus  dem  inneren  Dienste  der 
Zollämter  eine  grosse  Anzahl  von  Beamten  herauszog, 
die  mit  der  Landessprache  vertraut  waren  und  den  Auf- 
trag erhielten,  die  Art  und  Weise  der  Likinerhebung  an 
den  Steuerämtern  genau  zu  überwachen,  auch  geeignete 
Reformmaassnahmen  gegebenen  Falles  vorzuschlagen. 
Obwohl  die  von  der  Regierung  zu  Peking  an  die  Provinz- 
behörden ertheilten  Befehle  klar  und  bestimmt  waren, 
fehlte  es  weder  in  Kiang-su  noch  in  Che-kiang,  in  Nean- 
hwei  und  Hupeh  an  Opposition,  und  zwar  aus  dem  ein- 
fachen Grunde,  weil  das  Interesse  der  provinziellen 
Finanzverwaltung  demjenigen  der  Centralregierung  direct 
widerstrebt.  Daher  kam  es  auch,  dass  die  Bemühungen 
der  den  TJkinstationen  zuertheilten  europäischen  Beamten 
vergebliche  waren,  und  dass  man  zu  der  Ueberzeugung 
kam,  Erspriessliches  nur  erreichen  zu  können,  nachdem 
ein  Bewachungsdienst  auf  den  grossen  Wasserstrassen 
vermittelst  bewaffneter  Fahrzeuge  eingerichtet  worden 
ist.  Sodann  hat  man  eingesehen,  dass  der  oberste  Beamte 
eines  Likinsteueramtes  kein  Chinese  sein  darf,  wenn 
Finanzergebnisse  von  irgend  welcher  Bedeutung  erzielt 
werden  sollen,  denn  so  wie  die  Dinge  jetzt  noch  liegen, 
bemühen  die  chinesischen  Beamten  sich,  den  Hauptertrag 
der  Abgaben  in  die  eigene  Tasche  zu  führen,  da  der 
von  ihnen  selbst  gehegten  Ueberzeugung  nach  die  TagdB 
ihrer  Herrschaft  gezählt  sind.  Die  Erträge  des  Likin  sind™' 
deshalb  reuerdings  auch  so  wesentlich  zurückgegangen, 
dass  der  Tsungli-Yamen  dadurch  beunruhigt  worden  isi 
und  eine  Warnung  an  die  chinesischen  Likinbeamtei 
gerichtet  hat,  die  selbstverständlich  keinen  Erfolg 
habt  hat.  Ermuthigt  durch  die  Resultate  ihres  Wider- 
standes, haben  die  Beamten  in  gewissen  Districten,  zumal 
in  Che-kiang  und  Hupeh  allerlei  Vorschläge  zur  Beseiti- 
gung der  fremdländischen  Controle  gemacht  und  zur 
Vermeidung  dieser  letzteren  die  ihnen  auferlegte  Likin- 
quote  am  Fälligkeitsdatum  aus  freien  Stücken  an  die 
Zollverwaltung  abgeführt.  In  Hong-c!ion  (Che-kiang)  haMi 
das  Likinamt  darauf  verwiesen,  dass  die  von  diesen** 
District  jährlich  aufzubringende  Million  Taels  mehr  als 
den  Durchschnittsbetrag  der  Eingänge  ausmacht,  trotzdem 
hat  es  sich  aber  anheischig  gemacht,  den  Betrag  bei 
Verfall  jirompt  einzusendt  n,  wenn  dadurch  die  Controle 
durch  Beamte  der  Zollverwaltung  vermieden  werden 
könne.    Die  Gouverneure  von  Kiang-su,    Chekiang    und 


1 

lerS' 


ÖSTERREICHISCHE  MONA  1 SSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEIfT. 


m 


Hupeh  sind  in  gemeinsamer  Berathung  über  die  An- 
gelegenheit getreten  und  sind,  wie  es  heisst,  zu  der 
Ueberzeugung  gelangt,  dass  ein  modus  vivendi  sich  schon 
finden  lassen  werde.  Unter  diesen  Umständen  kann  es 
als  feststehend  gelten,  dass  eine  abendländische  Controlc 
der  Likinämter  ohne  Ausstattung  der  Revisionsbeamten 
mit  der  nothigen  Disciplinargewalt  ein  Schlag  ins  Wasser 
sein  muss. 

Wenn  sich  solche  Schwierigkeiten  bereits  bei  der  He- 
aufsichtigung  der  Finanzgebahrung  betreffend  verpfändete 
Einnahmen  herausstellen,  ist  es  klar,  dass  die  europäische 
Controle  interner  chinesischer  Finanzverhältnisse  heute 
eine  Utopie  bleiben  muss. 

So  muss  es  sich  auch  Lord  Charles  Beresford  gefallen 
lassen,  von  links  und  rechts  ein  unverbesserlicher  Optimist 
gescholten  zu  werden,  und  die  ,  Times"  wirft  ihm  nicht 
mit  Unrecht  vor,  dass  seiner  „open  door"-Politik  alle 
Grundlage  mangle,    nachdem    er    nicht    zeige,    wie    das 

,  Thor  geöffnet  werden    und   wie   es   auch  offen   gehalten 

I  werden  könnte. 

Was  den  britischen  Handel  in  Chioa  anlangt,  fordert 
Lord  Beresford  seine  I>andsleute  auf,  Alles  daran  zu 
setzen,  um  der  wachsenden  internationalen  Concurrenz 
auf  dem  chinesischen  Absatzgebiete  erfolgreich  die  Spitze 
bieten  zu  können.  Vorläufig  hätte  allerdings  England 
noch  nicht  viel  an  Boden  in  China  verloren,  aber  die 
(lefahr  eines  solchen  Verlustes  werde  immer  drohender. 
Mit  Bedauern  constatirt  Lord  Beresford,  dass  der  Ein- 
Huss  P-nglands  in  China  stark  zurückgegangen  ist,  wo- 
gegen jener  Russlands  stark  gestiegen  ist.  Diese  politi- 
schen Verhältnisse  wirken  natürlich  auch  fühlbar  auf 
ilie  Handelsverhältnisse  zurück;  auf  England  entfallen 
64  Percent  des  Handels  von  China  —  der  britische 
Emfluss  stehe  aber  im  umgekehrten  Verhältnisse  zur 
Grösse  des  britischen  Handels.  Lord  Beresford  fürchtet 
selbst,  dass  F^ngland  nicht  im  Stande  sein  werde,  die 
Suprematie  auf  die  Dauer  zu  behaupten,  da  England 
nicht  immer  die  Vortheile  geniessen  werde,  die  es  bis- 
her vor  der  Concurrenz  voraus  hatte.  Er  empfiehlt  den 
englischen  Kaufleuten,  vor  Allem  junge  Leute  für  China 
speciell  auszubilden,  die  auch  chinesisch  lernen  sollten, 
wie_  dies  bereits  in  Deutschland  und  Amerika  geschieht. 

— w. 


DIE  NEUE  ÄRA  IN  JAPAN. 

Einer  Correspondenz  der  „Times"  aus  Tokio  ent- 
nehmen wir: 

Eine  der  jrössten  Schwierigkeiten,  die  mit  der  Aera 
der  neuen  japanischen  Handelsverträge  verknüpft  sind, 
besteht  in  der  Ausdehnung  der  japanischen  Gerichts- 
barkeit auf  Fremde  an  Stelle  der  bis  dahin  bestandenen 
Consular-Jurisdiction.  Die  anfänglich  in  dieser  Beziehung 
obwaltenden  Befürchtungen  der  in  Japan  befindlichen 
Europäer  haben  sich  aber  in  Folge  des  von  den  japani- 
schen Autoritäten  beobachteten  Vorgehens  bedeutend 
j:emildert.  Hiezu  trug  in  hohem  Grade  die  auf  Antrag 
der  japanischen  Regierung  erfolgte  Einsetzung  eines 
Comitös  bei,  das  aus  Mitgliedern  der  europäischen 
Colonie  in  Yokohama  besteht.  Dieses  ist  in  Verbindung 
mit  einem  japanischen  Comitc,  welches  sich  schon  seit 
längerer  Zeit  mit  der  Frage  der  Einführung  der  gemein- 
samen Gerichtsbarkeit  beschäftigt.  Durch  deren  Zu- 
sammenwirken sind  eine  Reihe  von  Beschwerdepunkten 
und  Missverständnissen  in  befriedigender  Weise  erledigt 
worden. 

Eines  dieser  Missverständnisse  bezog  sich  auf  die 
Rechtsstellung  der  Fremden  in  der  japanischen  Journa- 
listik. Ks  war  eine  naturgemässe  Consequen»  der  früheren 
drakonischen  Pressgesetzgebung  Japans,  dass  die  der 
Consular  -  Jurisdiction  unterstehenden  Fremden  keine 
Zeitungen  in  japanischer  Sjirache,  sondern  nur  in  ihren 
heimischen  europäischen  Mumlarten  herausgeben  durften. 


Bei  der  kürzlich  stattgefundenen  Reforni  der  Pres»- 
gesetzgebung,  wodurch  der  japani«chen  Journalistik  nach 
dem  Urtheile  der  „Times"  ebensoviel  Freiheit  gewährt 
wurde  als  sie  in  F^ngland  besitzt,  blieb  aber  die  Claasel, 
welche  die  in  japanischer  Sprache  geschriebenen  /Leitungen 
den  Fremden  vorenthielt,  bestehen.  Dies  wurde  b  Europa 
irrthümlich  als  ein  Verbot  der  journalistischen  Thätig- 
keit  der  Fremden  aufgefasst.  Um  alle  Misshelligkeiten 
zu  vermeiden,  wurde  nun  von  der  jai>anischen  Legislative 
durch  ein  vom  i,  Juli  1899  an  giltiges  Gesetz  den 
Fremden  die  journalistische  Bethätigung  ohne  alle  sprach- 
liche Einschränkung  gestattet. 

Eine  weitere  Schwierigkeit  ergab  sich  bezüglich  der 
Rechte  an  Grund  und  Boden.  Eine  heftige  nationalistische 
Agitation  vereitelte  den  ursprünglichen  Plan  der  japani- 
schen Regierung,  das  Grundeigenthum  den  F'remden 
ohne  alle  Einschränkung  zu  gewähren.  Nach  dem  1897 
angenommenen  neuen  bürgerlichen  Gesetzbuche  bestehen 
nun  vier  Rechtsformen  an  Grund  und  Boden.  Die  erste, 
das  F>igenthumsrecht,  steht  den  Fremden  als  solchen 
nicht  zu.  Die  zweite,  das  Pachtrecht,  das  höchstens  eine 
zwanzigjährige  Dauer  haben  darf,  ist  als  Grundlage 
grösserer,  langfristiger  Capitalsinvestitionen  ungeeignet. 
Die  Emphyteusis  iit  nur  von  landwirthschaftlichem  Inter- 
esse. Um  so  geeigneter  für  die  Zwecke  fremder  Capita- 
listen  und  Fabrikanten  ist  die  superficies  (chijo-ken),  die 
zwischen  Pachtrecht  (in  der  Bedeutung  des  quasiding- 
lichen englischen  leasehold)  und  Eigenthumsrecht  in  der 
Mitte  steht.  Sie  hat  von  gesetzeswegen  überhaupt  keinen 
Endtermin  und  kann  auch  auf  Jahrhunderte  hinaus  ab- 
geschlossen werden.  Mangels  einer  Vereinbarung  wird 
ihre  Dauer  vom  Gerichte  zwischen  20 — 50  Jahren  fest- 
gestellt. Besonders  nahe  kommt  die  japanische  sujier- 
ficies  dem  F2igenthumsrecht  durch  die  Möglichkeit,  sie 
für  ihre  ganze  Dauer  vom  Grundeigenthümer  durch  eine 
einmalige  Zahlung  zu  erwerben.  Neben  dieser  für  alle 
Zwecke  der  Fremden  ausreichenden  Rechtsform  steht 
ihnen  noch  ein  anderer  Weg  zu  Gebote :  Jede  in  Japan 
aus  mehreren  oder  vielen  Mitgliedern  gebildete  juristische 
Person.  Gesellschaftsfirmen,  Actiengcsellschaften,  Ge- 
nossenschaften u.  s.  w.  ist  befähigt,  Subject  von  F>igen- 
thumsrechten  an  Grund  und  Boden  zu  sein,  mögen  die 
Theilnehmer  Japaner  oder  Fremde  sein,  ganz  zweifellos 
aber,  wenn  sich  auch  nur  ein  Japaner  unter  ihnen  be- 
findet. Diese  beiden«  Rechtsformen  genügen  allen  wirth- 
schaftlichen  Bedürfnissen  der  Fremden  und  die  in  der 
europäischen  Geschäftswelt  vielfach  verbreitete  Meinung, 
als  ob  die  superficies  keine  hinreichende  Sicherheit  böte, 
ist  vollkommen  unbegründet. 

Eine  Unannehmlichkeit  für  die  Fremden  ergab  sich 
auch  aus  der  Bestimmung  des  Geschäftstaxengesetzes, 
wonach  die  Unternehmungen  in  Jajun  nach  dem  Betrage 
ihres  gesammten  Geschäftscapitals  zu  besteuern  sind. 
Nun  widmen  viele  Unternehmungen  der  Fremden  ihren 
japanischen  Geschäften  nur  einen  kleinen  Theil  ihres 
vorwiegend  in  anderen  Ländern  investirten  Capitals  und 
sollen  dennoch  nach  seinem  ganzen  Ausmaasse  besteuert 
werden.  Entsprechend  dem  Wunsche  der  Fremden  wurde 
die  Aenderung  getroffen,  dass  nur  der  in  Japan  arbei- 
tende Theil  des  Geschäftscapitales  als  Grundlage  der 
Besteuerung  zu  dienen  hat.  Falls  Versicherungsgesell- 
schaften oder  Banken  eine  derartige  nominelle  'I'heilung 
ihres  Capitals  nicht  convenabel  finden  sollten,  steht  es 
ihntn  frei,  sich  von  ihren  Steuerverpflichtungen  durch 
Zahlung  einer  Agententaxe  zu  liberiren.  Uebrigens  wurde 
der  japanischen  Regierung  von  der  Legislative  die  Be- 
fugniss  zugestanden,  auf  dem  Wege  specieller  Verord- 
nungen einzelnen  älteren  Unternehmungen  und  Agenturen 
den  Uebergang  zu  den  Bestimmungen  des  neuen  Handels- 
gesetzbuches zu  erleichtern. 

Schliesslich  bildete  der  vielfach  mangelhafte  Zustand 
des  in  den  Händen  der  Comraunen  l>efindlichen  Gefäng- 
nisswcsens  einen  Beschwerdepunkt  der  Fremden.  Die 
japanische  Regierung  hat  den  Bcschluss  gefasst,  die  Ver- 


64 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


waltung  des  Gefangnisswesens  selbst  in  die  Hand  zu 
nehmen  und  zur  vorläufigen  Abhilfe  das  ehemalige  Ge- 
faogniss  des  britischen  Consulats  für  Gefangene  fremder 
Nationalität  zu  benützen. 

Aus  allen  diesen  Einzelheiten  wird  das  einträchtige 
Bestreben  der  japanischen  Regierung  und  der  fremden 
Diplomaten  ersichtlich,  den  Uebergang  zur  neuen  ge- 
meinsamen Gerichtsbarkeit  so  weit  als  nur  möglich  mit 
Vermeidung  aller  Härten  und  gegenseitigen  Belästigungen 
durchzuführen. 


DIE  DEUTSCHEN  SCHUTZGEBIETE  BEI  BEGINN 
DES  JAHRES  1899. 

IL 
Deutsch-  Ostafrika. 

Ueber  die  Boden-  und  Naturverhältnisse  Deutsch.- 
Ostafrikas  haben  die  Mittheilungen  des  Gouverneurs 
dieses  Schutzgebietes  während  seines  längeren  Aufent- 
haltes in  Deutschland,  viele  neuere  belehrende  Auf- 
schlüsse und  Erläuterungen  zu  den  im  Vordergrund  des 
Tagesinteresses  stehenden  Fragen  gebracht.  Bei  diesen 
seinen  Mittheilungen  hat  General  Liebert  namentlich  die 
Wahrnehmungen  und  Beobachtungen,  die  in  wirthschaft- 
licher  Beziehung  gemacht  worden  sind,  hervorgehoben 
und  auf  diese  Weise  ein  Bild  davon  entworfen,  wie  man 
sich  die  Rentabilität  der  einzelnen  Landestheile  zu 
denken  hat,  und  welche  Erfolge  man  von  den  in  Cultur 
genommenen  Landschaften  unter  Berücksichtigung  ihrer 
geographischen  Lage,  ihrer  klimatischen  Verhältnisse 
und  ihrer  Bodenbeschaffenheit  nach  zu  erwarten  be- 
rechtigt ist.  Diesen  von  so  competenter  Stelle  ergan- 
genen Auslassungen  sei  zunächst  Folgendes  entlehnt 
Die  Oberfläche  Deutsch-Ostafrikas  besteht  zu  drei  Fünftel 
aus  Steppengebiet,  zu  zwei  Fünftel  aus  fruchtbarem  Boden. 
Der  Steppencharakter  der  Landschaft  wird  durch  die 
sich  bis  zu  looo,  1500  und  2000  m  erhebenden  Berg- 
massive  unterbrochen,  welche  mit  Wald  und  Wiesen  be- 
standen sind.  Es  sind  dies  die  Landschaften  am  Pangani, 
die  Gebirge  von  Usambara,  in  denen  der  JCafTeeanbau 
eine  grosse  Ausdehnung  genommen  und  bisher  auch 
guten  Erfolg  geliefert  hat.  Die  in  fitberfreier,  hoch- 
liegender Gegend  befindliche  Versuchsstation  Quai  hat 
das  Gouvernement  in  West-Usambara  angelegt  und  dort 
alle  deutschen  Culturgewächse  mit  Erfolg  gedeihen  seheij. 
Hier  hofft  man,  falls  die  Bahnverbindung  mit  der  Küste 
erst  hergestellt  ist,  deutsche  Bauern  ansiedeln  zu  können, 
deren  Producte  dann  Absatz  zur  Küste  finden  dürften. 
Uhehe  bietet  ^  für  Siedlungsgesellschaften  ein  weites 
Wirkungsfeld,  die  hochgelegenen  Pflanzungen  in  den 
Ulugurru-Bergen  haben  für  ihre  Erzeugnisse  schon  Ab- 
satz zur  Küste.  Die  zerklüfteten  Gebirgsketten  und  die 
zum  Theil  wasserarmen  Flüsse  wie  der  Rufidji  und 
Ruwuma  bieten  der  Bearbeitung  des  Bodens  freilich 
manche  Schwierigkeiten.  In  den  Schiefern  und  Quarzen 
des  zwischen  dem  ost-  und  dem  centralafrikanischen  Graben 
gelegenen  Gneissgebietes  hofift  man  auf  ähnliche  und  noch 
reichere  Goldfunde,  als  sie  im  BismarckRiff  am  Victoria- 
see jüngst  zu  Tage  getreten  sind.  Ein  Goldsyndicat 
hat  daselbst  schon  seine  Thätigkeit  aufgenommen  und 
ein  zweites  Goldsyndicat  sich  vor  Kurzem  in  Berlin  ge- 
bildet. Erst  in  Folge  der  Auflegung  der  Hüttensteuer 
hat  man  die  Bevölkerungszahl  der  Colonie  annähernd 
richtig  kennen  gelernt.  So  fassen  die  weiten  Gebiete 
von  Ruanda  und  Urundi  je  2  Millionen  Seelen,  während 
man  früher  die  Gesammtzahl  der  Bevölkerung  des  ganzen 
Gebietes  auf  4  Millionen  geschätzt  hatte.  Gelingt 
es,  diese  Bevölkerung  zur  Einwanderung  in  die  durch 
Sclavenjagden    entvölkerten    Küstengebiete     zu    bringen, 


so  wird  dem  Menschenmangel  daselbst,  dem  Hauptgrund 
für  die  gehemmte  Entwicklung,  abgeholfen  werden.  Der 
Gouverneur  hob  besonders  hervor,  er  habe  die  Tactik 
verfolgt,  die  Schutztruppe  über  das  ganze  coloniale  Ge- 
biet hin  zu  vertheilen,  denn  nur  so  könne  der  Autorität 
des  Gouvernements  überall  Geltung  verschafft  werden ; 
er  sei  im  Stande,  mit  1500  Askaris  unter  deutschen 
Führern  ein  Gebiet  von  einer  Million  Quadratkilometer 
zu  beherrschen.  Der  Prospector  im  Nordwesten  der  Co- 
lonie muss  ebenso  geschützt  werden  wie  der  Acker- 
bauer in  den  der  Küste  näher  gelegenen  Landschaften 
gegen  die  Ueberfälle  gewisser  räuberischer  Stämme  der 
Eingeborenen.  Bei  den  Anregungen  zur  Bildung  von 
Transportgesellschaften  und  sonstigen  der  Hebung  des 
Schutzgebietes  dienenden  Einrichtungen  hat  der  Gou- 
verneur beim  deutschen  Capital,  freundliches  Entgegen- 
kommen gefunden.  Er  versicherte  die  deutsche  Aibeit 
draussen  seines  energischen  Schutzes  und  das  deutsche 
Capital,  das  in  die  Colonie  geht,  soll  nach  einem  Aus- 
spruch Kaiser  Wilhelms  IL  keiner  Beschränkung  bei  Ent- 
faltung seiner  Wirksamkeit  unterliegen.  An  diese  allge 
meinen  Bemerkungen  seien  noch  nachstehende  Ausfüh- 
rungen über  die  culturelle  Entwicklung  der  Colonie  an- 
geschlossen. Dieselben,  auf  Grund  neuer  Berichte  ver- 
fasst,  werden  dazu  beitragen,  ein  anschauliches  Bild  von 
dem  wirthschaftlichen  Zustand  der  Schutzgebiete  zu 
geben. 

Der  Kaffee  ist  und  bleibt  nach  den  Ausführungen 
von  maassgebender  Stelle  die  Culturpflanze  des  Schutz- 
gebietes, auf  welche  das  meiste  Capital  und  die  meiste 
Arbeit  verwendet  wird.  Für  eine  Ernte  in  grösserem 
Umfange  kommen  nur  die  ältesten  Plantagen  in  Betracht. 
Die  Erfolge  der  Tabaksculturen  halten  in  diesem  Schutz- 
gebiet nicht  Stand  mit  denen  des  Kaff"u-es.  Auf  diese  Er- 
fahrung hin  hatte  man  sich  der  Ansicht  zugeneigt,  dass 
mit  Tabak  in  Deutsch-Ostafrika  überhaupt  nichts  zu 
machen  sei.  Man  verlegte  den  Tabaksbau  daher  in  das 
Delta  des  Rufidji,  das  in  seiner  von  vielen  Wasserläufen 
durchzogenen,  absolut  ebenen  Niederung  sich  ebenso 
als  Tabaksland  erwiesen  hat  wie  die  Landschaft  Usam- 
bara als  Kaffeeland. 

Der  hier  für  Tabakscultur  treffliche  Boden  zeigt  viel 
Aehnlichkeit  mit  dem  von  Sumatra.  Ausser  mit  Kaffee 
werden  auf  den  Plantagen  noch  Pflanzungsversuche  ge- 
macht mit  einer  ganzen  Reihe  anderer  Tropengewächse, 
wie  Thee,  Cacao,  Zimmt,  Cardamom,  Betelnuss,  süd- 
italienischen Weinen.  Besonders  Thee  und  Cardamom 
scheinen  gut  fortzukommen.  Was  die  Cocospalme  be- 
trifft, so  kann  man  rechnen,  dass  sie  erst  vom  7.  Jahre 
an  trägt  und  dann  30  bis  50  Jahr  lang  einen  Rein- 
gewinn von  etwa  '/^  Rupie  (i  Rupie  jetzt  ca.  i  M. 
40  Pfg.)  per  Baum  gibt.  Auf  den  Hectar  lassen  sich 
.  100  Palmen  pflanzen,  so  dass  der  Ertrag  per  Hektar 
nicht  sehr  gross  ist.  Dafür  aber  bringt  die  Pflanzung 
lange  Jahre  eine  sichere  Ernte  mit  sehr  geringen  Kosten. 
Der  Ertrag  wechselt  jedoch  je  nach  der  Pflege  der 
Palmen  sehr  stark.  Für  Reinhaltung  des  Landes  und  für 
eine  geringe  Düngung  mit  Salz  oder  Seewasser  ist  diese^| 
Baum  sehr  dankbar.  1 

Ausser    den    schon    genannten    Nutz-    und    NahrJ 
pflanzen  der  Tropen,  deren    Cultur    und    Pflege    richtiJ 
betrieben  wird,  hat  man  auch  in  neuerer  Zeit  damit  be^^ 
gönnen,  den  Kabokbaum    und    eine    Agave    zur    Faser- 
gewinnung zu  verbreiten.  Sollte  es  gelingen,  den  Kabok- 
baum   im    Küstengürtel    einzubürgern    und    aufzuforsten, 
so  wäre  dadurch  der  Colonie  eine  ansehnliche  Einnahme- 
quelle geschaffen.    In  dem  Versuch    mit    der    Agave  ist 
man  sogar  schon    einen    Schritt    weitergegangen.    Es  ist 
eine  Agaven pflanzung  angelegt  worden,    für  welche  eine 
Entfaserungsmaschine  in  Thätigkeit    getreten.    Die    Ver- 
werthung  des  selbst  gezogenen    Productes    steht    mithin 
nahe  bevor,  und  die  gegebene  Anregung  wird  auch  die 
Verwerthung  leichteren  Bodens  gestatten. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


66 


Was  die  für  den  Plantagendienst  verwendbaren  Arbeiter 
betrifft,  so  eignen  sich  einige  Stämme  mehr  als  ändert- 
hiefür,  doch  ist  die  Stammesangchorigkeit  allein  nicht 
als  Maassstab  der  Beurtheilung  anzunehmen.  Es  befinden 
sich  unter  allen  afrikanischen  Stämmen  eine  ganze  An- 
zahl von  I-euten,  die  zu  brauchbaren  Plantagenarbeitern 
herangebildet  werden  können.  Was  dieses  Bestreben  be- 
fördert, ist  die  grosse  Gutwilligkeit  und  die  verhältniss- 
mässig  nicht  seltene  Intelligenz  der  Arbeiter;  was  dem 
selben  entgegensteht,  ist  der  geringe  Erwerbssinn  und 
die  Liebe  zur  Veränderung,  die  den  Negern  inne- 
wohnen. 

Ein  Beweis,  dass  sich  die  Schwarzen  mit  dem  Ge- 
danken an  regelmässige  Pflanzungs-  und  Gartenarbeit 
viel  mehr  vertraut  gemacht  haben,  ist,  dass  die  ost- 
asiatischen Arbeiter,  ohne  die  man  früher  nicht  arbeiten 
zu  können  glaubte,  fast  ganz  verschwunden  sind.  Gegen- 
wärtig arbeiten  kaum  loo  Ostasiaten  noch  in  Deutsch- 
Ostafrika.  Für  die  Höhe  der  Löhne  kann  als  Norm  an- 
genommen werden,  dass  der  Arbeiter  monatlich  etwa 
14  Rupien  erhält.  Allerdings  kommt  es  vor,  dass  der 
Neger  ausser  dem  Sonntag  noch  selbst  gemachte  Ruhe- 
tage einschiebt,  deshalb  erhalten  die  Leute  an  jedem 
Tage,  an  welchem  sie  gearbeitet  haben,  eine  Marke. 
Haben  sie  30  Marken  zusammen,  wird  ihnen  der  als 
Monatslohn  ausbedungene  Sold  bezahlt. 

Neben  Ackerbau  und  Plantagenbetrieb  ist  der  Handel 
mit  Producten,  die  aus  dem  Innern  von  Afrika  kommen, 
ein  bemerkenswerther  Zweig  des  Erwerbslebens  der 
Colonie.  Der  Handel  in  Deutsch-Ostafrika  leidet  indess 
unter  dem  Umstände,  dass  er  von  Sansibar  und  Bombay 
abhängig  ist.  Alte  Handelswege  in  neue  Bahnen  zu 
lenken,  ist  sehr  schwer,  gefährlich,  zeitraubend.  Dagegen 
hebt  sich  der  Handel  mit  Deutschland,  wie  dies  das 
allraälige  Wachsen  des  Exports    und  Imports  beweist. 

Der  Schwerpunkt  der  ostafrikanischen  Ausfuhr  liegt 
jetzt  in  der  Heranschaftung  von  Elfenbein,  und  zwar  be- 
findet sich  die  Hauptquelle  des  Elfenbeinexportes  in  den 
Stromgebieten  des  Nil  und  des  Congo.  Das  weisse  und 
glänzende  Elfenbein  der  Aequatorialregion  westlich  und 
nördlich  vom  Victoria  Nyansasee  nimmt  seinen  Weg 
grösstentheils  nach  Südosten  hin.  Der  Elfenbeinhandel 
erfordert  ein  ganz  ausserordentliches  Maass  an  Erfahrung 
und  Gewandtheit,  da  die  Qualitäten  und  dementsprechend 
die  Preise  der  Zähne  sehr  verschieden  sind.  Früher  neben 
dem  Sclavenhandel  von  emmenter  Wichtigkeit  für  die 
jetzt  der  deutschen  Herrschaft  unterworfenen  Gebiete, 
hat  er  im  Lauf  der  Jahre  an  Bedeutung  verloren,  und 
es  ist  nicht  abzusehen,  wann  und  wie  eine  Aenderung 
hierin  eintreten  sollte.  Die  Ursachen  seines  steten  Rück- 
ganges hängen  eng  mit  dem  Darniederliegen  des  Elfen- 
beinhandels auf  dem  Weltmarkt  zu.sammen.  Die  grossen 
Mengen  von  Elfenbein,  die  früher  über  deutsche  Küsten- 
plätze nach  Sansibar  und  von  dort  nach  Europa  aus- 
geführt wurden,  stammten  vorzugsweise  aus  den  jetzt 
in  belgischen,  resp.  englischen  Händen  befindlichen  Län- 
dern westlich  von  Tanganyka  und  nördlich  vom 
Victoriasee. 

Da  die  Kosten  einer  Karawane  an  sich  sehr  gross 
sind  und  die  Möglichkeit,  unterwegs  Zähne  durch  Un 
falle,  Diebstahl  und  andere  Zufälligkeiten  zu  verlieren, 
immer  vorhanden  ist,  überdies  der  Preis  auf  den  Haupt- 
märkten in  Sansibar,  Bombay,  London  sehr  gesunken 
ist,  so  lässt  sich  leicht  ermessen,  das  der  Elfenbein- 
handel heutzutage  nicht  mehr  als  eine  Fundgrube 
<ür  Leute,  die  schnell  reich  werden  wollen,  anzu- 
sehen ist. 

Die  Seele  dieses  Handelsverkehres,  den  man  den 
grossen  Karawanenhandel  nennt,  ist  der  Araber,  der 
Elfenbein  durch  Träger  verschiedener  Negerstämme  zur 
Küste  befördern  lässt.  An  der  Küste,  und  zwar  an 
den  Stellen,  wo  die  Karawanen  ihr  Endziel  erreicht 
haben,  kaufen  tlie  Inder-Kauf leute  das  Elfenbein  den 
Karawanen  ab.     Diese    Inder  sind    ihrerseits    meist    nur 


die  kaufmännischen  Agenten  der  grossen  indischen 
Händler,  die  in  Sansibar  ihr  Hauptgeschäft  oder  ihre 
Filialen  haben,  und  die  Creditgeber  theils  für  die  Inder, 
theils  für  die  Araber. 

Unter  diesen  indischen  Händlern  sind  mehrere'  Well- 
häuser, deren  Hauptsitz  gewöhnlich  in  Bombay  sich  be- 
findet, die  ihre  Familien  in  Aden,  London  und  New- York 
haben.  Nach  einer  ungefähren  Schätzung  beläuft  sich  der 
jährliche  Export  an  Elfenbein  auf  1,700.000  englische 
Pfund,  davon  30.000  Pfund  bester  Qualität  aus  dem 
Victoria-Nyanzagebiet.  Die  oft  aus  mehreren  Tausend 
Menschen  bestehenden  Handelskarawanen  aus  dem  Innern 
brauchen  zur  Bestreitung  ftir  ihren  Unterhalt  grosser 
Verpflegungsvorräthe,  die  mit  vielen  Ausgaben  verbunden 
sind.  Um  dieselben  decken  zu  können,  treiben  dieselben 
auf  den  von  ihnen  berührten  Stationen  noch  einen  ört- 
lichen Handel,  indem  sie  Ackergeräth  (Hacken  und 
Spaten),  Speere,  Felle  gegen  Lebensmittel  austauschen 
Die  Karawanen,  welche  nach  Süden  gehen,  z.  B  nach 
Kilwa  und  Mikindani,  führen  als  Handelsartikel  Kautschuk 
und  Copal  (eine  Art  Harz)  mit  sich.  Ausser  diesen 
grossen  Waarenzügen  aus  dem  Binnenlande  wird  noch 
ein  Zwischenhandel  (kleintr  Karawanenhandel)  zwischen 
den  Bewohnern  der  Küste  und  den  dieser  benachbarten 
Stämmen  im  Hinterland  getrieben.  Träger  desselben  sind 
Eingeborene,  die  in  kleinen  Gruppen  mit  den  ihnen 
von  grösseren  indischen  Händlern  creditirten  Handels- 
artikeln in  die  genannten  Landschaften  ziehen,  um  dort 
Tabak,  Kautschuk,  Vieh    und    Aehnliches   einzutauschen. 

Der  Haupthandelsplatz  für  Elfenbein  ist  Bagamoyo, 
wo  die  meisten  Karawanen  enden.  Hier  sind  bisweilen 
20.000  Träger,  die  aus  dem  Inneren  gekommen,  ver- 
sammelt, und  hierher  gelangen  wohl  */^  alles  an  die 
deutsche  Küstenstrecke  gebrachten  Elfenbeines.  Der  unter- 
geordnete Handel  der  südlichen  Häfen  hat  seinen  Aus- 
gangspunkt am  Nyassaseegebitte,  dessen  Hauptausfuhrweg 
die  Wasserstrasse  des  Ulanga  und  Rufidji  ist 

Die  nach  Bagantoyo  und  nach  Saadani  kommenden 
Karawanen  bringen  ausserdem  Alles  zur  Küste,  was  in 
dem  Gebiete  bis  westlich  zum  Congostaate,  nördlich  bis 
Uganda  und  südlich  den  Tanganykasee  umfassend  pro- 
ducirt  wird. 

Wenn  das  dem  Handel  und  Wandel  dienende  Ver- 
kehrsmittel in  Deutsch-Ostafrika  in  der  Hauptsache  die 
eben  geschilderten  Züge  des  Karawanenhandels  sind,  so 
ist  die  Colonialverwaltung  doch  in  der  letzten  Zeit  eifrig 
bemüht  gewesen,  sowohl  zwischen  einzelnen  verkehrs- 
reichen Küstenplätzen  und  solchen  nahegelegenen  Plan- 
tagenanlagen und  Culturstationen,  die  für  die  wirthschaft- 
liche  Entwicklung  des  Schutzgebietes  von  Bedeutung 
sind,  Verbindungen  herzustellen,  als  auch  von  diesen 
Hafenorten  aus,  fahrbare  Wege  nach  den  genannten 
Karawanenstrassen  zu  leiten,  um  auf  diese  Weise  das 
Hinterland  der  Küste  näher  zu  bringen  und  Ein-  und 
Ausfuhr  zu  fördern. 

So  ist,  um  die  mit  reichen  Mitteln  ausgestattete  Cultur- 
station  Kwai  in  West-Usaml>ara,  in  welcher  eine  euro- 
päische Feldwirthschaft  nebst  Baumschulen,  Tabak  und 
Kaflfeeplantagen,  Versuchsgarten  betrieben  werden,  bequem 
erreichbar  zu  machen,  von  hier  nach  Masinde  ein  Weg 
angelegt  worden.  Derselbe  erschliesst  gleichzeitig  die 
ganze  Hochebene  von  West-Usambara,  die  bisher  von 
der  Steppe  aus  nur  auf  beschwerlichen  Stegepfaden  zu 
erreichen  war.  Ebenso  ist  die  Plantage  Lewa  an  die 
Eisenbahnstrecke  Tanga — Muheza  angeschlossen  worden. 
Eine  wichtige  Wegeanlage  ist  die  noch  in  der  Ausfuh- 
rung begriffene  fahrbare  Strasse  von  Dar-esSalam  nach 
Kilossa.  Dieselbe  ist  im  Hinblicke  darauf  unternommen 
worden,  den  Karawanen  verkehr  mehr  von  Bagamoyo 
nach  Dar-esSalam  abzulenken  und  Import  und  Export 
von  Sansibar  nach  der  deutschen  Küste  lu  leiten.  Auch 
im  Süden  der  Colonie  hat  man  begonnen,  die  von  Kilwa 
Kivindje,    von  Lindi,  von  Mikindani    ausgehenden  Kara- 


66 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR    DEN  ORIENT. 


wanenstrassen  auszubauen  und  in  besseren  Zustand  zu 
bringen,  auch  haben  sich  Privatunternehmen  gebildet,  um 
von  Küwa  und  Mikindani  aus  einen  Ochsenwagenverkehr 
in  das  Innere  zu  eröffnen.  Schhesslich  ist  noch  der  dem 
Localverkehre  dienenden  kleineren  Wegestrecken  zu  ge- 
denken, die  zwischen  einzelnen  Orten,  welche  durch 
gemeinsame  wirthschaftliche  Interessen  aufeinander  an- 
gewiesen sind,  bestehen. 

Aus  der  vorstehend  gegebenen  Skizze  erhellt,  dass  von 
einem  eigentlichen  Strassennetz  im  Schutzgebiete  nicht 
die  Rede  sein  kann.  Der  Anlage,  Durchführung  und 
Unterhaltung  desselben  stehen  theils  natürliche,  theils 
technische  Hindernisse  im  Wege,  und  die  bisher  auf  diesem 
Gebiete  geraachten  Erfahrungen  sind  für  die  Inangriff- 
nahme grösserer  Aufgaben  nicht  gerade  ermuthigend. 

Die  mit  verhältnissmässig  hohen  Kosten  hergestellten, 
theilweise  beschotterten  Wege  wachsen  zur  Zeit  noch 
wegen  des  mangelnden  Verkehres  während  und  nach  den 
Regenzeiten  schnell  vollkommen  zu.  Der  Eingeborene 
hält  bei  der  Benutzung  der  Strasse  an  der  alten  Ge- 
wohnheit fest,  dieselbe  in  derselben  Weise  wie  seine 
Steppenpfade  zu  gebrauchen,  d.  h.  er  tritt  auf  dem  5  m, 
breiten  Planum  des  gebauten  Weges  einen  schmalen, 
geschlängelten  Fusspfad,  der  allein  bleibende  Dauer 
besitzt,  weil  er  fortwährend  begangen  wird.  Zur  Ein- 
führung von  Fahrzeugen  hat  die  Wegeanlage  noch  nicht 
geführt.  Um  den  Verkehr  auf  schon  bestehenden  und 
betretenen  Bahnen  zu  erleichtern  und  sicherzustellen,  ist 
das  Augenmerk  der  Regierung  unausgesetzt  darauf  ge- 
richtet, dass  die  zu  überschreitenden  Flüsse  und  Sümpfe 
stets  durch  Brücken  und  Dämme  einfachster  Art  passirbar 
gehalten  und  da,  wo  es  erforderlich,  durch  Neubauten 
ergänzt  werden. 

Die  Anlage  und  der  Bau  von  Eisenbahnen  ist  in 
Ostafrika  an  besondere,  durch  Natur-,  klimatische  und 
Bodenverhältnisse  gegebene  Bedingungen  geknüpft.  Es 
kann  sich  nur  darum  handeln,  von  den  bekannten  Eisen- 
bahnsystemen dasjenige  auszuwählen,  bezüglich  für  den 
Tropenverkehr  umzugestalten,  welches  den  jeweilig  zu 
stellenden  Anforderungen  am  meisten  entspricht.  Das 
heisst,  es  bedarf  der  Herstellung  solcher  Bahnanlagen, 
die  sich  leicht  und  schnell  aufbauen,  falls  erforderlich 
auch  leicht  wieder  beseitigen  und  ohne  Verlust  an  einer 
anderen  Stelle  wieder  errichten  lassen,  und  dennoch 
unbedingt  sicher  im  Betriebe  und  leistungsfähig  in  Be- 
förderung von  Personen  und  Gütern  sind.  Es  können 
hierunter  nur  Kleinbahnen  verstanden  werden,  ohne 
Kuustbauten,  ohne  complicirten  Apparat  und  mit  Ver- 
meidung allen  Holzwerkes. 

Geplant  ist,  wie  bekannt,  der  Bau  einer  deutsch- 
ostafrikanischen  Centralbahn,  welche  die  Küste  mit  dem 
Tanganyka-  und  dem  Victoriasee  verbinden  soll  und  zu 
welcher  auch  Vorarbeiten  ausgeführt  sind. 

Von  Tanga  aus  ist  die  sogenannte  Usambaralinie  in 
Angriff  genommen, und  deren  Bau  zunächst  bis  Muhesa 
gefördert  worden  (40  lim  Länge),  von  wo  aus  sie  mög- 
licherweise eiue  Fortsetzung  bis  zur  Station  Korogwe 
am  Tanganiflu<s  erhält.  Die  gesammte  kurze  Strecke,  die 
zunächst  nur  dem  Localverkehr  dient,  wird  in  der  Colonie 
allgemein  als  die  erste  grosse  culturelle  That  gewürdigt 
und  anerkannt. 

Nach  Weiterführung  bis  Korogwe  würde  der  erste 
deutsche  Schienenweg  allem  Anschein  nach  eine  Aus- 
dehnung und  einen  Verkehr  aufweisen,  wie  ihn  selbst 
der  einfachste  Betrieb  und  Verwaltungsapparat  zur  Vor- 
aussetzung haben  muss.  Bis  Korogwe  geführt  wird  die 
Bahn  unzweifelhaft  jeden  K-jrawanenverkehr  Tanga — 
Korogwe  und  Pangani — Korogwe  lahmlegen  und  sich 
selbst  nicht  nur  für  die  Ausbeutung  West-Usambaras, 
sondern  auch  für  die  Transporte  ins  tiefe  Innere  und 
von  da  an  die  Küste  unentbehrlich  machen.  Man  nimmt 
im  Allgemeinen  an,  dass  die  aus  dem  Kilimandjarogcbiete 
kommenden  Karawanen  später  der  Bahn  m  Korogwe 
Frachtgut  zuführen  werden, 


Der  regelmässige  Betrieb  der  jetzt  befahrenen  Strecke 
Tanga — Muhesa  hat  am  i.  April  i8qO  begonnen.  Fahr- 
planmässig  geht  allerdings  nur  ein  Zug  wöchentlich  nach 
beiden  Richtungen,  daneben  finden  aber  häufig  den  Be- 
dürfnissen des  Verkehres  entsprechend  Extrafahrten  statt. 

Massive  Stationsgebäude  und  geräumige  Schuppen  sind 
ausser  in  Tanga  noch  an  den  übrigen  Haltestellen  er- 
richtet, so  dass  die  gesicherte  Unterkunft  von  Personen 
und  ebenso  von  den  grössten  Producten  und  Waaren- 
massen  gewährleistet  ist. 

Einige  Gouvernementsdampfer  stellen  im  Anschlüsse 
an  die  europäische  Post  eine  regelmä'^sige  Verbindung 
zwischen  den  Küstenstationen  und  der  Hauptstadt  Dar- 
es-Salam  sowie  zwischen  dieser  und  Sansibar  her.  Die 
Nordstationen  (Tanga,  Pangani,  Saadani,  Bagamoyo) 
werden  jetzt  monatlich  dreimal,  die  Südstntinnen  (Kilwa, 
Lindi,  Mikindani)  zweimal  regelmässig  angelaufen  Dar-es- 
Salam  hat  mit  Sansibar  fünf  regelmässige  Verbindungen 
im  Monate.  Der  Verkehr  mit  der  Insel  Mnfia  und  Schole 
und  den  angrenzenden  Inseln  sowie  dem  Rufidji  wird 
von  Kilwa  aus  mit  einem  dort  abwechselnd  stationirten 
ehemaligen  Zollkreuzer  gesichert. 

Was  dem  ganzen  deutschen  Handelsverkehr  ungemeinen 
Aufschwung  geben  würde,  ist  eine  Eisenbahn,  welche 
die  Küste  mit  dem  Innern  des  Landes  verbindet.  Die 
fortschreitende  Kenntniss  des  südlichen  Hinterlandes  von 
Deutsch-Ostafrika  und  des  Flusslaufes  Ulanga-Rufidschi 
legt  die  Aufgabe  nahe,  diese  Wasserstrasse  möglichst 
bald  der  Erschliessung  der  werthvoUen  Binnengebiete 
dienstbar  zu  machen.  Dieses  Ziel  kann  erreicht  werden 
durch  die  Einführung  des  Dampferverkehres  auf  dem 
Oberlaufe  des  Flusses  und  den  Bau  einer  E'senbahn  für 
die  nicht  schiffbare  Strecke  des  Stromes.  Eine  bezügliche 
Eingabe  ist  von  der  deutschen  Colonialgesellschaft  bereits 
im  Jahre  1897  an  den  Reichskanzler  gerichtet  worden. 
Die  Angelegenheit  wird  noch  erwogen,  und  die  Reichs- 
regierung ist  mit  der  Frage  eifrig  beschäftigt.  Leider  ist 
das  deutsche  Capital  noch  immer  nicht  aus  seiner  Reserve 
her-iusgetreten ;  erst  dann,  wenn  der  Deutsche  in  den 
colonialen  Unternehmungen  sich  auf  den  von  den  Eng- 
ländern längst  eingenommenen  Standpunkt  stelkn  wird, 
ist  an  eine  ergiebige  Erschliessung  des  ungeheuren  Er- 
tragsgebietes zu  denken. 

In  der  Frage  der  Missionen  war  es  der  Wunsch  der 
Colonialregierung,  den  evangelischen  und  katholischen 
Missionären  begrenzte  Arbeitsgebiete  zuzuweisen,  doch 
haben  beide  dieses  Anerbieten  abgelehnt.  So  arbeiten 
sie  gemeinsam,  und  die  erzielten  Resultate  verdienen  die 
höchste  Anerkennung. 

Die  Aufmerksamkeit  und  das  Interesse  der  Colonial- 
behörden  waren  in  neuester  Zeit  an  eine  Landschaft 
gefesselt,  welche  vermöge  ihrer  Lage  und  ihrer  Be- 
ziehungen zu  Nachbarstaaten  ganz  besonders  des  Rück- 
haltes durch  die  deutsche  Macht  bedarf  Es  ist  der 
Stationsbezirk  am  Victoria  Nyanzasee,  auf  welchen  die 
revolutionären  Bewegungen  in  Uganda,  das  Vordringen 
des  Mahdithums,  die  Meutereien  der  englischen  Suda- 
nesentruppen stets  einen  unverkennbaren  Einfluss  ausüben. 
Die  Sudanesenbewegung  begann  äusserst  gefährlich  zu 
werden,  als  die  Engländer,  die  den  Meuterern  ebenbürtige 
Soldaten  nicht  gegenüberstellen  konnten ,  bedeutende 
Verluste  und  Misserfolge  erlitten  und  die  Sudanesen, 
hiedurch  ermuthigt,  die  politisch-religiöse  Idee  erfassten, 
das  Reich  des  Mahdi  bis  an  den  See  auszudehnen.  Dass 
dieselbe  völlig  scheiterte,  ist  der  bedeutenden  Unter- 
stützung der  Engländer  durch  Pulver  von  den  deutschen 
Stationen  Muanpa  und  Bukoba  und  der  rechtzeitigen 
Ankunft  der  indischen  Truppen  von  Mombassa  her  zu 
verdanken. 

Deutscherseits  wurde  die  Grenze  des  Bukobagebietes 
besetzt,  um  ein  Uebertreten  von  Rebellen  aus  Uganda 
zu  verhindern. 

Dieses  Zusammenwirken  der  Deutschen  und  Engländer 
dürfte    den    europäerfeindlichen  Elementen  auch  für  die 


JEDNOTA      . 

'  »<  r  0  V  z  '.>  li  1 1 M » 

ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORlkir^nUMV&  l-  l 
V   CtCMRCf 


«7 


Zukunft  die  Hoffnung  auf  weitere  Aufstandsversuche  be- 
nehmen. 

Im  Allgemeinen  kann  das  Gouvernement  mit  der 
Haltung,  die  die  eingeborenen  Untcrthanen  m  einer  fiir 
das  Hukobagebiet  kritischen  Zeit  bewiesen  haben,  durch- 
aus zufrieden   sein. 

Die  Sultane  stellten  ihre  Krieger  zur  Hcsetzung  der 
Grenze  bereitwilligst  zu  Hunderten,  und  es  war  aus  ihrem 
ganzen  Gebahren  zu  ersehen,  dass,  trotzdem  sie  eine 
ihnen  ungeheuer  erscheinende  Gefahr  fürchteten ,  das 
Vertrauen  zu  der  ihnen  sympathischen  deutschen  Re- 
gierung vorhanden  war. 

Die  poliiische  Lage  im  Nyanzibezirke  erscheint  nun- 
mehr als  völlig  gesichert.  P^ür  den  wirthschaftlichen  Auf- 
schwung, den  dieser  Bezuk  zu  nehmen  beginnt,  ist  dies 
von  ausserordentlicher  Bedeutung. 

Die  englischen  Lasten  gehen  vorläufig  noch  durch 
deutsches  Gebiet,  und  es  wird  dies  auch  noch  einige  Jahre 
so  bleiben.  In  Folge  des  durch  die  Ansammlung  von 
Europäern  und  indischen  Truppen  vermehrten  Bedarfes 
in  Uganda  ist  der  Export  nach  dort  ein  verhältniss- 
massig  bedeutender  und  wird  bis  zur  Fertigstellung  der 
Mombassa-Hahn  sich  auf  dieser  Höhe  halten. 

Die  im  Ex])orte  nach  Uganda  concurrirenden  Firmen 
erzielen  einen  bedeutenden  Gewinn,  da  der  Export  zoll- 
frei ist. 

Abgesehen  von  dem  durch  die  zeitlichen  Verhältnisse 
in  Uganda  bedingten  Aufschwung  des  Handels  ist  es 
ferner  als  eine  erfreuliche  Thatsache  zu  bezeichnen,  dass 
der  Muanzabczirk  in  diesem  Jahre  eine  grosse  Menge 
Wasukuinaleute  der  Plantagenarbeit  an  der  Küste  in  den 
Privatplantagen  zugeführt  hat.  Diese  neue  Art  des  Er- 
werbes wird  den  VVasukuma  mehr  und  mehr  vertraut 
werden  zum  Vortheile  der  Plantagenarbeit  an  der  Küste. 
Nur  so  lange,  als  der  abnorme  Export  nach  Uganda 
dauert,  wird  die  Anwerbung  von  Plantagcnarbeitern  ge- 
wisse Schwierigkeiten  bereiten,  da  eben  die  VVasukuma 
durch  den  Transport  von  Lasten  für  die  hier  con- 
currirenden Exportfirmen  einen  genügenden  Verdienst  in 
der  ihnen  gewohnten  Weise  finden. 

Die  europäische  Bevölkerung  der  Station  am  Nyanzasee 
hat  einen  Zuwachs  von  vier  deutschen  Kaufleuten  zu 
verzeichnen.  Im  Bukobabezirke  ."^ind  Europäer  noch  nicht 
ansässig. 

Die  Äfarschallinseln. 

In  dem  Schutzgebiet  der  dem  südlichen  Mikronesien 
angehörenden  Marschallinseln,  welche  die  Natur,  vermöge 
ihrer  korallinischen  Natur,  mit  einem  beschränkten  Wachs- 
thum  und  geringerer  Triebkraft  des  Bodens  ausgestattet, 
ist  eine  Vermehrung  der  mit  Europa  bestehenden  Han 
delsbeziehungen  nicht  eingetreten.  Das  Hauptproduct,  die 
Koprah,  der  getrocknete  Kern  der  Cocosnuss,  ergab 
eine  Ausfuhr  von  ca.  4000  /;  andere  Exportartikel 
sind  Haifischtlossen,  Trepang,  Perlmutterschalen.  Der 
VVerth  des  Gesammtexportes  dieser  Gegenstände  belief 
sich  auf  870.000  M. 

Verbindung  von  Jaluit  nach  Europa  bietet  sich  neun- 
mal, und  zwar  sechsmal  mit  dem  Postschuner  über  die 
Carolinen  und  dreimal  mit  dem  englischen  Dampfer 
nach  Sydney. 

Innerhalb  des  Schutzgebietes  wird  der  Verkehr  durch 
Segelschiffe  der  Jaluit-Gesellschaft,  die  englischen  Dampfer 
und  die  kleinen  Schiffe,  welche  Marschallanern  gehören 
und  von  ihnen  selbst  geführt  werden,  unterhalten.  Be- 
kanntlich besitzen  die  Eingeborenen  eine  starke  natür- 
liche Anlage  für  den  Schitfsdienst,  so  dass  die  Fahrzeuge 
ausschliesslich  mit  farbigen  Matrosen  arbeiten.  Mit  dem 
Bezirksamt  Nauru  besteht  nur  eine  sehr  seltene  und  un- 
regelmässige Verbindung.  Innerhalb  des  Schutzgebietes 
der  Marschallinseln  besteht  eine  Postagentur  in  Jaluit.  Die 
Postanstalt  wird  von  dem  Secretär,  einem  Beamten  der 
Landesverwaltung,  verwaltet  und  befasst  sich  mit  dem 
Briefverkehr  sowie  mit    dem  Zeitungsdienst.    Die  Unter- 


handlungen wegen  EinfUhnuig  des  Postpacketdienstei 
haben  zu  einem  P>gebniss  noch  nicht  geführt  und  künneo 
erst  wieder  aufgenommen  werden,  wenn  sich  Ubeiseheo 
lässt,  wie  die  Postverbindung  nach  und  von  den  Marschall- 
Inseln  sich  in  Zukunft  gestalten  wird. 


DIE  DEUTSCHEN  COLONIALERWERBUNGEN. 

Der  deutschen  Denkschrift,  betreffend  die  Inselgrupi^eo 
der  Karolinen,  Palau  und  Marianen,  entnehmen  wir: 

Nach  den  Bedingungen  des  zwischen  Spanien  und 
den  Vereinigten  Staaten  von  Amerika  am  10.  December 
1898  zu  Paris  abgeschlossenen  Friedens  blieben  im 
Stillen  ücean  die  östlich  vom  128.  Grad  östlicher  iJlnge 
von  Grecnwich  gelegenen  Inselgruppen  der  Karolin'.-n. 
Palau  und  Marianen  mit  Ausnahme  der  Insel  Guam 
(Guajan)  in  spanischem  Besitze. 

Der  Archipel  der  Karolinen,  zu  denen  auch  die  Palau- 
inseln  geographisch  gerechnet  werden,  umfasst  in  einem 
von  Stürmen  nur  selten  heimgesuchten  Meeresbecken 
von  der  Grösse  des  Mittelländischen  .Meeres  drei  Insel- 
gruppen :  die  östlichen  Karolinen,  die  Ruckgruppe  mit 
den  umliegenden  Atollen  und  die  westlichen  Karolinen 
mit  den  Palauinscln  im  Nordosten  der  holländischen 
Colonien.  Nach  ungefährer  Schätzung  hat  der  Archipel 
der  Karolinen  einen  Flächeninhalt  von  t45o  km''  mit 
etwa  40.000  Einwohnern.  Nach  Norden  gliedern  sich 
die  Marianen  an  die  centralen  Karolinen  an  und  bilden 
eine  Brücke  bis  zu  den  südlichsten  jajjanischen  Be- 
sitzungen. Die  in  Frage  kommenden  Inseln  der  Marianen 
weisen  schätzungsweise  einen  Flächeninhalt  von  bzb  km* 
mit  etwa  2000  Einwohnern  auf. 

Die  Maiianen  sind  im  Gegensatze  zu  den  Karolinen 
altes,  christliches  Culturland,  da.s,  ehedem  von  dem 
kraftvollen  Volksstamme  der  Chamorros  dicht  bewohnt, 
später  als  spanischer  Verbannungsort  benützt,  jetzt  nur 
noch  eine  sehr  massige  Bevölkerung  zählt.  Die  heutigen 
Bewohner,  die  Nachkommen  der  nach  Beendigung  der 
blutigen  Kämpfe  im  XVII.  Jahrhundert  noch  übrig  ge- 
bliebenen geringen  Reste  der  Urbevölkerung  von  zwangs- 
weise angesiedelten  Tagalen  aus  den  Philippmen  und 
von  eingewanderten  Spaniern,  zeichnen  sich  durch  Ge- 
nügsamkeit, friedliche  Gesinnung,  Arbeitsamkeit  und  An- 
stclliykeit  aus.  Ausser  Guam  sind  die  bemerkenswerthesten 
Inseln  Saipan  mit  der  Hauptstadt  Garapanag  und  dem 
Hafen  Tanapag.  Tmian  und  Rota.  Wie  Guam  zeichnen 
sich  diese  südlichen  Inseln  der  Marianen  im  Gegensatze 
zu  den  gewaltigen,  schwer  zugänglichen  Vulcaninseln 
der  nördlichen  Marianen,  deren  Beschaffenheit,  Boden- 
verhältnisse und  Grösse  im  Uebrigen  so  gut  wie  unbe- 
kannt sind,  ohne  Ausnahme  durch  sehr  gesundes  Klima 
mit  gemässigter  Temperatur,  üppige  Vegetation,  Frucht- 
barkeit und  guten  Wddbestand  aus.  Seit  langen  Jahren 
wird  auf  der  Insel  Tibian  Viehzucht  in  grosserem  Styl 
getrieben,  und  die  klimatische  Lage  und  Bodenbeschaffen- 
heit sind  nach  dem  Uitheile  aller  Kenner  des  Landes 
der  Anlage  niedriger  tropischer  Culturen,  namentlich 
auch  der  Anpflanzung  von  Zuckerrohr  günstig.  Wenn 
von  deutscher  Seite  nach  dieser  Richtung  die  Marianen 
bisher  vernachlässigt  worden  sind,  so  ist  dies  mit  Rück- 
sicht auf  die  unvortheilhafte  Lage  des  deutschen  Kauf- 
mannes in  diesem  altspanischen  Besitze,  in  dem  die 
günstigen  Bestimmungen  des  Karolinenprotokolls  von 
iSö.")  nicht  zur  Geltung  kamen,  und  aus  Besorgnis  vor 
den  die  Ins. In  von  Zeit  zu  Zeit  verheeren<len  Stürmen 
i;escheh<  n  Indessen  besteht  auch  für  die  Fidjigruppe,  die 
Fongainseln  und  Samoa  die  gleiche  Sturiugefahr,  ohne 
dass  man  sich  dort  deswegen  von  Anlagen  tropischer 
Culturen  hätte  abhalten  lassen.  Die  Erträge  der  be- 
stehenden Cocosnussculturen  sind  m  jilngster  Zeit, 
nachdem  die  deutschen  Händler  unter  <lem  Drucke  der 
Verhältnisse  sich  aus  den  Marianen  sorUckgeiogen  hauen, 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


dem  japanischen  Handel  zugute  gekommen.  Es  steht 
aber  mit  Sicherheit  zu  erwarten,  dass  unter  deutscher 
Herrschaft  der  deutsche  Handel  es  sich  nicht  entgehen 
lassen  wird,  das  verlorene  Terrain  wieder  zu  gewinnen 
und  sein  Handelsgebiet  von  den  Karolinen  aus  auch  auf 
die  Marianen  auszudehnen. 

Wesentlich  anders  liegen  die  Verhältnisse  auf  den 
Karolinen-  und  Palauinseln.  Obgleich  diese  Inselgruppen 
ebenfalls  seit  über  300  Jahren  bekannt  sind,  war  doch 
bis  zum  Jahre  1885  hier  nichts  im  Interesse  der  Cultur 
oder  zur  Erschliessung  von  Handel  und  Verkehr  ge- 
schehen, und  die  Eingeborenen  stehen  mit  Ausnahme 
desjenigen  Theiles  von  ihnen ,  der  zum  Christen- 
thume  bekehrt  worden  ist,  im  Gegensatze  zu  der  Be- 
völkerung der  Marianen  noch  fast  auf  der  niederen 
Culturstufe  des  uncivilisirten  Naturvolkes. 

Die  Hauptinseln  der  östlichen  Karolinen  sind :  Ponape, 
Hauptsitz  der  katholischen  Mission  (Kapuziner)  mit 
einem  Areal  von  340  km}  und  etwa  3000  Einwohnern; 
und  Kusaie  (Ualan  oder  Strong-Island),  wo  sich  die 
Hauptniederlassung  der  evangelischen  Mission  für  gan» 
Mikronesien  befindet,  iio  km'^  gross  mit  etwa  500  Ein- 
wohnern, die  der  centralen:  der  132^772^  mit  5000  Ein« 
wohnern  umfassende  Atoll  von  Ruck  (auch  Truck  oder 
Hogoluinsel)  mit  seinen  aus  der  Lagune  sich  erhebendeil 
hohen,  mit  kräftiger  Vegetation  bedeckten  Basaltinseln, 
die  der  westlichen  Yap  mit  einem  Flächeninhalte  von 
207  km^  und  gegen  3000  Einwohnern;  und  die  der 
Palauinseln:  Baobelsaob  (3000 /^w^,  8000  Einwohner)  und 
Corror,  nicht  umfangreich,  aber  mit  einem  sicheren  und 
bequemen  Hafen.  Die  meist  sanft  ansteigenden  Berg? 
lehnen  der  längst  erloschenen  mächtigen  Vulcane  der 
Inseln  weisen  weite  Flächen  nur  wenig  angebauten 
Plantagenlandes  von  üppigster  Fruchtbarkeit  auf,  die 
bei  der  günstigen  Bodenbeschaffenheit  schon  heute,  ohne 
systematische  Anpflanzung,  die  besten  tropischen  Früchte 
von  der  Ananas  bis  zur  Cocusnuss  und  der  Elfenbein- 
nuss  in  reichster  Fülle  hervorbringen.  Der  deutsche 
Forscher  Kubary  hatte  auf  seinem  Besitzthura  in  Ponapö 
Philippinenkaffee  angepflanzt  und  mit  diesem  ersten  Ver- 
suche vorzügliche  Erfolge  erzielt.  Die  Frage,  warum  auf 
diesem  fruchtbaren,  reich  bewässerten  Lavaboden  und 
unter  einem  rein  tropischen,  regenreichen,  gleichmässigen 
Klima,  also  unter  ähnlichen  Verhältnissen,  wie  sie  nur 
die  besten  Inseln  der  Philippinen  aufweisen,  bei  dem 
gänzlichen  Mangel  an  Erdbeben  und  an  thätigen  Vul- 
canen  und  namentlich  bei  den  für  europäische  Ansiedler 
ausserordentlich  günstigen  gesundheitlichen  Verhältnissen, 
die  keinerlei  perniciöse  Fieber  aufweisen,  so  überaus 
wenig  für  den  Plantagenbau  und  die  Anlage  von  tropi- 
schen Culturen  in  diesen  Gebieten  geschehen  ist,  be- 
antwortet sich  aus  den  überaus  nachtheiligen  Wirkungen 
der  unruhigen  Zustände  in  den  Karolinen  während  der 
lezten  15  Jahre.  Durch  diese  wurde  jede  wirthschaftliche 
Erschliessung  der  Inseln  zur  Unmöglichkeit,  und  so  ist 
es  gekommen,  dass  die  Axt  bisher  kaum  einen  Stamm 
des  dichten  Urwaldes  gefallt  hat,  der  die  bis  zu  2000  bis 
3000  Fuss  sich  erhebenden,  mit  schwerem  Humus  über- 
zogenen Höhenzüge  bedeckt.  Bei  dieser  Unsicherheit  hat 
selbst  die  rührige  deutsche  Jaluitgesellschaft  auf  die  Aus- 
führung ihres  ursprünglich  gefassten  Planes,  auf  den 
grösseren,  gebirgigen  Karolineninseln  durch  deutsche  An- 
siedler tropischen  Plantagenbau  betreiben  zu  lassen, 
bisher  verzichten  müssen. 

Der  Aufruhr  der  ihrer  ganzen  Natur  nach  sonst  fried- 
fertigen und  gutmüthigen  Eingeborenen,  der  die  Thätig- 
keit  der  spanischen  Verwaltungen  in  den  Karolinen 
völlig  in  Anspruch  nahm,  Hess  es  auch  nicht  zu,  dass 
die  Aufmerksamkeit  der  spanischen  Behörden  sich  der 
Förderung  des  Anbaues  der  Cocosnusspalme  auf  den 
für  solche  Culturen  wie  geschaffenen  grossen  Korallen- 
atollen der  Gruppe  und  der  Sicherung  von  Handel  und 
Verkehr  daselbst  widmete.  Nur  so  erklärt  es  sich,  dass 
das  Gebiet  der  Karolinen,    das    dreimal    so  ausgedehnt 


ist  wie  dasjenige  des  benachbarten  Schutzgebietes  der 
Marschallinseln,  bisher  nur  einen  so  verhältnissmässig 
geringen  Jahresertrag  an  Kopra  —  etwa    1500 — 2000  / 

—  geliefert  hat ;  unter  friedlicher  deutscher  Ver- 
waltung  wird  es  nur  eines  Zeitraumes  von  zehn  Jahren 

—  die  Zeit  bis  zur  ersten  Ertragsfähigkeit  der  Cocos- 
nusspalme —  bedürfen,  um  ein  weit  günstigeres  und 
dem  der  Marschallinseln  ähnliches  Ergebniss  herbeizu- 
führen. 

Die  Jaluitgesellschaft,  deren  Vorgängerinnen,  das  Haus 
Godeffroy  und  später  Hernshcim  &  Co.,  die  ersten 
kaufmännischen  Beziehungen  zu  den  Eingeborenen  an- 
geknüpft imd  in  den  Karolinen  und  Palai  den  Boden 
für  den  deutschen  Handel  gewonnen  haben,  hat  auch 
nach  dem  Jahre  1885  unter  der  spanischen  Regierung 
es  verstanden,  den  ersten  Platz  unter  den  Handelsunter- 
nehmungen des  Inselgebietes  zu  behaupten.  Die  einzige 
spanische  Firma  Factoria  Espanola,  welche  in  den 
letzten  fünfzehn  Jahren  sich  in  den  Karolinen  nieder- 
gelassen und  in  Yap  eine  Handelsstation  errichtet  hat, 
konnte  sich  zu  irgend  welcher  Bedeutung  nicht  ent- 
wickeln. Ausgedehnter  war  der  Arbeitskreis  des  amerika- 
nischen Händlers  O'Keefe,  der  namentlich  auch  in  den 
Palau  festen  Fuss  gefasst  hatte.  Ein  zweiter  kleinerer 
amerikanischer  Händler  sass  in  Kusaie  und  bereiste  mit 
einem  Schuner  die  benachbarten  Inseln.  Die  Versuche 
unternehmungslustiger  Japaner,  seit  einigen  Jahren  aul 
Ponape  und  anderen  Inseln  sich  festzusetzen  und  Kopra 
und  Schildpatt  gegen  japanische  Waaren  einzutauschen, 
haben  bisher  keinen  aennenswerthen  Erfolg  zu  ver- 
zeichnen gehabt.  Die  Jaluitgesellschaft  hat  alljährlich 
beinahe  drei  Viertel  der  gesammten  gesruteten  Kopra 
zur  Verschiffung  erhalten  und  eine  dieser  Ausfuhr  ent- 
sprechende Waareneinfuhr,  meist  deutschen  Ursprunges, 
umgesetzt. 

Die  deutsche  Gesellschaft  besitzt  heute  auf  allen 
wichtigeren  Inseln  Handelsniederlassungen,  und  sie  hat 
die  ausgesprochene  Absicht,  dem  oben  bereits  erwähnten 
ursprünglichen  Plan,  auch  Plantagenbau  auf  den  grösseren 
Karolineninseln  zu  treiben,  sofort  näher  zu  treten,  so- 
bald das  Inselgebiet  thatsächlich  in  den  Besitz  Deutsch- 
lands übergegangen  ist.  Sie  gedenkt,  kleinere  Colonial- 
gesellschaften  mit  massigem  Capitale  für  Plantagenbau 
auf  den  am  geeignetsten  scheinenden  Inseln,  wie  Kusaie, 
Ponapö,  Ruck  und  in  der  Palaugruppe  zu  gründen  und 
einzelnen  deutschen  Ansiedlern  Gelegenheit  zur  Nieder- 
lassung und  zum  Plantagenbetrieb  daselbst  zu  geben. 
Sie  ist  davon  überzeugt,  dass  diese  genannten  Inseln 
ausserordentlich  günstige  Bedingungen  für  den  Plan- 
tagenbau bieten.  Zwar  lässt  sich  der  Nachtheil  der 
gro.ssen  Entfernung  vom  Mutterlande  für  einen  solchen 
Betrieb  und  die  Heimschaft'ung  der  gewonnenen  Pro- 
ducte  nicht  übersehen,  aber  derselbe  wird  durch  den 
günstigen  Umstand  aufgehoben,  dass  die  Schaffung  kost- 
spieliger Verkehrsmittel  auf  den  Inseln  bei  ihrem  ver-  ^ 
hältnissmässig  geringen  Umfange  nicht  erforderlich  wird,  ■■ 
und  das  Meer  eine  billige  Beförderung  sichert.  Auf  " 
jeden  Fall  glaubt  die  Jaluitgesellschaft  —  und  sie  kann 
auf  eine  langjährige  Erfahrung  in  jenen  Gegenden  zu- 
rückblicken und  hat  mit  der  Bewirthschaftung  der 
Marschallinseln  beste  Erfolge  erzielt  —  dass  auch  der 
Plantagenbau  neben  dem  seit  langer  Zeit  üblichen 
Handelsbetrieb  in  den  Karolinen  eine  aussichtsvolle 
Unternehmung  ist,  mag  derselbe  nun  von  kleineren  Ge- 
sellschaften oder  unternehmungslustigen  Privaten  aus- 
geführt werden.  Denn  es  trifft  auf  den  Karolinen  der 
für  tropische  Gegenden  ausserordentlich  seltene  günstige 
Fall  zu,  dass  das  fast  ganz  fieberfreie  und  durch  die 
Seeluft  sehr  gemässigte  Klima  es  gesunden  deutschen 
Familien  sehr  wohl  gestattet,  sich  dort  auf  lange  Zeit 
niederzulass3n.  Was  die  Arbeiterfrage  betrifft,  die  für 
den  Plantagenbau  in  tropischen  Colonien  von  so  grosser 
Bedeutung  ist,  so  sind  die  hohen  Inseln  zwar  nicht 
Stark    bevölkert,    aber    die    tieferliegenden    Atolle    mit 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


grosser  Bevölkerungsziffer  bewirken,  dass  die  I^sung 
dieser  Frage  hier  keine  Schwierigkeit  machen  wird ; 
versorgt  doch  schon  jetzt  die  Karolineninsel  Pingelap 
Jaluit  mit  einer  genügenden  Zahl  von  Arbeitern.  Neben 
der  Anlage  von  Cocosnussanlagen  und  der  systemati- 
schen Anpflanzung  der  Sagopalme  wurden  beim  Plan- 
tagenbetrieb auf  den  hohen  Inseln  besonders  BaumwoU- 
Ijflanzungen,  mit  denen  man  in  Neu-Pommern  sehr  gute 
{•Erfolge  erzielt  hat,  zu  emjjfehlen  sein.  Auch  wird  Boden- 
beschaffenheit und  klimatische  Lage  den  Anbau  von 
Tabak  und  Culiurea  von  feineren  Kaffeesorten  gestatten. 
Endlich  ist  noch  darauf  hinzuweisen,  dass  man  in 
jüngster  Zeit  mit  dem  Anbau  des  Ylang-Ylang- Baumes 
und  der  Fabrication  des  bekannten  Parfüms  in  Manila 
ganz  vorzügliche  Geschäfte  gemacht  hat.  Der  Ylang- 
Ylang-Baum  aber  findet  sich  auf  vielen  der  Karolinen- 
inseln, und  seine  Cultur  erfordert  nur  sehr  geringe 
Arbeit.  Gerade  Mikronesien  ist  aber  ein  ganz  besonders 
günstiges  Absatzgebiet  für  ätherische  Oele,  da  die  Ein- 
geborenen solche  in  gros.sen  Mengen  verbrauchen. 

Von  besonderer  Wichtigkeit  für  die  wirthschaftliche 
Erschliessung  dieser  entlegenen  Gebieto  wird  ihre  mög- 
lichst baldige  Einbeziehung  in  den  austraHschen  Welt- 
verkehr sein.  Sowohl  der  Norddeutsche  Lloyd  in  Bremen 
wie  die  Jaluitgesellschaft  in  Hamburg  haben  sich  bereits 
mit  Entwürfen  zur  Verwirklichung  dieses  Gedankens 
beschäftigt.  Von  hoher  Bedeutung  dafür  ist  die  grosse 
Anzahl  sicherer  Häfen  auf  den  Karolinen-  und  Palau 
inseln.  Während  die  Marschallinseln  bei  ihrer  geringen 
Erhebung  über  dem  Meere  keinen  einzigen  stiirmsicheren 
Hafen  und  namentlich  kein  frisches  Wasser  besitzen, 
weisen  die  hohen  Inseln  der  Karolinen  fast  ohne  Aus- 
nahme vortreffliche  Häfen  rnit  Susswasserflüs^en  auf  So 
Kusaie  mit  seinem  Berghafen  Chabrol  im  Westen,  den 
Häfen  Co(|uiIle  und  Becard  im  Osten  und  dem  Lottin- 
hafen  im  Süden,  so  Ponapö  an  der  Nordseite  mit  dem 
sehr  geschützten  Hafen  Metalanim,  an  der  Südwestseite 
mit  dem  Hafen  Ronkiti,  an  der  Südspitze  mit  dem  Hafen 
Ponatik  und  an  der  Nordwestküste  mit  dem  spanischen 
Regierungshafen  Jokoils.  Ebenso  hat  die  Hauptinsel  der 
westlichen  Karolinen,  Yap,  an  der  Südostküste  einen 
guten  Hafen  Tomil,  der  eine  sehr  tief  einschneidende 
Bucht  bildet,  und  auch  die  Palaugriippe  verfügt  über 
einige  recht  gute  Häfen,  deren  Bedeutung  wesentlich 
erhöht  werden  dürfte,  wenn  sich  bestätigen  sollte,  dass, 
wie  mit  Be-timmtheit  erst  in  jüngster  Zeit  wieder  ge- 
meldet worden  ist,  sich  dort  Kohlenlager  befinden. 

Vom  Standpunkte  unserer  politischen,  wirthschaft- 
Hchen  und  maritimen  Interessen  erscheint  die  Er 
Werbung  der  Inselgruppen  für  uns  gleich  nützlich  und 
nothwendig. 


DIE  BAUMWOLLCULTUR  IN  CENTRALASIEN. 

Das  k.  und  k.  Consulat  in  Tiflis  berichtet:  VVar 
schon  das  Jahr  1897  für  die  BaumwoUcultur  Central- 
asiens  nicht  besonders  günstig,  so  muss  1898  seit  einer 
Reihe  von  Jahren  als  das  allerungünstigste  bezeichnet 
werden.  Ganze  Landstriche,  die  in  den  Vorjahren  be- 
deutende Ernte  ergaben,  haben  im  Berichtsjahre  nicht 
einmal  die  Hälfte  einer  Normalernte  ergeben. 

Allerdings  war  auch  die  angebaute  Fläche  geringer 
wie  in  den  Vorjahren  und  hatte  gegen  1897  eine  Ab- 
nahme von  20  Percent  aufzuweisen,  was  den  vorjährigen 
ungünstigen  Preisconjuncturen  zuzuschreiben  ist,  so  dass 
sich  die  Pflanzer  durch  die  gebesserten  Getreidepreise 
vielfach  veranlasst  gesehen  haben,  zum  Getreidebau 
zurückzukehren. 

Die  Witterungsverhältnisse  waren  die  denkbar  ungün- 
stigsten: Winter  und  Frühjahr  waren  sehr  trocken,  so 
dass  in  Ermangelung  der  erforderlichen  F"euchtigkeit  die 
Flüsse  vorzeitig,  schon  Mitte  Juni,  theilweise  oder  ganz 
ausgetrocknet    sind.     Namentlich    haben    die  fruchtbare 


Oase  von  Merw  und  der  Tetshener  Bezirk  durch  die 
Wasserarmut  der  Flüsse  Murgab  und  Tetshen  viel  ge- 
litten. 

Man  muss  die  centralasiatischen  Verhältoiase  kenoeD, 
um  zu  begreifen,  welche  Bedeutung  diese  Wasserfrage 
spielt. 

Viele  Pflanzungen  haben  im  benannten  Gebiete  nicht 
einmal  ein  zweites-,  geschweige  denn  ein  drittesmal  be- 
wässert werden  können.  Die  Eingeborenen  sollen  diesen 
Wassermangel  im  Voraus  gesehen  haben  und  ist  auch 
diesem  Umstände  theilweise  die  Abnahme  des  ange- 
bauten Areals  zuzuschreiben. 

Auf  den  trockenen  Frühling  sind  gleich  nach  der 
Aussaat  wolkenbruchartige  Regengüsse  eingetreten,  so 
dass  die  Saat  vielfach  gar  nicht  aufkommen  konnte; 
diese  Regengüsse  bilden  eine  Plage  Transkaspien»,  da 
sich  in  Folge  derselben  eine  so  feste  und  harte  Erd- 
kruste bildet,  dass  dieselbe  das  Keimen  und  Aufkommen 
der  Pflanze  gar  nicht  zulässt. 

Zu  diesen  ungünstgen  Witterungsverhältnissen  gesellte 
sich  die  Heuschreckenplage,  die  heuer  noch  verheerender 
aufgetreten  ist  wie  sonst.  Viele  hunderte  von  Dessatinen 
sind  vollkommen  vernichtet  worden.  Alles  das  bewirkte, 
dass  quantitativ  die  Ernte  mehr  als  um  ein  Drittel  ver- 
kürzt wurde. 

Allerdings  war  der  Ertrag  qualitativ  sehr  befriedigend. 
Der  trockene  und  warme  Herbst  hat  die  Möglichkeit 
gegeben,  die  Faser  unter  günstigen  Conjuncturen  einzu- 
heimsen. Die  Fröste  sind  nur  sehr  spät  eingetreten  und 
auch  das  letzte  Drittel  der  Ernte  hat  ganz  gut  heran- 
reifen können,  was  z.  B.  im  Jahre  1897  und  1896  ni'ht 
der  Fall  war. 

Die  Faser  war  sehr  weiss,  gleichmässig,  seidenartig 
und  entsprechend  lang. 

Die  Preise  waren  nicht  besonders  günstig ;  man  zahlte 
an  Ort  und  Stelle  für  rohe  Baumwolle  nur  Rubel  i"6o 
bis  183  per  Pud.  gegen  Rubel  2 — 215  im  Jahre  1897. 
Als  Hauptsitz  der  BaumwoUcultur  muss  das  Tergana- 
gebiet  angesehen  werden,  da  hier  allein  zweimal  so  viel 
Baumwolle  angepflanzt  wird,  wie  im  ganzen  Turkestan 
zusammen. 

Seit  i8q6  ist  jedoch  hier  eine  Abnahme  der  Produc- 
tion  zu  constatiren.  Im  Jahre  1896  betrug  der  Export 
gereinigter  Baumwolle  3  •/»  Millionen  Pud,  und  im  Jahre 
1897  ist  das  angebaute  Areal  und  die  Production  um 
15  Percent,  im  Jahre  1898  um  25  Percent,  also  im 
Ganzen  um  40  Percent  gegen  1896  zurückgegangen. 
Hauptursache  hievon  mag  nebst  den  klimatischen  Ver- 
hältnissen in  der  Erschöpfung  des  Bodens  zu  suchen 
sein.  Eine  Dessatine  (i'/ii^j)  gut  gedüngten  Bodens 
gibt  einen  Ertrag  von  80 — 100  Pud,  ungedüngter  Boden 
dagegen  kaum  60  Pud.  Wegen  Mangels  an  Vieh  kann 
jedoch  der  Boden  nicht  entsprechend  gedüngt  werden. 
Die  Hebung  der  Viehzucht  wäre  demnach  die  Haupt- 
bedingung, um  der  BaumwoUcultur  aufzuhelfen ;  aller- 
dings bildet  der  Mangel  an  Weideplätzen  fast  unül>er- 
windliche  Schwierigkeiten.  • 

Auch  hat  die  Bevölkerung  unter  dem  Mangel  guter 
Sämereien  zu  leiden ;  es  sollen  nun  drei  Versuchsfelder  mit 
einem  Aufwände  von  je  16.000  Rubel  eingerichtet  und 
Sorge  getragen  werden,  dass  Samen  guter  Qualität  in 
entsprechender  Menge  erhältlich  sei. 

Im  Gebiete  Samarkand  betrug  das  angebaute  .^real 
ca.  Bodo  Dessatinen,  ist  also  seit  dem  Vorjahre  unver- 
ändert geblieben.  Hier  waren  die  Witterungsverhältnisse 
günstig  und  die  Ernte  durchwegs  befriedigend  (90  bis 
100  Pud  per  Dessatine).  Die  Qualität  der  er-.ten  Ernte 
war  sehr  gut;  die  zweiten  und  dritten  Ernten  haben 
durch  den  Frost  vom  10.  October  gelitten  und  sind 
gelblich  in  der  Farbe. 

Im  Amu-Darja-Gebiete  waren  die  Baumwollfelder  durch 
die  heftigen  Hagelschläge  zum  grossen  Tlieile  vernichtet, 
nachdem  sie  zu  weitgehenden  Hoffnungen  Anlass  gegeben 
haben.     Im    Bezirke   Tschimkent   bat   der   Anbaa   tob 


70 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


amerikanischem  Samen  erfreuliche  Fortschritte  zu  ver- 
zeichnen: es  sind  3108  Dessatinen  mit  amerikanischem 
Samen  und  "bloss  156  Dessatinen  mit  einheimischen  be- 
säet worden. 

In  Transkaspien  war  der  Ertrag  ungünstig ;  nur  das 
kaiserliche  Gut  in  Bairam-Ali  bildet  eine  erfreuliche  Aus- 
nahme. Während  die  angebaute  Fläche  im  ganzen  Ge- 
biete eine  Abnahme  verzeichnete,  hat  dieselbe  in  Bairam- 
Ali  um  209  Dessatinen  zugenommen  und  betrug  220" 
Dessatinen.  Der  Ertrag  stellte  sich  auf  105  Pud  per 
Dessatine.  Der  Grund  ist  nur  in  der  entsprechenden 
Canalisation  zu  suchen,  wodurch  es  möglich  ist,  eine 
rationelle  Irrigation  der  Felder  zu  besorgen. 

In  Chiwa  war  das  angebaute  Areal  dem  vorjährigen 
gleich.  Die  Ernte  betrug  75  Percent  der  Nörmalernte, 
war  aber  qualitativ  nicht  sehr  b^frie^igend. 

Nur  in  Bokhara  waren  die  Ernteresultate  sehr  er- 
freulich, obgleich  das  angebaute  Areal  eine  kleine  Ab- 
nahme zu  verzeichnen  hatte  und  auf  40.000 — 50.000 
Dessatinen  geschätzt  wurde.  Die  Witterungsverhältnisse 
waren  hier  im  Gegensatze  zum  übrigen  Centralasien 
recht  günstig  und  die  Ernte  war  fast  um  70  Percent 
ergiebiger  wie  im  Jahre  1897  :  sie  wurde  auf  loo  bis 
I  10  Pud  per  Dessatine  geschätzt.  Im  Durchschnitt  war 
auch  die  Qualität  befriedigend;  nur  ein  Viertel  des  Er- 
trages hat  durch  einen  heftigen  Frost  Ende  September 
gelitten  und  ist  gelblich  in  der  Farbe. 


CHRONIK. 

Asien. 

Arabien.  Die  militärischen  Maassnahmen  zur  Herstel- 
lung der  Ruhe  in  Jemen  haben  günstigen  Erfolg.  Ab- 
dullah Pascha  rückt  mit  1 1  Bataillonen  und  zwei  Batte- 
rien gegen  die  aufständischen  Araber  vor  und  schlägt 
sie  bei  Wadie,  acht  Tagmärsche  nördlich  von  Sanaa; 
er  nimmt  auch  das  stark  befestigte  und  mit  Uebermacht 
vertheidigte  Gaflet-ul-A  zäher  unter  geringen  Verlusten. 
Seinem  Verlangen  nach  Truppenversiärkungen,  um  damit 
die  Ruhe  rascher  als  bisher  durchzuführen  und  zu 
festigen,  wird  nicht  willfahrt. 

Persien.  Auf  die  Nachricht  von  dem  Erscheinen  einer 
russischen  Expedition  auf  persischem  Gebiete  rüstet  Eng- 
land eine  Gegen expedition  aus,  um  der  Festsetzung  der 
Russen  am  persischen  Golfe  zuvorzukommen  und  damit 
die  definitive  Besitzergreifung  der  Mündungen  des 
Euphrat  und  Tigris  vorzubereiten.  Die  Nachricht,  dass 
Russland  das  Besetzungsrecht  des  Hafens  Benderabbas 
erworben  habe,  wird  für  unrichtig  erklärt. 

Indien.  Die  Beziehungen  der  indischen  Regierung  zum 
Emir  von  Afghanistan  sind  wieder  entschieden  freund- 
schaftUch  geworden.  —  Die  Ausweise  über  dieErkrankungen 
an  Pest  verzeichnen  aus  Bombay,  Calcutta  und  anderen 
Theilen  des  Landes,  mit  Ausnahme  von  Kolar  und  der 
Goldfelder,  eine  andauernde  Besserung. 

Siam.  D(^  Provinz  Luang-Prabang  wird  von  der  siamesi- 
schen Regierung  an  Frankreich  abgetreten.  Die  siamesi- 
sche Regierung  gibt  auch  die  Stadt  Schantabun  und  die 
neutrale  Zone  auf  Die  Leitung  der  öffentlichen  Bauten 
und  des  Unterrichtswesens  wird  den  Franzosen  zugesagt; 
auch  der  Wasserleitungsbetrieb  soll  an  sie  vergeben 
werden.  Eine  Eisenbahn  von  Bangkok  nach  Saigon  wird 
von  Franzosen  ausgeführt  werden. 

China.  Der  Kaiser  von  China  erkennt  mittelst  eines 
Erlasses  die  katholische  Religion  im  ganzen  Reiche  an 
und  bewilligt  allen  Missionären  den  Amtsrang,  wonach 
ihnen  das  Recht  zusteht,  je  nach  ihrem  Pvange  mit  den 
Mandarinen  zu  verkehren;  auch  wird  das  französische 
Protectorat  über  die  Katholiken  in  China  mit  allen 
Privilegien  anerkannt.  —  Auf  Grund  des  neuen  englisch- 
russischen Abkommens  sucht  die  russisch-chinesische 
Bank  mit  Unterstützung  des  russischen  Gesandten  um 
die  Ertheilung  der  Concession  für  eine  Zweigbahn  nach, 


die  von  Niutschwang  oder  einem  anderen  Punkte  der 
transmandschurischen  Bahn  über  Schanhaikwan  nach 
Peking  zubauen  wäre;  das  Tsungliyamen  lehnt  die  russi- 
sche Forderung  erst  ab,  doch  bescliliesbt  die  chinesische 
Regierung  später,  nachzugeben  und  die  Concession  zum 
Baue  der  Eisenbahn  von  Mulden  nach  Peking  zu  er- 
theilen.  —  Durch  die  Bemühungen  des  amerikanischen, 
englischen  und  deutschen  Generalconsuls  kommt  eine 
Abmachung  über  die  Ausdehnung  der  Fremdennieder- 
lassung in  Shanghai  zu  Stande.  • — -  Der  französische  Ge- 
sandte verlangt  als  F^ntschädigung  für  die  Gefangennahme 
des  Paters  Fleury  die  Zahlung  von  1,200.000  Taels  und 
die  Ciewährung  gewisser  Bergwerksrechte  in  der  Provinz 
Szetschuan.  —  Auf  zwei  in  Kaschgar  ansässige  schwedi- 
sche Missionäre,  Hogberg  und  Racjuette,  und  deren 
Frauen  findet  ein  ernstlicher  Angriff  statt.  Der  britische 
Agent  MacArtney  eilt  ohne  militärische  Begleitung  zu 
deren  Rettung  herbei,  und  danach  sendet  der  russische 
Generalconsul  eine  Escorte  von  Kosaken  für  die  Ueber- 
fallenen ;  die  Frauen  werden  im  russischen  Consulat 
untergebracht,  die  Missionäre,  verbleiben  im  Missions- 
hause. —  England  fordert  volle  Geuugthuung  für  das  Ver- 
halten des  Vicekönigs  von  Canion  und  der  dortigen  Be- 
hörden, die  einen  Angriff  uniforrairter  chinesischer  Sol- 
daten auf  F.ngländer  in  Kaulun  zugelassen  haben ;  jener 
Angriff  soll  aber  nach  den  Behauptungen  desTsungliyamens 
von  einer  geheimen  Gesellschaft  ausgegangen  s-in.  — 
Auf  Gerüchte  von  Unruhen  im  Hinterlande  von  Kaulun 
geht  ein  Truppenaufgebot  von  2000  Mann  dahin  ab ; 
diese  bemächtigen  sich  der  Stadt  Kaulun,  wo  sie  die 
Besatzung  zwingen,  die  Waffen  niederzulegen,  nachdem 
sie  den  Mandarinen  ihre  Absichten  kundgegeben  hatten. 
Die  britische  Flagge  wird  ohne  Zwischenfall  gehisst,  man 
hinterlässt  eine  Besatzung  und  Streifwachen,  die  das 
Europäerviertel  von  Kaulun  bewachen.  Auch  Tschintschun 
(jenseits  des  engUschen  Gebietes  auf  chinesischen,  Boden) 
soll  militärisch  besetzt  werden.  —  Chinesische  Rebellen- 
banden von  Tungkiang  fallen  in  das  britische  Gebiet 
ein.  —  In  Wutschau  am  Westflusse  werden  gegen  die 
Ausländer  gerichtete  Placate  angeschlagen,  die  von  den 
Mandarinen  und  allen  Class.n  der  Bevölkerung  aus- 
gehen; sie  enthalten  in  heftiger  Sprache  die  Aufforde- 
rung, die  Ausländer  ohne  Gnade  niederzumetzeln,  und 
richten  sich  besonders  gegen  die  Christen.  —  Auf  dem 
Sikiang  wird  der  englische  F'lussdampfer  „Joon"  von 
Piraten  angegriffen,  die  Geld  und  sonstiges  Eigenthum 
im  Werthe  von  7000  $  furtschleppen.  —  Die  von  Eng- 
land neu  erworbenen  Inseln  werden  von  bewaffneten 
Räuberbanden  heimgesucht;  die  Polizei  ist  nicht  im 
Stande,  ausreichenden  Schutz  zu  gewähren.  —  Die  Dörfer 
in  Südschantung,  aus  denen  die  Rebellen  stammen,  die 
kürzlich  Lieutenant  Hannemann,  Dolmetscher  Mootz  und 
Bergingenieur  Vorschulte  überfallen  haben,  werden  von 
der  Strafexpedition  niedergebrannt;  Leben  imd  Eigen- 
thum, Tempel  und  Ahnenhallen  der  Bewohner  werden 
geschont.  Die  in  Jitschau  verbliebene  deutsche  Abthei- 
lung zieht  von  dort  ab  und  kehrt  nach  Tsintau  zurück. 
Es  werden  fünf  Literaten  als  Bürgen  mitgenommen,  bis 
die  eingeleitete  Bestrafung  der  den  Behörden  von  Jitschau 
namhaft  gemachten  Rädelsführer  bei  der  Misshandlung 
des  Missionärs  Stenz  durchgeführt  sein  wird.  Die 
chinesische  Regierung  richtet  an  alle  Ortsbehörden  den 
Befehl,  sich  den  Schutz  der  deutschen  Reichsangehörigen 
angelegen  sein  zu  lassen.  In  der  Umgegend  von  Jitschau 
und  Itschoufu  ist  nun  Alles  ruhig.  —  Das  Tsungliyamen 
beschliesst  die  Errichtung  einer  russischen  Schule  in 
Peking,  wo  nur  die  russische  Sprache  auf  Kosten  der 
chinesisclien  Regierung  und  durch  ein  Lehrpersnnal  aus 
Petersburg  zum  Gebrauche  der  Dolmetscher  und  Eisen- 
bahnbeamten gelehrt  werden  soll  —  Die  Pest  in  Hongkong 
greift  weiter  um  sich,  und  es  kommen  viele  Erkran- 
kungen und  Todesfälle  vor. 

Korea.  Die  koreanische  Regierung  entspricht  dem  Ge- 
suche  der    ostrussischen   Fischereigesellschaft    uin    Ver- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEMT. 


n 


Pachtung  von  drei  Landparcellen  an  der  koreanischeii 
Küste  zur  Errichtung  von  Stationen  für  den  Walfischfauj^ 
au(  die  Dauer  von  zwölf  Jahren. 

Philippinen.  Die  Bemühungen  der  Philippiner,  von  den 
Amerikanern  die  Friedensbedingungen  mitgetheilt  zu  er- 
halten, sind  von  keinem  Erfolge  begleitet,  und  Aguinaldo 
weigert  sich,  mit  Spanien  in  Betreff  der  Freilassung  der 
spanischen  Gefangenen  zu  unterhandeln.  Trotz  der 
Friedensverhandlutigen  wird  General  Lawton  in  ein 
schweres  Gefecht  verwickelt.  Seine  Colonne  nimmt  Balinag 
und  die  benachbarten  Dörfer  und  zerstreut  und  verfolgt 
1600  Aufständische,  die  viele  Verwundete  und  Gefangene 
verlieren.  General  Wheaton  besetzt  die  Stadt  San  Toraas 
nach  einem  heftigen  Gefechte  mit  den  Aufständischen, 
die  erbitterten  Widerstand  leisten  und  die  Stadt  nieder- 
brennen. Aguinaldo  mit  der  philiijpinischtn  Regierung 
wird  aus  San  Fernando  vertrieben,  und  die  Amerikaner 
nehmen  diese  Stadt,  nachdem  sie  von  den  Aufsländi- 
schen in  Brand  gesteckt  worden.  Oberst  Summers  rückt 
in  der  Richtung  gegen  Maasand  vor,  greift  den  Feind 
in  starken  Verschanzungen  an  und  wirft  ihn  mit  grossen 
Verlusten  nordwärts  zuiück.  Die  Philipi)iner  greifen  die 
spanische  Garnison  in  Zamboanga  an  und  bemächtigen 
sich  der  Wasserleitung,  werden  aber  zurückgeworfm. 
Nach  einem  kräftigen  Ausfall  der  (iarnison  werden  die 
Aufständischen,  die  den  Platz  und  Hafen  beschiessen, 
um  die  Einschiffung  der  Spanier  unmöglich  zu  machen, 
zurückgedrängt,  und  die  Spanier  schiffen  sich  ein.  Jolo 
wird  ohne  Zwischenfall  geräumt  und  von  den  Ameri- 
kanern besetzt.  Nach  Baier  wird  ein  Dampfer  mit  einem 
höheren  spanischen  Officier  gesandt,  um  die  Besatzung 
zum  Abzug  zu  bewegen.  Eine  Truppenabtheilung  unter 
Hauptmann  Tilley,  die  zum  Zwecke  einer  Kabelausbesse- 
lung  in  Escalante  auf  der  Negrosinsel  landet,  wird  von 
den  Eingeborenen  angegriffen,  und  malaiische  Seeleute, 
die  mit  Tilley  landen,  werden  von  den  Aufständischen 
gefangen  genommen  und  in  Stücke  geschnitti  n.  General 
ütis  erklärt,  dass  der  Feldzug  auf  den  Philippinen  wäh- 
rend der  Regenzeit  mit  äusserster  Energie  werde  foit- 
geführt  werden. 

Afrika. 

AefiypUn.  In  Alexandrien  kommen  Erkrankungen 
an  der  Pest  unil  auch  einige  Todesfalle  von  Pest- 
kranken vor. 

Abessynien.  Lord  Lovat  trifft  mit  einer  Truppe  in 
Manti  auf  abessynischem  Gebiete  ein,  nachdem  er  bis 
auf  Famaka  am  Blauen  Nil  vorgegangen  war.  Das  Be- 
finden der  Truppe  ist  gut. 

Französische  Somaliküs/e.  Major  Marchand  trifft  in 
Dschibuti  ein. 

Aegypiischer  Sudan.  Ibrahim  Ali,  der  Ni ffe  des  Sultans 
von  Darfur,  der  den  Wunsch  kundgegeben  hat,  den 
engliseh-ägyptischen  Truppen  freundschaftlich  begegnen  zu 
dürfen,  wird  vom  General  Kitchener  Pascha  mit  einer 
Mission  an  den  Sultan  betraut  und  findet  diesen  bei 
seiner  Ankunft  in  Darfur  von  Ali  Dinar  entthront.  Ibrahim 
wird  mit  seiner  Escorte  von  150  Mann  gezwungen,  mit 
Ali  Dinar  den  Kampf  aufzunehmen,  wiid  von  diesem 
geschlagen,  1 20  seiner  Begleiter  werden  getödtet,  und 
er  kehrt  mit  den  übrigen  30  Mann  nach  Omdurman  zu- 
rück. —  260  Derwische  mit  einer  grossen  Anzahl  von 
Frauen  und  Kindern  vom  Lager  des  Khalifa  ergeben 
sich  einem  englischen  Kanonenboot  auf  dem  Weissen  Nil. 

Fransösisch- Guinea.  An  der  Elfenbeinküste  tritt  die 
Beulenpest  auf. 

Brilisch-Ostafrika.  Oberst  Evatt  greift  am  östlichen 
Ufer  des  Nil  den  Häuptling  Kabarego  an  und  bringt 
ihm  eine  Niederlage  bei,  wobei  300  Feinde  fallt  n  und  Kaba- 
rego selbst  schwer  verwundet  wird.  Kabarego  und  König 
Muanga  wenien  gefangen  genommen.  —  Die  Uganda- 
bahn erreicht  den  300.  Meilenpfosten  (480  kni),  sq,  dass 
sie  auf  halbem  Wege  nach  dem  Victoriasee  vollendet  ist. 

Kamerun.  Um  den  Verkehr  aus  der  Gegend,  die  zum 
Stromgebiete  des  Congo  gehört,  auf  das  deutsche  Schutz- 


gebiet überzulenken,  wird  in  dessen  Süden  eine  neue 
Stra.sse  angelegt,  und  sollen  auch  die  KUstenorte  Bata 
und  Batanga  durch  eine  Strasse  verbunden  werden. 

Französisch- Cnn  1^0.  Die  Expedition  Foureau-Fondere, 
die  \on  Ucso  am  oberen  Sangha  aufgebrochen  ist,  um 
die  noch  unbekannten  Gebiete  des  französischen  Congo 
zwischen  dem  oberen  Sangha  und  dem  Laufe  des  Ogowc 
zu  ei  forschen,  trifft  einen  Monat  fiüher,  als  erwartet, 
vollzählig  am  Ufer  des  Come,  eines  Nebenflusses  des 
unteren  Ogowe,  ein,  nachdem  sie  lO'  o  km  durch  das 
Gebüsch  eines  dichten  Waldes  des  von  den  menschen- 
fressenden Bahui  bewohnten  Landes  znrückgelcgt  hatte. 
Die  Vorhut  unter  Führung  Fonddre's  dringt  bis  Ninoe- 
ninyue  vor,  um  Libreville  zu  erreichen;  Foureau  bleibt 
noch  im  Hinterlande  und  besorgt  die  Postenablösung 
in  Bokoni. 

Congostaal.  Die  Vorhut  der  unter  dem  Befehl  des 
Hauptmannes  Vanwert  und  zweier  Lieutenants  stehenden 
Colonne,  die  von  ihrem  Posten  Basoko  aufgebrochen  ist, 
soll  gemeutert  haben;  42  Soldaten  sollen  zum  Feinde 
übergegangen,  Lieutenant  Bell  und  ein  schwarzer  Sergeant 
getödtet  sein. 

Deulsch-Ostafrika.  Eine  unter  der  Leitung  zweier 
Europäer  stehende  Karawane  soll  östlich  vom  Nyassasee 
in  der  Nähe  des  Quellengebietes  des  Rowuma  von  Ein- 
geborenen angegriffen,  50  Träger  getödtet  und  alle  mit- 
geführten Waaren  geraubt  worden  sein.  Die  beiden 
Eurojiät-r  sollen  nach  einer  dreitägigen  Wanderung  durch 
den  Busch  ein  Fort  erreicht  haben.  (Da  in  Berlin  von 
einem  Ueberfall  einer  Ex])edition  im  Rowumagebiete 
nichts  bekannt  ist,  da  sich  auch  gegenwärtig  eine  deut- 
sche Expedition  in  der  angegebenen  Stärke  im  Rowuma- 
gebiete nicht  befindet,  und  da  endlich  auf  den  Karten 
von  Deutsch-Ostafrika  kein  Fort  in  dieser  Gegend  ein- 
gezeichnet ist,  darf  man  vielleicht  die  Vermuthung  aus- 
sprechen, dass  diese  Nachricht  mit  der  Meldung  aus 
dem  Congostaate  identisch  ist.) 

Portugiesisch-  Westafrika.  In  Ambaca,  dem  Endpunkte 
der  ersten  Concession  der  transafrikanischen  Eisenbahn, 
trifft  die  erste  Locomotive  ein. 

Südafrikanische  Republik.  In  Johannesburg  werden 
sieben  Personen  (nicht  gewesene  britische  Officiere,  wie 
es  in  der  ersten  Meldung  heisst)  verhaftet  und  des 
Hochverrathes  beschuldigt.  Sie  sollen  den  Plan  gehabt 
haben,  das  Fort  auf  dem  Hospitalhügel  zu  überrumpeln, 
die  Wachtposten  niederzuschlagen  und  die  Besatzung  zu 
überwältigen ;  über  das  Weitere  seien  sich  die  Ver- 
schwörer selbst  nicht  klar  gewesen. 

Deulsch-Siidwcslafrika.  Nach  Deutsch  -  Sudwestafrika 
soll  eine  bergmännische  Expedition  abgehen,  um  die  vor 
einigen  Jahren  dort  entdeckten  Kupfer-  und  Golderz- 
gänge auf  ihre  Abbauwürdigkeit  in  untersuchen. 

Madagaskar.  Der  Stamm  der  Talalas  befindet  sich  im 
Aufstande.  Ein  Beamter  und  ein  Sergeant  sind  von  den 
Aufständischen  getödtet  worden. 

Australien. 
Samoa.  Das  verschanzte  l.ager  der  Aufetändischen  in 
Vailima  wird  beschos-ien  und  erstürmt,  worauf  sich  jene 
mit  einem  grossen  Verluste  an  Verwundeten  zurück- 
ziehen. Nach  einem  Scharmützel  in  der  NHhe  der  Stadt 
dringt  die  Abtheilung  Gaunt's  gegen  die  Aufständischen, 
die  sich  in  einem  Gebüsche  verschanzt  haben,  vor,  und 
CS  findet  ein  ernsthaftes  Gefecht  statt.  Mataafa  wird  von 
Admiral  Kautz  und  Capitän  Sturdee  mit  der  sofortigen 
Wiederaufnahme  der  Feindseligkeiten  bedroht  und  zieht 
sich  in  das  Innere  der  Insel  jenseits  der  fes' gestellten 
Linie  zurück,  nachdem  er  den  vom  britischen  und 
amerikanischen  Flottencommandantcn  in  Erwartung  der 
Ankunft  der  Comroission  angebotenen  Waffenstillstand 
angenommen  hat.  F.s  herrscht  Ruhe.  Die  Samoa-Com- 
mission  trifft  ein,  und  es  werden  mit  beiden  Parteien 
Schreiben  wegen  endgiltiger  Auflösung  ihrer  Streitkräfte 
gewechselt. 


72 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


MISCELLEN. 

Hebron.     Eine  Mittheilung    des  Consulates  Jerusalem 
berichtet    über    die  im  Süden  Palästinas  gelegene  Stadt 
Hebron  (arabisch  El  Chalil) :  Die  36  ^ot  lange  Fahrstrasse 
von  Jerusalem  nach  Hebron  ist  in  gutem  Zustande  und 
bewegt  sich  zum  Theile  längs  der  salomonischen  Wasser- 
leitung.    Hebron    liegt    880  m  über    dem  Meeresspiegel, 
fast    80  m    höher    als    Jerusalem,    in    einem    gegen    die 
herrschenden  Windrichtungen    geschützten,    sehr  wasser- 
reichen Thale    mit    gesundem  und  auch  für  Wein-  und 
Obstbau  sehr  günstigem  Klima.  Die  Bevölkerung,  in  den 
geographischen    Handbüchern    mit    10.000    Seelen    an- 
gegeben,   wird  vom  Consulat    auf    mehr  als  20.000  ge- 
schätzt. Die  Mehrzahl  der  Einwohner  besteht  aus  recht 
fanatischen  Mohammedanern,  daneben  noch    1000  Juden 
und  ein  halbes  Dutzend  Europäern.   Die  ausserordentlich 
fruchtbare  Umgegend  weist  Gersten-,  Linsen-,  Weizenbau, 
vor  Allem    aber    ausgedehnte  Wein-,   Oliven-  und  Obst- 
culturen  auf     Ein  grosser  Theil    der  Weintrauben  wird 
in  Hebron  selbst  zu  Rosinen  getrocknet  oder  zu  Trauben- 
syrup  eingekocht.  Die  locale  Gewerbsthätigkeit  —  durch- 
aus Hausindustrie  —  umfasst  die  Erzeugung  von  Wasser- 
schläuchen,    Schaf-     und    Baumwollgeweben     (ordinäre 
Mäntel   und  Teppiche),    Thongefassen    und  Glaswaaren. 
Die  sehr  alte  Glasindustrie  Hebrons  verfügt    jetzt    noch 
über    16  Glasöfen,    die  nur  während    der  Wintermonate 
arbeiten  und  ungefähr  45  Familien  Unterhalt  gewähren. 
Der  Taglohn  eines  geschickten  Glasarbeiters  beträgt  un- 
gefähr   60  kr.    bei    vierzehnstündiger    Arbeit.     Hohlglas 
(Lämpchen    zur  Illumination   und  kleine  Kannen,    beide 
sehr  dünn  geblasen)    wird  nur  in    geringem  Maasse  er- 
zeugt. Die  wichtigsten  Fabricate  sind  (und  zwar  in  ver- 
schiedenfarbigem Glasflüsse) :  Armringe  (assänir),  Finger- 
reifen   (chawatim,    meist    Carneol    imitirend),    Amulette 
gegen    den  bösen  Blick    (eine  Hand  darstellend),    Glas- 
perlen,   letztere  als    undurchsichtiger  blauer  Glasfluss  in 
Bindenform,  meist  als  Schmuck  für  Frauen  und  Kinder 
verwendet  sowie  zur  Verzierung  der    netzartigen  Pferde- 
behänge.    Bei    den    geringen  Herstellungskosten    finden 
diese  Artikel    (ein  Arbeiter    verfertigt  z.  B.  täglich  300 
Glasreifen)  in  Syrien  und  der  übrigen  Türkei  (Constanti- 
nopel,    Dschidda),    aber    auch    im    Auslande    (Bombay, 
Bosnien)  guten  Absatz.  Hebrons  Bazare  decken  die  Be- 
durfnisse   von    58  umliegenden    Dörfern    und    beziehen 
die  Waaren  durch  Vermittlung  der  Beiruter  Grosshändler 
über  Jaffa.     Die  Kameelladung  von  Jaffa    nach  Hebron, 
ca.  300  kg,  kommt  auf  ungefähr  4  fl;  zu  stehen.   Hebron 
macht    im  Allgemeinen    den  Eindruck    einer    gesunden, 
durch  eigene  Kraft  und  Gewerbefleiss   emporstrebenden, 
wohlhabenden  Stadt  im  Gegensatz  zu  der  proletarischen 
Pilger-  und  Fremdenstadt  Jerusalem.     Hebrons  Entwick- 
lung würde  in  weit  schleunigerem  Tempo  vor  sich  gehen, 
wenn  die  schon    längst  geplante  Ei^enbahnlinie  Gaza — 
Hebron — -Jerusalem     endlich    zur    Durchführung    käme. 
Gaza  und  Hebron  bedürfen  dringend  ähnlicher  Communi- 
cationen,    wie    sie    Jaffa—Jerusalem,    Beirut — Damaskus 
bereits    haben,    Haifa  (Kaiffa) — See  Tiberias    demnächst 
erhalten    sollen.     Die    Bahn    Gaza — Hebron — Jerusalem 
würde    als    Verbindungslinie    dreier     grösserer     Städte 
sicherlich  einen  wirthschaftlichen  Erfolg  haben.  Momentan 
freilich    bietet    das    der    Bahnverbindung    entbehrende 
Hebron    keine    besonders    günstigen  Aussichten  für  An- 
knüpfung   von  Handelsbeziehungen    mit    der  Monarchie 
bei    dem    Mangel    geeigneter    Commissionäre    und    den 
Schwierigkeiten,  die  für  Rtisende  wegen  deren  mangelnder 
Sprachen-  und  Platzkenntniss  bestehen.     Immerhin  wäre 
es    lohnend,    den  Hebroner  Platz  von    einem    tüchtigen 
Reisenden  studiren  zu   lassen. 

N9rdmakedonien  I>r.  Oeslnich  hat  im  Herbst  eine  wissen- 
schaftliche Reise  durch  Nordmalcedonien  und  die  angreozenden 
Theile  Albaniens  gemacht  und  darüber  kürzlich  in  der  Berliner 
Gesellschaft  für  Erdkunde  einen  Vortrag  gehalten,  dem  der 
„Globus"  einige  Daten  entnimmt,  weil  jene  Gebiete  zu  den  un- 
bekanntesten Ländern  nicht  bloss  in  Europa,  sondern  der  Erde 
überhaupt    gehören.     Die    nordalbanischen    Alpen    sind    ein    zu 


meist  aus  tertiären  Kalken  bestehendes  Trnmmergebirge,  das 
Schargebirge  dagegen,  dessen  höchster  Punkt  Schar,  nach 
Messungen  des  Vortragenden  nicht  3000  nt,  sondern  nur  1^00  m 
hoch  ist,  ist  der  Rest  eines  alten  Gebirges,  das  in  derselben 
Richtung  streicht  wie  die  nordalbanischen  Alpen.  Der  viel  ge- 
brauchte Schardagh  ist  falsch,  weil  eine  unmögliche  Verbindung 
der  serbischen  und  türkischen  Sprache.  In  der  Nähe  des  Gipfels 
wurden  unweit  eines  kleinen  Karsees  deutliche  Spuren  ehe- 
maliger Vergletscherung  wahrgenommen.  Eine  Tagereise  von 
Prisren,  der  gewerbfleissigen  Hauptstadt  des  nördlichen  Albanien, 
besuchte  der  Reisende  einen  bis  dahin  gänzlich  unbekannten 
See  von  etwa  einer  Meile  Umfang,  der  eine  sehr  bedeutende 
Tiefe  besitzen  soll.  In  diesem  Theile  Albaniens  sind  nicht  die 
Ortschaften  als  Ganzes  befestigt,  sondern  jedes  einzelne  Haus 
bildet  für  sich  schon  eine  schwer  einzunehmende  Festung,  jeder 
Garten,  jede  Weide  etc.  ist  mit  meterhohen  lebenden  Hecken 
eingezäunt,  um  Schutz  gegen  den  Nachbar  zu  gewähren  und  im 
Falle  eines  Krieges  das  Vorschreiten  des  Feindes  möglichst  zu 
erschweren.  In  Djakowa  und  Petsch  (Ipek)  wurde  Oestreich  zu- 
erst sehr  feindselig  behandelt  und  ihm  das  Wasser  verweigert; 
diese  Gesinnung  änderte  sich  plötzlich,  da  sich  das  Gerücht  ver- 
breitete, er  sei  ein  Generalstabsofficier  des  gleichzeitig  in 
Constantinopel  weilenden  deutschen  Kaisers  und  bereite  einen 
Feldzug  gegen  Montenegro  vor.  Um  allen  Weiterungen  aus  dem 
Wege  zu  gehen,  ging  Oestreich  schleunigst  über  einen  1700  m 
hohen  P.iss  der  nordalbanischen  Alpen  nach  Novibasar,  dem 
nördlichsten  Zwickel  des  unter  der  Herrschaft  der  Pforte 
stehenden  Reiches  zwischen  Serbien  und  Montenegro,  wo  Oester- 
reich-Ungarn  für  vier  Städte  das  Besatzungsrecht  besitzt  und  in 
Folge  dessen  mehr  Ordnung  herrscht  als  sonst  in  der  Türkei. 
Nach  dem  Vortragenden  ist  Novibasar  nur  der  Hauptort  des 
östlichen  Theiles  dieses  Grenzlandes,  die  übrigen  Theile,  die 
sich  durch  Menschenleere  und  Unfruchtbarkeit  wenig  vortheil- 
haft  auszeichnen,  haben  eine  selbständige  Hauptstadt  in  Taschlidja 
(Plewlja)   am  Lim. 

Webemuster   und  Tätowirung   auf  den  Lutshuinseln.    Die  zu 

Japan  gehörigen  Lutshuinseln  sind  von  dem  Amerikaner  Doctor 
William  Furness  zum  Zwecke  wissenschaftlicher  Forschungen 
besucht  worden.  Ueber  seinen  Besuch  hat  er,  wie  wir  dem 
„Globus'  entnehmen,  einen  lebendig  geschriebenen  Bericht  er- 
stattet, in  dem  er  auch  auf  den  Zusammenhang  zwischen  Weberei 
und  Tätowiren  auf  jenen  Inseln  eingeht.  Das  Tätowiren  wird 
dort  von  Weibern  besorgt,  die  daraus  ein  regelrechtes  Geschäft 
machen.  Die  Besteuerung  der  Männer  hängt  zusammen  mit  der 
Menge  Reis  oder  Hirse,  welche  sie  von  ihren  Ländereien  ernten, 
während  die  Frauen  nach  der  Güte  des  von  ihnen  gewebten 
feinen  Stoffes  besteuert  werden.  Es  gibt  etwa  20  Stoffarten, 
welche  je  nach  der  Schwierigkeit,  mit  der  die  darin  eingewebten 
Muster  hergestellt  sind,  taxirt  werden,  und  ist  ein  Weib  vorzüg- 
lich in  der  Schaffung  eines  bestimmten  Webemusters,  so  wird 
ihr  dieses  auf  die  Hand  tätowirt.  Das  gilt  als  eine  besondere 
Ehre,  ist  aber  auch  insofern  kostspielig,  als  mit  der  Schönheit 
des  Webemusters  auch  die  Steuern  erhöht  werden.  In  Ooschima 
bedient  man  sich  ausser  den  auf  die  Hände  tätowirten  Mustern 
noch  eines  eigenthümlichen  Zeichens,  das  auf  der  Innenseite  des 
Handgelenkes  angebracht  wird.  Es  besteht  aus  einer  Zusammen- 
stellung verschiedener  Figuren ;  dem  geöffneten  Schnabel  eines 
Vogels,  dem  Henkel  eines  Theetopfes,  dem  Kopfe  einer  Schild- 
kröte und  dem  Schwänze  eines  Fisches.  Neben  dem  Fisch- 
schwanze  steht  auf  dem  Knöchel  der  rechten  Hand  stets  eine 
viereckige  Figur,  während  an  derselben  Stelle  der  linken  Hand 
entweder  ein  runder  Fleck  oder  ein  Stern  eintäiowirt  ist.  Das 
Viereck  soll  eine  Spule  mit  aufgewickeltem  Garn  darstellen.  In 
anderen  Gegenden  sind  diese  Zeichnungen  etwas  anders  gestaltet. 
Dort  stellen  lang  eintätowirte  Linien  auf  den  Fingern  Bambus- 
blätter dar.  Verschiedene  Zeichnungen  auf  dem  Handrücken  wurden 
aber  nur  theilweise  erklärt.  In  Myako-Jiraa  stimmten  sie  mit 
Webemustern  überein,  unter  denen  Scheeren,  die  Fussstapfen 
von  Vögeln  und  Essstäbchen  vorkommen.  Auf  der  linken  Hand 
steht  ein  Dreizack  „zur  Abwehr  böser  Geister".  Die  Täto- 
wirung findet  nur  im  Juli  und  August  statt,  wenn  die  Feld- 
arbeit ruht;  denn  die  Hände  schwellen  dadurch  stark  auf. 


LITERATUR. 


i 


Bei  der  Redaction  sind  eingelaufen: 

Die  Völker  Vorderasiens  von   Dr.  Hugo  Winkler,  Privatdocent 
an  der  Universität   Berlin.     Leipzig.     J.  C.  Hinrichs'sche   Buch-      ^ 
handbing.      1899.  fli 

L'ecriture  du  Royaume  de  Si-Ha  ou  Tangout  par  J/.  DeveriaM* 

Extrail  des  Memoires  prisent^s  par  divers  savants  ä  l'Aca- 
d^mie  des  Inscriptions  et  Belles-Lettres.  Fans.  Imprimerie  Na- 
tionale. 


PAPIER    PITTENER  PAPIERFABRIKS-ACTIEN-GBSELLSCHAFT. 


VERANTWORTLICHER  REDACTEUR:  R.  v.  R0E8SLER. 


CH.  KEISSBK    M.  WERTHNBR,  WIEN. 


OESTERREfCHISCHE 


^flnatssri}rift  für  öm  #ritnt. 


XXV.    JAHROANO. 


= •      ' 

WIEN,  JUN(ri899. 


Ni.  0  Bin.Aoc. 


"Vez-leig    dea    Ie.    Ic.    öat«rx.    IE£and*l>-^£b(Cu.a*\iixis    '^^ieii,    X;X.  1.    BerggaaB*    16. 

BV*    Eriohelnt  Bltt«  <••  ■onat*.    "Mi 
AbonnementabedlnKungen:  j  InB«rtloasbedlB|^ac*B - 

Qanijtbrig  S.  W.  fl.  5.-,  M.  10.—,  Fra.  12.50  Oboe  PostTerundunK  Mr  di«  «Inmalic*  Uiuctakllnof  ataar  V^rteUalla  •.  W.  8.  6.—. 

,      ,     a.  b.m,  M.  ll.«0,  Vn.  U.—  mit  ,  f 


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KAISERL   KÖNIGL 


PRIVILEGI.RTE 


■FABEIKEN 


VON 


Philipp  Haas  &  Söhne 

WIEN 

WAARENHAUS:  I.  STOCK-IM-EISENPLATZ  6. 

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VI.,  MARIAHILFERSTRASSE  75  (MARIAHILFERHOF);  IV..  WIEDENER  HAUPTSTRASSE  13 

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KUDAHEbT,    OISKIJIPI.ATZ    (KIOBNR.S     WAAKKNHAUS),    PRAG,    OKABKN    (RIORNSS     WAAKBNHAUS).     GRAZ,     HBRkBNOAÜSK. 

LliMBERG,  ULiCY  Jaoiki.i.on.skikj.  LINZ,  »ranz  josbk-pi.at/,.  BRUNN. orossbr  pi.atz.  BUKARKST,  noui.  palat  »aoa- 

ROMANIA.     MAILAND     IKJMPIATZ     (Bll-.KNKS     WAARRNHAU.sl.      NEAPEL,     PIA/.ZA   S.    PKRDINANDO.     GENUA,     TIA     BOMA. 

ROM,     TIA      DBL     CORSO. 

FABRIKEN: 

WIEN,  Tl.,  STUMPBROAssE.  EBERGASSING,  nikdbr-obstrrrrich.  MITl'KRNDORK.  NiBbBk-uBSTBRRRicH.  HLIMSKO, 
BOEHMEM.  BRADFORD,  knolani/  LISSONE,  ITALISN.  ARANYOS-MAROTH,  vnoarn. 

FÜR   DEN  verkauf  IM   PREISE  HERABGESETTZTER  WAARKN  IST  EINE  RIGENB  ABTHEILUNG  IM  WAARXNHAUSI 
EINGERICHTET. 


"m^m 


II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT, 


K.  k.  priv.  Südbahn-Gesellschaft. 

Sommer  1899.  Kürzeste  und  bequemste  Sommer  1899. 


Wien-Italien   (Abbazia-Görz-Triest). 


Wien-SÜdiirol   (Meran-Arco-Riva). 


815 
866 

900 

947 

7W1 

225 

6« 

1125 

700 


825 
917 
928 
1008 
215 
735 

10£ 

7^5 
136 


ab  Wien       an 

anAbbazla ab 

;Trleat 


VOörz  .  . 
Venedig 
Mailand 
Florenz 

i  Rom i^ 

Neapel ab 


?5 


8*5 

8~ 

657 

21« 

725 

61U 

1110 
255 


850 
8«9 

800 
710 

105 

301 
930 

HS' 


945 
712 

142 
259 
315 
359 
509 
526 
416 


ab  Wien an 

anVillaoh ab 

^Bozen-Orles    .   .   .   .  | 
^  Heran 

Trient 

Morl 

Arco 

Klva 

lAla 


820 
1051 

42I 

300 
319 

247 

107 

1250 

233 


Ungarn -Tirol. 


Brenner-Route. 


*iii: 

205 

1125 

95j 

1246 

413 

535 

510 

707 

*1U1" 


1110 

760 



123'' 

118 

UH2 

1125 

85" 

1125 

910 

309 

10:. 

714 

5r-,3 

851 

73,. 

840 

730 

1103 

10« 

612 

2^5 

634 

6o:i 

110 

1125 

6<5 

700 

l:  + 


Berlin an 

Frankfurt  a.  M.    .  f 

Leipzig 

Dresden J\ 

MUncben i^ 

Innsbruck an 

Bozen-Grles    ...  ab 

Heran 

Trient 

Verona 

Mailand 

Florenz  

Rom ^ 

Neapel ab 


610 

*70o 

31« 

433 

513 

— 

510 

841 

1240 

530 

838 

143 

635 

1219 

717 

1235 

501 

10« 

1125 

*8io 

910 



230 



820 

900 

4T3 

Soo 
6« 

233 
93« 

m 
751, 

441: 

105 

610 

1110 
255 


80J 

645 

815 

709 

108 

553 

736 
739 
826 

g-o 

1008 

844 


i-00 

6~ 

712 

415 

low 

14i 
259 
315 
359 
509 
526 
416 


abBadapest an 

anKlagenfurt ab 

^VlUach + 

^Innsbruck 

Münoben 

Bozen-Orles    .   .   . 

Meran 

Trient 

Morl 

Aroo 

+  Riva ^ 

Ala ab 


963 
1145 
1051 

3"9 
1125 

4*1 

319 
247 
107 
1250 
283 


^3Ü 
615 


Ostende  -Triest  -  Expresszug 

(einmal   wöchentlich). 


*   Nord-Süd-Express-(Liixus7.ug)  bis  Verona  taglich,  bis  Mailand  drei- 
mal, bis  Venedig  zweimal  wöcbentlich. 


Montag 

Dienstag 
Mittw. 


1000 
401 
1100 
1124 
1058 


ab  London an 

Y  Ostende | 

I  WienS.-Bhn X 

anAbbazla ab 

an  Triest ab 


450 

1005 

645 

5S1 
610 


Freitag 

» 

DoDoerst. 

Mittw. 


Export-Akademie 

des 

^.  ^.  Österreichischen  Jfandels-^useums 

in  Wien, 

Zweck:  Heranbildung  selbstständiger  Unternehmer  und  Leiter  von 
Waaren-  und  Exportgeschäften,  sowie  von  industriellen  Etablisse- 
ments. 

Organisation:  Zwei  Jahrgänge   und  einjähriger  Vorbereitungscurs. 

Aufnahme   finden  Abiturienten  von  Mittelschulen   und   höheren   Handelsschulen    (Handels- 
Akademien). 

Schulgeld:   150  Kronen  pro  Semester,  Einschreibegebühr  20  Kronen,  Lehrmittelbcitrag  (nur 
für  die  Hörer  der  Akademie)  30  Kronen  jährlich. 

Am  Schlüsse  der  Studien  erhalten  die  Hörer  nach  Ablegung  der  strengen  Prüfungen  »Ab- 
gangsdiplome«. 

Die  Mittheilungen  über  die  Export- Akademie  sind  gratis  bei  der  Dirsctlon  des  k.  k.  ÖSter- 
reiciiischen  Handels-Museums  (Wien,  IX.  Berggasse  Nr.  16)  erhältlich. 

Beginn  des  Studienjahres  am  i.   October. 

Inscription  vom  15.  bis  20.  Juli  und  vom  20.  bis  26.  September. 

Aufgenommen  werden  in  den  Vorbereitungscurs  höchstens  20  und  in  den  ersten  Jahrgang 
höchstens  30  Hörer. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Ul 


K.  k.  landesbefugte  ^  GLASFABRIKANTEN 

S.  REICH  &  C«^ 


Gei^rUndet 
J813. 


(iitgrflndet 
IK13. 


Haiplniederlagt  unii  Cenlralt  lämmlliclier  EUbliaustDli : 

WIEN 

II.,    Czoi-nlngaaBO    ISTr.    3,    4,    B    u.nd    7. 

NIEDERT.AGEN : 

Berlin,   Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn  ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien, Glas  -  Raffinerien ,  Maler- Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

Glaswaami  u  BeMcliliiiszweciBi 

für  Petroleum,  Gas,  Osl  und 
elektro-teohnisclien  Gebraucli. 

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am-  Export  nach  allen  Weltgegenden.  -^m 


ZOLL-COMPASS. 


Der  V.  Jahrtjang  dei  „Zoll-Compau"  wird,  gleichwie  der  Ilt., 
txniebuDgiiweiae  der  ErgSnzungiband  deuellieo  (TV.  Jabrgmog) 
lieftrungswitn  zur  Publication  gebracht,  nnd  die  eiozeloea  Liefe- 
roageD  erscheinea  aach  Maassgabe  der  eiatreteadea  Verlade- 
ruagCD  in  den  betreflfeaden  Zolltarifen. 

Der  gestellten  Aufgabe,  die  für  unseren  Aassenbaadel 
wichtigsten  Länder  successive  in  den  Rahmen  dieses  Jabr- 
baches  einzubeziehen,  wird  der  erscheinende  V.  Jahrgang  durch 
Nenaufnahme  der  Zolltarife  der  auttralitclun  Colonün,  Nüdtr' 
länäisch-lndiem  and  der  Pkilifpintn  entsprechen. 

Von  d«m  in  2o  Liefernogen  erscheiaenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  1 2  Lieferungen  publicirt  worden,  eathalteed  die  Tarife  voa 
Rumänien,  Argentinien,  Ru9<i1and,  Biitiscb-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oeslerieicb-Ungarn.  Sehweiten,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (11.  Auflage),  Deutschland,  Frankreich 
Griechenland.  Belgien,  Vereinigte  Staaten  von  Amerika,  Schweiz 
und  Vereinigte  Staatea  von   Aroerika  (II.  Auflage). 

Preis  per   Lieferung  4J   kr.  ^  90  Pfg. 

Za  beziehea  durch  das  k.  k.  österr.  Handels-Mosenm  sowie 
durch  jede  Bnchhandinng  Für  Deuttchland  alleiniger  Vertrieb 
durch  E.  S.  Mittler  &  Soha,  Berlia  S.  W.  I»,  Kochstrasse  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Museiims. 


Im 

Verlag'e  des  k.  k-  österr.  Handels-Museums 
erscheint  jeden  Donnerstag  die  volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

mit   (i  e  r  B  e  i  l  a  ^j  e 

„Coiüinercißilß  Bericlite  ter  t  ii.  L  österr.- 
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i'robehefte  und  Prospekte  gratis  durch 
jede  Buchhandlung. 

V  VI  lag  des  Bibliographischen  Instituts,  Leipzig. 


i 


LEXIKON 


Mit  1088  Bildertafeln  u.  Kartenbellagta. 


Ulltlg  Tom  1.  Jtnner  1899 
bii  auf  Weitarat. 


JTaörplan  bcö  „«i^cftcrrdcöifiljcn  Xlapö* 


GUtlf  vo«  1.  JtsMT  laM 


ooEA^asrisoKBR  dien-st. 


Indien— China— Japan. 

Dreizehn  Fahrten  von  Triebt,  reap.  Fluuie 
mit  llerflliriiuif  de'  IlJtfen  Port  Said  Stiez,  Adm. 
Kai'rachi,  Honibay,  Coloiiib«,  Penang,  SiuRrapor«, 
IIonKkon^,  Snanghiti.  Yokohama  (lUt'iit^  beiden 
lIKfcn  werden  alterr  anv  nur  jeilen  7  weiten 
Monat  berührt)  und  Kolie.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  ficultativ  angelaufen  werden.  Antcblit«.^ 
in  Bombay  an  die  l);iinpter  der  din'oien  f.inle 
Triest  — Hombay.  —  In  den  Zwisoheiihäfen,  Bom- 
bay ausgeuunimen,  kOnneu  AbTahrten  und  An- 
kUnfte  frütior  oder  npärer  erfolgen.  Der  Auf- 
enthalt 1q  Fiume  auf  der  R(U-kfabrt  kann  uut 
die  fUr  die  Lade-  und  Uniladeoperatlonen  ntithitic 
Zelt  verlängert  ndei-  verkQrst  werden.  Autser 
den  oben  beEeicbneteii  Häfen  ki'Snnen  sowohl 
auf  der  Hin-  all  auf  der  Kdi'kfahrt  andere 
Krbellen  Chinas  oder  Japani  oder  Manila  be* 
rührt  werden. 


Dfrecter  Dienst  Triest— Bombay. 

Abfahrt  von  Triett  ant  S-  der  Monate  Jftoner, 
Kt'b'uar,M!irr.  lind  am  11'-  Man;  ferner  am  S.  der 
Monate  April,  Mai,  Ji  >,  September,  Oeiober, 
NovemtMr  nnd  Dpcentber,  mtt  Berflhruag  der 
Häfen  Port  Said,  811«''.,  Adeo,  Bombay.  —  DI« 
Aokflnfte  und  Abfrtbrteo  in  den  Zwiachen)<äten 
können  verfrttht  oder  vercpätot  werden,  jodoeh 
ohne  dae  itinerärniauMlge  Ktntreffva  In  den  Knd- 
bäft<n  EU  beeinträchtigen.  Anaehlnw  ia  Hombay 
in  beiden  RIehtnngen  an  die  Dampfer  df>r  Indo 
China  Japan-Linie. 

Triest- CalOMtta. 

Abfahrt  Tpn  Trieit  am  15.  d«.-  Monate 
Jänner,  Februar,  April,  JanI,  Angnst.  Septem- 
ber, Octobar, November,  DecembermitBerflhiong 
der  Häfen  Ftnm«,  Port  Said,  Saea,  Maaaana, 
Aden.  Bombay.  Oolombo,  CalaatU.  Aaf  d«a  Hin- 


nnd  RQ'kfahrta«  ktaaM  Oa«oaa4a,  Madraa  «»4 
andere  H&fan  der  OoronaedalKt»*«  aufiaafca 
werden.  Anf  den  Rackfab'tan  ittda  Berflaraat 
der  Barmaniaebaa  RelthäfeJi  »owie 
Kchellen  de«  Rothen  und  Adriallarb« 
faeuliativ.  Da«  Anlaufea  voa  BoH^ar 
Haaeaua  auf  den  Hinfahrten  and  *tm  Va 
anf  den  Rückfahrten  l»t  bat  allen  Ralava  faeal 
Utlv. 

MeroaitlldieMt  uob  BrasttU«. 

QamataaohafUdtenac  mit  dar  «Adrla*.  Ta« 
Triaet,  reap.  Flame  ja  eina  AbflUn  im  Mm  M^• 
natan  Jännari  Patevar.  M&rm,  AprÜ,  Mal.  4r«l 
Abführten  Im  Jnll,  awal  Abtehrtaa  Im  AagMt, 
Kwat  AbfkhrUn  Im  Sapleabar.  awel  AMkkflaai 
Im  Ootober,  ein«  Abfabrt  Im  Novaailiar  aad  «tea 
imDecamber.  Berthraa«  der  H&faa  Paraa»bMa, 
Babia,  Rto  da  Jaaairo  aad  Saatoa. 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Glltlg  Tom  1.  Jftnner  1899 
bis  auf  Weiteres. 


jfafirplan   öe^  „#pftErrci£Öifri)En  IClopti' 


Gütig  vom  1.  Jinner  1899 
bli  auf  Weitere«. 


ODIErrST    I3Sd:  -A.X:>I^I.A.TISGi3:Er<r  li^EEPlE. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro. 

^u  Triest  jeden  Donnerstag  10  Ubr  FrDh, 
u  itattaro  Freitag  IS  Cbr  Mittags,  berühr.: 
'ola.  Zara,  Spalato.  GraToxa. 

Retoar  ab  Catttro  Freitag  2V,  Uhr  Nachm., 
D  Tripttt  RantAta>    5«/,  Uhr  Frflh. 

AnscblDBi  in  Triest  an  die  Eilzflge  von  nnd 
nach  Wien. 

Ans'^hlusa  auf  der  Hlnfabrt  in  Spatato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  M^tltovlch  Ä  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Dalm&tlnisch-Albanesischen 
Linie  nach  Bart  und  Brindlsi. 

Linie  Triest—Metkovich  A, 

Ab  Triest  jeden  Mittwoch  7  Ubr  KrQh,  In 
4 eikovicb  Freitag  4Vt  Ubr  Nachm.,  berühr.: 
Rovigno,  Pola,  Lussinpircolo ,  Zara,  Zaravecchia, 
-iebenico,  Traf),  Spalato,  S.  Pif^tro.  Almissa. 
Gi^elsa,  S.  Hartino,  Macaraca.  Ovadas,  8.  Giorgio 
ii  Lesina,  Trapano,  Fort  Opub. 

Retour  ab  Metkovioh  jt^iien  Sonntag  8  Ubr 
Früh,  in  Trieai  DieuBtag  1'/,  T'hr   Nachm. 

Anacblusa  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beBchleunigtun  Eillinie  Triest — 
Oattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  S. 

Ab  Triest  Jeden  Samsing  7  Uhr  Frflh,  in 
i4«tkovich     Montag     5    Lihr    Nachm.,    berühr.  ; 


Pola.  LunBiiipK-'  uio,  Zara,  Zlarln,  oeheuu-o, 
Rogosinsza,  Trau,  Spalato,  b  PI«>'ro  Poatire. 
AtmlHaa,  HuciBCbi^,  ifacKrHca,  8.  G\i  rt.lo  dl  Le- 
aina,  Trapano,  (irad^c,  Fort  Opus. 

Uetour  ab  Hetkovloh  jeden  Mittwoch  n  Uhr 
Frflb,  II.  'J'rletit  Frei(|kg  6  Ubr  Abends. 

Anscbluaa  a"  H^r  ItOrkt*)>rt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalm^tfnlsch-Albaneslschen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Triest  jedep  Montag,  Mittwoch  nnd 
Freitag  uui  Mitternacht,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6*,,  libr  Früh. 

Retour  ab  Venedig  jedeu  Montag,  nienstaK 
und  Freit^u  11  Ubr  Nachts,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6',,  Ubr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jeaeu  Mi^woch  SV«  l-Ihr  Nachmittags, 
In  Zara  iJonnerstag  5  Uhr  Nachm.,  beriibr. : 
CherBo.  RhhaE.  Mali|iiica,  Veglia,  Arhe.  LouHln- 
gr»nde,  Novaglia,   V^lcaanione.   Porto  Maneo. 

Retour  ab  Zara  Bonntag  5>/>  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  ^rtth 

DaimatiniscH-l^ibanesische  Linie. 

Ab  Triest  jedfu  Dienstag  7  Ubr  Früh,  in 
Cattaro  DonnerMiag  fVa  Ubr  Abends,  berühr.: 
RovigQo,  Pola,  Luaamplccolo,    Selve,    Zara,  Se- 


benico. Spalato,  Milni/L4>Bina,  Carzola,  Gravosa, 
CasIeliiuoTo.  Teodo  und  Rlsano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Mon'ag  11  Uiir 
Vorm.,  in   Trlest  Mittwocti  6  Uhr  Abends. 

AuHchluas  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari.  BrlndlsL  Antivarl,  Duicigno,  Hedua, 
Durazzo,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Haura  verlängert..  Auf  der  Rü<-kfahrt  von 
Bari  und  Brindls)  Anschluss  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rflckkehrenden  Dalmatlfllsoh- 
AlbanesiSChen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  JRden  Freitag  7  Uhr  Früh,  1l 
Splzza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Ubr  Vorm. 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Luasinpiceolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnlzza,  Tra6,  Spalato,  Ca- 
rober,  Milnä,  Oittavecchia,  Lesina,  Llssa,  C'omlsa. 
Vallegrande,  Curzola,  Orebirb,  Terstenik,  Meleda, 
Gravosa,  Ragusavecchia,  Cantelnnovo,  Teodo- 
Perasto-Risano,   Perzagno,  Cattaro,   Budua. 

Retour  ah  Spizza  jedfn  Mittwocti  11'/,  Ubr 
Vorm..  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Üb) 
Nacbm 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  möglich 
wäre,  wird  In  Megllne  angelegt. 


31,E'Sr.A-l>TTE 


Eillinie  Triest— Alexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  12  Uhr  MitUars, 
m  Alexandrien  Sonntag  6  Uhr  Früh  über  Brindliti. 
Rückfahrt  von  Alexandrien  ieden  Samstag  4  Uhr 
Sachmittaga,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

AnacfaiuBs  in  Alexandrien  an  die  Syrisch -Gara- 
maniBche  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
dfT  Rückfahrt. 

Im  Anschluase  In  Triest  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  dea  TiUsnazoges  Ostende — Wien— Triest 
und  in  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Ai<merkung.  In  den  Monaten  Mftrz,  April, 
Mai  nnd  Juni  wird  a<if  der  Rückfahrt  zwischen 
Brindlsi  nrd  Triest  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgcnzug  angelaufen. 

Vf^bin-inne  zwischen  Fl"me  und  Alexandrien 
über  Triest  mit  der  Griechisch-Orlentalischen  und 
der  Thessalischen  Linie  A. 

Syriscii-Caramanische  Linie. 

Wöohe<itlich  vom  September  bis  Ende  März; 
vierzehntagig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrien  ab  DiensiaK*)  4  Ubr  Nachm., 
In  Constantinopet  KwettnÜrlist^'n  Sonntag  5  Uhr 
Früh  über  PortSaitd,  Jaffa,  Caifa.  Beirut.  Tripolis, 
Ijattachia.  Alexardrette,  Meryna,  Rliodus,  Khios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen.  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constantinopel  Sonntag**)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrien  zw**it nächsten  Donnerstag 
6  Uhr  Früh. 

*)  Am  S.,  10,  17.,  24.  und  31.  Jftoner,  7., 
14.,  21.  und  2^.  Februar,  7,  14,  21.  und 
2K.  März,  4.  nnd  18.  ApHl,  2.,  16  und  30,  Mai. 
13.  und  27.  Juni,  11.  und  25.  Juli,  8.  und 
22.  August,  5.,  12.,  19.  und  26.  September,  3., 
id.,  17.,  24.  und  :^l.  October,  7.,  14.,  2l.  und 
28.  November,  5.,  12.,  19.  und  26.   December. 

**)  Am  I.,  8..  15.,  22.  und  29.  Janner,  5., 
12.,  ]H.  und  2f!.  Februar,  5.,  12.,  19.  und  2(i  März, 
i.,  16.  und  so.  Apiii,  14.  und  28.  Mai.  11.  und 
25.  Juni,  9.  und  23,  Juli,  6.  und  20.  August.  3., 
10.,  17.  und  24.  September,  1.,  8.,  1.5..  2•^.  und 
89.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  S., 
10.,  17.,  24.  und  31.  December. 

Anst'hluas  in  Alexandrien  an  die  Klllinie 
Triest  — Alexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
1er  »'Ü'kfahrt  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
SeptpmW- bis  Ende  März)  auf  der  Hinfahrt  nuch 
Candien,  Cerlgo  etc.  (Thessallsohe  Linie  B,  Rück- 

'alirt  '. 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  U",  Uhr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  6  Uhr  Früh  über 
Brindisi,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Pträus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantinopel  ieden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Trient  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anschlusa  In  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nach  Albanien  un«!  Dalmatien  (Dalmatlnisch- 
Albanesisohe  Linie,  Rückfahrt),  weiiers  in  Corfu 
oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
(LinieTriest—Constantfnopel,  Rükfabt};  tnCorfü 
auf  der  >linfahrt  an  d^e  Linie  Corf^-Prevesa;  in 
PIräus  sowohl  Äut  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  Qriechlsch-Orlentallsche  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candien  et«-.  ^Thessaüsche 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantinopel— Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Samstag  12  Ubr 
Mittags, in  Batiim  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  berührt 
Ineboli,  Samsun.  Kerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  v»m  Batum 
jeden  Freitag  6  Ufar  Abends,  in  Constantinopel 
Mittwoch  2  Ubr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantiuopel  — 
Odessa  nnd  der  Donaulinie. 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantinopel  ab  jeden  Donnerstag  3  Uhr 
Nachm., in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend  : 
Burgas.  Varna,  Coatauza.  Rückfahrt  ib  Odessa 
Jeden  Montag  4  Ubr  Nachm.,  in  Constantinopel 
Mittwoch  10  Ubr  Vorm. 

Grleciiisch-Orientaiisciie  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Naobm.,  iuConstantinopel  zweitn&cbsten  Mittwoch 


3-     XJISrD     JS^CITTEXiT^ 

6  Uhr  Früh,  berühr*«  Jd:   Flu  nie.  c'örfüV 
iJataculo,  Calamata,  Piräus,  Sy  a,  Vathv 


ITTEXi:^^EETt-i:)IEKrSX. 


Patras, 

ly,  Khios, 
Smyrna,  Cestn^,  Mytilene,  Dardanellen,  GalHpoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Ubr  Nacbm, [  in  Triest  zweituächvten 
Sonntag    11    Ubr  Vorn. 

*)  Am  I..  15.  un|  89.  Jänner,  18.  nnd  86. 
Februar.     12.    un  i     ^.     März,    9.  und  23.  April. 

7.  und  21.  Mai,  4.  und  18.  Juni,  2.,  16.  and 
30.  Juli,  13.  nnd  27.  August,  10.  nnd  24.  Septem- 
ber, 8.  nnd  22.  Oeioler,  5.  und  IS.  November, 
S.,   17.  und  91.  Decei^t^r. 

**)  Am  9.  nnd  :i3.  Jänner,  6.  iml  20.  Februar, 
6.  und  20.  März,  3.  tind  17.  April,  1..  1.^.  und 
29.  Mai,  18.  und  2H.  Juni.  10.  und  24.  Juli,  7. 
und  21  August,  4.  ijnd  1^.  September,  8.,  1^. 
und  SO.  October,  13.  uud  27.  November,  11.  und 
25.  December. 

Ans<:hluss  in  Piäus  an  die  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  sowobf  auf  der  Hin-  ala  auf  der 
Rückfahrt;  in  Sti.vr)ia  auf  der  Rückfahrt  nach 
Ca>  dien  etc.  (TbeH^lM)iar>he  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  tu  dei|  Monaten  vom  Septe  i  ber 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nacti 
Caramanieu  und  Syrien  (Syrlaeh-Caramanlic  e 
Linie,  Riickfahrt);  ia  Constantinopel  auf  der 
Hinfaiirt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB.  In  den  Mnnalen  December,  Jänner  nnd 
Fehrnar  wird  diene  Linie  nur  hl-  Smyrna  ge- 
führt werlen.  Die  Aiffantbklte  i>.  Flnnte  könneu 
nach  Redarf  vprlärgert  werden. 

Verbindung  zwischen  Finne  und  Alexandrien 
über  Triebt  niii  de- E|lliute  Tri-ht  -  A'exandrien. 

Grieciiiscii-Oripntalische  Linie  B. 

Von  Triest  ab  jädrn  zweiten  fSouutag*)4  Uhr 
Nachm.,  in  ConMianÜnopel  ?. weitnächste'  Mitt- 
woch 6i  Ihr  Früh.  ti-riH..'*.nd:FiuMie.  Corfu.  Patraa, 
Catacolo,  Calamata.  Piräus,  Syra.  Khios.  Smvrn»  . 
Vaihy,  Cesm^.  ^"vtilene,  Dardanellen,  Gallipnll 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Kachni.,  in  'l'rieat  «weit- 
nächsten   Sonntag    11    Ulir  Vormittaurs. 

*)  Am  8.  und  8  Jänner,  .5.  nnd  19.  Februar, 
5.  und  19.  März.  2..  ^6.  und  30.  April,  14.  und 
28.  Mal,  11.  und  25.  Jnni,  9.  und  2.J.  Juli,  6. 
und  20.  August,  3.  ^nd  17.  September,  l.,  15. 
und  29.  October,  12.  und  26.  November,  10.  und 
24.  December. 

•*)  Am  2.,  16.  upd  30.  Jänner,  13.  nnd  27 
Februar,    13.    und  27    März,    10.  und  24.    April. 

8.  nnd  ?2.  Mai,  ,"..  nnd  Im.  Juni,  3.,  17.  und  3i. 
Juli,  14.  und  28.  Augps',  11.  und  25.  September. 
9-  und  23.  October,  6.  uud  20  November,  4.  und 
19.  December. 

An8chlu88  In  PlräuS  an  die  Eillinie  TrIest — 
Constantinopel  owotil  auf  r^e-  Hin-  als  anf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrnf  In  den  Monaten  vomS<-|>- 
lember  bis  Ende  März  anf  der  Hinfahrt  i>acb 
Caramanlen  und  Syrien  (SyrIsch-CarramanIsche 
Linie,  Rückfahrt);  In  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Litiie  Constantinopel— Odessa. 
sowie  an  die  Donau!  Iille. 

NB.  In  den  Monaten  December^  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

*♦♦)  Verbindung  zwischen  Flume  und 
Alexandrien  iiber  Triest  mit  der  EillinU^  Triest— 
Alexandrien. 

Donaulinie. 

Von  ConstartlnopQl  jeden  Donnerstag  12  Uhr 
Mittags,  in  Galatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr. : 
Hurgas,  Varna,  Cost^nza.  Suliua.  Hraila  Rück- 
fahrt von  Qalatz  je-iep  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  in 
Constantinopel  Sonntag  K  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  braila  nur  aut 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Copstantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  üriechific|i-Orientalischen  uud  der 
Syrisch-Caramauischen  Linie. 

Tiiessaliyche  Linie  A. 

Von  Triest  al3  j«den  zweiten  Donnerstag*, 
3  Uhr  Nachm.,  In  Cupstantluopel  zweitnächsten 
Donnerstag  6'/t  Uhr  Früh,  berührend  :  '^'uni«, 
Valona,  Medna,  Sti.  <)uaranta,  Corfu,  Argostoll, 
Zante,  Canea,  Rethymor  Candien,  Piräus,  Volo, 
8alonich,  Cavalla,  Lagos,  Dedeagb,  Dardanelleu, 


GallipoU,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
je'len  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnichsten  DiensUg  7  Uhr  Früh, 

•)  Am  5  nnd  19.  Jänner.  2.  und  16.  Fe- 
bruar, 2.,   16.  und    30.  Märr.,    13.  und  27.  April, 

11.  und  25.  Mai.  8.  uud  22.  Juni,  6.  und  20.  Juli, 
.1.,  17.  und  3).  August,    14.  uud    28.  September. 

12.  und  26.  October,  9.  und  23.  November,  7. 
und  21.  December. 

••)  Am  14.  und  28.  Jinner.  11.  nnd  25.  Fe- 
bruar, 11.  und  25.  MärT,  8.  nnd  22.  Apill,  6. 
und  20.  Mai,  S.  und  17.  Juni,  1.,  15.  und  29  Juli. 
Iz.  und  26.  Autrust,  9.  nnd  28.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  nnd  l8  November,  %  16. 
und  30.  December. 

Anachina-;  in  Pjräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Trjtst  — Constantinopel  sowie  an  die 
Brieohlsch-Orientalische  Linie  B  in  derselben 
Kicliiung.  Die  Rückfahrt  ist  weiter«  im  An- 
scliluss  an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  TrIest— 
Constantinopel  »owie  der  Qrlechlsoh-Orientalisohen 
Linie  A.  In  Constantinopel  anf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Constantinopel  —  Odessa    sowie  Donaulinie. 

NB.  Di"  Aufenthalte  in  Fiume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

*•*)  VerbindunK  zwischen  Flume  und  Alexan- 
drien über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— Alexan- 
drien. 

Thessalische  Linie  ß. 

Von  Triest  Jeden  zweiten  Donnerstag*)  3  Ubr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Don- 
nerstag 6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sit.  Quaranta,  Corfu,  Argostoti,  Zante,  Cerigo. 
Canea,  Rethymo,  Candien,  Piräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonich,  Cavatla,  Dedeagb,  Dardanellen,  Galli- 
poU, Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  In  TrIest 
drittnäcbaten  Montag    12  Uhr   Mittags. 

*)  Am  12.  nnd  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe 
hruar,  9.  und  23.  März.  6.  und  20.  April,  4.  und 
18.  Mai.  1.,  15.  und  29.  Juni,  13.  nnd  27  Juli 
10.  und  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  5. 
nnd  19.  October,  2.,  16.  und  30.  November,  14. 
und  28.  December. 

•♦)  Am  7.  und  21  J&nner,  4.  und  18.  Fe 
bruar,    4.  und  18.   März,  1.,  15.    und    29.    April, 

13.  und  27.  Mai,  i0.  nnd  84.  Juni,  8.  und  28. 
Juli,  5  und  19.  August,  '.,  16.  nnd  SO.  Sep- 
tember, 14.  nnd  28.  October,  11.  und  25.  No 
veniber,  9.  und  23    December. 

Anschluß-  in  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Griechisch-Orientalische  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
Miirz)  anf  der  Rückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrisch- Caramanischen  Linie ;  in  Constantinopel 
an  d  e  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
di  -  Oonaulinie. 

Daimatiniscii-Aibanesische  Linie. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Corfu  näch-iteu  .Mittwoch  9*/a  Ubr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovignn,  Pola,  Lussinpiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico.  Spalato,  Milna,  Lesina,  Curzola, 
Gravosa,  Caateinnovo,  Teodo,  Rlsano,  Cattaro, 
Bari,  Brindisi  (Bari  und  B  i'  disi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Caitaro,  Antivari,  Duicigno,  Medua 
Dura/zo,  Vaiona.  Santi  Quaranta,  Corfu.  Retour 
■  on  Corfu  Doniier*t»g  8V,  Uhr  Früh,  an  Triest 
Mittwo>  h  6  Ulir  Abends. 

Anschluss  in  Cattaro  auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatien  mit  der  rück- 
kehrenden  Dalmatinisch-Albanesischen  Linie;  in 
Santi  Quaranta  anf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Xricfft— Constantinopel,  sowohl  nacli  Triebt  ala 
nach  ConatMUiinopel. 

Zweifliinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeden  Freitag  4»,  Uhr  Früh, 
In  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend: Saiada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  jeden  Dienstag  6  Ubr  Früh,  in  Corfu  den 
gleichen  Tag  6'  ,  Uhr  Abends.  Anschlnss  In  Corfu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmer-kune:.  Eventuelle  Aeuderungen  in  den 
Zwischenhäfen  au.«frenommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelmä-sigkeit  des  Dienstea  bei  Gon- 
tnmaz-  Vorkehrungen.  j 

(Oceanlscher  Dienst  stehe  vorhergehende  Beite.)| 


VERANTWORTLICHER  REDACTEÜR :  R.  V.  ROESSLBE. 


OH.  REXSSSR  &  M.  WKRTHNER,  W'BN. 


Juli  1899. 


.>^,r/!^>^    .ÜILL 


OESTERREICHISCHE 


^t.^t\n:^n 


öMkt|rilt  für  öm  #rimt. 


Herausgegeben  vom 


K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlich  eine  Nummer. 


Vkk?  Aa  DKS  K.  K.  ÖSTKRRKiCHisfHRN  Handri.s-Musf.um.s  IN  WtEN.  Preis  |Ährl.  5  n.      10  Mark. 


INHALT:  Die  Kutwliklung  des  Handela  mit  China.  —  Durch  Centrala»!<n. 
—  Die  Hagdudbahn  und  dw  kloiiiaHlatisc.ben  Bahnen.  —  Die  wlrth- 
■cbafllicheu  VerhKIlnUHe  AsrrachanH.  —  Chronik.  ~  M  I  a  c  e  I  I  <>  d ' 
Eine  amerikauUcti«  Kisenliahu  in  China.  —  Die  HaadeUht^ziebimgefn 
Ruiilands  zu  Bokhara. 


DIE  ENTWICKLUNG  DES  HANDELS  MIT  CHINA. 

In  jüngster  Zeit  hat  man  auch  in  Amerika  den  Han- 
delsinteressen in  Ostasien  erhöhtes  Interesse  zugewendet. 
Mit  dem  Uebergang  der  Philippinen  in  amerikanischen 
Besitz  haben  die  Vereinigten  Staaten  einen  Stützpunkt 
in  Ostasien  gewonnen,  der  für  die  Verfolgung  ihrer 
Interessen  entschieden  werthvoUer  ist  als  die  »Pach- 
tungen« europäischer  Staaten  an  der  chinesischen  Küste ; 
so  konnte  sich  auch  Uncle  Sam  von  der  Politik  der 
•  Interessensphären«  fernhalten,  die  Europa  in  letzter  Zeit 
in  China  verfolgt.  Aber  umso  emsiger  bemühen  sich  die 
Amerikaner,  ihrer  so  rapid  sich  entwickelnden  Industrie 
einen  möglichst  grossen  Theil  des  noch  vielversprechen- 
den Absatzes  in  China  zu  sichern,  wobei  sie  von  ent- 
schiedenem Erfolge  begünstigt  sind.  Ihre  Handelsbezie- 
hungen zu  China  sind  heute  schon  bedeutender  als  die 
irgend  eines  anderen  Landes,  mit  einziger  Ausnahme 
Grossbritanniens.  Welches  Interesse  man  in  leitenden 
amerikanischen  Kreisen  der  Förderung  des  Handels 
Amerikas  mit  China  entgegenbringt,  davon  legt  unter 
Anderem  auch  eine  der  jüngsten  Veröffentlichungen  des 
statistischen  Departements  in  Washington  Zeugniss  ab: 
ein  starker  Quartband  „Comvurcial  China  in  /AVyry'',  der 
ein  reiches  Inforraationsmaterial  aus  unterschiedlichen 
amtlichen  und  privaten  Quellen  über  chinesische  Handels- 
verhältnisse bietet. 

Der  Handel  Amerikas  mit  China  datirt  bis  in  das 
Jahr  1784  zurück;  am  22.  Februar  dieses  Jahres  ver- 
liess  das  erste  nach  China  bestimmte  Schiff  den  Hafen 
von  New-York.  Seine  Reise  nahm  15  Monate  in  An- 
spruch. Der  Erfolg  derselben  führte  zur  Fortsetzung  der 
Handelsverbindungen,  die  sich  seither  ununterbrochen 
ausdehnten  und  namentlich  in  den  letzten  Jahren  eine 
ganz  bedeutende  Steigerung  erfahren  haben.  Die  Euro- 
päer waren  allerdings  schon  früher  in  China.  Die  Portu- 
giesen knüpften  bereits  1516  Handelsverbindungen  mit 
China  an  und  glückte  es  ihnen  1522  in  Ningpo  und 
'537  äuf  der  Insel  Macao  Handelsniederlassungen  zu 
errichten;  die  Spanier  eroberten  1543  die  Philippinen 
und  förderten  von  dort  aus  ihren  Handel  mit  China, 
während  die  Holländer  erst  1624  nach  Ostasien  kamen, 
ohne  jedoch  dort  grosse  commercielle  Erfolge  zu  er- 
zielen. Die  Engländer,  deren  erstes  Schiff  1635  an  liie 
Küste  Chinas  kam,  mussten  sich  erst  mit  den  Kanonen 
Respect  verschatTen  und  ihr  Handel  mit  China  begann 
erst  einige  Jahrzehnte  später  sich  zu  entwickeln,  nachdem 
die  East  India  Company  die  Pflege  desselben  sich  an- 
gelegen sein  Hess. 

Die  Entwicklung  des  modernen  Handels  mit  China 
datirt  erst  von  dem  bek.innten  ,,Opiurakrieg"  zwischen 
England  und   China  her,  der  1842  mit  der  Oeftnung  der 


ersten  Vertragshäfen  und  der  Zulassung  britischer  Con- 
suln  endete.  1844  schloss  China  einen  Vertrag  auf  der- 
selben Basis  mit  den  Vereinigten  Staaten  und  mit  Frank- 
reich. Seither  hat  die  Erschliessung  Chinas  zwar  langsame 
aber  stetige  Fortschritte  gemacht;  1858  erst  wurde  den 
ausländischen  Gesandten  gestattet,  in  Peking  zu  residiren, 
erst  1873  wurde  ihnen  erlaubt,  vor  dem  Kaiser  selbst 
erscheinen  zu  dürfen,  und  i8q8  empfing  die  chinesische 
Kaiserin  das  erstemal  die  P'rauen  der  Botschafter  in 
ihrer  Residenz.  Die  wirthschaftliche  Aufschliessung  Chinas 
erfuhr  namhafte  Förderung  durch  die  Bestimmungen  des 
Friedens  von  Simonoseki,  der  den  japanisch-chinesischen 
Krieg  1 896  beschloss  und  dessen  wichtigste  Punkte,  die 
Erschliessung  der  Flussläufe  und  des  Inneren  Chinas  für 
den  ausländischen  Handel,  ja  bekannt  sind.  Die  Ver- 
|)achtung  von  Kiao-tschou  an  Deutschland,  Port  Arthur 
an  Russland,  Weihawei  an  England,  Kwang-tschouwau 
:m  Frankreich  bilden  die  jüngsten  Etappen  der  europäi- 
schen Politik  in  China,  während  die  Verhandlungen  über 
die  von  Italien  geforderte  Ueberlassung  der  San-Mun-Bai 
noch  in  Schwebe  sind. 

Die  grösste  Rolle  in  der  Entwicklung  des  chinesischen 
.\uslandhandels  spielen  natürlich  die  Vertragshäfen  — 
die  gewohntermaassen  so  genannt  werden  —  obgleich 
die  „Treaty  Ports"  keineswegs  alle  an  der  Küste  liegen. 
Usber  die  Fortschritte  der  allmäligen  commerciellen  Er- 
schliessung des  Reiches  der  Mitte  und  die  Vertragshäfen 
fnden  wir  in  der  eingangs  erwähnten  amerikanischen 
('omi)ilation  folgende  Darstellung. 

Vor  1842  spielte  sich  der  gesammte  Handel  der 
fremden  Nationen  mit  China  in  einer  einzigen  Hafen- 
stadt, nämlich  Canton,  ab  und  der  gesammte  Verkehr 
ging  durch  die  Hände  chinesischer  Zwischenhändler,  der 
sogenannten  „Hong"  Kau  Heute.  Auch  die  East  India 
Company,  die  eine  „Factorei"  in  Canton  hatte,  war  ge- 
nöthigt,  nur  mit  diesen  „Hong"-Kauneuten  zu  verkehren, 
die  der  Regierung  für  die  Zolleinkünfte  haftbar  waren 
und  dafür  ein  gewis.ses  Monopol  für  den  Auslandhandel 
besassen.  Erst  im  Frieden  nach  dem  Kriege  von  1842 
wurden  die  ersten  Vertragshäfen  dem  fremden  Handel 
geöffnet,  und  zwar  waren  dies  Canton,  Shanghai,  F<iochow, 
Ningpo  und  .\moy.  Den  Engländern  wurde  erlaubt,  in 
diesen  Städten  zu  wohnen  und  dort  mit  wem  immer 
Handel  zu  treiben ;  England  durfte  dort  Consulate  er- 
richten, die  nunmehr  an  Stelle  der  früheren  „Hong"- 
Kaufleute  den  chinesischen  Behörden  für  die  von  den 
englischen  Unterthanen  zu  zahlenden  Steuern  und  Zölle 
h.iftbar  waren.  Wie  bereits  erwähnt,  wurden  die  Bestim- 
numgen  dieses  Vertrages  in  den  folgenden  Jahren  auf 
die  Vereinigten  Staaten  und  Frankreich  ausgedehnt. 

Nahezu  zwanzig  Jahre  blieben  die  genannten  fiinf 
Häfen  die  einzigen  Thore,  die  dem  Handel  der  fremden 
Nationen  mit  China  offenstanden ;  bei  ihrer  Wahl  trachteten 
die  {."hinesen,  den  fremden  Handel  nur  soweit  als  möglich 
von  der  Hauptstadt  entfernt  zu  halten.  Im  Jahre  1860 
kam  als  sechster  Vertragshafen  Swatow  hinxu,  ein  Hafen, 
der    ebenfalls    einige    hundert    Meilen  von  Peking  h^. 


74 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Erbt  1861  gelang  es,  dieses  Princip  zu  durchbrechen  und 
zu  den  in  diesem  Jahre  geöffneten  Vertragshäfcn  gehörte 
Tientsin,  das  bloss  So  Meilen  von  Peking  entfernt  ist, 
sowie  die  ersten  binnenländischen  Vertragshäfen  Hankow 
und  Kiukiang,  beide  am  Yang-tse-Fluss  gelegen.  Gleich- 
zeitig wurden  Chefoo  und  Newchavang  dem  Handel 
erschlossen;  in  rascher  Folge  wuriitn  dann  i876Kiung- 
chow  auf  der  Insel  Hainan,  1877  Ichang,  Wuhu,  Wen- 
chow  und  Pakhoi,  1887  Kowloon  und  Lappa,  1889  (auf 
Grund  des  franzö  ischen  Vertrages  von  Tientsin)  Hang- 
chow  und  Meng-tse,  1892  Chungking,  1894  Yatung  in 
Tibet,  1896  (nach  dem  Frieden  von  Simonoseki)  Hang- 
chow  bei  Shanghei  sowie  die  Binnenstädte  Soochow  und 
Shasi  unter  die  Vertragshäfen  eingereiht;  1897  folgten 
Samshui,  Wuchow  und  Szemao  und  1898  Funing  gegen- 
über Formosa,  Yoehow  tief  im  Innern  am  TunkingSee 
und  Chinwang  am  Golf  von  Pechili.  Nachstehend  die 
Liste  der  bisher  geöffneten  Vertragshäfen  mit  Angaben 
betreffend  Bevölkerung  und  Aussenhandel  im  Jahre  1897  : 

Anssenhandet  in  Ilaikwan 
VertragsLäfen  Provinz  lievölkt-rung  Tivels 

Import  Export 

Shanghai  Kiangsu  400.000  31,725-393  59,166.376 

Canton  Kw;ingtung  1,600.000  13.770.036  22,899671 

Swatow  KwangtUDg  40.000  9.653.938  10,309.288 

Chingkiang  Kiangsu  135.000  13,285.419  5  078.723 

Tientsin  Ch  hli  950  OOO  30,212.260  11.000,044 

Ningpo  Chekiang  250  000  8990.251  4,986.495 

Foocliow  Fukien  636.000  5,196.884  6,841.266 

Nechwang  Shingking  60.000  8,995.929  13,808.612 

Kinkiang  Kiangsi  S3-0O0  6,563.311  7,080.576 

Hankow  Hupeh  800  000  17,172351  24,540382 

Chefoo  Shantung  32.000  11,066.410  7.717413 

Amoy  Fukien  96.000  7,285.683  2,441.231 

Kiungchow  Kwangtung  40.000  1,461.940  1,826.241 

Wenchow  Chekiang  80.000  722.040  335  596 

Pakhoi  Kwangtung  25.000  2656.724  1,512750 

Ichang  Hupeh  34.000  647.902  423.950 


Lungchow 

Kwangsi 

20.000 

83-074 

25-873 

Mengtse 

Yunnan 

12.000 

2,394.028 

1.^57  737 

Chungliing 

Szechnen 

250.000 

8,443-947 

6,751.258 

Yalu.g 

Tibet 

? 

— 

— 

Soochow 

Kiangsu 

500000 

921.034 

399224 

Shasi 

Hupeh 

400.000 

48428 

181.220 

Hangchow 

Chekiang 

800.000 

1,259.544 

6,169372 

Szemao 

Yunnan 

15.000 

154-596 

31-378 

Samshui 

Kianglupg 

50.000 

37-759 

42.496 

Wuhu 

Nganhui 

78.000 

3-700-373 

3,232.121 

Nanking 

Kiangsu 

150000 

— 

— 

Wuchow 

Kwangsi 

50.000 

1,392-415 

472.902 

Funing 

Fokien 

20.000 

— 

Yoehow 

Hunan 

18.000 

— 

— 

Chinwang 

Chihli 

37-000 

— 

— 

Hiezu  kommen  noch  Kowloon  und  Lappa,  Zollsta- 
tionen, die  von  Gütern  auf  dem  Wege  zwischen  Hongkong 
oder  Makao  und  Canton  berührt  werden,  deren  Handel, 
beziehungsweise  Einnahmen  jedoch  den  erwähnten  Häfen 
zugerechnet  werden. 

In  allen  Vertragshäfen  überwacht  die  fremde  Seezoll- 
behörde bloss  die  in  fremden  Schiffen,  das  heisst  nicht 
in  China  gebauten  Schiffen  eingeführten  Waaren,  ob  die 
Schiffe  Ausländern  oder  Chinesen  gehören ;  ausserdem 
existiren  überall  alte  chinesische  Zollämter,  die  den 
Handel  der  chinesischen  Dschunken  überwachen  und 
Zölle  einheben,  die  nicht  immer  dieselben  sind,  wie  die 
der  Seezollbehörde.  Ausserhalb  der  Vertragshäfen  bestehen 
sowohl  an  der  Küste  wie  im  Innern  zahlreiche  chinesische 
Zollämter,  die  unter  dem  Namen  „kwan"  bekannt  sind, 
während  die  moderntn  Likinätnter  ,,Ma"  oder  „ia" 
heissen. 

Die  commercielle  Erschliessung  Chinas  hat  in  den 
letzten  Jahren  rapide  Fortschritte  gemacht,  und  man 
darf  erwarten,  dass  die  nächste  Zeit  noch  grössere  Er- 
folge in  dieser  Richtung  aufweisen  wird,  zu  welchem 
der  Friede  von  Simonoseki  den  Grund  gelegt  hat.  Voll 
und  ganz  wird  China  freilich  erst  dann  dem  modernen 
Handel  und  Verkehr  erschlossen  werden  können,  wenn 
endgiltig  mit  den  Principien  gebrochen  wird,  auf  denen 
heute  noch  das  chinesische  Verwaltungssystem  und  die 
corrupte  Beamtenherrschaft  beruht.  Dass  man  sich  in 
China  selbst  noch  mancher  Reformbedürftigkeit  bewusst 


ist,  davon  zeugt  eine  Rede,  die  der  chinesische  Gesandte 
Wu-Ting-Fang  in  Washington  bei  der  im  April  1899 
abgehaltenen  Jahressitzung  der  „American  Academy  of 
Political  and  Social  Science"  gehalten  hat.  Er  verwies 
auf  die  vielen  Fortschritte,  die  China  in  den  letzten 
Jahrzehnten  gemacht;  man  dürfe  China  nicht  für  unthätig 
halten,  aber  es  müsse  erst  die  durch  Jahrhunderte 
herrschende  Trägheit  überwinden,  aus  der  das  Land 
eben  erst  erwacht  sei.  Regierung  und  Volk  in  China 
seien  überzeugt,  dass  noch  manche  Reformen  durchge- 
führt werden  müssten,  aber  man  müsse  davon  abstehen, 
die  westliche  Civilisation  en  gros  in  China  zu  importiren, 
denn  nicht  alle  Einrichtungen  Europas  oder  Amerikas 
seien  für  China  geeignet  und  Uebereilung  könnte  leicht 
Schaden  stiften  .  .  .  Lord  Charles  Beresford  hat  kürzlich 
eine  Lanze  für  die  Erhaltung  der  Integrität  Chinas 
gebrochen,  deren  Vorbedingung  freilich  die  Durchführung 
einschneidender  Reformen  bilde.  Wenn  sich  China  nicht 
bald  zu  diesen  Reformen  aufrafft,  so  dürfte  die  Politik 
der  ,, Interessensphären"  der  Mächte  die  Integrität  Chinas 
bereits  sehr  in  Frage  gestellt  haben.  Z. 


DURCH  CENTRALASItN. 

Zu  den  sympathischesten  und  rastlosesten  Forschungs- 
reisenden unserer  Zeit  gehört  zweifelsohne  £>r.  S2<en 
Hedin.  Im  Mai  1897  erst  von  einer  dreijährigen  mühe- 
und  gefahrvollen  Forschungsreise  durch  Centralasien 
heimgekehrt,  hat  ihn  der  Forschungseifer  schon  wieder 
in  die  asiatischen  Wüsten  getrieben.  Die  kurze  Zeit,  die 
Sven  Hedin  in  Europa  zubrachte,  und  während  welcher 
er  in  allen  europäischen  geographischen  Gesellschaften 
gefeiert  wurde,  hat  der  Reisende  zur  Herausgabe  eines 
grossen  Werkes  über  seine  Reise  benützt,  das  nunmehr 
in  zwei  starken  Bänden')  vorliegt,  die  durch  ihren  In- 
halt wie  auch  ihre  reiche  Ausstattung  mit  Illustrationen 
sehr  anziehend  wirken. 

Bei  der  Leetüre  des  Werkes  kann  man  es  trotz  der 
sachlich  einfachen  und  anspruchslosen  Darstellung  des 
Autors  begreifen,  dass  er  ganz  und  gar  dem  Zauber 
Centralasiens  und  seiner  noch  von  keinem  Forscher  ge- 
lö>ten  Geheimnisse  verfallen  ist,  dass  er  wieder  sein 
Glück  in  Turkestan  und  Tibet  versuchen  will,  wo  es 
ihm  das  letztemal  gelungen  ist,  unsere  geographischen 
und  ethnographischen  Kenntnisse  zu  bereichern  und  mehr 
als  eine  wissenschaftliche  Streitfrage  endgiltig  zu  lösen. 
Man  versteht  es  trotz  aller  Mühen  und  Gefahren,  mit 
denen  Sven  Hedin  zu  kämpfen  hatte,  dass  es  ihn  wieder 
in  di-'  Wüste  Gobi  zu  den  von  ihm  entdeckten  Ruinen- 
städten lockte,  um  nochmals  zu  versuchen,  den  Schleier 
von  den  tief  im  Wüstensande  begrabenen  Geheimnissen 
einer  längst  entschwundenen  Culturperiode  Centralasiens 
zu  lüften. 

Wir  müssen  uns  leider  versagen,  an  dieser  Stelle  ein- 
gehend die  letzte  Forschungsreise  Sven  Hedin's  und  ihre    ^ 
Ergebnisse  zu  behandeln ;  wir  können  sie  bloss  in  kurzenlB 
Zügen    skizziren.    Am     16.  October    1893    verliess  Sven'" 
Sedin  Stockholm  und  langte  vier  Tage  später    in  Oren- 
burg  an,  wo  seine  asiatische  Reise  begann.  Im  Tarantas 
legte  er  die  2000  km  bis  Taschkend  zurück,    wozu  das 
Gefährte   19  Tage  brauchte.    Von  dort  wandte  sich  der 
Forscher  dem  Pamirgebiete  zu.  Mitten  im  Winter  durch--— 
forschte  Sven  Hedin    zum  Theil    auf   neuen  Wegen  di^l 
Hochgebirgslandschaft  des  Pamir,    die   die  Kirgisen  das 
„Dach  der  Welt"  nennen,  und  im  Frühjahr    untersuchte 
er  die  Gletscher  weit  dieses  Gebietes;  er  wagte  sich  wieder- jB 
holt  unter  grossen  Gefahren  an  die  Besteigung  des  hoch- lB 
sten  Gipfels  der  Bergkette  heran,    aber    der    noch   von 
keinem  Sterblichen  betretene  und  von  Sagen  umsponnene 
Gipfel  des  „Vaters    der  Eisberge'',    des   Mus-tag-ata  bot 

')  Durch  Asiens  Wüsten.  DreiJalire  auf  neuen  Wegen  in  Pamir,  Lop-nor, 
Tihet  und  Cliina.  Von  Sven  Hedin.  .Mit  250  Abbildung- n,  4  Cliromolafeln 
und  7  Karten.  Leipzifjr,  F.  A.  Brockhaus. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


76 


• 


auch  dem  unerschrockenen  jungen  Forscher  Trotz,  und 
nach  vergeblichen  Anstrengungen  musste  Sven  Hedin 
von  seinem  Vorhaben  ablassen.  Zu  den  anziehendsten 
Capiteln  seines  Werkes  gehört  die  Beschreibung  „einer 
Momlscheinnacht  6300  in  über  dem  Meere";  er  hat 
ihren  Zauber  mit  vielen  Kntbehrungen  erkauft.  Den  Weg 
zum  Gijjfel  des  Mu.s-tagata,  der  um  3000  m  die  höch- 
sten Spitzen  Europas  überragt,  konnte  er  nicht  er- 
zwingen. Interessante  Qacrfahiten  durch  Pamir,  Segel- 
fahrten in  einem  sulbstgcfcrtigten  Boot  ä  la  Robinson 
auf  dein  Kara-kul-See,  dessen  umwohnende  Kirgisen- 
bevölkerung noch  nie  ein  Boot  zu  Gesicht  bekommen 
hatte,  beschäftigten  Sven  Hedin  hierauf.  Ein  ethno- 
graphisch interessantes  Capitel  ist  der  Beschreibung  des 
Nouiadenlebens  der  Kirgisen  gewidmet. 

In  Kaschgar  rüstete  Sven  Hedin  dann  seine  Expedition 
in  die  Wüste  aus.  Mit  einer  stolzen  Karawane  rückte  er 
aus,  doch  nur  er  und  zwei  seiner  Diener  retteten  sich 
aus  dem  Untergang  der  Karawane  im  glühenden  Sande 
der  Wüste  Takla-makan,  und  nicht  viel  hätte  gefehlt,  so 
wäre  auch  iler  muthige  Forscher  mit  allen  seinen  Leuten 
elend  verdurstet.  Sven  Hedin  kannte  wohl  die  Gefahren, 
denen  er  entgegenging,  der  Drang,  die  unerforschte 
Wüste  zu  durchijueren,  wo,  wie  es  hiess,  alte  Städte 
vergraben  seien,  aus  denen  unerschrockene  Schatzgräber 
Kameelladungen  von  Gold  und  Silber  weggetragen  hätten, 
Hess  Sven  Hedin  nicht  ruhen;  die  Legenden  vom 
„Telesmat"  (Zauberei),  das  in  der  Wüste  herrsche,  und 
die  durstenden  Wanderer  ewig  im  Kreise  sich  bewegen 
lasse,  ohne  dass  sie  je  den  Weg  aus  der  Wüste  fänden, 
s])ornten  Sven  Hedin  noch  mehr  an,  das  Wagniss  zu 
versuchen.  Mit  Mühe  rettete  er  sein  Leben  aus  dem 
tollkühnen  Unternehmen ;  die  Capitel  über  die  Durch- 
querung der  Wüste,  d=n  Untergang  der  Karawane  und 
die  endliche  Rettung  Sven  Hedin's,  der,  dem  Verschmachten 
nahe,  das  rettende  Wasser  findet  und  an  das  Flussbett 
des  Chotandarja  im  örtlichen  Turkestan  gelangte,  lesen 
sich  wie  ein  spannender  Roman.  Ueber  Ak  ■  su  kehrte 
dann  Sven  Hedin  nach  Kaschgar  zurück,  um  sich  dann 
in  Pamirskij  Post,  wo  er  den  Schlussarbeiten  der  englisch- 
russischen Grenzcommisson  beiwohnte,  von  seinen 
Strapazen   zu   erholen. 

Im  zweiten  Band  schildert  Sven  Hedin  die  Fort- 
setzung seiner  Reise  nach  Peking,  die  wieder  in  Kaschgar 
einsetzte.  Er  erzählt  von  der  alten  Stadt  Chotan  in 
Innerasien,  von  den  von  ihm  entdeckten  Ruinenstädten 
in  der  Wüste  Takla-nrakan.  Seine  Forschungsreise  führte 
ihn  dann  weiter  durch  das  Heimatland  des  wilden 
Kameeis,  die  Urwälder  des  Tarim  zum  See  Lop-nor,  der 
den  Geographen  bisher  ungelöste  Räthsel  bot;  Sven 
Hedin  ist  es  geglückt,  die  geo-  und  hydrographischen 
Verhältnisse  des  Lop-nor  endgiltig  ftstzustellen.  Mit 
einer  neuen  Karawane  machte  sich  dann  der  Forscher 
auf  die  gefahrvolle  Reise  über  die  Plateaux  von  Nord- 
tibet, zum  Aika-tag  und  zu  den  Salzseen.  Kr  beendet  die 
schwierige  Durchipierung  glücklich,  freilich  nicht  ohne 
mancherlei  Schwierigkeiten ;  unter  den  Mongolen  reist 
die  Expedition  in  der  steten  Gefahr  räuberischer  Ueber- 
fälle  durch  Tanguten.  Mit  seinen  mongolischen  Führern 
erreichte  Sveu  Hedin  dann  ilen  See  Kokonor.  Von  dort 
wandte  er  sich  nach  Sining-fu,  und  am  2.  März  1897 
langte  Sven  Hedin  vor  den  Thoren  Pekings  an.  Der 
Rückweg  führte  ihn  nochmals  (juer  durch  Asien,  aber 
Sven  Hedin  reiste  diesmal  rascher.  In  einem  zwei- 
rädrigen chinesischen  Karren,  der  von  mongolischen 
Pferden  mit  Reitern  auf  dem  Rücken  gezogen  wird, 
fuhr  Sven  Hedin  mit  sausender  Geschwindigkeit  von 
Peking  nach  Kiachta,  von  dort  mit  Tarantas  und  Schlitten 
über  Baikal  und  Irkutsk  nach  Kansk,  von  wo  die  Eisen- 
bahn den  Forscher  in  neunmal  24  Stunden  nach  Peters- 
burg brachte,  und  am  10.  Mai  1897  hatte  Sven  Hedin 
wieder  heimatlichen  Boden  unter  den   Füssen.  y 

Unter  tlen  wissenschal'tlichen  Arbeiten,  welche  die 
Thätigkeit    des    Auturs    in  Anspruch  genommen  haben, 


«eien  hervorgehoben :  die  Aufnahme  geologischer  Profile 
von  Pamir,  Kven-Lünn,  die  anthropologischen  Mrs.sungen 
von  Kirgisen,  die  Studien  über  die  Wanderungen  der 
Nomaden  in  den  verschiedenen  Jahreszeiten,  Etymologie 
der  geographischen  Namen,  Messungen  der  Wasserroengen 
beim  Durchqueren  der  FiUsse,  Tiefenlothungen  in  den 
Seen,  Pflanzensammlungen,  iasbesondcre  Algen  in  den 
alpinen  Regionen  von  Pamir  und  '1  ibet,  Führung  des 
meteorologischen  Journals  dreimal  am  Tage  u.  ».  w. 
Vor  allen  Dingen  sind  auch  die  Untersuchungen  über 
die  Wasserläufe  und  Wasserreservoirs,  welche  Hochasien 
im  Sommer  mit  reichlichen  Wassermengen  versehen,  als 
bemerkenswerthe  Objecte  der  Beobachtungen  Sven  Hedin's 
zu  nennen.  Die  Wege,  welche  der  Reisende  zurückgelegt 
und  topographisch  aufgenommen  hat,  haben  die  Aus- 
dehnung von  10.498  km  erreicht,  also  eine  Entfernung, 
welche  um  die  Hälfte  länger  ist,  als  etwa  der  Weg  von 
Cairo  nach  Capstadt.  Im  Ganzen  hat  er  auf  der  Reise 
von  St.  Petersburg  nach  Peking  23.0'  o  km  zurückgelegt. 
Von  den  aufgenommenen  10.498  km  führen  3250 
durch  vorher  absolut  unbekannte  Gebiete;  auf  den 
übrigen  7248  km  sind  eine  Menge  Untersuchungen  vor- 
genommen worden,  welche  speciell  die  geographische 
Kenntniss  über  diese  Gegenden  in  hohem  Maasse  mehren 
und  bereichern.  Das  gesammte  kartographische  Material 
befindet  sich  übrigens  bei  Justus  Perthes  in  Gotha,  um 
dort  später  verarbeitet  und  in  Peterraann's  Mittheilungen 
veröffentlicht  zu  werden. 

Im  Ganzen  und  Grossen  ist  das  centrale  Hochasien 
mehr  oder  minder  noch  terra  incognita,  und  nur  sehr 
allmälig  fängt  der  dichte  Schleier  an  sich  zu  lüften, 
welcher  über  jenem  grossartigen  Hochlande  ausgebreitet 
ist.  Jedenfalls  darf  behauptet  werden,  da.«s  es  gegen- 
wärtig immer  noch  viel  unbekannter  ist  als  die  innersten 
und  dunkelsten  Theile  von  Afrika.  Umgeben  vnn  den 
höchsten  Gebirgen  der  Welt,  die  der  Reisende  und 
Forscher  mit  geringen  Ausnahmen  nur  von  der  Aussen- 
seite  kennen  gelernt  hat,  ist  dieses  centralasiatische 
Hochland  der  völkertrennende  Theil  dei  Continents 
gewesen.  In  Folge  seiner  Unzugänglichkeit  von  nahezu 
fast  allen  Seiten  hat  es  eine  culturelle  regelmässige 
Verbindung  mit  den  peripherischen  Gliedern  fast  nie 
gehabt  und  hat  auch  ebenso  die  Verbindung  zwischen 
den  peripherischen  Gliedern  des  Continents  absolut 
gehindert,  so  dass  diese  genöthigt  » aren,  miteinander 
direct  zu  verkehren,  was  fast  nur  auf  dem  Wasserwege 
raögiich  gewesen  ist.  Das  ist  denn  auch  der  Grund, 
weshalb  die  culturelle  Entwicklung  der  einzelnen  peri- 
pherischen Glieder  so  ausserordentlich  von  einander 
abweichend  und  verschieden  ist  und  die  indische  Cultur 
fast  vollständig  unbeeinflusst  von  der  chinesischen  und 
diese  wiederum  umgekehrt  von  der  indischen  isolirt 
sich  zu  entwickeln  vermochte,  nur  dass  etwa  in  hinter- 
indischen Staaten  und  lündern  eine  Annäherung  der 
beiden  Culturen  stattfand.  Trotz  seiner  Isolirtheit  ist  das 
centralasiatische  Hochlantl  aber  dennoch  der  Ausgangs- 
])UDkt  häufiger  Völkerbewegungen  gewesen,  und  da  es 
nur  zwei  durch  die  Terrain  veihältnisse  gegebene  Wege 
gab,  welche  den  Verkehr  nach  aussen  hin  auf  breiterer 
Basis  ermöglichten,  so  vermochte  der  Abfluss  der  hoch- 
asiatischen Völkerwanderungen  nur  auf  diesen  stattzu- 
finden. Die  mongolischen  Horden,  welche  China  wie 
Westasien  und  Europa  eroberten,  sind  alle  entweder 
durch  das  Hoanghi>thal  nach  den  chinesischen  Tief- 
ebenen vorgedrungen  (^der  durch  die  Dsungarische  Mulde 
nach  Sibirien  und  Turan  wie  nach  dem  Norden  des 
Kaspisees  und  von  da  westlich  vorgegangen.  EbcniO 
wird  auch  die  Heimat  der  Chinesen  in  dem  westlichen 
Tarimbecken  gesucht,  von  wo  aus  diese  Rasse  nach 
dem  gelben  Flusse  vordringen  konnte  und  diesen  entlang 
ihren  Weg  nach  den  chinesischen  Ticflündern  ge- 
funden hat. 

Es  ist  unter  solchen  Umständen  begreiflich,  dass  es 
nicht  nur  für  den  Geographen,    sondern  auch    für    den 


76 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Culturhistoriker  von  grosser  Bedeutung  und  Wichtigkeit 
ist,  Näheres  über  diese  Länder,  welche  trotz  ihrer  dünnen 
Bevölkerung  die  Ausgangspunkte  welterschütternder 
Wanderungen  waren,  zu  erfahren.  Von  den  Tagen 
Marco  Polo's  an  haben  wohl  hunderte  und  tausende 
von  Reisenden,  namentlich  in  früheren  Jahrhunderten, 
diese  hochasiatischen  Steppenländer  durchquert,  aber  die 
wissenschaftliche  Untersuchung  derselben,  die  Ergründung 
ihres  geologischen  Aufbaues,  ihrer  hydrographischen  Ver- 
hältnisse, ihrer  Thier-  und  Pflanzenwelt  ist  zum  Gegen- 
stande eingehenden  Studiums  erst  in  diesem  Jahrhundert 
gemacht  worden.  Auch  ihre  ethnographischen  Verhält- 
nisse sind  von  der  Untersuchung  kaum  gestreift  worden, 
so  dass  dieser  noch  ein  ungeheures,  grosses  Gebiet  und 
ein  grosses  Arbeitsfeld  offen  steht. 

Die  Reise,  die  Sven  Hedin  vor  wenigen  Wochen  an- 
getreten, führt  ihn  wieder  nach  Centralasien.  Als  Zeit- 
dauer der  neuen  Expedition  sind  2  '/ä  Jahre  in  Aussicht 
genommen ;  sie  wird  zum  Theil  bereits  von  Hedin  be- 
suchte, zum  Theil  aber  auch  unbekannte  oder  äusserst 
wenig  bekannte  Gebiete  umfassen.  Sven  Hedin  hat  sich 
vor  Allem  wieder  nach  Ostturkestan  und  Nordtibet  ge- 
wendet; im  ersteren  gedenkt  er  nochmals  die  geheimniss- 
vollen Ruinenstädte  der  Wüste  Gobi  aufzusuchen,  und  aber- 
mals will  er  zum  alten  See  Lop-nor.  Wie  bei  seiner  letzten 
Reise  werden  auch  die  Kosten  der  neuen  Expedition 
zum  grössten  Theil  vom  König  von  Schweden  bestritten. 
Möge  das  Forscherglück  dem  kühnen  Reisenden  auch 
auf  seinen  neuen  Wanderungen  durch  Centralasien  treu 
bleiben !  — w. 


DIE  BAGDADBAHN  UND  DIE  KLEINASIATISCHEN 
BAHNEN. 

Immer  mehr  hat  sich  in  den  letzten  Jahrzehnten  das 
Interesse  der  europäischen  Grossmächte  an  der  politi- 
schen Entwicklung  im  fernen  Osten  gesteigert,  und  seit- 
dem in  dem  Kampfe  zwischen  China  und  Japan  die 
militärische  Ohnmacht  des  Reiches  der  Mitte  so  deutlich 
zu  Tage  trat,  fand  sich  eine  Reihe  von  Bewerbern  um 
das  Erbe  ein.  Sie  alle  müssen  danach  streben,  eine 
möglichst  schnelle  Verbindung  zwischen  dem  Mutter- 
lande und  den  neuen  Erwerbungen  hergestellt  zu  sehen, 
und  da  bei  dem  heutigen  Stande  der  Verkehrsmittel  die 
Locomotive  allein  bisher  unbegangene  Wege  eröffnen 
kann,  so  wird  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  erweckt, 
wenn  es  sich  um  Pläne  für  Schienenstränge  handelt, 
welche  die  alte  Welt  den  Küsten  des  Stillen  Oceans 
näherrücken.  Kein  Wunder,  dass  sich  zugleich  die  Lust 
zu  solchen  Entwürfen  regt,  und  neuerdings  häufen  sich 
die  Projecte  für  Eisenbahnen,  die  vom  Mittelmeere,  dem 
Bosporus  oder  dem  Kaspischeu  See  nach  dem  Persi- 
schen Golf  hinführen  sollen,  jede  durch  eigenartige  wirth- 
schaftliche  oder-  politische  Gründe  hervorgerufen  und 
beeinflusst.  Der  Gedanke,  durch  Afghanistan  und  Persien 
westlich  den  Anschluss  von  Indien  nach  dem  türkischen 
Reiche  zu  suchen,  bleibt  ausser  dem  Bereiche  dieser 
Betrachtungen,  die  wir  der  „Köln.  Ztg."  entnehmen,  da 
er  Hindernissen  begegnet,  die  ihn  unausführbar  er- 
scheinen lassen,  nur  die  Pläne  sollen  erwähnt  werden, 
denen  die  Stellung  der  Mächte  zu  einander  nicht  von 
vorneherein  das  Siegel  der  Unmöglichkeit  aufprägt.  Um 
die  Durchquerung  Anatoliens,  Mesopotamiens  und  Syriens 
handelt  es  sich,  Gebiete,  die  seit  uralter  Zeit  die  Völker- 
brücke zwischen  Ost  und  West  waren,  nur  dass  sich 
jetzt  die  Bewegung  in  umgekehrter  Richtung  vollzieht 
wie  damals,  da  aus  dem  grossen  Stromlande  eine  hoch- 
entwickelte Cultur  befruchtend  um  sich  griff. 

Aus  den  Stürmen  des  napoleonischen  Zeitalters  war 
England  als  die  Macht  hervorgegangen,  die  über  die 
grössten  Colonien  in  Asien  gebot,  seine  Flotte  beherrschte 
die  Meere,  aber  nur  um  das  Cap  der  guten  Hoffnung 
herum  konnte  sie  Indien  erreichen.    Wohl    sandte    man 


gelegentlich  Truppen  bis  Alexandrien,  liess  sie  die  Land- 
enge   von    Suez    überschreiten    und    an    der  Küste  des 
Rothen   Meeres    von    Neuem    einschiffen,    doch,    sobald 
der  Dampf  als  bewegende  Kraft  auftrat  und  einen  neuen 
Abschnitt    der    Geschichte    begann,    entstand    auch    der 
Gedanke,    mit    seiner    Hilfe    die    Schranken    zu    durch- 
brechen,   welche    die  Wüsten  Syriens    und    der   grossen 
Stromebene  dem  Verkehre  entgegensetzten.     1788    hatte 
in  Schottland,     1807   in  Amerika    das  erste  Dampfschiff 
die  Fluthen  durchfurcht,   1825    war  die  erste  Eisenbahn 
vollendet,   und    schon   acht  Jahre  später  reichte  der  da- 
malige   Oberst    Chesney    der  britischen  Regierung  Vor- 
schläge für  einen  Schienenweg  ein,  der  von  der  Mündung 
des  Orontes  nach  dem  Euphrat  gehen  und  dort  an  eine 
Dampferlinie    anschliessen    sollte,    die    von    Bassra    und 
Bagdad    heraufkam.     Ins    Leben    getreten    ist    nur    die 
Dampferlinie  auf  dem  Euphrat,    sie    wurde   1837   durch 
den  Sultan  genehmigt,  und  ihre  kleinen  Fahrzeuge  gingen 
den    Euphrat    empor    bis   Meskene.    Die  türkischen  Be- 
hörden standen  dem  Unternehmen  nicht  immer  freundlich 
gegenüber,    versuchten    gelegentlich,     ihm    durch    Zoll- 
plackereien   den    Garaus    zu    machen,    wie    es    Reschid 
Pascha   1875  that,    oder    einen  Wettbewerb  zu  schaffen. 
Dieser  Versuch  Midhat  Paschas  misslang,    sein  Dampfer 
kam  im  Frühjahre  bis  Aruah,    musste    dann    aber  über- 
sommern, da  erst  im  Herbste  wieder    genügend  Wasser 
im    Flusse    war.     Neuerdings    ist    durch    die    dauernde 
Vernachlässigung    der    Deiche    die    Schiffahrt    ganz   un- 
möglich geworden.  An  den  Bahnbau  ist  man,  wie  gesagt, 
nicht    herangetreten.     Zwar     bildete     sich    in    England 
ein    Ausschuss    für    die  Vorarbeiten,    doch    blieben  die 
Pläne  auf  dem  Papiere,  und    nur    ein    Postdienst  durch 
Kameelreiter    von    Damascus    nach    Bagdad   wurde  ein- 
gerichtet, der  später  in  türkische  Hände  überging. 

Erst    der    Bau    des  Suezcanals  gab  neuen  Anstoss, 
die  Bahn  nach  dem  Persischen  Golf  zu  studiren.    Schon 
Oberst    Chesney    hatte  davon  abgerathen,    Alexandrette 
als    Ausgangspunkt    zu    nehmen,    da    der    Rücken    des 
Amanusgebirges  mit  dem  berühmten  Beilanpass  nur  durch 
einen    10  km  langen  Tunnel    in  einer  Höhe  von  700  m 
gequert  werden  kann,  wobei  noch  eine  ungemeine  Steigung 
der    Rampe    nothwendig    ist.    Tarabulus    oder    Suedjeh 
bieten  in  ihrem  Hinterlande  keine  derartigen  Schwierig- 
keiten und  wurden    daher    als    Häfen  ins  Auge  gefasst; 
heftige  Meinungsverschiedenheiten    ergaben    sich   jedoch 
darüber,    ob    man    am  Euphrat  oder  Tigris  hinabgehen 
solle;    besonders    der    berühmte    Gelehrte    Sir     Henry 
Rawlinson  sprach  sich  vor  einem  Unterhauscomite  dafür 
aus,    über    Aleppo    und  Diarbekr    an  den  Tigris  zu  ge- 
langen   und    von    dort  nach  Bagdad,    eine  Ansicht,  der 
auch    Hauptmann    Cameron ,    der    Führer    der    zweiten 
englischen  Forschungsexpedition    in  Mesopotamien,    und 
Georg  Latham  beistimmten.  Während  diese  beiden  aber 
eine    Dampferverbindung    durch    den    Persischen    Meer- 
busen   an    die    Bahn    knüpften,    schlug    Sir    Henry  vor, 
östlich  den  Schienenweg  nach  Teheran — Herat     Kandahar 
und  Schikapur  zu  legen.    Noch  mehr  Widerspruch  fand 
sein  Plan  einer  Strecke  von  Constantinopel  über  Angora 
oder  Konia  an  den  Tigris,  gegen  die  Scott  Russell  den 
Einwand  erhob,   sie  werde  Oesterreich  und  Deutschland 
grösseren  Nutzen  bringen  als  England,    das    von  dieser 
Linie    nur    den    Vortheil    gesteigerteren    Comforls    für 
Frauen    und    Kinder    seiner    Beamten    und    Officiere  in 
Indien  habe.  Seit  der  Besetzung  Cyperns  und  Egyptens 
hat  diese  Anschauung  noch  mehr  Boden  gewonnen,  und 
neuerdings    hat    man    wiederholt    sogar  von  einer  Bahn 
von  Port-Said  nach  Kuet  am  Persischen  Golf  gesprochen. 
Die    britische    Politik    ist    unausgesetzt    beschäftigt    ge- 
wesen, sich  dort  festzusetzen,    sie    liefert  den  halb  oder 
ganz  vom  türkischen  Reiche  unabhängigen  Staatsgebilden 
an  der  Küste    und    im    Nedeschd  Waffen    und  Schiess- 
bedarf und  geberdet    sich    als    ihre    Schutzherrin.     Wie 
sorgsam  sie  jeden  fremden  Einfluss  ferne  hält,  hat  Frank- 
reich ja  erst  ganz  kürzlich  in  Maskat  erfahren. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


77 


Hatte  Grossbritannien  nur  die  Verbindung  Indiens  mit 
der  Heimat  im  Auge,  nicht  die  Erschliessung  verödeter 
Gebiete  filr  die  Cultur,  so  war  das  Ziel  der  Pforte, 
seitdem  der  Eisenbahnbau  im  osmanischen  Reiche  be- 
gonnen hat,  allein  von  Gesichtspunkten  der  innetn 
Politik  bestimmt.  Die  Regierungsgewalt  auszudehnen, 
die  Provinzen  fester  an  die  Hauptstadt  zu  knllpfen, 
musste  ihr  Zweck  sein  und  zugleich  die  möglichste 
Sicherung  gegen  feindliche  Angrifile.  Daneben  oder  für 
die  Anschauungen  des  echten  türkischen  Beamten  erst 
weit  hinterher  kam  die  Förderung  der  Volkswirthschaft 
durch  die  neuen  Wege  für  Handel  und  Verkehr.  Die 
grossen  Pläne  Wilhelm  Pressel's  sind  von  diesem 
türkischen  Gesichtspunkte  aus  entworfen.  Für  die 
L.mcsopotamische  Linie  wählte  er  nach  den  Ergeb- 
P^nissen  iler  'l'schernik'schen  Studiencommission  den  Tigris, 
und  hielt  daran  auch  Midhat  Pascha  gegenüber  fest, 
der  die  Euphratroute  vorzog.  Die  Kriege  von  1876  bis 
1878  und  die  finanzielle  Noth  des  Staates  machten  den 
Bau  des  Schienennetzes  in  eigener  Regie  unmöglich, 
und  der  später  vom  Generalstab  und  dem  Ministerium 
der  öffentlichen  Arbeiten  aufgestellte  Gesammtplan 
rechnete  auch  nur  noch  mit  der  Anlage  durch  fremde 
Gesellschaften.  Besonders  reges  Interesse  nahm  von 
jeher  Sultan  Abdul  Hamid  an  der  Erweiterung  der 
Bahnen,  in  erster  Einie  an  der  Fortführung  der 
anatolischen  Strecken  nach  dem  Sttomland;  es  ist  be- 
kannt, dass  dieser  sein  Wunsch  nunmehr  in  Erfüllung 
gehen  wird. 

Die  Hochebene  Vorder-Kleinasiens  ist  gegen  Süden 
durch  gewaltige  Ketten  abgeschlossen,  von  Westen  nach 
t)sten  dehnen  sich  der  Taurus  und  der  Antitaurus  zum 
armenischen  Hochland  hin,  und  eigentlich  nur  an  zwei 
Stellen  ist  dieser  Riegel  durchbrochen.  Seit  uralten 
'J'agen  ist  dadurch  das  System  der  grossen  Heerstrassen 
festgelegt,  und  wenn  es  sich  jetzt  darum  handelt,  der 
J>ocomotive  den  Weg  zu  bahnen,  so  trifft  man  immer 
wieder  auf  die  Spuren  der  lange  verschwundenen 
früheren  Gebieter  und  ist  gezwungen,  ihnen  zu  folgen. 
Die  Heere  der  Assyrier  und  Perser,  die  Phalanxen 
Alexanders  des  Grossen,  der  jüngere  Cyrus  und  die 
römischen  Legionen,  Byzantiner  und  Kreuzfahrer,  Sedl- 
schuken  und  Mongolen  und  zuletzt  die  Regimenter 
Mehemed  Alis,  sie  Alle  waren  auf  dieselben  Engpässe 
angewiesen,  und  das  Gleiche  gilt  für  die  Schienen- 
stränge, auf  denen  kein  zerstörender  Eroberer,  sondern 
segenspendende  Arbeit  vorrückt.  Im  Westen  öffnen 
zwischen  Bulghar-Dagh  und  Ala-Dagh  die  berühmten 
kilikischen  Thore  den  Weg  durch  den  Taurus  für  den 
Verkehr  zwischen  der  Ebene  von  Konia  und  dem  Busen 
von  Alexandrette.  Külek-Boghas  werden  sie  jetzt  ge- 
nannt, und  um  sie  zu  sichern,  haben  vor  60  Jahren 
Egypter  und  Türken  starke  Werke  dort  aufgeführt;  ein 
preussischer  Officier,  Fischer,  der  später  Militärgouverneur 
des  Prinzen  Friedrich  Wilhelm  von  Preussen,  des  Kaisers 
Friedrich,  war,  leitete  die  Arbeiten  der  O.smanen,  und 
Moltke  hat  ihn  hier  aufgesucht.  Verschiedene  Seiten- 
thäler  würden  die  Anlage  der  Bahn  erleichtern,  die  mit 
1500  m  ihren  höchsten  Punkt  erreicht.  Viel  grössere 
Schwierigkeiten  bietet  der  östliche  Durchbruch,  am 
Überlauf  des  Euphrat,  dessen  Gewässer  sich  einen  steil- 
wandigen tiefen  Einschnitt  durch  das  Gebirge  gewühlt 
haben;  der  Weg  geht  von  Siwas  über  Malatia  uml 
Charpuk  nach  Diarbekr,  und  alle  Forscher  haben  ein- 
stimmig festgestellt,  dass  auch  die  heutige  hoch- 
entwickelte Technik  hier  vor  gewaltige  .\ufgaben  gestellt 
sein  wird,  die  nur  mit  grossem  Kostenaufwand  gelöst 
werden  können.  Für  beide  l,inien  bietet  die  anatolische 
Bahn  Ausgangspunkte,  im  Osten  Angora,  im  Westen 
Konia.  Der  türkische  Generalstab  will  aus  militärischen 
eirunden  eine  Vollbahn  von  Angora  nach  Siwas,  Diarbekr 
und  Bagdad,  das  Arbeitsministerium  dagegen  überlässt 
diese  Linie  der  Schmalspur  und  zieht  die  Strecke 
Konia — Adana—  Aleppo — Euphrat    vor,    die  ja  in  ihrem 


ersten  Theil  geringere  Schwierigkeiten  bietet  AU  Grund 
für  diese  Wahl  hat  übrigens  schon  1880  das  Ministerium 
die  Sicherheit  vor  einem  feindlichen  Handstreich  an- 
gegeben, und  welchen  Gegner  es  dabei  im  Sinne  hatte, 
ist  klar. 

Für  die  Verlängerung  der  Angoralinie  bis  Kaisarieh 
hat  die  anatolische  Bahn  bereit»  1893  die  Concession 
erhalten,  doch  konnte  sie  bisher  nicht  ausgenutrt 
werden.  Unterdessen  sind  nun  von  anderer  Seite  bei 
der  Pforte  Vorschläge  für  die  Bagdadlinie  eingereicht 
worden,  die  theils  an  das  anatolische  Netz  anschliessen, 
theils  von  der  syrischen  Küste  ausgehen.  Im  Auftrag 
einer  französischen  Gruppe  bewarb  sich  der  Ingenieur 
Cotard  um  die  Erlaubniss  zum  Bau  einer  Linie  von 
Konia  nach  Aleppo  und  Bagdad  ohne  staatliche  Zins- 
gewähr, da  nach  seiner  Auffassung  der  Innenverkehr 
sich  derart  steigern  lässt,  dass  eine  Verzinsung  ge- 
sichert sei.  Seine  Bemühungen,  das  nöthige  Capital  in 
Europa  zusammenzubringen,  sind  ohne  Erfolg  geblieben. 
Angeblich  für  englische  Finanzleute  ist  neuerdmgs  ein 
Herr  Rechnitzer  in  Constaniinopel  thÄtig,  der  von 
Alexandrette  über  Aleppo  an  den  Tigris  nach  Bagdad 
und  bis  Kuet  bauen  will,  mit  Anschlusslinien  von  Bagdad 
nordöstlich  an  die  persische  Grenze  und  südwestlich 
nach  dem  Heiligthum  der  Schiiten  Kerbela  und  Ned- 
schef.  Auch  er  beansprucht  keine  Zinsgewähr,  dagegen 
noch  das  Recht,  gegebenenfalls  in  Konia  an  die 
anatolische  Bahn  anzuschliessen.  Es  ist  beinahe  das 
gleiche  Project,  das  Graf  Wladimir  Kapnist  im  vorigen 
Jahre  einreichte,  nur  verlangte  der  Russe  noch  in  Syrien 
und  Mesopotamien  eine  Reihe  von  Zweiglinien.  Man 
nahm  allgemein  an,  dass  Graf  Kapnist  im  Auftrag  seiner 
Regierung  vorging,  nicht  um  wirklich  zu  bauen,  sondern 
um  im  Besitz  der  Concession  andere  europäische 
Gruppen  zu  hindern,  die  Bagdadbahn  herzustellen. 
Russisches  Capital  hat  bisher  noch  nicht  Gelüste  ge- 
habt, sich  ausserhalb  der  Reichsgrenze  zu  „investiren", 
wie  die  Börse  es  nennt,  und  der  Schluss,  den  man  daraus 
für  diesen  Fall  ziehen  muss,  ist  leicht. 

Russland  Stellung  zu  den  Eisenbahnplänen  filr  die 
asiatische  Türkei  ist  durch  zwei  Gesichtspunkte  bedingt. 
Einmal  will  es  den  Persischen  Golf  erreichen  und  dort 
festen  Fuss  fassen,  um  eine  neue  Etappe  auf  dem  Weg 
nach  Indien  zu  gewinnen,  andererseits  wünscht  es  keine 
Verkehrsanlagen,  die  das  osmanische  Reich  in  seinem 
Kern  wirthschaftlich  oder  militärisch  stärken  können.  In 
Persien  hat  der  russische  Einfluss  über  den  englischen 
gesiegt,  und  wenn  auch  die  Nachricht  von  der  Abtretung 
von  Bender  Abbas  an  den  Czaren  für  unrichtig  erklärt 
wird,  so  steht  doch  fest,  dass  neuerdings  russischen  Staats- 
angehörigen eine  Reihe  von  Monopolen  ertheilt  sind,  die 
z.  B.  die  Provinz  Aserbeidschan  ganz  in  ihre  Hände 
liefern.  Ausserdem  ist  an  Russen  die  Erlaubniss  zum 
Baue  einer  Bahn  vom  Kaspischen  See  zur  E»i)hratmün- 
dung  gegeben  worden.  Baron  Reuter,  der  Begründer  des 
Telegrai)henbureaus,  hatte  1872  bereits  diese  Concession 
erhalten,  die  aber  bald  darauf  von  der  persischen  Re- 
gierung für  verfallen  erklärt  wurde.  England  schritt  da- 
mals nicht  ein,  und  wenn  auch  der  russische  General 
V.  Falkenhagen  1874  erfolglos  um  die  Bahnerlaubniss 
nachsuchte,  so  war  doch  14  Jahre  später  der  russische 
Einfluss  bereits  so  stark,  dass  der  Schah  sich  verpflichten 
musste,  in  dem  nächsten  Jahrzehnt  nur  Russlaod  eine 
Concession  zu  gelien.  Anscheinend  will  man  jetst  mit 
dem  Bahnbau  beginnen,  es  sind  Ingenieure  und  General- 
stabsofficiere  beschäftigt,  die  Strecke  zu  erforschen,  und 
angeblich  haben  die  Arbeiten  auf  kaukasischem  Gebiet 
bereits  angefangen.  Der  englische  Gesandte  in  Teheran 
hat  zwar  alle  Minen  springen  lassen,  aber  die  russische 
Politik  ist  siegreich  geblieben  und  wird  ihr  Ziel  ruhig 
weiter  verfolgen. 

Anfangs  Sei)tcmber  wird  unter  Führung  des  General- 
consuls  Stemrich  die  Forschungsexpedition  aufbrechen, 
die  die  Deutsche    Bank    nach    Anatolien    und    Mesopo- 


78 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


tamien  sendet.  Soweit  bis  jetzt  bekannt,  soll  sie  für  die 
beiden  in  Betracht  kommenden  Linien  durch  den  Gebirgs- 
riegel    den    Lauf    feststellen,    ganz    besonders    aber    die 
wirthschaftliche  Lage  der  Vilajets  prüfen,  die  etwa  durch- 
schnitten   werden.    Eine    linie    von  Angora    nach  Siwas 
schliesst  die  reichsten  Gegenden    des  inneren  Anatoliens 
auf;  allerdings  darf  man  nicht  übersehen,  dass  für  Massen- 
güter die  Beförderung    bis    nach    dem    Marmarameer  zu 
kostspiehg  wird,  zumal  das  Land  für  europäi<!che  Erzeug- 
nisse  noch    lange    nicht    so    aufnahmefähig  ist,    dass  die 
Wagen  gefüllt  zurücklaufen  können.  Sarasun  am  Schwärzten 
Meer,  das  durch  verhältnissmässig  gute  Strassen  mit  der 
Hochebene  verbunden  ist,    wird    immer   seine  natürliche 
Anziehungskraft  auf  die  Ausfuhr  üben,  und  es  hat  nicht 
an  Stimmen  gefehlt,  die  der  Siwaslinie  nur  dann  Lebens- 
und Ertragsfähigkeit    zusprachen,    wenn    sie  zugleich  die 
Abzweigung  an  die  Küste  im  Norden  erhielte,  die  selbst- 
verständlich in  der  gleichen  Hand  sein  müsse.  Die  natür- 
lichen Schwierigkeiten,    die  das  Gebirge  im  Süden  dem 
Bahnbau  entgegenstellen  würde,  sind  oben  erwähnt  worden. 
Bei  der  westlichen    Linie   treten    sie  in  weit  geringerem 
Maasse  auf;  zuerst  dehnt  sich  dort  die  weite  Ebene  von 
Konia,  deren  Südrand  zum  Theil  zwar  versumpft  ist,  und 
durch  den  Taurus  ößnet  der  Külek-Boghas-Pass  den  Weg 
nach  Adaua  und  Aintab  oder  Aleppo.  Am  Tigris  zwischen 
Diarbekr    und    Mossul    treffen    die    beiden  Strecken  zu- 
sammen und  folgen  dem  Flusse    nach  Bagdad   hinunter. 
Das  Stromland  war    einst    mit    dichtbevölkerten  Städten 
bedeckt,  nicht  nur  in  uralter  Zeit,    sondern    noch   unter 
den  Khalifen,    und    die    furchtbare  Verödung,    die    jetzt 
dort  herrscht,    ist    eigentlich    erst    durch    die    Mongolen 
hervorgerufen  worden,  die  alles  Leben  in  Blut  erstickten. 
Die  grossen  Canäle,    die  überallhin  das  segenspendende 
Nass  verbreiteten,    verfielen,    als    niemand  mehr    für  sie 
Sorge  trug;    die    türkische    Regierungsgewalt    war    nicht 
stark  genug,  um  die  Reste  der  Einwohner  vor  den  Raub- 
zügen der  Wüstenstämme  zu  schützen,    und    erst  neuer- 
dings, besonders  durch  die  Thätigkeit    des  Ministeriums 
des    kaiserlich    osmanischen  Hauses,    nimmt    der  Anbau 
an    einzelnen    Stellen    im  Tigrisgebiet    zu,    während  am 
Euphrat    die    Ruhe    des    Kirchhofs    waltet.    Beiläufig   sei 
hier  bemerkt,    dass    in    einem    östlichen    Seitenthal    des 
Tigris,  am  Chabur  bei  Scheramisch,  Steinkohlenlager  sich 
finden,    die    schon    dadurch    besondere    Wichtigkeit    ge- 
winnen, dass  sie,  abgesehen  von  einigen  kleineren  Minen 
am    oberen    Euphrat,    die    einzigen    in    der    asiatischen 
Türkei    neben    denen    von  Eregli    am    Schwarzen  Meere 
sind. 

Augenblicklich  bieten  nur  kleine  Strecken  auf  beiden 
Linien  die  Sicherheit  eines  ausreichenden  Binnenverkehrs, 
und  ohne  staatliche  Zinsgewähr  ist  der  Bahnbau  un- 
möglich. In  einzelnen  Constantinopeler  Blättern  wird 
zwar  das  Gegentheil  behauptet,  doch  ohne  die  genügenden 
Beweismittel,  und  wenn  verschiedene  Gruppen  die  Bau- 
erlaubniss  unter  Verzicht  auf  die  Garantie  nachsuchen, 
so  muss  man  erhebliches  Misstrauen  in  die  Lebensfähig- 
keit ihrer  Pläne  setzen.  Die  Unterlagen  für  die  richtige 
Bemessung  der  Zinsgewähr  zu  erlangen,  wird  die  Haupt- 
aufgabe der  Forschungsexpedition  sein,  denn  nur  so  kann 
man  mit  Erfolg  an  die  Lösung  der  Frage  herantreten, 
durch  2i'oo  km  Schienen  dem  Weltverkehr  diese  neuen 
Wege  zu  öffnen. 

Mit  dem  Gesuch  der  Anatolischen  Bahn  um  die  Er- 
laubniss  der  Verlängerung  ihres  Schienennetzes  bis  nach 
Bagdad  und  dem  Persischen  Golf  ist  der  erste  förmliche 
Schritt  zur  Verwirklichung  eines  Gedankens  geschehen, 
der  in  verschiedener  Gestalt  seit  Jahrzehnten  Staats- 
männer und  Techniker  beschäftigt  hat.  E'ne  möglichst 
schnelle  Verbindung  mit  Indien  und  Ostasien  zu  schaffen, 
war  das  Streben  Englands  schon  zu  einer  Zeit,  als  man 
den  Durchbruch  der  Landenge  von  Suez  noch  für  ein 
Spiel  der  Phantasie  hielt,  und  je  höher  sich  das  Eisen- 
bahnwesen entwickelte,  desto  mehr  musste  man  glauben, 
d6r  Pfiff   der  Locomotive  werde    bald  über  die  wüsten 


Ebenen  des  Stromlandes  schrillen,  die  einst  von  Millionen 
Menschen  bewohnt,  der  Ausgangspunkt  einer  hohen 
Cultur  waren.  Mit  dem  Canalbau  und  den  Fortschritten 
der  Dampfschiffahrt  wurden  Europa  und  der  Osten  ein- 
ander nähergerückt.  Soweit  die  Beförderung  von  Massen- 
gütern in  Frage  kommt,  ist  die  Eisenbahn  auch  nicht 
im  Stande,  erfolgreich  den  Kampf  aufzunehmen,  aber 
der  Personen-  und  Postverkehr  drängt  nach  weiteren 
Abkürzungen,  zumal  seitdem  die  Mächte  des  Abend- 
landes ein  gesteigertes  Interesse  an  der  Gestaltung  der 
Lage  im  Bereiche  des  Stillen  Oceans  nehmen.  Trotzdem 
sind  bisher  alle  Entwürfe  für  die  Bahn  zum  Persischen 
Meerbusen  ohne  Ausführung  geblieben,  politische  und 
wirthschaftliche  Schwierigkeiten  stellten  sich  entgegen, 
und  f  ühere  Freunde  des  Planes  wurden  durch  den  Um- 
schwung der  internationalen  Verhältnisse  zu  seinen  er- 
bitterten Feinden. 

Nach  dem  Krimkriege,  der  zuerst  die  Thore  des  os- 
manischen Reiches  dem  Eindringen  abendländischen 
Wesens  öffnete,  begannen  die  e:sten  Versuche,  Klein- 
asien durch  Eisenbahnen  dem  Weltverkehre  anzuschliessen, 
und  ganz  folgerichtig  ging  man  von  der  Westküste  mit 
ihren  von  allen  seefahrenden  Völkern  aufgesuchten  Häfen 
in  das  reiche,  fruchtbare,  alte  Jonien  vor.  1856  erhielt 
eine  englische  Gesellschaft  die  Concession  zum  Baue 
der  Strecke  Smyrna — Aidin ,  die  nach  mancherlei 
Stockungen  zehn  Jahre  später  vollendet  war,  dann  eine 
Reihe  kleiner  Ausstrahlungen  erhielt  und  zuletzt  bis 
Diner  verlängert  wurde,  so  dass  sie  jetzt  ^\^  km  in 
Betrieb  hat.  Die  frühere  sechspercentige  Zinsgewähr  ist 
seit  1888  gegen  eine  Verlängerung  der  Concession  bis 
1935  aufgehoben.  Anfang  der  Sechzigerjahre  folgte 
ebenfalls  mit  englischem  Capital  die  Linie  Smyrna — 
Kassaba  mit  einer  fünfpercentigen  Zinsgewähr,  die  Ge- 
sellschaft erzielte  keinen  Gewinn,  und  die  Regierung 
baute  selbst  die  Strecke  bis  Ala  Schehir  weiter,  ausser- 
dem kamen  zwei  kleinere  Anschlüsse  hinzu,  und  1 896 
wurden  266  km  befahren.  Die  Lage  des  Unternehmens 
hatte  sich  aber  derartig  gestaltet,  dass  eine  französisch- 
belgische Gruppe  mit  dem  Antrag,  die  Bahn  zu  über- 
nehmen, freudiges  Gehör  fand,  und  sie  hat  dann  die 
Fortsetzung  von  Ala  Schehir  bis  Afiun  Kara  Hissar 
ausgeführt  und  später  den  Betrieb  an  die  bekannte 
französische  Baugesellschafft  des  Grafen  Vitalis,  die  Rögie 
Göndrale,  verpachtet.  Für  die  Haupilinie  sind  2,3  10.000  Frs. 
als  Ertrag  verbürgt,  für  die  neuen  2'jtkm  ein  Höchst 
b-'trag  von  jährlich  je   IQ.3'  o  Frs. 

Die  Erfahrungen,  welche  die  Pforte  mit  den  Privat- 
eisenbahngesellschaften gemacht  hatte,  trugen  wesentlich 
dazu  bei,  dem  Gedanken  an  Staatsbahnen  Eingang  zu 
verschaffen.  Der  bekannte  deutsch-österreichische  In- 
genieur Wilhelm  Pressel  arbeitete  in  den  Jahren  1872 
bis  1873  für  die  Regierung  eine  Reihe  von  Entwürfen 
aus,  die  das  gesammte  Kleinasien  mit  einem  Schienen- 
netze überdeckten,  wobei  er  übrigens  die  Schmalspur 
zu  Grunde  legte.  Seine  Studien  sind  werthvolles  Material 
geblieben,  denn  die  ersten  Anläufe  zum  Bau  in  eigener  ■■ 
Regie  sind  kläglich  gescheitert.  Die  Strecke  von  Haidar  ■■ 
Pascha  nach  Ismid  wurde  allerdings  ausgeführt,  doch 
nur  mit  riesigen  Kosten  und  trotzdem  fast  unbenutzbar, 
die  etwa  halb  so  lange  Linie  Mudania — Brussa  (42  km) 
wurde  überhaupt  nicht  vollendet  und  erst  i8gi  nach 
löjähriger  Pause  kam  sie  in  Betrieb,  da  es  der  belgisch- 
französischen Gruppe  des  Herrn  Nagelmackers  gelungen 
war,  die  Concession  zu  erhalten.  Bei  seinem  Regierungs- 
antritt, am  31.  August  1876,  fand  Sultan  Abdul  Hamid 
somit  in  Kleinasien  nur  die  eine  Staats  trecke  Haidar — 
Pascha— Ismid  und  die  beiden  Privatbahnen  von  Smyrna, 
im  Ganzen  ^12  km  vor,  eine  Zahl,  die  sich  seitdem  ver- 
vierfacht hat.  Der  Sultan  hat  von  jeher  das  regste 
Interesse  an  dem  Weiterbau  der  Bahnen  gezeigt,  er  liess 
zur  Ausarbeitung  eines  Gesammtjilanes  einen  besonderen 
Ausschuss  zusammentreten,  dessen  erste  Sitzung  er  per- 
sönlich leitete,  und  vor  Allem  war  es  die  kleinasiatische 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  Ofll 


Querbahn,  die  Linie  nach  Bagdad,  deren  Anlage  er 
immer  wieder  den  europäischen  h'inanzkreisen  nahelegte, 
da  er  sie  von  den  verschiedensten  Gesichtspunkten  aus 
als  Nothwendigkeit  ansah. 

Bevor  wir  auf  die  grossen  Linien  des  vorderen  Klein- 
asiens eingehen,  seien  die  übrigen  Bahnen  der  asiatischen 
Türkei  erwähnt,  die  sämmtiich  von  der  Küste  des 
Mittelländischen  Meeres  ausstrahlen,  aber  nach  ver- 
hältnissmä^sig  kurzem  Laufe  abbrechen.  Allerdings  sind 
sie  alle  nur  als  Beginn  grosser  Schienenwege  in  das 
Innere  gedacht,  vorläufig  jedoch  und  vielleicht  noch  für 
.sehr  lange  Ziit  werden  sie  im  jetzigen  Zustande  be- 
harren. Vom  Nordrand  des  Busens  von  Alexandrette 
nach  Osten  ziehen  die  7  i  km  der  Mersina  -  Adanabahn, 
die  1886  dem  Verkehre  übergeben  wurde.  Ohne  Zins- 
gewähr halte  auch  sie  anfangs  mit  vielen  Schwierigkeiten 
zu  kämpfen,  die  schliesslich  dazu  führten,  dass  sich  das 
englische  Capital  von  dem  Unternehmen  zurückzog  und 
das  französische  die  entscheidende  Stimme  erhielt,  zu- 
gleich wurde  der  Sitz  der  Verwaltung  von  London  nach 
Constantino])el  verlegt.  Seitdem  haben  sich  die  Krträge 
gehoben,  und  wiederholt  ist  die  Gesellschaft  um  die 
Erlaubniss  eingekommen,  über  Osmanieh  nach  Biredschik 
am  Euphrat  weiterzubauen  und  so  den  Anschluss  an 
die  grosse  Karawanenstrasse  zu  erlangen,  bisher  ist  aber 
dieser  Wunsch  unerfüllt  geblieben.  In  Syrien  und  Pa- 
lästina dienen  die  drei  grössten  Häfen  als  Ausgangs- 
punkte von  Bahnen.  Von  Beirut  aus  überschreitet  eine 
Schmalspurlinie  die  Ketten  des  Libanon  und  Antilibanon 
nach  Dama^cus  und  geht  dann  weiter  südlich  in  den 
Hauran  bis  ¥A  Meserib  in  einer  Ge.sammtlänge  von 
252^/«.  Sie  ist  im  Besitze  einer  französischen  Gruppe, 
die  auch  die  Stadenanlagen  in  Beirut  ausgeführt  hat, 
aber  durch  übermässige  Tarife  den  Handel  sehr  schädigt 
und  zum  Theile  schon  nach  kleineren  Küstenstädten  ab- 
gelenkt hat.  Auch  diese  Linie  soll  ausgedehnt  werden, 
und  zwar  von  Damascus  nach  Norden  über  Homs — 
Hamah— Aleppo  nach  Biredschik  am  Euphrat,  die  Con- 
cession  ist  bereits  ertheilt  mit  einer  kilometrischen 
Garantie  von  12.500  Frs.,  jedoch  ist  die  Ausführung 
noch  nicht  begouneri,  vielmehr  erhält  die  Gesellschaft 
dafür,  dass  sie  nicht  von  ihrem  Rechte  Gebrauch  macht, 
jährlich  eine  bedeutende  Summe  von  der  Regierung, 
nämlich  nicht  weniger  als  33.000  türkische  Pfund.  Im 
Wettbewerb  mit  der  französischen  „Soci6t(5  anonyme 
Ottomane  des  chemins  de  fer  de  Beyrouth — Damas — 
Hauran  et  Biredjik  sur  l'Euphrat"  wollte  die  „Syrian 
Ottoman  Railway  Co."  von  Haifa  aus  nach  dem  Hauran 
vordringen.  Ein  Herr  Pilling  erhielt  iSgi  die  Erlaubniss 
zum  Bau  einer  Vollbahn,  die  von  Haifa  durch  die  Ebene 
Jesreel  zum  Jordan,  an  ihm  entlang  nach  dem  See  von 
Tiberias  und  dann  östlich  durch  den  Dscholan  nach 
Schech  Sad  und  Damascus  führen  sollte.  Es  waren  bis 
zum  Herbst  des  vorigen  Jahres  nur  8  km  vollendet  und 
wenn  neuerdings  auch  angeblich  wieder  gearbeitet  wird, 
so  zweifelt  man  doch  an  der  Möglichkeit,  die  nöthigen 
Mittel  auf/.ubringen.  Vollendet  dagegen  ist  die  87  km 
lange  schmalspurige  Linie  Jaffa — Jerusalem,  die  1892 
dem  Verkehre  übergeben  wurde;  auch  sie  gehört  fran- 
zösischen Capitalisten,  rausstc  jedoch  nach  kurzem  Be- 
triebe eine  durchgreifende  finanzielle  Gesundung  erfahren, 
um  sich  halten  zu  können. 

Abgesehen  von  den  schwächlichen  Bauversuchen  der 
Regierung,  blieb  im  vorderen  Kleinasien  das  Schienen- 
netz zwei  Jahrzehnte  hindurch  in  denselben  Grenzen. 
Wohl  hatte  das  Ministerium  der  öffentlichen  Arbeiten 
einen  grossen  Plan  dem  Sultan  vorgelegt  und  das 
Kriegsministerium  gleichfalls  seine  Ansicht  ausge- 
sprochen, doch  es  fand  sich  nicht  das  nöthige  fremde 
Capital,  das  sich  auf  Eisenbahnunternehniungen  ein- 
lassen wollte.  Erst  Ende  der  Achtzigerjalire  wurde  der 
l!:»nn  gebrochen,  am  4.  October  i888  der  Firman  für 
den  Bau  der  Strecke  Hiidar  Pascha — Angora  gegeben 
und    fünf  Jahre    später    die  Concession  der  Linie  Eski 


.Schehir — Konia.  Die  Deutsche" UäBt  hitte  die  führende 
Stelle  bei  der  Gründung  der  Anatolischeo  Eisenbahn, 
die  unter  der  I^itung  deutscher  Techniker  aus  deut- 
schem Material  mit  überraschender  Geschwindigkeit  and 
doch  tadellos  fertiggestellt  wurde.  Es  sei  nur  erwähnt, 
dass  die  Stammlinie  578  km  hat,  von  deoen  92  mit 
einer  Zinsgewähr  von  je  10.300  F/s.,  der  Rest  mit  je 
i5.'>oo  Frs.  bedacht  sind,  während  die  Anschlusslinic 
445  km  mit  anfänglich  je  13. 750  Frs.  besitzt.  Für  den 
türkischen  Staat  ist  die  Bahn,  deren  erster  Thed  1892 
in  Thätigkeit  trat,  bereits  in  dieser  kurzen  Zeit  von 
grossem  Segen  gewesen.  Die  Zehnten  der  durchquerten 
Gebiete  verdoppelten  sich  in  wenigen  Jahren,  alle  Zweige 
der  Landwirthschaft  zeigen  bedeutsame  Fortschritte  und 
die  Möglichkeit  des  gesicherten  Ab.satzes  rei^t  zur  Er- 
weiterung des  Anbaus  auch  im  Hinterland.  Politisch 
liegt  die  Bedeutung  zunächst  in  einer  augenscheinlichen 
Stärkung  der  Regicrungsgewalt,  Gegenden,  die  noch 
vor  wenigen  Jahren  wegen  des  Räuljerthums  verrufen 
waren,  sind  jetzt  ganz  sicher,  die  Gegensätze  zwischen 
Racen  und  Bekenntnissen  haben  sich  gemildert,  und 
Städte,  in  denen  früher  der  Fremde  Ausbrüchen  des 
Fanatismus  ausgesetzt  war,  kann  der  F^uropäer  ebenso 
gut  duichwandern  wie  Stambul.  Bezeichnend  ist  auch, 
dass  während  der  armenischen  Unruhen  es  an  keiner 
Stelle  der  Bahn  zu  nennenswerthen  Zusaromenstössen 
kam.  Wie  die  mihtä.rische  Kraft  des  Reiches  gesteigert 
worden  ist,  haben  die  Truppentransporte  im  Jahre  1897 
bewiesen,  Redifbrigaden  Anatoliens,  die  sonst  wochen- 
lange Fussmärsche  zu  den  Einschiflfungshäfen  hätten 
machen    müssen,    trafen  dort    nach  wenigen  Tagen  ein. 

Gleichzeitig  fast  mit  der  Strecke  Eski  Schehir — 
Konia  wurde  von  der  Pforte  die  Verlängerung  der 
Smyrna — Kassaba — Ala  Schehir- Bahn  bis  nach  Afiun 
Kara  Hissar  gestattet,  die  1898  schon  ihr  Ziel  er- 
reichte, ohne  dass  jedoch  ihre  Geleise  dort  an  die 
anatolischen  Anschluss  finden  dürften.  Wahrscheinlish 
wird  dies  künftig  geschehen,  da  die  beiden  Gesell- 
schaften sich  zu  gemeinsamem  Vorgehen  in  der  as'ati- 
schen  Türkei  geeinigt  haben.  Auch  mit  der  englischen 
Bahn  Smyrna — Aidin  waren  von  der  Deutschen  Bank 
Verhandlungen  angeknüpft  worden,  die  auf  eine  Ueber- 
nahme  durch  die  anatolische  Bahn  hinzielten,  aber  vor- 
läufig ohne  Erfolg  verlaufen  sind,  andererseits  scheiterten 
die  englischen  Bemühungen,  von  Diner  aus  östlich  an 
die  Konia-Linie  zu  gelangen  und  so  die  Waaren  auf  die 
eigene  Strecke  abzulenken.  Betrachtet  man  den  augen- 
blicklichen Stand  der  Dinge,  so  ergibt  sich,  dass  die 
Engländer  nur  noch  die  AidinBahn  und  die  im  Ent- 
stehen verunglückte  Haifa-Linie  besitzen,  in  französi- 
schen Händen  befinden  sich  die  schmalspurige  Local- 
bahn  Mudania — Brussa,  ferner  Smyrna — Kassaba  mit 
seinen  Verlängerungen,  Mersina — Adana,  Beirut  —  Da- 
mascus und  Jaffa-Jerusalem,  während  deutsches  Capital 
die  Strecken  von  Haidar  Pascha  nach  Angora  und 
Konia  betreibt.  Sir  Fitzgerald  Law,  der  jetzige  Vertreter 
der  englischen  Gläubiger  in  der  türkischen  Staats- 
schuldentilgungs-Commission,  hat  vor  einigen  Jahren 
einen  längeren  Bericht  über  die  kleinasiatischen  Eisen- 
bahnen veröflentlicht,  in  dem  er  bittere  Klage  darül>er 
erhebt,  dass  seine  Landsleute  sich  so  vollständig  aus 
diesem  Schafl^ensbereich  haben  drängen  lassen,  wo  fiir 
britische  Industrie  und  Handel  reicher  Gewinn  zu  er- 
warten war.  Eines  dagegen  haben  englische  Kreise  un- 
unterbrochen mit  grösstem  F^ifer  betrieben,  die  Hetze 
gegen  die  anatolische  Bahn  und  alle  deutschen  Unter- 
nehmungen   in  Kleinasien. 

Rechnet  man  als  durchschnittliche  Grenxen  der 
asiatischen  Türkei  nach  Ost  und  West  den  42.  und  24. 
Grad  östliche  I^nge  von  Paris,  so  zeigt  sich,  dass  die 
Schienenwege  erst  ein  Drittel  des  eingeschlossenen 
Raumes  durchmessen  haben,  denn  ihre  Endstationen 
Angora  und  Konia  (von  den  syrischen  Bahnen  al>ge 
sehen)   liegen  unter  dem  30.  Grad;   von  Norden    nac 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Süden  ist  Konia  unter  dera  38.  Grad  nördlicher  Breite  ' 
nur  etwas  über  den  vierten  Theil  der  Entfernung  zwi- 
schen Schwarzem  Meer  und  Persischem  Golf  vorge- 
schoben. Ungeheure  Flächen  harren  also  noch  ihrer 
Erschliessung,  und  wie  bereits  erwähnt,  fehlt  es  auch 
nicht  an  Entwürfen  für  das  Bahnnetz  im  ganzen  Be- 
reich. Das  Bautenministerium  hat  einen  Plan  ausge- 
arbeitet, der  für  die  Nebenlinien  schmalspurige  Anlagen 
vorsieht,  als  Hauptlinien  betrachtet  er  nur  die  Verlänge- 
rung von  Angota  bis  Kai«arieh,  ferner  die  von  Konia 
über  Eregli,  Aleppo  au  den  Euphrat  und  ihm  entlang 
nach  Bagdad  und  Bassra  führende  Querbahn  und  die 
Verbindung  Aleppo-Damascus.  Die  Küstenprovinzen  des 
Schwarzen  Meeres,  die  an  Russland  grenzenden  Vilajets 
weiden  der  Schmalspur  überlassen,  ebenso  verschiedene 
kleinere  Strecken,  welche  vorhandenen  Bahnen  einen  Zu- 
gang zum  Mittelmeer  geben  oder  sie  untereinander  an- 
schUesstn.  Dem  gegenüber  verficht  das  Kriegsministerium 
aus  militärischen  Gründen  die  Herstellung  von  Voll- 
bahnen von  Angora  nach  Osten  über  Kai^arieh  und 
Siwas  nach  Erserum,  von  Konia  auf  der  bezeichneten 
Linie  nach  Aleppo,  und  will  die  Querbahn  von  Angora 
über  Kaisarieh,  Siwas,  Malatia,  Diarbekr,  Mossul  am 
Tigris  tntlang  nach  Bagdad  leiten.  Sein  Zweck  dabei 
ist  die  möglichst  schnelle  Versammlung  der  kleinasiati- 
schen  Redifs  gegen  einen  russischen  Angriff;  die  Er- 
schliessung des  l^andes,  Erleichterung  des  Absatzes  und 
Verkehres  sprechen  hier  nicht  mit. 

Auch  von  privater  Seite  sind  Pläne  für  weitere  Bauten 
entworfen  worden,  einzelne  darunter  haben  auch  rlie 
Zustimmung  der  Regierung  gefunden,  andere  werden 
von  mehreren  Bewerbern  gleichzeitig  verfochten  und 
kommen  gerade  deshalb  nicht  zur  Ausführung.  Die 
Smyrna-Kassala- Gesellschaft  möchte  gern  durch  die 
wohlangebaute  Nordwestecke  Kleinasiens  an  das  Mar- 
mara-Meer  gelangen,  und  hat  wiederholt  Schritte  dazu 
gethan,  von  Soma  nach  Panderraa  bauen  zu  dürfen, 
doch  ist  es  ihr  bisher  nicht  gelungen,  die  Cimcession 
zu  erhalten.  Auch  die  Aidin-Bahn  strebt  nach  einem 
zweiten  Zugang  zur  Küste,  und  hat  dazu  den  Hafen 
von  Scala  Nova  in  Aussicht  genommen,  der  am  Ende 
der  Ebene  von  Ephesus  liegt.  Ein  bisher  ganz  vernach- 
lässigtes Gebiet  betrifft  eine  der  französischen  Gruppe 
des  Barons  Mackar  schon  vor  acht  Jahren  ertheilte  Con- 
cession ;  es  ist  eine  Linie,  die  von  Sarasun  am  Schwarzen 
Meer  nach  Siwas  und  von  dort  üb  r  Kaisarieh  nach 
Yumurtalik  am  Busen  von  Alexandrette  laufen  sollte; 
eine  jährliche  kilometrische  Gewähr  von  je  1 3.400  Frs. 
war  bewiUigt,  eine  Caution  eingezahlt,  doch  fanden  sich 
schliesslich  nicht  die  Geldmittel  für  das  Unternehmen. 
Die  übrigen  Entwürfe  gehen  alle  auf  die  B.ngflad-Bahn 
aus  und  schliessen  theils  in  Angora  und  Kenia  an  die 
anatolischen  Strecken  an,  theils  nehmen  sie  syrische 
Häfen  als  Beginn. 


DIE  WIRTHSCHAFTLICHEN  VERHÄLTNISSE 
ASTRACHANS. 

(Specialbericht  des  k.  und   k.   Consulates  in    Tiflis.) 

Das  Gouvenement  Astrnchan  er«teckt  sich  auf  beiden  Seiten 
der  unteren  Wolga  und  umfasst  deren  Deltamündungen;  es  hat 
eine  Ausdehnuug  von  236.531  ^/«-,  zählt  aber  kaum  eine  Mil- 
lion Eipwohner,  die  hauptsäcbl  ch  buddhistische  Kalmuken  und 
mohammedanische  Tartaren  und  Kirgisen,  also  hervorragend 
nomadisi'endes  Volk  sind,  obgleich  man  schon  auch  bei  ihnen 
ganze  Dörfer  mit  festen  Ansiedlungen  antrifft.  Eingeborene 
Rassen  gibt  es  nur  in  Astrachan  und  in  den  wenigen  ganz  un- 
bedeutenden Städten  an  der  Wolga;  allerdings  kommen  all- 
jährlich viele  tausend  Arbe'ter  aus  dem  Inneren  des  Reiches, 
die  sich  für  die  Fischeieisaison  verdingen  und  nach  derselben 
w  eder  zurückkehren.  An«serdem  gibt  es  in  Astrachan  selbst 
zahlreiche  Armenier  und   Perser. 

An  den  Ufern  der  Wolga  und  in  Astrachan  selbst  befasst 
sich  mehr  als  ein  Drittel  der  Bevölkerung  mit  Fischerei,  und 
die  Zahl  derselben  wird  in  Astrachan  und  Umgebung  allein  auf 
180.000  geschätzt. 


Auf  dem  Lande  beschäftigt  sich  die  Bevölkerung  mit  Acker- 
bau und  Viehzucht;  namentlich  hat  die  letztere  eine  hervor- 
ragende Bedeutung,  doch  liegt  der  Schwerpunkt  in  der  Fischerei; 
der  ganze  Wohlstand  hängt  ausschliesslich  von  dem  Ertrage  des 
Fischfanges  ab.  Handel  und  Industrie  sind  darauf  basirt  und 
leben  direct  oder  indirect  davon.  Es  ist  schwer,  auch  annähernd 
den  Productionswerth  anzugeben,  doch  kann  derselbe  mit  Allem, 
was  daran  hängt,  auf  ca.  100  Millionen  Rubel  veranschlagt 
werden,  da  der  Werth  der  jährlich  in  Astrachan  und  Umgebung 
gefangenen  Fische  allein  mit  30  -  40  Millionen  Rubel  beziffert 
werden  kann.  Auch  der  Caviarertrag  l^ann  mit  5 — 7  Millionen 
Rubel  bewerthet  werden,  und  es  gibt  noch  eine  ganze  Reihe 
von  Industrien  —  allerdings  nur  zumeist  im  Rahmen  der  Haus- 
industrie —  aus  dem  Fischereigewerbe. 

Es  wird  deshalb  mit  grosser  Beunruhigung  constatirt,  dass  der 
Fischbestand  in  den  letzten  Jahren  nicht  unbedeutend  abge- 
nommen hat,  namentlich  der  Caviarertrag  —  bei  immer  stei- 
gender Nachfrage  —  immer  geringer  wird.  Dies  wird  haupt- 
sächlich dem  Umstände  zugeschrieben,  dass  behufs  Regelung 
des  Fischfanges  in  der  Wolga  und  am  Kaspisee  bis  jetzt  keine 
entsprechenden  Schutzmaassregeln  getroffen  worden  sind.  Die 
aus  dem  Jahre  18G5  dati'te  Gesetzgebung  ist  bereits  veraltet 
und  umfasst  ein  viel  zu  kleines  Gebiet,  so  dass  die  herrschende 
Raubwirthschaft  nicht  verhindert  werden  konnte,  was  eine  be- 
deutende Abnahme  des  Fischbestandes  zur  Folge  hatte. 

Die  neue  Gesetzgebung  soll  ihr  Hauptaugenmerk  auf  das 
Kaspische  Meer  lenken,  da  auf  je  98  Stück  sogenannte  „rothe 
Fische"  (Stör,  Hausen  u.  a.),  die  in  aer  Wolga  gefangen  werden, 
280  Stück  aus  dem  Kaspisee  kommen,  und  auf  660  Pud  Caviar 
aus  der  Wolga  entfallen  nicht  weniger  als  16.000  Pud  aus  dem 
Meere. 

Die  Abnahme  der  Fische  in  der  Wolga  wird  in  den  inter- 
essirten  Kreisen  dem  Umstände  zugeschrieben,  dass  Naphtha 
aus  den  höliernen  Tankdampfern  heraussickert  und  schädlich 
auf  die  Fische  einwirkt.  Allerdings  soll  man  dieser  Behauptung 
fachmännischerseits  mit  Energie  entgegengetreten  sein,  aber  die 
Fischereibesitzer  bestehen  dennoch  darauf,  dass  Naphtha  bloss 
in  eisernen  Fahrzeugen  auf  der  Wolga  befördert  werden  dürfe, 
was  jedenfalls  sehr  lahmlegend  auf  die  Naphthabezüge  einwirken 
würde,  da  gegenwärtig  die  meisten  Tankschiffe  aus  Holz  gebaut 
sind. 

Die  wichtigsten  Fischarten,  die  in  Astrachan  gefangen  werden, 
sind  Wobla,  Häringe,  Sudak  (Schill),  Stör,  Sevruga,  Lachs, 
Hausen,  Karpfen  etc.  Die  Fisclie  werden  zumeist  sehr  primitiv 
an  der  Luft  getrocknet  und  unverpackt  in  dem  Schiffsräume 
verladen,  an  der  Wolga  hinaufgeführt  und  kommen  nach 
Zarizyn,  von  wo  sie  nach  dem  Inneren  des  Landes,  hauptsächlich 
nach  den  westlichen,  südwestlichen  und  südlichen  Gouvernements 
exportirt  weiden;  doch  sind  auch  die  Märkte  von  Moskau  und 
Nischny  Nowgorod  von  hervorragender  Bedeutung.  Als  wichtige 
Absatzgebiete  müssen  auch  die  orthodoxen  Balkanstaaten  (Ru- 
mänien, Serbien,  Bült;arien)  angesehen  werden.  Die  Versch  ffungen 
von  tischen  betragen  jährlich  ca.  20  Millionen  Päd.  Die 
besseren  Sorten,  wie  Hausen,  Stör,  Lachs,  kommen  entweder 
lebendig  oder  präparirt  auf  den  Markt.  Die  Präparirung  der 
Fische  geschieht  allerdings  noch  sehr  mangelhaft;  auch  bestehen 
noch  keine  entsprechenden  Conservefabriken.  ■ 

Von  den  Fischen,  die  lebendig  auf  den  Markt  gebracht 
werden,  spielt  Sudak  (Schill)  eine  hervorragende  Rolle.  Die- 
selben werden  von  Warschauer  Firmen  nach  Deutschland  und  in 
geringeren  Quantitäten  auch  nach  Oesterreich  exportirt.  Der 
jährliche  Export  wird  mit   100.000   Rubel  bewerthet. 

Seit  einigen  Jahren  besteht  in  Astrachan  eine  von  einer 
österreichischen  Firma  etablirte  Gefrieranlage,  wie  sie  in  Oester- 
reich und  Deutschland  bei  den  Bierbrauereien  uod  Markthallen 
angelegt  sind.  Hier  werden  im  Frühjahre  und  auch  im  Sommer 
gewisse  bessere  P'ischsorten  —  wie  Sudak,  Beluga,  Stör  etc.  — 
bei  15  —  18°  Kälte  in  gefiorenem  Zustande  gebracht  und  dann 
in  Fässern  mit  Strohausfüllung  nach  Moskau  versendet. 

Für  den  Export  nach  Deutschbnd  wenden  die  Warschauer 
Firmen  diese  Art  der  Verpackung  wegen  der  langen  Dauer  der 
Reise  nicht  an;  sie  beziehen  und  verschicken  die  Fische  in 
Eispackung  und  erneuern  dieselbe  auf  dem  Wege  mehrere- 
male. 

Der  Caviarexport  beträgt  jährlich  ca.  2 — 3  Millionen  Rubel  und 
wird  derselbe  von  fünf  Firmen,  unter  welchen  die  Wiener  Firma 
J.  Kattus  fast  die  bedeutendste  ist,  besorgt.  Deutschland  muss 
als  das  wichligsie  Absatzgebiet  angesehen  werden.  Die  Bezüge 
nach  Oesterreich  sind  viel  limitirter;  Bclin  allein  consumirt 
mehr  wie  ganz  Oasterreich-Ungarn.  Die  Nachfrage  aus  Deutsch- 
land  wird  trotz  des  immer  zunehmenden  Preises  immer  grösser  mm 
und  übersteigt  bei  weitem  das  Angebot.  Der  grobkörnige,  im  H 
Ausland  unter  dem  Namen  „Astrachaner  Caviar"  bekannte 
Caviar  wird  aus  dem  Beluga  (Hausen)  gewonnen  und  kostet  an 
an  Ort  und  Stelle  60-70,  zeitweise  sogar  120  Rubel  per  Pud 
(l6"38  kg).  Im  Inlande  wird  gewöhnlich  der  aus  dem  Stöhr 
gewonnene  Ossetrowa-Caviar  consumirt,  dessen  Preis  seh  auf 
30  —  40  Rubel  per  Pud  stellt.  In  der  Regel  entspricht  der 
Caviargehalt  eines  Fisches  dem  zehnten  Theil  seines  Körper- 
gewichtes. Der  Caviar  kommt  in  körnig  präparirtem  Zustande 
(sogenannte  Warschauer  Präparation)  auf  den  Markt.  Früher 
kam  der  Caviar  in  Drei  und  Fünf  Pud-Fässern  zum  Versandt,  und 
«war    ziemlich    gesalzen    (3—4  Pfund  per  Pud).     Nachdem  sich 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FtJR  DEN  ORIENT. 


81 


aber  das  BedürfnUs  nach  weniger  gesalzcDcm  Caviat  immer 
mehr  geltend  gemacht  hat,  80  werden  nunmehr  l<leine  Blech- 
büchsen zu  5  l'fund  exportirt,  wobei  nur  l'/,  Pfund  SaU  per 
Pud  verwenüet  wird.  Der  so  in  den  Handel  kommende  Caviar 
ist  unter  dem  Namen  ,Malosol"  bekannt.  Die  HUchsen  werden 
nicht  verlöthet,  sondern  mit  einem  breiten  Gummiring  hermetiich 
verschlossen  und  dann  in  Kispackung  gelegt,  welche  in  Zari/yo, 
Brjansk   und    Warschau  erneuert  wird. 

Da  es  sich  erwiesen  hat,  dass  der  Caviar  in  Kmailbüchsen  am 
besten  conservirt  bleibt,  bezieht  die  Firma  Kaltus  emaillirte 
Blechbüchsen  aus  Wien,  die  sich  hiezu  ausseiordentlich  gut 
eignen.  Allerdings  ist  dies  eine  sehr  theure  Verpackungsart. 
Die  Büchse,  die  5  Pfund  Caviar  enthält,  kostet  40  Kop.,  der 
Gummiring  27  Kop  ^0  Büchsen,  die  paarweise  lu  .Säcke  ein- 
genäht sind,  kommen  in  kleine  Fässer,  die  mit  Strohmatten 
gefüttert  sind  und  nach  der  Verpackung  mit  Eis  gefüllt  werden. 
Kleinere  Büchsen,  die  für  den  Versandt  nach  dem  Innern  des 
Landes  verwendet  werden,  sind  einfach  aus  o  cht  emaillirtem 
Weissblech  hergestellt  und  werden  wegen  der  grösseren  Billig- 
keit und  des  kleineren  Gewichtes  vorgezogen.  Die  viel  billigere 
kleinkörnige  Sorte,  dtr  sogenannte  Osselrowa-Caviar  ist  eigentlich 
nur  für  den  inländischen  Consura  bestimmt;  da  aber  Beluga- 
Caviar  nicht  im  gewünschten  Quantum  erhältlich  ist,  werden 
schon  grössere  Partien  von  Ossetrowa-Caviar  nach  dem  Aus- 
lande verschickt  und  gelten  als  vorzüglicher  Ersatz  für  amerika- 
nischen Caviar.  Der  sandige  rothe  Caviar  der  minderwerthigen 
Fische  kommt  unpräparitt  in  Fässer  gefüllt  und  wird  in  grossen 
Massen  nach   Rumänien   und  Serbien  exportirt. 

Auch  die  Hausenblase  spielt  als  Exportartikel  eine  bedeutende 
Rolle.  Sie  kommt  in  Bändern  von  einigen  Pfund  Gewicht  im 
Handel  vor  und  wird  in  starken  Säcken  von  5  Pud  exportirt. 
Der  Preis  beträgt    120—130   Rubel  per  Pud. 

Das  letzte  Jahr  war  für  den  Fischfang  nicht  besonders  günstig. 
Der  Winter  war  nicht  strenge,  und  häufiges  Thauwetler  wirkte 
hemmend  auf  den   Fischfang  und   Versandt. 

Neben  der  Fischerei  haben  Ackerbau  und  Viehzucht  als  Er- 
werbsquellen ihre  Bedeutung.  Die  Landwirthschaft  beschränkt 
sich  auf  Weizen-  und  Gerstenbau  und  wird  dieselbe  auf  aller- 
primitivste  Art  betrieben.  Die  vorjährigen  Ernteergebnisse  können 
als  recht  gut  bezeichnet  werden.  Der  Weizenertrag  stellte  sich 
auf  einer  Anbaufläche  von  236.695  Dessatinen  auf  fast  7  Mil- 
lionen Pud,  gegen  nur  3'/,  Millionen  Pud  im  Jahre  1H97.  Ger.ste 
erf;ab  auf  einer  AnbauHäcne  von  0226  Dessatinen  318.000  Pud, 
gegen  nur  64.000  Pud  im  Vorjahre.  Roggen  wurde  auf  101.7S6 
Dessatinen  angebaut,  der  Ertrag  stellte  sich  auf  2'4  Millionen 
Pud,  gegen  nicht  einmal   I   Million  im    Vorjahre. 

Es  ist  seit  längerer  Zeit  das  erstemal,  dass  das  Gouvernement 
Astrachan  einen  kleinen  Ueberschuss  an  Getreide  aufweisen 
kann  und  heuer  nicht  auf  den  Import  angewiesen  sein   wird. 

Wein-  und  Obstbau  spielen  nur  in  Astrachan  selbst  und  Um- 
gebung eine  Rolle.  Allerdings  ist  der  hier  gezogene  Wein  guter 
Qualität,  doch  da  die  Trauben  frisch  gut  vetwerthet  werden 
können,  wird  der  Weinbereitung  keine  entsprechende  Sorgfalt 
zugewentiet.  Der  Wein-  und  Obstertrag  war  im  Berichtsjahre  ein 
recht  befriedigender,  ebenso  haben  in  Sarepta  die  Besitzer  der 
grossen  Senf-  und  Safranculturen  zu  Klagen  keinen  Anlass  ge- 
habt. 

'Die  Viehzucht  befindet  sich  in  Händen  der  Kirgisen  und  Tar- 
taren, die  auf  dem  linken  Wolgaufer  sehr  gute  Weideplätze 
haben.  Der  Viehstand  wird  auf  3-5  Millionen  Stück  geschätzt, 
was  angesichts  der  geringen  Bevölkerung  als  sehr  günstig  ange- 
sehen werden  muss.  Leider  wird  der  Schafzucht  keine  entspre- 
chende Aufmerksamkeil  geschenkt,  und  die  qualitativ  sehr  gute 
Wolle  findet  auf  dem  Moskauer  Markte  wegen  der  Unreinlich- 
keit  und  schlechter  Behandlung  geringen   Anklang. 

Die  Salzgewinnung  hat  für  das  Gouvernement  Astrachan  eine 
hervorragende  Bedeutung  und  wird  die  jährliche  l'roduction  auf 
20 — 22  Millionen  Pud  geschätzt.  Der  Mangel  einer  Eisenbahn- 
veibindung  lässt  einen  grösseren  Aufschwung  dieser  Industrie 
nicht  zu.  Auch  hat  dieselbe  schon  gegen  die  Concurrenz  mit  der 
Salzproduction  im  Donetzgebiet  zu  kämpfen.  Die  Salzpreise  sind 
so  niedrig  (15  Kop.  für  I.  Sorte  Sudsalz  der  Salinen  in  Bachmut 
und  Slavansk,  1 1  Kop.  für  II.  und  5  Kop.  für  III.  Sorte  per 
Pud),  dass  an  einen  Tntensiveren  Betrieb  mit  bedeutenderen  Ca- 
pitalsanlagen  kaum  gedacht  werden  kann.  Die  Concurrenz  mit 
dem  Donetzgebiete  kann  umsoweniger  aufgenommen  werden,  da 
die  Productionskosten  daselbst  viel  geringer  sind. 

Von  einer  intensiveren  Industriethätigkeit  kann  tiicht  ge- 
sprochen werden.  Im  ganzen  Gouvernement  sind  ausser  in  Astra- 
chan keine  nennenswerthen  Fabriken,  eine  Balsamfabrik  in  Sa- 
repta ausgenommen.  Im  ganzen  Gouvernement  sind  430  indu- 
strielle Unternehmungen,  die  ca.  4000  Arbeiter  beschäftigen  uni 
deren  Productionswerlh  kaum  35  Millionen  Rubel  erreicht 
Diese  Unternehmungen  sind  zumeist  kleinere  Bierbrauereien, 
Sägemühlen,  Dampfmühlen,  Ziegeleien,  schlecht  eingerichtete 
Gerbereien  und  sind  zumeist  alle  in  Astrachan  selbst  und  be- 
wegen sich  fast  nur  im  Rahmen  der  Hausindustrie.  Selbst  die 
Netze  und  andere  Bedarfsartikel  für  den  Fischfang  werden  zu- 
meist aus  dem  Inneren  des  Reiches  bezogen.  ^ 

Als  Handelsplatz  hat  Astrachan  auch  nur  für  den  Transit- 
bandel  und  für  den  Fischfang  eine  grosse  Bedeutung.  Die  Um- 
lätte  an  Fischen  betragen  ca.  40—50  MiUtooen  Rubel. 


Ao  Naphlhaproducten  wurden  im  Jahre  IK9K  am  Baku  nach 
Attracban  fast  ansschliesilich  zum  WeiierverMsdt  aaf  der  Wolga 
imporlirt :  Naphihariicktiände  22K,233.K6;  Päd,  Kobnapbtha 
32'8  Millionen,  Petroleum  27-3  Mllliuneo,  .■tchmieröle  2-|  Uil- 
lionen  und  Napblhaoebeapioaucte  (Benzin  etc )  l'2  Millionen 
Pud.  Allerdinga  siebl  es  zu  bclürcbleo,  daii  der  Import  von 
MasDt  nachlassen  wird,  da  vide  Fabriken  an  drr  Wniga  (to 
z,  B.  die  Ziegelbrennereien  in  Atlrachao)  sich  gezwnogen  tehea, 
wegeo  der  hohen  Masutpreiie  von  der  MaauifcoeraDg  aa(  Kobtcn- 
oder  Holzfeueruug  zurückzugehen. 

Auch  die  Producle  Cenlralasiens  und  Persiens,  namentlich 
Scbaf-  und  Baumwolle  etc.  werden  über  Atltachaa  nach  den 
Inneren  des  Reiche  versandt. 

Als  Absatzgebiet  bat  Astrachan  keine  besondere  Bedeotang. 
Der  Bedarf  an  besseren  Artikeln  ist  ein  aebr  limilirter  und  wird 
derselbe  durch  rutiische  Fabriken  gedeckt.  Der  Import  an  aaa- 
ländischen  Waaren  itt  ansserordenllicb  gering.  Ei  werden  ein- 
zelne Cbemikalieu  aus  Deutschland  und  Emailgetcbirr  zor  Caviar- 
verpackung  aus  Oestetreich  bezogen  (ca.  10000  Rubel  jiibrlicb). 
Ganz  kleine  Partien  von  Galanteiiewaaren,  Sicheln  nnd  .Scosen 
kommen  ebenfalia  aus  Deutschland  und  Oesteireicb,  doch  «00 
^rö-seien  Bezügen  ist  schon  wegen  des  geringen  Bedarfe«  nicht 
die  Rede. 

Der  Krebsschaden,  woran  die  wirtbschaftliche  Lage  Aatiacbaos 
leidet,  ist  der  Mangel  au  einer  Eisenbahnverbindung.  Es  ist  fast 
unglaublich,  dass  ein  Handelscentrum  mit  einem  Umsatz  von 
hunderten  von  Millionen  und  mit  113.000  Flinwobnern  nur  aaf 
dem  Wasserwege  mit  dem  Innern  des  Reiches  verbanden  ist, 
wo  sich  gar  keine  .Schwierigkeiten  dem  Ausbau  einer  Eisenbahn- 
linie entgegenstellen.  So  kommt  es,  dass  man  nnr  in  den  Sommer- 
monaten von  einer  regelmässigen  Commanication  sprechen  kann 
und  fünf  Monate  hincturch  der  Verkehr  nach  dem  ca.  400  Werst 
entfernten  Zaiizyn  per  Wagen  und  Schlitten  erlolgt,  was  viel 
Zeit  und  Geld  kostet.  Namentlich  leiden  darunter  die  Fitcberei- 
besitzer,  da  in  der  Regel  700.000  -  800.000  Päd  Fische  nicht  auf 
der  Wolga  verschifTi  werden  können  und  am  Landwege  expedirt 
werden  müssen,  was  50  Kop.  per  Pud  kostet.  Ein  lauer  Winter 
kann  grossen  Schaden  veiursaclien:  10  haben  z.  B.  heuer  die 
Fischer  wegen  plötzlich  eingetretenen  Thauwetleri  einen  Schaden 
von    l'/|  Millionen   Rubel  zu  erleiden  gehabt. 

Die  Frage  eines  Eisenbahnbaues  bis  nach  Zarizyn  wird  auch 
schon  seit  Jahren  erwogen.  Das  ginssle  Hindemiss,  weshalb 
dieser  Plan  noch  immer  nicht  zur  Aasführung  gelangt  ist,  be- 
steht datin,  dass  man  nicht  einig  werden  kann,  ob  die  Bahn  aof 
dem  linken  oder  auf  dem  rechten  Wolganfer  geführt  werden 
soll.  Es  würde  im  Interesse  der  Fischeieibesitzer  liegen,  data 
die  viel  kürzere  Strecke  (370  Werst)  des  rechten  Ufert  gewählt 
werde,  wobei  die  Kosten  nur  9  Millionen  Rubel  (ohne  das 
rollende  Material)  betragen  würden.  Die  landwirthschafiiichen 
Interessen  des  Gouvernements  lassen  aber  den  Bau  am  linken 
Ufer  wünschenswetther  escheinen,  da  81  Percent  der  Bevölkerung 
^im  linken  Ufer  leben  und  das  ganze  cultivirbare  Land  sieb  hier 
befindet,  während  am  rechten  Ufer  nur  wüste  Steppen  lind. 
Allerdings  würde  diese  Linie  439  Werst  lang  sein  und  15  Mil- 
lionen kosten. 

Die  starken  Interessengegensätze,  wobei  ungezählte  Argumente 
und  Gegenargumente  beiderseits  ins  TtefTen  geführt  werden, 
ziehen  diese  F'rage  schon  seit  Jahren  in  die  Länge,  wodurch  so- 
wohl die  Fischerei besitzer  wie  die  Landwirlbe  viel  in  leides 
bat>en. 

Im  Frühjahre  und  im  Herbste  brauchen  die  Karawanen  oft 
25  Tage,  um  bis  nach  Zaiizyn  zu  kommen;  will  man  Fisch- und 
Caviarsendungen  beschleunigen,  so  müssen  Trojken  genommen 
werden,  die  nicht  weniger  als  sieben  Tage  brauchen,  wobei 
Rubel  2'50  per  Bruttopud  bezahlt  werden  müssen.  Alle  anderen 
Waaren  werden  auf  je  mit  einem  Pferde,  Kameele  oder  zwei 
Ochsen  bespannten  Fuhren  zu  40  Pud  per  Pferd  und  Fuhre  ge- 
laden, wobei  sich  die  F'racht  auf  50 — üo  Kop.  per  Pud  stellt 
und  deren   Reisedauer  bei  guter  Witterung    14  Tage  beträgt. 

Das  Bedürfnis^  nach  einer  Eisenbahnlinie  wird  immer  lebhafter, 
und  man  hofTt,  dass  es  der  Regierung  gelingen  wird,  in  kältester 
jCeit  ein  Verständniss  übet  die  Frage  zwischen  den  Interessiitcn 
zu  erzielen  und  den  Bau  endlich  in   Angriflf  tu  nehmen. 


CHRONIK; 

Asien. 
Asiatische  Türkti.  Im  Vilajet  Bitlis  kommt  es  in  der 
.■umenischen  Ortschaft  Tzeronk  zwischen  der  in  Musch 
stationirten  Abtheilung  türkischer  Gendarmerie  und 
mehreren  hundert  Mann  der  kurdischen  Hamidic-Cä- 
vailerie  aus  Sassuu  einerseits  unti  tlcu  .-\rroeoicm  anderer- 
seits zu  Streitigkeiten  untl  erbitterten  Kämpfen,  wobei 
es  auf  beiden  Seiten  Todte  und  Verwundete  gibt  Die 
muhamniedanischen  und  kunlischen  Soldaten  metzeln 
darauf  die  Bevölkerung  von  'Iteronk  zum  Thcile  nieder 
und  stecken  die  Ortschaft  in  Brand.    Hierauf  überiallea 


83 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


sie  das  zwischen  Musch  und  Sassun  gelegene  armenische 
Kloster  St.  Aghperig,  zerstören  es  und  rauben  es  samnit 
der  dazu  gehörigen  Kirche  aus  und  tödten  den  Superior 
des  Klosters  und  zwei  Priester.  (Nach  anderer  Meldung 
wurde  der  Superior  von  armenischen  Agitatoren  aus 
Musch  ermordet.)  Ueberdies  verwüsten  die  Gendarmen 
und  Kurden  noch  fünf  andere  armenische  Döifer  der 
Umgebung.  —  Im  Sandschak  Gentsch  (Vilajet  Bitlis)  finden 
zwischen  zwei  Kurdenstämmen  blutige  Kämpfe  statt,  wobei 
mehrere  armenische  Dörfer,  darunter  Onnuth,  Hassanova 
und  Alipunar  verwüstet  werden. 

Arabien.  Die  Pacification  Jemens  scheint  vollendet  zu 
sein;  die  Truppen  werden  in  ihre  Heimatsbezirke  zurück- 
tiansportirt.  —  In  Dscheddah  kommt  kein  Pestfall  mehr 
vor,  und  die  Quarantäne  an  der  Küste  von  Hedschas 
wird  aufgehoben. 

Persien.  Benderabbas  soll  an  Russland  abgetreten 
worden  sein  und  dessen  Uebergabe  an  Russland  dem- 
nächst bevorstehen.  —  In  Buschir,  dem  Haupthafen  Per- 
siens,  wird  das  Auftreten  der  Pest  constatirt. 

Sibirien.  Zur  Verbesserung  des  Kriegshafens  in  Wladi- 
wostok werden  über   13   Millionen  Rubel  angewiesen. 

Indien.  In  den  Districten  Madura  und  Tinevelly 
brechen  unter  der  fanatischen  Shanao-Secte  Unruhen 
aus  und  gewinnen  bedenklich  an  Ausdehnung.  Die  Auf- 
ständischen greifen  Sepoys  an,  diese  feuern,  und  mehrere 
der  Angreifer  werden  getödtet.  Aus  allen  Orten  werden 
Ruhestörungen  und  das  Wachsen  des  Aufstandes  ge- 
meldet; die  Grenzstädte  werden  von  Truppen  bewacht. 
Die  Aufständischen  stecken  die  Dörfer  in  Brand  und 
äschern  zwei  davon  ein.  Die  Unruhen  breiten  sich  auch 
auf  das  Gebiet  von  Travancore  aus.  Die  Aufrührer 
zwingen  die  Polizei  zum  Rückzuge,  rauben  Waffen  und 
Munition  und  begehen  Grausamkeiten  gegen  die  Be- 
wohner. Im  Norden  von  Tinevelly  soll  die  Ruhe  wieder 
hergestellt  worden  sein,  und  eine  Ausdehnung  der  Un- 
ruhen nach  dem  Süden  wird  nicht  befürchtet,  nachdem 
viele  Verhaftungen  vorgenommen  und  überall  Vorsichts- 
maassregeln  getroffen  wurden  —  Die  Cholera,  die  in 
Kuratschi  mit  besonderer  Heftigkeit  aufgetreten  war,  ist 
in  starker  Abnahme  begriffen.  Auch  die  Pest  ist  in 
Bombay  und  Indien  im  Allgemeinen  im  Rückgange. 

China.  In  Kienning  (Provinz  Fukien)  brechen  ernste 
Unruhen  aus,  die  sich  gegen  die  Fremden  richten.  Die 
Kirche  und  die  Missionsstation  werden  niedergebrannt, 
die  Missionäre  entkommen  nach  dem  auf  dem  Wege 
nach  Futschau  gelegenen  Orte  Ninghwa.  —  In  der  Nähe 
von  Kirin  werden  zwei  russische  Ingenieure  und  zehn 
Kosaken  von  Räubern  getödtet.  —  Die  Einwohner  der  Um- 
gebung von  Kaumi  (25  km  westlich  von  Kiautschau  an 
der  geplanten  Eisenbahnlinie  nach  dem  Kohlenbezirke 
von  Weihsien)  zerstören  die  von  deutschen  Ingenieuren 
dort  unternommenen  Bahnbauarbeiten.  Zur  Bestrafung 
der  Aufrührer  wird  Militär  entsandt.  In  der  Nähe  von 
Tituny  st  issen  die  Truppen  auf  bewaffneten  Widerstand, 
es  entspinnt  sich  ein  Gtfecht,  und  Tituny  wird  von  den 
Deutschen  angegriffen  und  eingenommen.  Die  Chinesen 
verlieren  neun  Mann.  Die  deutschen  Truppen  rücken 
auf  Kaumi  vor,  und  dieses  ergibt  sich  ohne  Widerstand, 
nachdem  die  Bewohner  die  Thore  geöffnet  haben.  —  In 
Mengtsz  (Provinz  Yunnan)  bricht  eine  gegen  die  Aus- 
länder gerichtete  aufrührerische  Bewegung  aus;  das  Zoll- 
amtsgebäude und  das  französische  Consulat  werden 
niedergebrannt,  die  Fremden  flüchten.  —  In  Kienningfu 
soll  der  Missionär  Phillips  mit  seiner  Frau  und  sieben 
christlichen  Chinesen  ermordet  worden  sein.  (Nach  neuerer 
Meldung  soll  sich  Phillips  in  Sicherheit  befinden.)  —  Russ- 
land hält  an  dem  Rechte  und  der  Absicht  fest,  eine  Bau- 
bewill'gung  für  die  Bahn  zur  Verbindung  der  mandschuri- 
schen Hauptlinie  mit  Peking  zu  fordern.  Es  verlangt 
auch,  dass  der  zukünftige  Rector  der  kaiserlichen  Uni- 
versität in  Peking  nach  dem  Rücktritte  des  jetzigen  ein 
Russe  sei.  —  Die  britische  Gesandtschaft  in  Peking  ver- 
ständigt das  Tsungliyaraän,    dass  das  Pekinger  Syndicat 


mehrere  Eisenbahnen  in  der  Provinz  Schansi  zu  bauen 
beabsichtige  und  den  Bau  einer  Eisenbahn  plane,  um 
die  Honan-Bergwerke  mit  einem  Punkt  am  Yangtsekiang, 
gegenüber  Nanking,  zu  verbinden.  Gegen  den  letzteren 
Plan  erhebt  das  Tsungliyamen  Einspruch.  —  Die  Franzosen 
erhalten  in  Sfechs  Bezirken  von  Szetschuan  Minencon- 
cession-^n.  —  Das  Tsungliyamen  theilt  dem  Gouverneur  von 
Tschiking  mit,  dass  eine  befriedigende  Regelung  der 
italienischen  Forderungen  bevorstehe.  —  Im  Golfe  von 
Petschili  wird  die  Ankunft  von  sechs  neuen  in  Deutsch- 
land und  England  gebauten  chinesischen  Kriegsschiffen 
erwartet.  —  In  Hongkong  ist  die  Pest  in  starker  Zunahme 
begriffen. 

Korea.  Die  Eröffnung  der  drei  Häfen  Kunsan,  Massanpo 
und  Songtsching,  die  für  Handel  und  Schiffahrt  aller 
Mächte  aufgeschlossen  werden,  wurde  officiell  angekündigt. 

Sumatra.  General  van  Heutsz  macht  mit  einer  starken 
Colonne  einen  Marsch  durch  Pedir.  Kota  Radscha,  Segli 
und  Edi  sind  nun  durch  einen  Weg  verbunden,  der  es 
den  niederländischen  Truppen  ermöglicht,  ohne  Verzug 
überall  zu  erscheinen,  wo  sich  Unruhen  zeigen.  Man 
plant,    den    fruchtbaren    Boden    von  Atjeh  auszubeuten. 

Philippinen.  General  Lawton  vertreibt  die  Philippiner 
aus  der  Gegend  zwischen  Pasig  und  Tay-Tay  im  Norden 
der  Bahia  de  Laguna,  doch  nehmen  die  Aufständischen 
ihre  früheren  Stellungen  wieder  ein  und  bereiten  den 
Amerikanern  auf  der  ganzen  Pasiglinie  Verlegenheiten. 
Der  Plan  der  Amerikaner,  sie  durch  einen  Anmarsch 
auf  Antipolo,  südöstlich  von  Tay-Tay,  zu  überraschen 
und  ihr  Hintertreffen  anzugreifen,  schlägt  fehl.  Die 
Amerikaner  nehmen  Tay-Tay,  rachdem  es  von  den  ab- 
ziehenden Philippinern  vorher  in  Brand  gesteckt  worden. 
Nach  der  Einnahme  von  Tay-Tay  schwärmen  die  Auf- 
ständischen gegen  die  Colonne  Lawton's  an  und  bringen 
ihr  eine  Niederlage  bei.  Lawton's  Truppen,  die  das 
Land  südlich  von  Bacoor  besetzt  halten,  unternehmen 
eine  Erkundigung  westlich  und  südlich  auf  der  Linie 
des  Zapoteflusses  und  auf  der  Strasse  nach  Bacoor.  Die 
amerikanischen  Schiffe  richten  ihr  Feuer  auf  die  Stel- 
lungen des  Feindes  zu  Bacoor  und  in  den  Gräben  bei 
Las  Pinas  und  beschiessen  Bacoor,  bis  es  in  Brand  ge- 
räth.  Die  Aufständischen  richten  ihr  Geschützfeuer  aus 
den  Vororten  von  Las  Pinas  auf  die  Amerikaner  und 
diese  gerathen  beim  Vordringen  in  einen  Hinterhalt  der 
Philippiner.  Die  den  Amerikanern  entgegengestellte  Streit- 
macht der  Philippiner  ist  die  grösste  und  bestorganisirte, 
die  jenen  bisher  begegnet  ist,  und  es  kommt  zu  einem 
heftigen  Gefechte,  wobei  die  Amerikaner  starke  Verluste 
erleiden.  —  Viele  amerikanische  Soldaten,  die  ohne  ehren- 
vollen Abschied  entlassen  wurden  und  deshalb  in  Manila 
keine  Anstellung  oder  Beschäftigung  erhalten  dürf-n, 
laufen  zu  den  Philippinern  über  und  kämpfen  in  deren 
Reihen  gegen  ihre  Landsleute.  Trotz  der  von  General 
Otis  den  Ueberläufern  gewährten  Amnestie  und  Zu- 
sicherung der  Mittel  zur  Heimreise,  bleiben  viele  von 
jenen  bei  den  Aufständischen.  —  Unter  Führung  Aguinaldo's  ■■ 
greifen  die  Philippiner  die  Amerikaner  bei  San  Fernando  fli 
an,  werden  aber  mit  starken  Verlusten  zurückgeworfen.  — 
Der  Obercommandirende  der  Philippiner,  General  Luna 
und  sein  Adjutant  erscheinen  im  Hauptquartier  Aguinaldo's, 
um  Berathungen  zu  pflegen,  gerathen  mit  Wachmann- 
schaften in  einen  Wortwechsel  und  werden  mit  Bajonnetten 
niedergestochen. 

Afrika. 
Tripolis.  Zum  Schutze  der  Küste  voii  Tripolis  werden 
verschiedene  Maassregeln  beschlossen,  und  es  sollen  die 
wichtigsten  Punkte  zur  Vertheidigung  gegen  Angriffe  von 
der  Seeseile  her  fähiggemacht  werden. 

Marokko.  Der  Grossvezir  Bu  Hamed  ist  schwer  er- 
krankt; nach  seinem  Tode  sind  gefahrliche  innere  Un- 
ruhen zu  erwarten. 

Aegypten.  Die  Pest  in  Alexandrien  dauert  an,  doch 
soll  es  sich  nicht  um  eine  Epidemie,  sondern  um  die 
gewöhnliche  Bubonenpest  handeln.  Weder  in  Kairo  noch 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRITr  FÜR  DEN  ORIENT. 


in    der    Provinz    ereignet     sich     ein     verdächtiger    Er- 
krankungsfall. Die  Haltung  der  Bevölkerung  ist  gut. 

Abessynicn.  Da  das  Gerücht  verbreitet  war,  Ras  Ma 
können  habe  die  in  italienischen  Diensten  stehenden 
Tigriner  aufgefordert,  in  ihre  Heimat  zurückzukehren, 
veröffentlicht  Ras  Makonnen  eine  Kundmachung,  worin 
er  versichert,  dass  zwischen  den  beiden  Ländern  Frieden 
und  Freundschaft  herrsche,  und  droht,  die  Verbreiter 
solcher  falschen  Nachrichten  zu  bestrafen. 

Aef^yptischer  Sudan.  Der  Khalifa  wird  mit  3000  Mann 
bei  Scherkcla  von  den  Tagalas  angegriffen,  wobei  viele 
Derwische  getödtet  werden,  und  die  einzige  Kanone  des 
Khalifen  erbeutet  wird.  Um  sich  zu  verproviantiren, 
geht  der  Khalifa  mit  seinen  Leuten  nach  Khorbuda.  Die 
Derwische  verlassen  ihn  immer  mehr;  seine  Stellung  ist 
auf  alltn  Seiten  von  den  Arabern  eingeschlossen. 

Französisiher  Sui/an.  Eine  französische  Abtheiiung  von 
400  Mann  ist  unter  den  Hauptleuten  Voulet  und  Chanoine 
ausgerückt  und  befindet  sich  gegenwärtig  unterwegs  nach 
Zinder,  um  Cazemajou  und  seine  Gefährten  zu  rächen. 
(Hauptmann  Cazemajou  war  auf  dem  Wege  nach  dem 
Tschadsee  und  hatte  nach  der  einen  Angabe  den  Auf- 
trag, mit  dem  Sultan  Rabbeh,  dem  Eroberer  von  Bornu, 
zu  unterhandeln,  nach  der  anderen  aber  sollte  er  sich 
mit  der  Expedition  Gentil  vereinigen,  die  von  Süden  her 
nach  dem  Tschadsee  auf  dem  Wege  war.  Bei  seiner 
Ankunft  in  Zinder  wurde  er  vom  dortigen  Emir  anfangs 
gut  aufgenommen,  doch  nach  drei  Tagen  zu  einer  Be- 
sprechung mit  dem  Emir  in  eine  Hütte  beschieden,  in 
welcher  man  vorher  eine  tiefe  Grube  gegraben  hatte ;  in 
diese  Grube  wurde  er  hineingestossen,  dann  lebendig 
begraben,  mit  Erde  überschüttet  und  diese  eingestampft. 
Von  den  3  i  senegalischen  Schützen  und  den  2  Sergeanten, 
die  seine  Bedeckung  bildeten,  entkamen  nur  20  Mann 
nach  verzweifelter  Gegenwehr  und  im  Dunkel  der  Nacht. 
Die  Ursache  der  Niedermetzelung  der  Expedition  scheint 
zu  sein,  dass  der  Emir  von  Zinder,  der  sich  weigert, 
dem  Sultan  Rabbeh  Tribut  zu  zahlen,  und  als  unabhängig 
gelten  will,  den  Verdacht  hatte,  dass  Cazemajou  unter- 
wegs sei,  um  mit  Rabbeh  in  Verbindung  zu  treten.) 

Kamerun.  Hauptmann  v.  Kaniptz,  der  die  befestigte 
Ngillastadt  genommen  hat  und  gegen  den  Lehnsherrn 
der  NgiJla,  den  Sultan  von  Tibati,  zu  Felde  zog,  hat 
nun  auch  Tibati  genommen ;  der  Sieg  wurde  ohne  Ver- 
lust auf  deutscher  Seite  erfochten,  und  es  scheint,  dass 
der  Feind  in  Tibati  die  Ankunft  der  Schutztruppe  nicht 
abgewartet  hat.  Ob  Tibati  dauernd  besetzt  ist  oder  ob 
die  Truppe  von  dort  wieder  abgezogen  ist,  ist  zweifel- 
haft. —  Die  von  dem  Forstassessor  Plehn  geleitete 
wirthschaftUch-politische  Expedition  zur  Besetzung  der 
Sangha-Ngoko-Ecke  im  Südosten  des  Schutzgebietes  ist 
glücklich  an  der  Grenze  von  Französisch-Congo  ange- 
kommen. —  Nach  der  eifrigen  Förderung  des  Baues 
des  Weges  von  Victoria  nach  Buea  in  den  letzten 
Monaten  darf  die  Arbeit  als  v<  llcndet  betrachtet  werden. 

Framösisch-Congo.  Durch  die  Expedition  Foureau- 
Lamy,  die  gegenwärtig  am  Tschadsee  angekommen  sein 
dürfte,  erscheint  die  thatsächliche  Besetzung  der  West- 
sahara und  des  Landes  um  den  'l'schadsee  durch  Frank 
reich  vollzogen,  und  dieses  kanfl  von  nun  an  den  ganzen 
Saharahandel  nach  den  Gebieten  rings  um  den  Tschad-  ee 
monopolisiren. 

Portugiesisch  Ostafrika.  Der  Hafen  von  Beira  an  der 
Mündung  des  Pongueflusses  ist  in  Folge  der  allgemeinen 
Entwicklung  Südafrikas  in  besttjm  Aufschwünge  be- 
griffen. 

Südafrikanische  Republik.  Die  Regierung  rüstet  in 
sehr  ernsthafter  Weise  und  bereitet  sich  vor,  im  Falle 
eines  Krieges  mit  England  hartnäckigen  Widerstand  zu 
leisten. 

Australien. 

Samoa.  Nach  der  Ankunft  der  Commission  werden 
die  deutschen  Reichsangehörigen  Hufnagel  und  Marquardt, 
die  auf  Ersuchen  der  englischen  Behörden  an  Bord  des 


deutschen  Kriegsschiffes  in  Haft  gehalten  wurden,  m 
Freiheit  gesetzt.  Das  amerikanische  KriegssthifT  „Phila- 
delphia" mit  dem  Admiral  Kautz  an  Bord  verlässt 
Samoa.  Mataafa  und  Malietoa  erklären,  dass  sie  die  Be- 
schlüsse der  Comfnission  für  bindend  erachten  wollen, 
und  beide  Theile  liefern  die  Waffen  ab.  In  den  Unter- 
handlungen mit  Mataafa  machen  die  Comraixsare  ihm 
klar,  dass  sie  die  Macht  haben,  eine  Regierung  ohne 
König  einzusetzen.  Mataafa  erklärt  zwar,  dass  die 
Samoaner  einen  König  brauchten,  doch  unlerwtrfe  er 
sich  der  Entscheidung  der  Commissare.  Der  Oberrichter 
Chambers  waltet  seines  Amtes  weiter.  Die  Ober«  omrois- 
sion  verkündet,  dass  die  Entscheidung  des  Ober- 
richters giltig  und  bindend  sei  und  anerkennt  Malietoa 
Tanu  als  König.  Dieser  dankt  zu  Gunsten  der  Commis- 
sion ab,  worauf  diese  eine  aus  den  Consuln  der  drei 
Mächte  bestehende  provisorische  Regierung  einsetzt.  Der 
Oberrichter  und  die  Municipalbeamten  bleiben  im  Arote, 
und  Dr.  Solf  wird  ermächtigt,  als  Präsident  der 
Municipalität  zu  amtiren.  Die  Commission  beschliesst 
die  gänzliche  Abschaffung  der  Königswürde  und  em- 
pfiehlt die  Einsetzung  eines  Gouverneurs  mit  einem  aus 
drei  von  den  Mächte»,  ernannten  Functionären  be- 
stehenden gesetzgebenden  Rathe,  welchem  ein  aus  Ein- 
geborenen zusammengesetztes  Repräsentantenhaus  zur 
Seite  stehen  soll. 

Karolinen,  Marionen  und  Palau-Inseln.  Zwischen  Deutsch- 
land und  Spanien  wird  ein  Abkommen  getroffen,  wonach 
Spanien  die  Karolinen  und  Palau-Inseln  sowie  den 
Spanien  noch  verbliebenen  Rest  der  Marianen  an  das 
Deutsche  Reich  abtritt. 


MISCELLEN. 

Eine  amerikanische  Eisenbahn   in  China.    An   der 

Erschliessung  des  chinesischen  Reiches  duich  Eisen- 
bahnen werden  die  Amerikantr  nicht  nur  als  Lieferanten 
von  Bau-  und  Betriebsmaterial  betheiligt  sein.  Wie  die 
„N.-Y.  Handels-Zeitung"  meldet,  ist  der  Bau  einer  Bahn 
im  südlichen  China  von  Canton  nach  Hankow  der 
/.merican-China  Development  Co.  übertragen  worden.  An 
letzterer  Gesellschaft  war  in  hervorragender  Weise  der 
verstorbene  Bundessenator  und  Eisenbahnmagnat  Calvin 
S.  Brice  betheiligt,  weshalb  der  obige  mit  dem  Shcng 
Tajeuschen  Consortium  abgeschlossene  Confact  für  den 
Bau  genannter  Bahn  kurzweg  als  „Brice-Concession" 
bekannt  ist.  Kürzli«  h  kehrte  nun  der  Stab  von  Fach- 
leuten heim,  welcher  von  der  Araerican-China  Deve- 
lopment Co.  nach  dem  Gebiet  der  projectirten  Bahn 
entsandt  worden  war,  um  an  Ort  und  Stelle  die  be- 
treffenden technischen  und  mercantikn  Vorfragen  ru 
untersuchen,  unil  wurde  diiser  Tage  ein  Bericht  über 
die  hauptsächlichen  Ergebnisse  dieser  Studim  von  dem 
Führer  der  Expedition,  W.  B.  Parsons  von  New  York, 
veröffentlicht.  Nach  dieser  Mittheilung  wird  die  Strecke 
Canton— Hankow  den  südlichen  Theil  einer  Hauptbahn 
bilden,  welche  behufs  Verbindung  der  politischen  Haupt- 
stadt des  chinesischen  Reiches,  Peking,  m  t  dtm  H?n- 
delscentrum  Südchinas,  Canton,  geplant  ist.  Die  Distanz 
zwischen  diesen  beiden  Städten  beläuft  sich  auf  circa 
1300  Meilen.  Ungefähr  in  der  Mitte  dieser  Entfernurg 
liegt  Hankow  am  Jang-tse-kiang ;  d.  h.  die  Bahn  von 
Hankow  nach  Canton  wird  eine  Länge  von  rund  740 
Meilen  haben.  Was  die  auf  600  Meilen  bemessene  nörd- 
liche Strecke  (von  Hankow  nach  Peking)  »iibetriffr,  so 
ist  die  Concession  für  den  Bau  derselben  eioem  belgi- 
schen Syndicat  ertheilt  worden,  jedoch  steht  da»elbe, 
wie  man  vermuthet,  unter  der  Controle  französischer 
und  russischer  Financiers.  Von  dieser  (nördlichen)  Strecke 
sind  bereits  von  Peking  aus  durch  die  chinesische  Re- 
gierung selbst  gegen  80  Meilen  fertiggestellt  worden, 
und  befinden  sich  diesell>en  auch  schon  im  Betriebe. 
Es  scheint  nun,  dass  die  .\merican-China  Development  Co. 


84 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


trotz  intensiver  Concurrenz  seitens  europäischen  Capitals 
die  „Brice-Concession"  zu  recht  vortheilhaften  Bedin- 
gungen erwarb.  Die  Untersuchungen  der  amerikanischen 
Ingenieure  sind  bei  der  verhältnissmässig  kurzen  Zeit, 
welche  für  dieselben  zur  Verfügung  stand,  nicht  in  jeder 
Hinsicht  erschöpfende  gewesen.  Auch  ergaben  dieselben, 
dass  die  mit  dem  Bau  der  Bahn  verbundenen  topo- 
graphischen Schwierigkeiten  einen  grösseren  Aufwand 
an  technischem  Geschick  und  an  Capital  erfordern,  als 
ursprünglich  veranschlagt  worden.  Es  sind  vor  Allem 
bei  der  felsigen  Gegend,  welche  zum  Theil  in  der  Trace 
der  Bahnlinie  liegt,  Auf-  und  Abtragmassen  zu  bewäl- 
tigen sowie  Tunnelbauten  unumgänglich,  wie  sie  vorerst 
nicht  in  Rechnung  gezogen  wurden.  Trotz  alledem  er- 
scheint die  Concession  eine  recht  werthvolle  Acquisition 
für  die  Verwendung  amerikanischen  Capitals  im  Aus- 
lande zu  sein,  welche  letztere  sich  bekanntlich  bisher 
in  ausserordentlich  engen  Grenzen  hielt.  Die  Provinz 
Hunan,  welche  der  Bahn  Canton  — Hankow  vornehmlich 
tributär  sein  wird,  ist  fruchtbar  und  dicht  bevölkert. 
Sie  enthält  ferner  ergiebige  Kohlenlager,  deren  Ausbeute 
dem  Frachtverkehre  nach  beiden  Richtungen  der  Bahn 
zugute  kommen  wird  und  bisher  nach  Hankow  für  den 
Betrieb  industrieller  Etablissements  auf  dem  Wasserwege 
geschafft  wurde.  In  dem  Parsons'schen  Berichte  wird  des 
Weiteren  auf  die  reichen  Erträgnisse  verwiesen,  welche 
der  projectirten  Bahn  aus  dem  Theeversandt  erwachsen 
dürften.  Und  schliesslich  heisst  es,  dass  die  Provinz 
Hunan  bei  der  Fülle  ihrer  natürlichen  Hilfsquellen  und 
der  zu  Gebote  stehenden  Arbeitskräfte  einer  Entwicklung 
fähig  sei,  welche  die  Rentabilität  des  Eisenbahnunter- 
nehmens ausser  Frage  stelle.  Die  Bevölkerung  von  Hunan 
stehe  allerdings  in  dem  Rufe,  mehr  als  diejenige  irgend 
eines  anderen  Theiles  des  chinesischen  Reiches  dem 
Eindringen  fremder  Cultur  feindlich  gesinnt  zu  sein.  In 
dessen  seien  die  Arbeiten  der  amerikanischen  Commission 
niemals  auf  eine  Unwüligkeit  der  Informationsertheilung 
oder  gar  auf  einen  activen  Widerstand  gestossen. 

Die    Handelsbeziehungen    Russlands    zu    Bol(hara. 

Einem  Specialberichte  des  k    und  k.  Consulates  in  Tiflis 
entnehmen  wir: 

Der  Export  aus  Bokhara  nach  Russland  ist  in  den 
letzten  Jahren  ziemlich  constant  geblieben  und  wird  a>tf 
ca  VI — f4  Millionen  Pud  im  Werthe  von  ca.  loMil 
lionen  Rubel  geschätzt.  Als  Hauptexportartikel  haben 
Baumwolle  und  Wolle  hervorragende  Bedeutung.  Die 
Bezüge  Russlands  an  Baumwolle  betragen  ca.  i  Million 
Pud  und  jene  an  Schafwolle  ca.  200  000  Pud.  Ausser 
diesen  zwei  Artikeln  spielen  noch  Seide,  getrocknete 
Früchte,  Rosinen  eine  gewisse  Rolle,  doch  ist  es  nicht 
zu  leusnen,  dass  gerade  in  diesen  letzteren  Artikeln  die 
Exportfähigkeit  Bokharas  noch  bedeutendere  Vermehrung 
erfahren  könnte. 

Namentlich  sind  die  Conjuncturen  für  die  Seidenzucht 
recht  günstige,  und  es  ist  zu  bedauern,  dass  dieser  noch 
vor  wenigen  Jahrzehnten  so  blühende  Erwerbszweig  stark 
im  Rückgang  begriffen  ist.  Auch  der  Schafzucht  wird 
nicht  genügende  Aufmerksamkeit  geschenkt.  Die  in  der 
ganzen  Welt  berühmten  Karakulschafe  haben  in  Bokhara 
ihre  Heimat.  Die  Anzahl  derselben  wird  auf  bloss 
i'S  Millonen  geschätzt,  doch  könnten  dieselben  leicht 
vermehrt  werden. 

Der  erst  im  Entstehen  begriffene  Weinbau  hat  günstige 
Conjuncturen.  Eine  französische  Gesellschaft  hat  Ver- 
suche gemacht,  in  Karakul,  in  den  seinerzeit  vom  Ge 
neral  Annenkoff  angelegten  Weingärten.  Weine  nach 
französischem  Muster  zu  bereiten,  und  hat  sehr  günstigt 
Resultate  erzielt.  Es  werden  nun  neue  Gärten  angelege 
und  die  Production  soll  bedeutend   vermehrt  werden. 

Während  der  Export  ziemlich  stationär  geblieben  ist, 
nimmt  der  Import  aus  Russland  immer  zu,  und  man 
kann  heute  schon  sagen,  dass  Bokhara  vollkommen  von 
der  russischen  Industrie  abhängig  ist.  Auf  den  Bazaren 
sieht  man  fast  ausschhesslich  russische  Waaren,  die  wegen 

VerantwortUcber  Bedactenr:  B.  t.  B0£BSL££. 


ihrer  Billigkeit  grossen  Anklang  finden.  Auch  muss  man 
es  namentlich  der  Moskauer  Industrie  lassen,  dass  sie 
sich  grosse  Mühe  gegeben  hat,  den  centralasiatischen 
Markt  durch  Anpassung  ihrer  Fabricate  der  dortigen 
Geschmacksrichtung  zu  erobern.  Von  ausländischen 
Waaren  sieht  man  nur  hie  und  da  persische  und  indi- 
sche Gewebe,  während  die  europäischen  Industrieartikel 
fast  gar  nicht  vertreten  sind. 

Für  die  russische  Industrie  hat  aber  Bokhara  eine  grosse 
Bedeutung;  da  der  Import  durch  keine  Zollschranken 
erschwert  wird  und  die  Bedürfnisse  der  Bevölkerung  auch 
dort  immer  grösser  werden,  hat  sich  Russland  hier  ein 
wichtiges  Absatzgebiet  erschlossen.  Vor  wenigen  Jahren 
hat  man  in  Bokhara  nur  sehr  wenig  Galanteriewaaren 
importirt;  im  Vorjahre  betrug  der  Import  schon  150.000 
Pud.  Vor  Kurzem  waren  die  Petroleumlampen  fast  gänz- 
lich unbekannt,  und  heute  findet  man  Lampen  schon  in 
den  entferntesten  Dörfern.  Der  Petroleumimport  gewinnt 
auch  immer  mehr  an  Bedeutung. 

Russische  Fayencen  und  Glaswaaren,  Kupfergeschirr 
finden  schon  im  Bazar  von  Bokhara  guten  Absatz  sowie 
auch  Chemikalien,  namentlich  Farbstoffe  zum  Färben 
heimischer  Gewebe  und  Teppiche.  Allerdings  macht  hierin 
Deutschland  der  russischen  Industrie  einige  Concurrenz. 
Doch  verliert  die  einheimische  Textilindustrie  immer 
mehr  an  Bedeutung,  da  sie  mit  den  russischen  Waaren 
in  Billigkeit  nicht  concurriren  kann. 

Ausser  den  bereits  erwähnten  Waaren  haben  Zucker, 
Eisen,  Stahl,  Zündhölzehen,  Getreide,  Thee  und  Indigo 
hervorragende  Bedeutung. 

Die  Handelsbeziehungen  Bokharas  zum  Turkestan  sind 
sehr  rege.  Getreide,  Obst,  Rosinen,  Wolle,  Baumwolle 
bilden  die  gangbarsten  Handelsartikel ;  namentlich  hat 
dieser  Waarenaustausch  durch  die  kürzlich  erfolgte  Ver- 
längerung der  Bahnlinie  bis  nach  Taschkent  bedeutend 
zugenommen.  Es  bildet  Bokhara  nicht  mehr  ein  abge- 
schlossenes fremdes  Gebiet;  es  kann  volkswirthschaftlich 
nur  als  ein  eigenes  Gouvernement,  das  sich  an  das 
transkaspische  Gebiet  und  Turkestan  anreiht,  angesehen 
werden,  da  keine  Zollschranken  den  Waarenaustausch 
erschweren  und  keine  Interessengegensätze  volkswirth- 
schafthche  Conflicte  hervorrufen  können. 

Die  Handelsbeziehungen  zu  Sibirien  sind  minimal,  da 
der  Verkehr  nur  von  Karawanen  bewerkstelligt  wird. 

Der  Ausbau  einer  directen  Bahnlinie  nach  Russland 
und  Sibirien  —  wie  dies  geplant  wird  —  würde  den 
bokharischen  Handel  ungemein  fördern  und  der  I^nd- 
wirthschaft  neuen  Aufschwung  geben,  da  ihre  Producte, 
wie  getrocknete  Früchte,  Rosinen,  Wein,  Baum wollöl  etc., 
leicht  besseren  Absatz  finden  könnten ;  andererseits  würde 
hiedurch  die  Zufuhr  von  Getreide  aus  Russland  und  Si- 
birien erleichtert  werden,  was  zur  Folge  haben  könnte, 
dass  die  jetzt  mit  Getreide  angebauten  Flächen  der  weit  t» 
rentableren  Baumwollcultur  zugewendet   werden.  || 

Auch  der  Theehandel,  der  überall  im  Orient  eine  so 
hervorragende  Rolle  spielt,  würde  durch  den  Anschluss 
an  die  sibirische  Bahn  in  ein  ganz  neues  Geleise  ge- 
lenkt werden.  Der  jährliche  Bedarf  beträgt  ca.  100.000 
Pud.  Gegenwärtig  kommt  der  Thee  via  Bombay  ent- 
weder über  Batum  und  Krasnowodsk  oder  auf  dem 
Landwege  über  Afghanistan.  Die  Frachtspesen  betragen 
5,  respective  10  Rubel  per  Pud.  Nach  dem  Ausbau  der 
projectirten  Linie  würde  der  Thee  diesen  directen  und 
viel  wohlfeileren  Weg  nehmen,  was  billigere  Theepreise 
und  hiedurch  Zunahme  des  Consums  zur  Folge  haben 
würde. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  die  Theepreise,  seitdem 
Bokhara  in  das  russische  Zollgebiet  einverleibt  worden 
ist,  daselbst  bedeutend  in  die  Höhe  gegangen  sind,  was 
einen  ßopercentigen  Rückgang  des  Consums  zur  Folge 
hatte. 


I 


CH.  RKISSEB  fc  H.  WBBTBNER,  WIKN. 


OESTERREICHISCHE 


P(inatssr|tift  für  kn  #rimt. 

XXV.  JAHROANO.  WIEN,  JULI  1899.  N*       mkha-k. 

«^ j 

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DV    Erlohelnt  Hltta   dei   Honati.    "M 
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n 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  priv.  Südbahn-Gesellsehaft. 
*  Giltig  ab  I.  Mai  1899.  *  Jf^  H  R  P  L  A  N.  *  ^''^'^  ^^ ''  ^^'  '^^^'  * 


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Wien   (SOdbahnhof)  .    . 

Baden    

Wiener-Neustadt 
Semmering  .... 
MUrzzuscIiiag  .    .    . 

Neuberg    .... 
Kapfenberg  .... 

Au  Seewiesen  .   . 
BrucI«  a.  d.  IM.    .   . 

Leoben  

Eisenerz  .... 

Selzthal    .... 

Wörgl 

Innsbruck    .   .   . 

Villach 

Venedig    .... 

Graz 

Spielfeld 

Purkla  (Gleichenberg) 

Luttenberg  .    .   . 
Marburg 

Klagenfurt   .   .   . 

Villach 

Toblach    .... 

Bozen  Gries     .   . 
Meran  .... 

Trient 

Morl 

Arco     .... 
Riva 

Verona  

Pragerhof    .... 

Pettau 

Cilli  ..... 

SteinbrDck  .... 

Agram 

Laibach    .... 
St.  Peter 

Abbazia-Mattuglie 

Pola 

Nabreslia    .... 

Görz 

Venedig    .... 

Bologna    .... 

Florenz     .... 

Rom 

Neapel 

Mailand     .... 

Genua   

Nizza    

Triest 

Wien  I  SLd'iahi.hof)  .    . 
Sopron   (Oedenbug)    . 

Szombathely 

(Steinamanger)  .    . 

Nagy-Kanizsa  .    . 
Zäyräb  (Agr^m)     . 

Bares 

Pakräcz   ... 


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I.  II. 

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I.II. 
III. 


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1216 

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1111 

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256 
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612 


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1257 
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658 
543 
621 
440 

1254 
250 

1240 


1051 

i)25 
445 

2L 
9^0 

230 
820 


112 

6i 

1002 

955 


P.Z.  s.  z. 

9         5 
I.U.  I.II. 

III.   III. 


645, 


400I  820 

.  I  325    . 

548     2561  788 

43I'    101  614 

35r;1218|  5i; 

.      1122 

.      10« 


258 


1007 
911 
5'8 


451 


635 


]53 

C     •    j 
0     .    I 

!fl229 
730 
548 
]00 
838 

«  635 
717 
640 


r  500 


■1109 
10»9 

930 

7.19 

631 
2i5 
636 
265 


610 


807 

601 

448 

527 


485 

256 

215 

940 

1226 
914 
631 
216 

714 
525 

1050 

4.60 

1050 
230 

820 


6-'5 


P.Z. 

16t) 

I.II. 


S.Z. 

1 
I.  II. 
III. 


900 

810 
660 

620 

5" 


349 


230 
1145 

1(IM 
738 
42T 
300 
319 

217 

107 

1260 


916 
824 

708 

637 
547 


634 

447 


P.Z. 

11 

I  II. 
III. 


115 
1237 
1202 
1017 

940 

838 

600 

826 
705 


216!  21« 


746 
633 


904 

210 
431 


312 

1145 

105 
7M 
421 

300 
319 

247 

107 

1250 

23« 
16« 

13^ 
l«r 

y_o 

11 

I0l5 
H26 
615 
860 
65; 

210 

1035 

610 
lliu 

256 

"725 
3O6 
445 


746 
633 


700 


Die  Nachtzeit  (6oo 

Abds.  bis  559  Früh)  ist 

durchUnterstreichung 

der  Minutenziffern 
kenntlich   gemacht. 


660 1050 
921  lü52 


1056 
136 
848 
444 

1000 


207 

408 

1027 
65« 


255 
554 

761 
1101 


530 

800 

938 


74l> 
104^ 

12311 
312 

7d 

]20 


ab 


850 

5.68 

400 

12ü 

78» 
915 

250 


950     140 
723  1067 


562 


904 
605 


535 
330 

219 

1220 

707 

845 


9« 

623 

489 

205 

1106 

600 


Die  Zeiten    rechts 
von  den  Stationsnamen 
sind  von  unten  nach 

oben  zu  lesen. 


Speisewagen:  Wien-Triest  (einmal  wöchentlich)   bei  den  Ost -Expresszügen  (Wien  ab  1122,  Wien  an  G45). 

Schlafwagen  (I.  Classe):  Wien-Triest  und  Abbazia,  Fiume  (einmal  wöchentlich)  bei  den  Ost.-Expresszügen  (Wien  ab  1122. 
Wien  an  616).  (I.  und  II.  Classe):  Wien-Triest  und  Venedig  (Wien  ab  8'^,  Wien  an  915),  Wien-Marburg-Franzens- 
feste-Ala  (Wien  ab  915,  Wien  an  8««). 

iJircote  Wagen  (I.  II.  Classe):  Wien-Leoben- Venedig-Mail.ind  und  Klagenfurt  (ab  I.Juni)  auch  Villach- und  Wien-Pontafel 
(auch  III.  Classe)  (Wien  ab  74.6,  Wien  an  91^),  Wien-Marburg-Franzensfeste-Ala  (Wien  ab  945,  Wien  an  Sä»),  Wien- 
Abbazia-Fiume  und  Pola  (Wien  ab  8i5,  S^,  Wien  an  8^,  SH-i),  Wien-Görz-Corraons  (Wien  ab  815,  Wien  an  H^), 
Wien-Cormons-Venedig  (Wien  ab  826,  Wien  an  916),  Wien-Sopron-Essegg-Pecs  (Wien  ab  650,  740,  Wien  an  852, 
935),  Wien-Sopron-Zakany-Agram  (Wien  ab  lO"'",  Wien  an  b'-''^). 


Fahrpläne   sämmtlicher  Linien    im  Tasclienformat  sind  bei   den  Bahnliof-Cassen,   jene  für  die 
Wiener  Localstrecl<en  aucii  in  den  Tabal<-Trafil<en  l<äuflich  zu  haben. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  OKIENT. 


St 


GLASFABRIKANTEN 


.  k.  landesbefugte  ^SSSg 

S.  REICH  &  C^ 


GegriiiHlffl 


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Ilaiipliiieilerliigii  ond  Cenlrait  läinmtliciier  Elabiinenieiili : 

WIEN 

II-,    CzorningaBBe    KTr.    3,    -^^    5    und    7. 

NIEDERLAGEN : 

Berlin,  Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn  ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken ,  mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien, Glas -Raffinerien,  Maler- Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

Glaswaariiii  zu  ßeMcMiiszwecliiii 

für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 
elektro-technischen  Gebrauch. 

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ZOLL-COMPASS. 


Der  V.  Jahrgang  des  „Zoll-Compaft"  wird,  gleichwie  der  III. 
beziebnogiweise  der  ErgänzuDgiband  deitelbeo  (IV.  Jahrgang) 
litfirungswtist  zur  Publication  gebracht,  und  die  einzelnen  Liefe- 
rungen erscheinen  nach  Maaifgabe  der  eintretenden  Verände- 
rungen in  den  betreffenden  Zolltarifen. 

Der  gestellten  Aufgabe,  die  fnr  unteren  Autsenbaadel 
wichtigsten  Länder  snccessive  in  den  Rahmen  dieses  Jabr- 
bnches  einzuhezieben,  wird  der  erscheinende  V.  Jahrgang  durch 
Nenaufnahme  der  Zolltarife  der  ouitralitchtH  Colonitn,  NUtUr- 
ländisch- Indiins  nnd   der  Philippintn  entsprechen. 

Von  dem  in  20  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  1 2  Lieferungen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  too 
Rumänien,  Argentinien,  Russland,  Britisch-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oesterreich-Ungam,  Schweden,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  Auflage),  Deutschland,  Frankreich, 
Griechenland,  Beli>ien,  Vereinigte  Staaten  von  Amerika,  Schweiz 
und   Vereinigte  Staaten  von    Amerika  (II,  Auflage). 

Preis  per   Lieferung  45   kr.   ->  90  Pfg. 

Zd  beziehen  durch  das  k.  k.  osterr.  Handels-Museum  sowie 
durch  jede  Buchhandlung  Kür  Deutschland  alleiniger  Vertrieb 
durch  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  Berlin  S.  W.  12,  Kochttrasse  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Maseums. 


Im 

Verlag-e  des  k.  1<.  österr.  Handels-Museums 

erscheint  jeden  Donnerstag   die   volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

mit  der  Beilage 

]lle  Bericlite  fler  L  n.  L  östeiT.- 
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Verlag  des  Bibliographischen  Instituts,  Leipzig. 


LEXIKON 


Mit  1088  Blldertaleln  u.  Kartenbellagen. 


anUg  Tom  1.  JÜD'  «r  189» 
bU  auf  Weiteres 


JFafirpIan  be?  „(J^cjtctreitötftficn  ICIopö* 


UUilf  TD«  I.  Mm—t  la 


OOE-A^mSCKER  DIElSrST- 


Indien— China— Japan. 

Dreizehn  Fahrten  von  Trie-tt,  re-p  Piuiue 
mit  liprUlirtinß  de'  Miit'en  Fort  Said  Snex,  Adi'n, 
Karraohl,  Bombay,  Colotiit)<>,  Penuu^,  Siugapore, 
Hontikong,  Shaiifthni,  Yokohama  (difse  beiden 
Müfen  w(*rden  alter nariv  nur  j»'ii«n  r  wellen 
Monat  borührtt  un<l  K'>h6.  Au7  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  faoultativ  angelaufen  werden.  AuBchiuss 
in  Bombay  an  die  Danipt'er  der  dirpcien  Linie 
Trleat— Bombay.  —  In  den  ZwUobenbKteit,  Bom- 
bay atisgrenoiiitneD,  kttnneu  Abfahrten  und  An- 
ktlnfle  früher  oder  später  erfolgen.  I>er  Auf- 
enibalt  In  flume  auf  der  RUckfahrt  kann  um 
die  tOr  die  liaile-  und  Umladeoperationea  n^ttittre 
Zeit  verlüngert  ode'-  verkUrxi  werden.  Auiser 
den  oben  beseichneten  Hafen  können  «owohl 
auf  der  Hin-  als  auf  der  RQckfabrt  andere 
Rrhellen  Chinas  oder  Japans  oder  Uanll*  be* 
rflhrt  werden. 


DIrecter  Dienst  Triest— Bombay. 

Abfahrt  von  'l'riest  aui  X  der  M<>nate  Jftoner, 
tVb  nar.MUri  und  aml^f.  M&rt;  ferner  am  3.  d«*- 
Monate  April,  Mal,  Juli,  September.  Ooiober. 
November  und  Derember.  mit  BerQhrung  der 
Hufen  Port  Said.  8ner,  Aden,  Bombay.  —  Die 
Anknnfte  und  Abfithrten  In  den  Zwi»cfaen(iftr«n 
Iiönnen  verfrftht  oder  verspAtei  werden,  Jedoch 
nbne  dAS  itlnerJirninii.sltti-  KinirefTrn  in  den  Knd- 
hlif«in  KU  heeintrÜohtiK**!)-  An«ohlu»s  in  Hi>nibay 
in  beiden  Rlotitungeu  an  die  Dauipler  der  Indo 
China  Jap*n*Linl«. 

Trlest-Caloatta. 

Abfahrt  Ton  Trleat  am  15.  4er  Moaa'e 
JftDner,  tVbruy,  April.  jQBl,  Augaal,  Septem- 
ber, October,  November,  Dec«mb«rmltfi«rflhraii( 
der  mtmi  l'iunie.  Port  8>ld,  Saas,  Mesaaa«, 
Aden,  Hotnbaj,  Colombo,  CaleatU.  Aatdeo  Hin- 


nnd  Ra<-kfehrten  kSnaea  C'  »oii«d«.  M«ar»-  »»d 
andere  lltfen  d«r  Oomm*'  det  KOoe  su<*'aar«a 
werden.  An'  den  Kdckfab  len  i-l  d  «  B«ra»reM 
der  Bnrmenlaelien  ReUhirm  «nw  e  eudarar 
»hellen  d»>  Roihen  nsd  AdrluUrM  Meeies 
farnltat.».  Da«  Anlaafe  •  »o«  Bea>)>e<r  aai 
Maae«ua  enf  den  Miahkrteo  aad  von  Ve  adlg 
aut  den  ROckUbnea  Id  bei  allen  RaUea  (arnl- 
Utlv. 

Mercantildienst  «ach  Brasilirn. 

aemelBM'ai^dirnel  mit  der  .Atfria*.  Vea 
Trleat,  reap.  »•|ame  Je  e  ne  Abtabrt  ta  Am  M»- 
aatea  JSnner,  Febnur.  MSr..  Ap'U.  Mal.  drei 
AliOthnen  Im  Juli,  iwl  Ahfahriea  !■  AnfmM, 
«wei  AbUhrtea  Im  Sept»mh»r,  »w»t  Abtafcn«« 
Im  (Vtobrr,  ata-  Abrnart  im  NeTaaakar  aad  eta* 
im  Droember.  berahrtiat  der  liafni  rwntm^wm, 
Hahia,  Rio  da  Janalra  aad  Baatae. 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT 


GIlMg  Tom  1.  jinnlr  1899 
bis  auf  Weiteres. 


fagrplan   be^  „#pftcrrr f röifrfien  KCIopö' 


Giltig  vom  1 .  Jlnner  t89it 
bis  auf  Weitere*. 


DIElSrST   XTsO:  .A.IDPlI-A.a?ISCIiElsr  I^EERE. 


Beschleunigte  Elllinie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triett  jeden  Donnerstag  10  Ulir  Früh, 
IQ  Oattaro  Freitag  IS  Ubr  Mittags,  berlibr. : 
?ola,  Zara,  Spalato,  C4ravo.xa. 

Retour  ab  Cattaro  Freitag  2'  ,  Uhr  Nachm., 
■n  Triewt  Rftmst»     S'/a  XJhr  FrOi'. 

Anschluss  in  Triatt  an  die  Eilzüge  von  nnd 
nach  Wien. 

AnB<^l>luss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovich  A  nnd  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Dalmstlniscil-Albanesischen 
Linie  nach  Bari  und  Brindisi. 

Linie  Triest— IMetl(ovich  A, 

Ab  Triest  jeden  Mittwoch  7  Uhr  Früh,  In 
tfetkoTieh  Freitag  4Vs  Uhr  Nachm.,  berllhr. : 
Sovigno,  Pola,  Lu8»inpircolo,  Zara,  Zaravecchia, 
<ebenico,  Trau,  Spalato,  8.  Pletro,  Aimissa, 
Qelsa,  S.  Martino,  Macarsca.  Gradas,  S.  Giorgio 
di  Le),ina,  Trapano,  Fort  Oput. 

Retour  ab  Metkovich  j(,a«n  SonnUg  8  Dhi 
Früh,  in  Triesl  Dienstag  1'/,  Uhr   Naibm. 

Anschluss  auf  derHinfaljrt  in  Spalato  an  di»- 
Hinfahrt  der  beschleunigten  ßilllnie  Triest— 
Oattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  B. 

Ab  Triett  jenen  Samstag  7  Ulir  Früh,  lu 
■letkoTiob    Montag    6    Uhr    Nachm.,    berühr. ; 


Pola.  Lnssinpicroio,  Zara,  Zlarln,  Sebenioo, 
Rogosinii»,  TraÄ,  Spalato,  S.  Pletro.  Postire, 
AimlKna.  Puciscbie,  Macarsca.  8.  Gl.  r^lodi  Le- 
sina, Trapano,  Gradas,  Fort  0(/iis. 

Retour  ab  Metkovioh  jeden  Mittwoch  H  Uhr 
Früh,  in  Trle«l  Freitag  6  Uhr  Abends. 

Anscblnss  a'<f  .ter  Tlürkfolin  in  Spalato  an 
die  Hinfabri  der  Dalmatlnlsch-Albanetlschen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Triett  jeden  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mlttemscht,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6',  Uhr  Früh. 

Retour  ab  Venedig  jeden  Moniag,  Dienstag 
nnd  Freit««  11  Uhr  Nachts  Ankunft  In  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6'  ,  Uhr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pol«  jenen  Mittwoch  i'i,  l  ur  Nachmittags, 
In  Zara  Donnerstag  5  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
Cberso.  R)«haz  MaMnsca,  Veglia,  Arbe.  Ln«ain- 
grsnde,  Novaglia,   Vslrassione.   Porto   Manzo. 

Retour  ab  Zara  Sonnlatf  5Vi  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  Früh 

Dalmatinisch-Aibanesische  Linie. 

Ab  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  In 
Cattaro  Donnerstag  7'/,  Uhr  Abends,  berühr.: 
Kovigno,  Pola,  Lusslnpiccolo,    Selve,   Zara,  Se- 


benico.  Spalato,  Milni.'Lesina,  Cnrzola,  Gravosa, 
Castel'-uovo,  Teodo  und  Risano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Mon'ag  I!  Ubr 
Vorm.,  in   Triest  Miltwoub  6  Ulir  Abends. 

Anscijluss  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  au  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola- Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari.  Brinditl,  Antivarl,  Duicigno,  Medua, 
Durazzo,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Maura  verl&T^geit..  Auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  uud  Brrndlsl  Anscblusfl  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rfl^kkebreuden  Dalmatlnlsch- 
AlbanesISDhen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triett  jeden  Freitag  7  Uhr  Früh,  In 
Spizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Trau,  Spalato,  Ca 
rober,  Milnä,  Cittavecchia,  Lesina,  Lissa,  Comisa, 
Vallegrande,  Curzola,  Orebich,  Terstenik,  Meleda, 
Gravosa,  Ragusaveccbia,  CaHtelnuovo,  Teodo. 
Perasto-Risano,  Perzagno,  Cattaro,   Budua. 

Retonr  ab  Spizza  jeden  Mittwoch  IIV,  Uhi 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  ühr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Gasteinnovo  nicht  möglieb 
wKre.  wird  in  Megllne  angelegt  


X.E'V-A.ISrTE-     -CTlSriD     ]VtXTTEI.i]VtEER--I3IEISrST- 


Ellllnle  Triest— Aiexandrien. 

Von  Triett  ab  jeden  Mittwoch  12  Uhr  Mittags, 
in  Aiexandrien  Sonntag  6  Uhr  Früh  über  Brindisi. 
Rückfahrt  von  Aiexandrien  ieden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschluss  inAiexandrien  an  die  Syrisch -Cara- 
manische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  in  Triest  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  Luxuszuges  Ostende — Wien— Triest 
and  in  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  Ubr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Mnnsten  MErz,  April, 
Mai  nnd  Juni  wird  auf  der  Rückfahrt  zwischen 
Brinditl  urd  Triett  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  angelaufen. 

Vei  bindung  zwischen  Fl  -me  nnd  Aiexandrien 
über  Triett  mit  der  Qrieohlsch-Orlentalischen  und 
1er  Thessalltchen  Linie  A. 

Syrisch-Caramanische  Linie. 

Wöchentlich  vom  September  bis  Ende  März ; 
vierzehntägig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Aiexandrien  ab  Dienstag*)  4  Ubr  Nachm., 
in  Constantinopel  zweitnücbsten  Sonntag  5  Ubr 
FrUhüberPortSaid,  Jaffa,  Oaifa.  Beirut.  Tripolis, 
Lattachia,  Aiexardrette,  Meryna,  Riiodus,  Kbios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Conttantlnopel  Sonntag»*)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Aiexandrien  zweitnäcbsten  Donnerstag 
H  Ubr  Früh. 

•)  Am  S.,  10  ,  17.,  24.  nnd  81.  J&nrer,  7., 
14.,  21.  und  SS.  Februar,  7,  14,  21.  und 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  Sil.  Mai, 
13.  und  27.  Juni,  11.  nnd  25.  Juli,  8.  und 
22.  August,  5.,  12.,  19.  nnd  26.  September,  8., 
10.,  17.,  24,  nnd  .Sl.  October,  7.,  14.,  2l.  und 
28.  November,  5.,  12.,  19.  und  2t).  December. 

••)  Am  1.,  8.,  IR.,  22.  und  29.  Jünuer.  5  , 
12-,  m.  und2li.  Februar,  5.,  12  ,  19.  und  2«.  M&i7, 
2.,  16.  und  80.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  nnd 
26.  JnnI,  9.  und  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  8  , 
0.,  17.  und  84.  September,  1.,  8.,  I.T.,  2i.  und 
2».  October,  .">.,  12.,  19.  und  26.  November,  8  , 
10.,  17.,  24.  und  :11.  Decenilier. 

Anschluss  in  Aiexandrien  an  die  Eillinie 
Triest' Aiexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
Septembe  ■  bis  Knde  März)  auf  dpi  Hinfahrt  n«ch 
Candien,  Carlgo  etc.  (Thettalitche  Linie  B,  Rttik- 
lahrl). 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

Von  Triett  jeden  Dienstag  UV,  Ulir  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  ti  Ubr  Früh  über 
Brindisi,  Sti.  Quaranta,  Curfu,  Patras,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantinopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  iu  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anschluss  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nücii  Albanien  und  Dalmatien  (Dalmatinisch- 
Albaneslsohe  Linie,  Rückfahrt),  weiiers  in  Corfu 
i>  er  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
LinieTrIest— Constantinopel,  Rüi  kfah  ti;  in  Corfu 
auf  der  Hintahrt  an  die  Linie  Corfil— Prevesa  ;  in 
Piräus  sowoLl  auf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  Grlechisch-Orlentallsche  Linie  nnd 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candien  etc.  ^Thessalische 
Linie  A,  Rückfalirt). 

Constantinopel— Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Samstag  12  Uhr 
Mittags, iu  Butum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  berührt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Kizeb 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  in  Constantinopel 
Mittwoch  2  ühr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantinopel  — 
Odessa  und  der  Donaulinie, 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantinopel  ab  jeden  Donnerstag  j  Uhr 
Nachm., in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend  : 
Burgas.  Varna,  Costanza.  i^ückfahrt .  b  Odessa 
jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel 
Mittwoch  10  Uhr  Vorm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Naohm.,  inConstantinopel  zweitnäcbsten  Mittwoch 


B  Uhr  Früh,  berührend:  Finnie,  Corfu,  Patras, 
Uataciilo,  Caiamata,  Piräus,  Syia,  Vatby,  Khios, 
Smyrna,  Cesin^,  Mytilene,  Dardanellen,  GallipoU, 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweitnäcbsten 
SonntaK    11   Ubr  Vorm. 

*)  Am  1..  l.i.  nnd  29.  Jänner,  12.  und  26. 
Februar.  12.  und  aö.  März,  9.  und  23.  April. 
7.  und  21.  Mai.  4.  und  18.  Juni,  2.,  16.  und 
3(1.  Juli,  13.  und  27.  August,  10.  und  24.  Septem- 
ber, 8.  nnd  22.  Oc  ober,  5.  und  1^.  November, 
S..  17.  und  31.  Decemi)er. 

•*)  Am  9.  und  zS.  Jänner,  6.  nni  20.  Febmar, 
6.  und  20.  März,  3.  und  17.  April,  1..  IS.  ind 
29.  Mal,  12.  und  2(i.  Juni,  10.  und  24.  Juli,  7. 
und  21  August,  4.  nnd  IS.  September,  2.,  l»". 
und  SO.  October,  18.  uud  27.  November,  11.  und 
25.  December. 

Anschluss  in  Piiäus  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  anf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Sny-na  auf  der  Rückfahrt  nach 
Candien  etc.  (Thessaliiche  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  iu  den  Monaten  vom  Septe  i  her 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nacli 
Caramanieu  und  Syrien  (Syilseli-CararaaniBC  e 
Linie,  Rückfahrl);"  In  ConsUntinopel  auf  der 
Hinfalirt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB.  In  den  Mnnaten  December,  Jänner  und 
Fetirnar  wird  diese  Linie  nur  bis  Soiyrna  ge 
führt  wer  ien.  Die  Aufenthalte  in  Fiuuie  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwisvü  euFiunie  und  Aiexandrien 
über  Triest  mit  dei-  läjUinie  Triest- Aiexandrien. 

Griechisch-Orientalische  Linie  B. 

Von  Triett  ab  jeden  zweiten  Sountag*)4  ühr 
Nachm.,  in  ('onstantinopel  zweitnächsten  Mltt- 
wncb  61  Ihr  Früh,  berührend:  Fidnie,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Caiamata,  Piräus,  Syra.  Khios,  8m vrn». 
Vathy,  Cesm^,  -Mvtilene,  Dardanellen,  GallipoU 
Rückfahrt  ab  Constantinonel  Jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  {«achm,,  in  Triest  zweit- 
nächsten Sonntat;   11   TIhr  Vormittags. 

•)  Am  8.  und  2!  Jänner,  5.  und  19.  Februar, 
5.  und  19.  März,  ä.,  >6.  und  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  Juni,  9.  nnd  2.!.  Juli,  6. 
und  20.  Augdst,  3.  and  17.  September,  1.,  'i. 
und  29.  October,  12.  uud  26.  November,  10.  und 
24.  December. 

**)  Am  2.,  16.  upd  Sd.  Jänner,  13.  und  27. 
Februar,  13.  und  27  März,  10.  und  24.  April. 
8.  und  ?2.  Mai,  .').  und  IH.  Juni,  3..  17.  und  31. 
Juli,  14.  und  28.  Augnsi,  11.  und  25.  September, 
9  und  23.  Oitober,  ü.  und  20.  November,  4.  und 
19.  De<-ember. 

Anschluss  in  Piräut  an  die  Eillinie  Triett— 
Constantinopel  -owolil  anf  der  Hin-  als  anf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  in  den  Monalen  vom  Sep- 
tember bis  Knde  März  auf  der  Hinfahn  nach 
Caramanlen  und  Syrien  (Syrlsch-Carramanische 
Linie,  Rückfahri);  iu  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Lii|ie  Constantinopel— Odessa 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB.  Iu  den  Monaten  D.  cerabei-,  Jänner  und 
Februar  wird  diewe  Linie  nur  bis  Smyrna  ge 
führt  werden.  Die  Aufenthalie  in  Flume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Fiume  tiud 
Aiexandrien  über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— 
Aiexandrien. 

Donaulinie. 

Von  Constantinopel  jeden  Donnerstag  12  Uhr 
Mittags,  iu  Gaiatz  Dienstag  7  Ubr  Früh,  berühr.- 
Burgas,  Varna,  Costanza.  Sulina.  Braila  Rück 
fahrt  von  Qalatz  Jeden  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  iu 
Constantinopel  Sonnfag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  Braila  nur  anl 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss    in  Crostantinopel    an    die  Rück 
fahrt    der    Griechifloh-Orieniaiischen     und     der 
Syrisch-Caramauischen  Linie. 

Thessahsche  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Donnerstag*, 
3  Ubr  Nachm..  in  Constantinopel  zweitnächsten 
Doi  narstag  6'/,  Uhr  Früh,  berührend:  Finme, 
Valona,  Medua,  Sil.  Quaranta,  Corfu,  Argosloli, 
Zanie,  Oanea,  Retbymo,  Candien,  Piräus,  Volo, 
Salonicb,  Cavalla.  Lagos,  Dedeagh,  Dardanellen, 


Gallipoli,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Ohr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  und  16  Fe- 
bruar, 2.,  16.  uud  30.  März,  13.  und  27.  April, 
U,  und  25.  Mai,  8.  nnd  22.  Juni,  6.  und20.  Jnli, 
^.,  17.  und  31.  August,  14.  und  28.  September, 
lg.  nnd  26.  October,  9.  und  23.  November,  7. 
und  21.  December. 

*•)  Am  14.  nnd  28.  Jänner,  II.  und  25.  Fe- 
bruar, 11.  und  25.  März,  8.  und  22.  Apill,  6. 
und  20.  Mai,  8.  und  17.  Juni,  1.,  15.  und  29  Jnli. 
IS.  und  26.  August.  9.  nnd  28.  Sepiember, 
7.  und  21.  October,  4.  und  18  November,  %  16. 
und  30.  December. 

Anschluss  in  PIräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Briectilsch-Orlentallsche  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiters  im  An- 
schluss an  die  Hinfalirt  der  Eillinie  Triett — 
Constantinopel  sowie  der  Griechlsoh-Orientallsoben 
Linie  A.  In  Constantinopel  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Constantinopel  —  Odessa    sowie  Donaulinie. 

NB.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

*•*)  Verbindung  zwischen  Flume  und  Aiexan- 
drien Ober  Triest  mit  der  Eillinie  Triost  -  Aiexan- 
drien. 

Thessalische  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  Donnerstag*)  8  ühr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Don 
ners-ag  *;  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
SM.  Quaranta,  Corfu,  Argostoii,  Zante.  Cerigo, 
Canea,  Retbymo,  Candien,  Piräus,  Voio,  Smyrna, 
Salonicb,  Cavalla,  Dedeagh,  Dardanellen,  Galli- 
poU, Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Ubr  Früh,  in  Triest 
drittnächaten  Montag    12  Uhr   Mittags. 

•)  Am  12.  und  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe- 
bruar, 9.  und  23.  März,  6.  und  20.  April,  4.  und 
18.  Mal,  1.,  15.  und  29.  Juni,  13.  und  27  Jnli 
10.  nnd  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  .i. 
und  19.  October,  2.,  16.  nnd  30.  November,  14. 
und  28.  December. 

••)  Am  7.  und  21.  Jänner,  4.  nnd  18.  Fe 
bruar,  4.  und  18.  Man,  J.,  15.  und  29.  April, 
18  und  27.  Mai,  10.  und  24.  Juni,  8.  und  22. 
Juli,  5.  und  19.  Augnat,  v.,  16.  und  80.  Sep- 
tember, 14.  und  28.  October,  11.  nnd  25.  No 
veuiber.  9.  und  23    pecembcr. 

Anschlus-  in  Plräut  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Qrlechlsch-Orlontalltche  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  Sepiember  bis  Ende 
März)  auf  der  Kiickfahrl  an  die  Hinfahrt  der 
Syrlscb-Caramanischen  Linie;  in  Constantinopel 
an  die  Linie  Constrntinopel- Odessa  sowie  an 
die  Donaulinie. 

Dalmatinisch  Albanesische  Linie. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Corfu  nächsten  Mittwoch  9'/»  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovigno,  Pola,  Lussinpioiolo.  Selve 
Zara,  Sebenico.  Spalato,  Milna,  Lesina,  Curzola, 
Gravosa,  Castelnuovo,  Tendo.  Risano,  Caitaro, 
Bari,  Brindisi  (Bari  und  B  ii  disi  nur  auf  der 
Hinfahrt).  Caitaro,  Antivari,  Duicigno,  Medua 
Dura/.ZD,  Valona,  Santi  Quaranta,  Corfu.  Retour 
von  Corfu  Donnerstag  8>/,  Uhr  Früh,  au  Triest 
Mittwoi  h  6  Unr  Abend«. 

Anschluss  in  Cattaro  auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  i  ach  Dalmatien  mit  der  rück- 
kehrenden Dalmatinisch- Albaneslsihen  Linie;  In 
SantI  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest— Constantinopel,  sowohl  nach  Trie-t  als 
nach  Constantinopel. 

Zweigiinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeden  Freitag  4i ,  Uhr  Früh, 
in  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Ubr  Nachm.,  be- 
rührend: Saiada,Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  in  Corfu  den 
gleichen  Tag  6';,  Uhr  Abends.  Anschlnss  in  Corfu 
an  die  Rückfalirt  der  Eillinie  Triest — Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  AenderunROn  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelmässigkeit    des  Dienstes    bei    Con- 
tnmaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  «lel  ejvorhergehende  Belle.) 


VERANTWORTLICHER  REDACTEUR:  R.  T.  ROBSSLES. 


CH.  REI88KR  k  U.  WBRTHNfiR,  WIES. 


August  1899. 


OESTERREICHISCHE 


onatestbriö  fax  öm  #rimt. 


Herausgegeben  vom 

K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlioh  eine  Nummer.  Veriao  des  k.  K.  Östebkeichischen  Handeu-Musrüms  in  Wter.  Preti  jUirl.  6  (L      10  Hark. 


INHALT:  Dag  Risenijabnwegen  in  Centralaaien  und  seine  Bedeutung.  ~ 
Der  Untergang  von  8o(tom  und  Gomorrha.  —  Die  deutschen  Scliutz- 
gebiete  bei  Itnglnn  de«  Jahre«  18«9.  -  Klondyke.  —  Chronik.  —  M  1  «- 
calleu:  Wei-haiWol.  —  Zur  Eriichlleasung  China«.  —  Klektri«clie 
Bahnen  In  Osta«ien.  —  Eine  indlacbe  Vtrilon  dei  Hero  uud  Leander- 
Motlrs. 


DAS  EISENBAHNWESEN  IN  CENTRALASIEN 
UND  SEINE  BEDEUTUNG. 

(Specialbericbt  des  k.  uod  k.  Consulates  in  Tiflis.) 

Nirgends  vielleicht  haben  die  Eisenbahnen  eine  so 
hervorragende  Bedeutung  wie  in  Centralasien.  Nach  der 
Wasser-  und  Irrigationsfrage  ist  das  Eisenbahnwesen  der 
wichtigste  Factor  für  die  Hebung  der  Cultur  und  des 
Wohlstandes  jener  enormen  Landstriche.  Durch  die 
Irrigation  werden  die  Mittel  zur  Befruchtung  und  Culti- 
virung  des  Landes  gegeben,  die  Bahnen  ermöglichen 
die  Verwerthung  der  Landesproducte  und  eröffnen  jene 
(iebiete  für  die  europäische  Cultur.  Beiden  Fragen  wird 
seitens  der  russischen  Regierung  die  grösste  Aufmerksam- 
keit geschenkt,  obgleich  die  Lösung  beider  mit  geradezu 
unüberwindlichen  Schwierigkeiten  verbunden  ist. 

Wenn  auch  die  Wasserfrage  noch  keine  entsprechend 
befriedigenden  Resultate  aufweisen  kann  und  man  vor- 
läufig nur  von  theilweisen  Erfolgen  reden  kann,  sind 
die  auf  dem  Cebiete  des  Eisenbahnwesens  erzielten  Re- 
sultate jedenfalls  sehr  überraschend.  Der  gleich  nach 
der  Eroberung  des  Landes  vor  circa  20  Jahren  be- 
gonnene Ausbau  der  grossen  Linie  durch  Centralasien 
wurde  als  ein  tollkühnes  unausführbares  Unternehmen 
angesehen,  und  heute  beträgt  schon  die  Länge  der  im 
Betriebe  stehenden  Linien  2358  Werst,  und  zwar: 

Wer«! 

1.  Die  Hauptlinie  Krasnowodsk — Aschabad  — Merw — Bok- 
hara— Samarkand — Taschkent '749 

Der    Tlieil    Samarkand  — Taschkent    (330  Werst)    ist   erst 
heuer  eröfTnet  worden. 

2.  Die  ebenfalls  erst  heuer  am   I.  Jänner  eröffnete  Zweig- 
linie Chawas  —  Kokand  -  Andish.tn 305 

3'  Die  Zweißlinie  nach   Margellan 8 

4.  und  die  in  unglaublich  kurzer  Zeit  gebaute  und  heuer 

im  Frühjahre  eröflfoete  Linie   Merw — Kuschk 2<)7 

Zusammen  ,  .  2358 
Ueberall  hat  man  wegen  Wassermangels,  Flugsandes, 
absoluten  Mangels  an  Baumaterialien,  wobei  sogar  Holz, 
Steine  von  grossen  Entfernungen  zumeist  aus  Europa 
zugestellt  werden  mussteu,  auf  die  grössten  Schwierig- 
keiten gestossen.  Allerdings  sind  alle  diese  Linien  in 
erster  Linie  Militärbahnen;  sie  sind  vom  Kriegs- 
ministerium durch  Militäringenieure  erbaut  worden  und 
befanden  sich  bis  vor  Kurzem  durchwegs  in  der  Ver- 
waltung des  Kriegsressorts.  Es  ist  leicht  begreiflich,  dass 
dabei  auf  commercielle  Fragen  wenig  Rücksicht  ge- 
nommen worden  ist.  Die  Hauptlinie  ist  nun  heuer  in 
das  Ressort  des  Communicationsministcriums  über- 
tragen worden,  und  nur  auf  der  Linie  Kuschk — Merw 
gehören  noch  Conducteure,  Angestellte,  Bahnbeamt^  um! 
Stationschefs  durchwegs  dem  Militärstandc  an.  Man 
hofft,    dass    durch  diese  Reorganisation    der  volkswirth- 


schaftlichen  Bedeutung  der  Bahnen  durch  rationelle 
Tarifsätze  und  durch  Erleichterung  des  Waarenvcrkehres 
weitgehende  Rücksichten  getragen  werden. 

Die  Regierung  gedenkt  keineswegs  stehen  zu  bleiben; 
man  spricht  von  allerlei  weiteren  Eisenbahnprojecten, 
und  es  scheint  im  Princip  entschieden  zu  sein,  dass  die 
Bahn  von  Taschkent  in  kürzester  Zeit  weitergeführt 
werden  wird,  um  Anschluss  an  das  russisch-sibirische 
Eisenbahnnetz  zu  haben.  Die  Frage,  welcher  Anschluss 
gewählt  werden  soll,  bildet  den  Gegenstand  reiflicher 
EJrwägung. 

Es  bestehen  zwei  Projecte,  wonach  die  Bahn  ent- 
weder bei  Samara  oder  Orenburg  sich  an  das  euro- 
päische Eisenbahnsystem  oder  über  Wjemyj  an  die 
sibirische  Bahn  anschliessen  soll.  Das  erstere  Project  hat 
viel  grössere  Chancen  zur  Verwirklichung,  während  der 
Ausbau  der  zweiten  Anschlusslinie  der  ferneren  Zukunft 
angehören  dürfte.  Aber  auch  fiir  den  Anschluss  An  das 
europäische  Eisenbahnnetz  gibt  es  zwei  Projecte.  Nach 
dem  einen  soll  die  neue  Linie  von  Taschkent  aus  über 
Orenburg  nach  Uralsk  geführt  werden  (1800  Werst), 
während  das  zweite  Project  den  Ausbau  der  Linie  von 
Samara  über  Alexandrow-Gaj  durch  Chiwa  nach 
Tschardshuj  (1700  Werst)  in  Vorschlag  bringt. 

Die  zweite  Linie  hat  den  Vorzug,  um  100  Werst 
kürzer  zu  sein,  was  beim  Transithandel  schon  eine 
Rolle  spielt,  und  soll  auch  in  nationalökonomischer  Be- 
ziehung wichtigere  Gebiete  (Ural,  Chiwa  und  Bokhara) 
berühren,  und  ist  ihr  Endpunkt  der  afghanischen  Grenze 
näher,  was  auch  in  strategischer  Beziehung  maassgebend 
sein  dürfte. 

Der  Zeitpunkt  dürfte  also  nicht  mehr  sehr  ferne  sein, 
wo  der  kürzeste  Weg  aus  Europa  nach  Indien  über 
Russland  führen  wird.  Diese  Verbindungslinie  würde  für 
die  Entwicklung  der  wirthschaftlichen  Lage  Central- 
asiens  von  unberechenbarer  Bedeutung  sein  und  hätte 
sogar  auf  russische  Verhältnisse  Rückwirkung.  Ausserdem 
ist  auch  anzunehmen,  dass  der  Transithandel  aus  Europa 
nach  Indien  bei  entsprechend  berechneten  Tarifsätzen 
seinen  Weg  über    die   russischen  Bahnen    nehmen  wird. 

Heute  schon  ist  das  russische  Eisenbahnnetz  vom 
englisch-indischen  nur  durch  das  afghanische  Gebiet  ge- 
trennt. Allerdings  stellen  sich  gegen  den  Ausbau  durch 
.■\fghanistan  selbst  die  grössten  Schwierigkeiten  in  den 
Weg,  die  aber  nur  politischer  Natur  sind.  Russland  soll 
schon  den  Versuch  gemacht  haben,  die  Concession  zum 
weiteren  Ausbau  der  Linie  von  Kuschk  bis  nach  Herat 
(120  Werst)  zu  erlangen.  Obgleich  es  hiess,  dass  diese 
Schritte  Erfolge  gehabt  hätten,  so  ist  es  dennoch  nicht 
anzunehmen,  dass  der  Emir  diese  Concession  schon  er- 
theilt  hätte;  es  ist  aber  jedenfalls  fraglich,  ob  er  lange 
in  seinem  Widerstände  wird  verharren  können.  Jeden- 
falls wird  der  erste  Spatenhieb  auf  der  Linie  Kutschk 
— Herat  kaum  gemacht  sein,  so  werden  auch  die  Eng- 
länder die  Concession  erzwingen,  ihre  Linie  bis  nach 
Kandahar  auszubauen,  und  dann  würden  dem  Ausbau 
der  Linie  Kan<lah:ir— Herat    keine    weiteren    Schwierig- 


86 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


keilen  im  Wege  stehen.^  Vorläufig  zeigt  die  afghanische 
Regierung  allerdings  nicht  die  geringste  Neigung,  diesen 
Wünschen  nachzukommen. 

Es  dürfte  nicht  ohne  Interesse  sein,  die  volkswirth- 
schaftliche  Lage  jener  Gebiete,  welche  die  neuen  Bahn- 
linien eröffnet  haben  oder  zu  eröffnen  berufen  sind,  in 
kurzen  Zügen  zu   charakterisiren. 

Das  Uralgebiet  umfasst  eine  Fläche  von  2  85.()0() 
Quadratwerst  (360.437  km'^),  zählt  aber  nur  600.000 
Einwohner.  Das  ganze  Gebiet  wird,  abgesehen  von  den 
kurzen  Strecken  Pokrowskaja — Uralsk  und  Alexandrow 
Gaj,  von  der  Eisenbahnlinie  nicht  berührt  und  besitzt 
fast  keine  Communicationsmittel,  obgleich  es  als  Ab- 
satzgebiet einige  Bedeutung  hat.  Der  Import  via  Uralsk 
bezifferte  sich  nach  der  Eisenbahnstatistik  im  Jahre  1897 
auch  bei  dem  jetzigen  Mangel  an  Wegen  und  Strassen 
mit  337.000  Pud  in  Holzwaaren  (hauptsächlich  Haus- 
geräthe),  64.900  Pud  in  Manufacturwaaren  und  68.300 
Pud  Zucker.  Ausserdem  wurden  namhafte  Posten  von 
Eisenwaaren  bezogen.  Im  selben  Jahre  betrug  der  Ex- 
port an  Getreide  2,343.985  Pud,  310.000  Pud  Fische, 
ausserdem  Vieh,  Felle,  Häute  etc.  Nach  dem  Ausbau 
der  projectirten  Linie  wird  jedenfalls  sowohl  der  Export 
wie  auch  der  Import  steigen,  da  die  Landwirthschaft 
und  dadurch  der  Wohlstand  der  Bevölkerung  mächtig 
gefördert  werden  wird. 

Mit  Bezug  auf  den  Ackerbau  lässt  sich  das  Ural- 
gebiet in  zwei  Theile  theilen ;  der  südliche  ist  wenig 
fruchtbar  und  zum  Ackerbau  nicht  geeignet.  Dagegen 
eignen  sich  die  nördlichen  Bezirke  (Uralsk,  Kalmykowsk 
und  Temir)  vorzüglich  zur  Landwirthschaft.  doch  wird 
dieselbe  sehr  vernachlässigt  und  ist  gänzlich  vom  Fisch- 
fange abhängig.  Ergibt  der  Fischfang  gute  Resultate, 
wird  der  Ackerbau  sogleich  vernachlässigt  und  umge- 
kehrt. 

Von  dem  den  Kosaken  gehörenden  culturfähigen 
Lande  (2  Millionen  Dessatinen)  werden  nur  36  Percent 
ausgenützt,  und  auch  hievon  kommen  24  Percent  auf 
Heuschläge  und  Weideplätze,  und  kaum  7^3  Percent 
werden  mit  Getreidearten  (Weizen,  Roggen,  Hafer, 
Gerste,  Kartoffeln  und  Hirse)  angebaut.  Die  neue  Bahn 
wird  neue  Arbeitskraft  zuführen  können,  und  grosse 
fruchtbare  Flächen,  die  noch  unberührt  daliegen,  werden 
der  Landwirthschaft  eröffnet  werden. 

Auch  für  den  Viehstand  erhofft  man  eine  mächtige 
Förderung  durch  die  neue  Bahn.  Im  Jahre  1 897  wurde 
der  Viehstand  auf  4  Millionen  Stück  geschätzt;  bisher 
konnte  davon  wegen  Mangels  an  Communicationen  fast 
gar  nichts  exportirt  werden,  nun  können  auch  hierin 
neue  Erwerbsquellen  eröffnet  werden. 

Der  Fischfang  bildet  auch  bis  jetzt  den  wichtigsten 
Erwerbszweig,  da  Salz  zum  Conserviren  der  Fische  an 
Ort  und  Stelle  im  Ueberflusse  vorhanden  ist,  doch 
konnte  das  Prqduct  bis  jetzt  nicht  entsprechend  ver- 
werthet  werden.  Der  Fischexport  betrug  im  Jahre  1897 
nicht  weniger  als  3,200.000  Pud. 

Ganj  vorzüglich  soll  das  in  jenen  Gebieten  wild 
wachsende  Süssholz  sein,  welches  bis  jetzt  ebenfalls 
nicht  verwerthet  werden  konnte. 

Transkaspien  umfasst  554.860  kvi^,  ist  also  doppelt 
so  gross  wie  Italien,  allerdings  mit  nur  382.000  Ein- 
wohnern 

Culturfähig  ist  nur  ein  Fünftel  des  Landes,  aber  auch 
hievon  wird  nur  ein  kleiner  Theil  angebaut,  so  dass 
nicht  einmal  '/e  Percent  des  Flächenraumes  beackert 
wird.  Bebaut  werden  bloss  die  von  Flüssen,  Bächen  und 
Brunnen  bewässerten  Striche,  die  zumeist  an  den  Ufern 
der  Flüsse  Murgab,  Tetshen  und  Sumbar  gelegen  sind. 
Das  Gesammtareal  der  bewässerten  Grundstücke  beträgt 
kaum    100.000  Dessatinen. 

Das  Ernteergebniss  des  Jahres  1897  betrug  2,219.000 
Pud  Weizen  und  440.000  Pud  Gerste.  Obgleich  dieses 
Quantum  den  Localbedarf  vollkommen  deckt,  mussten 
dennoch  viele  weniger  culturfähige  Gebiete  Getreide  von 


auswärts  importiren ;  namentlich  sind  die  Bezirke  Aschabad, 
Krasnowodsk  und  Mangischlak  auf  den  Import  ange- 
wiesen. 

Eine  Düngung  ist  gänzlich  unbekannt;  es  herrscht  das 
Dreifelder-  und  das  Brachfeldsystem. 

Eine  Hebung  hat  in  letzter  Zeit  die  BaumwoUcultur 
zu  verzeichnen.  Im  Jahre  1890  waren  bloss  goo  Dessa- 
tinen mit  Baumwolle  bepflanzt  und  in  1897  schon  10.000, 
und  der  Ertrag  stellte  sich  auf  662.000  Pud.  Nament- 
lich wird  im  Kreise  Merw  (auf  dem  Apanagengut  in 
Bairam-Ali)  der  BaumwoUcultur  grosse  Aufmerksamkeit 
geschenkt.  Die  Baumwolle  wird  in  Merw  (Bairam-Ali), 
Aschabad  und  Geok-Tepe  gereinigt  und  die  Samen  als 
Viehfutter  verwendet,  doch  denkt  man  daran,  dieselben 
zur  Oelfabrication  zu  verwenden. 

Von  den  Futterpflanzen  interessirt  sich  die  Bevölke- 
rung hauptsächlich  für  Luzerne,  die  sogar  siebenmal  im 
Jahre  gemäht  werden  kann  und  500 — 600  Pud  ge- 
trockneten Futters  per  Dessatine  ergibt,  so  dass  der 
Nettoertrag  auf  ca.  ko  Rubel  gestellt  werden  kann. 
Allerdings  erfordert  Luzerne  dreimal  so  viel  Wasser  wie 
Getreide,  das  nur  zweimal  bewässert  werden  muss. 

Der  Gartenbau  ist  nur  in  Aschabad  und  in  der  Merwer 
Oase  entwickelt.  Namentlich  hat  hier  der  Gemüsebau 
einen  weiteren  Umfang  genommen,  da  die  erforderlichen 
Samen  unentgeltlich  unter  der  Bevölkerung  vertheilt 
werden. 

Weinbau  wird  nur  in  der  Umgebung  von  Aschabad 
betrieben,  aber  auch  hier  wird  der  Weinfabrication  keine 
grosse  Aufmerksamkeit  geschenkt,  da  die  mahomeda- 
nische  Bevölkerung  die  Trauben  in  frischem  oder  ge- 
trocknetem Zustande  consumirt.  Rosinen  bilden  auch 
einen  bedeutenden  Exportartikel  nach  dem  europäischen 
Russland. 

Wie  in  ganz  Centralasien,  so  spielt  auch  im  trans- 
kaspischen Gebiete  die  Viehzucht  eine  hervorragende 
Rolle.  Die  Anzahl  der  Schafe  wird  auf  ca.  3,000.000 
geschätzt,  was  angesichts  der  geringen  Bevölkerung  sehr 
günstig  genannt  werden  muss.  Ausser  den  kirgisischen 
werden  iiersische  Schafe  gezüchtet  sowie  eine  kleinere, 
speciell  transkaspische  Race.  Ein  Hammel  kostet  im 
Durchschnitt  bloss  3 — 5  Rubel.  Ein  Pud  Ajchabad- 
woUe  kostet  loco  Aschabad  und  Merw  Rubel  2' 20 — 3*70. 
Kameele  und  Pferde  spielen  eine  grosse  Rolle.  Ange- 
sichts der  günstigen  klimatischen  Verhältnisse  könnte 
sich  die  Viehzucht  noch  bedeutend  heben. 

Der  Fisch-  und  Seehundfang  wird  an  der  Küste  des 
Kaspisee  lebhaft  betrieben  und  wird  der  Ertrag  auf 
über  500.000 — 6oo.0"0  Rubel  geschätzt;  im  Jahre  1896 
wurden  125.000  Pud  Fische  und  27.825  Pud  Seehunde 
erbeutet. 

Auch   an  Mineralien  ist  Transkaspien  sehr  reich,    ob- 
gleich    dieser  Reichthum   nicht  gehörig  ausgenutzt  wird.  |l 
Namentlich  wird  viel  Salz  auf  der  Insel  Tscheieken  ge-    -™ 
funden.     Die    Production    übersteigt    eine    Milhon  Pud, 
könnte  aber  leicht  noch  viel  bedeutender  sein.  Es  sollen 
mächtige  Salzlager    in    der  Dicke    von    50    bis    1 20  cm 
kaum   I   VI    unter    der  Sanddecke    liegen,    so    dass  ihre  Jl 
Beförderung    mit    keinen  Schwierigkeiten  verbunden  ist.  "™ 
Das    Product    geht    theilweise    nach  Persien    und    wird 
theilweise    im    Lande    selbst    consumirt.     Bedeutend    ist 
auch    die  Salzgewinnung    aus    dem  Meerwasser    und   in 
verschiedenen  salzhaltigen  Seen. 

Auch  Naphtha  kommt  auf  der  Insel  Tscheieken  in 
grossen  Mengen  vor,  wurde  aber  bis  jetzt  nicht  ge- 
nügend beachtet.  In  letzter  Zeit  haben  die  Firma  Nobel 
und  die  Bahnverwaltung  grössere  Bohrungen  angelegt. 
Die  Nähe  Bakus,  womit  die  Concurrenz  natürlich  nicht 
aufgenommen  werden  kann,  wirkt  vernichtend  auf  die 
hiesige  Production. 

Ganz  vorzüglich  ist  das  ebenfalls  auf  der  Insel  Tsche- 
leken  vorkommende  Ozokerit,  dessen  Paraffingehalt  70 
bis  80  Percent  beträgt. 


I 
I 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  KÜR  DEN  ORIENT. 


Schwefellager   kommen  unweit  von  Krasnowodsk  vor.  ' 
Auch  Oyps,  Sal])eter  und  Braunkohlen  sowie  Brauneisenstein 
und  Kupfererze    sind    vorhanden,    werden  aber  fast  gar 
nicht  ausgenutzt. 

Die  Industrie  beschränkt  sich  auf  fünf  Baumwoll- 
reiniguDgsfabriken  und  auf  die  in  der  Hausindustrie  be- 
trieljcne  'rei)[)ichfaljrication.  Die  Weberei  von  BaumwoU- 
und  Seidenstoffen  spielt  eine  sehr  geringe  Rolle. 

Ueber  Chiwa,  das  ganz  abseits  vom  Weltverkehr  liegt, 
sind  keine  zuverlässigen  Daten  zu  erlangen.  Ackerbau  und 
Viehzucht  spielen  auch  dort  eine  hervorragende  Rolle. 
Heute  schon  gehört  das  Chanat  mit  seinen  60.000  km'' 
betragenden  Flächeninhalte  und  ca.  1  Million  Einwohner 
in  den  Rayon  der  transkaspischen  Bahn,  da  es  am 
Wasserwege  (Aniu-Darja)  an  dieselbe  bei  Tschardshuj 
Anschluss  findet.  Durch  den  Ausbau  der  neuen  Bahn- 
linie würde  das  Land  noch  enger  mit  dem  russischen 
Reiche  verbunden  werden,  wie  dies  bei  Bokhara  der 
Fall  gewesen  ist. 

Der  Flächeninhalt  Bokharas  wird  mit  ca.  200.000  km'^ 
und  die  Bevölkerungszahl  mit  1  '/a — 2  Millionen  ange 
geben.  Beide  Daten  sind  nicht  ganz  zuverlässig,  da  der 
Kmir,  einem  alten  Vorurtheile  gehorchend,  weder  eine 
Bemessung  des  Landes  noch  eine  Volkszählung  zulässt 
und  man  sich  auf  Berechnungen  beschränken  muss.  Der 
ganze  Handel  concentrirt  sich  in  der  Hauptstadt  Bo- 
khara (mit  ca.  70.000  Einwohnern)  und  in  Karschu,  wo 
der  ganze  Steppenhandel  seinen  Mittelpunkt  hat.  Han- 
delspolitisch haben  alle  anderen  bokharischen  Ortschaften 
keine  Bedeutung,  da  Kcrki  und  Tschardshuj  als  russi- 
sche Städte  angesehen  werden  müssen. 

Die  l.andwirthschaft  wird  nur  in  dem  Maasse  be- 
trieben, wie  es  zur  Deckung  des  Localbedarfes  nöthig 
ist.  Zum  Export  gelangt  nur  Baumwolle,  und  zwar  circa 
I  Million  Pud,  die  nach  Moskau  befördert  werden. 
Das  mit  Baumwolle  bebaute  Areal  wird  auf  1 10.000 
bis  115.000  Dessatinen  geschätzt,  und  der  Ertrag  stellt 
sii)h  auf  10  Pud  per  Dessatiii.  Der  weiteren  Entwick- 
lung der  Baumwollcultur  steht  der  Mangel  an  Irrigations- 
wasser im   Wege. 

Der  Weinbau  macht  erfreuliche  Fortschritte.  Bis  jetzt 
wurden  die  Trauben  frisch  verkauft  oder  zur  Rosincn- 
fabrication  verv/endet;  in  letzter  Zeit  wird  auch  der 
Weinfabrication  einige  Aufmerksamkeit  geschenkt  und 
die  Resultate  sind  sehr  erfreulich. 

Das  bokharische  Obst,  namentlich  Melonen  sind  von 
vorzüglicher  Qualität  und  werden  auch  nach  den  anderen 
Gebieten  Centralasiens  vielfach  exportirt. 

Die  Seidenzucht  wird  ziemlich  vernachlässigt,  und  ist 
auch  die  früher  so  bedeutende  Seidenindustrie  im  Ver- 
fall begriffen. 

Viehzucht  wird  nur  von  den  Osbeken  betrieben,  doch 
ist  der  Viehstand  kein  bedeutender,  so  dass  das  Chanat 
auf  den  Import  angewiesen  ist. 

Die  bokhari.schen  Karakulschafe  sind  wegen  ihres 
schönen  glänzenden  Felles  —  die  einen  Ex])ortartikel 
bilden  —  berühmt,  und  wird  ihrer  Zucht  grössere  Auf 
merksamkeit  geschenkt. 

Die  weisse  bokharische  Wolle  kostet  Rubel  65 — 75 
per  Pud  an  Ort  und  Stelle,  die  grauen  Sorten  5'5 — b'',, 
während  man  für  die  gewaschene  Kokander  Wolle  nur 
Rubel  35 — 5  bezahlt. 

Ueber  den  Handel  Bokharas  fehlen  zifterniässige  Daten, 
und  man  kann  nur  aus  der  Eiseubahnstatistik  und  aus 
den  Ausweisen  des  russischen  Zollamtes  indirecte  Schlüsse 
ziehen.  Unstreitig  ist  das  Chanat  eines  der  wichtigsten 
Absatzgebiete  in  Centralasicn.  Der  Handel  hat  sich  seit 
dem  Ausbau  der  centralasiatischen  Bahn  auffallend  be- 
lebt. Der  Ivxport  wird  auf  ca.  12 — 14  Millionen  Rubel 
geschätzt,  wovon  auf  russische  Waaren  i"  Millionen  ent- 
fallen. Der  Import  beträgt  ebenfalls  ca.  14  Millionen 
Rubel,  wovon  der  grösste  Theil  nach  Russland  geht. 
Auf  dem  Bazar  sieht  man  fast    ausschliesslich    russische 


Waaren,    namentlich    Manufactur-,    Etaen-    nnd   Kupfer- 
waaren,  Zucker,  Glas-   und  Fayencewaareti,  Lampen  etc. 

Die  Handelsbeziehungen  Russlands  zu  Afghanistan 
sind  ziemlich  unbedeutend,  und  l>eschräokt  sich  der 
Waarenaustausch  auf  Zucker,  Manufacturwaaren  ab  Ex- 
port- und  auf  Felle,  Wolle  und  Teppiche  als  Import- 
waaren.  Fast  der  ganze  Waarenaustausch  erfolgt  an  der 
bokharischen  Grenze  und  wini  jährlich  auf  ca  4  Mil- 
lionen Rubel  geschätzt. 

Durch  die  neueröffnete  Bahn  Merw — Kuschk  dürften  ilic 
Handelsbeziehungen  einen  namhaften  Aufschwung  ver- 
zeichnen und  dürfte  namentlich  Tachta- Bazar  in  kurzer 
Zeit  eine  grössere  Bedeutung  erlangen.  JedenfaUs  ist 
nunmehr  auch  Afghanistan  als  Absatzgebiet  in  die  Inter- 
essens|ihäre  der  russischen  Industrie  getreten. 

Das  (Jeneralgouvernement  Turkeslan  umfasst  ausser 
dem  bereits  besprochenen  geographisch  und  volkswirth- 
schaftlich  ganz  abgesonderten  transkaspischen  Gebiet  die 
Gebiete  Samaikand  (68.963  km''  und  780.000  Einwohner), 
Syr-Darja  (504658  km*  und  1,500.000  Einwohner,  Se- 
miret.schinsk  (394.396  km*  und  660.000  Einwohner)  und 
Tergana  (92  342  km''  und  1 '/»  Millionen  Einwohner), 
umfasst  also  zusammen  ohne  Transkaspien  1,060.359  jb»* 
mit  4,4 4I'). 000  Einwohner. 

Simarkand  ist  schon  seit  längerer  Zeit  durch  die  Bahn 
der  europäischen  Cultur  eröffnet  worden.  Die  übrigen 
Gebiete  sind  aber  erst  seit  dem  31.  Jänner  l.  J.  der 
Wohlthat  der  Eisenbahnen  theilhaftig  geworden.  An 
diesem  Tage  ist  die  Eisenbahnbrücke  über  den  Syr-. 
Darja  bei  Tschimas  dem  Verkehre  übergeben  worden. 
welche  für  den  Verkehr  und  den  Hanilel  Turkestans 
von  unberechenbarer  Bedeutung  sind.  Früher  haljen  die 
Waaren  oft  monatelang  am  Ufer  des  ca.  300  m  breiten 
Stromes  lagtm  und  auf  die  Uebersetzung  warten  müssen, 
was  nur  bei  niedrigem  Wasserstande  erfolgen  konnte, 
so  dass  die  Marktverhältnisse  in  Taschkent,  Tschimkent, 
Perowsk,  Aulie-Ata  und  sogar  im  Seratretschinsker  Ge- 
biete vielfach    von    dem   Wasserstande  abhängig    waren. 

Die  Handelsbeziehungen  zwischen  Samarkand  und 
Taschkent  sind  sehr  rege,  da  alle  europäischen  Waaren 
über  Samarkand  bezogen  werden.  Die  Transporte  sind 
früher  auf  Kameelkarawanen  erfolgt  und  nahmen  vierzehn 
Tage  und  noch  mehr  in  Ansjiruch,  während  jetzt  die 
Bahn  in  kaum  24  Stunden  die  Strecke  zurücklegt  und 
sich  die  Kosten  bedeutend  niedriger  stellen. 

Das  zur  Cultur  geeignete  I-and  beträgt  in  Turkestan 
fast  3  Percent  der  Gesammtfläche,  was  im  Vergleich 
zum  transkaspischen  Gebiete  ('/g  Percent)  als  recht 
günstig  genannt  werden  muss.  Uebrigens  hängt  es  nur 
von  der  \Vasserfrage  ab,  eine  noch  viel  bedeutendere 
Fläche  der  Cultur  zu  eröffnen. 

Die  künstlich  bewässerten  Strecken  betragen  ca.  2  Mil- 
lionen ha,  und  zwar  ca.  700.000  ha  im  Syr-Daija-Ge- 
biete,  300.000  im  Gebiete  Samarkand  und  über  eine 
Million  im  Fergana-Gebiete. 

In  den  wenig  bewässerten  Gegenden  herrscht  das 
Zwei-  und  Dreifeldersystem.  Eine  regelmässige  Frucht- 
wechselwirthschaft  besteht  nicht,  man  richtet  sich  nach 
den  gemachten  Erfahrungen,  oft  wird  dieselbe  Getreideart 
drei  und  vier  Jahre  hintereinander  auf  demselben  Felde 
angebaut,  was  natürlich  zur  Erschöpfung  des  Bodens 
beiträgt.  In  einzelnen  Gegenden  ist  dagegen  ein  zwanxig- 
jähriger  Turnus  üblich.  Das  Brachfeld  wird  oft  5 — lomal 
kreuzweise  umgepflügt,  und  wo  kein  thierischer  1  ^ 
vorhanden,  wird  auch  phosphorhaltiger  I^hm  als  1  _; ,, 
mittel  verwendet.  Die  Hauptgetreidesorten,  die  angebaut 
werden,  sind  Winter-  und  Sommerweizen,  wovon  erstercr 
bis  200  Pud,  letzterer  80 — 100  Pud  |>er  Dessatin  er- 
gibt. Gerste  ergibt  bei  mittlerem  Ertrag  15 — 20  Körner. 
Diese  Getreidearten  Lassen  sogar  einen  zweimaligen 
Anbau  im  Jahre  zu,  die  zweite  .\ussa.it  erfolgt  sodann 
in  den  ersten  Tagen  des  Juni.  Als  Sommerfrüchte  haben 
Moorhirse  und  Mascb  (soya  bispida)  eine  hervorragende 
Bedeutung.  Der  Ertrag    betragt  c«.  300—400  Pud   per 


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ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Dessatin,  gibt  also  ca.  40  Körner,  braucht  aber  1 
3— ömalige  Bewässerung.  Der  Getreideertrag  des  Turke- 
stan  (ohne  Semiretschinsk)  kann  jährlich  auf  ca.  60  Mil- 
lionen Pud  geschätzt  werden,  was  den  Localbedarf  voll- 
kommen deckt  und  sogar  einen  Export  nach  Trans- 
kaspien,  Bokhara  und  Chiwa  zulässt.  Der  Reiscultur 
wird  zumeist  grosse  Sorgfalt  zugewendet.  Die  Aussaat 
beträgt  1 2  Pud  per  Dessatin  und  ergibt  30 — 40  Körner. 
Reis  muss  im  Ganzen  ca.  90  Tage  unter  Wasser  stehen, 
braucht  also  viel  mehr  Wasser  wie  alle  anderen  Cul- 
turen.  Eine  sehr  grosse  Rolle  spielt  der  Anbau  von 
Luzerne,  die  jährlich  6  -  7mal  geschnitten  werden  kann. 
Bohnen,  Mohn,  Flachs,  Hanf,  Ricinus,  Mais  und  Tabak 
werden  mit  gutem  Erfolge  angebaut. 

Die  grösste  Aufmerksamkeit  wird  jedoch  der  Baum- 
wollcultur  geschenkt.  Im  Jahre  1893  wurden  148.650 //a 
mit  einem  Ertrage  von  36  Millionen  kg  (=  2  Vi  Mil- 
lionen Pud)  im  Werthe  von  14-6  Millionen  Rubel  mit 
Baumwolle  angebaut.  Im  Jahre  1897  betrug  die  Ernte 
36  Millionen  Pud,  allerdings  ist  dieselbe  im  Jahre  1898 
bedeutend  zurückgeblieben  und  dürfte  nicht  einmal 
3  Millionen  Pud  betragen.  Die  centralasiatische  Baum- 
wolle hat  kurze  Faser  und  ist  von  geringer  Qualität; 
deshalb  sucht  man  amerikanischen  Samen  anzupflanzen, 
wobei  die  mit  der  Upland-Sorte  gemachten  Versuche 
gute  Resultate  ergeben  haben.  Das  Hauptcentrum  für 
die  Baumwollcultur  ist  das  Ferganagebiet,  wo  allein 
doppelt  so  viel  angebaut  wird  wie  im  ganzen  übrigen 
Turkestan.  Der  Ausbau  der  Linie  bis  nach  Andishan 
kann  dieser  Cultur  noch  neuen  Aufschwung  geben.  Die 
Baumwolle  kommt  ohne  Kapseln,  die  einheimische  auch 
ohne  Samen  auf  den  Markt,  während  die  amerikanische 
Upland-Wolle  erst  in  den  Reinigungsfabriken  von  den 
Samen  befreit  wird.  Der  Preis  beträgt  auf  dem  Moskauer 
Markte  Rubel  9-20 — 9-50  per  Pud,  kostet  also  um 
2  Rubel  mehr  wie  im  Turkestan.  In  letzter  Zeit  haben 
russische  Handelshäuser  grosse  Landstrecken  im  Turke- 
stan angekauft,  um  dort  grosse  Culturen  anzulegen ;  ihre 
Versuche  haben  jedoch  vielfach  Misserfolge  aufgewiesen, 
und  sie  haben  es  für  vortheilhaft  erachtet,  ihren  Bedarf 
wie  früher  bei  den  einheimischen  Producenten  einzu- 
kaufen. 

Die  Seidenzucht  hat  ihre  frühere  hervorragende  Be- 
deutung eingebüsst.  Die  Regierung  gibt  sich  grosse 
Mühe,  dieselbe  zu  neuem  Aufschwung  zu  bringen,  doch 
mangelt  es  hauptsächlich  an  guten  Seidenwürmereiern,  und 
da  die  einheimischen  nicht  guter  Qualität  sind,  müssen 
dieselben  aus  Europa  importirt  werden. 

Der  Weinbau  spielt  in  den  Gebieten  Samarkand  und 
Fergana  eine  hervorragende  Rolle.  Die  mit  Trauben 
angepflanzte  Fläche  beträgt  ca.   20.000  Dessatinen. 

Rosinen  und  Mandeln  bilden  einen  Haupthandelsartikel 
des  Turkestan.  i  Pud  Rosinen  kostet  Rubel  1-50—2. 
Es  werden  hievon  bedeutende  Partien  auch  nach  Si- 
birien exportirt,  und  die  Rosinentransporte  nach  Troizk 
sollen  ca.   i   Million  Pud  betragen. 

Sehr  guter  Qualität  ist  der  Samarkander  Wein,  welcher 
zum  Theil  nach  Russland  exportirt  wird.  In  letzter  Zeit 
hat  die  Weinfabrication  einen  namhaften  Aufschwung  zu 
verzeichnen  gehabt. 

Die  ganze  nomadisirende  Bevölkerung  des  Turkestan 
beschäftigt  sich  hauptsächlich  mit  Viehzucht.  Die  An- 
zahl der  Schafe  wird  auf  ca.  6  Millionen  geschätzt, 
wovon  auf  das  Syr-Darja-Gebiet  4  Millionen  entfallen. 
Die  Zahl  der  Pferde  beträgt  700.000  (hievon  über 
400.000  im  Syr-Darja-Gebiete),  jene  der  Kameele  circa 
500.000  (400.000  im  Syr-Darja-Gebiete)  und  jene  des 
Rindviehes  ca.  i  Million.  Bei  allen  diesen  Zahlen  ist 
das  Gebiet  Semiretschinsk,  das  erst  seit  dem  Vorjahre 
«um  Generalgouvernement  Turkestan  gehört,  nicht  in 
Betracht  gezogen  werden. 

Die  Schafzucht  wird  hauptsächlich  von  den  Kirgisen 
betrieben;  ihre  Fettschwänze  erfreuen  sich  grosser  Be- 
rühmtheit.    Es    ist    der  Versuch    gemacht    worden,    die 


Fettschwänze  mit  Merivaschafen  zu  kreuzen.  Auch  der 
Zucht  von  Karakulschafen  wird  grössere  Aufmerksamkeit 
geschenkt. 

Die  Kameele  waren  früher  das  einzige  Transportmittel ; 
mit  dem  Ausbau  der  Eisenbahnen  hat  sich  ihre  Be- 
deutung verringert;  wo  aber  keine  Bahnhnien  bestehen, 
sind  sie,  wie  früher,  ganz  unentbehrlich. 

Die  Industrie  spielt  in  ganz  Turkestan  keine  hervor- 
ragende Rolle  und  bewegt  sich  nur  im  Rahmen  der 
Hausindustrie.  Die  Teppiche,  bearbeitete  Felle,  Sattel, 
Schuh-  und  Lederwaaren,  Seidengewebe,  Kupferarbeiten 
u.  s.  w.  gehören  zu  den  Producten  der  Localindustrie 
und  sind  nur  für  den  Localbedarf  bestimmt.  Die  Zahl 
der  Fabriken  ist  eine  sehr  geringe  und  beschränkt  sich 
auf  Baumwollreinigungsfabriken,  Bierbrauereien,  Leder- 
fabriken, Branntweinbrennereien  und  zwei  Zündhölzchen- 
fabriken. 

Der  Import  aus  Russland  ist  sehr  bedeutend  und 
kann  auf  ca.  20,000.000  Rubel  geschätzt  werden.  Aus- 
ländische Waaren  finden  ausser  Thee  nur  geringen  Ab- 
satz und  können  nur  mit  ca.  5  Millionen  Rubel  be- 
werthet  werden,  wovon  ca.  3  Millionen  Rubel  aber  auf 
Thee  entfallen.  Die  Hauptimportartikel  aus  Russland 
sind  Baumwollgewebe  (für  ca.  8 — -lO  Millionen  Rubel), 
Garne,  Zucker  (i  MilHon  Rubel),  Eisen-  und  Stahlwaaren, 
Lampen.  Der  Thee  kommt  aus  China  und  Indien,  und 
zwar  entweder  über  Bombay  und  Peschavar  durch  die 
afghanische  Grenze  nach  Bokhara  und  von  hier  nach  dem 
Turkestan,  oder  durch  Persien  nach  Aschabad  oder 
Merw  und  auf  der  transkaspischen  Bahn  nach  Samar- 
kand und  für  Taschkent  ist  von  Bedeutung,  dass  in 
letzter  Zeit  die  Theeeinfuhr  über  Batum  freigegeben 
worden  ist ;  es  ist  also  vorauszusehen,  dass  dieselbe  diesen 
einfacheren  und  billigeren  Weg  nehmen  wird. 

Wie  bereits  erwähnt,  geht  die  bereits  ausgebaute 
Linie  im  Syr-Darja-Gebiete  bis  nach  Taschkent  und  im 
Tergana-Gebiete  bis  nach  Andistan,  und  in  kürzester 
Zeit  wird  der  wohlthätige  Einfluss  derselben  fühlbar 
werden. 

Das  weite  Gebiet,  das  hinter  diesen  zwei  Endpunkten 
liegt,  und  das  ganze  Gebiet  Semiretschinsk,  das  erst  seit 
dem  Vorjahre  zum  Generalgouvernement  Turkestan  ge- 
hört, wartet  mit  Ungeduld,  dass  es  seinerseits  durch  den 
Pfift"  der  Locomotive  aus  dem  tausendjährigen  Schlafe 
erweckt  werde. 

Die  russische  Regierung  ruht  auch  nicht,  sie  begnügt 
sich  nicht  mit  den  erzielten  Erfolgen.  Eine  ganze  Reihe 
neuer  Eisenbahnprojecte  wurden  ausser  den  bereits  er- 
wähnten projectirten  Linien  ausgearbeitet. 

Von  jenen,  die  der  Ausführung  am  nächsten  sind, 
muss  die  Linie  Taschkent — Tschimkent  (115  Werst)  er- 
wähnt werden,  die  noch  im  laufenden  Jahre  begonnen 
werden  soll.  Sie  wird  die  erste  Etappe  auf  der  grossen 
Linie  bilden,  welche  berufen  sein  wird,  Centralasien  mit  ^1 
Sibirien  zu  verbinden.  '■ 

Die  welter  geplante  Richtung  geht  von  Tschinkent 
über  Aulie-Ata,  Pischpek,  Tokmak  nach  Wjernyj  und 
von  hier  über  Semipalatinsk,  Barnaut  und  Kriwoscht- 
schokowo  bis  zum  Anschluss  an  die  sibirische  Bahn.        fll 

Es  wird  auch  von  einer  Linie,  die  von  Wjernyj  aus 
nach  Orenburg  geführt  werden  soll,  gesprochen.  Die 
Vorstudien  sollen  bereits  bis  nach  Wjernyj  gemacht 
worden  sein. 

Weiters  geplante  Linien  im  Turkestan  sind  die  Linie 
von  Kanibadam — Patar — Urgandshi — Andishan  und  jene 
von  Namangan — Margelan  sowie  die  Linie  Namangan — 
Kuwa.  Auch  wird  viel  vom  Ausbau  einer  nach  Persien 
führenden  Linie  Aschabad— Mesched  gesprochen. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRlll»T  FÜR  DKN  ORIENT. 


DER  UNTERGANG  VON  SODOM  UND 
GOMORHHA. 

Dass  dem  biblischen  Berichte  vom  Untergange  von 
Sodom  und  Gomorrha  eine  Thatsache  zugrunde  liegt, 
die  auf  eine  Naturerscheinung  zurückzuführen  ist,  dar- 
über ist  man  schon  längst  nicht  mehr  im  Zweifel; 
welcher  Art  aber  diese  Naturerscheinung  gewesen  sein 
mag,  das  ist  eine  Frage,  die  trotz  mancher  eingehenden 
Untersuchung  an  Ort  und  Stelle  auch  heute  noch  nicht 
endgiltig  entschieden  ist.  Nähern  sich  die  verschiedenen 
Erklärungen  einander  auch  so  weit,  dass  man  eine 
erfreuliche  Uebereinstimmung  des  Endresultates  gewärtigt, 
so  stosst  man  doch  bald  wieder  auf  Gegensätze  in  den 
Anschauungen,  die  so  wesentlich  sind,  dass  an  ihre 
Ausgleichung  nicht  gedacht  werden  kann.  In  dieser 
Lage  befinden  wir  uns  gegenüber  dem  Erklärungsver- 
suche, den  der  Geologe  Professor  Diener  über  die  Ent- 
stehung des  Todten  Meeres  gegeben  hat,  und  der  uns 
vorliegenden  Untersuchung  Dr.   Max  Ulanckenhom's  •) 

Aus  dem  Wortlaute  des  biblischen  Berichtes,  in 
welchem  das  Gewicht  mehr  auf  das  Eingreifen  der 
strafenden  Hand  Gottes  als  auf  die  Einzelheiten  des 
über  die  sündhaften  Städte  hereingebrochenen  Gerichtes 
gelegt  ist,  wird  man  sich  über  dieses  ebensowenig  klar, 
als  es  der  sich  an  alte  Traditionen  haltende  biblische 
Erzähler  gewesen  ist  und  gewesen  sein  kann.  Selbst- 
verständlich ist  es  jedoch,  dass  ein  Versuch,  jenes 
furchtbare  Ereigniss  zu  erklären,  dem  Bibeltexte  keine 
Gewalt  anthun  und  nichts  hineinlesen  darf,  was  nicht 
darin  steht,  sondern  dass  jede  Erklärung  von  dem 
knappen  Bibelworte  ausgehen  und  sich  daran  lehnen 
muss.  Knapp  genug  ist  der  fragliche  Text,  denn  er  be- 
schränkt sich  darauf,  die  Katastrophe  von  Sodom  und 
Gomorrha  mit  zwei  kurzen  Sätzen  abzuthun,  „Da  Hess 
der  Herr,"  heisst  es  I.  Mos.  ly,  24,  „Schwefel  und 
Feuer  regnen  von  dem  Herrn  vom  Himmel  herab  auf 
Sodom  und  Gomorrha,"  und  Vers  25 :  „Und  er  kehrte 
diese  Städte  um  und  die  ganze  Gegend  und  alle  Ein- 
wohner der  Städte  und  das  Gewächs  der  Erde"  Von 
Bedeutung  für  die  Erklärung  ist  auch  Vers  26:  „Und 
sein  (nämlich  Lot's)  Weib  schaute  hinter  ihm  zurück 
und  wurde  zu  einer  Salzsäule,"  sowie  Vers  28,  worin 
erzählt  wird,  dass  Abraham,  als  er  am  nächsten  Morgen 
sein  Angesicht  gegen  Sodom  und  Gomorrha  wandte, 
sah,  dass  „ein  Rauch  aus  der  Erde  stieg  wie  der  Rauch 
eines  Ofens". 

Wenn  man  sich  darauf  beschränkt,  die  Art  des  Unter- 
ganges der  Gegend  von  Sodom  und  Gomorrha  lediglich 
aus  den  Bibelworten  zu  erklären,  liegt  es  nahe,  an  eine 
vulcanische  Erscheinung  zu  denken.  So  geschah  es  auch 
früher,  und  man  war  darüber  so  ziemlich  einig,  dass 
das  Todte  Meer,  die  Stätte,  an  welcher  vordem  das 
sünd  ge  Volk  von  Sodom  und  Gomorrha  seinen  Lastern 
ergeben  war,  eine  rein  vulcanische  Bildung  sei.  Anders 
ist  es  geworden,  seitdem  man  sich  nicht  mit  dem  Bibel- 
texte allein  begnügte,  sondern  auch  die  Oertlichkeit 
untersuchte,  worauf  sich  jener  bezieht.  Allerdings  lassen 
verschiedene  Erklärer  die  vulcanistische  Hypothese  auch 
heute  noch  nicht  ganz  fallen,  doch  herrscht  wenigstens 
in  der  Hauptsache  Uebereinstimmung,  dass  Sodom  und 
Gomorrha  durch  ein  Erdbeben  vernichtet  worden  seien. 
Auch  Professor  Diener  vertritt  die  letztere  Ansicht, 
aber  nicht,  ohne  die  Möglichkeit  zuzugeben,  dass  mit 
dem  Erdbeben  auch  der  .Ausbruch  eines  Vulcans  an  der 
Vernichtung  der  Städte  mitgewirkt  habe.  Er  hält  eben 
die  beiden  Verse  24  und  25  strenge  auseinander  und 
bezieht  jeden  auf  ein  anderes  Ereigni.-;s.  Die  Umkehrung 
der  Städte  und  der  ganzen  Gegend,  wovon  im  Vers  25 
die  Rede  ist,  ist  die  Wirkung  eines  Erdbebens,  in  dessen 
Folge  das  Grundwasser,    wie    es  bei  heftigen  Erdbeben 


')  HlancktHhorn  Max:    Das  Todte  Meer    und    der  UnleriraQR    von  Sndotn 
und  (iomorrlm.     Mit  einer  Karte  und  13  Bildern,   Berlin,  I>.  Helmer,  18M. 

8».  U  SS. 


oft  der  Fall  ist,  hervortrat  und  die  Gegend  Uberflnthete, 
nachdem  es  ein  Nachsioken  des  Bodens  bewirkt  hatte; 
so  wurde  das  Thal  Siddim  in  jenen  Salzmorast  ver- 
wandelt, der  als  südliches  Anhängsel  des  'I'odten  Meeres 
erscheint,  während  Zoar,  wohin  Ix)t  mit  seinen  Töchtern 
floh,  auf  festem  Felsen  am  Gebirge  lag  und,  wenngleich 
nicht  vom  Erdbeben,  so  doch  von  dessen  grausigen 
Folgen  verschont  blieb.  Das  atmosphärische  Phänomen 
des  Schwefel-  und  Feuerregens  aber,  dessen  im  Vers  24 
gedacht  ist,  lässt  sich  nach  Professor  Diener  ohne  Zwang 
als  eine  vulcanische  Erscheinung  deuten.  Man  wisse 
nicht  nur,  dass  heftige  Erdbeben  den  Ausbruch  eines 
lange  Zeit  ruhenden  Vulcans  veranlassen  können,  sondern 
auf  der  Ostseite  des  Todten  Meeres  seien  auch  vulca- 
nische Bildungen  zu  beobachten,  weshalb  es  also  nicht 
unwahrscheinlich  sei,  dass  das  Hochland  voa  Moab  noch 
in  der  historischen  Zeit  von  dem  Ausbruche  eines 
Vulcans  heimgesucht  wurde.  „Mit  jähem  Schlage  zer- 
rissen die  Massen,  welche  die  Oeffnung  des  Kraters 
verstopften,  ein  Theil  wird  herausgeschleudert,  ßillt  als 
glühende  Rapilli  und  Aschenregen  auf  die  Umgebung 
nieder,  und  eine  mächtige  Wolke  von  Wasserdampf 
steigt  aus  dem  frei  gewordenen  Schlot  in  die  Hohe. 
Das  ist  jene  Rauchsäule,  die  Abraham  von  der  Rand- 
kante des  Plateaus  bei  Hebron  im  Osten  aufsteigen 
sieht,  ,gleich  der  Rauchsäule  aus  einem  Schmelzofen', 
und  Welche  die  ganze  Gegend  der  Pentapolis  seinen 
Blicken  entzieht,  so  dass  er  glaubte,  sie  rühre  von  einem 
Brande  der  Städte  her."  So  sucht  Professor  Diener 
einerseits  dem  Wortlaute  des  Bibeltextes  und  anderer- 
seits den  Ergebnissen  der  örtlichen  Untersuchung  im 
südlichen  Gebiete  des  Todten  Meeres  gerecht  zu  werden, 
und  man  darf  diesem  Erklärungsversuche  die  Anerken- 
nung umsoweniger  versagen,  als  er  in  discutirbarer 
Form  gegeben  erscheint  und  Möglichkeiten  nicht  als 
Thatsachen  hinstellt. 

Interessant  ist^  dass  dagegen  Blanckenhom  entschieden 
behauptet,  dass  die  Darstellung  des  biblischen  Berichtes 
nur  auf  ein  Naturereigniss,  nämlich  auf  ein  Erdbeben 
bezogen  werden  kann,  dass  also  von  dem  Ausbruche 
eines  Vulcans  keine  Rede  sein  kann.  Zu  diesem  Ergeb- 
niss  ist  Blanckenhom  auf  Grund  eingehender  geologi- 
.scher  Untersuchungen  an  ( >rt  und  Stelle  gelangt,  und 
das  anschauliche  Bild,  das  er  von  der  Entstehung  und 
Geschichte  des  Todten  Meeres  in  der  Vorzeit  entwirft 
und  von  dessen  Veränderung  und  Zustand  in  der 
historischen  Zeit  gibt,  lässt  uns  seine  Behauptung  keines- 
wegs als  gewagt  erscheinen.  VVir  wollen  nun  seinen 
Ausführungen  in   kurzen  Strichen  folgen. 

Die  Umgebung  des  Todten  Meeres  ist  aus  Felsarten 
zusammengesetzt,  welche  hauptsächlich  der  geologischen 
Formation  der  Oberen  Kreide  angehören,  d.  i  der 
kalkigen  Niederschläge  aus  dem  Kreideocean,  die  sich 
mit  Hilfe  der  kalkigen  Schalen  verschiedener  Thiere, 
Korallen,  Muscheln,  Schnecken  etc.  bildeten,  und  aus 
welchen  sich  dort,  wo  eine  grosse  Menge  von  Leichen 
fettreicher  Thiere  (Fische,  Muscheln)  sich  anhäufte, 
durch  die  Zersetzung  des  Fettes  reiner  Asphalt  und 
Petroleum  ausscheiden  konnten.  Gegen  das  Ende  dbr 
Tertiärzeit,  in  welcher  sich  das  Meer  ganx  un^  für 
immer  zurückzog,  barst  vermöge  der  grossen  Spannung 
des  Erdinnern  die  Erdkruste,  und  es  entstand  auf  der 
vordem  einförmigen  Ebene  ein  System  von  Spalten,  das 
in  der  Richtung  von  Süden  nach  Norden  verlief.  Wo 
das  Wasser  des  Meeres  in  die  neuentstandenen  Tiefen 
dringen  konnte,  bildeten  sich  grabenförmige  Mceres- 
theile,  wie  das  Rothc  Meer,  der  Golf  von  Suez  und  der 
von  Akaba,  und  auf  dem  Festlande  entstanden  lang- 
gestreckte Thallüge  und  trogartige  Seebecken  ohne 
Abfluss,  wie  der  Nyassa-,  Tanganjika-,  Baringo-  und 
Samburusee  in  Afrika  und  das  Todte  Meer  mit  dem 
Jordanthale  oder  Ghor  in  Palästina.  Das*  Todte  Meer 
und  Ghor  ist  der  tiefste  Einsturz  auf  der  ganzen  Erde. 

Das  Todte  Meer   ist   nicht  der  Rückstand  eines  ehe- 


90 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


maligen  Meerestheiles,  sondern  entstand  aus  der  An- 
sammlung atmosphärischer  Niederschläge  in  der  diluvialen 
Eiszeit.  Zur  damaligen  Zeit  war  es  ein  etwa  300  km 
langer  Binnensee,  also  beiläufig  viermal  so  lang,  als  das 
heutige  Todte  Meer  in  seiner  ganzen  Ausdehnung  von 
Süden  nach  Norden  misst,  das  nur  73  km  lang  ist,  und 
sein  Spiegel  lag  noch  um  ca.  30  m  höher,  als  der  des 
heutigen  Mittelmeeres.  Da  der  See  seine  Speisung  aber 
auch  durch  unterirdische  Zuflüsse,  nämlich  aus  den  aus 
der  aufgebrochenen  Erdrinde  strömenden  Thermen  er- 
hielt, so  wurden  seinem  Wasser  nicht  nur  verschiedene 
Salze  und  Gase,  wie  z.  B.  Schwefelwasserstoff,  zugeführt, 
sondern  auch  Asphalt  und  Petroleum.  In  jener  ersten 
Zeit  war  das  Wasser  des  Todten  Meeres  noch  süss,  und 
erst  in  einer  darauf  folgenden  Epoche  grosser  Trocken- 
heit (erste  Interglacialzeit)  bildete  sich  durch  Rückzug 
und  Concentration  der  Gewässer  eine  Salzlauge,  aus  der 
sich  am  Boden  des  Sees  Gyps  und  das  Steinsalz  des 
heutigen  im  Süden  des  Sees  gelegenen  Dschebel  Usdum 
(Berg  von  Sodom)  niederschlug.  Während  der  Seespiegel 
damals  noch  um  100  vi  höher  lag  als  heute,  und  der 
Boden  des  Sees  eine  geringere  Tiefe  hatte,  fand  in  der 
zweiten  und  dritten  Periode  der  Eiszeit,  welche  sehr 
niederschlagsreich  waren,  wieder  ein  Ansteigen  des  Spiegels 
statt,  und  der  Grund  des  Sees  wurde  wohl  durch  neue 
Einstürze  im  heutigen  Nordbecken  tiefer.  Gegen  Ende 
der  ganzen  Diluvialperiode,  als  die  Thätigkeit  der  Thermen 
vielleicht  ihren  Höhepunkt  erreichte,  fanden  in  der  Um- 
gebung der  südlichen  Hälfte  des  Todten  Meeres  Ergüsse 
von  Asphalt  und  anderen  brennbaren  Kohlenwasserstoff- 
gemengen statt,  so  dass  es  förmliche  Asphalt-  oder  Pech- 
brunnen gab;  und  anderentheils  setzten  die  Schwefel- 
thermen, wo  sie  nicht  unter  dem  Wasser,  sondern  an 
der  Luft  an  den  Ufern  hervortraten,  mineralischen  Schwefel 
ab.  Das  ist  der  Charakter  des  Todten  Meeres  vor  der 
historischen  Zeit,  also  noch  lange  vorher,  ehe  Menschen 
im  Jordanthale  wohnten,  lange  vor  der  Gründung  der 
Städte  Sodom  und  Gomorrha. 

Erst  als  in  der  Alluvialzeit,  einer  Trockenperiode,  die 
Seegewässer  sich  wieder  zurückzogen  und  ein  Theil  des 
Seebeckens  trocken  gelegt  wurde,  gruben  die  in  dieses 
einmündenden  Flüsse  eine  tiefe  Rinne,  und  erst  von  da 
an,  als  das  Jordanthal  im  Norden  ausgewaschen  und  wie 
das  Thal  Siddim  im  Süden  fruchtbares  Land  geworden 
war,  erst  in  dieser  Zeit  tritt  der  Mensch  in  jenem  Ge- 
biete auf  und  bevölkert  die  am  Thale  Siddim  entstehenden 
Städte  Sodom,  Gomorrha,  Adama  und  Sebojim.  Betrachten 
wir  eine  kartographische  Darstellung  des  Todten  Meeres, 
so  finden  wir  dieses  durch  eine  im  Süden  gelegene 
Landzunge,  die  vom  Ostufer  nach  Westen  und  nach 
Norden  in  das  Wasser  hineinreicht,  die  Lisanhalbinsel, 
in  zwei  ungleich  grosse  und  auch  ungleich  tiefe  Theile 
getheilt.  VVährend  der  beiläufig  fünf-  bis  sechsmal  grössere 
nördliche  Theil  ^ine  Maximaltiefe  von  399  m  unter  dem 
Seespiegel  oder  793  m  unter  dem  Mittelmeer  hat,  zeigt 
das  von  der  Halbinsel  El-Lisan  südlich  gelegene  kleinere 
Stück  die  geringe  Tiefe  von  6  m,  und  dieses  Stück  ist 
es,  an  dessen  Stelle  vordem  das  fruchtbare  Thal  Siddim 
mit  den  Städten  Sodom  und  Gomorrha  lag;  das  grosse 
Nordbecken  des  Todten  Meeres  war,  wie  schon  aus  den 
vorhergegangenen  Bemerkungen  hervorgeht,  schon  längst 
mit  Wasser  gefüllt  und  hatte  auch  schon  längst  den  ihm 
noch  heute  eigenen  specifischen  Charakter,  ehe  das  Thal 
Siddim  mit  Sodom  und  Gomorrha  in  die  Tiefe  stürzte 
und  unter  Wasser  und  Sumpf  verschwand.  Dass  das 
kleinere  Südbecken  eine  spätere  Bildung  ist,  lässt  sich 
aus  seinen  Uferverhältnissen  erkennen,  die  ganz  andere 
sind,  als  jene  am  Nordbecken;  es  fehlen  nämlich  seiner 
Umrahmung  jene  geologischen  Gebilde,  welche  die 
unterste  der  gegen  das  Todte  Meer  hin  abfallenden 
Terrassen  im  Norden  charakterisiren.  „Heutzutage  fehlen 
die  Diluvialablagerungen  speciell  der  Niederterrasse  auf- 
fallenderweise in  der  Südumrahmung  des  Sees.  An 
ihrer    Stelle    liegt    ein    niederer    Salzsumpf,    eine    echte 


Alluvialfläche,  die  im  Norden  in  eine  seichte  Seebucht 
von  o — 6  VI  Tiefe  übergeht.  Diese  ganze  Partie  erweckt 
unbedingt  den  Eindruck  einer  späten  Bodensenkung, 
der  noch  erhöht  wird  durch  den  schroffen  und  directen 
Abfall  der  diluvialen  Hochterrasse  in  der  westlichen 
und  südlichen  Umrandung  der  Sebcha  (des  am  Südufer 
des  Todten  Meeres  gelegenen  und  mit  diesem  unmittel- 
bar zusammenhängenden  Salzmorastes)  zur  Alluvialfläche, 
ohne  Vermittlung  der  sonst  sich  einschiebenden  Nieder- 
terrasse. Am  auffallendsten  wird  das  an  der  Ostseite 
des  Salzberges  (Dschebel  Usdum).  Das  plötzliche  Zutage- 
treten eines  jugendhchen  horizontalen  Steinsalzlagers  an 
einem  Bergabhang  hat  nirgends  ein  Beispiel  auf  der 
Erde  und  kann  nur  durch  einen  relativ  späten  Abbruch 
der  ganzen  östlichen  Fortsetzung  des  Berges  erklärt 
werden.  So  stellt  sich  also  vom  geologischen  Standpunkt 
der  Untergang  einer  alten  Culturoase  an  dieser  Stelle 
als  höchst  wahrscheinlich  und  zwar  in  folgender  Weise 
dar.  Es  war  eine  der  letzten  Katastrophen,  die  mit  dem 
Einsinken  des  Grundes  des  Ghor  in  Zusammenhang 
standen,  ein  Erdbeben,  bei  dem  die  ganze  von  Diluvial- 
ablagerungen bedeckte  Thalebene  vom  Südende  der 
Sebcha  bis  zur  Lisanhalbinsel  im  Norden  und  vom 
Dschebel  Usdum  im  Westen  bis  zur  Oase  es-Safije  im 
Osteö  einsank,  und  zwar  theils  bis  fast  zum  Niveau  des 
nördlichen  Sees,  theils  noch  einige  Meter  tiefer.  Zwischen 
dem  neuen  Einsturzgebiet  und  dem  bisherigen  See  blieb 
noch  ein  Streifen  Landes,  die  heutige  Lisanhalbinsel, 
stehen.  Doch  entstand  eine  directe  Verbindung  beider 
Depressionen  im  Nordwesten  des  Sodombeckens,  indem 
der  ehemalige  Zusammenhang  zwischen  dem  Dschebel 
Usdum  und  der  Südspitze  der  Lisanhalbinsel  unter- 
brochen und  dieses  Randstück  der  Hochterrasse  mit  in 
die  Tiefe  gerissen  wurde.  Durch  diese  breite  Pforte 
brachen  nunmehr  die  Gewässer  des  bisherigen  Binnensees 
mit  Gewalt  in  die  neue  Depression."  So  erklärt  Blancken- 
horn  den  Hergang  der  Vernichtung  von  Sodom  und 
Gomorrha  und  schliesst  daran  die  gewiss  ebenfalls  an- 
nehmbare Bemerkung,  dass  die  göttlichen  Warnungen, 
die  Lot  zutheil  wurden,  jene  kleineren,  rüit  unter- 
irdischem Getöse  verbundenen  Erdstösse  gewesen  sein 
mögen,  die  der  eigentlichen  Katastrophe  als  drohende 
.Anzeichen  vorausgingen  und  von  Lot,  der  als  Nomade 
auf  Naturerscheinungen  zu  achten  gewohnt  war,  auch 
richtig  gedeutet  wurden. 

Haben  wir  sonach  eine  Erklärung  des  Ereignisses, 
das  nach  dem  Berichte  der  Bibel  die  Städte  und  die 
ganze  Gegend  umkehrte,  so  fehlt  uns  nur  noch  die 
Deutung  der  Erscheinung  des  Schwefel-  und  Feuerregens. 
Auch  dafür  gibt  Blanckenhorn  eine  Erklärung,  welcher 
man  sich  beistimmend  anschliessen  kann.  Durch  den 
Einsturz  des  Landes  zwischen  Gebirgsspalten  wurden 
diese  geöffnet,  und  die  in  der  Tiefe  eingeschlossenen 
beweglichen  flüssigen  und  gasförmigen  Massen,  Thermen, 
Petroleum,  Asphalt,  Kohlenwasserstoff-  und  Schwefel- 
wasserstoffgase wurden  durch  den  Druck  des  sinkenden 
Erdreichs  in  die  Höhe  gepresst.  Dass  sich  bei  der  dabei 
stattfindenden  Reibung  die  brennbaren  Stoffe  leicht  ent- 
zünden konnten,  ist  ebenso  naheliegend  wie  die  Wahr- 
scheinlichkeit, dass,  was  bei  Erdbeben  oft  der  Fall  ist, 
auch  elektrische  Entladungen  in  der  Atmosphäre  dazu- 
kamen. ,,Auf  diese  oder  jene  Weise  gerieth  die  ganze 
Luft  über  den  Spalten  und  mit  ihr  dann  die  ausgeflossenen 
Asphalt-  und  Petroleummassen  in  Brand,  so  dass  ein 
ungeheures  Flammenmeer  die  Gegend  bedeckte,  bevor 
noch  die  von  Nordwesten  hereinbrechenden  Fluthen  des 
Binnensees  die  tieferen  Stellen  einnehmen  und  hier  ^m 
wenigstens  das  Feuer  wieder  löschen  konnten.  Die  Ver-  ^| 
brennung  der  Kohlenwasserstoffe  ging  unter  Rauch- 
bildung, die  des  Schwefelwasserstoffes  unter  Schwefel- 
geruch von  schwefeliger  Säure  vor  sich.  Das  ist  der 
überlieferte  Schwefel-  und  Feuerregen,  aus  dem  ein  Rauch 
aufstieg,  wie  ein  Rauch  vom  Ofen,  den  Abraham  von 
dem  Gebirge  in  der  Gegend  bei  Hebron  erblicken  konnte. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Von  dem  Ausbruche  eines  Vulcans  oder  dem  Ergüsse 
eines  glühenden  Lavastromes  unter  den  Füssen  der 
Sodomiter  sieht  also  Blanckenhorn  vollständig  ab,  und 
er  weist  auch  mit  Nachdruck  darauf  hin,  dass  es  auf 
der  West-  und  Südseite  des  Todten  Meeres  Lavamassen, 
vulcanische  Schlacken  und  Asche  überhaupt  nicht  gibt. 
Wenn  vi'ir  zum  Schlüsse  noch  des  in  eine  Salzsäule 
verwandelten  Weibes  Lots  gedenken  wollen,  so  kann 
auch  für  diese  Ueberlieferung  die  ihr  zugrunde  liegende 
Thatsaclie  beigebracht  werden.  Im  Süden  des  Todten 
Meeres,  und  zwar  an  der  Westseite  des  erst  nach  dem 
Untergange  von  Sodom  und  Gomorrha  entstandenen  See- 
beckens liegt  der  Dschebel  Usdum,  der  Uerg  von  Sodom, 
ein  Sulzberg,  der  auf  seiner  Ostseite  im  unteren  Drittel 
aus  reinem  Steinsalz  besteht.  Gerade  auf  dieser  Seite, 
wo  das  reine  Steinsalz  vorherrscht,  lösen  sich  von  dem 
Salzberge  durch  Verwitterung  und  chemische  Auflösung 
einzelne  prismenförmige  Steinsalzblöcke  ab,  die  dann  in 
ihrer  Isolirung  aus  der  Ferne  leicht  für  menschliche  Ge- 
stalten, besonders  für  Frauen  angesehen  werden  können. 
Der  Zusammenhang  dieser  natürlichen  Erscheinung  mit 
der  Ueberlieferung  ist  also  leicht  herzustellen.  Zu  be- 
merken ist  nur,  dass  bei  der  Abhängigkeit  dieser  Bil- 
dungen von  äusseren  und  inneren  Umständen  sowie  bei 
der  Vergänglichkeit  des  Stoffes,  aus  dem  sie  bestehen, 
ein  häufiger  Wechsel  in  dieser  Erscheinung  eintritt,  so 
zwar,  dass  manchmal  gar  keine  Frau  Lots  zu  sehen  ist, 
während  zu  anderer  Zeit  wieder  die  Frauen  Lots  in 
grösserer  Anzahl  beisammen  dort  stehen.  F. 


DIE 


DEUTSCHEN  SCHUTZGEBIETE  BEI  BEGINN 
DES  JAHRES  1899. 

ixt. 

Deutsch-Neuguinea. 
Das  Schutzgebiet  auf  Neuguinea  (Kaiser  Wilhelms-Land, 
Bismarck-Archipel),  welches  demnächst  voraussichtlich 
unter  die  Landeshoheit  des  Reiches  treten  und  in  dessen 
Verwaltung  übergehen  wird,  ist  den  Bahnen  einer  ge- 
regelten wirthschaftlichen  Entwicklung  weiter  gefolgt  und 
hat  in  Bezug  auf  Gewinnung  und  Absatz  seiner  Boden- 
producte  einen  ungehinderten  Fortgang  genommen.  Aus 
den  vorgelegten  Berichten  geht  hervor,  dass  in  Kaiser 
Wilhelms-Land  die  Tabakcultur,  welche  ein  gutes  Pro- 
duct  liefert,  etwas  nachgelassen  hat,  dagegen  die  Baum- 
woUcultur  grosse  Fortschritte  macht  und  mit  anderen 
Nutzpflanzen,  wie  Liberia-Kaffee,  Kapok,  Ramie,  Ver- 
suche in  grossem  Maassstabe  angestellt  werden.  Die 
sicherste  Capitalsanlage  scheint  zur  Zeit  die  eifrig  be- 
triebene Anpflanzung  von  Cocospalmen  zu  sein.  Stephansort 
nimmt  unter  diesen  Umständen  sehr  an  Bedeutung  zu, 
doch  wird  Friedrich  Wilhelms-Hafen  wegen  seiner 
günstigen  Hafenverhältnisse  weiter  gehalten  werden 
müssen.  Im  Bismarck-Archipel  hat  besonders  der  Baum- 
wollbau grosse  Fortschritte  gen)acht,  F.nde  üctober 
waren  431  ha  mit  Baumwolle  bejjflanzt,  welche  bekannt- 
lich ein  recht  gut  bewerthetes  Product  liefert.  Die  Ge- 
sundheitsverhältnisse der  Europäer  und  Kulis  haben  sich 
auf  Kaiser  Wilhclms-Land  gebessert,  noch  günstiger  steht 
der  Bismarck-Archipel  da,  wo  Malaria  nur  in  leichter 
Form  auftritt.  Die  erhebliche  Abnahme  der  Malaria- 
erkrankungen unter  den  Arbeitern  bildet  nach  der  An- 
sicht des  leitenden  Arztes  den  Beweis  für  seine  Be- 
hauptung, dass  Neuguinea  und  besonders  Stephansort 
seinen  Ruf,  hervot  ragend  ungesund  zu  sein,  endlich  ver- 
lieren werde.  Sehr  erfreulich  ist,  dass  im  Bismarck 
Archipel  auch  das  von  Privaten  mit  Baumwolle  unil 
Cocospalmen  bebaute  Land  stetig  zugenommen  hat;  es 
sind  heute  bereits  über  1 20i>  ha  bepflanzt ;  die  Ausfuhr 
hat  sich  nur  in  Trepang  gehoben.  Im  Bisraarck-.'Xrthipel 
wohnen  148  Europäer,  darunter  Ü2  Deutsche  und  Eng- 
länder.    Die    culturellen    Anlagen     der    beiden    Haupt- 


platze  von  Kaiser  Wilhelms-LaDd,  Friedrich  Wilhcln»- 
Hafen  und  Stephansort,  zeigen  ein  fortschreitendes  Ge- 
deihen ihrer  Pflanzungen.  An  erstcrem  Orte  lieferten 
die  Plantagen  6000  Cocospalmen  und  gegen  3000  Kapok- 
bäume sowie  loo  junge  Cacaopflänzlinge  dem  Ausfuhr- 
handel. Daneben  wurde  die  Ilolzgewinnung  eifrig  be- 
trieben und  einige  hundert  Mangrovestämme  abgeführt. 
Stephansort  ist  eine  Hauptstätte  der  Tabaksproduction. 
Im  Jahre  1898  gingen  von  dort  einige  60.000  Pfund 
Producte  eigener  Zucht  auf  den  Markt.  Auch  Baumwolle 
ward  hier  reichlich  gewonnen,  freilich  hauptsächlich 
dank  dem  Umstand,  dass  die  Eingeborenen  sich  zu 
Hilfsleistungen  bei  der  Blattbestellung  verstanden.  Diese 
Arbeiter  kommen  mit  Weib  und  Kind  herbei,  helfen 
tüchtig  bei  dem  Einsammeln  der  Wolle  und  kehren  mit 
sehr  bescheidenem  Lohnanspruche  nach  ihrer  Heimat 
zurück.  Weder  der  Kaffee  noch  die  Baumwolle  können 
indess  in  den  Südseebesitzungen  mit  der  Cocosnuss 
concurriren,  dieselbe  bleibt  das  Hauptexporthandels- 
object. 

Der  europäische  Plantagenbetrieb  hat  sich  im  Wesent- 
lichen um  Stephansort  concentrirt.  In  der  zuerst  an 
der  Astrolabe-Bai  begründeten  Station  Constantinhafen 
werden  nur  die  vorhandenen  Cocospalmenbestände  ge 
pflegt,  aber  nicht  erweitert.  Die  Station  Erima,  welche 
durch  eine  Feldbahn  mit  Stephansort  verbunden  ist,  dient 
besonders  als  Landungsplatz  mit  Si^eichern  und  Lager- 
räumen. Die  abgeernteten  Tabakfelder  von  Erima  werden 
jetzt  gleich  denen  von  Stephansort  mit  Cocospalmen, 
Baumwolle  und  Kaffee  bepflanzt.  Im  Ganzen  waren  in 
Stephansort  etwa  1000  ha  urbar  gemacht,  die  aber  von 
Jahr  zu  Jahr  vermehrt  werden.  Das  frische  Land  trägt 
ein-,  auch  zweimal  Tabak,  um  dann  mit  anderen  Culturen 
besetzt  zu  werden.  Gute  Wege,  zweckmässige  Gebäude, 
ein  bis  ins  Kleinste  hinein  geordneter  Betrieb  machen 
einen  äusserst  günstigen  Eindruck.  Stephansort  ist  jetzt 
der  Sitz  der  Hauptverwaltung,  wozu  es  sich  aucfi  seiner 
centralen  Lage  und  seines  relativ  gesunden  und  ange- 
nehmen Klimas  wegen  vorzüglich  eignet. 

Uebcr  eine  in  ethnographischer  Beziehung  interessante 
Forschungsreise  in  das  Hinterland  der  Station  Stei)hansort 
berichtet  der  mit  der  Ausführung  derselben  betraute  Marine- 
officier  über  die  Sitten  und  Gebräuche  der  dortigen 
Einwohner  Nachstehendes : 

Die  Eingeborenen  im  Binnenlande  von  Stephansort 
haben  kein  fest  geordnetes  Gemeinwesen  unter  einem 
gemeinsamen  Oberhaupt.  Häuptlinge  gibt  es  nicht.  Da- 
gegen bestehen  kleine  Familienverbände  mit  einem 
Fainilienoberhaupt.  In  einen  solchen  Familienverband 
können  Fremde  aufgenommen  werden.  Kinder  durch 
Adoption,  junge  Männer  und  Witwen  durch  Heirat,  doch 
werden  solcherweise  Aufgenommene  immer  unterschieden 
von  den  Alteingesessenen.  Mehrere  Familienverbände 
bilden  gewöhnlich  eine  Dorfgenossenschaft,  welche  eigent- 
lich nur  ein  religiöses  Motiv  verbindet,  nämlich  der 
allen  Papuas  in  der  Astrolabe-Bai  gemeinsame  Geheim- 
cult,  bekannt  unter  dem  Namen  Asa.  Der  Platz,  aul 
welchem  die  mit  dem  Geheimcult  verbundenen  Feier- 
lichkeiten stattfinden,  ist  Gemeingut  des  ganzen  Dorfes, 
ebenso  das  auf  diesem  Platse  errichtete  Haus.  Dag^eo 
sind  die  im  Asa- Haus  aufbewahrten  Gegenstünde 
(Masken,  Hörner,  Klappern)  Privateigenthum. 

Die  Plantagen  der  Eingeborenen  werden  angelegt  ent- 
weder von  der  ganzen  Dorfgenossenschaft  oder  von  dem 
einzelnen  FamiUenverbande,  selten  von  der  einzelnen 
Familie.  Gemeinschaftlich  geschieht  die  Arbeit  des  B&umc- 
ßülens,  Rodens  und  Brennens  in  den  Plantagen;  dann 
aber  werden  dieselben  in  Parcellen  getheilt  und  diese 
den  einzelnen  Familien  angewiesen.  Die  Parcellen  werden 
durch  Gräben  oder  quergelegte  Baumstämme  abgegrenit. 
Die  Früchte,  Taro,  \'ams,  Maniok,  Zuckerrohr,  Gurken, 
Mais,  welche  der  Eingeborene  auf  seinem  ihm  zuge- 
wiesenen Stück  Feld  zieht,  gehören  ihm  und  seiner  Fa- 
milie,    nur    ist    er    verpflichtet,    bei    Festlichkeiten    im 


92 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Familienverbande  davon  einen  Theil  beizusteuern.  Stirbt 
er,  so  wird  der  grösste  Theil  des  Vorrathes  bei  dem 
manchmal  mehrere  Wochen  dauernden  Trauergelage  von 
den  betrübten  Verwandten  und  Freunden  aufgegessen ; 
der  etwa  überbleibende  Rest  gehört  der  Witwe  und  den 
Kindern.  Obwohl  der  Landbesitz  Geraeingut  des  Fa- 
milienverbandes ist,  so  gehören  doch  die  auf  demselben 
stehenden  Fruchtbäume  den  einzelnen  Personen. 

Den  grössten  Werth  haben  in  den  Augen  der  Ein- 
geborenen die  Schmucksachen,  als  da  sind:  die  Arm- 
bänder, der  Tanzschmuck,  Brustschmuck,  Kopfschmuck 
und  die  zu  mancherlei  Schmucksachen  verwendeten 
Hundezähne. 

Kiaulschou. 

Zum  Schluss  ist  noch  eines  Schutzgebietes  zu  ge- 
denken, welches  Deutschland  seit  kaum  länger  als  Jahres- 
frist in  Ostasien  zu  dem  Zwecke  in  Besitz  genommen 
hat,  um  dadurch  dem  berechtigten  Wunsche  Erfüllung 
zu  geben,  gleich  anderen  Mächten  einen  Stützpunkt  für 
Handel  und  Schiffahrt  in  den  chinesischen  Gewässern 
zu  erwerben. 

Es  ist  dies  die  Kiautschoubucht,  der  geeignetste  .Aus- 
gangspunkt für  die  Entwicklung  deutscher  Interessen 
durch  Bau  von  Eisenbahnen,  Ausbeutung  von  Minen  und 
Förderung  des  Handels,  weil  man  dort  einen  ganz  neuen 
Theil  Chinas,  und  zwar  einen  stark  bevölkerten  auf- 
schliessen,  und  den  Verkehr  nicht  nur  aus  der  Provinz 
Schantung,  sondern  auch  aus  weiteren  Gebieten  dahin 
lenken  kann.  Ein  grosser  Theil  dieses  Verkehres  ging 
früher  über  Tientsien  und  stockte  jeden  Winter  mehrere 
Monate  in  Folge  des  Eises.  Unter  der  Voraussetzung 
der  Eisfreiheit  der  Bucht  von  Kiautschou  kann  ein 
gleichmässiger  Export  von  dort  stattfinden,  zumal  der 
Landweg  dorthin  erheblich  kürzer  sein  würde  als  der 
nach  Tientsin  oder  Tsihifu, 

Die  Bevölkerung  besteht  ausschliesslich  aus  Land- 
bewohnern. Ueber  die  Zahl  der  Bewohner  des  Gebietes 
lässt  sich  bis  jetzt  noch  keine  genaue  Schätzung  machen  ; 
sie  ist  auf  öo.ooc — 80.000  Köpfe  zu  veranschlagen. 

Hauptnahrungszweige  sind  Fischfang  und  namentlich 
Ackerbau.  An  Vieh  wird  nur  eine  für  den  Geschmack 
des  Europäers  nicht  geniessbare  Art  von  Schweinen  in 
grösserem  Maasse  gezüchtet.  Rindvieh  und  Schafe  zur 
Deckung  des  Fleischbedarfes  für  die  Besatzungstruppen 
u.  s.  w.  kommen  weiter  aus  dem  Innern  her. 

In  Tsintau,  Nükukau,  Zanlau,  Schatzekau  und  Tapatau 
sind  einige  chinesische  Kaufleute  ansässig,  die  den 
Waarenverkehr  mit  anderen  Plätzen  der  chinesischen 
Küste  unterhalten.  Ausfuhrgut  ist  Schantung-Kohl,  Erd- 
nüsse, Walnüsse,  Bohnenkuchen,  Bohnenöl,  Melonen- 
samen, Nudeln,  gesalzene  Schweine,  Aepfel,  Birnen  und 
anderes  Obst.  Einfuhrwaaren  kamen  bis  jetzt  haupt- 
sächlich aus  Shanghai  und  Ningpo;  aus  ersterem  Platze 
Rohbaumwolle  und  einige  BaumwoUwaaren,  aus  Ningpo 
Papier,  Bambuswaaren ;  Zucker  wurde  ferner  aus  dem 
Süden,  Bauholz  vielfach  aus  Korea  bezogen. 

Grossen  Umfang  hatte  der  Waarenaustausch  bis  zur 
Zeit  der  deutschen  Besitzergreifung  nicht  angenommen. 
Europäische  Artikel  waren  mit  Ausnahme  der  genannten 
BaumwoUwaaren  und  Streichhölzer  so  gut  wie  unbe- 
kannt. Die  in  der  Kiautschoubucht  anlaufenden  Dschunken 
brachten  neben  ihrer  sonstigen  Ladung  wohl  hie  und  da 
eine  Kleinigkeit  mit. 

Die  Bevölkerung  zeichnet  sich  durch  Ordnungsliebe 
und  Genügsamkeit  aus.  Bei  der  Besitznahme  des  Platzes 
fand  sich  ein  kleiner  Stamm  Arbeiter  in  Tsintau  vor, 
die  mit  der  Errichtung  einer  Landungsbrücke  beschäftigt 
waren ;  sie  waren  in  Tsintau  nicht  ansässig.  Da  die  Be- 
völkerung keine  Lust  zeigte,  sich  als  Handwerker  und 
Handlanger  verwenden  zu  lassen,  so  wurde  der  vorge- 
fundene Bestand  in  die  Dienste  des  Gouvernements  ge- 
nommen; erst  später  gelang  es,  im  Pachtgebiete  an- 
sässige Bauern    zur  Arbeit    zu    bewegen.     Bei    der    den 


Chinesen  innewohnenden  Trägheit  hat  es  nicht  an  Zeiten 
gefehlt,  wo  kleinere  Stockungen  in  den  Arbeiten  durch 
einfaches  Versagen  der  angeworbenen  Kräfte  eintraten. 
Im  Allgemeinen  hat  die  Bevölkerung  sich  jedoch  sehr 
gut  in  den  Wechsel  der  Verwaltung  gefunden;  einige 
haben  sich  bereits  als  Handwerker  einigermaassen  ein- 
gelernt. 

Jedes  Fleckchen  Land,  und  sei  es  noch  so  klein,  ist 
bebaut;  jeder  (irashalm  und  jedes  verdorrte  Reisig  wird 
sorgsam  im  Winter  von  Rainen  und  Wegen  abgekratzt 
und  zur  Feuerung  verbraucht.  Neben  einer  Art  Zwerg- 
kiefer, deren  Zweige  im  Winter  abgehauen  werden,  gibt 
es  kein  Brennmaterial ;  der  arme  Mann  begnügt  sich  mit 
den  Stengeln  des  Kauliang  (Sorghum)  und  dem  vom 
Acker  gesammelten  Unkraut.  Gerste  und  Weizen  wird 
nicht  gesäet,  sondern  gepflanzt;  die  einzelnen  Pflanzen 
stehen  in  kleinen  Häufchen  auf  den  Feldern;  die  Löcher, 
in  die  die  Pflanzen  gesetzt  werden,  erhalten  vor  der  Be- 
stellung des  Feldes  eine  Handvoll  Dünger,  der  den 
Winter  über  vor  jedem  Hause  in  grossen  Composthaufen 
gesammelt  und  aufgestapelt  wird.  Anfangs  Februar  be- 
ginnt bereits  die  Arbeit  auf  den  Feldern.  Der  Knoblauch 
wird  gepflanzt.  Im  April  werden  Hirse-  und  Maisfelder 
bestellt ;  Hanf  und  Sellerie  werden  gepflanzt,  die  Weiden 
schlagen  aus;  Aprikosen-,  Pflaumen-,  Aepfel-  und  Birn- 
bäume stehen  in  voller  Blüthe.  Die  Bergabhänge  und 
Steine  sind  bedeckt  mit  Veilchen  und  wilden  Tulpen; 
die  Rosenhecken  belauben  sich;  die  braungelbe  Erd- 
schicht der  Anhöhen  verschwindet  unter  dem  grünen 
Ueberzug  von  Gras.  Der  Mai  bringt  den  Winterweizen 
zur  Reife;  gesäet  werden  Reis,  Hülsenfrüchte,  Sesamum, 
die  süsse  Kartoffel  wird  eingesetzt;  es  folgen  Melonen 
und  ihre  Abarten;  auf  dem  Markt  erscheinen  die  ersten 
Kirschen  und  Erbsen,  die  Weinreben  treiben,  der  Sauer- 
ampfer steht  in  Blüthe.  Der  Juni  ist  der  erste  Ernte- 
monat. Weizen  und  Gerste  werden  aus  den  Feldern 
gezogen  und  eingebracht;  Aprikosen,  Pfirsiche  und 
Pflaumen  werden  zum  Verkaufe  ausgeboten ;  das  Grün 
der  Granatenbäume  verschwindet  unter  der  Menge  rother 
Blüthen;  mit  Bohnen  und  Hülsenfrüchten,  Mais,  Hanl 
und  dergleichen  werden  die  ihrer  VVinterfrucht  baren 
Felder  neu  bestellt.  Der  Juli  bringt  Aepfel  und  Birnen; 
Buchweizen  und  Rüben  werden  gesäet.  Im  August  wird 
der  Hanf  ausgerissen,  Kohl  gepflanzt;  Quitten,  Walnüsse 
und  die  besseren  Aepfelsorten  werden  gesammelt.  Nach 
der  fruchtbaren  Regenzeit  folgt  im  September  die  grösste 
Jahresernte ;  der  Reis  ist  reif,  Hirse  und  Sorghum  werden 
für  den  Winterbedarf  eingebracht  und  auf  den  Dorf- 
mühlen zermahlen;  Mais,  Bohnen,  Sesamum,  Erbsen 
werden  gepflückt,  Trauben  auf  dem  Markte  feilgehalten. 
Im  October  wird  der  Buchweizen  reif;  an  Früchten  er- 
scheinen noch  Citronen,  Datteln,  Kastanien,  Erdnüsse 
werden  gesiebt,  und  die  Besorgung  der  Felder  mit  Winter- 
saat, Gerste  und  Weizen  erfolgt. 

Wälder  finden  sich  im  Pachtgebiete  nicht;  grosse  Sorg 
falt  wird  allein  auf  die  Kieferanpflanzungen  verwendet, 
deren  Zweige  das  Hauptbrennraaterial  für  den  Winter 
abgeben. 

Das  Schutzgebiet  bietet  für  den  deutschen  Landbauer 
keinen  Raum,  nicht  zur  Agricultur,  sondern  zu  Handels- 
und Industriezwecken  ist  das  Territorium  erworben 
worden  Die  Felder,  die  jetzt  mit  Saaten  bestellt  sind, 
zu  Forsten  umgestalten  zu  wollen,  würde  ebenfalls  wirth- 
schaftlich  falsch  sein.  Doch  empfiehlt  sich  eine  An- 
pflanzung von  Laubbäumen,  schon  um  die  natürlichen 
Schönheiten  des  Platzes  zu  rechter  Wirkung  zu  bringen. 
Da  die  gesundheitlichen  Verhältnisse  von  Tsintau  gute 
sind,  dürfte  der  als  Geschäfts-  und  Badeort  sich  lebhaft 
entwickelnde  Platz  als  Erholungsort  für  die  in  den  süd- 
licheren Häfen  erkrankten  Europäer,  wenigstens  im  Frühling 
und  Herbst  dienen  können.  St. 


ÖSTKRREICHTSCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


KLONDYKE. 

(Aus  dem  Berichte  des  k.  und  k.  Consulates  pro  1898  in  Montreal.) 

Das  Vorhandensein  von  Gold  in  Kl'ondyke  war  schon 
seit  langen  Jahren  bekannt;  die  unwirthsame  Gegenti 
und  der  gänzliche  Mangel  an  Verkehrsstrassen  waren 
jedoch  einer  rationellen  Entwicklung  der  Goldwäscherei 
hinderlich  gewesen,  und  bis  vor  Kurzem  Hessen  sich 
nur  wenige  der  Abenteuerlichsten  dorthin  locken.  Die 
gegenwärtige  Bedeutung  und  der  jetzt  weltverbreitete 
Ruf  dieses  Gebietes,  anbetrachts  des  beinahe  magisch 
erscheinenden  Reichthums,  verdienen  indessen  eine  ein- 
gehendere Berichterstattung  über  diese  Goldfelder. 

Der  Yukon-Üistrict  der  Nordwest-Territorien,  welcher 
im  Juni  1895  zum  erstenmale  officiell  begrenzt  wurde, 
liegt  zwischen  dem  60.  Breitengrade  und  dem  nörd- 
lichen Polarmeer  einerseits  und  der  Grenze  von  Alaska 
und  der  Wasserscheide  des  Yukon-  und  Mackenzie- 
Flusses  andererseits.  Dieses  Areal  umfasst  rund  125.000 
Quadratmeilen,  reich  an  Flüssen  und  Creeks,  deren 
Länge  zusammengenommen  etwa  1400  Meilen  beträgt 
und  an  welchen  das  Gold  sich  in  mehr  oder  minder 
grossen  Quantitäten  vorfindet.  Die  Gegend  war  ursprüng- 
lich sehr  -spärlich  bevölkert  von  vereinzelten  Indianer- 
stämmen, welche  soweit  noch  nicht  in  einem  ver- 
tragsmässigen  Verhältniss  zur  canadischen  Regierung 
stehen. 

Die  ersten  Weissen,  welche  bereits  in  den  Vierziger- 
jahren hier  auftraten  und  betreffs  Eintausches  von 
Pelzen  verschiedene  trading  posts  errichteten,  waren 
die  Beamten  der  Hudson  Bay  Company,  späterhin  auch 
die  der  Alaska  Trading  Company,  welche  vielfach  die 
internationale  Grenze  überschritten  und  den  Yukon 
hinauf  in  canadisches  Gebiet  eintraten.  Bei  diesen  Ge- 
legenheiten wurde  das  Vorhandensein  von  Gold  be- 
kannt; indessen  die  praktische  Ausbeutung  fing  erst  in 
den  Jahren  1885 — 1887  an,  Dimensionen  anzunehmen, 
welche  die  canadische  Bundesregierung  veranlassten, 
ihre  Landmesser  dorthin  zu  entsenden,  um  die  inter- 
nationale Grenze  zwischen  Canada  und  Alaska  festzu- 
stellen. 

Das  Interesse  der  allgemeinen  Bevölkerung  wurde 
jedoch  erst  erweckt,  als  im  Jahre  1894  die  Gold- 
waschungen eines  verhältnissmässig  kleinen  Areals  am 
Klondyke-F'lusse  ein  Resultat  von  300.000  $  ergaben. 
Es  existirten  damals  verschiedene  kleinere  Mining  camps, 
zusammengesetzt  aus  Amerikanern,  welche  den  Yukon- 
Fluss  heraufgekommen  waren  und  sich  um  die  inter- 
nationale Grenze  nicht  viel  kümmerten.  Inzwischen  war 
die  North  American  Transportation  and  Trading  Com- 
pany ins  Leben  getreten  als  Concurrentin  der  Alaska 
Trading  Company,  und  diesen  beiden  Gesellschaften 
fiel  die  Versorgung  der  verschiedenen  Mining  camps  zu, 
da  sie  die  Flussschiflfahrt  auf  dem  Yukon-Strom 
monopolisirten.  Nun  lagen  aber  diese  Mining  camps 
auf  canadischem  Gebiet,  so  dass  der  canadischen  Re- 
gierung in  Ermanglung  der  Anwesenheit  ihrer  Beamten 
die  Zolleinnahmen  auf  die  Lebensvorräthe  gänzlich  ent- 
fielen. Ausserdem  herrschte  vollständige  Gesetzlosigkeit, 
insofern  diese  camps  ausserhalb  der  Jurisdiction  der 
Alaska  -  Staatsverwaltung  lagen  und  eine  canadische 
Staatsverwaltung  einfach  nicht  existirte.  Deshalb  über- 
nahm die  canadische  Bundesregierung  im  Juni  1895 
durch  Entsendung  des  nöthigen  Beamtenpersonals  unter 
Leitung  eines  Commissärs  des  Districtes  und  unterstützt 
von  einer  Abtheilung  berittener  Polizei  die  eftective 
Verwaltung,  und  es  traten  nun  geregelte  sociale  Ver- 
hältnisse ein.  Die  rasch  sich  vermehrenden  Mining 
camps  wurden  gänzlich  frei  von  der  anderwärts  unter 
ähnlichen  Verhältnissen  auftretenden  Zugellosigkeit,  was 
um  so  erstaunlicher  ist,  wenn  man  die  Zusammensetzung 
derselben  aus  den  denkbar  verschiedensten  Eifcmenten 
des  abenteuerlustigen  Stromes  in  Berücksichtigung  zieht 
und    ferner    in  Betracht  nimmt,    dass  der  District  3000 


Meilen  von  dem  Centralsitz  der  Regierung  entfernt  liegt, 
von  welchen  die  letzten  500  Meilen  durch  die  enornien 
Beschwerlichkeiten  der  Uebersteigung  von  Gebirgen  den 
80  verwalteten  Bezirk  ipso  facto  isoliren. 

Der  Umstand,  dass  die  Mehrheit  der  Goldgräber 
fremder  Nationalität  angehört,  so  dass  sie  das  erworbene 
Gold  bei  Rückkehr  in  die  Heimat  mit  sich  fortnimmt,  und 
dass  femer  bei  Ausschluss  der  rationellen  Betreibung  von 
Landwirthschaft  eine  dauernde  Besiedelung  dieser 
Strecken  nicht  denkbar  ist,  bedingte  natürlich  die 
Selbsterhaltung  der  Yukon- Verwaltung,  welche  durch 
Belegung  einer  royalty  in  der  Höhe  von  10  Percent 
auf  den  Bruttoertrag  der  Goldwäschereien  realisirt 
wurde.  Dass  es  jedoch  möglich  war,  bei  einer  fremd- 
nationalen  Bevölkerung  in  den  gänzlich  isolirten  Districten 
die  Zahlung  einer  derartigen  royalty  wirklich  durchzu- 
führen, zeugt  eben  von  der  guten  und  weisen  Ver- 
waltung, welche  das  bessere  Element  der  Bevölkerung 
trotz  der  Unpopularität  der  royalty  derart  zur  Mit- 
wirkung heranzwang,  dass  es  sogar  gelang,  das  „rowdy" 
Element  so  ausreichend  zu  zügeln,  um  in  kurzer  Frist 
die  Sabbathruhe  einführen  zu  können. 

Der  Hauptsitz  der  Verwaltung  ist  in  Dawson,  am 
Zusammenfluss  des  Yukon  und  des  Klondyke,  eine 
Stadt  oder  vielmehi  der  Sammelplatz  der  verschiedenen 
umliegenden  mining  camps,  mit  schätzweise  20.000  bis 
25  000  Bewohnern. 

Das  erste  Augenmerk  der  Regierung  lenkte  sich  auf 
die  Herstellung  besserer  Verkehrsstrassen  mit  mög- 
lichster Berücksichtigung  der  natürlichen  Wasserwege 
ausserhalb  des  durch  Alaska  fliessenden  Yukon.  Die 
Ueberland-Route  von  Edmonton  in  dem  Proviniialbezirk 
Assiniboia  erwies  sich  als  zu  beschwerlich;  dahingegen 
wurden  die  Wege  in  Skagnag  und  Dyea,  beide  am 
Ausfluss  des  Lynn-Canals,  bald  soweit  passirbar  ge- 
funden, dass  die  Entfernung  nach  Dawson,  etwa  590 
Meilen,  während  des  Berichtsjahres  verschiedentlich  in 
14  Tagen  zurückgelegt  werden  konnte.  Die  Wege  sind 
immerhin  äusserst  beschwerlich,  und  Mancher  ist  den 
ungeheuren  Strapazen  erlegen.  Ausser  einem  abenteuer- 
lichen Sinn  und  Gemüth  ist  eine  gesunde,  robuste  Con- 
stitution erforderlich,  um  den  Goldgräber  überhaupt 
erst  einmal  in  das  Eldorado  zu  bringen. 

Ein  zu  Anfang  des  Berichtsjahres  von  der  Regierungs- 
partei im  Parlament  eingebrachter  Antrag  zur  Sub- 
vention durch  land  grants  einer  Eisenbahn  von  der 
Küste  bis  zum  Beginn  der  Wasserstrasse,  etwa  150 
Meilen,  welcher  von  der  Majorität  angenommen  worden 
war,  wurde  von  der  Oberen  Kammer  verworfen.  Man 
ist  daher  der  Realisirung  einer  den  Anforderungen  ent- 
sprechenden Verkehrsstrassc  nur  wenig  nähergerückt. 
Bei  der  gegenwärtigen  Unbestimmtheit  der  inter- 
nationalen Grenze  ist  ausserdem  die  Herstellung  einer 
ganz  canadischen  Verbindung  unter  Ausschluss  der 
Edmonton-Route  eine  Ungewissheit,  zumal  gerade  die 
Superiorität  des  L>-nn-Canals,  welcher  für  eine  der- 
artige Verbindung  in  Betracht  zu  ziehen  wäre,  in 
Disput  steht. 

Die  Goldwäscherei  hat  sich  soweit  ausschliesslich 
auf  die  nähere  Umgebung  von  Dawson  beschränkt,  und 
zwar  hauptsächlich  auf  den  Klondyke-Fluss  und  die 
lüufe  der  Bonanza  und  Flldorado  Creeks.  Reiche  Gold- 
lager sind  indessen  an  nahezu  allen  soweit  bekannten 
Flüssen  und  Creeks  entdeckt  worden,  und  muss  es 
lediglich  den  klimatischen  Verhältnissen  zugeschrieben 
werden,  dass  die  Ausbeutung  noch  nicht  allgemeiner 
geworden  ist.  Es  ist  genug  von  der  Ausdehnung  der 
GoldU-iger  bekannt,  um  die  Stabilität  der  Goldwäscherei 
im  Yukon-District  zu  garantiren ;  und  nachdem  die  Er- 
fahrung gelehrt  hat,  dass  der  strenge  Winter  nicht  «n- 
bedbgt  prohibitiv  auftritt,  werden  Mittel  und  Wege 
schon  gefunden  werden,  um  die  gegenwärtigen  Be- 
schwerlichkeiten jedenfalls  theilweise  zu  überwinden. 


94 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Es  darf  nicht  angenommen  werden,  dass  Gold  allein 
den  Reichthum  des  Yukon-Districtes  ausmacht ;  viel- 
mehr ist  der  Reichthum  an  anderen  Mineralien  und 
Erzen  gleichfalls  ein  ungemein  grosser.  Von  über- 
ragender Wichtigkeit  ist  das  Vorkommen  von  Kohle  in 
verschiedenen  Gegenden  in  grösseren  und  kleineren 
Plötzen,  umsomehr  als  die  Frage  des  Brennmateriales 
eine  sehr  ernste  in  Folge  diS  ziemlich  beschränkten 
Holzbestandes  werden  wird.  Letzterer  besteht  zumeist 
aus  Pechtannen  und  anderen  Nadelhölzern,  vermischt 
mit  Birken,  Cottonwood,  Balsam,  Pappeln  und  Weiden. 
Die  Grösse  der  einzelnen  Bäume  ist  selbstredend  durch- 
gehends  gering,  da  selbst  während  des  Sommers  der 
Boden  3  Fuss  unter  der  Oberfläche  meistens  gefroren 
bleibt.  Daher  ist  auch  die  allgemeine  Vegetation  trotz 
der  belebenden  Sommerhitze  eine  sehr  schwache,  und 
ausser  dem  vorwiegenden  Moos  finden  sich  nur  ver- 
einzelte Strecken,  wo  Gras  spärlich  gedeiht.  Es  darf 
hier  allerdings  hinzugesetzt  werden,  dass  während  des 
letzten  Winters  eine  Partie  von  25  Pferden  im  Freien 
genügend  Futter  fand,  was  immerhin  die  Möglichkeiten 
andeutet.  Die  rationelle  Betreibung  von  Landwirthschaft 
scheint  jedoch  absolut  ausgeschlossen  und  bedingt  daher 
die  Einführung  sämmtlicher  Lebensmittel,  was  die 
enormen  Kosten  des  einfachsten  Lebensunterhaltes  er- 
klärt. Wohl  sind  versuchsweise  Kartoffel  und  andere 
Wurzelgemüse  angebaut,  die  zeitweilig  bereits  im  August 
auftretenden  Fröste  lassen  es  jedoch  nicht  über  den 
Versuch  hinauskommen. 

Selbst  Wild  ist  nicht  zahlreich  vorhanden.  Nur  ver- 
einzelt treten  Elenthiere,  Hirsche  und  Bären  auf;  dahin- 
gegen finden  sich  Fische  ziemlich  zahlreich  in  den  Ge- 
wässern vor. 

Man  darf  aus  allem  diesen  wohl  den  Schluss  ziehen, 
dass,  wenn  auch  der  Reichthum  der  placer  mines  den 
Zuzug  nach  dem  Yukon-District  aufrecht  erhalten  und 
die  transiente  Bevölkerung  von  Goldwäschern  für  die 
kommenden  Jahre  bedeutend  anschwellen  wird,  der 
sonstige  Mineralreiclithum  des  Landes,  mit  Ausnahme 
von  Kohle,  welche  für  localen  Consum  die  Ausbeutung 
bedingen  muss,  noch  für  lange  Jahre  gänzlich  unver- 
werthet  liegen  wird,  und  selbst  die  unausbleibhche  Ent- 
deckung von  Gold  in  grösseren  Depositen  als  free 
milling  oder  smelting  ore  einstweilen  keinen  reellen 
Werth  haben  kann. 

Conservativer  Schätzung  nach  sollen  sich  jedoch 
hunderte  von  Millionen  in  placer  gold  dort  vorfinden. 
Wer  sich  aber  mit  irgendwelcher  Aussicht  auf  Erfolg 
in  diese  unwirthsamen  Gegenden  hineinwagen  will, 
muss  sich  darauf  gefasst  machen,  ein  kleines  Vermögen 
hineinzustecken  gleich  von  vornherein ;  denn  eine  poor 
men's  Goldgrube  ist  Klondyke  nicht. 


CHRONIK. 

Asien. 

Astatische  Türkei.  Unter  dem  Vorwande,  nach  armeni- 
schen Agitatoren  zu  suchen,  plündern  Abtheilungen  der 
kurdischen  Milizreiterei  Hamidiö  in  Korza  Bulanyk  im 
Sandschak  Musch  verschiedene  armenische  Dörfer, 
darunter  die  grosse  Ortschaft  Hoschgeldi,  und  verüben 
andere  arge  Ausschreitungen.  Der  russische  Botschafter 
Sinowjew  führt  beim  Sultan  Beschwerde  über  diese  Aus- 
schreitungen der  Kurden  im  russischen  Grenzgebiete. 
Nach  den  Darstellungen  von  türkischer  Seite  wird  diese 
Nachricht  für  falsch  erklärt  und  der  Zwischenfall  auf 
einen  Gebietsstreit  zwischen  Angehörigen  kurdischer 
Stämme  zurückgeführt ;  danach  entsprechen  auch  die 
Berichte  über  die  Sicherheitszustände  in  den  Vilajets 
Bitlis,  Van  und  Erzerum  nicht  den  Thatsachen,  sondern 
beruhen  sie  auf  Missdeutung  der  von  den  Behörden 
getroffenen  Maassregeln  gegen  verschiedene  nicht  Ar- 
menier betreffende  Streitfälle    und  Unzukömmlichkeiten. 


Arabien.  Die  türkischen  Behörden  greifen  an  der 
jemenischen  Küste  zwei  Segelbarken  auf,  welche  zum 
Zwecke  von  Schmuggel  die  italienische  Flagge  führen, 
und  bringen  sie  nach  Hodeidah;  auf  den  Einspruch 
Italiens  werden  jedoch  die  beiden  Fahrzeuge  wieder 
freigegeben. 

Sibirien.  Zwischen  Vertretern  der  holländischen  und 
englischen  Dampfergesellschaften  einerseits  und  dem 
Chef  der  commercielien  Section  der  grossen  sibirischen 
Eisenbahnen  andererseits  finden  Berathungen  über  die 
Ausfuhr  sibirischer  Producte  und  die  Einfuhr  ausländi- 
scher Producte  nach  Sibirien  statt.  Es  ist  die  Errichtung 
eines  Transitverkehres  über  Perm  nach  dem  Hafen  von 
Archangelsk  in  Aussicht  genommen. 

Afghanistan.  Gegen  den  Emir  Abdurrahman  wird  von 
einem  Unbekannten  ein  Mordversuch  verübt,  doch  geht 
der  Schuss  fehl.  Der  Verbrecher,  ein  Afghane,  vermag 
sich  auf  russisches  Gebiet  zu  flüchten.  Der  Bruder  des 
Emirs,  Ishak  Khan,  soll  versucht  haben,  einen  Koch  zu 
bestechen,  dass  er  den  Emir  vergifte ;  auch  Ishak  Khan 
findet  nach  der  Entdeckung  seines  Planes  eine  Zuflucht 
in  Russisch  Centralasien. 

Indien.  Im  Districte  Bombay  ist  die  Pest  wieder  im 
Zunehmen  begriffen ;  in  Puna  kommen  an  einem  Tage 
1 10  Erkrankungen  mit  82  Todesfällen  vor. 

China.  Das  Tsungliyaraen  theilt  dem  französischen 
Gesandten  mit,  dass  das  französische  Consulat  Mongtse 
(Yünnan),  das  bei  den  jüngsten  Unruhen  zerstört  wurde, 
auf  Kosten  der  chinesischen  Regierung  wieder  aufgebaut 
werden  wird.  Der  französische  Gesandte  stellt  keine 
weiteren  Ersatzforderungen ;  die  Ansprüche  für  die  Ver- 
luste Privater  werden  durch  die  Ortsbehörde  geregelt. 
—  Die  in  Kaumi  ausgebrochenen  Unruhen  smd  fast 
gänzlich  beendigt.  Der  chinesische  Provinzgouverneur 
hat  eine  Commission  von  Beamten  berufen,  der  es  zur 
Aufgabe  gemacht  ist,  in  Kaumi  die  völlige  Ordnung 
wieder  herzustellen.  —  Nach  der  auf  Antrag  des  fran- 
zösischen Gesandten  in  Peking  getroffenen  Verfügung 
des  Tsungliyamen,  wonach  dtn  Bischöfen  der- römisch- 
katholischen Kirche  in  China  der  Rang  der  General- 
gouverneure  verliehen  und  überhaupt  die  Rangverhält- 
nisse der  Missionäre  geregelt  worden  sind,  weist  die 
deutsche  Regierung  ihren  Gesandten  in  Peking  an,  das 
Tsungliyamen  zu  einer  anderen  Verfügung  zu  veranlassen, 
durch  welche  dieselben  Vortheile  und  Vergünstigungen 
auch  den  deutschen  Missionären  in  Schantung  zugute 
kommen  sollen ;  die  deutsche  Regierung  nimmt  für  sich 
auch  das  ausschliessliche  Schutzrecht  über  die  Missionäre 
in  ihrem  Interessengebiete  Schantung  in  Anspruch.  Das 
Tsungliyamen  kommt  den  deutschen  Wünschen  in  beiden 
Beziehungen  nach,  so  dass  die  deutschen  Missionäre  in 
Schantung  jetzt  genau  dieselben  Rechte  besitzen  wie 
alle  anderen  europäischen  Missionäre  in  China,  und 
dass  das  ausschliessliche  Recht  Deutschlands  auf  deren 
Schutz  in  aller  Form  von  China  anerkannt  ist.  —  Es 
wird  eine  russische  Schule  gegründet,  die  ausschliesslich 
den  Unterricht  in  der  russischen  Sprache  pflegen  und 
Chinesen  zu  sprachkundigen  Eisenbahnbediensteten  aus- 
bilden soll.  Die  Lehrer  sind  Russen;  die  Schule  wird 
von  der  chinesischen  Regierung  unterhalten.  ■ —  Sämmt- 
liche  Gesandten,  mit  Ausnahme  des  französischen  und  des 
russischen,  unterzeichnen  vorbehaltlos  die  abgeänderten 
Bodenordnungen,  die  für  die  Unterstellung  des  erweiterten 
Gebietes  der  internationalen  Niederlassung  in  Schanghai 
unter  die  Verwaltung  der  Municipalität  der  nichtchinesi- 
schen Einwohner  erforderlich  sind. 

Japan.  Es  treten  die  Verträge  in  Kraft,  gemäss  denen 
Japan  allen  westlichen  Nationen  offen  stehen  wird,  deren 
Angehörige  aber  unter  den  allgemeinen  Gesetzen  des 
Landes  stehen  werden.  Aus  diesem  Anlasse  erlässt  der 
Kaiser  eine  Verordnung,  durch  die  dem  Volke  befohlen 
wird,  im  Verkehre  mit  Ausländern  Höflichkeit  und  Takt 
zu  beobachten,    und    eine    gleiche  Verordnung    erlassen 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


die    Mitglieder    des    Cabinets    an    die    Beamten    ihrer 
Ressorts. 

Sumatra.  General  van  Heutsz  kehrt  in  das  Haupt- 
quartier Kota  Radscha  zurück,  nachdem  er  mit  zwei 
Bataillonen  einen  Marsch  durch  die  an  der  Nordost 
küste  Sumatras  liegenden  und  sich  bis  nach  iJeli  herunter- 
ziehenden kleineren  Staaten,  die  bis  jetzt  theilweise 
noch  nie  von  Europäern  betreten  wurden,  gemacht  hat: 
dabei  kam  es  zu  hartnäckigen  Kämpfen,  wobei  beide 
Theile  Verluste  an  Todten  und  Verwundeten  hatten.  In 
Grossatjeh  verhält  sich  die  Bevölkerung  ruhig.  Durch 
die  Zurücksendung  eines  Theiles  der  Besatzungstruppen 
von  Atjeh  nach  Java  wurde  der  in  Pedir  noch  nicht 
vollständig  gebrochene  Widerstand  aufs  Neue  angefacht, 
und  es  muss  deshalb  zu  einer  zweiten  militärischen 
Action  gegen  Pedir  und  die  angrenzf  nden  kleinen  Staaten 
geschritten  werden. 

Philippinen.  30  gefangene  spanische  Militär-  und 
1 7  Civilpersonen  werden  in  Freiheit  gesetzt.  Die  ameri- 
kanischen Freiwilligen  sind  in  Folge  der  schlechten 
Führung  des  Feldzuges  gegen  die  Philippiner  durch  den 
General  Otis  entmuthigt,  und  im  eigenen  Lager  der 
Amerikaner  besteht  eine  Empörung.  Die  Eingeborenen 
von  Manila  beklagen  sich  über  Gewaltthätigkeiten  und 
Erpressungen,  die  von  amerikanischen  Soldaten  begangen 
werden,  und  Handlungen  amerikanischer  Grausamkeit 
beeinflussen  die  Nichtkämpfer  in  Manila  zu  Gunsten  des 
Aufstandes.  Das  Ende  des  Krieges  ist  nicht  vorauszu- 
sehen, Aguinaldo  und  einigte  seiner  ersten  Führer  sollen 
dem  General  Otis  directe  Friedensancrbietungen  gemacht 
haben. 

Airika. 

Aegypten.  In  Alexandrien  kommen  noch  immer  Pest- 
erkrankungen vor;  der  kleinere  Theil  dai'on  hat  tödtlichen 
Verlauf. 

Ahessynien.  Der  Negus  Menelik  verfügt  die  förmliche 
Besitzergreifung  des  Danakillandes  Haussa,  über  das  er 
schon  seit  Jahren  die  Oberhoheit  beansprucht  und  mit 
dessen  Sultan  Italien  als  mit  einem  selbständigen 
Herrscher  eine  Art  Schutzvertrag  abgeschlossen  hat,  und 
theilt  es  seinem  Schwiegersohne,  dem  muhammedanischen 
Ras  Mikael  von  Wollogalla  zu ;  dieser  soll  bereits  ein 
Heer  von  5"O0  Mann  dorthin  gesandt  haben.  Damit  ist 
Abessynien  auch  im  Hinterlande  von  Assab  der  unmittel- 
bare Nachbar  Italiens  und  grenzt  direct  an  Raheita.  — 
Leontjew  wird  vom  Negus  Menelik  zum  Gouverneur 
der  Aequatorialprovinzen  Aethiopiens  ausgerufen.  Gleich- 
zeitig wird  die  Sociöi^  anonyme  des  provinces  equatoii- 
ales  anerkannt  und  deren  Gebiet  um  die  Dedschazprovinz 
vermehrt. 

Aegypiischer  Sudan.  Der  Khalifa  ist  nach  Kurun  ge- 
zogen und  btfindet  sich  18  Stunden  westlich  von  Kosch- 
raeszarer  und  zwei  Tagereisen  östlich  von  Dschebel 
Gedir.  In  Kurun  ist  kein  Getreide  vorhanden  und  ausser 
den  Nahrungssorgen  hat  der  Khalifa  auch  unter  den 
fortwährenden  Angrifien  arabischer  Banden  zu  leiden. 

Italienisch-Nordosta/rika.  Die  Verhandlungen  zwischen 
der  französischen  und  der  italienischen  Regierung  wegen 
Lösung  der  Raheitafrage  nehmen  einen  ruhigen  Verlauf 
Als  Grenzpunkt  an  der  Küste  ist  bereits  Ras  Dumeira 
festgesetzt  worden.  Das  Gebiet  nördlich  davon  wird  als 
italienisches,  das  Gebiet  im  Süden  als  französisches 
Territoiium  anerkannt,  und  es  ist  nur  noch  die  Grenze 
im  Inneren  des  Danakilgebietes  festiustellen.  F^ine  fran- 
zösische technische  Expedition  ist  bereits  nach  Raheita 
unterwegs,  um  den  Abschluss  der  Verhandlungen  zu  be- 
schleunigen. 

Kamerun.  Nach  der  Einn.ahme  von  Tibati  seniiet 
Hauptmann  von  Kaniptz  einen  gefangenen  FuUa  nach 
Sanserni,  wo  sich  der  Lamido  Muhammed  Amalama 
(Sultan  von  Tibati)  vor  dem  von  ihm  seit  elf  Jahren 
vergeblich  belagerten  Ngambe,  der  Hauptstadt  des 
Stammes    der  Mandiongolo    in    seinem    Kriegslager    be- 


findet, um  ihn  zur  Unterwerfung  aufzufordern ;  gleich- 
zeitig lässt  er  auch  dem  Lamidu  von  Ngaandere  die 
Freundschaft  der  deutschen  Regierung  anbieten,  worauf 
dieser  einen  F>gebenheitsbrief  sendet  and  versichert, 
dass  sich  alle  Fullastaaten  der  deutschen  Regierung 
unterwerfen  würden.  Der  I.amido  Muhammed  Amalama 
lässt  die  Botschaft  unbeantwortet,  und  Hauptmann  von 
Kamptz  bricht  von  Tibati  nach  Ngambe  auf;  er  trifft 
hier  ein,  nachdem  Muhammed  Amalama,  der  nur  von 
Kabulaleuten  umgeben  ist,  von  dort  abgezogen  ist,  und 
der  Lamido  von  Ngambe  nimmt  die  deutsche  Expedition 
gut  auf  Nun  ist  Südadamaua  und  ein  offener  Handels- 
weg quer  durch  die  ganze  Colonie  bis  Ngaundere  und 
an  die  französische  Grenze  in  der  Hand  der  deutschen 
Regierung. 

Nyassaland.  Zwischen  den  Engländern  und  Portugiesen 
herrscht  in  O.stafrika  ein  F>invernehmen,  das  zu  einem 
gedeihlichen  Zusammenwirken  zur  Unterdrückung  von 
Unruhen  führt.  Die  Unruhen  sind  in  dem  südlichen 
Theile  des  Nyassalandes  ausgebrochen,  der  sich  wie  tin 
Keil  in  das  portugiesische  Gebiet  einschiebt.  Der  An- 
führer des  Aufstandes  ist  der  Häuptling  Maiaka.  Eine 
portugiesische  Streitmacht  von  200  weissen  Soldaten, 
2000  Sepoy  und  4000  Trägern  unter  Major  Machado 
kommt  in  Chiromo,  einem  englischen  Grenzorte,  an,  um 
mit  den  britischen  Truppen  vereint  gegen  jenen  Häuptling 
vorzugehen,  der  beiderseitiges  Gebiet  bedroht,  und  dessen 
Gegend  dauernd  zu  besetzen.  Die  Operationen  sollen 
sofort  beginnen. 

Madagaskar.  In  der  Gegend  von  Ivongo  (?)  -hat  ein 
Aufstand  stattgefunden.  Die  Stellungen,  in  denen  sich 
die  Aufständischen  verschanzt  hatten,  wurdtn  nach  zwei- 
tägigem Kampfe,  wobei  auch  die  eiu'opäischen  Truppen 
Verluste  erleiden,  genommen,  und  die  .aufständischen 
wurden  zerstreut. 

Maskaronen.  Auf  den  Inseln  Mauritius  und  Reunion 
ist  die  Beulenpest  ausgebrochen ;  die  Mehrzahl  der  Er- 
krankungen verläuft  tödtlich. 

Australien. 
Samoa.  Die  Arbeiten  der  Samna-Commission  nehmen 
einen  befriedigenden  Fortgang.  Der  Oberrichter  Chambers 
lädt  die  Mataafahäuptlinge  in  bürgerlichen  Streitigkeiten 
vor  das  Gericht,  und  da  sie  ihm  offen  Trotz  bieten, 
ersucht  er  die  Commissare,  sein  Ansehen,  wenn  es 
nöthig  sein  sollte,  durch  die  Kriegsschiflfe  zu  wahren; 
da  die  Commissare  dies  ablehnen,  gibt  Chambers  seine 
Entlassung  und  reist  ab.  Die  Entwaffaung  beider  Parteien 
geht  rasch  vor  sich,  und  die  Commission  verspricht  den 
Eingeborenen  eine  Entschädigung  für  die  Auslieferung 
der  Wafien.  Die  Anhänger  Tanu's,  die  entgegen  den 
Abmachungen  mit  der  Mataafapartei  und  gegen  den 
Befehl  der  Commission  in  der  Stärke  von  ungefähr 
1000  Mann  auf  der  als  Regierungssitz  geltenden  Halb- 
insel Mulinuu  bei  Apia  zurückgeblieben  waren,  räumen 
diesen  Platz.  Tanu  soll  demnächst  auf  eine  der  Fidschi- 
Inseln  deportirt  werden.  Die  zu  Mataafa  stehenden 
Häuptlinge  haben  mit  denen,  die  mit  Malietoa  Tanu 
gehen,  an  Bord  des  amerikanischen  Kreuzers  «Badger«  in 
Gegenwart  des  deutschen,  des  englischen  und  des 
amerikanischen  Commissars  eine  Zusammenkunft,  in 
deren  Verlauf  sie  mit  Handschlag  Frieden  schlits<en. 
Zwischen  Mataafa  und  Malietoa  soll  ebenfalls  eine  Zu- 
sammenkunft in  Gegenwart  der  drei  Commissare  statt- 
finden. Beide  Parteien  kehren  ruhig  in  ihre  Dorfer 
zurück,  um  das  Vorgehen  der  diei  Mächte  abzuwarten 
Nichtsdestoweniger  findet  bei  Safata  im  Di»tricte  von 
Suatelis  ein  Kampf  statt,  wobei  ein  Häuptling  aus  dem 
Anhange  Malietoa 's  tödtlich  verwundet  und  zwei  andere, 
darunter  der  Sohn  von  Suatelis,  getö<itet  und  drei  ver- 
wundet werden.  Die  Kriegsschiffe  «Tauranga«  und  »Cormo- 
lan«  verhaften  drei  Häuptlinge  und  bringen  sie  nach  Apia, 
wo  sie  vor  das  Obergericht  gestellt  werden  sollen.  Die 
Anhänger  Mataafas  stellen  Gründe  gegen  die  Abschaffung 


96 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


des  Königthums  auf  und  haben  die  Zuversicht,  es  dahin 
zu  bringen,  dass  die  Angelegenheit  noch  einmal  erwogen 
wird.  Die  Commissare  berufen  die  Vertreter  beider 
Parteien  zusammen,  um  über  die  Regierungsform  zu 
berathen;  Mataafa  selbst  willigt  in  die  Abschaffung 
des  Königthums  ein.  Die  Commission  tritt  für  die  Er- 
nennung eines  Verwalters  ein,  der  nicht  Angehöriger 
eines  der  drei  Schutzstaaten  sein  und  dem  ein  aus 
Vertretern  der  drei  Mächte  gebildeter  Rath  zur  Seite 
stehen  soll;  den  Oberhäuptlingen  soll  eine  ausgedehnte 
Vollmacht  in  den  ihnen  unterstellten  Bezirken  gegeben  und 
ein  aus  Eingeborenen  bestehender  Rath  gebildet  werden, 
worin  die  einzelnen  Bezirke  vertreten  sind,  und  der  in 
Apia  tagt.  Das  Kriegsschiif  »Porpoise«  verlässt  Samoa. 
Karolinen.  Der  König  und  die  Häuptlinge  der  Karolinen- 
insel Kusai  richten  an  die  Vereinigten  Staaten  eine  Bitt- 
schrift, worin  sie  um  die  Angliederung  der  Insel  an  die 
Vereinigten  Staaten  bitten. 


MISCELLEN. 

Wei-hai-Wei.  Ein  Bericht  des  britischen  Consulates 
in  Tschifu  macht  folgende  Mittheilungen  über  die  vvirth- 
schaftlichen  Aussichten  der  englischen  Flottenstation 
Wei-hai-Wei:  Man  kann  die  commerciellen  Aussichten 
Wei-hai-Weis  keineswegs  mit  denen  Hongkongs  ver- 
gleichen, das  sich  binnen  60  Jahren  aus  einem  Fischer- 
dorfe  zu  einem  grossartigen  Handelsemporium  ent- 
wickelte." Hongkong  liegt  am  Ende  eines  Systems  weit- 
läufiger Wasserstrassen,  einen  Tag  Dampferfahrt  von 
einer  Millionenstadt,  am  Rande  eines  reichen  und  dicht- 
bevölkerten Flussdeltas.  Dagegen  ist  Wei-hai-Wei  der 
entlegenste  Punkt  einer  bergigen  Halbinsel,  fern  von 
irgend  welcher  Fluss  verbin  düng  mit  dem  Binnenlande, 
meist  ohne  Strassen,  inmitten  einer  Zone  landbau- 
treibender  Bevölkerung  ohne  grössere  Städte.  Im  Süden 
liegt  Kiaotschau,  für  den  Handel  ausserordentlich  günstig 
gelegen  und  mit  Aussicht  auf  Eisenbahnverbindung  mit 
dem  Hinterlande.  Vier  Stunden  Dampferfahrt  westlich 
von  Wei  hai-Wei  liegt  Tschifu,  von  Natur  aus  für  den 
Handel  kaum  günstiger  gelegen,  der  aber  als  langjähriger 
Vertragshafen  feste  commercielle  Verbindungen  mit  dem 
Hinlerlande  besitzt.  Falls  man  annimmt,  dass  der 
Handel  noch  eher  den  Eisenbahnen  als  der  Flagge 
folgen  werde,  sind  die  Aussichten  des  deutschen  Kiao- 
tschau und  des  russischen  Talicnwan  günstiger  als  die 
Wei-hai-Weis.  Das  England  zufallende  Territorium,  zehn 
Meilen  um  Wei-hai-Wei  herum,  ist  hügelig  und  wenig 
fruchtbar,  bepflarzt  mit  den  in  Shanlung  gebauten 
Cerealien,  Weizen,  Hirse  und  indischem  Korn.  Auf  den 
Abhängen  wächst  die  Zwergeiche,  deren  Blätter  jener 
Raupe  zur  Nahrung  dienen,  welche  die  ,, wilde  Shantung- 
Seide"  liefert.  Die  Cocons  werden  über  Tschifu  ausge- 
führt. Einige  geringfügige  Goldfunde  im  Territorium 
von  Wei-hai-Wei  gaben  zu  recht  sanguinischen  Hoff- 
nungen Anlass.  Die  Abgrenzung  des  Pachtgebietes  vom 
übrigen  chinesischen  Reiche  ging  ohne  Störungen  seitens 
der  Bevölkerung  anstandslos  vor  sich. 

Zur  Erschliessung  Chinas.  Das  k.  und  k.  General- 
Consulat  in  Shanghai  schreibt  in  seinem  Mai- Berichte: 
„In  handelspolitischer  Richtung  verdienen  zwei  wichtige 
Ereignisse,  nämlich  die  Eröffnung  des  neuen  Vertrags- 
hafens von  Santu  und  die  Ertheilung  der  Eisenbahn- 
concession  Tientsin-Chinkiang  besonders  erwähnt  zu 
werden.  Der  neue  Hafen  von  Santu,  welcher  von  der 
chinesischen  Regierung  als  Vertragshafen  eröffnet  wurde, 
liegt  an  der  Südseite  der  gleichnamigen  Insel  in  der 
Samsahbucht,  45  Meilen  nördlich  von  der  Mündung  des 
Min-Flusses;  die  Hafenbucht  ist  etwa  eine  Meile  lang, 
aber  sehr  flach,  Schiffe  sollen  jedoch  unmittelbar  vor 
derselben  einen  guten  Ankerplatz  finden.  Der  Hafer  ist 
besonders    geeignet    für    die  Verladung    des  Thees  und 

VtrantwortUcber  Redictenr:  R.  ▼.  R0G8SLEB. 


anderer  Producte  aus  den  angrenzenden  Districten  von 
Ninghai,  Fu  ning,  Fu  an  etc.  Die  geographische  Lage 
kann  jedoch  nicht  als  sehr  günstig  für  den  internationalen 
Handel  bezeichnet  werden,  und  vorläufig  ist  auch  kaum 
zu  erwarten,  dass  sich  europäische  Kaufleute  in  diesem 
neuen  Vertragshafen  dauernd  niederlassen.  Was  die  oben- 
erwähnte Eisenbahnconcession  anbelangt,  so  wurde  am 
24.  Mai  1.  J.  durch  ein  kaiserliches  Edict  der  Vertrag 
bestätigt,  welcher  betreffs  der  Tientsin-Chinkiang-Eisen- 
bahn  zwischen  der  chinesischen  Regierung  und  den  Ver- 
tretern der  deutschen  und  englischen  Consortien  am 
i8.  Mai  abgeschlossen  worden  war.  Aus  den  Bestimmungen 
des  Vertrages  geht  hervor,  dass  Betrieb  und  Verwaltung 
der  Strecke  von  Tientsin  bis  zur  Südgrenze  von  Shan- 
tung  in  deutschen  Händen  sein  wird,  während  die  Strecke 
von  der  Südgrenze  Shantungs  bis  zum  Yangtse  unter 
britischer  Verwaltung  stehen  soll." 

Elektrische    Bahnen    In   Ostasien.    Am    24.  Juni 

wurde  in  China  die  erste  elektrische  Strassenbahn  zwi- 
schen dem  Pekinger  Bahnhof  Machiapu  und  dem  Süd- 
thor Yungtingmen  von  Peking  eröffnet.  Diese  war  be- 
dingt durch  die  ungünstige  Lage  des  Pekinger  Bahn- 
hofes Machiapu,  welcher  etwa  6  km  vom  ungefähren 
Mittelpunkte  der  Stadt  entfernt  liegt  und  bisher  mit  ihr 
nur  durch  eine  höchst  mangelhafte,  unerträglich  staubige 
Landstrasse  verbunden  war.  Die  Projectirung  und  der 
Bau  der  elektrischen  Bahn  wurde  der  Firma  Siemens 
&  Halske,  Actiengesellschaft,  Berhn,  übertragen.  Die 
ganze  Anlage  fand  ungetheiltfes  Lob. 

Am  26.  Mai  konnte  endlich  der  Betrieb  der  elektri- 
schen Bahn  in  Siiul  eröffnet  werden,  und  schon  ist  man 
dieser  neuzeitlichen  Errungenschaft  überdrüssig.  Gleich 
nach  der  Eröffnung  wurde  —  wie  der  „Hbg.  Corr." 
mittheilt  —  ein  Kind  überfahren,  wodurch  grosse  Auf- 
regung und  Empörung  entstand.  Das  Volk  sammelte 
sich  in  Rotten,  griff  die  Führer  und  Schaffner  der  Bahn 
an  und  misshandelte  sie.  Viele  derselben  trugen  Ver- 
letzungen davon.  Die  Wagen  wurden  mit  Petroleum  be- 
gossen, angezündet  und  Alles  demolirt  und  vernichtet. 
Die  Betriebsleitung  erbat  militärischen  Schutz  für  den 
weiteren  Verkehr,  der  aber  abgelehnt  wurde.  Sie  wandte 
sich  deshalb  an  die  Polizei,  aber  auch  diese  ist,  da 
etwa  260  Schutzleute  hiezu  erforderlich  sind,  wegen 
fehlender  Mittel  nicht  in  der  Lage,  Hilfe  zu  leisten. 
Weitere  Nachrichten  fehlen. 
foEine   indische  Version   des  Hero  und  Leander-IMotivs   ist   die 

dilgende  von  der  „Frankf.  Ztg."  mitgetheilte  Volksgeschichte, 
e  im  Pendschab,  besonders  in  Labore,  sehr  beliebt  ist :  In 
einem  Dorfe  Namens  Naryala  lebte  ein  Töpfer,  der  eine  schöne 
Tochter  hatte,  Soni  geheissen;  Izzad  Beg,  ein  reicher,  junger 
Kaufmann,  erblickte  sie  einst,  als  er  sich  gerade  die  Waaren  des 
Töpfers  besah,  und  hielt  bei  ihm  um  die  schöne  Soni  an,  doch 
der  Vater  wies  ihn  ab.  Da  nahm  er  all  sein  Gut  zusammen, 
verkaufte  es  und  legte  die  Tracht  eines  armen  Fischers  an, 
worauf  er  jeden  Tag  die  Familie  des  Töpfers  mit  Fischen  versah. 
Seine  Wohnung  aber  befand  sich  auf  dem  anderen  Ufer  des 
Stromes,  über  den  er  jedesmal  in  einem  grossen  irdenen  Krug 
setzte.  Einmal  fing  er  jedoch  nichts,  und,  verzweifelt  hierüber, 
schnitt  er  sich  ein  Stück  Fleisch  aus  seinem  eigenen  Körper, 
briet  es  und  überbrachte  es  seiner  geliebten  Soni.  Diese  merkte 
den  andersgearteten  Geschmack  und  tadelte  Izzad  Beg,  dass  er 
ihr  einen  schlechten  Fisch  gebracht  hätte.  Da  gestand  er  ihr 
Alles  ein,  und  voll  Bewunderung  für  seine  starke  und  treue 
Liebe  willigte  sie  ein,  ihm  seine  Besuche  zu  erwidern,  indem  sie 
hiezu  ebenfalls  einen  irdenen  Krug  benutzte.  Inzwischen  hatte 
aber  ihr  Vater  entdeckt,  wer  der  arme  Fischer  war,  und  io^l 
Stillen  beschlossen,  ihn  aus  dem  Wege  zu  räumen.  Er  ver-^| 
tauschte  zu  diesem  Zwecke  des  Nachts  den  irdenen  Krug  Izzad 
Beg's,  den  dieser  für  gewöhnlich  am  Ufer  stehen  liess,  um  ihn 
zur  nächsten  Fahrt  bereit  zu  halten,  mit  einem  Krug  aus  un- 
gebranntem ThoD.  Zufälligerweise  war  es  aber  Soni's  Krug,  die 
gerade  ihrem  Geliebten  einen  Besuch  abgestattet  hatte,  so  dass 
sie  bei  der  Heimkehr  mitten  im  Strom  ertrank.  Beim  Unter- 
gehen erkannte  sie  den  bösen  Streich  ihres  Vaters  und  ver- 
fluchte ihn  und  das  Dorf.  Ihr  Geliebter  nahm  sich  aus  Kummer 
das  Leben,  ebenso  ihr  Vater,  als  er  seines  Irrlhums  gewahr 
wurde,  und  der  Strom  schwoll  an  und  erfüllte  Sonis  Fluch, 
indem  er  mit  seinen  Fluthen  das  Dorf  fortriss. 


CU.  RBISSBR  &  M.  WBKTBKBR,  WISN. 


inv 


OESTERREICHISCHE       (^g  805'f 


MonatssfhriÖ  für  ben  #rimt. 


XXV.    JAHROANO. 


WIEN,   AUGUST  1899. 


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866 

9*7 
700 

286 

603 

1125 

700 


825 
917 
988 
1008 
215 
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ab  Wien       an 

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^Oörz  .  . 
Venedlf; 
Mailand 
Florenz 

4  Rom   -   . 

an  Neapel  . 


an 

915 

ab 

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815 

657 

210 

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1110 

ab 

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850 
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800 
710 

10»5 
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301 
930 

11»5 


9« 
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259 
315 
369 
509 
586 
416 


ahWien an 

anVUlach    .......  ab 

^  Bozen-Ories 
^  Heran 

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1051 

421 
300 

319 

247 

107 

1250 

239 


Ungarn -Tirol. 


Brennar-Route. 


*1145 

1110 

76. 
1236 

205 
1125 

113 
1125 

1042 
850 

955 

1125 

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30» 

109 

413 
535 

714 
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789 

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abBerlin an 

^  Frankfurt  a.  M. 


y  Leipzig 
I  Dresden        ...     , 

i  UUnchein ^ 

ab  Innsbruck an 

aDBozen-Ories     ...  ab 


I       312 

i        613 


si^  Trlent . 
Verona 
Mailand 
Florenz 
Rom  .   . 

an  Neapel    . 


■  ab 


610 

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31» 

613 

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433 

841 

1240 

530 

838 

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717 

1235 

500 
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259 

739 

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München 

Bozen- Oriee    .   .   . 

Meran 

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1145 

105^ 

309 

1185 

421 

300 

319 

247 

107 

1250 

233 


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mal, bis  Venedig  zweimal  wöclientlicb. 


Montag 

n 

Dienstag 
Mittw. 


IQOO 

401 

lino 

1124 
1058 


ab  London an 

yOstende + 

I  WlenS.-Bhn X 

anAbbazia ab 

anTrieat ab 


450 

1005 

645 

531 

610 


92» 

615 


Freitag 

> 

Donnerst. 

Mittw. 


ti 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


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Du  V.  Jabrgaag  dei  „Zoll-Compui"  wird,  gleichwie  der  III. 
betieboDgiweise  der  Erg2nzuagiband  deuelben  (IV.  Jahrgang 
litftrungswtise  lur  Publication  gebracht,  and  die  einielDea  Liefe- 
mngen  erscheinen  nach  Maasigabe  der  eintretenden  Verinde- 
rungen  in  den  betrefTenden  Zolltarifen. 

Der    gestellten     Ad  (gäbe,     die     für     nnseren     Aosienbande 
wichtigsten    Länder    saccessive    in    den    Rahmen    dieses   Jahr* 
bnches  einzubezieheo,  wird  der  erscheinende  V.  Jahrgang  durch 
Nenanfnahme  der  ZoIlUrife  der  australuchtn  Coloniin,  ffUd*r. 
ländiseh- Indiens  nnd  der  Philippinin  entsprechen. 

Von  dem  in  2o  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  siad 
j  bisher  12  Liefernngen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  »on 
RumSnien,  Argentinien,  Rassland,  Britiscb-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oesterreich-Ungam,  Schweden,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  Auflage),  Deutschland,  Frankreich, 
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durch  E.  S  Mittler  &  Sohn,  Berlin  S.  W.  11,  Kochstrasse  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Museums. 


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Verlage  des  k.  k.  österr.  Handels-Museums 
erscheint  jeden  Donnerstag  die  volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

mit  der  Beilage 

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Probeheft«  und  Prospekte  gratit  durch 

Jede  Buchhandlung. 

Verlag  de»  Bibliographischen  Instituts,  Lsipiig. 


LEXIKON 


Mit  1088  Blldertafeln  u.  Karttnbtilagtn. 


ailtig  Tom  1.  Jäni^er  1899 
bis  auf  Weiteres. 


JTaörpIan  beji  „4^cftcrrclcö<f4fn  IClopö* 


bl«  Ml  W< 


ooEA.isnscH:ER  iDiErrsT. 


Indien— China— Japan. 

Drei7.«liii  KRhrleu  von  Triebt,  re^p  FUinie 
mit  HorühriinK  de*  lUfen  Tort  Said  Snex,  Aden, 
Kai-rai-bi,  Itoiubay,  ('oloiubn,  Penantir,  Slngapor«, 
Ilonukong,  Si'Ni  )tli:ii.  Vnkoi  AiiuL  (dicHn  be  den 
Häfen  werden  Riten  an v  nur  ii'di»!i  r wellen 
MoiiHt  ItoriUiit  iiii'i  K'tie.  Auf  der  Autfahrt  kann 
Venedl)}  faoultativ  anoelaufen  werden.  An^cblnss 
in  Bt)iu)>ay  »n  die  Danipier  der  dlitu'ien  Linie 
TrloMt  KonibHV.  —  In  den  Zwt8elieiib&teti,  Bom- 
bay aiiüftenttionien,  kfinnen  Attfabtteu  und  A**- 
kllnfte  frülier  oder  später  e'  folgen.  Der  Auf' 
entlialt  In  flume  auf  der  RUrkrabrt  kann  um 
die  fflr  die  La<le-  und  Umla  lettperatloi  en  nMbiKP 
/.elt  verlängert  odc  verkürzt  wer<len.  Autter 
den  oben  heceiebneten  lIAfon  kJtuneu  lowobl 
auf  der  Hin  ala  laif  der  KQckfabrt  andere 
»hellen  Chlnaa  oder  Japaua  oder  Manila  be< 
rttbrt  werden. 


Direoter  Dienst  Trieat— Bombig. 

Abfaiirt  v»D  'Irlest  am  S.  der  Monat«  Jänner, 
Feb  uar,MKrR  und  am  lä.  Man;  femer  atn  3.  der 
Mnnate  April,  Mal,  Jni,  («eptember,  Oetober, 
November  uml  Itcrember,  mli  Berflbiuitff  der 
H«feti  Tort  Said.  S.i,.'.  .Vden,  Hombay.  —  Ol« 
Ankflnfie  und  Abf4brien  In  den  Zwiactienbäten 
ktSunen  verfrflbi  oder  ^ernitäie'  wor-'eD,  .iM^ch 
tibne  dai  Ulneräriiitiii<')t.-  Klnirrn<n  in  <ieii  Knd- 
hkftiii  au  beelnträobtiK*  '<■  An^rbiusit  >n  1t,.i,  b^r 
In  beiden  Klobtnngen  »n  die  Dam^'fer  d<T  mdo 
Cbina  J«p*o*LlBle. 

Trieat- Caloitta. 

Abfabd  von  T'  ett  am  16.  de  Moeaie 
JUnuer,  Kebpflox,  April.  Junl^  Auicaiit,  Sepien- 
b«r^  Oetober,  Nuveuiber,  l>«eenbermti  BfiOh^ang 
der  Häfen  Flume.  Poit  8«i<l,  Saei,  Maaaaaa, 
Aden,  Bombay,  Culombo,  CaleotU.  Aui  den  IIU- 


nnd  RArkfahrten  kAaftea  Oeowid«,  Ma4f%a  «»4 
andere  Hftfea  der  <\iroaaii4clKtai«  «u««laalte» 
werden.  A«f  riea  Rflckfabt«a  Ut  d-* 
der  Bvrmoaleoben  Ketahifra  aowie 
■eballett  d*«  Rotben  nsd  AdrUliarWa  Mi 
faonlut'V.  DikM  Aalaafett  wa  Heaby 
Maaa^ua  aof  dea  Miaf-brtan  aad  vo«  ▼• 
anf  den  Rflckfalinen  Ut  b*l  allva 
UUr. 

Mercantildienat  nach  Brasilie«. 

OemeiaaobafUdtettflt  aiit  der  «A4r1a*.  Tea 
Trieat,  raap.  Flame  )e  »lae  Abtebrt  la  daa  M»< 
aaiva  Jänaer.  Kebr«ar.  Märt.  AprU.  Mai,  d*e4 
AbCahrtro  In  Jali.  xwel  Abfahrtea  i«  Aagaal, 
awai  Abfabrtan  im  8«pi«mber.  swel  Abfebriaa 
Im  Oetober,  ela*  Abfahrt  Im  NoTember  aad  etoe 
ImDeaember.  Harabmag  der  Htlba  ^raaaabaea, 
Babta,  Rio  da  Jaa^iro  aad  Saala^ 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT 


Oiltlg  vom  1.  janner  1899 
bis  auf  Weiteres. 


iFa^rplan  ixtp  „d^eftcrrciriöiirtjEii  IClapb*' 


Giln«  voml.  Jftnnerl89!) 
bis  anf  Weitere«. 


iDiEisrsT  ixwc  -A-iDaFti-Ä-ariscuErT  ^s^ceere. 


Beschleunigte  Elllinie  Triest— Cattaro. 

Ab  Trieit  jeden  Donnerstag  10  Ubr  Frfib, 
iu  Oattaro  Freitag  18  Ubr  Mittaga,  berühr.: 
Pola,  Zara,  Bpalato,  Gravona. 

Retour  ab  Cattaro  Freitag  2V'i  Uhr  Nachm., 
m  Triest  Samstaf   5'/,  Uhr  FrOh. 

AnschluBs  in  Triest  an  die  Eilzüge  von  nnd 
nach  Wien. 

ÄDBi-bluBs  auf  der  Hinfahrt  in  SpafatO  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovich  A  und  in  Cat- 
taro an  dieHinfahrt  der  Dalmatlnlsch-Albaneslschen 
Linie  nach  Bari  nnd  Brindlsl. 

Linie  Triest— Metkovich  A, 

Ab  Trieit  jeden  Mittwoch  1  Ubr  Früh,  In 
Metkovich  Freitag  4^,  Ubr  Nachm.,  berühr.: 
RoTignOf  Pola,  Lusninpit-colo  ,  Zara,  Zaravecchia, 
Sebenico,  Trat^,  Spalato,  8.  Pietro,  Almissa, 
Gelsa,  8.  Martine,  Macarsca,  Gvadaz,  S.  Giorgio 
dl  Lesina,  Trapano,  Fort  Opu». 

Retour  ab  Metkovioh  jeden  Sonntag  8  Übr 
Früh,   Sil  Triest  DiensUg  1'/,  Ubr  Nachm. 

Änschlnssauf  der  Hinfahrt  In  Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest— 
Cattaro. 

Linie  Trlest-Metkovlch  B, 

Ab  Triest  K-ie.o  Samstag  7  [ilir  FrQb,  In 
jletkovich     Montag    5    Ubr    Nachm.,    berflhr. : 


Pola,  Luseinpiccolo,  Zara^  ZlariU}  Sebeuico, 
RogoalnzEa,  Traft,  Bpalato,  8.  Ff^tro,  Poatlra, 
Almbisa,  Puclscbie,  Maoaraca,  8.  Giorgio  di  Le- 
stna,  Trapano,  Gradaz,  Fort  Opus. 

Hetonr  ab  Metkovich  jedeu  Mittwoch  8  Uhr 
Früh,  in  Triest  Freitag  6  Ubr  Abends. 

AnschluBS  anf  i\-t  Kflrkf«lirt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalmatlnlsch-Albaneslschen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Triest  jeden  Montag,  MittTrocb  and 
Freitag  nm  Mitternacht,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6*,|  Uhr  Früh. 

Retour  ab  Venedig  jeden  Montag,  nittnstHK 
und  Freitag  11  Uhr  Naobts,  Ankunft  In  Triest 
den  darauffolgenden  Taf  ß>  ,  Uhr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

AbPota  jeaHu  Mittwochs'/,  Ubr  Nachmittags, 
tu  Zara  Donnerstag  5  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
Oherso,  Rabaz,  Malinsck,  Veglia,  Arbe.  LnuHln- 
grande,  Novaglia,  VRlc>|84tone,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Soantatr  ßi/,  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  Früti 

Dalmatinisch-Alt^anesische  Linie. 

Ab  Triest  jeden  ptenstag  7  Uhr  Früh,  In 
Cattaro  Donnerstag  1*/,  Ubr  Abends,  berühr.: 
Uovigno,  Pola,  Lussinpfccolo,    Selve,    Zara,  Se- 


benico,  Spalato^  Milni, 'Lesina,  Cnrzolaf  Gravosa, 
CasteInnoTo,  Teodo  nnd  Rlsano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Montag  11  Ubr 
Vorm.,  in   TrIest  Mittwoch  6  Uhr  Abends. 

Anscbluss  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerknng.  Diese  Linie  wird  von  CattarO 
nach  Bari.  Brindlsl,  Antlvarf,  Dulclgno,  Hedua 
Durazzo,  Valona,  Santi  Quaranta.  Corfu  u  nd 
Santa  Maura  verlängert..  Auf  derRfickfahrt  von 
Bari  und  Brindlsl  AnschiuBs  in  Cattaro  nach 
Dalniatien  mit  der  rfl^kkebrenden  Dalmatinisch- 
Albaneslsohen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  jenen  Freitag  7  Uhr  Frflh,  in 
Bplzza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Lasginpiccolo,  8elve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Traä,  Spalato,  Ca- 
rober,  Münä,  Gittavecchia,  Lesina,  Lissa,  Comlsa, 
Vallegrande.  Curzola,  Oreblcb,  Terstentk,  Meleda, 
Gravosa,  Ragusavecchia,  CantelnuoTO,  Teodo. 
Perasto-Risano,   Perzagno,  Cattaro,    Budua. 

Retour  ab  Spizza  jedt^n  M{ttwocl>  11'/,  Uhr 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  roögltcb 
w&re,  wird  in  Megline  angelegt 


Il.E'V-A.rTTE-     XJISriD     :^d:iTTELI^EEIt-I>IElSrST. 


Eiilinie  Triest— Aiexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  12  Uhr  Mittags, 
in  A  lexandrien  Sonntag  6  Uhr  Früh  über  Brindini. 
Rückfahrt  von  Alexandrlen  jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschluss  inAluxandrienan  dieSyriscb-Cara- 
tnanische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anscblnsse  in  Triebt  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  Luxuszuges  Ostende— Wien— Triest 
nnd  in  Brindlsl  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzng 
von  U  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Aiimerkung.  In  den  Monaten  März,  April, 
Mai  und  Juni  wird  auf  der  Rückfahrt  zwischen 
Brindlsl  urd  Triest  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  angelaufen. 

Vet-bindung  zwi'^cheo  Fl<>me  und  Alexandrlen 
über  Triest  mit  der  Griechisch-Orientalischen  und 
der  Thessallschen  Linie  A. 

Syriscii-Caramanlsche  Linie. 

Wöchentlich  vom  September  bis  Ende  März; 
vierzehntägig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrlen  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
in  Oonatantinop«!  zweitnächsten  Sonntag  5  Ubr 
Früh  Über  F'ortSaYti,  Jatfa,  Caifa,  Beirut.  Tripolis, 
Lattachia.  Alexardrette,  Meryna,  Rhodns,  Kbios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constantlnopel  Sonntag**)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrlen  zweitnächsten  Donnerstag 
fi  Uhr  Früh. 

•)  Am  3.,  10  ,  17.,  24.  und  31.  Jänner,  7., 
14,,  21.  und  S-i.  Februar,  7,  14,  21.  und 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  30.  Mai, 
13.  uufi  27.  Juni,  11.  und  25.  Juli,  «.  und 
22.  August,  5.,  12.,  39.  und  26.  September,  3., 
iO,,  17.,  24.  und  M.  October,  7.,  14,,  21.  nnd 
28.  November,  5.,  12-,  19.  und  2B.  December. 

*•)  Am  1.,  8..  l.'>.,  22.  und  29.  Jänuer,  5., 
12  ,  19.  und  2(i.  Februar,  5.,  12  ,  19.  und  2fi.  März, 
2.,  16.  und  30.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  und 
2.5.  Jnnl,  9.  und  23.  Juli,  6.  nnd  20.  August,  3., 
10.,  17,  und  24.  September,  1.,  8„  1.^.,  22.  und 
89.  October,  .5.,  12.,  19.  und  26.  November,  »., 
10.,  17.,  24.  und  31.  December. 

AnsrhluBS  in  Alexandrlen  an  die  Rillinie 
Triest  — Alexandrlen.  Rowohl  auf  der  Hin-  ala  auf 
der  Rückfahrt  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
Septembet*  big  Ende  März)  auf  fi»"  Hinfahrt  nscb 
Candlen,  Cerigo  etc.  (Thessalische  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantlnopel. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  11'',  Ubr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  fi  Ubr  Früh  über 
Brlndisi,  Sti.  Quaranta.  Corfu,  Patras,  Piräns, 
Dardanellen.  RUckfabrt  von  Conttantlnopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  sn  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

AnschlnsH  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt naci>  Albanien  un«!  Dalmatlen  (Dalmatinlsch- 
Albaneslsohe  lilnie,  Rüclttahrt),  weiiers  in  Corfu 
oder  Santt  Quaranta  aus  Albanien  n»cb  Triest 
fLinieTriest— Constantlnopel,  KU.  kfah  t);  In  Corfu 
auf  der  Jlinfabrt  a-i  d^e  Linie  Corfü- Prevesa  ;  in 
PIräuS  sowohl  Auf  dt*r  Hin-  als  auf  der  Rfiok- 
fabrt,  an  din  QHechlsch  Orientalische  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nncb  Candien  etc.  (Thessalische 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantinopel— Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Samstag  12  Uhr 
Mittags, in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  berührt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Fr#'itag  6  Ubr  Abends,  in  Constantinopp] 
Mittwoch  2  Uhr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Tänle  Constantinopel  — 
Odessa  und  der  Donaulinie. 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantinopel  ab  j^dpn  Donnerstag  S  Uhr 
"^Jachni-.in  Odesfis  Moutag  9  Uhr  Früh,  l.prlihrend  : 
Burgas.  Varna,  Costan^a.  I^ückfabrt  <b  Odessa 
jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel 
Mittwoch  in  Uhr  ^orm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Naehm.,  InConstantinopel  zweitnächsten  Mittwoch 


6  Uhr  Früh,  berührend:  Fiume.  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräns,  Syta,  Vathy,  Khios« 
Smyrna,  Cesmd.  Mytilene,  DardaneÜRU,  Gallipoll. 
Rückfahrt  ab  Constantlnfpo!  jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Uhr  Nachm.,  ip  Triest  sweitnäcbsten 
Sonntas!    11   Uhr  Vorm. 

*)  Am  1..  l.n.  und  8«.  Jänner,  18.  nnd  26. 
Februar.    12.    und    üfi.    Ilärz,    9.  und  2.'i.  April. 

7.  und  21.  Mai.  4.  und  18.  Juni.  2.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  und  27.  August,  10.  und  24  S'-ptem- 
ber,  8.  und  ^2.  Ocober.  5.  und  IS.  November, 
S..  17.  und  31.  December. 

**)  Am  9.  und  23.  Jänner,  6.  un  1  20.  Febmar, 
6.  und  20.  März,  3.  unj  17.  April,  1..  1.^.  und 
29.  Mai,  12.  und  2«;.  .luni,  10.  und  24.  Juli,  7. 
und  21.  Augnst,  4.  und  l"*.  September,  8.,  1''. 
und  30.  October,  13.  und  27.  November,  U.  und 
25.  December. 

Anschluss  in  Pi'äas  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  ai(f  der  Hin  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Sn^yrna  auf  der  Rückfahrt  nach 
Cat'dien  etc.  (TheusAliifthe  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  in  den  B^onaten  vom  Septe  i  ber 
bis  Ende  März  auch  anf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanleu  uitd  Syrien  (SyrUph-CaramRiisc' e 
TJuie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel — Odessa 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB,  In  (\en  Monaten  December,  Jänner  und 
Felirnar  wiid  diese  Linie  nur  hU  Smyrna  ge- 
führt werden.  Di*^  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Redarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwisci  enFiunie  und  Alexandrlen 
über  Trie-t  mit  de-- KiUioie  Tri-st- Alexandrlen. 

Griechisch-Orientalische  Linie  B. 

Von  Triest  »h  'eden  Kweitt-n  Sonntag*)*  Uhr 
Nachm.,  in  (^ouHtantinojtfll  /weitnächsten  Mitt- 
woch 6 'Ihr  Früh.  berfihr«»pd:  Flu  n.e.  Corfu.  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräns,  Syra,  Kbios.  Smvrui». 
Vathy,  Ceam^.  Mytilene,  Dardanellen,  Gallipoll 
Rückfabrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Nachm.,  in  'iVient  zw«>it- 
nächsten   Sonntag   II    Ubr  Vormittags. 

*)  Am  8.  und  2  '  Jäpner,  5.  und  19,  Februar, 
5.  und  19.  März,  2.,  16.  nnd  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  .'unl,  9.  und  2;{.  Juli,  6. 
nnd  20.  August,  3.  und  17.  September,  ).,  i5. 
nnd  29.  October,  IS.  und  26.  November,  10.  und 
24.  Decmber. 

♦*)  Am  2.,  16.  nnd  SC  Jänner,  13.  und  27. 
Februar,    13.    und  27    März,    10.  und  24.    April^ 

8.  und  22.  Mai,  ö.  und  JH.  Juni,  3.,  17.  nnd  31. 
Juli,  14.  und  28.  August,  II.  und  25.  September, 
9  und  23.  October,  6.  und  20  November,  4.  und 
19.  December. 

Anschluss  in  Pirfius  an  die  Eillinie  Trlest— 
Constantinopel  '-owotil  auf  de-  Hin-  als  anf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  in  den  Mouaien  vom  Sep- 
tember his  Ende  März  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanien  und  Syrien  (Syrlsch-Carramanlsche 
Linie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa, 
sowie  an  die  Donaullnlo. 

NB.  In  den  Monat'-a  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiunne  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Flumfl  und 
Alexandrlen  über  Triest  mit  der  Eilliniu  Triest — 
Aiexandrien. 

Donaulinie. 

Von  Constantinopel  jeden  Donnersug  12  Ubr 
Mittags,  in  Ualatz  Dienstag  7  Ubr  Früh,  berühr.: 
Burgas,  Varna,  CoHtanza.  Sulina.  Braila.  Rück- 
fahrt von  Qalatz  jeden  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  in 
Constantinopel  Sonntag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  Griechisch- Orientalischen  und  der 
Syriscb-Caramanischen  Linie. 

Thessalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Donnerstag*} 
'1  Ubr  Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten 
Donnerstag  6",  Ubr  Früh,  berührend:  Piume, 
Valona,  Medua.  Sti. Quaranta.  Corfu,  ArgostoU. 
Zante,  Canea,  Rethymo,  Candien,  Pirsus,  Volo, 
Halonicb,Cavalla,  Lagos,  Dedeagh,  Dardanellen, 


Gallipoll,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
ieden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Uhr  Früh. 

♦)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  und  16  Fe- 
bruar, 2.,   16.  und    SO.  März,    13.  nnd  27.  April, 

11.  nnd  25.  Mai.  8.  nnd  22.  Juni,  6.  und  20.  Juli, 
.".,  17.  und  31.  August.    U.  nnd   28.  September. 

12.  nnd  26.  October,  9.  und  23.  November.  7. 
und  21.  December. 

**)  Am  14.  und  28.  Jänner.  11.  und  2.5.  Fe- 
bruar, 11.  und  25  Märr.,  ft.  und  22.  Apill.  6. 
und  20.  Mai,  3.  und  17.  Juni,  1.,  1.1.  und  29.Jnli. 
M.  und  26.  Augnst,  9.  und  28.  September. 
7.  und  21.  October,  4.  nndl8  November,  '.  16. 
und  30.  December. 

Anschluss  in  PiräuS  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Sriechlsch-Orlentalische  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weit^rs  im  An- 
schluss an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  sowie  der  Qriechlsch-Orientallsohen 
Linie  A.  In  Constantinopel  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Constantinopel  —  Odessa    sowie  Donaultnie. 

NB.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexan- 
drlen über  Triest  mit  der  Eillinie  TrIest- Alexan- 
drlen. 

Thessalische  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  Honner  tag*)  S  Uhr 
Nachm.,  io  Constantinopel  zweitnächsten  Don- 
neri  ag  fiUhrFrüh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Sil.  Quaranta,  Corfu.  Argostoli,  Zante.  Certiro, 
Canea,  Rethymo.  Candien,  Piräus.  Volo,  Smyrna, 
Salonicb,  Cavalla.  Dedeagh,  Dardanellen,  (ialli- 
polt,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Ubr  Früh,  in  Triflst 
drittnscbsten   Montag    12   Ubr    Mittsgs. 

♦)  Am  li.  und  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe- 
bruar. 9.  nnd  23.  März,  fi.  und  20.  April,  4.  und 
1«.  Mai,  1.,  15.  und  29.  Juni,  13.  und  27  Jnll 
10.  und  24.  Angu^t,  7.  und  21.  September,  rt. 
und  19.  October,  2.,  16.  und  30.  November,  14. 
und  28.  December. 

♦♦)  Am  7.  und  21.  J&nner,  4.  und  18.  Fe 
bruar,    4.  und  18.  März.  1.,  lö.    und    29.    April, 

13.  nnd  27.  Mal,  '0.  und  24.  Juni,  8.  und  22. 
Juli,  5  und  19.  Augnst,  -'.,  16.  nnd  SO.  Seo- 
tember,  14.  und  28.  October,  11.  und  25.  No 
▼ember,  9.  und  23    December. 

Anscblutt-  in  Piräus  anf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Qriechtsoh-Orientalische  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
März.)  auf  der  Rückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrisch- Caramanischen  Linie ;  in  Constantinopel 
an  de  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
die  Donaulinie. 

Dalmatlnisch-Albanesische  Linie. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  In 
Corfu  näcbfltoQ  Mittwoch  9'/»  Uhr  Vorm..  be- 
rührend; Rovigno,  Pola.  Lussiupiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebe'nfco.  Spalato.  Milna,  Lnslna,  Curzola, 
Gravosa,  Castelnuovo,  Te^^do,  Rlsano,  Cattaro, 
Hari,  Brlndisi  (Bari  und  B'indisi  nur  auf  der 
Hinfahrt).  Cattaro.  Antivari,  Dulclgno,  Medna. 
Dura/.z'»,  Valona.  Santl  Quaranta,  Corfu.  Ret-'ur 
^  on  Corfu  Donner«tng  8'/,  Uhr  Früh,  an  Triest 
Mittwo'  h  6  Uhr  Abends. 

Anschluss  in  Cattaro  auf  der  Rückfabrt  von 
Bari  und  Brlndisi  i>acb  Dalmatien  mit  der  rück- 
kehrenden  Dalmatinisch-Albsneslseben  Linie;  In 
Santl  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest — Constantinopel,  sowohl  nach  Tiie-t  al" 
nach  Constantinopel. 

Zweigiinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeden  Freitag  4'  ,  Uhr  Früh, 
In  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Ubr  Nachm.,  be- 
rührend: Sajada,  Parga,  Sta.  Manra.  Rückfahrt  ab 
Preveaa  jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  In  Corfn  den 
gleii'hen  Tag  6'  ,  Uhr  Abends.  Anschluss  in  Corfu 
an  die  Rückfabrt  der  F.illinie  Triest— Conslan- 
ÜDopel  in  beiden  Richinngen. 

Anrackun?.  Eventuelle  Aendernnaen  in  den 
Zwischenhäfen  ansßrenommen  nni  ohne  Haftung 
für  die  Regelmä-sigkeit    des  Dienstes    bei    Con- 
tumaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  sie  e  vor  iert:ehende  Seite.) 


VKRAMTWORTLICHKR  RBDACTEÜR:  R.  v.  ROESSLER 


CH.  REIS8BR  fc  M.  WERTUNER     WEN. 


September    J899. 


Nr.  9. 


OESTERREICHISCHE 


ünatssthriö  flir  bm  #ripiit. 


Herauscegebeo  vom 


I    ♦* 

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K.  K.  ÖSTERKHICIllSCHHN  IIANDBLS-MUSEUM  IN  WIKN.   v  ttCH^^^' 


Monatlich  eine  Nummer. 


VKKI.AO   I>KS   K.   K.  ÖsTKKkKirmsrnKN  HANDRIS-MUSKUMS   in    WlKN. 


Preis  jährt,  ft  fl.      10  Mftrk. 


INHALT:  Aus  rlem  Krtwii  f  7.nm  Denen  Japan Uch an  StrafffesAtAbucb.  Von 
Dr.  jur.  Paul  Hiunn,  Berln.  —  (;hineal«che  FliiHnzverhältniiae.  — 
Wlrlli«phaf  liihe«  aim  Sinn.  —  (^hiie^Uche  Kuli».  —  Chronik.  -  M  I  n - 
cell  u:  Uia  Kovren  rl>-B  Pnllippiiitinkrie^nM.  —  Die  ^StAdifWÜHte"  de« 
Hauran.  —  1  elegrapli  und  Telephon  in  China.  ~  IJIe  uryti'rftUche 
l'olonie.  —  nie  nordafrlkanlHClion  HiVhk-nwohminfiHn.  —  MMrchinUmn« 
fu  *  hlutt  —  Altägyptische  Liebetttlwder.  —  KUenbabaeo  In  Korea.  — 
MesopotamUcbe  Tenfelsanbeier. 


AUS   DEM   ENTWURF  ZUM   NEUEN  JAPANI- 
SCHEN STRAFGESETZBUCH. 

Von  Dr.  jur,  /Vi«/  Brunn,    Berlin. 

Die  japanische  Regierung  hat  vor  einiger  Zeit  den 
Entwurf  eines  neuen  Strafgesetzbuches  pubhcirt,  der  in 
der  nächsten  Session  dem  Reichstage  vorgelegt  werden 
soll.  Da  nach  der  Aufhebung  der  Consulargerichtsbarkeit 
in  Japan  die  Fremden  dem  japanischen  Recht  unter- 
stehen, dürfte  auch  die  Kenntnis-;  des  neuen  Straf- 
gesetzentwurfes von  allgemeinerem  Interesse  sein.  ')  Im 
Folgenden  sollen  einige  Bestimmungen  aus  dem  allge- 
'meinen  Theil  kurz  erläutert  werden.  Für  die  Erkläiung 
verschiedener  schwierigerer  chinesischer  Zeichen  bin 
ich  Herrn  Dr.  jur.  Yamada  Saburo,  zur  Zeit  Herlin,  zu 
Dank  verpflichtet. 

Die  strafbaren  Handlungen  werden  in  Verbrechen 
und  in  Vergehen  eingetheilt,  und  zwar  sind  die  mit 
Todesstrafe,  Zuchthaus,  (Jefängniss,  Aberkennung  der 
bürgerlichen  Ehrenrechte,  Stellung  unter  Polizeiaufsicht 
und  Geldstrafe  bedrohten  Delicte  Verbrechen,  die  übrigen 
(nämlich  die  mit  Haft  und  Geldbusse  be<lrohten)  Ver- 
gehen. • 

Die  Todesstrafe  wird  durch  Enthaupten  im  Inneren 
des  Gefängnisses  vollstreckt,  nachdem  der  Justizminister 
die  Vollstreckung  angeordnet  hat. 

Die  Zuchthaus-.trafe  ist  entweder  lebenslänglich  oder 
zeitig,  und  zwar  von  einem  Tage  bis  15  Jahren.  Das- 
selbe gilt  für  die  Gefängnissstrafe.  Der  Höchstbetrag 
der  dritten  Freiheitsstrafe,  der  Haft,  ist  ein  Monat,  ihr 
Mindestbetrag  ein  Tag. 

Die  Geldstrafe  beträgt  mindestens  ein  Yen.  An  ihre 
Stelle  tritt  im  Nichtbeitreibungsfalle  Freiheitsentziehung 
von  einem  Tage  bis  zu  zwei  Jahren  Bei  jeder  Ver- 
urtheilung  zu  einer  Geldstrafe  hat  das  Gericht  nach 
freiem  Ermessen  zu  bestimmen,  wie  viele  Tage  Frei- 
heitsentziehung an  die  Stelle  der  Geldstrafe  bei  deren 
Nichtbeitreibung  treten  sollen.  Zulässig  ist  auch,  eine 
Geldstrafe  abzuarbeiten.  Dieselben  Bestimmungen  gelten 
für  die  Geldbusse  mit  der  Maassgabe,  dass  ihr  Höchst- 
betrag 30  Yen,  ihr  Mindestbetrag  10  Sen  beträgt.  Im 
Nichtbeitreibungsfalle  tritt  an  die  Stelle  der  (Jeldbusse 
Haft  von  einem  Tage  bis  zu  einem  Monat. 

In  den  besonders  bestimmten  Fällen  kann  auf  .\b- 
erkennung  der  bürgerlichen  Ehreniechte  erkannt  werden. 
Der  Verlust  der  Ehrenrechte  ist  entweder  lebenslänglich 
oder  währt  3 — 15  Jahre.  Bei  Todesstrafe  sowie  lebens- 

')  Wie  mir  H«Tr  Prof.  Dr.  ]ur.  01i«i)«  »Qi  T.klo  iiiitiholll,  h«t  »r 
"Idp  ileumoho  IJebrnn-trnnj  i)e«  ««»nimten  Knlwarf«»  ilfr  .Intirnalli'nÄlou 
KrimlinlUtlsrheii  V.riiniijiinK-  (lb9rg.'l)»n.  Ol.  ill«  lVl>«Tiel«iiiii[-fttirelt»  lin 
Druck  rrm'hieaeH  ist,  cmiielit  «ich  iii»iner  Keunlniss  Uobprüflriinifen  In 
eine  andere  eiiropäitcl»  Spnob«  lind  mir  uicbt  bekannt 


länglicher  Zuchthaus-  oder  Geftngnissstrafe  tritt  leltcns- 
länglicher  Verlust  der  Ehrenrechte  ipso  jure  ein.  Die 
Aberkennung  der  bürgerlichen  Ehrenrechte  hat  den 
Verlust  des  activen  und  passiven  Wahlrechtes,  der 
Aemter,  Orden,  Pensionen  und  Diplome  zur  Folge. 
Ferner  bewirkt  sie  die  Unfähigkeit,  in  das  Heer  einzu- 
treten und  schliesslich  Vormund,  Pfleger,  Gegenvonnund 
und  Mitglied  des  Familienrathes  zu  sein. 

Bei  bestimmten  Delicten  kann  auf  die  Zulässigkeit 
von  Polizeiaufsicht  auf  die  Dauer  von  einem  bis  fünf 
Jahren  erkannt  werden.  Wenn  die  Vollstreckung  der 
Todesstrafe,  lebenslänglichen  Zuchthaus-  oder  Gefangniss- 
strafe in  Folge  Begnadigung  oder  Verjährung  unter- 
bleibt, so  wird  der  Verurtheilte  ipso  jure  filr  fünf  Jahre- 
unter  Polizeiaufsicht  gestellt.  DasseU>e  gilt,  wenn  Straf- 
minderung erfolgt  ist.  Wem  vorläufige  F!ntlassung  ge- 
währt ist,  der  steht  für  deren  Dauer  ebenfalls  unter 
Polizeiaufsicht  Die  Polizeiaufsicht  wird  von  der  Polizei 
behörde  des  Ortes,  in  dem  die  Strafthat  begangen  ist, 
oder  desjenigen,  in  dem  der  Verletzte  wohnt,  ausgeübt. 
Die  Wirkung  der  Polizeiaufsicht  besteht  darin,  dass 
dem  Verurtheilten  von  der  Polizeibehtjrde  der  Auf- 
enthalt in  ihrem  Bezirk  ganz  oder  tlieilweise  untersagt 
werden  kann.  Ferner  dürfen  Beschlagnahmen  von  Sachen 
und  Haussuchungen  jederzeit  erfolgen. 

Die  letzte  Strafe,  die  noch  zu  erwähnen  bleibt,  ist 
die  Einziehung.  Sachen,  die  die  Strafthat  hervor 
gerufen  haben,  ferner  die  zur  Begehung  der  Strafth.n 
gedient  haben,  sowie  die  Sachen,  welche  durch  die 
Strafthat  hervorgebracht  sind,  unterliegen  der  Ein- 
ziehung, sofern  sie  dem  Thäter  gehören  oder  herrenlos 
sind.  Bei  Vergehen  findet  die.  Einziehung  nur  statt, 
wenn  sie  ausdrücklich  im  Gesetz  angeordnet  ist 

Der  Entwurf  sieht  als  Zweck  der  Strafe  in  er  ;  r 
Linie  die  Besserung  an.  Sobald  dieser  Zweck  errtici.! 
ist,  treten  für  den  Delinquenten  gewisse  Erleichterungen 
ein,  und  zwar  wird  entweder  die  Vollstreckung  der 
erkannten  Strafe  einstweilen  ausgesetzt  (Strafaufschub^ 
oder  die  Vollstreckung  wird  unterbrochen  (vorliin"  ■' 
Entls(ssung)  oder  endlich,  es  wird  von  vornherein  ... 
eine  niedrigere  Strafe  erkannt  (Strafrainderung). 

Strafaufschub  kann  durch  Gerichtsl»cschluss  auf  An- 
trag des  Staatsanwaltes  ertheilt  werden,  wenn  es  sich 
um  das  erste  Delict  hantlelt  und  auf  Zuc.hthaus  oAei 
Gefängniss  von  nicht  mehr  als  6  Monaten  erkannt  Ist. 
Dasselbe  gilt  für  die  an  die  Stelle  nicht  beizutreibendcr 
Geldstrafe  tretende  Freiheitssniiiehung.  Die  gleiche  Ver- 
günstigung kann  auch  bei  einer  Zuchthaus-  oder  Ge- 
fängnissstrafe von  mehr  als  6  Monaten  eintreten,  sofern 
nicht  das  l.eben,  tlie  Gesundheit  oder  die  Freiheit  eines 
Anderen  direct  bcschäiligt  siml  oder  sofern 
standene  Vermögenssch.-idcj    völlig    ersetzt    is'  1 

Thäter  sicli  seihst  zur  Anzeige  gebr.icht  hat.  Diese  be- 
Stimmungen  finden  nicht  Anwendung,  wenn  dk  Ab- 
erkennung tier  bürgerlichen  tUircnrechie  oder  die  Stellung 
unter  Polizeiaufsicht  erfolgt  ist 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHR tF T  FÜR  DEN  ORIENT. 


Die  Strafe  gilt  als  erlassen,  wenn  der  Verurtheilte  sich 
innerhalb  des  Strafaufschubes  kein  neues  Verbrechen  hat 
zu  Schulden  kommen  lassen. 

Der  Entwurf  sieht  ferner  die  vorläufige  Entlassung, 
also  die  Unterbrechung  einer  Strafvollstreckung  vor.  Auf 
Anordnung  der  Verwaltungsbehörde  kann  ein  Ver- 
urtheilter,  der  mindestens  ein  Drittel  seiner  Strafe,  bei 
lebenslänglicher  Freiheitsstrafe  mindestens  15  Jahre  ver- 
büsst  hat,  für  den  Rest  der  Strafzeit  vorläufig  entlassen 
werden.  Begeht  er  bis  zum  Ablauf  der  Frist,  an  welcher 
die  Strafe  verbüsst  wäre,  kein  neues  Verbrechen,  so  wird 
ihm  der  Rest  der  Strafe  erlassen.  Bei  Haft  kann  die 
vorläufige  Entlassung  jederzeit  erfolgen. 

Drittens  ist  die  Strafminderung  zu  erwähnen.  Diese 
greift  ausser  bei  jugendlichen  Verbrechern,  die  unten 
zu  behandeln  sein  werden,  beim  Nothwehrexcesse  und 
beim  Versuche  besonders  dann  platz,  wenn  der  Delin- 
quent sich  selbst  zur  Anzeige  bringt,  bevor  die  zu- 
ständige Behörde  Kenntniss  von  der  Strafthat  erhalten 
hat.  Bei  Antragsdelicten  wird  die  Anzeige  bei  der  Be- 
hörde durch  die  Selbstbezichtigung  dem  Antrags- 
berechtigten gegenüber  ersetzt.  Es  waltet  also  offen- 
sichtlich das  Bestreben  ob,  demjenigen,  der  über  seine 
That  Reue  empfindet,  die  Möglichkeit  zu  geben,  selber 
die  Folgen  seines  strafbaren  Handelns  zu  mildem. 

Für  die  Strafminderung  ist  eine  bestimmte  Scala  auf- 
gestellt :  Todesstrafe  wird  in  lebenslängliche  oder  zeitige 
Zuchthaus-,  beziehungsweise  Gefängnissstrafe  von  mehr 
als  1  o  Jahren,  lebenslängliche  Zuchthaus-  und  Gefäng- 
nissstrafe in  zeitige  über  5  Jahre  umgewandelt.  Zeitige 
Zuchthaus-  und  Gefängni.ssstrafe  wiril  auf  zwei  Drittel 
des  Höchstbetrages  und  bei  einem  besonderen  Straf- 
minimum auf  ein  Drittel  desselben  herabgesetzt.  Geld- 
strafen und  Geldbussen  werden  auf  zwei  Drittel  des 
Höchstbetrages  ermässigt. 

Ausserdem  sieht  der  Entwurf  ausdrücklich  auf  „mil- 
dernde Umstände",  die  ebenfalls  die  Strafminderung  zur 
Folgte  haben. 

Dem  Besserungszwecke  des  Entwurfes  entsprechend 
ist  für  den  Fall,  dass  die  erste  Strafe  zu  einer  Besserung 
des  Thäters  nicht  geführt  hat,  er  vielmehr  innerhalb 
10  Jahren  rückfällig  wird,  d.  h.  dieselbe  Strafthat  wieder 
begeht,  eine  Strafverschärfung,  bestehend  in  der  Ver- 
doppelung der  Strafe  angedroht.  Der  Rückfall  bildet 
aber  nur  bei  bestimmten  Delicten  einen  Strafschärfungs- 
grund und  auch  nur,  wenn  vorher  Verurtheilung  zu 
Zuchthaus  erfolgt  war.  Zu  den  strafbaren  Handlungen, 
bei  denen  Rückfall  strafschärfend  wirkt,  gehören  die 
auf  Opium  bezüglichen,  fepier  die  verbotenen  Glücks- 
spiele und  alle  Delicte  gegen  das  Eigenthum,  wie  Raub, 
Diebstahl,  Unterschlagung,  Hehlerei,  Betrug  u.  s.  w. 

Sehr  detaillirt  sind  die  Bestimmungen  über  die  Be- 
strafung jugendlicher  Verbrecher.  Die  Strafmündigkeit 
tritt  mit  vollendetem  20.  Lebensjahre  ein,  also  zur 
selben  Zeit  wie  nach  §  3  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches 
die  Grossjährigkeit.  Der  Eintritt  der  Strafmündigkeit  er- 
scheint etwas  spät  gelegt,  wenn  man  berücksichtigt, 
dass  nach  §  765  des  japanischen  Bürgerlichen  Gesetz- 
buches die  Ehemündigkeit  bei  dem  männlichen  Ge- 
schlecht mit  1 7  Jahren,  bei  dem  weiblichen  schon  mit 
15  Jahren  eintritt. 

Bis  zum  10.  Jahre  sind  Kinder  überhaupt  straffrei. 
Doch  kann,  wenn  die  Umstände  es  angemessen  er- 
scheinen lassen,  innerhalb  der  Zeit  vom  8. — 16.  Lebens- 
jahre Zwangserziehung  erfolgen.  Jugendliche  Personen 
zwischen  10  und  15  Jahren  bleiben  ebenfalls  straffrei, 
wenn  sie  die  Fähigkeit,  Recht  und  Unrecht  zu  scheiden, 
nicht  besitzen.  Tn  solchen  Fällen  kann  ihre  Zwangs 
erziehung  bis  zum  20.  Jahre  angeordnet  werden.  Be- 
sitzen sie  die  erforderliche  Einsicht,  so  erfolgt  ihre  Be- 
strafung, jedoch  unter  .Anwendung  der  oben  erörterten 
Strafminderung.  Dieselbe  Strafminderung  tritt  stets  ein 
bei  strafbaren  Handlungen  von  Personen  zwischen  15 
und  20  Jahren. 


Mit  dieser  Auslese  aus  dem  allgemeinen  Theil  des 
Strafgesetzbuches  mag  es  für  heute  sein  Bewenden 
haben.  Wenn  Professor  Tornii  •)  als  Ziel  der  Strafrechts- 
reform vor  allen  Dingen  Vereinfachung  der  Strafvoll- 
streckung durch  Verminderung  der  Zahl  der  Strafen 
hinstellte,  so  ist  dieses  Ziel  erreicht.  Ganz  abgesehen 
davon,  dass  die  beiden  Arten  der  Deportation,  nämlich 
mit  Zwangsarbeit  und  einfache  Verbannung  ganz  forl- 
gefallen sind,  ist  auch  der  jetzt  noch  geltende  Unter- 
schied zw'  jhen  Freiheitsstrafen  mit  Arbeitszwang  und 
solchen  ohne  Arbeitszwang  aufgegeben  ;  die  ersteren 
wurden  bisher  als  schwere,  die  letzteren  als  leichte  be- 
zeichnet. Nach  dem  Entwurf  ist  übrigens  Zuchthausstrafe 
stets  mit  Arbeitszwaug  verknüpft.  Bei  Gefängniss  und 
Haft  soll  es  den  Sträflingen  freigestellt  bleiben,  ob  sie 
arbeiten  wollen  oder  nicht. 

Ob  es  nicht  zweckmässiger  gewesen  wäre,  auch  den 
Unterschied  zwischen  den  beiden  Arten  der  Geldstrafe 
fallen  zu  lassen,  mag  dahingestellt  bleiben.  Erwähnt  sei 
nur  noch,  dass  das  geltende  Recht  noch  die  Drittelung 
der  Strafhandlungen  hat,  also  auch  Uebertretungen 
kennt. 


CHINESISCHE  FINANZVERHÄLTNISSE. 

Die  wachsende  Verschuldung  Chinas,  die  bekanntlich 
seit  Jahren  bereits  zur  Verpfändung  der  Zolleinnahmen 
des  Reiches  der  Mitte  geführt  hatte  und  bei  der 
jüngsten  chinesischen  Anleihe  selbst  zur  pfandweisen 
Ueberlassung  von  Likin-Einnahmen  an  die  Gläubiger 
führte,  hat  naturgemäss  das  Interesse  Europas  an  der 
Finanzverwaltung  Chinas  wesentlich  gesteigert.  Alle  Kenner 
des  himmlischen  Reiches  bezeichnen  übereinstimmend 
die  chinesische  Finanz  Verwaltung  als  den  Angelpunkt 
aller  civilisatorischen  Reformen  in  China,  doch  wenige 
sind  optimistisch  genug,  an  deren  Durchführbarkeit  in 
absehbarer  Zeit  zu  glauben.  Thatsächlich  beruht  das 
chinesische  Finanzwesen,  oder  besser  gesagt,  Finanz- 
unwesen, auf  geradezu  historisch  gewordenen  Miss- 
bräuchen ;  die  Corruption  hat  sich  seit  undenklichen 
Zeiten  auf  fast  verfassungsmässige  Weise  entwickelt,  und 
die  Reformen,  die  im  Laufe  der  Jahrhunderte  in  der 
chinesischen  Finanzverwaltung  Platz  gegriffen,  haben  stets 
nur  die  äussere  Form,  nie  aber  das  Wesen  der  Sache 
tangirt. 

In  lesenswerthen  Aufsätzen,  die  das  „Journal  of  the 
China  Brauch  of  the  Royal  Asiatic  Society''  -)  pubiicirt, 
hat  /.'.  H.  Parker  die  bei  uns  noch  so  wenig  bekannten 
internen  Finanzverhältnisse  Chinas  in  ihrer  Entwicklung 
und  heutigen  Gestalt  geschildert.  Seiner  IJarstellung  zu- 
folge geht  die  Corruption  auf  den  in  früheren  Zeiten 
gebräuchlichen  Usus  des  Kaisers  von  China  zurück, 
Fürsten  und  Satrapen  ganze  Provinzen  einfach  zur  Nutz- 
niessung  zu  überlassen,  deren  Bevölkerung  zu  diesen  in 
einem  Verhältnisse  der  Hörigkeit  standen.  So  erhielten 
auch  Hofteamte  und  Günstlinge  des  Kaisers  so  und  so._ 
viel  hunderte  oder  tausende  von  Haushaltungen  zutfl 
„Nutzniessung",  und  diese  konnten  mit  den  ihnen  zuge- 
wiesenen Unterthanen  verfahren  wie  sie  wollten  und  so 
viel  Steuern  als  möglich  erheben.  Dieses  System  war 
noch  in  Geltung,  als  vor  ungefähr  250  Jahren  die 
Mandschu-Dynastie  zur  Regierung  gelangte  und  auf  diesen 
Ursprung  ist  auch  die  heutige  Mandarinenwirthschaft 
zurückzuführen;  die  Regierung  zahlt  ihre  Beamten  nicht, 
denen  es  überlassen  bleibt,  aus  ihrer  Stellung  ihr  Ein- 
kommen zu  ziehen,  und  man  muss  sich  nur  wundern, 
dass  die  Verhältnisse  nicht  noch  viel  schlimmer  sind,     jll 

China  stellt  sich  thatsächlich  als  grosse  Republik  dar,«" 
in    der    die  Bevölkerung    ihre    eigenen  Angelegenheiten 
besorgt  —    die  Autonomie    der    einzelnen    Städte    und 
Ortschaften    geht    thatsächlich    ungemein    weit  —    und 

*)  VerRl.    darüber   meiDen    Aufsatz:    ,,Japatiiscbe»    Kecbtswesen"    in   dir 
MonniKsi-hrifr  ..Ostasien".  Xr.  h.  Berlin   1898. 
»)  New  Series,  Band  .\.\X,  Shanghai  l»l/;i. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEKT. 


99 


ruhig  besorgen  darf,  so  lange  sie  Frieden  hält.  Die 
grossen  Städte  ausgenommen,  ist  in  Cliina  selten  die 
Si)ur  einer  kaiserlichen  Regierung  zu  finden,  wovon  nur 
hie  und  da  die  Ankunft  des  Steuereinnehmers  eine 
Ausnahme  macht.  Geburten,  Heiraten  und  Todesfälle, 
Unterricht  und  Religion,  Polizei,  Hygiene  u.  s.  w., 
Alles  sind  Privatangelegenheiten,  die  nur  die  Familie 
oder  die  Gemeindeältesten  angehen.  Nur  um  das  Steuer- 
wesen bekümmert  sich  die  Regierung ;  was  Peking  braucht, 
müssen  die  Vicekönige  aufbringen,  und  diese  wieder 
müssen  von  den  Mandarinen  die  Umlagen  hereinbringen. 
An  der  Spitze  des  chinesischen  Budgets  steht  die 
Civilli.le;  für  den  kaiserlichen  Haushalt  war  vor  1866 
ein  Jahresbedarf  von  300.000  Taels  (damals  im  Werthe 
von  ca.  100.000  i^)  fixirt,  doch  wurde  er  im  genannten 
Jahre  auf  600.000  Taels  erhöht;  die  Hälfte  des  Be- 
trages muss  vor  Mitte  Juli  in  Peking  eintreffen,  der  Rest 
im  letzten  Monat  des  Verwaltungsjahres.  Dieser  Bedarf 
wird  folgendermaassen  gedeckt: 

Salzsteuer  von  Chekiany  ....  ;o.00O 
Salzsteuer  von  Kwangtunu  .  .  .  50.OOO 
Theesleuer  von  Fukien  .  .  .  50.OOO 
InlanitzöUe  von  Koochuv  ...  100. ooü 
AuslandzöUc  von  Foochow  .  .  .  50.OOO 
Auslandzölle  von  Shanghai  .  .  50.000 
Inlandzölle  von  Kwangtung  .  .  .  100.000 
Inlandzölle  von  Kinkiang  ....  150.000 

Ebenso  wichtig  als  die  Civilliste  ist  der  Bedarf  für 
die  Erhaltung  der  Hoftruppen ;  jeder  echte  Mandschu 
gehört  zu  einem  dar  acht  „Banner"  und  ist  als  solcher 
Ijerechtigt,  wenn  er  activ  ist,  monatlich  einen  Gehalt 
von  3  oder  2  Taels  je  nachdem  er  „ukesen"  oder  „orbs", 
(1.  h.  Soldat  erster  oder  zweiter  Classe  ist,  zu  beziehen. 
Unterofficiere  erhalten  4—5  Taels.  Ausser  den  Activen 
gibt  es  noch  eine  grosse  Anzahl  Anwärter  oder  „Sula" 
ohne  Gehalt.  Dieses  sogenannte  ,, Peking  Contingent" 
erfordert  7  Millionen  Taels  jährlich,  welcher  Betrag  aus 
verschiedenen  Steuern  einer  grossen  Zahl  von  Provinzen 
aufgebracht  wird.  Manche  ärmere  Provinz  wie  Yunnan, 
Kuangsi,  Shensi  u.  A.  tragen  gar  nichts  zur  Deckung 
der  beiden  wichtigsten  Budgetposten  Pekings  bei.  Die 
7,600.000  Taels,  die  zum  niedrigsten  Curse  berechnet, 
etwas  mehr  als  eine  Million  Pfund  Stelling  ausmachen, 
bilden  die  Basis  des  chinesischen  Budgets.  Eine  Ver- 
zögerung in  der  Ablieferung  dieser  Summen  wird  weder 
gestattet  noch  versucht.  Die  Vicekönige  und  Mandarine 
finden  es  selbstverständlich,  dass  sie  vor  Allem  diesen 
üedarf  aus  ihren  Einnahmen  zu  bestreiten  haben  und 
selbit  wenn  die  Zölle,  die  Grund-  oder  S.  Izsteuer,  die 
zur  Deckung  dienen  sollen,  in  einem  Jahre  etwa  einen 
.Ausfall  ausweisen,  so  muss  dieser  eben  auf  irgend  eine 
andere  Weise  wettgemacht  werden.  So  lange  diese  ein 
bis  zwei  Millionen  Pfund  Sterling  nach  Peking  geliefert 
werden,  fühlen  sich  die  regierenden  Mandschus  sicher. 
Mag  diese  oder  jene  Provinz  durch  Rebellion  oder 
Hungersnoth  devastirt  werden,  diese  Summen  gelten 
immer  als  sichere  Bezüge  der  Centralregieruug.  Allerdings 
waren  sie  früher  viel  höher  und  beliefen  sich  vor  loo 
Jahren  ungefähr  auf  40  Millionen  Taels  oder  zu  dem 
lieutigen  Curse  etwa  7  Millionen  Pfund  Sterling,  liie 
jedoch  damals  den  doppelten  Werth  repräsentirten.  Drei 
Viertel  dieser  Summe  lieferte  die  Grundsteuer,  das 
andere  Viertel  Salzsteuer  und  Zölle.  Aber  die  Taijjing- 
Rebellion  legte  den  -.Vckerbau  im  Vangtsethale  zum 
orossen  Theile  brach  und  heute  noch  bleiben  in  der 
Provinz  Chekiang  z.  B.  nahezu  eine  Million  englische 
.\cres  unbebaut.  So  hat  sich  das  Verhältniss  der  Steuer- 
quellen  umgekehrt  und  die  Likhiabgaben,  Salzsteuer  und 
Zölle  liefern  mehr  als  die  Grundsteuer.  Die  volle  Grund- 
steuer wird  nämlich  nur  mehr  in  besonders  reichen 
I'.rntcjahren  eingehoben.  " 

Im  .VUgemeinen  sind  die  Hinnahmen  der  Central- 
regieruug in  Peking  überhaupt    nicht    mehr  so  elastisch 


wie  früher.  In  älteren  2^iten  konnte  sie  sich  mit  I^ekhtig- 
keit,  wenn  sie  es  brauchte,  eine  Million  Pfund  Sterling 
durch  den  Verkauf  von  Aeratern  und  Titeln  verschaffen; 
so  erzielte  der  Kaiser  Kiaking  noch  im  Jahre  18 13 
27  Millionen  Taels  auf  diese  Weise;  doch  während  der 
Taiping-Revolution  ist  der  im  Grossen  betriebene  Handel 
in  Ehrenprädicaten  in  Misscredit  gekommen,  und  es 
scheint,  als  ob  das  Volk  müde  desselben  geworden  wire. 
Man  hat  offenbar  die  Henne,  die  die  goPienen  Eier  legte, 
umgebracht.  In  den  letzten  Jahren  wurden  in  Singapore, 
Penang  und  anderen  britischen  Colonien  Bureaux  für 
den  Verkauf  kaiserlich  chinesischer  Titel  errichtet,  und 
thatsächlich  sollen  einige  derselben  in  Australien  und 
Californien  in  der  Form  von  Subscriptionen  für  Kriegs- 
und Hungersnothunterstützungen  gute  Fischzüge  gemacht 
haben. 

Ausser  den  regulären  Bezügen  der  Centralregierung 
hat  sie  noch  andere  Einnahmen  aus  fetten  Provinzposfen, 
die  Günstlingen  reservirt  bleiben,  von  denen  erwartet 
wird,  dass  sie  ihren  Gewinn  mit  dem  Hofe  theilen.  Der 
erste  derselben  ist  der  „Hoppo"  van  Canton;  er  hat 
vorschriftsmässig  aus  den  chinesischen  Zollämtern  von 
Canton,  Swatow,  Hoihow  und  Pakhoi  jährlich  circa 
157.000  Taels  herauszuschlagen,  und  alljährlich  fordert 
er  eine  besondere  Belobung  dafür,  dass  es  ihm  „durch 
aussergewöhnlichen  Eifer  und  Flciss"  gelungen  sei,  ungefähr 
200.000  Taels  Zollgelder  zu  sammeln.  Dabei  ist  es  allge- 
mein bekannt,  dass  er  soviel  wenigstens  für  sein  Amt 
zu  zahlen  hat.  und  dass  er  nur  dann  Aussicht  hat,  seinen 
Posten  drei  Jahre  lang  —  die  Zeit,  für  die  gewöhnlich 
das  Amt  verliehen  wird  und  die  lang  genug  erachtet 
wird,  um  ein  Vermögen  zusammenzuraffen  —  zu  be- 
halten, wenn  er  den  Hof  mit  Geschenken  überschüttet. 
Ihr  Werth  wird  jährlich  auf  rund  eine  Million  Taels  ge- 
schätzt; Perlen,  Fächer,  Seide  u.  s.  w.  werden  in  regel- 
mässigen Zwischenräumen,  etwa  alle  zwei  Wochen,  vom 
„Hoppo"  nach  Peking  geschickt. 

Das  „Pekinger  Thor"  mit  seinen  Zweigämtem  in  den 
Gebirgspässen,  über  die  der  Weg  in  die  Tatarei  fiihn, 
ist  ein  anderer  dieser  Reservatposten.  Doch  scheint  die 
Octroi-Abgabe  nicht  die  Haupteinnahme  des  Beamten 
am  „Pekingtr  Thor"  zu  sein.  F'.s  ist  Usus,  dass  ihm 
jeder  Provinzialbeamte,  so  oft  er  in  Geschäften  nach 
Peking  kommt,  ein  Geschenk  macht;  so  soll  der  „Hoppo" 
81. 000  Taels,  Vicekönige  5000  bis  10,000  Taels  und 
mindere  Beamte  entsprechend  niedrigere  Summen  an 
ihn  bezahlen  Vorschriftsmässig  soll  das  Pekinger  Thor 
1 20.'  00  Taels  liefern.  Die  Pferde-  und  Viehsteuer  in 
Peking  ist  ebenfalls  einem  Günstling  reservirt,  der  ein 
Pauschale  an  tlen  Hof  zu  liefern  hat.  Auch  in  den  Pro- 
vinzen befinden  sich  viele  solcher  Posten,  an  deren  Ein- 
nahmen der  Hof  mitbetheiligt  ist. 

Die  urspiünglichen  Naturalabgaben  an  Getreide  und 
Reis,  die  verschiedene  Provinzen  nelien  der  Grundsteuer 
nach  Peking  zu  liefern  hatten,  sind  zumeist  in  Steuer- 
gelder umgewandelt  worden,  die  Extraeinnahmen  reprä- 
sentiren.  Doch  ist  es  schwierig,  ihre  Höhe  auch  nur 
annäherungsweise  zu  bestimmen.  So  zahlte  die  Provinz 
Kiang  Si  750.000  bis  1,200.000  Taels  an  Stelle  des 
Reiszehents,  doch  wurde  diese  Steuer  mit  den  allge- 
meinen Steuern  verschmolzen.  Der  Werth  des  Getreides. 
das  gegenwärtig  noch  in  natura  als  Steuer  nach  Peking 
kommt,  wird  auf  ungefähr  3  Millionen  Taels  geschätxt; 
rechnet  man  noch  die  Geschenke,  Silber,  Seide  u  s.  w. 
hin«u,  so  dürfte  die  Gesaramtsumme  etwa  12  Millionen 
Taels  betragen,  ein  Betrag,  der  eigentlich  nicht  sonder- 
lich hoch  zu  nennen  ist.  .Mierdings  ist  es  wahrschein- 
lich, dass  das  Volk  den  Steuereinnehmern  mehr  als  das 
Dopjielte  dieser  Summe  bezahlt,  oft  das  Vielfache  von 
dem,  was  seine  Schuldigkeit  ist,  und  zweifellos  bleibt  die 
grössere  Hälfte  an  den  Fingern  der  Beamten  klcber, 
durch  deren  Hand  die  Gelder  gehen. 

Die  grösste  Rolle  im  chinesischen  Staatshansh.ilte 
spielt  der  Bedarf  zur  Verzinsung  und  Tilgung  der  Staats- 


100 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


schulden,  der  den  Bedarf  Pekings  bei  weitem  über- 
schreitet. Als  vor  Kurzem  die  chinesische  Regierung 
grössere  Ausgaben  für  Heer  und  Flotte  trug,  hat  der 
Generaldirector  der  chinesischen  Zollverwaltung,  Sir 
Robert  Hart,  dem  Tsungli-Yamen  nahegelegt,  dass  nur 
eine  ausgesprochen  sparsame  Finanzpolitik  das  Reich  in 
den  Stand  setzen  würde,  seinen  bisherigen  Verpflichtungen 
gerecht  zu  werden.  Um  dieser  Auffassung  nachdrück- 
lichere Beachtung  zu  verschaffen,  unterbreitete  er  den 
Ministern  eine  statistische  Zusammenstellung,  aus  der 
sich  die  Höhe  der  Beträge  ergibt,  die  in  den  nächsten 
40  bis  51  Jahren  zur  Verzinsung  und  Amortisation  der 
bestehenden  Staatsschulden  nöthig  sind. 

Wie  aus  dieser  im  ,. Ostasiatischen  Lloyd"  mitgetheilten 
Zusammenstellung  hervorgeht,  ist  der  Bedarf  zur  Ver- 
zinsung und  Tilgung  der  Staatsschulden  nicht  in  jedem 
Jahre  derselbe;  vielmehr  wird  der  Betrag,  da  es  sich 
bei  dem  grossten  Theil  der  Anleihen  um  accumulative 
Annuitäten  handelt,  nach  einer  anfänglichen  Steigerung 
immer  kleiner.  Während  im  Jahre  1899  2227  Millionen 
Taels  nöthig  sind,  steigt  diese  Summe  1901  auf  24'56 
Millionen  und  erreicht  ihren  Höhepunkt  1905  mit  2477 
Millionen  Taels.  Dann  fällt  sie  gleichmässig  und  schnell. 
1910  sind  nur  noch  23'7o  Millionen  erforderlich,  1915 
nur  20'20  Millionen.  Dann  werden  für  weitere  16  Jahre 
(1916 — 1931)]'^  19' 19  Millionen  Taels  zur  Amortisation 
der  drei  letztgenannten  Anleihen  gebraucht.  Die  vier- 
percentige  Anleihe  von  1895  (400  Millionen  Francs)  ist 
1932  getilgt,  so  dass  in  diesem  Jahre  nur  noch  13' 11 
Millionen  Taels  aufzubringen  sind.  Im  folgenden  Jahre 
ist  auch  die  fünfpercentige  Anleihe  von  i8g6  (16  Mil- 
lionen rfund  Sterling)  zurückgezahlt,  so  dass  dann  für 
den  Rest  der  4'/2percentigen  Anleihe  von  i8g8  (16  Mil- 
lionen Pfund  Sterling)  von  1933 — 1942  jährlich  noch 
6'07  Millionen  Taels  nöthig  sind  und  schliesslich  die 
letzte  Zahlung  1943  mit  foi  Millionen  geleistet  wird. 
Inzwischen  sind  nun  allerdings  noch  zwei  neue  aus- 
wärtige Anleihen  von  der  chinesischen  Regieiung  ab- 
geschlossen, und  zwar  eine  für  die  Peking-  und  Hankow- 
Bahn  im  Betrage  von  4-5  Millionen  Pfund  Sterling  und 
die  englische  sogenannte  Newchwang-Anleihe  im  Betrage 
von  2 '3  Millionen  Pfund  Sterling. 

Es  ist  nicht  ohne  Interesse,  darauf  hinzuweisen,  dass 
im  Jahre  1898  die  Einnahmen  der  Seezollverwaltung 
22'50  Millionen  Taels  betragen  haben,  wovon  indessen 
zunächst  10  Percent  Verwaltungskosten  abzuziehen  sind, 
so  dass  eine  Netto  Einnahme  von  2025  Millionen  Taels 
zu  verzeichnen  ist.  Hält  man  an  dieser  Summe  auch 
für  die  Zukunft  fest  und  vergleicht  sie  mit  denen  des 
Schuldtndienstes,  so  ergibt  sich  allerdings  (falls  die 
Seezölle  allein  zur  Verzinsung  und  Amortisation  der 
auswältigen  Anleihen  zu  verwenden  wären)  bis  zum 
Jahre  1914  alljährlich  ein  Fehlbetrag,  der  zwischen 
1-8  Millionen  Taels  (1898)  und  4'3  Millionen  Taels 
(im  Jahre    1905)' schwankt. 

Wenn  von  mancher  Seite  darauf  hingewiesen  ist,  dass 
die  iMnnahmen  der  Seezölle  von  Jahr  zu  Jahr  wachsen 
und  deshalb  eine  sich  stetig  verbessernde  Sicherheit  für 
den  Schuldendienst  bilden,  so  ist  das  doch  nur  in  sehr 
beschränktem  Maasse,  wenn  überhaupt,  der  Fall.  Die 
statistischen  Nachweise  ergeben,  dass  die  Zolleinnahmen 
von  20"54  Millionen  Taels  im  Jahre  1887  auf  nur 
22-50  Millionen  1898  gestiegen  sind  und  dass  sie  in- 
zwischen mehrfach,  so  in  den  Jahren  1888,  1891,  1892, 
1894,  1896  und  1S97,  bereits  höher  als  im  letztver- 
gangenen gewesen  sind.  Die  Hoffnungen,  die  sich  in 
dieser  Beziehung  an  die  Eröffnung  neuer  Vertragshäfen 
geknüpft  haben,  sind  im  Grossen  und  Ganzen  bisher 
nicht  verwirklicht.  Das  vorhandene  Bedürfniss  nach  F"in- 
und  Ausfuhr  schtint  durch  die  schon  früher  vorhandenen 
Canäle  vollständig  befriedigt  worden  zu  sein.  In  dieser 
Beziehung  dürfte  eine  Wandlung  erst  eintreten,  nachdem 
durch  den  Ausbau  des  projectirten  Eisenbahnnetzes 
die  Vcrkeiirshindernisse    zwischen    der  Küste    und    dem 


Innern  des  Landes  überwunden  sind.  Allerdings  dürfen 
wir  im  Einzelnen  Umwälzungen  bedeutender  .^rt  nicht 
ganz  übersehen.  Die  Ausfuhr  von  Seide  und  Thee  ist 
erheblich  zurückgegangen ;  die  Einfuhr  von  Petroleum  hat 
dagegen  einen  ganz  gewaltigen  Aufschwung  genommen; 
an  dem  Gesammtergebniss  hat  das  jedoch  nicht  viel 
geändert.  Wie  bekannt,  ist  bereits  seit  einigen  Jahren 
die  Frage  einer  Revision  des  Seezolltarifs  Gegenstand 
ernsthafter  Erwägungen  zwischen  der  chinesischen 
Regierung  und  den  eur^  päischen  Mächten.  Sobald  China 
sich  entschliessen  kann,  die  Likinsteuer  auf  fremde 
Importwaaren  abzuschaffen  und  dadurch  diesen  Waaren 
einen  leichteren  Eingang  in  das  Innere  Chinas  zu  sichern, 
iit  die  Hauptschwierigkeit  beseitigt,  welche  einer  Revision 
des  Tarifs  entgegensteht. 

Ein  wie  hoher  Betrag  aus  den  Netto-Einnahmen  der 
Seezollverwaltung  aber  gegenwärtig  überhaupt  zum  Dienst 
der  auswärtigen  Schulil  Chinas  verwendet  wird,  entzieht 
sich  unserer  Kenntniss  vollständig,  da  für  diesen  Zweck 
a'ich  noch  andere  Einnahmen  des  Staates,  beziehungs- 
weise der  Provinzen  herangezogen  werden.  So  sind 
beispielsweise  die  beiden  1895er  Anleihen  von  je 
1,000.000  Pfund  Sterling  grundsätzlich  durch  Provinz- 
einnahmen sichergestellt,  und  eine  Befürchtung,  dass 
eines  Tages  China  nicht  im  Stande  sein  würde,  seinen 
Verpflichtungen  nachzukommen,  kann  bis  auf  Weiteres 
und  im  Falle  einer  Aufrechterhaltung  der  Integrität 
Chinas  schlechterdings  als  unbegründet  gelten.       e.  l. 


WIRTHSCHAFTLICHES  AUS  SIAM. 

(.Vus  dem   Jahresberichte    pro   1898    des  k.  und  k    Consulates  in 
Bangkok.) 

Die  Industrie  Siams  hat  sich  noch  wenig  entwickelt, 
was  zum  grossen  Theile  an  der  ziemlich  schweren  Steuer- 
last Hegt,  obwohl  letzthin  eine  mehr  oder  weniger  um- 
fangreiche Ermässigung  derselben  stattgefunden  hat.  Es 
werden  freilich  im  Palaste  sehr  schöne  Gold-  und  Silber- 
stickereien auf  Seide,  Sammt  etc.  angefertigt,  und  die 
Gold-  und  Silberschmiedekunst  hat  eine  ziemlich  bedeutende 
Entwicklung  argenommen,  so  dass  viele  Schmuckstücke 
in  diesem  Reiche  angefertigt  werden,  welche  wirklich 
rühmenswerth  sind ;  auch  Elfenbeinschnitzereien  zeigen 
manches  Kunstwerk,  und  das  mit  äusserst  primitiven 
Mitteln  betriebene  Schleifen  von  Edelsteinen  ist  zu  be- 
wundern. Sorst  aber  ist  die  Industrie  im  Allgemeinen 
nur  wer  ig  entwickelt;  zu  erwähnen  sind  eigentlich  nur 
in  Slam  hergestellte  Back-  und  Ziegelsteine,  Webewaaren, 
hauptsächlich  ,,Paleys",  die  äusserst  dauerhaft  sind  und 
daher  in  der  Regel  besser  bezahlt  werden  als  die  von 
Europa  importirte  VVaare,  Seidenwaaren,  haupt.'-ächlich 
Brusttücher,  welche  manchmal  wunderschöne  Arbeit  zeigen, 
Papier,  welches  aus  dem  Holz  einer  besonderen  Baumart 
durch  ein  ziemlich  langwieriges  Verfahren  hergestellt  < 
wird,  Tö])fer-  und  Porzellanwaartn,  von  denen  die| 
letzteren  jetzt  sehr  gesucht  und  als  Curiositäten  geJ 
schätzt  sind,  Glaswaaren  von  freilich  sehr  roher  .Arbtit.J 
hergestellt  aus  alten  I'laschen  und  zerbrochenen  Glas-* 
Sachen,  welche  durch  sehr  primitive  Gebläse  geschmolzed 
und  aufs  Neue  verarbeitet  werden,  Metallwaaren  für 
Hausgebrauch,  Werkzeug,  Korbgeflechte  und  dergleichen' 
mehr,  welche  Artikel  jedoch  durch  die  grössere  Billigkeit 
der  fremdländischen  Production  in  jährlich  zunehmenden 
Quantitäten  von  Europa  und  letzthin  auch  Amerika  be- 
zogen werden. 

Färberei  von  Seiden-  und  Baumwollwaaren  wird  in 
geringem  Umfange  in  Siam  betrieben ,  meistens  von 
Chinesen,  welche  auch  die  Gemüsezucht,  Zuckerrnhr- 
anpflanzung  und  Pfefferbau  fast  ausschliesslicli  betreiben, 
wie  überhaupt  die  chinesische  Bevölkerung  für  dieses 
Königreich  nicht  nur  Handel  treibend  von  grösster 
Wichtigkeit  ist,  sondern  es  liegen  auch  fast  die  sämmt- 
lichen  Handwerke  in  chinesischen  Händen. 


(>STKRREICHISCHK  MONATSSCHRIFT  FOK    DEN  OKIEN 7 


101 


Taurer,  Dachdecker,  Zinimerlcute,  Tischler,  Klerajjner, 
Kesselschmiede,  Schlosser,  Bootbauer,  Schmiede,  Schuh- 
macher, Schneider,  Färber,  Uarbiere,  Wäscher,  Gerber, 
Bäcker,  Schlächter,  Buchbinder  etc.  sind  fast  aus- 
schliesslich Chinesen,  und  obwohl  es  eine  Bäckerei  und 
Schlächterei  unter  europäischer  Leitung  gibt,  so  sind 
doch  die  Angestellten  meistens  Chinesen.  Auch  indische 
Schneider  sind  in  grosser  Anzahl  in  europäischen  Con- 
fectionsgeschäften  thätig,  während  Malayen,  meistens 
Mechaniker,  in  den  Reismühlen  angestellte  Müller  uod 
Ingenieure  auf  den  den  Verkehr  auf  den  Flüssen  ver- 
mittelnden kleinen  Dampfern  sind. 

Siamesische  Handwerker  sind  selten,  obgleich  in  den 
Reismühlen  und  Sägewerken  viele  siamesische  Arbeiter 
angestellt  sind,  während  das  Bebauen  der  Paddy-Felder 
und  die  Viehzucht  allerdings  nahezu  ganz  von  der 
siamesischen  Bevölkerung  betrieben  wird. 

Die  wirthschaftliche  und  culturelle  Entwicklung  des 
Reiches  nimmt,  wie  aus  Vorgesagtem  hervorgeht,  ganz 
besonders  seit  der  Rückkehr  des  Königs  aus  Euroi)a 
eine  wirklich  rapide  Ausdehnung  an. 

Die  Verbesserungen  auf  allen  Gebieten  sind  zahlreich 
und  auffallend.  Das  Gerichtswesen  und  die  Rechtspflege 
sind  reorganisirt  und  die  Polizei  sehr  verbessert  worden ; 
um  der  Unsicherheit  im  Innern  des  Landes,  welche  sich 
in  den  letzten  Jahren  besonders  fühlbar  gemacht  hatte, 
zu  steuern,  wurde  ein  Gendarmeriecorps  eingerichtet ;  die 
Besteuerung  ist  vereinfacht  und  zu  gleicher  Zeit  erleich- 
tert worden.  Auch  wird  viel  gethan,  um  die  sanitären 
Verhältnisse  Bangkoks  zu  verbessern  und  neue  Wege 
und  Strassen  werden  in  grosser  Anzahl  geschaffen. 

Im  Unterrichtswesen  sind  bedeutende  Reformen  ein- 
geführt worden,  Gesetze  zum  grösseren  Schutze  der 
Teakwälder  wurden  erlassen,  kurz.  Alles  deutet  darauf 
hin,  dass  der  König  aus  seiner  Reise  nach  Eurojja  vit-1 
Vortheil  gezogen  hat  und  es  ihm  mit  der  Einführung 
von  Reformen  vollkommen  Ernst  ist. 

Die  finanzielle  Lage  Siams  hat  sich  durch  eine  durch- 
greifende Reorganisation  des  Finanzwesens  gebessert, 
die  Einnahmen  des  Zollhauses,  der  Sprit-  und  Opium- 
farmen u.  s.  w.  haben  ganz  bedeutend  zugenommer, 
und  es  wird  sogar  beabsichtigt,  die  Staatseinnahmen  und 
-Ausgaben  der  letzten  Jahre  zu  publiciren  und  das  Budget 
des  Staatshaushaltes  für  das  laufende  Jahr  gleichfalls  zu 
veröffentlichen,  wohl  mit  Rücksicht  auf  eine  im  Laufe 
der  nächsten  Jahre  in  Europa  aufzunehmende  Anleihe 
zwecks  Ausdehnung  der  jetzt  im  Bau  begriffenen  Eisen- 
bahn. 

Die  Zahl  der  in  Siam  sich  ansiedelnden  Europäer 
nimmt  von  Jahr  zu  Jahr  zu,  und  abgesehen  von  den  hier 
etablirten  Handelshäusern,  deren  Personal  sich  in  Folge 
der  sich  stetig  ausdehnenden  Handelsbeziehungen  zu- 
sehends vermehrt,  hat  im  Laufe  der  letzten  Jahre  be- 
sonders die  Zahl  der  seitens  der  Regierung  Angestellten 
eine  ganz  beträchtliche  Zunahme  erfahren,  Bemerkens- 
werth  i>t,  dass  englische  Beamte  vornehmlich  als  Polizei- 
officiere,  im  Finanzministerium  und  Zollhaus,  bei  der 
Landesvermessung,  im  Erziehungsdepartement,  bei  der 
Eisenbahn,  im  Forstdepartement  u.  s.  w,  angestellt  sind, 
deutsche  Beamte  bei  der  Korat-Eisenbahn,  dem  Post- 
und  Telegraphendepartement,  im  Ministerium  der  öffent- 
lichen Arb-iten,  Angehörige  der  Monarchie  bei  der  Korat- 
Eisenbahn,  der  Marine  und  im  iMnanzministeriuni, 
belgische  Beaitite  bestehen  fast  ausschliesslich  aus 
Rechtsgelehrten,  beim  Justizministerium  angestellt  und 
den  verschiedenen  Gerichtshöfen  zugctheilt,  dänische 
Staatsangehörige  sind  vornehmlich  in  der  Marine,  sodann 
in  der  Armee,  bei  der  elektrischen  Strassenbahn,  der 
„Elektrischen  Licht"-Gesellschaft  und  bei  der  Paknani- 
Eisenbahn  angestellt,  italienische  Officiere  in  der  .Armee 
und  Bautechniker  bei  den  öffentlichen  Arbeitgn,  ameri- 
kanische Ingenieure  bei  der  „Elektrischen  Licht"-Gesell- 
schaft  u.  s.  w. 


Angelockt  durch  die  vielen  günstigen  Schilderungen 
der  schnellen  Entwicklung  Sianns  sind  im  I^ufe  der 
letzten  Jahre  viele  stellungslose  Pers<jncn.  «iarunter  auch 
.Angehörige  der  Monarchie,  nach  Bangkok  gekoranacn  in 
der  Erwartung,  hier  Beschäftigung  zu  finden,  und  wenn 
auch  viele  hierin  reussirten,  so  muss  doch  ero&tlich 
davor  gewarnt  werden,  auf  gut  Glück,  ohne  vorheriges 
Engagement,  nach  Siam  zu  kommen,  da  es  gegenwärtig 
schwierig  geworden  ist,  Stellung  oder  Beschäftigung  hier 
zu  finden,  besonders  für  Leute  ohne  Mittel  und  ohne 
siamesische  Sprachkenntnis&e. 

Die  im  Bau  begriffene  Eisenbahn  Bangkok — Korat 
dürfte  kaum  vor  Ende  des  Jahres  iQoo  völlig  fertig- 
gestellt werden,  obwohl  die  Hauptschwierigkeilen  der 
Bahnstrecke  jetzt  anscheinend  überwunden  sind  und  der 
verbleibende  Theil    meistens    durch    fljches  I^and   geht. 

Ausser  der  bereits  seit  längerer  Zeit  im  Betriebe  be- 
findlichen Strecke  Bangkok — Ayuthia  ist  auch  die  Strecke 
Ayuthia  — Genk  i  dem  Personen-  und  Frachtverkehr  in- 
zwischen geöffnet  worden,  und  Güterzuge  können  sogar 
noch  über  Genkoi  hinausfahren.  Es  ist  inzwischen  auch 
der  Ausbau  der  Strecke  Ayuthia — Ixipburi  in  Aussicht 
genommen,  und  es  dürfte  nur  eine  Frage  der  Zeit  sein, 
dass  der  weitere  Ausbau  der  Bahn  nach  anderen 
wichtigen  Plätzen  des  Reiches,  besonders  nach  C'hiengmai 
im  Norden  des  Landes,  vorgenommen  wird. 

Die  kleine  Separatbahn  Bangkok-  Paknam  (Mündung 
des  F'lusses)  gibt  fortgesetzt  gute  Dividenden,  gleichwie 
die  elektrische  Strassenbahn  Bangkoks,  deren  Ausbau 
nach  Samscn  auch  wohl  nur  eine  Frage  der  Zeit  ist, 
zumal  der  König  sich  daselbst  einen  neuen  Palast  er- 
bauen lässt,  der  den  gegenwärtig  benutzten  Bangkok- 
Palast  an  Grossartigkeit  weit  übertreffen  und  sich  durch 
ausgedehnte,  neu  zu  schaffende  Parkanlagen  auszeichnen 
soll. 

Das  Postwe^en  des  Landes  nimmt  unter  der  bewährten 
Leitung  deutscher  Beamten  stetig  zu,  und  es  sind  ge- 
rade einige  fernere  deutsche  Postbeamte  zu  Hause  en- 
gagirt  worden.  Ein  Vergleich  des  Postverkehres  Siams 
im  Berichtsjahre  mit  dem  früherer  Jahre  würde  inter- 
essant sein,  dcch  sind  die  statistischen  F>mittlungen  für 
das  Berichtsjahr  nicht  herausgegeben.  Durch  eine  grössere 
Anzahl  europäischer  Beamten  und  die  dadurch  ermög- 
lichte bessere  C'ontrole  der  inländischen  Postbeamten 
dürfte  dieses  jedoch  bald  und  für  die  Dauer  geändert 
werden. 

D.e  Telegraphenanstalten  haben  im  Berichtsjahre  bei 
weitem  nicht  so  viel  Anlass  zur  Klage  wie  in  früheren 
Jahren  gegeben,  da  die  Unterbrechung  der  Linien  nicht 
d'.-rmassen  häufig  und  anhaltend  wie  früher  war. 

Das  im  Berichtsjahre  nach  Koh-Si-Chang  gelegte 
Kabel  hat  sich  für  den  Schiffsverkehr  sehr  nützlich  er- 
wiesen, und  es  ist  nur  zu  hoffen,  dass  die  Telegraphtn- 
verwaltung  Sorge  dafür  tragen  wird,  dass  diese  wichtige 
Leitung  in  gutem  Zustande  erhalten  bleibt. 

Ueber  die  Minen  des  Landes  lässt  sich  dem  in 
früheren  Berichten  Gesagten  nichts  Neues  hinzufügen, 
doch  da  der  Mineralreichthuni  Siams  unzweifelhaft  ein 
grosser  ist,  so  ist  von  zukünftigen  Verbesserungen  der 
Communicationen  nur  Gutes  zu  erwarten. 

Die  Siam  Canal  Land  and  Irrigation  Co.,  eine  siamesi- 
sche Gesellschaft,  unter  Leitung  eines  östeneichischen 
Kaufmannes  stehend,  hat  durch  die  im  I  Jiufe  der  letzten 
Jahre  vorgenommenen  und  trotz  vieler  dem  Unternehmer 
erwachsener  Schwierigkeiten  doch  stetig  vorgeschrittenen 
Canalbaiiten  grosse  Strecken  früher  brach  liegenden 
lindes  für  den  Anbau  von  Reis  nutzbar  gemacht,  und 
wenn  diese  Gesellschaft  m  hr  die  Unterstützung  der 
siamesischen  Regierung  findet,  sodüiften  die  l'ür  Reisbau 
gewonnenen  Districte  von  Jahr  zu  Jahr  grössere  Elmtcn 
ergeben  und  in  steigendem  Mnassc  dazu  beitragen,  den 
Export  von  Reis,  dem  Hauptexportartikel,  stetig  su  ver- 
grössern  


102 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR   DEN   ORIENT. 


CHINESISCHE  KULIS. 

Vor  etwa  einem  Jahre  ging  die  kurze  MittheiUing 
durch  die  deutschen  Zeitungen,  dass  die  Verwendung 
chinesischer  Kulis  als  Arbeiter  bei  einem  deutschen 
Eisenbahnbau  in  Aussicht  genommen  sei.  Die  „Kölnische 
Zeitung"  schreibt  anknüpfend  ao  diese  Nachricht: 

Es  ist  zwar  nicht  zu  befürchten,  dass  eine  deutsche 
Regierung  in  absehbarer  Zeit  die  planmässige  Einfuhr 
chinesischer  Arbeiter  gestatten  werde,  aber  es  mag  trotz- 
dem zweckmässig  sein,  diejenigen  über  die  unabwend- 
baren Folgen  chinesischer  Einwanderung  aufzuklären, 
die  durch  unbefriedigende  Arbeiterverhältnisse  veranlasst 
Werden  könnten,  nach  ,, gelbem"  Ersatz  auszuschauen. 
Dass  man  die  Warner  vor  der  sogenannten  „gelben 
Gefahr"  mit  Unrecht  für  Gespinstei scher  gehalten  hat, 
zeigen  uns  die  Zustände,  welche  durch  die  chinesische 
Einwanderung  in  Nordamerika  und  Australien  geschaffen 
worden  sind.  In  diesen  von  China  aus  zunächst  erreich- 
baren gemässigten  Zonen  hatte  die  besit^ergreifende 
kaukasische  Rasse  den  früheren  ähnliche  Lebensbedin- 
gungen gefunden,  und  es  war  dadurch  eine  B.völkerung 
entstanden,  die  wie  in  Europa  alle  Stellungen,  von  der 
höchsten  bis  zu  der  niedersten,  im  socialen  Leben  aus- 
zufüllen vermochte.  Die  Chinesen  wurden  hier  im  Anfang 
austandslos  zugelassen,  da  sie  mit  der  ihnen  eigenen 
Schmiegsamkeit  auftraten  und  durch  ihr  anscheinend  be- 
scheidenes Wesen  die  Ansässigen  über  ihren  wahren 
Charakter  täuschten.  Aber  es  dauerte  gar  nicht  lange, 
bis  man  erkannte,  dass  die  Zulassung  der  Chinesen  eine 
ungeheure  Erschwerung  der  eigenen  Lebensbedingungen 
mit  sich  brachte,  ja,  nach  dem  Ueberwiegen  der  chine- 
sischen Bevölkerung  nothwendig  mit  der  Verdrängung 
der  übrigen  Rassen  enden  müsse.  In  Europa  wird  man 
ganz  die  gleiche  Erfahrung  machen,  wenn  man  den 
Chinesen  den  Vormarsch  nach  Werten  nicht  v.  n  vorn- 
herein verlegt.  Bis  jetzt  sind  bei  uns  erst  die  Vorposten 
der  mongolischen  Colonnen  in  Gestalt  einer  kleinen 
Anzahl  chinesischer  Curiositätenhändler  erschienen,  in- 
dessen wird  die  damit  bereits  begonnene  Invasion 
grösseren  Umfang  annehmen,  sobald  man  sich  daran 
gewöhnt  hat,  die  Zopfträger  nicht  mehr  als  allzu  auf- 
fallende Erscheinungen  zu  betrachten,  und  diese  an- 
fangen, sich  zu  Hause  zu  fühlen.  Langsam,  ja  fast  un- 
merklich, aber  mit  zäher  Beharrlichkeit  wird  sich  der 
Einmarsch  der  Chinesen  längs  der  alten  indischen  Heer- 
strasse und  bald  auch  mit  der  transsibirischen  Bahn 
vollziehen,  bis  Europa  eines  schönen  Tages  überrascht 
vor  der  Thatsache  stehen  wird,  da^s  sich  ein  Volk  m 
seinen  Cultur-  und  Industriecentren  eingenistet  hat  und 
breit  zu  machen  beginnt,  gegen  das  kein  Europäer  in 
Ausdauer  und  Genügsamkeit  den  Wettbewerb  aufzu- 
nehmen vermag.  Ob  dann  die  europäischen  gesetzgeben- 
den Körperschaften  in  richtiger  Einsicht  sich  entschliessen 
werden  zu  den  strengen  Maassregeln  zu  greifen,  durch 
welche  Amerikaner  und  Australier  der  unliebsamen 
Ueberschwemmung  einen  wirksamen  Damm  entgegc  n- 
setzten,  ist  noch  sehr  die  Frage.  Es  ist  vielmehr  anzu- 
nehmen, dass  es  wieder  Kathederphilanthropen  geben 
wird,  die  in  der  Abwehr  keine  berechtigte  Selbstver- 
theidigung,  sondern  engherzige  Unduldsamkeit  sehen, 
und  erst  dann,  wenn  es  zu  spät  ist,  wird  man  zu  der 
Erkenntniss  erwachen,  dass  die  europäische  Industrie 
und  Agricultur  mit  der  Zulassung  der  Chinesen  einen 
Selbstmord  begeht.  Oder  wird  man  sich  vielleicht  nach- 
träglich zu  der  grausamen  Austreibung  der  inzwischen 
ansässig  gewordenen  Fremdlinge  mit  Familie  und  Besitz 
verstehen  ? 

Der  Chinese,  der  für  die  Auswanderung  zuerst  in 
Betracht  kommt,  ist  der  „Kuli",  d.  h.  ein  mittelloser, 
von  der  Hand  in  den  Mund  lebender  Taglöhner,  der 
kein  Handwerk  versteht,  jede  beliebige  Arbeit  übernimmt 
und  demgemäss  mit  der  armseligsten  Bezahlung,  der 
magersten  Kost,  der  elendesten  Unterkunft  vorlieb  nimmt. 


Es  ist  geradezu  unglaublich,  wie  wenig  dazu  gehört, 
einen  richtigen  Kuli  am  Leben  zu  erhalten.  Bekommt 
er  nur  täglich  zweimal  seine  Portion  Reis,  einfach  in 
Wasser  abgekocht,  und  dazu  etwa  ein  Stücichen  ge- 
salzenen Fisch  oder  Speck,  so  ist  für  seinen  Unterhalt 
gesorgt  Einige  spottbillige  Gemüse,  die  man  bei  uns 
eher  für  Unkraut  halten  und  dem  Vieh  überlassen  würde, 
bilden  in  Ostasien  die  regelmässige  Zugabe  zu  der  all- 
gemeinen Reisnahrung  der  Kulis,  wozu  noch  der  überall 
wild  wachsende  spanische  Pfeffer  als  Gewürz  und  hie 
und  da  ein  paar  Bananen  als  ausscrgewöhnliche  Er- 
frischung kommen.  Höchstens  an  den  hervorragendsten 
Festtagen  erschwingt  der  Durchschnittskuli  vielleicht 
einmal  ein  Stück  Schweinefleisch  oder  gar  (zu  Neujahr) 
den  grössten  ihm  bekannten  Leckerbissen,  eine  Ente, 
während  ihm  zuweilen  auch  ein  herrenloser  Hund  einen 
willkommenen  Braten  abgibt.  Seine  Kleidung  besteht  aus 
ein  paar  zerrissenen  Lumpen  und  einem  Basthut,  die 
übrigen  Habseligkeiten  in  Gestalt  einer  kleinen  messingenen 
Tabakspfeife  und  vielleicht  einer  schmutzigen  zerfetzten 
dünnen  Wolldecke  trägt  er  stets  bei  sich.  Nach  des 
Tages  I^ast,  die  durch  Schimpfworte  und  Schläge  seiner 
Arbeitgeber  gewürzt  wird,  krümmt  sich  der  Kuli  Abends 
an  irgend  einer  geschützten  Stelle  auf  dem  harten  Boden 
zusammen  und  schläft  da,  an  kein  besseres  Bett  gewöhnt, 
ruhig  dem  Morgen  entgegen,  der  ihm  die  ewige  Fort- 
setzung seines  Hundelebens  bringt.  Es  kann  nicht  Wunder 
nehmen,  dass  ein  solcher  Paria  unter  den  Menschen 
sich  verhältnissmässig  leicht  zur  Auswanderung  ent- 
schliesst,  denn  er  sagt  sich,  dass  es  ihm  an  irgend 
einem  anderen  bewohnten  Orte  unmöglich  schlechter 
gehen  könne.  Zu  Tausenden  finden  sich  daher  diese 
Leute  in  den  chinesischen  Hafenstädten  zusammen,  ver- 
einigen sich  dort  mit  allerlei  lichtscheuem  und  flüchtigem 
Gesindel  und  lassen  sici  zum  grossen  Theil  von  den 
Agenten  der  Pflanzer  im  tropischen  Ostasien  anwerben, 
um  einem  vergleichsweise  viel  besseren  Lose  entgegen 
zu  gehen,  als  ihnen  bisher  zugefallen  war.  Die  specula- 
tiven  Köpfe  unter  ihnen  aber  verschmähen  die  Sclaven- 
laufbahn  des  Plantagenkulis,  wenngleich  der  Letztere, 
freilich  auf  niederer  Culturstufe,  ein  durchaus  menschen- 
würdiges Dasein  führt,  und  versuchen  sich  in  kleinen 
Gesellschaften  zu  vereinigen,  um  so,  nachdem  sie  sich 
auf  irgend  welche  Weise  das  Ueberfahrtsgeld  verschafft 
haben,  fremde  Colonien  mit  ihrer  Gegenwart  zu  be- 
glücken. Die  Unternehmendsten  wissen  sich  ihren  Weg 
bis  zu  Ländern  zu  bahnen,  wo  sie  mit  weit  überlegenen 
Rassen  in  freien  Wettbewerb  treten  können,  und  zwar 
wird  sich  jetzt,  da  Amerika  und  AustraHen  die  Ein 
Wanderung  von  der  Erlegung  einer  unerschwinglichen 
Gebühr  abhängig  und  dadurch  praktisch  abgeschnitten 
haben,  der  Strom  der  chinesischen  Auswanderer  einen 
anderen  Weg  suchen  und  dabei  auf  Europa  verfallen. 

Wie  tritt  nun  der  chinesische  Kuli  in  seinen  An- 
sprüchen neben  dem  europäischen  Arbeiter  auf?  In  ganz 
Ostasien  vermag  der  Kuli  sein  Leben  für  4  mexicanische 
Dollars  monatlich,  nach  heutigem  Curse  ungefähr  1  o  M  , 
zu  fristen.  Der  gewöhnliche  Lohn  für  kräftige  Leute 
ausserhalb  des  übervölkerten  Chinas  beträgt  jedocli 
6  ^  =  15  M.  Dieser  Betrag  reicht  in  den  warmen 
Länderstrichen  für  alle  Bedürfnisse  des  Kulis  aus,  da  er 
für  Unterkunft  nicht  zu  sorgen  hat,  für  Kleider  fast  gar 
nichts  auszugeben  braucht,  also  bei  einem  Lohn  von 
6  $  sich  nicht  nur  gut  nähren,  sondern  auch  noch 
Tabak,  Thee  und  andere  billigere  Genussmittel  ver- 
schaffen kann.  Nehmen  wir  nun  an,  derselbe  Kuli  be- 
nöthige  in  Deutschland  für  seinen  directen  Unterhalt 
monatlich  1 5  M.,  ferner  für  Unterkunft  5  M  ,  für  Kleidi  r 
und  alles  übrige  Weitere  5  M.,  so  ergibt  sich  für  ihn 
eine  monatliche  Ausgabe  von  25  M.  und  hieraus  die 
Möglichkeit,  alle  anderen  Arbeiter  weit  zu  unterbieten. 
Der  Kuli  würde  sich  also  z.  B.  als  Hafenarbeiter,  eine 
Gattung,  die  sich  ja  auch  bei  uns  aus  allen  möglichen 
grundverschiedenen  Elementen  zusammensetzt,    mit  Ver- 


I 


ÖSTERREieHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


lOS 


gougen  tur  30  M.  monatlich  verdingen,  und  zwar  bei 
zehnstündiger  täglicher  Arbeitszeit,  wie  er  es  gewohnt 
ist.  Welch  furchtbarer  Wettbewerb  wüide  da  den  ein- 
heimischen Arbeitern  erstehen,  die  nicht  nur  lediglich 
für  ihr  eigenes  Brot  zu  kämpfen  haben,  sondern  auch 
für  ihre  Familien  sorgen,  den  für  den  Staat  so  überaus 
werthvoUeh  Nachwuchs  erziehen  und  als  civilisirtc 
Menschen  so  vielerlei  zwingende  H.dürfnisse  befriedigen 
müssen,  welche  IMdung,  Gesellschaft  und  verfeinerte 
Lebensweise  an  sie  stellen  und  von  denen  der  chine- 
sische Kuli  gar  keinen  Begriff  hat !  Dabei  ist,  wenn  nicht 
die  körperliche  Kraft,  so  doch  die  Anstelligkeit  der 
Chinesen  der  des  euro[)äischen  Durchschnittsarbeiters 
minilestens  ebenbürtig,  seine  Ausdauer  entschieden  über- 
legen. Die  eintönigste  körperliche  Kraftentfaltung  gilt 
dem  Kuli  ganz  gleich  mit  einer  beliebigen  abwechslungs- 
reichen, auch  den  Geist  beschäftigenden  Arbeit.  Wie 
eine  Maschine  lebt  er  sich  in  die  von  ihm  verlangte 
Thätigkeit  hinein,  und  wie  eine  Maschine  beendigt  er 
sie  schnell  und  gleichmässig.  Dabei  hat  der  Kuli  einen 
hochentwickelten  Sinn  für  rechtliche  Gleichstellung  aller 
Arbeiter  und  trachtet  daher,  wenn  immer  möglich,  für 
sich  und  seine  Kameraden  eine  für  jeden  einzelnen  gleich 
abgemessene  Accordarbeit  zu  erlangen.  Ist  dieses  Maass 
cinigermaassen  billig  zugetheilt,  so  übernimmt  er  willig 
die  Ausführung;  übersteigt  es  aber  die  von  ihm  gewöhn- 
lich erreichte  Leistung,  so  fällt  es  ihm  nicht  ein,  sich 
damit  abzuquälen.  So  billig  er  auch  seine  Arbeit  ver- 
kauft, so  hartnäckig  besteht  er  auf  einem  einmal  fest- 
gesetzten Mindestsatz.  Vorgesetzte,  die  aus  langer  Er- 
fahrung die  für  die  Behandlung  des  Kulis  nöthige  Ge- 
wandtheit geschöpft  haben,  vermögen  mit  Chinesen  sehr 
viel  zu  erreichen.  Dieselben  fügen  sich  in  Alle-;,  was 
ihnen  ein  solcher  „Lau-Keh",  d.  h.  Kenner  der  chinesi- 
schen Eigenart,  zumuthet.  Sie  betrachten  ihn  sozusagen 
als  einen  der  Ihrigen,  ja,  sie  befolgen  seine  Befehle  mit 
einer  gewissen  Begeisterung  und  strafen  sogar  solche 
Widerspenstige  selbst  ab,  die  sich  auflehnen  wollen. 
Ganz  anders  aber  ist  das  Verhältniss  der  Kulis  zu  Vor- 
gesetzten, die  sie  noch  nicht  kennen  und  die  ihrerseits 
noch  wenig  oder  gar  nicht  mit  Chinesen  vertraut  sind. 
Da  zeigt  sich  der  verschlagene,  verschlossene,  zu  ver- 
steckter Widersetzlichkeit  neigende  Charakter  des  Kulis 
in  seinem  vollen  Lichte.  Nicht  enden  wollende  Rei- 
bungen, boshafte  und  freche  Herausforderungen  führen  dann 
meistens  zu  Arbeitseinstellungen,  wüsten  Auftritten  und 
Gewaltthaten.  Der  fanatisirte  Kuli  schreckt  vor  nichts 
zurück,  kein  Vorgesetzter  ist  während  eines  ,,Rows" 
seines  Lebens  sicher.  Daraus  geht  von  selbst  hervor, 
dass  der  Kuli  Respect  nur  hat  vor  einem  Herrn,  der 
ihm  durch  weitgehende  Routine  durchaus  überlegen  ist, 
und  auch  da  nur,  wenn  derselbe  durch  rücksichtsloses 
Draufgehen  im  Falle  der  Herausforderung  seine  Furcht- 
losigkeit unzweifelhaft  dargethan  hat.  Ob  der  Herr  einen 
tadellosen  sittlichen  Ruf  besitzt  oder  aber  in  irgend 
einer  Hinsicht  etwas  anrüchig  ist,  macht  dem  Kuli  nichts 
aus.  Er  steht  moralisch  auf  einer  viel  zu  niedrigen  Stufe, 
um  solche  Eigenschaften  zu  schätzen,  die  bei  uns  den 
P^hrenmanu  ausmachen,  und  beansprucht  denn  auch  eine 
weitgehende  Nachsicht  seinem  eigenen  höchst  unsitt- 
lichen Lebenswandel  gegenüber.  Er  steht  in  dieser  Hin- 
sicht auf  einer  für  uns  geradezu  unfassbar  tiefen  Cultur- 
stufe,  ja,  nicht  viel  höher  als  dus  Thier. 

Die  anscheinende  Unterordnung  chinesischer  Unter- 
gebener ist  also,  wenn  der  Herr  nicht  zugleich  gefürchtet 
ist,  nichts  Anderes  als  Verstellung.  Der  Chinese  fühlt 
keine  Anhänglichkeit  oder  Dankbarkeit  für  empfangene 
Wohlthaten.  Er  würde  nie  für  seinen  Herrn  in  dessen 
Abwesenheit  eintieten,  sondern  ihn  vielmehr  mit  Wollust 
hinter  seinem  Rücken  verunglimitfen  und  sich  bübisch 
über  jeden  ihm  gespielten  Streich  freuen,  Für  ihn  ist 
nur  derjenige  unantastbar,  der  durch  M.uht'und  vor 
Allem  durch  Reichthum  eine  hohe  Stellung  einnimmt. 
Reichthum    deckt    beim    Chinesen    alles    Andere.     Das 


schändlichste  Subject,  i.  B.  einer  der  vielen  Mitdchen- 
und  Koabenhändler  ist  der  Achtung  de»  Chinesen  »ichr r, 
wenn  er  nur  recht  reich  ist.  Der  chinesische  Kuli  ut 
ferner  ein  geborener  Verschwörer.  &  riebt  den  heim- 
lichen und  gewaltsamen  Weg  zur  Erlangung  seines  Rechte 
stets  dem  gesetzlichen  vor.  Um  sich  unberechtigten  Ein- 
lluss  und  Anhang  zu  verschaffen,  schliesst  er  sich  einer 
der  geheimen  Genossenschaften  (Kong  Si)  an,  die  überall 
unter  den  Chinesen  bestehen  und  ihre  Mitglieder  durch 
furchtbare  Eide  binden  und  den  Zweck  verfolgen,  alle 
Kameraden  im  Guten  und  Schlechten  mit  allen,  auch 
den  unerhörtesten  Mitteln  zu  unterstützen.  Eine  solche 
Kong  Si  hat  also  viele  Aehnlichkeit  mit  der  italienischen 
„Mafia"  und  „Camorra";  wer  ihre  Rachsucht  erregt, 
wird  ermordet  oder  durch  Vertreibung  unschädlich  ge- 
macht. Einen  Chinesen,  der  wegen  eines  im  Auftrage 
der  Kong  Si  verübten  Verbrechens  bestraft  wird,  be- 
trachten und  feiern  seine  Genossen  als  Märtyrer.  Man 
bedenke,  wie  solche  Kong  Sis  in  unsere  staatlichen  Ein- 
richtungen i)assen  würden !  Sich  eine  Gelegenheit  ent- 
gehen zu  lassen,  um  seinen  Herrn  zu  betrügen,  be- 
trachtet der  typische  Kuli  als  eine  unverzeihliche  Dumm- 
heit, ja  geradezu  als  ein  Unrecht,  und  nicht  nur  der 
Kuli,  also  der  tiefstehende  Chinese  macht  sich  aus  jeder 
.\rt  Betrug  eine  Freude,  sondern  der  Chinese  überhaupt, 
nie  Uebervortheilupg  erscheint  ihm  als  unzertrennlicher 
Bestandtheil  jedes  Geschäftes,  das  er  macht,  und  das  ihn 
seinem  Ideal,  der  Erwerbung  von  Reichthümem,  näher 
bringt.  Für  Ehrlichkeit,  OflTinhtit,  Treue,  Ehr-  und  Pflicht- 
gefühl fehlt  dem  Chinesen  schlechterdbgs  alles  Ver- 
ständniss. 

Neben  dem  Kuli  ist  also  auch  der  chinesische  Händler 
ein  für  uns  unerwünschter  Zuwachs.  Man  Ias.se  sich 
durch  die  glatte  .Aussenseite  dieser  Händler  niiht 
täuschen,  sie  sind  nur  so  lange  äusserlich  höflich  und 
anständig,  als  sie  sich  nicht  sicher  genug  fühlen.  Ein 
durch  seinen  „Handel",  d.  h.  Schachern  und  Schwindeln, 
reich  gewordener  Chinese  ist  für  uns  vollends  ein  höchst 
abstossendes  Exemplar  seiner  Specics.  Er  ist  der  ekel- 
hafteste gemästete  Protz,  den  man  sich  vorstellen  kann. 
In  den  englischen  Cul'inien  der  Straits  Settlemctts,  wo 
man  in  falscher  Philanthropie  die  gesetzliche  Gleich- 
stellung der  Europäer,  Eingeborenen  und  Chinesen  ein- 
führte, hat  man  Gelegenheit,  diese  flegelhaften,  aufge- 
blasenen und  unglaublich  anmaassenden  Ki-rle  als  ab- 
schreckendes Erzeugniss  des  Entgegenkommens  dieser 
Race  gegenüber  zu  studiren. 

Fasst  man  die  Betrachtungen  über  den  Chinesen  zu- 
sammen so  kommt  man  zu  dem  Schlüsse,  dass  er  in 
ein  geordnetes  europäisches  Staatswesen  schlecht  hinein- 
passt.  Seine  wenigen  Tugenden :  .\rbcitsamkeit,  Spar- 
samkeit und  Nüchternheit,  verschwinden  neben  den  ihm 
anhaftenden  Untugenden  und  schamlosen  lästern.  Der 
Chinese  ist  nicht  civilisirbar;  mögen  gewisse  Chinesen- 
freunde  sagen,  was  sie  wollen.  So  lange  der  Chinese  nur 
Macht  und  Reiehthum  anerkennt,  für  Recht  und  Unrecht 
aber  keinen  anderen  Begriff  hat,  als  dass  jedes  begangene 
und  entdeckte  Unrecht  mit  Geld  zu  sühnen  ist,  während 
ihm  Alles  als  Recht  gilt,  was  man  ungestraft  thun  kann, 
so  lange  ist  er  ein  der  abendländischen  Civilisation  ver- 
schlossener Barbar.  Er  mag  äusserlich  auch  noch  so  von 
europäischer  Cultur  beleckt  sein,  auch  dem  Fortschritt 
I  insoweit  huldigen,  als  er  sich  unsere  Erfindungen  und 
Industrieerfolge  zunutze  macht,  so  bleibt  er  im  Innern 
I  doch  stockchinesisch,  voll  maasslosen  Dünkels  und  Gcring- 
I  Schätzung  für  unsere  Ideale  der  Humanität,  unserer 
liöchsten  Errungenschaft,  abhold,  ein  Streber,  dem  alle 
Mittel  und  Wege  recht  sind. 


104 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


CHRONIK. 

Asien. 

Asiatische  Türkei.  Die  russische  Regierung  verlangt 
neuL-rdings  eine  Commissionsimtersuchung  zum  Zwecke 
der  Abstellung  der  Umtriebe  bewaffneter  Banden  an  der 
russisch-türkischen  Grenze;  der  Sultan  verspricht,  zu 
diesem  Zwecke  Tevfik  Pascha  zu  entsenden.  —  Trotz 
der  Bemühungen  der  türkischen  Behörden  hören  die 
Ausschreitungen  der  Kurden  nicht  auf.  Diese  plündern 
die  nächst  Bitlis  gelegene  armenische  Ortschaft  Hartgogh 
und  verüben  in  dem  Kloster  Erghan  (Erzingian)  und  in 
Kighi  (Erzerum)  verschiedene  Mordthaien.  —  Ueber  die 
Sicherheitszustände  in  Beirut  erheben  sich  Klagen ;  Mord- 
thaten,  Raubanfälle  und  andere  Gewaltthaten  seien  an 
der  Tagesordnung,  und  ein  deutscher  Kaufmann  sei  auf 
offener  Strasse  von  Gendarmen  angefallen,  misshandelt 
und  beraubt  worden. 

Arabien,  Die  Lage  in  Jemen  ist  noch  immer  sehr  be- 
denklich; die  revolutionäre  Bewegung  ist  ernst,  die  Un- 
zufriedenheit gewinnt  an  Ausdehnung. 

Persien.  In  ßuschir  finden  wegen  der  gegen  die  Pest 
getroffenen  sanitären  Maassrcgeln  Unruhen  statt.  Nach 
Aufhebung  der  Quarantaine  im  Hafen  und  nach  Wieder- 
eröffnung der  Bazare  wird  die  Ordnung  wiederhergestellt 
und  es  herrscht  Ruhe.  —  Die  von  der  russischen  Re- 
gierung vor  drei  Jahren  begonnene  350  km  lange  Land- 
strasse von  Rescht  nach  Teheran  ist  vollendet  und  wird 
eröffnet. 

Indien.  Auf  die  Brauerei  Murree  in  Quetta  findet  ein 
räuberischer  Ueberfall  statt,  wobei  mehrere  eingeborene 
Beamten  getödtet  und  andere  schwer  verwundet  werden. 
Die  Räuber,  mit  denen  der  berüchtigte  Dschafir  Khan 
in  Verbindung  stehen  soll,  werden  von  berittener  Polizei 
verfolgt,  entkommen  aber.  —  In  Puna  dauert  die  Pest 
fort,  und  es  kommen  in  der  Stadt  wie  im  Truppenlager 
viele  Erkrankungen  vor,  von  welchen  die  meisten  tödtlich 
verlaufen. 

Tongking  Der  Vorstand  des  Postens  Rua  Rao, 
M.  Breugnot,  nimmt  mit  einer  kleinen  Truppenmacht 
Lasa  Sor,  einen  nahen  Verwandten  des  alten  Räuber- 
häuptlings Nuong,  gefangen,  der  vor  4 — 5  Jahren  die 
Gegend  zwischen  den  Flussgebieten  des  Song  Tschu  und 
des  Haut  Song  beunruhigte.  Lasa  gelang  es  im  vorigen 
Jahre,  der  Verfolgung  durch  Cuvelier,  den  Vorstand  des 
Postens  Xamthen,  zu  entrinnen  und  bei  Phutuong  Zu- 
flucht zu  finden.  Lasa's  Gefangennahme  befre't  diese 
Gegend  der  anamitischen  Kette  von  Piraten,  so  dass  sie 
ein  Verkehrsweg  für  europäische  Kaufleute  und  Reisende 
werden  kann. 

China.  Die  französischen  Forderungen  nach  bedeutenden 
Eisenbahnconcessionen  in  Vünnan  stossen  bei  den  Chinesen 
auf  Schwierigkeiten.  Der  chinesische  Pöbel  reisst  die  in 
Yünnanfu  wehende  französische  Tricolore  herab  und 
zeigt  sich  gegen  die  dort  weilenden  Vertreter  französi- 
scher Gesellschaften  höchst  feindselig.  Der  Vicekönig 
von  Yünnan  erlässt  eine  Proclamation,  worin  er  die  Ein 
wohner  davor  warnt,  die  französischen  Eisenbahningenieure 
zu  belästigen.  —  Der  Aufruhr  im  Kiautschau-Gebiet  ist 
vollständig  bewältigt;  der  Widerstand  ist  gebrochen, 
überall  ist  die  Ruhe  wiederhergestellt,  die  Ortschaften 
bitten  um  Frieden,  die  ganze  Gegend  ist  durch  Haupt- 
mann Mauwe  zur  Auslieferung  der  Waffen  gezwungen 
worden.  Die  Erwerbungen  des  für  die  Eisenbahn  nöthigen 
Grundes  und  die  Sicherstellung  der  Arbeiten  sind  durch 
einen  Aufruf  geregelt,  den  der  Kreismandarin  von 
Kaumin  erlassen  hat.  —  Die  Lage  der  christlichen  Chi- 
nesen in  Südschantung  ist  mehrfach  schwierig  geworden, 
und  der  deutsche  Gesandte  in  Peking  fordert  das 
TsungUyamen  auf,  durch  Befehle  an  den  Gouverneur  für 
die  Sicherheit  der  Christen  zu  sorgen.  —  In  den  Pro- 
vinzen Kwangtung  und  Kwangsi  leidet  der  HandcJ  unter 
dem  immer  mehr  überhandnehmenden  Räuberunwesen. 
In  Cotkon    am  Westfiusse    werden    500   Soldaten     von 


1000  Räubern  umzingelt,  angegriffen  und  geschlagen, 
wobei  350  getödtet  und  verwundet  werden.  —  Der 
Secretär  des  japanischen  Consulates,  der  abgesendet 
worden  war,  um  die  japanische  Flagge  auf  Amoy  (Tiger- 
hügel) zu  hissen,  wird  von  den  Aufständischen  zurück- 
getrieben. —  In  der  Umgegend  von  Tschining  macht 
sich  eine  gefahrdrohende  Bewegung  gegen  die  fremden 
Christen  bemerkbar.  —  Ueber  ein  in  der  russischen  Con- 
cession  zu  Hankau  gelegenes,  der  englischen  Firma 
Jardine,  Matheson  &  Co.  gehöriges  und  von  ihr  in  aller 
Form  erworbenes  Grundstück,  dessen  Besitztitel  der 
russische  Consul  nicht  anerkennt,  kommt  es  zwischen 
Kosaken  und  englischen  Matrosen  zum  Streit,  wobei  die 
letzteren,  die  das  Grundstück  bewachen,  eine  das 
russische  Consulat  bedrohende  Stellung  einnehmen.  Der 
russische  Gesandte  und  der  englische  Geschäftsträger 
kommen  überein,  die  Schwierigkeit  durch  Schiedsspruch 
erledigen  zu  lassen.  —  Russland  erklärt  den  Hafen  von 
Talienwan  für  die  ganze  Dauer  des  im  März  1898 
zwischen  Russland  und  China  abgeschlossenen  Pacht- 
vertrages als  Freihafen  für  die  Handelsschiffe  aller  Nationen 
und  wird  in  dessen  Nähe  eine  neue  Stadt  mit  dem 
Namen  Dalny  erbauen.  —  Italien  gibt  den  Gedanken, 
Sanmun  zu  besetzen  oder  irgend  eine  geeignetere  Station 
in  China  zu  erwerben,  auf  —  Ein  italienisches  Syndicat 
bewirbt  sich  um  die  Concessionen  für  eine  Eisenbahn 
von  der  Küste  der  Provinz  Tschekiang  nach  dem  Innern 
des  Landes  und  für  eine  andere  Eisenbahn  in  der  Um- 
gebung von  Peking.  —  Dem  Ingenieur  Rouffart,  Ver- 
treter belgischer  Capitalisten,  wird  die  Erlaubniss  zum 
Bau  und  Betrieb  einer  ca.  700  km  langen  Eisenbahn 
ertheilt,  welche  die  Grubengebiete  von  Schansi  mit  der 
Linie  Peking — Hankau  verbinden  soll.  —  Die  Kaiserin- 
Witwe  beauftragt  die  Provinzbehörden,  Kang-yu-wei  und 
zwei  andere  flüchtige  Reformer  gefangenzunehmen  zu 
trachten,  da  diese  nicht  aufhören,  aufrührerische  Lehren 
zu  verbreiten.  —  In  Niutschwang  ist  die  Pest  ausge- 
brochen, und  man  befürchtet,  dass  sie  auch  nach  Tientsin 
und  anderen  Orten  des  nördlichen  China  eingeschleppt 
werden  könnte.  —  Den  fremden  Gesandtschaften  werden 
die  neuen  vom  Tsungliyamen  in  Bezug  auf  Gruben- 
unternehmungen erlassenen  Vorschriften  mitgetheilt. 

Formosn.  Die  Japaner  sollen  auf  Formosa  reiche  Gold- 
lager entdeckt  haben,  die  sie,  um  die  Oeffentlichkeit 
nicht  darauf  aufmerksam  zu  machen,  insgeheim  aus- 
beuten. Die  Goldlager  befinden  sich  im  Nordosten  der 
Insel. 

Philippinen.  Die  Aufständischen  nehmen  und  verbrennen 
in  San  Fernando  den  amerikanischen  Dampfer  ^Saturnus". 
Die  Amerikaner  ergreifen  wieder  die  Offensive.  General 
McArthur  bricht  mit  seiner  ganzen  Streitmacht,  5000 
Mann,  bis  auf  600  Mann,  die  als  Besatzung  in  San 
Fernando  zurückbleiben,  von  dort  auf,  um  gegen  die 
Hauptmacht  der  Aufständischen  zu  stossen.  Nach  einem 
Gefechte  auf  der  ganzen  Linie,  wobei  die  Philippiner 
nur  schwachen  Widerstand  leisten  und  sich  auf  Calulut 
zurückziehen,  wird  dieses  von  den  Amerikanern  einge- 
nommen, und  diese  rücken  gegen  Los  Angelos  und 
westlich  gegen  Porac  vor.  Oberst  Bell  dringt  mit  einer 
kleinen  Macht  in  Los  Angelos  ein,  wird  aber  von  den 
Philippinern  wieder  vertrieben ;  Oberst  Smith  nimmt  mit  fll 
verstärkter  Truppenmacht  den  Kampf  wieder  auf,  schlägt 
die  Aufständischen  mit  schweren  Verlusten  und  besetzt 
Los  Angelos.  Nun  halten  die  Amerikaner  die  Stadt 
Manila  und  die  Umgebung  in  einem  Umkreis  von 
15  englischen  Meilen  besetzt,  die  Stadt  Iloilo  und  Um- 
gebung im  Umkreise  von  neun  Meilen  und  die  Stadt 
Cebu  und  ein  kleines  Stück  von  deren  Umgebung;  das 
Uebrige  ist  in  den  Händen  der  Philippiner.  General 
Bates  verhandelt  mit  dem  Sultan  des  Sulu-Archipels  über 
einen  neuen  Vertrag,  in  welchem  unter  anderen  Punkten 
der  Schutz  und  die  Überhoheit  der  Vereinigten  Staaten 
zur  B.dingung  gemacht  ist,  wogegen  diese  den  Be- 
wohnern des  Archipels  volle  Religionsfreiheit  verbürgen. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FOn   DF.N  ORIENT. 


106 


Die  Moros  stehen  zw  den  amerikanischen  Truppen  in 
freundschaftlichen  Beziehungen  und  unterzeichnen  ein 
Uebcreinkommen,  nach  welchem  sie  die  Oberhoheit  der 
Vereinigten  Staaten  über  die  gcsamnittn  Philip|)inen  an- 
erkennen; die  Moros  von  Westmindanao  suchen  um 
Krlaubniss  an,  die  Insurgenten  vertreiben  zu  dürfen.  In 
Manila  wächst  die  Erbitterung  gegen  die  drückende 
Herrschaft  der  Amerikaner  von  Tag  zu  Tag. 

Afrika. 

Algier.  Der  Kaid  ben  Lenuar  greift  an  der  Spitze  von 
5000  Mann  die  Stämme  Beni-Thal  und  Beni-Manganschc 
an,  tödtet  viele  von    ihnen    und  verbrennt    ihre  Dörfer. 

Atgypten.  Die  Pest  in  Alexandiien  ist  im  Erlöschen. 
Die  dit.sjährige  Nilschwelle  ist  ungenügend,  so  dass  der 
grösste  Theil  des  Fruchtlandes  v-n  Oberägypten  nicht 
besäet  werden  kann. 

Aegyptischer  Sudan.  Die  Mahdisten  versuchen  einen 
Aufstand,  der  von  dem  Khalifen  Muhammad  Scherif, 
einem  der  vier  seinerzeit  vom  Mahdi  eingesetzten 
Khalifen,  und  von  zwei  Söhnen  des  Mahdi  angezettelt 
wurde,  denen  gestattet  worden  war,  unter  Aufsicht  im 
Dorfe  Schukaba  am  Weissen  Nil  zu  wohnen.  Eine  kleine 
ägyptische  Truppenabtheilung,  die  abgesandt  ist,  um  sie 
zu  verhaften,  wird  von  den  Derwischen  angegriffen. 
Muhanimed  Scherif  und  die  beiden  Söhne  des  Mahdi 
fallen  im  Kampfe,  das  Dorf  wird  in  Brand  gesteckt. 
Der  Khalifa  befindet  sich  in  Dschebel  Gedir.  Die  Voll- 
endung der  Atbara-Brücke  wurde  durch  ungünstige 
Witterung  verzögert. 

Französischer  Sudan.  Die  fran2Ösische  Expedition 
Voulet  Chanoine,  die  damit  beauftragt  war,  das  Gebitt 
zwischen  Say  am  Niger  und  dem  Tschadsee  zu  er- 
forschen, und  die  sich  auf  dem  Wege  nach  Zinder  be- 
fand, um  den  vom  Emir  von  Zinder  an  Hauptmann 
Cazemajou  und  dessen  Gefährten  verübten  Meuchelmord 
zu  rächen,  hat  sich  selbst  eines  ungeheuerlichen  Ver- 
brechens schuldig  gemacht.  Da  die  Hauptleute  Voultt 
und  Chanoine  die  Eingebortnen  auf  das  Grausamste  be- 
handelten, sich  auch  Raub  und  andere  schwere  Ver- 
brechen im  Sudan  zu  schulden  kommen  lies=en,  wurde 
die  Behörde  im  Sudan  angewiesen,  durch  einen  höheren 
Officier  und  einen  Lieutenant  die  beiden  angeklagten 
Hauptleute  ihrer  Aemter  entheben,  als  Gefangene  nach 
der  Hauptstadt  von  Sencgambien,  Kayes,  bringen  zu 
lassen  und  dort  vor  ein  Kriegsgericht  zu  stellen.  Zu 
diesem  Zwecke  erhielten  Oberstlieutenant  Klobb  und 
I-ieutenant  Meunier  von  dem  Gouverneur  von  Franzö- 
sisch-Sudan  den  Befehl,  von  Kayes  aus  zur  Expedition 
Voulet-Chanoine  zu  stossen,  über  sie  den  Befehl  zu  über- 
nehmen und  die  beiden  Officiere  nach  Kayes  zur  Ab- 
urtheilung  bringen  zu  lassen.  Von  einer  Abtheilung  ein- 
geborener Soldaten  begleitet  stiessen  Klobb  und  Meunier 
bei  Damangar  im  Damergulande,  auf  dem  halben  Wege 
zwischen  dem  Niger  und  dem  Tschad,  auf  die  Mission 
Voulet-Chanoine.  Klobb  theilte  der  Expedition  seinen 
Auftrag  mit,  worauf  Voulet  drohte,  auf  ihn  feuern  zu 
lassen,  wenn  er  darauf  bestehe,  seinen  Befehl  auszu 
führen.  Als  Kh  bb  und  Meunier  trotzdem  mit  ihrer 
Begleitmannschaft  sich  der  Expedition  näherten,  liess 
Hauptmann  Voulet  seine  Leute  sofort  laden  und  sich 
schussbereit  halten.  Klobb  liess  nicht  laden  und  rückte 
mit  Meunier  vor.  Als  Klobb  mit  seinen  Begleitern  sich 
in  einer  Entfernung  von  150  Metern  von  der  Mission 
befand,  liess  Voulet  drei  Salven  abfeuern,  und  Klobb 
und  Meunier  fielen  mit  dem  grössten  Theile  ihrer  Begleit- 
mannschaft Die  wenigen  Ueberlebenden  der  kleinen 
Truppe,  die  nur  aus  30  schwarzen  Schützen  bestand, 
ergriften  vor  der  aus  ca.  1 300  Mann  bestehenden  Truppe 
Voulet's  die  Flucht  und  liessen  ihre  zum  Tode  verwun- 
deten Officiere  und  Kameraden  im  Stiche.  Ein  Sudaner 
brachte  die  Nachricht  von  die.ser  Mordthat  nach  Kayes. 
Nun  ist  ilie  Expedition  Voulet  für  vogelfrei  erklärt 
worden,  und  dies  wurde  schon  oder  soll  erst  den  beiden 


anderen  Expeditionen  mitgetheilt  werden,  denen  diejenige 
Voulet'»  die  Hand  reichen  sollte,  nämlich  der  Expediiion 
Koureau-Lamy,  die  »ich  im  I^nde  Air  nördlich  von 
Damergu  lK:fin<let.  und  der  südlich  vom  Tschadsee  im 
Tscharithale  vorgehenden   Expedition  Gei.til-Bretonoct. 

Franziisisch- Guinea.  Hier  ist  der  Bau  mehrerer  Eisen- 
bahnen in  Aussicht  genommen,  die  den  H.iuptort  Grand 
Bassam  mit  dem  Inneren  verbinden  sollen.  Eine  Bahn 
soll  von  I'etit-Alt-p6  in  nordwestlicher  Richtung  nach 
S6ka-S(^ka  führen,  und  einerseits  si)äter  in  nördlicher 
Richtung  nach  Kong,  andererseits  sofort  von  Scka-S^ka 
nach  Tumodi  auggebaut  werden.  Eine  Eisenbahn  wird 
von  Konakry  nach  dem  Niger  angelegt  werden. 

Dahome.  Um  Gelder  zur  Anlige  der  Niger- Eisenbahn 
beizubringen,  hat  die  Regierung  den  Eingeborenen  eine 
Kopfsteuer  von  Frs.  rzs  im  Binnenlande  und  Frs.  2'i5 
in  sechs  Küstenorten  auferlegt.  Die  P'intreibung  erfolgt 
ohne  Schwierigkeit,  da  die  Häuptlinge  dabei  mitwirken 
und  25  Percent  der  aufgebrachten  Gelder  erhalt.n.  Bei 
der  Grenzregulirung  zwischen  Togo  und  I>ahome  werden 
drei  wichtige  (Ortschaften,  Kabola,  Pira  und  Bedu,  Frank- 
reich zuerkannt. 

Britisch-  Weslafrika.  Bai  Bureh,  Niagua  und  Bai  Scher- 
bro,  die  drei  Hauptanführer  im  letzten  Sierra  l.eonc- 
Aufstand  werden  nach  Accia  deportirt. 

Britisch-Ostafrika  •\-tt  herrscht  in  Folge  der  Trocken- 
heit grosser  Nothstand ;  neben  der  Hungersnoth  herrschen 
die  Pocken  und  im  Innern  die  Rinderpest. 

Französisch- Cungo.  Die  von  Foureau  geleitete  Expedi- 
tion, die  vor  einigen  Monaten  ausgesandt  wurde,  um 
die  Gegend  zwischen  dem  Sangha  und  dem  Congo  tu 
erforschen,  kehrt  nach  Gabon  zurück.  Es  ist  ein  Eisen- 
bahnbau von  Libreville,  dem  Hauptorte  an  der  Küste, 
nach  Uesso  am  Sangha  in  Aussicht  genommen. 

Portugiesisch  Ostafrika.  In  Maguda  koncmen  Erkran- 
kungen an  Beulenpest  vor. 

Nyassaland.  Die  mit  den  Engländern  gegen  den  Häupt- 
ling Mataka  operirende  Macht  erreicht  Kanyelas.  Der 
Vormarsch  geht  wegen  Mangels  an  Proviant  nur  langsam 
vor  sich  und  der  Feind  beu-  ruhigt  die  portugiesische 
Colonne;  die  britisc'ie  Expedition  rückt  gegen  den 
Chintasee  vor,  um  bösen  Zwischenfällen  zuvorzukommen. 
An  der  Ostseite  des  Nyassasees   treten  die  Pocken  auf. 

Betschuanaland.  In  Pigtree  wird  ein  Holländer  ver- 
haftet, der  im  Betschuanaland  Unfriiden  stiften  will. 

Basutoland.  Nach  Maseru,  der  Hauptstadt  von  Basuto- 
land,  wird  die  Telegraphenlinie  eröffnet. 

Afaskarenen.    Die  Beulenpcst    auf  Mauritius  dauert  an 

Australien. 
Samoa.  In  einer  Versammlung  der  Commissare  und 
Mitglieder  beider  Parteien  wird  ein  Abkommen  unter- 
zeichnet, wonach  das  Königthum  und  lier  Posten  d«s 
Präsidenten  des  Municipalrathes  abgeschafft  werden.  Die 
Malietoa-Partei  gibt  die  Erklärung  ab,  dass  sie  die 
Annexion  (an  welche  Macht?)  als  die  beste  Lösung 
wünsche.  Die  Commission  einigt  sich,  den  amerikanischen 
Generalconsul  Osborn  zum  Vertreter  des  Oberriihters 
Chambers  lu  be-tellen.  In  Mulinuu  findet  unter  I.eitung 
der  Commission  eine  Versammlung  der  Häuptlinge  beider 
Parteien  statt.  Je  13  Häuptlinge  als  Vertreter  beider 
Parteien  unterzeichnen  den  B.-schluss,  der  das  König- 
thum abschafft.  Mataafa,  der  für  die  Abschaffung  des 
Königthums  und  die  Ernennung  des  Dr.  Solf  zum  Chef 
der  Regierung  eintritt,  soll  tum  Gouverneur  seines  Be- 
zirkes ernannt  werden.  Die  feindselige  Gesinnung  der 
Eingeborenen  unter  einander  dauert  fort.  Zehn  Tage  nach 
der  .\bfahrt  der  Commission  von  Samoa  wird  d-e  Re- 
gierung des  Consularhofs  mit  Dr.  Solf  als  Berather  em- 
gesetit.  Aeusserlich  ist  .Alles  ruhig,  doch  werden  die 
Häuptlinge,  die  zu  Mataafa  stehcu,  mehrmals  von  den 
Anhängern  Tanu's  angegriffen  und  beleidigt.  Tanu  und 
Tamascse,  der  ehemalige  Vicekönig,  haben  ihre  Regie- 
rung noch  immer  in  Apia,    trotz   des  Befehls  der  Com- 


106 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  KÜR  DEN  ORIENT. 


tnission,  sie  aufzulösen.  Die  vorläufige  Regierung  fordert 
durch  öffentliche  Bekanntmachung  die  Malietoaleute,  die 
sich  in  Apia  aufhalten  und  dort  nicht  ihren  Wohnsitz 
haben,  auf,  in  ihre  Heimat  zurückzukehren. 


MISCELLEN. 

Die  Kosten  des  Philippinenkrieges.  Die  „New  Yorker 

H.-Z.''  schreibt:  Die  an  Spanien  gemachte  Zahlung  von 
2')  Millionen  Dollars  für  die  Abtretung  der  Philippinen 
war  nur  eine  Bagatelle  im  Verhältniss  zu  den  zur  Zeit 
noch  unberechenbaren  Ausgaben  für  den  Krieg  gegen 
die  Insurgenten  und  für  die  spätere  Organisirung  des 
dortigen  Staatswesens.  Die  bisherige  Kriegführung  hat 
grosse  Summen  verschlungen  und  sie  würde  ohne  Zweifel, 
wenn  Kriegssecretär  Alger  am  Ruder  geblieben  wäre, 
unser  Budget  in  den  nächsten  Jahren  aufs  Höchste  ge- 
spannt haben,  da  die  durchaus  falsche  Politik  einer 
Kiiegführung  mit  offenbar  unzureichenden  Streitkräften 
die  Kämpfe  auf  den  Philippinen  unabsehbar  verlängert 
haben  würde.  Abgesehen  von  den  groben  Missbräuchen, 
welche  die  Verwaltung  des  Kriegsdepartements  unter 
dem  früheren  Secretär  charakterisirte,  hat  Alger  den 
schweren  Vorwurf  gegen  sich  heraufbeschworen,  dass 
er  im  Widerspruche  mit  der  Ansicht  und  Ueberzeugung 
hervorragender  Officiere  die  Widerstandskraft  und  die 
Hilfsquellen  der  Insurgenten  bedeutend  unterschätzte.  Er 
hätte  schon  viele  Monate,  ehe  er  seinen  Abschied  er- 
hielt, aus  seinem  Amt  entfernt  werden  sollen.  Unter 
dem  jetzigen  Kriegssecretär  Elihu  Root  wird  ein  anderes 
System  inaugurirt  werden,  und  Alles  deutet  darauf  hin, 
dass  eine  Klärung  und  Reorganisirung  des  ganzen  unter 
seiner  Controle  stehenden  Dienstes  bevorsteht.  Root  ist 
ein  heller  Kopf,  welcher  ohne  persönliche  Politik  ledig- 
lich die  Interessen  des  Gemeinwesens  im  Auge  hat 
Sein  erster  Schritt  gestaltete  sich  zu  einer  Vernichtung 
des  Algerismus.  Er  gewann  nach  flüchtigem  Studium  der 
Verhältnisse  die  Ueberzeugung,  dass  der  Kampf  gegen 
Aguinaldo  und  seine  Generale  kein  Kinderspiel  sei.  Er 
unterbreitete  nach  einer  eingehenden  Rücksprache  mit 
General  Miles  dem  Präsidenten  einen  festgefassten  Plan 
für  die  künftige  Kriegführung  und  Präsident  McKinley 
hat  ohne  Rückhalt  diesen  Plan  gutgeheissen.  Die 
Philippinen  werden  gegen  Ende  October  genügende 
Streitkräfte  aus  den  Vereinigten  Staaten  haben  und  der 
Krieg  wird  voraussichtlich,  sobald  dieSe  Streitkräfte  sich 
über  das  in  Insurrection  befindliche  Gebiet  entwickelt 
haben  werden,  von  kurzer  Dauer  sein.  Es  wird  daraus 
folgen,  dass  das  Budget  für  die  eigentliche  Kriegführung 
ein  zeitlich  beschränktes  sein  wird.  Doch  wird  die 
Occupation  der  Philippinen  auf  Jahre  hinaus  schweres 
Geld  kosten.  Ol?  die  Abtretung  der  Philippinen  von 
Seite  Spaniens  ein  Danaergeschenk  ist  oder  nicht,  muss 
sich  erst  in  der  Zukunft  herausstellen,  sobald  nach  Her- 
stellung der  Ordnung  die  wirthschaftlichen  Interessen 
des  Landes  eine  Pflege  erhalten  können.  Jedenfalls  aber 
werden  die  Philippinen  unser  Budget  auf  Jahre  hinaus 
auf  eine  enorme  Ziffer  bringen,  und  Schatzsecretär  Gage 
ist  jetzt  schon  mit  dem  Problem  einer  Schätzung  der 
durch  die  Philippinen  verursachten  Ausgaben  und  einer 
Feststellung  der  Mittel,  diese  Au<igaben  zu  decken, 
ernstlich  beschäftigt.  Das  Kriegs-  und  Flottendepartement 
werden  ihm  zunächst  ihre  künftigen  Bedürfnisse  aus- 
einandersetzen und  ihm  die  Ziffern  ihrer  Dienstzweige 
liefern.  In  Bezug  auf  die  Beschaffung  der  Mittel  stehen 
dem  Schatzsecretär  verschiedene  (Quellen  zur  Verfügung. 
Er  kann  dem  Congress  eine  wei'-ere  Ausbeutung  der 
Inlandsteuern  empfehlen,  oder  er  kann  von  der  ihm 
durch  Congressacte  ertheilten  Ermächtigung,  Bonds  für 
Kriegszwecke  auszugeben,  Gebrauch  machen.  Er  hat 
kraft  Gesetzes  das  Recht,  für  diese  Zwecke  im  Ganzen 
400  Millionen  Dollars  Bonds    auszugeben.     Bekanntlich 


hat  die  Administration  nur  200  Millionen  Bonds  aus- 
gestellt. Es  stehen  daher  dem  Schatzsecretär  noch  200 
Millionen  zur  Ausgabe  frei.  So  sehr  sich  der  Secretär 
auch  gegen  weitere  Bondemission  sträuben  mag,  liegt 
doch  die  Wahrscheinlichkeit  nahe,  dass  er  zu  dieser 
Maassregel  wird  schreiten  müssen.  Der  Stand  der  bis- 
herigen Einnahmen  aus  allen  Quellen  ist  ein  solcher, 
dass  er  für  ausserordentliche  Ausgaben  von  schwer  be- 
rechenbarer Höhe  kaum  ausreicht.  Selbst  wenn  von 
Seite  des  Schatzamtes  eine  Erweiterung  der  Inland- 
besteaerung  versucht  werden  wird,  wird  das  Ziffern- 
ergebniss  derselben  kaum  den  vermehrten  Ausgaben 
gleich  kommen.  Herr  Gage  wird  daher  vermuthlich  in 
seinem  an  den  Congress  abzugebenden  Jahresbericht  die 
Nothwendigkeit  einer  weiteren  Ausdehnung  der  Inland- 
steuern darlegen  und  seine  Empfehlungen  demnach  ein- 
richten. Es  wird  zu  gleicher  Zeit  den  Congress  mit  der 
Nothwendigkeit  einer  Bondemission  unter  der  bereits  zu 
Recht  bestehenden  Ermächtigung  vertraut  machen.  Die 
Höhe  der  zu  emittirenden  Bonds  wird  von  der  Höhe 
der  neuen  Steuern  abhängen.  Je  ergiebiger  diese  Steuern 
sein  werden,  desto  beschränkter  wird  die  Bonderaission 
sein  können.  Falls  der  Congress  von  der  Auferlegung 
weiterer  Steuern  ganz  Abstand  nehmen  wird,  wird  dem 
Schatzamt  kein  anderer  Ausweg  offen  stehen,  als  die 
volle  Erschöpfung  der  Bondemission,  je  nach  dem  Steigen 
der  Kriegsausgaben.  Während  die  aus  dem  Erwerb  der 
Philippinen  entstehenden  ungeheuren  Lasten  unabwähbar 
sind,  muss  die  Wiedererlangung  der  ungeheueren  Summen, 
welche  in  dem  Ausgabebudget  erscheinen,  der  Zukunft 
vorbehalten   werden. 

Die  „Städtewüste"  des  Hauran  schildert  Oppenheim 

in  einem  der  interessantesten  Capitel  seines  neu^n 
grossen  Reisewerkes  „Vom  Mittelmeer  zum  Persischen 
Golf",  von  dem  bisher  der  erste  Band  vorliegt.  Mit  der 
Bezeichnung  Hauran  wird  nicht  nur  das  bekannte  Ge- 
birge belegt,  sondern  auch  das  ganze  Gebiet  südlich 
der  Ebene  von  Dimascus,  einer  der  fruchtbarsteu  Land- 
striche der  Erde,  der  von  jeher  die  Kornkammer  Syriens 
gewesen  ist.  Schon  in  älte>ter  Zeit  ist  die  Ebene  be- 
wohnt gew..sen;  neuerdings  leben  hier  mehr  oder  minder 
sesshaft  gewordene  arabische  Bauern,  denen  die  Türkei 
gewisse  Freiheiten  lässt.  Das  Land  ist  durch  heftige 
Erderschütterungen  wiederholt  heimgesucht  worden, 
trotzdem  finden  sich  überall  eigenartige  bauliche  Reste. 
Städte,  Dörfer  und  Burgen  findet  man,  die  zum  Theile 
auf  den  ersten  Blick  so  gut  erhalten  scheinen,  dass  man 
glauben  möchte,  sie  seien  bewohnt,  während  sie  doch 
in  Wirklichkeit  seit  einem  Jahrtausend  verlassen  worden 
sind  und  zum  grossen  Theile  auch  noch  heute  leer 
stehen.  Die  Ruinen  sind  so  zahlreich,  dass  sie  zur  Be- 
zeichnung „Städtewüste"  für  den  Hauran  geführt  haben. 
Die  Bauwerke  stammen  aus  den  ersten  Jahrhunderten 
unserer  Zeitrechnung,  in  denen  ein  unter  Oberhoheit 
der  Römer  stehendes  Reich,  dessen  Einwohner  gegen 
Ende  des  I  Jahrhunderts  aus  dem  südwestlichen  .Vrabien 
eingewandert  waren,  unter  der  Herrschaft  ihrer  Stammes- 
fürsten, der  Rassaniden,  eine  Zeit  der  Blüthe  erlebte. 
Mit  ilem  Einzug  des  Islam  verschwanden  die  Rassaniden 
und  ihr  Volk  aus  der  Geschichte;  der  Hauran  muss 
damals  fast  ganz  von  seiner  Bevölkerung  verlassen 
worden  sein.  Zur  Zeit  der  Kreuzzüge  erlebte  er  eine 
zweite,  nur  kurze  Blüthe,  und  seitdem  hat  sich  jahr- 
hundertelang nur  eine  sehr  spärliche  sesshafte  Bevölke- 
rung im  Hauran  aufgehalten.  Betrachtet  man  die  Bau- 
werke näher,  so  zeigen  sich  fast  überall  die  Spuren 
furchtbarer  Zerstörungen,  die  zum  Theile  feindlichen 
Einfallen,  in  erster  Linie  aber  den  Erdbeben  zuzuschreiben 
sind.  Der  Eindruck,  den  die  leeren  Strassen  und  Bauten 
der  längst  verödeten  Stätte  auf  den  Reisenden  machen, 
ist  grossartig,  aber  fast  unheimlich.  Das  Material  der 
Bauten  besteht  beinahe  ausschliesslich  aus  grossen 
schwarzen  Lava-  oder  Doleritblöcken  ohne  Mörtel.  Im 
Inneren  werden  die  Steine   auch  für  das,  was  man  von 


r 


ÖSTERREICHISCMR  MOKATSSCHRIPT  FÜR  DEN  ORIENT. 


107 


Holz  gefertigt  zu  sehen  gewohnt  ist,  verwendet.  iJie 
Decken  der  Zimmer  sind  aus  mächtigen,  meist  auffallend 
schmalen  Steinplatten  zusammgefügt  oder  sie  wölben 
sich  in  Kuppelform.  Die  Thiiren  sind  bisweilen  auch 
aus  einem  einzigen  monolithischen  Block  gemeisselt,  sie 
drehen  sich  in  deti  gleichfalls  steinerneu  riesigen  Angeln. 
Auch  die  I'>nsterflügel,  die  von  FJchtöffnungen  durch- 
brochen sind,  selbst  die  in  die  Wände  eingelassenen 
Schränke,  die  an  den  Mauern  entlang  laufenden  Sitz- 
bänke, die  Aufsätze,  die  Lampen  oder  ähnliche  Gegen- 
stände zu  tragen  bestimmt  waren  —  alles  dies  ist  von 
Stein,  Die  Treppen  zum  zweiten  Stockwerk  befinden 
sich  an  der  Aussenseite  der  Mauern  und  bestehen  aus 
langen,  in  die  Wand  eingelassenen  steinernen  Stufen. 
Gewaltige,  aus  mächtigen  Quadern  erbaute  Wasser- 
reservoire sind  bei  fast  allen  RuinenstäiJten  zu  treffen; 
ihr  Umfang  misst  oft  Hunderte  von  Schritten,  tiefe, 
steinerne  Treppen  führen  zu  ihrem  Grunde  hinab.  Der 
Hauran  ist  auch  überreich  an  verzierten  Steinschriften,  die 
tfast  regelmässig  ein  rechteckiges,  im  Innern  durch  Schrift 
*  geschmücktes  Medaillon  aufweisen.  Späteren  Einwanderern 
haben  einzelne  Bautheile  als  Material  für  ihre  Bauten 
dienen  müssen,  und  so  findet  man  Steine  mit  Ornamenten 
und  Inschriften  willkürlich  und  regellos  als  ThürschwtUen 
u.  s.  w.  verwendet.  Die  ältesten  Bewohner  des  Hauran 
müssen  in  Höhlen  gehaust  haben,  wie  sie  sich  in  diesem 
Gebiete  finden  und  noch  heute  von  den  dortigen  Bauein 
für  ihre  Heerden  und  gelegentlich  für  sich  selbst  benützt 
werden. 
Telegraph    und  Telephon   in  China.    Im  Vergleich 

mit  Japan  ist  China  in  der  Entwicklung  der  elektrischen 
Iiigenieurkunst  weit  zurück.  Der  Telegraph  ist  im  himni- 
lisclien  Reiche  die  einzige  Anwendung  der  Elektricität, 
die  es  zu  einiger  Bedeutung  gebracht  hat,  und  auch  er  be- 
findet sich  noch  in  höchst  primitivem  Zustande.  Das  Tele- 
graphennetz im  Innern  des  Landes  wird  vnn  der  Re- 
gierung fast  ausschliesslich  für  ihre  eigenen  Zwecke  vor- 
behalten, ist  aber  auch  für  Handels-  und  private  De- 
peschen zugänglich.  Die  Zahl  der  Linien  ist  sthr  be- 
schränkt, wird  aber  ergänzt  durch  die  Küstenkabel  der 
Eastern  Extension  Company,  die  die  Haupthäfen  von 
China  unter  einander  und  mit  Europa  verbinden.  Die 
Landlinien  befin<len  sich  in  einer  dauernden  Gefahr  vor 
Angriffen  der  Eingeborenen,  die  die  Telegraphenstangen 
umhauen  und  den  Draht  stehlen,  besonders  die  Ver- 
suchung den  Telegraphenstangen  gegenüber  muss  bei 
dem  grossen  Holzmangel  in  den  meisten  Theilen  des 
Landes  bedeutend  sein.  Der  Gouverneur  eines  Bezirkes, 
wo  dieser  Unfug  besonders  überhandgenommen  hatte, 
wusste  schliesslich  kein  anderes  Mittel  dagegen  als  einen 
Erlass,  dass,  sobald  eine  Telegraphenstange  umgehauen 
wäre,  irgend  einem  Menschen  in  der  Nachbarschaft  der 
Kopf  dafür  abgehauen  werden  würde  Dieses  Mittel  hat 
sich  als  wirksam  erwiesen.  Die  zur  Telegraphie  be- 
nützten Apparate  sind,  soweit  die  Verwaltung  seitens 
der  chinesischen  Regierung  in  Frage  kommt,  ganz  ver- 
altet und  unzulänglich.  In  Kanton,  der  wichtigsten 
Handelsstadt  des  Reiches,  ist  für  den  ganzen  tele- 
graphischen Verkehr  nur  ein  halbes  Dutzend  Morse- 
Apparate  vorhanden.  Alle  Telegraphenbeamten  sind  Chi- 
nesen. Da  es  kein  chinesisches  Al|ihabet  gibt,  sondern 
jedes  Wort  durch  ein  besonderes  Schriftreichen  dar- 
gestellt wird,  so  gibt  es  nicht  weniger  als  qSoo  ver- 
schiedene telegraphische  Zeichen.  Daraus  lässt  sich 
allein  ermessen,  welchen  Schwierigkeiten  die  Telegraphie 
in  China  begegnet.  Telephone  gibt  es  in  den  meisten 
Vertragshäfen,  aber  ihre  Zahl  ist  selbst  in  den  grössten 
dieser  Plätze  sehr  beschränkt.  Den  lebhaftesten  tele- 
])honischen  Verkehr  hat  Shanghai,  wo  aber  auch  nur 
380  Abonnenten  und  4  Telephonbeamte  sind,  die 
4ooomal  täglich  angerufen  werden.  Die  verwandten 
Apparate  sind  ein  altmodisches  anierikanischesj'''abricat. 
Die  Telephonbeamten  werden  verhältnissmässig  nicht 
schlecht  bezahlt,    denn    sie  bekommen  60  Mark  monat- 


lich, d.  h.  doppelt  so  viel  als  ElektriciUUsarbeiter  in 
Japan  und  viermal  so  viel  wi«-  'ü'-  w-^i.üchen  Telc- 
phonistinnen  m  Tokio. 

Die  erythräische  Colonie.    i^ie  lunner  „Gazz.  del 

l'op."  bringt  eiiii^-e  .-Xcusserungen  des  gegenwärtig  in 
Italien  weilenden  Statthalters  der  eTythrä>>cheD  Colooic, 
Martini,  welche  geeignet  erscheinen,  die  hie  und  da 
auftauchenden  Besorgnisse  wegen  dieses  italieniscben 
Colonialbesitzes  zu  beschwichtigen.  Den  Aeasserangen 
Martini's  ist  zu  entnehmen :  Die  Eisenbahn  von  Massaua 
nach  Gura  und  Asmara  sei  im  Bau  begriffen,  die  erste 
Strecke  werde  aus  dem  Ueberschusse  der  Sunimeu  be- 
stritten, die  für  Strassenbauten  ausgeworfen  sind,  und 
die  ganze  Bahn  werde  nicht  einen  Heller  Zuschu&s  aus 
der  Staatscasse  beanspruchen.  Sie  werde  strategisch 
wichtig  sein  und  die  Transportkosten,  die  gegenwärtig 
250  Lire  für  i  /  Waaren  —  von  Massaua  nach  Asmara 
—  betragen,  wesentlich  herabsetzen,  auch  zweifellos  den 
Handelsverkehr  heben.  Noch  wichtiger  wurde  eine  Eisen- 
bahn nach  Kassala  sein,  denn  sie  müsste  den  ganzen 
Handel  von  Gedaref  und  Gallabat  nach  Massaua  lenken. 
Herr  Martini  geht  so  weit,  zu  glauben,  dass  die  Er- 
träge einer  solchen  Bahn  genügen  würden,  um  die 
sämmtlichen  Bedürfnisse  der  Colonie  zu  bestreiten.  I>ie 
Gefahr  neuer  Verwicklungen  mit  Abyssinien  besteht 
nach  seiner  Meinung  durchaus  nicht,  da  Menelik  durch- 
aus friedlich  und  freundschaftlich  gesinnt  sei.  Die  Auf- 
gebung des  Hochlandes  und  Beschränkung  auf  Massaua 
sei  weder  beabsichtigt,  noch  rathsam.  Die  Regelung  der 
Grenze  müsse  und  werdt  im  Einverständnisse  mit  dem 
Negus  erfolgen,  und  man  dürfe  auf  baldige  befriedi- 
gende Erledigung  der  Angelegenheit  hoffen,  Martini  be- 
stritt die  ihm  zugeschriebene  Äusserung,  wonach  man 
dem  Negus  drohen  müsse,  um  ihn  in  dieser  Beziehung 
gefugig  zu  machen,  und  betonte,  dass  Niemand  besser 
geeignet  sei,  die  Angelegenheit  freundschaftlich  und  zu- 
friedenstellend zu  erledigen,  als  der  Major  Cicco  di 
Cola,  der  noch  immer  in  Addis-Ababa  weilt.  Auch  die 
wirthschaftliche  Ausbeutung  der  Colonie  hat  nach  Herrn 
Martini  eine  vielversprechende  Zukunft.  Landwirthschaft, 
Bergbau  und  landwirthschaftliche  Industriezweige  seien 
grosser  Entwicklung  fähig. 

Die  nordafrikanischen  Höhlenwohnungen.  Von  den 

Höhlenwohnungen  in  Nordafrika,  die  sich  am  Rande  der 
Sahara  finden,  entwirft  ein  englischer  Reisender  folgende 
Schilderung:  Die  Höhlen  liegen  auf  dem  Wege  der 
Karawanenzüge  und  werden  von  diesen,  wenn  sie  die 
afrikanische  Wüste  durchqueren,  auch  aufgesucht.  Kein 
Einfluss  von  aussen  her  ist  jedoch  im  Stande  gewesen, 
ihre  Bewohner  von  ihren  alten  Gewohnheiten,  ihrer  alten 
Tracht  und  ihrer  cigenaitigen  Lebensweise  abzubringen. 
Eine  Höhlenstadt  ist  ein  merkwürdiger  Wohnort, 
Aeusserlich  macht  sie  den  Eindruck  eines  römischen 
Circus.  Die  Niederlassungen  liegen  übereinander  in 
Höhlen  und  bilden  einen  kieisförmigen  Wall,  der  nur 
einen  einzigen  Eingang  von  aussen  her  hat.  Alle  Haus- 
thüren  öffnen  sich  nach  dem  Inneren,  jede  Wohnung 
hat  nur  eine  Thüre  und  ein  Fenster.  Man  muss  eine  in 
den  Wall  gehauene  Treppe  erklimmen,  um  in  die  unteren 
Häuser  zu  gelangen,  andere  Stufen  führen  zu  den  höher 
gelegenen  Höhlen.  Ein  primitives  Schloss,  das  mit  einem 
hölzernen  Schlüssel  geöffnet  wird,  schliesst  die  Thüren, 
In  den  im  Kreise  gelegenen  Wohnungen  mit  den  aussen 
kahlen  Wänden  sind  die  Bewohner  vor  Angriffen  der 
benachbarten  Stämme  wie  in  einer  Festung  geschützt. 
Diese  Städte  bestehen  schon  seit  sehr  langer  Zeit  Die 
Höhlenliewohner  sind  ein  friedliebendes  Volk,  sie  sind 
intelligent  und  arbeitsam,  treiben  Viehzucht  und  bebauen 
das  Land  mit  unermüdlicher  Ausdauer.  Das  interessante 
Volk  ist  bis  jetzt  wenig  von  den  EuropÄem  aufgesucht 
worden,  da  es  beschwerlich  und  gleichzeitig  geßihrlich 
ist,  sich  ihm  zu  nähern,  denn  wenn  man  glücklicl  dem 
Scirocco  entflohen  ist,  hat  man  urgangbare  Schluchten 
tu  überwinden,  ehe  man  su  diesen  Wohnsiütten  gelugt 


108 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEKl'. 


Morphinismus  in  China.  Der  deutsche  Consul  in 
Amoy  berichtet :  Die  Einfuhr  von  Morphium  ist  seit 
dem  Jahre  1891,  in  welchem  ihrer  in  der  zollamtlichen 
Statistik  zum  erstenmale  Erwähnung  gethan  wird,  von 
800  auf  5561  Unzen  im  Jahre  1896  gestiegen  umi 
hat  im  Jahre  1897  und  1898  die  ausserge wohnliche 
Höhe  von  9103  und  11.749  Unzen  erreicht.  Nur  ein 
geringer  Bruchtheil  wird  zu  medicinischen  Zwecken  ver- 
wendet, der  weitaus  grösste  Theil  dient  zu  Einspritzungen 
an  Stelle  des  Opiumrauchens.  Die  einfache  Einspritzung 
kostet  4  bis  5  Cents,  eine  Pfeife  Opium  dagegen  6  bis 
7  Cents,  und  da  die  Wirkung  der  Morphiumeinspritzung 
annähernd  dieselbe  sein  soll  wie  die  des  Opiumrauchens, 
wird  der  erhöhte  Verbrauch  zum  Theil  auf  die  grössere 
Billigkeit  zurückzuführen  sein.  Das  einheimische  Opium, 
das  im  Geschmacke  dem  indischen  und  persischen  be- 
deutend nachsteht,  soll  sich  zur  Gewinnung  von  Mor- 
phium sehr  gut  eignen,  und  da  letztere  schon  an  mehreren 
Plätzen,  wenn  auch  in  kleinem  Maassstabe,  betrieben  wird, 
dürfte  der  wirkliche  Verbrauch  an  Morphium  ein  noch 
weit  grösserer  sein,  als  aus  der  zollamtlichen  Statistik 
hervorgeht 

Altägyptische  Üeheslieder.  Professor  Max  Müller  hat  soeben 
eine  Sammlung  von  LiebesgedichteD  der  alten  Aegypter  heraus- 
gegeben. Das  Buch  vereinigt  die  bedeutendsten  Proben  der  alt- 
ägyptischen Poesie.  Vor  vier  Jahrtausenden  schon  besang  der 
alte  Aegypter  seine  Geliebte  mit  demüthiger  Verehrung,  und  das 
junge  Mädchen  lieh  seiner  Sehnsucht  poetischen  Ausdruck.  Die 
alten  Aegypter  waren  durchaus  keine  Asceten;  aus  ihren  Dich- 
tungen spricht  Lebensfreude  und  Thatkraft.  Die  Heiraten  wurden 
von  den  Eltern  vermittelt  —  bei  den  Knaben  mit  15,  bei  den 
Mädchen  mit  12  Jahren;  oft  aber  hatte  auch  schon  bei  ihnen 
die  Pflicht  mit  der  Liebe  einen  harten  Kampf  zu  bestehen. 
Scheidungen  kannte  man  nicht ;  dagegen  bestand  in  den  älteren 
Zeiten  die  Polygamie  neben  der  einen  rechtmässigen  Frau  ziemlich 
öffentlich,  verschwand  aber  später.  Die  vollständigste  Sammlung 
von  Liebesliedern  fand  sich  in  einem  Londoner  Papyrus,  der  wahr- 
scheinlich in  die  18.  oder  19.  Dynastie  gehört.  Es  ist  auffallend, 
dass  in  den  Liebesliedern  stets  das  Wort  „Schwester"  als  An- 
rede der  Geliebten  gebraucht  wird;  vielleicht  geht  dies  auf  die 
Sitte  der  Pharaonen  znrück,  ihre  Schwestern  zu  heiraten.  Der 
Ausdruck  ist  in  diesen  Gedichten  freilich  oft  noch  sehr  un- 
beholfen, und  merkwürdige,  schwerverständliche  Bilder  werden 
herangezogen,  um  den  Empfindungen  Ausdruck  zu  verleihen, 
aber  sie  zeugen  auch  von  zarten  Gefühlen,  und  sie  sind  meistens 
einfach,  epigrammatisch  in  der  Diction.  Da  finden  wir  z.  B.  die 
„Klage"  einer  verlassenen  Geliebten,  die  in  freier  Uebersetzung 
folgendermaassen  beginnt:  „Ich  wende  meine  Augen  zum 
äusseren  Thor,  Siehe,  es  kommt  mein  Bruder  zu  mir,  Meine 
Augen  heften  sich  starr  auf  den  Pfad,  Mein  Ohr  lauscht,  ob  die 
Klinke  sich  rührt  .  .  ."  Es  folgen  dann  Klagen,  dass  der  Ge- 
liebte nichts  mehr  von  ihr  wissen  wolle,  während  sie  nur  an 
ihn  denke  und  in  ihm  lebe.  Ein  anderes:  „Auf  die  Pilgerfahrt 
Bin  ich  gegangen  Mit  den  Ruderern,  Zu  kämpfen  auf  Befehl, 
meine  Myrtenbündel  auf  der  Schuller,  So  bin  ich  gegangen  zu 
Anch-toue;  zu  Ptah,  dem  Gott  der  Wahrheit,  will  ich  sagen, 
Gib  mir  meine  Schwester  unter  den  Bäumen,  Ihre  Lippen  über- 
fluthen  von  süssesten  Weinen  .  .  ."  Eine  hübsche  Pastorale  ist 
die  „Einladung  der  Vogelstellerin" :  „Der  Pfad  deiner  Schwester, 
der  Geliebten  deines  Heizens,  führet  zur  Hecke,  o  mein  theurer 
Bruder,  Was  immer  du  wünschest,  gewährt  dir  mein  Herz, 
Alles  will  ich  dir  bringen  .  .  .  Alle  Vögel  Arabiens  fliegen 
über  Aegypten,  Gesalbet  in  Myrrhen,  Die  besten,  die  kommen, 
Mein  Netz  hat  sie  gefangen,  Sie  bringen  ihren  Wohlgeruch  von 
Arabien,  die  Klauen  voll  Balsam.  Meine  Wünsche  fliegen,  dich 
zu  treffen.  Zusammen  wollen  wir  sie  befreien.  Hören  sollst  du  den 
schrillenSchrei  Meiner  Myrrhengesalbten,  Wenn  du  bei  mir  bist  .  .  ." 
Sehr  beliebt  sind  kurze  Epigramme,  wie  „Die  Umarmung": 
„Wenn  ich  dich  umschlinge  und  ("eine  Arme  um  mich  fühle, 
Bin  ich  auf  einmal  im  fernen  Arabien,  Wie  einst  mit  Abira  — 
gesalbet  mit  Oel."  Oder  —  etwas  prosaischer  — :  „Wenn  ich 
küsse  deine  offenen  Lippen ,  Bin  ich  im  Rausche  wie  vom 
.ßiei  .  .  ."    Goetbe's    „Liebhaber    iu    allen    Gestalten"    ist    die 


Variation  eines  uralten  Motivs,  wie  Folgendes  zeigt:  „Ich 
wünscht',  ich  wäre  der  Ring,  der  rund  um  deinen  Finger  sich 
windet!  Dann  würdest  du  mich  immer  behüten  Als  Schmuck 
deines  Lebens",  oder:  „Wäre  ich  ach!  nur  der  Kranz  von 
Myrten,  O  theure  Schwester!  Wie  würde  ich  fest  deinen  lieblichen 
Nacken  umklammern."  — 

Elsenbahnen  in  Korea.  Einer  japanischen  Zeitung  zufolge 
richtet  die  japanische  Regierung  ihre  ganz  besondere  Auf- 
merksamkeit auf  die  in  Korea  geplanten  Anlagen  von  Eisen- 
bahnen. In  noch  grösserem  Maasse  ist  das  jedoch  in  leitenden 
politischen  Kreisen  Japans  der  Fall,  die  die  Regierung  zu  ver- 
anlassen suchen,  die  sich  ihr  jetzt  bietende  Gelegenheit  zur  käuf- 
lichen Erwerbung  der  Concession  für  eine  Linie  von  Söul  nach 
Widschu  auszunutzen.  Dieselbe  wird  gegenwärtig  von  dem  fran- 
zösischen Syndicat  zum  Kauf  ausgeboten,  das  sie  seinerzeit  er- 
langte. Als  die  japanische  Regierung  unmittelbar  nach  dem 
Kriege  mit  China  diejenige  Koreas  drängte,  ihr  das  Recht  zur 
Anlage  einer  Bahn  zwischen  Söub  zuzugestehen,  unternahm 
Frankreich,  das  damals  innige  Beziehungen  zu  Russland  unter- 
hielt, den  gleichen  Schritt  und  erwirkte  die  bewusste  Concession 
für  jenes  Syndicat,  Man  betrachtete  das  zur  Zeit  als  einen 
.Schachzug  gegen  Japan  im  Interesse  Russlands,  dem  dadu-ch 
eine  schliessliche  Fortsetzung  seiner  sibirischen  Eisenbahn,  respee- 
tive  der  Ableger  derselben  nach  d?r  Hauptstadt  von  Korea  ge- 
sichert werden  sollte.  Die  koreanische  Regierung  wurde  indess 
auf  die  möglichen  Folgen  davon  aufmerksam  gemacht  und  ver- 
anlasst, eine  Spurbreite  von  4  Fuss  8  Zoll  englisch  vorzu- 
schreiben, während  die  rassische  5  Fuss  1 1  Zoll  ist.  In  der 
Zwischenzeit  ist  bekanntlich  eine  gewisse  Erkältung  der  fran- 
zösisch-russischen Beziehungen  eingetreten,  und  ans  diesem 
Grunde,  so  sagt  jenes  japanische  Blatt,  dürfte  wohl  auch  jetzt 
die  französische  Gesellschaft  ihre  Concession  abgeben  wollen. 
Die  Söul-Fusan-Eisenbahn  bildet  den  einen  Theil  der  künftigen 
grossen  Linie  durch  die  koreanische  Halbinsel  und  die  Söul- 
Widschu-Strecke  würde  der  andere  sein.  Schliesslich  aber  itt 
auch  noch  die  Verbindung  des  letzteren  Platzes  mit  Niutschwang 
in  Aussicht  genommen,  und  die  Ausführung  dieser  Bahnprojecie 
dürfle  sich  für  den  Handel  im  fernen  Osten  als  von  der  denkbar 
grössten    Bedeutung  erweisen. 

Mesopotamlsche  Teufelsanbeter.   Der  ,.Köln.  Volksztg."  wird 

über  die  Secte  der  Teufelsanbeter  in  Persien  und  in  den  benach- 
barten Ländern  Folgendes  geschrieben:  Diese  Seele  dehnt  sich 
aus  über  Kurdistan,  Mesopotamien,  Oberarmenien,  Theile  Per- 
siens  und  Neurusslands.  Gleich  den  Manichäern  erkennen  die 
sogenannten  Yezidi  zwei  Urgründe  an,  das  Gute  und  das  Böse, 
sie  verehren  aber  nur  das  letztere  —  was  man  auch  bei  Natur- 
völkern finden  kann,  und  zwar  wird  dies  damit  begründet,  dass 
das  gute  Princip  als  gutes  ja  doch  Niemandem  schade,  man  also 
nur  dem  Bösen  Verehrung  schulde,  um  sich  selbst  zu  sichern. 
Das  böse  Princip  nennen  die  Yezidi  mit  dem  türkische  Worte 
Scheitan  (Satan,  Teufel);  die  Furcht  vor  demselben  geht  bei 
ihnen  so  weit,  dass  sie  kein  Wort  aussprechen,  welches  mit  Seh 
anfängt,  noch  weniger  natürlich  sprechen  sie  den  Namen  selbst 
aus  und  brauchen  stets  eine  Umschreibung,  wie  ,,der,  den  du 
kennst",  oder  einfach  .,er",  oder  sonderbarerweise  auch  oft 
„Pfauenkönig".  Diese  Bezeichnung  rührt  her  von  dem  bevorzugten 
Opfer,  dass  man  ihm  bringt,  einem  Pfau,  hauptsächlich  in  Mosul. 
wo  es  viele  Yezidi  gibt. 


I 


PAPIER     PITTENER  PAPIEUFABRIKS  ACTlE>J-flB.SRIXSCIIAFT. 


VERANTWORTM'IHER  REDAnTBUR-.  U.  T.  ROESSt-ER. 


Ca    REI8SBR  tt  M.   WERTHNER,  WIEN 


OESTERREICHISCHE 


^(mate0t|rifl  flir  öm  drimt. 


XXV.    JAHROANO. 


WIEN,  SEPTEMBER  1899. 


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"Verlag    dea    \c.    k.    öatorr.    Handela-lwruBeum«    "Wien,     I.2C/1.    Barsgaas«    IS. 

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*  Giltig  ab  1.  Mal  1899.  «  P^  H  R  P  L  A  N.  *  ^''*'^  ^^ ''  ^^^  '^^^'  * 

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635 

83* 

113" 

129  1234 

1« 

MUrzzuschlag  .   .   . 

SU45 

6«) 

700 

212 

35^  121»,  54s 

62" 

637 

940 

1107 

122» 

-jiO 

556 

811 

911 

, 

Neuberg    .... 

344 

Hl  6 

1122 

5*7 

Ö4V 

11:? 

213 

62.'> 

935 

254 

Kapfenberp  .... 

301 

557 

1228 

1021 

13 

, 

838 

1« 

856 

i 

Au  Seewiesen  .   . 

116" 

405 

ä 

600 

11S6 

114S 

2ic 

«36 

s 

942  1218 

301 

118 

227 

Brück  a.  d.  M.   .   . 

25i     523 

550  1216 

258 

1007 

461 

a 

534 

826 

1145 

343 

803 

1041       . 

410 

Leoben  

1»'       . 

520 

1119 

911 

. 

^ 

447 

705 

231 

• 

^M 

s 

^ 

.  1  . 

950 

Elsenerz  .... 

1025 

538 

. 

5;8i     . 

a 

216 

]45 

700 

Selzthal    .... 

225 

810 

635 

2l6i   216  1 

m 

819 

. 

5»5 

• 

Wörgl 

105« 

^ 

u 

7„;l  74«  1 

a 
a 

et 

930 

. 

720|     . 

Innsbruck    .   .   . 

858 

633j    683  1 

4J7 

1027 

718 

. 

1H"|    . 

Vlllach 

, 

1220   451 

904 

noo 

S 

215 

10«7|     . 

Venedig    .... 

445 

512 

2i« 

1215 

355 

8'5 

•O 

1100 

120 

4r,7|    2'6 

325 

Graz 

iio 

420 

lOüs 

158    807 

849 

a 

4SI 

700 

150 

6« 

1045 

S 

658      . 

ä  ' 

Spielfeld 

948 

320 

8.H 

i    ■     601 

i      .        448 

2.'<9 

764 

a 

813      . 

•4 

Purkia  (Gleichenberg) 

, 

1111 

5'2 

\i 

500 

"c 

10171     . 

(B    ■ 

Luttenberg  .   .   . 

840 

310 

0     . 

a 

214 

704 

1127 

•r, 

236 

741    23i;  S  4^ 

107     6'7«    951 

235,  7i«fillS9 

Marburg 

915 

256 

740 

fel229 

527 

280 

•-> 

310 

645 
816 

1117 

E 

c 

61' 

712 

Klagenfurt   .   .   . 
Villach 

546 

830 
612 

2iä 
1240 

S    V3" 

5  5« 

fi     100 

1146 
1051 

S 

0 

1145 
1(>51 

1 

108 

1051: 7i7:iosi  jj . 

142  11U8,    142  5    . 

Toblach    .... 

, 

710 

738 

788 

B 

563 

J 

Bozen  Gries     .   . 

12*5 

S    838 

421 

421 

1 

736 

Ji 

2.i9 

, 

S^il  ■ 

Meran  .... 

4j    63.^ 

300 

300 

7»9 

> 

315 

3i6i^  . 

Trient 

1058 

319 

> 

319 

826 

■*- 

359      . 

369 

.0 

Mori 

957 

•n  640 

247 

H^ 

247 

950 

509 

509 

S    ■ 

Arco    .... 

813 

•s  . 

107 

107 

1008 

5«6 

526 

i  ■ 

Riva 

758 

M 

1250 

1250 

10» 

Verona  

660 

•=    500 

239 

710 

12'0 

325 

828 

0 

>    • 

Pragerhof    .... 

842 

229 

663 

0      • 

435 

SJ3H 

313 

838 

349 

929 

Pettau 

727 

145 

54s 

^      ■ 
^1109 

l.-Hl 

3« 

9"6 

151 

4iü 

1(|03 

554 

Clin          

726 

129 

521 

256 

131 

416 

940 

23a 

442 

1042 

6»4 

Stelnbrlick   .... 

650 

1267 

440 

1039 

215 

10" 

748 

724 

724 

480 

Agram 

750 

1254 

940 

9  0 

53» 

1115 

436 

5.M 

1243 

735 

Laibach    .... 

52» 

n»» 

2-50 

930 

1225 

ll.s, 

726 

725 

743 

323 

924 

St.  Peter 

962 

1240 

7.-.9 

914 

1015 

8-« 

1124 

917 

1124 

Abbazia-Mattuglle 

809 

, 

,531 

631 

K:5 

11  lu 

100 

100 

940 

1001 

Pola 

6'0 

216 

215 

615 

bat 

942 

857 

451 

1035 

Nabresina    .... 

892 

loisi 

636 

714 

850 

9" 

llis 

1008 

634 

227 

Görz 

710 

1.25 

255 

526 

65 

700 

«20 

215 

1105 

Venedig    .... 

10251 

445 

1050 

2'" 

230 

559 

205 

Bologna    .... 

630 

20- 

450 

1  ()■<'■ 

603 

1047 

634 

Florenz     .... 

301 

9,., 

, 

1050 

61" 

ll^.i 

735 

110 

Rom 

930 

230 

, 

230 

111" 

70.) 

136 

645 

Neapel 

1125 

820 

8Z0 

2.>5 
7*5 

225, 

73. 

64«! 

Malland     .... 

105 

1125 

, 

646 

.  ' 

11-5.^ 

12*» 

Genua ^ 

+       Nizza i 

^ 

835 

6'5 

30i 

12*7 

lO"" 

646 

5! 

1220 

1002 

445 

9<"'j                 il()2'' 

ilS'ii    .^>35 

1058   j 

in  Triest " 

> 

8O0I 

955|     6i2!  6:51 

8'5 

650  1050 

256 

5)0 

742i  £ 

ib  Wien  (SCdbahnhof)  .     .     a 

0       850 

950 

140 

535 

925!                                      1 

Uie  Nachtzeit  (ßo" 

Abds.  bis  55?  Früh)  ist 
'^urchUnterstrelchung 

der  Minutenziffern 
kenntlich   gemacht. 

921 

1055 
lS.i 

84S 
444 

1Ü52 

207 

40s 

1027 

650 

554 

75» 
1101 

822 
933 

10«  r 

123.    ' 
342 

!I16 

71« 

in   Sopron  (Oedenbu  g)    . 

g      Siombathely 

^            (Steinamanger)  .    . 
Nagy-Kanizsa  .    . 
Zägräb  (Agram)    .     , 
Bares #; 

558 

400 

1245 

739 
^         915 

723 
552 

1057 

901 
605 

330 

219 
1220 

707 

845 

(JZ!, 

489 

205 

1105 

Die  Zeiten    rechts 

von  den  Stationsnamen 

sind  von  unten  nach 

oben  zu  lesen. 

11022 

i 

120,,  f 

in      Pakräcz   .       .    .  |a 

b  i      260|         1 

i    eno 

Sp 

eisewagen:  Wien-Triest  (einmal  wöchentlich)   bei  den  Ost -Expressziigen  (Wien  ab  1122,  Wien  an  G*^).                                    1 

1 

Schlafwagen   (1.  Classe):  Wien-Triesi   und  Abbazia,  Finme  (einmal  wöchentlich)  b«i  den  Ost.-Expresszügen  (Wien  ab  1  l™> 

Wien  an  ß'S),    (I.  und   II.  Classe):    Wien-Triest  und  Venedig    (Wien  ab  825,    Wien  an  916),  Wien-Marburg-Franzens- 

feste-Ala  (Wien  ab  9_5,  Wien  an  82"). 

Directe  Wagen  (1.  II.  Classe):  Wien-Leoben-Venedig-.Mailand  und  Klageiifurt   (ab  1.  Juni)  auch  Villach- und  Wien-Pontafel 

(auch  Jir.  Cliisse)  (Wien  ab  l'>\  Wien  an  9i''j,  Wien-Marbiirg-Franzensfcsie-Ala  (Wien  ab  9«,  Wien  an  82"),  Wien- 

AI, linziii-l-in,„e    und  Pola   (Wien  ab  8i5,    S",   Wien  an  85",  '.H'),    Wien-Gorz-Cormons    (Wien  ab  8'8,    Wien  an  8«'), 

Wien-Co.mons-VenpHi;;    (Wien    ab    825,  Wien    an    915),    Wien-Sopron-Essegg-Pecs    (Wien    ab  65",    Tfi;,  Wien    an  85-.;, 

9Jf),  Wieu-Sopron-Zakany-Agram  ^ 

Wien  ab  105",  Wien  an  5:i5). 

1  Bahnhof-Cassen,  jene  für  die 

Fahrpläne    sämmtlicher  Linien 

inn  Taschenformat  sind  bei   der 

\ 

N 

iener  Localstrecken  auch  in  den  Tabak-Trafiken  käuflich  zu  haben.                       1 

ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  landesbefugte  WJ  GLASFABRIKANTEN 

S.  REICH  &  C» 


Gegründet 
IKI9. 


efrttnflct 
inis. 


Bapptniedtrlagg  ui  Ctntrale  säniDilliciifr  Elabli.wraenli 

WIEN 

II.,    CzernlngaaBo    KTr.    3,    4,    5    und    V. 

NIEDERLAGEN: 

Berlin,   Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich- Ungarn,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien, Glas- Raffinerien,  Maler-Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

Glaswaareii  zi  BBleecMDiszwBclifii 

für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 
elektro-technischen  Gebrauch. 

Preiscourante  und    Musterbücher    gratis  und   franco. 

i«5"   Export  Dach  allen  Weltgegenden.  '•« 


ZOLL-COMPASS. 

Der  V.  Jahrgang  dei  „Zoll-Compa.n'  wird,  gleicbwia  der  III. 
beiiehuDguweiie  der  Ergänzungsband  deticD-ea  (IV.  Jahrgang 
lieftrunftwti<*  zur  Publicalion  gebracht  and  die  eiozcloen  Ueft- 
rnngen  erscheinen  nach  Maaitgabe  der  eintrcteodea  Vrrtnde- 
rungen  in  den  belreffenden  Zolltarifen. 

Der    gettellten     Aufgabe,     die     für     anieren     Aauenbaadd 
wichtigsten    Länder    snccessive    in    den    Rahmen    dieses    Jahi- 
bncbes  elnzubezieheo,  wird  der  erscheinende  V.  Jahrgang  dorch 
Neuanfnahme  der  Zolllarife  der  auitralüchen  Colonüm,   NUdtr 
ländisch- Indiini  und  der  Philippitun  entsprechen. 

Von  dem  in  20  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  12  Lieferungen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  Ton 
Rumänien,  Argentinien,  Rassland,  Britisch-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oesteneich-Ungarn,  Schweden,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (IL  Auflage),  Deutschland,  Frankreich, 
Griechenland,  Belgien,  Vereinigte  Staaten  von  Amerika,  Schweix 
und   Veteinigie  Staaten  »on   Amerika  (IL  Auflage). 

Preis  per    Lieferang  45    kr.   ^  90  Pfg. 

Zu  beziehen  durch  das  k.  k.  österr.  Haodels-Maseom  sowie 
durch  jede  Bachhandlung.  Für  Dtutickland  alleiniger  Vertrieb 
dorch  E,  S.  Mittler  &  Sohn,  Berlin  S.  W.  12.  Kochstrasse  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Mu^eums. 


Verlage  des  k.  k   österr.  Handels-Museums 

erscheint  jeden  Donnerstag  die   volkswirtii-iliaftliche 
XVttclienschrifl 

mit   der   Heilaj^e 

ielle Bericlile  der L b. Löste. r.- 
wm.  CoDsnlarämter". 


MEYERS 


Mehr  als  147,10«  Artikel  m.  Verwaisungsn. 


frtBtftel 


=  Vollständig  liegt  uor  = 

In  6;  neub»arb»ltft*r  und  u*rm*hrltr  Aufag»; 


joSOPf., 


KONYERSATIONS- 


l7Banä*, 
jeS  Mk. 

Probeheft»  und  Protpekte  grati»  durch 

Jede  Buchhandlung. 

Ver:ag  de»  Bibliographlachen  Inetitute,  Leiptig. 


w  II, ih- 
if  der  geb. 
)t  10  JA. 


LEXIKON 


Mit  1088  Blldertateln  u.  Karttnbelltgen. 


Oiltig  Tom  1.  Jänner  189» 
tiia  auf  Weitem. 


JTagrylaii  bcs  „^eilcrrcirijifdDcn  Xloiib* 


GtltlC   TOB    1.    JtBMT    laM 

bU  aar  WvlUra». 


OOE-AclSTlSOHCBR  IDIB1>TST- 


Indlen— China— Japan. 

Drei7.eliQ  Kabrten  von  Triebt,  reop  Fturoe 
mii  HerlUiruDK  de  *  Hilfen  Von  8mid  Sues.  Ai1t>n, 
Karracbl,  Bombay,  (.'oloinbn,  l'eunuK.  >Si»Rap(>re, 
HoiiRkoug,  8iiai>ghai,  Yokoliama  ^dit-it«  beiden 
H&fen  werden  alternativ  nur  jeden  t weiten 
Monat  berührt)  nnd  Knbe.  Auf  der  Autfahrt  kann 
VanediQ  faoultativ  angelaufen  werden.  AmchiitsH 
■  n  BouitiHy  HU  du*  Daiiipte'*  der  dlrecteit  I.Utle 
Triest  -  lUinibay.  —  In  den  Zwinobenbälen,  Bom- 
bay aiisirenoiiimen,  KAunen  Abfahrten  und  An- 
kiinfte  frUinT  oder  später  erfotfen.  Der  Auf 
»•ittlalt  ii  Mume  auf  der  Küi-kfahrt  kann  nni 
die  tttr  die  Lft^ie-  und  Umladeoperatlot  cd  ut^tbitre 
Zelt  vertfiDgert  rde''  verkOrst  werden.  Atueer 
den  oben  beseirhneten  lllifen  könneM  «owohl 
auf  der  Min  als  «uf  der  KÜckfal  rt  andere 
Krhellen  l-hinas  oder  Japan«  od«r  Manila  be- 
rOhrt  werdan. 


DIreoter  Dleaat  Trieat— BMibay. 

Abfahrt  von  Trieet  an  S.  der  Monate  JAan«'', 
Feb'nar,MirK  und  am  m.  M&n;  ferner  aui  8.  der 
Monate  April,  Mal,  Juli,  September,  Ooiober, 
November  und  Deceiuber,  mit  BerQhranf  dar 
Hafen  Hort  8ald,  Sue',  Aden,  Hombay.  —  Di« 
Ankaufte  und  Abführten  In  <ien  ZwiachoobAfen 
kennen  vertrObt  oder  varipAiei  werHon,  Jedoch 
(ttine  daa  tttnertruiMMNiKe  RlnirefT*  n  In  riea  Eod- 
haten  tu  beeinlrftcbtitcfD.  Annchma*  im  Bombay 
In  beiden  Riobtnngen  an  dl«  Dampfar  der  lado 
China  Japan-Iiinte. 

Trtest-CaloatU. 

Abfah't  von  T"9mX  am  15  «l«-  Monate 
JKnner,  Febmar,  Apnl,  Juni.  Ancuiii,  Septem- 
ber, Oct^ier,  Nuveiui  er.  Decembermit  B«tth>naff 
der  H&fen  Fiume,  Hort  bals  Baaa,  MaeM«a, 
Aden,  Bombay,  Oolowba,  OalentU.  Anf  den  Hin. 


nnd  MrliCibrteo  kAaaea  OaeoBa4e,  Madma  a«! 
ander«  H&feo  der  Coromai  d^  Rteia  autaiaalMi 
werden.  Auf  <i«a  Rifekfab-ion  1>|  d  • 
der  Bnrmaniecban  Helabifea  aow « 
Rebellen  de«  Roihen  «ad  Adrlatlaeba« 
farnltaKT.  Dat  Aniaafe»  tob  Boi 
Maaaana  anf  den  Hinfahrt««  ««4  ▼«# 
auf  daa  RBekfabrt««  bl  bei  allM 
Utir. 


MaroutMlaMt  Raok 

Q«M«lBeeh*fto4leMt  mit  4«e  «Adr^*.  T«« 
Trieet,  rwp.  Pteme  )«  »  se  AbAi»r«  I«  4m  M* 
eaica  J&nnes  Pebmar.  MAr«.  Jf^il,  ^•k.  4>et 
Attfahnen  Im  Jnli,  iwet  AMMir^««  tat  AaffMt. 
iw«  Abfahrten  Im  S«9<«Q|h  A"^  AMaliriea 
m  Oeiobvr,  ein-  Abia.lt 
i»Dee«i«b*r.  Hartbniat 
Rabta,  mie  de  s>«Mlro    ~ 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR   DEN  ORIENT 


Olltig  vom  1.  Jknner  IHK» 
bis  »nf  Weiteres. 


f  aljrplan  öe^  „a^EftcrreirfilfrtjEn  IClopb' 


Uiltig  vomi.  .IAnDt)rlH99 
bia  auf  Weitere*- 


DIElSrST    Xls/L  -A.XDI^I.A.TISC£iEISr  i^EEI^E. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro 

All  Trieat  jeuttu  Uonneratag  10  Utir  Früh, 
u  Oatt&ro  FrftiUg  18  Uhr  Mittags,  berlibr.: 
'ola,  Zftr»,  Spalato,  tlravoHa. 

RetuDr  ab  Cattaro  Freitag  2",  Uhr  Nachm., 
n   Trt«»«  ftameta-    5»/«  l^'^r  Früh. 

Anicblast  in  Triest  an  di«  Eilzüge  von  nnd 
aacb  Wien. 

AnK'^tiluRS  auf  der  Hinfahrt  in  Spalsto  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovlch  A  nnd  in  Cat- 
taroan  dieHInfahrt  der  0alm£tinisch>Albanesl8ohen 
Lilie  nacti  Bari  und  Brindisi. 

Linie  Triest— Metkovlch  A, 

Ati  Trieat  jeden  Mittwoch  7  Uhr  Frflb,  In 
deikoviih  Freitag  4'/,  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
Rovigno,  Pola,  Lusainpiccolo,  Zara.ZaraTeccbia, 
jebeulco,  Trati,  Biialato,  8.  Pletro,  AlmiBsa, 
lieloa,  8.  Martlno,  Macaraca,  Gvadas,  S.  Ulorgio 
di  Leaina,  Trapano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovlch  Jeden  SonnUg  8  Uhr 
früh,  in  i'riest  DienHtag  1'/»  IThr  Naebm. 

AnachluBsauf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an  die 
Hillfahrt  der  beschleunistt'^n  RilHni«  Trieat— 
rJattaro. 

Linie  Triest— Metkovlch  B, 

Ab  Triest  jeutfu  Samstag  7  Ulir  Frflb,  In 
<*«tkoviph     Montatr     fi     i'br    Nüchm..     herfthr  • 


Poia.  r.UMvlnplcrolu.  Zaia,  Zlarin,  oriintn-o, 
Rogosinsuk,  Tr&A,  8pa)ato,  B.  Pleiro.  Postire, 
Almi»a&,  Puclscbie,  Macarica,  8.  Giorgio  dl  iM- 
sina,  Trapano,  Urada«,  Fort  OftiH. 

Retour  ab  Metkoviob  jeden  Mittwoch  *<  ('bi 
Frflb,  lu  Triest  Freitag  K  Uhr  Abends. 

Anschluss  a"t  <i>r  Kflck'M),!  in  Spalato  ao 
die  Hinfahrt  der  Da Imatlnltch-Albaneslschen  Linie. 

Linie  Triest—Venedig. 

Von  Trieat  jeden  Montag,  Miuwoch  und 
Freitag  niu  Mittemacht,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6> V  U^r  Früh. 

Retour  ab  Venedig  leden  Montag,  Dienstag 
»nn  Freit..«  11  Uhr  NachU,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6'/«  Uhr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

A  0  Pol«  jeueii  Mittwoch  S>/,  IJ  br  Nachmittags, 
(u  Zara  Uonuerstag  6  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
öherao,  Rabaz.  Malinaca,  Vegiia,  Arhe,  LaMstn- 
grande,  Novaglla,  VsIcasHioue,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Sonntag  5V«  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  Früh 

DatmattnischAlbanesische  Linie. 

Ab  Trieat  jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Cattaro  Donnerstag  7»/,  Uhr  Abends,  berühr.: 
l<ovigno,  Pola.  LuBKiupicroln,    Selve,    Z:*ra,  Se- 


benico.  Spalato,  Milni,  Lnsina,  Cnrzola,  Uravosa, 
CüSteltiuoTO.  Teodo  und  Risano. 

Retonr  ab  Cattaro  jeden  Montag  II  Ubr 
Vorm.,  in   TrIest  Mittwocti  6  Uhr  Abends. 

Ani«ci>lu8i:)  in  Pola  auf  der  Rflckfabrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari,  Brinditl,  Antlvarl,  Dulclgno.  Medua. 
Durazzo,  Valona,  Santi  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Maura  verlängert..  Auf  derHünkfahrt  von 
Bari  iiud  Brindisi  Anschluaa  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rü<:kkebrenden  Dalmatlnlioh 
Albanesischen  IJnie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  jHden  Freitag  *  Ubr  Frflb,  li 
Splzza  darauffolgenden  Mittwoch  II  Uhr  Vorm.. 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Luttsinplccolo,  Selve 
Zara,  Sebenico,  Rogosnlz7.a,  Trati,  Spalato,  Ga- 
rober, MUd4,  Cittavecchta,  Lesina,  Llssa,  (jomtsa, 
Vallegrande,  CJurzola,  Orebk-h,  Terstenik,  Meleda 
GriLvosa,  RagUMaveccbia,  Cautelnuovo,  Teodo. 
PeraatuRisano,   Herzagno,  Cattaro,   Budua 

Retour  ab  Spizza  jeden  Mlttwocü  11',  Uhi 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegei 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  mOgliel 
wftre.  wird  in  Megline  angelegt. 


X.E^V^-A.r<rTE-     TJJSTID     :M:iTTEIjlS^EER.-X:)IEJSrST- 


Eililnle  Triest— Alexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwocti  l:;  Ubr  Mittags, 
a  Alexandrien  Sonntag  6  Ubr  Früh  über  Brindi«i. 
Rückfahrt  von  Alexandrien  jeden  Samstag  4  Uhr 
sachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

AnscblnsB  in  Alexandrien  an  dieSyriacb-Cara- 
uaniscbe  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
ier  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  In  Trieat  an  die  Ankunft  und 
vbfahrt  des  Luxusznges  Oatende— Wien— Trieat 
ind  In  Brindisi  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  II  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rflckfabrt  an 
j^nen  von  7  Uhr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Monaten  Mftrz,  April, 
Mai  und  Juni  wird  aif  der  Rückfahii  z.wlacben 
Brindisi  und  Triest  auch  Venedig  im  Anacbluaae 
an  den  Morgenzug  Hugeiauten. 

Veriiindun«  zwi-cben  Fi"me  und  Alexandrien 
über  Triest  mit  der  Qrleohlsch-Orlontalischen  und 
ier  Thessalischen  Linie  A. 

Syrisch  Caramanische  Linie. 

Wöchentlich  vom  September  bis  Ende  März; 
tflerzehntägig  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrien  ab  DlensiaB*)  4  Ubr  Nachm., 
in  Constantinopel  zweitnäcbatfn  Sonntag  5  Uhr 
pYüh  über  PortSaid,  Jaffa,  Caifa,  Beirut  Tripolis, 
Lattacbia,  Alexardrette,  Meryna,  Rhodus,  Khlos, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constanttnupel  Sonntag**)  10  Ubr  Vorm., 
an  in  Alexandrien  zweitnäcbateu  Donnerstag 
■>  Uhr  Früh. 

•)  Am  5.,  10  ,  17.,  24.  und  31.  Jänner,  7-, 
14.,  21.  und  2^.  Februar,  7,  14,  21.  and 
2a.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  80.  Mai. 
13.  und  27.  Juni,  11.  und  5t5.  Juli,  8.  nnd 
«2.  August,  5.,  12.,  j9.  und  26.  September,  3., 
10.,  17.,  24.  und  n.  October,  7.,  14.,  2i.  und 
28.  November,  5.,  12.,  19.  und  26.  December. 

*•)  Am  1.,  8.,  15.,  22.  und  29.  Jänuer,  5., 
12-,  19.  ucd  2«.  Februar,  5.,  12.,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  und  80.  April,  14.  und  28.  Mai.  U.  und 
2.5.  Jnnl,  9.  und  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  3., 
lO.,  17.  und  24.  September,  1.,  8.,  15.,  22.  und 
«y.  October,  5.,  12.,  19,  und  26.  November,  S-, 
10.,  17.,  24.  und  31.  December. 

Anschluss  in  Alexandrien  an  die  Eillinie 
Triest— Alexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
ier  Kückfabri  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
September  bis  Ende  März)  auf  der  Hinfahrt  duCIj 
Candlen,  Cerlgo  etc.  (Thessalische  Linie  B,  Rück- 
taurt). 

Eillinie  Triest— Constantinopei. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  11',  Ubr  Vorm., 
In  Constantinopei  Montag  6  Ubr  Früh  Aber 
Brindisi,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Patraa,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantlnopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anschluss  In  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nach  Albanien  nni  Dalmatlen  (Dalmatlnlsch- 
Albaneslsohe  Linie,  Rückfahrt),  welters  in  Corfu 
Oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
LinieTrIest— Constantlnopel,  liü<kt<t)i  t,;  iuCorfU 
aul  der  Jlinfahrt  an  d  e  Linie  Corfti-Prevesa;  in 
PIräuS  sowobl  Aiif  der  Hin-  aU  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  Griechisch  Orientalische  Ijinie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candlen  etc.  iThessallSChe 
Linie  A,  Rückfalirl). 

Constantinopei —Batum. 

Von  Constantinopei  jeden  Samstag  12  Uhr 
Mittags, in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  berührt 
ineboii,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  l-'rettag  6  Uhr  Abends,  in  Conatantinopel 
Mittwoch  2  Uhr  Nachm. 

Anschluss  in  Conatantinopel  auf  der  Rflck- 
fabrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Conatantinopel— 
Odessa  und  der  Donaulinie. 

Constantinopei— Odessa. 

Von  Constantinopei  at>  Jeaen  Donnerstag  3  Uhr 
'^achm.,in  Odessa  Montag  9  Uhr  Früh,  berührend  : 
Burgas,  Varna,  Costanza.  Rückfahrt  b  Odessa 
jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  Conatantinopel 
Mittwoch  10  Uhr  Vorm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
r^aebm.,  inOnoHtantinonel  zweitnächsten  Mittwoch 


b  Unr  1^'rüb,  tferuurtinu:  ciuu-«  i/urii.,  fairao, 
Catacnlo,  Calamata,  Piräus,  Sya,  Vatby,  Khlos, 
Smyrna,  CesniÄ,  Mytilene,  Dardanellen,  GalllpoH. 
Rückfahrt  ab  ConstantinOpet  Jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  Ubr  Nachm..  in  Trieat  zweitnächsten 
Sonntag    11    Uhr  Vorm. 

*)  Am  ).,  15.  und  29.  Jänner,  12.  nnd  26. 
Februar,  12.  nnd  2C  März,  9.  und  23.  April. 
7.  und  21.  Mai.  4.  und  18.  Juni,  2.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  nnd  27.  Aagust,  lO.  nnd  24.  Septem- 
ber, 8.  und  22.  Oc  oSer,  5.  und  Ib.  November, 
3.,  17.  und  31.  December. 

**)  Am  9.  nnd  i;3.  Jänner,  6.  nn  1  20.  Februar, 
6.  und  20.  März,  3.  und  17.  April,  1.,  l.V  unl 
29.  Mal,  12.  nnd  2fi.  Juni.  10.  nnd  24.  Juli,  7. 
nnd  21  August,  4.  ^uA  1^.  September,  8.,  1' ■ 
und  30.  October,  13.  aud  27.  November,  11.  und 
25.  December. 

Anschluss  in  Pirj^ns  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopei  Rowohl  anf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrea  auf  der  Rflckfabrt  nach 
Candlen  etc.  (TbeMsaliscbe  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  flberdies  in  den  Mouaten  vom  Septe  ■  her 
bis  Ende  März  aucU  anf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanieu  und  Syrien  (.Syrlafb-Ctramanlsc  e 
Linie,  Rückfahrt);  In  Conatantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopei — Odessa 
Bowie  an  die  DonauHoie. 

NB.  In  den  M'mataa  December,  Jänner  und 
Felimar  wird  die-^e  Linie  nur  bU  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwiac  en  Finnie  und  Alexandrien 
ober  TrioMt  niii  dc^  KilUnte  Tri<-8t- Alexandrien. 

Grlechlsch-Orisntallsche  Linie  B, 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  NoDiiiag*)4  Uhr 
Nachm.,  in  Conatantinopel  Kweitnächstnn  Mitt- 
woch 6Uhr  Frflb,  berührend:  Fiume,  Corfa,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Khlos.  Snivrua, 
Vatby,  Cesran.  .Mytile'ie,  Dardanellen,  Qalllpoll 
Rflckfabrt  ab  Constantinopei  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Ubr  Nachm.,  in  Triest  zweit- 
nächsten  Sonntag   11    Uhr  Vormittags. 

•)  Am  8.  und  2;.  Jänner,  5.  nnd  19.  Februar, 
5.  und  19.  März.  2.,  Iß.  nnd  3u.  April,  U.  nnd 
28.  Mai,  11.  und  25.  JanI,  9.  nnd  23.  Juli,  6. 
und  20.  August,  3.  nnd  17.  September,  i.,  i5. 
und  29.  October,  12.  nnd  26.  Noveml>er,  10.  und 
24.  December. 

••)  Am  2.,  16.  ni)d  80.  Jänner,  13.  und  27 
Februar,    13.    nnd  27.  M&rz,    10.  und  24.    April, 

8.  nnd  22.  Mal,  .i.  und  in.  Juni,  8.,  17.  nnd  3i. 
Juli,  14.  und  28.  August,  IL  und  25.  September, 

9.  und  23.  October,  6.  uud  20  November,  4.  und 
19.  December. 

Anschluss  in  PlrälJS  an  die  Eillinie  TrIest— 
Constantinopei  >owohl Vt  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  tu  Oen  Monaten  vom  Sep- 
tember bis  Knde  März  auf  der  Hmfahri  nach 
Caramanlen  und  Syrjan  (Syrlsch-Carramanlsohe 
Linie,  Rückfabr');  in  Constantinopei  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linje  Constantinopei— Odessa, 
sowie  an  die  Donaul  Ini^. 

MB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge 
führt  werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

*+*)  Verbindung  zwischen  Fiume  tind 
Alexandrien  über  Triesi  mit  der  Eillinie  Triest— 
Alexandrien.  ' 

Dontulinle. 

Von  ConstaittlnopeMeden  Donnerstag  12  Uhr 
MitUgs,  in  Galatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr. : 
Burgaa,  Varna,  Codtatiza,  Sulina,  Braüa.  Rück- 
fahrt von  Qaiatz  jeden  Mittwoch  9  Uhr  Frflb,  in 
Constantinopei  Sonntag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  ifuckfabrt,  Braüa  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Conatantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  Griechisch>Orlenlall8chen  und  der 
Syriscb-Caramaulscbeit  Linie. 

Thessalische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jtjdtn  zweiten  Donnerstag*) 
3  Uhr  Nachm.,  in  Conptantlnopel  zweitnäcbsten 
Donnerstag  6'/,  Ubr  J'rüh,  berührend:  Fiume, 
Valona,  Medua,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Argosloll. 
Zante,  Canea,  Reibyn^o,  Candlen,  Piräus,  Volo, 
v-i...  ..-h    flovallft    I.agfiH,  DeHf>a(th.  nardaneM»"«. 


oaiiipuu,  Kuuustu  KUiKiauti  mi>  üUiiaianimupal 
jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triesi 
drittnäcbaten  Dienstag  7  Uhr  Frtih. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  nnd  16.  Fe- 
bruar, ST.,  16.  und    30.  März,    13.  und  27.  April. 

11.  und  25.  Mai,  8.  und  22.  Juni,  6.  nnd20.Jali, 
^.,  17.  nnd  31.  August,    14.  und    28.  September 

12.  nnd  26.  October,  9.  nnd  23.  November,  7 
und  21.  December. 

••)  Am  14.  und  28.  Jänner,  11.  und  25.  Fe- 
bruar, 11.  und  25  März,  8.  und  22.  Aptll,  6. 
und  20.  Mai,  3.  und  17.  Juni,  1.,  I.^.  und  29.  Juli 
lt.  und  26.  August,  9.  und  23.  September. 
7.  und  21.  October,  4.  und  1 8  November,  <.  16 
nnd  30.  December. 

Anschluss  in  PIräus  auf  der  Hinfahrt  an  dit^ 
Eillinie  TrIest— Constantinopei  sowie  an  die 
BrIeoMsch-OrientallSChe  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiter«  im  An- 
schluss an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  THett— 
Constantinopei  sowie  der  QriecMsoh-Orientallsohen 
Linie  A.  In  Constantinopei  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie  Constantinopei  —  Odessa    sowie  Oonaullnie. 

NB.  Dif  Aufentbatte  in  Fiume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexan- 
drien Aber  Trlest  mit  der  Eillinie  Triest— Alexan- 
drien. 

Thessalische  Linie  B. 

Von  Triest  Jeden  zweiten  lionner»tag*)  8  Uhi 
Nachm.,  in  Constantinopei  zweilnäcbsLen  Don- 
nera'ag  6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Stl.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante.  Cerlgo, 
Canea,  Retbymo,  Candien,  Piräua,  Volo, Smyrna, 
Salonich,  Cavalla,  Dedeagh,  DanJanellen,  tialli- 
poli,  Rodoato.  Rückfahrt  ab  Constantinopei 
jeden  zweiten  Samaiag**)  8  Ubr  Früh,  in  TrIest 
drittniichHien  Montag    12  Uhr   Mlttaga. 

•)  Am  12.  und  26.  Jänner,  9.  und  23.  Fe 
Viruar,  9.  und  83.  März,  6.  und  20.  April,  4.  und 
18.  Mal,  1.,  15.  und  29.  Juni,  13.  und  27.  Jnll 
10.  nnd  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  5. 
und  19.  October,  2.,  16.  nnd  30.  November,  14. 
und  28.  December. 

*♦)  Am  7.  nnd  21.  Jäuner,  4.  und  18.  Fe 
brnar,  4.  und  18.  Mars,  1.,  15.  und  29.  April, 
18.  and  27.  Mal,  10.  und  24.  Juni,  8.  und  28. 
Juli,  5.  und  19.  August,  :.,  16.  und  SO.  Sep- 
tember, 14.  und  8H.  October,  11.  und  25.  No 
vember.  9.  nnd  23    December. 

Anschlug-  In  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopei  sowie  an  die 
Qriechisch-Orientallsohe  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bia  Ende 
März)  auf  der  Kückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrisoh-Caramanischen  Linie ;  in  Constantinopei 
an  die  Linie  Constantinopei— Odessa  sowie  an 
die  Donaulinie. 

Dalmatinisch-Albanesische  Linie. 

Von  Triest  Jeden  Dienstag  7  Ubr  Früh,  In 
Corfu  nächsten  Mittwoch  9'/,  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovigno,  Pola,  Lusainpiccoio,  Selve 
Zara,  Sebenico,  Spalato,  Milna,  I^esina,  Curzola. 
Gravosa,  Castelnuovo,  Tendo,  Rlaano,  Caitaro, 
Bari,  Krindisi  (Bari  und  B  indisi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro,  Antlvari,  Dnlcigno,  Medua 
Durazzo,  Valona,  Sanli  Quaranta,  Corfu.  Retour 
^on  Corfu  DonnersUg  8V«  Uhr  Frflb,  au  Triest 
MIttwo'h  6  Ubr  Abends. 

Anschluss  in  Cattaro  auf  der  Rflckfabrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatien  mit  der  rück 
kehrenden  Dalmatinisch- Albanesischen  Linie;  In 
.Santi  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest— Constantinopei,  sowobl  nach  Trie-t  aU 
nach  Constantinopei. 

Zweigtinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeden  Freitag  4'  ,  Ubr  Frflh, 
in  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Ubr  Nachm.,  be- 
rührend: Sajada,  Parga,SU.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  Jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  In  Corfu  den 
gleichen  Tag  6'  ,  Ubr  Abends.  Anschluss  in  Corfu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Conatan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmeikung.  Eventuelle  Aenderungen  in  deu 
Zwischenhäfen  ausgenommen  un-i  ohne  Haftung 
fUr  die  Regelniä-ffigkeit    des  Dienstes    l>ei    Con- 
tumaz- Vorkehrungen. 
(OcnaniHcher  Dienst  ale^e  vorhergehende  Seite.) 


YKRANTWORTUCQER  REDAGTBDR :  R.  t.  B0£lSSl4E&. 


OH.  R£IäSS&  &  M.  WSBTHNER,  WIläN. 


October  1899. 


Hr.  10. 


OESTERREICHISCHE 


cnalssthtiö  für  kti  #rimt. 


Hemugegeben  Tom 


K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


.'  r^'  ^i^'^f 


Monatlich  eine  Nummer.  Vkri.ao  dks  k.  K.  Östbrreichi.schen  HANDKrj-MosEOiu  m  WiiH.  Pr«taJ*hri.6B.      tOlUrk. 


NIIALT;  Der  VII.  Internationale  öeographencongrew  In  Bsrlin  In  wlrlh  ■ 
schafngeographtucher  Illnilcht.'  —  WesUuslrallen.  —  AufOndung  der 
ThonUfeln  von  EI-Amarna.  —  Von  der  «ibirl^cben  Bahn.  -  Da« 
Schicksal  Pemleni.  —  Ein  engliscbea  Bahnprojnct  Alexandrien.Khanghai. 
—  Cbronilt.  —  Hisoellen:  FranzBiiiche  Colonlalbabnen  In  Guinea.— 
Die  deutsche  Sanga-Ngoko-Expedillon.  —  Talienwan.  -  lieber  Indiicbe 
Musikinstruraente.  —  Literatur. 


DER  VII.  INTERNATIONALE  GEOGRAPHEN- 

CONGRESS  IN  BERLIN  IN  WIRTHSCHAFTS- 

GEOGRAPHISCHER  HINSICHT. 

Die  Versammlung  von  Geographen  aller  Länder,  die 
vom  28.  September  bis  4.  October  d.  J.  in  den  herr- 
lichen Räumen  des  neuen  preussischen  Abgeordneten- 
hauses tagte,  hat  sich  ihren  Vorgängerinnen  —  der 
letzte  Congress  fand  1895  in  London  statt  —  durcliaus 
würdig  angeschlossen,  ja,  dieselben  vielfach  iibertroffen, 
sowohl  was  den  wissenschaftlichen  Werth  der  gebotenen 
Vorträge  und  Discussionen,  als  auch  was  die  Reichlich- 
keit der  „Darbietungen"  (die  zusammen  eine  kleine 
Bibliothek  ausmachten)  und  den  Glanz  der  festlichen 
Zusammenkünfte  anlangt.  An  dieser  Stelle  kann  jedoch 
nur  eines  kleinen  Theiles  der  Verhandlungen  gedacht 
werden,  da  im  Vordergrunde  derselben  zumeist  Probleme 
der  physischen  Geographie  standen,  die  zum  grössten 
Theile  wie  z.  B.  Oceanologie,  Gletscherkunde,  Eiszeit- 
forschung in  geschickter  Weise  in  Zusammenhang  mit 
zwei  grossen  Unternehmungen  Deutschlands,  der  vor 
Kurzem  beendeten  Tiefseeforschungsreise  und  der  ge- 
planten Südpolarfahrt,  gebracht  wurden.  Ausserdem  war 
ein  erheblicher  Theil  sowohl  der  allgemeinen  wie  der 
Gruppensitzungen  den  Berichten  über  Forschungsreisen 
in  verschiedenen  Welttheilen  gewidmet.  Der  Rest  entfiel 
namentlich  auf  Anthropogeographie  (Bevölkerungs-  und 
Siedlungsgeographie),  mathematische  Geographie  und 
Kartographie  und  auf  den  Unterricht,  sowie  auf  die 
Besprechung  einer  Anzahl  praktischer  Fragen,  auf  die 
ich  noch  zurückkomme.  Der  Wirthschaftsgeographie  war 
im  Gegensatze  zu  früheren  Congressen,  namentlich  jenem 
von  Bern  1891,  wo  ihre  Behandlung  sehr  in  die  Breite, 
wenn  auch  nicht  in  die  Tiefe  ging,  keine  selbstständige 
Section  eingeräumt  worden,  die  wenigen  ihr  zugehörigen 
Vorträge  vertheilten  sich  auf  die  Gruppen  Anthropo- 
geographie, Biogeographie  und  Unterricht  und  wussten 
sich  kein  besonderes  Interesse  zu  gewinnen.  Zumeist  ver- 
sprach auch  ihr  Titel  mehr,  als  sie  selbst  hielten.  Herr 
Gauthiot  von  der  Sociötc  de  g^ograjihie  öconomique  in 
Paris  erörterte  die  Wirthschaftsgeographie  im  Allgemeinen, 
er  besprach  die  Geschichte  der  Namen  „geographie  com- 
merciale"  und  „fconomique",  behandelte  kurz  die  Quellen 
und  Hilfsmittel,  die  diesen  Disciplinen  zu  Gebote  stehen, 
und  endlich  die  Wege  zu  ihrer  „Vulgarisation".  Er  kam 
dabei  im  Wesentlichen  nicht  über  den  Vorschlag  einer 
Trennung  des  geographischen  Unterrichtes  vom  geschicht- 
lidien  hinaus.  Der  Berliner  Professor  E.  v.  Halle  sprach 
über  „die  Verbreitung  der  Industrie  über  die  kJimati 
sehen  Zonen",  oder  vielmehr  über  die  Theorien  Älterer 
Philosophen  und  Nationalökonomen,  welche  die  Industrie 
als   ausschliesssliches  Eigenthum    der    gemässigten  Zone 


auffassten  und  mehr  und  mehr  von  den  Thatsachen  Lttgen 
gestraft  werden.  Ueber  die  Processe,  welche  das  Ein- 
dringen der  Industrie  in  hohe  und  niedere  Breiten  be- 
gleiten, sowie  über  dessen  Bedingungen  sprach  sich 
Redner  nur  wenig  aus.  Grössere  Anpassung  der  Weissen 
an  die  Klimate,  moderne  Sachsengängerei  grossen  Stils 
(Kuli,  italienische  Saisonarbeiter  in  Amerika),  insbesondere 
aber  die  Fortschritte  der  Technik  wurden  als  mitwirkende 
Momente  namhaft  gemacht.  Was  der  Amerikaner  Poult- 
ney  Bigelow  über  Colonialverwaltung  in  verschiedenen 
Erdtheilen  sagte,  erhob  sich  nicht  über  das  Niveau 
einer  feuilletonistischen  Plauderei. 

Als  Vortrag,  der  ein  wirthschafts-geographisches  Sptcial- 
thema  anschnitt  und  auch  eine  rege  Discussion  hervor- 
rief, ist  eigentlich  nur  der  des  Herrn  Mac  Ewan  über 
die  Verbreitung  der  Theecultur  und  des  Theeconsoms 
in  der  Welt  zu  nennen.  Wesentlich  auf  Erfahrungen  in 
Deutsch-Südwestafrika  beruhte  ein  Vortrag  des  Bau- 
meisters Rehbock  über  den  Werth  künstlicher  Bewässe- 
rung, der  übrigens  mehr  in  culturtechnisches  Bereich 
fällt  und  auch  nicht  ohne  Widerspruch  blieb.  A  de  Cla- 
paride  (Genf)  besprach  die  neue  Nilsperre  unterhalb 
Assuan,  deren  Einfluss  auf  die  Wirthschaftsverhältnisse 
Aegyptens  sehr  bedeutend  werden  dürfte.  Sie  soll  1902 
vollendet  werden. 

Da  somit  die  grossen  Fragen  der  Wirthschaftsgeographie, 
wie  namentlich  jene  nach  ihrer  Stellung  im  System  der 
geographischen  Wissenschaften  und  nach  der  Richtung 
ihres  weiteren  Ausbaues,  kaum  je  gestreift  wurden, 
musste  sich  das  Interesle  des  Handelsgeographen  gross«n- 
theils  solchen  Vorträgen  verschiedener  Art  zuwenden,  in 
denen  er  gelegentliche  wirthschaftliche  Mittheilungen  er- 
warten durfte.  In  der  That  fehlte  es  nicht  an  solchen. 
Die  Reiseberichte,  eine  Hauptstärke  des  Congresses, 
trugen  zwar  in  der  Regel  vorwiegend  dem  geotektonischen 
Aufbau  Rechnung.  Doch  hob  i.  B.  der  ausgezeichnete 
Afrikareisende  Graf  Gölten  sehr  stark  die  Bedeutung 
Ruandas  als  eines  geeigneten  Objectes  für  die  Colonisation 
durch  Weisse  hervor.  In  Vorträgen  allgemeinerer  Art 
kamen  ebenfalls  wirthschaftliche  Momente  von  Belang 
wiederholt  zur  Sprache.  Prof.  Lent  (Prag)  sprach  über 
den  Laterit,  eine  besonders  in  Afrika  weitverbreitete 
Bodenart,  die  als  Zersetrungsproduct  verschiedener  Ge- 
steine anzusehen  ist.  In  Bezug  auf  dessen  Werth  als 
Culturbolen  stehen  sich  die  Ansichten  schroff  gegen- 
über, so  dass  der  Redner  eine  Art  Enquete  mittels  Frage- 
bogen vorschlug,  die  in  die  tropischen  Plantagengebiete 
zu  versenden  wären.  Dr.  Meinardui  (Berlin)  suchte  im 
Sinne  der  neuen  Theorien  über  den  Zusammenhang  derTem- 
]>eraturverhältnisse  des  nordatlantischen  Oceans  und  der 
nordeuropäisc^en  (speciell  norddeutschen)  Witterungs 
Verhältnisse  auch  einem  statistischen  Vergleiche  twischen 
Witterung  und  Ernteergebnissen  neue  Seilen  absuge- 
winnen.  Von  iwei  hochinteressanten  Vorträgen  des  Prof. 
von  Krassnow  in  Charkow  enthielt  der  eine  über  das  Kliaut 
von  Kolchis  bemerkenswerthe  Mittheilungen  betreffend  die 
erfolgreiche    Einführung    subtropischer,    besonders    ost- 


110 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


asiatischer  Culturpflanzen  (Thee,  Bambus,  Citrusarten) 
ins  Riongebiet,  der  andere  behandelte  die  Natur  der 
südrussischen  Steppen.  Mit  scharfer  Beweisführung  kam 
Redner  zu  dem  Resultat,  dass  die  VValdlosigkeit  der 
schwarzen  Erde  keineswegs  klimatisch  bedingt,  sondern 
lediglich  eine  Folge  der  geologischen  Geschichte 
dieses  Gebietes  sei.  Wo  eine  stärkere  Erosion  stattfindet, 
entwickelt  sich  von  Schluchten  und  Bodenfurchen  aus 
die  Bewaldung,  die  ebenso  wie  künstliche  Anpflanzungen, 
sich  langsam,  aber  sicher  ausbreitet.  Der  dadurch  ent- 
stehende Waldboden  ist  von  der  schwarzen  Erde  ver- 
schieden und  bleibt  noch  lange  nach  dem  Abholzen  von 
Waldungen  kenntlich.  —  Aehnliche  wichtige  Mitthei- 
lungen mögen  auch  noch  in  anderen  Vorträgen  enthalten 
sein,  die  ich  nicht  anhören  konnte  —  fanden  doch  zu- 
meist drei  Vorträge  gleichzeitig  statt. 

Von  den  Berathungen  des  Congresses  über  inter- 
nationale Vereinbarungen  praktischer  Art  haben  ebenfalls 
einige  mehr  oder  weniger  handelsgeographisches  Inter- 
esse. Das  schwierige  Problem  einer  einheitlichen  Schrei- 
bung der  geographischen  Namen  wurde  nur  kurz  be- 
handelt und  neuerlich  vertagt.  Es  gelang  mir,  eine 
Resolution  zu  erreichen,  welche  ihr  völliges  Ver- 
schwinden von  der  Tagesordnung  künftiger  Congresse 
verhindert,  das  so  manchem  Skeptiker  erwünscht  wäre. 
In  Bezug  auf  die  allgemeine  Anwendung  des  Metermaasses 
wurde  auf  englischen  Antrag  (H.  R.  Mill)  eine  ent- 
schiedene Befürwortung  beschlossen.  Nicht  dasselbe  war 
in  Bezug  auf  die  allgemeine  Einführung  der  Celsiusgrade 
der  Fall;  nach  einer  begeisterten  Lobrede  des  Schotten 
Buchanan  auf  die  Fahrenheitscala  wurde  eine  recht  zahme 
Resolution  angenommen.  Der  nicht  unbedenkliche  Vor- 
schlag, den  Kreis  in  400  Grade  ä  1 00  Minuten  ä  1 00  Se- 
cunden  zu  theilen,  fand  ein  ehrenvolles  Begräbniss.  Das 
bekannte  /Vwf^'sche  Project  einer  allgemeinen  Erdkarte  in 
I  zu  I  Million,  welche  dem  Geographen  ein  .sehr  bequemes 
Arbeitsmittel  bieten  würde,  wurde  von  seinem  Urheber 
vorzüglich  vertreten;  die  Resolution  des  Congresses  zu 
seinen  Gunsten  bedeutet  aber  nur  einen  schwachen 
Schritt  zu  seiner  Verwirklichung.  Dasselbe  gilt  von 
anderen  Erleichterungen  des  Arbeitens  mit  der  Karte, 
die  befürwortet  wurden:  obligatorische  Beisetzung  des 
Maassstabes,  Angabe  der  Quellen  auf  der  Karte  etc., 
sowie  von  anderen,    hier  zu  übergehenden  „Wünschen". 

Zum  Schlüsse  sei  noch  erwähnt,  dass  in  der  den 
Congresstheilnehmern  in  die  Hand  gegebenen  Festschrift 
über  die  Stadt  Berlin,  deren  Stellung  als  Handels-  und 
Industriestadt  in  knapper,  ansprechender  Weise  be- 
handelt ist.  Die  geographische  Gesellschaft  in  Hamburg, 
auf  deren  Einladung  viele  Congressmitglieder  jene  Stadt 
besuchten,  beschenkte  ihre  Gäste  gleichfalls  mit  einer 
schönen  Monographie  über  die  Elbe  und  den  Hamburger 
Hafen  von  M.  Buchheister. 

So  mangelte  es  nicht  an  mancherlei  Anregungen 
handeis-  und  allgemein  wirthschafts-geographischer  Art, 
doch  traten  dieselben  zersplittert  und  vereinzelt  auf,  es 
fehlte  sozusagen  der  Brennpunkt,  in  dem  sie  hätten  zu- 
sammentreffen können.  Es  Vürde  zu  weit  führen,  wollte 
ich  erörtern,  warum  dies  so  kam  und  trotz  des  günstigen 
Bodens,  den  gerade  Berlin  für  die  Behandlung  ökono- 
misch-geographischer Fragen  geboten  hätte,  wohl  auch 
so  kommen  musste.  Nur  angedeutet  sei  hier,  dass  die 
Wirthschaftsgeographie  erst  in  sich  selbst  erstarken  und 
ihren  Charakter  als  geographische  Disciplin  noch  ent- 
schiedener betonen  muss,  als  dies  trotz  trefflicher  theo- 
retischer Schriften,  wie  die  von  Oppel,  Günther,  Kraus 
u.  A.,  und  trotz  ausgezeichneter  praktischer  Vertreter 
bisher  der  Fall  war,  wenn  sie  sich  von  Seiten  der  Fach- 
geographen grössere  Anerkennung  verschaffen  und  nicht, 
wie  dies  noch  vielfach  der  Fall  ist,  von  ihnen  als  ein 
Sammelsurium  nach  Ländern  geordneter  nationalökono- 
mischer, landwirthschaftlicher,  handeis-  und  waarenkund- 
licher,  ethnographischer  und  daneben  auch  geographischer 
Einzelheiten    betrachtet  werden  soll.   Der  Weg  hiezu  ist 


längst  betreten,  doch  muss  er  energisch  weiterbeschritten 
werden,  ehe  das  Vorurtheil  verschwinden  wird,  das  ja 
gerade  jungen,  hoffnungsreichen  Wissenschaften  so  oft 
entgegensteht.  Sieger. 


WESTAUSTRALIEN. 

(Aus  einem  Berichte  von  S.  M.  Schiff  „Saida".) 

Die  Hauptstadt  und  gleichzeitig  der  Handelsplatz  von 
Westaustralien  ist  die  am  Swan-River  liegende  Stadt 
Perth.  Dieselbe  hat  35.000  Einwohner  und  ist  mit  dem 
an  der  Mündung  des  Swan-Rivers  gelegenen  Fremantle, 
dem  Hafen  von  Perth,  durch  eine  20  km  lange  Eisen- 
bahn verbunden.  Den  ungeahnten  Aufschwung  als  Han- 
delsplatz nahm  Perth  erst  in  den  letzten  6  Jahren,  d.  i. 
seit  der  Entdeckung  der  Goldfelder  in  Coolgardie  und 
Kalgoorlie  im  Jahre  1892.  Rastlos  wird  an  der  Hebung 
der  Stadt  weitergearbeitet.  Abgesehen  von  Gold,  besitzt 
Westaustralien  einen  ungeahnten  Reichthum  an  Boden- 
producten,  welche  in  absehbarer  Zeit  einen  grossen 
Export  ins  Ausland  und  in  die  anderen  australischen 
Colonien  bedingen. 

In  erster  Linie  sind  hier  das  Yarah-,  Karriholz,  Sandel- 
holz und  andere  werthvolle  Hölzer  zu  nennen.  Das 
Yarah-Holz,  welches  sich  für  Bahn-  und  Hafenarbeiten, 
insbesondere  aber  für  Schiffsbauzwecke  sehr  gut  eignet, 
bedeckt  ein  Areal  von  ca.  8,000.000  Acres,  das  Karri- 
holz kommt  in  noch  grösseren  Mengen  vor.  Bereits  im 
Jahre  1897  betrug  der  Holzexport  ca.  242.000  if,  wovon 
50.000  £  auf  Sandelholz  allein  entfallen.  Der  Export 
an  Yarah-Holz  war  bisher  nicht  so  bedeutend,  weil 
hievon  grosse  Mengen  in  der  Colonie  selbst  für  Bahn-, 
Minen-,  Hafenbauten  etc.  verwendet  wurden.  Jedenfalls 
aber  nimmt  der  Holzexport  von  Jahr  zu  Jahr  zu. 

Ein  weiteres  sehr  wichtiges  Bodenproduct  bilden  die 
Erze.  Im  Northampton-Districte  bei  Geraldton  werden 
Kupfer,  Zinn  und  Bleierze  in  grossen  Mengen  gefunden 
und  nach  England,  Victoria,  Südaustralien'  und  New- 
South- Wales  exportirt.  Die  im  Collie-Districte,  25  Meilen 
von  Port  of  Bunbury,  gewonnene  Kohle  ist  von  guter 
Qualität  und  wurde  bereits  im  Jahre  1897  <^'^  ansehn- 
liche Menge  von  23.380  /  im  Werthe  von  25.800  Si 
theils  an  deutsche,  englische  und  französische  Schiffe 
abgegeben,  theils  in  die  anderen  austrahschen  Colonien 
exportirt.  Bei  der  Ergiebigkeit  und  Ausdehnung  der 
Kohlenlager  ist  auch  hier  ein  wachsender  Export  zu  er- 
warten. 

Das  grösste  Exportproduct  für  ganz  Australien  bildet 
jedoch  seit  jeher  die  Schafwolle.  Von  Westaustralien 
allein  wurde  im  Jahre  1897  die  ungeheure  Menge  von 
S'/g  Millionen  kg  im  Werthe  von  295.600  i^  ausgeführt. 
Der  grösste  Theil  hievon,  und  zwar  um  244.650  £, 
ging  nach  England  auf  den  Londoner  Markt,  der  Rest 
wurde  theils  nach  anderen  europäischen  Handelsplätzen, 
theils  nach  Victoria,  New-South-Wales  und  Südaustralien 
verfrachtet.  Von  grosser  Bedeutung  ist  ferner  auch  die 
von  Jahr  zu  Jahr  steigende  Production  an  Wein  und 
Obst.  Wenngleich  diese  beiden  Artikel  bisher  nicht  ex- 
portirt wurden,  so  ist  dieses  bei  der  Fruchtbarkeit  des 
Landes,  der  steigenden  Productivität  und  der  guten 
Qualität  sowohl  des  Weines  als  auch  der  übrigen 
Früchte  in  kürzester  Zeit  zu  erwarten,  und  ist  insbeson- 
dere der  Weinbau  am  Mundaring-River  hier  hervorzu- 
heben. Auch  Weizen,  Gerste  und  Hafer  gedeihen  in 
Westaustralien  sehr  gut  und  sind  die  im  Jahre  1898  ge- 
wonnenen Mengen  (38.000  /,  49.600  /  und  63.480  /)  als 
ganz  ansehnlich  zu  bezeichnen. 

Erwähnenswerth  ist  die  Ausfuhr  von  Guano  und  Perlen. 
Die  Ausfuhr  von  Guano  ist  sehr  variabel,  dieselbe  betrug 
im  Jahre  1892  4390  Si,  fiel  sodann  1895  auf  200  £, 
um  1897  weder  den  Ausfuhrswerth  von  3250  Ü  zu 
erreichen. 


I 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


111 


Die  Ausfuhr  von  Perlen  hat  bedeutend  abgenommen 
und  betrug  im  Jahre  1897  nur  mehr  20.000  £,  gegen 
40.000  S£  im  Jahre  1892,  ebenso  sank  die  Ausfuhr  an 
Perlmutter  von  79.000  !g  im  Jahre  1892  auf  30.200!? 
im  Jahre   1897. 

Die  Ausfuhr  an  Häuten  zeigt  gegen  die  Vorjahre  eine 
ziemliche  Zunahme;  dieselbe  betrug  im  Jahre  1897 
27.270  £,  gegen  18.000  £  im  Jahre  1896.  An  erster 
Stelle  fungiren  hier  Schafhäute  mit  25.000  Ü,  den  Rest 
bilden  Känguruh-  und  Opossumhäute. 

Schliesslich  folgen  hier  noch  einige  Daten  über  die 
Goldproduction  von  Westaustralien,  beziehungsweise  den 
Ertrag    der  Goldfelder  von  Coolgardie    und  Kalgoorlie: 

Ertrag  in 
Jtbr  PfUDd  Hterllng 

1886 1.147 

1892 226.284 

1893 42'-385 

'894 787099 

1895 879.748 

1896 1,068.808 

«897 2-564977 

«898 3,990.697 

Ein  grosser  Theil  des  gewonnenen  Goldes  wird  jetzt 
in  der  neuen  Münze  in  Perth  gegen  Entrichtung  sehr 
geringer  Prägungskosten  ausgeprägt;  eine  Unze  reinen 
Goldes  ergibt  hiebei  den  Betrag  von  3  i^  17  sh.  10 '/i  d. 

Bei  dem  fast  vollständigen  Mangel  an  eigener  In- 
dustrie ist  es  nothwendig,  nahezu  alle  Artikel  nach  West- 
australien zu  importiren.  Die  wichtigsten  dieser  Import- 
artikel sind :  lebendes  Vieh,  Kleider,  Lebensmittel,  Ge- 
tränke, Maschinen  und  Maschinenbestandtheile,  Galanterie- 
und  Glaswaaren,  Leder,  Schuhe  etc. 

Das  lebende  Vieh,  sowohl  Zugthiere  als  auch 
Schlachtvieh,  wird  aus  den  übrigen  Colonien  Australiens, 
insbesondere  Victoria,  Südaustralien  und  Neusüdwales 
importirt.  Der  Import  betrug  im  Jahre  1897  circa 
350.000  £. 

Fertige  Kleider  kommen  meist  aus  England,  ein 
kleiner  Theil  aus  den  übrigen  Colonien  Australiens, 
Frankreich,  Deutschland  und  Amerika.  1897  wurden  um 
ca.  258.000  H  dieses  Artikels  eingeführt.  Bettdecken 
kommen  meist  von  England  und  den  übrigen  australi- 
schen Colonien,  ein  kleiner  Theil  aus  Frankreich;  der 
Import  pro  1897  betrug  11.800  Si.  An  der  Einfuhr 
von  Matten  und  Teppichen  betheiligten  sich  ausser  Eng- 
land auch  Indien,  Japan,  Deutschland  und  Amerika.  Der 
Einfuhrswerth  betrug  1897  ca.  26.000  £.  Leinwand 
kommt  von  England,  Frankreich  und  Amerika,  und 
betrug  1897  fl'^  Einfuhr  ca.  17.000  Si.  Lebensmittel, 
wie  Speck,  Schinken,  Zunge,  Zwieback,  Butter,  Getreide, 
Käse,  Kaffee,  Cacao,  Eier,  Mehlspeise,  Fleisch-  und 
Fischconserven,  Mehl,  Fruchtconserven,  Milchconserven, 
Zwiebel,  Kartoffeln,  Reis,  Zucker,  Gemüseconserven  etc. 
kommen  nach  den  statistischen  Ausweisen  meist  von 
England ,  Deutschland ,  Frankreich ,  Indien  und  den 
anderen  australischen  Colonien.  Inwieweit  jedoch  die 
Provenienzen  richtig  angegeben  sind,  ist  nicht  zu  er- 
mitteln, da  die  Zollbehörde  in  Perth  immer  den  letzten, 
beziehungsweise  den  Heimatshafen  des  Schiffes,  mit 
welchem  die  Waare  eingelangt  ist,  angibt.  So  kommt 
es  z.  B.,  dass  europäische  Waare,  welche  über  Singapore 
importirt  wird,  als  von  Singapore  importirt  in  die 
Statistiken  aufgenommen  wird.  Diesem  Uebelstande  soll 
sicherem  Vernehmen  nach  bereits  abgeholfen  sein  und 
bei  jeder  einlangenden  Waare  genau  deren  Provenienz 
angegeben  werden. 

Der  Import  an  vorangeführten  Lebensmitteln  betrug 
1897  ca.  1,060,000  £.  An  Getränken  werden  in  .Australien 
ungeheuere  Mengen  consumirt,  daher  auch  der  Import 
ein  sehr  grosser  ist;  derselbe  betrug  im  Jahre  1897 
nicht  weniger  als  343.894  £,  und  zwar  vertheilt  sich 
diese  Ziffer  folgendermassen : 


Bier 

Brandy   

Gin 

Rum 

Whiiky 

Sonitige  Liqoeure 

Wein      ... 


Pfoad  SMfUac 
15»-393 
35-407 
43«* 

3376 

8jx>20 

7.619 

55767 


Das  deutsche  Bier,  sogenanntes  Lagerbier,  sowie 
Kaiserbier,  nach  Pilsner  Art  gebraut,  sind  sehr  beliebt 
Oesterreichiches  Bier  hat  unbegreiflicherweise  trotz  der 
Nachfrage  bisher  keinen  Eingang  gefunden.  Während 
der  Weinimport  gegen  1896  (71  693  SS)  in  Folge  der 
steigenden  Production  im  Lande  selbst  ziemlich  zurück- 
gegangen ist,  finden  die  übrigen  geistigen  Getränke,  ins- 
besondere das  Bier  (115.943  '£  im  Jahre  1896)  einen 
immer  grösseren  Absatz.  Im  Zusammenhang  mit  dem 
Consum  von  geistigen  Getränken  steht  der  Import  an 
Mineralwässern;  derselbe  betrug  1897  3728  S£.  Leider 
ist  unser  Teplitzer,  Krondorfer  etc.  hier  nicht  eingeführt, 
obwohl  hiefür  ein  enormer  Absatz  geschaffen  werden 
könnte,  wenn  der  Kohlensäuregehalt  dieser  Mineral- 
wässer erhöht  werden  könnte. 

Maschinen  und  Maschinenbestandtheile,  insbesondere 
solche  für  Bergbau  und  Minenindustrie,  Eisenbahnen, 
ferner  auch  für  Landwirthschaft,  elektrische  Beleuchtung, 
Wasserleitungen  etc.  bilden  einen  grossen  Bestandtheil 
des  Importgeschäftes  Der  Werth  der  1897  importirten 
Maschinen  oder  deren  Bestandtheile  betrug  272.000  JP. 
Dieselben  kommen  meist  aus  England.  Auch  an  Werk- 
zeugen und  sonstigen  Eisenwaaren,  insbesondere  Well- 
blech ist  sehr  grosser  Bedarf,  und  concurriren  hierin 
England  und  Amerika,  auf  welche  auch  der  grösste  Theil 
des  Importes    von    459.448  if   im   Jahre   1897    entfällt. 

Mit  der  Minenindustrie  im  Zusammenhange  steht  der 
grosse  Bedarf  an  Pulver,  Dynamit  und  Explosivstoffen. 
Der  Import  geschieht  meist  von  England  und  Amerika, 
zum  kleinen  Theile  auch  von  Deutschland  und  betrug 
1897  ca.  137.254  if,  wovon  auf  Dynamit  allein  die 
Summe  von   11 1.229  ü^  entfällt. 

Das  rasche  Wachsen  und  Emporbluhen  der  Städte 
bedingt  eine  grosse  Nachfrage  für  allerlei  Möbel  und 
Einrichtungsgegenstände.  Die  Einfuhr  betrug  1897  nicht 
weniger  als  58.402  M,  wobei  erwähnt  wird,  dass  ein 
Theil    der    gebogenen    Möbel   aus    Oesterreich    stammt. 

An  Leder,  Lederwaaren,  insbesondere  aber  an  Schuhen 
und  Stiefeln  aller  Arten  ist  grosser  Bedarf,  Schuhe  und 
Stiefel  sind  englischer  und  amerikanischer,  erfreulicher- 
weise auch  zum  grossen  Theil  österreichischer  Provenienz. 
Nach  den  gemachten  Beobachtungen  wäre  österreichische 
Waare  gerade  in  diesem  Artikel  noch  viel  concurrenz- 
fkhiger,  wenn  unsere  heimischen  Producenten  ihre  Er- 
zeugnisse in  Form  und  Arbeit  genau  den  englischen 
und  amerikanischen  Mustern  anpassen  wurden.  Für  starke, 
gut  gearbeitete,  genau  angepasste  und  schön  geformte 
Waare  werden  hohe  Preise  erzielt.  Der  Gesammtimport 
an  Schuhen  aller  Gattungen  im  Jahre  1897  betrug  cirot 
107.064  £,  wovon  der  Import  von  Oesterreich  nach 
Perth  allein  schätzungsweise  ii.oto — la.ooo  X  aus- 
macht. 

Für  Glas  und  Glaswaaren,  ordinäre  Gläser,  Porzellan- 
und  Steingutwaaren,  Lampen,  Cylinder,  Tischgeschirr, 
Kuchengeschirr  etc.  ist  in  Westaustnüien  stets  guter 
Absatz.  Auch  an  diesem  Import  betheiligt  sich  unsere 
Industrie  nach  den  gemachten  Beobachtungen  mit  einen 
grossen  Antheil,  wenngleich  die  Statistiken  aus  dem  früher 
erwähnten  Grunde  diese  nicht  ausweisen.  Die  Gesammt- 
einfuhr  pro   1897  betrug  27.400  if. 

An  Kerzen  gelangten   10.921  £  zur  Einfuhr. 

Ein  sehr  beliebter  .\rtikel  sind  Fahrräder.  Dieselben 
sind  meist  englischen  Ursprunges,  die  Fabricatc  mittlerer 
Qualität,  der  Preis  zwischen  i8 — 20  jf  per  Stuck.  Im 
Ganzen  gelangten  1897  um  73.158  £  zur  Einfuhr.  Bessere 
Waare  ist  sehr  gesucht.  Wagen,  Fuhrwerke  und  Wagen- 
bauermaterial    erreichten    1897    die    Importsamme    roo 


112 


OSIKRREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR   DEN   OKIENT. 


33.400  jf.  An  Cement  ist  sehr  grosser  Bedarf.  In  Folge 
der  fortgesetzten  Hafenbauten,  der  Anlage  von  Wasser- 
werken etc.  dürfte  der  Bedarf  in  Hinkunft  ein  noch 
bedeutenderer  werden.  Pro  1897  betrug  die  Einfuhr 
16.261  £,  wovon  ein  grosser  Theil  auf  Belgien  entfällt. 

Erwähnenswerth  ist  ferner  auch  die  Einfuhr  von 
Besen  und  Bürsten  (8263  if)  Tabak,  Cigarren-  und  Ciga- 
retten  (101.591  9i),  sowie  Pfeifen,  Cigarren  und  Cigaretten- 
spitzen  (14.297  £).  Von  den  Pfeifen  und  Spitzen  trägt 
ein  sehr  grosser  Theil  den  Vormerk :  „Made  in  Vienna", 
jedoch  ohne  Angabe  der  Firma.  An  Feuerwaffen  betrug 
die  Einfuhr  1897  circa  3029  ^.  An  fertigen  Thüren 
und  Fensterrahmen  aus  weichem  Holz  wurden  um 
13.786  £  eingeführt. 

Weiches  Holz  kommt  mit  Segelschiffen  von  Schweden 
und  Norwegen  und  ist  in  den  Statistiken,  als  von  dort 
direct  importirt,  der  Betrag  von  49.400  M  eingestellt. 
Wahrscheinlich  kommt  aber  noch  ein  grosser  Theil 
schwedischen  und  norwegischen  Holzes  über  Sydney, 
Victoria  und  mit  Schiffen  anderer  Nationalität,  so  dass 
der  angeführte  Betrag  zu  gering  angesetzt  sein  dürfte. 
Papier  und  Zeichenmaterialien  sowie  Kanzleibedürfnisse 
sind  zum  grossen  Theil  österreichisches  Fabricat.  Der 
Import  erreichte  1897  die  hohe  Summe  von  80.293  ^. 
An  Tauen  wurden  um  16.752  if  importirt.  Bemerkens- 
werth  ist  femer  noch  die  Einfuhr  an  Hopfen,  10.723  '£, 
und  Malz,  27.933  £,  sowie  Heu,  Spreu  und  Kleie  um 
105.914  i£.  Aus  vorstehenden  Ziffern  ist  zu  entnehmen, 
dass  der  Handel  in  Westaustralien,  insbesondere  der 
Import  in  jeder  Hinsicht,  das  heisst  sowohl  was  die  An- 
zahl der  Artikel  als  auch  die  Menge  der  eingeführten 
Waaren  anbetrifft,  ein  grossartiger  ist.  Zu  welchem  Theile 
Oesterreich  daran  betheihgt  ist,  konnte,  wie  bereits 
erwähnt,  wegen  der  Art,  in  welcher  die  Statistiken  bezüg- 
lich der  Provenienz  der  Waaren  geführt  werden,  nicht 
constatirt  werden.  Jedenfalls  ist  ein  Theil  der  Galanterie- 
und  Lederwaaren,  der  billigen  Glas-  und  Pc.rzellanwaaren, 
Pfeifen,  Cravatten,  Kleider,  Möbel  aus  gebogenem  Holz, 
der  elektrischen  Apparate  und  Utensilien  sowie  ein  Theil 
medicinischer  Apparate  und  Utensilien,  ferner  ein  grosser 
Theil  der  Papierwaaren,  Zeichenmaterialien,  Bleistifte  und 
insbesondere    der    Schuhe    österreichischen    Ursprunges. 

Wie  bereits  früher  erwähnt,  Hesse  sich  bei  einiger 
Aufmerksamkeit  und  Rührigkeit  unserer  Industriellen 
nicht  nur  dieser  Import  wesentlich  steigern,  auch  der 
Import  von  Möbeln,  Glas-  und  Porzellanwaaren,  Kleidern, 
Seifen,  Parfumerien,  Papier  und  Zeichenmaterialien,  Leder 
und  Galanteriewaaren  etc.  könnte  noch  viel  grösseren 
Aufschwung  nehmen.  Für  österreichisches  Flaschenbier, 
Flaschenweine,  Teplitzer  und  Krondorfer  Wasser  könnte 
sehr  guter  Absatz  geschaffen  werden.  Der  Einfuhrzoll 
ist  ziemlich  hoch,  jedoch  je  nach  Art  der  Waare  sehr 
verschieden.  Derselbe  variirt  zwischen  5,  10,  15  und  20 
Percent  des  Einfuhrwerthes,  doch  ist  auch  ein  Theil  der 
Waaren  vollständig  zollfrei.  Auf  Bier  wird  i  sh.  3  d  bis 
I  sh.  6  d  per  Gallone  =  4"54i  /,  auf  sonstige  Spiri- 
tuosen 16  sh.  per  Gallone  an  Zoll  eingehoben.  Auf 
Schuhe  ist  10 — 18  sh.  per  Dutzend  Paar,  auf  Mineral- 
wasser 20  Percent  Zoll.  Ganz  zollfrei  sind  z.  B.  land- 
wirthschaftliche  und  sonstige  Maschinen,  Explosionsstoffe, 
lebendes  Vieh,  Buchbinder-  und  Seifensiedermaterial, 
Wagenmacherniaterial,  Cacao,  Kaffee,  Oel,  Papierwaaren, 
Bahnwaggons  und  Bahnbestandtheile,  Stearin,  Stahl, 
Schwefel,  Zucker,  Thee,  telegraphisches  und  telephonisches 
Material  etc. 

An  Bahnen  besitzt  Westaustralien  bisher  1300  Meilen, 
hievon  sind  970  Meilen  Staatsbahnen,  der  Rest  von 
330  Meilen  ist  in  Privathänden.  Im  Baue  sind  weitere 
380  Meilen.  Die  Bahnen  gehen  von  Albany  und  Bun- 
bury  über  Perth  nach  Geraldton  and  Northampton  und 
von  hier  weiter  nach  Que  auf  die  Goldfelder  von  Mur- 
chison,  ferner  von  Perth  auf  die  Goldfelder  von  Cool- 
gardie  und  Kalgoorlie.  Von  letzterem  Punkte  bis  Menries 
ist  die  Bahn  im  Ausbau  begriffen. 


Den  Verkehr  mit  den  anderen  Continenten  vermitteln 
eine  Reihe  von  Schiffahrtsgesellschaften,  wovon  die 
nachbenannten  die  wichtigsten  sind,  und  zwar  Peninsular 
&  Oricntal  S.  N.  Company,  von  London  über  Albany 
nach  Adelaide,  durchschnittlich  24  Fahrten  pro  Jahr; 
The  Orient  S.  N.  Company,  von  London  über  Albany 
nach  Adelaide,  Melbourne  und  Sydney,  circa  zweimal 
monatlich;  Messageries  maritimes  Compagnie  von  Mar 
seille  über  Port  Said,  Colombo,  nach  Albany,  Adelaide, 
Melbourne,  Sydney  allmonatlich;  Norddeutscher  Lloyd 
von  Bremerhaven  über  Genua,  Aden,  Colombo  nach 
Fremantle,  Adelaide  und  Melbourne  allmonatlich ;  Direct- 
Line  of  Steamers  London — Fremantle,  Albany  von  Be- 
thell Gwyn  &  Co.,  London,  Reisedauer  40 — 45  Tage; 
Adelaide  -  Steamship  Comp.  Ltd.  zwischen  Albany, 
Fremantle  und  Queensland,  Südaustralien,  Victoria  und 
New-South- Wales. 

Den  Geldverkehr  vermitteln  nachstehende  Banken : 

Western- Australian-Bank,  Nationalbank  of  Australasia ; 
Union  Bank  of  Australia,  Bank  of  New  South  Wales; 
Commercial  -  Bank  of  Australia  und  die  Bank  ol 
Australasia. 

Die  landesübliche  Münze  ist  englisches  Gold,  Silber 
und  Kupfer  und  australisches  Gold;  sämmtliche  Rech- 
nungen lauten  in  englischer  Währung,  ebenso  sind  auch 
die  Maasse  und  Gewichte  englisch 

Das  Staatseinkommen  der  Colonie  Westaustralien  für 
das  Finanzjahr  1896/97  belief  sich  auf  2,840.000  if 
oder  auf  400.000  £  mehr  als  im  Vorjahre  ;  hievon  sind 
1,100.000  if  der  Ertrag  des  Zolles,  980.000  jener  der 
Eisenbahnen,  175.000  Miethe  und  Kaufschilling  für  Krön - 
ländereien.  Die  Depositen  der  State-savings  Bank  stiegen 
von  460.000  auf  856.000  if  im  Jahre  1896/97.  Von 
den  Einnahmen  wurden  bisher  verwendet :  auf  Bahnen 
4,750.000,  Hafenbauten  825.000,  in  den  Goldfeldern  zur 
Errichtung  von  Wasserreservoirs,  Untersuchungen  etc. 
300.000,  an  Telegraphenbau  270.000,  für  Strassen  und 
Brücken  117.000,  Wasserleitungen  23.000,  und  öffent- 
liche Bauten  60.000  if.  Die  Staatsschuld  betrug  1896/97 
9,203.000  i?,  d.  i,  52V2  £  per  Kopf.  Die  Ausgalaen 
waren  in  diesem  Jahre  um  ca.  500.000  £  höher  als  die 
Einnahmen.  Der  Import  stieg  von  3,750.000  if  im  Jahre 
1895  auf  6,500.000  £  in  1896/97,  hat  sich  somit  ver- 
doppelt. 

Unter  den  verschiedenen  Importposten  haben  vom 
Jahre  1895  auf  1896  zugenommen:  landwirthschaftliche 
Maschinen  12.000  auf  18.000  £,  Kleider  und  Schnitt- 
waaren  350.000  auf  530.000  if,  Bier,  Wein  und  Spiri- 
tuosen 180.000  auf  310.000!^,  Schuhwaaren  56.000  auf 
84.000  £  und  seither  noch  bedeutend  gewachsen.  Geben 
schon  diese  Daten  ein  deutliches  Bild  über  den  ganz 
ungewöhnlichen  Aufschwung,  den  Westaustralien  und 
dessen  Handelsverkehr  genommen,  so  tritt  derselbe  noch 
viel  präciser  und  überzeugender  hervor,  wenn  man  in 
der  Lage  war,  das  Land  während  eines  längeren  Auf- 
enthaltes zu  beobachten.  Es  ist  ganz  augenscheinlich, 
dass  die  gegenwärtige  Regierung,  an  der  Spitze  Sir  John 
Forrest,  der  als  Premier  und  Finanzminister  schon  seit  fll 
acht  Jahren  im  Amte  steht,  und  an  dem  das  Gouverne- 
ment  die  beste  Stütze  findet,  Alles  daran  setzt,  um 
den  Wohlstand  zu  heben,  Industrie  und  Landwirthschaft 
einzubürgern,  die  reichen  Erträgnisse  der  Minen  dem 
Lande  zu  erhalten  und  für  die  Entwicklung  des  Handels-  ■! 
Verkehres  die  grösstmöglichen  Erleichterungen  zu  ■■ 
schaffen.  Viele  Vortheile  sind  zugestanden,  um  die  Emi- 
gration anzuziehen  und  die  Bevölkerung  sesshaft  zu  ^1 
machen.  Durch  Forrest's  Initiative  hat  das  Bahnnetz  erheb-  f  | 
lieh  zugenommen,  ist  das  ausserordentliche  Wasserwerk 
von  Mundaring  zu  Stande  gekommen  und  Fremantle 
mit  dem  weitgedachten  Ausbau  des  Swan-Rivers,  dessen 
Dämme  noch  um  1000  englische  Fuss  verlängert  werden, 
zum  wichtigsten  Hafen  der  ganzen  westlichen  Hälfte 
Australiens  geworden.  Der  bisherige  einzige  Anlaufhafen 
der  Oceandampfer   in  Westaustrelien,  Albany,    wird    als 


II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEMT. 


HS 


solcher  aufgelassen  werden  und  dürfte,  wenn  die  Föde- 
ration der  australischen  Provinzen  erklärt  sein  wird,  nur 
mehr  eine  strategische  Wichtigkeit  als  Flottenstation 
behalten.  Der  Norddeutsche  Lloyd  berührt  bereits  Fre- 
inantle,  dessen  Hafen  geeignet  ist,  Schiffe  bis  zu  30  Fuss 
Tauchung  aufzunehmen  und  wohin  die  in  Perth  sich 
vereinigenden  wichtigsten  Bahnlinien  der  Colonie  aus- 
münden. 

Der  Aufschwung,  den  die  Städte  im  Allgemeinen  auf- 
weisen, ist  ein  sehr  bedeutender.  Von  jenen  abge- 
sehen, die  wie  Coolgardie  und  Kalgoorlie  ihre  rasche 
Entwicklung  und  Blüthe  dem  Goldfunde  verdanken, 
geben  für  den  natürlichen  Aufschwung  Fremantle  und 
die  Hauptstadt  Perth  das  beste  Zeugniss.  Erstere  zählte 
1897  schon  17.000,  letztere  28.000  Einwohner  und 
das  Gesammtgebiet  beider  zusammen  etwa  55.000, 
gegen  15.000  im  Jahre  iHqo.  Heute  wird  die  Ein- 
wohnerzahl des  Gebietes  auf  etwa  65.000  geschätzt, 
und  obwohl  beide  Städte  ca.  12  englische  Meilen 
voneinander  liegen,  schmelzen  sie  jetzt  schon  durch  die 
längs  der  Bahnlinie  und  am  Ufer  des  Swan-Rivers  sich 
entwickelnden  cottageartigen  Ansiedlungen  gewisser- 
maassen  in  eine  Stadt  zusammen,  deren  schöne  und  ge- 
sunde Lage  an  dem  sich  stromaufwärts  seeartig  erwei- 
ternden Flusse  besonders  auffällt.  Beide  Städte  zeichnen 
sich  durch  regelmässige  Form,  durch  ziemlich  viele 
Gartenanlagen,  schöne  Gebäude,  reiche  Auslagen  und 
Gewölbe  aus ;  sie  sind  mit  Gas,  beziehungsweise  elek- 
trisch beleuchtet,  canalisirt  und  mit  Wasserleitung  ver- 
sehen, und  können  ihrer  wohlhabenden  und  thätigen  Be- 
völkerung alle  Bedürfnisse  des  Lebens  und  Comforts 
bieten.  Dis  Bedeutung,  welche  Westaustralien  in  den 
letzten  Jahren  gewonnen,  berechtigt  dazu,  dass  dieser 
Colonie  auch  in  handelspolitischer  Hinsicht  besondere 
Aufmerksamkeit  geschenkt  und  dieselbe  in  dieser  Bezie- 
hung künftighin  für  sich  und  nicht  mehr  unter  dem  ge- 
meinsamen, das  ganze  australische  Gebiet  umfassenden 
Standpunkte  betrachtet  werde.  Wo  hingegen  die  Erwei- 
terung des  heimatlichen  Exportes  nach  diesem  Continente 
in  Frage  kommt,  wird  die  an  und  für  sich  schon  hohe 
und  stets  wachsende  Importfähigkeit  des  westaustrali- 
schen Gebietes  einerseits,  der  steigende  Ertrag  an  Wolle 
und  insbesondere  an  dem  speciell  für  Schiffs-  und 
Wasserbauten,  Pflasterungen  und  zur  Möbeltischlerei  vor- 
züglich geeigneten  Yarah-Holz  und  seiner  verwandten 
Gattungen,  das  Karri-Tuart-Holz  und  andere,  als 
die  hauptsächlichsten  Ausfuhrartikel  andererseits  ent- 
schieden in  Berücksichtigung  kommen  müssen. 

Die  Wahrnehmungen  des  Berichterstatters  zeigten, 
dass  der  Handel  und  Absatz  von  heimischen  Producten 
in  dem  Maasse  an  Bedeutung  gewinnen  könnte,  wenn 
sich  in  der  Geschäftswelt  des  Heiraatslandes  der  Ge- 
danke, mit  dem  Auslande  in  Beziehung  zu  treten,  mehr 
und  vielseitiger  einleben  würde.  Dies  würde  ohne  be- 
sondere Schwierigkeit  erreicht  werden,  wenn  sich  die 
Inhaber  grösserer  Firmen  entschliessen  könnten,  sei  es 
für  sich  oder  zu  mehreren  vereint,  ihre  Söhne  oder 
sonstigen  Vertrauenspersonen  nach  dem  Auslande  und 
speciell  nach  den  neuen,  in  Entwicklung  befindlichen 
Gebieten  zu  schicken,  sei  es  zum  Zwecke  des  Studiums 
allein  oder  zur  Gründung  von  Filialen,  wie  es  seitens  des 
Deutschen  Reiches  mit  so  grossem  Erfolge  geschieht.  Des- 
gleichen können  Reisende  mit  Mustersammlungen,  möglichst 
mit  den  verschiedensten  Industrieartikeln  ausgestattet, 
vortheilhafte  Bestellungen  erzielen,  und  sollten  sich  diese 
nicht  allein  auf  die  Bereisung  der  Küste  beschränken, 
sondern  auch  das  Inland  aufsuchen,  wo  sie  mit  den 
Consumenten  und  Detailhändlern  direct  in  Verbindung 
treten  würden. 

Das  Einsenden  der  Preiscourante  und  insbesondere 
von  Waarenmustern  bringt  grossen  Vortheil.  Ueberall 
bestehen  zahlreiche  Commissions-  und  Importfirmen, 
die  solche  Verbindungen  fördern  würden;  wo-  öster- 
reichisch-ungarische   Unterthanen    solchen    Firmen    vor- 


stehen, sollten  diese  bevorzugt  werden,  was  die  weit«' 
gehende  Anknüpfung  mit  dem  Heimatlande  sur  Folge 
haben  wird.  Doch  soll  die  kleinliche  AufüuiUDg,  die 
Mustersendungen  bezahlt  zu  bekommen,  wie  e«  des 
Oefteren  seitens  heimischer  Firmen  verlangt  wurde,  fallen- 
gelassen werden.  Aus  Erfahrung  ist  dem  Berichterstatter 
bekannt,  dass  durch  solche  Probesendungen  ganz  er- 
hebliche Bestellungen  sogar  io  Artikein  zu  Stande  kamen, 
die  anscheinend  keine  oder  doch  nur  geringe  Aussiebt 
auf  Absatz  hatten.  Werden  Preiscourante  eingesendet 
so  sind  dieselben  vor  Allem  in  reicher  Zahl  zur  Ver' 
fügung  zu  stellen  und  möglichst  in  englischer  Spracbe- 
zu  verfassen  und  nach  der  englischen  oder  der  Landes- 
münze in  Gold  und  nach  englischem  Maass  zu  be- 
rechnen. Illustrationen  sind  hiebei  erwünscht,  desgleichen 
Reclamebilder  und  Placate  von  grossem  Vortheile.  Bei 
der  Effectuirung  einer  Bestellung  ist  auf  pünktliche 
Lieferung  und  insbesondere  darauf  zu  achten,  dass 
Muster  und  gelieferte  Waaren  genau  übereinstimmen, 
weil  sonst  selbst  bei  kleinen  Qualitätsunterschieden  die 
Annahme  refusirt  werden  kann. 

Ebenso  soll  die  Verpackung  und  F^tiquettirung  der 
Landessitte  und  den  Wünschen  der  Abnehmer  genau 
angepasst,  die  Verpackung  mit  Rücksicht  auf  die 
lilnge  der  Reise  und  das  mehrmalige  Umladen 
eine  höchst  solide  und  dauerhafte  sein,  ohne  die  even- 
tuellen geringen  Mehrkosten  zu  scheuen ;  durch  das  un- 
versehrte Anlangen  der  Waare  werden  dieselben  nicht 
nur  vollständig  aufgewogen,  sondern  es  wird  auch  durch 
ein  unversehrtes  Einlangen  der  Waare  der  gute  Eindruck 
von  der  Solidität  der  betreffenden  Firma  bedeutend 
gewinnen.  Wo  noch  nicht  eingebürgerte  Getränke  in 
Frage  kommen,  sollen  die  Flaschen  bezüglich  der  Form 
möglichst  nach  dem  englischen  Originale  gehalten  sein. 
Auch  Flaschenweine  könnten  mehr  Absatz  finden,  insbe- 
sondere weisse,  doch  wären  da  grössere  Proben  unbe- 
dingt nöthig. 

Ein  grosses  Hinderniss  im  Verkehre  bildet  der  Mangel 
einer  directen  Verbindung,  oft  jedoch  auch  die  ungünstige 
Wahl  der  Instradirung,  wodurch  öftere  I^gerungen  und 
UeberschifTungennothwendig  werden,  die  ebenso  der  Waare 
als  dem  Abnehmer  schaden  und  zwar  durch  die  häufigen 
Verzögerungen,  die  sie  im  Gefolge  haben.  Eine  strenge 
Controle  der  Agenten  jener  Plätze,  wo  die  Ein-  oder 
Ueberschiffung  stattzufinden  hat,  und  die  genaue  Verifi- 
cirung  der  einlaufenden  Reclamationen.  der  Benachthei- 
ligten  würde  gewiss  von  guten  Folgen  sein.  Bei  der 
I-ünge  der  Reisen  ist  dies  ein  äusserst  wichtiges  Moment, 
und  müsste  die  sogleiche  Weitersendnng  in  den 
Wechselhäfen  mit  grossem  Nachdruck  betrieben  werden. 
In  manchen  Fällen  wäre  es  von  Vortheil  die  Waare  von 
vorneherein  nach  einem  Hafen  zu  dirigiren,  von  wo  ans 
eine  directe  Dampferverbindung  besteht,  wenn  auch  der 
Landtransport  und  die  Versendung  durch  fremde  Schiffe 
die  Fracht  vertheuern  würden.  Die  Geschäftswelt  möge 
sich  des  Weiteren  vor  Augen  halten,  dass  ihr  Vortheil 
nicht  so  sehr  in  einem  momentan  hohen  Gewinne  ab 
in  Umfang  und  Dauer  des  Absatzes  liegt. 

Die  commercielle  Sicherheit  in  diesen  Gebieten  ist 
kaum  geringer  als  im  eigenen  Lande,  und  bei  den 
Zahlungsbedingungen  wird  zumeist  ein  kürzerer  Credit 
beansprucht  als  dort 

Gewisse  Artikel,  wie  Holz,  Baumaterial,  Wellenblech, 
Cement,  Thonet-Möbel,  Hessen  sich,  gesammelt,  noch  mit 
Segelschiffen  verfrachten.  Weiches  Holz  und  Bretter, 
Bohlen  und  Planken  von  bestimmten  Dimensionen,  roh 
und  bearbeitet,  für  die  innere  Verschallung  der  zumeist 
in  Wellenblech  gehaltenen  Wände  der  Wohnräume, 
Thür-  und  Fensterrahmen  sind  auch  sehr  absatifkbig. 
Garnituren  werden  von  Norwegen  in  grossen  Mengen 
und  zu  guten  Preisen  nach  Ostafrika  und  Australien  ver- 
schifft, was  bei  einiger  Reducirung  der  Frachts&tae  mal 
den  österreichisch- ungarischen  Rihnen  auch  aus  der 
Heimat  geschehen  könnte.  Aehnliche  BegOnstignngen  filr 


114 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


ungarisches  Mehl  dürften  dem  Absätze  dieses  anerkannt 
guten  Artikels,  welcher  bis  Zanzibar  Eingang  findet,  ein 
weites  Feld  eröffnen. 

Einen  grossen  Impuls  für  die  Handelsbewegung  würde 
die  Einführung  einer  directen  Dannpfschiffahrtsverbindung 
nach  dem  südlichen  Ocean  geben. 


AUFFINDUNG 


DER   THONTAFELN 
AMARNA/) 


VON    EL- 


Schon  um  das  Jahr   1820  war  es  in  Europa  bekannt, 
dass  in  Mittelägypten,  am  östlichen  Nilufer  der  Strecke 
Minieh— Siut,  die'  Ruinen    einer    grossen  altägyptischen 
Stadt  lägen.    Die    preussische  Forschungsexpedition    von 
1842—1845  nahm  den  Punkt  gebührend  wahr.    In  der 
That      fand      sich     hier,      etwa     80      km    südlich    von 
Minieh,  ein  ausgedehntes  Trümmerfeld  vor,  das  bei  dem 
Dorfe  Schech    Kandil    beginnt    und    ein  landwärts    von 
Felsen  umgebenes  Thal  füllt,  welches  nach  dem  Fellachen- 
weiler El-Amarna  benannt  ist.    Auch  der  Grundriss  der 
Stadt    war  noch  leicht  zu  erkennen;     man    konnte    die 
regelmässig    laufenden    Strassenzüge    verfolgen    und    die 
Reste    des    gross    angelegten    Hauptterapels   bewundern. 
Bisher    ist  dieses  Beispiel    einer  Städteanlage    aus    alter 
Zeit  in  Aegypten    vereinzelt    geblieben,    umsomehr,    als 
Privatbauten  damals   wie    heute    aus    lockerem  Material 
aufgeführt    wurden.     Dass    gerade    die    Ruinen    bei    El- 
Amarna     dem    raschen    Verschwinden    entgangen    sind, 
danken  wir  nur  dem  frühen  und  gewaltsamen  Untergange 
ihrer  einstmaligen  Herrlichkeit  und  der  völligen  Verödung, 
welche  darauf  eintrat.  Aus  den  zahlreichen  Grotten  der 
das  Thal  schliessenden  Felswände    kam  Licht  über    die 
Bedeutung  des  Platzes.    Hier  lagen  die  Gräber  der  vor- 
nehmeren Bewohner,  mit  Inschriften  und  eigenthümlichen 
Abbildungen  versehen.  Da  zeigte  sich,    dass  man  auf  der 
Stätte  von  ChutAthen  stand,    der  Residenz  des  Königs 
Amenophis  IV.,  welche  dieser  um    1380   v.  Chr.  eigens 
erbauen  Hess  und  die    bald    nach  seinem    frühen  Tode 
wieder  zerstört  wurde. 

Zu  Anfang  1888  gruben  einige  Fellachen  unweit  des 
Trümmerfeldes  nach  Mergel  und  stiessen  dabei  auf  eine 
Anzahl  vermorschter  Holzkisten,  mit  Thontafeln  angefüllt, 
die  auf  beiden  Seiten  eng  bekritzelt  waren.  Die  braunen 
Gesellen  mögen  nicht  wenig  erfreut  gewesen  sein,  als 
sie  sich  im  Besitz  von  mehreren  hundert  solcher  markt- 
gängigen Alterthümer  sahen,  für  die  ihnen  der  fränkische 
Käufer  gewiss  viele  gute  Napoleons  geben  würde.  „Und 
um  der  Früchte  mehr  zu  haben",  zerschlugen  sie  die  be- 
sonders grossen  Exemplare  unter  den  Tafeln  je  nachdem 
in  zwei  oder  vier  Theile,  manchmal  zu  schmerzlichem 
Schaden  der  nachherigen  Entzifferungsarbeit.  Doch  sehr 
bald  wurde  die  Sache  ruchbar,  die  Regierung  griff  ohne 
Verzug  ein,  und  so  wurde  fast  der  ganze  Fund  noch 
rechtzeitig  geborgen,  der  Zerstreuung  der  einzelnen  Tafeln 
und  Bruchstücke  vorgebeugt.  Es  entspricht  den  am  Nil 
herrschenden  Machtverhältnissen  genau,  dass  etwa  80  der 
besterhaltenen  Amarna-Tafeln  sogleich  ihren  Weg  nach 
London  ins  Britische  Museum  nahmen.  Einige  sechzig 
wurden  dem  Museum  von  Bulak  (Cairo)  überlassen; 
über  180  Nummern,  darunter  freilich  auch  kleine 
Fragmente,  doch  in  der  Mehrzahl  inhaltlich  wichtige 
Urkunden  bietend,  wurden  für  das  Berliner  Museum 
erworben.  Im  Privatbesitz  sind  nur  wenige  Tafeln  des 
Fundes  verblieben. 

Obgleich  einige  Alabasterplatten  mit  den  hierogly- 
phischen Namen  der  Könige  Amenophis  IV.  und  seines 
Vaters  Amenophis  III.  beim  Amarna-Fund  zu  Tage  ge- 
kommen waren,  die  offenbar  als  Verschlussstücke  der 
Kisten  gedient  hatten,  obgleich  lerner  einige  Tafeln  Ver- 
merke in  rother  Tinte  und  hieratischer  Schrift  aufwiesen, 

'^  n  Dieses  inleressante  Capltel  ist  dem  zweiten  Hefte  der  von  der  vorder- 
asiatischen Gesellschaft  In  Berlin  herausgegebenen  Publlcation  „Der  alte 
Orient"  entnommen. 


erkannte  man  doch  sofort,  dass  alle  in  babylonischer 
Keilschrift  abgefasst  waren.  Die  Lesung  der  jeweiligen 
Anfangszeilen  ergab,  dass  der  Fund  einen  Theil  des 
ägyptischen  Staatsarchivs  aus  den  Zeiten  der  beiden 
Amenophis  bildete.  So  bestand  die  erste  der  vielen  über- 
raschenden Feststellungen,  welche  jetzt  rasch  aufeinander 
folgen  sollten,  in  der  Thatsache,  dass  um  1400  v.  Chr. 
das  semitische  Babylonisch  als  Diplomatensprache  des 
Orients  gedient  hat. 

Mit  Ausnahme  einiger  Tafeln,  welche  mythologischen 
Inhalts  und  in  Babylonien  geschrieben  waren,  sowie  zweier 
Verzeichnisse  von  Gegenständen  lagen  lauter  Briefe  vor. 
Die  Mehrzahl  rührte  von  ägyptischen  Beamten  aus  Syrien 
und  Kanaan  her^  in  der  Regel  an  die  Adresse  ihres 
Königs  gerichtet.  Daneben  fanden  sich  Schreiben  asiati- 
scher Könige  an  den  egyptischen  Herrscher  in  grösserer 
Menge  und  Länge,  endlich  noch  einige  Schriftstücke 
aus  der  Kanzlei  des  „Pharao"  selbst,  wobei  aber  zu  be- 
merken ist,  dass  diese  Bezeichnung  für  die  ägyptischen 
Könige,  dem  alten  Testament  so  geläufig,  hier  anscheinend 
nirgends  vorkommt. 

Interessant  ist  die  Art,   in  welcher  die  Schwierigkeiten 
der  Schrift  und    der    den    allermeisten  Absendern  nicht 
völlig    geläufigen    Sprache    jeweilig     bewältigt    wurden. 
Schon  die  gelehrten  Schreiber  des  königlichen  „Sonnen- 
hauses" in  Aegypten  haben  unverkennbar  ihre  liebe  Noth 
damit  gehabt,  und  die  bereits  erwähnten  mythologischen 
Texte  aus  dem  Lande  Babel  haben    als  Material  herge- 
halten, ihre  Fertigkeit    daran  zu  vervollkommnen.     Das 
beweisen  feine  rothe  Striche,    durch    die    nur    hier  die 
einzelnen  Wörter    von    einander    getrennt  worden    sind. 
Die  Statthalter  und  Beamten  darf  man  gewiss  nicht  auf 
Grund   ihrer  Briefe    in  gebildetere   und  einfache  Geister 
scheiden,    denn    sie    bedienten  sich    gleichfalls    berufs- 
mässiger Schreiber.     Von  diesen    ist    der    eine  sicherer, 
der  andere   ein  Stümper,    dessen  Mittheilung    mehr    er- 
rathen  als    gelesen    sein  will.    Vielfach    kommt    es  vor, 
dass  hinter    einem    babylonischen  Worte  noch   das  ent- 
sprechende kanaanäische  erscheint,  natürlich  ebenfalls  in 
Keilzeichen,    aber  mit  einem  Merkmal  versehen,    durch 
das  diese  Uebersetzung  als  solche  angezeigt  wird.     Die 
Souveräne  Asiens  besassen  natürlich  nicht  minder  ihren 
Stab    von  Gelehrten    wie    die  Aegypter.    Ein    kleinerer 
Fürst,  Tjirchundarisch  von  Arsapi,    war  allerdings   nicht 
so  glücklich.  Jemand  um  sich  zu  haben,  der  einen  Brief 
in  babylonischer  Sprache  abzufassen  oder    zu  lesen  ver- 
stand, denn  an  ihn  wird  in  der  Sprache    seines  Landes 
geschrieben.     Der  Schreiber    des  Hethiterkönigs  leistete 
nur  eine  Art  „Küchenfranzösisch",    der  des  Königs  von 
Alaschja  beutet  sein  Wörterverzeichniss  aus  und  schiert 
sich  nicht  um  Grammatik.  Dagegen  sind  die  Briefe  des 
Königs    von  Mitani    schon    in    dem  Ductus    abgefasst, 
welcher  als  der  assyrische  gilt.     Wahrscheinlich  stammt 
diese  Schreibweise    der   Keilzeichen    eben    aus    Mitani. 
Hier    ist    also  von    besonderen  Schwierigkeiten    im  Ge- 
brauch   der    altorientalischen    Diplomatensprache    nicht 
mehr  zu  reden.  Die  babylonischen  Königsbriefe  endlich 
nehmen  Rücksicht  auf  den  ägyptischen  Empfänger,  indem 
sie    durchgängig  Lautzeichen    verwenden,    so    dass    sie_ 
leicht  durchbuchstabirt    werden    konnten,    während    ei« 
dem  Vorleser    ungeläufiges  Begriffszeichen  Stocken    vei 
ursacht  hätte.  —  Der  Thtm,    aus    dem    die  Tafeln    ge 
backen  sind,  verräth  auch  schon  durch  seine  Farbe  und 
die  verschiedene  Festigkeit  des  Materials,  woher  der  b^ 
treffende  Brief  jedesmal  stammt.  Alle  Schattirungen  yoff 
Blassgelb    bis  Roth-    und  Dunkelbraun    sind    auf    diese 
Weise  vertreten;    neben  harten,    sehr  gut   lesbar  geblie- 
benen Stücken  liegen  zerbröckelnde,    mürbe  Exemplare, 
welche  im  Laufe  der  elf  Jahre,    seitdem   sie  wieder  der 
Luft  ausgesetzt  waren,  schon  beträchtlich  gelitten  haben. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Itt 


VON  DER  SIBIRISCHEN  BAHN. 

Unter  den  lieilagen  des  Monthly  Sumraary  of  commerce 
and  finance  of  the  United  States,  die  fremden  Ländern 
gewidmet  sind,  finden  sich  auch  vielfache  Angaben  über 
die  transsibirische  Bahn :  Erstaunlich  ist  die  rapide  Zu- 
nahme des  Passagier-  und  Frachtenverkehres  auf  den 
seit  i8g6  im  Betrieb  befindlichen  westlichen  und  cen- 
tralen Sectionen.  Die  Zahl  der  Passagiere  betrug  1896 
bloss  175.000  Personen,  1898  bereits  650.000;  die 
Frachten  beliefen  sich  1896  bloss  auf  207.878  /,  gegen 
738.296  /  pro  1898.  Dabei  sind  400.000  Auswanderer 
sammt  ihrer  Habe  in  diesen  Ziffern  nicht  enthalten. 
Von  den  490.000  /  Fracht  der  westlichen  Section  im 
Jahre  1898  bestanden  320.000  /  aus  Cerealien.  Die 
fünf  Jahre  früher  eines  Imports  von  ca.  iod.ooo  /  Korn 
bedürftige  Steppenregion  exportirt  gegenwärtig  70.000  /. 
Man  glaubt,  dass  die  transsibirische  Bahn  innerhalb  fünf 
Jahre  nach  Erreichung  des  Stillen  Oceans  eine  Fracht- 
menge  von  1,700.000  /  zu  führen  haben  wird.  Speciell 
die  Centralsection  hatte  1896  bloss  15.000  Passagiere, 
gegen  300.0110  im  Jahre  1898  und  36,581.000  Ibs. 
1896,  gegen  393,232.000  Ibs.  1898.  Die  ungeheuere 
Steigerung  des  Verkehres  machte  es  nothwendig,  40  Mil- 
lionen Dollars  zur  Beschaffung  schwererer  Schienen,  Neben- 
geleise und  tragfahiger  Brücken  aufzuwenden.  Hiedurch 
soll  eine  Steigerung  der  bisherigen  Geschwindigkeit  der 
Personenzüge  von  21  km  per  Stunde  auf  53  km  per 
Stunde  und  eine  Reisedauer  von  Moskau  nach  Wladi- 
wostok in  zehn  Tagen  und  vom  Atlantischen  zum  Stillen 
Ocean    in  weniger  als  zwei  Wochen  ermöglicht  werden. 

Die  alte  Ueberlandroute  von  der  Mongolei  zum  Ural 
mit  Abzweigungen  zum  Amur,  zur  I.«na  und  zum  Altai- 
gebirge urofasste  innerhalb  weniger  Meilen  gegen  Norden 
und  Süden  zu  fast  alle  Niederlassungen  und  cultivirten 
Landstriche  Sibiriens.  Ursprünglich  nur  durch  die  auf 
ihr  ziehenden  Menschen  und  Thiere  gewissermaassen 
ausgetreten,  wurde  sie  erst  vor  wenigen  Jahren  von  der 
Regierung  in  besseren  Stand  gesetzt.  Seitdem  ent- 
wickelten sich  durch  Regierungs-  und  Privatinitiative 
längs  ihres  Zuges  viele  Dörfer. 

Die  Eisenbahn  hat  diesen  durch  Wägen  und  Schlitten 
betriebenen  Transitverkehr  keineswegs  völlig  aufgehoben, 
was  theils  durch  ihre  hohen  Tarife  und  ihre  noch  immer 
primitive  Organisation  erklärlich  wird,  theils  durch  das 
dringende  Bestreben  der  Bauern,  die  Arbeitskraft  ihrer 
Pferde,  namentlich  während  der  langen  Wintermonate, 
zu  verwerthen.  Das  billigste  Beförderungsmittel  Sibiriens 
bilden  die  dortigen  Flüsse,  seitdem  die  Frachtraten  der 
Transportschiffe  durch  wechselseitige  Concurrenz  er- 
niedrigt wurden.  Dem  Mangel  einer  westöstlichen  Rich- 
tung bei  den  sibirischen  Hauptströmen  sucht  man  durch 
Canäle  abzuhelfen,  so  durch  den  noch  nicht  vollendeten 
Canal  vom  Ob  zum  Jenissei,  der  den  Kiete,  einen  Neben- 
fluss  des  Ob,  ungefähr  310  englische  Meilen  begleitet, 
sodann  einen  grossen  See  durchkreuzt  und  mittelst  eines 
5  Meilen  langen  Durchstiches  den  Jenissei  155  Meilen 
nördlich  von  Jenisseisk  erreicht.  Falls  es  gelingen  sollte, 
die  vielfachen  Stromschnellen  der  aus  dem  Baikalsee 
entspringenden  Angara  für  die  Schiffahrt  unschädlich  zu 
machen,  könnte  mit  Zuhilfenahme  der  Selenga,  des 
grössten  Zuflusses  des  Baikalsees,  eine  directe  3604 
Meilen  lange  Schiffahrtslinie  von  Kiachta  an  der  sibirisch- 
mongolischen  Grenze  bis  Yumen  am  Fusse  des  Ural 
hergestellt  werden. 

Die  als  neues  Transportmittel  hinzugekommene  Eisen- 
bahn hat  bereits  alle  an  sie  geknüpften  Hoffnungen  weit 
übertroffen;  anfangs  nur  als  strategische  Bahn  und  Be- 
förderungsmittel der  Verbannten  betrachtet,  erwies  sie 
sich  auch  in  commercieller  Hinsicht  so  belebend,  dass 
trotz  doppelter  und  dreifacher  Vermehrung  der  Züge 
viele  tausend  Tonnen  Waare  auf  Beförderung^  warten. 
Um  der  Steigerung  des  Handels  entgegenzukommen, 
errichtete     die     russische    Regierung     ein    Zollamt     in 


Irkutsk,  welches  die  östlichen  Thec-  und  Seiden- 
importe passiren  müssen.  Cerealien  «rurden  bisher 
aus  Sibirien  vorwiegend  auf  den  grossen  Flüssen  und 
Über  das  Polarmeer  exportirt;  von  nun  an  gehen  sie 
auch  über  die  sibirische  Bahn  nach  dem  enropäischen 
Russland  und  werden  über  Perm — Kotlas  —  Archangel, 
späterhin  über  die  projectirte  Linie  Samara — Noworossysk, 
ins  Ausland  verschifft.  Exportartikel,  von  Thieren  gewonnen, 
smd:  gefrorenes  Fleisch,  Wolle,  Talg,  Batter,  Schaffelle, 
Leder  und  Häute.  Die  mineralischen  Productionen  liefern 
Salz,  Graphit,  Eisenerz,  Kohle.  Kupfer  und  andere  Metalle 
werden  nur  in  kleinen  Mengen,  Eisen  und  Kohle  da- 
gegen überall  gefunden.  Gold  ist  in  ganz  Sibirien  mehr 
oder  weniger  reichlich  vorhanden,  am  meisten  im  Strom- 
gebiet der  Lena.  Salz  ist  namentlich  im  Steppengebiete 
von  Akmolinsk  in  grossen  Mengen  zu  finden. 

Der  Erwerb  von  Grundbesitz  in  der  Amur-  und  See- 
provinz wurde  von  der  Regierung  nichtrussischen  Staats- 
angehörigen durch  lange  Zeit  hindurch  untersagt  und 
erst  in  neuerer  Zeit  zur  Begünstigung  des  Zuflusses 
fremder  Caiiitalien  gestattet.  Dagegen  bemühte  sich  die 
Regierung  seit  jeher  um  die  nationalrussische  Colonisation 
dieser  Gebiete,  in  welche,  abgesehen  von  Zucker,  Tabak, 
Wein,  Spirituosen,  alle  Waaren  zollfrei  eingehen  dürfen. 
Das  Studium  dieses  bisher  von  Deutschen,  Amerikanern 
und  Engländern  beherrschten  offenen  Marktes  ist  allen 
Industriestädten  auf  das  Wärmste  zu  empfehlen. 

Wenn  man  die  sibirische  Bahn  bloss  als  gewinn- 
bringendes Object  betrachten  würde,  könnte  ihre  Her- 
stellung als  ein  Fehler  erscheinen,  da  ihren  300  Millionen 
Rubel  Baukosten  bloss  41  Millionen  der  jährlichen  land- 
wirthschaftlichen  und  25  Millionen  der  Gold-  und 
sonstigen  mineralischen  Production  gegenüberstehen.  Der 
momentane  rein  buchhalterische  Misserfolg  der  sibiri 
sehen  Transversalbahn  wird  aber  dem  Staate  durch  ver- 
schiedene indirecte  ökonomische  Vortheile  reichlich  auf- 
gewogen. So  leidet  die  sibirische  Goldproduction  an  der 
Theuerung  der  zum  Unterhalte  der  Minenarbeiter 
dienenden  Lebensmittel.  Deren  Verbilligung  durch  die 
Bahn  wird  der  Goldgewinnung  einen  grossen  Aufschwung 
geben.  Die  ungeheueren  Flächen  culturfähigen  Bodens  in 
Sibirien  und  den  Steppengebieten  (die  sibirische  Bahn 
kommt  speciell  den  Nordgrenzen  der  SteppeDi)rovinzen 
Turgai,  Akmolinsk  und  Semipodatinsk  sehr  nahe)  werden 
überdies  der  verarmten  centralrussischen  I^ndbevölkerung, 
in  ihrer  Heimat  nur  eine  Last  für  Staat  und  Gesellschaft, 
neue  Heimstätten  und  damit  dem  russischen  Reiche 
Millionen  steuerkräftiger,  wohlsituirter  Unterthanen  ver- 
schaffen. Wenn  man  nur  eine  Million  Bauernfamilien 
annimmt,  die  in  Sibirien  und  den  Steppengebieten  an- 
gesiedelt werden  könnten,  und  deren  Jahresproduction 
auf  nur  300  Rubel  per  Familie  schätzt,  erhält  die 
russische  Volkswirthschaft  in  einem  Jahre  den  Betrag 
der  Baukosten  der  Bahn,  ohne  welche  die  Colonisatioo 
Sibiriens  in  grossem  Style  nicht  durchführbar  wäre. 
Hiebei  ist  der  belebende  Einfluss  der  sibirischen  Eisen- 
bahn auf  die  industrielle  Entwicklung  des  Ijiudes  sowie 
auf  die  commercielle  der  Binnenstädte  Kiachta  und 
Irkutsk  und  des  Hafens  Wladiwostok  gar  nicht  mit- 
gerechnet. 


DAS  SCHICKSAL  PERSIENS. 

Aus  Teheran  wird  der  Münchencr  „.\llgem.  Zeitung'' 
geschrieben:  Oefter  als  sonst  begegnet  man  jcttt  in  der 
Presse  des  europäischen  Continentes  Betrachtungen,  die 
aus  russischen  Quellen  stammen  und  sich  mii  den  Ver- 
hältnissen in  Persien  beschäftigen,  wobei  n.-imentlich  die 
Nebenbuhlerschaft  zwischen  Russland  uEd  England  be- 
tont wird.  Dem  europäischen  Leser  muss  es  eracheinen, 
als  ob  die  Vertreter  dieser  beiden  Mächte  am  Hofe  des 
Schah  sich  auf  das  Heftigste  bekämpften  and  als  ob 
kein  Tag  verginge,    ohne  dass  die    persische  Regienmg 


116 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


gröblich  durch  Einmischung  in  ihre  eigenen  Angelegen- 
heiten vergewaltigt  würde.  Von  all  dem  bemerkt  man 
äusserlich  nichts,  denn  die  Nebenbuhlerschaft  ist  eine 
latente  und  nach  aussen  kaum  sichtbare,  desto  nach- 
drücklicher aber  ist  die  stille  Arbeit  Russlands,  um  Per- 
sien ganz  in  seine  Hände  zu  bekommen. 

Die  russische  Presse  hört  nicht  auf,  die  Ausfuhrung 
der  grossartigsten  und  phantasievollsten  Eisenbahnpläne 
in  nahe  Aussicht  zu  stellen,  und  um  den  Einmarsch 
russischer  Truppen  als  nahe  bevorstehend  oder  noth- 
wendig  erscheinen  zu  lassen,  wird  der  Schah  todkrank 
oder  wahnsinnig  und  das  Land  als  in  halbem  Aufstand 
begriffen  dargestellt.  In  der  ganzen  nördlichen  Hälfte 
Persiens  ist  der  russische  Einfluss  der  herrschende.  Mit 
Ausdauer,  vielem  Geschick  und  etwas  weitem  Gewissen 
hat  die  russische  Politik  es  verstanden,  ihn  bis  ins  Herz 
des  Reiches  zu  erweitern.  Bereits  residirt  in  Ispahan, 
dem  Sitze  des  ältesten  Bruders  des  Schah,  dessen  grosse 
Sympathien  für  England  allgemein  bekannt  sind,  ein 
russischer  Consul.  Die  Nachbarschaft  gibt  Russland  so 
manche  Handhabe,  seine  guten  Dienste  anzubieten,  die 
dann  wieder  entsprechend  belohnt  werden  müssen,  so 
dass  es  dem  Vertreter  Englands  schwer  fallen  dürfte, 
gegen  den  russischen  Gesandten  am  Hofe  zu  Teheran 
in  die  Schranken  zu  treten.  England  ist  nicht  unmittel- 
bar gefahrlich,  während  in  wenigen  Tagen  die  Haupt- 
stadt von  russischen  Truppen  besetzt  werden  kann.  Seit 
Ausbildung  einer  persischen  Kosaken-Brigade  durch 
russische  Officiere,  der  einzigen  Truppe,  an  welche  von 
Weitem  ein  europäischer  Maassstab  gelegt  werden  kann, 
hat  Russland  das  Schicksal  der  Hauptstadt  von  vorn- 
herein in  der  Hand,  was  schon  bei  Gelegenheit  der  Er- 
mordung Nassr-ed-dins  deutlich  zu  Tage  trat,  und  die  von 
einer  russischen  Gesellschaft  gebaute  Strasse  von  Rescht 
durch  das  Elbrusgebirge  nach  Teheran  stellt  lediglich 
eine  bequeme  Einfallspforte  für  russische  Truppen  dar, 
was  schon  hinreichend  durch  den  Umstand  bewiesen 
wird,  dass  diese  Strasse  hauptsächlich  auf  Betreiben  des 
jetzigen  Kriegsministers  Kuropatkin,  damals  General- 
gouverneur von  Transkaspien,  in  Angriff  genommen 
wurde.  Auch  im  Nordwesten  des  Reiches,  in  der  reichen 
Provinz  Aserbeidshan,  hat  Russland  dafür  gesorgt,  dass 
es  mehr  und  mehr  das  Heft  in  die  Hand  bekommt, 
denn  durch  die  Massenbekehrungen  der  dortigen  Ne- 
storianer  zur  russischen  Kirche,  die  sich  jetzt,  obwohl 
sie  persische  Unterthanen  sind,  des  russischen  Schutzes 
erfreuen,  ist  dem  russischen  Generalconsul  in  Täbris 
jeden  Augenblick  Gelegenheit  geboten,  der  Regierung 
des  dort  residirenden  Kronprinzen  Ungelegenheiten  zu 
bereiten. 

Noch  verhängnissvoller  aber  als  der  Druck  Russlands 
kann  die  traurige  Lage  im  Innern  für  den  Bestand  des 
Staates  werden.  Nassr-ed-din  hat  seinem  Nachfolger  das 
Land  im  Zustand  der  grössten  Unordnung  hinterlassen. 
Der  Privatschatz,  in  welchem  man  fabelhafte  Reichthümer 
vermuthet  hatte,  erwies  sich  kaum  ausreichend,  um  dem 
dringendsten  Geldbedürfniss  zu  genügen.  Die  nächste 
Umgebung  des  neuen  Herrschers,  welche  jahrelang  mit 
ihm  in  Täbris  in  den  drückendsten  Verhältnis<;en  gelebt 
hatte,  stürzte  sich  wie  eine  Meute  hungriger  Wölfe  auf 
die  einträglichsten  Stellen,  und  es  begann  ein  wildes 
Jagen,  um  einen  möglichst  grossen  Theil  der  Staatsgelder 
an  sich  zu  reissen,  welchem  Beginnen  der  Schah  aus 
Mangel  an  festem  Willem  und  falsch  verstandener  Dank- 
barkeit nicht  Einhalt  zu  thun  vermochte.  Der  Gross- 
wesir, dem  Mossafer-ed-din  am  meisten  den  unbestrittenen 
Besitz  seines  Thrones  verdankte,  der  aber  dieser  unsinnigen 
Verschleuderung  im  Wege  stand,  wurde  beseitigt  und 
nun  begann  eine  unglückliche  Zeit  fortwährender  Mi- 
nisterwechsel, bei  denen  regelmäsiig  die  ehrlichen  Leute 
den  unsauberen  Elementen  unterlagen.  Im  August  vorigen 
Jahres  waren  die  Verhältnisse  endlich  so  weit  gediehen, 
dass  der  Schah  sich  gezwungen  sah,  den  vor  einem  Jahre 
in    Ungnade    entlassenen    und    aus  Teheran    verbannten 


Grosswesir  zurückzuberufen  —  wohl  der  erste  derartige 
Fall  in  der  persischen  Geschichte.  Das  Vertrauen  zut 
Regierung  kehrte  zwar  zurück,  aber  noch  ist  es  nichi 
gelungen,  einen  Ausweg  zu  finden,  um  den  zerrütteten 
Staatsfinanzen  wieder  aufzuhelfen.  Wohl  könnten  ber 
Einführung  gründlicher  Reformen  in  allen  Verwaltungs- 
zweigen, Verminderung  des  zahlreichen  Heeres,  welches 
zwar  nur  auf  dem  Papier  steht  und  wegen  Geldmangels 
auch  nur  zum  all  er  kleinsten  Theil  zu  den  Fahnen  ein- 
berufen werden  könnte,  aber  trotzdem  von  der  Regie- 
rung bezahlt  wird,  und  bei  vernünftiger  Beschneidung 
zahlloser  Staatspensionen  und  Gehälter,  die  noch  dazu 
erblich  sind,  die  Einnahmen  und  Ausgaben  leicht  in 
Einklang  gebracht  werden,  und  der  Grosswesir  weiss  das 
Alles  recht  gut,  aber  so  lange  keine  Mittel  vorhanden 
sind,  die  grossen  Rückstände  zu  bezahlen,  kann  auch 
nicht  an  Reformen  gedacht  werden. 

Um  die  augenblickliche  Lage  noch  unerquicklicher  zu 
gestalten,  herrscht  in  den  nördlichen  Provinzen  in  Folge 
der  vorjährigen  Missernte  grosse  Theuerung.  Während 
des  Winters  hat  die  Regierung  mit  grossen  Opfern  Mehl 
aus  Russland  und  Getreide  aus  dem  Süden  heranschaffen 
und  direct  an  die  Bäcker  verkaufen  lassen,  um  einer 
Hungersnoth  in  und  um  Teheran  vorzubeugen.  Die  hohen 
Getreidepreise  haben  den  Grundbesitzern  so  gut  gefallen, 
dass  sie  die  diesjährige  gute  Ernte  sofort  aufgespeichert 
haben,  um  die  Preise  künstlich  auf  ihrer  Höhe  zu  halten. 
Das  Geschäft  ist  einträgHch,  aber  auch  nicht  ungefähr- 
lich, denn  wenn  dem  Volke  Hunger  droht,  so  ergreift 
es  selbst  oder  die  Regierung  Maassregeln,  die  man  in 
Europa  vielleicht  nicht  ganz  in  Ordnung  finden  würde, 
die  aber  die  einzigen  sind,  die  ihre  Wirkung  nie  ver- 
fehlen. 


EIN  ENGLISCHES  BAHNPROJECTALEXANDRIEN- 
SHANGHAI. 

Die  Mesopotamische  Eisenbahn  steht  nunmehr  end- 
giltig  auf  dem  Programm  der  europäischen  Industrie- 
mächte —  bereits  ringen  ja  die  politischen  Interessenten 
gruppen  um  das  Recht,  sie  durchzuführen  und  damit 
unter  ihrer  Macht  zu  erhalten.  Sei  es,  dass  die  grosse 
transsibirische  Bahn  die  Bedeutung  der  Eisenbahn  als 
Pionniere  in  der  Erschliessung  und  Eroberung  Asiens 
neuerdings  mit  besonderer  Kraft  zu  unserem  Bewusst- 
sein  gebracht  hat,  sei  es,  dass  die  Bedeutung  Persiens 
für  das  asiatische  und  europäische  Gleichgewicht  accen- 
tuirt  erscheint,  mit  Recht  wird  der  Schienenstrang,  der 
den  Landweg  nach  Indien  darstellt,  als  ein  politisch 
und  culturell  gleich  hervorragendes  Unternehmen  be- 
trachtet und  dessen  Verwirklichung  anzubahnen  gesucht. 
Mr.  C.  A.  Moreing,  der  sich  in  Australien,  Europa  und 
Canada  als  hervorragender  Ingenieur  und  Unternehmer  im 
eine  bedeutende  Stellung  geschaffen,  hat  soeben  in  11 
„The  Nineteenth  Century"  einen  Aufsatz  veröffentlicht, 
der  in  ganz  Grossbritannien  das  grösste  Aufsehen  er- 
regt hat  —  wohl  gerade,  weil  er  der  Feder  eines 
Mannes  entstanden,  der  gewohnt  ist,  nicht  lange  damit 
zu  warten,  bis  er  seine  technischen  Ideen  zur  vollendeten 
Thatsache  macht  —  und  der  dem  besprochenen  Bahn- 
unternehmen vollkommen  neue  Horizonte  eröffnet. 

Mr.  Moreing  schlägt  nicht  Geringeres  vor,  als  die 
grosse  transcontinentale  Eisenbahn  Russlands  durch  eine 
transasiatische  Bahn  unter  der  Machtvollkommenheit  des 
britischen  Reiches  zu  pariren.  Er  geht  dabei  von  der 
Auffassung  aus,  dass  das  südliche  Asien  unter  allen 
Umständen  in  die  Einflusssphäre  Grossbritanniens  falle 
und  von  ihr  gesichert  werden  müsse.  Als  westlicher 
Ausgangspunkt  ist  von  ihm  Alexandrien  oder  Port  Said 
in  Aussicht  genommen,  und  von  Unterägypten  wählt  er 
als  kürzeste  und  directeste  Strecke  den  Weg  über  den 
Isthmus  von  Sinai,  Nordarabien  am  Persischen  Golf  und 
Belutschistan,    dadurch  vermeidend,    ausserhalb  der  von 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜK  DEN  ORIENT. 


117 


ihm  für  die  britische  Einflusssphäre  vindicirten  Regionen 
zu  treten.  Vom  Mittelländischen  Meer  bis  Currachee  sind 
es  bloss  2400  Meilen,  eine  Strecke,  die  sich  in  wenig 
über  drei  Tagen  zurücklegen  lässt,  während  die  Seereise 
durch  das  Rothe  Meer  bis  über  den  Indischen  Ocean 
heute  neun  bis  zehn  Tage  beansprucht. 

Die  politischen  Hindernisse  vermag  Mr.  Moreing  nicht 
für  erheblich  anzuerkennen  und  die  technischen  Schwierig- 
keiten erklärt  er  für  überhaupt  abwesend.  Von  Currachee 
bis  Mandalay  würden  die  indischen  Eisenbahnen  als 
Verbindungsglied  anzusehen  sein,  und  ohne  Zweifel  hat 
Herr  Moreing  vollkommen  Recht,  wenn  er  voraus- 
sieht, dass,  sobald  erst  das  gesammte  Unternehmen  ge- 
sichert wäre,  die  administrativen,  beziehungsweise 
finanziellen  Vereinbarungen  mit  den  indischen  Bahnen 
leicht  von  der  indischen  Regierung  erzwungen  werden 
könnten.  Die  Eisenbahn,  die  zur  Zeit  von  Mandalay 
nach  Kunlong  durch  die  indische  Regierung  errichtet 
wird,  erfreut  sich  eines  raschen  Fortschrittes,  und  was 
die  Fortführung  der  Linie  über  Kunlong  hinaus  anbe- 
trifft, so  ist  eine  praktisch  brauchbare  Route  nach  dem 
Yang-tze  von  Yung-chang-fu  über  Manking  bis  Vinchau 
entdeckt  worden.  Ueberdies  ist  eine  brauchbare  Route 
auch  von  Kunlong  nach  dem  Yang-tze  gefunden  worden, 
und  zwar  würde  der  Endpunkt  zu  Suchow  (Suifu)  liegen, 
einem  bedeutenden  Handelsplatz,  der  etwa  100  englische 
Meilen  weiter  flussaufwärts  als  Chun-king  liegt  und 
nahe  an  der  Mündung  des  Yung-ning,  einer  der  wichtig- 
sten Wasserstrassen  der  Provinz  Sze-chuan.  Die  einzelnen 
Strecken  stellen  sich  also  wie  folgt :  m. 

Alexandria  bis  Golf  von   Akabah  (ägyptisch) 250 

Akabah    bis    Bussora    und    Koweit    (türkisch    und    nnab- 

hängig) 1000 

Koweit    bis    zur    persisch-belutschistanischen  Grenze    (per- 
sisch)   700 

Persien  bis  Kuirachee  (indisch) 520 

Kurachee  bis  Kunlong  (indisch) 2800 

Kunlong  bis  Shanghai  (chinesisch) 1600 

Zusammen  .  .  6870 
Hievon  sind  2000  Meilen  bereits  erbaut  worden.  Die 
ägyptisch-chinesische  Eisenbahn  hätte  also  sowohl  hin- 
sichtlich der  erforderlichen  Länge  wie  der  etwaigen 
technischen  Schwierigkeiten  bedeutende  Vortheile  vor 
der  sibirischen  Bahn  voraus,  und  den  Nachtheil  gegen- 
über dem  russischen  Unternehmen  in  politischer  Hin- 
sicht vermag,  wie  gesagt,  Mr.  Moreing  nicht  für  schwer- 
wiegend zu  erachten. 

Die  ägyptische  Regierung  dürfte  seiner  Meinung  nach 
das  Unternehmen  von  vornherein  freundlich  aufnehmen. 
Das  Wüstenland  von  Arabia  Paetrea  ist,  nach  den  vor- 
liegenden topographischen  Aufnahmen  zu  urtheilen,  ohne 
besondere  technische  Schwierigkeiten,  wenn  auch,  un- 
mittelbar vordem  das  arabische  Plateau  überschritten 
wird,  die  steinige  Kluft  von  El  Arabah  und  eine  etwas 
schroffe  Steigung  von  1400  Fuss  zu  überwinden  sind. 
Zur  Ueberschreitung  des  engen  Streifens  türkischen  Ge- 
bietes am  Rothen  Meere  und  am  Persischen  Golfe  würde 
die  Genehmigung  der  hohen  Pforte  zu  erlangen  sein. 
Sobald  aber  das  türkische  Gebiet  am  Rothen  Meere 
durchquert  ist,  durchtritt  man  das  Gebiet  des  Emirs  von 
Jebel  Shomer,  des  Souveräns  vom  inneren  Arabien,  der 
erst  vor  Kurzem  seine  freudigste  Zustimmung  zu  dem 
Projecte  einer  Bahn  durch  sein  Territorium  kundgab,  als 
eine  amtliche  Delegation  dieserhalb  bei  ihm  eintraf  Ueber- 
haupt  scheint  die  Stimmung  der  Mohammedaner  sehr  zu 
Gunsten  dieser  Bahn  zu  sein,  denn  es  wird  von  ihnen 
in  dem  Projecte  ein  Mittel  erkannt,  um  die  Pilgerfahrten 
nach  den  verschiedenen  heiligen  Plätzen  Mesopotamiens 
und  Arabiens  ausserordentlich  zu  erleichtem,  eine  tran.s- 
arabische  Linie  mit  Zweiglinien  nach  Hail,  Medina  und 
Mekka  würde  einen  enormen  Zuspruch  von  den  Pilgern 
des  nördlichen  Afrika  und  Türkisch-Arabiens  erfahren, 
während  mohammedanische  Corporationen  Indiens.,  schon 
vor  zwei  Jahren  entschiedene  Kundgebungen  zu  Gunsten 
des  Projectes  veranstaltet  haben.  Die  Trace  quer  durch 


Arabien  bietet  keine  wesentlichen  .Schwierigkeiten  dar. 
Eine  kurze  Zweiglinie  würde  nach  dem  Hafen  Koweit 
oder  Grane,  der  projectirten  Endstation  der  alten 
Euphratthallinie,  fuhren,  aber  der  Hauptstrang  hätte  nach 
Basra  und  um  die  Ostküste  des  Golfes  herum  östhch 
nach  Indien  zu  laufen.  Bevor  das  persische  Gebiet  er- 
reicht wäre,  müsste  die  Linie  das  Shat  el  Arab  und  den 
Karunfluss  überschreiten  und  an  beiden  dieser  Stellen 
wären  erhebliche  Drehbrückenanlagen  erforderlich.  Längs 
der  Küste  des  Persischen  Golfes  dagegen  findet  sich  ein 
fUr  Eisenbahnbau  geradezu  idealer  flacher  Strich  von 
2  bis  30  Meilen  breit  Für  die  Strecke  von  Bunder 
Abbas  ab  bedarf  es  weiterer  Vermessungen,  doch  liegen 
schon  bedeutende  Vorarbeiten  in  dieser  Richtung  vor, 
die  von  der  indischen  Regierung  veranstaltet  worden 
sind. 

Die  Organisation  der  Verbindung  von  Kurachee  bis 
zur  chinesischen  Grenze  wäre  lediglich  eine  Frage  ad- 
ministrativer Thätigkeit  innerhalb  der  Competcnz  der 
indischen  Regierung,  und  es  wären  höchstens  da  oder 
dort  ganz  kurze  Ergänzungsstrecken  erforderlich,  wo  bei 
der  ursprünglichen  Anlage  der  Bahnen  noch  nicht  an 
die  Zwecke  einer  solchen  grossen  Durchgangsroute  ge- 
dacht wurde.  Der  grosse  Terminus  in  China  wäre  natiirlich 
Shanghai,  der  Schlüssel  zum  Yang-tze-Thale,  über  dessen 
Bedeutung  es  keiner  weiteren  Worte  bedarf. 

Hat  erst  die  projectirte  Linie  Indien  erreicht,  so  wird 
sie  den  ganzen  Verkehr  mit  Australien  revolutioniren. 
Von  Madras  nach  Perth  sind  es  etwa  3500  Meilen,  und 
die  Bahnverbindung  zwischen  Perth  und  Sydney  ist 
bloss  eine  P'rage  der  Zeit.  Für  die  Hebung  des  briti- 
schen, so  sehr  verringerten  Prestige  in  China  wäre  die 
Bahn  jedoch  von  unabsehbarer  Bedeutung.  Sie  wäre 
politisch  wie  ökonomisch  die  denkbar  beste  Antwort 
Englands  auf  die  transsibirische  Bahn,  mit  der  Russ- 
land symbolisch  die  Eroberung  ganz  Asiens  zu  voll- 
ziehen glaubt,  und  würde  weit  besser  geeignet  sein,  die 
so  eifersüchtig  bewachte  britische  Suprematie  in  Aegypten, 
Arabien,  Südpersien  und  Indien  zu  wahren,  als  noch  so 
viele  diplomatische  Actenstücke.  Mr.  Moreing  erkennt 
mit  den  grössten  Werth  der  Bahn  in  dem  Ersatz  des 
so  leicht  zu  hemmenden  Seeverkehres  zwischen  Europa, 
Indien  und  dem  fernen  Osten.  Er  beklagt,  dass  ganz 
im  Gegensatz  zu  Russland,  wo  eine  gewaltig  angelegte, 
weitausschauende  Politik  mit  eiserner  Zähigkeit  ver- 
folgt wird,  die  englischen  Staatsmänner  von  der  Hand 
in  den  Mund  leben,  bloss  dem  BedUrfniss  des  Parla- 
mentes von  Moment  zu  Moment  folgend.  Nunmehr  ruft 
er  die  öffentliche  Meinung  Englands  dazu  an,  die  her- 
vorragende und  kaum  zu  übertreibende  Wichtigkeit 
dieser  britischen  transasiatischen  Bahn  zu  begreifen  und 
mit  aller  Energie  auf  das  Programm  der  dringlichen 
praktischen  Politik  zu  setzen.  »"""^-^ 


CHRONIK. 

Asien. 
Asiatische  Tütkei.  Die  ELxpedition  zur  Erforschung  der 
technischen  und  ökonomischen  Bedingungen  für  die  Ver- 
längerung der  anatolischen  Eisenbahn  bis  xum  persischen 
Golf  geht  von  Konia  ab.  Sie  wird  den  cihcischen  Taorus 
und  Amanus  überschreiten,  in  Biredschik  über  den  Euphrat 
gehen,  durch  Hochmesopotamien  an  den  Tigris  gelangen 
und  dessen  Lauf  unter  Berührung  der  Städte  Mossnl, 
Krbil  und  Kerkuk  bis  Bagdad  verfolgen.  Hier  wird  der 
Tigris  und  dann  der  Euphrat  wieder  überschritten,  die 
schiitischen  Wallfahrtsorte  Kerbela  und  Ncds«-hef  werden 
berührt  und  die  Reise  am  rechten  Euphratufer  bis  Basra 
und  dann  voraussichtlich  bis  Kueit  fortgesetit.  Die  Rück- 
reise soll  im  Euphratthale  erfolgen.  Die  Expedition  dürfte 
vor  April  1900  nicht  zurückgekehrt  »ein.  —  In  den 
Vilajets    Aidin    und   Smyrna    richten   heilige    Erdbeben 


s»  '  ' 


118 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFl"   FÜR  DEN  ORIENT. 


grossen  Schaden  an,  und  es  kommen  dabei  zahlreiche 
Menschen  ums  Leben. 

Arabien.  Die  Pforte  beabsichtigt,  das  Vilajet  Jemen  in 
vier  Vilajets  zu  theilen.  Dadurch  soll  die  Verwaltung 
dieser  Provinz  derart  reorganisirt  werden,  dass  es  möglich 
sein  wird,  die  aufständische  Bewegung  im  Jemen  besser 
als  bisher  zu  überwachen  und  zu  unterdrücken.  Nach 
Jemen  werden  neue  Truppentransporte  vorbereitet. 

Afghanistan.  Es  ist  das  Gerücht  verbreitet,  dass  der 
Emir  von  Afghanistan  gestorben  und  ein  Erbfolgekrieg 
ausgebrochen  sei;  dies  wird  aber  britischerseits  in  Abrede 
gestellt.  —  An  der  russisch-afghanischen  Grenze  findet 
ein  Kampf  zwischen  dem  Sirdar  Mahmed  Ismail  Khan, 
dem  Sohne  Ishak  Khans,  und  afghanischen  Truppen  unter 
Mir  Mahmed  Khan  statt.  Die  Truppen  des  Emirs  erleiden 
zuerst  schwere  Verluste,  doch  schlagen  sie  nach  Erhalt 
von  Verstärkungen  Ismail  Khan  in  die  Flucht.  (Wahr- 
scheinlich handelt  es  sich  um  einen  Versuch  des  in 
Samarkand  lebenden  Verwandten  des  Emirs,  Ishak  Khan, 
die  Herrschaft  des  Emirs  Abdurrachman  zu  stürzen. 
Ishak  Khan,  der  unter  russischer  Ueberwachung  steht, 
trägt  sich  mit  Umsturzplänen,  und  zur  Abwehr  von  Er- 
eignissen an  der  russisch-afghanischen  Grenze  ist  dort 
immer  eine  ziemlich  bedeutende  Truppenabtheilung  des 
Emirs  aufgestellt,  gegen  die  Ishak  Khan  keine  ernsten 
Erfolge  erringen  kann,  wenn  er  nicht  vom  Innern 
Afghanistans  Unterstützung  erhält.) 

Indien.  Der  Regierung  wird  mitgetheilt,  dass  die  aus 
England  erwartete  Münzbekanntmachung  aus  gesetzlichen 
und  technischen  Gründen  verzögert  werde ;  deshalb  wurde 
beschlossen,  das  Gold  zum  gesetzhchen  Zahlungsmittel 
zu  machen,  mit  der  Festsetzung,  dass  eine  Rupie  gleich 
16  Pence  ist.  —  In  der  Nähe  von  Pendschdeh  soll  ein 
Kampf  stattgefunden  haben.  —  In  Dardschiling  richten 
Erderschütterungen  und  ausserordentliche  Regengüsse 
grosse  Verwüstungen  an  und  gehen  viele  Menschen  zu- 
grunde. —  Unter  den  Europäern  in  Puna  breitet  sich 
die  Pest  immer  mehr  aus. 

China.  In  der  Provinz  Schantung  finden  Unruhen  und 
Christenverfolgungen  statt,  die  sich  hauptsächlich  gegen 
die  zum  Christenthum  übergetretenen  Chinesen  richten. 
Die  Verfolgungen  gehen  von  der  Secte  des  „Grossen 
Messers"  aus,  deren  Freund  der  neuernannte  Vicekönig 
von  Schantung  ist.  Die  Gemeinden  Tsasiang  und  Wentschau 
sind  vernichtet,  und  der  Missionär  Dewes  flieht  von  dort 
mit  Lebensgefahr.  In  Tjüjä  finden  grobe  Ausschreitungen 
statt,  und  auf  anderen  Stationen  können  sich  die  Missionäre 
nicht  halten.  Bischof  Anzer  verlässt  Zining,  seine  Residenz, 
wegen  drohender  Gefahr,  und  der  dortige  Hauptmandarin 
erklärt  den  Missionären,  er  könne  nicht  mehr  für  ihr 
Leben  und  ihre  Sicherheit  einstehen,  da  die  Macht  der 
Bande  zu  gross  sei.  In  Feichien  wird  das  Besitzthum  von 
christlichen  Chinesen  zerstört.  Die  chinesische  Regierung 
versucht,  durch  ihre  Truppen  die  Bevölkerung,  die  in 
Folge  von  Missemten  unzufrieden  und  gegen  die  Deutschen 
aufgehetzt  ist,  im  Zaume  zu  halten.  Im  Tangdistrict, 
westlich  von  Tungschang,  werden  die  kaiserlichen  Truppen 
von  einer  sehr  grossen  Bande  von  Banditen  angegriffen, 
und  bei  dem  Kampfe  soll  der  chinesische  General  ge- 
fallen sein.  Gouverneur  Liu  zieht  nun  persönlich  an 
der  Spitze  einer  grossen  Truppenabtheilung  nach 
Tangyi,  doch  sind  bei  seinem  Eintreffen  die  Rebellen 
schon  abgezogen.  Es  soll  sich  um  einen  Verstoss  der 
„Brüder  vom  Rothen  Kreuz"  handeln,  welche  geheime 
Gesellschaft  in  Schantung  allein  1 00.000  Mitglieder 
zählt.  —  Das  Gerücht,  Italien  beabsichtige  auf  jedes 
Vorgehen  in  China  px  verzichten,  ist  falsch.  Italien 
beharrt  auf  dem  Programm,  die  commercielle  und 
industrielle  Ausdehnung  Italiens  in  China  zu  fördern. 
Die  italienischen  Streitkräfte  in  China  werden  durch 
zwei  Panzer  verstärkt.  —  Das  Tsungliyamen  bietet 
den  Italienern  Bergwerksconcessionen  im  District 
Ninghai,  Provinz  Tschekiang,  an,  ohne  ihnen  andere 
Rechte  einzuräumen;  die  Italiener  sind  damit  nicht  zu- 


frieden, und  die  Verhandlungen  werden  fortgesetzt.  — 
Das  französisch-chinesische  Abkommen,  betreffend  den 
Eisenbahnbau  von  Lungtschau  nach  Nanningfu,  wird 
unterzeichnet.  Das  Werk,  zu  dem  die  chinesische  Re- 
gierung über  drei  Millionen  Taels  beisteuert,  und  wozu 
das  Material  aus  Frankreich  bezogen  werden  soll,  soll 
in  drei  Jahren  vollendet  sein.  —  Das  Tsungliyamen 
weigert  sich,  die  vom  Vicekönig  von  Tschetschuen  den 
Franzosen  bewilligten  Bergwerksconcessionen  zu  ge 
nehmigen,  weil  diese  den  Vorschriften  des  Bergbauamtes 
nicht  nachgekommen  sind.  —  Die  Verhandlungen  mit  der 
russisch  -  chinesischen  Bank  wegen  einer  Anleihe  von 
1,200.000  Taels  zum  Baue  einer  Eisenbahn  von  Sintschau 
nach  Nanningfu  sind  zum  Abschluss  gelangt.  —  Durch 
ein  besonderes  Edict  wird  der  „Yangtse-Corporation", 
einem  Unternehmen  zur  Ausbeutung  von  Concessionen 
im  Yangtsethale,  die  Erlaubniss  zur  Ausbeutung  der 
Kohlenfelder  in  der  Nähe  von  Schanhaikwan  auf  vierzig 
Jahre  ertheilt.  —  Die  Verwaltung  des  Kwangtunggebietes 
wird  einem  militärischen  Chef  unterstellt,  der  zugleich 
Commandirender  der  Truppen  und  der  Seestreitkräfte 
ist.     Der  Sitz  der  Verwaltung  soll  in  Port  Arthur  sein. 

—  Die  Ausbeutung  des  Handelshafens  Dalny  wird  der 
chinesischen  Ostbahn-Gesellschaft  überlassen,  die  unter 
Kaiser  Alexander  II.  geschaffene  Gerichtsordnung  findet 
auf  das  ganze  Gebiet  Anwendung.  —  China  protestirt 
durch  seinen  Gesandten  gegen  den  Befehl  des  Generals 
Otis,  durch  welchen  die  Chinesen  von  den  Philippinen 
au.sgeschlossen  werden,  weil  das  Vorgehen  Otis'  den 
Bestimmungen  des  Völkerrechtes  widerspreche  und  gegen 
die  bestehenden  Verträge  Verstösse.  —  Der  Kaiser  von 
China  erlässt  den  Befehl,  wonach  eine  Art  Nationalgarde 
gebildet  werden  soll.  Jedermann  soll  verpflichtet  sein, 
eine  gewisse  Zeit  in  den  Reihen  des  Heeres  zu  dienen, 
und  im  Falle  eines  Krieges  sollen  die  auf  diese  Weise 
ausgebildeten  Leute    als  Hilfstruppe    verwendet  werden. 

—  Die  Pestcommission  erklärt  den  Hafen  Inkou  (Jing- 
tsekau  bei  Niutschwang?)  in  der  Mandschurei  für  pest- 
verseucht und  das  Kwangtunggebiet  als  von  der  Pest 
bedroht. 

Japan.  Gemäss  den  neuen  Handelsverträgen  öffnet 
Japan  22  weitere  Häfen  dem  ausländischen  Handel.  — 
Es  sollen  Concessionen  für  die  Anlage  von  Kabeln  be- 
willigt werden,  die  Japan  mit  den  Philippinen  und  mit 
Britisch-Columbia  verbinden;  die  Depeschentaxen  sollen 
auf  die  Hälfte  des  bisher  erhobenen  Preises  herabgesetzt 
werden.  —  Bei  der  Ueberfluthung  eines  Kupferbergwerkes 
in  Beschi  Ihikoku  kommen  600  Personen  um.  —  Eine 
Feuersbrunst  in  Yokohama  äschert  3000  Häuser,  darunter 
5  Theater,  8  Schulen,  andere  öffentliche  Gebäude  und 
zahlreiche  Handlungshäuser  nebst  Magazinen  ein,  und 
es  gehen  hiebei  mehr  als  100  Menschen  zugrunde.  Der 
Schaden  beträgt  mehrere  Millionen. 

Philippinen.  Auf  den  Inseln  Cebu  und  Negros,  die 
man  bisher  für  freundschaftlich  gesinnt  hielt,  hat  die 
aufständische  Bewegung  bedeutende  Fortschritte  gemacht. 
Alle  Ortschaften  an  der  Nordküste  von  Luzon,  wo  man 
Aguinaldos  Herrschaft  nicht  anzutreffen  meinte,  wurden 
in  den  Händen  der  Aufständischen  gefunden.  Mit  dem 
Sultan  von  Sulu  wird  ein  Vertrag  abgeschlossen :  Ueber 
den  Inseln  wird  die  amerikanische  Flagge  gehisst  und  Jl 
wichtige  Punkte  erhalten  amerikanische  Besatzungen ;  die  H 
Einführung  von  Feuerwaffen  ist  verboten;  der  Sultan 
hilft  die  Seeräuberei  unterdrücken  und  Verbrecher  aus- 
liefern, ausser  falls  das  Verbrechen  von  Morosleuten 
gegen  Morosleute  verübt  wurde.  Neben  anderen  musli- 
mischen Gebräuchen  bleilit  auch  die  Sclaverei  bestehen, 
doch  wird  den  Sclaven  das  Loskaufrecht  gelassen.  Das 
westliche  Mindanao,  von  Morosleuten  besiedelt,  soll 
ebenfalls  freundlich  gesinnt  sein  und  die  Erlaubniss  nach- 
suchen, die  Aufständischen  auszutreiben.  Manüa  ist 
unter  strengster  Bewachung,  weil  ein  Ausbruch  erwartet 
wird.  Die  Kämpfe  im  Norden  zur  Gewinnung  eines  neuen 
Stützpunktes  dauern  fort.  Scharmützel  an  der  Bahnlinie 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FOR  DEN  ORIENT. 


U9 


südlich  von  Angeles  finden  ohne  Unterlass  statt,  und  ein 
neuer  Angriff  auf  Angeles  musste  abgeschlagen  werden. 
Morong  an  der  Laguna  de  Bay,  das  im  Juni  dauernd 
besetzt  wurde,  muss  von  den  Amerikanern  wieder  auf- 
gegeben werden.  Die  Aufständischen  bemächtigen  sich 
des  amerikanischen  Kanonenbootes  „Urbaneta"  im  Nord- 
westen der  Manilabai  und  verbrennen  es.  Die  Amerikaner 
verbrennen  Olonpago  nach  heftiger  Beschiessung.  Agui- 
naldo  soll  angeboten  haben,  zwei  Vertreter  der  philippi- 
nischen Regierung  zu  bestellen,  um  mit  General  Otis  zu 
verhandeln ;  Otis  wird  von  der  amerikanischen  Regierung 
angewiesen,  nach  eigenem  Ermessen  zu  handeln.  Die 
spanischen  Gefangenen  werden  auf  Aguinaldos  Anordnung, 
soferne  sie  krank  sind,  aus  der  Gefangenschaft  entlassen. 
General  Otis  erlässt  den  Befehl,  das  Gesetz  über  die 
Ausschliessung  von  Chinesen  auf  die  Philippinen  auszu- 
dehnen. China  protesirt  dagegen  (siehe  China),  und  die 
amerikanische  Regierung  weist  den  General  Otis  an,  die 
Chinesen  auf  den  Philippinen  zuzulassen. 

Afrika. 

Marokko.  Der  Sultan  von  Marokko  widersetzt  sich  der 
Errichtung  eines  Lazareths  auf  einer  Insel  nächst  Mo- 
gador,  und  die  fremden  Vertreter  beschliessen,  diese 
Frage  ihren  Regierungen  zu  unterbreiten. 

Aegyptm.  Nachdem  in  Alexandrien  fast  einen  Monat 
lang  kein  Pestfall  vorgekommen  war  und  man  die  Epi- 
demie schon  erloschen  glaubte,  tritt  die  Pest  wieder  auf 

Abessynien.  Rittmeister  Bulatowitsch,  der  an  der  abessy- 
nischen  Expedition  durch  das  südliche  Centralafrika 
theilnahm,  durchreiste  von  Europäern  bisher  noch  nicht 
besuchte  Gebiete  und  entdeckte  am  westlichen  Ufer  des 
Flusses  Omo  eine  sich  mehrere  hundert  Werst  von 
Norden  nach  Süden  hinziehende  Bergkette,  die  bisher 
der  Wissenschaft  völlig  unbekannt  war.  Die  neuentdeckte 
Bergkette  liegt  zwischen  8  Grad  30  Minuten  und  6  Grad 
nördlicher  Breite  und  auf  36  Grad  30  Minuten  östlicher 
Länge  und  wird  mit  dem  Namen  „Kaiser  Nicolaus  II." 
bezeichnet. 

Aegyptischer  Sudan.  Zu  einer  sofortigen  Expedition 
gegen  den  Khalifen  werden  Vorbereitungen  getroffen. 
Der  Sirdar  und  eine  Anzahl  Officiere  gehen  nach  Om- 
durman  ab,  um  die  Einzelheiten  bezüglich  der  Expe- 
dition 7.U  ordnen,  die  nur  aus  eingeborenen  Truppen  be- 
stehen wird.  Der  sofortige  Vormarsch  gegen  den  Kha- 
lifen, der  sich  in  der  Nähe  von  Dschebel  Gedir  festge- 
setzt und  eine  grosse  Gefolgschaft  um  sich  hat,  kann 
des  schlechten  Wetters  wegen  nicht  erfolgen,  und  aus 
demselben  Grunde  wird  auch  der  Bau  der  letzten  fünfzig 
Meilen  der  Sudan-Eisenbahn  vorläufig  verschoben. 

Französischer  Sudan.  Der  Mord  im  Sudan  wird  nur 
Voulet  zugeschrieben,  denn  Chanoine  soll  im  kritischen 
Augenblicke  eine  andere  Abtheilung  befehligt  haben.  —  Die 
französische  Expedition  Foureau-Lamy  soll  in  der  Oase 
von  Air  von  einer  grossen  Zahl  Tuaregs  angegriffen 
und  vollständig  vernichtet  worden  sein.  Spätere  Nach- 
richten bezeichnen  dieses  Gerücht  als  unbegründet, 
das  vielleicht  auf  die  Kunde  von  Kämpfen  zurückzu- 
führen ist,  die  die  Expedition  mit  Tuaregs  zweimal  zu 
bestehen  hatte,  aber  aus  denen  sie  jedesmal  siegreich 
hervorging.  Aus  der  Wüste  eingetroffene  Militärposten 
versichern,  dass  die  Mission  F'oureau-Lamy  am  Tschad 
eingetroffen  sei. 

BrUisch-Somaliland.  Ein  fanatischer  Somali-Mullah,  der 
sich  als  localer  Mahdi  gibt,  pflanzt  mit  ca.  2000  Anhängern 
seine  Fahne  in  Burao,  hundert  Meilen  südlich  von  Ber- 
bera,  auf  und  soll  die  Absicht  haben,  nach  Berbera 
herabzusteigen.  Die  Garnison  von  Berbera  wurde  ver- 
stärkt, um  einem  Angriff  des  Mullah,  der  das  Somali- 
Hinterland  beherrscht,  zu  begegnen. 

Togoland  und  Dahomt.  Die  deutsche  Commission  zur 
Abgrenzung  des  Togolandes  wird  von  eingeborenen 
Kaffern  angegriffen.  Um  den  bewaffneten  Widerstand 
der  Bevölkerung  zu  besiegen,    vereinigen    sich  die  fran- 


zösische und  die  deutsche  Section  in  vollem  Eiover- 
nehmen  unter  der  Leitung  des  französischen  Commitsän 
Majors  C16  und  müssen  sich  mit  Gewaltanwendung  den 
Weg  bahnen ;  in  der  Umgebung  des  Dorfes  Lama  mfiiten 
sie  mehrere  Kämpfe  bestehen,  in  welchen  die  Emge- 
borenen  mit  grossen  Verlusten   zurückgeworfen   werden. 

Congoslaal.  Die  Congotruppeo  unter  Baron  Dhanis 
stiessen  mit  den  aufständischen  Batetelas  in  der  Nihe 
von  Sungula  zusammen.  Die  Aufständischen  wurden  Ost 
lieh  vom  Luamafluss  zurückgeworfen ;  eine  weitere  Ver- 
folgung fand  nicht  statt,  da  jene  Gegend  durch  die 
Hungersnoth  und  die  Pocken  verheert  ist.  Beide  Theile 
erlitten  Verluste.  Nun  ist  die  Ruhe  wieder  hergestellt, 
die  Bevölkerung  ist  den  Congobehörden  zugethan. 

Dtutsch-Ostafrika.  Da  die  gegenwärtig  auf  den  Karten 
angegebene  Grenze  zwischen  dem  Congostaate  und  Deutscb- 
Ostafrika  den  Verträgen  nicht  entspricht  und  die  neueren 
Forschungen  eine  erhebliche  Abweichung  bedingen,  wenn 
die  Linie  wenigstens  ungefähr  den  ursprünglichen  Absichten 
entsprechen  soll,  so  wird  nun  mit  dem  Congostaate  über 
die  endgiltige  Feststellung  der  Grenze  verhandelt.  Nach 
deutscher  Auffassung  hat  der  Kiwasee  innerhalb  des 
deutschen  Gebietes  zu  liegen,  während  die  jetzige  schnur- 
gerade Linie  vom  Tanganjika  bis  zum  Berge  Usumbiro 
den  Kiwasee  ausserhalb  lässt. 

Portugiesisch-Ostafrika.  Die  portugiesische  Elxpedition 
unter  Major  Machado  gegen  Mataka  trifft  mit  den  Ein- 
geborenen unter  dem  Häuptling  Cuamba  zusammen  und 
setzt,  nachdem  sie  in  Napulo  frische  Munition  erhalten 
hat,  ihren  Marsch  gegen  Mataka  fort. 

Nyassaland.  Nachdem  die  portugiesische  Expedition 
Napulo  zwischen  dem  Schirwasee  und  M'  Kwamba's 
Quartier  erreicht  hat,  wird  dieses  von  der  britischen 
Expedition  angegriffen  und  zerstört,  wonach  die  beiden 
Expeditionen  sich  in  unmittelbarer  Nähe  dieses  Ortes 
vereinigen.  Die  portugiesische  Expedition  erwartet  vor 
dem  Aufbruch  gegen  Mataka  Verstärkungen,  und  die 
britische  Truppe  bleibt  an  der  Grenze,  um  die  Ent- 
wicklung der  Ereignisse  zu  überwachen. 

Südafrikanische  Republik.  Die  Regierung  zieht  ihren 
Vorschlag,  den  Ausländern  das  Wahlrecht  nach  fünf 
Jahren  zu  gewähren,  zurück  und  lehnt  die  britische 
Suzeränität  ab.  Entgegen  der  Forderung  Englands,  an 
alle  Ausländer  nach  filnfjährigem  Aufenthalte  im  I^ande 
das  Volibürgerrecht  zu  verleihen,  gesteht  Transvaal  nur 
zu,  dass  die  Ausländer,  sofern  sie  es  wünschten,  als  neue 
Bürger  die  gleichen  Rechte  wie  die  alten  geniessen  und 
gleiche  Pflichten  zu  erfüllen  haben,  nur  sollten  sie,  ihrer 
Zahl  entsprechend,  eine  kleinere  Vertretung  als  die  alten 
Bürger  erhalten.  Die  Lage  ist  gespannt,  der  Ausbruch 
von  Feindseligkeiten  steht  bevor.  Die  Regierung  gibt  die 
Maassnahmen  bekannt,  die  im  Kriegsfalle  zu  beachten 
sein  werden. 

Zamibar,  Der  Freihafen  ist  aufgehoben;  alle  Waaren 
(mit  Ausnahme  von  Münzen,  Kohlen,  Elfenbein,  Kautschuk 
und  Schildpatt,  die  zollfrei  sind)  zahlen  fünf  Percent 
Einfuhrzoll. 

Madagaskar.  In  Tamatave  wird  das  Auftreten  der  Pest 
festgestellt. 

Australien. 

Samoa.  Die  Samoaner  halten  sich  für  betrogen,  da  sie 
glauben,  die  Commission  habe  schon  eine  neue  Regienmg 
angeordnet  und  die  Vertragsmächte  wären  saumselig,  da 
kein  Administrator  kommt.  Auf  Tutuila  und  Manua  be- 
finden sich  noch  viele  Gewehre,  und  auf  Upolu  wird 
Waffenschmuggel  getrieben.  Tamasese  hat  noch  immer 
eine  eigene  Regierung  in  der  Municipalität.  Ueberall 
herrscht  wachsende  Unzufriedenheit,  und  auch  die  Mataafa- 
leute  werden  wieder  unruhig.  Man  befürchtet  den  Aus- 
bruch neuer  Feindseligkeiten,  die  Lage  wird  für  drohend 
erklärt.  Bezüglich  der  Entschädigungsansprüche  kommen 
England  und  Deutschland  Uberein,  dass  leuteres  an  der 
Zahlung  nicht  mitzutragen  habe,  da  deutsche  Streitkräfte  an 
der  Beschiessung  von  Samoa  nicht  betheiligt  gewesen  sind. 


120 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


MISCELLEN. 

Französische  Colonialbahnen  in  Guinea.  Die  Coionie 

Französisch-Guinea  hat  von  der  französischen  Hinter- 
legungscasse  ein  Darlehen  von  8,000.000  Frs.  zur  An- 
lage einer  Eisenbahn  von  Konakry  nach  dem  Niger 
zugesichert  erhalten.  Wir  entnehmen  einer  der  letzt- 
erschienenen Nummern  des  „Journal  des  transports"  fol- 
gende Einzelheiten  über  diese  Bahn: 

Konakry  ist  eine  etwa  100  km  nördlich  von  Sierra 
Leone  gelegene  ganz  neue  Stadt,  an  deren  Stelle  noch 
im  Jahre  1890  nur  eine  Hütte  stand.  Jetzt  haben  sich 
dort  schon  20  grosse  Handelshäuser  niedergelassen.  Der 
Werth  der  Handelsbewegung  beträgt  schon  30,000.000 
Francs.  Aber  noch  fehlt  die  Eisenbahn,  „das  wahre 
Eroberungswerkzeug  unserer  modernen  Pizarros".  Im 
October  1897  verliess  eine  militärische  Expedition  Mar- 
seille, um  die  Eisenbahn  zu  studiren,  und  am  3.  Juni 
1898  kehrte  sie  nach  Konakry  zurück,  nachdem  sie  für 
550  i/«  Eisenbahn  die  Vorarbeiten  gemacht  und  die 
Linie  bestimmt  hatte.  Sie  beginnt  bei  Konakry  und 
endigt  bei  Kardomania  am  schiffbaren  Niger  in  400  jn 
Meereshöhe.  Der  Scheitelpunkt  der  Bahn  liegt  in  800  m 
Höhe  auf  dem  Pass  von  Koumi,  etwa  gleich  weit  von 
den  beiden  Endpunkten  entfernt.  Es  gibt  keine  grossen 
Ueberführungen  und  Brücken,  keine  Tunnels;  die  Stei- 
gungen werden  2-5  Percent  nicht  übersteigen;  der 
kleinste  Krümmungshalbmesser  ist  zu  100  w  angenommen. 
Die  Spurweite  soll  i  m  betragen.  7000 — 8000  Erd- 
arbeiter hofft  man  zu  einem  Taglohn  von  i  Fr.  aus  der 
Coionie  und  ihren  Nachbargebieten  heranziehen  zu 
können.  Man  setzt  in  Frankreich  auf  die  Leistungen  der 
Ingenieurofficiere  für  die  Colonialbahnen  grosse  Hoff- 
nungen. Die  besprochene  Bahn  wird,  wie  man  annimmt, 
ein  Staatsunternehmen  werden,  da  das  Privatcapital 
wegen  des  fehlenden  unmittelbaren  Gewinnes  nicht  zu 
haben  ist.  Man  hält  aber  die  Bahn  für  höchst  aussichts- 
voll. Die  wirthschaftlichen  Bedingungen  sind  höchst 
günstig.  Allein  auf  dem  französischen  Guineagebiet  wird 
die  Bahn  für  eine  Bevölkerung  von  3,oo<T.ooo  Seelen 
nutzbar  sein.  Das  „Journal  des  transports"  muntert  zu 
dem  Werke  mit  den  Worten  auf:  Man  nehme  die  Sache 
in  die  Hand,  man  erbaue  ohne  Zögern  wenigstens  die 
ersten  Abschnitte.  „Es  ist  Zeit,"  ruft  das  französische 
Blatt  aus,  „dass  die  französische  Colonisation  in  Afrika 
sich  durch  Thaten  befestige  1" 

Die  deutsche  Sanga-Ngolto-Expedition.  Einem  Be- 
richte des  Führers  der  Sanga  -  Ngoko  -  Expedition  in 
Kamerun,  Dr.  Plehn,  entnimmt  das  „Deutsche  Colonial- 
blatt"  folgende  Mittheilungen:  „Nachdem  ich  mit  der 
Expedition  auf  das  deutsche  Gebiet  übergesiedelt  bin, 
habe  ich  auf  dem  für  die  erste  Station  bestimmten 
Berggipfel  im  Beisein  der  belgischen  und  holländischen 
Kaufleute  die  deutsche  Flagge  gehisst.  Die  Lage  ist 
ausserordentlich  schön.  Man  steigt  von  der  sehr  be- 
quemen Landungsstelle  am  Ngoko  zuerst  sanft,  dann 
etwas  steiler  bis  zum  Gipfel  des  Berges  auf,  der  i  km 
vom  Flussspiegel  entfernt  und  130  m  über  ihm  liegt; 
die  absolute  Höhe  beträgt  etwa  520  m.  Der  Gipfel 
bietet  in  einem  Längendurchmesser  von  etwa  250  vi 
und  einem  Breitendurchmesser  von  über  100  ot  in 
sanften  Terrassen  völlig  hinreichend  ebenen  Raum  für 
Gebäude,  Exercirplatz,  Garten,  Scheibenstand  etc.  Fast 
genau  in  der  Mitte  des  Platzes  erhebt  sich  eine  Kuppe, 
etwa  10  m  hoch,  die  oben  ein  ebenes  Terrain  von  etwa 
30  m  Länge  und  20  w  Breite  darbietet  und  von  dem 
aus  man  den  ganzen  Platz  übersieht.  Dort  soll  das 
Chefhaus  hinkommen.  Die  Aussicht  von  oben  ist  sehr 
schön,  man  übersieht  ein  Berglaud  mit  sanften,  langen 
Wellen,  das  ganz  mit  Urland  bedeckt  ist.  Savanne  ist 
nirgends  zu  sehen,  auch  nach  Westen  nicht,  wohin  man 
einen  Blick  von  60 — 70  km  hat.  Der  hier  etwa  200  m 
breite  Ngoko  ist  an  mehreren  Stellen  sichtbar,  und 
drüben  sieht  man  Factoreien  liegen.    Oben  ist  es  frisch 


und  kühl,  Minimum  meist  18  Grad.  Das  Freihauen  des 
Platzes  ist  eine  böse  Arbeit,  die  viel  Zeit  und  Mühe  er- 
fordert. Das  Unterholz  wird  ganz  beseitigt,  und  von 
den  hohen  Bäumen  lasse  ich  nur  einige  schöne  Exemplare 
stehen.  An  Baulichkeiten  wird  zuerst  ein  grosser  Arbeiter- 
schuppen, ein  Materialienhaus  und  ein  grosses  Wohnhaus 
aus  Bambus  gebaut  für  die  erste  Unterbringung,  dann 
lasse  ich  alles  Weitere  gleich  aus  Ziegeln  aufführen,  die 
unten  am  Flusse  bereits  hergestellt  werden." 

Talienwan.  Die  vielfach  verbreitete  Ansicht,  als  ob 
die  aus  dem  Freihafengebiete  Talienwan,  beziehungsweise 
Dalny  nach  Russland  exportirten  Waaren  den  russischen 
gleichgestellt  werden  und  daher  keiner  Verzollung  unter- 
liegen, ist  irrig,  indem  für  die  aus  dem  Freihandels- 
gebiete gebrachten  Waaren  beim  Uebertritte  über  die 
sibirisch-chinesische  Grenze  der  allgemeine  Zollsatz  des 
russischen  Tarifes  gezahlt  werden  muss.  Es  geht  aus 
dem  Texte  des  kaiserlichen  Erlasses,  durch  welchen  der 
neuen  Stadt  die  Privilegien  eines  Freihandelsgebietes  er- 
theilt  wurden,  hervor,  dass  sie  nur  so  lange  andauern 
werden,  als  das  Pachtverhältniss  zwischen  China  und 
Russland  bezüglich  Talienwans  besteht.  Das  Privilegium 
würde  mit  dem  Momente  erlöschen,  als  Russland  dieses 
Gebiet  gänzlich  annectirt.  Englischerseits  werden  noch 
immer  sämmtliche  am  Gelben  Meere  gelegenen  russi- 
schen Häfen  (Port-Arthur,  Talienwan  etc.)  als  zum 
chinesischen  Gebiete  gehörig  angesehen. 

Ueber  indische  Musikinstrumente  wird  in  einem  interessanteo 

Artikel  in  einer  englischen  Zeitung  berichtet.  Die  Bezeichnungen 
und  die  Behandlung  der  Tonleitern  sind  von  unserer  Art  völlig 
verschieden,  und  ihre  Melodien  und  Harmonien  klingen  unseren 
Ohren  oft  seltsam  und  eher  wie  Kakophonien.  Aber  wenn  sie 
auch  dem  europäischen  Geschmack  zunächst  nicht  entsprechen, 
so  entdeckt  der  tiefer  Dringende  doch,  ein  wie  fein  entwickeltes 
Gefühl  für  musikalische  Werthe  und  ein  wie  eigenartiger  Reiz 
sich  in  ihnen  offenbart.  Auch  die  indischen  Instrumente  unter- 
scheiden sich  von  den  unserigen  gänzlich  in  Ton,  Form  und 
Gebrauch.  Was  besonders  auffällt,  ist,  wie  viel  liebevolle  Sorg- 
falt und  künstlerischer  Schmuck  auf  die  Ausstattung  dieser 
Instrumente  verwendet  wird.  Edle  Metalle,  seltene  Holzarten, 
Elfenbein  und  Edelsteine,  Alles  wird  dazu  gebraucht;  ganz  ab- 
gesehen von  der  musikalischen  Bedeutung  haben  die  seltsam 
geformten  Instrumente  ihren  grossen  Werth  durch  ihre  künst- 
lerische Schönheit.  Besonders  eigenthümliche  Variationen  zeigen 
die  Geigen.  Eigenartig  sind  vor  Allem  die  folgenden:  Die 
,,kachchapi  vina"  hat  fünf  Haupt-  und  zwei  Hilfssaiten  aus 
Draht  und  einen  langen,  mit  Griffen  versehenen  Hals,  der  mit 
wunderschönen  Holzschnitzereien  verziert  ist;  sie  ist  in  ge- 
triebenem Silber  gefasst  und  mit  kleinen  Elfenbeinplatten  aus- 
gelegt. Die  ,,mina  sarang"  hat  eine  merkwürdige  Fischform;  sie 
wird  wie  ein  Violoncello  mit  einem  Bogen  gestrichen.  Die  Rück- 
seite ist  aus  Kürbissstücken  gebildet,  das  Griffbrett  ist  aus  ge- 
beiztem Holz,  in  das  Elfenbein  eingelegt  ist.  Sie  hat  fünf  Haupt- 
und  neun  mitschwingende  Drahtseiten.  Die  „nadesvara  vina"  ist 
eine  Abart  mit  einem  sehr  langen,  mit  Griffen  versehenen  Hals 
und  fünf  Drähten ;  sie  hat  eine  unserer  Geige  ähnliche  Form,  ist 
mit  Pergament  bedeckt  und  ist  eine  moderne,  indische  An- 
passung an  die  europäische  Violine.  Die  ,,mayuri"  hat  vier 
Haupt-  und  15  mitschwingende  Drahtsaiten,  die  über  den  Hals 
geführt  sind;  dieser  ist  breit,  in  Silber  gefasst  und  hat  metalli- 
sche Griffe.  An  dem  Hals  ist  ein  kleiner  Kürbiss  befestigt.  Ein 
seltsames  Instrument  ist  ein  »magoum«,  das  die  Form  eines 
Krokodils  zeigt;  es  ist  wundervoll  in  Holz  geschnitzt  und  hat 
starre  Augen,  die  aus  Spiegelglas  gebildet  sind. 


LITERATUR. 

Bei  der  Redaction  sind  eingelaufen: 

Martin  Hartmann.  Der  islamische  Orient.  Berichte  und  For- 
schungen. Berlin,  Wolf-Peiser's  Verlag,   1899. 

Adolf  Flachs.  Rumänische  Hochzeits-  und  Todtengebräuche. 
Berlin,   Verlag  von  Georg  Minuth,   1899. 

Aug.  LÖWenstImm,  l<ais.  Hofrath  im  Justizministerium  in 
St.  Petersburg.  Der  Fanatismus  als  Quelle  der  Verbrechen. 
Berlin    1899.   Verlag  von  Johannes  Rade. 

Archäologische    Karte    von    Kleinasien.    Bearbeitet    von   Dr. 

IV.  Rüge  und  Dr.  E.  Friedrich.  Halle  a.  d.  Saale.  Verlag  von 
G.  Sternkopf,  1899. 

Sbornii(.  Russische  Geschichten  und  Satiren.  Uebersetzt  und 
herausgegeben  von  ff.  Henckel.  Drei  Bände.  Mit  literarischen  und 
biographischen  Studien  und  drei  Bildnissen.  Berlin,  Johannes 
Rade  (Stuhr'sche  Buchhandlung),  ä  M.   1-50. 

Grammatica  turca.  L.  BonelU.  Verlag  von  Ulrico  Hoepli, 
Mailand. 


V«raatwuriUi:b*r  Redkctaar:  U.  T.  ROEISBLBR. 


GH.  RBISSER   «r   M    WERTHr^ER.  WTEX. 


OESTERREICHISCHE  Ci  805  t 


XXV.  JAHROANO.  WIEN,  OCTOBER  1899.  N».  lo  Bbhjmc 


"Verlag    dea    Ic.    k:.    öaterr.    ffandala-ZvIuaeuraa    "Wian,    T'3r  p      Sarggaaa*    1©. 

■V    Eriohelnt  litta  <••  aonitt.    "VS 
AbonnamentabedinKunsen :  InaartloBabadlaviiaf  aa  > 

Ouzjährlg  S.  W.  fl.  5.-,  M.  10.—,  Fra.  12.50  ohne  PoatTertcndung.  FBr  dl«  einmallf*  HiDacbaliao(  aiaar  TlarUlMit«  t.  W.  ft.  iv— . 

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LEMBERG,  in.iCY  Jaoiki.i.omskibj.  LINZ,  vranz  joskf-pijltz.  BR0NN,aRO.ssKR  platz.  BUKAREST,  moul  palat  dacia- 

ROMANIA.      MAILAND     DOMPLATZ     (BIOBNKS     WAARKNHAU.s).      NEAPEL,     PIAZZA    S.   FKRDlNANnO.     GENUA,     TIA     BOMA. 

ROM,     TIA      DBL     CORSO. 


FABRIKEN: 

WIEN,  Tl.,  STUMPBROASSR.    EBERGASSING,    NIKUKR-OBSTKRItBICH.  MITTERNDORF.  NIBI>Kll-UB.STBaREICM.    HLINSKO^ 

BOEHMKN.  BRADFORD,  knoland.  LISSONE,  italUn.  ARANYOS-M AROTH,  cnoabn. 

FÜR   DEN  VERKAUF  IM  PREISE  HBRABQESBTZTKK  WAARSN  IST  EINS  SIGENB  ABTHEILUNO  U  WAARKNHAUSB 

EINGERICHTET. 


II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Winterfahrordnung  der  Südbahn. 

Am  I.  October  1.  J.  wurde  auf  sämmtlichen  im  Betriebe  der 
Südbahn  befindlichen  Linien  die  Winterfahrordnung  eingeführt. 
Aus  dem  neuen  Fahrplane  ist  Folgendes  besonders  hervorzuheben: 

Die  Doppelführung  der  Tagesschnellzüge  zwischen  Wienu.  Brück 
a.  M.  wird  auch  im  heurigen  Winter  fortbestehen.  Die  bei  diesen 
Zügen  im  Sommer  bestehenden  Beschränkungen  hinsichtlich  der 
Benützung  der  dritten  Wagenclasse  in  der  Wiener  Localstrecke 
werden  für  die   Dauer  der  Winterfahrordnung  wieder  aufgehoben. 

Die  Kärntner,  respective  Tiroler  Schnellzüge  der  Strecke 
Wien — Marburg — Franzensfeste  werden  nach  der  seit  l.  Mai  1.  J. 
eingeführten  Fahrordnung  auch  im  Winter  verkehren. 

Der  im  vorigen  Winter  von  Wien-Südbahnhof  via  Leoben  — 
fontafel  nach  der  italienischen  und  französischen  Riviera  ver- 
kehrende Expresszug  wird  auch  heuer  wieder  vom  15.  November 
an  täglich  von  Wien-Südbahnhof  nach  Nizza  in  Verkehr  gesetzt 
werden  und  ausserdem  einmal  in  der  Woche  directen  Anschluss 
von  und  nach  Petersburg  finden. 

In  der  Wiener  Localstrecke  weist  die  Winterfahrordnung  einige 
Aenderungen  gegenüber  dem  Vorjahre  auf,  und  zwar  wird  der 
Zug  ab  Wien  um  10  Uhr  50  Min.  Vorm.  den  Anschluss  in 
Wiener-Neustadt  nach  Ungarn  beibehalten;  ferner  wird  in  Ab- 
änderung   des    bisherigen    Sommerfahrplanes    der    Zug    ab  Wien 

1  Uhr    30   Min.    Nachm.    nunmehr    statt    des    Zuges    ab    Wien 

2  Uhr" 55  Min.  den  Anschluss  nach  Ungarn  vermitteln;  ferner 
wird  der  Sommerzug  ab  Mödling  6  Uhr  30  Min.  Früh,  an  Wien 
7  Uhr  Früh  an  Werktagen  und  ausserdem  der  Zug  ab  Vöslau 
6  Uhr  35  Min.  Abends,  an  Wien  7  Uhr  36  Min.  Abends  täglich 
auch  im  Winter  im  Verkehre  bleiben. 

Auf  der  Linie  Liesing — Kaltenleutgeben  werden  um  zwei  Züge 
mehr  als  im  vergangenen  Winter  verkehren,  und  zwar  wird  der 
um  9  Uhr  15  Min.  Vorm.  von  Wien  abgehende  und  um  11  Uhr 
Vorm.  in  Wien  ankommende  Localzug  in  Liesing  nach,  respec- 
tive von  Kaltenleutgeben  Anschluss  finden. 


Auf  der  elektrischen  Localbahn  Mödling — Hinterirühl  werden 
bis  20.  October  noch  einige  Züge  im  Verkehre  belassen,  so  dass 
auf  dieser  Linie  die  eigentliche  Winterfahrordnung  erst  vom 
21.  October  an  in  Wirksamkeit  tritt. 

Zwischen  Brück  a.  M.  und  Graz  wird  der  um  9  Uhr  37  Min. 
Vorm.  von  Graz  abgehende  und  der  um  I  Uhr  48  Min.  Nachm. 
in  Graz  eintreffende  Personenzug  noch  bis  31.  October  im  Ver- 
kehre belassen  und  schon  am  I.  April  kommenden  Jahres  wieder 
in  Verkehr  gesetzt  werden.  Im  Anschlüsse  an  den  ersteren  Zug 
wird  auf  der  Linie  Brück  a.  M. — Leoben  in  den  Monaten  October 
und  April  der  um  1 1  Uhr  5  Min.  Vorm.  von  Brück  a.  M.  ab- 
gehende Personenzug  verkehren,  während  vom  I.  November  bis 
Ende  März  wieder  wie  im  Vorjahre  der  um  10  Uhr  8  Min.  Vorm. 
von  Brück  a.  M.  abgehende  Zug  in  Verkehr  gesetzt  wird. 

Auf  der  Kärntner  Linie  werden  wie  alljährlich  die  Sommer- 
züge am  Wörthersee  aufgelassen. 

Auf  der  Tiroler  Linie  werden  wie  in  früheren  Jahren  die 
Züge  ab  Innsbruck  5  Uhr  30  Min.  Früh,  an  Innsbruck  12  Uhr 
21  Min.  Nachm.,  sowie  zwischen  Bozen  und  Franzensfeste  die 
Züge  ab  Bozen  6  Uhr  40  Min.  Abends  und  an  Bozen  8  Uhr 
40  Min.  Abends  aufgelassen.  Die  Nord-Süd-Expresszüge  mussten 
ihrer  internationalen  Anschlüsse  wegen  verlegt  werden  und  wird 
der  von  Norden  kommende  Zug  die  Strecke  Kufstein — Ala  um 
circa  eine  Stunde  früher  und  der  von  Süden  kommende  Zug 
die  Strecke  Ala — Kufstein  um  circa  eine  Stunde  später  passiren. 

Auf  der  Leoben-Vordemberger  Bahn  wird  im  heurigen  Winter 
statt  des  bisher  um  2  Uhr  55  Min.  Nachm.  von  Vordernberg 
abgehenden  Zuges  der  um  12  Uhr  50  Min.  Nachm.  von  Vordern- 
berg abgehende  Zug  geTübrt,  so  dass  die  Nachmittagsverbindung 
von  Eisenerz  nach  Graz  nunmehr  auch  im  Winter  aufrecht  bleibt. 

Alles  Nähere  ist  aus  den  veröffentlichten  Fahrplänen  vom 
I.  October  1899  zu  ersehen. 

Die  Fahrpläne  gelangen  wie  bisher  an  allen  Babnhofscassen, 
jene  der  Wiener  Localstrecken  auch  in  den  Tabaktrafiken  in 
Wien  zum  Verkaufe. 


K.  k.  priv.  Südbahn- Gesellschaft. 

Kürzeste  und  bequemste 

Sclmellziig:»  -  Verl>iii<liiiigeii. 


Wien-Italien   (Abbazia-Görz-Triest). 


815 
856 

825 
917 

900 

9»8 

9*7 

1008 

700 

215 

225 

7S.'> 

603 
1125 

1047 

735 

700 

136 

ab  Wien an 

anAbbazla ab 

KTriest 4 

VOfirK 

Venedig 

Walland 

Florenz ^ 

.  Rom ^ 

asNeapol ab 


915 

8«5 
815 
657 

210 
726 
610 

1110 
255 


850 
809 

80O 
710 

108^ 
106 

301 
930 

1125 


Brenner-Route. 


*1145 

1110 

75» 
1236 

205 
1125 

118 
1125 

10*2 
850 

956 

1125 

910 

12« 

30» 

109 

41s 
535 

7U 

861 

5^3 
736 

5I6 

8*0 

789 

707 

*lüiö 

1108 
6*2 

lO'S 
225 



63* 

603 



110 

1125 

6*5 

700 

ab  Berlin     .   . 
s;  Frankfaxt  a. 


^Leipzig 


-  -         ■'■] 

.  Dreaden A 

I  MUnohen ^ 

abinnabrnok an 

anBozen-Oclea      ...  ab 

M  Heran 

ti^Trlent 

Verona 

Malland 

Florenz  

Born 1& 

anNeapel ab 


610 

*700 

31s 

513 

510 
12*0 

433 

8*1 
530 

838 

1*3 

635 

1219 

717 

1235 

500 
1125 

10*5 

*8io 

910 
230 

— 

820 

900 
423 

605 

800 
6*5 
2M 

938 
818 
758 
446 
105 

610 

1110 
255 


Wien-SÜdtirol  (Meran-Arco-Riva). 


9*5 

7u 

1*2 

259 
315 
359 
509 
526 
416 


ab  Wien an 

anVlUaoh ab 

^Bozen-Chrlea  .  .  . 
^  Heran 

Trlent 

Kori 

Aroo 

i  Riva 

Ala 


820 

1(^ 

421 
300 
31» 

2*T 

107 

1250 

283 


Ungarn -Tirol. 


800 

800 

6*5 

617 

815 

712 

709 

415 

108 

1010 

553 

14« 

736 

259 

739 

315 

826 

359 

9.0 

509 

1008 

526 

H44 

416 

abBadapeat an 

anKlagenfart ab 

^Vlllaob 4 

^Innabrnok.  ■   .   . 

München    .... 

Bozen-Orlea    .   . 

Meran 

Trlent 

Morl 

Aroo 

+  Riva S 

an  Ala ab 


S 


953 
1145 

105]. 
309 

1125 
421 
300 
319 
2*7 
107 

1250 
283 


Ostende  -Triest  -  Expresszug 

(einmal  wöchentlich). 


920 

8SÖ 

615 


II 


*  Nord-Sad-Expresi-(Lnxnszug)  bli  Verona  täglloli,  bla  Mailand  drei- 
mal, bis  Venedig  zweimal  wöchentlich. 


Montag 

n 

Dienstag 

Mittw. 


1000 
401 
1100 
112* 
1058 


abliOndOn an 

Y  Oatende 


1 


I  WlenS.-Bhn.  .  . 

anAbbazla ab 

anTrleat ab 


450 
1005 

6*5 

531 

610 


Freitag 

■ 

Donnerst. 

Mittw. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORtENl 


tu 


K.  k.  landesbefugte  W^  GLASFABRIKANTEN 

-  S.  REICH  &  C^ 


Gegründet 
181 


(Jflffrttndet 
IHIS. 


Happtnitdtrla^t  Dnii  Ceotrait  lininitlicher  Eliblintminti 

WIEN 

II.,    Ozenxtngaaae   l>Tr.    S,    4,    &    virxd    7. 

NIEDERLAGEN : 

Berlin,  Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  \A^asser- 
schleifereien,  Glas  -  Raffinerien ,  Maler- Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

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für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 

elektro-teclinisolien  Gebrauch. 

Preiscourante  und    Musterbücher    gratis  und  franCO. 


Export  nach  allen  Weltgegenden 


ZOLL-COMPASS. 


Der  V.  Jahrgang  dei  „Zoll-Compau"  wird,  gleichwie  der  Ul. 
beziehuogiweite  der  ErgäozuogtbaDd  deuelbeo  (IV.  Jahrgang 
litftrungtwtist  zur  Publication  gebracht,  and  die  einzelnen  Liefe- 
rungen erscheinen  nach  Maaingabe  der  eintretenden  Verlnde- 
rungen  in  den  betreffenden  ZollUrifen. 

Der  gestellten  Aufgabe,  die  fär  nnieren  Aaisenhaadel 
wichtigsten  Länder  saccessive  in  den  Rahmen  dieses  Jahr- 
buches einzuheziehen,  wird  der  erscheinende  V.Jahrgang  dnrcb 
Neuanrnahme  der  ZoUUrife  der  auttralüchtn  Colonün,  NüiUr- 
ländisch'tndims  and  der  Philippintn  entsprechen. 

Von  dem  in  2o  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  12  Lieferungen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  tod 
Rumänien,  Argentinien,  Russland,  Britisch-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oeslerreich-Ungarn,  Schweden,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  AnfUge),  Deutschland,  Frankreich, 
Griechenland,  Bel);ien,  Vereinigte  SUaten  tob  Amerika,  Schweiz 
und  Vereinigle  Staaten  von   Amerika  (IL  Auflage). 

Preis  per   Lieferung  45   kr.  •—  90  Pfg. 

Zu  beziehen  durch  das  k.  k.  osterr.  Handels-Musenm  sowie 
durch  jede  Buchhandlung.  Für  Dtutschland  alleiniger  Vertrieb 
durch  E.  S.  Mittler  &  Sohn,  Berlin  S.  W.  la,  Kochstrasse  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Museums. 


Im 
Verlage  des  k.  k-  österr.  Handels-Museums 
erscheint  jeden  Donnerstag  die  volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

mi  t  der  Beilage 

BericMß  öer  t  \  \.  österr.- 
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Melir  all  147,100  Artikel  u.  Verweitunjen. 


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In  6.,  neubtarbtittttr  und  utrmthrttr  Auflag»: 

17  Band* 


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17  Band« 


KONYERSATIONS 


\inSaUh 


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}4  10  Uk. 


Probthtftt  und  PnapuhU  gratit  durch 
Jtdt  Buchhandlung. 
Verlag  de»  Bibliographitoh«n  Inttituta,  Leipzig,  j 


MIM088  Blldertaleln  u.  Karienbellagen. 


LEXIKON 


OlUIg  Tom  1.  Jinner  1899 
bla  auf  Weitem. 


f aßrplan  be?  „a^cftcttcliöiftöfn  Xlapö* 


GUltt  Toa  I.  JlBMr  la 


OCBA.I>TlSOKER  IDIBlSrST. 


Indien— China— Japan. 

Drelzelin  t-'ahrleii  von  Triebt,  resp  Plume 
mit  HerfllinuiK  de  lltreii  Van  Said  Suei.  Aden, 
KftiTachi,  Bombay,  (^olomb".  Penaug,  Sinirapore, 
HooKkon^,  Hoai  ghal.  Yokoltama  (d(<'ae  beiden 
Häfen  werden  alternativ  nur  Jeilen  rwelteu 
Monat  berührt!  un<i  Kolie.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  faoultatlv  angelaufen  werden.  Auirlilusn 
in  Bombay  an  die  Oanipter  der  direoien  I.iule 
Triaat- Hombay.  —  In  den  Zwlaebenbären,  Bom- 
bay ausfrenoinmeu,  kOnneu  Abfahrten  tind  Ao- 
kltnfte  frUber  oder  Hpäter  erfolgen.  Der  Auf- 
enrbalt  In  Fluma  auf  der  Kürkfabrt  kaini  um 
die  für  die  I.aile-  und  lImIa<1potieralloiien  oAtbiffe 
Zelt  verlängert  oda'-  verliürst  werden.  Auaaer 
den  oben  beaeiohneten  liafen  kj^nnen  aowobi 
auf  der  Hin-  aia  auf  der  liückfadrt  andere 
Ufhellen  ('hinaa  oder  Japana  od«r  Manila  be- 
rührt werden. 


DIreoter  Dienst  Trieat— Bonbay. 

Abfabrt  von  Trieat  aiu  3.  der  Unnate  JAnner, 
Ki'b  uar,  Marx  und  am  lä.  MAm;  ferner  an>  3.  der 
Monate  April,  Mai,  Juli,  Heptember,  Oelober, 
November  und  Deoember,  mit  B«rflhrun(  der 
Hkfen  Port  Bald.  8ne>,  Aden,  Hombay.  —  Dia 
Ankaufte  und  Abfahrten  In  nen  Zwiachenh&fen 
kAnnen  vertrfli.t  oder  verapltei  weriien,  jedo«b 
ohne  daa  itlner&rnikaKiKc  KlntrefTrn  in  deo  Bnd- 
haffii  au  l'eeintr&chtlgon.  Anaobluaa  in  Bombay 
in  beiden  Rioiitnunen  an  die  Dampfer  der  Indo- 
Cbiua  Japan-Linie. 

Trlest-C^lcutta. 

Abfahrt  von  Tneat  am  16.  der  Monaie 
Jknner,  FeJ>ruar,  April,  Jnnl,  Au,tUBl,  Septem- 
ber, Ortot>er,  November.  PecemlMrmUBerlUirnnc 
der  HAfeu  t'iume,  Port  Haid,  Snea,  Maaetua, 
Aden,  Bombay,  Oolombo,  Oaleutta.  Auf  den  Uln- 


und  Rückfahrten  kftaaao  Coeoaada,  Madnw  nmt 
andere  Hafen  der  <'oromai,dal-Ktaie  auaelaaSin 
werden.  Auf  Hen  Haekfah-Iea  lat  d  a  Bartarva« 
dar  Barmanieobaa  HaiehUea  e«wn  aar 
Schallen  iv>  Rolhea  aa4  AdrtaUerb«<  M< 
faenliaiiT.  Daa  Aalaak«  *«■  Bcab» 
tlaaaana  auf  den  HlafabitM  and  *aa  T« 
anf  den  Rflckfahrtea  M  bat  allen  ita4ei 
UUt. 

Meroantlldlenst  aach  Bratillea. 

Uemeinacoanadirnat  mit  dar  .Adria*.  Taa 
Trieat,  r«ap.  rinme  }«  e'n«  AbIWkn  ta  «ea  Mo- 
naten janaer,  Pabrmar.  MArm.  ArrO,  Mal.  4r«l 
Aiifahrten  Im  Jali,  nnl  Abfabrtea  im  Aagaal, 
iwei  Abfahitan  \m  OifieMbet,  iw*l  AMabne« 
im  October,  elae  Abfaan  lai  Nee«« ' 
Im  DeMoiber.  »ar«br«a«  der  HUba 
Babla,  Bio  «•  Jaaeira  twi  ~ 


IV 


ÖSXERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT 


^"i^Yu-VeSr,'*'*     f atjtplan  öe^  „(J^EfterrEtcfitltöEn  HClopü". 


Gütig  pouil.  J&nnerlH99 
big  auf  Weitere«. 


DiBisrsT  13^  .A.iDi«i>VTiscia:Brvr  i^EEitE. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro. 

Ab  TrlB(t  jeden  Donnerstag  10  Ulir  Frfifa, 
ia  OatUro  Freitag  18  Ubr  MitUgs,  berllbr.: 
Pola,  Zara,  Spalato,  <:VraTORa. 

Retonr  ab  Ccttaro  Freitag  2';,  Uhr  Nachm., 
(n  Triest  Samstaw  6'/»  Uhr  Früli. 

Anscbln»  in  Triest  an  die  Eilzüge  von  und 
nach  Wien. 

Anenbluss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovicil  i  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  Dalmatinisch- Albanesisolien 
Linie  nach  Bari  und  Brindlsl. 

Linie  Triest— Meticovich  A. 

Ab  Triest  Jeden  Mittwoch  7  Uhr  Frflb,  in 
MetkoTich  Freitag  4'/,  Uhr  Nachm.,  berühr.: 
RoTigno,  Pola,  Ijusainpiccolo  ,  Zara,  Zaravecchla, 
Sebenico,  Traii,  Spalato,  8.  Pletro,  Almissa, 
GeUa,  S.  Martine,  Maoaraca,  OvadaE,  S.  Qlorglo 
di  Leeina,  Trapano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Hetkovloll  Jeden  SonnUg  8  Dhr 
Früh,  iu  TrieBt  Dienstag  1'/,  Uhr  Nachm. 

Anschiuss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest— 
Oattaro. 

Linie  Triest-Meticovlch  B. 

Ab  Triest  jenen  Samstag  7  Ulir  Frfih,  In 
Metkovich     Montag    5    Uhr    Nachm.,    berühr. ! 


Pola,  LuHBinpiccolo.  Zara,  Zlarin,  Sebenico, 
Rogosinzza,  Traft,  Spalato,  8.  Pletro,  Poatire, 
Almissa,  Pucischie,  Macarsca,  8.  Giorgio  di  Le- 
sina, Trapano,  Gradai,  Fort  Opus. 

Retour  ab  ■etkovioh  jeden  Mittwoch  8  Uhr 
Frfih,  in  Triest  Freitag  6  Uhr  Abends. 

Ansohluss  auf  der  Rückfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalmatlnlsoh-AllianesIsohBii  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Triest  jedei)  Montag,  Mittwoch  nnd 
Freitag  um  Mittemacht,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6';,  Uhr  Früh. 

Retonr  ab  Venedh  jeden  Montag,  Dienstag 
und  Freitag  II  Uhr  Bfaohts,  Ankunft  in  Triest 
den  darauffolgenden  Tag  6',,  Uhr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jeden  Mittwoch  2>/,  Uhr  Nachmittags, 
In  Zara  Donnerstag  5  Uhr  Nachm.,  berühr. : 
Gherso,  Rabaz.  Maliusca,  Veglia,  Arbe,  Lnssin- 
grande,  NoTaglla,  Valcassione,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Bonntag  5Vt  Uhr  Früh,  in 
Pola  Montag  4  Ubr  IVtth 

Dalmatinisch-Albanesische  Linie. 

Ab  Triest  jerten  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Cattaro  Douner-ilag  7»/,  Uhr  Abends,  berühr.: 
Hovigno,  Pola,  Lussinpiccolo,   Selve,    Zara,  Se- 


benico, Spalato,  Milni.'Lesina,  Cnrzola,  Qravosa, 
Castelnuovo,  Teodo  nnd  Risano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Montag  11  Uhr 
Vorm.,  in   Triest  Mittwocb  6  Uhr  Abends. 

Anscblnas  in  Pola  auf  der  Rückfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola—Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari.  Brinillsl,  Antivarl,  Dulclgno,  Madua, 
Durazzo,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Maura  verlängert..  Auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindlsl  Anschluss  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rückkehrenden  Dalmatlnlsoh- 
Albaneslsohen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  Jeden  Freitag  7  Uhr  Früh,  in 
Spizza  darauffolgenden  Mittwoch  II  Uhr  Vorm., 
berühr. ;  Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogoanizza,  Trau,  Spalato,  Ca- 
rober,  Miln4,  Cittavecchia,  Lesina,  Lissa,  Gomisa, 
Vallegrande,  Cnrzola,  Orebich,  Terstenik,  Meleda, 
Qr&vosa,  Ragusavecchia,  Ca»te1nuovo,  Teodo, 
Perasto-Risano,  Perzagno,  Cattaro,  Badua. 

Retour  ab  Spizza  Jeden  Mittwoch  11';,  Uhr 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  ühr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  möglich 
wtre,  wird  in  Megline  angelegt^ 


IjE"V".A.rQ"TB-     TTlSriD     I^ITTELl>^rEER.-IDIElsrST. 


Eillinie  Triest— Alexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  1«  Uhr  MitUgs, 
in  Alexandrien  .Sonntag  6  Uhr  Früh  über  Brindlsl. 
Rückfahrt  von  Alexandrien  jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschluss  inAlexandrien  an  die  Syrisch-Cara- 
manische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  in  Triest  an  die  Ankunft  und 
Abfahrt  des  Luiusznges  Ostende— Wien— Triest 
und  in  Brindlsl  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rückfahrt  an 
jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Monaten  MErz,  April, 
Mai  und  Juni  wird  aif  der  Rückfahrt  zwischen 
Brindlsl  urd  Triest  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  angelaufen. 

Verbindung  zwischen  Flume  und  Alexandrien 
über  Triest  mit  der  Qrleohlsoh-Orlentallsohen  und 
der  Thessallsctien  Linie  A. 

Syrisch-Caramanische  Linie. 

Wöchentlich  vom  September  bis  Ende  März; 
vlerzehntäglg  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Alexandrien  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
in  Constantinopel  zweitnächsten  Sonntag  5  Uhr 
Früh  über  PortSai'd,  Jaffa,  Caifa,  Beirut.  Tripolis, 
Lattacbia.  Aiexardrette,  Meryna,  Rbodus,  Khlos, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constantinopel  Sonntag**)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Alexandrien  zweitnächsten  Donnerstag 
6  ühr  Früh. 

•)  Am  S.,  10  ,  17.,  24.  und  81.- Jänner,  7., 
14.,  21.  und  2^.  Februar,  7,  14,  21.  und 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  30.  Mai. 
15.  und  27.  Jnni,  11.  nnd  25  Juli,  8.  und 
22.  August,  5.,  12.,  19.  nnd  26.  September,  3., 
10.,    17.,    24.    nnd  31.  October,    7.,  14.,   21.   und 

28.  November,  5.,  12-,  19.  und  26.  December. 
••)    Am    1.,    8.,  1.5.,  22.  und  29.  Jänner,    6., 

12.,  19.  und  2«.  Februar,  5.,  12.,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  und  SO.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  und 
25.  Juni,  9.  und  23.  Juli,  6.  und  20.  August,  8., 
10.,  17.    und  i».  September,    1.,  8.,  15.,  22.  nnd 

29.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  3., 
10.,  17.,  24.  nnd  81.  December. 

Anschluss  in  Alexandrien  an  die  Eillinie 
Triest— Alexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
September  bis  Ende  März)  auf  der  Hinfahrt  nach 
Candlen,  Cerlgo  etc.  (Thessallsohe  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  11'/,  Uhr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  6  ühr  Früh  über 
Brindisi,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantinopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anschluss  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nach  Albanien  und  Dalmatien  (Dalmatlnlsch- 
Albaneslsohe  Linie,  Rückfahrt),  neiters  in  Corfu 
oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triest 
(Linie Triest— Constantinopel,  RUikfahU;  inCorfti 
auf  der  51infabrt  an  die  Linie  Corftl-Prevesa;  in 
Piräus  sowohl  Auf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  Qrleohlsch-Orlentallsche  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candlen  etc.  (Thessalische 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantinopel- Batum. 

Von  Constantinopel  jeden  Samstag  12  Uhr 
Mittags, in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Früh,  berührt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  In  Constantinopel 
Mittwoch  2  ühr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantinopel  auf  der  Rück- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantinopel - 
Odessa  und  der  Donaulinie. 

Constantinopel— Odessa. 

Von  Constantinopel  ab  Jeden  DoanersUg  3  Dhr 
Nachm . ,  in  Odessa  Montag9DhrFrüh,  berührend ; 
Burgas.  Varna,  Coatanza.  Kttckfahrt  »b  Odessa 
jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  in  ConsUntinopel 
Mittwoch  10  Uhr  Vorm. 

Griechiscil-Orientaiische  Linie  A. 

Von  Tr  lest  ab  Jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Naobm.,  inConstantinopel  zweitnächsten  Mittwoch 


6  Uhr  Früh,  berührend:  Fiunie,  Corfu,  Patras, 
CaUcolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Vathy,  Khlos, 
Smyrna,  Cesm4,  Mytilene,  Dardanellen,  QalHpoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  Jeden  zweiten  Mon- 
tag**) 4  ühr  Nachm.,  in  Triest  zweitnächsten 
Sonntag    11  Uhr  Vorm. 

•)  Am  1.,  15.  und  29.  Jänner,  12.  und  26. 
Februar,  12.  nnd  2S.  März,  9.  nnd  23.  April. 
7.  und  21.  Mai,  4.  und  18.  Juni,  2.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  nnd  27.  Aagust,  10.  und  24.  Septem- 
ber, 8.  nnd  22.  Oc  ober,  5.  und  Ib.  November, 
3.,  17.  nnd  31.  December. 

**)  Am  9.  und  23.  Jänner,  6.  unl  20.  Febmar, 
6.  und  20.  März,  3.  nnd  17.  April,  1.,  15.  und 
29.  Mai,  12.  und  26.  Juni.  10.  und  24.  Juli,  7. 
und  21  Angnst,  4.  ond  IS.  September,  2.,  1". 
nnd  SO.  October,  13.  und  27.  November,  11.  und 
25.  December. 

Anschluss  in  Piräus  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Sniyrpa  auf  der  Rückfahrt  nach 
Candlen  etc.  (TheBsalische  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  in  den  Monaten  vom  Septeiuber 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanieu  und  Syrien  (Syrlseh-Caramanisct'e 
Linie,  Rtiokfahrt);  In  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa 
sowie  an  die  Donauilnie. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  nnd 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Fiume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwischen  Fiume  und  Alexandrien 
über  Trle"t  mit  der  KUlinie  Triest- Alexandrien. 

eriechisch-Orientaiische  Linie  B. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Nachm.,  in  Conatantinopei  zweitnächsten  Mitt- 
woch eiJhr  Früh,  berührend:  Fiunie,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Khlos,  Smyrna, 
Vathy,  Cesm^,  Mytilene,  Dardanellen,  Gallipoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Nachm.,  in  Trieat  zweit- 
nächsten Sonntag  11   Uhr  Vormittags. 

*)  Am  8.  und  2«.  Jänner,  5.  und  19.  Febrnar, 
5.  und  19.  März,  2.,  16.  und  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  Jnni,  9.  nnd  23.  Juli,  6. 
und  20.  August,  3.  nnd  17.  September,  i.,  16. 
und  29.  October,  12.  und  26.  November,  10.  und 
24.  December. 

♦•)  Am  2.,  16.  und  30.  Jänner,  13.  nnd  27. 
Febmar,    13.    und  27:  März,    10.  und  24.    April, 

8.  und  22.  Mai,  5.  und  IH.   Juni,  3.,  17.  nnd  31. 
Juli,  14.  und  28.  Augnal,  11-  und  25.  September, 

9.  und  23.  October,  ei  nnd  20.  November,  4,  nnd 
19.  December. 

Anschluss  in  PIrilus  an  die  Elllinie  TrIeSt— 
Constantinopel  »owohj  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrnf  lu  den  Monaten  vom  Sep- 
tember bis  Knde  März  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanlen  und  Syflen  (Syrisch-Carramanisohe 
Linie,  Rückfahrt);  In  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— Odessa, 
sowie  an  die  Donaul  MIe. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Flume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

*+*)  Verbindung  zwischen  Flume  und 
Alexandrien  über  Trieft  mit  der  Eillinie  Triest— 
Alexandrien. 

Donauilnie. 

Von  Constantlnop»l  jeden  Donnerstag  12  ühr 
Mittags,  in  Galatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr.: 
Burgas,  Varna,  Costanza,  Sniina,  Braila.  Rück- 
fahrt von  Qalatz  Jed*i  Mittwoch  9  Uhr  Früh,  in 
Constantinopel  Sonntag  S  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  GriechiaQb-Orientalischen  und  der 
Syrisch- CaramaniBchen  Linie. 

Thessaligche  Linie  A. 

Von  Triest  ab  jeden  zweiten  Donnerstag*) 
3  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten 
Donnerstag  6'/,  Uhr  Früh,  berührend:  Fiume, 
Valona,  Medna,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Argostoll, 
Zante,  Canea,  Rethyino,  Candlen,  Piräus,  Volo, 
Salonich,  Oavalla,  Lscos,  Dedeagh,  Dardanellen, 


Gallipoli,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
Jeden  zweiten  Samstag»*)  8  ühr  Früh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Uhr  Früh. 

•)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  nnd  16.  Fe- 
bruar, 2.,  16.  und    30.  März,    13.  nnd  27.  April, 

11.  und  25.  Mai,  8.  nnd  22.  Juni,  6.  und  20.  Juli, 
S.,  17.  nnd  31.  August,  14.  und  28.  September, 
Ig.  nnd  26.  October,  9.  und  23.  November,  7. 
und  21.  December. 

••)  Am  14.  und  28.  Jänner,  11.  nnd  25.  Fe- 
brnar, 11.  und  25.  März,  8.  nnd  22.  April,  6. 
und  20.  Mai,  3.  und  17.  Juni,  1.,  15.  nnd  29.Jnll, 

12.  und  26.  August,  9.  und  28.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  nnd  18.  November,  s.  16. 
und  30.  December. 

Anschluss  in  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Srieohlsoh-Orlentallsche  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiters  im  An^ 
schluBS  an  die  Hinfahrt  der  Elllinie  Triest— 
Constantinopel  sowie  der  Qriechlsoh-Orlentallsohen 
Linie  A.  In  Constantinopel  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Constantinopel  —  Odessa    sowie  Donauilnie. 

NB.  Die  Aufenthalte  In  Flume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Flume  und  Alexan- 
drien Dber  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— Alexan' 
drlen. 

Thessalisolie  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  Donneratag*)  S  ühr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnäcjisten  Don- 
nerstag 6  ühr  Früh,  berührend:  Durazzo,  Medua, 
8tl.  Quaranta,  Corfn,  Argostoll,  Zante,  Cerlgo, 
Canea,  Rethymo,  Candlen,  Piräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonich,  Cavalla,  Dedeagh,  Dardanellei,  öalli- 
poii,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  In  Triest 
drittnächsten  Montag    12  Uhr   Mittags. 

•)  Am  12.  und  26.  Jänner,  9.  nnd  23.  Fe- 
bmar, 9.  und  23.  März,  6.  und  20.  April,  4.  nnd 
18.  Mai,  1.,  15.  und  29.  Juni,  13.  nnd  27.  Juli. 
10.  nnd  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  .5. 
nnd  19.  October,  2.,  16.  nnd  SO.  November,  14. 
nnd  28.  December, 

**)  Am  7.  und  21.  Jänner,  4.  und  18.  Fe- 
bruar,   4.  und  18.   Man,  1.,  15.    und   29.    April, 

13.  und  27.  Mai,  10.  nnd  24.  Juni,  8.  und  22. 
Juli,  5.  und  19.  August,  2.,  16.  und  80.  Sep- 
tember, 14.  und  28.  October,  11.  und  25.  No- 
vember. 9.  und  23    December. 

Anscbius-  in  Piräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triest— Constantinopel  sowie  an  die 
Qrlechlsch-Orlentallsche  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
März)  auf  der  Rückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrisoh-Caramanischen  Linie;  in  Constantinopel 
an  die  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
die  Donaulinie. 

Dalmatinlsch-Albanesisclie  Linie. 

Von  Triest  Jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  In 
Corfu  nächsten  Mittwoch  9'/»  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend :  Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Spalato,  Milna,  Lesina,  Cnrzola, 
Gravosa,  Castelnuovo,  Teodo,  Risano,  Cattaro, 
Bari,  Brindisi  (Bari  und  Brindisi  nnr  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro,  Antivarl,  Dnicigno,  Medna, 
Durazzo,  Valona,  Sanli  Quaranta,  Corfu.  Retour 
von  Corfn  Donnerstag  8»/,  Uhr  Früh,  au  Triest 
Mittwoch  6  Uhr  Abends. 

Anschluss  in  Cattaro  auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatien  mit  der  rück- 
kehrenden Dalmatinisch- Albanesischen  Linie;  in 
SantI  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Trieflt— Constantinopel,  sowohl  nach  Trieat  als 
nach  Constantinopel. 

Zweiglinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  Jeden  Freitag  4'  ,  Uhr  Früh, 
in  Preveaa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend: Sajada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  Jeden  Dienstag  6  ühr  Früh,  in  Corfn  den 
gleichen  Tag  6';,  Uhr  Abends.  Anschluss  in  Corfu 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest — Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  Aenderungen  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  unii  ohne  Haftung 
für  die  Regelmässigkeit    des  Dienstes    bei    Con- 
tnmaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  riebe  vorhergehende  Seit«. 


Verantwortlicher  Redactenr:  R.  v.  ROESSLER. 


Ch.  Reisser  &  M.  Wertliner    Wien. 


November  1899. 


JEONOTA     ■ 
K   P0V2ßi;ZENI 

OESTERREiCHISCHE    **?  Ce'c'hAch' 


Nr.  11. 


^onalsst^riß  fiir  öm  #rimt. 

HeraosgegebcD  Tom 

K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlich  eine  Nummer. 


VBKI.AO  DKS  K.  K.  ÖSTBKSBICHISCHEK  HaNDBI^MUSRUMS  IN  WlBN. 


Pr«toJitarLftn.      10  Hark. 


INHAl/J':  llandeU-  und  QeschKftsverhältiilBse  In  OBUslen.  —  Dai  Reich 
des  weissen  KlepliantHn.  —  Die  W'lrtlischafiHverbältnlflse  vou  Corfu.  — 
llctractiiungeri  japanisrhor  KiaatainätiDer  Uher  die  nttiie  Vertragiärm.  — 
Der  Bamua  Vertrag.  —  l>ie  tranMafrikaDiscbe  Telegraphenllni«  Capttadt — 
(3airo.  —  Uer  kaUerliclie  (iefangme    in    China.  (!bronlk.    —    M  I  ■- 

r  ß  1  ]  4)  n  :  Das  englische  Elsenhahnprojecl  Atexandrieo — SbaUKhai.  — 
Die  neue  Laudstrasse  Ton  Kescbt  nach  Tuberau.  —  Urosse  Feiiembraniie 
in  Japan.  —  Uussiscbes  Postweien  in  China. 


HANDELS- 


UND   GESCHÄFTSVERHÄLTNISSE 
IN  OSTASIEN. 


Von   Vice-Consul  Nicolaus  Post.^) 
China. 

Zunehmende  Erschöpfung  des  inländischen  Bedarfes, 
nicht  minder  sich  von  Tag  z\x  Tag  schwieriger  gestaltende 
Productionsverhältnisse  zwingen  schon  seit  Langem  die 
meisten  europäischen  Staaten  dazu,  neue  Absatzgebiete 
für  ihre  Industrie  zu  suchen  und  vermehrte  Handels- 
beziehungen auch  mit  überseeischen  Ländern  anzuknüpfen. 
Der  unerwartete  Ausgang  des  chinesisch-japanischen 
Krieges,  die  hiebei  zu  Tage  getretene  tiefe  Ohnmacht 
und  Zerrüttung  des  chinesischen  Staatswesens  einerseits, 
der  wichtige  Aufschwung  andererseits,  welchen  seitdem 
Industrie  und  Handel  des  Mikadoreiches  genommen  haben, 
lenkten  begreiflicherweise  in  erhöhtem  Maasse  die  Auf- 
merksamkeit der  europäischen  Staaten  auf  Ostasien  und 
die  reiclien  Absatzgebiete,  welche  daselbst  noch  der  Aus- 
beute harren.  Durch  diesbezügliche  Bestrebungen  der 
einzelnen  fremden  Mächte,  die  Verpachtung  chinesischer 
Gebiete  an  Deutschland,  Russland,  Grossbritannien  und 
Frankreich,  nicht  minder  die  bevorstehende  Eröflnung 
der  grossen  sibirischen  Eisenbahn,  durch  welche  eine 
directe  Landverbindung  Europas  mit  dem  äussersten 
Osten  Asiens  geschaffen  wird,  sind  die  einzelnen  Länder 
Ostasiens  und  deren  eigenthümliche  Landesverhältnisse 
nur  noch  mehr  in  den  Vordergrund  der  ötfentlichen 
Aufmerksamkeit  gerückt  worden.  Wenn  auch  Oesterreich- 
Ungarn  an  politischer  und  commercieller  Machtentfaltung 
in  Ostasien  sich  nicht  mit  den  übrigen  Grossmächten 
Kuriipas  vergleichen  kann,  so  verbinden  es  doch  lang- 
jährige Gesi  häftsbeziehungen  mit  China  und  Japan  und 
macht  sich  auch  in  unserem  Vaterlande  mit  jedem  Tage 
kräftiger  der  Ruf  nach  neuen  Absatzgebieten  und  Steige- 
rung der  bisherigen  Handelsbeziehungen  mit  den  über- 
seeischen Ländern  geltend.  Im  Hinblicke  darauf  gebe  ich 
mich  der  Hoffnung  hin,  dass  die  Handels-  und  Geschäfts- 
verhältnisse Ostasiens  einem  actuellen  Interesse  auch  in 
unseren    competenten  vaterländischen  Kreisen  begegnen. 

In  wirthschaftlicher  Beziehung  zerfällt  Ostasien  be- 
kanntlich in  vier  grosse,  unabhängige  Gebiete,  in  die 
Kaiserreiche  China,  Japan  und  Korea  .sowie  in  die  russi- 
schen Besitzungen.  In  dieser  Reihenfolge  will  ich  auch 
die  wichtigsten  für  Handel  und  Industrie  daselbst  in 
Betracht  kommenden  Verhältnisse  schildern. 

Es  bedarf  wohl  keiner  Erwähnung,  dass  China,  welches 
auch  in  seiner  heutigen  Ausdehnung  noch  zu  den  g^össten 
Reichen  gehört,    welches  in  der  Vergangenheit  und  der 


')  Vortr&ge,    gehalten    tm    k.    k. 
17.  November  bis  lli.  Deeember, 


Oaterreiohleohen  H«Q4«I«-Mutenm   rom 


Gegenwart  durch  seine  mannigfache  Verschiedenheit  der 
geographischen  und  klimatischen  Verhältnisse,  durch 
seine  reichen  Naturschätze  und  die  zahlreichen  Hilfs- 
kräfte, welche  dem  Lande  zur  Ausbeute  deiselljcn  zur 
Verfügung  stehen,  durch  seine  eigene,  unabhängig  von 
anderen  Gebieten  entwickelte  Cultur  und  das  starre 
Festhalten  an  derselben  entschieden  zu  den  interessan- 
testen Ländern  nicht  nur  Ostasiens,  sondern  des  ge- 
sammten  Erdballes  zu  zählen  ist.  VVas  den  Namen  China 
anbelangt,  so  scheint  derselbe  durch  die  Bewohner  Ost- 
indiens, welche  zuerst  im  XII.  Jahrhunderte  v.  Chr.  G. 
mit  dem  im  äussersten  Nordwesten  Chinas  gelegenen 
Reiche  der  Königsfamilie  der  Tsin  in  Verbindung  traten 
und  bald  den  Namen  derselben  auf  alle  übrigen  Reiche 
Chinas  ausdehnten,  in  das  Abendland  gelangt  zu  sein. 
Die  Chinesen  selbst  kennen  in  ihrer  Sprache  die  Be- 
zeichnung „China"  liicht,  sondern  nennen  ihr  Vaterland 
„die  grosse  Welt",  „das  Reich  der  vier  Meere",  das 
„Reich  der  Mitte"  etc.,  sich  selbst  aber  die  „tapferen 
Männer"  oder  die  Bewohner  des  Reiches  der  Mitte  etc. 
Das  chinesische  Reich  erstreckt  sich  in  seiner  gegen- 
wärtigen Ausdehnung  vom  Zusammenflusse  des  Argun 
und  der  Schilha,  der  beiden  Quellflüsse  des  Amur,  im 
äussersten  Norden  bis  zur  Insel  Kanien  im  äussersten 
Süden,  vom  Pamirplateau  im  Westen  bis  zur  Einmündung 
des  Ussuri  in  den  Amur  im  Osten.  Abzüglich  der  in 
der  Mitte  dieses  Jahrhunderts  an  Russland  abgetretenen 
Gebiete  in  Nordostasien  wird  die  gesammte  Fläche  des 
chinesischen  Reiches  auf  ungefähr  12'/,  Millionen  km* 
geschätzt,  also  1 8mal  so  gross  als  der  gesammte  Flächen- 
inhalt Oesterreich- Ungarns.  Die  wichtigstefi  Grenzen 
Chinas  sind  im  Nordosten  der  Yalufluss,  welcher  es  von 
Korea  trennt,  die  Bucht  von  Korea,  femer  der  Golf 
von  Petschili,  das  Chinesische  Meer,  die  Strasse  von 
Formosa,  welche  es  von  der  seit  dem  Handelsvertrage 
von  Shimoneseki  an  Japan  abgetretenen  Insel  Formosa 
trennt,  ferner  im  Süden  der  Golf  von  Tongking;  die 
französische  Colonie  Tongking  und  der  englische  Besilx 
Oberburma  begrenzen  die  südwestlichsten  Provinzen 
Chinas,  Huengsi  und  Yunnen,  welche  aber  gerade  in 
diesen  Theilen  von  den  unabhängigen  Völkerschaften 
der  Laos,  Kakyens  und  Lingphos  und  anderen  bewohnt 
werden.  Der  südliche  Gebirgszug  des  Himalaya  trennt 
China  von  den  nördlichen  Staaten  Britisch-Ostindiens, 
der  Gebirgszug  von  KaraLarum,  beziehungsweise  der 
China  nur  nominell  tributäre  Staat  Ladak  bildet  die 
Westgrenze  des  Reiches,  Im  Nordwesten  trennen  ver- 
schiedene Gebirge  und  der  Altei,  im  Norden  die  Band- 
gebirge der  Mongolei,  im  Nordosten  der  Argun,  der 
.\murstrom  und  der  Ussuri,  somit  am  äussersten  Nord- 
osten eine  Linie,  welche  den  oberen  Ussuri  mit  Korea 
verbindet,  das  Reich  der  Mitte  von  Russland,  weldies 
somit  auf  einer  .Ausdehnung  von  mehr  als  85.277  km 
der  unmittelbare  Grenznachlwr  Chinas  ist.  Die  gesammte 
Grenxentwicklung  Chinas  wird  auf  22*/«  Millionen  km, 
nahezu  die  H&lfte  des  gesammten  Eitlanifanges  ge- 
schätzt. 


122 


ÖSI  hRREICHISCHE  MONATSbCHRIFT  FÜR   DEN  ORIENT. 


Was  die  Bodenerhebungen  in  China  anbelangt,  so  ge- 
hört dieses  Reich  dem  Gebirgssysteme  des  Himalaya 
an.  Nach  Norden  fällt  bekanntlich  dieses  Gebirge  zu 
den  Hochplateaux  von  Tibet,  Ostturkestan  und  weiter 
nördlich  zu  jenem  von  der  Mongolei  ab,  welche  unter- 
einander wieder  durch  einzelne,  grössere  Gebirgs- 
ketten getrennt  sind,  von  denen  die  mittleren 
mit  dem  Pamirplateau  zusammenhängen.  Diese  Hoch- 
plateaux stellen  mit  Ausnahme  einzelner  fruchtbarer 
Flussthäler  einen  Complex  von  Steppen  und  Wüsten 
dar,  welche,  zumeist  von  halbwilden  Nomaden  Völkern 
bewohnt,  für  den  fremden  Handel  Chinas  wenig  oder 
gar  nicht  in  Betracht  kommen.  Nach  Osten  sendet  das 
Himalayagebirge  mehrere  Au.'iläufer,  von  denen  der  süd- 
östlichste die  im  östlichen  Thcile  Thibets  entspringenden 
Ströme  Irawaddi,  Salmein  und  den  Mekong  begleitet 
und  Hinterindien  durchzieht.  Vi  n  diesem  Gebirgszuge 
streichen  einzelne  Gebirge  nach  Südchina  und  erfüllen 
die  Provinzen  Yunnan,  Kweitschau,  Kiangsi,  Kiangtung 
und  Fukien.  Nach  Nordosten  setzen  sich  die  Ausläufer 
des  Himalaya,  das  östliche  Kwtnlungebirge,  fort  und 
bilden  die  Gebirgsländer  von  Szechuen,  Schensi,  Schansi 
und  Honzu.  Nördlich  vom  Hoangho  stellen  sich  diese 
Ausläufer  auch  als  die  südlichen  Randgebirge  der  Mon- 
golei dar,  an  welche  sich  im  Nordosten  das  Chingan- 
gebirge  und  das  Hochland  der  Mandschurei  anschliesst. 
Das  Land  zwischen  diesen  südöstlichsten  und  nordöst- 
lichen Ausläufern  des  Himalayagebirges  einerseits  und 
dem  Meere  andererseits  ist  als  das  eigentliche  China 
zu  betrachten,  welches  von  zahlreichen  und  sehr  be- 
deutenden Strömen  bewässert  wird.  Diese  natürlichen 
Wasserstrassen,  hinsichtlich  welcher  ich  kein  Land  der 
Erde  mit  China  vergleichen  kann,  bilden  die  grössten 
Hilfskräfte  für  die  Entwicklung  von  Handel  und  Veikehr 
in  diesem  grossen  Reiche  und  ersetzen  zum  grössten 
Theile  die  fehlenden   Lande  immunicatiooen. 

Die  beiden  wichtigsten  Ströme  .'•ind  der  Hoangho  oder 
gelbe  Fluss  und  der  Yangtsekiang  oder  blaue  Fluss. 
Beide  Flüsse  entspringen,  kaum  hundert  Meilen  von 
einander  getrennt,  in  dem  nordöstlichsten  Theile  Thibets, 
wo  auch  die  grossen  Ströme  Hinterindiens  ihren  Ursprung 
haben.  Der  Hoanghostrom  durchbricht  in  zahlreichen 
Krümmungen  die  nordöstlichen  Randgebirge  Thibets 
sowie  jene  im  Süden  der  Mongolei,  erreicht  nach  Auf- 
nahme des  Wecho,  des  bedeutendsten  seii.er  schift- 
baren Nebenflüsse,  den  sudlichsten  Punkt  und  strömt 
sodann  in  nordöstlicher  Richtung  durch  die  Tiefebene 
von  Shensi  dem  Golfe  von  Petschili  zu.  Grosse  Ueber- 
schwemmungen  und  Dammbrüche  hatten  vor  vielen  Jahr- 
hunderten bekanntlich  den  Unterlauf  des  Hoangho  nach 
dem  Süden  von  Schantung  abgelenkt,  woselbst  er  sich 
nördlich  von  der  Yangtsekiangmündung  in  das  Gelbe 
Meer  ergoss. 

Auch  heute  ^noch  bringen  die  alljährlich  wieder- 
kehrenden Ueberschwemmungen  zur  Zeit  der  Schnee- 
schmelze in  den  Gebirgen  Elend  und  Verwüstung  über 
die  weiten,  fruchtbaren  Gebiete,  welche  er  durchströmt, 
und  nicht  mit  Unrecht  wird  er  von  den  Chinesen  als 
„die  Sorge  Chinas"  bezeichnet.  Das  grosse  Gefälle  in 
seinem,  tnittleren  Laufe,  die  enormen  Sand-  und  Geröll- 
massen, welche  er  in  seinem  Unterlaufe  ablagert,  machen 
ihn  auch  für  die  Schiffahrt  wenig  geeignet.  Projecte  zur 
Regulirung  des  Stromes  wurden  zu  verschiedenen  Zeiten 
sowohl  von  Chinesen  als  auch  von  fremdländischen  In- 
genieuren ausgearbeitet,  und  erst  in  diesem  Frühjahre, 
als  eine  neuerliche  Ueberschwemmung  eintrat,  viele 
hunderte  von  Menschen  hiehei  ums  Leben  kamen,  andere 
brotlos  wurden,  entsandte  der  Pekinger  Hof  Li-Hung- 
chang  in  Begleitung  zweier  belgischer  Ingenieure  an  den 
Hoangho,  um  Vorschläge  für  die  Regulirung  dieses 
Stromes  zu  erstatten.  Solche  wurden  auch  thatsächlich 
der  kaiserlichen  Regierung  unterbreitet,  ob  dieselben 
aber  zur  Ausführung  gelangen  und  das  hiefür  erforder- 
liche Capital  von  vielen  Millionen  Gulden  seitens  der 
chinesischen  Regierung  aufgebracht  werden  wird,    bleibt 


noch  lange  dahingestellt.  Das  genannte  Stromgebiet  des 
Hoangho  wird  auf  ca.  1,230.000  km'^  geschätzt,  ein 
Flächeninhalt,  welcher  ungefähr  jenem  der  österreichisch- 
ungarischen Monarchie  und  Deutschlands  zusammen- 
genommen entspricht.  Die  Entfernung,  welche  den  Ur- 
sprung des  Hoangho  von  seiner  Mündung  trennt,  beträgt, 
in  der  Luftlinie  gemessen,  2067  km,  die  zahlreichen 
Windungen  des  Stromes  machen  den  Lauf  desselben 
jedoch   doppelt  so  lang. 

Für  die  Binnenschiffahrt  Chinas  weit  bedeutender  als 
der  Hoangho  ist  der  Yangtekiangstrom,  welcher,  aus 
drei  Quellflüssen  gebildet,  das  Bergland  von  Szechuen 
in  zahlreichen,  pittoresken  Engpässen,  sogenannten  Forges, 
durchbricht,  und  in  einem  nordösthchen  Laufe  durch 
die  Tiefebenen  der  Provinzen  Hupeh,  Onhui  und  Kwengsu, 
der  fruchtbarsten  und  reichsten  Theile  Chinas,  der 
gelben  See  zufliesst.  Sein  Lauf  beträgt  ungefähr  4827  km 
und  erfolgt  die  Mündung  des  Yangtsekiang  in  einem 
grossen  Delta,  welches  sich  in  Folge  der  alljährlichen 
grossen  Sand-  und  Erdmassen,  welche  der  Strom  der 
See  zuführt,  immer  weiter  in  das  Meer  hinaus  sich  vor- 
schiebt. Seine  bedeutendsten  Nebenflüsse  sind  der  Kan- 
kiang,  welcher  sich  durch  den  Poyangsee  in  den  Yangtse 
ergiesst;  der  Tangtingsee,  weiter  stromaufwärts  am 
Yangtsehiaug  gelegen,  empfängt  die  Nebenflüsse  Siang 
und  Yuen,  welche  die  Wasserverbindung  mit  den  Pro- 
vinzen Kweitschau  und  Hünan  herstellen.  Vom  Norden 
mündet  der  Krufluss  bei  Huchow  in  den  Yangtsekiang. 
Unmittelbar  vor  seiner  Mündung  in  das  Meer  nimmt 
letzterer  auf  seinem  rechten  Ufer  auch  noch  den 
Whengpoo  auf,  an  welchem  1  8  km  stromaufwärts  Shanghai, 
das  Handelscentrum  Mittelchinas,  gelegen  ist. 

Im  Gegensatze  zum  Hoangho  zeichnet  sich  der 
Yangtsekiang  durch  tieferes  und  gleichförmigeres  Fahr- 
wasser aus,  weshalb  er  sch'in  von  der  Grenze  Szechuens 
angefangen  bis  zu  seiner  Mündung,  d.  i.  auf  einer 
Strecke  von  mehr  als  2700  km  für  einheimische 
Dschunken  schiffbar  ist.  Grosse  Seedampfer  gehen  bis 
Kenkow,  d.  i.  ungefähr  1000  km  von  der  Mündung 
entfernt,  und  gelänge  es,  die  vorerwähnten  Forges  für 
Dampfschiffe  zugänglich  zu  machen,  was  übrigens  bereits 
im  Zuge  ist,  so  würde  der  Dampfschiffahrtsverkehr  leicht 
bis  zu  2500  km  Ausdehnung  auf  diesem  Strome  ver- 
längert werden  können.  Das  gesammte  Stromgebiet  des 
Yangtsekiang  wird  auf  ca.  i,4iq.ooo  km'*  geschätzt,  und 
ist  derselbe  daher  mit  Recht  zu  den  grössten  Strömen 
der  Welt  zu  zählen. 

Zahlreiche  andere  Flüsse  ergiessen  sich  in  das  Meer, 
von  der  Insel  Keinon  im  Süden  angefangen  bis  zum 
Yenflusse  im  Nordosten.  Im  Süden  ist  der  bedeutendste 
der  Perlfluss  oder  Chuhiangfluss,  welcher  von  drei 
Flüssen,  dem  West-,  Nord-  und  Ostflusse  gebildet  wird. 
Für  den  Handel  und  Verkehr  Südchinas  ist  der  wich- 
tigste der  erstgenannte,  der  Westfluss,  welcher  die 
Verbindung  mit  den  südwestlichsten  Provinzen  Chinas, 
Yannen  und  Kweitschau  herstellt.  Für  Dampfschiffe  theil- 
weise  schiffbar  sind  auch  der  Minfluss,  an  welchem 
Futschau,  der  Tsih,  an  dem  Ningpo  gelegen  ist,  ferner 
der  Peiho  im  Norden,  welcher  bei  Tientsin  und  in  der 
Nähe  von  Peking  vorbeifliesst  und,  so  lange  die  Eisenbahn 
zwischen  diesen  beiden  Städten  nicht  hergestellt  war,  die 
wichtigste  Verkehrader   für  den  Handel  Nordchinas  war. 

Von  Seen  sind  im  Gebiete  des  Yangtsekiangstromes 
die  schon  erwähnten  Tungting-  und  Peyangseen  bemer- 
kenswerth,  von  welchen  Ersterer  einen  Umfang  von  circa 
359  km  hat,  der  letztere  145  km  lang  und  ^2  km  breit 
ist.  Inmitten  der  Seen  sind  zahlreiche  kleine  Inseln 
gelegen,  welche  sich  durch  prachtvolle  landschaftliche 
Schönheiten  auszeichnen.  Zahlloses  Wasserwild  bevölkert 
beide  Seen  und  macht  sie  zu  beliebten  Punkten  für 
die  Jagdausflüge  der  in  den  chinesischen  Vertragshäfen 
ansässigen  Fremden,  Das  Gleiche  gilt  insbesondere  auch 
hinsichtlich  des  Tahusees  bei  Sutschau,  dessen  Ausfluss 
der  schon  früher  erwähnte  Whingpoofluss  ist, 

(Fortsetiung  folgt.)  ^^ 


I 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


1» 


DAS  REICH  DES  WEISSEN  ELEPHANTEN. 

Bei  dem  politischen  und  wirthschaftlichen  Interesse, 
das  neuestens  Ostasien  für  sich  in  Ans])ruch  nimmt,  ist 
es  begreiflich,  dass  sich  auch  die  Reisehteratur  mit  Vor- 
liebe China,  Japan  und  Indien  zuwendet.  Zu  ihren  an- 
ziehendsten Ergebnissen  gehört  zweifellos  das  eben 
erschienene  Buch  Ermt  v.  Hesse-  WarUggs  über  Üiam. ') 
Der  vielgereiste  und  federgewandte  Autor  hat  auch  das 
Reich  des  weissen  Elephanten  aus  eigener  Anschauung 
kennen  gelernt,  und  er  weiss  recht  fesselnd  von  Land 
und  Leuten  in  Siam  zu  erzählen.  Wir  können  hier  nicht 
auf  seine  farbenprächtigen  Beschreibungen  der  Märchen- 
wunder Hinterindiens  eingehen,  noch  auf  die  Schilderung 
siamesischer  Gebräuche  und  Einrichtungen ;  wir  wollen 
bloss  eine  fluchtige  .Skizze  davon  geben,  wie  Hesse- 
Wartegg  die  wirthschaftliche  Lage  Siams  darstellt. 

Unter  dem  Einflüsse  des  Königs  Tschulalongkorn's> 
namentlich  nach  seiner  Rückkehr  aus  Europa,  das  er 
vor  wenigen  Jahren  besucht,  ist  europäische  Civilisation 
wenn  auch  nicht  in  ganz  Siam,  so  doch  in  seiner  Haujit- 
stadt  Bangkok  ziemlich  rasch  vorgedrungen  Der  König 
hat  zwar  nicht,  wie  es  in  Japan  der  Fall  ist,  ganz  mit 
den  alten  Sitten  und  Gewohnheiten,  Trachten  und 
Traditionen  gebrochen,  doch  in  wichtigen  Zweigen  der 
Verwaltung  hat  er  europäische  Vorbilder  nach  Möglich- 
keit nachgeahmt.  Steht  die  absolutistische  Verwaltung 
Siams  auch  ungleich  höher  als  jene  Chinas,  so  ist  doch 
Siam  auch  nicht  ganz  frei  von  dem  drückenden  Ein- 
fluss  schädigender  Mandarinenwirthschaft  und  drückender 
Steuerlast.  Vor  Allem  scheint  die  unverhältnissmässig 
grosse  Zahl  von  Priestern,  die  das  Volk  zu  erhalten 
hat,  ein  schweres  Hinderniss  gesunder  Entwicklung  zu 
sein,  das  offenbar  nicht  durch  die  Besorgung  des  primären 
Unterrichtes  aufgewogen  wird,  der  in  den  Händen  der 
Priester  ruht.  Die  Bildung  der  grossen  Masse  der  Be 
völkerung,  die  zumeist  von  Ackerbau,  Fischfang  und 
Jagd  lebt,  scheint  noch  auf  einem  überaus  niedrigen 
Niveau  zu  stehen.  Das  industrielle  und  commercielle 
Element  der  Bevölkerung  stellen  die  Chinesen  dar,  deren 
Zahl  in  stetem  Wachsen  begriffen  ist,  so  dass  sie  heute 
schon  ebensogross  ist  wie  jene  der  Siamesen  selbst. 
In  Bälde  dürften  sie  die  Majorität  der  Bevölkerung 
Siams  darstellen,  wie  dies  schon  lange  in  den  malayischen 
Nebenstaten  Siams  der  Fall  ist.  So  scheint  Siam,  der 
Pufferstaat  zwischen  englischen  und  französischen  Inter- 
essen in  Oslasien,  der  mongolischen  Besitzergreifung 
ausgeliefert. 

Für  die  wirthschaftliche  Entfaltung  des  Landes,  das 
von  der  Natur  in  jeder  Beziehung  reich  gesegnet  ist, 
scheint,  wie  Hesse- Wartegg  auch  hervorhebt,  die  Ei»enbahn- 
frage  thatsächlich  die  wichtigste  Lebensfrage  zu  bilden.  Der 
ganze  Verkehr  ist  heute  noch  sehr  primitiv  und  vollzieht 
sich  auf  unzulänglichen  Canälen  und  Flusstrecken,  die 
nur  bei  hohem  Wa.sserstande  passirbar  sind.  Oft  müssen 
die  im  Norden  gefällten  Teakholzstämme,  bekanntlich 
nach  Reis  der  wichtigste  Exportartikel  Siams,  drei  bis 
vier  Jahre  warten,  ehe  der  Wasserstand  ihren  Transport 
nach  dem  Menam  und  flussabwärts  nach  Bangkok  er- 
möglicht. So  ähnlich  steht  es  mit  dem  Reishandel  in 
der  Hochebene  von  Korat. 

Bisher  hat  der  König  in  richtigem  Erkennen  der  Zu- 
stände in  Seinem  Reiche  einer  ganzen  Reihe  von  Eisen- 
bahnlinien das  Tog-long  ertheilt,  das  heisst  die  be- 
treffenden Concessionsgesuche  sind  vom  königlichen 
Tische  heruntergefallen.  Die  Schriftstücke,  welche  der 
König  genehmi<fte,  wurden  nämlich  in  früherer  Zeit  von 
diesem,  nachdem  er  sie  unterfertigt,  auf  den  Boden  ge- 
worfen, und  aus  dieser  Zeit  hat  sich  das  Wort  ,, Tog- 
long",  dass  heisst  heruntergefallen,  für  „genehmigt"  er- 
halten. 


*)  Siaai,  rinn  Reich  des  weia^ftn  Rt*^phiint«*n.  Von  Rrtiat  t.  Hr««».Wftrfeff  ■ 
Mit  lüO  iu  iti'ii  Text  iitedruckICD  Abliild  Wfra  iinl  1"  Tufrln  ai'wl«  einer 
Karte  von  81ain.  Lelpstg,  V«rlagiburhlimndliin<  von  J.  J.  Weber,  Itt^tt. 


Zwei  Bahnen  sind  bereits  dem  Verkehr  (ibergeben 
worden,  die  allerdings  nur  zo  km  lange  Strecke  Bangkok  — 
Paknam  und  die  125  km  lange  Strecke  Bangkok — 
Ajuthia— Gengkoi.  Die  erstere,  einer  dänischen  Gesell- 
schaft angehörend,  hat  ein  Capiial  von  4 5". 000  Ticals 
(heute  etwa  530  000  M.)  erfordert  und  wirft  5—6  Pcrccnt 
ab.  Der  Personenverkehr  auf  den  drei  Zügen,  welche  tüglich 
nach  beiden  Richtungen  gehen,   ist  sehr  lebhaft. 

Die  zweitgenannte  Bahn,  ein  Theil  der  schon  seit 
Langem  projectirien  Linie  Bangkok — Korat,  warde  gant 
aus  Staatsmitteln  hergestellt  und  am  i.  April  1897  vom 
König  selbst  in  feierlicher  Weise  eröffnet.  Auch  auf 
dieser  Bahn  überwiegt  der  Personenverkehr  und  ist  in 
fortwährendem  Steigen  begriffen.  So  betrug  die  Zahl 
der  Passagiere  im  .April  1897  nur  lo.Ooo,  im  Jänner 
1898  aber  bereits  42.000.  Die  wichtigste  F"racht  i-t 
bisher  der  Reis  gewesen;  von  allen  Seiten  strömt  der 
Verkehr  der  neuen  Bahn  zu,  und  längs  der  L'nie  '\>\ 
eine  ganze  Reihe  neuer  Dörfer  entstanden,  so  dass  die 
Betriebsüberschüsse,  welche  im  ersten  Jahre  nur  ein 
Sechstel percent  des  Anlagecapitals  l)etriigen,  für  das 
laufende  Jahr  auf  2'/«  Percent  veranschlagt  werden.  Die 
bisher  eröffnete,  wie  ge.sagt  1  25  km  lange  Strecke  kostete 
den  Staatssäckel  8  Millionen  Ticals  (64.000  Ticals  = 
etwa  70.000  M.  per  km).  Die  Baukosten  wären  viel 
geringer  gewesen,  wenn  die  Bahn  in  ihri  m  ersten  Theile 
nicht  durch  das  grosse  Ueberschwemmungsgebiet  des 
Menam  führen  würde  und  die  Erbauung  emes  85  km 
langen,  stellenweise  4  — 5  »«  hohen  Dammes  erfordert 
hätte.  Dieser  Damm  ist  aus  weichem  Thonboden  auf- 
geschüttet, der  bei  den  furchtbaren  Regengüssen  der 
nassen  Jahreszeit  dickflüssig  wurde  und  abrutschte.  Zeit- 
weilig versanken  ganze  Dammstrecken  in  dem  weichen, 
morastigen  Untergrunde  so  plötzlich,  dass  die  Schienen 
und  Schwellen  frei  in  der  Luft  hingen !  Unter  so  schwierigen 
Verhältnissen  war  auch  die  Fundirung  der  zahlreichen 
ßiücken  von  ungewöhnlichen  Kosten  begleitet.  Wäre  der 
Arbeitslohn  —  etwa  7a  Pfg  pro  Tag  —  nicht  so  gering, 
die  Baukosten  hätten  möglicherweise  das  Doppelte  be- 
tragen. 

Die  Bangkok — Gengkoi-Eisenbahn  ist.  wie  frwähnt, 
nur  die  erste  Hälfte  der  Bangkok— Korat  Bahn,  welche 
voraussichtlich  bis  zu  Beginn  des  Jahres  1  19  siamesischer 
Zeitrechnung  fertiggestellt  sein  dürfte.  (Die  Siamesen 
rechnen  die  Jahre  von  der  Gründung  Bangkoks  und  Ein- 
setzung der  gegenwärtigen  Königsdynastie  im  Jahre  1781 
christlicher  Zeitrechnung.)  Ursprünglich  hatte  man  gehofft, 
die  Bahn  schon  1896  dem  Verkehr  übergeben  zu  können, 
allein  dem  Bau  stellten  sich  f.ist  unüberwindliche  Schwierig- 
keiten entgegen.  Einige  Kilometer  jenseits  Gengkoi  be- 
ginnt dichter  Urwald  und  Dschungeln,  der  auf  eine 
Strecke  von  60  km  durchbrochen  werden  rousste.  Die 
neue  Linie  eröffnet  die  bisher  gänzlich  unzugäniilichen  Thälcr 
von  Hinlap,  Mnokiek  und  Pakdschong,  überschreitet  dann 
in  einer  Höhe  von  680  m  ühcr  dem  Meere  die  Wasser- 
scheide zwischen  den  grossen  H^uptströmen  Siams,  dem 
Menam  und  Mekong,  und  fällt  dann  allmälig  nach 
der  Hochebene  von  Korat.  In  der  Gebirgsstrecke  kommen 
Steigungen  von  22:  1000,  Einschnitte  bis  tu  22  m  Tief<. 
und  Dämme  bis  zu  20  m  Höhe  vor,  und  da  das  zu 
durchschneidende  Gebirge  aus  ungemein  hartem  Muschel- 
kalk besteht,  so  kann  nur  mit  Dynamit  gearl>eitet  werden 
Die  grössten  Schwierigkeiten  aber  bereitet  dem  Bahnbau 
in  diesen  Gebieten  Siams  das  Klima  —  Fieber  und 
Dysenterie  raffen  die  grössteniheils  aus  Ctiinesen  und 
Laoten  bestehenden  Arbeiter  lu  Hunderten  dahin,  und 
auch  etw.-i  40  Europäer  sinil  dem  mörderischen  Klima 
zum  Opfer  gefallen.  Dazu  sind  die  Monate  vom  November 
bis  Mai  vollständig  regenlos,  Brunnen  und  Wa^serlocher 
vertrocknen,  und  das  Air  die  grossen  Arbeitscolonnen 
erforderliche  Wasser  muss  dann  mittelst  Tragochsen 
oder  auf  Kanen  aus  weiten  Entfernungen  täglich  her- 
beigeschafft werden,  l'rsprünglich  —  im  Jahre  1891  — 
hat  sich  neben  einer  englischen  auch  eine  deutsche  Gc> 


124 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Seilschaft  um  den  Bau  der  Korat-Eisenbahn  beworben. 
Das  deutsche  Angebot  war  jed  ch  um  1,200.000  Ticals 
(damals  etwa  2^2  Millionen  Mark)  höher  als  das  eng- 
lische, und  der  Bau  wurde  demnach  der  englischen 
Gesellschaft  zugeschlagen,  was  natürlich  zur  Folge  hatte, 
dass  nahezu  das  ganze  Eisenbahnmaterial  von  England 
geliefert  wurde.  Die  englische  Gesellschaft  begann  den 
Bau  der  Bahn,  aber  die  Schwierigkeiten,  die  sich  ent- 
gegenstellten, waren  derart,  dass  die  siamesische  Regie- 
rung im  August  1896  den  Vertrag  mit  den  Engländern 
löste  und  die  Fortführung  der  Bahn  auf  Staatskosten 
selbst  übernahm.  Dank  der  Energie  und  Umsicht  des 
gegenwärtigen  Generaldirectors,  Baurath  Bethge,  schreitet 
der  Bau  rasch  vorwärts.  Selbstverständlich  wird  auch 
die  deutsche  Industrie  in  Zukunft  aus  dem  Bahnbau 
mehr  Nutzen  ziehen.  Schon  im  März  dieses  Jahres 
wurden  von  Deutschland  zwei  Locomotiven  sowie  be- 
trächtliche Mengen  von  Schienen  und  Schwellen  nach 
Siam  geliefert. 

Neben  der  Korat-Eisenbahn  wird  augenblicklich  auch 
an  der  55  km  langen  Strecke  von  Ajuthia  nordwärts 
nach  Lopbury  gebaut.  Diese  Linie  ist  das  erste  Glied 
der  grossen  Menamthalbahn,  die  in  einer  Gesammtlänge 
von  640  km  von  Ajuthia  nach  der  Hauptstadt  des  nörd- 
lichen Siam,  Tschingmai,  führen  wird.  Der  König  ist 
willens,  diese  wichtigste  Arterie  seines  Landes  aus  Staats- 
mitteln mit  thunlichster  Beschleunigung  herstellen  zu 
lassen,  aber  es  dürfte  immerhin  10—15  Jahre  erfordern, 
ehe  sie  zur  Eröffnung  kommt. 

Ebenso  wie  die  Bahn  Bangkok  — Ajuthia— Lopbury 
soll  auch  die  Bahn  Bangkok — Ajuthia  — Korat  in  nörd- 
licher Richtung  verlängert  werden,  mit  dem  Zwecke, 
Bangkok  mit  der  Stadt  Nongkai  am  Oberlaufe  des 
Mekongflusses  zu  verbinden.  Das  siamesische  Eisenbahn- 
amt hat  die  360  km  lange  Strecke  Korat  — Nongkai 
bereits  studirt,  und  nach  den  Voranschlägen  soll  der 
Kilometer  Eisenbahn  dort  auf  durchschnittlich  55.000  Ticals 
zu  stehen  kommen,  was  eine  Gesammtsumme  von  etwa 
25   Millionen  Mark  erfordern  würde. 

Im  kommenden  Winter  wird  noch  mit  dem  Bau  einer 
dritten  Bahnlinie,  nämlich  jener  von  Bangkok  nach  Pet- 
schabury  im  Südwesten  von  Siam,  ebenfalls  auf  Staats- 
kosten, begonnen  werden.  Diese  175  im  lange  Strecke 
dürfte  im  Ganzen  nicht  mehr  als  8 — 10  Millionen  Mark 
erfordern. 

Neben  den  genannten  Linien  sollen  demnächst  noch 
Concessionen  an  Private  vergeben  werden.  Es  handelt 
sich  dabei  zunächst  um  eine  Bahn  von  Bangkok  über 
Petriu  nach  der  östlich  von  der  Hauptstadt  gelegenen 
wichtigen  Handelsstadt  Battarnbang,  dann  um  eine  Linie 
von  Bangkok  in  südlicher  Richtung  nach  dem  gegenüber 
der  Insel  Kohsitschang  gelegenen  Hafen  Auhin,  und  eine 
dritte  Linie  quer  durch  die  Halbinsel  Malakka  von  dem 
Hafen  Queddah  (oder  Kedah)  nach  dem  am  Golf  von 
Siam  gelegenen  siamesischen  Hafen  Singora.  Die  letzt- 
genannte Linie  wurde  bereits  im  Jahre  1 893  von  eng- 
lischen Unternehmern  begonnen,  allein  bald  darauf  wurden 
die  Arbeiten  wieder  eingestellt.  Der  Hafen  Queddah,  zu 
dem  gleichnamigen  unter  siamesischer  Oberhoheit  stehen- 
den Sultanat  gehörig,  hat  vortreffliche  Zufahrten  und 
einen  regen  Handelsverkehr,  vornehmlich  mit  Penang, 
von  wo  täglich  Küstendampfer  dahin  abgehen.  Der  um- 
liegende Theil  der  Halbinsel  Malakka  ist  sehr  reich  an 
Naturproducten.  Queddah  würde  sich  im  Falle  der  Er- 
richtung einer  Etappenlinie  nach  Ostasien  für  einen 
Kohlenhafen  vortrefflich  eignen. 

Der  König  beabsichtigt,  das  ganze  Bahnnetz,  das 
projectirt  ist,  aus  Staatsmitteln  zu  bauen,  wodurch  aller- 
dings die  Herstellung  verzögert  wird  Man  will  offenbar 
in  Siam  keine  Staatsschulden  contrahiren,  um  europäi- 
scher Ingerenz  in  jeder  Weise  auszuweichen. 

Ob  dies  auf  die  Dauer  möglich  sein  wird,  ist  freilich 
eine  andere  Frage.  Inmitten  der  englischen  und  französi- 
schen Interessensphären  gelegen,    hat  Siam  vor  wenigen 


Jahren  erst  Erfahrungen  darüber  gesammelt,  wie  ge- 
fährlich die  Nachbarschaft  europäischer  Colonien  ist. 
Mit  gewaltigen  Opfern  hat  Siam  seine  Unabhängigkeit 
nur  dadurch  gerettet,  dass  es  bedingungslos  das  Ulti- 
matum der  Franzosen  annahm.  Allerdings  kam  im  Mai 
1896  der  Vertrag  zu  Stande,  demzufolge  Frankreich  und 
England  sich  verpflichteten,  die  Unabhängigkeit  und 
Neutralität  Slams  aufrecht  zu  erhalten,  allein  trotzdem 
halten  die  Franzosen  noch  immer  ganze  Provinzen  Slams 
militärisch  besetzt^  ohne  dass  vorderhand  Aussicht  wäre, 
sie  aus  Siam  verdrängen  zu  können.  In  französischen 
Colonialkreisen  wird  immer  dringender  das  Protectorat 
über  das  ganze  siamesische  Reich  gefordert,  dem  auch 
Leroy-Beaulieu  das  Wort  spricht.  Welches  Schicksal  dem 
hinterindischen  Pufferstaat  beschieden  ist,  der  zu  den 
reichsten  Gebieten  Ostasiens  zu  zählen  ist,  muss  noch 
als  ganz  ungewiss  betrachtet  werden.  Die  Frage  gehört 
mit  in  den  grossen  Complex  der  ostasiatischen  Frage, 
deren  endliche  Lösung  den  grossen  Colon ialmächten 
Europas  vorbehalten  ist.  L. 


DIE  WIRTHSCHAFTSVERHÄLTNISSE  VON 
CORFU. 

(Aus  einem  Handelsberichte    des    k.  und  k.  Consulates  in  Corfu 
vom  Mai   1899.) 

Dem  Beobachter  der  wirthschaftlichen  Zustände  auf 
Corfu  kann  die  Thatsache  nicht  entgehen,  dass  die  all- 
gemeine Lage  der  Bevölkerung  sich  im  Laufe  der  letzten 
Jahrzehnte  stetig  verschlechtert  hat.  Die  Gründe  dieser 
mit  Rücksicht  auf  die  sehr  günstigen  klimatischen  Ver- 
hältnisse und  die  geographische  Lage  der  Insel  höchst  be- 
fremdlichen Erscheinung  reichen  zum  Theile  bis  in  die 
Zeit  der  venetianischen  Herrschaft  zurück  ;  die  Thatsache 
selbst  jedoch  ist  in  dem  Maasse  sichtbar  und  fühlbar 
geworden,  als  die  abnehmende  Bedeutung  Corfus  als 
Stapel  und  Umschlagsplatz  der  Stadt  allmälig  alle  jene 
commerziellen  Vortheile  entzog,  welche  indirect  auch 
der  Landbevölkerung  zu  Gute  gekommen  waren,  und 
daher  eine  Zeit  hindurch  über  die  schon  ziemlich  pre- 
kären ökonomischen  Verhältnisse  hinwegtäuschen  konnten. 

In  der  That  hat  der  Egoismus  der  Republik  Venedig, 
welche  Corfu  dazu  ausersehen  hatte,  ihre  hauptsächliche 
Oelquelle  zu  werden  und  zu  bleiben,  die  Insel  unbe- 
rechenbar geschädigt,  indem  auf  Kosten  des  Oelbaumes 
alle  anderen  Culturen,  selbst  die  des  Weines,  zurück- 
gedrängt worden  sind.  Das  hat  sich  aber  empfindlich 
gerächt,  als  nach  dem  Sturze  Venedigs  Corfu  mit  seinem 
Hauptausfuhrartikel,  dem  Oele,  in  den  allgemeinen  Wett- 
bewerb mit  eintreten  musste  und  kein  privilegirtes  Ab- 
satzgebiet mehr  dafür  hatte,  als  ferner  das  Oel  durch 
andere  Beleuchtungsmittel  verdrängt,  daher  stark  ent- 
werthet  wurde,  und  als  namentlich  die  Fehlernten  zur 
Regel  zu  werden  begannen.  Um  den  Wein  stand  es 
nicht  besonders,  da  derselbe,  um  dem  Oelbaume  Platz 
zu  machen,  in  die  Niederungen  gedrängt  worden  war, 
ausserdem  recht  schlecht  behandelt  wurde,  und  so  blieben 
für  den  Export  nur  bescheidene  Quantitäten  Agrumen 
und  sonstiges  Obst  übrig,  während  fast  der  ganze  Be- 
darf  der  Insel  an  Getreide  importirt  werden  musste.         -fll 

In  dem  Momente  nun,  wo  die  von  den  Vätern  über-  "■ 
kommene  Wirthschaftsmethode  keine  Erträge  mehr 
lieferte,  der  Handel  aber  in  Folge  des  oben  angedeuteten 
Umschwunges  in  den  allgemeinen  Verkehrsverhältnissen 
keinen  nennenswerthen  Gewinn  mehr  abwerfen  konnte, 
hätte  man  logischerweise  an  Abhilfe  denken  müssen ; 
und  nichts  wäre  näher  gelegen  als  eine  intensivere  Pflege 
der  Bodenproduction  in  einem  von  der  Natur  so  reich 
bedachten  Lande,  welches  aber  nur  den  allergeringsten 
Theil  seines  Bedarfes  an  Feldfrüchten  selbst  hervor- 
bringt, wo  der  Weinbau  noch  im  Argen  liegt,  Obst- 
und  Gemüsecultur  fast  auf  das  Weichbild  der  Haupt- 
stadt beschränkt    sind.     Dass    sich    dem  Uebergange  zu 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEN1 


ISS 


einer  rationellen  Boden  verwerthung  ganz  erhebliche 
Schwierigkeiten  entgegenstellen,  soll  nun  allerdings  nicht 
verkannt  werden,  und  zwar  sind  dies  die  gebirgige 
Formation  der  Insel  mit  ungenügenden  Communicationen, 
wodurch  entlegenere  Besitze  stark  entwerthet  werden, 
dann  die  Malaria  in  mehreren  Gegenden  und  endlich 
die  grosse  Trockenheit  des  Sommers  bei  Mangel  an 
Quellen  und  Wasserläufen;  nichtsdestoweniger  kann  mit 
Sicherheit  angenommen  werden,  dass  durch  entsprechende 
Ausgestaltung  des  Strassennetzes  der  Insel,  Trocken- 
legung der  sumpfigen  Partien,  Bohrung  von  Brunnen 
und  Irrigation  des  trockenen  Geländes  ganz  befriedigende 
Resultate  erzielt  werden  könnten.  Abgesehen  von  dem 
aber,  was  Franzosen  und  Fingländer  in  dieser  Richtung 
angebahnt  haben,  ist  von  dem  Allen  nichts  geschehen, 
und  von  einem  kräftigen  und  zielbewussten  Ineinander- 
greifen von  Regierungsgewalt  und  privatem  Unter- 
nehmungsgeist ist  wenig  zu  spüren. 

Die  innerpolitischen  Verhältnisse,  welche  selbst  die 
bestgemeinten  Absichten  der  Regierung  lahmzulegen 
geeignet  sind,  entziehen  sich  der  Erörterung  im  Rahmen 
des  vorliegenden  Berichtes ;  aber  auch  die  Privatinitiative 
kann  sich  nicht  recht  zur  Geltung  bringen,  da  es,  in 
Folge  des  allgemeinen  Elends,  wirklich  an  den  hiezu 
erforderlichen  sehr  beträchtlichen  Mitteln  fehlt.  Letzteres 
gilt  von  der  eigentlichen  ländlichen  Bevölkerung,  welche 
durch  die  Monocultur  des  Oeles,  mit  ihrem  Wechsel 
von  guten  und  Fehljahren  (der  noch  dazu  in  letzter 
Zeit  einer  Serie  von  Fehljahren  Platz  gemacht  hat)  ganz 
m  die  Schuld  von  gewerbsmässigen  Geldgebern  gerathen 
ist,  durchgehends ;  es  gilt  aber  auch  von  den  meisten 
grösseren  Besitzern,  welche  seit  Jahren  keine  Erträge, 
dafür  aber  viel  Geld  bei  den  Bauern  ausstehen  haben. 
Aber  selbst  diejenigen,  welche  etwa  über  entsprechende 
Mittel  verfügen,  werden  sich  kaum  geneigt  finden,  die- 
selben zu  Investitionen  zu  verwenden,  so  lange  nicht 
eine  durchgreifende  gesetzliche  Regelung  der  landwirth- 
schaftlichen  Eigenthumsverhältnisse  Platz  greift.  Diese 
beruhen  nämlich  noch  immer  auf  dem  Colonensystem 
mit  Theilung  des  Ertrages,  und  sind  daher  weder  für 
den  einen  Theil  eine  Ermuthigung  zu  grösserer  Aus- 
und  Anlagen,  noch  für  den  anderen  zu  erhöhter  Arbeits- 
leistung und  Thätigkeit.  Man  kann  daher  behaupten, 
dass  jeder  ernstliche  Anlauf  zu  einer  Reform  der  corfio- 
tischen  Landwirthschaft  hier  einzusetzen  haben  wird, 
um  vor  Allem  ein  wirkliches  Interesse  am  Grundbesitze 
zu  schaffen,  während  heute  der  grössere  Besitzer  in  der 
Stadt  oder  anderwärts  lebt  und  höchstens  zur  Zeit  der 
Weinlese  einige  Wochen   in  seinem  Landhause  zubringt. 

Zu  den  angeführten  Umständen  gesellt  sich  aber  noch 
ein  Moment,  welches  bei  der  Entwicklung  der  Verhält- 
nisse Corfus  keine  geringe  Rolle  gespielt  hat  und  daher 
auch  weiterhin  in  Rechnung  gezogen  werden  mu?s, 
nämlich  die  natürlichen  Anlagen  der  Bevölkerung.  Von 
Haus  aus  mehr  zu  speculativer  als  zu  productiver 
Thätigkeit  neigend,  in  einem  verweichlichenden  Klima 
und  durch  die  reichlich  spendende  Natur  verwöhnt,  ist 
der  Corfiote  angestrengter  Arbeit  eher  abhold.  Beweis 
dessen  die  ganz  unzulängliche  Pflege,  welche  dem  Oel- 
baume  und  der  Olive  zu  Theil  wird,  welch  letztere 
nicht  einmal  gepflückt  wird,  sondern  überreif  zur  Erde 
fallt  und  dann  erst  —  zum  grossen  Schaden  der  Qualität 
des  Oeles  —  aufgelesen  wird ;  Beweis  die  höchst  primi- 
tive Behandlung  der  Rebe  und  des  Weines,  der  auf  den 
übrigen  Inseln  und  dem  Festlande  in  viel  besserer 
Qualität  erzeugt  wird ;  Beweis  der  Umstand,  dass  der 
Gemüsebau  sozusagen  auf  das  Weichbild  der  Stadt  be- 
schränkt geblieben  ist  und  viele  Bauern  Gemüse  in  der 
Stadt  kaufen,  wo  doch  Corfu  vermöge  seiner  Lage  einen 
geradezu  schwunghaften  Export  in  „primeurs"  erzielen 
könnte;  Beweis  endlich  der  Umstand,  dass  die  sehr 
ergiebige  Fischerei  an  den  Küsten  und  im  Camile  zum 
grossen  Theile  den  Chioggioten  und  Albanesen  über- 
lassen wird,    von    welchen    dann    die  Fische,    die  doch 


ein  wichtiges  Nahrungsmittel  bilden,  gekauft  werden 
müssen. 

Dass  die  Vieh-  und  Milchwirthschaft  picht  viel  inten- 
siver betrieben  wird,  lässt  sich  allenfalla  begreifen,  da 
hier  zunächst  weniger  der  Export  als  die  Vertorgnng 
der  Stadt  und  grösseren  Orte  in  Frage  su  kommen 
hätte.  Hier  schliesst  sich  aber  gewissermaaasen  der 
circulus  vitiosus,  mdem  die  an  sich  schon  geringe  Con- 
sumationskraft  der  Stadt  und  Insel  durch  die  sich  von 
Jahr  zu  Jahr  steigernde  Nothlage  noch  über  Gebühr 
herabgedrückt  und  dadurch  zum  schweren  Hemmschub 
jeglichen  Aufschwunges  der  Production  wird,  wofern  ein 
solcher  sich  vor  Allem  auf  den  localen  Consum  stützen 
müsste. 

In  ganz  besonderem  Maasse  macht  sich  der  zuletzt 
erwähnte  Uebelstand  auf  dem  Gebiete  der  Industrie 
fühlbar.  Auch  hier  reichen  die  Wurzeln  des  Ucbels  bi« 
in  die  venetianischen  Zeiten  zurück,  in  welchen  wohl 
geflissentlich  vermieden  worden  sein  dürfte,  die  gewerb- 
liche und  industrielle  Entwicklung  der  Insel  zu  fördern, 
um  ihr  Rohproduct  mit  venetianischen  Erzeugnissen  be- 
zahlen zu  können.  So  blieb  es  im  Grossen  und  Ganzen 
wohl  auch  unter  der  englischen  Schutzherrschaft,  und 
der  stetige  Niedergang  der  letzten  Jahi  zehnte  bot  er>t 
recht  keinen  Untergrund  für  ein  Aufblühen  von  Gewerbe 
und  Industrie.  Zu  dem  Umstände,  dass  der  locale  Con- 
sum eine  solche  zu  ernähren  kaum  im  Stande  wäre, 
kommt  überdies  noch  der  weitere,  dass  das  nächste  und 
natürlichste  Absatzgebiet  Corfus,  das  gegenüberliegende 
epirotisch-albanische  Festland,  besonders  in  den  Küsten- 
districten  sehr  dünn  bevölkert  und  nur  sehr  beschränkt 
aufnahmsfähig  ist.  Auf  besondere  Specialitäten  der  ge- 
werblichen oder  industriellen  Production,  mit  welchen 
Corfu  auch  nach  Italien,  dem  griechischen  Festlande 
oder  anderen  Märkten  concurriren  könnte,  weisen  es 
seine  natürlichen  Hilfsquellen  nicht  (wenn  man  von  der 
Seifenfabrication  absehen  will),  und  so  ist  hier  ein 
Wandel  vorläufig  um  so  weniger  zu  erwarten,  als  natür- 
liche Schwierigkeiten  und  geringe  Neigung  der  Bevölkerung 
hier  noch  grössere  Widerstandsflächen  bieten,  als  bei 
der  Urproduction.  Dagegen  ist  anzunehmen,  dass  in 
nicht  allzu  ferner  Zeit  das  griechische  Festland,  nament- 
lich Piräus,  einen  industriellen  Aufschwung  genommen 
haben  wird,  welcher  für  den  Wettl)ewerb  Corfus  wenig 
Spielraum  übrig    lassen  dürfte. 

Es  wurde  bereits  angedeutet  und  ergibt  sich  übrigens 
aus  dem  Gesagten,  dass  Handel  und  Verkehr  von  Corfu 
sich  in  sehr  bescheidenen  Grenzen  bewegen,  seitdem  es 
seines  einst  blühenden  Zwischenhandels  mit  den  Inseln 
sowie  dem  griechischen  und  türkischen  Festlande  ver- 
lustig geworden  ist.  Heute  handelt  der  kleinste  Platz 
schon  direct  mit  den  meisten  Bezugsmärkten,  und 
Corfu  sieht  sich  sozusagen  auf  den  Elxport  seiner  Pro- 
ducte  und  den  Import  seiner  eigensten  Bedarfsartikel 
beschränkt.  Was  nun  speciell  den  Importhandel  betrifft, 
so  könnte  derselbe  auch  in  normalen  Zeiten  keine  be- 
sonderen Proportionen  annehmen,  da  es  sich  im  Ganzen 
um  die  Bedürfnisse  einer  Einwohnerschaft  von  etwa 
qo  ooo  Köpfen  handelt,  wovon  nur  30.000  städtischer 
Bevölkerung  mit  bescheidenen  Ansprüchen  an  Comfort 
und  Luxus.  Aber  selbst  dieses  normale  Niveau  wird 
schon  seit  vielen  Jahren  nicht  mehr  erreicht,  da  in  Folge 
des  durch  schlechte  Ernten  bedingten  geringen  Exportes 
kein  Geld  mehr  ins  Land  kommt;  die  natürliche  Folge 
davon  ist  eine  immer  weitergehende  Einschränkung  der 
Bedürfnis.se  aller  Classen,  welche  überdies  noch  durch 
sehr  drückende  Zölle  und  das  hohe  Agio  des  Goldes 
sich  aufzwingt. 

Wenn  nun  auch  nicht  xu  läugnen  ist,  dass  die  corfio- 
tische  Volkswirthschaft  dermalen  ein  ziemlich  trauriges 
Bild  darbietet  und  das  Uebcl  kein  gans  and  gar  unver- 
schuldetes ist,  so  kann  man  doch  andererseits  nicht  ver- 
kennen, dass  das  Unglück  nachgerade  zur  bitteren  Arznei 
zu  werden  und  die  Geister  wachturütteln  beginnt.    Von 


126 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


diesem  Gesichtspunkte  aus  mag  die  augenblickliche 
Krise  fast  eine  heilsame  zu  nennen  sein,  und  darf  man 
sich,  ohne  eines  allzu  weitgehenden  Optimismus  geziehen 
zu  werden,  der  Hoffnung  hingeben,  dass  ein  von  Haus 
aus  so  lebenskräftiger  Organismus  mit  der  Zeit  sein 
natürliches  Gleichgewicht  wiederfinden  werde. 


BETRACHTUNGEN  JAPANISCHER  STAATS- 
MÄNNER ÜBER  DIE  NEUE  VERTRAGSÄRA. 

Anlässlich  der  Eröffnung  der  neuen  Vertragsära  in 
Japan  am  4.  August  d.  J.  wurden  allenthalben  im  Lande 
Festlichkeiten  abgehalten,  darunter  auch  eine  Feier  der 
japanischen  Gesellschaft  für  das  Studium  ökonomischer 
Angelegenheiten,  der  viele  japanische  Staatsmänner,  hohe 
Beamte  und  Industrielle  angehören.  Bei  dieser  Feier,  zu 
welcher  auch  die  Vertreter  der  fremden  Mächte  einge- 
laden waren,  wurden  mehrere  (in  der  in  Tokio  erscheinenden 
„Times''  publicirte)  Reden  gehalten,  die  einigermaassen 
bezeichnend  für  die  Tendenzen  der  am  Abschlüsse  der 
Verträge  betheiligten  Staatsmänner  sind.  Der  Präsident 
der  Gesellschaft,  Baron  Ozaki,  erblickte  in  seiner  Be- 
grüssungsrede  die  Hauptbedeutung  der  neuen,  mit  14 
auswärtigen  Staaten  abgeschlossenen  Verträge  nicht  in 
dieser  oder  jener  Detailbestimmung,  sondern  in  ihrem 
Grundzug,  den  gleichberechtigten  Eintritt  Japans  in  die 
völkerrechtliche  Gemeinsamkeit  der  Culturnationen  end- 
giltig  festzustellen.  Er  sieht  darin  eine  „privilegirte 
Stellung"  im  Vergleiche  zur  früheren  internationalen 
Position  Japans  und  anderer  asiatischer  Staaten.  Die 
im  Abschlüsse  der  neuen  Verträge  zu  Tage  tretende 
Höherbewerthung  des  japanischen  Staatswesens  müsse 
aber  auch  von  einem  solidarischen  Hand  in  Hand-Ar- 
beiten der  europäisch-amerikanischen  Fremden  und  der 
Japaner  begleitet  sein.  Er  wendet  auf  die  bisherige 
Stellung  der  Fremden  in  Japan  das  Bild  von  Oeltropfen 
an,  die  in  einem  Glase  Wasser  schwimmen ;  sie  sei  eine 
mechanische  Berührung,  ein  Nebeneinander,  keine  innige 
chemische  Verbindung  gewesen.  Dies  müsse  zu  beider- 
seitigem Vortheile  unter  den  neuen  Verträgen,  die  Japan 
den  Fremden  in  so  hohem  Grade  zugänglich  machen, 
anders  werden ;  es  sei  den  Fremden  der  Aufenthalt  in 
dem  Reiche  des  Mikado  so  angenehm  und  nutzbringend 
zu  machen,  dass  sie  einen  tiefgreifeuden  Unterschied 
zwischen  dem  Leben  in  ihren  Heimatländern  und  in 
Japan  überhaupt  nicht  empfinden.  Hierauf  antwortete 
der  Doyen  des  diplomatischen  Corps,  der  belgische 
Gesandte  Baron  SAnethan,  in  einer  französischen  Rede, 
worin  er  besonders  von  dem  Entschlüsse  der  maass- 
gebenden  Factoren  Japans  Act  nahm,  den  Fremden  bei 
sich  dieselben  Rechte  zu  gewähren,  welche  die  in  den 
europäischen  Städten  befindlichen  Japaner  geniessen ; 
auch  beglückwünschte  er  die  japanische  Nation  zu  dem 
schönen  Erfolge,  den  sie  speciell  bei  der  Ausbildung 
ihrer  Rechtsgelehrten  zur  Handhabung  der  neuen,  mit 
europäischem  Geiste  erfüllten  Gesetzbücher  errungen 
habe.  Während  die  beiden  ersten  Redner  nur  die  unmittel- 
bare praktische  Seite  der  Eröffnung  der  neuen  Vertragsära 
besprochen  hatten,  erörterte  die  nachfolgende  Rede  des 
Vicomte  Aoki,  des  japanischen  Ministers  für  auswärtige 
Angelegenheiten,  dieses  Ereigniss  von  rechts-  und  social- 
philosophischen  Gesichtspunkten,  die  den  weiten  Horizont 
eines  Japaners  moderner  Bildung  verrathen ;  er  unter- 
sucht die  Natur  des  Völkerrechtes,  in  dessen  Geltungs- 
gebietjapan den  privilegirten  Rechtspersönlichkeiten  der 
Culturstaaten  ebenbürtig  an  die  Seite  tritt,  und  erblickt 
darin  eine  Association  der  gesammten  Menschheit  und 
seinen  wichtigsten  Zwe  k  im  gemeinsamen  Schutze  der 
Menschenrechte,  die  den  Unterthanen,  beziehungsweise 
Staatsbürgern  der  in  der  völkerrechtlichen  Gesammtheit 
verbiindenen  Staaten  zukommen.  Freilich  sei  dies  nur 
ein    theoretisches    Postulat,     ein  Ideal,    wohl    zu    unter- 


scheiden von  dem  thatsächlichen  Zustande,  wie  er  sich 
im  Leben  und  wechselseitigen  Verkehr  der  Nationen 
manifestirt.  Doch  Japan  sei,  was  sein  eigenes  Gebiet  an- 
betrifft, fest  entschlossen,  diesem  Ideale  nachzueifern, 
speciell  was  die  eine  wichtige,  daraus  entspringende 
Consequenz  betrifft,  nämlich  den  Fremden  hmsichtlich 
der  Sicherheit  ihrer  Person  und  ihres  Vermögens  den- 
selben Schutz  zu  gewähren,  den  sie  in  ihrer  eigenen 
Heimat  geniessen.  Dieses  völkerrechtliche  Ideal  hänge 
auch  eng  mit  einer  wirthschaftlich-technischen  Entwick- 
lung zusammen,  nämlich  mit  den  Fortschritten  im 
Communicationswesen,  wodurch  den  Völkern  die  innigsten 
wechselseitigen  Beziehungen  aufgedrängt  werden  und  die 
Isolirung  unmöglich  gemacht  wird.  Zuletzt  spielte  Vicomte 
Aoki  auf  Kant's  Idee  eines  „allgemeinen  bürgerlichen 
Rechts"  an,  womit  er  wohl  dessen  Ideen  von  einem 
allgemeinen  Friedensbunde  der  Völker  meinte,  welche 
durch  die  gerade  tagende  Haager  Friedensconferenz 
wieder  eine  gewisse  Actualität  erlangt  hatten.  Gleich- 
sam zur  Demonstration  der  von  ihm  ausgesprochenen 
kosmopolitischen  Empfindungen  schloss  er  seine  Rede 
mit  einer  Dankeskundgebung  an  die  mit  Namen  und 
Titel  genannten  Diplomaten  jener  14  Staaten,  deren 
Entgegenkommen  den  Abschluss  der  neuen  Verträge 
ermöglicht  hatte.  Diese  Liste  enthält  Staatsmänner  aller 
europäischen  Staaten  (mit  Ausnahme  der  Balkanstaaten) 
und  der  nordamerikanischen  Republik.  Es  wäre  nur  zu 
wünschen,  dass  die  Masse  der  japanischen  Bevölkerung 
und  der  gebildeten  Classen  des  Inselreiches,  die  öfters 
Proben  eines  unduldsamen  Chauvinismus  und  Fremden- 
hasses abgelegt  haben,  die  Tendenzen  der  leitenden 
Persönlichkeiten  Japans  zu  den  ihrigen  machen  würden. 

S.  Schilder. 


DER  SAMOA-VERTRAG. 

Der  neue  Vertrag  fand  in  Deutschland  eine  ziemlich 
günstige  Aufnahme.  Samoa  bleibt  deutsch,  das  ist  der 
befriedigte  Ausdruck.  Mit  der  Preisgabe  der  kleinen  Insel 
Tutuila  an  die  Vereinigten  Staaten  findet  man  sich  gern 
ab.  Die  Interessen  der  Vereinigten  Staaten  auf  dieser 
Insel  waren  offenkundig,  und  nachdem  Deutschland 
einmal  schon  auf  den  Mariannen,  wo  sie  die  Insel  Guam 
besitzen,  ihr  Nachbar  geworden  ist,  lässt  sich  voraus- 
sehen, dass  diese  und  die  künftige  Nachbarschaft  auf 
Samoa  sich  recht  freundschaftlich  gestalten  werden,  wie 
schon  das  Verhalten  der  amerikanischen  Regierung 
während  der  letzten  Monate  und  das  Einvernehmen  des 
amerikanischen  und  des  deutschen  Vertreters  in  der 
Samoa-Commission  voraussehen  Hessen.  Die  Vereinigten 
Staaten  hatten  bereits  im  Jahre  1878  auf  Grund  eines 
Freundschaftsvertrages  mit  Samoa  Hafen-  und  Nieder- 
lassungsrechte auf  Tutuila  erworben  und  sind  gegen- 
wärtig daran,  den  dortigen  Hafen  Pago-Pago  in  Stand 
zu  setzen.  Tutuila  ist  nur  13g  km^,  dienach  dem  Wort- 
laut des  Vertrages  ebenfalls  den  Vereinigten  Staaten 
zufallenden  Manua-Inseln  58  km'^  gross,  S'i  dass  sich  der 
kleine  Besitz  der  Union  auf  der  ganzen  Inselgruppe  auf 
197  km^  stellt,  Deutschlands  neuer  Besitz  dagegen  auf  _| 
2584  km^.  Für  die  Vereinigten  Staaten  kommt  in  Be-  fli 
tracht,  dass  sie  im  Verkehr  zwischen  ihrer  Westküste 
und  Australien  eine  Kohlenstation  erhalten,  deren  Werth 
sich  namentlich  steigern  wird,  wenn  der  von  ihnen  ge- 
plante Nicaraguacanal  einmal  den  gesammten  VVeltverkehr 
zwischen  Europa  und  den  Neuenglandstaaten  der  Union 
mit  Australien  erleichtert.  Diese  Erwägung  war  ebenfalls 
für  Deutschland  mit  maassgebend,  als  es  im  Sommer  die 
Carolinen  und  Mariannen  erwarb,  sowie  für  die  Ver- 
einigten Staaten  zunächst  bei  der  Angliederung  von 
Hawaii.  Wenn  Deutschland  nun  mit  Samoa  einen  eigenen 
Stützpunkt  für  seinen  Handelsverkehr  und  seine  Flotte 
in  der  Richtung  von  Australien  nach  Amerika,  einen 
vortrefflichen  Abschluss   der  Be.sitzkette  von  Kiautschou 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIKMT. 


197 


über  Mikronesien  und  Neuguinea  nach  den  Salomons- 
inseln  gewinnt,  mithin  seine  gesammte  Stellung  im  Stillen 
Meere  verbessert,  so  ist  auf  der  anderen  Seite  der  wirth- 
schaftliche  Werth  der  neuen  Erwerbung  sehr  hoch  anzu- 
schlagen. Deutschlands  Handel  und  Pflanzerthätigkeit 
nehmen  auf  den  fruchtbaren  Inseln  bekanntlich  die  erste 
Stelle  ein,  über  60.000  ha  befinden  sich  bereits  im 
deutschen  Besitz.  Auch  den  Eingeborenen  wird  die  neue 
Ordnung  der  Dinge  zugute  kommen.  Wie  in  Ostafrika 
wird  es  einer  kräftigen  Verwaltung  gelingen,  den  ewigen 
Zwistigkeiten  der  Eingeborenen  untereinander  Halt  zu 
gebieten. 

Für  den  Verzicht  auf  seinen  Antheil  an  der  unglück- 
lichen Dreiherrschaft  musste  England  entschädigt  werden. 
Man  kann,  wie  in  den  letzten  Wochen  genügend  betont 
wurde,  den  Tauschwerth  von  Gebieten  und  politischen 
Rechten  nicht  auf  Heller  und  Pfennig  berechnen.  Die 
deutsche  Presse  enthält  sich  daher  im  Allgemeinen  des 
Versuches  einer  solchen  Berechnung.  Kürzlich  betonten 
die  englischen  Blätter,  dass  England  für  seinen  Verzicht 
auf  den  strategischen  Standpunkt,  den  es  auf  Samoa 
hätte  einnehmen  können,  eben  in  der  Südsee  einen 
Entgelt  erhalten  müsste.  Diesen  Entgelt  findet  es  haupt- 
sächlich darin,  dass  Deutschland  seine  Rechte  in  den 
bisher  unabhängigen  Tonga-Inseln  preisgibt.  Für  Deutsch- 
land war  das  Opfer  nicht  gross.  Durch  einen  im  Jahre 
1876  abgeschlossenen  Vertrag  hatte  Deutschland  das 
Recht  erworben,  auf  den  Tonga-Inseln  eine  Kohlen- 
station zu  errichten,  dies  hatte  es  jedoch  unterlassen. 
Auf  diesen  Inseln,  die  auf  dem  Wege  zwischen  Australien 
und  den  Sam  a-Inseln  liegen,  überwiegen  die  britischen 
Interessen  die  deutschen ;  der  britische  Gesammthandel 
belief  sich  im  Jahre  1897  ^uf  104.000^,  der  deutsche 
auf  3g. 000  Sü ',  der  britische  Schiffsverkehr  ergab  einen 
Tonnengehalt  von  70.000,  der  deutsche  nur  2300.  Eng- 
land hatte  bereits  Vorkehrungen  getroffen,  um  sich 
gegebenenfalls  der  unter  einem  unabhängigen  König 
stehenden  Inseln  zu  bemächtigen. 

Durch  Vertrag  hatten  Deutschland  und  England  sich 
verständigt,  dass  keine  der  beiden  Mächte  ohne  die 
Zustimmung  der  anderen  von  dem  (1000  km-  grossen) 
Archipel  Besitz  ergreifen  dürfte.  Im  Frühjahre  dieses 
Jahres  wurde  b  kannt,  dass  der  deutsche  Vertreter  auf 
Samoa  von  dem  König  von  Tonga  die  Auszahlung  von 
1 00.000  $  verlangt  hatte,  welche  die  Tongaleute  deut- 
schen Geschäftsleuten  schuldeten.  Als  indcss  die  Zah- 
lung verweigert  wurde,  drohte  der  Beamte  mit  dem 
Erscheinen  eines  deutschen  Kriegsschiffes,  worauf  das 
britische  Kriegsschiff  „Tauranga"  den  Betrag  über- 
brachte und  die  Schadloshallung  der  deutschen  Kauf- 
leute ermöglichte.  Dadurch  sicherte  England  sich  Rechte, 
die  ts  in  Folge  des  Vertrages  vielleicht  sofort  geltend 
machen  wird. 

Einen  zweiten  Vergleichspunkt  bildet  für  England  die 
Abtretung  dffr  beiden  Salomonsinseln  Choiseul  und 
Santa  Isab..'l.  Nach  der  Menge  wäre  Deutschland  bei 
diesem  Theile  des  Geschäftes  im  Nachtheil,  da  es 
sich  um  ein  Gebiet  v.m  über  12.000  km^  handelt.  Die  dem 
Deutschen  Reich  verbleibende  Hauptinsel  BougaiuviUe 
mit  der  vorgelagerten  Bukainsel  misst  etwa  \o.ooo  km''. 
Choiseul  und  Isabel  sind  indess  von  der  Deutschen 
Neuguinea-Conipagnie,  an  deren  Stelle  in  diesem  Jahre 
bekanntlich  die  unmittelbare  Verwaltung  durch  das 
Reich  getreten  ist,  nicht  erschlossen  worden  und 
konnten  es  auch  kaum  werden,  einmal  wegen  der  von 
der  Westküste  beider  Inseln  weit  hinausragenden  Ko- 
rallenriffe, dam  weil  sie  wenig  bewohnt  sind  —  erst 
am  Südende  von  Isabel  in  der  von  hohen  Bergketten 
umgebsnen  Tau-iendschifTliai  findet  sich  bei  dem  Kakadu- 
hafen wieder  eine  stärkere  Bevölkerung  —  die  Ein 
wohner  überdies  stets  in  Krieg  und  Fehde  liegen.  Der 
Handel  mit  diesen  Inseln  i.st  noch  gleich  Null.  Für  die 
iMigländer  bedeutet  die  Erwerbung  der  genannten  Ei- 
lande   und    deren    Nebeninseln    eine     Abrundung    ihres 


Besitze«  in  dem  Salomooarchipel.  Bongainville  nnd  Buka 
sind  schon  wichtiger,  weil  hier,  namentlich  in  der 
Bougainviilestrasse,  einige  Handelsstationen  vorhanden 
sind,  auf  Buka  der  Carolahafen  werthvoll  ist,  und  auf 
beiden  Inseln  die  Möglichkeit  zur  Anlage  von  Pflan- 
zungen gegeben  ist,  besonders  an  der  Ostküste  von 
Bougainville. 

Die  Theiluog  der  neutralen  Zone  Togos  darf  nicht 
ausschliesslich  aU  eine  Gegenleistung  des  Deutschen 
Reiches  für  den  Verzicht  Englands  auf  Samoa  aufge- 
fasst  werden.  Die  Grenzlinie  wird  allerdiog«  so  gezogen 
werden,  dass  der  grösste  Theil  de«  streitigen  Gebietes, 
etwa  drei  Fünftel,  Elngland  zufallen  wird,  und  xwar  mit 
den  I.^ndschaften,  in  denen  Salaga  und  weiter  nördlich 
Gambaga  liegen.  Daher  werden  einzelne  Colon ialfreunde 
hier  mit  ihrer  Kritik  des  Vertrages  einsetzen.  Bereits 
werden  Stimmen  des  Bedauerns  darüber  laut,  dass 
Deutschland  Salaga  nicht  erhalten  hat.  Es  ist  indess 
nicht  unbekannt,  dass  diese  früher  stark  bevölkerte, 
für  den  Handelsverkehr  mit  dem  Binnenlande  so  wich- 
tige Stadt  seit  einigen  Jahren  in  Folge  von  Kriegen  mit 
den  Mohammedanern  des  Hinterlandes  in  einen  Trümmer- 
haufen verwandelt  und  dass  der  Handelsverkehr  von 
dort  abgelenkt  worden  ist.  Was  die  im  äusscrsten 
Norden,  ganz  von  französischem  Gebiet  eingeschlossene 
Landschaft  Gambaga  betrifft,  die  Deutschland  erst  im 
Jahre  «897  durch  den  Vertrag  mit  Frankreich  erworben 
hat,  so  schwebte  sie  gleichsam  in  der  Luft  Über  der  neu- 
tralen Zone  Deutschland  erwarb  endgiltig  den  wich- 
tigen Ort  Yendi  und  kann  in  Folge  der  Abrundung 
seines  Besitzes,  wenn  für  die  Herstellung  einer  guten 
Verbindung  zwischen  der  Küste  üb.r  Bismarckburg  und 
Vendi  nach  dem  äussersten  Posten  in  Sansance-Mangu 
gesorgt  wird,  wohl  hoffen,  dass  der  Verkehr  zwischen 
dem  sudanischen  Binnenlande  und  der  Küste  zum 
grö.ssten  Theil  auf  deutschen  Gebiete  stattfinden  wird, 
namentlich  wenn  die  g  plante  Landungsbrücke  bei  Ix>me 
den  Mangel  an  einem  Seehafen  ergänzen  wird. 


DIE  TRANSAFRIKANISCHE  TELEGRAPHENLINIE 
CAPSTADT— CAIRO. 

Ueber  dieses  grossartige  Unternehmen  liegen  amtl'che 
Nachrichten  bis  zum  Beginne  des  laufenden  Jahres  vor, 
aus  denen  zu  entnehmen  ist,  dass  Bau  und  Betrieb  sich 
in  erfreulichem  Fortgange  befinden.  Die  Oberleitung  des 
Baues  der  Linie  ist  in  die  Hände  des  Verwaltungschcfs 
ib  Salisbury  (Rhodesia)  übergegangen.  Die  Hauptlinie  ist 
im  Laufe  des  Jahres  1 8g8  bis  nach  Karonga  in  Rhodesia 
am  Nordende  des  Njassasees  vorgerückt.  Der  neue  Weg 
von  Umtali  an  der  Grenze  von  Rhodesia  und  Portu- 
giesischOstafrika  nach  Tete  am  2^mbesi  hat  sich  für 
die  Anlage  der  Telegrapiienlinie  als  sehr  geeignet  er- 
wiesen. Let-^tere  durchschneidet  das  portugiesische  Colonial- 
gcbiet  so  ziemlich  an  seiner  schmälsten  Stelle»  um  so- 
dann wieder  auf  das  Gebiet  von  Rhodesia,  das  sich 
in  einem  Zipfel  vom  Südende  des  Njassasees  bis  getcen 
den  Zambesi  hin  keilförmig  in  das  portugiesische  Ost 
afrika  hinein  erstreckt,  überzutreten.  Die  Telegraphen- 
linie läuft  hier  von  Chiromo  am  Shirefluss  über  Cbik- 
wawa,  Bl.intyre,  Zomba,  Fort  Johnsion  an  das  Südeinle 
des  Njassasees,  um  von  dort  an  dessen  Westufer  über 
Kota  Kota  und  Nkata  Riy  den  augenblicklichen  End- 
punkt  Karonga  zu  erreichen.  Von  Karonfta  soll  die 
Linie  der  Grenze  zwischen  Rhodesia  und  Deutsch  Ost- 
afrika entlang  nach  Abercorn  am  Südende  des  Tanga- 
njikasees  weitergebaut  werden.  Diese  J4'>  km  lange  Strecke 
war  im  verflossenen  Frühjahre  bereits  nahezu  ausgebaut. 
Es  ist  also  jetzt  der  Zeitpunkt  gekommen,  die  Bau- 
arbeiten, den  zwischen  der  deutschen  Reichsregierung 
und  Cecil  Rhodes  getroffenen  Vereinbarungen  gemftiiS, 
in  das  Gebiet    von   Deutsch  Ostafrika    ausrudehnen,    wo 


128 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


die  Telegraphenlinie  bekanntlich  dem  Ostufer  des  Tanga- 
njikasees  entlang  und  dann  unmittelbar  längs  der  West- 
grenze der  deutschen  Colonie  gegen  den  Congostaat  geführt 
werden  soll  bis  zur  Erreichung  von  BritischOstafrika. 
An  den  obengenannten  Orten  Chiromo,  Chikwawa, 
Blantyre,  Zomba,  Fort  Johnston,  Kota  Kota,  Nkata  Bay 
und  Karonga,  ferner  in  Inyanga,  Liwandi  und  Ruenya 
hat  die  transafrikanische  Telegraphengesellschaft  im 
Jahre  1898  Telegraphenstationen  eingerichtet.  Seit  dem 
ig.  April  1898  ist  der  telegraphische  Verkehr  zwischen 
der  Capstadt  und  den  obigen,  tief  im  Innern  Afrikas 
gelegenen  Orten  nach  und  nach  eröffnet  und  bisher 
ohne  Störung  aufrecht  erhalten  worden.  Es  ist  auch  der 
Anschluss  der  Transafrikalinie  an  das  Staatstelegraphen- 
netz in  Portugiesisch  Ostafrika  hergestellt,  dessen  Stationen 
im  Laufe  des  Jahres  1 898  seitens  der  rührigen  portu- 
giesischen Colonialregierung  um  22  —  darunter  z.  B. 
Tete  am  Zambesi  —  vermehrt  worden  sind.  Die  Gebühr 
für  ein  gewöhnliches  Telegramm  von  10  Worten  von 
Capstadt  nach  dem  4262  km  entfernten  Karonga  (der 
äussersten  zur  Zeit  erreichbaren  Station  der  Transafrika- 
linie) beträgt  6  sh.,  wovon  die  Capcolonie  i  sh.,  den 
Rest  von  5  sh.  dagegen  die  Transafrikagesellschaft 
bezieht. 

In  Bezug  auf  die  muthmassliche  Vollendung  der  ganzen 
Linie  und  Herstellung  der  telegraphischen  Verbindung 
der  Capstadt  mit  Cairo  oder  Alexandria  hat  die  Tele- 
graphenverwaltung der  Capcolonie  folgende  Berechnungen 
aufgestellt,  die  auf  den  Erfahrungen  beruhen,  die  man 
seinerzeit  bei  Erbauung  der  Telegraphenlinie  von  Ade- 
laide nach  Port  Darwin  gemacht  hat.  Diese  grosse  Linie, 
die  unter  dem  Namen  Australian  Trans-Continentalline 
bekannt  ist,  durchschneidet  das  australische  Festland 
von  Norden  nach  Süden  und  vermittelt  die  Hauptmasse 
des  überseeischen  Telegrammverkehres  mit  Australien. 
Ihre  Länge  beträgt  3175  km.  Der  Bau  begann  im  October 
1870  und  wurde  im  August  1872  beendet;  hat  also 
noch  nicht  volle  zwei  Jahre  in  Anspruch  genommen. 
Dabei  musste  er  unter  den  ungünstigsten  Verhältnissen 
ausgeführt  werden.  Die  Linie  läuft  nämlich  durch  eine 
bis  dahin  fast  völlig  unerforschte  Gegend  mit  einer 
dünnen  Bevölkerung.  Fast  nirgends  war  offenes  Wasser 
vorhanden,  so  dass  die  mit  der  Auskundung  und  Er- 
bauung der  Linie  betrauten  Colonnen  in  bestimmten 
Abschnitten  Brunnen  graben  raussten,  um  den  Wasser- 
bedarf zu  decken.  Die  Schwierigkeiten  der  Beförderung 
des  Baumaterials  waren  ungeheuer.  Noch  heute  können 
die  im  Innern  des  Landes  gelegenen  sechs  Telegraphen- 
stationen nur  einmal  im  Jahre  mit  Hilfe  einer  Büffel- 
oder Kameelkarawane  mit  Mundvorräthen  versehen  werden. 
Die  Linie  hat  seit  ihrer  Errichtung  sehr  wenig  Betriebs- 
schwierigkeiten verursacht  und  trotz  fortwährender  Ge- 
witterstürme und  wolkenbruchartiger  Regengüsse  in  der 
Monsunperiode  "nur  selten  Unterbrechung  erlitten.  Zieht 
man  die  rückständigen  Arbeiten  an  der  TransafrikaHnie 
zum  Vergleich  heran,  so  ergibt  sich,  dass  die  Verhältnisse 
bei  diesem  Unternehmen  weit  günstiger  liegen.  Die 
unvollendete  Strecke  von  Karonga  bis  nach  Faschoda, 
wo  die  Transafrikalinie  mit  der  dritten  Zone  der  ägyp- 
tischen Staatstelegraphenlinie  in  Verbindung  gesetzt 
werden  soll,  misst  ungefähr  3105  km,  ist  also  etwas 
kürzer  als  die  australische  Linie  Adelaide — Port  Darwin. 
Ein  Stück  nördlich  von  Karonga  —  die  oben  erwähnte 
341)  km  lange  Strecke  Karonga — Abercorn  • —  ist  dazu 
schon  beinahe  vollendet.  Die  Gegend,  durch  welche  die 
Linie  nordwärts  zu  führen  ist,  ist  reich  an  Wasser 
(Flüssen  und  Seen)  und  bietet  einheimische  Arbeitskräfte 
in  Fülle  dar,  so  dass  viele  Schwierigkeiten,  die  beim , 
Bau  der  australischen  Ueberla;.dlinie  hervortreten,  auf 
afrikanischem  Boden  ganz  wegfallen  Auch  die  künftige 
Unterhaltung  der  Linie  dürfte  keine  unüberwindlichen 
Schwierigkeiten  bieten.  Die  Aussichten  für  die  Voll- 
endung des  grossen  Werkes  in  einem  Zeitraum  von 
etwa  zwei  Jahren  sind  hiernach  sehr  günstig.  Dass  man 


auf  Seiten  der  Baugesellschaft  mit  diesem  Erfolge  bereits 
rechnet,  geht  daraus  hervor,  dass  die  Gesellschaft  die 
capländische  Telegraphenverwaltung  schon  um  ihr  Gut- 
achten über  die  voraussichtlichen  Betriebs-  und  Unter- 
haltungskosten der  fertigen  Gesammtlinie,  über  die  Punkte, 
wo  Betriebs-  und  Uebertragungsstationen  einzurichten 
sein  werden,  und  über  den  Personalbedarf  jeder  Station 
angegangen  hat.  Dieses  Gutachten  liegt  der  Gesellschaft 
bereits  vor  nebst  einem  Tarifentwurf  und  einem  Plane 
über  die  Eintheilung  der  Gesammtlinie  in  eine  Anzahl 
von  Betriebsabschnitten,  von  denen  ein  jeder  einem 
europäischen  Inspector  mit  einem  Stabe  ausgebildeter 
Leitungsaufseher  aus  der  Zahl  der  Eingeborenen  zu 
unterstellen  wäre.  Der  Betrieb  ist  folgendermaassen  ge- 
dacht. Das  Telegraphenamt  Capstadt  arbeitet  jetzt  mit 
Hilfe  von  zwei  Uebertragungsstationen  direct  mit  dem 
Telegraphenamte  in  Salisbury  (Rhodesia)  auf  eine  Ent- 
fernung von  2625  km.  Dementsprechend  müsste  das 
Amt  Salisbury  ohne  Schwierigkeit  mit  der  Station  Aber- 
corn am  Tanganjikasee  —  Entfernung  197  1  km  —  arbeiten 
können  Wird  diese  Entfernung  zusammengerechnet  und 
von  der  auf  10.730  km  veranschlagten  Gesammtlänge 
Capstadt — Cairo  in  Abzug  gebracht,  so  ergibt  sich  ein 
Rest  von  6130  km,  der,  in  drei  Betriebsabschnitte  von 
je  2043  km  zerlegt,  die  Nothwendigkeit  von  fünf  Ueber- 
mittlungsstationen  zwischen  dem  Cap  und  Cairo  begründen 
würde.  Sobald  die  Linie  völlig  ausgebaut  sein  wird, 
wird  sich  ohne  Zweifel  die  Nothwendigkeit  herausstellen, 
einen  zweiten  Draht  für  den  Localverkehr  von  Station 
zu  Station  zu  ziehen.  Diese  Arbeit  wird  indessen  in  Ab- 
schnitten je  nach  den  Bedürfnissen  der  verkehrsreicheren 
Plätze  ausgeführt  werden.  Die  Bestimmung  über  diesen 
Punkt  unterliegt  zur  Zeit  der  Erwägung  der  Gesellschaft. 
Soweit  das  Gebiet  von  Deutsch-Ostafrika  in  Betracht 
kommt,  ist  die  transafrikanische  Telegraphengesellschaft 
nach  ihrem  Abkommen  mit  der  Reichsregierung  ver- 
pflichtet, ausser  den  für  ihre  Zwecke  erforderlichen 
Drähten  für  den  Durchgangsverkehr  einen  weiteren  Draht 
zwischen  den  beiden  der  deutschen  Grenze  am  nächsten 
gelegenen  Stationen  von  Rhodesia  einerseits  (hier  wird 
wohl  Station  Abercorn  in  Frage  kommen)  und  Britisch- 
Ostafrika andererseits  auf  ihre  Kosten  anzubringen.  Dieser 
Draht  wird  Eigenthum  der  deutschen  Regierung  und 
ist  für  den  telegraphischen  Verkehr  von  Deutsch-Ost- 
afrika bestimmt. 


DER  KAISERLICHE  GEFANGENE  IN  CHINA. 

Eioer  Pekioger  Correspoodenz  der  Münchener  „Allg.  Zig." 
entnehmen  wir  folgende  für  die  gegenwärtigen  Regierungsver- 
bältnifse  in  China  bezeichnenden  Mittheilungeo :  Am  21.  Sep- 
tember war  gerade  ein  Jahr  vergangen,  seit  dem  Herrscher  des 
Reiches  der  Mitte  durch  seine  Tante  und  Adoptivmutter,  die 
Kaiserin-Witwe  Tsu  hsi,  die  Zügel  der  Regierung  aus  den 
.schwachen  Händen  entwunden  wurden  und  danfit  die  von  ihm 
inauguriiten  Reformen  ein  jähes  Ende  fanden.  Wären  die  Be- 
ziehungen Chinas  zum  Auslande  noch  jetzt  so  lose  wie  etwa  m 
den  Stchzigerjahren,  so  würde  unzweifelhaft  diesem  Staatsstreich  in 
kurzer  Zeit  ein  gewaltsamer  Tod  des  zum  Schattenkaiser  degra- 
dirten  Kuanghsü  gefolgt  sein.  Die  Besorgniss  vor  einem  Ein- 
schreiten oder  auch  nur  vor  der  abfälligen  Kritik  der  fremden 
Mächte  hat  wohl  allein  die  Machthaber  gehindert,  dieses  in 
orientalischen  Staaten  sonst  als  selbstverständlicher  Abschlrss 
einer  Palastrevolution  geltende  Mittel  anzuwenlen.  Vielleicht 
glaubte  auch  die  liebevolle  Tante,  dass  es  keiner  künstlichen 
Nachhilfe  ihrerseits  bedürfen  würde,  um  den  kränklichen  Neffen 
in  ein  besseres  Jenseits  zu  befördern.  Die  Gesundheit  dieses  alle 
Zeichen  der  Decadenz  tragenden  Abkömmlings  der  roliusten 
Mandschuhäuptlinge  ist  stets  delicat  gewesen,  er  ist  körperlich 
ganz  unentwickelt  geblieben,  misst  kaum  5  Fuss  und  macht,  ob- 
*ohl  er  bald  30  Jahre  alt  wird,  den  Eindruck  eines  schwäch- 
l'chen  15jährigen  Knaben.  Die  herabhängende  Unterlippe  gibt 
ihm  einen  apathischen  Ausdruck,  der  aber  durch  die  melan- 
cholischen, klug  dreinblickenden  Augen  gemildert  wird  Wie 
.seine  Adoptivmutter  hat  er  eine  für  einen  Mjndschu  stark  ge- 
krümmte Nase.  Der  Arzt  der  französischen  Gesandtschaft,  der, 
um  die  von  der  fremden  Presse  aufgestellte  Behauptung,  dass 
der  Sohn  des  Himmels  ermordet  worden  sei,  zu  widerlegen, 
bald     nach  dem  Staatsstreich    in  den  Palast  gerufen  wurde,    um 


^1 


JEDNOTA^^ 
PO'.'ZMUZENI 
PRÜM     L>LU 

W  CECHACH 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIEKT. 


m 


den  Kaiser  zu  untersuchen,  gab  lein  Unheil  dahin  ab,  dati  der 
hohe  Patient  höchstens  noch  acht  Monate  zu  leben  habe.  Diese 
Frist  ist  jetzt  längst  abgelaufen,  und  obgliich  Kuanghsü  durch- 
aus noch  nicht  wiederhergestellt  und  es  gänzlich  auHgeichloi«en 
ist,  dass  er  je  wieder  in  vollen  Genuss  der  Gesundheit  kommt, 
hat  sich  sein  Zustand  gegen  früher  doch  n  cht  wesentlich  ver- 
schlechtert. Wenigstens  ist  dies  der  Eindruck,  den  diejenigen 
Europäer  erhalten  haben,  die  ihn  kurze  Zeit  vor  und  bald  nach 
dem  Staat."slreich  und  dann  wieder  in  diesem  Sommer,  bei 
Audienzen,  aus  nächster  Nähe   beobachten  konnten. 

Allerdings  werden  alle  Opfer  und  sonstigen  rituellen  Hand- 
lungen, die  dem  Gebrauch  nach  durch  den  Kaiser  selbst  als 
Haupt  der  chinesischen  Theokratie  vollzogen  werden  sollen, 
durch  Stellvertreter  verrichtet.  Doch  spielen  hiebei  vielleicht 
auch  andere  Gründe  mit,  einmal  Sparsamkeitsrücksichten,  da  bei 
einem  durch  Stellvertieter  dargebrachten  Opfer  nicht  der>elbe 
Aufwand  gemacht  zu  werden  braucht,  als  wenn  der  Himmels- 
sohn selbst  erscheint,  und  dann  auch  die  Besorgnis«,  Kuanghsü 
könne  die  durch  Entfernung  aus  dem  Palast  gebotene  Gelegen- 
heit zu  einem  erneuten  Fluchtversuch  benützen.  Bald  nach 
seiner  Vergewaltigung  am  21.  September  v.  J.  halte  er  versucht, 
aus  dem  Palast  zu  entkommen,  um  sich  in  dei  englischen  Ge- 
sandtschalt zu  verbergen.  Dieser  Plan  wurde  aber  verralhen  und 
vereitelt.  Während  der  chinesische  Gesandte  in  London  erklärte, 
zwischen  Tante  und  Neffe  bestünden  die  herzlichsten  Be- 
ziehungen, wurde  der  Kaiser  auf  einer  kleinen  Insel  in  einem 
der  Teiche  innerhalb  der  Palastgründe  gefangen  gesetzt.  Die 
steinerne  Brücke,  welche  diese  Insel  mit  dem  Festland  verband, 
wurde  zerstört  und  durch  eine  Planke  ersetzt,  die  nur  aufgelegt 
wurde,  wenn  dem  Sohne  des  Himmels  seine  kargen  MahUeiten 
durch  einen  Eunuchen  gebracht  wurden,  oder  wenn  der 
rechtmässige  Herrscher  über  400  Millionen  Menschen  in  einet 
Sänfte  abgeholt  wu'de,  um  als  stummer  Figurant  einer  Sitzung 
des  Staatsralhe«  beizuwohnen,  in  der  die  Edicte  redigirt 
wurden,  welche  seine  besten  Freunde  als  Hochverräther  brand- 
markten, seine  Reformerlässe  für  Unsinn  erklärten  und  lück- 
gängig  machten. 

Da  der  entthronte  Herrscher  sich  allmälig  in  sein  Schicksal 
zu  ergeben  schien,  wunle  er  wieder  in  dem  westlichen  Theil 
des  mitten  in  der  Sta.lt  Peking  gelegenen  Palastes  ganz  in  der 
Nähe  der  von  der  Regeotin  bewohnten  Räume  untergebracht. 
Dort  ist  auch  jetzt  noch  seine  Wohnung.  Bei  dem  Empfang 
der  Gemahlinnen  d<'r  in  Peking  residireuden  fremden  Vertreter 
durch  die  Kaiserin-Regentin  am  13.  December  v.  J.  war 
Kuanghsü  als  stummer  Zuschauer  zugegen  und  gab  von  seinem 
etwas  tiefer  als  der  Thronsessel  seiner  Tante  placirten  Sitz  aus 
jeder  einzelnen  der  sieben  Damen  mit  verlegenem  Lächeln  die 
Hand. 

In  diesem  Jahre  hat  der  Kaiser  wiederholt  ohne  Beisein  der 
Regentin  fremde  Gesandte  in  Audienz  empfangen,  wobei  er 
dann  kaum  ein  Wort  sagte,  während  er  vor  dem  Staatsstreich 
ohne  Befangenheit  mit  einer  dünnen  knabenhaften  Stimme  zu 
sprechen  pllpgte.  Es  wird  erzählt,  dass  er  bei  den  Staatsraths- 
Miiungcn  auch  jetzt  noch  vollständig  stumm  ist  und  es  aus 
Trotz  ablehnt,  irgendwie  an  der  Erleligung  der  Gesc^-äfie  theil- 
zlinehmen.  Dies  würde  darauf  hindeuten,  dass  seine  Resignation 
nur  fingirt  ist.  Vor  Kurzem  ging  das  Gerücht,  er  habe  einen 
neuen  wieder  vereitelten  Fluchtversuch  unternommen,  indem  er 
sich,  in  Decken  gewickelt,  durch  ihm  ergebene  Eunuchen  aus 
dem  Palast  hinaustragen  lassen  wollte.  Auch  heisst  es,  er  habe 
in  eintm  durch  Vermittlung  des  japanischen  Gesandten  in 
Peking  an  den  Kaiser  von  Japan  gerichteten  Brief  um  Be- 
freiung und  Hilfe  gefleht  Wieweit  diese  Gerüchte  auf  Wahr- 
heit beruhen,  ist  schwer  zu  sagen,  doch  lässt  sich  der  Schluss 
daiaus  ziehen,  dass  der  junge  Kaiser  sich  keineswegs  so  ganz 
in  seine  Lage  gelügt  hat.  Doch  besitzt  er  peisönlich  nicht  die 
nöihige  Eneigie,  um  sich  selbst  daraus  zu  befreien;  auf  Be- 
freiung durch  ihm  ergebene  Anhänger  kann  er  aber  nicht 
rechnen,  da  diese  einflusslos  sind.  Das  köipeiliche  Befinden  des 
Kaiseis  ist  derart,  dass  er  nrch  jahrelang  forivegetiren,  ebenso 
gut    aber  sein    Tod   ganz  plötzlich   eintreten   k:inn. 


CHRONIK. 

Asien. 

Asiatische  Türkei.  Im  Gebiete  des  Mäanderflusses  dauern 
die  Erdbebenstösse  wochenlang  an.  Die  Anzahl  der  Opfer 
des  Erdbebens  in  den  Vilajets  Aidin  und  Smyrna  wird 
mit  10.000  angegeben;  im  Vilajet  Smyrna  sollen  So.C'io 
Personen  erwerbslos  geworden  sein.  Zum  Zwecke  der 
Hilfeleistung  beabsichtigt  die  Pforte,  im  Vilajet  Smyrna 
tlen  Eingangszoll  auf  VVaaren  auf  ein  Jahr  um  3  Percent 
zu  erhöhen,  und  verlangt  hiezu  die  Zustimmung  der 
diplomatischen  Kreise.  —  In  Basra  kommen  Erkrankungen 
und  '1' ■desfälie  an   Cholera  vor. 

Arabien.  Die  militärische  Lage  im  Vilajet  Jemen  soll 
günstig  sein,   und    die  Pacification    macht    in   Folge  der 


administrativen  MaaMoahmen  Fortschritte.  Nach  Hedschas 
und  Jemen  werden  keine  neuen  Truppen  gesandt,  anch 
werden  für  diese  Landestheile  keine  ausserordentlichen 
Verfügungen  getroffen,  da  hiezu  keinerlei  Anlass  vorliegt, 
indem  die  Gerüchte  von  angeblichen  Unruhen  daselbst 
keine  Bestätigung  fanden. 

Persien.  In  Kaswin  findet  ein  Aufstand  statt,  der  gegen 
die  dortigen  Christen,  hauptsächlich  armenische  und 
russische  Kaufleute,  gerichtet  ist.  Eine  fanatisirte  Rotte 
von  400  Personen,  darunter  Priester  und  Studenten, 
bricht  in  Häuser  ein,  plündert  sie  und  greift  die  In- 
wohner an.  Der  Schah  verspricht  Truppen  zur  Bestrafung 
der  Uebelthäter  zu  schicken,  und  der  Gouverneur  von 
Kaswin  verhaftet  etliche  300  Personen,  denen  er  theils 
die  Bastonnade  geben,  theils  die  Hände,  Nasen  oder 
Ohren  abschneiden  lässt.  Der  Aufruhr  soll  von  der  per- 
sischen Geistlichkeit  angezettelt  worden  sein,  die  sich 
über  die  von  den  Russen  hergestellte  und  jüngst  eröffnete 
Strasse  von  Rescht  nach  Teheran  ärgert. 

Afghanistan.  Der  Emir  von  Afghanistan  soll  wahn- 
sinnig sein,  und  man  ist  auf  einen  Thronwechsel  gefasst. 

Birma.  Sepoys  der  Karen- Militärpolizei  rufen  im 
birmanischen  Theater  im  Monywa  eine  Unruhe  hervor; 
zwei  Tage  später  dringen  sie  wieder  in  das  Theater  ein, 
greifen  englische  Polizei' 'fficiere  an  und  verwunden  einen 
davon  schwer.  Nach  Monywa  wird  ein  Detachement 
indischer  Militärpolizei  geschickt. 

China.  In  der  Provinz  Schantung  sind  neue  Unruhen 
zu  erwarten,  die  sich  gegen  die  Missionäre  tmd  die 
christlichen  Chinesen  richten;  die  Gesellschaften  vom 
Grossen  Schwert  und  von  der  Rothen  Faust  rüsten  sich 
zu  neuerlichem  Vorgehen.  Im  Hinterlande  von  Kiautschau 
kommen  neue  Unruhen  vor;  es  kommt  zu  Gewaltthätig- 
keiten,  bei  denen  sechs  Chinesen  erschossen  werden. 
Der  deutsche  Gesamlte  in  Peking  stellt  der  chinesischen 
Regierung  ein  Ultimatum,  womit  gedroht  wird,  dass 
Deutschland,  wenn  China  nicht  sofort  die  nöthigen 
Schritte  thue,  um  Ruhe  und  Ordnung  wieder  herzu- 
.stellen  und  aufrecht  zu  erhalten,  selbst  eingreifen  und 
mit  Gewalt  dafür  Sorge  tragen  werde,  dass  den  deut- 
schen Unternehmungen  Schutz  zu  gedeihlicher  Entwick- 
lung zutheil  werde.  —  Der  Bau  der  Schantung-Eisenbahn 
(des  Unternehmens  der  in  Berlin  errichteten  deutschen 
Schantung-Eisenbahngesellschafl),  der  zunächst  die  Strecke 
vom  deutschen  Hafen  Tsingtau  bis  zu  der  chinesischen 
Provinzialhauptstadt  Tsinanfii,  beiläufig  400  km,  um- 
fassen wird,  ist  bereits  sowohl  von  Tsingtau  als  von 
der  chinesischen  Kreisstadt  Kiautschau  aus  rüstig  in  An- 
griff genommen.  —  In  Dschenhuaihsien  in  der  Provinz 
Kweitschau  bricht  ein  Aufstand  aus,  und  es  wird  der 
Mandarin  ermordet;  die  Lage  wird  für  ernst  angesehen. 
—  Die  chinesische  Regierung  beschliesst  die  Errichtung 
einer  neuen  Truppen  macht  von  12.000  Mann,  die  bei 
Juetschau  (Lientschau  ?)  aufgestellt  werden  soll,  sobald 
die  jetzt  betriebenen  Unterhandlungen  mit  den  Fran- 
zosen über  Kwangtschauwan,  das  französische  Pacht- 
gebiet auf  der  Halbinsel  Leitschau,  abgeschlossen  sind. 
Korea.  Russland  beabsichtigt,  die  Insel  Korgoda  in 
der  Meerenge  von  Korea  als  Flottenstutzpunkt  zwischen 
Wladiwostok  und  Port  Arthur  zu  besetzen. 

Japan.  In  einem  Theile  von  Mittel-  und  Ostjapan 
wuthet  ein  Teifun  und  richtet  an  der  Elmte  und 
sonstigem  Eigenthum  grossen  Schaden  an ;  in  der  Nähe 
von  Utsunomiya  weht  der  Stur.u  einen  Eisenbahnrag 
von  der  Brücke  in  den  Fluss,  wobei  fünfzig  Personen 
getödtet  werden. 

Bomeo.  In  Kindanga  (Süd-Bomeo)  bricht  eine  Meuterei 
aus;  zwei  holländische  Staatsbeamte  werden  getödtet, 
zahlreiche  Rebellen  werden  gctö«Itet,  verwundet  oder 
gefangen.  Die  Ruhe  ist  wieder  hergestellt. 

Philippinen.  Zwischen  Bacoor  und  Imus,  südlich  von 
Manila,  finden  Kämpfe  statt,  die  vorerst  mit  der  Ver- 
treibung der  Eingeborenen  vom  Imusflusse  enden;  doch 
sammeln   sich  die  Philippiner  wicrler  hart  an  der  Bucht 


130 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


von  Cavite  und  dem  Flusse,  die  Kämpfe  werden  wieder 
aufgenommen,  und  die  Amerikaner  säubern  ein  Gebiet 
von  lO  km  Länge  und  3  km  Breite  bis  nach  San  Fran- 
cisco de  Malabon  herunter.  Die  Eingeborenen  leisten 
der  Colonne  des  Generals  Schwan  hartnäckigen  Wider- 
stand, besonders  bei  Cavite  viejo  und  Noveleta.  Um 
San  Francisco,  wo  5000  Feinde  stehen  sollen,  wird  eine 
wirkliche  Schlacht  erwartet,  doch  ziehen  sich  die  Phi- 
lippiner schon  vorher  zurück.  Nach  einem  Vorstoss  in 
der  Richtung  auf  Perez  das  Marinas  kehrt  General 
Schwan  um  und  überlässt  das  ganze  Gebiet  wieder  dem 
Gegner.  Nur  die  Linie  Imus — Bacoor  bleibt  wie  vor  in 
den  Händen  der  Amerikaner.  Im  Norden  finden  Ge- 
fechte östlich  und  westlich  von  Bacolor  statt,  und  General 
Young  besetzt  Aragat  am  Rio  Grande  de  la  Pampanga, 
20  km  nordöstlich  von  Bacolor.  Die  amerikanische  Re- 
gierung beschliesst,  ein  Geschwader  nach  Manila  zu  ent- 
senden und  den  Feldzug  auf  den  Philippinen  in  energi- 
scher Weise  führen  zu  lassen.  Man  plant  eine  Theilung 
der  Philippinen-Armee  in  vier  Departements,  von  welchen 
drei  für  die  Insel  Luzon  bestimmt  wären  und  das  vierte 
die  Inseln  Panay,  Cebu,  Negros  u.  s.  w.  umfassen  sollte. 
Ceram.  Ein  Erdbeben  zerstört  vollständig  die  Stadt 
Amahai  an  der  Südküste  der  Insel  Ceram,  wobei  4000 
Menschen  getödtet  und  500  verletzt  werden.  Die  dortige 
Garnison  und  die  Civilbehörden  nehmen  keinen  Schaden. 

Afrika. 

Marokko.  An  der  marokkanischen  Grenze  findet  zwi- 
schen regulären  Truppen  des  Sultans  und  einem  Rebellen- 
stamm ein  Kampf  statt.  Auf  Befehl  des  Sultans  war  eine 
militärische  Abtheilung  zu  dem  Stamm  geschickt,  um  poli- 
tische Agitatoren,  die  dort  Zuflucht  gesucht  hatten,  festzu- 
nehmen. Der  Stamm  empfing  die  Truppe  mit  einem 
Kugelregen  und  schlug  die  Soldaten  in  die  Flucht ;  von 
diesen  wurden  mehrere  getödtet  und  verwundet.  Einer 
der  gesuchten  Unruhestifter  wurde  festgenommen  und 
misshandelt,  und  in  Folge  eines  Versehens  wurde  dem 
Sohne  des  Scheichs  von  den  Soldaten  der  Kopf  abge- 
schlagen. —  Demnächst  wird  in  Marokko  eine  deutsche 
Postanstalt  eröffnet  werden,  deren  Hauptbureau  sich  in 
Tanger  befinden  wird. 

Aegypten.  Die  Pest  in  Alexandrien  wird  als  erloschen 
betrachtet,  nachdem  dort  im  Monat  September  nur  drei 
Pestfälle  vorgekommen  sind  und  seit  i.  October  kein 
neuer  Pestfall  mehr  zu  verzeichnen  ist. 

Aegyptischer  Sudan.  Lord  Kitchener  gibt  die  Absicht 
auf,  den  Khalifa  zu  bekämpfen,  der  mit  seinen  auf  über 
10.000  Mann  angewachsenen  Anhängern  auf  dem  Dschebel 
Gedir  verweilte  und  bereits  kurze  Vorstösse  in  dem  ihm 
im  Vorjahre  abgenommenen  Gebiete  unternommen  hat, 
da  der  Khalifa  sich  in  das  Innere  von  Darfur  zurück- 
zieht. Wegen  des  Transvaal- Krieges  wird  vorderhand 
keine  weitere  Expedition  gegen  den  Khalifa,  sondern 
nur  ein  Recognoscirungszug  nach  Dschebel  Gedir  unter- 
nommen. 

Französischer  Sudan.  Die  Mittheilung,  dass  Oberst- 
lieutenant Klobb  und  Lieutenant  Meunitr  der  Insubordi- 
nation der  Hauptleute  Voulet  und  Chanoine  zum  Opfer 
gefallen  sind,  ist  dahin  richtigzustellen,  dass  nur  Klobb 
gefallen  ist,  Meunier  aber  seinen  Verletzungen  nicht  er- 
legen ist  und  sich  auf  dem  Wege  der  Genesung  be- 
findet. Voulet  und  Chanoine  sind  von  ihren  eigenen 
Leuten  erschossen  worden,  und  ist  der  Hergang  folgender: 
Nachdem  Klobb  gefallen  war,  stellte  V(pulct  seinen  Leuten 
frei,  ihn  zu  verlassen,  und  mit  den  ihm  Bleibenden 
wollte  er  im  Innern  des  Sudan  einen  unabhängigen 
Staat  gründen.  Chanoine  schloss  sich  Voulet  an,  und 
Beide  rückten  mit  ihren  Senegalsc'nitzen  nach  dem  Dorfe 
Mayhri  weiter.  Indessen  hatten  sich  die  Lieutenants 
Pallier  und  Toalland  nach  dem  D  >rfe  Nafouta  begeben, 
wo  Meunier  in  ärztlicher  Behandlung  lag.  Dorthin  ent- 
wischten nun  auch  die  beiden  Sergeanten,  die  Voulet  bei 
sich    zurückbehalten    hatte,    und  bald  darauf  revoltirten 


auch  Voulet's  Scharfschützen  und  nahmen,  da  sie  Mayhri 
verliessen,  auch  die  Kanone  mit.  In  einiger  Entfernung 
feuerten  sie  auf  Mayhri  und  tödteten  sie  Chanoine,  der 
gegen  sie  vorrückte;  hierauf  zogen  sie  sich  mit  den 
beiden  Sergeanten  wieder  nach  Mayhri  zurück.  Voulet 
ergriff  die  Flucht,  doch  als  er  am  folgenden  Tage  nach 
Mayhri  zurückkehren  wollte,  wurde  er  von  einer  Schild- 
wache erschossen.  Sämmtliche  Scharfschützen  zogen  nun 
nach  Nafouta,  um  sich  mit  Pallier  und  Toalland  zu  ver- 
einigen. Lieutenant  Pallier  übernahm  das  Coramando, 
um  die  Expedition  mit  der  Mission  Foureau-Lamy  zu 
vereinigen  und  sich  selbst  unter  den  Befehl  des  Majors 
Lamy  zu  stellen.  Die  Expedition  besetzte  die  Ortschaft 
Zinder  und  schlug  den  Häuptling  in  die  Flucht,  der  den 
Forschungsreisenden  Cazemajou  ermordet  hatte.  Die 
Ueberbleibsel  der  Expedition  Cazemajou  wurden  aufge- 
funden. Wegen  der  zweifelhaften  Haltung  der  Einge- 
borenen ging  Pallier  nicht  weiter  gegen  Osten  vor.  Er 
verliess  Zinder,  Hess  dort  Toalland  mit  200  Mann  und 
Meunier  zurück  und  näherte  sich  der  Sudan-  und  Da- 
home-Telegraphenlinie,  um  dem  Colonialminister  die  ge- 
forderten Nachrichten  zu  übersenden.  —  Die  Expedition 
Foureau-Lamy  ist  thatsächlich  bei  guter  Gesundheit  am 
Tschadsee  eingetroffen.  —  Der  französische  Forscher  Be- 
hagle wird  vom  Sultan  Rabbeh  am  Tschadsee  gefangen 
genommen  und  als  Geisel  zurückgehalten.  Behagle,  der  im 
Auftrage  mehrerer  französischer  HandelsfirmenCentralafrika 
dem  Handel  erschliessen  sollte,  war  so  unvorsichtig,  ohne 
bewaffnete  Begleitung  zu  reisen.  —  Ein  Decret  über  die 
Reorganisirung  der  Regierung  des  französischen  Gebietes 
von  Westafrika  bestimmt,  dass  die  gegenwärtig  zu  Sudan 
gehörigen  Gebiete  fernerhin  nicht  mehr  eine  autonome 
Colonie  bilden,  sondern  dem  Senegalgebiete,  der  Elfen- 
beinküste, Dahome  und  Guinea  angeschlossen  werden 
sollen. 

Rriiisch-Somaltland.  Der  Mullah  Muhammed  ibn  Ab- 
dallah, der  sich  für  den  Mahdi  ausgibt  nnd  als  heilige 
Person  bei  den  Muslimen  grosses  Ansehen  geniesst, 
stiftet  mit  Hilfe  seiner  fanatischen  Krieger  in  der  Gegend 
von  Berbera  Unruhen  an,  und  seine  Leute  rauben  die 
Gegend  aus.  An  der  Küste  von  Berbera  werden  eng- 
lische Truppen  gelandet,  um  die  Ruhe  wieder  herzu- 
stellen, und  bei  einem  Zusammenstoss  mit  den  An- 
hängern des  Mullah  in  der  Nähe  von  Berbera  wird  eine 
grössere  Anzahl  von  Eingeborenen  getödtet. 

Kamerun.  Hauptmann  v.  Kamptz  ist  mit  der  Schutz- 
truppe auf  einer  Expedition  in  Adamaua  zum  zweiten- 
male  in  Tibati  einmarschirt  und  hat  den  dortigen  ein- 
heimischen Gewalthaber  gefangen  genommen.  —  Auf- 
ständische Balineger  unternehmen  Raubzüge  gegen  die 
Niederlassungen  Kribi  und  Batanga  und  zerstören  die 
Missionsstationen  und  die  kleinen  Zweigfactoreien,  Das 
Gefecht,  das  der  commissarische  Bezirkshauptmanu 
v.  Malsen  auszuhalten  hat,  dauert  vier  Tage;  der  Feind 
hat  80  Ti'dte,  von  den  Weissen  sind  nur  zwei,  darunter 
auch  Malsen,  verwundet.  Vorläufig  ist  die  Ruhe  wieder 
hergestellt.  —  Die  deutsche  Expedition  unter  dem 
Lieutenant  v.  Queis,  dem  bisherigen  Leiter  der  Station 
Rio-del-Rey,  wird  bei  dem  Dorfe  Ndebidschi,  da  Herr 
V.  Queis  einen  widerspenstigen  Häuptling  niederschiesst, 
der  sich  nicht  nach  der  Küste  escortiren  und  Lasten 
tragen  will,  bei  der  Uebersetzung  eines  Flusses  von  den 
Eingeborenen  von  hinten  her  angegriffen,  und  es  kommt 
zu  einem  Kampfe,  in  welchem  fast  sämmtliche  Mit- 
glieder der  Expedition  niedergemacht  werden.  Nach 
diesem  Siege  greifen  die  Eingeborenen  eine  benachbarte 
englische  Factorei  an  und  plündern  sie.  Lieutenant 
v.  Queis  und  der  ihn  begleiten  le  Herr  Lohmeyer  sollen 
sich  am  Leben  befinden. 

Congostaai.  Ueber  den  Zusammenstoss  der  Congo- 
truppen  unter  Baron  Dhanis  mit  aufrührerischen  Ein- 
geborenen in  Sungula  wird  gemeldet,  dass  zwischen  der 
500  Mann  starken  Colonne  Dhanis  und  1200  Ein- 
borenen  ein  heftiger  Kampf  stattfand,  bei  welchem  die^e 


OSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Ul 


300  Todte  und  noch  mehr  Verwundete  hatten.  Nachdem 
Dhanis  die  Aufständischen  aus  Kambambara  vertrieben 
hatte,  zogen  sich  diese  nach  der  Nordspitze  des 
Tanganjikasees  zurück,  und  Dhanis  glaubt,  dass  sie  sich 
auf  deutsches  Gebiet  geflüchtet  haben  und  sich  dort 
unterwerfen  werden. 

Südafrikanische  Republik.     Transvaal    sendet  an  Eng- 
land   ein  Ultimatum,    worin    es    die  Zurückziehung  der 
englischen  Truppen    von    der  Grenze  Transvaals    inner- 
halb 48  Stunden  verlangt.  Die  Buren  besetzen  I^ingsnek 
und  rücken  in  Natal  ein.     Der  Krieg  beginnt.     Kaflfern 
plündern  die  Geschäftsplätze    und  Häuser    im    östlichen 
Theile  des  Randgebietes;  sie  werden  von  einer  Polizei- 
abtheilung    zerstreut.     Bürger     des     Oranje  -  Freistaates 
belegen    in    Harrismith    (OranjeFreistaat)    einen    Eisen- 
bahnzug   mit  Beschlag,    der    der    Regierung    von  Natal 
gehört.   Die  Buren  besetzen  Newcastle,  greifen   Mafeking 
an,  und  nehmen  mehrere  Dörfer,  darunter  Lobatsi;    sie 
werden    mit  Verlusten    vor  Mafeking    zurückgeschlagen. 
Die  Buren    greifen    das  Lager    von    Glencoe    an,    doch 
wird  ihre  Position  von  den  Engländern  genommen.  Sie 
besetzen  Vryburg.     Nach    einem    heftigen  Kampfe  wird 
Elandslaagte    von    den  Engländern    eingenommen.     Die 
Buren    nehmen  Klipdam,    nordwestlich    von    Kimberley. 
Die  Engländer  müssen  sich  nach  einem  heftigen  Gefechte 
bei  Elandslaagte    gegen    das  Centrum    der    Linie  Lady- 
smith zurückziehen.      General  Yule    zieht  sich  auch  von 
Glencoe  zurück,   und  dieses  wird    von  den  Buren  abge- 
schnitten   und    völlig    eingeschlossen.     Vor    Kimberley 
finden  Kämpfe  statt,  und  Mafeking  wird  beschossen.    In 
Rhodesdrift    kommt    es    zu    einem    Scharmützel,    wobei 
beide  Theile   Verluste  erleiden.   Die  gesammte  englische 
Streitmacht    wird    auf  I^adysmith    zurückgeworfen.      Die 
Buren  beschiessen  Ladysmith,  und  die  Engländer  erleiden 
eine  empfindliche  Niederlage.     2000  Mann  der  Division 
White  fallen  den  Buren  in  die  Hände. 

Belschuanaland.  Eine  starke  Burenabtheilung  bedroht 
den  Häuptling  der  Bamangwatos  im  Betschuanaland;  der 
Bakathiastamm  bleibt  loyal.  —  Im  ganzen  Betschuana- 
lande  und  in  West-Griqualand  herrscht  in  Folge  des 
Ausbleibens  der  Zufuhr  grosser  Mangel  an  Lebensmitteln ; 
man  erwartet  eine  Hungersnoth.  —  Die  Regierung  von 
Transvaal  erlässt  eine  Proclamation  des  Inhaltes,  dass 
sie  das  Griqualand  und  das  Betschuanaland  annectire. 
Der  Commandant  von  Kimberley  erlässt  eine  Gegen- 
proclamation,  worin  er  erklärt,  dass  die  Proclamation 
der  Buren  keine  Kraft  habe.  Ebenso  wird  eine  vom 
Oranje- Freistaate  erlassene  Proclamation,  in  welcher 
ein  Theil  der  Capcolonie  als  Gebiet  des  Freistaates 
erklärt  wird,  vom  Gouverneur  Miiner  als  nichtig  be- 
zeichnet. 

Australien. 

Samoa.  Die  Lage  auf  Samoa  ist  bedenklich,  und  es 
wird  der  Ausbruch  neuer  Unruhen  befürchtet.  Auch  die 
Lage  der  drei  Consuln,  die  als  provisorische  Regierung 
zurückgelassen  wurden,  ist  schwierig;  unter  ihnen  soll 
Spannung  herrschen.  Dreizehn  Häuptlinge  der  Mataafa- 
Partei  geben  vor,  die  Regierung  von  Samoa  zu  bilden, 
und  erlassen  eine  Proclamation,  betreffend  die  Ent- 
richtung einer  Kopfsteuer  von  einem  Dollar.  Dagegen 
erlässt  Solf  ohne  Zustimmung  der  Consuln  eine  Pro- 
clamation, in  welcher  er  die  Zahlung  einer  Kopfsteuer 
anordnet.  Die  Anhänger  Mataafa's  rufen  Unruhen  hervor 
und  beginnen  nur  aus  Scheu  vor  den  Kriegsschiffen 
nicht  den  Kampf  Die  Eingeborenen  beider  Parteien  .sind 
gut  bewaffnet,  da  die  Consuln  ihnen.  Flinten  und  Revolver 
zu  behalten  gestattet  haben. 


MISCELLEN. 

Das  englische  Eisenbahnproject  Alexandrien— 
Shanghai.  Die  rus»ische  amtliche  „Handel»-  und 
Industrie-Zeitung"  beschäftigt  »ich  io  ihrer  Nr.  192 
eingehend  mit  dem  im  Septemberhefte  der  „Nineteenht 
Century'-  abgedruckten  Project  von  C.  A.  Moreing, 
seitens  Englands  eine  Eisenbahn  zu  bauen,  die  von 
Alexandrien  bis  China,  durch  Mesopotamien,  längs  des 
persischen  Meerbusens,  durch  Indien  und  Birma,  mit 
Fortsetzung  auf  chinesischem  Gebiete  bis  Shanghai  führt. 
Die  Gesammtlänge  dieser  Linie  würde  etwa  6670  (eng- 
lische Meilen  betragen,  wovon  ungefähr  2000  Meilen 
bereits  gebaut  sind. 

Das  russische  amtliche  Blatt  ftihrt  ans:  „Der  eng- 
lische Verfasser  wirft  die  Frage  auf:  Welche  Antwort 
muss  England  auf  die  letzten  politischen  Eroberungen 
Russlands  geben,  die  dasselbe  mit  der  Erbauung  der 
sibirischen  Bahn  gemacht  hat?  Und  er  beantwortet  die 
Frage  damit,  dass  er  sagt:  England  müsse  denselben 
Weg  gehen  und  mit  denselben  Waffen  kämpfen.  Der 
Weg  und  die  Waffen  sind  vorstehend  schon  bezeichnet 
durch  die  projectirte  Bahn,  die  nach  Meinung  des  eng- 
lischen Verfassers  die  wirthschaftliche  und  politische 
Bedeutung  der  grossen  sibirischen  Eisenbahn  aufheben 
müsse." 

Die  „Handels-  und  Industrie-Zeitung"  weist  im  weiteren 
Verlaufe  der  Besprechung  des  Projectes  darauf  hin,  dass 
durch  dasselbe  mehrere  fremde  Staaten  berührt  werden, 
uämlich  Egypten  auf  250  Meilen,    die  Türkei  auf  1000 
Meilen,  Persien  auf  700  Meilen  und  China  auf  1 600  Meilen. 
Wenngleich    der    englische   Verfasser    diesem  Umsunde 
keinerlei  nennenswerthe  Bedeutung  beimisst  und  die  An- 
sicht    vertritt,    dass    etwaige    grundsätzliche    Bedenken 
leicht    beseitigt    werden    könnten,    glaubt    das    rassische 
Blatt    doch    auch    schon    hierin    eine   Schwierigkeit    lu 
sehen,  die  sich  einem  derartigen,  grossartigen  Eisenbahn- 
bau    entgegenstellen    würde.     „Ein    weiteres,    noch    viel 
wichtigeres  Bedenken,"  fährt  die  „Handels-  und  Industrie- 
Zeitung"  fort,  „das  gegen  den  Plan  spricht,  scheint  den 
Verfasser  auch  nicht  aufzuregen.    Es  fragt  sich  nämlich, 
wie  wohl    die  Durchführung   des  Planes    auf   die  Inter- 
essen   der    britischen  Handelsflotte    rückwirken    würde? 
Durch  die  geplante  Bahn  werden  die  Entfernungen  zwischen 
Europa  und    den  chinesischen    Hafenplätzen    in    so    be 
deutendem    Maasse    abgekürzt,    dass    die   Dampferlinien, 
aus  denen  England   gegenwärtig  so  überaus  ansehnliche 
Vortheile     zieht,     in    ganz     erheblichem      Maasse      an 
Bedeutung    einbüssen    würden.    Ausserdem    aber  ist   an 
den    bestehenden   überseeischen   Verkehrsrouten    keines- 
wegs   allein  England    betheiligt,    denn    der   Wettbewerb 
Deutschlands  mit  ihm  tritt  immer  stärker  hervor.  Es  ist 
klar,  dass  Deutschland,  ganz  abgesehen  von  sehr  vielen 
anderen    Gründen,    schon    aus     dem     oben    erwähnten 
Grunde  nicht  gleichmüthig  sich  zu   etwaigen  Eisenbahn- 
bauten in  der  Türkei,  Persien  und  China  durch  die  Eng- 
länder verhalten  kann."  Interessant  sind  die  Erwägungen, 
durch  welche  der  englische  Verfasser  die  Befürchtungen 
für     einen     gedeihlichen     Fortbestand     der     englischen 
Handelsflotte  zu  beseitigen  sucht,  falls  da«  von  ihm  be- 
fürwortete   Project    zur  Ausführung    kommen    sollte:    er 
sagt,  „dass  dem   gedeihlichen  Fortbestände    unter    allen 
Umständen  dieselbe   grosse  Gefahr  auch  schon  von  der 
sibirischen  Bahn  droht !"  Nach  einer  Auseinandersetzung 
über  die  Dauer  der  Reise   über  Sibirien  und  durch  den 
Suezcanal  und  unter  dem  Zugeständnisse,  dass  der  eng- 
lische Verfasser  den  Einfluss  der  sibirischen  Bahn  nicht 
Überschätzt,    findet    das    russische    Blatt    es    nicht    be- 
greiflich, warum  England  zu  der  einen  Ge&hrquelle  fitr 
den    gedeihlichen  F.  rt bestand    seiner  Handelsflotte    sich 
selbst  noch  eine  zweite  schaffen  will. 

„Bei  einer  ruhigeren  Prüfung  der  Frage,"  meint  du 
Blatt  zum  Schlüsse,  „würde  man  sich  Uberseogen,  dm 
die  Gefahr,    d>e  der  britischen  H.iiidebflotte  nach  VoU- 


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ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


endung  der  grossen  sibirischen  Bahn  droht,  nicht  so 
gross  ist,  als  es  sich  der  Verfasser  vorstellt;  aller 
Wahrscheinlichkeit  nach  wird  sich  der  Einflussbereich  des 
neuen  Verkehrsweges  im  Post-  und  Personenverkehre 
kaum  südlicher  als  bis  nach  Shanghai  erstrecken.  Die 
Erwägungen  des  Blattes  sind  viel  mehr  von  politischer 
Leidenschaftlichkeit  erfüllt,  als  von  dem  Bestreben,  die 
wahren  Aufgaben  der  britischen  Politik  im  Osten  klar- 
zustellen. Schon  mit  der  Fragestellung  begeht  der  Ver- 
fasser —  vielleicht  mit  vollem  Bewusstsein  —  einen 
Irrthum.  England  braucht  gar  nicht  auf  Russlands  Er- 
folge zu  reagiren,  weil  unsere  letzten  Schritte  im  fernen 
Osten  sich  einzig  als  die  vollkommen  berechtigte  Wieder- 
herstellung allzu  lange  vernachlässigter  Interessen  dar- 
stellen. Ausserdem  hatten  alle  dahin  zielenden  Maass- 
nahmen  nur  Culturaufgaben  im  Auge,  welche  den  be- 
rechtigten Interessen  anderer  Mächte  im  Stillen  Ocean 
keinen  Abbruch  thun  können.  Zu  meinen,  wie  es  einige 
englische  Pohtiker  thun,  es  sei  mit  diesen  Schritten 
auf  irgend  jemandes  .erworbene'  Rechte  abgesehen, 
wäre  oifenbar  politische  Kurzsichtigkeit.  Wir  glauben 
jedoch,  dass  die  öffentliche  Meinung  Englands  nüchtern 
und  besonnen  bleiben  wird,  und  dass  man  sie  kaum 
durch  Projecte  erschüttern  kann,  die  politischen  Leiden- 
schaften ihren  Ursprung  verdanken." 

Zu  diesen  Auslassungen  des  russischen  amtlichen  Organes 
macht  die  „Zeitung  des  Vereines  deutscher  Eisenbahn- 
verwaltungen" folgende  Bemerkungen :  Das  ist  die  Antwort, 
die  die  amtliche  „Handels-  und  Industrie-Zeitung"  auf  das 
Bekanntwerden  des  englischen  Projectes  ertheilt!  Man  muss 
sagen,  die  Russen  leiden  offenbar  an  Beklemmungen,  und 
dass  aus  den  Zeilen  sehr  wenig  vertrauensvolles  und  zuver- 
sichtliches Selbstbewusstsein,  wohl  aber  die  Befürchtung, 
überflügelt  zu  werden,  spricht;  dies  bewirkt  die  Verthei- 
digung,  ja  sogar  die  Herabminderung  der  Bedeutung 
des  eigenen  grossen  Werkes  und  die  eigenartig  wirkende 
Besorgniss,  die  Engländer  könnten  ihrer  eigenen  Handels- 
flotte durch  den  geplanten  Eisenbahnbau  schaden. 

Wenn  sonst  nichts  hindernd  in  den  Weg  tritt,  so 
kann  man  wohl  nicht  mit  Unrecht  annehmen,  dass  diese 
freundschaftlichen  Auslassungen  über  eventuelle,  für  Eng- 
land schädliche  Folgen  des  Unternehmens  auf  ökonomi- 
schem Gebiete  die  Engländer  kaum  von  der  Ausführung 
des  Unternehmens  zurückzuhalten  geeignet  sein  werden. 
Sehr  viel  wahrscheinlicher  ist  es  aber,  dass  andere, 
schwerwiegendere  politische  Hindernisse  sich  entgegen- 
stellen werden.  Daher  hätten  die  Russen  mit  ihren  Be- 
fürchtungen noch  etwas  geheimnissvoller  umgehen 
können. 

Die  neue  Landstrasse  von  Rescht  nach  Teheran. 

Zwischen  das  Kaspische  Meer  und  Teheran  legt  sich 
gewissermaassen  als  Mauer  das  Elbrusgebirge,  dessen 
schwer  gangbare  Pässe  den  Handel  zwischen  der  persi- 
schen Hauptstadt,  und  dem  Kaspischen  Meere  zu  weiten 
Umwegen  zwangen.  Russland  rang  vor  einigen  Jahren 
im  Bestreben,  der  russischen  Industrie  die  Pfade  im 
Perserreiche  zu  ebnen,  der  persischen  Regierung  auf 
diplomatischem  Wege  die  Genehmigung  zum  Bau  einer 
Landstrasse  über  das  Elbru.egebirge  ab.  Der  Bau  begann 
vor  drei  Jahren  und  ist  bis  jetzt  von  Rescht  am  Kaspi- 
schen Meere  bis  Teheran  vollendet.  Die  3.50  km  lange 
Strecke  hatte,  wie  wir  in  der  „Geographischen  Zeit- 
schrift" lesen,  grosse  technische  Schwierigkeiten  zu  über- 
winden, ausserdem  forderte  die  Malaria  unter  den  Ar- 
beitern an  die  300  Opfer.  Da  die  persische  Regierung 
der  Strasse  nicht  ohne  Grund  grosses  Misstrauen  ent- 
gegenbrachte, so  musste  Russland  besonderes  Entgegen- 
kommen zeigen,  obwohl  es  die  Strasse  auf  seine  Kosten 
anlegte.  Den  russischen  Beamten  if  t  daher  nur  das  Recht 
der  Aufsicht  über  den  Zustand  der  Strasse  und  der  an 
ihr  entlang  führenden  Telegraphenlinie  eingeräumt,  wäh- 
rend die  Verwaltung  völlig  in  den  Händen  der  persi- 
schen Regierung  ruht,  die  auf  der  ganzen  Strecke  neun 
Schlagbäume  errichtet    und  von    jedem  Passanten  einen 


sehr  hohen  Zoll  erhebt,  Das  Misstrauen  der  persischen 
Regierung  ist  erklärlich,  denn  die  neue  Strasse  ist  nicht 
nur  ein  commercielles,  sondern  ein  ebenso  wichtiges 
strategisches  Einfallsthor  von  Russland  in  das  persische 
Reich.  Der  Verkehr  über  das  Kaspische  Meer  geht  auf 
Dampfern  nach  Enseli  Pirbazar,  dem  bei  Rescht  liegenden 
Landungsplatze.  Wie  verlautet,  wird  die  russische  Regie- 
rung die  Strasse  weiter  bis  Ispahan  bauen. 

Grosse  Feuersbrünste  in  Japan.  Von  einem  schweren 

Geschicke  wurden  am  12.  August  die  beiden  Städte 
Toyama  in  der  Provinz  Etchu  und  Yokohama  betroffen. 
Ein  des  Morgens  um  1 1/3  Uhr  ausgebrochenes  Feuer, 
das  bis  10  Uhr  Vormittags  währte,  legte  fast  die  Hälfte 
von  Toyama  in  Schutt  und  Asche.  Von  den  16.000 
Häusern  fielen  6000  den  Flammen  zum  Opfer.  —  In 
Yokohama  nahm  ein  Brand,  der  um  g  Uhr  Abends  zum 
Ausbruch  kam,  einen  ähnlichen  Umfang  an.  17  Strassen 
wurden  in  Trümmerhaufen  verwandelt,  3207  Häuser 
brannten  vollständig  und  46  theilweise  nieder,  und  das 
in  einem  Zeiträume  von  nur  5'/»  Stunden,  Man  zählte 
12  Todte  und  7  Verwundete.  Yokohama  hatte  insge- 
sammt  3".474  Häuser  mit  179.502  Einwohnern.  Das 
Fremdenviertel  hat  keinen  Schaden  genommen.  Die 
grosse  Ausdehnung  des  Brandherdes  und  die  rasende 
Geschwindigkeit,  womit  das  Feuer  um  sich  griff  und 
dadurch  in  der  kurzen  Zeit  solch  unbeschreibUche  Ver- 
heerungen anrichten  konnte,  ist  hauptsächlich  der  grossen 
Trockenheit  und  dem  herrschenden  Winde  zuzuschreiben. 

Russisches  Postwesen  In  -China.  Russland  besitzt,  wie  die 
„Times"  mittheilt,  zur  Zeit  in  China  in  60  Städten  Postämter. 
Es  hat  die  Controle  über  den  Postweg,  der  von  Kjachta  (südlich 
vom  Kaikal-See,  an  der  Grenze  der  Mongolei)  über  Urga,  Sair- 
Ussu  durch  die  Mongolei,  dann  über  Kaigan  und  Peking  nach 
Tientsin  führt.  Auf  dieser  Postroule  werden  Briefe  von  Kjachta 
nach  Tientsin  und  umgekehrt  viermal  im  Monat  befördert ;  einmal 
im  Monat  verkehrt  zwischen  den  beiden  Plätzen  eine  Packetpo.«t. 
Dieser  Postweg  wird  nicht  nur  von  Russland,  sondern  auch  von 
anderen  europäischen  Ländern  für  briefliche  Correspondenz  mit 
China  vielfach  benützt.  Neben  diesen  Postanstalten  auf  der  Route 
Kjachta -Tientsin  besitzt  Russland  in  Shanghai,  Tschifn,  Hang- 
tchau  und  ausserdem  in  Tschuguschak  und  Kuldscha  (an  der 
Grenze  der  Tschungarei)  selbständige  Postämter.  Mit  der  Voll- 
endung der  russischen  Eisenbahn  nach  Ostchina  wird  natürlich 
eine  Anzahl  neuer  Postämter  eröflfnet  werden;  auch  sind  selbst- 
verständlich bei  der  Occupation  der  Kwantung-Halbinsel  in  Port 
Arthur,  Talienwan  und  anderen  Plätzen  Postverbindungen  ge- 
schaffen. Das  Porto  für  Briefe  nach  russischen  Postanstalten  in 
China  beträgt  von  sämmtlichen  russischen  Städten  aus  nicht  mehr, 
als  der  innerrussische  Tarif  vorschreibt,  d.  h.  sieben  Kopeken. 
Das  Telegraphensystem  ist  ausschliesslich  in  chinesischem  Besitze 
und  mit  dem  submarinen  Kabel  der  Great  Northern  Telegraph 
Company  nach  Wladiwostok  und  darüber  hinaus  verbunden ; 
auch  mit  dem  russischen  Landtelegraphenneti,  das  Blagowist- 
schensk,  Nowokiewsk,  Sartak  und  Kjachta  berührt,  steht  der 
chinesische  Telegraph  in  Verbindung.  Auf  der  Postlinie  Kjachta — 
Tientsin  ist  der  chinesische  Telegraph  auf  der  westlichen  Seite 
von  Kjachta  und  auf  der  östlichen  Seite  von  Tientsin  bis  Kaigan 
fertiggestellt.  Das  fehlende  Stück  von  Urga  bis  Kaigan  (über 
1000  km)  soll  angeblich  noch  im  Laufe  dieses  oder  Anfang 
nächsten  Jahres  dem  Betriebe  übergeben  werden  können,  und 
damit  wäre  dann  St.  Petersburg  via  Kjachta  in  directer  tele- 
graphischer Verbindung  mit  Peking.  Andererseits  wird  mit  der 
Fertigstellung  der  sibirischen  Bahn  Russland  eine  eigene  directe 
Telegraphenleitung  nach  Port  Arthur  und  Talienwan  haben.  Die 
Telegraphengebühr  wird  dann  ebenfalls  nicht  mehr  betragen  als 
der  gewöhnliche  russische  inländische  Tarif.  Es  ist  als  sicher 
anzunehmen,  dass  die  chinesische  Regierung  eine  besondere  Post- 
convention mit  Russland  abschliessen  wird,  um  so  die  Vortheile 
des  Weltpostvereines  zn  geniessen.  In  seinen  Postanstalten  in 
Peking,  Tientsin,  Shanghai,  Tschifn  und  Hangtschau  wird 
Russl«nd  seine  gewöhnlichen  Inlandsfreimarken,  die  indessen 
noch  die  russische  Bezeichnung  für  China  tragen,  verwenden, 
und  ■  zwar  werden  Postwerthzeichen  von  einem,  zwei,  drei,  fünf, 
sieben  und  zehn  Kopeken  in  Verkehr  gebracht  werden.  Bekannt- 
lich führen  auch  die  anderen  europäischen  Länder  in  ihren  aus- 
ländischen Postanstalten  dieselben  Marken  wie  in  der  Heimat. 


PAPIER:  PITTENER  PAPIBRPABRIKS-ACTIBN-GBSELL8CHAPT. 


VERANTWORTLICHER  REDACTBUR:  R.  v.  ROESSl^R 


OH.  REISSBR  h,  H.  WBRTHNBR,  WIIIN. 


OESTERREICHISCHE 


S  805't 


^anatsst|rift  für  bm  #rimt. 


XXV.   JAHROANO. 


WIEN,   NOVEMBER   1899. 


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ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  priv.  Südbahn- Gesellschaft. 


Giltig  ab  I.  October  1899.   P^  H  R  P  L  A  N. 


Giltig  ab  I.  October  1899. 


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Verona  .... 

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Pragerhof  .   .  . 

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Pettau  .... 

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Cilli        .... 

521 

1109 

1S3 

256 

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416 

239 

412 

10*2 

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SteinbrUck     .   . 

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1039 

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215 

2!   00 

1257 

748 

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721 

724 

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Agram  .... 

1254 

910 

940 

s  3" 

750 

533 

n      " 

436 

653 

12*3 

735 

Laibach  .... 

250 

930 

1151 

122.1  1 

1129 

726 

0.  A4 

725 

743 

32s 

924 

St.  Peter    .   .   . 

12*0 

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AMazia-Mattmilie 

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Nabresina  .   .   . 

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1118 

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Görz 

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65; 

525 

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616 

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Venedig    .   .  . 

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210 

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Bologna    .  .  . 
Florenz    .   .   . 

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910 

1035 

610 

460 
106Ö 

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230 

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Neapel  .... 

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Malland    .   .   . 

1125 

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725 

, 

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1220 

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Genua   .... 

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, 

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ib  955 

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530 

7*";'ab|Wien  (SUdbahnhoO   ! 

ml  853 

95« 

140 

535 

935I 

Die  Nachtzeit  (6oo  A 

bis    522  Fi-üli)    ist    d 
Unterstreichung  d 
MinutenzifTern    kenn 
gemacht. 

bd6. 
urch 
er 
tlich 

921 

1055 
135 
845 
444 

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207 

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8*5 
650 

429 

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933 

123- 

3*2| 

7H 

in  Sopron  (Oedenburg) 

^   Szombathely 

^         (Steinamanger)  . 

Nagy-Kanizsa  . 
Zägräb  (Agram) 
Bares   .... 

■        558 

400 
1245 

5x1  739 

^:9i5 

723 
552 

1057 

901 

605 

330 

219 
1220 

707 

8*5 

ß-Die    Zeite 
440'°°     den 
205!     namen  s 

unten  nac 

1105                  1«S 

a    rechts 

Stations- 
nd  von 

h  oben  zu 

sn. 

1000 

120  j 

m    Pakracz   .    .    . 

äbi  250| 

600 

SnnisnwiinAn-  /  Wien-Triest  (einmal  wöchentlich)  bei  den  Ost -Expresszügen  (Wien  ab  1122.  Wien  an  6*5). 

apeisewagen.  |  Wien-Leoben-Nizza  bei  den  Nizza-Expresszügen  (Wien  ab  1125,  Wien  an  555)  täglich  vom  15.  November  an. 

Schlafwagen  (I.  Classe):  Wien-Triest  und  Abbazia,  Fiume  (einmal  wöchentlich)  bei  den  Ost.-Expresszügen  (Wien  ab  1122, 
Wien  an  6*5).  (J.  und  II.  Classe):  Wien-Triest  und  Venedig  (Wien  ab  8^,  Wien  an  015),  Wien-Marburg-Franzens- 
feste-Ala  (Wien  ab  9^,  Wien  an  820).  Wien-Leoben-Nizza  (nur  I.  Classe)  bei  den  Nizza-Expresszügen  (Wien  ab 
ll-'5,  Wien  an  555)  täglich  ab  15.  November. 

Dlrecte  Wagen  (I..  II.  Classe):  Wien-Leoben- Venedig-Mailand,  Klagenfurt  und  Wien-Pontafel  (auch  III.  Classe)  (Wien  ab 

7*5,  Wien  an  9^^),  Wien-Marburg-Franzensfeste-Meran  und  Ala  (Wien  ab  9i£,  Wien  an  820),  Wien- Abbazia,  Fiume 

und  Pola  (Wien  ab  8i5,  825,   Wien  an  850,  giö),  Wien-Görz-Cormons    (Wien    ab  815,  Wien  an  852),  Wien-Cormons- 

Venedig  (Wien  ab  825,  wTen  an  915),  Wien-Sopron-Pecs  und  Essegg  (Wien   ab  650,  740,  Wien    an  853,  935),  Wien- 

Sopron-Zdkäny-Agram  und  Bares  (Wien  ab  105o,  Wien  an  535). 


Fahrpläne  sämmtlicher  Linien  im  Taschenformat  sind  bei  den  Bahnhof-Cassen,  jene  fQr  die 
Wiener  Localstrecken  auch  in  den  Tabak-Trafiken  käuflich  zu  haben. 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT 


Uf 


K.  k.  landesbefugte  tßSl  GLASFABRIKANTEN 

S.  REICH  &  C^ 


Oegrttndet 
I81.S. 


ISIS. 


Baoptnieilerlagi  unii  Ctnlrale  simmtiichir  eufalinemenli 

WIEN 

H-3    Czomingaaiie    IST^-.    3,    4,    B    und    7. 

NIEDERLAGEN : 

Berlin,  Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn  ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien, Glas -Raffinerien,  Maler-Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

U  BßlßiCMlllSlZWBCSfiB 

für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 
elektro-teclinisohen  Gebrauch. 

Preiscoiirante  und    Musterbücher    gratis  und   franCO. 

j^   Export  nach  allen  Weltgegenden,  '•e 


ZOLL-COMPASS. 


Der  V.  JahrgtOK  dei  „Zoll-CompaM-  wird,  gleichwie  der  III. 
beziehuDgxweiie  der  Erginzungiband  detielbea  (IV.  Jabrcang 
litftTungrwitt  zur  Publicatioo  gebracht  und  die  einxelaea  Liefe- 
rnngen  encheineD    nach    Maaaigabe  der   eiotrcleadea   Verlade» 

rungcD  in  den  betrefTenden  Zolltarifen. 

* 

Der  geitellten  Anigabe,  die  für  ooteien  Aaueobaadrl 
wichtigsten  Länder  ioccessive  in  den  Rahmen  die«e«  Jabi- 
bnchei  eiozubeziehen,  wird  der  ericheinende  V.  Jahrgang  durch 
Neaanfiiahme  der  Zolltarife  der  australue/ui  C-io-U-,  Nüdtr- 
länditch- tndt€m  and  der  Pniüppiiun  entiprechen. 

Von  dem  in  20  Lieferungen  eracheinenden  V.  Jahrgang  iiaH 
bliher  1 2  Lieferungen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  *on 
Ruminien,  Argentinien,  Ruisland,  Biitiacb-Indien,  China,  Japan. 
K.«rea,  Persien,  Oesterieich-Ungarn.  Schwelen,  Norwrgen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  Anflagr),  Deutschland,  Frankreich, 
Griechenland,  Bedien,  Vere  niüte  Staaten  voa  Amerika,  Schweiz 
und   Vereinigle  Staaten  ron    Amerika  (IL  Auflage). 

Preis  per   Lieferung  45    kr.   ^  90  Pfg. 

Zu  bezieben  durch  das  k.  k.  osteir.  Handels  Museum  sowie 
durch  jede  Buchhandlung  För  Deut>cklan4  alleinige'  Veitrieh 
durch  E.  S   Mittler  ic  Sohn,  Berlin  S.  W.  IS.   Kochstraase  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  HaDdels-Mu^elllns. 


Im 

Verlage  des  k.  k.  österr.  Handels-Museums 

erscheint  jeden  Donnerstag  die  volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

„fit«  ^mhtU-^Xn^tnm"' 

mit  der  Beilage 

ie'lß  Bßi'iclite  ßer  L  i  \.  österr.- 
äiDler". 


mi 


MEYERS 


Mehr  «l(  147,100  Artliiei  v.  Vcr»r.  .uuft.). 


t7tHeflt\ 


=  Vollständig  liegt  uor  = 

In  6.,  neubtarbtitrttr  ynd  vrmttirtir  Auflag»: 

17  BOnKt» 


}t  SO  Pf., 


t?  Bände 


KONYERSATIONS- 


mHalb- 


ItdmfA. 


je  S  Uk. 


\}*10Mk. 


Hrobehefti  und  Protpehte  gratit  durch 

jede  Buchhandlung. 

Verlagdea  Bibliographiachen  Inititutt,  Leipzig. 


LEXIKON 


Mit  1088  Blldertafeln  u.  Kartenbeila|ea. 


Olllig  Tom  1.  Jan'  ar  18 
bis  Kiif  Weiteres. 


fagiplan  be?  „<0eftctrfic8ifröfn  IClopö**. 


UUtlc  nm  I 
bUaal  Wi 


OOBA.r^l  SCHER  DIBISTST. 


Indien— China— Japan. 

DrelEe)tn  l-'atirteii  von  Triebt,  recp  Flame 
mll  BerUhriinK  de  IlSfeu  Pon  Said  8uei,  Aden, 
Kai-racbl,  Rumbay,  t'oIoiiibM,  Peuang,  Singapore, 
Hongkong,  8"ai.Kh«l.  Yokoliama  (<il.'«e  beiden 
ll&fen  werden  alten  aliv  nur  Je<lon  rwellen 
Monat  berührt)  un.l  K..he.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  faoultatlv  angelaufen  werden.  Auscliliini 
in  Bouibav  hiv  die  I>a(iiprer  der  direrten  Linie 
TriMl  — Hombiiy  —  In  den  ZwlMbenhiCeii,  Bom- 
bay ausneniiiiinien,  kBnnen  Abfahrten  und  Af 
kunfte  frütier  oder  »p«ier  erfolgen  »er  Auf 
einhält  in  Flume  auf  der  KUrkfahn  kann  nni 
die  für  die  l^ade-  und  Umladeoperatlonen  n^tbUe 
Zelt  verlkngert  oder  verkllrst  werden.  Antter 
den  oben  beseicbneten  llftfen  kennen  aowobi 
auf  der  Hin-  ala  auf  der  KArkfahrt  andere 
Brbellen  t^binaa  oder  Japani  odar  Manila  be- 
rührt werden. 


DIrecter  Dienst  Triett— Bombay. 

AbfatTt  von  1'rleat  atn  S.  der  Monate  JiDBer, 
Februar,  MArn  und  am  18.  Marm;  ferner  am  S.  der 
Mnnat«  April,  Mal,  Juli.  Heptember,  0«lotM>r, 
November  und  Decemtter.  mit  Berflhrang  der 
Hufen  Tort  Said.  8ue'.  .Vdea,  Honibar.  —  Dl« 
AnkOnfte  und  Abfahrten  In  den  Zwtacbenbiteii 
kjlnnen  verfrOtit  oder  vernpSte:  Tvr>r'*en,  Jedoeb 
ohne  daa  ItinerKrniaaKU-  ;   in  den  Eud- 

hureu  SU  beeintrkchtift'  in  Honibar 

In  t>eiden  Klebtnngeu  *y  er  der  Indo 

China  Japan-Linie. 

Trleat— Caloatta. 

Abfahrt  von  Trieat  am  15.  der  Monate 
J&nner,  Kebenar,  April.  Jnal,  Angaat,  Septen- 
t>er,  Oetob er,  November.  t>*ceml>«rratt  Berflhrang 
der  Haren  Plaina,  Port  Said,  Saea,  Maseaaa, 
Aden.  Bombay,  Cnlorobo,  Caleatta.  Auf  den  Hln- 


and  Rürkfahrlen  klonen  ('•  e«»«da,  MadrM  aa' 
andern  lUfeo  der  Coromai  del  KBa'e  aueelaalM 
werden.  Auf  den  Rflckfaklen  l.t  d  e  Bertariiac 
der  Bnrmanlaehea  Relahafesi  eowe  aaisssi 
Bebellea  de»  Rotbea  vmt  Adrlattorke-i  M 
faenltatiT.  Da«  Aalaataa  *ea  BoBk»  «a4 
Maeaaaa  ant  d«a  HIahbrIaa  mt  »••  ▼•■s«| 
auf  den  RSrkfabriaa  tat  bat  allaa  «ili«  teaai- 

UllT. 

Mercantlldlenst  aach  BraailleB. 

OeaMlBankanatteaM  mtt  4w  .Adria*.  ▼«• 
Trteel,  reap.  Itame  )«  «»a«  AMun  la  4aa  Me- 
■atea  Anaar,  rekcaar.  Mtra,  Arrtl.  >•*>■  *'^ 
AhMutsB  Im  JaU,  aw«(  AMaknaa  Im  AafaM, 
•wel  AMakrtaa  Im  Sapwmke».  «we«  AMkknea 
im  Oeloker,  «la«  Abikait  Im  Maremkar  wU  elae 
Im  Deeeak«.  BerChraac  *m  WUm  Peraaakae», 
BahU,  Bio  4e  Jaaali«  «1  '  ~ 


rv 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT 


ant\g  Tom  1.  Jlnner  1899 
bis  auf  Weiteres. 


JTagrpIan  be^  „d^cttcrrcitöf fcÖEn  IClopö' 


Giltig  7oml.  Jinnerl899 
bis  auf  Weitere». 


IDIElSrST   XJsA:  -A.X>IlIjA.TISCI3:E2Sr  Is^EERE. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triett  jedeo  Donnerstag  10  Dtir  Früh, 
m  Uattaro  Frrltag  18  Ubr  Mittags,  berlibr.: 
'ola,  Zara,  Spalato,  GravoHa. 

Retour  ab  Cattaro  Freitag  !■;,  ühr  Nachm., 
n  Triesl  Samstaf  6'/,  ühr  FrBh. 

Anscblnsi  in  Trleit  an  die  Eilzflge  von  nnd 
nach  Wien. 

Anicblusi  auf  der  Hinfahrt  in  SptlttO  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovich  A  nnd  in  Cat- 
Uro  an  die  Hinfahrt  der  Dalmetlnlsoh-Albanetiiohen 
Linie  nach  Bar)  und  Brindlsl. 

Linie  Triest-Metkovich  4. 

Ab  Trleit  Jeden  Mittwoch  7  Uhr  Frfih,  in 
«etkoTlch  Freitag  t'l,  Uhr  Nachm.,  berOhr. : 
Rovigno,  Pola,  Lussinpiccoio,  Zara,  Zaravecchia, 
^ebenico,  TraA,  Spalato,  B.  Pietro,  Almissa, 
Gelsa,  S.  Martino,  Macarsca,  Gradas,  8.  Giorgio 
dl  Lesina,  Trapano,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Hetitovioh  Jeden  Sonntag  8  Uhr 
Frflh,  iu  Triesl  Dienstag  l'/i  Uhr  Nachm. 

Anschluss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an  die 
Hiufahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest— 
Oattaro. 

Linie  Triest— Metkovich  B. 

Ab  Trleit  jenen  Samstag  7  Ulir  Früh,  In 
<letkoTtcb     Montag    5    Ubr    Nachm.,    berflhr. ; 


Pola,  Lnsslnplccolo,  Zara^  Zlarin,  Sebenico, 
Rogoslnzza,  Trau,  Sftalato,  8.  Pietro,  Poatlre, 
Almissa,  Puciscbie,  Ukoarsoa,  S.  Giorgio  di  Le- 
slna,  Trapano,  Gradal,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovleh  jeden  Mittwoch  8  Uhr 
Früh,  in  Triest  Freitag  6  ühr  Abende. 

Anschlnss  auf  der  RBckfabrt  in  Spalito  an 
die  Hinfahrt  der  Oalmitlnlioli-Albueelichen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Vou  Triest  jeden  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mittemacht,  Ankunft  in  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  «\,  Uhr  Frtth. 

Retour  ah  Venedt|  jeden  Montag,  Dienstag 
und  Freitag  11  Uhr  NAchts,  Ankunft  In  Triest 
den  darauffolgenden  Tilg  6'i,  Ubr  Frtth. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jeden  Mitt«*ocb  8>/t  Ubr  Nachmittags, 
In  Zara  Donnerstag  6  Uhr  Nachm.,  berttbr. ; 
Cherso,  Rabaz.  Maliusca,  Veglia,  Arbe,  Lnssin- 
grande,  Novaglia,   Valcaasione,  Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Sonntag  SV.  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  Frtth 

Dalmatinisch-Aibanesische  Linie. 

Ab  Triest  Jeden  I>ienstag  7  Uhr  Frlih,  In 
Cattaro  Donnerstag  7V«  Uhr  Abends,  berflhr.: 
Rovigno,  Pola,  Lnsslnplccolo,   Setve,   Zara,  Se- 


henico, Spalato,  Milni,  'Lesina,  Cnrzola,  Gravosa, 
Castelnuovo,  Teodo  und  Risano. 

Retour  ab  Cattaro  Jeden  Montag  11  Ubr 
Vorm.,  in  Triest  Mittwoch  6  Uhr  Abends. 

Anscbluss  in  Pola  auf  der  Rfickfahrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pola— Zara. 

Anmerkung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari,  Brindlsl,  Atitlvarl,  Dulolgno,  Metfua, 
Diiraz20,  Valona,  SantI  Quaranta.  Corfu  und 
Santa  Haura  verlängert..  Auf  der  Kürkfabrt  von 
Bari  uud  Brindlsl  Anschluss  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rQ<:kkebrenden  Oalmatlnlsoh- 
Albaneslsohen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triest  Jeden  Freitag  7  Uhr  Frflb,  In 
Spizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. ;  Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Trau,  Spalato,  Ca- 
rober,  Milni,  Cittavecchia,  Lesina,  Lissa,  Comisa, 
Vallegrande,  Cnrzola,  Orebich,  Terstenik,  Meleda, 
Gravosa,  Ragusaveccbia,  Castelnuovo,  Teodo. 
PerastO'Rlsano,   Perzagno,  Cattaro,   Budua. 

Retour  ah  Spizza  jeden  Mittwooli  ll'/i  Uhi 
Vorm.,  in  Triest  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegeL 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  mfigiict 
wkre,  wird  in  Megllne  angelegt. 


LE'Vu^ISrTE-     TJJ<TT:>    ISrdriTTELX^EEIl-IDIElSrST. 


Eillinie  Triest— Aiexandrien. 

Von  Triest  ab  jeden  Mittwoch  1!  Uhr  MitUgs, 
In  Aiexandrien  Sonntag  6  Ubr  Früh  Über  Brindlsl. 
Rflckfahrt  von  Aiexandrien  ieden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  In  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anschluss  inAlexandrien  an  die  Syrlscb-Cara- 
manische  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rflckfahrt. 

Im  Anschlüsse  In  Triest  an  die  Anknnft  und 
Abfahrt  des  Luzuszages  Ostende — Wien — Triest 
nnd  in  Brindlsl  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  ühr  Vorm.  und  auf  der  Rflckfahrt  an 
Jenen  von  7  Uhr  Frflh. 

Anmerknng.  In  den  Monaten  M&rz,  April, 
Mai  und  Juni  wird  auf  der  Rflckfahrt  zwischen 
Brindlsl  ucd  Triest  auch  Venedig  ini  Anschlüsse 
an  den  Morgenzug  angelaufen. 

Verbindung  zwischen  Flume  und  Aiexandrien 
Aber  Triest  mit  der  Orleohisoh-Orlentallsohen  uud 
der  Theisallsohen  Linie  A. 

Syrisch-Caramanische  Linie. 

Wöohentlloh  vom  September  bis  Ende  Mürz; 
vlerzehnttglg  vom  April  bis  Ende  August. 

Von  Aiexandrien  ab  Dienstag*)  4  Ubr  Nachm., 
in  Constantinopel  zweituäcbsten  Sonntag  5  Ubr 
Frflh  über  Port  Said,  Jaffa,  Caifa,  Beirut.  Tripolis, 
Lattachia,  Alexardrette,  Meryna,  Rbodiis,  Kbios, 
Smyrna,  Mytilene.  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Constantinopel  Sonntag**)  10  Ubr  Vorm., 
an  in  Aiexandrien  zweitnfcchsten  Donnerstag 
6  ühr  Frflh. 

•)  Am  S.,  10,  17.,  S4.  nnd  81.  Jänner,  7., 
14.,  21.  und  H.  Februar,  7,  14,  21.  und 
88.  März,  4.  nnd  18.  April,  8.,  16.  und  30.  Mai. 
IS.  und  27.  JnnI,  11.  nnd  85.  Juli,  8.  nnd 
28.  August,  5.,  18.,  19.  nnd  26.  September,  S., 
10.,    17.,    24.    und  .11.  October,    7.,  14.,    21.   nnd 

28.  November,  5.,  12.,  19.  nnd  26.  December. 
••)    Am    1.,    8.,  15.,  82.  und  29.  Jänuer,    6., 

12.,  19.  nnd  86.  Februar,  5.,  12  ,  19.  und  26.  März, 
2.,  16.  nnd  30.  April,  14.  nnd  28.  Mai.  11.  und 
25.  Jnnl,  9.  und  83.  Juli,  6.  nnd  80.  August,  3., 
10.,  17.    nnd  24.  September,    1.,  8.,  15.,  88.  nnd 

29.  October,  6.,  12.,  19.  und  86.  November,  3., 
10.,  17.,  84.  und  31.  December. 

Anschluss  in  Aiexandrien  an  die  Eillinie 
Triest— Alexandrion,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
derKüikfahn  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
September  bis  Bude  März)  auf  der  Hinfahrt  nach 
Candlen,  Cerigo  etc.  (Ttiessallsche  Linie  B,  Rflck- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantinopel. 

Von  Triest  Jeden  Dienstag  11V,  Ubr  Vorm., 
in  Constantinopel  Montag  6  Uhr  Früh  über 
Brindlsl,  Stl.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Plräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Constantinopel  jeden 
Samstag  4  Uhr  Nachm.,  an  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm. 

Anscbluss  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nacli  Albanien  und  Oalmatlen  (Dalmatlnlsoh- 
Albaneslsohe  Linie,  Rückfahrt),  weliers  in  Corfu 
oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nscta  Triest 
(LinieTrIeat— Constantinopel,  Rüikfab  t);  luCorfü 
auf  der  Hinfahrt  an  die  Liuie  CorfU  —  Prevesa;  in 
Plräus  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  QrlBohlschOrlentallsohe  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candlen  etc.  ^Thessallsohe 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantinopel — Batum. 

Von  Constantinopel  Jeden  Samstag  18  Uhr 
Mittags, in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Frflh,  berührt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezunt,  Rizeh 
(nur  auf  der  Hinfahrt).  Rückfahrt  von  Batum 
Jeden  Freitag  6  Uhr  Abends,  in  Constantinopel 
Mittwoch  2  ühr  Nachm. 

Anschluss  in  Constantinopel  auf  der  Rflck- 
fahrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constantinopel  — 
Odessa  und  der  Donaulinie. 

Constantinopel- Odessa. 

Von  Constantinopel  ab  Jeden  DonnersUg  3  ühr 
üachra.  ,in  Odessa  Montag  9  übr  Frflb,  berflhrend : 
Bnrgas,  Varna,  Oostanza.  Rückfahrt  >b  Odessa 
Jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  In  ConsUntinopel 
Mittwoch  10  Uhr  Vorm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triest  ah  jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Nuhm.,  inOoDstantlnopel  zweitnächsten  Mittwoch 


6  ühr  Frflh,  berührend:  FInrae,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Vathy,  Kbios, 
Smywia,  Cesm^,  Mytilene,  Dardanellen,  Qallipoli. 
Rückfahrt  ab  Constantinopel  jeden  zweiten  Mon- 
Ug**)  4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweitnächsten 
Sonntag    11  Uhr  Vorm. 

*)  Am  1.,  15.  und  29.  Jänner,  12.  nnd  26. 
Februar,    12.    und    26.    Mär»,    9.  und  83.  April, 

7.  und  81.  Mai,  4.  Und  18.  Juni,  2.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  nnd  27.  Aolnat,  10.  nnd  24.  Septem- 
ber, 8.  nnd  82.  OciobeV,  5.  und  li>.  November, 
3.,  17.  nnd  31.  Decemikr. 

••)  Am  9.  und  23.  jinner,  6.  und  80.  Febraar, 
6.  und  80.  März,  3.  uld  17.  April,  1.,  15.  und 
29.  Mal,  12.  und  8I>.  J|lni.  10.  nnd  24.  Jnli,  7. 
und  81  Angnst,  4.  uM  l».  September,  2.,  If. 
nnd  30.  October,  13.  ufad  27.  November,  11.  nnd 
25.  December. 

Anscbluss  in  Piräiss  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt-,  in  Smyrn^  auf  der  Rückfahrt  nach 
Candlen  etc.  (Thessaiilcbe  Linie  B,  KUckfabrt) 
und  überdies  in  den  plonaten  vom  September 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramauieu  und  Syrien  (Syrlseh-CaramBiiisctie 
Linie,  Rückfahrt);  In  ConsUntinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel — Odessa 
sowie  an  die  Donaulinie. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aiifentbalte  in  Fiuiiie  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwisctienFlume  und  Aiexandrien 
flber  Trie«t  mit  der  Killlnie  Triest -^Aiexandrien. 

6rlechlsch-0rler|talische  Linie  B. 

Von  Triest  ab  Jeden  zweiten  Sonntag*)  4  Uhr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweituäcbsten  Mitt- 
woch 6Uhr  Frflb,  berUhr»nd:Fiume,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Pirtus,  Syra,  Kbios.  Smyrna, 
Vathy,  Ceam«,  .Uytileoe,  Dardanellen,  OallipoU. 
Rückfahrt  ab  öonstailtinopel  jeden  zweiton 
Montag**)  4  Uhr  Nathm.,  in  Triest  zweit- 
uäcbsten Sonntag  11   ijlir  Vormittags. 

*)  Am  8.  und  H.  JUiner,  5.  nnd  19.  Februar, 
5.  und  19.  März,  2.,  16.  und  30.  April,  14.  nnd 
23.  Mai,  11.  und  85.  Juni,  9.  nnd  23.  Juli,  6. 
und  20.  Angust,  3.  nml  17.  September,  1.,  15. 
und  89.  October,  18.  niitl  86.  November,  10.  und 
84.  December. 

**)  Am  2.,  16.  und  30.  Jänner,  13.  nnd  27. 
Februar,    13.    und  27.  März,    10.  und  84.    April, 

8.  und  82.  Mal,  5.  und  l».  Jnnl,  3.,  17.  und  31. 
Juli,  14.  und  88.  Auguaf,  11.  und  85.  September, 

9.  und  83.  October,  6.  atid  20.  November,  4.  und 
19.  December. 

Anscbluns  In  PIrSus  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopel  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rückfahrt;  in  Smyrna  in  den  Monaten  vom  Sep- 
tember liis  Ende  März  auf  der  llinfahn  nach 
Caramanlen  und  Syrien  (Syrlsoh-Carramanlsohe 
Linie,  Rückfahrt);  in  Constantinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopel— OdOSSB. 
sowie  an  die  Donaul  Inle. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Flume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Flume  tind 
Aiexandrien  über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— 
Aiexandrien. 

Donai|linle. 

Von  Constantinopel  Jeden  Donnerstag  12  ühr 
Mittags,  in  Qalatz  Diens^g  7  Ubr  Frflh,  berühr.: 
Burgas,  Varna,  Costana|k.  Sulina,  Braila.  Rflck- 
fahrt von  Qalatz  Jeden  Mittwoch  9  Ubr  Frflh,  In 
Constantinopel  Sonntag  8  Ubr  Frflh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rflekfabrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anschluss  in  Constantinopel  an  die  Rück- 
fahrt der  Griechisch-Orientalischen  und  der 
Syriscb-Caramanlschen  Mnie. 

Thessaiische  Linie  A. 

Von  Triest  ab  Jedei)  zweiten  Donnerstag*) 
3  Uhr  Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten 
Donnerstag  6'/,  Uhr  Fr)lh,  berührend:  Fiuiiie, 
Valona,  Medua,  Stl. Quaranta,  Corfu,  Argostoli, 
Zanta,  Canea,  Rethymo,  Oandlen,  Piräus,  Volo, 
Salonich,  Oavalla,  Lagos,  Dadeagh,  Dardanellen, 


VeiantwortUcher  Bedactenr:  R.  v.  ROESSLER. 


JEriMOTA 


aallipoll,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
<«den  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Frflh,  In  Triest 
drittnächsten  DiensUg  7  Ubr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  8.  nnd  16.  Fe- 
bruar, 2.,  16.  und    30.  März,    13.  und  87.  April, 

11.  und  26.  Mai,  8.  nnd  82.  Juni,  6.  nnd  80.  Jnli, 
.1.,  17.  nnd  31.  Angust,  14.  und  28.  September, 
18.  und  26.  October,  9.  nnd  23.  November,  7. 
und  21.  December. 

••)  Am  14.  und  88.  Jänner,  11.  und  25.  Fe- 
bruar, 11.  und  25.  März,  8.  nnd  22.  April,  6. 
und  20.  Mai,  3.  nnd  17.  Juni,  1.,  15.  und  29.  Jnli, 

12.  nnd  26.  Augnst,  9.  und  23.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  nnd  18.  November,  %  16. 
nnd  30.  December. 

Anschluss  in  Plräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Elllinie  TrIest— Constantinopel  sowie  an  die 
Brieohlsch-Orientallsche  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiters  im  An- 
scbluss au  die  Hinfahrt  der  Eillinie  Triest — 
Constantinopel  sowie  der  Qriechisob-Orlentallsohen 
Linie  A.  In  Constantinopel  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Constantinopel  — Odessa    sowie  Donaullnle. 

NB.  Die  Aufenthalte  in  Flume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwischen  Flume  und  Aiexan- 
drien über  Triest  mit  der  Eillinie  Triest— Aiexan- 
drien. 

Thessaiische  Linie  B. 

Von  Triest  jeden  zweiten  !>onnerstag*)  3  Ubr 
Nachm.,  in  Constantinopel  zweitnächsten  Don- 
ners'ag  6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
8ti,  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante,  (.erlgo, 
Canea,  Rethymo,  Candlen,  Piräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonicb,  Cavalla,  Dedeagh,  Dardanellen,  Ualli- 
poli,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Constantinopel 
Jaden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnüchsten  Montag    12  Uhr  Mittags. 

*)  Am  12.  und  86.  Jänner,  9.  und  83.  Fe- 
bruar, 9.  und  23.  März,  6.  und  20.  April,  4.  nnd 
1«.  Mal.  1.,  15.  und  89.  Juni,  18.  nnd  27.  Jnli 
10.  nnd  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  5. 
nnd  19.  October,  2.,  16.  und  30.  November,  li. 
nnd  28.  December. 

•*)  Am  7.  und  21.  Jänner,  4.  nnd  18.  Fe 
bruar,    4.  und  18.   März,  1.,  15.    und    29.    April, 

13.  nnd  27.  Mai,  10.  nnd  24.  Juni,  8.  und  22. 
Juli,  5.  und  19.  August,  2.,  16.  nnd  30.  Sep- 
tember, 14.  und  28.  October,  11.  und  25.  No- 
vember. 9.  und  83    December. 

AnschluB~  in  Plräus  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Trlost- Cons|antlnopel  sowie  in  die 
Brleohlsoh-Orlentallsohe  Linie  A  in  derselben 
Ricbtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Ende 
März)  auf  der  Rückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
Syrlsoh-Caramanlschen  Linie;  in  Constantinopel 
an  die  Linie  Constantinopel— Odessa  sowie  an 
die  Donaullnle. 

Dalmatinisch-Aibanesische  Linie. 

Von  Triest  jeden  Dienstag  7  Ubr  Frflh,  In 
Corfu  nächsten  .Mittwoch  9'/a  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovigno,  Pola,  Lussinpiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Spalato,  Milna,  Lesina,  Cnrzola, 
Qravosa,  Castelnuovo,  Teodo,  Risano,  Cattaro, 
Bari,  Krindisi  (Bari  und  Brindisi  nur  auf  der 
Hinfahrt),  Caturo,  Antivarl,  Dnicigno,  Medua, 
Durazzo,  Valona,  Santi  QuaranU,  Corfu.  Retour 
%on  Corfu  Donnerstag  8'/i  Uhr  Frflh,  an  Triest 
MIttwot-h  6  Uhr  Abends. 

Anscbluss  in  Cattaro  auf  der  Rückfahrt  von 
Bari  und  Brindisi  nach  Dalmatien  mit  der  rflck- 
kehrenden  Dalmatinisch- Albanesischen  Linie;  in 
Santi  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest — Constantinopel,  sowohl  nach  Triest  als 
nach  Constantinopel. 

Zweiglinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  jeden  Freitag  4' ,  Uhr  Frflh, 
In  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend: Sajada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Prevesa  jeden  Dienstag  6  Uhr  Früh,  In  Corfu  den 
gleichen  Tag  6'  ,  übr  Abends.  Anscbluss  in  Corfn 
an  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tinopel in  beiden  Richtungen. 

Anmerknng.  Eventuelle  Aenderungen  iu  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
fflr  die  Regelmässigkeit    des  Dienstes    bei    Con- 
tumaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  siehe  vorhergehende  Saite.) 

Oh.  Beisser  &  M.  Werthner   Wien. 


December  1899. 


Nr.  12. 


OESTERREICHISCHE 


onafcisftbriö  flir  öm  #rient. 


Hermiugegebeii  Tom 

K.  K.  ÖSTERREICHISCHEN  HANDELS-MUSEUM  IN  WIEN. 


Monatlich  eine  Nummer. 


Vkrt.ao  dks  k.  k.  ÖsTRRRKTCHf.srHKN  Handkis-Musküms  IN  WuN.  PrcU  jUirL  6  n. 


10  Mark. 


9iia 


HALT: 
mann. 


Handels-  und  aeaebtfUTerhlltnlaso  in  OiUslen.    — 
-  Die  Hnngeranoth  In  BrltUch-Indlen.  —  Chronik. 


Otcar  Uua- 


HANDELS-    UND    GESCHÄFTSVERHÄLTNISSE 
IN  OSTASIEN. 

Von  Vice-Consul  Nicolaus  Pusty] 
(Fortsetzung.) 

Der  einzige  grössere  See  im  Flussgebiete  des  Hoangho 
ist  der  Hungtsih  in  der  Provinz  Kiangsu,  durch  welchen 
der  noch  später  zur  Besprechung  gelangende  Kaisercanal 
seinen  Lauf  nimmt.  Die  Steppen  und  Wüsten  der 
Mongolei  enthalten  zahlreiche  Seen,  in  welche  auch  die 
meisten  Flüsse  dieser  Gebiete  sich  ergiessen.  Der  wich- 
tigste ist  der  Lob-nor  in  Ostturkestan,  welcher  jedoch 
in  der  Sommerszeit  mehr  einem  Sumpfe  gleicht  und  bis 
zu  120X7«  lang  ist.  Nordöstlich  von  Tibet  ist  der  Ko- 
konor  bemerkenswerth,  welcher  von  zahlreichen  kleinen 
Seen  umgeben  ist.  Die  meisten  dieser  Seen  sind  Bitter- 
seen, und  wird  an  den  Ufern  derselben  auch  die  Ge- 
winnung von  Salz  betrieben. 

Ueberblickt  man  die  gesammte  topographische  Be- 
schaffenheit des  chinesischen  Reiches,  so  gehören  mehr 
als  zwei  Drittel  desselben  dem  Gebirgslande  an,  und  um- 
fasst  dieser  Theil  zumeist  die  gegen  Westen,  gegen 
Tibet  zu  gelegenen  Gebiete.  Einen  hügeligen  Charakter 
tragen  die  Territorien  südlich  des  Yangtsekiang,  welche 
die  Provinzen  Fuhkien,  Kiangsi,  Kwangtung  und  Theile 
von  Hunan  und  Hupeh  umfassen.  Die  grosse  Tiefebene 
liegt  im  Nordosten  davon  und  stellt  begreiflicherweise 
den  fruchtbarsten  und  reichsten  Theil  Chinas  dar.  Die- 
selbe reicht  von  der  grossen  chinesischen  Mauer  und 
den  Hügeln  nordwärts  von  Peking  im  Norden  bis  zu 
dem  Yangtsekiang  im  Süden,  im  Westen  von  der  Pro- 
vinz Hupeh  bis  zur  Meeresküste  im  Osten.  Der  Flächen- 
inhalt dieser  grossen  chinesischen  Tiefebene  wird  auf 
'^^-  543'90oX'OT*  geschätzt,  ist  somit  ungefähr  siebenmal 
grösser  als  die  Tiefebene  der  Lombardei  und  wird  an 
Ausdehnung  höchstens  durch  jene  von  Bengalen  in  Ost- 
indien erreicht.  Der  nördliche  Theil  enthält  zumeist 
Löss-  und  Alluvialboden,  der  südliche,  am  Yangtsekiang 
gelegen,  ist  vielfach  versumpft  und  von  zahlreichen 
Wasserläufen  durchschnitten.  Nichtsdestoweniger  ist  dieser 
Theil  der  Tiefebene  der  fruchtbarste  und  kommt 
insbesondere  hinsichtlich  der  Production  von  Thee,  Seide, 
Baumwolle,  Getreide  und  Tabak  in  erster  Linie  in  Be- 
tracht. Dementsprechend  ist  auch  dieses  Gebiet  das 
dichtbevölkertste  von  China,  indem  es  allein  177  Mil- 
lionen Einwohner  enthalten  soll,  somit  nahezu  die  Hälfte 
ganz  Europas. 

Was  die  Küsten  Chinas  anlangt,  so  sind  dieselben  nur 
im  Norden  am  Golfe  von  Petschili,  an  der  Mündung 
des  Peiho  sowie  westwärts  an  jener  des  Hoangho  flach, 
nicht    minder    im    Süden    an    der    DeltamUnduxig    des 

0  Vorträge,    gehalten    Im    k.    k.    öiiterr«lohiacbeD  Hand«li-yua«om    rom 
17.  Novemtier  bla  ItJ.   December. 


Yangtsekiang.  Das  zwischen  der  Hoangho-  and  Yang 
tsekiangraündung  sich  erhebende  Bergland  von  Schau 
tung,  welches  sich  jenseits  der  Strasse  von  Petschil- 
auf  der  Liautung-Halbinsel  fortsetzt,  macht  die  Seeufer 
zu  beiden  Seiten  der  vorgenannten  Meerenge  steil,  und 
ist  die  Nordostspitze  von  Schantung,  an  welcher  auch 
bekanntlich  vor  vier  Jahren  das  deutsche  Kanonenboot 
„ntis"  zugrunde  ging,  wegen  seiner  Klippen  bei  den 
Seefahrern  äusserst  gefürchtet.  Desgleichen  trägt  die 
Küste  von  der  Einmündung  des  Ningpoflusses  bis  hinab 
nach  Hongkong  einen  gebirgigen  Charakter  an  sich, 
welcher  auch  weiter  südwestlich  gegen  die  Grenze  von 
Tongking  sich  fortsetzt  und  nur  durch  die  breiteren 
Flussmündungen  unterbrochen  wird.  Da  die  Gebirge  an 
der  südlichen  Küste  Chinas  zumeist  jeder  Waldvegetation 
entbehren  und  als  nackte,  weisse  Felsen  sich  darstellen, 
so  gewährt  der  Anblick  derselben  keinen  angenehmen 
Eindruck  und  lässt  wenig  die  Fruchtbarkeit  der  dahinter 
liegenden  Theile  Chinas  errathen.  Ich  bemerke  schon 
an  dieser  Stelle,  dass  grössere  Wälder  überhaupt  gegen- 
wärtig nur  in  den  westlichen,  weniger  bevölkerten  Theilen 
Chinas  zu  finden  sind,  in  den  übrigen  Theilen  desselben 
jedoch  die  einst  vorhandenen  Wälder  schon  längst  von 
der  dichten  Bevölkerung  ausgerodet  oder  verwüstet 
wurden,  ohne  dass  im  geringsten  für  Nachpflanzungen 
gesorgt  worden  wäre. 

Was  das  Klima  Chinas  anbelangt,  ist  dasselbe  im 
Allgemeinen  bedeutend  kälter  als  dies  seiner  Breitelage 
entspricht,  und  die  durchschnittliche  Jahrestemperatur 
z.  B.  von  Canton  ent.spricht  nur  jener  von  New  Orleans, 
obwohl  letzteres  7"  nördlicher  als  Canton  gelegen  ist. 
Die  durchschnittliche  Jahrestemperatur  in  der  grossen 
chinesischen  Tiefebene  beträgt  ca.  8*  R.,  ist  also  um 
8"  kälter  als  jene  von  Neapel,  welches  ungefähr  in  der- 
selben Breite  liegt.  Höchste  und  niedrigste  Temperatur 
daselbst  schwanken  von  +32"  R.  bis  —  12"  R.  und 
der  geringe  Schnee,  der  im  Winter  fillt,  ist  viel  schneller 
von  den  sibirischen  Winden  weggeblasen,  als  er  zum 
Schmelzen  gelangt.  Im  Frühjahre,  wenn  die  Hitze  steigt, 
entwickeln  sich  heftige  Stürme,  welche  den  Sand  aus 
den  Steppen  der  Mongolei  bis  tief  nach  Nord-  und 
Mittelchina  etc.  bis  Tientsin  und  oft  auch  nach  Shanghai 
führen.  So  gesund  im  Allgemeinen  das  Klima  Nord- 
china'5,  insbesondere  auch  Pekings  ist,  so  sehr  %'er- 
schlimmert  es  sich  gegen  Süden,  gegen  das  Thal  des 
Yangtsekiang,  wo  rapide  Temperaturstürze  und  grosse 
Feuchtigkeit  der  Lufi  sehr  liäufig  sind  und  daher 
Malariafieber,  Leber-,  Magen-  und  Bauchkrankheiten  nur 
zu  häufig  bei  Eingeborenen  sowohl  als  auch  bei  den 
daselbst  wohnhaften  Fremden  nach  ach  ziehen.  Der 
Sommer  beginnt  z.  B.  in  Shanghai  Ende  Mai  und  dauert 
fast  ohne  Unterbrechung  einer  Abkühlung  bis  Ende 
September,  worauf  bis  Fjide  December  die  schönste 
Saison  in  Mittelchina,  der  kühle  und  wunderbare  Herbst 
folgt.  Gegen  Neujahr  steigert  sich  die  KÜte,  es  tritt 
der  Winter  ein,  der  mit  seiner  Regenzeit  oft  bis  Ende 
April  dauert.     Das  Frühjahr  ist  sehr  kurz,    oft  ist  radi 


134 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


der  Uebergaog  vom  Winter  zum  Sommer  unmittelbar. 
Die  weitaus  überwiegende  Bevölkerung  des  chinesischen 
Reiches  setzt  sich  aus  den  Chinesen  zusammen,  gegen- 
über welchen  gleichwohl  die  Ueberreste  der  früheren 
eingeborenen  Bevölkerung,  die  Miaotse,  Limu,  Kakyen, 
ferner  die  Manchus,  die  Mongolen,  die  verschiedenen 
Stämme  der  Tartaren,  Kirgisen,  Tibetaner  u.  s.  w.  nicht 
gänzlich  zu  übersehen  sind. 

Die  erstgenannten  Ureingeborenen  sind  gegenwärtig  auf 
einzelne  unwirthliche  Theile  der  südwestlichen,  an  der 
Grenze  von  Tibet  gelegener  Theile  Chinas  beschränkt, 
wo  sie  fast  unabhängig  von  der  chinesischen  Regierung 
unter  ihren  eigenen  Häuptlingen  leben.  Aehnliches  gilt 
auch  von  den  stammverwandten  Ureingeborenen  im 
Innern  der  Insel  Hainan.  Die  Mongolen  sind  aus- 
schliesslich ein  Nomadenvolk  und  bewohnen  die  Steppen 
der  Mongolei  im  Norden  und  Nordwesten  des  eigent- 
lichen China.  Der  Volksstamm  der  Mandschus,  welchem 
auch  die  gegenwärtig  regierende  Dynastie  der  chinesi- 
schen Kaiser  angehört,  ist  hingegen  ein  Ackerbau-  und 
Jägervolk,  welches  seine  Wohnstellen  in  der  Mandschurei, 
den  gegen  die  russischen  Gebiete  in  Ostasien  gelegenen 
Theilen  Chinas  hat.  Unter  den  übrigen  Nomaden-  und 
Jägerstämmen  Tibets,  Ostturkestans  und  der  Mongolei 
sind  höchstens  noch  die  Tibetaner  hervorzuheben,  welche 
in  den  südlichen  Theilen  Tibets  ansässig  sind  und  die 
charakteristischen  Merkmale  der  Mongolen  sowohl  als 
auch  der  Hindus  vereinigen.  Es  ist  begreillich,  dass 
auch  innerhalb  der  chinesischen  Eingeborenen  namhafte 
Unterschiede  zwischen  jenen  des  Nordens  und  des 
Südens  bestehen.  Im  Allgemeinen  sind  die  Südchinesen 
viel  grössere,  stärkere,  breitschulterige  Gestalten,  während 
der  Nordchinese  mehr  klein,  mager  und  schwächlich 
ist.  Hinsichtlich  Geist  und  Charakter  ist  der  Südchinese 
entschieden  viel  intelligenter,  offener  und  leicht  erregbar, 
gegenüber  dem  Nordchinesen,  dessen  Auffassungsgabe 
viel  langsamer,  dessen  Benehmen  verschlossen  ist. 

Obwohl  seitens  der  Kaiser  von  China  zu  wieder- 
holtenmalen  Volkszählungen  im  Reiche  unternommen 
wurden,  so  haben  dieselben  doch  wie  so  viele  von  der 
chinesischen  Regierung  getroffene  Maassregeln  mit  Rück- 
sicht auf  die  Art  und  Weise,  wie  sie  durchgeführt  wurden, 
keinen  Anspruch  auf  Genauigkeit  und  Verlässlichkeit. 
Vergleichende  Schätzungen  lassen  darauf  schliessen,  dass 
das  gesammte  chinesische  Reich  eine  Bevölkerung  von 
450  Millionen  Seelen  besitzt,  wovon  420  Millionen  auf  das 
eigentliche  China,  der  Rest  auf  die  Mandschurei,  Mon- 
golei, Tibet  und  Ostturkestan  entfallen.  Vergleicht  man 
die  Bevölkerungsziffer  des  eigentlichen  China  mit  dessen 
Flächeninhalt,  so  ergibt  sich  eine  viel  grössere  Dichtig- 
keit der  Bevölkerung  als  in  den  meisten  Ländern  Europas, 
Belgien  ausgenommen. 

Einen  verschwindend  kleinen  Bruchtheil  gegen  vor- 
erwähnte Ziffern  macht  die  Bevölkerung  der  in  den 
chinesischen  Verttagshäfen  sowie  im  Innern  Chinas  an- 
sässigen Fremden  aus.  Nach  den  neuen  Berichten  der 
kaiserlich  chinesischen  SeezoUverwaltlung  betrug  dieselbe 
im  abgelaufenen  Jahre  ca.    18.000  Seelen. 

Davon  entfielen  auf  Engländer  und  Amerikaner  nahezu 
die  Hälfte,  nach  dem  anglosächsischen  Element  nehmen 
die  Angehörigen  des  Deutschen  Reiches  die  erste  Stelle 
ein.  Der  Zunahme  des  Handels  der  einzelnen  fremd- 
ländischen Staaten  in  China  und  deren  diesbezüglichen 
Bemühungen  entsprechend,  hat  sich  während  der  letzten 
Jahre  die  Zahl  der  britischen,  deutschen,  amerikanischen, 
holländischen,  russischen,  schwedisch  norwegischen,  bel- 
gischen, japanischen  Staatsangehörigen  vermehrt  und  ist 
diesbezüglich  insbesondere  die  rapide  Steigerung  der 
Einwanderung  von  Deutschen,  Japanern  und  Amerikanern 
in  China  hervorzuheben.  Der  AntKeil  der  übrigen  Staaten 
an  der  fremdländischen  Bevölkerung  in  China  blieb 
stationär,  und  gilt  dies  insbesondere  auch  hinsichtlich 
unserer  Monarchie.  Unsere  Colonie  in  ganz  China  be- 
läuft sich,  wie  schon  oben  erwähnt,  auf  ca.   100  Seelen, 


wovon  ca.  30  Missionäre  und  Ordensschwestern,  1  o  An- 
gestellte der  kaiserhch  chinesischen  Seezölle,  5  Kauf- 
leute, 3  Bankangestellte,  i  Ingenieur,  je  ein  Apotheker, 
Weinbauexperte,  Krankenwärter  etc.,  die  Uebrigen  Be- 
sitzer von  Schankgewerben  und  Familienangehörige  und 
Kinder  sind.  Zu  bemerken  ist,  dass  von  den  100  Seelen 
unserer  Colonie  in  ganz  China  mehr  als  zwei  Drittel  in 
Shanghai  ansässig  sind. 

Die  Herrschaft  über  dieses  gewaltige  Reich  der  Mitte 
liegt  in  den  Händen  des  Kaisers  von  China,  welcher 
nach  den  chinesischen  Gesetzen  selbst  das  ,, einzige  Haupt 
der  Verfassung  und  der  Staatsverwaltung  ist ;  er  ist  betrachtet 
als  der  Statthalter  des  Himmels  auf  Erden,  speciell  be- 
stimmt, fremde  Völker  zu  regieren ;  er  ist  der  Höchste 
in  allen  Dingen,  zu  gleicher  Zeit  die  höchste  gesetz- 
gebende als  auch  ausführende  Gewalt  in  seiner  Hand 
vereinigend".  Der  gegenwärtige  Kaiser  ist  Tsao-Tien- 
Kuangsü,  welcher,  im  Jahre  1871  geboren,  am  12.  Jänner 
1875  seinem  Onkel  Tsaisun  unter  der  Vormundschaft 
der  Witwe  Letzterens,  der  Kaiserin-Witwe  und  eines 
Regentschaftsrathes  auf  dem  Kaiserthrone  gefolgt  war. 
Obwohl  von  schwächlicher  Gesundheit,  schenkte  er  doch 
der  Ausübung  seiner  Herrscherpflichten  grosse  Auf- 
merksamkeit, und  beeinflusst  durch  die  am  Pekinger 
Hofe  aufgetretene  Reformpartei  unter  der  Führung  des 
ehemaligen  chinesischen  Journalisten  Kang-juwei,  begann 
er  voriges  Jahr  eine  durchgreifende  Vereinfachung  uud 
Verbesserung  der  chinesischen  Staatswerwaltung  in  An- 
griff zu  nehmen.  Zahlreiche  unnütze  Staatsämter  wurden 
abgeschafft,  andere  vereinigt,  moderne  Reformen  in  den 
Finanzen  und  der  Staatsverwaltung  eingeführt  etc.  Da  die 
bisherigen  Besitzer  dieser  Stellen  sich  bald  in  ihrer  Macht 
bedroht  sahen,  so  vereinigten  sie  sich,  um  unter  der 
Führung  der  vorgenannten  Kaiserin-Witwe  den  jugendlichen, 
neuerungssüchtigen  Kaiser  seiner  Alleinherrschaft  zu  be- 
rauben. Anfangs  verlautete,  dass  er  selbst  vergiftet 
worden  sei,  später  stellte  es  sich  jedoch  heraus,  dass  er 
in  einem  Theile  des  kaiserlichen  Palastes  internirt  worden 
war  und  die  Mitregentschaft  seiner  Tante,  der  Kaiserin- 
Witwe,  annehmen  musste.  Das  Haupt  der  Reformpartei 
Kang-Yuwei  entkam  trotz  aller  Bemühungen  und  Ver- 
folgungen des  kaiserlichen  Hofes  unter  dem  Schutze 
eines  britischen  Kriegsschiffes  nach  Hongkong,  von  wo 
er  seitdem  nach  Japan  und  Amerika  geflüchtet  ist,  die 
übrigen  Berather  des  Kaisers  wurden  hingerichtet  oder 
verbannt,  alle  Reformversuche  ebenso  rasch,  als  sie 
eingeführt  worden  waren,  aufgehoben  und  das  alte,  con- 
servative  Regierungsystem  wieder  hergestellt.  Obwohl 
keine  berathende  oder  gesetzgebende  Körperschaft  dem 
chinesischen  Kaiser  zur  Seite  steht,  so  ist  er  doch  ver- 
pflichtet, gewisse  allgemeine  Gesetzesvorschriften  zu  be- 
folgen und  die  wichtigsten  Staatsangelegenheiten  mit 
den  höchsten  Staatswürdenträgern  zu  berathen.  Die 
kaiserliche  Cabinetskanzlei  und  der  Staatsrath  sind  die 
beiden  Verbindungsglieder,  durch  welche  der  Kaiser  mit 
den  übrigen  Behörden  verkehrt  und  das  Reich  nach  aussen 
und  nach  innen  regiert.  Beiden  vorgenannten  höchsten  Cen- 
tralstellen  sind  alle  übrigen  Behörden  der  Staatsverwaltung 
untergeordnet.  Diese  sechs  Kammern  sind  das  Bureau 
für  innere  Verwaltung  des  Reiches,  die  Finanzkammer, 
das  Bureau  für  Ceremonien,  die  Kriegsverwaltung,  die 
oberste  Strafkammer,  das  Departement  für  öffentliche 
Bauten,  ferner  gehören  dazu  das  Colonialamt  für  die 
Verwaltung  der  chinesischen  Gebiete  ausserhalb  des 
eigentlichen  China,  nämlich  für  die  Mongolei,  Ili,  Kokonor, 
Tibet  etc.,  das  Censoramt,  das  Bureau  für  die  Entgegen- 
nahme von  Bittschriften,  der  oberste  Gerichts-  und 
Revisionshof  und  endlich  die  kaiserliche  Akademie.  Ein 
Ausschuss  des  Grossen  Staatsrathes  bildet  den  sogenannten 
Tsungli-Yamen,  welcher  speciell  für  die  Führung  von 
Verhandlungen  mit  den  fremden  Mächten  bestimmt  ist 
und  dem  Auswärtigen  Amte  Chinas  entspricht.  Hinsichtlich 
der  Provinzialverwaltung  theilt  die  chinesische  Staatsve-i 
waltung  das  gesammte  Reich  in  drei  getrennte  Gebiete  ein  ; 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


U6 


1 .  in  das  Gebiet  des  eigentlichen  China ,  welches 
18  Provinzen  umfasst  und  jenes  Territorium  darstellt, 
welches  von  den  Mandschu,  den  Begründern  der  heutigen 
Kaiserdynastie,  im  Jahre   1664  erobert  wurde; 

2.  in  die  Mandschurei,  das  Vaterland  der  Mandschu, 
welches  im  Nordosten  des  Golfes  von  Peschili  ge- 
legen ist ; 

3.  in  die  sogenannten  Colonialbesitzungen,  welche  alle 
übrigen  Territorien  des  chinesischen  Reiches  ausserhalb 
der  18  Provinzen  und  der  Mandschurei,  insbesondere 
die  Mongolei,  Ili,  die  Sungarei,  Ostturkestan,  Kokonor, 
Tibet  etc.  umfassen. 

15  Provinzen  des  eigentlichen  China  werden  von 
Generalgouverneurs  im  Auftrage  des  chinesischen  Kaisers 
regiert,  und  zwar  befindet  sich  der  Sitz  des  General- 
gouverneurs  für  die  Provinz  Tschili  in  Tientsin,  jener  des 
Geueralgouverneurs  für  die  drei  vereinigten  Provinzen 
Kiangsu,  Kiangsi  und  Anhui  in  Nanking,  jener  des 
Generalgouverneurs  für  Hünen  und  Hupeh  in  VVuchang, 
gegenüber  Hankow,  ferner  des  Generalgouverneurs  für 
Fuhien  und  Chekiang  in  Futschau,  des  Generalgouverneurs 
für  die  beiden  Provinzen  Schensi  und  Kansu  in  Singanfu, 
für  Szechuen  in  Tschungking,  für  Kungtung  und  Ku- 
angsi  in  Canton  und  endlich  für  Yunnan  und  Kweifschau 
in  Kweyangfu.  Die  drei  restlichen  Provinzen  Honau, 
Schantung  und  Schansi  werden  von  Gouverneuren  ver- 
waltet. Die  drei  Provinzen  der  Mandschurei,  Shenking, 
Kirin  und  Keilungkiang,  unterstehen  je  einem  Tartaren- 
general,  ebenso  die  Provinz  Ili  in  der  Mongolei,  während 
die  Verwaltung  der  übrigen  Colonialgebiete  in  den 
Händen  von  politischen  Agenten  oder  kaiserlichen  Resi- 
denten liegt.  Die  Gouvernements  theilen  sich  wieder  in 
Präfecturen,  letztere  in  Subpräfecturen,  diese  in  die 
kleinsten  staatlichen  Amtsbezirke,  deren  Verwaltung  soge- 
nannten ßezirksmagistraten  anvertraut  ist. 

Die  Gener  jlgouverneure,  die  fälschlich  von  den 
Fremden  auch  oft  Vicekönige  genannt  werden,  haben 
sehr  weitgehende  Befugnisse,  und  sind  dieselben  zugleich 
Commandanten  über  die  in  ihren  Provinzen  internirten 
Truppen.  Da  fast  alle  Stellen  in  der  chinesischen  Staats- 
verwaltung käuflich,  die  Beamten  zudem  äusserst  schlecht 
gezahlt  sind,  so  bestreben  sich  dieselben  begreiflicher- 
weise, aus  ihrer  Amtsführung  so  viel  materiellen  Nutzen 
herauszuschlagen  als  nur  möglich,  umsomehr,  als  jeder  Func- 
tionär  jeden  Augenblick  entlassen  werden  kann  und  die 
Wiedereinsetzung  in  st  ine  frühere  Stelle  eventuell  nur 
durch  neue  Bestechungen  seiner  Feinde  oder  Vorgesetzten 
erreichen  kann.  In  Folge  dessen  ist  schon  längst  die 
weitestgehende  Zerrüttung  in  dem  chinesischen  Staats- 
wesen eingetreten,  welche  in  gleicher  Weise  sowohl  die 
Civilverwaltung  als  auch  jene  des  Heeres  und  der  Flotte 
umfasst.  Unter  diesen  Umständen  darf  es  nicht  er- 
staunen, dass  die  Staatseinnahmen  sich  stetig  verringern 
und  Heer  und  Flotte  trotz  der  zahlreichen  Reformen 
und  Neuanschaffungen  in  einem  weit  desolateren  Zu- 
stande sind  als  bevor. 

Ungeachtet  der  Abgeschlossenheit,  in  welcher  das 
Reich  der  Mitte  bis  in  die  Gegenwart  gegenüber  der 
Aussenwelt  verharrte,  scheint  es  doch  schon  in  den 
ältesten  Zeiten  rege  Handelsbeziehungen  mit  den  Nach- 
barländern, insbesondere  Indien,  Pi-rsien  und  Turkestan, 
gepflegt  zu  haben,  auf  welchem  Wege  auch  die  Kunde 
von  China  und  seinen  Producten  bis  in  das  Abendland 
drang.  So  erwähnt  schon  Ptolemaeus  in  seinen  Werken 
Chinas,  und  war  chinesische  Seide  sowohl  in  Rom  als 
auch  in   Athen  wohlbekannt  und  hochgeschätzt. 

Die  grosse  Entfernung  zu  Wasser  als  zu  Lande,  welche 
das  Reich  der  Mitte  von  Europa  trennte,  die  im  Hin- 
blicke darauf  noch  geringe  Entwicklung  der  Schiflf- 
fahrt  und  des  Transportwesens  verhinderten  jedoch  bis 
zum  Ausgange  des  Mittelalters  die  Anknüpfung  directer 
Handelsbeziehungen.  Der  Portugiese  Raphael  Perestrello 
war  der  erste  Fremde,  welcher  nach  der  Eroberung 
Malaccas  im  Jahre  15 16  eine  Dschunke  unter  fremder,  d.  i.  | 


portugiesischer  Flagge  nach  China  führte.  Andere 
portugiesische  Kaufleutc  folgten  bald  nach,  und  dorch 
das  Zuvorkommen  der  chinesischen  Regierung  besass 
Portugal  schon  im  Jahre  1537  drei  Niederlassungen  bei 
Canton,  darunter  jene  von  Macao.  Später  wurde  eine 
portugiesische  Factorei  auch  bei  Ningpo  errichtet.  Ueber- 
griffe,  welcher  sich  die  Bewohner  letzterer  gegen  die 
eingeborene  Bevölkerung  schuldig  gemacht  haben  sotlen, 
veranlassten  letztere,  die  Niederlassung  bei  Ningpo  um 
1545  anzugreifen  und  fast  alle  Bewohner,  gegen  800 
Portugiesen  und  mehrere  tausend  zum  Christenthume 
bekehrte  Chinesen,  niederzumetzeln.  Die  Ueberresti:  der 
Umfassungsmauern,  welche  diese  reiche  portugiesische 
Niederlassung  umgaben,  sah  ich  selbst  noch  gelegentlich 
eines  Ausfluges,  welchen  ich  von  Shanghai  in  die  Nahe 
von  Ningpo  machte.  In  Folge  dessen  beschränkten  sich 
die  Portugiesen  auf  die  Halbin.sel  Macao,  welche  den- 
selben seitdem  von  China  als  unbestrittener  Besitz  über- 
lassen wurde. 

Spanien  kam  mit  China  in  Folge  der  Eroberung  der 
Philippinen  im  Jahre  1543  in  Berührung,  von  wo  aus 
schon  damals  chinesische  Kaufleute  einen  lebhaften 
Handel  mit  dem  asiatischen  Festlande  unterhielten. 
Spätere  Versuche  Spaniens,  in  China  festen  Fus<t  zu 
fassen,  schlugen  fehl,  und  die  harte  und  oft  willkürliche 
Behandlung,  welche  den  chinesischen  Plantagenarbeitem 
und  Kaufleuten  auf  den  Philippinen  seitens  der  spani- 
schen Behörden  zutheil  ward,  veranlasste  Viele,  in  ihr 
Mutterland  zurückzukehren,  und  unter  dem  Einflüsse 
dieser  Verhältnisse  wurden  die  Handelsbeziehungen 
zwischen  den  Phili])pinern  und  China  eher  verringert  als 
gefördert. 

Die  Holländer  erschienen  in  Ostasien  bekanntlich  un- 
mittelbar nach  siegreicher  Beendigung  ihrer  Freiheits- 
kriege und  besetzten  im  Jahre  1624  die  Pescadoren, 
eine  Inselgruppe  in  der  Strasse  von  Formosa.  Da  die 
Chinesen  in  Folge  dessen  sehr  für  ihren  Handel  in  Sttd- 
china  zu  befürchten  begannen,  so  wussten  sie  die  Hol- 
länder zu  bewegen,  diesen  sehr  günstig  gelegenen  Besitz 
aufzugeben  und  Formo?a,  deren  eingeborener  Bevölkerung 
die  Chinesen  bisher  selbst  noch  nicht  Herr  werden 
konnten,  zu  occupiren.  Die  Holländer  gingen  in  die 
Falle,  mussten  sich  jedoch  bald  angesichts  des  hart- 
näckigen Widerstandes  der  Eingeborenen  lediglich  auf 
einen  schmalen  Küstenstrich  beschränken,  wo  sie  das 
Fort  Seeland  errichteten.  Doch  schon  im  Jahre  1657 
wurden  die  Holländer  trotz  ihrer  heldenmUthigen  Ver- 
theidigung  gezwungen,  diesen  Besitz  an  die  Eingeborenen, 
mit  welchen  sich  mittlerweile  auch  China  verbündet 
hatte,  auszuliefern,  womit  die  Herrschaft  der  Holländer 
auf  Formosa  ihr  Ende  erreichte. 

Um  dieselbe  Zeit  trat  auch  Russland  durch  zwei 
Kosaken,  welche  als  Emissäre  nach  Peking  geschickt 
wurden,  in  directe  Beziehungen  zum  chinesischen  Kaiser- 
hofe. Ich  bemerke  hiebei,  dass  diese  beiden  Reiche 
schon  früher  auf  der  Karawanenstrasse,  die  von  Peking 
via  Urga  und  Kiachta  nach  Transbaikalien  und  Sibirien 
führt,  rege  Handelsbeziehungen  unttrhielten,  und  dass 
dieser  I^andweg  vielfach  überhaupt  als  der  älteste  ange- 
sehen wird,  auf  welchem  Peking  und  Nordchina  im 
Handelsverkehre  mit  dem  übrigen  Asien  standen. 

Dem  mittlerweile  eingetretenen  Vordringen  Russlands 
in  Nordostasien,  d.  i.  in  der  Amurprovinz,  wurde  durch 
den  Vertrag  von  Albasien  ein  Schranken  gesetzt,  in 
Folge  dessen  Russland  sich  von  der  chinesischen  Man- 
dschurei zurückziehen  musste.  Wie  später  dessenunge- 
achtet das  Czarenreich  in  den  Besitz  von  ganz  Nordott- 
asien gelangte,  behalte  ich  mir  vor,  noch  bei  der  Be- 
sprechung der  Handels-  und  Cieschäftsverhältnisse  SibiricM 
eingehender  zu  erörtern. 

l'm  nun  zur  Entwicklung  der  Handelsbeziehungen 
Chinas  mit  tirossbritannien  überzugehen,  welche  in  der 
Folge  die  grössten  und  bedeutendsten  werden  sollten, 
bemerke    ich,    dass  das  erste   englische  Schiff   im  Jahre 


136 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


1635  vor  Macao  und  Canton  erschien.  Die  Portugiesen 
versuchten  begreiflicherweise  Alles,  um  bei  der  chinesi- 
schen Regierung  die  Gestattung  englischer  Schiffahrt  und 
englischen  Handels  in  China  zu  hintertreiben.  That- 
sächlich  gelang  es  der  britisch-ostindischen  Cotnpagnie, 
welche  das  Monopol  des  Handels  mit  Ostindien  und 
allen  weiter  östlich  gelegenen  Theilen  Asiens  besass, 
erst  im  Jahre  1684  Handelsbeziehungen  mit  Canton, 
später  auch  mit  Amoy,  Ningpo  und  den  Chusaninseln 
anzuknüpfen. 

Gleichwohl  entwickelte  sich  der  britische  Handel  nur 
langsam,  da  er  sehr  in  Folge  der  gegentheiligen  Bestre- 
bungen und  Unterdrückungen  seitens  der  chinesischen 
Mandarinen  zu  leiden  hatte.  Um  diesen  ein  Ende  zu 
machen,  entschloss  sich  die  britische  Regierung  im 
Jahre  1792,  eine  diplomatische  Mission  unter  Lord 
Macartney  an  den  kaiserlichen  Hof  von  Peking  zu 
entsenden,  welcher  es  auch  gelang  wichtige  Privilegien  für 
den  britischen  Handel  zu  erwerben.  Im  Jahre  1834  ver- 
lor die  ostindische  Compagnie  ihr  bisheriges  Handels- 
monopol in  China  und  stellte  somit  ihre  Thätigkeit  da- 
selbst ein.  Lord  Napier  wurde  im  selben  Jahre  als  Chef- 
SuperintendcQt  des  britischen  Handels  in  Canton  bestellt 
und  sollte  fortan  die  Handelsbeziehungen  Grossbritanniens 
mit  China  pflegen  und  leiten.  Wider  Erwarten  stiess 
derselbe  jedoch  bei  seiner  Amtsübernahme  auf  hart- 
näckigen Widerstand  seitens  der  chinesischen  Behörden. 
Streitigkeiten  brachen  zwischen  den  chinesischen  und 
englischen  Kaufleuten  aus,  welche  Erstere  des  Opium- 
schmuggels beschuldigten  und  die  Verhinderung  des- 
selben durch  die  chinesische  Regierung  verlangten. 
Handel  und  Schiffahrt  kamen  wiederholt  zum  voll- 
ständigen Stillstande,  die  diplomatischen  Unterhandlungen 
schlugen  fehl,  und  im  Jahre  1840  entschloss  sich  die 
britische  Regierung,  zu  den  Waffen  zu  greifen.  Damit 
brach  der  erste  Krieg  zwischen  China  und  Grossbritannien 
aus,  welcher  zur  Besetzung  der  Chusan-Inseln,  zur  Er- 
oberung von  Canton,  Amoy,  Ningpo  und  Shanghai 
seitens  Englands  führte  und  erst  durch  den  Frieden  von 
Nanking  1842  beendigt  wurde.  Durch  denselben  wurden 
die  Häfen  von  Canton,  Amoy,  Futschau,  Ningpo  und 
Shanghai  dem  britischen  Handel  eröffnet  und  ein  Zoll- 
tarif für  die  Waarenein-  und  Ausfuhr  von  und  nach 
chinesischen  Territorien  vereinbart.  Zu  gleicher  Zeit  wurde 
die  Insel  Hongkong  an  Grossbritannien  abgetreten. 

Der  Abschluss  des  Friedensvertrages  von  Nanking, 
welcher  die  erste  Bürgschaft  für  eine  sichere  Entwicklung 
fremdländischen  Verkehres  bot,  lenkte  begreiflicherweise 
auch  die  Aufmerksamkeit  der  übrigen  Staaten  des 
Westens  auf  sich,  welche  sich  beeilten,  mit  China  gleich- 
falls Handels-  und  Schiffahrtsverträge  abzuschliessen,  in 
welchen  sie  im  Allgemeinen  der  bereits  Grossbritannien 
gewährten  Rechte  theilhaftig  wurden.  Solche  Staaten 
waren  Frankreich,-die  Vereinigten  Staaten  von  Amerika, 
Belgien,  Holland,  Preussen,    Spanien    und  Portugal. 

Die  im  Jahre  1 853  ausgebrochene  Taiping-Revolution, 
während  welcher  die  meisten  Städte  im  Yangtsekiang- 
thale  in  die  Hände  der  Insurgenten  fielen  und  Handel 
und  Verkehr  in  ganz  China  ins  Stocken  geriethen,  zeigte 
die  zunehmende  Ohnmacht  Chinas,  welches  sich  schliesslich 
gezwungen  sah,  zur  Bekämpfung  der  Insurgenten  die 
Hilfe  Grossbritanniens  anzurufen.  Durch  dieselbe  wurde 
die  Taiping-Revolution  im  Jahre  1857  unterdrückt.  Bald 
darauf  kam  es  aber  neuerdings  zu  Streitigkeiten  zwischen 
Grossbritannien  und  China,  in  Folge  welcher  der  zweite  Krieg 
zwischen  diesen  Mächten  ausbrach,  in  welchem  gleich- 
wohl Grossbritannien  auch  durch  die  Streitkräfte  Frank- 
reichs unterstützt  wurde  In  Folge  der  Cernirung  Pekings 
erzwangen  die  beiden  verbündeten  Mächte  den  Frieden 
von  Tientsin  im  Jahre  1860,  in  welchem  der  Hongkong 
auf  dem  Festlande  gegenübergelegene  Hafen  Kowloon 
an  Grossbritannien  abgetreten  und  neue  Häfen,  insbe- 
soadere  Tientsin,   Hangkow  und  der  Yangtsekiangstrom 


von  seiner  Mündung  bis  zu  letztgenanntem  Hafen  für 
den    Handel  der  Vertragsmächte  eröffnet  wurden. 

Die  Rechte,  welcher  sich  gegenwärtig  die  Fremden  inner- 
halb der  Grenzen  des  chinesischen  Territoriums  erfreuen,  be- 
ruhen im  Wesentlichen  auf  den  Begünstigungen,  welche 
durch  die  vorerwähntenVerträge  und  mehrere  Nachtragscon- 
venüonen  Grossbritannien,  Frankreich  und  Japan  gewährt 
und  kraft  der  Meistbegünstigung  auch  den  Angehörigen  der 
übrigen  Staaten,  welche  mit  China  Handelsverträge  ab- 
geschlossen haben,  zutheil  wurden.  Demzufolge  ist  es 
allen  Angehörigen  fremder  Vertragsmächte  in  China 
gestattet,  frei  im  gesammten  Reiche  zu  reisen  und 
Grundstücke  und  Häuser  auf  ewige  Zeiten  zu  pachten. 
Der  Handelsbetrieb  Fremder  ist  jedoch  auf  die  fremdem 
Handel  und  fremder  Schiffahrt  eröffneten  Häfen,  die  so- 
genannten Vertragshäfen,  auf  die  dieselben  verbindenden 
Meerestheile  und  Wasserstrassen  beschränkt. 

In  jüngster  Zeit  wurde  der  Handel  auch  gestattet,  wenn 
auch  unter  gewissen  Bedingungen  auf  den  gesammten 
Binnenwasserstrassen,  also  Flüssen  und  Canälen  im  Innern 
des  Reiches.  Solche  Vertragshäfen  existiren  gegen- 
wärtig  29,  und    sind    dieselben : 

Im  Norden  Newchuang,  Tientsin,  Chefoo;  am  Yangt- 
sekiang:  Chungking,  Ichang,  Hangkow,  Shasi,  Hankow, 
Kiukiang,  Wuhu,  Chinkiang,  Shanghai ;  im  Mündungs- 
gebiete des  Yangtsekiang  und  durch  Canäle  mit  Shanghai 
verbunden:  Soochow  und  Hangchow,  an  der  Südküste 
Chinas  :  Wenchow,  Foochow,  Amoy,  Swatow ;  am  West- 
flusse gelegen  Wuchow,  Samshui,  ferner  an  der  Mündung 
des  Westflusses  Canton,  bei  Macao  Lappa,  gegenüber 
Hongkong,  Kowloon ;  ferner  Pakhoi,  Kiungchow  auf 
Hainan,  Lungchow,  Mengtsze,  Szemao,  im  äussersten  Süd- 
westen Chinas  an  der  Grenze  von  Tongking  und  endlich 
Yatung  an  der  indisch-tibetanischen  Grenze.  Ich  be- 
merke, dass  letzterer  Ort  kein  Hafen,  sondern  inmitten 
des  Himalayagebirges  an  der  mächtigen  Landroute  von 
Tibet  nach  Indien  gelegen  ist.  Die  daselbst  befindliche 
Station  der  kaiserlich  chinesischen  Seezölle  dient 
lediglich  zur  Controle  des  chinesisch-indischen  Grenz- 
verkehres. Im  Laufe  der  letzten  und  in  diesem  Jahre 
sind  als  neue  Vertragshäfen  hinzugekommen : 

Woosung  an  der  Mündung  des  Whangpoo  in  den 
Yangtsekiang,  der  Vorhafen  Shanghais,  und  Nanking, 
die  alte    südliche  Hauptstadt  des    chinesischen  Reiches. 

Zur  Förderung  des  fremden  Handels  in  den  Vertrags- 
häfen sind  daselbst  den  Fremden  besondere  Terrains 
zur  Erbauung  ihrer  Wohn-  und  Waarenhäuser  angewiesen. 
Diese  Concessionen  oder  Settlements  sind  derartig  ein- 
gerichtet, dass  entweder  das  gesammte  Gebiet  ursprüng- 
lich von  einer  einzigen  fremden  Macht  gekauft  und 
parcellirt  an  die  Angehörigen  der  fremden  Mächte  ver- 
kauft wurde,  oder  aber,  dass  die  einzelnen  Parcellen  direct 
zu  festgesetzten  Preisen  seitens  der  Fremden  von  den  ur- 
sprünglichsn  Besitzern  erworben  werden.  Demzufolge 
stehen  erstere  Concessionen  unter  dem  Schutze  einer 
einzigen  fremden  Macht,  letztere  Settlements  hingegen 
unter  dem  Schutze  aller  hiebei  interessirten  Vertrags- 
mächte. Solche  Concessionen  besitzt  Frankreich  in 
Tientsin,  Hankow,  Shanghai,  Russland  in  Hankow, 
Deutschland  in  Tientsin  und  Hankow,  Japan  in  Hankow, 
Soochow,  Hangchow,  Shasi.  Shanghai  besitzt,  wie  oben 
erwähnt,  eine  französische  Concession  und  ein  sogenanntes 
vereinigtes  englisches  und  amerikanisches  Settlement, 
welches  in  der  Verwaltung  eines  von  den  ansässigen 
Fremden  gewählten  Gemeinderathes  steht.  In  diesem 
Jahre  kam  ferner  ein  sogenanntes  Internationales  Settle- 
ment hinzu,  welches  von  der  chinesischen  Regierung 
behufs  Erweiterung  des  bisherigen  Settlements,  welches 
sich  für  die  fremden  Bewohner  Shanghais  schon  längst 
als  viel  zu  klein  erwies,  gewährt  wurde.  Die  fremd- 
ländischen Concessionen  und  Settlements  besitzen  voll- 
kommen europäisch  eingerichtete  Gemeindeverwaltungen, 
in  deren  Händen  auch  die  gesammte  Sicherheits-,  Sani- 
täts-  und  Baupolizei   liegt,    und  welche    zur  Bestreitung 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


197 


ihrer  Ausgaben  Umlagen  auf  die  Miethspreise  (in  Shanghai 
10  Percent)  erhebt.  Der  chinesischen  Regierung  wird 
lediglich  eine  Grundsteuer  seitens  der  fremden  Grund- 
besitzer entrichtet.  Mit  der  Vertretung  der  Gemeinde- 
verwaltung nach  aussen,  insbesondere  gegenüber  den 
chinesischen  Behörden,  ist  der  daselbst  residirende  Consul 
der  betreffenden  Macht  oder  alle  daselbst  residirenden 
Consuln  der  Vertragsmächte  betraut,  welche  zugleich 
auch  zur  Schlichtung  aller  Streitsachen,  welche  zwischen 
der  Gemeindeverwaltung  und  einzelnen  Personen  ent- 
stehen, berufen  sind. 

Ein  wichtiges  Recht  der  in  China  ansässigen  Fremden 
ist  ihre  Exterritorialität,  in  Folge  welcher  sie  nur  bei 
dem  Consulargerichte  ihres  Staates,  ohne  Unterschied, 
ob  Kläger  Chinese,  Angehöriger  desselben  oder  eines 
anderen  fremden  Staates  ist,  geklagt  werden  können. 
Ebenso  können  auch  weder  Fremde  noch  Chinesen 
ohne  Anordnung  des  Cor.suls  oder  des  Seniors  des 
Consularcorps  innerhalb  der  Concessionen,  beziehungs- 
weise der  Settlements  verhaftet  werden.  In  den  fremden 
Niederlassungen  wohnhafte  Chinesen  werden  von  Chinesen 
bei  dem  chinesischen  Gerichtshofe,  von  Fremden  bei 
dem  zu  diesem  Behufe  in  den  einzelnen,  grösseren  Ver- 
tragshäfen errichteten  gemischten  Gerichtshöfen  geklagt 
und  verurtheilt.  Der  gemischte  Gerichtshof  setzt  sich 
aus  dem  chinesischen  Richter  und  einem  Consularver- 
treter  des  betreffenden  Staates,  welchem  der  Kläger 
angehört,  zusammen. 

Wie  die  geehrten  Anwesenden  schon  aus  Vorstehendem 
ersehen,  entziehen  sich  die  fremdländischen  Nieder- 
lassungen fast  vollkommen  der  Ingerenz  der  chinesischen 
Regierung,  deren  Behörden  —  selbst  wenn  sie  nur 
eine  kleine  Truppe  Militär  gezwungenerweise  durch  die 
Niederlassung  passieren  lassen  müssen  —  früher  die  Er- 
laubniss  des  fremden  Consularvertreters  einzuholen  haben. 

Oesterreich- Ungarn  schloss  mit  China  am  2.  September 
1869  einen  Handels-  und  Schiffahrtsvertrag  ab,  der  in 
seinen  Bestimmungen  fast  vollkommen  übereinstimmt 
mit  Jenen,  welche  das  Reich  der  Mitte  fast  zur  selben 
Zeit  mit  Dänemark,  Schweden-Norwegen,  Italien  u.  s.  w. 
abgeschlossen  hat.  Durch  diesen  Handelsvertrag  werden 
den  Angehörigen  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie 
die  Rechte  der  meistbegünstigten  Nation  eingeräumt, 
und  treten  unsere  Nationalen  somit  in  alle  Rechte  ein, 
welche  bisher  anderen  Staatsangehörigen  bewilligt  worden 
sind  oder  später  noch  bewilligt  werden.  Die  Giltigkeits- 
dauer  des  Handelsvertrages  ist  nicht  festgesetzt,  sondern 
wurde  vereinbart,  dass  derselbe  nach  einer  voraus- 
gegangenen sechsmonatlichen  Kündigung  alle  10  Jahre 
einer  Revision  unterzogen  werden  kann.  Durch  den  in 
Rede  stehenden  Vertrag  erhielt  Oesterreich  Ungarn  das 
Recht,  sich  in  allen  dem  internationalen  Handel  und 
Verkehr  eröffneten  Häfen  durch  Berufsconsuln  vertreten 
zn  lassen. 

Gegenwärtig  besteht  für  ganz  China  nur  eine  Berufs- 
consularvertretung,  nämlich  das  k.  und  k.  Generalconsulat 
in  Shanghai.  In  Folge  einer  diesbezüglichen  Abmachung 
mit  der  künigl.  grossbritannischen  Regierung  ist  die 
Wahrnehmung  der  österreichisch-ungarischen  Interessen 
in  allen  übrigen  chinesischen  Vertragshäfen  den  königl. 
grossbritannnischen  Consuln  anvertraut,  welche  dies- 
bezüglich dem  k.  und  k.  Generalconsulate  in  Shanghai 
unterstehen.  Obwohl  unsere  Monarchie  dadurch  der 
reichlichsten  Consularvertretung  im  Reiche  der  Mitte 
sich  erfreut,  so  entspricht  dieselbe  doch  nicht  den 
gegenwärtigen  Anforderungen  von  Handel  und  Industrie 
unseres  Vaterlandes,  da  die  britischen  Consuln,  wenn 
auch  vom  besten  Willen  beseelt,  doch  nicht  jene  Zeit 
haben,  um  sich  auch  der  Förderung  unserer  Interessen 
zu  widmen,  abgeselien  davon,  dass  sie  nicht  die  hiefür 
nöthigen  speciellen  Kenntnisse  besitzen  und  auch  stets 
befürchten  müssen,  sich  Vorwürfe  von  ihren^  eigenen 
Landsleuten  zuzuziehen.  Mit  Rücksicht  darauf  stellt  sich 
die  Nothwendigkeit  von  neuen  österreichisch-ungarischen 


Berufsconsulen  in  China  als  ein  sehr  dringendes  BedUrf- 
niss  dar. 

Den  Bestimmungen  des  Friedensvertrages  von  Nanking 
entsprechend,  unterliegen  alle  Waaren  bei  ihrer  Ein-  oder 
Ausfuhr  nach  und  von  China  einem  5  percentigen  Werth- 
zolle,  welcher  nach  ihrem  jeweiligen  Marktwertbe  be- 
messen wird.  Von  Artikeln,  deren  Import  und  Export 
durch  die  geltenden  Verträge  verboten  sind,  mUssen 
genannt  werden:  Kanonenpulver,  Schrot,  Kanonen, 
Gewehre,  Flinten-,  Pistolen-  und  sonstige  Munition  sowie 
Kriegsmaterial;  femer  Sali.  I fiterer  Artikel  ist  in 
China  Gegenstand  eines  Staatsmonopoles,  dessen  Ver- 
waltung sehr  complicirt  ist  und  den  Salzpreis  namhaft 
vertheuert.  Besondere  Bestimmungen  gelten  fllr  die  Ein- 
fuhr von  Opium  sowie  für  die  Ausfuhr  von  Kupfer- 
münzen sowie  Reis,  des  wichtigsten  Nahrungsmittels  der 
chinesischen  Bevölkerung,  dessen  Export  im  Allgemeinen 
gerade  mit  Rücksicht  darauf  gleichfalls  verboten  ist. 
Erfahrungsgemäss  producirt  China  nämlich  nicht  jede« 
Jahr  so  viel  Reis,  als  fUr  den  Consum  der  gesammten 
Bevölkerung  erforderlich  ist,  sondern  ist  genöthigt,  noch 
grosse  Mengen  von  Reis  aus  Französisch-Tonking  und 
Siam  zu  beziehen.  Gleichwohl  findet  nicht  selten,  selbst 
in  Zeiten  grossen  Reismangels  in  Folge  schlechter  Ernten, 
von  einzelnen  chinesi.schen  Vertragshäfen  ein  Reis- 
schmuggel insbesondere  nach  Japan  statt,  dessen  Be- 
völkerung vorzieht,  den  eigenen,  besseren  und  thcureren ! 
Reis  nach  Amerika  zu  exportiren,  und  für  den  eigenen 
Bedarf  den  billigeren  chinesischen  Reis  zu  importiren. 
Keinem  Zoll  unterliegen  folgende  Artikel:  Gold-  und 
Silberbarren,  fremde  Münzen,  Mehl,  Sago,  Biscuit,  Con- 
serven,  Käse,  Butter,  Confectionswaaren,  ausländische 
Kleider,  Juwelen,  vermischte  Waaren,  Parfumerien,  Seife, 
Holzkohle,  ausländische  Kerzen,  Tabak,  Cigarren,  Wein, 
Bier,  Spirituosen,  Haushaltungsgegenstände,  SchifTsproviant, 
persönliche  Reiseeffecten,  .Buchbinderwaaren,  Teppiche, 
Messerschmiedwaaren,  ausländische  Medicinen  und  Glas- 
waaren. 

Diejenigen  Waaren,  welche  über  die  Vertragshäfen 
von  oder  nach  dem  Innern  Chinas  seitens  fremdländi- 
scher Kaufleute  zur  Ausfuhr,  beziehungsweise  zur  Ein- 
fuhr gebracht  werden,  unterliegen  ausser  den  oberwähnteo 
5  Percent  noch  einem  2 '/i  percentigen  ZuschlagszoII 
von  ihrem  Marktwerthe.  Dafür  sind  diese  Waaren  von 
allen  übrigen  Binnenzöllen,  insbesondere  von  den  Weg- 
und  Wassermauthen,  den  sogenannten  Likinsteuern  be- 
freit, welche  in  der  willkürlichsten  Weise  von  den  chinesi- 
schen Steuerpächtern  eingehoben  werden  und  in  au.sser- 
ordentlichem  Maasse  zur  Erschwerung  des  chinesischen 
Binnenhandels  beitragen.  Um  aber  der  obigen  Begünstigung 
theilhaftig  zu  werden,  sind  die  fremdländischen  Exporteure, 
beziehungsweise  Importeure  angewit  sen,  durch  Vermittlung 
ihrer  Consuln  die  Ausstellung  von  sogenannten  Transit- 
pässen für  die  betreffende  Waare  zu  erlangen.  Der 
Transitpass  begleitet  sodann  die  Waare  bis  zu  ihrem 
Bestimmungsorte  und  dient  als  Bescheinigung  für  die 
begünstigte  Zollbehandlung  der  Waare. 

Da  auch  dieser  Vorgang  noch  mit  grossen  Umstlad- 
lichkeiten  verbunden  ist,  so  beherrscht  gegenwtrtig  so- 
wohl die  fremdländische  als  auch  die  eingebome  Kauf- 
mannschaft in  China  eine  sehr  lebhafte  Bewegung,  die 
Binnenzölle  gänzlich  aufzuheben  und  den  fUr  die  Staats- 
casse  dadurch  entgehenden  Gewinn  eventuell  durch  eine 
Erhöhung  der  Ein-  und  Ausfuhrzölle  zu  ersetzen. 

Zur  Deckung  der  Schulden,  welche  China  successire 
seit  dem  zweiten  Kriege  mit  Grossbritannien  in  Europa 
zu  contrahiren  gezwungen  war,  wurden  in  Ermangelung 
anderer  sicherer  Staatseinnahmen  die  Erträgnisse  der 
chinesischen  Scezölle  verpfändet  und  zu  diesem  Bchnfe 
die  Verwaltung  derselben  fremdländischen  Beamten  tiber- 
geben. An  der  Spitze  dieser  musterhaft  eingerichteten 
Organisation  steht  als  Generalinspector  Sir  Robert  Hart, 
ein  Engländer,  der  in  Peking  residirt  und  direct  der 
Centralregierung  untersteht.     In  den  VertragshAfen  liegt 


138 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


die  Verwaltung  der  betreffenden  Seezollämter  in  Händen 
von  Comnnissioners,  denen  entsprechendes  Concepts-, 
Kanzlei-,  Wach-  und  Dolmetschpersonal  zur  Seite  steht. 
Das  Personal  der  kaiserlich  chinesischen  Seezölle  setzt 
sich  aus  Angehörigen  aller  fremden  Vertragsstaaten  zu- 
sammen, und  hat  jeder  derselben  das  Recht,  nach  der 
Grösse  seiner  Handelsbeziehungen  mit  China  auch  eine 
entsprechende  Anzahl  von  Stellen  Corceptsbeamter  für 
seine  Nationalen  zu  beanspruchen.  Gegenwärtig  sind  in 
der  Verwaltung  der  kaiserlich  chinesischen  Seezölle 
(Conceptsbranche)  fünf  Nationale  vertreten,  und  zwar  ein 
Commissioner,  ein  Ungar,  und  vier  Assistenten,  Oester- 
reicher. 

Da  die  Einnahmen  aus  den  Seezöllen  nicht  genügten, 
auch  die  Verzinsung  der  in  letzter  Zeit  seitens  Chinas 
aufgenommenen  auswärtigen  Schulden  zu  garantiren,  so 
wurde  im  vorigen  Jahre  auch  die  Likineinnahme  ein- 
zelner Provinzen  verpfändet  und  zu  diesem  Zwecke 
gleichfalls  die  Likinverwaltung  unter  der  Oberaufsicht 
der  kaiserlich  chinesischen  Seezölle  fremden  Beamten 
anvertraut,  wodurch  ein  namhafter  Bedarf  von  Ange- 
stellten eintrat. 

Die  Einnahmen  aus  den  kaiserlich  chinesischen  See- 
zöllen beliefen  sich  im  abgelaufenen  Jahre  auf  mehr  als 
38  Millionen  Gulden  ö.  W.  etwas  weniger  als  im  vorher- 
gegangenen Jahre,  ein  Ausfall,  welcher  sich  durch  die 
verminderte  Einfuhr  von  indischem  Opium  erklärt. 

Einrichtungen  zur  Beförderung  von  Briefschaften,  De- 
peschen etc.  kennt  Chinas  Staatsverwaltung  schon  seit 
vielen  Jahrhunderten,  und  zwar  unterhielt  die  Kriegs- 
verwaltung in  Peking  bis  in  die  jüngste  Zeit  Couriere, 
welche  Staatsdepeschen,  Amtssachen,  daneben  aber  auch 
private  Briefe  in  die  verschiedenen  Provinzen  Chinas 
brachten.  Daneben  entwickelten  sich  aber  auch  private 
Postanstalten,  die  zu  einer  hohen  Entwicklung  gelangten 
und  heute  noch  den  meisten  Briefverkehr  der  Chinesen 
untereinander  besorgen.  Wie  gegen  alle  Staatseinrichtungen 
sind  die  Chinesen  nämlich  auch  gegen  die  von  der 
chinesischen  Regierung  in  jüngster  Zeit  eingerichteten 
Postverwaltungen  sehr  misstrauisch,  und  ziehen  vor,  ihre 
Briefe  den  Privatposten  zur  Beförderung  zu  übergeben. 
Die  ersten  europäischen  Posteinrichtungen  in  China 
wurden  von  den  Settlements-Municipalitäten  einzelner  Ver- 
tragshäfen getroffen,  welche  sich  jedoch  in  erster  Linie 
lediglich  mit  der  Briefbeförderung  innerhalb  der  eigenen 
Vertragshäfen  oder  höchstens  noch  benachbarter  be- 
schäftigen. Diese  Postverwaltungen,  welche  unter  dem 
Namen  der  chinesischen  Localposten  bekannt  sind,  be- 
trieben ein  sehr  schwunghaftes  Geschäft  mit  der  Emission 
von  Briefmarken,  welche  aus  Speculationsrücksichten  fast 
jedes  Jahr  geändert  wurden.  Daneben  errichtete  auch 
die  kaiserlich  chinesische  Seezollverwaltung  die  soge- 
nannte Zoll-  oder  Custionspost,  welche  lediglich  in  den 
Stationen  der  Seezölle  Aemter  besass.  Vor  zwei  Jahren 
wurde  diese  Seezollverwaltung  namhaft  vergrössert  und 
in  eine  allgemeine  kaiserlich  chinesische  Post  umge- 
wandelt, mit  deren  Besorgung  und  Einrichtung  gleichwohl 
die  Verwaltung  der  kaiserlichen  Seezölle  betraut  blieb. 
In  Folge  dessen  gingen  die  früher  erwähnten  Local- 
posten ein,  umsomehr,  als  die  fremdländischen  und  ein- 
heimischen Schiffahrtsgesellschaften  die  bisherige  unent- 
geltliche Beförderung  der  Briefschaften  der  chinesischen 
Localposten  verweigerten.  Nichtsdestoweniger  fahren  jedoch 
einzelne  Localposten,  respective  die  Municipalitätsver- 
tretungen  der  einzelnen  Settlements  fort,  zur  Freude  der 
Philathelisten  ihre  bisherigen  Briefmarken  zu  verkaufen 
und  dieselben  sogar  auf  Wunsch  mit  Poststempeln  zu 
versehen !  Uebrigens  huldigt  auch  die  kaiserlich  chinesi- 
sche Postverwaltung  in  nicht  geringem  Maasse  den 
Philathelismus,  und  es  vergeht  kaum  ein  Jahr,  in  welchem 
nicht  neue  Briefmarken  zur  Ausfuhr  gelangen. 

Daneben  haben  fremde  Staaten  schon  seit  vielen 
Jahren  in  mehreren  Vertragshäfen  eigene  Postämter  er- 
richtet, so  insbesondere  die  Postverwaltung  der  britischen 


Colonie  Hongkong  in  Shanghai,  Hankow,  Tientsin,  die 
französische  Postverwaltung  in  Shanghai,  Hankow,  Tientsin, 
Chefoo,  die  deutsche  in  Shanghai,  Tientsin,  Hankow 
sowie  selbstverständlich  in  Tsintau,  dem  Hauptorte 
des  deutschen  Pachtgebietes,  die  japanische  in  Shanghai, 
Soochow,  Hangchow  etc.  JM 

Die  Mannigfaltigkeit  der  Postämter  bringt  es  mit  sich,  H 
dass  Shanghai  heute  neben  den  Postämtern  der  kaiserlich 
chinesischen  Postverwaltung  noch  solche  Grossbritanniens, 
Russlands,  Japans,  Deutschlands,  von  Frankreich  und  den 
Vereinigten  Staaten  von  Amerika  zählt.  Da  China  bisher 
dem  Weltpostverein  noch  nicht  beigetreten  ist,  kommen 
natürlich  für  den  Auslandsverkehr  nur  die  fremden 
Postämter  in  China  in  Betracht,  und  besorgen  dieselben 
auch  die  Weiterbeförderung  der  an  sie  seitens  der  chine-  ■ 
sischen  Postämter  gelangenden  Briefschaften.  ™ 

In  Folge  dessen  erfreuen  sich  die  fremdländischen 
Postanstalten  in  den  chinesischen  Vertragshäfen  einer 
sehr  guten  Rentabilität  und  werden  fortgesetzt  noch 
neue  fremde  Postämter  errichtet.  Die  Einrichtung  der- 
selben entspricht  vollkommen  jener  im  betreffenden 
Mutterlande  und  kommen  die  Vortheile  derselben  dem 
fremdländischen  Handel  in  China  sehr  zu  statten.  Was 
die  Beförderung  von  Parcels,  Packeten  anlangt,  so  nimmt 
solche  die  französische  Post  in  China  bis  zum  Gewichte 
von  3,  die  deutsche  Post  sogar  bis  zum  Gewichte  von 
5  f:g,  sowohl  nach  Frankreich,  beziehungsweise  Deutsch- 
land als  auch  nach  den  übrigen  Ländern  Europas  an. 
Das  Porto  für  ein  Postpacket  im  Gewichte  von  3  /:g 
kostet  z.  B.  auf  der  deutschen  Post  von  Shanghai  nach 
Oesterreich-Ungarn  M.  3'6o.  Ebenso  können  auch 
sowohl  mittelst  der  französischen  als  auch  mittelst  der 
deutschen  Post  Geldanweisungen  nach  Europa  über- 
mittelt werden. 

Für  die  Beförderung  der  Briefe  und  Postsachen  von 
Europa  nach  China  und  umgekehrt  kommen  lediglich 
die  Postdampfer  der  englischen  Peninsular  &  Oriental 
Steam  Ship  Co.  sowie  die  französische  Schifiahrtsgesell- 
Schaft  Messageries  Maritimes  in  Betracht,  welche  ab- 
wechselnd alle  14  Tage  in  Shanghai  eintreffen  oder  von 
dort  abgehen.  Demzufolge  trifft  daselbst  einmal  in  der 
Woche  eine  europäische  Post  ein  und  geht  ebensooftmal 
eine  solche  ab.  Ausserdem  befördern  auch  die  gross-n 
alle  drei  Wochen  zwischen  Bremen,  beziehungsweise 
Genua  und  Shanghai  verkehrenden  Dampfer  des  Nord- 
deutschen Lloyd  Briefe  und  Postsendungen,  in  Folge 
dessen  auch  noch  jede  dritte  Woche  eine  zweite  directe 
Postbeförderung  von  und  nach  Europa  stattfindet.  Da 
sämmtliche  Dampfer  der  vorgenannten  Gesellschaft  fast 
gleiche  Schnelligkeit  erzielen,  so  stellt  sich  die  Dauer 
der  Briefbeförderung  zwischen  Europa  und  Shanghai 
oder  umgekehrt  via  Suez  auf  ca.  30  Tage. 

Weitaus  langsamer  vollzieht  sich  begreiflicherweise  der 
Postverkehr  nach  den  weiter  im  Innern  des  chinesischen 
Reiches  oder  im  Norden  desselben  gelegenen  Vertrags 
häfen  und  Orten.  In  dieser  Beziehung  gestaltete  sich  ins- 
besondere der  Postverkehr  zwischen  Shanghai  und 
Tientsin,  Nanking  und  Peking  während  des  Winters 
bis  in  die  jüngste  Zeit  sehr  schleppend.  Da  nämlich 
zwischen  der  Zeit  vom  November  bis  März  die  Zugänge 
zu  den  Häfen  von  Tientsin  und  Nanking  zugefroren 
sind,  mussten  alle  Briefschaften  von  und  nach  diesen 
Bestimmungsorten  zu  Lande  mittelst  der  chinesischen 
Posten  befördert  werden,  was  unter  Umständen  für  die 
Strecke  Shanghai — Tientsin  allein  oft  20  Tage  und  mehr 
benöthigte.  Erst  im  vorigen  Jahre  gelang  es,  einen  eis- 
freien Hafen  bei  Peitaho  nordöstlich  von  Tientsin  zu 
ermitteln,  über  welchen  nunmehr  alle  wichtigeren  Briefe. 
Packete  gleichwohl  ausgenommen,  befördert  werden. 

Hinsichtlich  der  telegraphischen  Verbindung  Chinas 
mit  Europa  kommen  zwei  Linien  in  Betracht.  Die  eine, 
südliche,  wird  durch  ein  submarines  Kabel  gebildet, 
welches  von  Shanghai,  beziehungsweise  den  Gutzleff-Inseln, 
an  der  Mündung  des  Yangtsekiang  längs  der  südchinesi- 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


18» 


sehen  Küste  durch  den  Canal  von  Formosa  nach  Hong- 
kong führt  und  sich  daselbst  an  die  von  dort  nach 
Singpore  und  Britisch-Ostindien  geleiteten  Kabel  anschliesst. 
Dieses  Kabel  ist  f^igenthum  der  grossen  nordischen 
Telegraphencompagnie,  der  sogenannten  Great  Northern 
Telegraph  Co.,  einer  däni.schen  Actiengesellschaft,  deren 
Sitz  in  Kopenhagen  sich  befindet.  Diese  Gesellschaft  be- 
sorgt auch  den  Betrieb  der  im  Besitze  der  englischen 
Eastern  Exten.?ion  Telegraph  Co.  befindlichen  Kabel, 
von  welchen  für  China  insbi-sondere  jenes  submarine 
Kabel  in  Betracht  kommt,  welches  von  Shanghai  nach 
Nagasaki  führt  und  die  telegraphische  Verbindung  Chinas 
mit  Japan  herstellt.  Das  Hauptbureau  der  nordischen 
Telegraphencompagnie  befindet  sich  für  China  in  Shanghai, 
und  unterhält  die  Gesellschaft  sowohl  daselbst  als  auch 
in  den  übrigen  Stationen  an  der  Südküste  Chinas  zahl- 
reiches Personal  von  europäischen,  zumeist  dänischen 
Angestellten.  Eine  zweite  telegraphische  Verbindung 
Chinas  mit  E^uropa  wird  durch  die  russische  Telegraphen- 
linie quer  durch  Sibirien  hergestellt,  welche  in  Kiachta 
an  das  chinesische  Telegraphennetz  anschliesst  und  via 
Urga  nach  Peking  führt.  Mit  Rücksicht  auf  die  zahl- 
reichen Einschränkungen  und  Zeitverluste,  welchen  der 
Depeschenverkehr  auf  dieser  ausgedehnten  sibirischen 
Landlinie  unterworfen  ist,  kommt  letztere  höchstens  für  die 
directen  Telegraphencomraunicationen  Pekings  mit  Europa 
in  Betracht,  ein  grosser  Theil  des  Depeschenverkehres 
dieser  Hauptstadt  sowie  insbesondere  die  gesammte  Telegra- 
phencorrespondenz  zwischen  Shanghai  und  den  übrigen 
chinesischen  Vertragshäfen  einerseits  und  Europa  anderer- 
seits wird  durch  die  eingangs  erwähnte  südliche  Kabel- 
linie der  dänischen  Gesellschaft  vermittelt.  Innerhalb 
Chinas  befinden  sich  die  Telegraphenlinien  im  Besitze  der 
kaiserlich  chinesischen  Telegraphenverwaltung,  welche 
halb  Regierungsunternehmen,  halb  chinesische  Actien- 
gesellhchaft  ist  und  in  den  Händen  einflussreicher 
chinesischer  Mandarinen  uml  Capitalisten  sich  befindet. 
Die  Anlage  der  ersten  chinesischen  Tclegraphenlinie 
wurde  durch  Ingenieure  der  vorerwähnten  nordischen 
Telegraphencompagnie  durchgeführt,  und  liegt  der  Bau, 
Betrieb  und  die  technische  Erhaltung  der  chinesischen 
Telegraphenlinien  theilweise  noch  in  den  Händen  ein- 
zelner, von  der  nordischen  Telegraphencomjiagnie  ent- 
lehnter Beamten  und  Ingenieure.  Das  Betriebspersonal 
setzt  sich  ausschliesslich  aus  Chinesen  zusammen,  und 
können  mit  Rücksicht  darauf  die  Leistungen  des  chinesi- 
schen Telegraphen  als  nicht  ungünstige  bezeichnet  werden. 
Gegenwärtig  sind  fast  alle  Provinzialhauptstädte  des 
Reiches  durch  Telegraphenlinien  verbunden,  welche  im 
Westen  längs  des  Yangtsekiangstromes  fast  bis  an  die 
Grenze  Tibets  reichen.  Die  wichtigste  Linie  ist  jene, 
welche  Shanghai  mit  Tientsin  und  Peking  zu  Lande  via 
Chinkiang  und  längs  des  Kaisercanales  verbindet.  Die 
steigende  commercielle  Bedeutung  Tientsins  und  Shan- 
ghais, nicht  minder  die  jüngsten  politischen  P>eignisse 
haben  in  letzter  Zeit  den  Depeschenverkehr  auf  dieser 
Linie  namhaft  vermehrt,  und  konnte  sie  in  Folge  dessen 
kaum  mehr  den  Ansprüchen,  welche  an  sie  gestellt 
wurden.  Genüge  leisten.  Da  die  Linie  auch  theilweise 
durch  die  versumpften  Gebiete  am  Kaisercanale  und  am 
Hoangho  führt,  so  sind  Beschädigungen  in  Folge  Ucber- 
schwemmungen,  VVolkenbrüche  etc.  sehr  häufig,  und 
kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  der  telegraphische  Ver- 
kehr mit  der  Reichshauptstadt  tagelang  unterbrochen  ist. 
Mit  Japan,  Korea  und  Wladiwostok  steht  Shanghai  via 
Nagasaki,  Peking  durch  directe  l-andlinien  durch  die 
chinesiscne  Mandschurei  in  Verbindung.  Es  ist  be- 
greiflich, dass  V  n  den  zunehmenden  Handelsverbin- 
dungen Chinas  mit  dem  Auslande  und  auch  von  den 
politischen  Ereignissen  die  beiden  in  Rede  stehenden 
Telegraphengesellschaften  daselbst  enormen  Gewinn  ge- 
zogen haben,  insbesondere  aber  die  nordische,  welche 
das  Monopol  der  Telegraphenverbindung  ChinsS  mit  der 
Aussenwelt  besitzt.     Da  es  nämlich  bis  jetzt  noch  nicht 


gelungen  ist,  ein  Kabel  durch  den  SttUen  Oceaa  <■ 
legen  und  Japan  mit  der  Westküste  Amerikas  zu  ra- 
binden,  so  mUssen  auch  alle  Depeitchen  zwischen  Ost» 
aMca  und  der  neuen  Welt  via  Europa  gehen.  Wie  ver- 
lautet, schreitet  nunmehr  die  Regierung  der  Vereinigun 
Staaten  daran,  im  Hinblicke  auf  die  Erwerbung  der 
Philippinen  und  ihres  gesteigerten  Handelsverkehres  mit 
China  und  Japan  ein  solches  Kabel  her/ 

Was  die  Telegraphenkosten  zwischen  Ol  l'ogam 

und  China  anlangt,  so  betragen  dieselben  per  Wort, 
z.  B.  von  Shanghai  nach  .Stationen  in  Oesterreicb-Un- 
garn  ca.  fl.  360  ö.  Vf.,  nach  den  Vereinigten  Staaten 
von  Amerika  ybj — 4,  nach  Japan  70  kr. 

Die  namhafte  Höhe  dieser  Telegraphengebühren  wie 
nicht  minder  der  Umstand,  dass  man  im  Hinblicke  auf 
die  grosse  Entfernung,  welche  Ostasien  von  Europa 
trennt,  zur  raschen  Ueberraittlung  wichtiger  Nachrichten 
lediglich  an  den  Telegraphen  angewiesen  ist,  haben 
schon  längst  die  in  China  etablirten  Handelsfirmen  ver- 
anlasst, ausschliesslich  in  Codeworten  zu  tcicgraphiren. 
Zu  diesem  Hehufe  werden  nicht  nur  die  im  allgemeinen 
Handelsverkehr  gebräuchlichen  internationalen  Code, 
wie  der  A-B-CCode  und  andere  benütit,  sondern  die 
fremdländischen  Kaufleute  und  Händler  haben  mit 
ihren  Geschäftsfreunden  und  Committenten  in  Europa 
specielle,  sehr  vereinfachte  Privatcodes  vereinbart,  mit 
Hilfe  welcher  oft  nur  durch  ein  einzelnes  Wort  ein  sehr 
complicirtes  Geschäft  abgeschlossen  werden  kann. 

Telephonnetie  besitzen  die  Städte  Shanghai,  Tientsin 
und  Hankow,  dieselben  sind  Eigenthum  coglischer  Ge- 
sellschaften und  verzeichnen  zunehmende  Ausdehnung. 

Die  verworrensten  Verhältnisse  herrschen  im  chinesi- 
schen Reiche  hinsichtlich  der  Geldwährung.  Als  eigent- 
liche, ureigenthUmliche  und  einzige  Handcismünze  kann 
lediglich  der  sogenannte  Käsch  gelten,  eine  nmde  oder 
viereckige  Münze  aus  Kupfer,  welche  in  der  Mitte  eine 
wieder  verschieden  geformte  Öffnung  trägt,  mit  welcher 
mehrere  dieser  Münzen  an  eine  Schnur  gereiht  werden. 
Diese  Münze  ist  aus  einer  Kupferlegierung  hergestellt, 
nicht  geprägt,  sondern  gegossen,  und  entsprachen 
ungefähr  1000  Stück  derselben  noch  im  Jahre  1892 
im  Werthe  einem  Shanghai  Tael,  das  ist  ca.  fl.  i"25  ö.  W. 
Die  fortgesetzte  Münzverschlechterung  in  der  Her!>tellung 
dieser  Kupfermünze,  welche  nicht  der  Centralregierung, 
sondern  den  einzelnen  Provinzialregierangen  überlassen 
ist,  brachte  jedoch  namhafte  Veränderungen  im  Werthe 
dieser  Käsch  mit  sich,  und  werden  gegenwärtig  kleine, 
grosse,  mittlere  Käsch,  die  mannigfalti;.;sten  Sorten 
solcher  Käsch  in  mannigfachem  Werthe  unterschieden. 
Die  Steigerung  des  Kupferpreises  und  die  zunehmende 
Entwerthung  des  Silbers  haben  in  jüngster  Zeit  aber 
auch  eine  Erhöhung  der  Käschwerthe  herbeigeführt  und 
werden  gegenwärtig  nur  1 1 70  Käsch  auf  einen  Shanghai- 
Tael  gerechnet.  Da,  wie  oben  bemerkt,  diese  kleinste 
Münze  das  einzige  gangbare  Geldmittel  im  Innern 
des  chinesischen  Reiches  ist,  so  ist  es  leicht,  sich  die 
Schwierigkeiten  auszumalen,  mit  welchen  eine  Reise 
dortselbst  verbunden  ist,  w.»  ganze  Ladungen  von 
Käsch  mitgeführt  werden  müssen,  und  wo  in  der 
einen  Provinz  die  Käsch  der  anderen  Provinzen  nicht 
oder  nur  mit  entsprechendem  Werthabzug  acceptirt 
werden. 

Als  Rechnungsmünze  gilt  in  China  der  Silber-Tael, 
welche  jedoch  nicht  ausgeprägt  wird,  sondern  nur  ein 
chinesisches  Pfund  reinen  Silbers,  sogenannten  Syceesilbers, 
darstellt.  Zum  Unglücke  für  den  chinesischen  Handel 
ist  aber  auch  dieser  Tael  nicht  im  gesammten  Reiche 
gleich,  sonilern  fast  in  jeder  Provinz  verschieden,  dem- 
zufolge \mterscheidet  man  Peking-,  Tientsin-,  Shanghai-, 
Hangkow-,  Canton-Taels  und  zahlreiche  andere.  Um  wenig- 
stens für  die  Zollzahlungen  eine  einheitliche  Basis  zu  haben, 
schuf  die  chinesische  Regierung  noch  den  sogenannten 
Zoll-  oder  Haikuan-Tael,  dessen  Wcrth  im  abgelaufenen 
Jahre    ungefähr    M.  24    oder    fl.    t-76  ö.  W.    betng. 


140 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Begreiflicherweise  unterliegen  sämmtliche  Taelgattungen 
auch  den  jeweiligen  Cursschwankungen  des  Silbers, 
welche  gerade  in  den  letzten  Jahren  sehr  starke  waren 
und  die  Abwicklung  der  Geschäftsbeziehungen  Chinas 
mit  den  fremden  Ländern  wesentlich  erschwerten. 

Diese  complicirten  Währungsverhältnisse  Chinas,  be- 
ziehungsweise der  völlige  Mangel  einer  einheitlichen  und 
thatsächlichen  Währung  daselbst  veranlassten  in  grossen 
Plätzen,  welche  die  meisten  Geschäftsbeziehungen  mit  den 
fremden  Ländern  unterhielten,  die  Einführung  einer 
fremden  Verkehrsmünze,  als  welche  sich  der  mexicani- 
sche  Piaster  oder  Silberdollar  herausbildete.  Derselbe 
spielt  in  den  chinesischen  Vertragshäfen  gegenwärtig 
dieselbe  Rolle  wie  der  österreichische  Maria  Theresien- 
Thaler  in  der  Levante  oder  in  Abessynien.  Ohne  ein 
legales  Geldmittel  zu  sein,  dient  er  zur  Ausgleichung 
aller  kleineren  Verbindlichkeiten  im  Geschäfts-  und 
Privatverkehre  zwischen  den  Fremden  untereinander 
einerseits  und  den  Chinesen  andererseits. 

Die  alljährlich  benöthigten  Mengen  dieser  Münze  werden 
von  den  Bankinstituten  via  London  importirt,  und  notirte 
der  Preis  des  mexicanischen  Dollars  im  abgelaufenen 
Jahre  per  Unze  ca.  26^/g  d.  In  unserer  Währung  ent- 
spricht der  mexicanische  Dollar  im  Werthe  ca.  i  fl.  i  o  kr. 
Der  mexicanische  Dollar  zerfällt  in  1 00  Cents  und  wird 
Scheidegeld  im  Werthe  von  5,  10  und  20  Cents,  sowohl 
von  einzelnen  chinesischen  Provinzialregierungen  als  auch 
von  der  britischen  Colonialverwaltung  in  Hongkong  aus- 
geprägt. Daneben  befinden  sich  auch  Centsstücke  von 
Singapore,  Mauritius  und  anderen  britischen  Colonien  in 
den  chinesischen  Vertragshäfen  im  Verkehre.  Der  zeitweise 
sehr  stark  sich  geltend  machende  Mangel  an  Silberscheide- 
münzen hat  private  Corporationen,  wie  Clubs,  Vereine, 
in  jüngster  Zeit  auch  die  englische  Municipalität  von 
Shanghai  zur  Ausgabe  von  Tickets,  auf  bestimmte  Anzahl 
von  Cish,  beziehungsweise  Cents  lautend,  veranlasst,  die 
von  den  Chinesen  an  den  Cassen  dieser  Corporationen 
jederzeit  eingelöst  werden  können. 

Papiergeld,  und  zwar  Noten  zu  i,  5,  20,  100  und 
1000  $  sowie  Shanghai-Taels  werden  auch  von  den 
hervorragendsten  Banken  in  den  chinesischen  Vertrags- 
häfen emittirt.  Im  Uebrigen  bemerke  ich,  dass  der  Geld- 
verkehr in  Baarem  innerhalb  der  chinesischen  Vertrags- 
häfen sich  überhaupt  nur  auf  das  äusserst  unumgängliche 
Maass  beschränkt;  da  jeder  daselbst  ansässige  Fremde 
bei  einem  Bankinstitut  sein  Contocorrent  besitzt,  so  macht 
derselbe  alle  grös?eren  Zahlungen,  oft  von  10  <S  an- 
gefangen, nur  mittelst  Checks  und  werden  in  Geschäfts- 
läden, Hotels,  Clubs  auch  solche  Anweisungen  ange- 
nommen, welche  auf  einen  bestimmten  Geldbetrag  lauten, 
mit  der  Unterschrift  des  Schuldners  versehen  sind,  am 
Schlüsse  des  Monates  gesammelt  und  von  den  betreffenden 
Compradore  den  Fremden  zur  Zahlung  präsentirt  werden. 

Unter  allen  Beschäftigungen,  welchen  sich  die  zahl- 
reiche Bevölkerung  des  chinesischen  Reiches  hingibt, 
nimmt  Ackerbau  die  erste  Stelle  ein.  Der  heilige  Ge- 
brauch, demzufolge  der  Kaiser  von  China  alljährlich  auf 
einem  Grundstücke  innerhalb  seines  kaiserlichen  Palastes 
mit  dem  Pfluge  vier  Furchen  zieht  und  hierin  von  allen 
seinen  Statthaltern  in  den  verschiedenen  Provinzen  des 
Reiches  nachgeahmt  wird,  beweist  zur  Genüge,  in  welch 
hohen  Ehren  die  Landwirthschaft  in  China  steht.  Da  als  der 
Eigenthümer  al'en  Grund  und  Bodens  der  chinesische  Kaiser 
angesehen  wird,  so  werden  die  Grundstücke  direct  von 
der  Krone  auf  unbestimmte  Zeit,  beziehungsweise  solange 
der  Pacht  regelmässig  gezahlt  wird,  gepachtet.  Als 
Pächter  erscheinen  nur  selten  einzelne  Personen,  sondern 
vielmehr  ganze  Familien  und  Gemeinschaften,  unter  deren 
Mitgliedern  die  Bewirthschaftung  der  einzelnen  Grund- 
stücke vertheilt  wird.js,  Mit  Rückjicht  auf  die  grosse 
Sorgfalt,  welche  der  Chinese  auf  die  Bewirthschaftung 
seiner  Grundstücke  und  in  Ansehung  dessen,  dass  in 
dichter  bevölkerten  Districten  auch  der  kleinste  Flecken 
Erde    nutzbringend    bewirthschaftet  wird,    verdient    der 


Chinese  eher  die  Bezeichnung  eines  Gärtners  als  eines 
Landwirthes.  Unwissend  vieler  Hilfsmittel,  über  welche 
die  Landwirthschaft  in  Europa  schon  längst  verfügt, 
ersetzt  der  Chinese  dieselben  durch  seine  fleissige  und 
ausdauernde  Handarbeit.  Die  landwirthschaftlichen  Geräthe 
sind  auch  heute  noch  von  der  primitivsten  Art.  Die 
Pflüge  ausschliesslich  aus  Holz,  nur  mit  Eisen  beschlagen, 
welche  nur  äusserst  seichte  Furchen  in  dem  Feldboden 
ziehen  können.  Getreide  und  Gras  werden  theils  mit  der 
Hand  ausgerissen,  theils  mit  primitiven  Sicheln  gemäht, 
welche  von  eingeborenen  Schmieden  aus  altem  Eisen 
hergestellt  werden.  Sensen  sind  in  China  noch  gänzUch 
unbekannt  und  dürfte  die  Einführung  anderer  moderner 
Ackerbaugeräthe  noch  lange  an  den  Conservatismus, 
nicht  minder  aber  an  der  Armuth  der  eingeborenen  Be- 
völkerung scheitern.  Als  Zugthiere  verwendet  der  chine- 
sische Ackerbauer  zumeist  Büffel,  Ochsen,  Kühe,  nicht 
selten  auch  Maulthiere.  Grosse  Sorgfalt  schenkt  der 
Chinese  der  Bewässerung,  welche  insbesondere  bei  der 
Reiscultur  von  grösster  Wichtigkeit  ist.  Die  zahlreichen 
Wasserläufe,  welche  die  chinesische  Tiefebene  durch- 
ziehen, gewähren  die  geeignetsten  Mittel  dazu,  und  wird 
das  Wasser  aus  den  Canälen  auf  die  höher  gelegenen 
Grundstücke  theils  mit  der  Hand,  theils  mittelst  so- 
genannter Paternosterwerke  geschöpft.  Eine  Düngung,  wie 
solche  in  den  Ackerbauländern  der  westlichen  Hemisphäre 
üblich  ist,  kennt  der  chinesische  Bauer  nicht,  sondern 
verwendet  er  dazu  den  Schlamm  und  Unrath,  welcher  _ 
sich  in  den  zahlreichen  Wasserläufen  und  Tümpeln  an-  ■ 
sammelt,  welche  die  Dörfer  umgeben.  Der  daselbst  an- 
gesammelte Schlamm  wird  alljährlich  ausgestochen  und 
als  Dünger,  eventuell  auch  auf  weite  Entfernungen  zum 
Verkaufe  gebracht.  (Fortsetzung  folgt.) 


OSCAR  BAUMANN. 

Auch  in  diesen  Blättern,  wo  der  kürzlich  in  der  Blüthe 
seiner  Jahre  verstorbene  Afrikareisende  Dr.  Oäcar  Bau- 
mann zu  wiederholtenmalen  seine  afrikanischen  Er- 
fahrungen und  Eindrücke  niedergelegt  hat,  gez;iemt  es 
sich  wohl,  der  tapferen,  von  den  grössten  Erfolgen  ge- 
krönten Thaten  unseres  berühmten  Landsmannes  zu  ge- 
denken, dem  die  wirthschaftliche  wie  die  wissenschaft- 
liche Erschliessung  weiter  Landgebiete  des  schwarzen 
Erdtheiles  immer  aufs  Tiefste  verpflichtet  sein  wird. 

Kurz  war  das  Leben  dieses  seltenen,  für  den  Ent- 
deckerberuf geborenen  Mannes,  aber  reich  an  Sieg  und 
Erfolg.  Im  Jahre  1865  geboren,  ist  Baumann  nach  Ab- 
solvirung  gründlicher  geographischer  und  naturwissen- 
schaftlicher Studien  und  nach  specieller  Ausbildung  im 
k.  k.  militär-geographischen  Institut,  wo  er  in  der  Aus- 
führung von  Routenaufnahmen  und  astronomischen  Orts- 
bestimmungen auf  das  Tüchtigste  geschult  wurde,  als 
Zwanzigjähriger  sofort  in  seine  Entdeckerlaufbahn  ein- 
getreten, indem  er  1885  von  der  Wiener  k.  k.  Geo- 
graphischen Gesellschaft  aufgefordert  wurde  an  der 
österreichischen  Congo-Expedition  unter  Führung  von 
Dr.  Oscar  Lenz  als  Geograph  theilzunehmen.  Wenn  diese 
Expedition  nicht  ohne  bleibende  werthvolle  Ergebnisse 
verlaufen  ist,  so  war  dies  vor  Allem  dem  Fleiss  und 
der  Tüchtigkeit  des  Anfängers  zu  verdanken.  Trotz 
schwerer  Erkrankung,  die  ihn  zwang,  an  der  Stanleyfalls- 
station die  Expedition  zu  verlassen,  ist  ihm  doch  die 
Herstellung  der  ersten  grösseren  und  brauchbaren  Karte 
des  mittleren  Congo  als  Hauptfrucht  seiner  Congoreise 
zu  verdanken.  Am  Schlüsse  seines  ersten  afrikanischen 
Aufenthaltes  führte  er  noch,  völlig  selbständig  und  auf 
eigene  Faust,  eine  Durchforschung  der  spanischen  Insel 
Fernando  Pöo  in  der  Gumiabucht  durch,  wobei  die 
interessante  Urbevölkerung  des  Eilandes  genau  studirt 
wurde.  Eine  schöne  Monographie  dieser  reizvollen  Tropen- 
insel nebst  werthvoUer  Karte  ist  das  sehr  ehrenvolle 
Ergebniss  dieser  kühnen  Unternehmung  Baumann's  ge- 
wesen und  hat  ihm  in  Verein  mit  seinen  Leistungen  am 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


141 


Congo  sofort  einen  ehrenvollen  Namen  und  Zutrauen 
in  der  Afrikaforschung  gesichert. 

Nachdem  er  sich  1887  zu  Leipzig  den  Doctorhut 
geholt,  sehen  wir  ihn  1888  auf  jener  bekannten  unglück- 
lichen Expedition  nach  Deutsch-Ostafrika  begriffen,  im 
Verein  und  auf  die  Initiative  des  bekannten  kühnen 
Bezwingers  des  Kilimandscharo  Dr.  Hans  Meyer.  P^s 
galt  zunächst,  das  gebirgige  unbekannte  Gebiet  Usam- 
baros  zu  erforschen  und  sonach  zum  Kilimandscharo- 
gebiet vorzudringen.  Der  erste  Theil  dieser  Aufgabe 
konnte  trotz  der  schwierigsten  Umstände  in  dem  eben 
losbrechenden  Araberaufstand,  der  1888  im  deutschen 
Gebiete  tobte,  noch  glücklich  gelöst  werden:  aber  dann 
geriethen  die  unerschrockenen  Reisenden  bekanntlich 
durch  Negerverrath  in  die  Hände  des  aufständischen 
Araberhäuptlings  Bnschiri,  der  sie  nach  einigen  Tagen 
qualvoller  Gefangenschaft  und  peinlicher  Todesbedrohun- 
gen gegen  Lösegeld  wieder  in  Freiheit  setzte.  Aber 
die  Expedition  war  aufgelöst,  und  nur  wie  durch  ein 
Wunder  erhielt  Baumann  wider  alles  Hoffen  nach  einigen 
Monaten  seine  kostbaren  geraubten  Aufnahmen  und  Tage- 
bücher zurück,  so  dass  er  nicht  nur  die  erste  Karte 
von  Usambara  publiciren  konnte,  sondern  auch  das 
fesselnde  Werk :  „In  Deutsch- Ostafrika  während  des  Auf- 
standes" zu  Tag  brachte. 

Schon  ein  Jahr  später  sehen  wir  den  unerschrockenen 
Reisenden  auf  seinen  eigenen  Spuren  und  mit  seiner 
eigenen  Karte  wieder  in  dem  wunderbaren  Berglande 
im  Nordosten  der  deutschen  Colonie,  dem  aussichts- 
vollsten' Hochland  des  deutsch-ostafrikanischen  Besitzes, 
das  er  diesmal  auf  das  Genaueste  in  geographischer, 
naturwissenschaftlicher  und  ethnologischer  Beziehung  er- 
forscht, wie  es  ihm  auch  gegönnt  war,  die  fast  noch 
gänzlich  unbekannten  Nachbargebiete  des  Landes  zu 
durchwandern  und  kartographisch  festzulegen. 

In  der  schönen  Monographie:  „Usambara  und  seine 
Nachbargebiete"  hat  der  Reisende  Alles  zusammengefasst, 
was  sich  ihm  auf  dieser  in  jeder  Beziehung  geglückten 
und  ergebnissreichen  Expedition  an  neuen  Beobachtungen 
aufdrängte.  Das  überaus  günstige  Prognostikon,  das  Bau- 
mann der  wirthschaftlichen  Zukunft  und  Entwicklung 
gerade  dieses  schönen  Berglandes  stellen  konnte,  hat 
sich  seither  glänzend  bestätigt.  Schon  tönt  der  Pfiff  der 
Locomotive  durch  seine  Wälder  und  Thäler,  und  wie 
irgendwo  wird  hier  der  tropische  Plantagenbau  die 
reichsten  Ergebnisse  tragen. 

Nach  dieser  überaus  erfolgreichen  Forschungsreise 
ward  Baumann  unmittelbar  vor  die  Hauptaufgabe  seines 
Lebens  gestellt,  die  Leitung  und  Durchführung  der 
grossen  Mossai-Expedition,  die  das  deutsche  Antisclaverei- 
comit(5  ausrüstete,  um  ein  von  Stanley  geplantes,  aber 
als  zu  schwierig  aufgegebenes  Unternehmen  durchzu- 
führen, die  aber  Baumann,  vom  tajjfersten  Entdecker- 
sinn gehoben  und  vom  Glücke  begünstigt,  weit  über 
die  ursprünglichen  Pläne  hinaus  erstreckte,  wobei  ihm 
die  wichtigsten  und  ausgedehntesten  geographischen  Ent- 
deckungen gelangen  und  wobei  das  letzte  Räthsel  des 
Nilquellenproblems  gelöst  wurde.  An  viertausend  Kilo- 
meter unbekannten  Gebietes  wurden  aufgenommen,  zahl- 
reiche neue  Völker  und  Ländergebiete  entdeckt,  ganze 
Gefechte  mit  kriegerischen  und  feindseligen  Eingebomen 
durchgekämpft  und  das  Prestige  der  deutschen  Macht, 
des  weissen  Mannes  überall  ebenso  würdig  als  fest  ge- 
wahrt. Mit  diesem  durch  fast  2  •/»  Jahre  währenden  Ent- 
deckungszuge, wobei  eine  Karawane,  die  mitunter  zu 
tausenden  von  Köpfen  anschwoll,  zu  leiten  und  in  Zaum 
zu  halten  war,  den  Baumann  als  einziger  Weisser  leitete, 
hat  sich  unser  kühner  Landsmann  unvergänglich  in  die 
Annalen  der  Entdeckungsgeschichte  Afrikas  eingeschrieben, 
hat  er  sich  den  Ruhm  eines  wahrhaft  grossen  Forschers 
erworben.  In  seinem  nach  glücklicher  Vollendung  dieser 
grossen  Reise  (1893)  publicirten  classischen  Reisewerke: 
„Durch    Mossayland    zur    Nilquelle"    und    sein    grosses 


Kartenwerk  des  durchzogenen  Gebietes  hat  er  fich  Klbst 
das  schönste  und  bleibende  Denkmal  gesetzt. 

Durch  lange  Jahre  der  Gewöhnung  war  Baumann  dat 
Leben  in  Afrika,  „im  Busch",  wie  er  es  nannte,  fern 
von  allen  Bequemlichkeiten  und  der  Gesellschaft  Europas 
immer  mehr  zum  Bedürfniss  geworden.  Nachdem  er  noch 
1895  und  1896  kleinere  Expeditionen  und  Forschungs- 
reisen in  Deutsch- Ostafrika  ausgeführt,  bot  sich  ihm  mit 
der  Wiederaufrichtung  des  österreichisch  -  ungarischen 
Consulates  in  Zanzibar  (189Ö)  die  erwünschte  Gelegenheit, 
seine  unvergleichlichen  afrikanischen  Erfahrungen,  die 
sich  ebenso  auf  die  wirthschaftlichen  Verhältnisse  wie 
auf  Natur  und  Menschenthum  Ostafrikas  bezogen,  im 
Dienste  des  Vaterlandes  entsprechend  zu  rerwerthen. 
Er  hat  die  letzten  Jahre  seines  I^bens  als  Consul  in 
Zanzibar  die  Anforderungen  seines  Amtes  in  der  glän- 
zendsten Art  versehen;  er  hat  aber  trotz  der  im  Jahre 
1897  eingetretenen  schweren  Erkrankung  an  der  Losung 
wissenschaftlich -geographischer  Aufgaben  noch  in  ge- 
wohnter Energie  und  Gründlichkeit  theilgenommen, 
indem  er  in  den  Jahren  1895 — 1899  die  ihm  von  der 
Leipziger  Gesellschaft  für  Erdkunde  übertragene  Er- 
forschung der  Inseln  des  Zanzibar-Archipels  (Zanzibar, 
Pemba  und  Mafia)  glänzend  durchführte  und  in  Schriften 
mit  den  bezüglichen  Kartenaufnahmen  niederlegte. 

Ausser  .seinen  wissenschaftlichen  und  kartographischen 
Werken  haben  wir  von  dem  lebhaften  Geiste  Oscar 
Baumann's,  der  mit  mächtiger  Spannkraft  überall  der 
Fülle  auf  ihn  einstürmender  neuer  Eindrucke  Stand  hielt 
und  sie  machtvoll  bewältigte,  noch  eine  fast  unüber- 
sehbare Reihe  köstlicher  und  anschaulicher  Schildeningen 
von  Land  und  Leuten  am  Congo  und  in  Centralafrika 
wie  von  der  ostafrikanischen  Küste  erhallen.  In  fast 
novellistisch  anmuthenden  Skizzen  und  Sitten-  wie  Lebens- 
bildern wusste  er  den  Duft  des  exotischen  Lebens  in 
merkwürdiger  Schärfe  und  Deutlichkeit  vor  uns  auf- 
steigen zu  lassen.  Ebenso  hat  er  überall  mit  strenger 
Unparteilichkeit  und  unbestechlicher  Kritik  die  wirth- 
schaftlichen Verhältnisse  erhoben;  er  gehörte  nicht  xu 
den  Enthusiasten,  die  im  ersten  Rausch  des  Entzückens 
überall  Paradiese  finden;  aber  auch  nicht  zu  den  ver- 
bitterten Pessimisten,  welchen,  da  ihnen  der  Blick  für's 
Grosse  und  Neue  fehlt,  überhaupt  jeder  afrikanische 
Besitz  verdächtig  scheint.  Seine  Rathschläge  und  seine 
Urtheile  zeugen  stets  von  der  wissenschaftlichen  Zuver- 
lässigkeit, die  den  Reisenden  so  sehr  ehrte  und  die 
unter  allen  Umständen  bei  ihm  erprobt  wurde. 

Wer  Oscar  Baumann  je  gesehen  oder  gar  näher  ge 
treten  ist,  wird  sich  von  der  kraftvollen  Natur,  dem 
einfachen,  humoristischen  Wesen  des  Mannes,  der  trotz 
seiner  Erfolge  jeder  Ruhmredigkeit  abhold  war  und 
jeden  Lärm,  jede  Eitelkeit  der  Welt  verabscheute, 
mächtig  berührt  gefühlt  haben.  In  der  That,  es  war 
eine  heldenhafte  Seele  in  dem  kraftstrotsenden  Leib, 
den  Jast  drei  Jahre  furchtbarster  leiden  erst  brechen 
und  überwinden  konnten.  In  voller  Geisteskraft,  aber  in 
männlichster  Resignation  und  nur  mehr  mit  dem  Wunsch 
nach  völliger  Ruhe  und  Befreiung  von  der  unerträglichen 
Marter  des  Leibes  ist  der  noch  jugendliche  F<»scher 
am  12.  October  d  J.  zu  Wien  verschieden  in  den 
Armen  seiner  untröstlichen  betagten  Eltern,  die  in  ihm 
den  einzigen  Sohn  verloren. 

Das  .'\ndenken  an  diesen  edlen  und  grossen  Frei- 
willigen, den  unser  Vaterland  in  den  Dienst  der  Erd- 
kunde gestellt  hat,  wird  nicht  erlöschen.  „Der  Brecher", 
wie  O.  Baumann  vom  Neger  Ostafrikas  genannt  wird, 
wird  immer  als  einzigartige  Erscheinung,  als  Typus  des 
gebomen  Entdeckers  unter  uns  wie  in  der  Wissenschaft 
fortleben!  Dr.  M.  H. 


142 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHUIFT  FÜR   DEN   ORIENT 


DIE  HUNGERSNOTH  IN  BRITISCH-INDIEN. 

Das  k.  und  k.  General-Consulat  in  Bombay  berichtet 
unterm   25.  October  1.  J. : 

Soweit  die  Verhätnisse  nach  den  vorliegenden  Be- 
richten überblickt  werden  können,  lässt  sich  das  weite 
Gebiet  sammt  den  unter  der  Herrschaft  der  eingeborenen 
Fürsten  stehenden  Ländern  mit  Rücksicht  auf  die  Ernte- 
aussichten in  drei  Gruppen  theilen. 

Die  erste,  in  welcher  die  klimatischen  Verhältnisse  des 
ablaufenden  Jahres  günstige  und  normale  gewesen  sind, 
die  zweite,  in  welchen  zum  Theile  normale  Wetterver- 
hältnisse geherrscht  haben,  und  endlich  die  dritte,  in 
deren  Gebiete  durch  die  völlig  ungenügende  Wasser- 
menge, welche  während  der  letzten  Regenzeit  gefallen 
ist,  eine  vollständige  Missernte  bevorsteht. 

Im  Gegensatze  zu  dem  Jahre  1896,  in  welchem  durch 
das  Ausbleiben  der  Monsoonregen  in  ganz  Indien  grosse 
Dürre  herrschte,  als  deren  Folge  nicht  nur  eine  Miss- 
ernte, sondern  eine  Hungersnoth  eintrat,  welche  nach 
manchen  Schätzungen  viele  Millionen  von  Menschen  da- 
hingerafft haben  soll,  scheint  heuer  das  Gebiet,  in 
welchem  Hungersnoth  zum  Theile  schon  herrscht  oder 
binnen  Kurzem  ausbrechen  wird,  räumlich  beschränkter. 

Zu  der  ersten  oben  angegebenen  Gebietsgruppe,  in 
welcher  normale  Zustände  herrschen,  zählt  in  erster  Linie 
die  bevölkerungsreiche  Provinz  Bengalen,  dann  der 
grösste  Theil  der  ebenfalls  dichtbevölkerten  Nordwest- 
provinzen, ferner  Burma,  wo  eine  überaus  reiche  Reisernte 
heuer  gediehen  sein  soll,  dann  im  Süden  des  Reiches 
der  grösste  Theil  der  Provinz  Madras,  wo  gerade  in  der 
letzten  Stunde  reichlicher  Regenfall  sich  einstellte, 
welcher  die  Saaten  rettete,  und  endlich  das  Gebiet  des 
Staates  Mysore.  Hieher  zu  zählen  sind  grosse  Strecken 
der  Provinz  Sindh  und  die  südwestlichen  Theile  des 
Punjab,  welche  über  genügende  Bewässerungsanlagen  ver- 
fügen, welche  von  den  dem  Himalaya  entströmenden 
Wasserläufen  gespeist  werden. 

Zur  zweiten  Gruppe  von  Gebieten,  in  welchen  haupt- 
sächlich der  Verlauf  des  Herbstes,  je  nachdem  die  Witterung 
zur  Aussaat  der  Winterfeldfrüchte  günstig  sein  wird  oder 
nicht,  zeigen  wird,  ob  die  Ernte  den  Bedürfnissen  des 
Landes  genügen  kann,  sind  die  südlichen  Theile  der 
Präsidentschaft  Bombay,  dann  Theile  von  Hyderabad, 
der  grösste  Theil  von  Centralindien,  dann  die  westliche 
Hälfte  der  Nordwestprovinzen  und  endlich  der  nörd- 
liche und  unmittelbar  an  die  Gebirge  grenzende  Theil 
des  Punjabs  zu  rechnen.  In  allen  diesen  Gebieten  kann 
gegenwärtig  wegen  Trockenheit  und  Dürre  nicht  gesäet 
werden;  der  erhoffte  Eintritt  von  Niederschlägen  kann 
jedoch  noch  Vieles  dort  retten. 

Die  dritte  Gruppe  begreift  endlich  jene  leider  ziemlich 
grossen  Landstriche,  welche  durch  die  Dürre  am  här- 
testen betroffen  wurden.  Hiezu  zählen  von  dem  englischen 
Gebiete  fast  ^/,;  der  Centralprovinzen,  dann  Berar,  das 
nördliche  Dekhan  und  Guzerat,  ferner  der  Süden  und 
Theile  von  Centralpunjab,  die  sogenannten  selbständigen 
Staaten  in  Centralindien  und  Rajputana  sind  auch 
sämmtliche  von  der  Hungersnoth  befallen.  Das  Terri- 
torium, welches  durch  die  heurige  Missernte,  am 
schwersten  leidet,  beläuft  sich  auf  ungefähr  350.000 
englische  Quadratmeilen  mit  circa  30  Millionen  Ein- 
wohnern. Leider  ist  die  Dürre  heuer  noch  stärker  wie 
im  Jahre  1896/97,  und  es  wird  gemeldet,  dass  seit  dem 
unheilvollen  Jahre  1868  die  Situation  noch  nie  so  düster 
gewesen  ist.  Zur  Vergrösserung  des  Unheils  trägt  der 
Umstand  bei,  dass  in  dem  Jahre  1896/97  dieselben 
Gebiete  von  der  Hungersnoth  heimgesucht  worden  waren 
und  die  Bevölkerung  sich  von  dem  damals  verursachten 
Schaden  kaum  erholt  hat.  Auch  der  Viehstand  litt  da- 
mals und  geht  jetzt  seinem  Untergange  entgegen,  wenn 
auch  versucht  wird,  durch  Versendung  der  Heerden  in 
Gebiete  wo  Futter  vorräthig  ist,  dem  Uebelstande  zu 
steuern. 


Die  Preise  der  Lebensmittel  stiegen  natürlich  in  den 
letzten  Monaten  ausserordentlich  und  werden  sich  viel- 
leicht noch  vertheuern,  doch  hofft  man  aus  den  Landes- 
theilen,  welche  eine  günstige  Ernte  hatten,  genügend 
Lebensmittel  in  die  von  der  Hungersnoth  betroffenen  Gebiete 
bringen  zu  können.  Als  wahrer  Segen  erweisen  sich  die 
Eisenbahnen,  welche  in  den  letiten  Decennien  gebaut 
wurden.  Im  Hungersnnthjahre  1866  kostete  der  Trans- 
port eines  Maunds  Getreide  auf  Tragthieren  von  Agra 
nach  Ajmere  Rupien  2.4  (ca.  fl.  180),  während  heute 
die  Eisenbahn  den  viel  rascheren  Transport  um  3  Annas 
(15  kr.  ö.  W.)  besorgt.  Die  vielen  Bewässerungscanäle, 
welche  in  den  letzten  Jahrzehnten  erbaut  wurden,  werden 
wenn  auch  nur  theilweise,  das  Uebel  zu  verkleinern 
ermöglichen.  Die  Kosten,  welche  die  Hungersnoth  dem 
indischen  Schatzkanzler  verursachen  werden,  schätzt 
man  jetzt  schon  auf  10 — 15  Millionen  Rupien  (8 — 12 
Millionen  Gulden),  welche  theils  durch  Ausfall  von 
Steuern  und  Abgaben  theils  durch  Ausführung  von 
Nolhstandsbauten  verursacht  werden.  Bei  letzteren  sind 
Ende  September  in  der  Präsidentschaft  Bombay  63.000, 
in  Punjnb  71.000,  in  den  Centralprovinzen  121.000,  in 
Berar  28.000  und  in  Ajonere-Mirvara  76.000  Personen 
beschäftigt  gewesen,  in  ganz  Britisch-Indien  (mit  Aus- 
schluss der  selbständigen  Staaten)  also  über  250.000 
Personen.  Im  October  1896  fanden  nur  50,000  Personen 
auf  Staatskosten  Beschäftigung. 

Dass  diese  Lage  einen  starken  Rückschlag  auf  die 
Handelsverhältnisse  Indiens  ausübt,  ist  einleuchtend. 
Während  einerseits  dem  Exporthandel  viel  geringere 
Quantitäten  von  Landesproducten  zur  Verfügung  stehen,  , 
welche  überdies  nur  zu  so  hohen  Preisen  von  den 
Händlern  abgegeben  werden,  dass  sie  am  Weltmarkte 
nicht  concurriren  können,  herrscht  am  Importmarkte 
völlige  Ruhe  und  Stille.  Die  Consumenten  im  Inlande 
können,  was  wenigstens  die  von  der  Hungersnoth  heim- 
gesuchten Gebiete  betrifft,  kaum  die  zum  Lebensunter- 
halte nöthigen  Nahrungsmittel  erschwingen  und  die  An- 
schaffung aller  anderen  minder  nöthigen  Artikel  muss 
daher  nothgedrungen  auf  günstigere  Zeiten  verschoben 
werden. 

Da  trotz  schon  so  oft  wiederholter  Warnung  heimische 
Fabrikanten  und  Exporteure  noch  immer  mit  eingeborenen 
Firmen  direct  ohne  Vermittlung  einer  vertrauenswürdigen 
europäischen  Firma  nach  Bombay  Geschäfte  machen, 
sei  hier  besonders  darauf  hingewiesen,  dass  die  Zahlungs- 
fähigkeit der  meisten  eingeborenen  Firmen  jetzt  sehr 
stark  gelitten  und  die  Unsicherheit  derselben  unter  den 
gegenwärtigen    Verhältnissen    sich    eher  vergrössert    hat. 


CHRONIK. 

Asien. 

Asiatische   Türkei.     Eine    starke  Bande  russischer  Ar- 
menier   überschreitet    die    russische  Grenze    durch  den    AI 
Kossa-Dagh-Pass    beim  Berge  Ararat    und    besetzt    das    l| 
armenische  Kloster  in  Dutak,  Sandschak  Bajasid,  Vilajet 
Bitlis.    Später  kommt  es  zu  einem  Zusammenstosse  mit 
den    türkischen  Truppen,    wobei    es    auf   beiden  Seiten 
Todte    und  Verwundete  gibt.     Auch  die  Kurden    leiten 
auf    die    Nachricht,    dass    der    Sohn    eines    kurdischen 
Paschas    im  Kampfe    gefallen    sei,    die  Verfolgung    ein,   ^1 
indem    sie    gleichzeitig  Ausschreitungen    gegen    die    ar-    W 
menische    Bevölkerung    begehen,    bei    denen    viele    Per- 
sonen getödtet  werden.     Türkische  Truppen  verhindern    — . 
weitere  Ausschreitungen.    Die  Bande  ist  theils  zerstreut,   f  | 
theils    über    die    russische  Grenze    geflüchtet.    —    Der 
Ministerrath  nimmt  das  von  der    anatolischen  Bahn  ge- 
stellte Gesuch  für  den  Bau  einer  Bahn  über  Konia  nach 
Bagdad  und  Basra  an,  und  es  erfolgt  die  Genehmigung 
dts  Sultans.     Die  Gesellschaft  verflichtet  sich,  die  Bahn 
in  acht  Jahren  auszubauen.     Die  Türkei    behält  sich  in 
der  Concession  das  Rückkaufsrecht  vor,  und  der  Betrieb 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


14S 


bleibt,  falls  ihn  die  Türkei  nach  dem  Rückkauf  nicht 
selbst  übernimmt,  der  anatolischen  Hahn.  Die  deutsche 
Expedition,  welche  die  TerrainverhällniHse  zum  Bau 
einer  Eisenbahn  nach  Bagdad  und  Basra  erforschen  soll, 
trifft  nach  Durchquerung  der  Wüste  wohlbehalten  in 
Mossul  ein.  —  Drei  hohe  Würdenträger,  nämlich  Said 
Bey,  der  Präsident  der  juridischen  Section  des  Staats- 
rathes,  Ferdi  Bey,  Mitglied  der  Civilsection  des  Staats 
rathes,  und  Zia  Moliah,  Mitglied  des  CoUegienrathes 
des  Scheikhul-Islam,  werden  verhaftet  und  ru  lebens- 
länglicher Deportation  verurtheilt,  da  sie  eine  Ver- 
bindung mit  dem  ältesten  Sohne  des  Sultans,  Muhammed 
Sclim,  oder  mit  dem  Thronfolger  Prinzen  Reschad 
unterhalten  haben  sollen,    um  den  Sultan  zu  beseitigen. 

Persien.  Russischerscits  wird  die  Linie  der  zukünftigen 
russischen  Eisenbahn  durch  Persien  von  Ispahan  nach 
Buschir  am  Persischen  Golf  vermessen. 

Sibirien.  In  Wladiwostok  wird  die  erste  Hochschule 
im  russischen  Ostasien  eröffnet,  deren  Zweck  die  Vor- 
bereitung der  Hochschüler  zum  Verwaltungsdienst  und 
die  Schulung  für  Handel  und  Gewerbe  in  Russisch-Ost- 
asien und  den  angrenzenden  Ländern  sein  soll. 

Afghanistan.  Die  Russen  besetzen  Herat.  Die  russische 
Regierung  entschliesst  sich,  im  kommenden  Frühjahr 
eine  ständige  diplomatische  Agentur  zu  Kabul  zu  er- 
richten. 

Siam.  Siam  verlangt  die  sofortige  Wiederabtretung 
von  Tschentabun,  während  Frankreich  darauf  besteht,  dass 
durch  den  Vertrag  von  1 893  die  Lösung  aller  schwebenden 
Fragen  vom  Besitze  Tschentabuns  abhängt. 

Mongolei.  Der  österreichische  Forschungsreisende  Hans 
Leder  ist  von  der  oberen  Orchow  wohlbehalten  nach 
Urga  in  der  Mongolei  zurückgekehrt  und  beabsichtigt, 
doit  den  Winter  zuzubringen,  um  ethnographische 
Sammlungen  anzulegen  und  Studien  über  den  Lamais- 
mus und  das  mongolische  Volk  zu  machen. 

China.  Im  Missionsgebiete  von  Schantung  befinden 
sich  die  Anhänger  der  Secten  von  der  Rothen  Faust 
und  vom  Grossen  Messer  in  Aufruhr  gegen  die  Beamten 
und  das  Volk,  und  plündern  und  rauben  an  vielen 
Orten.  Dasselbe  geschieht  in  dem  benachbarten  Gebiete 
der  italienischen  Mission.  An  einigen  Orten  vertreiben 
die  chinesischen  Christen  mit  ihren  andersgläubigen 
Landsleuten  die  Rebellen  mit  Waffengewalt.  In  Folge  des 
Drängens  des  deutschen  Gesandten  lässt  die  chinesische 
Regierung  einige  Sectirer  einkerkern,  worauf  es  ruhiger 
wird.  —  Zwischen  Frankreich  und  China  kommt  es 
wegen  der  Abgrenzung  von  Kwangtschauwan,  dem  Ge- 
biete unweit  von  Tongking,  das  Frankreich  in  Pacht 
genommen  hat,  zu  ernsten  Differenzen.  Die  Verhand- 
lungen werden  zuerst  mit  Erfolg  geführt,  doch  besteht 
eine  Meinungsverschiedenheit  über  die  die  Bucht  ab- 
schliessenden Inseln.  In  Folge  der  feindseligen  Haltung 
des  Vicekönigs  von  Canton,  der  von  Peking  den  Befehl 
erhalten  zu  haben  erklärt,  die  Verhandlungen  abzu- 
brechen ,  wenn  Frankreich  jene  Inseln  beanspruche, 
kommt  es  zum  Bruche,  und  die  französische  Regierung 
sendet  yon  Tongking  Truppen  und  Schiffe  nach  Kwang- 
tschauwan, um  den  VViderstand  der  Chinesin  zu 
brechen.  Die  Unruhen  dehnen  sich  bis  an  die  Grenze 
von  Indochina  aus.  Zwei  Officiere  von  der  Station 
Montas  überschreiten  unvorsichtigerweise  den  Fluss  und 
werden  von  den  Chinesen  ermordet.  Admiral  Courre 
jolles  nimmt  den  Präfecten  von  Hainan  gefangm  und 
bemächtigt  sich  eines  chinesischen  Kanonenbootes.  Der 
französische  Gesandte  verlangt  die  Hinrichtung  der  für 
die  Ermordung  der  französischen  Officiere  in  Kwang- 
tschauwan verantwi  rtlichen  Beamten  und  die  Bezahlung 
einer  Geldbusse.  Die  chinesische  Regierung  verzichtet 
schliesslich  darauf,  Frankreich  die  beiden  Irseln  an  der 
Bucht  von  Kwangtschauwan  streitig  zu  machen,  und  von 
den  Vertretern  Frankreichs  uud  Chinas  wird  der  Ver- 
trag unterzeichnet,  der  endgiltige  Bestimmungen  über 
die  Festsetzung  der  Grenze  des  Kwantschauwangebietes 


enthält.  —  Die  chinesische  Regierung  beachtkwt,  die 
Erhebung  der  Likioabgalien  in  der  Provinz  Kwangtong 
gegen  eine  Jahresiahlung  von  4  Millionen  Taels  in  ver- 
pachten. —  Der  Hafen  von  Vütschaufu  in  der  freroden- 
feindlichen  Provinz  Hunan  wird  fUr  den  auswärtigen 
Handel  geöffnet.  —  Deutschland,  flngland,  die  Ver- 
einigten Staaten  und  Japan  treffen  ein  Abkommen  zur 
Sicherung  der  Politik  der  offenen  ThUr  in  China.  — 
Die  italienische  Regierung  hat  dtn  Gedanken  einer  Be- 
sitzergreifung auf  chinesischem  Boden  vollständig  auf- 
gegeben. —  Die  Verhandlungen  der  amerikaniscbe« 
Syndicate  bezüglich  der  Eisenbahn  Hankau— Canton 
sind  erfolgreich  abgeschlossen.  —  Von  Port  Arthur 
geht  der  erste  Eisenbahntug  zwischen  Talienwan,  Niu- 
tschwang  und  Mukden  ab.  —  Lihungtschang  wird  zum 
Handelsminister  ernannt. 

Philippinen.  Die  Amerikaner  nehmen  die  Garnison 
von  Aliaga  und  besetzen  Tarlac,  das  Hauptquartier  der 
philippinischen  Regierung  und  Militärorganisation,  wobei 
ihnen  Gefangene,  Proviant  und  Munition  in  die  Hände 
fallen.  Einige  hundert  Aufständische  von  Tarlac  greifen 
General  Young  bei  Talavera  an,  werden  aber  zurück- 
geschlagen. General  Young  besetzt  Mabalacat,  dessen 
Garnison  nach  kurzem  Widerstände  flieht.  Bei  San 
Juacinto  findet  zwischen  den  Ametikaocrn  und  1200 
Filipinos,  die  eine  verschanzte  Stellung  innehatten,  ein 
Gefecht  statt,  in  welchem  beide  Theile  schwere  Verluste 
erleiden  und  die  Aufständischen  in  die  Flucht  ge- 
schlagen werden.  Oberst  Howze  besetzt  Victoria,  nord- 
westlich von  Tarlac,  ohne  Widerstand.  Die  ganze  Provina 
Zamboanga  ergibt  sich ;  die  Auslieferung  aller  Geschütze 
soll  zugesagt  sein  und  die  Ortsbehördtn  sollen  ihre 
Ergebenheit  zugesichert  haben.  In  Manila  treffen  spani- 
sche Gefangene  ein,  die  während  des  Herrannahens  der 
amerikanischen  Truppen,  welche  das  Dorf  Union,  die 
Residenz  Aguinaldo's  besetzten,  entflohen  sind.  Die  Re- 
gierung und  der  Congress  der  Filipinos  haben  ihre 
Thätigkeit  eingestellt;  Aguinaldo  soll  sich  zum  Dictator 
prociamirt  haben. 

Afrika. 

Aegypien.  In  Alexandrien  kommt  wieder  ein  Pest- 
fall vor. 

Abeisynien.  Unter  dem  Oberbefehle  zweier  Officiere 
geht  nach  Abessynien  eine  aussergewöhnliche  russische 
Mission  ab,  die  den  Auftrag  hat,  dem  Negus  Meoelik 
einen  Brief  des  Czaren  und  werthvolle  Geschenke  zu 
überbringen. 

Wadai.  An  den  Sultan  von  Wadai  wurde  eine  ge- 
heime türkische  Mission  entsandt,  welcher  der  Zweck 
zugeschrieben  wird,  mit  ihm  und  den  anderen  muhamme- 
danischen  Fürsten  in  Centralafrika  bessere  Beziehungen 
anzuknüpfen,  um  sich  über  die  Sicherung  der  Karawanen- 
strassen  in  das  Hinterland  von  Tripolis,  besonders  gegen 
die  Tuaregs,  zu  verständigen,  damit  die  Handels- 
karawanen wieder  wie  früher  ungehindert  ihren  Weg 
nach  Tripolis  nehmen  können.  Diese  Mission  war  nicht, 
wie  irrthUmlich  behauptet  wird,  von  türkischen  regulären 
Soldaten,  sondern  von  einer  kleinen  Abtheilung  der  ein- 
geborenen  Milizreiterei  begleitet. 

Aegyptischer  Sudan.  Der  Khalifa  rückt  den  Weiwen 
Nil  herab  vor  und  erreicht  die  Insel  Abbah,  240  km 
südlich  von  Khartum.  Oberst  Wingate  greift  mit  den 
Aegyptern  2500  Derwische  unter  Ahmed  Fedhil  bei 
Abuadil  an  und  zersprengt  sie.  41:0  Derwische  werden 
gefangen,  und  eine  grosse  Menge  Korn*  und  Waffm  er- 
beutet. Eine  ägy|)tische  Colonne  unter  dem  Commando 
des  Obersten  Wingate  trifft  sieben  Meilen  von  Dschedid 
auf  die  Streitmacht  des  Khalifa.  Sie  greift  deren 
Stellung  an  und  nimmt  sie  nach  heftigem  Kampfe.  Der 
Khalifa  f^llt,  umringt  von  den  Emiren,  die  seine  I.eib- 
wache  bilden.  Alle  hervorragenden  Emire  werden  ge- 
tödtet  Oller  gefangen  genommen,  mit  Ausnahme  von 
Osman  Digma,  der  entkommt.  Die  Streitmacht  des 
Khalifa    wird    vollständig    geschlagen    und    das    ganse 


144 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


Lager  genommen.  Die  Zahl  der  Gefangenen  mit 
Weibern  und  Kindern  beträgt  9000.  Die  Eingeborenen 
nehmen  die  Nachricht  vom  Tode  des  Khalifa  mit 
grosser  Freude  auf  und  veranstalten  eine  Festfeier. 
Lord  Kitchener  meldet,  dass  nun  der  Sudan  für  offen 
erklärt  werden  könne.  Der'Negus  Menelik  hat  ein  Heer 
von  40.000  Mann  nach  Borumieda  beordert  und  ist 
selbst  dahin  aufgebrochen,  begleitet  von  den  europäi- 
schen Vertretern  an  seinem  Hofe  mit  Ausnahme  des 
englischen.  Meneliks  Ziel  soll  Adua  sein,  da  die 
Tigrener  ihrem  neuen  Herrn  Ras  Makonnen  noch 
immer  ernste  Schwierigkeiten  machen.  Der  Negus  soll 
es  auf  die  zum  ägyptischen  Sudan  gerechneten  Land- 
schaften Ghedaref  und  Galabat  abgesehen  haben,  da 
die  ganze  Grenze  vom  Norden  Ghedarefs  bis  zum 
Albert  Nyanza  zwischen  England — Aegypten  und  Abessy- 
nien  noch  heute  streitig  ist.  —  Mit  der  erfolgten  Er- 
öffnung der  Eisenbahn  Berber — Khartum  wird  der  freie 
Verkehr  mit  dem  Sudan  wieder  gestattet.  Fremde 
dürfen  gleich  den  Einheimischen  Handel  treiben,  sind 
jedoch  wie  diese  dem  Kriegsrechte  und  den  einheimi- 
schen Gesetzen  unterworfen,  ohne  consularisches  Ein- 
schreiten beanspruchen  zu  dürfen. 

Französischer  Sudan.  Lieutenant  Pallier,  der  das 
Commando  über  die  Expedition  Voulet-Chanoine  über- 
nahm, stellt  unter  deren  Mitgliedern  die  Ruhe  wieder 
her  und  trifft  mit  einer  Abtheilung  von  100  Mann  in 
Say  ein;  andere  Abtheilungen  folgen  später  und  werden 
ohne  Zwischenfall  entwaffnet.  —  Die  Mission  Foureau- 
Lamy  trifft,  ohne  auf  ihrem  Wege  auf  irgend  einen 
Widerstand  gestossen  zn  sein,  in  Agades  ein  und  be- 
gibt sich  nach  Bezini  südwestlich  von  Air.  —  Der 
Afrikareisende  Behagle,  der  sich  in  der  Gefangenschaft 
des  Sultans  Rabbeh  befand,  wurde  von  diesem  dem 
Hungertode  preisgegeben.  —  Die  Expedition  Bretonnet, 
dessen  besondere  Aufgabe  es  war,  das  Thal  der  oberen 
Chari  gegen  die  verheerenden  Raubzüge  der  Banden 
Rabbehs  bis  zur  Ankunft  der  stärkeren  Truppenmacht 
Gentil's  zu  schützen,  um  dann  gegen  Rabbeh  selbst  vor- 
zugehen, wird  von  dessen  überlegener  Macht  an- 
gegriffen und  vernichtet.  Man  glaubt,  dass  Gentil  im 
Stande  sein  werde,  Rabbeh  die  Stirne  zu  bieten  und 
dessen  weiteres  Vordringen  gegen  den  Congo  hin  zu 
verhindern.  —  Der  Scheikh  EsSenussi  verlässt  Kufra 
im  Gebiete  von  Tripolis  und  begibt  sich  mit  seinen 
Anhängern  nach  dem  westlichen  Sudan.  Da  Senussi  das 
Oberhaupt  einer  besonders  in  Nordwestafrika,  in  der 
Sahara  und  im  Sudan  verbreiteten  Secte  ist,  deren 
Anhänger  geschworene  Feinde  der  europäischen  Ge- 
sittung sind  und  seit  50  Jahren  mit  Erfolg  an  der 
Aufrichtung  einer  Art  panislamitischen  Gottesstaates 
arbeiten,  so  ist  deren  Erhebung  für  das  Schicksal  der 
französischen  Expeditionen  und  die  Zukunft  des  Sudan 
von  grosser  Bedeutung. 

Dahome.  Die  französische  Regierung  ist  entschlossen, 
in  Dahome  keine  kleinen  Landconcessionen  zu  ver- 
geben. Im  nächsten  Jahre  soll  eine  Eisenbahn  von  der 
Küste  nach  dem  Innern  begonnen  werden. 

Karnerun.  Hauptmann  v.  Kamptz  bringt  den  ge- 
fangenen Sultan  von  Tibati  nach  der  Küste.  Lieutenant 
V.  Queis  kommt  mit  seiner  Expedition  im  Dorfe 
Nssakpe  an  den  Fällen  des  Crossflusses  an,  wird  aber 
hier  von  den  Eingeborenen  eingeschlossen,  so  dass  die 
Verbindung  mit  der  Küste  unterbrochen  ist.  Es  liegt 
kein  Grund  zu  der  Annahme  vor,  dass  der  Expedition 
ein  ernstlicher  Zufall  zugestossen  sei.  Die  Gegend  ist 
im  Aufruhr.  Herr  v.  Queis  hat  thatsächlich  den  alten 
einflussreichen  Häuptling  von  Ndebidschi  erschiessen 
lassen  und  ist  auch  gegen  andere  Häuptlinge  mit  un- 
gewöhnlicher Strenge  vorgegan£;en.  Boten,  die  an 
Lieutenant  v.  Queis  gesandt  werden,  müssen  um- 
kehren. Der  Gouverneur  entsendet  eine  weitere  Ex- 
pedition unter  Führung  des  in  jener  Gegend  bekannten 
Reisenden  Conran,    um    von    Osten  her  die  Verbindung 


mit  Nssakpe  wieder  herzustellen.  Militärisch  kann  nicht 
eingeschritten  werden,  da  die  Truppe  noch  nicht  vom 
Feldzug  von  Tibati  zurückgekehrt  ist,  und  die  Polizei- 
truppe damit  beschäftigt  ist,  die  Ordnung  in  Kribi 
wieder  herzustellen,  wo  Ende  September  die  Mission 
von  den  Aufständischen  geplündert  worden  ist.  Von 
anderer  Seite  wird  indessen  der  Tod  des  Lieutenants 
V.  Queis  gemeldet,  und  soll  die  Schutztruppe  nach  der 
Küste  zurückgekehrt  sein. 

Deutsch  Ostafrika.  Der  Sultan  Kislevombo  von 
Mpöroro  hat  darum  gebeten,  unter  deutschen  Schutz 
gestellt  zu  werden.  (Das  Land  Mpöroro  liegt  nördlich 
von  Ruanda,  nordwestlich  vom  Knie  des  Kagera.)  — 
Da  eine  Elfenbeinkarawane  deutscher  Wanyamwesi  süd- 
lich vom  Albert-Eduard-Nyanza  ausgeraubt  worden  ist, 
hat  sich  der  Bezirkschef  von  Bukoba  (am  westlichen 
Seeufer)  veranlasst  gesehen,  eine  bewaffnete  Expedition 
nach  jenen  Gegenden  zu  unternehmen.  Voraussichtlich 
wird  das  herrenlose  Land  zwischen  Kivusee  und  Albert- 
Eduard-See  unter  deutschen  Schutz  gestellt  werden. 

Portugiesisch-Ostafrika.  Die  portugiesische  Expedition 
gegen  Mataka  erreicht  ihre  Bestimmung  und  kehrt  nach 
Besiegung  der  aufständischen  Eingeborenen  am  Sabi- 
flusse  zurück. 

Südafrikanische  Rtpublik.  Die  Engländer  machen 
einen  Ausfall  aus  Kimberley,  doch  wird  dessen  Um- 
gebung später  von  den  Buren  selbst  verlassen.  Nach 
einer  mehrtägigen  Beschiessung  von  Mafeking  ver- 
suchen die  Buren  die  Stadt  zu  stürmen,  werden  aber 
zurückgeschlagen.  Die  Beschiessung  von  Ladysmith  wird 
von  den  Buren  fortgesetzt;  die  Stadt  ist  vollständig 
eingeschlossen.  Bei  Nicholsons  Nek  und  bei  Willow 
Grange  finden  heftige  Gefechte  statt,  in  welchen  die 
Buren  Sieger  bleiben.  Die  Buren  greifen  Tugelatrift  an, 
werden  aber  zurückgeworfen.  Bei  Graspan  findet  eine 
Schlacht  statt  (amtlich  die  Schlacht  bei  Enslin  ge- 
nannt), in  welcher  die  Engländer  schwere  Verluste  er- 
leiden. In  einem  Gefechte  bei  Belmont  werden  die 
Engländer  zurückgeschlagen.  Die  Engländer  machen  /  ■ 
einen  Ausfall  aus  Estcourt,  werden  aber  zurückgeworfen.  l*^\ 
Das  Commando  von  Rouxville  im  Oranje-'Freistaat/  es  l 
besetzt  Aliwal  North  und  hisst  die  Fahnen  der  beiden/  f" 
Republiken.  Vereinigte  Truppen  beider  Republiken  be-j 
setzen  auch  Colesberg.  Die  Buren  besetzen  Burgers- 
dorp.  Die  Buren  fallen  in  Zululand  ein  und  hissen  dort 
ihre  Flagge;  sie  greifen  den  Häuptling  Khama  bei 
Selikakop  auf  der  englischen  Seite  des  Krokodilflusses 
an,  werden  jedoch  zurückgeworfen,  und  Khama  hält 
fest  zu  den  Engländern.  Ebenso  bleiben  die  Basutos 
den  Engländern  ergeben.  Die  britischen  Truppen  ziehen 
sich  von  und  General  Joubert  auf  Colenso  zurück.  Am 
Modderflusse  findet  ein  heftiges  Gefecht  statt,  in 
welchem  die  Buren  gezwungen  worden  sein  sollen,  ihre 
Stellungen  aufzugeben.  Die  Buren  erlassen  eine  Procla- 
mation,  in  welcher  der  Theil  Natals,  der  den  Nauien 
Upper  Tugela  führt,  als  Territorium  des  Oranje-Frei- 
staates  erklärt  wird. 

Australien. 
Samoa.  Zwischen  dem  Deutschen  Reiche  und  Gross- 
britannien wird  unter  Vorbehalt  der  Zustimmung  der 
Regierung  der  Vereinigten  Staaten  ein  Abkommen  ge- 
troffen, wonach  unter  Aufhebung  der  Samoa-Acte  die 
beiden  Samoa-Inseln  Upolu  und  Sawaii  sowie  die  an- 
liegenden kleinen  Inseln  als  freies  Eigenthum  an 
Deutschland,  die  Insel  Tutuila  mit  ihren  Nebeninseln 
an  Amerika  fallen.  England  verzichtet  auf  jedes  An- 
recht auf  die  Samoa-Inseln.  Deutschland  verzichtet  auf 
alle  Ansprüche  auf  die  Tonga-Inseln  und  Savage-Island 
zu  Gunsten  Englands  und  tritt  die  beiden  östlichen 
Salomons- Inseln  Choiseul  und  Isabel  nebst  deren  insu- 
larer Umgebung  an  England  ab.  In  Samoa  ist  Alles 
ruhig.  


TwantworUlcber  Radactenr:  R.  y.  ROBBSLEK. 


OH.  RBISSER  k  U.  WBRTHNER,  WIBN. 


OESTERREICHISCHE 


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XXV.  JAHROANO.  WIEN,  DEGEMBER  1899.  Na.  12  Bwlaob. 

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II 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


K.  k.  priv.  Südbahn-Gesellsehaft. 

Giltig  ab  1.  October  1899.   FAHRPLAN.    G''*"g  a"» '■  October  1899. 

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III. 

III. 

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III. 

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634 

0 

^  ■ 

Bologna    .   .  . 
Florenz    .  .   . 

205 

910 

— » 

1035 

610 

460 
1050 

s 

< 

630 

300 

1125 

• 

785 

110 

§  . 

Rom 

230 

J 

1110 

2SÖ 

930 

7ÖÜ 

• 

ise 

6*5 

a 

Neapel  .... 

820 

r 

255 

. 

1125 

225 

. 

735 

630 

^ 

Mailand    .  .   . 

1125 

0 

725 

, 

105 

656 

1155 

1220 

1     '■ 

Genua   .   .  .   .  ^ 
i    Nizza    .  .  .   .  f 

^      6'5 

>    . 

305 

. 

835 

12*T 

1008 

6*6 

^     .        1 

i  1002 

445 

1220 

922 

102.^ 

928 

535 

1058  a 

n  Triest     .    .    .    .   al 

:.    955 

610 

815 

625 

8ÖÖ 

660  1050 

130 

530 

740ilabIWien   (Südbahnhof)    jai 

ll    863 

95U 

140 

585 

926! 

Die  Nachtzeit  (600  Abds. 

921 

1252 

429 

800 

10«:  a 

n  Sopron  (Oedenburg)   ■ 

^   Szombathely 

(Steinamanger)  . 

Nagy-Kanizsa  . 
Zägräb  (Agram)    , 
Bares   .   .   .   .   ^ 

558 

723 

1057 

330 

—  Die    Zeiten    rechtS 

bis   5^  Früh)    ist    durch 

Unterstreichung  der 

MinutenzifFern    kenntlich 
gemacht. 

1066 
135 
845 
444 

207 
4O8 
845 
650 

6** 

1006 

933 

123-  ' 

3*2 

916 

7I8| 

400 

12*5 

,!    789 

!    915 

552 

904 
605 

219 
1220 

707 

8*5 

1^0  von     den     Stations- 
205      namen  sind  von 

unten  nach  oben  zu 

1105              l'sen. 

IfOO 

120  £ 

n    Pakracz   .    .    .   al 

3     260] 

600 

«tnaknu/anan  ■  /  Wien-Triest  (einmal  wöchentlich)  bei  den  Ost -Expresszügen  (Wien  ab  1122,  Wien  an  6«). 
Speisewagen.  •^  vVien-Leoben-Nizza  bei  den  Nizza- Expresszügen  (Wien  ab  1126,  Wien  an  556)  täglich  vom  15.  November  an. 

Schlafwagen  (1.  ClaSSe):  Wien-Triest  und  Abbazia,  Fiume  (einmal  wöchentlich)  bei  den  Ost.-Expresszügen  (Wien  ab  1122, 

Wien  an  6<5).  (I.  und  11.  Classe):  Wien-Triest  und  Venedig  (Wien  ab  S^,   Wien  an  916),  Wien-Marburg-Franzens- 

feste-Ala  (Wien   ab  9]^,  Wien  an  820).  Wien-Leoben-Nizza   (nur  I.  Classe)   bei   den   Nizza-Expresszügen  (Wien  ab 

11''6,  Wien  an  556)  täglich  ab  16.  November. 

Directe  Wagen  (1..  II.  Classe):  AVien-Leoben- Venedig-Mailand,  Klageofurt  und  Wien-Pontafel  (auch  III.  Classe)  (Wien  ab 

7^5,  Wien  an  9*5),  Wien-Marburg-Franzensfeste-Meran  und  Ala  (Wien  ab  9*5,  Wien  an  820),  Wien-Abbazia,  Fiume 

und  Pola  (Wien  ab  S'S,  825,  Wien  an  850,  915),  Wien-Görz-Cormons   (Wien   ab  815,  Wien  an  850),  Wien-Cormons- 

Venedig  (Wien  ab  825,  Wien  an  915),  Wien-Sopron-Pecs  und  Essegg(Wien   ab  660,  7*0,  Wien  an  85«,  935),  Wien- 

Sopron-Zäkiny-Agram  und  Bares  (Wi( 

■n  ab  1050,  Wien  an  535). 

Fahrpläne  sämmtlicher  Linien  im 

Taschenformat  sind  bei 

den  Bahnhof-Cassen,  jene  für  die       1 

Wiener  Localstreci<en  auch  in  den  Tabal<-Trafil<en  i<äuflich  zu  haben.                         | 

ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR  DEN  ORIENT. 


ri[ 


GLASFABRIKANTEN 


K.  k,  landesbefugte 

S.  REICH  &  C^ 


OegrOndet 
IH18. 


rieffrQud«t 
1H19. 


Haoptniederlagi  ind  Ctnlrale  limmllicbtr  EUblintneDli 

WIEN 

II-,    CzemlngasBO    I>Tr.    3,    4,    5    u.nd    V. 

NIEDERLAGEN: 

Berlin,  Amsterdam,  London,  Mailand  und 

New -York. 

Ausgedehntester  und  grösster  Betrieb  in 
Oesterreich  -  Ungarn ,  umfassend  lo  Glas- 
fabriken, mehrere  Dampf-  und  Wasser- 
schleifereien, Glas -Raffinerien,  Maler- Ate- 
liers etc.,  in  denen  alle  in  das  Glasfach  ein- 
schlagenden Artikel  erzeugt  werden. 

SPECIALITÄT: 

GlasiaarBE  u  ßcliiDiiszwiictßB 

für  Petroleum,  Gas,  Oel  und 
elektro-technisclien  Gebrauch. 

Prei.scourante  und   Musterbücher    gratis  und  franCO. 

am~  Export  nach  allen  Weltgegenden,  '•ii 


ZOLL-COMPASS. 


Der  V.  Jahrgang  dei  „Zoll-Compast"  wird,  ^-icicnwic  der  III. 
beziehuDgiweiie  der  Erginzuagiband  dcwelbea  (IV.  JabrfSBf 
lüftrungrwtut  zur  Publication  gebracht,  und  die  eiuclaea  Liefe- 
ruDgeo  ericheinen  nach  Maaiigabe  der  eiatreteadea  Vcriadc- 
rungeo  in  den  betreffenden  Zolltarifen. 

Der  geitellten  Aalgabe,  die  för  nnieren  Aosacnbaadcl 
wichtigsten  Länder  inccessive  in  den  Rahmen  dieie»  Jahr- 
buches einzuheziehen,  wird  der  erscheinende  V.  Jahrgang  dareb 
Nenaufnahme  der  ZollUrife  der  auitralitchtn  Colonun,  Nudtr- 
ländisch- Inditm  nnd  der  Pkilipfitun  entsprechen. 

Von  dem  in  20  Lieferungen  erscheinenden  V.  Jahrgang  sind 
bisher  1  %  Lieferangen  publicirt  worden,  enthaltend  die  Tarife  tob 
KnmSnien,  Argentinien,  Russland,  Britisch-Indien,  China,  Japan, 
Korea,  Persien,  Oesterreich-Ungarn,  Schweden,  Norwegen,  Helgo- 
land, Italien,  Argentinien  (II.  Auflage),  Deutschland,  Frankreich, 
Griechenland,  Belgien,  Vereinigte  Staaten  roa  Amerika,  Schwelt 
und  Vereinigte  Staaten  von   Amerika  (IL  Auflage). 

Preis  per    Lieferung  4$   kr.  ^  90  Pfg. 

Zu  beziehen  durch  das  k.  k.  ötterr.  Handels-Musenm  sowie 
durch  jede  Buchhandlung.  Für  Dtutschland  alleiniger  Vertrieb 
durch  E.  S.  Mittler  Sc  Sohn,  Berlin  S.  W.  ta,  Kochstrasse  68—70 

Verlag  des  k.  k.  österr.  Handels-Museums. 


Im 

Verlage  des  k.  k-  österr.  Handels-Museums 
erscheint  jeden  Donnerstag  die  volkswirthschaftliche 
Wochenschrift 

mit  der  Beilage 

„Coimflercißüe  Bericlite  m  1 1 1.  osterr.- 
(iiipr.  CoDSülaräflilßr", 


MEYERS 


Mehr  alt  147,100  Artikel  a.  Verweitungcn. 


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=  Vollständig  liegt  uor  = 

In  6.,  neubtarbtlttttr  und  uvmthrttr  Auflagt: 

17  Band* 


jtSOPf., 


n  Bände 


KONYERSATIONS- 


Ml  HaUh 


Udtrgtt. 


j*Sllk.\ 


I  j*  10  m. 


I 


Probehtft»  und  ProiptkU  grati*  durch 
J»d§  Buchhandlung. 
Verlagdet  Bibllographliehtn  InitUuta,  Ltlpzlg.  j 


LEXIKON 


Mit  1068  Blidertaliln  a.  Kirttnb*ll«ien. 


älltlg  Tom  1.  Jtntiar  18 
bi«  auf  Weilerei. 


faörplan  hce  „(J^cflctceitöifffien  Xlopb". 


GUtli  TOM  I.  Jtaa 
bU  aal  W« 


ocEA.]srisci3:ER,  r>iEisrsT. 


Inillen— China— Japan. 

DreizeliD  (-'ahrteii  von  Triebt,  re'^p  Fltinie 
mit  Herniirnnt;  de-  lluren  Port  8n<d  Sti«B.  Aden, 
KaiT&rhl,  Bombay,  ("olitnibo.  P«nang,  Sit.yapor«, 
Hongkong,  Snaiighal.  Yokohama  (illt-nt*  beiden 
Häfen  worden  alterttailv  nur  jetleii  rwelten 
Moiiat  berührt)  uu'l  Kobe.  Auf  der  Ausfahrt  kann 
Venedig  faojitativ  angelaufen  werden.  Atiselilnx 
in  Bouib&y  an  die  Dampfer  der  directeu  Linie 
TrijBi  —  Hombay.  —  In  den  Zwiscbeuh&teii.  Bom- 
bay aiisfrenoii'men,  kfinnen  Abfahrten  und  An- 
kttufte  frttiier  oder  ttpätei'  erfolgen.  Der  Auf- 
Plilliait  In  Fluma  auf  der  ROrkfahrt  kann  Ulli 
die  tQr  die  l.aiie-  und  llmladeoperallonen  nMbIge 
Zelt  verlängert  ode''  verkfirst  werden.  Auaaer 
den  oben  beceichnetan  lIILfan  kennen  »oiffohl 
auf  der  Hin  ala  auf  dar  Kllrkrabrt  ander« 
Kehellen  Chlnaa  oder  Japans  ud«r  Manila  he- 
rfibrt  werden. 


DIreoter  Dienst  Triest— Bombay. 

Abfabrt  v..n  i'rieal  am  ^  der  M->nate  Aunar, 
Keb  nar,  Mftra  und  am  \t.  M&rm;  femer  am  3.  de** 
Monate  April,  Mal.  Juli,  >eptenibe'-,  Oetober, 
November  und  Di.«enili«r.  mit  Berflhrung  der 
Hlfen  Port  .Said,  Snei,  Aden,  Hombay.  —  Die 
Aukünfie  tind  Abfahrteo  In  den  Zw  achenh&fen 
kAnnen  verfrütit  oder  Terapitei  wer-ten,  Jedoab 
obna  das  ttinerftmiSsnlge  Kintreffen  In  «ten  Bad- 
häfen  SU  beeintr&chtifen.  Aniiehlniui  in  Hombay 
tn  beiden  Rlobtangeit  an  die  Dampier  der  tndo 
China  Japan-I.inie. 

TrIest— Calootta. 

Abfahrt  von  TriesI  am  15.  de-  Moaaie 
Jtnner,  Februar,  April,  Jnal,  Aufinat,  Septem- 
ber, Oetober,  November,  l>e.-em1>ermli  IlerOb-ang 
der  Häfen  Fiuine,  Port  .Sai-1,  Saea,  Massana, 
iCdan,  Bombay,  Colombo,  CalenU«.  Anf  den  Ulo- 


and  RSrktkhrUn  kAaaaa  Coeowida,  Madras  ■■< 
andere  Häfen  der  t^romaiidal-Kttaie  aitfiaafaa 
werden.  Aaf  d«a  RSekrahiaa  i>l  d  •  Beraannt 
der  Bunnaniaeb««  Ralahäfea  lowa  «alsiss 
Rabelleo  i—  Rolhm  aad  AdriaUeebw  Misra« 
facnliat  T.  Da«  Anlaafao  tob  Boak»  bb< 
Maasana  auf  dea  lllafahnaa  isad  *<>■  ¥•■•<% 
anf  den  RQekfahriea  M  b«i  allaa  Balssa  teaal- 

UÜT. 

Mercaatildienat  «ach  Bratiliea. 

eaaniBsebaOadleaat  m*  «ar  .Adria«.  Taa 
Triast,  raap.  FtaaM  J«  ««m  AMkbtt  la  «aa  M*- 
aatea  Jänasv,  Pabraar.  Mtra.  April.  Mai.  4r«4 
Abfahnea  Im  Jall,  twei  Abfahnen  Im  Aacaal. 
iwal  Abfahrtaa  taa  Sepieabar,  swel  Ab»n«a 
las  Oetober,  e4n«  AMabit  lai  Marcsahar  «a4  «!■• 
Im  De«*n>b«r.  Rartkraac  dar  HIMa  ^ta awtaa«. 
Bahla,  Eio  da  JaMlr*  aa«  Oaaias, 


IV 


ÖSTERREICHISCHE  MONATSSCHRIFT  FÜR   DEN  ORIENT 


Uiltig  vom  1.  Jänner  189» 
bis  auf  Weiteres. 


Jfafirplan  öe^  „^EilcrrcicöUrtJE»   Ulapb' 


btB  auf  'Weil«*ro» 


IDIEISrST    XJsA:  A.DRI-A.TISCIiEISr  IvIEEK-E. 


Beschleunigte  Eillinie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triett  jeden  Donnerstag  10  Ui^r  Frfita, 
lo  Oatlaro  Freitag  12  Ubr  MitUga,  berühr.; 
Pola,  Zara,  Spalato,  Gravoxa. 

Retoar  ab  Cattaro  Freitag  2' ,  Uhr  Nachm., 
In   1  rient  SamMai-   5'/,  Uhr  Früli. 

Anscblnsa  in  Triett  an  die  Eilzflge  von  nnd 
nach  Wien. 

Ansnblnss  auf  der  Hinfahrt  in  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Linie  Metkovioll  A  und  in  Cat- 
taro an  die  Hinfahrt  der  DalmetlnIlOh-Altianeilaoben 
Linie  nach  Bari  und  Brindisl. 

Linie  Triest-Metkovich  A. 

Ab  Triett  jeden  Mlttiroota  1  Uhr  trab,  In 
Metkovich  Freitag  4',,  Uhr  Nachm.,  herHbr. : 
RoTlgno,  Pola,  Lussinpircolo,  Zara.Zaravecctala, 
Sebenlco,  Trau,  Spalato,  8.  Pletro,  Almiasa, 
Qelsa,  8.  Hartino,  Macarsca,  Ovadaz,  8.  Olorgio 
dl  Lesina.  Trapano,  Fort  Opus. 

Retoar  ab  Hetkovloh  ji-aen  Sonntag  8  Übe. 
Früh,  in    Triest  DiensUg  1'/,  Ohr  Nachm. 

Anscblussanf  der  Hinfahrt  In  Spalato  an  die 
Hinfahrt  der  beschleunigten  Eillinie  Triest— 
CatUro. 

Linie  Triest-Metkovich  B. 

Ab  Triett  je.iHu  SamsinK  '•  l'lir  FrOb,  lu 
MetkoTicb     Montag     5    IJbr    Narbnj..    herfibr. : 


Pola,  LuHsinpicroIo,  Zara,  Zlarln,  »Sebenico, 
Rogoslniaa,  Trau,  Bpalato,  S.  Plero,  Postire, 
AlmiRsa,  Puciscble,  Macarsca,  B.  Giorgio  dl  Le- 
sina, Trapano,  öradar.,  Fort  Opus. 

Retour  ab  Metkovioh  jeden  Mittwoch  8  Uhr 
Prflh,  lu  Trieut  Freitag  6  Uhr  Abends. 

Anschlnss  auf  der  KUrKfnhri  In  Spalato  an 
die  Hinfahrt  der  Dalmatlnltch-Albanetltchen  Linie. 

Linie  Triest— Venedig. 

Von  Triett  jedeu  Montag,  Mittwoch  und 
Freitag  um  Mitternacht,  Ankunft  In  Venedig  den 
darauffolgenden  Tag  6'  ,  Uhr  Früh. 

Retour  ab  Venedio  iedeu  Montag,  Dienstag 
niiü  PreltEK  11  Uhr  NachU.  Ankunft  In  THeat 
den  darauffolgenden  Tag  6^i  Chr  Früh. 

Linie  Pola— Zara. 

Ab  Pola  jedeu  Mittwoch  2';,  (Ibr  Nachmittags, 
In  Zara  Donuerstag  5  Uhr  Nachm.,  berühr. : 
Oherso,  Raiiaz.  Malir.sra,  Veglia,  Arhe.  LnHHln- 
'grande,  Novaglla,   Valcaasione.   Porto  Manzo. 

Retour  ab  Zara  Sonntag  5Vi  Uhr  Früh,  In 
Pola  Montag  4  Uhr  Früh 

Dalmatinisch-Aibanesische  Linie. 

Ab  Triett  Jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  In 
Cattaro  Donner-^tag  T'/s  Uhr  Abends,  berühr.: 
Uovigno,  Pola,  Lusslupiccolo,  Selve,   Zara,  Se- 


benico.  Spalato,  Milni, 'Losina,  Cnrzola,  Oravosa 
Castelnuovo,  Teodo  und  Rlsano. 

Retour  ab  Cattaro  jeden  Montag  11  Uhr 
Vorm.,  in  Triett  Mittwocb  6  Uhr  Abends. 

Ansctiluss  in  Pola  auf  der  Rflckfabrt  an  die 
Hinfahrt  der  Linie  Pota-  Zara. 

Anmerliung.  Diese  Linie  wird  von  Cattaro 
nach  Bari,  Brinillil,  Antlvarl,  Dulolgno,  Medua, 
Dura2to,  Valona,  SantI  Quaranta,  Corfu  und 
Santa  Haura  verlängert..  Auf  der  RUclcfahrt  von 
Bari  und  Brinditl  Anscbluss  in  Cattaro  nach 
Dalmatien  mit  der  rfickkehrenden  Dalmatlnltoh- 
Albaneiliohen  Linie. 

Linie  Triest— Cattaro. 

Ab  Triett  jeden  Freitag  7  Ohr  Frflb,  \i 
Spizza  darauffolgenden  Mittwoch  11  Uhr  Vorm., 
berühr. :  Rovigno,  Pola,  Lnsainpiccolo,  Selve, 
Zara,  Sebenico,  Rogosnizza,  Traä,  Spalato,  Ga- 
rober, MilnÄ,  Gittavecchia,  I^esina,  Lissa,  (^omisa, 
Vallegrande.  Curzola,  Orebich,  Terstenik,  Meleda, 
Oravosa,  Ragusaveccbia,  Castelnuovo,  Teodo, 
Perasto-Risano,  Perzagno,  Cattaro,   Budua. 

Retour  ab  Spizza  jeden  Mittwoch  IIV,  Uhi 
Vorm.,  in  Trieat  darauffolgenden  Montag  1  Uhr 
Nachm. 

Anmerkung.  Falls  schlechten  Wetters  wegen 
das  Anlaufen  von  Castelnuovo  nicht  möglict 
wäre,  wird  in  Megilne  angelegt. 


X.E'V.A.nsrTE-     "CnSTD     l^ITTELlVlEER-IDIEISrST. 


^ 


Eillinie  Triest— Aiexandrien. 

Von  Triett  all  jeden  Mittwoch  lü  lllir  Mittags, 
in  Aleiaudrien  .Sonntag  6  Uhr  Früh  Über  Brindisi. 
Rückfahrt  von  Aiexandrien  jeden  Samstag  4  Uhr 
Nachmittags,  in  Triest  Mittwoch  Mittags. 

Anscblnsa  inAleiandrIenan  dleSyrisch-Cara- 
(uaniacbe  Linie,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Rückfahrt. 

Im  Anschlüsse  in  Triest  an  die  Ankunft  nnd 
Abfahrt  des  Luxusznges  Ostende— Wien— Triest 
und  in  Brindisl  auf  der  Hinfahrt  an  den  Eilzug 
von  11  Uhr  Vorm.  und  auf  der  Rflckfabrt  an 
jenen  von  7  Uhr  Früh. 

Anmerkung.  In  den  Monaten  März,  April, 
Mai  und  Juni  wird  auf  der  Rflckfabrt  zwischen 
Brinditl  ucd  Triett  auch  Venedig  im  Anschlüsse 
an  den  Morgenzng  angelaufen. 

VcliindnuK  zwinrhen  Flwme  und  Aiexandrien 
Aber  Triett  mit  der  Qrlechlich-Orlentailsclien  und 
der  Thetaalitchen  IJnie  A. 

Syrisch-Caramanische  Linie. 

Wöchentlich  voin  September  bli  Ende  März; 
vierzehntägig  vom  April  bis  Ende  Augutt. 

V(in  Aiexandrien  ab  Dienstag*)  4  Uhr  Nachm., 
In  Conatantinopel  zweitnächsten  Sonntag  5  Uhr 
Frflh  über  Port  Said,  Jaffa,  Gaifa.  Beirut,  Tripolis, 
Lattachia,  Aleiardrette,  Mervna,  Rhodus,  Kbios, 
Smyrna,  Mytilene,  Dardanellen,  Rodosto.  Rück- 
fahrt ab  Conitantinopet  Sonntag*«)  10  Uhr  Vorm., 
an  in  Aiexandrien  zweituäcbsten  Donnerstag 
6  Uhr  Frflh. 

*)  Am  8.,  10  ,  17.,  84.  und  31.  Jänner,  7., 
14.,  21.  nnd  2-.  Februar,  7  ,  14  ,  21.  nnd 
28.  März,  4.  und  18.  April,  2.,  16.  und  30.  Mal. 
13.  nnd  27.  Juni,  11.  und  25.  Juli,  8.  nnd 
22.  August,  8.,  12.,  19.  nnd  26.  September,  3., 
10.,    17.,    24.    nnd  31.  October,    7.,  14.,    21.   nnd 

28.  November,  S.,  12.,  19.  und  26.  December. 
••)    Am    1  ,    8.,  l.*!.,  22.  nnd  29.  Jänuer,    5., 

12.,  IH.  und  2«.  Februar,  5.,  12  ,  19.  und  26.  März, 
2  ,  16.  und  80.  April,  14.  und  28.  Mai.  11.  und 
85.  Juni,  9.  und  23.  Juli,  6.  nnd  20.  August,  3., 
10.,   17.    und  24,  September,    1.,  8.,  15.,  22.  und 

29.  October,  5.,  12.,  19.  und  26.  November,  3., 
10.,  17.,  24.  und  31.  December. 

Anst^hluss  in  Aiexandrien  an  die  Eillinie 
Triett— Aiexandrien,  sowohl  auf  der  Hin-  als  auf 
der  Kiickfahri  in  Smyrna  (in  den  Monaten  vom 
September  bis  Rnde  März)  auf  der  Hinfahrt  nach 
Candien,  Cerigo  etc.  (Thettalltohe  Linie  B,  Rück- 
fahrt). 

Eillinie  Triest— Constantinopei. 

Von  Triett  jeden  Dienstag  11',',  Uhr  Vorm., 
in  Constantinopei  Montag  B  Uhr  Frflh  Aber 
Brindisl,  Sti.  Quaranta,  Corfu,  Patras,  Piräus, 
Dardanellen.  Rückfahrt  von  Conttantlnopel  jeden 
SamsUg  4  Uhr  Nachm.,  »n  in  Triest  Freitag 
4  Uhr  Nachm, 

Anscbluss  in  SantI  Quaranta  auf  der  Hin- 
fahrt nacii  Albanien  und  Dalmatien  (Dalmatlniaoh- 
Aibanetisohe  Linie,  Rückfahrt),  Weilers  in  Corfu 
oder  SantI  Quaranta  aus  Albanien  nach  Triett 
(LinieTriest— Conatantinopel,  Ullkfah  ti;  In  Corfu 
auf  der  Minlahrt  a-i  d  e  Linie  CorfU-Preveta  ;  in 
Plräut  sowohl  iiuf  der  Hin-  als  auf  der  Rück- 
fahrt, an  die  Qrieohlsch  Orlentalltche  Linie  und 
auf  der  Hinfahrt  nach  Candien  etc.  ^Thettalltohe 
Linie  A,  Rückfahrt). 

Constantinopei— Batum. 

Von  Constantinopei  Jeden  Samstag  12  Uhr 
VIitUgs,in  Batum  Donnerstag  6  Uhr  Frflh,  berflhrt 
Ineboli,  Samsun,  Kerassunt,  Trapezuni,  Uizeb 
(nur  auf  der  Hinfahrt),  Rückfahrt  von  Batum 
iedfn  Kre  tag  6  Uhr  Abends,  in  Constantinopei 
Mittwocb  2  Uhr  Nachm. 

Anscbluss  in  Constantinopei  auf  der  Rflck- 
fabrt an  die  Hinfahrt  der  Linie  Constautlnopel  — 
Odessa  und  der  Donauiinle. 

Constantinopei- Odessa. 

Von  Conttantlnopel  ah  Jeden  Donnersttg  3  TTlr 
-lachin., in  Odessa  Montag  9  Uhr  Prflh,  berflbrend  ; 
Burgas.  Varna,  Costan7.a.  Rückfahrt  -b  Odetta 
Jeden  Montag  4  Uhr  Nachm.,  In  Oonstantinopei 
«Ittwoih  1"  Uhr  Vorm. 

Griechisch-Orientalische  Linie  A. 

Von  Triett  ab  jeden  zweiten  Sonntag»)  4  Uhr 
Naehm.,  inOonstantinopel  zweitnächsten  Mittwoch 


6  Uhr  Frflh,  berührend :  Fiunie,  Gorfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  Piräus,  Syra,  Vathy,  Kbios, 
Smyrna,  Cesni^,  Mytitene,  Dardanellen,  Gallipoll. 
Rückfahrt  ab  Conttantlnopel  jeden  zweiten  Mon- 
tag**)  4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweituäcbsten 
Sonntag    11  Uhr  Vorm. 

•)  Am  1.,  l,i.  und  29.  Jänner,  12.  nnd  26. 
Februar,  12.  und  26.  März,  9.  und  23.  April, 
7.  und  21.  Mai,  4.  und  18.  Juni,  2.,  16.  und 
30.  Juli,  13.  nnd  27.  Aognst,  10.  ond  24.  Septem- 
ber, 8.  und  22.  Oc'ober,  5.  und  IS.  November, 
3..  17.  und  31.  December. 

»•)  Am  9.  und  23.  Jänner,  6.  und  20.  Februar, 
6.  nnd  20.  März,  3.  und  17.  April,  1.,  1.1.  und 
29.  Mai,  12.  und  26.  Juni.  10.  und  24.  Juli,  7. 
und  21,  Angnst,  4.  und  IK  September,  8.,  1*-'. 
und  30.  October,  13.  und  27.  November,  11.  und 
25.  December. 

Anscbluss  in  Pir»us  an  die  Eillinie  Triest— 
Constantinopei  sowohl  auf  der  Hin-  ala  »nf  der 
Rückfahrt ;  in  Smyrna  auf  der  Rückfahrt  nach 
Candien  etc.  (Thessalisi-he  Linie  B,  Rückfahrt) 
und  überdies  in  den  Monaten  vom  September 
bis  Ende  März  auch  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanieu  und  Syrien  (Syrlsch-Carainanlacl  e 
Linie,  Rückfahrt);  In  ConsUutinopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Constantinopei— Odessa 
sowie  an  die  Donauiinle. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Felirnar  wird  diese  Linie  nur  bis  Suiyrna  ge- 
führt werden.  Die  Aufenthalte  in  Flunie  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

Verbindung  zwiacden  Fiunie  und  Aiexandrien 
über  Triebt  mit  der  Elllinie  Trit-st- Aiexandrien. 

Griechisch-Orientalische  Linie  B. 

Von  Triett  ab  Jeden  zweiten  Sonutag*)4  Uhr 
Nücbm.,  In  Constantinopei  zweitnäcbaten  Mitt- 
woch 6  llbr  Früh,  bertthrend:  Flume,  Corfu,  Patras, 
Catacolo,  Calamata,  PIräns.Syra,  Kbios.  Smym«, 
Vathy,  Cesmö,  Mytilene,  Dardanellen,  Gallipoll. 
Rückfahrt  ab  Conttantlnopel  jeden  zweiten 
Montag**)  4  Uhr  Nachm.,  in  Triest  zweit- 
uäcbsten Sonntag  11   Uhr  Vormittags. 

*)  Am  8.  und  U.  Jänner,  5.  nnd  19.  Februar, 
5.  und  19.  März,  2.,  16.  nnd  30.  April,  14.  und 
28.  Mai,  11.  und  25.  Jnni,  9.  und  23.  Juli,  6. 
nnd  20.  August,  3.  nnd  17.  September,  1.,  15. 
und  29.  October,  12.  und  26.  November,  10.  und 
24.  Decfmber. 

♦*)  Am  2.,  16.  und  30.  Jänner,  13.  nnd  27. 
Februar,    13.    und  27    März,    10.  und  24.    April, 

8.  und  22.  Mai,  ä.  und  1h.  Juni,  8.,  17.  und  31. 
Juli,  14.  und  28.  August,  11.  und  25.  September, 

9.  und  23.  October,  6.  und  20,  November,  4.  und 
19.  December. 

Anscbluss  in  Piriut  an  die  Eillinie  Triett— 
Conatantinopel  ^owohl  auf  der  Hin-  als  auf  der 
Rttckfahrt;  iu  Smyrnt  in  den  Monaten  vom  Sep- 
tember bis  Ende  März  auf  der  Hinfahrt  nach 
Caramanlen  nnd  Syrien  (Syritch-Carramanitohe 
Linie,  Rückfahrt  ];  in  Conttantlnopel  auf  der 
Hinfahrt  an  die  Linie  Conttantlnopel— Odetta, 
sowie  an  die  Donauiinle. 

NB.  In  den  Monaten  December,  Jänner  und 
Februar  wird  diese  Linie  nur  bis  Smyrna  ge- 
führt werden.  Die  Anfenthalte  in  Flume  können 
nach  Bedarf  verlängert  werden. 

»**)  Verbindung  zwischen  Flume  und 
Aiexandrien  über  Triett  mit  der  Eillinie  Triett— 
Aiexandrien. 

Donaulinie. 

Von  Conttantlnopel  Jeden  DonnersUg  12  Uhr 
Mittags,  in  Qalatz  Dienstag  7  Uhr  Früh,  berühr.: 
Burgas,  Varna,  Costanza,  Suliua,  Braila.  Rück- 
fahrt von  Qalatz  jeden  Mittwoch  9  Uhr  Frflh,  in 
Constantinopei  Sonntag  8  Uhr  Früh.  (Burgas, 
Varna  nur  auf  der  Rückfahrt,  Braila  nur  auf 
der  Hinfahrt.) 

Anscbluss  in  Constantinopei  an  die  Rück- 
fahrt der  (Jriechlsch-Orientaiischen  und  der 
Syrisch- Caramaniachen  Linie. 

Thessalische  Linie  A. 

Von  Triett  ab  Jeden  zweiten  Donnerstag*) 
S  Uhr  Nachm.,  lu  Constantinopei  zweitnächsten 
Donnerstag  6'/»  Uhr  Früh,  berührend:  Fiunie, 
Valona,  Medua.  Sti. Quaranta,  Corfu,  Argostoli, 
Zante,  Canea,  Relhymo,  Candien,  Piräus,  Volo, 
Halonicb,Oavalla,  Lagos,  Dedeagb,  Dardanellen, 


Oallipoll,  Rodosto.  Rflckfabrt  ab  fjonttantlnopel 
'eden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triest 
drittnächsten  Dienstag  7  Uhr  Früh. 

*)  Am  5  und  19.  Jänner,  2.  nnd  16,  Fe- 
bruar, 2.,   16.  nnd    80.  März,    13.  und  27.  April, 

11.  und  25.  Mai.  8.  nnd  22.  Jnni,  6.  und  20.  Juli, 
^.,  17.  nnd  31.  August,    14.  und    28.  September, 

12.  und  26.  October,  9.  nnd  23.  November,  7 
und  21.  December. 

•*)  Am  14.  und  28.  Jänner,  11.  und  25.  Fe- 
bruar, n,  und  ib-  März,  8.  und  22.  Apill,  6. 
und  20,  Mai,  3.  und  17.  Juni,  l.,  15.  und  29  Juli, 
12.  und  26.  August,  9.  nnd  28.  September, 
7.  und  21.  October,  4.  nnd  18  November,  i,  16 
und  30.  December. 

Anschlnss  in  Plräut  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triett— Conttantlnopel  sowie  an  die 
Brieohltoh-Orlentalitoha  Linie  B  in  derselben 
Richtung.  Die  Rückfahrt  ist  weiters  im  An- 
scbluss an  die  Hinfahrt  der  Eillinie  Triett— 
Conttantlnopel  sowie  der  Brlechltoh-Orlentalltohen 
Linie  A.  In  Constantinopei  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Linie   Conttantlnopel  —  Odetta    sowie  Donauiinle. 

NB.  Die  Aufentbalte  in  Flume  können  nach 
Bedarf  verlängert  werden. 

***)  Verbindung  zwiachen  Flume  und  Aiexan- 
drien über  Triett  mit  der  Eillinie  Trlett-Alexan- 
drlen. 

Thessalische  Linie  B. 

Von  Triett  jeden  zweiten  Donnerstag*)  3  Uhr 
Nachm.,  in  Constantinopei  zweituäcbsten  Don- 
nersag  6  Uhr  Früh,  berührend  :  Durazzo,  Medua, 
Rtl.  Quaranta,  Corfu,  Argostoli,  Zante,  Cerigo, 
Canea,  Rethymo,  Candien,  Piräus,  Volo,  Smyrna, 
Salonicb.  Cavalla.  Dedeagb,  Dardanellen.  <4alli- 
poll,  Rodosto.  Rückfahrt  ab  Conttantlnopel 
Jeden  zweiten  Samstag**)  8  Uhr  Früh,  in  Triett 
drittnücbaten  Montag    12  Uhr   Mittags. 

*)  Am  12 .  und  26.  Jänner,  9.  nnd  23.  Fe 
bmar,  9.  und  23.  März.  6.  und  20.  April,  4.  und 
18.  Mai,  1.,  15,  und  29.  Juni,  18.  nnd  27  Jnli 
10.  nnd  24.  August,  7.  nnd  21.  September,  5. 
nnd  19.  October,  2.,  16.  nnd  30.  November,  14. 
und  28.  December. 

•*)  Am  7.  und  21,  Jinner,  4.  und  18.  Fe 
bruar,  4.  nnd  18.  Märt,  1.,  15.  und  29.  April, 
18.  nnd  27.  Mal,  10,  und  24.  Juni,  8.  nnd  22, 
Juli,  5.  und  19.  August,  '.'.,  16.  und  30.  Sep 
tember,  14.  und  28.  October,  11.  und  25.  No 
vember,  9.  und  23    December. 

Anscbluss  In  Plräut  auf  der  Hinfahrt  an  die 
Eillinie  Triett— Conttantlnopel  sowie  m  die 
Griechlsoh-Orientalltohe  Linie  A  in  derselben 
Richtung;  in  Smyrna  (vom  September  bis  Knde 
März)  auf  der  Rückfahrt  an  die  Hinfahrt  der 
SyrItch-CaramanItchen  Linie;  in  Conttantlnopel 
an  die  Linie  Conttantinopel— Odetta  sowie  an 
die  Donauiinle. 

Dalmatinisch-Aibanesische  Linie. 

Von  Triest  Jeden  Dienstag  7  Uhr  Früh,  in 
Corfu  nächsten  Mittwocb  9'/a  Uhr  Vorm.,  be- 
rührend: Rovigno,  Pola,  I,.us8lnpiccolo.  Selve, 
Zara,  Sebenico.  Spalato,  Milna,  Lesina,  Curzola, 
Gravosa,  Castelnuovo,  Tendo,  Rlsano,  Cattaro, 
Bart,  Brindisi  (Bari  und  Brindisi  nnr  auf  der 
Hinfahrt),  Cattaro,  Antivari,  Dnicigno,  Hedna, 
Dnrazz'i,  Valona,  SantI  Quaranta,  Corfu.  Retour 
von  Corfu  Donnerstag  8Va  Uhr  Früh,  au  Triest 
MittwO'-h  6  Uhr  Abenda. 

Anscbluss  in  CatUro  auf  der  Rttckfahrt  von 
Bari  und  Brindial  nach  Dalmatien  mit  der  rflck- 
kehrenden  Dalmatinisch- Albanesiscben  Linie;  lu 
SantI  Quaranta  auf  der  Hinfahrt  an  die  Eillinie 
Triest,^ Constantinopei,  sowohl  nach  Trie-t  als 
nach  Cünstantino|>el. 

Zweigiinie  Corfu— Prevesa. 

Von  Corfu  ab  Jeden  Freitag  4'  ,  Uhr  Früh, 
in  Prevesa  den  gleichen  Tag  5  Uhr  Nachm.,  be- 
rührend: Saiada,  Parga,  Sta.  Maura.  Rückfahrt  ab 
Preveta  Jeden  Dienstag  6  (Thr  Früh,  in  Corfu  den 
gieii'beu  Tag  6' ,  Ubr  Abends.  Anschlnss  In  Corfu 
au  die  Rückfahrt  der  Eillinie  Triest— Constan- 
tinopei in  beiden  Richtungen. 

Anmerkung.  Eventuelle  Aenderuneen  in  den 
Zwischenhäfen  ausgenommen  und  ohne  Haftung 
für  die  Regelmässigkeit    de«  Dienates    bei    Con- 
tnmaz- Vorkehrungen. 
(Oceanischer  Dienst  siehe  vorhergehende  Seite.) 


Voran' worllloher  Redaetenr:  R.  v.  ROESSLBR. 


^^l  sn«:?». 


Gh.  Beiaser  &  H.  Wertbner   Wien. 


n 


HP         0«»t«pr«lohi8oh«  Monatsschrift 
13  ftfr  den  Orient 

OA 
Jg.  25 


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