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ÖSTHRRHICHISCHH Jn| gQ^fj
IJIaMfeÄthriß filr kn drimt.
Herausgegeben
K. K. ÖSTERR. HANDELS-MUSEUM
IN WIEN.
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FtNFTJNDZWANZIGSTER JAHß&ANG.
1899.
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WIEN 1899.-
VERLAG DES K. K. ÖSTERR. HANDELS-MUSEUMS.
Ch. KeitMr ft M. Warthaar.
13
Ott
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UM
^iyJTforj
INDEX.
Rgi'is
A.
Aera in Japan, Neue 63
Afghanistan, England und Russland in 33
Alcxandrien — Shanghai, Englisches Eisenbahnproject I16, 131
Altägyptische Liebeslieder 108
Amerikanische Eisenbahn in China 83
Astrachans, Wirth^chaftliche Verhältnisse 80
Auffindung der Thontafeln von El-Amarna 114
B.
Bagdadbahn und die kleinasiatischen Bahnen 76
Bahn, Von der sibirischen 115
Bahnen, Bagdadbahn und die kleinasiatischen 76
„ in Ostasien, Elektrische ()(>
Bahnproject Alexandrien— Shanghai, Englisches . II6'
Baumann Oscar 140
BaumwoUcultur in Australien . . 6q
Bedeutung, Eisenbahnwesen in Centralasien und seine ... 85
Berlin, Siebenter internationaler Geographen-Congress in . .109
Betrachtungen japanischer Staatsmänner über die neue Ver-
tragsära 126
Bettlerthum, Chinesisclies 48
Bokhara, Handelsbeziehungen Russlands lu 84
Bombays Zukunft 12
Borotse-Gebiete . 56
Botanik, Chinesische 9
Britisch-Ind'eu, Hungersnoth in • 142
Capstadt — (^airo. Transafrikanische Telegraphenlinie . . .
Centralasien, BaumwoUcultur in . .
„ Durch
„ und seine Bedeutung, Eisenbahnwesen in
China, Amciikanische Eisenbahn in
,, Der kaiserliche Gefangene in
„ Entwicklung des Handels mit
,, Morphinismus in
,, Patente in
Pferd in . . .
,, Russisches Postwesen in ,
„ Telegraph und Telephon in
Chinas Handelsbilanz
„ wirthschaftlicbe Erschliessung
„ Zukunft I
,, Zur Erschliessung;
Chinesische Botanik
,, Finanzverhältnisse . ,
,, Glasindustrie
„ Kulis
Chinesischen Theaterstück, Von einem .
Chinesisches Bettlerthum .
Chronik . . 10, 21, 34, 46, 58, 70, 8I, 94, 104, 117, 129
Colonialbahnen in Guinea, Französische
Colonialerwerbungen, Deutsche . .
Colonie, Erythräische . . .
Congogebiet vom wirthschaftlichen Standpunkte ...
Convention vom 21. März 1899, Englisch-französische . .
Corfu, Wirthschaftsverhältnisse von
127
69
74
85
83
128
73
108
23
23
132
107
54
16
61
96
9
98
60
102
48
48
142
120
67
107
'4
4<)
1-4
Denkschrift über Kiau-Tschou ... ... 8
Deutsche Colonialerwerbungen 67
„ Sanga — Ngoko-Expedition 120
„ Schut/.gebiele bei Beginn des Jahres 1899 • 37' ^> 9'
Deutsch-Ostafrika, Thierleben und Jagdverhältnisse in . . 4
Donauländer 24
E.
Einweihung der Erlöserkirche in Jerusalem, Auf da
ciellen Festfahrt zur
Eisenbahnbau in dem Kaiserreiclie Siam .
„ „ ShantUDg
Eisenbahnen in Korea .
Eisenbahn in China, Amerikanische . .
„ Trans&frikaniscbe
Eisenbahnproject Alexandrien - Shanghai, Engliicbes
Eisenbahnwesen in Centralasien und seine Bedeutung
El-Amarna, Auffindung der Thontafeln von . .
Elektrische Bahnen in O'-tasien
Elephanten, Reich des weissen . .
Emaillirarbcit, Indische
England und Russland in Afghanistan
Englisches Eisenbahnproject Alexandrien— Shanghai .
Englisch-französische Convention vom 21. März 1899
Entwicklung des Handels mit China
Entwurf zum neuen japanischen Strafgesetzbuch, Aus d
Erlöserkirche in Jerusalem, Auf der officiellen Festfahrt
Einweihung der
Erschliessung Chinas, Wirthschafiliche
Chinas, Zur
Erythräische Colonie
Ethnographisches aus Ostlurkestan
Europäer in Persien
S«ii«
offi
116,
em
zur
Jenualem,
F.
Festfahrt zur Einweihung der Erlöserkirche
Auf der ofRciellen
Feuersbrünste in Japan
Filipinos als Herren im eigenen Hause
Finanzverhältnisse, Chinesische . . .
Formos35 Geschichte
Französische Colonialbahnen in Guinea
Französisch-englische Convention vom 21. Mär» 1899
Geographen-Congress in Berlin, Siebenter internationaler . .
Geschäflsverhältni.sse in Ostasien, Handels- und . . .121,
Geschichte Formosas
Glasindustrie, Chinesische
Gomorrha, Untergang von Sodom und
Guinea, Französische Colonialbahnen in
H.
Handelsbeziehungen Russlands lu Bokhara
Handelsbilanz Chinas
Handelsgebiet, Sudan als
Handels mit China, Entwicklung des
Handels- und Geschäftsverhältnisse in Ostasieo (T.. TT 1
Handelsverhältnisse in Kamerun
Hauran, Städtewüste des .... ....
Hebron ...
Hero und Leander-Motivs, Indische Version de-^
Herren im eigenen Hause, Filipinos als .
Höhlenwohnungen, Nordafrikanische . .
Huogersnoih in Britisch-Ind en . .
36
12
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06
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107
'4:
I.
Indische Emaillir-irbeit .23
„ Musikinstrumente . lao
„ Version des Hero und Leander- Motivs 96
Internationaler GeographcD-Con^rcss ia Berlin. Siebentsr . 109
S. iw
J.
"lagilverhältnisse in Deuisch-Ostafrika, Thierleben und ... 4
Japan, Feuersbrünste in '32
., Neue Acra in ... . • • "3
Japanischen Strafgesetzbuch, Aus dem Entwurf zum neuen 97
Jerusalem, Auf der officiellen Festfahrt zur Einweihung der
Erlöserkirche in 3°
K.
Kaiserliche Gefangene in China, Der 128
Kaiserreich Siam Eisenbahnbau in dem . 12
Kamerun. Handelsverhältnisse in 5.i
Kiau-Tschou, Denkschrift über _ 8
Kleinasiatischen Bahnen, Bagdadbahn und die 76
Klondyke ' ' ^e
Korea, Eisenbahnen in ... 100
Kosten des Philippinenkrieges 106
Kulis, Chinesische . '°2
L
Landstrasse von Rescht nach Teheran, Neue 132
Leander-Motivs, Indische Version des Hero und 96
Lehre von der Offenbarung, Muhammeds 24
Liebeslieder. Altägyptische .... . . . 108
Literatur 24, 36, 72, 120
Lutschuinseln, Webemuster und Tätowirung auf den 72
M.
Mesopotamische Teufelsanbetf r ...
Mineralien Persiens
Morphinismus in China . . .
Muhammeds Lehre von der Offenbarung
Musikinstrumente, Indische
108
45
108
24
120
N.
Neue Aera in Japan «3
Nordafrikanische Höhlenwohnungen 107
Nordmakedonien 72
Offenbarung, Muhammeds Lehre von der 24
Officielle Festfahrt zur Einweihung der Erlöserkirche in
Jerusalem 3^
Oscar Baumann '40
Ostasien, Elektrische Bahnen in 96
,, Handels- und Geschäftsverhältnisse in . . . 121, 133
Ostasiens Wirthschaftsverhältnisse 25
Ostturkestan, Ethnographisches aus 13
Patente in China
Persien, Europäer in
Persiens Mineralien
,, Schicksal .
Hferd in China
Philippinen ....
l'hilippinenkrieges, Kosten des
Postwesen in China, Russisches
23
48
45
'15
23
42
106
132
Seil»-
R
Reich des weissen Elephanten 123
Rescht nach Teheran, Neue Landstrasse von 132
Russisches Postwesen in China 132
Russland in Afghanistan, England und 33
Russlands zu Bokhara, Handelsbeziehungen 84
s.
Sanga-Ngoko-Expedition, Deutsche I20
Samoa- Veitrag ... . 126
Schicksal Persiens "5
Schulzgebiete bei Beginn des Jahres 1899, Deutsche 37, 64, 91
Shanghai— Alexandrien, Englisches Eisenbahnproject . 116, 131
Shantung, Eisenbahnbau in 22
Siam, Eisenbahnbau in dem Kaiserreich . 12
„ Wirthschaftliches aus lOO
Sibirische Bahn "S
Sodom und Gomorrha, Unterj. • von ... 89
Staatsmänner über die neue Vertr.,gsära, Betrachtungen japani-
scher 126
Städtewüste des Hauran . . 106
Standpunkte, Congogebiet vom wirthschaftlichen ... 14
Strafgesetzbuch. Aus dem Entwurf zum neuen japanischen . 97
Sudan als Handelsgebiet 44
T.
Tauen wan . . 120
Tätowirung auf den Lutschuinseln, Webemuster und ... 72
Teheran, Neue Landstrasse von Rescht nach . . . 132
Telegraphenlinie Capstadt - Cairo, Jransafrikanische . . 1 27
Telegraph und Telephon in China 107
Teufelsanbeter, Mesopotamische 108
Theaterstück, Von einem chinesischen 48
The New Far Fast 24
Thierleben und Jagdverhältnisse in Deutsch-Ostafrika ... 4
Thontafeln von El-Araarna, Auffindung der 114
Transafrikanische Eisenbahn ■ • 5'
„ Telegraphenlinie Capstadt - Cairo . . . .127
Tsintau 3"
u.
Untergang von Sodom und Gomorrha 89
V.
Verhältnisse Astrachans, Wirthschaftliche . ..... 80
Version des Hero und Leander-Motivs, Indische . . • • • 9'*
Vertragsära, Betrachtungen japanischer Staatsmänner über die
neue ' -"
w.
Webemuster und Tätowirung auf den Lutschuinseln .... 72
Wei-hai-Wei 9^
Westaustralien HO
Wirthschaftliche Erschliessung Chinas 16
,. Verhältnisse Astrachans 80
Wirlhschaftlichen Standpunkte, Congogebiet vom X4
Wirthschaftliches aus Siam lOO
Wirthschaftsverhältnisse Ostasiens 25
„ von Corfu 124
•
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Zukunft Bombays '2
Chinas I. <>I
Jänner 1899.
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Heransgegcben vom
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K. K. OSTERREICHISCHEN IIANDELS-MUSEUM IN WIEN.
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Monatlich eine Nummer. Verlas oks K. K. Östrrrbich(schkh Hamdbu-Muskuus in WiSH. Preis Jfthrl. 5 fl. 10 Mark.
INHALT: (Chinas Zukniirt. — Thiericbon und JagdrerhäUnlBse In Dautscb-
0»lafrlka. ~ IJ. uksclirifi Ul) r Klau-Tscbou. — Chlne»lsohe Bolanlk. —
Chronik. — Miacelleu : Dir Klienbahnhau In dem Kaiserreich .Slam.
— Bombays Zukunft.
CHINAS ZUKUNFT.
Von Liang - Chi - Chao aus Canton.
(Aus der Mooatsschrift „Ostasien".)
Die Europäpr verachten uns Chinesen sehr und
wollen unser uraltes himmlisches Reich erobern und
zertheilen. Wenn sie aber die Absicht haben, ein Land
für sich zu erbeuten, so pflegt ihre Politik keinen zu
eiligen Gang zu nehmen. Zuerst arbeiten ihre Zeitungen
vor, indem sie die innere Fäulniss und Misswirthschaft
des Landes, die Grausamkeit seiner Beamten und
Machthaber in den schlimmsten Farben schildern und
diesen schmählichen Zustand als eine Störung und
Vernichtung der Cultur darstellen. Die nächste Folge
dieser alltäglichen Schmähberichte in der Presse ist,
dass sich anfänglich Wohlthäter einstellen, um angeb-
lich zu helfen, worauf sich Rösewichter hinzugesellen
und beide den Plan fassen, das Land :u erobf-rn. Die
Wohlthäter ralhen aus guter Absicht, man müsse die
grausamen Machthaber um jeden Preis, sei es auch
durch Waffengewalt, zu stürzen und dem armen Volke
zu helfen suchen. Die Bösewichter sind natürlich von
vornherein geneigt, mit Feuer und Schwert vorzugehen,
und so gehen beide Theile in ihrer Politik schliesslich
lland in Hand.
Haben die Europäer dann ein Land erobert, so sind
sie sehr stolz, indem sie die unterworfenen Völker als
Sciaven behandeln und der Welt verkünden: „Wir
haben uns, um die Entwicklung der Cultur zu fördern,
gezwungen gesehrn, das Land zu erobern. Die Er-
oberung war daher unser gutes Recht." So haben die
Europäer schon viele barbarische Völker in den übrigen
Welttheilen unterjocht oder vernichtet. Ihr Grundsatz
ist: Der Stärkere muss über den Schwächeren herr-
schen, und nach diesem Grundsatz beherrscht Europa
die Welt. Damit hat es auch in Indien grossen Erfolg
gehabt und sucht es in der Türkei dasselbe zu er-
reichen. Wie fürchterliche Schilderungen bringen die
europäischen Zeitungen und Zeitschriften über die
Schreckensherrschaft und Misswirthschaft der Türken;
und in der neuesten Zeit ziehen sie auch über China
so los wie über die Türkei.
Zwar verachten und schmähen uns die Europäer
schon seit langer Zeit, aber seit dem Kriege mit Japan
noch viel heftiger und zügelloser als je zuvor. Kurz
gesagt, der Chinese ist ihnen ein Barbar, das chine-
sische Volk eine Bande von Heuchlern und Betrügern,
unsere Religion Unsinn, unser Staat verrottet u. s. w.
,Aus diesem Grunde," so schreiben die europäischen
Zeitungen, „müssen wir Chinas Selbständigkeit ver-
nichten und dem Volke eine freiere Verfassung und
höhere Bildung verschaffen, sonst wird China dem
weiteren Fortschritt der Cultur sehr hinderlich sein,
und das ist gegen den göttlichen Willen." So urtbeilea
alle Zeitungen in Europa einstimmig, und alle be-
haupten immerzu : Das ist recht, China muss aufge-
theilt werden.
Nach dem Völkerrecht, das von den alten Römern
stammt, verfährt man so bei der Eroberung eines
feindlichen Landes: Steht der Feind auf gleicher Stufe
der Cultur, so darf man sein Land nur nach bestimmten
Gesetzen einnehmen und bebandeln. Bei Kämpfen mit
barbarischen Völkern aber braucht man diese Gesetze
nicht zu beachten. So behandelten auch die Japaner
die Formosaner als Barbaren, und alle Europäer hielten
dies für recht, denn alle europäischen Völker halten
China für ein Barbarenreicb, das nicht auf gleichem
Fusse mit ihnen steht. Deshalb haben sie alle die Ab-
sicht, sich bei guter Gelegenheit in unserem Lande
festzusetzen, und Europa wird es mit den l8 Provinzen
Chinas so machen wie Japan mit Formosa.
Nach dem jus gentium der alten Römer, auf dem
das moderne internationale Völkerrecht beruht, darf
der Sieger in eine Stadt, deren Cultur auf gleicher
Höbe steht, nur durch das Hauptthor einziehen. Wenn
er aber einen Barbarenort bezwingt, so zieht er da
ein, wo es ihm passt. So machten es auch die Eng-
länder und Franzosen, als sie im Jahre 1860 Peking
eroberten, ein Beweis, dass die Europäer uns als Bar-
baren betrachten.
Ferner haben England und Deutschland im Jahre
1897 beim Wechsel der Gesandten ihre neuen Vertreter
für Peking aus Afrika berufen, offenbar mit der Ab-
sicht, in China eine gleiche Politik wie in Afrika zu
betreiben ; und beide Staaten glauben, dass eine solche
Politik ganz rechtmässig sei, obwohl sie es doch ganz
und gar nicht ist. Dagegen bat Deutschland sich ge-
weigert, unseren neuen Gesandten Huang anzunehmen,
unter dem Vorwand, dass er vorher einen zu niedrigen
Rang und Titel besass. Diese unhöfliche Behandlung
von Deutschland ist doch sehr zu verwundern. Und
warum geschab dies? Warum? Herr Huang ist nämlich
ein sehr kluger Politiker und hätte vielleicht Deulsch-
lands schlaue Politik durchkreuzt.
Weiter hat Deutschland ohne oder nur aus gering-
fügiger Ursache Kiautschau besetzt, dann Russland ohne
Grund Tülienwan und Port Arthur und ebenso Eng-
land Weihaiwei. Die Vereinigten Staaten von Amerika,
Canada und Australien haben ohne Recht unseren
Arbeitern die Einwanderung verboten, während Russen,
Franzosen, Engländer und andere Fremde das Recht
haben, in China Eisenbahnen zu bauen, und ihnen vor
Begierde nach unseren Bergwerken gleichsam das
Wasser im Munde zusammenläuft. Dabei mischen sie
sich in unsere Rechtspflege ein und bindern so die
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
innere Ordnung. Sie verachten uns und behandeln uns
wie Barbaren oder Sclaven, wie Thiere oder Leichen.
Eine solche Behandlung ist der höchste Grad der
Grausamkeit dieser sogenannten Culturstaaten Europas.
Das müssten die Europäer doch selbst bedenken !
Unser himmlisches Reich China steht nicht auf
gleicher Stufe mit Indien und der Türkei. Seit Er-
oberung Indiens durch England sind mehr als ioü
Jahre verflossen. Seitdem haben die Engländer üherall
englische Schulen gegründet und sich sehr viel Mühe
gegeben, die Kenntniss der englischen Sprache zu ver-
breiten. Trotzdem hören wir kaum, dass die Indier
sich dadurch auf eine höhere Stufe der Cultur erheben.
Das kommt davon, dass die Indier kein Talent für
Cultur haben und deswegen mit den Europäern nicht
gemeinsam fortschreiten können.
Es sind schon 40 Jahie her, dass die Türkei von
den europäischen Staaten missachtet wird. Trotzdem
hat man in der Türkei nicht den Muth und auch nicht
die Fähigkeit, sich aufzuraffen und mit Fleiss emporzu-
arbeiten. Allerdings macht besonders der Unterschied
der Religionen es fast unmöglich, dass sich die ein-
zelnen Volkstheile enger zusammenschliessen, und darum
ist der jetzige Zustand der Türkei fast unverbesserlich.
Aber unser grosses Reich der Mitte ist ganz anders
beschaffen und durchaus nicht mit Indien oder der
Türkei zu vergleichen. Den Krieg mit Japan haben
wir zwar verloren, doch steht es mit uns noch keines-
wegs so schlimm wie mit Indien seit über 100 und
mit der Türkei seit 40 Jahren. Ich gebe zu, auch
nach dem Frieden von Schimonoseki sind unsere hohen
Hof- und Staatsbeamten ohne Thatkraft und Begeiste-
rung geblieben. Anders steht es mit dem Volke. Alle
tüchtigen Jünglinge studiren die Ursachen unserer
Schwäche und die Mittel zur Wiederherstellung unserer
alten Macht und streben mit aller Mühe und Ungeduld
darnach, die Schande von unserem Reiche zu tilgen.
In der f^auptstadt merkt man das freilieb noch nicht
so sehr, wohl aber in dt^n Städten und Dörfern der
Provinzen, wo ein frischeres geistiges Leben herrscht,
ausgenommen bei den alten Schullehrern.
Man stellt zwei gegentheilige Behauptungen auf.
Die Einen sagen, China muss zugrunde gehen ; denn
in Europa hat man sich heimlich verabredet, es in
fünf Jahren aufzutlieilen, und ausserdem ist bei uns im
Innern ein grosser Aufstand ausgebrochen. Andere
sagen dagegen, China wird nicht zugrunde gehen; denn
so viele tüchtige Jünglinge im ganzen Lande haben
eine so starke Begeisterung, dass sie nicht ohne
weiters den Fremden wie Sclaven oder Thiere werden
gehorchen wollen. Ich meine dazu, wenn wir ruhig
und gründlich beide Behauptungen überlegen, so haben
wir keine Ursache zu befürchten, dass China unter-
gehen wird, im Gegentheil dürfen wir hoffen, dass es
immer stärker uöd mächtiger werden wird, und zwar
aus folgenden drei Gründen :
1. Es ist sicher, dass in Zukunft in China viele
junge Talente erstehen werden.
2. Die niedrigen Löhne unserer Arbeiter, ihr Fleiss
und ihre Sparsamkeit werden die Leistungen Chinas
so vermehren, dass wir Europa wirthscbaftlich er-
drücken werden.
3. Es ist gewiss, dass die Chinesen im Kampfe ums
Dasein in den fremden Colonialstaatea das Ueber-
gewicht erlangen werden.
Zunächst behaupte ich, dass China in Zukunft viele
junge Talente hervorbringen wird. Europas Stärke
Wurzelt in keiner anderen Ursache als in seiner
grossen Menge von Talenten. V^enn man China, das
seit Jahrhunderten in sich abgeschlossen und erstickt
ist, mit Europa, das in alle Welt hinausgeht und alle
Talente fördert, vergleichen wollte, so würde man
sofort erwidern, dieser Vergleich sei verrückt. Ueber-
legt man sich jedoch Alles ruhig, so ist der Vergleich
keineswegs verrückt. Ich will das an einem Beispiel
beweisen.
Vor mehreren Jahren wurden junge Schüler von
uns nach Amerika gesandt. Wie ich hörte, verstanden
sie vor ihrer Ankunft in Amerika kein Wort Englisch,
aber schon nach zwei Jahren traten sie sämmtlich in
ein Gymnasium ein und gehörten bald in allen Classen
zu den besten Schülern. Sie lernten so vorzüglich,
dass alle Lehrer sich sehr verwunderten und sie
ausserordentlich belobten. Leider konnten sie ihre
Studien auf dem Gymnasium nicht beenden, denn es
trat vorher ein Umschwung in der Regierung ein,
und sie mussten deshalb nach China zurückkehren.
Mehrere darunter haben sich jedoch aus eigener Kraft
iu bestimmten Fachwissenschaften weiter ausgebildet
und werden bis auf den beutigen Tag von amerika-
nischen gelehrten Kreisen sehr geschätzt.
Ausserdem sind andere junge Leute nach Europa
gegangen und haben dort Gymnasien und Universi-
täten besucht. Auch darunter haben nicht wenige die
europäischen Studenten übertroffen. Und dabei waren
die Schüler, welche die Regierung ins Ausland ge-
schickt hatte, nicht etwa unter den tüchtigsten" ausge-
wählt, sondern noch unter dem Durchschnitt. In China
geben nämlich alle Eltern, die ihre Kinder Beamte
werden lassen wollen, denselben eine solche Erziehung,
dass sie nur die vorgeschriebenen Prüfungen bestehen
sollen. Diejenigen Schüler aber, die genug erlernt
hatten, um die amtlichen Prüfungen bestehen zu
können, weigerten sich entschieden, nach dem Aus-
land zu grhi^n, und es wurden nur solche fortgeschickt,
die unsere Prüfungen nicht bestehen konnten. Es ist
also klar, dass aus diesem Grunde unsere in's Aus-
land gesandten Studenten nicht zu vergleichen sind
mit den japanischen, die als die klügsten Köpfe aus-
gewählt werden, bevor sie ins Ausland gehen. Da nun
unsere kaum mittelmässigen Studenten die besten
amerikanischen übertrafen, so brauchten wir bloss
unter den 200 Millionen männlichen Bewohnern von
China die tauglichsten auszuwählen und sie in - prakti-
schen Wissenschaften zu erziehen, so würden wir in
zehn Jahren gewiss alle Welt überstrahlen und Alles
sogar noch besser machen als die Weissen.
Die Unfähigkeit der Indier kommt daher, dass diese
Race von Natur aus keine Anlage zur Cultur besitzt.
Ebensowenig die rothe, schwarze und gelbbraune Race.
Alle diese Racen sind gegen die Weissen weit zurück.
Mit der weissen Race lässt sich nur unsere gelbe
Race vergleichen. Denn Alles, was die Weissen ver-
mögen, können die Gelben auch machen. Der beste
Beweis dafür ist, dass Japan seit 40 Jahren ^les Gute
von Europa gelernt hat und jetzt Alles ebenso fertig
bringt. Die Japaner stammen jedoch zu einem grossen
Theil aus unserem China, und was die Japaner leisten,
können wir natürlich erst recht leisten.
Die Trägheit der Türken beruht auf ihrer Religion.
Diese Mohammedaner sind immer wie umnebelt und
müssig und wissen sich nicht vom Schlechten zum
Guten zu bekehren. Ihre grausame Begierde, die Be- _.
kenner anderer Religionen zu tödten, geben sie als Hl
Gottes Willen aus, und die im heiligen Glaubenskriege
gefallenen Gläubigen, so heisst es im Koran, werden
von Gott nach dem Tode in den siebenten Himmel
erhoben. Das ist doch eine ganz barbarische Religion I
Im Gegentheil dazu ist unsere Religion sehr mild und
duldsam und in jeder Beziehung gut. Obgleich sie seit
längerer Zeit allerdings etwas verdunkelt ist, so wird
man doch nicht nur in unserem himn>lischen Reiche,
sondern auch in der übrigen Welt sie schätzen lernen,
sobald sie sich von ihrer Verdunkelung reinigen und
überall bekannt werden wird. Da nun, wie ich aus-
einandersetzte, unsere Race und unsere Religion so
gut geartet sind, wird es nicht mehr lange dauern.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
dass wir unterdrückt und wie Sciaven oder Hunde
oder Pferde behandelt werden.
Ich habe gehört, mit looo tüchtigen Talenten kann
schon ein Reich bestehen und mit lo.ooo tüchtigen
Talenten sogar zu grosser Macht gelangen. In unserem
riesigen himmlischen Reiche, das eine so gute Race
und Religion besitzt, wird es aber nicht schwer sein,
unter je 20.000 Männern ein tüchtiges Talent zu er-
balten. Das ist also der erste Grund, warum China
immer stätker und grösser werden wird.
Den zweiten Grund bildet die grosse Masse unserer
billigen, sparsamen und fleissigen Arbeiter. Wenn wir
das wirthschaftliche Getriebe der Welt überblicken,
so finden wir in Europa mehr vornehme Leute als
Arbeiter, dagegen in China weit mehr Arbeiter als
Vornehme. Das ist der Hauptgrund unserer Schwäche
wie unserer Stärke in Ost und West. Aber Glück
entsteht aus Unglück und Unglück aus Glück. Deshalb
wird es nach zehn Jahren zu einem grossen Zusammen-
stoss der beiden Racen kommen in Folge der Ucbcr-
zahl der gelben über die weissen Arbeiter.
In Europa entwickeln sich die Maschinen mit jedem
Jahre mehr, so dass die Arbeiterzahl in den Fabriken
täglich wächst, und alle Arbeiter verlangen höhere
Löhne und geringere Arbeitszeit. Daraus entstehen
oft Drohungen mit Ausständen, und die Fabrikbesitzer
haben darunter sehr zu leiden. Schritt für Schritt
drängt diese Bewegung vorwärts. Sic ist eine Wirkung
der allgemein verbreiteten Bildung des Volkes, und
diese Bildung wird von Jahr zu Jahr grösser. Die-
jenigen Leute aber, die von ihrer Bildung auch nur
einen bescheidenen Unterhalt gewinnen können, wollen
nicht mehr Arbeiter werden, und so vermindert sich
mit der Zunahme der allgemeinen Bildung die Zahl
der Arbeiter. Je weniger Arbeiter, desto theurer die
Löhne und damit die Kosten der Fabrication. Die
Fabrikanten müssen jedoch möglichst schnell und billig
liefern und darum die Löhne herabzusetzen suchen.
Also wird der Streit zwischen Arbeitern und Fabri-
kanten immer bedeutender. PoHtiker und Gelehrte in
Europa beschäftigen sich mit der Lohnfrage, und alle
halten sie für die allergrösste Frage der Welt. Wenn
aber jetzt schon zu wenig Arbeiter in Europa sind,
wie soll das erst in zehn Jahren werden ? Alle Preise
steigen, man kommt in immer schlimmere Verlegen-
heit, die Staaten gerathen in grosse Noth, und Alles
verlangt nach Vermehrung der Arbeiter, damit die
Löhne und alles andere billiger werden.
Von 400 Millionen Chinesen gehören über die Hälfte
dem Arbeiterstande an, und unsere Arbeiter sind sehr
fleissig und billig und können länger als die Europäer
bei der Arbeit aushalten. Deshalb wird China nach
zehn Jahren dies Uebergewicht benutzen und damit die
Weissen unterdrücken. Dann wird die Bedeutung der
chinesischen Arbeiter die Aufmerksamkeit der ganzen
Welt erregen, und überall wird die Fabrication zum
grössten Theil durch die Hände chinesischer Arbeiter
erfolgen.
Japan hat nur etwas mehr als den zehnten Theil
der Bevölkerung von China. An Flciss und billigen
Löhnen unterscheidet sich schon der japanische Arbeiter
sehr von dem europäischen, der chinesische Arbeiter
aber ist noch fleissiger und billiger als der japanische.
Dabei spielen die Japaner seit mehr als zehn Jahren
mit ihren Fabricaten auf dem ostasiatischen Markte
eine grosse Rolle, und auf dem amerikanischen Markte
beträgt ihr Umsatz jährlich mehrere hundert Millionen.
Hat man aber in Europa und Amerika schon vor dem
kleinen Japan Angst, so wird man, da der Chinesr
noch wohlfeiler und fleissiger arbeitet, vor der Industrie
des riesigen China noch eine weit grössere Furcht
haben müssen.
Die Vereinigten Staaten von Amerika haben aus
diesem Grunde ein grausames Ausweisuogsgesetz gegen
unsere Arbeiter erlassen. Das Gesetz gefällt jedoch
den amerikanischen Fabriksbesiuern keiaeswegs, and
es ist auch nur wegen der Eifersucht der zahlreichen
kleinen Arbeiter entstanden, da diese an Fleisa und
Sparsamkeit die Chinesen nicht erreichen können. In
Nordamerika hat man kein anderes Mittel gehabt als
das grausame Gesetz, ein Beweis, wie sehr die Lei-
stungsfähigkeit, der Fleiss und die Billigkeit unserer
Arbeiter die Amerikaner in Eifersucht und Schrecken
versetzt haben. Obgleich sich aber die Amerikaner da-
durch vorläufig geschützt haben, werden ihre Fabri-
kanten durch das Gesetz in grosse Noth gebracht, und
nach zehn Jahren schon wird deren Verlegenheit so
gross werden, dass man das Ausweisungsgesetz wird
aufheben müssen.
Ich komme nun zum dritten Grunde der künftigen
Grösse Chinas, indem ich behaupte, dass die Chinesen
in den fremden Colonialstaaten das Uebergewicht er-
langen werden.
Was hat Europa zu so hoher Macht verholfen ? Nicht
zum wenigsten der reiche Ertrag seiner Colonien.
Europa ist fast der kleinste von allen Erdtheilen
und dabei, den Norden von Russland ausgenommen,
am dichtesten bevölkert. Seit drei bis vier Jahrhun-
derten schon ist man wegen dieser Dichtheit in grosse
Noth gerathen und hat darum andere Erdtheile auf-
gesucht und entdeckt, wie Columbus Amerika u. s. w.
Die weisse Race wanderte in alle vier anderen Erd-
theile aus und erlangte überall Macht, Recht und Vor-'
theil. So entstand ihre heutige Grösse. Sie wäre an
ihrer Fülle in Europa zugrunde gegangen, wenn Europa
sich selbst verschlossen hätte.
Wo hat aber der Weisse trotz jahrhundertelanger
Colonialpolitik gute Erfolge gehabt? Nur in den Ver-
einigten Staaten von Amerika, nicht aber in Canada,
Australien, Afrika u. s. w. Die europäischen Mutter-
länder treiben besonders seit den letzten Jahrzehnten
sehr eifrig Colonialpolitik, doch ohne entsprechenden
Erfolg. Namentlich in Afrika wie im Nordwesten von
Asien sieht man nur geringe Früchte ihrer Thätigkeit.
Sind daran allein die vielen wüsten und unwirthlichen
Landstriche schuld ? — Nein !
Brasilien in Südamerika und Mexico in Mittelamerika
erstrecken sich durch warme und heisse Zonen. Brasilien
ist i6mal und Mexico Jmal grösser als Frankreich.
Dieses hat im Durchschnitt 72 Einwohner auf i im*,
Mexico indessen nur 5 und Brasilien gar nur 1*41
Diese beiden Länder haben ungefähr das gleiche Klima
wie China und sind ebenso fruchtbar und ausserordent-
lich reich an allerlei Erzeugnissen des Bodens. Länder,
die an Naturschätzen reicher sind, gibt es überhaupt
nicht, und trotzdem können die Weissen aus eigener
Kraft diese Länder nicht tief genug durchdringen,
üeberall liegen weite Gegenden noch unbebaut, weil
es an Menschen zu ihrer Bearbeitung fehlt, und ob-
wohl den europäischen Unternehmern beim Anblick der
grossartigen Naturschätze sozusagen das Wasser im
Munde zusammenläuft, macht die Cultur aus Mangel an
Arbeitern keinen bedeutenden Fortschritt. Europa hat
dafür eine zu geringe Arbeiterzahl, und alle Arbeiter
können nicht auswandern, um den Reichthum der
ganzen Welt zusammenzuraffen.
Sämmtliche europäischen Staaten, Russland ausge-
nommen, besitzen viele vornehme Leute und wenig
.Arbeiter. Nach den Ländern, wo man schon vorge-
arbeitet hat, kann Europa noch genug Menschen ent-
senden, nicht aber dahin, wo noch Alles im Urzustände
ist. Dafür ist die 2^hl der Europäer zu gering. Aus
diesem Grunde richten sich die Europäer, wie unser
Sprichwort sagt, mit tausend Händen und hundert Mil-
lionen Augen wohl nach Ostasien, nicht aber nach
dem unbebauten Südamerika.
Es ~ gibt fünf Racen auf der Welt. Die rothe Race
wird mit der Z'it verschwinden. Die schwarte und die
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
gelbbraune sind sehr faul und können sich nicht selbst
ernähren, da sie nicht im Stande sind, Entbehrungen
zu ertragen und ernstlich zu arbeiten. Darum brauchen
wir von diesen beiden Racen nicht weiter zu sprechen,
obwohl sie nicht untergehen werden. Die allertüch-
tigste, die weisse Race ist trotzdem unfähig, unan-
gebaute Länder zu cultiviren. Wer allein kann also
die Länder cultiviren und die ganze Erde reich und
schön gestalten? Nur die gelbe Race. Ohne Chi-
nesen hätte man bei der Colonisirung von Nord-
amerika, Australien u. s. w. nicht so schnelle Erfolge
errungen. Die weisse Race behandelt aber die Chinesen
so, wie man auf der Jagd den Hund nicht achtet, der
den Hasen bringt, oder beim Fischen das Netz, das
die Fische fängt. Gerade so wenig beachten uns die
Weissen, Trotzdem werden die Erfolge der Chinesen
im Westen von Nordamerika und in Australien nicht
verschwinden. Sie haben bis dahin nur für die Weissen
gearbeitet, für sich selbst aber keinen Nutzen und Vor-
theil gehabt. Das ist die Folge, dass unser Reich so
schwach ist und wir nicht wussten, wie schlau die
Weissen sind. Darum haben wir alles Recht, das wir
bekommen sollten, den Weissen überlassen. Alles haben
wir bisher verloren, doch sind uns endlich die Augen
aufgegangen und wir zu der Ueberzeugung gekommen,
dass unsere Race nur für sich selbst immer tüchtig
weiter arbeiten soll. Das ist der dritte Grund, warum
China sicherlich immer bedeutender und mächtiger
werden wird.
Um dieses Ziel zu erlangen, müssen wir vor Allem
unser Reich zu voller Kraft erheben. Man wird freilich
sagen, die fremden Mächte haben schon fest beschlossen,
China in fünf Jahren unter sich zu theilen, und die
innere Verwirrung in China ist so gross, dass es
scheint, als ob wir vor Sonnenuntergang ständen. Wie
kann man also so närrisch sein, über Chinas Zukunft
zu schreiben? Selbst jedes Kind muss sehen, es ist
unmöglich, unser Reich zu retten. Ich aber entgegne so:
Washington hat sieben Jahre gekämpft, um die Ver-
einigten Staaten zu befreien, und in neuerer Zeit haben
die Nord- und Südstaaten vier Jahre mit einander ge-
rungen, und doch bat Nordamerikas Macht keinen Schaden
gelitten, Napoleon hat die Menschen gemäht wie der
Bauer das Gras, und wie oft hat Frankreich seit loo
Jahren die Verfassung geändert, doch hat dies Frank-
reichs Stärke nichts geschadet. Japan wurde vor 40
bis 50 Jahren von Russland, Amerika und England an
seinen Küsten bedroht und beschossen, und im Innern
kämpften die Chosbuner und Satsumaner mit allen
übrigen Japanern, und trotzdem ist Japan nicht schwächer
geworden. Darum hört, ihr meine Leser, die Noth wird
auch unser himmlisches Reich wieder mit frischer Kraft
erfüllen, es vom Tode zu neuem Leben erwecken und
vom drohenden Untergang zu weiterem Fortbestand
erheben. Es ist sehr schlimm, dass meine Landsleute
zu wenig den Grund unserer heutigen Gefahr erkennen,
wenn sie ihn aber erkennen werden, so wird unser
Reich bald aus aller Noth gerettet sein.
THIERLEBEN UND JAGDVERHÄLTNISSE
IN DEUTSCH-OSTAFRIKA.
Ueber die Thierwelt Deutsch-Ostafnkas sind srbr
viel irrthümliche Vorstellungen und ebenso sehr ver-
schiedene Ansichten verbreitet, je nach den Eindrücken;
Erlebnissen, Wahrnehmungen, welche sich neueren
Forschern und Jagdliebhabern dort boten.
Mit der fortschreitenden Ausbreitung des colonisato-
rischen Werkes und der wachsenden Ausdehnung der
culturcllen Zone erfährt auch der Thierbestand an
einzelnen Stellen eine Abminderung, während er an
anderen sich vermehrt, an keinen aber dem Menschen
in der Unterwerfung des Hinterlandes ernste Schwierig-
keiten macht. Ueber die Verschiebungen, die sich in
der Thierwelt innerhalb des deutschen Schutzgebietes
vollzogen haben, haben in letzter Zeit aufmerksame
Beobachter mehrfach Mittheilungen gemacht, die Inter-
esse gewähren. Es sei deshalb nachstehend in kurzen
Zügen ein Bild entworfen von der Vertheilung der-
jenigen Thierarten, welche, sei es, dass sie zur Er-
nährung des Menschen dienen oder im Verkehrs-,
industriellen oder wirthschaftlichen Zwecke in Betracht
kommen. In der Hauptsache stützt sich diese Schilde-
rung auf die Angaben und Aufzeichnungen zweier
Männer, welche in der neuesten Zeit theils als Reisende,
theils als Colonisatoreu sich um die Afrikaerforschung
verdient gemacht haben. Es sind damit die Herren
Bronsart v. Schellendorf und Dr. Schöller gemeint.
Beide ausgezeichnet durch den Fleiss und den Ernst,
mit welchem sie die von ihnen ins Auge gefassten
Aufgaben behandelten.
Wie der Erstere berichtet, kommen am Kilimand-
jarogebirge und in den Steppen am Meru und Kili-
mandjaro kommen wohl fast alle Wildarten Afrikas vor,
von den Riesen der Thierwelt, dem Elephanten, Nashorn
und Flusspferde, bis zu kleinsten, den zierlichsten Anti-
lopen. Auch nahezu alles Raubzeug ist zahlreich vertreten,
ganz besonders kommen viele Löwen vor. Wühl nirgends
in unserem Schutzgebiete ist noch ein solcher Elephanten-
stand wie am Kilimandjaro und den Merubergen. Feste
Wechsel oder Standorte haben die Elephanten nicht,
sondern befinden sich ununterbrochen auf Wanderungen.
In grossen Zügen kann man, wenn man das Ganze
überschätzt, bei diesen Thieren von einer Art Regel-
mässigkeit sprechen, da sie, bestimmten Futterarten
folgend, zu bestimmten Zeiten in gewissen Gegenden
erscheinen. Wie die jungen Thiere riesengross sind,
so riesig sind auch die regelmässigen Zeitperioden,
welche ihre Wanderungen bezeichnen. Nicht nur das
Futter ist bestimmend für diese Wanderungen, sondern
Regenfälle und die Beunruhigung durch die Mensclien.
Namentlich die planlose Jagd, wie sie leider immer
noch am Kilimandjaro betrieben wird, hält die Thiere
in steter Unruhe, in einer Art nervöser Auffegung.
Fraglos hat diese stete Nervosität auch einen un-'
günstigen Einfluss auf die Fortpflanzung der Elephanten.
Nicht nur durch das positive Abschiessen werden sie
decimirt, sondern auch die Fortpflanzung wird be-
hindert. Es ist unbegreiflich, dass immer noch nichts
Energisches geschieht, um gerade am Kilimandjaro den
Elephantenstand zu erhalten, wo zweckmässige Maass-
regeln verhältnissmässig leicht durchzuführen sind.
Die Elephanten sind nach SunJerson dumme Thiere,
aber sehr gelehrig. Sie fallen sehr leicht in ihnen ge-
stellte Gruben. Ihr Gerucbsinn ist hervorragend aus-
gebildet. Gehör ebenfalls, wohingegen Gesicht sehr
schlecht ist; daher erste Regel bei der Jagd : lautloses
Schleichen und unter dem Wind bleiben. Das Leben
des Elephanten hat entschieden etwas Menschliches,
d. h. das Familienleben und das Heerdenleben. Eine
solche Heerde hält zusammen, als ob sie zu einem
Corps gehörten. Der Wachedienst ist vorzüglich organi-
sirt. Den Marsch betrachten die Thiere als Dienst.
Haben sie eine Wanderung vor sich und sich ein be-
stimmtes Ziel gesetzt, so wird eben nur marschirt ;
Fressen gibt es nicht unterwegs. Kaum dass sie sich
am Bach oder Tümpel etwas Ruhe gönnen oder sich
im Schlamme wälzen. Wenn sie es thun, so geschieht
es in einer Art Hast; in den nächsten hohen Bäumen
schuppern sie sich, einer nach dem anderen — so
dass der ihm folgende Mensch später am Baume die
Höhe des höchsten Bullen taxiren kann — und dann
geht es eiligst weiter. Erst wenn sie ihren beabsichtigten
Futterplatz erreicht haben, tritt einige Ruhe ein. Die
Thiere schieben sich zwischen den schwankenden
Büschen und Bäumen bin und her, fassen mit dem
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Rassel Aeste und Blätter, man hört das Krachen der
brechenden Aeste. Trifft der Mensch auf solch eine
äsende Heerde, und die Thiere bekommen Wind, so
verstummt der Lärm plötzlich, man sieht wohl noch
etwas Staub aufwirbeln, immer ferner einige Baum-
kronen ruckweise schwanken, und lautlos, fast ge-
spenstisch ist die Heerde verschwunden. Meist wird
aber der Elephant nur krank geschossen, und in den
seltensten F'ällen bekommt der Jäger ihn. Häufig finden
ihn die Bewohner einer ganz anderen Landschaft. Die
Wadschagga, welche ja wie alle Neger nur soweit
rechnen, wie ihre Nase reicht, freuen sich darüber,
wenn recht viel geknallt wird, da sie dann dauernd
die Aussicht haben, viel Elfenbein zu finden. Auf diese
Weise wird trotz wiederholter Warnungen verfahren,
und so wird bald der schöne Elcpbantenstand ver-
schwunden sein. Kommen Elephanten in die Steppen,
so stellen ihnen die Massais mit vergifteten Pfeilen
nach ; ihre Art zu jagen ist weit rationeller, weil sie
brillant spüren und die Jäger fast immer ihre Ele-
phanten bekommen, dabei hilft ihnen die Uebersicbt-
lichkeit der Steppen.
Giraffen sind wieder zahlreich in den Steppen und
Plussläufen, nachdem sie vor circa acht Jahren bei
der grossen Wildseuche fast alle gefallen waren. Es
haben entschieden auch Einwanderungen stattgefunden.
Man hat häufig Heerden von 40 bis 50 in der Steppe
angetroffen; bis auf 600 m an die Station Moschi
kamen einst zwölf Giraffen. Auch sie haben keinen
regelmässigen Wechsel ; ihr Wandern hängt vom Blätter-
schmuck der Dornakazien und in der Trockenzeit von
Wasser ab. Sie sind enorm scheu und sehr schwer
anzupürschen und brauchen einen guten Schuss, am
besten an der Grenze zwischen Hals, Widerrist und
Schultern ; mit dem Schuss liegen sie meist im Feuer.
Die Gnus leben in ungezählten Mengen in den
Steppen (weisse und bunte Gnus, wie in den zoologi-
schen Gärten). Ihre Jagd hat am meisten Berechtigung
und ist am ergiebigsten. Wenn man vernünftig jagt,
kann der Bestand vollkommen erbalten bleiben. Man
muss es nicht machen wie andere Herren, denen das
Anpürschen zu langweilig ist, und die bis auf 300 bis
400 m erst eine Anzahl krank schiessen, ehe sie einen
Bullen umlegen. Am besten ist das Anpürschen an
einzelne Gnus. Es ist sehr schwer und erfordert viel
Geduld. Ist em Gnu aufmerksam oder bat es Verdacht
geschöpft, so muss man oft eine Viertelstunde und
noch länger versteckt liegen, damit es sich wieder
beruhigt. Man soll besonders beim Gnu nur schiessen,
wenn man eines guten Schusses sicher ist. Bester
Schuss Halsblatt, nahe am Hals, sonst verliert man
das angeschossene Thier meist oder muss stundenlang
hinterher sein, da in der Steppe zu viel sich kreuzende
Wildsorten sind, und der Schweiss meist bald aufhört,
auch muss man ein krankes Thier immer im Auge be-
balten.
Das Zebra wird nicht gejagt, im Gegentheil, es
erfährt eine sorgfältige Schonung.
Wir haben bei der brennenden Transportfrage noch
immer kein Zugthier in Ostafrika und werden ein
solches aus ausserafrikanischen Ländern wohl auch
nie bekommen, trotz aller Versuche. Die Engländer
haben an 2000 Esel, Pferde, Maulthiere für den Bau
der Uganda-Eisenbahn angeschafft, von denen ihnen
das Stück 25 — 50 £ kostet ; dabei weiden zu beiden
Seiten der Bahn grosse Heerden von Zebras herum.
Uns ergeht es noch schlimmer, denn einmal haben
wir zu solchen Sachen nicht die Mittel, auch gar nicht
die colonialcn Beziehungen auf der Welt, um über-
haupt Thiere in genügender Zahl zu bekommen.
Pferde, Maulthiere, Mascatesel, ja selbst eingeborene
Esel crepiren an der Tse-tse-Fliegc, an Anthrax und
anderen noch nicht aufgeklärten Krankheiten ret-
tungslos.
Das einzige Thier, das positiv immun ist, ist das
Zebra. Schon diese einfache Ueberlegung genügt, um
die Zukunft dieses l'bieres zu kennzeichnen. Oass ei
zieht, ist vielfach erwiesen. Es fragt sich aber nur,
ob man Zebras in genügender Zahl schaffen kann.
Das Doppelnashorn ist sehr häufig. Es treibt sich
in den Uferwaldungen und in den Tscbctschuner und
Situma-Bergen herum. Wenn nach Abbrennen der
Steppe junger Nachwuchs kommt, 10 kommen die Nas-
hörner auf ihren parallelen Wechseln aus den Bergen
durch den Fluss in die Steppe, und man kann noch
um 7 — 8 Uhr Morgens in allen Richtungen einige äsen
sehen. Um Ys9 '-""' ^i'"^ ^'^^ meist im Walde. Einigte,
die sich zu voll gefressen haben, bleiben auch tags-
über in der Steppe unter Dornakazien und Gestrüpp
liegen ; diese neigen besonders zum Annehmen. Diese
Thiere sind entschieden gefährlich für die Eingeborenen,
namentlich die zum Essenkauf nach dem Berg gehenden
Massai- und Ndorobbo-Weiber, für einen Europäer,
der gut Jäger ist und die Gewohnheit der Thiere
kennt und M, 88 führt, dagegen ziemlich ungefährlich.
Was die Handhabung der Jagd in Deutsch-Ost-
afrika betrifft, so herrscht auf diesem Gebiet ein Zu-
stand der Regellosigkeit, ja der Zügellosigkeit, welcher
dem reichen Bestand an Nutzthieren und dem Wild
verhäugnissvoll zu werden droht. Es ist nicht sowohl
der unabhängige, jetzt mit einem guten Gewehr neuerer
Construction bewaffnete Eingeborene als vielmehr der
unter deutschem Oberbefehl stehende, mit dem Mauser-
Gewehr ausgerüstete Schutztruppensoldat (Askari),
von welchem die Verheerung der Thierwelt ausgeht.
Die Karawanen auf dem Marsche müssen ihre Träger
mit F'leisch versorgen; dies geschieht am einfachsten,
indem man das Wild schiessen lässt, Stationen brauchen
Fleisch, und wiederum werden die Askari zur Jagd
geschickt. Eicentrisch voranschreitend, wird so der
Kreis grösser und grösser, der der Verödung preis-
gegeben wird. An der Küste von Deutscb-Ostafrika
ist die Jagd schon jetzt, nach dem ersten Jahrzehnt
der Colonisation, stellenweise sehr wenig lohnend. In
der directen Umgebung des Gouvernementssitzes ist
jetzt nicht viel mehr zu erjagen, aber es wird besser,
je weiter man sich davon entfernt. Marschirt man
z. B. von Bagamoyo an der Küste entlang nach
Pangani, so gibt es immerhin schon einige Wasser-
vögel, die Jagdgelegenbeit bieten ; ferner Bekassinen,
Reiher, Störche, Brachvögel, Seeschwalben, Reiher-
läufer und Strandläufer in grosser Zahl am Meeres-
strande, Trappen in der Grassteppe, auch hin und
wieder eine kleine Antilope, die flüchtig am Horizonte
verschwindet, und Flusspferde sind das erste grosse
Wild, das man zu Gesichte bekommt. Aber sie kennen
den Jäger so gut wie dieser sie, und meist ist das
Flusspferd der Klügere, es tummelt sich vergnüglich
im Meere und streckt nur die Nasenöffnung so wenig
zum Wasser heraus, dass es unmöglich wird, einen
Schuss anzubringen.
Wendet man sich dann bei Pangani z. B. nach dem
Innern und folgt dem Panganiflusse aufwärts, so bietet
die Jagd auf der ersten Tagreise kaum eine nennens-
werthe Abwechslung. Einige Sumpf- oder Wasservögel
belegen den Fluss, Frankoline und Perlhühner gehen
hier und dort mit charakteristischem Locktone vor der
Karawane auf und nieder, dann liegt ein kleines
Krokodil auf einem überhängenden Baumstamme des
Panganillusses, oder man hört in der Feme das
Schnaufen eines Flusspferdes. Schliesslich, nachdem
man schon tagelang gewandert, wird die erste Anti-
lope erlegt, und auch diese ist zweifellos nur ein
Buschböcklein, Dort ist die Grenze des eigentlichen
hohen Wildes bei Buiko, also ungefähr acht Tage-
märsche von der Küste entfernt. An jener Stelle tritt
das Paregebirge bis nahe an den Fluss heran und
lässt nördlich eine langgezogene Steppe frei, die sich
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
längs des Pangani hinzieht, während sich jenseits des
Flusses endlos die grosse Massaiebeoe erstreckt. Diese
Grenze des hohen Wildes ist scharf gezogen. Während
man vorher kaum auch nur eine grössere Antilope zu
entdecken vermag, tauchen oberhalb Butkos ganz
plötzlich Kuhantilopen, Gazellen, kleine Kuduantilopen,
Zebras, Strausse, grosse Trappen und Wildschweine
auf, sogar Giraffen- und Elephantenspuren werden,
wenn auch aus der Regenzeit, sichtbar. Von hier ab
beginnt nun längs des Panganiflusses ein kleines Jagd-
eldorado. Es ist am Pangani thatsächlich Alles, was
man nur erhoffen konnte, und angesichts der grossen
Nähe der Küste in ganz erstaunlicher Zahl.
Gerade in dieser erwähnten Steppe scheint noch
nicht allzu viel und allzu häufig gejagt worden zu
sein, sie ist allerdings auch von den nächsten Ansiede-
lungen etwas unbequem zu erreichen. Zu den oben
angeführten Wildarten tritt noch das Nashorn hinzu,
die Giraffengazelle, die Elen- und Suaraantilope, der
Wasserbock, der Riedbock, Grandigazelle etc.
Die oberen Regionen des Kilimandscharo und des
Meruberges beherbergen einige Elephantenheerden, die
alljährlich in kleinen Trupps in die Panganiebene etc.
herabsteigen und vereinzelt auch von den Europäern
dort zur Strecke gebracht werden. Leichter wie diesen
fallen sie den Eingeborenen zum Opfer, die speciell
am Meruberge die Jagd ausüben, ohne dass man eine
Controle darüber haben kann. Da in jenen Theilen
Ostafrikas die Elephanten allmälig seltener werden,
jedenfalls im Verhältniss zur Westküste bedeutend ab-
genommen haben, so würde es, um eine vollkommene
Ausrottung zu vermeiden, mit Freuden begrüsst werden
müssen, wenn es gelingt, den Elfenbeinhandel und den
regulären Abschuss der Elephanten nur in die Hände
der Europäer zu bringen. Auf diese Weise würden
wenigstens die Weibchen, jedenfalls die noch säugenden
jungen Thiere geschont bleiben.
Was die Verfolgung des Elephanten betrifft, so sind
Elephanten in ganzen Heerden weniger aggressiver Natur
wie einzelne isolirte alte Einsiedler-Bullen, die häufig
angeschossen angreifen. In einzelnen Gegenden, wie
am Nordufer des Victoriasees, wo die Elephanten
häufig und viel gejagt sind, werden sie ausser-
ordentlich gefährlich, und es mag dort vorkommen,
dass sie sogar unangeschossen zum Angriffe über-
gehen.
Die Jagd auf Strausse ist ohne Pferde mit ziem-
lichen Schwierigkeiten verknüpft, da der Strauss ein
so scharfes Gesicht hat, dass er den Jäger früher er-
späht wie dieser ihn, was eine Anpürsche sehr er-
schwert. Die Weibchen sind schliesslich noch sorgloser,
aber man hat es natürlich auf die schön gefärbten
Männchen abgesehen, und man kann es geradezu als
ein besonderes Jagdglück bezeichnen, wenn man ein
solches zur Strecke bringt. Irgendwie in die Enge
getrieben, verlieren die Thiere jedoch vollkommen
den Kopf und rasen dann manchmal ganz planlos umher,
wobei sie dann manchmal in allerdings denkbar be-
schleunigtem Tempo direct auf den Jäger zurennen, ihm
so Gelegenheit zum Schusse geben.
In neuerer Zeit, wo man auch in unserer Colonie
beabsichtigte, Strausse zu züchten, wird man mehr
das Jagen der Strausse einschränken müssen ; man hat
dann eine grössere Chance, entweder die alten Thiere
durch Treiben einfaugen zu können oder junge Strausse,
respective Eier von den Eingeborenen zum Kaufe zu
erhalten. Das Project der Straussenzucht in der deut-
schen Colonie hat bisher in der Nähe des Kilimandscharo
bestanden und wird hoffentlich zur Realisirung ge-
langen. Die Federn gerade des dortigen Straussen-
materiales sollen hervorragend gute und schöne sein.
Jenseits des Merubeiges ist man 'n der eigentlichen
Massaisteppe, und hier entwickelt sich nun das reichste
und mannigfachste Thierleben, welches man sich vor-
zustellen in der Lage ist. Hier in der Massaisteppe mit
den dazwischen liegenden kleinen Salzseen sind alle
Vorbedingungen enthalten, die dem Wilde erwünscht
sein können: eine endlos mit Gras bewachsene Fläche,
die der Fuss des Europäers noch kaum berührt hat,
wo also das Wild noch nicht die verderbliche Wirkung
des Feuergewehres kennt, dazwischen einzelne be-
waldete Hügelpartien und hier und dort in der Steppe
lichter Akazienbestand. Diese Massaisteppe dehnt sich
aus bis zum Victoriasee und weit hinein in den Süden
der deutschen Colonie und findet in englischem Ge-
biete ihre Fortsetzung. Sie beherbergt Alles, sagt
Dr. Schöller, was man von afrikanischem Wilde sich
vorstellen mag : auf den endlosen Grasflächen das
Zebra, den Strauss, das Gnu, die Grandi- und Thomsoni-
gazelle, die Kuhantilope, das Nashorn, an den Ufern
der Flüsse, an dem sich entlang ziehenden Wald-
streifen, den Wasserbock und die Suara-Antilope,
vielleicht auch die Giraffengazelle, und in dem lichten
Akazienbestande die Giraffe. Die Uferseen sind be-
deckt von zahllosen Wasservögeln, von unendlichen
Mengen grosser und kleiner Flamingos, Möven, Strand-
läufer, Marabus etc., und sollte ein Süsswasseriluss
die Ebene durcbfliessen, so ist er zweifellos, wie die
Süsswasserseen, die Heimat zahlloser Flusspferde und
Krokodile. Besteigt man irgend einen Hügel inmitten
der Ebene, so hat man meist ein so wunderbares Bild
afrikanischen Thierlebens ; es ist hier speciell die
Strecke unterhalb des Natronsees gemeint, wie man es
sich schöner nicht auszudenken vermöchte. Es ist ge-
radezu unmöglich, sich hier ein Bild zu machen von
dem unendlichen Reichthum an jagdbarem Wilde, den
man heute noch in von Europäern wenig betretenen
Gebieten antrifft. Noch anziehender wird zweifellos
das Bild, wenn gar das eine oder andere Raubthier,
z. B. ein Löwe, majestätisch zwischen den Thier-
heerden einherwandelt. Einzeln, meist zu zweien, einmal
sogar zu sieben beisammen, sieht man die Löwen am
hellen Tage auf der Athi - Ebene einherschreiten,
mitten zwischen den Gnu- und Zebraheerden, denn
diese sind an den Anblick bereits so gewöhnt, dass
sie kaum dem Löwen ausweichen. Ganz so majestätisch
wie im zoologischen Garten sieht der Löwe dann
allerdings nicht aus, meist zieht er es vor, so kurze
Zeit wie nur möglich in der Nähe des Menschen zu
verweilen, und sucht sein Heil in der Flucht. Es ist
dies freilich kein beschleunigtes Davonrennen, sondern
ein sich allmäliges Zurückziehen, wobei der Löwe
nicht versäumt, hin und wieder einen Blick rückwärts
nach dem Menschen zu werfen, den er jedoch nur
ungern so nahe heran lässt, dass man eine Kugel an-
zubringen vermöchte. Trifft man ihn an dem Cadaver
eines erlegten Wildes, so ist er mehr geneigt, den
Menschen zu erwarten, ihn anzunehmen. Im Allge-
meinen ist der centralafrikanische Löwe weniger gefähr-
lich wie der südafrikanische.
Ueber die Gewohnheiten und den Charakter des
Löwen gibt ein erfahrener englischer Jäger, Kirby,
sehr belehrende Aufschlüsse. Seiner Angabe nach
haben die Löwen im Allgemeinen die gleichen hervor-
stechenden Eigenschaften, obgleich ein jeder natürlich
seine eigene Individualität besitzt, so dass es unnjög-
lich ist, ein richtiges Urtheil über den Charakter und
die Handlungsweise von einem oder zweien unter ge-
wissen Umständen zu gewinnen, da Andere in einer
ähnlichen Lage doch sehr verschieden handeln können.
Scheu und zurückgezogen von Natur, sind sie nur
selten während des Tages zu treffen, ausser wenn sie
bei einem Mahle gestört werden, und selbst dann
gehen sie sehr schnell und erschreckt fort, wenn sie
die Annäherung gewahr werden. Wenn sie in unmittel-
barer Nähe überrascht werden, so springen sie ge-
wöhnlich mit tiefem, kurzem Grunzen davon. Es ist
in der That des Tages über durchaus nichts von
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
ihnen zu fürchten, wenn man sie nicht weiter belästigt
oder wenn sie «ich nicht in einem halbverhungerten
Zustande befinden, Sic pflegen gewöhnlich unter tiefem
Grollen einige Schritte gegen den Eindringling zu
machen, wahrscheinlich, um ihn zu veranlassen, so
schnell wie möglich sich zu entfernen, aber es ist
nicht zu befürchten, daas sie unter solchen Umständen
angreifen. Ein verwundeter Löwe jedoch ist ein ganz
anderes Wesen und nimmt den unvorsichtigen Jäger
oft an, zumal wenn er eingeengt ist. Ein Löwe greift
niemals weiter als auf höchstens 27 m Entfernung an.
Gewöhnlich aber ist die Entfernung geringer. Er be-
ginnt mit einem anscheinend langsamen Trab — in
Folge der grossen Länge des Thieres ist die schnell
zurückgelegte Strecke beträchtlich — pflegt in einer
Entfernung von ungefähr 20 Schritten zu halten, das
grosse Haupt tief zwischen die Schultern gesenkt und
dabei unaufhörlich zu brüllen. Wenn er dann nicht
gehindert wird, so stürmt er mit einem heftigen An-
prall an, aber springt nicht. Man hat gesagt, dass
ein Löwe niemals seinen Angriff ausführen wird, wenn
sein Gegenüber ihn furchtlos anschaut, aber erfahrene
Jäger lachen über diese Behauptung. Einige Löwen
können vielleicht durch ein kühnes Auftreten zurück-
geschreckt werden, aber dazu gehört eine gewaltige
Kühnheit, wenn die Löwen sich zum Angriff an-
schicken.
Die Löwen pflegen einmal am Tage, am Abend
zwischen Sonnenuntergang und 10 Uhr, zur Tränke zu
gehen, aber wenn sie während der Nacht ein Thier
gerissen haben, gehen sie gelegentlich zur Tränke, zu-
mal wenn die Beute in der Nähe vom Wasser liegt.
Sie haben dann gewöhnlich schon i '/j — 2 Stunden
gefressen. Nach der Rückkehr fressen sie noch zwei
Stunden und nehmen wieder Wasser zu sich, und nach
einem dritten Besuch des Thieres trinken sie noch
einmal, ehe sie für den Tag sich zur Ruhe legen.
Wenn das Thier fern vom Wasser liegt, so bleiben sie
dabei oder in der Nachbarschaft bis zum Morgen, aber
trinken unfehlbar, nachdem sie diese verlassen haben
und ehe sie sich in ihren Schlupfwinkel zurückziehen.
Sie schlürfen laut und mit Ausdruck und augenschein-
lichem Vergnügen und pausiren immer zwischen drei
oder vier Zügen. Löwen pflegen an demselben Ort eines
Flusses selten zweimal zu trinken, wenn sie nicht ein
Thier in der Nähe gerissen haben, aber wenn Wasser
selten ist und die Teiche von einander entfernt liegen,
so sind sie natürlich gezwungen, einen Teich häufig
aufzusuchen.
Während des Tages liegen sie in irgend einem dicken
Rusch in der Nähe des geschlagenen Thieres, häufig
in einem dicken Binsendickicht oder in einer grösseren
Fläche von langem, trockenem Gras, aber noch häufiger
in dickem, niedrigem Busch mit vielem Schatten. In
der Regel gehen die Löwen in Partien von drei oder
vier auf die Jagd, aber man trifft auch nicht selten
Trupps von sieben, acht oder neun.
Die Sprungkraft des Löwen ist nach Kirby's Ansicht
bei weitem überschätzt, obwohl sie sehr beträchtlich
ist. üie Löwen geben sich sehr selten die Mühe, selbst
den kleinsten Bach zu überspringen, sondern ziehen es
immer vor, herum oder hindurch zu gehen. Er be-
zweifelt, ob ein Löwe mehr als 20 Fuss ebenen Grund
mit einem Sprunge decken könnte, obwohl er einmal
eine I-Öwin auf ein Ufer hinaufsptingen sah, welches
zum mindesten 20 Fuss hoch war, und zwar ohne dass
«le anscheinend irgend welche Kraft aufwandte. Ueber
die Fähigkeit der Löwen, Bäume zu ersteigen, ist bis
jetzt sehr wenig genau festgestellt. Man hat früher den
Fall erlebt, dass rine Löwin 20 Fuss auf einem Raum
kletterte, um einiges Btiton (getrocknetes Fleisch) zu
holen, welches die Kaffern dort zum Trocknen ausge-
hängt hatten. Einem schweren männlichen Löwen würde
es natürlich unmöglich sein, zu klettern, aber es scheint
^=^
L««dn
je;
kein Grund vorzuliegen, warum nicht einfr i/&w\a das
tbun sollte ausser, wenn sie sehr schwer ist, da dann
die Kraft der Klauen nicht ausreicht, um den schweren
Körper zu halten. Üie Klauen der leichteren Leoparden
und anderer Felisarten sind stärker im Vcfbiltnisa xa
dem Gewicht, welches sie zu tragen haben, und daher
erklettern diese Thiere Bäume sehr leicht. Uass eic
Löwe wie ein Tiger angreift und sich an einem Baum
aufrichtet, um den zu erreichen, welcher ihn verwundet
bat, oder welcher seine Aufmerksamkeit nach der Ver-
wundung auf sich gezogen hat, ist eine zweifellos fest-
stehende Thatsache, aber es muss in der That als un-
gewöhnlich selbst von einer Löwin bezeichnet werden,
wenn sie auf einen Baum klettert.
Ein vollkommen erwachsener Löwe pflegt 40 Pfund
Fleisch auf einmal von einem 1 hiere zu fressen, das
gross genug ist, um ihm noch einmal am nächsten Tage
Nahrung geben zu können. In der zweiten Nacht pflegt
er mehr zu fressen, wahrscheinlich weil er mehr Zeit
hat, da doch in der ersten Nacht manche Zeit ver-
loren gegangen ist durch das Oeflnen und Ausnehmen
des erbeuteten Thieres und Abreissen des Haares. Das
Fleisch wird dann in grossen Stücken verschlungen.
Das Fressen wird von einem bässlicben und unan-
genehmen Grunzen begleitet, wenn die Nacht vorw&rts
schreitet und der Leib sich füllt.
Von kleineren Raubthiercn sind verhältnissmässig
häufig der Serval und eine Reihe anderer kleiner Wild-
katzen, die man bei Tage dann und wann in hohem
Grase oder niederem Buschwerke antrifft, dann auch
die in Afrika stets unvermeidlichen Hyänen. Hievon
ist die kleinere gestreifte Art die mehr nördliche, die
gefleckte grössere die südlichere Art, doch kommen
im mittleren Afrika sicher beide Arten vor. Diese
Thiere bieten auch nicht den minimalsten Reiz, weder
in jagdlicher noch in zoologischer Hinsicht, sie sind
ein widerliches, dreistes und dabei doch feiges Ge-
sindel, die immer und überall lästig fallen und stören.
Die Giraifenjagd endet im Allgemeinen mit einer
ziemlichen Ernüchterung des Jägers. Die Thiere geben
anscheinend ganz langsam weg, man läuft ihnen nach,
so schnell man vermag und gibt dann endlich die Ver-
folgung auf, nachdem man zu der Ueberzeugung ge-
kommen, dass trotz der langsamen Bewegungen der
Giraffe es unmöglich ist, sie einzuholen. Wesentlich
günstiger gestaltet sich die Situation, wenn man sie in
den Wald hineintreiben kann, wo es leicht ist, ganz
nahe und unbemerkt an die Giraffe heranzukommen,
wobei sie dann gänzlich den Kopf verliert.
Das Ufer des Victoriasecs ist von jagdbarem Wilde
wenig bewohnt, da es meist bewaldet oder angebaut
ist. Dagegen sind die Ufer reich belebt von den ver-
schiedenartigsten Wasservögeln, wie Gänsen, Enten,
Kormoranen, Möven etc., und in dem See tummeln
sich zahllose Flusspferde, während mitunter riesige
Krokodile auf den Felsen sich sonnen. Die Jagd auf
Krokodile ist meist eine hoffnungslose Sache. Sei es,
dass sie auf den Felsen liegen oder auf der Ober-
fläche des Wassers dahintreiben, fast stets geben sie
nach dem Schusse verloren, sie sinken im Wasser unter.
Hat man Zeit zu warten, so ist man sicher, sie am
dritten Tage zu erbeuten, alsdann kommt das verendete
Thier wieder an die Oberfläche. Meist jedoch xiebt
man weiter und überlässt das Krokodil seinem Schicksale.
Unterhaltender und reizvoller ist die Jagd auf die Fluss-
pferde im See ; sie entbehrt auch nicht der Gefahr,
besonders wenn man vom Boote aus jagt. Das Fluss-
pferd, wenn es einigemale beschossen, wird direct ag-
gressiv, es greift also ohnewciters den Menschen an sowie
auch das Boot. Dass angeschossene Thiere dies ibun, ist
recht begreiflich ; da das Flusspferd eine nicht zu
unterschätzende Kraft besitzt, so muss das Boot siem-
lich gross sein, um erfolgreich einem Angriffe wider-
stehen zu können, und dies sind die Canoes von Ein-
8
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
borenen in keinem Falle. Eine Flusspferdjagd auf dem
See spielt sich in den meisten Fällen in der Weise
ab, dass man in einem Boote auf die im See sich
tummelnden Thiere zufährt und versucht, einen Schuss
in dem Augenblicke anzubringen, wo das Thier die
Nase aus dem Wasser herausstreckt, um Luft zu
schöpfen. Es ist durchaus erforderlich, will man das
Flusspferd sofort tödten, dass die Kugel ins Gehirn
dringt, und dieses ist überaus klein. Gelingt es, so sinkt
das Fiusspferd sofort unter und kommt am nächsten
Tage wieder an die Obei fläche, wo man sich der
Beute bemächtigen kann, andernfalls ist die Verfolgung
recht schwierig, jedoch interessant. Diese mit der Jagd
verbundenen Gefahren machen dieselbe auf dem See
recht annehmbar, während es weniger waidmännisch
ist, vom Ufer eines Flusses aus, die in demselben auf-
tauchenden Flusspferde zu erlegen. St.
DENKSCHRIFT ÜBER KIAU-TSCHOU.
Dem deutschen Reichstag ist eine im Reichsmarioe-
amt ausgearbeitete Denkschrift über die Entwicklung
von Kiau-lschou zugegangen, welche eine Uebersicht
über die Organisations- und Verwaltungsthätigkeit in
dem neuen Schutzgebiete seit Abschluss des deutsch-
chinesischen Vertrages vom 6. März 1898 bis Ende
October i8g8 gibt. Im Eingang wird betont, dass bei
allen Maassnabmen der Marineverwaltung in dem neuen
Schutzgebiete der wirthschaftliche Gesichtspunkt im
Vordergrunde gestanden habe. Entscheidend für die
Zukunft des Platzes sei — unbeschadet seiner militärisch-
maritimen Bedeutung als Flottenstation — in erster
Linie seine Entwicklung als Handelscolonie, als wichtiger
Stützpunkt der deutschen Kaufmannschaft in Ostasien
für die Erschliessung eines weiten Hinterlandes. Aus
diesem leitenden Gedanken ergaben sich zweierlei
Verwaltungsgrundsätze: i. Grösstmögliche Selb-
ständigkeit des Gouvernements gegenüber den heimi-
schen Behörden. 2. Grösstmögliche Zurückhaltung
der staatlichen Organe bei Maassnahmen auf dem Ge-
biete von Handel und Industrie; Zollfrciheit und grund-
sätzliche Gewerbefreiheit; Zurücktreten der staatlichen
Verwaltung zu Gunsten weitgehender Selbstverwaltung
nach Maassgabe der fortschreitenden Entwicklung des
Schutzgebietes. Die Denkschrift verbreitet sich über
alle in Betracht kommenden Punkte.
Sehr ausführlich beschäftigt sich die Denkschrift mit
den Grundbesitzverhältnissen. Das deutsche Pachi-
gebiet umfasst überschläglich 540 km^ mit etwa 60.000
bis 80.000 chinesischen Bewohnern. Von der grössten
Wichtigkeit, aber auch Schwierigkeit war die Regelung
der Besitzverhältnisse. Die deutsche Verwaltung hat
es sich angelegen sein lassen, sowohl einem wucheri-
schen Hinaufschnellen der Preise seitens der chinesi-
schen Eigenthümer wie ungesunder späterer Specu-
lation in Grundstücken vorzubeugen, und sich das
Vorkaufsrecht für den überwiegenden Theil des in
Betracht kommenden Gebietes gesichert. Da Land zu
Bebauungszwecken von dem Gouvernement nur inso-
weit veräussert wird, als ein wirkliches Bedürfniss vor-
liegt, werden für die besser gelegenen Stellen allmälig
höhere Preise geboten werden. Die gesunde Speculation
ist somit nicht lahmgelegt. Die Landpreisc sind in
einer Höhe gehalten, dass es auch dem weniger Be-
mitielien möglich gemacht wird, Grund und Boden zur
eigenen Niederlassung erwerben. Am 3. October 1898
haben die Landauctionen begonnen. In den fünf ersten
Auctionstagen sind 105.390 m^ zu einem durchschnitt-
lichen Preis von i $ für den m^ verkauft worden.
Die höchsten Preise wurden für die Lagerplätze ge-
boten, zum Mindestgcbol gingen nur sehr wenige Par-
celleo fort. Auf dem Gebiete des Handelsverkehres war
das bemerkenswerthestc Ereigniss die Eröffnung des
Freihafens am 2. September 1898 uod die Errichtung
eines Zollamtes im Pachtgebiete behufs Einfuhr der
Waaren über die chinesische Grenze. Das Zollamt
wird von Deutschen im Dienste der chinesischen See-
zollverwaltung geleitet. Die Zollsätze werden nach dem
für die chinesischen Vertragshäfen giltigen Tarif be-
stimmt. Die Freigabe der Einfuhr in das kleine deutsche
Pachtgebiet konnte für den Kaufmann naturgemäss erst
dadurch erhebliche Bedeutung gewinnen, dass ihm die
Möglichkeit geboten wurde, seine Waaren weiterbin
unter günstigen Zollvcrhältnissen über die chinesische
Grenze gelangen zu lassen. Entsprechend liegen die
Verhältnisse für den Ausfuhrhandel Kiau-tschous.
Der Bau von Eisenbahnen ist die nächste und wich-
tigste Aufgabe der wirthschaftlichen Erschliessung des
Landes. Die Aufgabe bleibt grundsätzlich der Initiative
des Privatcapitals überlassen. Ein geldkräftiges Syn-
dicat, welches weite Kreise der deutschen Industrie
umfasst, ist in Bildung begriffen; auf Veranlassung des-
selben haben die technischen Vorarbeiten (Tracirungen
u. s. w.) für den Babnbau bereits begonnen. Ueber
die förmliche Ertheilung der Concession schweben
zur Zeit noch Verhandlungen mit diesem Syndicat. Dem
wichtigsten künftigen Ausfuhrgegenstand Kiau-tschous,
nämlich der in Sbantung zu gewinnenden Kohle, ist
besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden. Im deut-
schen Gebiete selbst haben sich abbauwürdige Mine-
ralien bisher nicht gefunden.
Die Grundlage des Rechtswesens bildet der Erlass
des Kaisers vom 27. April 1898, durch den Kiau-
tschou zum Schutzgebiet erklärt wurde. Dadurch wurde
das Reichsgesetz, betreffend die Rechtsverhältnisse der
deutschen Schutzgebiete vom 15. März 188S, auf Kiau-
tscbou anwendbar. Den besonderen örtlichen Be-
dürfnissen des neuen Gebietes wurde Rechnung ge-
tragen durch die in Gemässheit des letzterwähnten Ge-
setzes erlassene kaiserliche Verordnung, betreffend die
Rechtsverhältnisse in Kiau-tscbou vom 27. April 1898.
An demselben Tage wurde hiezu eine Ausführungs-
verordnung des Reichskanzlers erlassen. Alle Bewohner
des Gebietes ohne Unterschied der Nationalität, mit
Ausnahme der Chinesen, sind einander in der Juris-
diction gleichgestellt. (Vergl. § l, Absatz i, der kaiser-
lichen Verordnung.) Sie unterstehen seit dem i. Juni
1898 sämmtlich dem deutschen Rechte nach den
Normen der vorbezeichneten Gesetze und Verordnungen.
Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt theils von dem
kaiserlichen Richter als Einzelrichter, theils von dem
kaiserlichen Gericht, welches aus dem Richter und
zwei, beziehungsweise vier Beisitzern besteht. Der
Richter ist vom Kaiser als solcher ernannt und mit
allen Garantien der richterlichen Unabhängigkeit aus-
gestattet. Ais Grundlage der Entscheidungen dient in
bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für Chinesen das
chinesische locale Recht, welches erforderlichenfalls
durch Anhörung angesehener Ortsangesessenen er-
mittelt wird. Die Beibehaltung des chinesischen Straf-
rechtes empfahl sich nicht wegen der nach europäi-
schen Begriffen häufig zu harten Strafen. Es ist des-
halb Anlehnung an die wichtigsten strafbaren That-
bestände des deutschen Rechtes, aber unter weit-
gehender Berücksichtigung der Rechlsanschauungen der ^-.
Chinesen zur Norm genommen. ^m\
Das Vorhandensein einer geeigneten Hafenanlage ist
die Vorbedingung für eine energische wirthschaftliche
Entwicklung von Kiau-tscbou. Für das Gouvernement
ist es nothwendig, im Besitz des Zuganges zu dem
Pachtgebiete und damit auch zum Hinterlande selbst,
also im Besitze des Hafens zu sein, es wird deshalb
auch die eigentlichen Wasserbauten, wie Molen und
Quaimauern, ausführen.
Der Gesundheitszustand war bis zum Eintritt der
Regenzeit gut. Dann traten allgemein häufige Darm-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
katarrbe sowohl unter der europäischen Bevölkerung,
einschliesslich der Besatzung, wie auch unter den
Chinesen auf. Dazu gesellte sich später eine Reihe von
Ruhr- und schliesslich Malariaerkrankungen. Diesen
erlagen vier Personen der Besatzung. Auch Gelenk-
rheumatismen waren häufig. Doch ist mit fortschreitender
Verbesserung der Wohnungs- und Trinkwasserverhält-
[oisse eine schrittweise Hebung des Gesundheitszustandes
mit Sicherheit zu erwarten.
Die im Schutzgebiete eingeführten Steuern sind
bereits früher bekanntgegeben worden. Bei allem Be-
streben, der Colonie eigene Einnahmequellen zu ei-
scbliessen, ist aber, wie die Denkschrift ausführt, der
Fehler zu vermeiden, durch eine Häufung von Steuern
und Abgaben die Einnahmen steigern zu wollen, da
diese das Hereinströmen von Handel und Gewerbe
ernstlich gefährden — und damit die Steuerkraft des
Gebietes dauernd schwächen würden. Ein Ausgleich
für die vom Reich aufgewendeten Beträge wird für die
ersten Jahre im Wesentlichen nur darin erblickt werden
können, dass durch das Schutzgebiet und sein weites
Hinterland ein neues Absatzgebiet für den deutschen
Handel und die deutsche Industrie geschaffen wird.
Als Anlagen sind nebst einigen vortrefflich ausge-
führten Karten eine miiitär-geographische Beschreibung
der Grenzen des Gouvernements Kiau-tschou, eine
Skizze der Flora und ein Bericht des Gouverneurs vom
12. October 1898 beigegeben. In letzterem wird u. A.
über die Trägheit der Chinesen, welche kleinere
Stockungen in den Arbeiten verursachte, geklagt, dazu
aber betont: Im Allgemeinen hat die Bevölkerung sich
sehr gut in den Wechsel der Verwaltung gefunden ;
ernstliche Störungen und unangenehme Zusammcn-
stösse mit der angesessenen Bevölkerung sind über-
haupt nicht vorgekommen.
CHINESISCHE BOTANIK.
Trotzdem man heute mehr als je von China spricht
und seine Einwohner, dank den Berichten von Diplo-
maten, Missionären und Globetrotters, ziemlich be-
kannt sind, mangelt uns doch noch eine eingehendere
Kenntniss der naturwissenschaftlichen Anschauungen
jenes interessanten Volkes. Einen Anhalt dazu gibt
vielleicht der Stand der Botanik in einem Lande, dem
wir so viele Heil-, Nutz- und Zierpflanzen verdanken,
vom Rhabarber bis zum chinesischen Apfel und vom
Thee bis zur chinesischen Aster und Nelke. Wie so
Vieles in China, schreibt die „Köln. Ztg.", muthet uns
auch die Behandlung dieser Wissenschaft seltsam an.
Als einer der ersten und bedeutendsten Gelehrten in
diesem Fache wird noch heute der Mitte dieses Jahr-
hunderts gestorbene Mandarin Yu-lu angesehen. Nach-
einander Ceremonien-, Cultus-, Kriegs-, Finanz-, Land-
wirthschaftsminister und Provinzgouverneur, hatte er
noch Zeit, eine grosse Botanik zu verfassen, dir gegen
2000 thcilwcise von ihm selbst gezeichnete Tafeln
enthält. Daneben stehen aber noch eine Anzahl
„KräuterbOcher" in hohem Ansehen, die zum Theil
bis auf eine mythische Encyklopädie (Pen-tsao) des
Kaisers Schen-nung zurückgehen, der etwa zwei Jahr-
tausende vor Christus gelebt haben soll. Etwas „frischer"
sind die umfangreichen Werke des Kün-fang („Schatz
der Botanik") von 1630 und des Kuang-Kün-fang
(„Neuer Schatz der Botanik") von 1726; ferner ein
Compendium der chinesischen Literatur, dessen bota-
nischer Theil allein 320 Bände umfasst.
Im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung
bereiste ein gewisser Chang-Kien im Auftrage seines
Kaisers Wu-ti den fernen Westen und gelangte bis zu
den Ufern des Ozus, von wo er unter vielen anderen
neuen Pflanzen den Safflor, „Chinesich-Roth'*, die
Bohne, die Gurke, den Koriander, den Sesam mit-
brachte. Seitdem dauerte die EiofObruDg oOtzlicher
Gewächse fort, und wie im Gefolge der Buddhapriettcr,
zu deren geistlichen Obliegenheiten auch die Pflanzen-
zucht gehört, die indische Flora eindrang, so erschien
in späteren Zeiten mit dem Vordringen des Islam
auch die Dattel. Unter dem Kaiser Wu-ti wurde der
erste „botanische Garten" eingerichtet, in dem be-
sonders die aus dem Süden gebrachten Pflanzen ihren
Platz erhielten. Wenn dabei auch die zarteren Arten
zugrunde gingen, so haben doch viele wertbvoUe Be-
reicherungen der Landesflora, Erbse, Spinat, weisser
Senf, Wassermelone u. s. w., hier ihren Ausgangs-
punkt zu suchen. Von nun ab wandten sich die Ge-
lehrten roil noch grösserer Sorgfalt der Botanik zu.
In einer neueren Encyklopädie von 1735 sind 16 Bände
der Abstammung verschiedener Pflanzen gewidmet.
Man machte si..h bald die ganze Welt tributpflichtig.
Kartoffeln kamen über Europa, der Mais, die haupt-
sächliche Nahrung der niederen Volksciassen, unzweifel-
haft aus Amerika. Bemerkenswerth sind auch die Be-
nennungen, die man im Chinesischen den Pflanzen zu
geben pflegt. Wie wir gewöhnt sind, die Pflanzen nach
gewissen äusseren Aehnlichkeitcn — Blutströpfchen,
Katzenpfötchen — oder nach medicinischen Wirkungen
— Grundheil, Wohlverleih — zu benennen, so be-
zeichnen die Chinesen viele ihrer Pflanzen nach ihrer
Verwendung ; so z. B. die Betelnuss pin-lang, etwa so
viel wie „Willkommen", weil man sie dem eintretenden
Gaste mit dieser Anrede anzubieten pflegt. Die Wasser-
melone heisst si-kia, westlicher Kürbis, die den Buddhi-
sten heilige ficus rcligiosa auch bei ihnen lao-chu,
Baum der Weisheit. In der chinesischen Schrift, die
ja Vieles mit der Malerei der Hieroglyphen gemein
hat, wird der Thee beispielsweise durch zwei Zeichen
dargestellt; bei dem einen, volksthümlichen Namen
tscha wird das Zeichen für „Kraut" über das für
„Gold" gesetz»; „goldwerihes Kraut", bei dem anderen,
literarischen Namen ming das Krautzeichen über das
für „Ausdehnung": „Kraut, das im siedenden Wasser
sich ausdehnt." In ähnlicher Weise kommt das Zeichen
für „Kraut" in etwa 2000 Verbindungen, für eben-
soviclc Pflanzen, vor, dasjenige für „Baum" in nahezu
Wie bekannt, reicht die chinesische Gartenkunst bis
ins graue Alterthum hinauf. Schon früh waren Preise
für schöne Neuheiten in Blumen und Früchten aus-
gesetzt, und Liebhabereien verschafften manchen unter
ihnen einen hohen Werth. So zahlte man in Peking
seinerzeit für einen echten Jasminstrauch, dessen Blüthe
zum Paifumiren von Thee, L queuren, Syrupen u.dgl.
benützt wurde, bis zu 50 M. Eine andere Pflanze,
Perguiaria odoratissima, galt für so kostbar, dass der
Vicekönig der Provinz Tschukiang gehalten war, all-
jährlich einige Stöcke davon für die kaiserlichen
Gemächer nach Peking zu senden. Ein eigenthümlicher
Geschmack der Chinesen betbätigt sich auch darin,
dass sie sich vielfach bemühen, Zwergpflanzen heran-
zuziehen. Missionäre versichern, dass sie vierzigjährige
Cypressen und andere Coniferen gesehen hätten, die
bei voller Ebenmässigkeit des Wuchses nicht mehr als
zwei Fuss Höhe gehabt hätten, .^uf ähnliche Weise
wissen sie auf ihren engen Blumenbeeten Seen, Felsen,
Berge und Flüsse im Kleinen darzustellen. Grössere
Gärten finden sich besonders im Umkreise der Gräber
und Pagoden, wo man mächtige Bambusallecn, pracht-
volle Thujas, kastanienblättrige Eichen, Trauerweiden
und Cypressen u. s. w. in reicher .\uswahl und io
den schönsten Exemplaren bewundern kann. In den
Landscbaftsgärtnereicn, worin die Chinesen uns viel-
fach übertreffen, sieht man Paulownien und Katalpen,
Gleditschien und Magnolien, Deutzien und alle .Arten
Spiräen, und zwischen all diesen Bäumen bis hoch in
ihre Kronen hinauf ziehen sich die blauen Guirlandea
der Glycine, die Ranken der mongolischen Clcnatis
10
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
und die mit gelben Blüthen überdeckten Zweige der
Rosa Bancksia. Auch versteht der Chinese die merk-
würdigsten Pfropfungen zu erzielen, wie Eiche auf
Kastanie, Weinrebe auf Brustbeerenbaum, Pfirsich
auf Dattelpflaume. „Sie pfropfen die Quitte auf den
Orangenbaum," schreibt ein Missionär, „und erhalten
danach eine längliche Frucht von der Grösse einer
kleinen Melone, deren Farbe, Fleisch, Kerne, Geruch
und Geschmack zwischen der Orange und Quitte die
Mitte halten." Ausserhalb der Gärten findet man im
Osten nur selten Bäume, da eine kaiserliche Verord-
nung dieselben zu Gunsten des Getreidebaues beseitigen
Hess. Den wenigen bei den Gräbern stehen geblie-
benen wird daher eine um so sorgsamere Pflege und
Verehrung gewidmet. Ueberhaupt bringt der Chinese
den Pflanzen eine Art mystischer, hingebender Zu-
neigung entgegen, die ihn oft zu den schönsten
Poesien begeistert. Es ist daher nicht zu verwundern,
dass er damit ein Streben zu den höchsten Leistungen
im Gartenbau verbindet. „Ich halte es für werth voller,"
sagte der Kaiser Kang-hi in der von ihm heraus-
gegebenen Naturgeschichte, „meinen Untertbanen eine
neue Frucht zu verschaffen, als hundert Porzellanthürme
zu bauen."
Die Landwirthschaft greift, wie schon angedeutet,
bis auf den mythischen Kaiser Schen-nung zurück, der
als erster seines Volksstammes Getreide säete. Zum
Andenken an diesen göttlichen Stifter des Getreide-
baues geschieht es noch heute, dass der „Sohn des
Himmels", angethan mit gelben Kleidern und einen
von Ochsen gezogenen Pflug lenkend, um die Zeit der
Frühlings-Tag- und Nachtgleiche unter Vorantritt des
Stadtoberhauptes von Peking und gefolgt von allen
Prinzen, die historischen fünf Getreidearten: den Reis,
das Korn, zwei Arten von Hirse und die Soja aussäet.
Fünf ist in China die heilige Zahl. Wie die Maasse
sich durch fünf theilen lassen, so gibt es auch fünf
Facultäten, fünf Glückseligkeiten, fünf Elemente, Wasser,
Feuer, Holz, Metall und Erde. Ausser den Getreide-
früchten erntet man in China noch eine Art Wasser-
nuss, zahlreiche Pilze, besonders Champignons, und
viele Gemüsearten. Ebenso mannigfaltig ist auch ihr
Obstbau : Datteln, Cocos, Mangos, Bananen, Brot-
bäume, Ananas und andere Tropenfrüchte sind allge-
mein verbreitet. Die Höhenunterschiede des Landes
bewirken, dass man auf den Märkten oft die Früchte
aller Klimate vereinigt findet. Die Hauptfrucht ist aber
ohne Zweifel der in China heimische Pfirsich, dessen
winterliche Blüthe dort als Symbol der Liebe und
Treue dient. Die Aprikose wird als weniger werthvoll
angesehen. Neben Birnen und Pflaumen gilt als das
volksthümlichste Obst die weit verbreitete Orange und
die Kakifeige. Frisch von orangegelber Farbe, nimmt
sie getrocknet eine scheibenartige Form an und wird
so nach Art der Rosenkränze an Fäden gereiht.
Ueberall sieht man in China den Bambus. Er hat sich
fast allen Boden- und Temperaturverhältnissen des
Landes angepasst und erreicht namentlich im Süden
ein ebenso rasches wie hohes Wachsthum. Man hat
schon Fälle verzeichnet, dass ein starker Bambus
binnen 24 Stunden um 60 — go cm zunahm und in
wenigen Monaten eine Höhe von 20 m erreichte. Diese
stattlichen Arten findet man besonders in der Nähe
von Pagoden. Zu welchen unzähligen Diensten diese
Pflanze herangezogen wird, zu Gemüse und Lecker-
bissen, zu Seilen und zu Papier, zu Schifismasten und
Damenfächern, ist bekannt. Häuser und Dörfer werden
aus Bambus erbaut, und andere schwimmen auf Bambus-
flössen. Besondere Erwähnung verdient noch der Maul-
beerbaum. Auch seine Cultur mitsammt der auf ihn
angewiesenen Seidenraupe wird auf den alten Kaiser
Schen-nung zurückgeführt. Nachweislich war den Chi-
nesen schon länger als 2000 Jahre v. Chr. die Her-
steilung und das Färben der Seide bekannt. Ihr vor
Allem verdankt das Land durch viele Jahrhunderte
seine hohe Blüthe und seinen Reichthum. Ebenso lange
blieb der Seidenbau Geheimniss der Chinesen. Noch
in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung galt
I kg eingeführte Naturseide in Kleinasien etwa 15.000 M.,
Purpurseide bis 40 OOO M. Auf die Ausfuhr der Eier
war Todesstrafe gesetzt. Erst im VL Jahrhundert nach
Christi gelang es persischen Mönchen, Raupeneier und
Maulbeersamen heimlich nach Constantinopel zu bringen,
und von da ab beginnt in kleinen Anfängen die abend-
ländische Seidencultur.
Allerwärts stehen die chinesischen Farben in hohem
Ansehen. Sie werden, abgesehen von den Metallfarben,
die den eigentlichen Malern vorbehalten sind, in der
Hauptsache aus dem Pflanzenreich bezogen. Die Ver-
goldung wird dann auf die Weise hergestellt, dass
man mit einem Pinsel die Umrisse der Zeichnung mit
dem Milchsaft einer Art Gelbholz aufträgt und Blatt-
gold darüber legt, das von dem Saft festgehalten
wird. Die kaiserliche Sonnenfarbe des Gelb, Kiang-
hoang, in der sich ausschliesslich „der Sohn des
Himmels" seinem Volke zu zeigen pflegt, wird nur aus
der Kurkumawurzel gewonnen. Es mag uns Manches
von alledem kindlich erscheinen. Wenn es uns aber
gelingt, die Schwierigkeiten der Sprache zu über-
winden und einen tieferen Einblick in den Gang und
die Geschichte der Entwicklung Chinas zu thun, so
werden wir reichen Anlass finden, ein wenn auch
eigenthümlich, so doch wissenschaftlich und industriell
hoch entwickeltes Volk zu bewundern, das unseres
wachsenden Interesses würdig ist.
CHRONIK.
Asien.
Arabien. Die Aufständischen in Jemen bringen den
türkischen Truppen zwischen Hodeida und Sana eine
Schlappe bei. Das Gebiet von Hudschur soll von den
Empörern gesäubert sein ; doch verlangt Abdullah
Pascha neuerdings Verstärkungen.
Russisch Centralasten. Auf der neuangelegten Eisen-
bahnlinie Merw — Kuschk (Strasse nach Herat) wird der
Verkehr eröfinet.
Indien. Der Mad Mullah besetzt die die Strasse
Pandscbkora — Tschitral beherrschenden Berge und be-
droht den Verkehr auf dieser Strasse. Er wird von
den Truppen des Nawwab von Dir zurückgedrängt, und
im Sebudschnithale finden mehrere Gefechte zwischen
beiden Theilen mit beiderseitigen Verlusten statt. Der
Mad Mullah wird von vielen Anhängern verlassen und
zieht sich, vom Nawwab von Dir verfolgt, gegen den
Indus und Kuhistan zutück; die Stämme aus dem
Swattbale erklären ihm, dass sie mit ihm nichts mehr
zu thun haben wollen, und versprechen auch der indi-
schen Regierung, an seinen Unternehmungen und
anderen Grenzaufständen nicht mehr theilnehmen zu
wollen. — Die Beulenpest nimmt in der Präsident-
schaft Bombay ab, doch in der Stadt Bombay zu;
letzteres ist auch in Madras, Mysore und in den
Centralprovinzen der Fall.
Birma. Die Chinesen wollen bei der Bestimmung der
birmanisch-chinesischen Grenze nicht mitwirken, was
daraus hervorgeht, dass der chinesische Bevollmächtigte
als Abgesandter des Vicekönigs von Yünnan keine In-
structionen hat, da solche auch dieser nicht von Peking
erhalten hat.
Siam. Bei Kentao am Mekong kommt es zu einem
feindlichen Zusammenstoss zwischen einer siamesischen
Abtheilung und der Begleitmannschaft eines französi-
schen Beamten, da dieser den Siamesen den Befehl
gibt, die nach dem Vertrage von 1893 festgesetzte
25 Kilometer-Zone bei Luang-Prabang zu räumen.
ÖSTERRFICHTSCHF. MONATSSCHRIFT FOR DEN ORIENT.
n,
Mongolei. In der östlichen Mongolei wird ein periodi-
sches Auftreten der Pest festgestellt.
China. Die AufstandsbeweguDg im Yangtse-Gcbiete
macht rasche Fortschritte. Itschaog ist bedroht, und
der Vicekönig von Hupeh sendet Truppen dahin ab.
Die Provinz Hupeh ist ebenfalls insurgitt, und bei eiotr
Chris'enrevolte wird ein französischer Priester ermordet.
Zwischen den Aufsländischen und den kaiserlichen
Truppen kommt es bei Sah-Tschiao-Tsang zu einer
Schlacht, aus welcher die Letzteren als Sieger hervor-
gegangen sein sollen. — Kine französische Expedition
geht den Yangtse aufwärts nach dem Aufstand.«gebiete von
Kweitschau ab. — Der Aufstand in Szetschuan breitet
sich immer mehr aus, und es finden ernste Christen-
verfolgungen statt. Der französische Gesandte verlangt
vom Tsungliyamen, dass er binnen zehn Tagen die
Freilassung des französischen Missionärs Flcuiy und
des chinesischen Priesters Huang, die seit Monaten von
den Rebellen Yu-Maog-isc's, des Führers der Auf-
ständischen in Szetschuan, gefangen gehalten werden,
erwirke ; die chinesischen Behörden erklären dies fü'
unmöglich, da sie machtlos sind, und verlangen F'rist-
verlängerung. — Die Lage in Nanking ist unver-
ändert. Der französische Consul fordert eine beträcht-
liche Vergrösserung der französischen Niederlassung
als Entschädigung für den Juli-Aufruhr. Der Taotai
willigt ein, wenn dem auch die Vertreter der anderen
Mächte zustimmten. Die Gesandten Grossbrilanniens und
der Vereinigten Staaten erheben dagegen Einspruch. —
In Port Arthur und Talienwan werden russische Schulen
errichtet. — Die Kaiserin-Witwe empfängt die Ge-
mahlinnen der fremden Vertreter am chinesischen Hofe.
Philippinen. Die Aufständischen erneuern den An-
griff auf lloilo; die Stadt wird von den Spaniern ge-
räumt und von den Philippinern besetzt. Die Spanier
räumen alle Garnisonsorte auf den südlichen Inseln,
ausser Tamboanga und Mindanao. Die Amerikaner ver-
langen von den Aufständischen die Auslieferung der in
deren Händen befindlichen spanischen Gefangenen ; die
Insurgenten weigern sich und verlangen ein Lösegeld
von 20 Millionen Dollars. Die Philippiner sind ent-
schlossen, die Herrschaft der Vereinigten Staaten nicht
anzuerkennen.
Afrika.
Marokko. An der marokkanischen Grenze kommt es
zwischen den feindlichen Stämmen der Beni-Guils und
Reni-Djids zu einem Kampfe, wobei die Letzteren voll-
ständig vernichtet werden. — Nach Tafilet werden
Verstärkungen abgeschickt.
Abessynitn. Ras Makonnen, Menelik's General, macht
dem Ras Mangascha Friedensvorschläge. Dieser zieht
seine Avantgarde von Amba Alagi zurück und lässt
den Negus Menelik um Verzeihung bitten. Ras Ma-
konnen kommt in Makalle an. Ras Mangascha befindet
sich mit einer kleinen Zahl Soldaten in Agame. —
Der Eisenbahnviaduct auf der Linie zwischen Dschi-
buti und Harrar ist fertiggestellt; die Strecke hat be-
reits 35 km erreicht.
Atgyptischtr Sudan. Ahmed Fadhil befindet sich mit
1000 Anhängern östlich vom Blauen Nil, und es werden
seine Bewegungen von Oberst Lewis beobachtet. Der
Khalif befindet sich mit einer Anzahl seiner Anbänger
zwischen dem Weissen Nil und den südlich von Kor-
dofan gelegenen Bergen. — Marchand räumt mit seiner
Abtheilung Faschoda. Die französische Flagge wird
herabgelassen, die britische und ägyptische Flagge werden
auf dem Fort gehisst, und dieses wird sofort von ägypti-
schen Truppen besetzt. Marchand bricht nach dem
Sobatflusse auf. — Nach der Ankunft Lord Kitchener's
in Omdurman wird die Herstellung von Telegraphen-
linien nach Faschoda und Sobat und auch zwischen
Kassala, Gedaref und Sennaar begonnen werden.
Britisch- Wtslafrika. Mehrere Colonnen des west-
afrikanischen Regimentes werden nach Kwellu, Pan-
guma, Karene, Bumban und Kooiadugu detachirt; man
erwartet kein Gefecht. — Die Furcht vor einem Ein-
falle der Sofa* in den Kwellu-Disirict hat sich als un-
begründet erwiesen. — In Kwellu werden 29 Ge-
fangene abgeurtheilt. — Bai Bureh ist oocb in Karene
eingesperrt.
Nigergtbiel. Eine Abtheilung der westafrikanischen
Grenztruppe, die einen eingeborenen Häuptling zu be-
wegen sucht, Kähne zur Beförderung von Lebens-
mitteln auszurüsten, wird am Niger, in der Nähe von
Yelwa, zwischen Jebba und Ilo von den Eingeborenen
überfallen, und der führende Lieutenant Keating, ein
Corporal und zwölf Mann der eingeborenen Truppen
werden getödtet. Zur Züchtigung für den Uebcrfall
gebt eine Truppenabtheilung nach dem Tbatorte ab.
Britisch- Osiafnka. Eine 30 Mann starke Abtheilung
des 27. Balutschi-Rrgimentes wurde auf dem Marsche
nach Malindi von Aufständischen angegriflen. Ein
Qfficier und 12 Mann sind gefallen, 9 Mann wurden
leicht, der englische Lieutenant Hannynton, der die
Abtheilung befehligte, schwer verwundet. Der Nachhut
gelang es, die Aufständischen zurückzuschlagen und
die Verwundeten nach dem 14 englische Meilen ent-
fernten Platz Kisalizi zu bringen, den Balutschis besetzt
hielten. Beim Kampfe verloren die Aufständischen 100
Mann, erbeuteten jedoch Gewehre und Gepäck. Später
griffen sie auch Kisalizi an, wobei sie 25 Mann ver-
loren. Zur Verfolgung der Aufständischen sind Ver-
stärkungen abgegangen.
Congostaat. Zwei Handelsagenten, Badard und Gys-
sels, wurden vom Stamme Budscha in Dundu Sana am
oberen Congo überfallen und sammt 30 Soldaten, die
sie begleiteten, getödtet. Auch eine Abtheilung von
40 Schwarzen, die unter der Führung von zwei weissen
Officieren, Ceulemans und Kessels, nach dem Tbatorte
entsandt wurde, wurde überfallen und massacrirl, und
alle vier Weissen wurden von den cannibaliscben
Siegern gefressen. Die mit der Bestrafung der .Menschen-
fresser beauftragte Expedition Doorne, bestehend aus
sechs Weissen, darunter Lothaire, und 35 Schwarzen,
entgeht einem ihr von den Cannibalen gelegten Hinter-
balte und zerstreut den Stamm.
Portugiesisch- Oslo frika. Die Beira-Eisenbabniinie bat
eine Länge von 70 Meilen erreicht.
Zambesia. Hier herrscht grosse Notblage unter den
Auswanderern, da es wenig Arbeit gibt und an Mehl
mangelt.
Südafrikanische Republik. Der Aufstand im Magato-
Lande wird niedergeworfen, und die f indlichen Stämme
werden zerstreut. Die gegen Mpefu o|) tirenden Truppen
der südafrikanischen Republik nehmen die Stellung der
Aufständischen und machen viele Gefangene ; Mpefui
floh nach dem Limpopo. ,
Zamiiar. Die von Madagaskar kommenden Schiffe
werden wegen der dort vorgekommenen Pestfälle einer
Quarantaine unterworfen.
Madagaskar. Die aufständische Bewegung in Mada-
gaskar ist noch nicht völlig unterdrückt. Die Pest
bleibt auf Tamatave beschränkt. Seit Beginn der
Epidemie beträgt die Zahl der Opfer Ende Dccember
108, darunter 57 Madagassen, 50 Creolen von den
Inseln Reunion und Mauritius und ein Europäer. Im
Innern der Insel werden Vorsichtamaassregeln ge-
troffen.
Australien.
Samoa. Ein Theil der Häuptlinge erwählt Mataafa
zum Könige, ein anderer Theil erhebt dagegen Eio-
sprucb. Auch Tamasese soll oder wird tum Könige
ausgerufen werden. In Folge der Wahl Mataafa':«
brechen Unruhen aus, und dessen .Anhänger nehmen
eine kampflustige Haltung an. Der deutsche Consul
nimmt- ungeachtet der Neutralitätserklärung der Con-
suln fUr Mataafa Partei.
It
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
MISCELLEN.
Der Eisenbahnbau in dem Kaiserreich Siam schreitet
unter der Leitung zweier prtrussischer Baubeamten
rüstig vorwärts. Ursprünglich hatte die dortige Re-
gierung dem Privatbahnsystem sich zugeneigt und an
einige englische und dänische Unternehmer Concessionen
für wichtige Linien crtheilt. Sie machte aber nament-
lich bei der Hauptbahn, die von der Hauptstadt Bangkok
zu dem wichtigen Handelsplatze Korat führen sollte,
schlechte Erfahrungen ; die vertragsmässigen Fristen
wurden von dem Concessionär nicht eingehalten, die
Ausführung entsprach auch nicht den Anforderungen
des Vertrages und liess in jeder Beziehung zu wünschen
übrig. Da entschloss sich vor wenigen Jahren die
siamesische Regierung auf eigenste Initiative des Kaisers
bin, die Anlegung von Bahnen selbst in die Hand zu
nehmen, und berief an die Spitze des technischen
Eisenbahndepartements den preussischen Baurath Bethge,
der bis dahin im Dienste der Firma Krupp gestanden
hatte. Bethge und unter ihm der preussische Bau- und
Betriebsinspector Gehrts leiten auch jetzt noch die
ziemlich umfangreichen Eisenbahnbauten des Staates
Siam.
Die wichtigste Linie ist die von Bangkok nach Korat,
dem Platze, von dem aus der sehr rege Handel mit
den östlichen volkreichen Laosländern betrieben wird.
Bis jetzt ist dieser Ort durch einen mächtigen und in
Folge seiner Fieberdünste fast nicht zu durchschreitenden
Urwald von dem Menamthal und dem südlichen Siam
getrennt; der Verkehr wird durch Ochsenwagen auf-
recht erhalten, stockt aber während der Regenzeit
vollständig. Diese schwierigen Verhältnisse wird die
Fertigstellung der Bahn beseitigen. Schon jetzt rüstet
sich der Handel Bangkoks für die ihm in Aussicht
stehende Erweiterung: die Errichtung von Filialen zur
Belebung des Einfuhrgeschäftes wird für Korat geplant ;
ein grosser Ring von Reishändlern und Reismüllern ist
bereits zur Ausbeutung der weiten, zu beiden Seiten
der Bahn sich hinziehenden Reisfelder von chinesischen
Kaufleuten Bangkoks gebildet worden und lässt es sich
angelegen sein, längs der jeweilig eröffneten Bahn-
strecken Lagerhäuser anzulegen und dem siamesischen
Reisbauer seine Ernte gleich vom Felde weg abzu-
kaufen ; der grosse Holzreichthum der Urwälder ver-
spricht reichen Gewinn, Hölzer werden dort gefunden,
die sonst nicht bekannt sind und wegen ihrer Härte
nur mit Werkzeugen von amerikanischem Hartstahl be-
arbeitet werden können, von den Siamesen auch wegen
ihrer Dauerhaftigkeit Tausendjahrholz genannt.
Die Bahn war, als die Regierung sie dem englischen
Concessionär abnahm, auch in ihren angeblich fertigen
Theilen meist unbrauchbar. Es galt daher, zunächst
diese Strecken in gebrauchsfähigen Zustand zu bringen
und die Bahn dann nach und nach durch den Urwald
vorzuschieben. Die Linie folgt zunächst dem Thale des
Menam bis oberhalb Ayuthia und zweigt dann nach
Osten fast rechtwinklig ab ; die Gesammtlänge ist auf
265 km etwa veranschlagt. Dem öffentlichen Verkehr
ist die Strecke Bangkok — Gengkoi übergeben (125 /4«),
und zwar für den Personenverkehr die Strecke Bang-
kok—Ayuthia (71 km) seit dem 28. März 1897 und
die Strecke Ayuthia — Gengkoi (54^«) seit dem 1. No-
vember 1897, für den Güterverkehr die ganze Strecke
Bangkok — Gengkoi seit dem 31. Jänner 1898. Seitdem
24. November 1897 werden zweimal wöchentlich Per-
sonen schon bis Hinlap mit Materialzügen befördert.
Die ganze Bahn hofft man bis zum i. April 1900 fertig-
stellen zu können.
Der von Baurath Bethge kürzlich erstattete erste
Jahresbericht, der die Ztit vom i. April 1897 bis zum
31. März 1898 umfasst, stellt nach der „Zeitung
des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen " fest, dass
unter Berücksichtigung der besonderen Betriebsverhält-
nisse das Ergebniss dieses Zeitraumes befriedigend
zu nennen ist; es ergab sich nach reichlichen Ab-
schreibungen und Rücklegungen für die letzten
Monate, in denen die Strecke Bangkok — Gengkoi für
den Personenverkehr eröffnet war, ein Reingewinn von
1*5 Percent des rund 8,000.000 Ticals (= rund
10,000.000 Mark) betragenden Anlagecapitales dieser
Strecke. Mit Sicherheit ist auf eine ganz erheb-
liche Verkehrssteigerung zu rechnen, sobald erst die
Bahn fertiggestellt sein wird, da dann nicht nur der
Handel mit Korat sich aller Voraussicht nach gewaltig
heben wird, sondern auch der Wettbewerb der Menam-
dampfschiffahrt, der jetzt den Personenverkehr zwischen
Bangkok und Ayuthia hemmend beeinflusst, sich weniger
störend geltend machen wird. Zur Zeit verkehren täg-
lich drei Züge in jeder Richtung auf der Bahn, und
zwar je einer zwischen Bangkok und einem Vororte,
der Hauptstadt Klong Rangsit, zwischen Bangkok und
Ayuthia und zwischen Bangkok und Gengkoi.
Ausser dieser — amtlich Nagara Rajasima genannten
— Eisenbahn beschäftigen die siamesische Regierung
zunächst noch zwei weitere Projecte: die Bahn Ayuthia —
Lopbburi und die Bahn Bangkok — Pctchaburi. Erstere,
etwa 45 km lang, ist der Anfang der grossen, 600 km
langen Transversalbahn nach Chieng-Mai, die nach
China hinein fortgesetzt werden soll ; sie folgt zunächst
der Bahn Bangkok — Korat und führt von Ban Mayce
ab direct nach Norden ; sie soll ebenfalls bis zum
I. April 1900 bis Lophburi fertiggestellt sein.
Die Bahn Bangkok — Petchaburi (160 km lang) ist
bestimmt, den siamesischen Theil der malayischen Halb-
insel enger an das Hauptland anzuschliessen, und wird
deshalb später voraussichtlich bis zur Südgrenze, bis
zur Höhe des auf der Westküste liegenden Penang,
fortgesetzt werden.
Bombays ZuICUnft. in Indien erscheint unter dem
ritel „Indian Medical Record" eine neue F"achzeitschrift,
die sich in einem Leitartikel mit der Zukunft von
Bombay beschäftigt. Die darin ausgesprochene Ansicht
ist einer kurzen Wiedergabe werth. Es heisst da :
Bombay befindet sich seit dem August 1896 in den
Klauen der Pest und ist jetzt in die dritte Epidemie
eingetreten. Von October 1896 bis Februar 1897 sind
398.000 Menschen aus Bombay geflohen. Die Zurück-
gebliebenen haben sich allmälig mit der Pest vertraut
gemacht, so dass bei dem letzten neuen Ausbruche
keine allgemeine Flucht mehr stattfand. Viele der
vorher Geflohenen aber haben nicht gewagt, zurück-
zukehren, da die Epidemien zu rasch aufeinander
folgten. Hinter alledem steht die schreckliche und un-
heilbar ungesunde Lage der Stadt. Trotz aller Be-
mühungen der britischen Gesundheitsbeamten und der
Ausgabe ungeheuerer Geldsummen seit einer Reihe
von Jahren ist der heutige Stand der Dinge der
folgende: Das Grundwasser von Bombay befindet sich
in beständigem Steigen und erreicht mit jedem Jahre
einen um etwa 20 cm höheren Stand. Vor elf Jahren
befand sich die Grundwasserfläche noch mehr als 3 m
unter der Erdoberfläche, im vorigen Jahre nur noch
12 m. Zwei Ursachen haben dazu beigetragen: erstens
die vom Anfang an ungenügende Entwässerung und
zweitens die Einführung einer reichlichen Wasserver-
sorgung ohne eine genügende Canalisation. Da sich so
die zugeführten Wassermassen anhäuften und den
Boden durchtränkten, erwies sich die Wasserversor-
gung nicht als ein Segen, sondern als ein wahrer
Fluch. Die bankerotte Lage der Stadt in Folge des
langen geschäftlichen Stillstandes lässt keine Hoffnung
übrig, dass dieser unterirdische Ansteckungsherd be-
seitigt werde, und es wird früher oder später der
letzte Bewohner der Stadt vernichtet oder ausgetrieben
werden. So wird sich auf der Stätte, wo sich früher
die grossmächtige Stadt Bombay befand, nur noch ein
Ruinenfeld erheben.
VwuitwortUclMr Kedacteor: B. r. BOBäSLiia.
GH. KBISSBR h M. W£aTBNiiSR, WXBN.
CS OUO I OESTERREICHISCHE
Manatesri^rifi für öm #rieiit.
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WIEN,
JÄNNER 1899.
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•
Dr. Leopold Anton und Marie Dierl'"*"
Preisaufgaben-Stiftung.
Im .Sinne des Stiftbriefes über die Dr. Leopold Anton und Marie Dierl'sche Preis-
aufgaben-Stiftung ist von Seite des Profes.soren-CoUegiums der philosophischen Facultät
an der k. k. Universität in Wien als Thema der vierten philologischen Preisaufgabe ge-
wählt worden :
„Der Einfluss des Arabischen und Persischen
auf das Türkische." .%«°ufys^'
Für die beste Lösung dieser Aufgabe wird durch den gefertigten Ausschuss als
Stiftungs-Curatorium hiemit ein Preis von Fünfzig k. k. Ducaten ausgeschrieben.
IBe-TTT-erloiJLZXg's-IBeciiiDLg-iiLisse.
Zur Bewerbung werden gemäss dem Stiftbriefe nur Personen zugelassen, welche das
Staatsbürgerrecht in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern besitzen.
Die Arbeiten, welche noch nicht veröffentlicht worden sein dürfen und in deutscher
Sprache abgefasst sein müssen, sind in Reinschrift bis längstens 1. Juli 1899 gegen Be-
stätigung bei dem Decanate der philosophischen Facultät der k. k. Universität in Wien
einzureichen.
Jede Arbeit ist mit einem Motto zu versehen und derselben ein versiegeltes, mit
dem gleichen Motto versehenes Couvert beizulegen, in welchem ein Blatt mit dem Vor-
und Zunamen, dem Stande und der genauen Adresse des Autors und, falls nicht schon
aus der Stellung des Preisbewerbers seine österreichische Staatsbürgerschaft hervorgeht,
ein Beleg der letzteren enthalten sein muss. Auf der Arbeit selbst darf sich keine Hindeutung
auf die Person des Autors vorfinden.
Die Prüfung der Arbeiten und die I'.ntscheidung über die Preisbewerbung, welche
dem Professoren CoUcgium der philosophis('hen Facultät der k. k. lTni\prsität in Wien
zusteht, wird mit thunlichster Beschleunigung stattfinden.
Das Autorrecht an der prämiirten Arbeit verbleibt dem Verfasser.
Die Zuerkennung des Preises kann unterlassen werden, wenn keine der einge-
reichten Arbeiten des Preises würdig erachtet werden sollte.
Nichtprämiirte Arbeiten werden gegen Rückgabe der Empfangsbestätigung
zurückgestellt.
Wien, am 29. November 1898.
Vom Ausschusse der niederösterr. Advocatenkammer
als
Cnratoriam der Dr. Leopold Anton nnd Marie Dierrsclie Preisanfgaben-Stifliii.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
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Marburg), Weifsberg, Luttenberg (Gleichenberg), Köflach.
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Siasek, Brod, Banjaluka; Leoben, Vordemberg; Neuberg, Aflenz.
1.40 Nachmittags (Persouenzug): Bares, Agram, Kanizsa, Göns.
2.55 Nachmittags (Personenzug): Wiener- Neustadt, Aspang, Kanizsa,
Budapest.
4.30 Nachmittags (Personenzug): Graz, Leoben.
5.25 Nachmittags (Personenzug): Wiener-Neustadt, Steinamanger.
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9.— Abends (Postzug): Triest, Görz, Venedig, Rom, Mailand; Pola,
Rovigno, Agram; Gonobitz, Budapest (via Pragerhof); Klagenfurt,
Wolfsberg, Meran, Arco, Innsbruck (via Marburg); Luttenberg,
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Agram, Budapest (via Pragerhof); Arco, Innsbruck, Klagenfurt,
Wolfsberg (via Marburg); Luttenberg, Köflach, Wies; Stainz, Leoben.
8.53 Früh (Personenzug): Kanizsa, Bosnisch-Brod, Essegg; Pakräcz-
Llpik, Agram, Budapest (via Oedenbnrg),
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furt (via Marburg), Leoben.
9.40 Vormittags (Personenzug): Steinamanger, Güns.
10. — Vormittags (Schnellzug); Triest, Rom, Mailand, Venedig, Qörz ;
Pola, Rovigno; Fiume, Sissek, Agram, Budapest (via Pragerhof).
1.15 Nachmittags (Personenzug): Graz, Leoben, Vordernberg ; Aflenz.
1.35 Nachmittags (Personenzug): Kanizsa, Güns (Dienstag und Freitag),
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4. — Nachmittags (Postzug): Triest, QÖrz, Venedig, Pola; Rovigno;
Fiume, Sissek, Agram; Radkersburg, Köflach, Wies ; 8tainz,Vordern-
berg, Leoben, Neuberg.
5.35 Nachmittags (Personenzug): Bares, Kanizsa, Budapest, Güns,
Agram, Oedenburg, Wiener-Neustadt.
9. — Abends (Personenzug): Sarajevo, Essegg ; Agram, Budapest,
Kanizsa; Pakräcz-Lipik (via Oedenburg); Gutenstein.
9.35 Abends (Schnellzug): Triest, Görz, Pola, Rovigno; Fiume; Brod,
Sissek (via Steinbrück) ; Budapest (via Pragerhof) ; Gonobitz,
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Ulltig vuui 1. Jknner 1899
bU auf Weiter«.
JFaÖtylaii bcö .,€>cftccretrf|ifc&cn IClajiD*'.
UUtit TOB I. JftBMT iMt
bU anf W«M«rw.
OCEA-mSCHER IDIElsrST.
Indien --China— Japan.
DreizflI.u l- atirieu von Triünt, ro»p Flame
inii iterQhriiDK der Hftfen Port Said Suez, A(lf.o,
Kurrachl, Bombay, Colonibn, Penatigr, Singapore,
HotiKkoDfT, Snaiighai, Yokohama (difse beiden
Hilfen werden alternativ nur jede» »weiten
Monnt berührt) und Kobe. Auf der Ausfahrt kann
Venedig faouttativ angelaufsn werden. AuscIiIuh!«
m Bombay au die Panipter der dirt-nen Linie
Trlent— Bombay — lu lien /wlsebenharen. Bom-
bay ausgenoinmen. können Abfahiten und An-
kilnfle früh er oder später erfolgen. Der Auf
entlialt In Ftume auf der Rtlckfahr: kann um
die lür die Lade- und Umladeoporationen nMbiffe
Zelt verlängert oder verkt\rr.t werifcn. Autier
den oben bcKeichneten Ilfcfon kj^nnen sowobi
auf der Hin- aU auf der Rflckfabrt andere
Kcbellen ('hinaa oder JapatiB oder Manila be-
rührt werden.
Oirecter Dienst Triest— Bombay.
Atilai rt vun Trie»t am S. der Monate Jftuner.
Feb uar, MArK und am 12. Min; femer am 3. der
Monate April, Mal, Juli, tieplember, Ootober,
November und Decemtter. mit BerObrang der
Hufen Port 8aid, Suez. Aden, Bombay. — Die
AnkOufte und Abfahrten In den Zwischenhäfen
können verfrQbt oder vertpAtet werden, jedoeh
ohne das Itinerärmkaoige Eintreffen in den Bnd-
hftftu SU beeinträchtigen. Anschlnu in Bombay
in beiden Rioblongen an die Dampfer derlndo-
China .Iapan-Ii!nie.
Trlest-CalOHtta.
Abffthit von Tr)e*t tau 15. der MoBAie
Jinniir, Ftfbrnar, April, Joal, Alfgott, Septem-
bar, üctobar, November. DMaabermitBerOhtmg
dar Htrea Fioma, Port Skid, Saaa, Maaiana,
Adao, Bombay, Colombo, (Mantta. Anf das Hin-
und RDi'krabrlati ktaaam Coeoaada, Madru mad
andere lUfan der CoromandalKtata augalaafaa
werden. Anf (^en RSckrah'ten i»t dta BaHlaniB(
der Hurmanitclien Reiihlfen lowie anderer
Eohellen de« Kotben und Adriatlacban Maere*
facultatiT. Dm Anlaufen Ton Boabar and
Maasana auf den Hlnfabrten «nd von ^ med Ig
auf den RBrkfahrten Ul bei allen Reiaen facal-
utiv.
MercantlliiieiKt Mch BratillM.
Qamainaobarudlenat mit der «Adrla*. Von t
Triaat, reap. Finma Je eine Abfabrt in den Mo- j
naten Jionar, Februar, M&n. April, Mai. diel
Abfahrten im Juli. %vt*l Abfahrten im Angn.t,
awai Abfahrten Im September, twei Abfahrten
im OctolMr, aina Abfanrt Im Svnmlbm «ad «laa ,
im Denambar. Barthrsaf dar HlfcB ftnaaibac*, |
Bakia, Bio d« Awalf« u« f
rvf
ÖStERREICHISCHK MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
OUtifi'Vom 1. Jänner 189Ü
bis auf Weiteres.
Jlfaijrplan öc^ „(J^cftcrrcirfiif d)cn IClapb'
Ontig vnml. J&nner1*l99
bis auf Wt'ituroB.
XDiEJsrsT XTsa. .A.iDR,iA.Tiscia:Eisr is<ieei*.e.
Beschleunigte Elllinie Triest— Cattaro
At> Trieit je<l«D Donnerstag 10 Uür Frttb,
ia Oattaro Freitag 18 Ulir Mittags, berllbr. :
Pola, Zar«, Spalato, Uravo»a.
Retour ab Cattcro Freitag 2'/, Uhr Nachni ,
In Triest Samsta. .^Vs Uhr FriU>.
Anschluss in Triett an die Eilzüge von und
nach Wien.
Anschluss auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Linie Metkovloh A und in Cat-
taro .in die Hinfahrt der Dalmatinisch- Albanesischen
Linie nach Bari und Brlnillsi.
Linie Triest— Meti(ovich A.
Ab TrlMt Jedeu Mittwoch 7 Lbr Frttb, In
tfetkovich Freitag 4>/, Uhr Nachm., bertthr. :
RoTigno, Poia, Lussinpiccolo , Zara, Zaravecchia,
Sebenico, TraA, 8|ialato, 8. Fietro, Almissa,
Oelsa, 8. Martlno, Macarsca, Oradaz, 8. Olorgio
dt Lesina, Trapano, Fort Opus.
Retour ab Metkovloh Jenen Sonntag 8 Uhr
Früh, In 'iriest Dienstag 1'/, Uhr Nachm.
Anschluss auf der Hinfahrt in Spalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Triest—
CatMro.
Linie Triest— Metkovich B.
Ab Trieit Jeden Samstag 7 Ulir Frtth, in
lletkovlch MoBtag 6 Uhr Nachm., berllbr. :
Pola, Lusvinplecolo. Zara, Zlarln, sebenico,
Rogosinzia, Traä, 8t>alato, 8. Pintro, Postire.
Almissa, Puciscbie, Macarsca, 8. Giorgio dl Le-
sina, Trapano, Gradai, Fort Opus.
Kelour ab Metkovlotl jeden Mittwoch 8 Uhr
Frtth, 111 Triest Freitau 6 Uhr Abends.
Anschluss a<it d^r KUokf»tiri in Spalato an
die Rintabrt der Da Imatlnisch-Albanesischen Linie,
Linie Triest— Venedig.
Vou Triest jeden Montag, Mittwoch und
Freitag um Mlttemacbi Ankunft In Venedig den
darauffolgenden Tag it- , Uhr Früh.
Retour ab Venedig leden Monlag, DienslaK
.ind Freilag 11 Uhr Nachts, Ankunft in Triest
den darauffolgenden 1'ag 6^, Uhr Frtlh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jeaen Mittwoch !■/, Ubr Nachmittags,
in Zara Donnerstag 6 Uhr Nachm., berühr. ;
Cberso, Rabaz. Maliiisca, Veglia, Arbe, LuHsin-
grande, Noyaglia, Va|<aanioue, Porto Manzo.
Retour ab Zara Sonntag 5Va Uhr Früh, In
Pola Montag i Uhr Früh
Dalmatinisch-Albanesische Linie.
Ab Triest jede« Dienstag 7 Uhr Früh, in
Cattaro Donnersiag 't>l, Uhr Abends, berühr.;
Kovigno, Pola, X,.UBsinpiccolo, Selve, Zara, Se-
benico, Spalato, Mllnii, Leaina, CnrEola, Qravosa,
Castelnuovo, Teodo und Rlsano.
Retour ab Cattaro jedeu Montag 11 Uhr
Vorm., in Triest Mittwoch (i Uhr Abends.
Anscliluss in Pola auf der Rückfahrt au die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
iiacli Bari. Brindlsi, Antivarl, Dulolgno, MMua,
Duraizo, Valona, SantI Quaranta, Corfo und
Santa Maura verlängert.. Auf der Rückfahrt von
Bari uud Brindlsi Anschluss in Cattaro nach
Daliiiatien mit der rü'?kkehrenden Dalmatinlsoh-
Albaneslschen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest jeden Freitag 7 Uhr Früh, In
Spizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. : Rovigno, Pola, Lussinpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Trau, Spalato, Ca-
rober, Milna, CitUvecohia, Lesina, Lissa, Comisa,
Vallegrande, Curzola, Orebich, Terstenik, Meleda,
Qravosa, Ragusavecchia, Castelnuovo, Teodo,
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budna.
Retour ab Spizza jeden Mittwocb 11'/« Uhr
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht mSglicb
wäre, wird in Megline angelegt.
L.E"V-A.lSrTE- TJOSriD ]S<riTTELI^EEIi-I3IE3SrST.
Eillinie Triest- Alexandrien.
Von Triest ab Jeden Mittwoch 12 Uhr Mittags,
in Alexandrien Sonntag 6 Uhr Frtth über Brindisi.
Rückfahrt von Alexandrien jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anschluss InAlexandrien an die Syrlsob-Cara-
maniscbe Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anschlüsse in Triest an die Ankunft und
Abfahrt des I^uxuszuges Ostende — Wien— Triest
und in Brindisi auf der Hinfahrt an den Ellzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
Jenen von 7 Uhr Früh.
Anmerkung. In den Monaten März, April,
Mai und Juni wird auf der Rückfahrt zwischen
Brindlsi ui:d Triest auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzug aiigelauieo.
Verbindung zwisctien Fjume und Alexandrien
aber Triest mit der Qrieohisoti-Ürlentallsohen und
der Thessallsohen Linie A,
Syrisch-Caramanisclie Linie.
Wöchentlloh vom September bis Ende Hän;
vlerzehntiglg vom April bis Ende August.
Von Alexandrien ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
tu Constantluopel zweituächsten Sonntag 5 Ubr
Früh über FortSaid, Jaffa, Caifa, Beirut, Tripolis,
Lattacbia, Alexardrette, Meryna, Rhodos, Kbios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
.{ahrt ab Constantlnopel Sonntag**) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrien zweituächsten Donnerstag
6 Uhr Frtth.
•) Am 3., 10., 17., 84. und 31. Jänner, 7.,
14., 2i. und 2d, Februar, 7, 14, 21, and
28. März, 4. und 18. April, 2., 16. und 30. Mai,
IS. und 27. Juni, 11. und 25. Juli, 8. und
Si. Auguat, 6., 12., 19. und 26. September, 3.,
10., 17., 14. und Sl. October, 7., 14., 21. nnd
28. November, 5., 12., 19. und 26, December,
••) Am 1,, 8,, 16,, 22. und S9. Jänuer, 5,,
12., 19. und 26. Februar, 5., 12 , 19. und 26. März,
2., 16. und SO. April, 14. und 28. Mai. U. und
2S. JnnI, 9. und 23. Juli, 6. und 20. August, 3.,
10., 17. nnd 24, September, 1,, 8., 1,5,, 22. nnd
29. October, 5., 12., 19. und 26. November, 8,,
10,, 17,, 24, und 31. Decemlier.
Anschluss in Alexandrien an die Eillinie'
Triest— Alexandrien. sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt in Smyrna (tu den Monaten vom
September bis Ende März) auf der Hinfahrt nach
Candisn, Cerlgo etc, (Thessallsohe Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantlnopel.
Von Triest jeden Dienstag II',', Ubr Vorm.,
In Constantlnopel Monlag 6 Uhr Früh über
Brindisi, StI. Quaranta, Curfu, Patras, Piräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantlnopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Ubr Nacbm,
Anschluss in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nach Albanien nni Oalmatlen (Dalmatlnlsch-
AlbaneSiSOhe Linie, Rücklahrt), weiters in Corfü
oder Santi Quaranta aus Albanien nach Triest
(Linie Triest— Constantlnopel, Kttcliiah t); luCorfu
auf der Hintahit an d e Linie Corfli ~ Prevesa ', in
PirttllS, sowohl auf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, au die Qrleohlsoh Orlentallsohe Linie und
»nf der Hinfahrt nach Candlen etc (Thessallsohe
Linie A, Rttckfatirt),
Constantlnopel- Batum,
Von Constantlnopel jeden Samstag 12 Uhr
Hittags, in Batum Donnerstag 6 Uhr Früh, bertthrt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Rlzeh
(nur auf der Hinfahrt), Rückfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Uhr Abends, in Constantlnopel
Mittwoch 2 Dhr Nachm.
Anschluss in Constantlnopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantlnopel —
Odessa und der Donauiinie.
Constantinopel— Odessa.
Von Constantlnopel ab Jeden Donnerstar 3 Uhr
ffachm. , in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend :
Burgas, Varna, Costanza. Rückfahrt «b Odessa
Jeden Montag 4 Ubr Nachm., in Constantlnopel
Mittwoch 10 t7hr Vorm.
Griecliiscil-Ürientaiische Linie A.
Von Triest ab Jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nachm., In Oonstantlnopel aw eltnächsten Mittwoch
6 Uhr Frtth, berührend: Flume, Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Vathy, Khios,
Smyrna, Cean,^, Mytilene, Dardanellen, Galllpoli.
Rückfahrt ab Constantlnopel jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Ubr Nachm., in Triest zweituächsten
Sonntag 11 Ubr Vorm.
*) Am 1., 1,5. und !9. Jänner, 12. und 26,
Februar, 12, nnd 26, Mars, 9. und 2H. April,
7. und 21. Mai, 4. und 18. Juni, 2,, 16, und
30, Juli, 13. ond 27. August, 10. und 24. Septem-
ber, 8, und 22. Ooiober, 5. und 1&. November,
3., 17. nnd 31. Decembar.
**) Am 0. nnd 23. Jänner, 6. nnd 20. Febmar,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1., I.'i. nnd
29. Mal, 12. und 26, Juni, 10. nnd 24. Juli, 7.
und 21. August, 4, nnd 18. September, 2., IC
nnd 30. October, 13. und 27. November, 11. nnd
25. December.
Anschluss in PitäuM an die Eillinie Triest —
Constantlnopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rückfahrt', in Smyrna auf der Rückfahrt nach
Candlen etc. (Tbc»8alis<he Linie B, Rückfahrt)
nnd überdies in den Monaten vom Septei ber
l>is Ende Mars auch auf der Hinfahrt nach
Caramanlen und Syrien (Syrlseh-Caramanisc e
Linie, Rückfahrt);' in <;onitantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel — Odessa
sowie au die Donaulinie,
NB. in den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
fuhrt werden. Die Aufenthalte in Flume können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwischen Fiume und Alexandrien
über Triest mit der Billlnie Triest— Alexandrien.
Griechiscii-Orlentalische Linie B.
Von Triest ab jeden /.weiten Sonntag*)4 Ubr
Nachm., in Oonstantinocei zweitnächsten Mitt-
woch 6 Uhr Früh, beriilirenil: Flume, Corfu, Palras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Khios. Smyrns,
Vathy, Cesm^, Mytilene, Dardanellen, Galllpoli.
Rückfahrt ab Constantinopel Jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Na<bm., in Triest zweit-
uächsten Sonntag 11 Ulir Vormittags,
*) Am 8. und 22. Jänner, 5. nnd 19. Februar,
ö. und 19. März, 2,, 16. und 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. .luni, 9. und 23. Juli, 6.
und 20. August, 3. nnd 17. September, 1., 15.
und 29. October, 12. und 26. November, 10. und
24. December.
•*) Am 2., 16. und 3". Jänner, 13. und 27.
Februar, 13. und 27 März, 10. und 24. April.
8. und 22. Mai, 5. und 1». Juni, 3., 17. und 31.
Juli, 14. und 28. August, 11. und 25. 8epteml)er.
9. nnd 23. October, 0. und 20. November, 4. und
19. December.
Anschluss in PlrSus an die Eillinie TrieSt —
Constantlnopel ^owolil a f der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrna in den Monaten vom Sep-
tember bis Ende März auf der Hinfahn nach
Caramanlen und Syrien (Syrlsch-Carramanische
Linie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— Odessa.
sowie an die Donaulinie,
NB. In den Monaten December, Jänner und
P'ebniar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
*■**) Verbindung zwischen Flume und
Alexandrien über Triest mit der Eillinie Triest—
Alexandrien.
Donaulinie.
Von Constantlnopel jeden Donnerstag 12 Uhr
MilUgs, in Galatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr. :
Burgas, Varna, Costanza. Sullna, Braila. Rück-
fahrt von Baiatz Jeden Mittwoch 9 Uhr Frttb, in
Constantlnopel Sonntag 8 Uhr Früh, (Burgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Constantinopel an die Rttck-
fahrt der Griechisch-Orientalisohen und der
Syriscb-Caramanischen Linie.
Thessalische Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Donnerstag*)
3 Uhr Nachm., In Constantlnopel zweitnäcbsten
Donnerstag 6'/, Uhr Früh, berttbrend : Fiume,
Valona, Medua, Sti. Quaranta, Corfu, Argostoli,
Zante, Canea, Rethymp, Candlen, Piräus, Volo,
Salonich, Cavalla, Lagos, Dedeagb, Dardanellen,
Galllpoli, Rodosto, Rückfahrt ab ConsUntinopal
Jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Frttb, InTrlesl
drittnächsten Dienstag 7 Ubr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. und IG. Fe-
bruar, 2 , 16. und 30. März, 13. nnd 87. April,
11. nnd 25. Mai, 8. und 22. Juni, 6. nnd 20. Juli,
3 , 17. und 31. August, 14. und 28. September,
12. und 26. October, 9. und 23. November. 7.
und 21. December.
••) Am 14. und 28. Jänner, II. und 25. Fe-
bruar, 11. und 26. März, 8, und 22. Apiii, 6,
und 20, Mai, 3, und 17, Juni, 1,, 15, und 29, Juli,
12. und 26. August, 9. und SS. September,
7. und 21. October, 4. und 18. November, 2, 16.
und 30. December,
Anschluss in PIräus auf .'derHlnfahrt an die
Eillinie Trisst— Constantinopel aovde an die
Srieohlsoh-Orientallsche Linie B in derselben
Hichtung. Die Rückfahrt ist welters im An-
scIiIusB an die llinfabit der Eillinie TriOSt—
Constantinopel »«yiie der Grlechisoh-Orlentallsohen
Linie A, In Constantlnopel auf der llinfabit an die
Linie Constantlnopel — Odessa sowie Donauiinie.
NB. Die Aufentbalte in Flume können nach
Bedarf verlängert werden.
*••) Verbindung zwischen Flume und Alexan-
drien über Triest mit der Elllinie Triest- Alexaa-
drien.
Tliessalische Linie B.
Von Triestjeden zweiten DonnersUg*) 8 Uhr
Nachm., in ConsUntlnopei zweitnächsten Don-
nerstag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
Sil. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante, Cerigo,
Canea, Rethymo, Candlen, Piräus, Volo, Smyrna,
Salonich, Cavalla, Dedeagh, Dardanellen, (ialli-
poll, Rodosto. Rückfahrt ah Constantlnopel
jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnnchsien Montag 12 Uhr Mittags.
*) Am 12. und 26. Jänner, 9. und 23. Fe-
bruar, 9. und 23. März, 6. und 20. April, 4, und
H. Mai, 1,, 15. und 29. Juni, 13. nnd 2". Juli,
10. und 24. August, 7. nnd 21. September, 5.
und 19. October, 2,, 16. und 30. November, 14.
und 28. December.
•*) Am 7, und 21. Jänner, 4, und 18, Fe
bruar, 4, und 18, Mäiz, 1,, 15, und 29, April,
13. und 27. Mai, 10, und 24. Juni, 8. und 22,
Juli, 5, und 19. August, /., 16. und 30. Sep-
tember, 14. und 2». October, II. und 25. No-
vember, 9. nnd 23 December.
AnBchlus- in PIräuS auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Grleohlscb-Orisntalisohe Linie A in derselben
Richtung ; in Smyrna (vom September bis Ende
März) auf der Kückfahrt an die Hinfahrt der
Syrisoh-Caramanischen Linie; in Constastinopel
an die Linie Constantinopel— Odessa »unie an
die Donaulinie.
Dalmatinisch-Albanesisclie Linie.
Von Triest Jeden DiensUg 7 Uhr Frtth, In
Corfu nächsteu .Mittwoch 9'/, Uhr Vorm., be-
rührend: Rovlgno, Pola, Lussinpiccolo. Selve,
Zara, Sebenico, Spalato, Milna, Lesina, Curzola,
tiiavosa, Castelnuovo, Teodo, Riaano, Oattaro,
Hari, Brindisi (liari und Brindisi nur auf der
Hinfahrt), Cattaro, Antivarl, Dnlcigno, Medua,
Dnraizo, Valona, Sanli Quaranta, Corfu, Retour
von Corfu Donnerstag 8'/a Uhr Frtth, an Triest
Mittwoch 6 Ubr Abends,
Anschluss In Cattaro auf der Rttckfahrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatlen mit der rück-
kebrenden Dalmatinisch- Albanesischen Linie; in
Santi Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest — Constantlnopel, sowohl nach Triest als
nach Constantlnopel,
Zweiglinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab Jeden Freitag 4>,, Uhr Frtth,
in Prevesa den gleichen Tag 6 Uhr Nachm., be-
rührend : Sajada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa Jeden Dienstag 6 Uhr Früh, in Corfu den
gleichen Tag 6'i, Uhr Abends. Anschluss in Oorfu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tlnopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle Aenderungen in den
Zwischenhäfen au.'^genommen und ohne Haftung
für die Regelmässigkeit de« Dienstes bei Con-
tumaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst siehe vorhergehende Seite.)
TKRANTWOBTUOHES RBDACTEUB : R. ▼, ROESBLER.
OH. RBISSBB k M. WBRTBNER, WISN.
Februar 1899.
Nr. 2.
'^^iljjßuxt«*' OESTERREICHISCHE
^oÄst|riö fr ben #rient.
Hennagegeben Tom
K. K. OSTBRREICHISCHEN IIANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlich eine Nummer.
Verlag dks k. k. Östf.rkeichischbn Handef-s-Muskums in Wien.
PreU J&hrL S fL 10 Mark.
INHALT: Btl nograpliUclin» au» 0§lHirkc»l»n. Von H. Vmtbtri). — Da»
(■ongogebict vom wirthsiliaftlichen Standimnkle. Von K. v. Muurtg. —
Die wlrllucluftlUhe KrachlieBunng Cliinm. — Uesohichte tormosa«. —
Clironik. — Mlscüllen: Kisenbahnba.i in Sbanlung. — Patente in
China. - InrtlschH Kmailllrarbpit. — Das Tfer i inCblna. — Literatur:
Die Donauländcr. — Tbe New Kar Ka»t. — Muhammed'» Lehre von
der Offenbarung.
ETHNOGRAPHISCHES AUS OSTTURKESTAN/)
Von N. Vamb^ry,
Im vergangenen Jahre habe ich an dieser Stelle der
Reisebeschreibung der von dem verstorbenen Dutreuil
de Rhins 1890 — 1895 unternommenen witsenschaftlichen
Expedition nach Hochasien erwähnt und dabei hervor-
gehoben, dass dies ein verdienstliches Werk des in Be-
scheidenheit sich zurückgezogenen Herrn F. Grenard,
des Reisegefährten des verunglückten französischen For-
schers, sei. Heute liegt mir der vom erwähnten Autor
verfasste zweite Theil dieser wissenschaftlichen Forschungs-
reise vor, also das eigentliche Resultat des ganzen
Unternehmens, und ich kann nicht umhin, demselben
eine kurze Besprechung zu widmen.
Das Buch behandelt Ostturkestan und einen Theil des
nordwestlichen Tibet, folglich in geographischer Be-
ziehung keine terra incognita, doch umsoniehr gilt dies
in Bezug auf die ithnographischen Verhältnisse jener
Gegend, und ich stehe nicht an, die Behauptung zu
wagen, dass wir in der Arbeit Grenard's die erste, beste
und ausführUihste Schilderung der ositurkestanischen Be-
völkerung begrilssen können. Dem Grenard'schen Buche
zur Seite mag wohl der unter dem Titel „Report of a
Mission to Yarkend in 1873 under Command of Sir
T. ü. Forsyth. Calcutta 1875" erschienene amtliche Be-
richt der englischen diplomatisch-wissenschaftlichen Mis-
sion gestellt werden, doch der Inhalt letzterwähnten
Buches hat einen vorwiegend geographisch commerciellen
und historischen Charakter, es beruht auf Hörensagen,
und war auch der Aufenthalt der Engländer viel zu
kurz, ja es fehlte ihnen die Kenntniss der Landessprache,
um in das eigentliche Lebsn der Eingeborenen eindringen
zu können. Dies gilt auch von anderen Vorgängern der
Dutreuil'schen Expedition, namentlich von Shaw, Kuro-
patkin (dem heutigen russischen Kriegsminister, der 1876
Ostturkestan bereiste und seine Erfahrungen 1 879 in seinem
Werke „Kaschgarija" veröffentlicht hat), Carey, Dalg-
leish u. A., von denen keiner mit ethnographischen
Kenntnissen ausgerüstet, nicht genügend vorbereitet, auch
nicht so lange im Lande sich aufgehalten haben als der
Autor vorliegender französischer Publication. Es thut
einem wirklich wohl, einmal ein gediegenes Werk über
Land und Leute dieses östlichen l'heiles der turkestani-
schen Welt in die Hand zu nehmen. Herr Grenard hat
keine Mühe gescheut, sein Werk nicht nur vom ethno-
graphischen, sondern auch vom ethnologischen Stand-
punkt aus zu beleuchten.
•) Mission Solentiflqiio dan« la Haute Asii- IKSO-I»!».^. Deuxi^me Partie.
\,» Tiirku.,lan et le Tibet. Binde eihnograpbiqae et «ociologtque p«r F. Of
tnri. Parli 1898. p. p. 4i6.
Nachdem er im Capitel I einen geographischen Uebet-
blick des Landes gegeben, behandelt er in den nächst-
folgenden zwei Abschnitten die physischen Kennzeichen
und die etwas complicirte Frage der ethnologischen Ab-
stammung der heutigen Ostturkestaner. Seine diesbezüg-
liche Ansicht culminirt im folgenden Satze ; „En resum^,
la population presente du Turkestan oriental est formte
essentiellement de deux races^ non pas superpos^es, ou
juxtaop])os6es, mais combinöes : la race ancienne des
Touraniens d'origine indo-europcenne, que nous conside-
rons comme une unit6 simple parceque nous ne pou-
vons pas la döcomposer en ses elthnents, et la race
nouvelle des Turcs qui s'est in corporee a la pr6c6-
dente surtout au cours du IX et du X siöcle." (Seite 53.)
Vollkommen richtig ! Nur meine ich, müsste man bezüg-
lich der einzelnen Fractionen der Ostturkestaner einen
Unterschied machen. So habe ich gefunden, dass im
Norden des Landes, von Komul angefangen bis nach
Kaschgar die turanischen Racenmerkmale aus dem ethni-
schen Kunterbunt viel starker hervortreten als im süd-
lichen Jarkend und Choten, was dem UmsUnde zuzu-
schreiben ist, dass die unmittelbare Nähe des türkischen
Elementes grössere und markantere Spuren zurückge-
lassen als im Süden. Auch dürfte der Unterschied zwi-
schen Stadt- und Landbewohner nicht übersehen werden.
Dass die ältesten Autochthonen arischer, respective inari-
scher Abkunft gewesen, das beweist die vorwiegende
inarische Nomenclatur der Städte: Kuschgar, Jarkend,
Choten, Turfan, Tschantschan, femer der Umstand, dass
Ostturkestan zur Zeit der arabischen Occupation vom
iranischen Standpunkte als ein Theil von Chorasan
(d. h. das Land gegen Osten) bezeichnet worden ist.
Der Influx turanischer Elemente hat allerdings noch im
vorgeschichtlichen Zeitalter begonnen, wie dies in anderen
Theilen der turkestanischen Steppenländer der Fall ge-
wesen, doch mit grösserer Intensität ist derselbe im
XII. und XIII. Jahrhundert aufgetreten, und seit jener
Zeit ist die ethnische Mischung sich so riemhch gleich
geblieben. Dieses kann nicht nur bezüglich des Physi-
cums, sondern auch in Hinsicht der psychischen Cha-
rakteristik der beiden Fractionen nachgewiesen werden.
Der Kaschgarer und Aksuer ist jilumper, schwerfälliger
als sein aufgeweckter, leicht erregbarer Landsmann aus
Choten, und während meines langen und intimen Ver-
kehres mit Ostturkest.inern habe ich gefunden, dass eii,
Scherz den Aksuer eiskalt gelassen, während der Cho
tener in fröhliches Lachen ausbrach.
Die ethnologische Erörterung dieses im Alterthurce
und in der Neuzeit steten Wirren und migratorischen
Bewegungen ausgesetzt gewesenen Theiles von Inner-
asien gehört jedenfalls zu den schwierigsten Problemen,
und die auf das Alltagsleben, auf Kleidung, Wohnung
und Nahrung sowie auf Beschäftigungen und gesellschaft-
liche Beziehungen der Ostturkestaner bezüglichen An-
gaben des Autors werden es jedenfalls ermöglichen, ▼om
u
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Leben und Treiben dieses östlichen Grenzgeliietes der
sesshaften Türkenwelt uns ein ebenso treues als voll
ständiges Bild zu verschaffen. Wenn ich besagte Daten
mit meinen eigenen, in verschiedenen Theilen Central-
asiens gemachten Erfahrungen vergleiche, so finde ich,
dass der Kaschgarlik, wie der Ostturkestaner in den drei
Chanaten im Allgemeinen genannt wird, von seinen übrigen
Stammes- und Glaubensgenossen sich nur wenig unter-
scheidet, mit Ausnahme etwa gewisser Merkmale des
chinesischen Einflusses, die in einzelnen Sittenzügen wahr-
zunehmen sind. In Folge der unmittelbaren Nähe des
heidnischen und noch dazu des gebieterischen Chinesen
hat in gewissen Sitten ein grösserer Conservatismus sich
gezeigt. So z. B. sind einzelne Kleidungsstücke beim Ost-
turkestaner noch dieselben wie zur Zeit Baber's, d. h. im
XV. Jahrhunderte, während andererseits durch das Fehlen
der religionspolizeilichen Thätigkeit des Reis, der, mit
der vierzügigen Peitsche die Bazare und Strassen durch-
ziehend, die Leute zur Frömmigkeit und Moralität zwingt,
die Sittenreinheit argen Einbuss erlitten. In ganz Mittel-
asien ist die Moralität des weiblichen Geschlechtes
nirgends so lax wie in Ostturkestan. Um auf das Sitten-
gemälde zurückzukommen, möchte ich noch bemerken,
dass trotz des engeren Anschlusses der Ostturkestaner
an die gemeinsame Sittenwelt des sesshaften Central-
asiaten dennoch unverkennbare Spuren einer grösseren
Annäherung an die sartische Bevölkerung von Chokam
nicht zu verkennen ist, und namentlich treten solche in
der identischen Benennung gewisser Speisen, Kleidungs-
stücke und Hausgeräthe zu Tage. Es gibt z. B. Gerichte,
wie das Mantui und Zenbusi, eine Gattung in Dampf
gekochte Mehlspeise, eine mit Fleisch gefüllte Maul-
tasche, eine Specialität in Kaschgar • — deren Herr
Grenard auffallenderweise nicht erwähnt — die in Chokam
beliebt, im übrigen Centralasien aber fremd ist. In der-
selben Weise verhält es sich mit vielen anderen Momenten
der Sittenwelt, da seit dem Beginne der islamischen
Periode trotz der zeitweiligen politischen Grenze des
Kaschgar-Dawan Ostturkestan in gesellschaftlicher und
cultureller Beziehung mit dem übrigen Centralasien
engstens verbunden gewesen ist und gewissermaassen
noch heute ist. Bezüglich der Unterhaltungen, Ehe-
schliessungen, Frauen Stellung und Kinder erziehung unter-
scheidet sich der Ostturkestaner in äusserst schwachen
Nuancen von seinen Stammesgenossen im Westen, mit
Ausnahme etwa jener strengen Keuschheitsgesetze, die
der herrschende Islam im Westen aufrecht hält, während
im Lande der Sechsstädte die moslimische Religions-
polizei von den chinesischen Behörden keine Unter-
stützung findet, und die Prostitution, namentlich in der
Nähe der chinesischen Garnisonen, in auffallender Weise
blüht.
Unsere Bemerkungen bezüglich des Sittengemäldes
können aber auf die gesellschaftlichen und politischen
Zustände nur selten angewendet werden, wie dies bei
einem Vergleiche der im Capitel VIII gegebenen Daten
mit den ähnlichen Zuständen in den drei Chanaten so-
fort ins Auge fallen muss. Herr Grenard hat Recht,
wenn er selbst heute noch Spuren jener Classeneintheilung
entdecken will, die in dem 900jährigen Kudatku Bilik
niedergelegt ist, denn im mehr conservativen Ostturkestan
hat das später sich angesiedelte türkische Volkselement
die arischen, richtiger iranischen Autochthonen in numeri-
scher Beziehung gar bald zum Weichen gebracht, während
in den Oxusländern Sarten, Tadschiken und Saltschas
bis zum XIII. Jahrhundert die tonangebende Majorität
gebildet und türkisches Wesen daher, mit Ausnahme
Chiwas, eigentlich nur unter der Landbevölkerung, aber
nicht in den Städten um sich greifen konnte. Die Einzel-
heiten, welche der Verfasser in diesem Abschnitte
bringt, beweisen klar und deutlich den tiefen Einblick,
die genaue Kenntniss der Sach.age und die gehörige
Kritik der verschiedenen Phasen des individuellen und
gesellschaftlichen Lebens, und es mag jedenfalls be-
fremden, dass uns über das Leben und Treiben des
eigentlichen Turkestan, wo die Russen schon 35 Jahre als
Herren des Landes wirken, noch kein so getreues und aus-
führliches ethnographisches Bild zur Verfügung steht, wie
das vorliegende französische Werk. Wenn von Mängeln und
Fehlern im Allgemeinen die Rede sein kann, so vermissen
wir in erster Reihe den Bericht über die Literatur-
verhältnisse in Ostturkestan, denn Herr Grenard scheint
der Landessprache einigermaassen kundig zu sein, und
Daten über Volkspoesie, Erzählungen, Sprichwörter etc.
wären sehr erwünscht gewesen, indem Rudioff und
Pantusoff nur bei den Tarandschis auf russischem oder
benachbartem Gebiete ihre Sammlungen bewerkstelligt,
und die Volkspoesie von Choten und Jarkend muss
jedenfalls sehr interessant sein. Was die etwaigen Fehler
anbelangt, so erstrecken sich dieselben zumeist auf das
sprachliche Gebiet. Von letzteren seien hier beispiels-
weise nur einige angeführt. Seite 1 7 : Avuli Ata statt
AwliaAta; Seite 34: Kaschgar stammt wohl von kaschi-
kiar, doch kann dieses Wort nicht mit ^ujr/; jade und
ghar = Haus übersetzt werden, sondern es bedeutet ganz
einfach einen Bau mit emaillirten Ziegeln ; Seite 48 :
Oguz signifie boeuf ist nicht richtig, denn Ochs heisst
türkisch öküz oder ngüz, oguz hingegen bedeutet Fluss
und in der Adverbialform grob ; Seite 84 wird tig boldi
mit furent nombreux übersetzt, was ein Fehler ist, denn
iig heisst auf osttütkisch elend, unglücklich. Auf der-
selben Seite hat Herr Grenard das türkische iotnui salib
mit „surveiller le pot au feu" übersetzt, was richtiger
„den Löffel hineinstecken" heissen sollte. Seite 92 : Kellt
kujruk heisst nicht „chien courtand", sondern „Kurz-
schweif im Allgemeinen; Seite 102: dschua, richtiger
dschuwa = Pelzmantel, stammt nicht vom arabischen
dschubba, sondern vom persischen dschuga == Pelz ; Seite 1 03 :
Ousma == Augenbrauetischminke lautet richtiger vesme
oder vasma; Seite 179: Ghalba, richtiger Ghalbur = ein
Sieb ; Seite 1 84 : Kourgachinkan wird irrthümlicherweise
für einen Ortsnamen gehalten, denn es bedeutet „Blei-
bergwerk" u. s. w. Auch in der arabischen Transscription
der türkischen Wörter wäre so Manches auszustellen,
doch Alles in Allem genommen sind dies nur unbe-
deutende Fehler, die den hohen Werth der vorliegenden
Arbeit nicht vermindern, und ich ftehe nicht an zu
wiederholen, dass die ethnographische Ausbeute der
französischen Mission in Ostturkestan den Freund der
Völkerkunde zu grossem Dank ver]iflichtet, und Herr
Grenard hat mit diesem Werke seinem verstorbenen
Reisegefährten Herrn Dutreuil de Rhins das herrlichste
Monument errichtet.
DAS CONGOGEBIET VOM WIRTHSCHAFTLICHEN
STANDPUNKTE.
Von Hofsecretär E. v. Maurig.
Im Monate Juli 1898 wurde in Gegenwart von Ver-
tretern aller Grossmächte die centralafrikanische Bahn,
die sogenannte Congobahn in feierlicher Weise eröffnet.
Durch meine Anwesenheit bei dieser Feier bin ich in
die Lage gekommen, aus eigener Anschauung die im
Congogebiete herrschenden Verhältnisse kennen zu lernen,
so weit es bei der kurzen Zeit meines Aufenthaltes
möglich war.
Der Congostaat besitzt nur einen ganz kleinen Streifen
Landes, der ihn mit dem Meere verbindet. Ungeheuer
gross dagegen ist das Hinterland, welches im mächtigen
Bogen vom Congoflusse durchflössen wird. Bei einer
Stromentwicklung von 4700 km umfasst dieser Fluss ein
Stromgebiet von 2 '4 Millionen km'^. Stromabwärts von
den Stanleyfallen bis zum Stanleypool ist er ununter-
brochen auf einer Strecke von \},ookm. schiftbar. Mit
seinen Nebenflüssen bietet der Fluss ein Netz befahr-
barer Wasserstrassen von 1 1 .500 km Ausdehnung. Die
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT KÜR DEN ORIENT.
ib
Verbindung zwischen dem oberen Laufe des Congo und
dem unteren Laufe — von Matadi bis zum Meere —
ist durch eine Reihe von Stromschnellen unterlirochen,
welche sich in einer Ausdehnung von 380 im vom
Stanleypool bis nach Matadi erstrecken. Die Beförderung
der Waaren aus dem Innern nach Matadi, bis wohin
die ÜCLandamjjfer flussaufwärts fahren können, staute
sich vor diesem Hindernisse und litt unter den Schwierig-
keiten der Landreise über die unwirthliche Kette der
Krystallberge. Hier hatte die menschliche Energie einzu-
greifen, um diese Schwierigkeiten zu besiegen.
Dies geschah durch den Bau der nunmehr eröffneten
Eisenbahn, welche den oberen Congo mit dem unteren
Congo, den Stanleypool mit Matadi verbindet. Die Kosten
dieser 400 Am langen Hahnstrecke waren ungeheuer,
65 Millionen Francs. Und doch hat die Bahngesellschaft
ein glänzendes Geschäft gemacht. Das beweisen die Er
trägnisse der Bahn, welche vom t. Juli 1897 ^'^ ^"ii
30. Juni 1898 — damals war die Bahn erst zur Hälfte
im Betriebe — 5 Millionen Francs betrugen. Nach Fertig-
stellung der Bahn erreichten die Einnahmen eines Viertel-
jahres schon die Höhe von 2,500.000 Frs. — also fast
die Hälfte der vorerwähnten Einnahmen eines ganzen
Jahres. Diese Ziffern sprechen dafür, dass die Bahn mit
Rücksicht auf die Entwicklung von Handel und Verkehr
ein Bed irfniss war. Durch sie allein wird die Ausnützung
der im Congogebiete vorhandenen Naturschätze möglich,
von welchen die wichtigsten derzeit Elfenbein und
Kautschuk sind. Einer weiteren Zukunft ist die Ent-
wicklung der Tabak-, Kaffee- und Cacaoplantagen vor-
behalten. Nach Vervollkommnung der Transportmittel
werden auch die grossen Wälder sowie die Schätze des
Landes an Mineralien unil Erzen einer wirthschaftlichen
Verwerthung zugeführt werden können. Ans den folgenden
Daten wolle die Bedeutung des Handels mit den
wichtigsten Producten des Congostaates entnommen
werden .
Elfenbein. In den Welthandel gelangten 1896
640.001 > /'i,'. Hie von entfielen aufdasCongogebiet 200.000^/^.
In Ant crpen finden jährlich vier Licitationen auf dem
Elfenbeininarkte statt. Im Jahre 1889 ergaben diese
Licitationen 1,300.000 Frs.; im Jahre 1896 erreichte
man die Summe von 4,000.000 Frs.
Kautschuk. Während im Jahre 1887 bloss 30.000 ig
dieses Productes zur Ausfuhr gelangten, betrug die Aus-
fuhrziffer 1898 bereits 2 Millionen ig, und hofft man,
nun in Bälde 4 — 6 Millionen kg ausführen zu können.
Dieser Artikel hat wohl die grösste Zukunft, da die 40
Millionen ig Kautschuk des Welthandels den Bedürf-
nissen der Industrie nicht genügen. Im Congo ein-
heimisch ist die Kautschukliane. Man versucht auch den
brasilianischen Kautschukbaum zu accliraatisiren.
.Andere Producte der tropischen Gegenden, als Palmöl,
Arachiden etc., finden derzeit der hohen Transportkosten
wegen, nur eine geringe Verwerthung. Die Bemühungen
des Congostaates gehen dahin, auch den Anbau von
wirthschaftlich werthvoUen Producten zu fördern, welche
im Congogebiete nicht einheimisch sind. Er hat grosse
Plantagen an den geeignetsten Punkten anlegen lassen,
in welchen die Acclimatisationsfahigkeit der Kaffee-, Cacao-
und Tabakpflanzen geprüft wird. Die Eifolge sind aus-
gezeichnet. Es ist zu erwarten, dass in den nächsten
Jahren auch diese Producte auf dem Weltmärkte mit in
Concurrenz treten werden.
Zwei ungeheure Wälder, der Mayombewald im
unteren Congo und der grosse centralafrikanische Wald
bergen Schätze an härtesten Bauhölzern und an Farb-
hölzern.
Die wirthschaftliche Ausnützung des centralafrikani-
sehen Waldes wird durch die Fertigstellung der neuen
Bahnlinie ermöglicht. Zur .Ausbeutung des Mayombe-
waldes ist eine (Gesellschaft gegründet worden, welche
eine Vicinalbahn von Borna bis in das Mayombegebiet
erbauen wird. Diese Bahn soll 1901 vollendet sein.
Einen nicht weniger bedeutenden Factor des Ansfiihr-
verkehres wird der Reichthum des I^and&s an Mmeralien
und Erzen bilden, sobald die Transportmittel den
rationellen Betrieb des Bergbaues möglich machen
werden. Zufällige Funde und die geologische Prüfung
der Gebirgszüge lassen auf das Vorhandensein mächtiger
Kupfer- und Eisenlagcr schliessen. Auch Zinkgruben sind
vorhanden. Die gründliche geologische Durchforschung
wird erst erweisen, ob damit die Mineral vorräthe des
(^ongogebietes erschöpft sind; Afrika ist ja das Land
der Ucberraschungen.
Aus den angeführten Daten kann bereits entnommen
werden, dass reiche Schätze im Gebiete des Congo vor-
lianden sind. Die staatliche Verwaltung ist mit allen
Kräften bemüht, ihre handelsmässige Ausnützung zu
fördern. Es sind bereits etwa zwanzig mit relativ grossem
Capitale versehene Handelsgesellschaften im Congogebiete
thätig. Neue Gründungen sind zu erwarten, denn das
Misstrauen, welches die belgische Handelswelt seinerzeit
dem Congounternehmen entgegenbrachte, ist geschwunden.
Die älteste Gesellschaft ist die 1880 gegründete
holländische Gesellschaft „Nieuwe Africaansche Hand. V."
— Capital 6,000.000 Frs.
An bedeutenderen belgischen Unternehmungen sind
im Congogebiete thätig :
.. Ospiui O*-
*••"■• Ptmm frtodM
Compagaie des Magasios giainax du Coogo 1,200.000 1888
Sociiti anonyme beige poar le commerce do
Haut Congo S-OOO.OOO 1888
Cumpagoie du chemin de fer du Congo . 30,000.000 1889
Compagoie des Produits da Congo l,20OOO0 1889
Compagnie du Katanga ... 300OOOO 189t
A. B. I. R.') 1,000.000 1892
Sociiti anversoise du commerce au Congo 1,250.000 1892
Sociiti des Produits vigitaux du haut Kassa! 116500 1894
Belgika 2,000.000 1894
.Sociiti anonyme d'agricolture et des planta-
tions au Congo 600.OOO 1896
Comptoir commercial congolais 500 OOO
Congolia 250.000 1897
Compagnie anversoise des plantations du Ln-
befn 600.000 1897
Sociiti ginirale afrlcaine 3,000.000 1897
Sociiti anonyme de la Djutna 250 OOO 1897
La Kassaienne 150 OOO 1898
Compagnie ginirale coloniale 750.000 1898
Die Leitung der geschäftlichen Thätigkeit in Afrika
wird von den Handelsgesellschaften einem mit den
afrikanischen Verhältnissen bekannten Director anver-
traut. Diesen finden die Gesellschaften unter den Beamten,
Officieren, Ingenieuren etc., welche im Dienste des
Congostaates mehrere Jahre im Congogebiete zugebracht
haben. Ist die Wahl der geeigneten Persönliclikeit er-
folgt, so wird eine Hauptniederlassung gegründet, entweder
am unteren Congo oder, da die Eisenbahn als Com-
missionär thätig ist, am Stanley pool oder an einer der
Hauptstationen des oberen Cougo. Im Interesse des
Transportes muss die Hauptfactorei am Ufer eines
schiffbaren Flusslaufes liegen. Billig ist die Erwerbung
einer Uferstrecke nicht. Für Handelsniederlassungen ver-
langt der Staat im unteren Congo per i Aa 100 Frs.,
jeder Meter Uferstrecke kostet ausserdem noch 10 Frs.
mehr. Bis zu den Stanleyf<<lls und längs schiflbarer
Flussläufe kostet im oberen Congo i ha bis zu 2000
Francs. Für landwirthschaftliche Betriebe, welche aber
mindestens 150 m von einem schiffbaren Flusslaufe eot-
fcrnt sein müssen, sind die Preise viel billiger. Ein
Hektar 10 Frs. Doch ist die kleinste Parcelle mindestens
2000 Aa gross und rauss der Käufer die Verpflichtung
übernehmen, die Hälfte seines Besitzes innerhalb sechs
Jahre urbar zu machen. E^ kommen noch Taxen fUr
das Grundbuch etc. dazu.
Von der Hauptfactorei werden nun .'\genten in das
Innere geschickt, welche mit den Eingeborenen Handel
treiben und gegenwärtig ihr .Augenmerk besonders auf
>) A. B. L R. Ut dt« An(la.b«l(ia> lodU-Kabbw StM^tj.
16
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
den Erwerb von Elfenbein lenken. Ihre Studien und Be-
richte beeinflussen die weitere Thätigkeit der Unter-
nehmungen.
Von den oben angeführten Gesellschaften beschäftigen
sich die Congolia, Belgika und die Magasins g6n6raux
vorwiegend mit dem Eporte und Importe. Was aus dem
Congo exportirt werden kann, wurde früher besprochen.
Beim Importe muss man die Tauschwaaren zum Ge-
schäftsverkehre mit den Eingeborenen von den Ver-
brauchswaaren für die Europäer unterscheiden.
Ein Tauschverkehr findet fast nur mehr im Gebiete
des oberen Congo statt ; im unteren Congo, vom Meere
bis zum Pool, haben sich die Eingeborenen bereits mit
den Geldzeichen vertraut gemacht. Durch den Verkehr
mit den Europäern lernen die Eingeborenen viele neuen
Bedürfnisse kennen, so dass sie — die Bevölkerung des
Congogebietes zählt gegen 28 Millionen — mit den
Fortschritten der Civilisation kaufmännisch sehr werth-
voUe Consumenten werden dürften.
Die wichtigsten Tauschartikel sind Gewebe und Stoffe :
Baumwoll-, SchafwoU- und Leinenwaaren der verschieden-
sten Art.
Sie stammen vorwiegend aus Belgien, welches im
Jahre 1897 über 2'/» MiUionen gefärbter Baumwollstoffe
nach dem Congo exportirte, und aus England. Letzteres
Land importirt insbesondere bedruckte Baumwollwaaren.
Leinen — blau — wird für die Uniform der Soldaten
verwendet und auch sonst gern getragen. Gewebe aus
Seide und Baumwolle werden nach dem Tanganikasee
geschickt. Früher kamen solche Gewebe aus Maskai und
Zanzibar, jetzt aus England.
Decken jeder Art, von groben bis zu feineren Sorten,
Glasperlen, Gablonzer Schmuckwaaren, Gebrauchsartikel
billigster Art, Messer, Gabeln und Löffeln (aber alle drei
zusammen dürfen loco Antwerpen nicht mehr als 15 bis
20 Centimes kosten).
Bemerkenswerth ist, dass alle diese Artikel der Mode
unterhegen. Die Neger im Ubangigebiete wollen nicht
das tragen, was im Katangagebiete z. B. sehr beliebt
ist. Das Colonialmuseum in Tervueren bei Brüssel hat
bei Aufstellung der Sammlung der Importartikel nach
dem Congo diesem Umstände Rechnung getragen. Die
Sammlung ist selten vollständig. Ein Studium derselben
ist unerlässlich für diejenigen, welche sich ernstlich mit
dem Exporte nach dem Congo beschäftigen wollen. Be-
züglich der Verbrauchswaaren ist zu beachten, dass
kaum mehr als 2000 Europäer sich derzeit im Congo-
gebiete aufhalten, dass dieselben selten länger als drei
Jahre ununterbrochen daselbst verweilen und daher meist
mit den Artikeln zum persönlichen Gebrauche versehen
sind. Die wichtigsten Einfuhrartikel an Gebrauchswaaren
wären : Maschinenbestandtheile, Schiffe und Schiffsbestand-
theile, landwirthschaftliche Geräthe, Werkzeuge jeder
Art, Haushaltungsgegenstände, dann Seifen, Parfumerien,
Zündhölzchen, Kerzen, Wohnungseinrichtungen etc., Alles
muss dem praktischen Gebrauche dienen und billig sein.
Denn man arbeitet ernst und unausgesetzt in diesem
neuen Lande und hat keine Zeit zur Betiuemlichkeit und
zum Luxus.
Der grösste Bedarf herrscht nach Lebensmitteln. Die
Societö des produits du Congo hat in der Matebafarm
eine Heerde von 3000 Stück Rindvieh, welche die
Weissen mit frischem Fleische versieht. Sehr gesucht
sind die Conserven, von welchen die Mustercollection
des Handels-Museums eine stattliche Anzahl enthält. Be-
sonders zu beachten ist, dass man sich an die her-
kömmliche und erprobte Art der Verpackung hält und
gute Waare liefert, Ist die Waare von schlechter Quahtät,
nachlässig gearbeitet oder entspricht sie nicht den
Proben, so wird dies rasch allen Handelsgesellschaften
bekannt, so dass die Aufträge unterbleiben.
Man trinkt im Congogebiete nur Mineralwässer, von
welchen eine grosse Menge eingeführt wird; unser Giess-
hübler fehlt. Eine starke Nachfrage herrscht auch nach
Weinen, Champagner, Bier, besonders Absynth. An
Champagner ist' eine Röderer-Marke sehr beliebt, die in
kleinen Flaschen in den Handel kommt. An Lebens-
mitteln und Getränken wird etwa um 3 Millionen Francs
eingeführt.
Was die Preisbildung anbelangt, so dürfte ein Auf-
schlag von 30 — 35 Percent zum europäischen Preise die
allgemeinen Kosten decken. Ein Preisaufschlag von
weiteren 10 — 15 Percent soll bereits einen genügenden
Gewinn geben.
Welche Höhe die Export- und Importbewegung er-
reichte, zeigen die folgenden Zahlen:
Export aus dem Congo 1873 5V2 Millionen Francs
1897 15
Import nach dem Coiigo 1873 7'/2 „ »
1897 22 „ „
Die Gesammthandelsbewegung betrug somit fast
40 MiUionen Francs. Bei dieser Entwicklung der Handels-
bewegung ist es begreiflich, dass die Handelsgesell-
schaften grosse Gewinne erzielten und grosse Dividenden
zahlten. Ein Blick auf den Curszettel der Brüsseler
Börse zeigt, wie hoch die Handelswelt den erreichten und
den erhofften Gewinn schätzt:
Curse vom 30. April 1898.
Francs
^ • j 1. • ( Actions ordinaires 1170
Compagnie du chemin p^^^ ^^ fondateur 2340
de fer du Congo ] Obligations 4'/, Percent .... 5"
SociÄt^ beige du Haut- ( PrivilÄgi^es 575
Congo \ Ordinaires 765
Compagnie du Congo pour le commerce et l'industrie . . 1925
Compagnie des Produits du Congo . 525
r- ■ j T.r 1 f Privilegiies 715
Compagnie du Katanga ! ,-^ j- • ,,X
•^ ^ l Ordinaires 33°
Curse vom 15. December 1898.
Francs
„ • j 1 • ( Actions ordinaires 1425
Compagnie du chem.n I p^^^^ ^^ fondateur 3900
de fer du Congo ] obligations 4'/, Percent .... 523
SociÄti beige du Haut- f Privil^gi^es 535
Congo \ Ordinaires . . 1660
Compagnie du Congo pour le commerce et l'industrie . 2790
Compagnie des Produits du Congo 39"
„ . . -ir ^ ( Privilfgi^es .' . 1020
Compagnie du Katanga | ordinaires 565
„ ■ j T • f Privil^giies 1200
Compagnie du Lomami < ^ .• ? ,a~^
r '' \ Ordinaires '47°
Compagnie des Magasins giniraux du Congo 820
DIE
WIRTHSCHAFTLICHE ERSCHLIESSUNG
CHINAS.
In einer kürzlich von der deutschen Centralstelle für
Vorbereitung von Handelsverträgen herausgegebenen Bro-
schüre') hat der frühere deutsche Gesandte in Peking,
M. V. Brandt, die Fragen der Zukunft Deutschlands in
China und der wirthschafthchen Erschliessung des Reiches
der Mitte behandelt. In knappen Zügen gibt der Autor
ein Bild der jüngsten Entwicklung der europäischen Be-
ziehungen zu China und des politischen Wettbewerbes
von England, Frankreich und Russland in Ostasien, wozu
sich neuestens auch Deutschland gesellt hat. Nirgends
als in China zeigt sich deutlicher die wirthschaftliche
Grundlage der sogenannten „politischen Einflusssphäre",
und jeder einzelne diplomatische Schachzug einer euro-
päischen Macht in Ostasien gilt entweder einem Handels-
vertrage, einer Eisenbahnconcession oder einem Anlehen.
Dieser Wettstreit um wirthschaftliche Vortheile spitzt
sich immer mehr zu, obgleich sich klarerweise eine
Interessengemeinschaft herausstellt, die hoffentlich auch
in absehbarer Zeit zu praktischen Consequenzen führen
muss. Herr v. Brandt, der selbst sich hervorragende Ver-
dienste um Deutchlands Stellung in China erworben hat.
>) China und seine Handelsbeziehungen zum Auslanie, mit besonderer
Berücksichtigung der deaucben. Von M. T. Brandt, kaiserl. Qeaandter a. D.
Berlin 1899. Siemenrotb & Trosctael.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT,
17
kann allerdings den deutschen Standpunkt bei Beur-
theilung der Sachlage nicht verlassen. Aber gerade sein
Capitel „Was von deutscher Seite zu geschehen hat"
zeichnet in klaren Umrissen die internationale Seite der
chinesischen Frage; „was von deutscher Seite zu ge-
schehen hat" ist eben nichts Anderes als die Förderung
der wirthschaftlichen Erschliessung Chinas, ein Ziel, an
dessen Erreichung sowohl England, Frankreich und Russ-
land als auch Deutschland arbeitet, jedes Land freilich
nur im Interesse des nationalen Handels. Aber so sehr
sich diese Bestrebungen oft zu kreuzen scheinen, so
laufen sie doch parallel Wenn diese Erkenntniss zu
einem gemeinsamen Auftreten der europäischen Factoren
in China führen würde, dann erst könnte auf einen
durchschlagenden Erfolg gerechnet werden; denn bisher
hat China stets eine europäische Macht gegen die andere
ausgespielt und sich den Zwiespalt nationaler Interessen
zunutze gemacht; und Europa als Ganzes hat damit
wenig erreicht.
Dies gilt in erster Linie von der Frage der Handels-
verträge und des Zollwe.sens in China. Herr v. Brandt
tadelt die englische Politik in diesen Fragen ziemlich
scharf — er ist nicht der Einzige, der die Schwäche
Grossbritanniens gegenüber China verurthedt — und ver-
weist die Lösung des Problems in das Programm der
Aufgab. n Deutschlands in China. Aber man darf billig
daran zweifeln, ob Deutschland die Aufgabe lösen kann,
an der Englands Bemühungen gescheitert sind. Hingegen
wäre von einer intereuropäischen Intervention viel eher
auf einen dauernden und befriedigenden Erfolg zu rechnen.
Und thatsächlich liegt in der handelspolitischen Frage
der Angelpunkt der wirthschaftlichen Erschliessung
Chinas. Auch Herr v. Brandt stellt als wesentlichste
Frage ilie Revision der Handelsverträge, des ZoUtarifes
und der Inlandbesteuerung von Importwaaren hin.
Die Ungesetzlichkeit der Likinabgabe geht sowohl aus
dem deutsch-chinesischen als dem englischchinesischen
Vertrage hervor. Der deutsch-chinesische Vertrag von
i86i bestimmt: ,,Waaren, von denen in einem chinesi-
schen 1 lafen die tarifmässigen Zölle entrichtet worden
sind , sollen in das Innere des Landes transportirt
werden können, ohne irgend einer anderen Abgabe als
der Transitabgabe zu unterliegen. Diese soll nach den
gegenwärtig (1858) geltenden Sätzen erhoben und in
Zukunft nicht erhöht werden. Dasselbe gilt von Waaren,
die aus dem Innern des Landes nach einem Hafen
transportirt werden." Demgemäss ist klar, dass jede Er-
hebung einer in 1858 nicht existirenden Inlandabgabe
nach Erlegung des Eingangszolles im Hafen vertrags-
widrig ist; desgleichen sind die Inlandsabgaben, sofern
sie die Hälfte des Einfuhrzolles übersteigen, einer klaren
Bestimmung des citirten Vertrages zuwiderlaufend. Im
Jahre 1863 protestirte auch England gegen die Erhebung
der Likinabgaben, indem es die Ansicht vertrat, dass
die chinesische Regierung sich durch den Abschluss von
Handelsverträgen und die in denselben erfolgte Fest-
setzung von See- und Transitzöllen des Rechtes begeben
habe, weitere Auflagen dem Einfuhrhandel aufzuerlegen.
,,In schwer veiständlicher Verblendung" jedoch, schreibt
V. Brandt, verliess die englische Regierung im Laufe der
Jahre diesen Standpunkt und bekehrte sich zu dem von
den Chinesen eingenommenen, dass die Transitabgabe
nur dazu da sei, fremde Waaren auf dem Wege vom
Hafen bis zum Bestimmungsorte im Innern gegen die
Erhebung weiterer Abgaben zu schützen, und dass die
Waaren, einmal dort angelangt, seitens der l^andes-
behörden mit jeder beliebigen Steuer belegt werden
könnten. Die Haltung der englischen Regierung hat das
Ergebniss gehabt, dass fremde Waaren heute noch den
doppelten Betrag von See- und Transitzoll als Likin zu
entrichten haben, dass Likin in den fremden Nieder-
lassungen, ja sogar in Hongkong, in Form einer von
einer chinesischen Gilde geleisteten Pauschalzahlung er-
hoben wird, und dass auf dieselben Waaren, wenn vom
Transitpass begleitet, so wie sie am Bestimmungsorte
angekommen sind, neue Steuern geschlagen werden, die
die Provinzialverwaltung reichlich für das, was ihr durch
die Abfuhrung des Transitzolles an die Centralregierung
entgangen ist, entschädigt.
Von Brandt erörtert die Schwierigkeiten einer Likin-
reform, ilie in den Provinzanspruchen gipfeln. Er schlägt
folgenden Ausweg vor: Während die Erhöhung des Ein-
fuhrzolles auf 5 Percent ad valorem oder mehr auf alle
Importe stattfände, wäre einerseits die Umwandlung des
facultativen Transitzolles in der Höhe des halben Ein-
fuhrzolles in einen obligatorischen auf solche Waaren
durchzuführen, die als europäische leicht erkennbar sind,
und andererseits die Wirksamkeit dieser Maassregel auf
die Provinzen zu beschränken, in denen sich Vertrags-
häfen befinden. Damit wäre der Vortheil erreicht, mit
dem ganzen umständlichen Apparat der Ertheilung von
Einfuhrtransitpässen aufzuräumen, die reichsten Provinzen
Chinas dem fremden Verkehr abgabenfrei zu eröfifnen
und den Raum, innerhalb dessen alle Inlandsabgaben
aufgehoben werden, so zu beschränken, dass derselbe
von den geöffneten Häfen aus erfolgreich unter Controle
gehalten werden kann. Eine besondere Behörde, etwa
das Seezollamt, mUsste eine Instanz ftir Klagen wegen
angesetzlicher Besteuerung fremder Waaren im Inlande
abgeben. Vorbedingung jeder Reform in dieser Hin-
sicht ist freilich, dass sich die Vertragsmächte bei der
Revision der Verträge mit China über ihre Bedingungen
verständigen und dass über die Durchführung der Ver-
tragsbestimmungen in ganz anderer, viel schärferer Weise
gewacht werden muss, als es bisher der Fall war.
Herr v. Brandt hat nach Erscheinen seiner Brochüre
noch wiederholt in Zeitungsartikeln und Vorträgen seine
Ansichten über Chinas Zukunft ausgesprochen, die im
Folgenden zusammengefa.sst werden können:
Die letzten Vorgänge in Ostasien sind, soweit sie die
europäischen Mächte betreffen, zum grössten Theile nur
neue Erscheinungen des alten Kämpfes zwischen Eng-
land und Russland-Frankreich, der, in Vorderindien
beginnend sich nach Hinterindien übertrug und mehr
und mehr sich dann auf die Ausdehnung der Einfluss-
sphäre, England von Birma, Frankreich von Tonking
aus, nach Südchina — den Provinzen YUnnan und
Szetschuan — richtete. Im Norden tritt Russland als
gefahrlicher Concurrent mit der transsibirischen Bahn
auf, für die es die Erlaubniss, sie durch die Mandschurei
zu führen, erhalten hat. Den Einfluss auf den Welt-
handel, den man der Vollendung dieser Bahn vielfach
zugeschrieben hat, erwartet unser Gewährsmann davon
nicht, die Bahn wird wohl einen Theil des Verkehres
nach China hinüberziehen, aber damit nur einen Local-,
keinen Welthandel ins Leben rufen. Denn für die
Massengüter, die China exportirt, ist die Bahniracht tu
theuer, und für die feinen Waaren, Kampfer, Moschus,
eventuell wegen der mehrfachen Umladungen verderb-
lich. Unter den neu in Ostasien aufgetretenen Staaten
wird Japan auch in Zukunft die erste Rolle spielen, es
geht aber durch seine übermässigen Ausgaben für
Rüstungen einer Verwirrung seiner Finanzen entgegen,
die voraussichtlich ein permanentes Deficit zeitigen wird
und dann sehr wohl die Regierung zur Wiederholung
der schon früher geübten Ablenkung der inneren
Schwierigkeiten nach aussen durch einen Krieg ver-
anlassen könnte. Dass die Vereinigten Staaten, sobald
sie es wollen, in der ostasiatischen Frage einen durch-
schlagenden Einfluss ausülien werden, ist zweifellos. Be-
reits ist in commercieller Hinsicht ihre Concurrenx
namentlich auf dem Gebiete der Eisenindustrie und der
Baumwollindustrie besonders für England eine recht
empfindliche.
Wiederholt betont Herr v. Brandt, dass die Ansicht,
China müsse über kurz oder lang in sich zerfallen wegen
der geringen Cohäsion der Bevölkerung und des weit
verbreiteten Hasses gegen die mandschurische Dynastie,
18
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
durchaus irrig sei. Denn letzteres sei eine Fabel, was
bereits 1840 die Engländer erfahren hätten und jeder
Andere wieder erfahren würde. Erstere aber, die geringe
Cohäsion der Bevölkerung, sei nur insofern vorhanden,
als nach Sprache und Gewohnheiten den Nordchinesen
vom Südchinesen allerdings ein weiter Abstand trenne ;
das aber werde völlig aufgehoben durch die in drei
Jahrtausenden unverändert gebliebene und im Volks-
bewusstsein tief eingewurzelte Morallehre des Konfutse,
der dem Vater in der Familie und dem Kaiser im
Reiche eine unbedingte Autorität einräume. Jahrhunderte
zum mindesten würden dazu gehören, um dieses Band,
das die ungezählten Millionen des himmlischen Reiches
aufs Engste zusammenschliesse, zu sprengen.
Was die in China von den Europäern erlangten Con-
cessionen angehe, die in Bahnstrecken von ungeheurer
Ausdehnung beständen, so werde deren Ausbeutung nicht
nur sehr lange Zeit, sondern auch Hunderte von Mil-
lionen, ja Milliarden erfordern, die das europäische Ca-
pital wohl so bald nicht zur Verfugung stellen werde.
Die ganze Entwicklung könne sich nur langsam voll-
ziehen, zumal das chinesische Volk dafür noch nicht
reif ist. Bei der Ausbeutung der Kiautschou-Concession,
deren Erlangung v. Brandt übrigens als eine lange vor-
bereitete Action darstellte, handle es sich auch darum,
Anschluss an die nahe liegenden chinesischen Provinzen,
namentlich Schansi, zu gewinnen.
Den Kaufleuten ertheilt Herr v. Brandt folgende Rath-
schlage, die auch in Oesterreich, soweit unsere freilich
noch geringfügigen Interessen in China in Betracht
kommen, Beachtung verdienen : Erwerbung grösserer
Bekanntschaft mit der chinesischen Umgangssprache
seitens der in China etablirten Kaufleute und ihrer An-
gestellten; grössere Aufmerksamkeit auf die Aufmachung
der Waaren und peinliche Genauigkeit bei Ausführung
chinesischer Bestellungen ; der Fabrikant soll seine Waaren
womöglich nur einem Kaufmanne consigniren und dem-
selben möglichst vollständige Kataloge mit genauen
Preis- und sonstigen Angaben zugehen lassen. Die Prü-
fung der nach China bestimmten Waaren auf Probe-
mässigkeit, Aufmachung unii Verpackung sollte bereits
durch einen Commissionär in Europa erfolgen, wie es in
England und Frankreich durchwegs Sitte ist. L.
GESCHICHTE FORMOSAS.
Der fieberhafte Pulsschlag, der das politische Leben
Ostasiens in der Gegenwart kennzeichnet, ist auch nicht
ohne Einfluss auf die Literatur geblieben, die es sich
zur Aufgabe gemacht hat, jene politisch bewegten Ge-
biete in verschiedener, ganz besonders historischer,
geographischer und ethnographischer Hinsicht zu schildern.
Mochten vor noch nicht gar so langer Zeit Jahre ver-
streichen, ehe einem Werke über eines der Länder Ost-
asiens ein neues denselben Gegenstand behandelndes
Werk folgte, so vergeht gegenwärtig kaum ein Monat,
ohne uns eine literarische Neuigkeit dieser Art zu bringen.
Deutsche, Engländer und Franzosen wetteifern rühmlichst
mit einander, die Ergebnisse ihrer Studien und Er-
fahrungen, die sie über und in Ostasien gemacht haben,
der gelehrten und gebildeten Welt zu vermitteln, und
aus der reichen Fülle gross angelegter und ausführlicher
Werke allgemeinen oder besonderen Inhalts fängt auch
schon hie und da, eine willkommene Erscheinung, das
Compendium aufzutauchen an.
Ein solches Compendium, welches in monographischer
Darstellung ein Stück ostasiatischer Geschichte behandelt,
ist das uns vorliegende Werk Wirth's „Geschichte For-
mosas". ') Der Verfasser hat sich mit grossem Geschicke
der Aufgabe entledigt, die Geschieht? der Insel Formosa
von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart so knapp als
') Wirih, litrec^f.'GescbichteFormosas bU Anfang 18il8. Bonn, C. Georgi,
1898. 8». 188 S.
möglich darzustellen, ohne auch nur das Geringste ver-
missen zu lassen, was zum Verständnisse der historischen
Ereignisse und ihres Zusammenhanges nothwendig ist.
Wirth's Buch ist nicht nur eine kurze Zusammenstellung
historischer Thatsachen, es gibt uns nicht allein Einblick
in die politischen Wandlungen, denen Formosa bis zum
Frieden von Shimonoseki, durch den es unter japanische
Herrschaft kam, unterworfen war, sondern es lehrt uns
auch die Bedingungen kennen, die jenen Thatsachen und
Wandlungen zugrunde liegen. Es ist nicht nur ein ileissig
gearbeitetes Werk, zu dessen Ausführung der Verfasser
die ziemlich reiche, aber auch verstreute Literatur über
Formosa verwerthet hat, sondern es ist auch die gute
Arbeit eines Mannes, der seinen Stoff beherrscht und
immer weiss, wo und wie die Einzelheiten am besten zu
verwenden sind, damit sie sich zu einem übersichtlichen
Ganzen zusammenschliessen.
Gerade was Formosa betrifft, ist eine glatte Zusimmen-
stellung des geschichtlichen Materials nicht so leicht, als
man in Rücksicht auf die länger als zwei Jahrhunderte
andauernde Zugehörigkeit der Insel zu China denken
möchte. Diese Zugehörigkeit war eben trotz ihrer langen
Dauer nicht vollkommen und nicht unangefochten, wenn-
gleich sie als politische Thatsache so wenig bestritten
werden konnte wie der heutige Besitztitel der Japaner.
Doch nicht allein unter der Herrschaft der Chinesen
war Formosa ein Gegenstand des Begehrens, auf welchen
andere Mächte ihre HHcke richteten, und nach welchem
sie gerne die Hand ausgestreckt hätten, sondern schon
vordem war die Insel ein Object des Streites und
Kampfes, und die Fäden des politischen und kriegerischen
Getriebes laufen oft so wirr durcheinander, dass der Ge-
schichtschreiber schwere Mühe hat, sie zu entwirren und
in eine für den Leser verständliche Ordnung zu bringen.
So bleibt, um eine chronologisch geordnete Darstellung
zu gewinnen, nichts übrig, als die ineinander laufenden
Fäden abzureissen und fallen zu lassen und sie gelegent-
lich wieder aufzunehmen und aneinander zu knüpfen ;
eine Methode, zu welcher auch Wirth seine Zuflucht zu
nehmen gezwungen war.
Wenn es auch nicht geschichthch nachgewiesen werden
kann, so darf doch angenommen werden, dass voii allen
Nationen, die jemals die Insel Formosa besucht haben,
die Chinesen die ersten waren, die das der Provinz
Fukien so nahe gegenüberliegende Eiland kennen lernten.
Wenn, wie von Seeleuten behauptet wird, bei günstiger
Witterung die Berge von Formosi von Amoy aus ge-
sehen werden können, so wäre es ganz undenkbar, dass
die Chinesen der Versuchung widerstanden haben sollten,
die nur etwa 2 •<> km breite Meerenge zu übersetzen,
um das benachbarte Land auszukundschaften; dass über
solche in alter Zeit unternommene Züge der Chinesen
nach Formosa keine Nachrichten auf die Nachwelt ge-
kommen sind, lässt sich leicht damit erklären, dass die
chinesischen Seefahrer von den wilden Inselbewohnern
erschlagen worden sind. Verbürgt ist, dass die Chinesen
im Jahre 607 n. Chr. — unter einem Reitergeneral! —
etwa lo.ooo Mann stark einen Seezug gegen Formosa
unternahmen, die Hauptstadt der Insel eroberten und
nach einem grausamen Schlachten 1000 Eingeborene als
Gefangene nach China führten. Trotz dieses Sieges
kümmerten sich nun die Chinesen so lange nicht um
Formosa, bis sie durch die Formosaner selbst wieder
daran erinnert wurden, da diese am Ende des XII. Jahr-
hunderts in Fukien einfielen und auf ihrem Plünderungs-
zuge, der hauptsächlich dem Erwerbe von eisernen
Gegenständen galt, nur mit schwerer Mühe aufgehalten
und zurückgetrieben werden konnten. Erst im darauf-
folgenden Jahrhunderte besuchten die Chinesen wieder
einigeraale die Insel, jedoch ohne besondere Absicht und
mit keinem anderen Erfolge als der Niedermetzlung oder
Gefangennahme von Eingeborenen. Im Jahre 1564 war
es ein chinesischer Seeräuber, der sich der Pescadoren
bemächtigt hatte und nach verlorener Seeschlacht auf
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT. ^^Qf/fy^^^Hf
1»
der Flucht vor dem chinesischen Adnairal nach Formosa
kam ; die Chinesen, die den Corsaren wegen der Un-
tiefen und Sandbänke nicht bis nach Formosa zu ver-
folgen wagten, nahmen die Pescadoren, und der See-
räuber richtete unter den Formosanern ein kleines Blutb.Ki
an und Hess mit ihrem Blute seine Schiffe kalfatern.
Während die Chinesen also Formosa der Annectirun<<
nicht für werth hielten, was ihnen in Rücksicht auf <liu
wilden Bewohner der Insel auch gar nicht zu verübeln
ist, war das Zeitalter der Conquistadoren ' angebrochen,
und damit auch die Zeit, in welcher die von den Chi-
nesen verschmähte Insel ihre Werthschätzung fand. Vor
Allem waren es die Portugiesen, die der Insel den
Tribut wenigstens äusserlicher Anerkennung brachten,
indem sie ihr den Namen „a ylha i'ormosa", die Herr-
liche oder Prächtige (Insel) gaben ; unter diesem Namen
erscheint die vordem , .Klein Liukiu" genannte Insel seit
der Mitte des XVI. Jahrhunderts auf portugiesischen
Seekarten verzeichnet. Nach der ^Einverleibung Portu-
gals durch die Spanier im Jahre 15H« gab König
Philipp II. im Jahre 1593 dem Statthalter von Manila
den Auftrag, Formosa zu erobern, um gegen Japan einen
strategischen Stützpunkt zu gewinnen ; doch die spani-
schen Schiffe kehrten, von einem Sturme kam|)funfahig
gemacht, unverrichteter Dinge zurück, und der Plan
wurde verschoben. Dieser kam erst im Jahre 1626 zur
Ausführung, da die Spanier das an der Nordküste For-
mosas gelegene Kilung nahmen.
Inzwischen waren auch die Holländer auf den Plan
getreten. Im Jahre 1624 setzten sie sich in Anping an
der Westküste Formosas fest und nahmen, sich als die
Herren geberdend, von allen ein- und ausgehenden
Waaren Zölle. Dadurch kam es zwar zwibthe^ ihnen
und den Japanern zu Zwistigkeiten, doch blieben die
Holländer Herren der Situation. Indem sie dem Aner-
bieten der Chinesen, die Pescadoren zu räumen und
das herrenlose Formosa zu besetzen, Folge leisteten,
hatten sie bei Taiwan eine feste Burg angelegt, nahmen
1642 Kilung, danach Tamsui, unterwarfen sich 25 Stämme
der Eingeborenen, verschafften sicli auch auf der 0.^tküste
Geltung und waren im Jahre 1 66 1 die alleinigen Be-
herrscher der ganzen Südhälfte von Formosa. Wären
die Holländer damals zielbewusst und zweckentsprechend
vorgegangen, so wäre ihre Herrschaft auf Formosa ge-
sichert gewesen. Aber die ostindische Compagnie functio-
nirte mit einer Schwerfälligkeit, die ein schlagfertiges
Vorgehen unmöglich machte und, indem sie den militä-
rischen Führern durch langwierige, diplomatische Ver-
handlungen die Hände band, den feindlichen Bestre-
bungen den Boden ebnete. So vielversprechend die
Unternehmungen der Holländer auf Formosa angefangen
hatten, so kläglich und rasch war ihr Ende, und heute
sind nur noch verfallene Burgruinen Zeugen der einstigen
holländischen Macht auf Formosa.
Gerade um die Zeit, als die Holländer auf dem besten
Wege waren, sich auf Formosa auszudehnen, wurde in
China die Ming-Dynastie von den Mandschu gestürzt,
und in den südlichen Provinzen Chinas kam es zu einer
den Mandschu feindlichen üährung. Drei Prinzen der
Ming organisirten die Bewegung, und die Mandschu
wurden aus Fukien vertrieben. Auch Seeräuber mussten
dazu ihre Hilfe leihen, und der Corsar Kok-seng-ya
(Koxinga) leistete den Ming-Prinzen vortreffliche Dien.ste.
Kopinga, der sich von den Ming in keiner Weise ab-
hängig machte und seine Raubzüge auf eigene Rechnung
unternahm, brachte im Jahre 1 66 1 seinen langgehegten
Plan, Formosa heimzusuchen, zur Ausführung und landete
mit 25.0OÜ Mann vor Taiwan. Die Holländer, die einer
solchen Macht nicht Widerstand leisten konnten, hätten
nun leicht Rettung finden können, wenn sie sich, wie
ihnen angeboten wurde, mit deu Mandschu vcrbümiet
hätten ; aber sie Hessen die Gelegenheit vorübergehen
und mussten nach unsinnigen Versuchen, sich Hilfe zu
verschaffen, und nachdem sie die kostbarste Zeit un-
thätig hatten verstreichen las.scn, Antangs 1 662 capitu-
liren. Da Koxinga in demselben Jahre starb, meinten
zwar die Holländer, sich von dem ihnen zugefügten
Schlage wieder erholen zu können, aber ihre Hoffnung
wurde arg getäuscht. Formosa blieb von nun an chine-
sisch. King, der Sohn Koxinga's, der das Erbe seines
Vaters antrat, hatte nicht dessen Fähigkeiten, und
nachdem die Holländer mit Hilfe der Mandschu seine
Flotte vernichtet hatten, hätten sich jene noch immer
aufraffen können, doch waren die Chinesen in der Aus-
nützung dieses Sieges weit klüger als die Holländer.
Nachdem King im Jahre 1681 gestorben war und sein
Sohn Kotschwang die Herrschaft seines Vaters ange-
treten hatte, eroberten die Chinesen die Pescadoren
und rückten im Jahre 1683 gegen Formosa vor.
Kotschwang wurde geschlagen und als Staatsgefangener
nach Peking gebracht, und P'ormosa wurde China als
Theil der Provinz Fukieu einverleibt.
Die Chinesirung der Bevölkerung der Insel ging ziem-
lich rasch vor sich. War der Zuzug der Chinesen schon
unter der Herrschaft der Holländer nicht unbedeutend,
so nahm er noch mehr zu, nachdem die .'\nhanger der
Ming alle Aussicht auf Erfolg verloren hatten und sich
vor dep Verfolgungen der Mandschu nach Formosa
flüchteten, und die Chinesen waren um die Mittel, die
Eingeborenen von Formosa zu verdrängen, nicht ver-
legen. Bald hatten zwei Drittel tier Formosaner chine-
sische Sprache, Sitte und Tracht angenommen, und wie
fürderhin die Entwicklung Formosas mit der der gegen-
überliegenden Provinzen Fukien und Kwangtung in
Wechselwirkung stand, durften sich die Mandschu
rühmen, Formosa zu einem Theile des Reiches der Mitte
gemacht zu haben. Doch obgleich sie allmälig in neue
Gegenden vorrückten, war und blieb Formosa doch
immer nur ein todtes Anhängsel an China, das die Chi-
nesen erst zu schätzen anfingen, als sie von fremder
Seite auf seinen Werth aufmerksam gemacht wurden.
Sicherlich gab die Insel den Mandschu immer mehr zu
schaffen, als sie ihnen von Nutzen war. Vom Jahre 1701
bis 18 6 haben auf Formosa nicht weniger als fünf
Aufstände stattgefunden, von denen einige sehr gefähr-
Uch waren und der letzte volle zehn Jahre dauerte.
Wie auf dem Festlande die Misswirthschaft der Manda-
rine das Volk zur Empörung reizt, so auch auf der
Insel, und wenn man bedenkt, dass Formosa nicht allein
eine Zufluchtsstätte der Mingianer, sondern auch ver-
schiedenen Gesindels aus den Südprovinzen geworden
war, so ist es erklärlich, dass die chinesische Herrschaft
auf Formosa manchen Versuchen ausgesetzt war. sie zu
erschüttern. Erinnert man sich dazu, dass es den Chi-
nesen niemals gelungen war, die Einwohner von For-
mosa ganz zu unterwerfen, sondern dass die wilden
Stämme immer unbotmässig blieben, so begreift man
auch, dass die Herrschaft der Chinesen über Formosa
auch von Fremden nicht als eine besonders zu resptecti-
rende Thatsache betrachtet wurde. So konnte der Pole
Graf Benyowski, der im Jahre 177' nach Formosa kam
und dort mit den Eingeborenen in blutigen Streit ge-
rieth, auf den Gedanken kommen, die Colonisation
Formosas einer europäischen Macht vorzuschlagen, als
ob die Chinesen dabei gar nichts mitzureden hätten;
freilich predigte er all das Schöne, was er von Formosa
zu erzählen wusste, tauben Ohren, denn weder Ludwig XV.
von Frankreich, noch Kaiser Josef II., noch die Eng-
länder und .Amerikaner gingen auf seinen Plan ein.
Durch Jahrhunderte war Formosa kein Anziehungv
punkt für fremde Bestrebungen, und jahrhundertelang
blieb es verschlossen, bis der Krieg zwischen China
und den vereinigten Engländern und Franzosen diese
Sachlage mit einem Schlage änderte. Den .Amerikanern
gebührt das Verdienst, vereint mit den Russen die Ex-
öfl!nung Taiwans als des ersten formosani sehen Hafens
im Jahre 1858 durchgesetzt zu haben Von einer Er-
werbung Formosas aber wollten die Amerikaner weder
so
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
früher noch später etwas wissen, und selbst als im Jahre
1867 die Mannschaft einer amerikanischen Barke, die
an der Westküste von Südformosa gestrandet war, von
den wilden Botan massacrirt wurde, begnügten sich die
Amerikaner damit, den Wilden einige Gefechte zu liefern
und ihnen dann das Versprechen abzunehmen, West-
länder, die an der Küste des Botangebietes ■scheitern
sollten, künftighin freundlich zu behandeln.
Gleich den Amerikanern zeigten sich auch die Eng-
länder nicht geneigt, Formosa zu colonisiren. Im Jahre
1670 hatten sie von King die Erlaubniss erhalten, in
Taiwan eine Factorei zu gründen, doch machten sie
von jener nur einige wenige Jahre Gebrauch und gaben
nach der Eroberung von Amoy 1683 die Factorei wieder
auf. Und ebenfalls gleich den Amerikanern fühlten auch
sie sich nicht bewogen, aus dem Umstände ernste Con-
sequenzen zu ziehen, dass erst im Jahre 1842 und auch
später noch öfters englische Schiffbrüchige von den
formosanischen Wilden ermordet oder zu Sclaven
gemacht wurden. Auch das Angebot der bekannten
Firma Jardine, Matheson & Cie., die Insel für England
zu erobern, wie Brooke das Gebiet von Sarawak auf
Borneo für England in Besitz genommen hatte, wurde
abgelehnt.
Ernste Absicht, sich Formosas zu bemächtigen, hatte
dagegen Frankreich. Schon zu verschiedenmalen hatten
die Franzosen daran gedacht, Formosa zu erwerben,
doch erst im Jahre 1884, nachdem jene Idee schon
hundert Jahre alt geworden, hatte es den Anschein, als
ob sie verwirklicht werden sollte. Im Kriege mit China
versuchten es die Franzosen, Formosa zu gewinnen, und
es gelang ihnen auch, Kilung zu erobern. Doch trotz
der Ueberlegenheit und der Siege der Franzosen über
die Chinesen zogen Jene den Kürzeren, da die Eng-
länder die französische Blockade brachen, um die Chi-
nesen zu unterstützen, und da die Franzosen durch
Krankheiten aufgerieben wurden. Acht Monate nach der
Eroberung von Kilung sahen sich die Franzosen be-
müssigt, sich von Formosa zurückzuziehen und den Plan,
die Insel zu erwerben, aufzugeben.
Auch in Deutschland, beziehungsweise Preussen, dachte
man an eine Erwerbung Formosas, doch blieb es immer
nur bei Anläufen. Der verrätherische Angriff der wilden
Botan auf ein preussisches Schiff im Jahre 1 860 wurde
zwar auf der Stelle energisch zurückgewiesen und be-
straft und hätte auch einen casus belli in ernstem Sinne
bilden können, doch vereitelten Schiffbruch, Krankheiten
und endlich die politischen Verhältnisse in Europa den
Plan, auf Formosa und auf den Pescadoren eine preussi-
sche Niederlassung zu gründen. Erst Anfangs der Achtziger-
jahre Hessen sich deutsche Firmen auf Formosa nieder
und wurde auch ein deutsches Consulat errichtet. Als
man in Deutschland im Jahre 1895 wieder ernstlich
den Plan zu erwägen begann, Formosa zu erwerben,
waren die politischen Verhältnisse in Ostasien schon so
weit gediehen, dass dieser Plan nicht mehr zur Aus-
führung gebracht werden konnte. Die Japaner waren,
man kann sagen, nicht gerade zu ihrem eigenen Vortheil
den Deutschen zuvorgekommen.
Die Beziehungen Japans zu Formosa lassen sich gerade
so weit zurückverfolgen wie die Cliinas. Wie die Chinesen
so standen auch die Japaner schon im VII. Jahrhunderte
mit Formosa in Verkehr, und es darf wohl angenommen
werden, dass dieser nie ganz unterbrochen wurde, wenn-
gleich Nachrichten darüber fehlen. Gewiss ist, dass ja-
panische Flüchtlinge gegen 1200 n. Chr. die mittleren
Liukiu besuchten und sich da niederliessen, und da
Japaner um die Mitte des XVI. Jahrhunderts im Vereine
mit chinesischen Seeräubern die Küsten von Fukien
heimsuchten, so dürften sie bei dieser Gelegenheit wohl
auch nach Formosa gekommen st in. Am Ende des
XVI. Jahrhunderts kamen japanische Händler nach
Formosa, und da aus ihren Berichten der Shogun
Jyeyasu erkannte, das« die Insel einen berufenen Stütz-
punkt gegen die Chinesen und Spanier bilden könnte,
sandte er eine Handelscommission dahin, um mit den
Wilden Verbindungen anzuknüpfen. Einige MitgUeder
dieser Commission wurden zwar von den Wilden nieder-
gehauen, doch schickte der Shogun erst im Jahre 1615
den Statthalter von Nagasaki nach Formosa, um dieses
zu erobern ; der Zug misslang aber, und der unglückselige
Statthalter wurde dafür nach seiner Rückkehr nach
Japan enthauptet. Obwohl die japanische Regierung nun
den Plan, Formosa zu gewinnen, fallen Hess, dauerte
der Verkehr der japanischen Kaufleute mit der Insel
fort, bis es, wie schon erwähnt, im Jahre 1624 zwischen
den Holländern und Japanern zu einem Conflicte kam,
in welchem die Japaner unterlagen. In der nun folgenden
Periode japanischer Abschliessungspolitik kümmerten sich
die Japaner auch um Formosa nicht, und erst in diesem
Jahrhunderte lenkte die Insel wieder ihre Aufmersamkeit
auf sich. Wie den anderen Nationen, so ging es auch
den Japanern, als sie im Jahre 1871 und später an der
Südküste von Formosa Schiffljruch litten: die Schiff-
brüchigen wurden von den wilden Botan erschlagen oder
misshandelt. Da die chinesische Regierung die Verant-
wortlichkeit für das Gebahren der ihr unterstehenden
aber nicht botmässigen Wilden ablehnte, verschafften
sich die Japaner selbst Recht, doch begnügten sie sich
nicht damit, die Botan zu züchtigen, sondern versuchten
es auch, sich in Südformosa festzusetzen, und blieben
auch da bis zu Ende des Jahres 1874. Dies verursachte
den Chinesen Bedenken und veranlasste sie, den Versuch
zu machen, die wilden Formosaner selbst zu unterwerfen,
um künftighin fremden Mächten die Gelegenheit zu
nehmen, sich mit formosanischen Angelegenheiten zu
beschäftigen. Noch in den Siebzigerjahren bauten sie
Strassen und legten sie ein Fort in Formosa an, und in
den Achtzigerjahren unterwarfen sie an 500 Dörfer der
Eingeborenen mit etwa 100.000 Einwohnern.
Indessen war es zwischen China und Japan zum
Kriege gekommen, der für China so unglücklich ausfiel
und durch den Frieden von Shimonoseki im Jahre 1895
den Japanern Formosa zubrachte. Aber der Gewinn
dieser Insel war für die Japaner mit manchen Unan-
nehmlichkeiten verbunden, an die sie sicherlich nicht
gedacht hatten. Formosa musste erst erobert werden.
Die chinesischen Elemente der Insel waren entrüstet,
dass sie an die ihnen verhassten Japaner ausgeliefert
werden sollten, und erklärten, um diesem Schicksale zu
entgehen, Formosa zur Republik, indem sie aber auch
die Oberhoheit des Kaisers von China anerkannten. „Die
Japaner haben China beschimpft," heisst es in der be-
treffenden Proclamation, ,, indem sie unser Gebiet von
Formosa annectirten, und unsere, des Volkes von For-
mosa, Bitten an den Thoren des Thrones sind vergeb-
lich gewesen. Wir hören jetzt, dass die japanischen
Sclaven im Begriff stehen, einzutreffen. Wenn wir das
dulden, wird das Land unserer Herde und Heimstätten
ein Land der Wilden und Barbaren (!) werden, aber
wenn wir es nicht dulden, wird die Zeit unserer ver-
hältnissmässigen Schwäche sicher nicht lange dauern.
Häufige Besprechungen haben zwischen den fremden
Mächten stattgefunden, die sich alle dahin ausgesprochen,
dass das Volk von Formosa erst seine Unabhängigkeit
begründen müsse, ehe die Mächte es unterstützen würden.
Darum sind wir, das Volk von Formosa, unabänderUch
entschlossen, eher zu sterben, als dem Feinde zu dienen,
und wir haben im Rathe beschlossen, die ganze Insel
Formosa in einen republikanischen Staat zu verwandeln,
sowie dass die Verwaltung aller unserer staatlichen An-
gelegenheiten organisirt und durchgeführt werden solle
auf Grund von Berathungen und Entscheidungen der
von uns, dem Volke, öffentlich gewählten Beamten. Aber
da für dieses Unternehmen, sowohl was den Widerstand
gegen den japanischen Angriff, als was die Organisation
der neuen Verwaltung anbetrifft, ein Mann die oberste
I Leitung haben muss, der die ganze Autorität in sieb »u-
ÖSTERREICHISCHE MONA ISSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
sammenfasst und den Frieden unserer Heimstätten
sichert, so haben wir wegen der Achtung und IJewundc-
rung, die wir seit lange für den Gouverneur und Ober
befehlshaber 'J'angtschin-sung gefühlt haben, im Ruthe
beschlossen, denselben zur Stelle des Präsidenten dur
Republik zu erheben." Die Unterstützung, welche die
Republikaner von Seite Chinas an Geld, Waffen und
Mannschaft erhielten, erschwerte den Japanern zwar die
Niederwerfung des gegen sie organisirten Aufstandes,
endlich aber blieben sie doch Sieger über die merk-
würdige ostasiatische Republik, und die Insel wurde ihnen
auch de facto übergeben.
Heute steht Formosa unter japanischer Herrschaft, ohne
von den Japanern schon ganz erobert zu sein. Die wilden
Stämme im Innern der Insel, die sich noch nie einem
Herrn unterworfen haben, gehorchen auch den Japanern
nicht, und der Krieg dauert fort; ist es auch nur ein
Bandenkrieg, so kostet er doch seine Opfer und dies auch
aus dem Grunde, weil die Japaner viel unter der Malaria
zu leiden haben. Rechnet man dazu die von den Chinesen
ausgehenden Aufstände, die den Japanern immerfort zu
schaffen geben, so wird man wohl kaum bezweifeln,
dass keine von den Mächten, die Formosa zu erwerben
versäumt haben, Japan um dessen Besitz beneidet, der
die Japaner bis heute schon mehr als 2or) Millionen
Mark kostet! Jedenfalls steht es ausser Frage, dass der
Besitz Formosas unter so zweifelhaften Verhältnissen
einen solchen Kostenaufwand nicht werth ist, und die
Japaner mögen den Siegeslohn, der ihnen mit der „Herr-
lichen" zugefallen ist, wohl schon oft als ein wahres
Danaergeschenk verwünscht haben. Officiell wird dies
freilich nicht ofifen zugestanden, denn in amtlichen Be-
richten wird erklärt, dass nur wenige Taiwanesen, vor
die Entscheidung gestellt, ob sie japanische oder chinesi-
sche Unterthanen werden wollten, sich im letzteren
Sinne entschlossen hätten und nach China ausgewandert
wären. Die Anzahl derer aber, die aus Hass gegen die
japanische Regierung die Insel verlassen haben und nach
dem Festlande ausgewandert sind, soll sich in Wirk-
lichkeit auf beiläufig 20.000 belaufen, was freilich kaum
der hundertste Theil aller Taiwanesen ist. Die grosse
Masse der Zurückgebliebenen äussert ihre Abneigung
gegen die Ja])aner aber dadurch, dass nur die wenigsten
von ihnen japanische Unterthanenpapiere erwerben. Das
sind für die Japaner keine vielversprechenden Zustande,
und man braucht den Werth Formosas gar nicht zu
unterschätzen, um sich mit einigem Zweifel die Frage
vorzulegen, ob das von den Japanern auf Formosa ver-
wendete Capital ihnen in Zukunft auch die erwarteten
Zinsen tragen wird. — /.
CHRONIK.
Asien.
Arabien. Die türkischen Truppen nehmen die Ort-
schaft Miftachul (?) in Jemen; nun soll hier Ruhe
herrschen.
Afghanistan. Der Gesundheitszustand des Emirs soll
sehr schlecht sein.
Indien. In der Stadt Bombay nimmt die Beulenpest
zu, und es kommen viele Todesfalle vor.
China. Der Kaiser ist noch immer von jedem Ver-
kehr streng abgeschlossen und leistet den Wünschen der
Kaiserin- Witwe nicht Folge. Die Kaiserin- Witwe soll einen
Thronfolger bestimmt haben, und es soll eine Palast-
revolution bevorstehen. — Alle Vicekönige und Provinz
gouverneure werden durch ein Edict von amtswcgen zu
Mitgliedern des Tsungliyamen ernannt. — Russland
zieht die Hälfte seiner Wachmannschaften aus Peking
zurück. — Die deutsche Regierung fordert für die dem
Missionär Stenz zugefügten Misshandlungen Genug-
thuung; die chinesische Regierung bewilligt die deut-
schen Forderungen; die amtliche Wiedereinführung
des Missionärs (jetzt in Tgiiitau in Pflege), Unterstützung
bei Errichtung seiner Missionsstation am Thatort und
strenge Bestrafung der Schuldigen. — Die Unruhen in
den Provinzen Szetschuan, Hunan und Hupeh gewinnen
an Ausdehnung. Die zur Bekämpfung <ler Aufständi-
schen in Hupeh ausgesandten kaiserlichen Truppen fliehen
vor dem Feinde. Die^Kaiserin-Witwe schränkt die Macht
der Vicekönige, besonders derjenigen in den Gebieten
des Yang-tse und von Hankau, ein. Der französische Ge-
sandte fordert für die in Hunan gegen Missionäre verübten
Gewaltthätigkeiten die Bestrafung der localen Beamten
und die Wiedereinsetzung der Missionäre. — In der
Provinz Nganhwei greifen 8000 Aufständische die Stadt
Kuyung an, nehmen sie nach längerer Belagerung und
Tödtung eines grossen Theiles der Besatzung ein und
ordnen daselbst die Hinrichtung aller Civil- und Militär-
beamten an. Eine andere Stadt ergibt sich freiwillig den
Aufständischen. Diese marschiren nach Tschultschau, um
Kantschau zu belagern. Die Erhebung in Nganhwei ist
vorbereitet, und die Aufständischen erhalten Zuwachs
aus den Provinzen Schantung und Hunan. Auch in
Schantung finden Unruhen statt.
Korea. Hier soll vollständige Anarchie herrschen. —
Japan übernimmt mit Zustimmung der koreanischen Re-
gierung die Eisenbahn Söul — Tschemulpo.
Sumatra. Es wird der Befehl zur Wiederaufnahme der
Expedition gegen Tuku-Umar gegeben. Dieser hält sich
an der Westküste in Tenom auf, nachdem er dessen
rechtmässigen Herrscher vertrieben hat.
Philippinen. Auf Luzon herrscht völlige Anarchie. Die
Aufständischen haben sich in zwei Gruppen getheilt und
befehden sich gegenseitig. Sie weigern sich, die spani-
schen Gefangenen auf das Verlangen der Amerikaner
hin freizulassen, um den Schein einer Unterwerfting
unter die Amerikaner zu vermeiden. Aguinaldo erklärt
sich bereit, über die Auslieferung von 1 1 .000 Gefangenen
unter Ausschluss der amerikanischen Vermittlung mit
dem spanischen General Rios zu verhandeln. Spanien
erinnert die Vereinigten Staaten an die im Friedens-
vertrag übernommene Verpflichtung, die spanischen Ge-
fangenen auszuliefern ; Amerika ist nicht im Stande, dieser
Verpflichtung nachzukommen. Aguinaldo verlangt für
die Freilassung der gefangenen Spanier die Anerkennung
der Republik der Philippinen durch Spanien und dessen
Mithilfe, um die Angliederung durch die Amerikaner zu
verhindern. — General Miller erhält die Instruction,
in Iloilo zu landen und den Platz zu besetzen. Die
Lage in Iloilo ist kritisch; die Vorstadt Molo ist von
1500 bewaffneten Eingeborenen besetzt. General Miller
fordert die Uebergabe der Stadt unter Zusicherung des
Schutzes für Leben und Eigenthum der Einwohner. Die
Aufständischen verstärken ihre Stellung und rüsten zum
Widerstand. Die Meuterei ihrer im Hafen von Manila
zum Abgang nach den Visayasinseln bereit liegenden
Truppen nöthigt die Amerikaner, von der Einnahme
Iloilos abzustehen. Die Amerikaner behaupten die Herr-
schaft auf den Philippinen nur in der Gegend der Bucht
von Manila. Aguinaldo zieht seine Truppen, circa 30.000
Mann, vor Manila zusammen; 12.000 Eingeborene ver-
lassen die Stadt. Die amerikanischen Truppen unter
General Miller werden von Iloilo zurückberufen, um
General Otis in Manila zu stützen. Der Aufstand auf
Mindanao, wo tlie Spanier blieben, macht grosse Fort-
schritte; die Muslimen predigen den heiligen Krieg.
Auch die Insel Cebu ist im Aufstande, und die einge-
borenen Behörden liegen untereinander im Streite. Eine
in Mololos abgehaltene Versammlung von Aufstandischen
beschliesst, die in Haft befindlichen Personen in Frei-
heit zu setzen, .\guinaldo ruft in Mololos die philippi-
nische Republik aus; der Congress in Mololos ge-
nehmigt die Verfassung. Auf der Insel Luzon ist die
Regierung Aguinaldo's ohnmächtig, die Ordnung «of-
recht zu erhatten. Im Inneren des lindes wird die
Autorität Aguinaldo's allgemein anerkannt — Auf der
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Insel Balabac werden der spanische Gouverneur und
seine Officiere von Eingeborenen ermordet ; diese nehmen
die Frauen und Kinder und einige Männer gefangen
und ziehen sich in die Berge zurück. Die Gattin des
Gouverneurs und die übrigen Gefangenen sollen sich
nunmehr in Sandakan (Britisch-Nordborneo) in Sicher-
heit befinden.
Afrika.
Marokko. Der Sultan soll sich wohl befinden. Die
Lage in Tafilet verschlimmert sich. Die Regierungs-
truppen, unter dem Befehle des Prinzen Maroni auf dem
Marsche nach Tafilet, werden von dem VVad-el-Dras-
Stamme angegriffen, doch werden die Aufständischen
nach heftigem Kampfe geschlagen ; viele von ihnen
werden gefangen und ein Theil von ihnen wird hin-
gerichtet.
Aegypten. Sämmtliche Mächte stimmen zu, die Wirk-
samkeit der gemischten Gerichtshöfe vom i. Februar
ab auf ein Jahr zu verlängern.
Abessynün. Ras Mangascha stellt seine Truppen in
starker Position bei Adagamus auf Er wird von den
meisten seiner Leute verlassen und hat wenige Anhänger.
Ras Makonnen verfolgt ihn, und es kommt zwischen
den beiderseitigen Truppen zu einem unbedeutenden
Kampfe. Es werden Friedensverhandlungen eingeleitet,
kommen aber nicht zum Abschluss. Ein Angriff der
Colonnen Ras Makonnens auf die von Ras Mangascha
besetzten Stellungen wird zurückgeschlagen. Es finden
verschiedene Zusammenstösse statt, die sämmtlich für
Ras Makonnen unglücklich ausfallen. Dieser erleidet
beträchtliche Verluste und leitet neue Friedensverhand-
lungen ein. Es kommt zwischen Ras Mangascha und
Ras Makonnen ein Friedensvertrag zu Stande, wonach
sich Ras Mangascha dem Negus Menelik vollständig
unterwirft und Tigre dem Ras Makonnen zufällt. Ras
Mangascha entlässt seine Soldaten, und die Häuptlinge
von Tigre kehren in ihre Gebiete zurück. Ras Makonnen
räumt Agame und tritt mit seinen Truppen den Rück-
marsch an.
Senegambien. Samory trifft in St. Louis am Senegal ein.
Wadai. Useph, der Sultan von Wadai, ist gestorben.
Sein erster Rathgeber Germa, der für die Erbansprüche
Abu Säid's, des Sohnes des früheren Sultans Ali, ein-
treten wollte, tödtete einen Sohn Useph's, Ibrahim, und
stach einem anderen Sohne Useph's, Abdul Aziz (oder
Abbas?), die Augen aus, worauf er Abu Said herbeirief.
Aegyptischer Sudan. Oberst Lewis bringt dem Führer
der Derwische, Ahmed Fadhil, nach heftigem Kampfe
eine vollständige Niederlage bei, wobei eine grosse Zahl
von Derwischen fällt und gefangen genommen wird.
Später ergibt sich die gesammte Streitmacht Ahmed
Fadhil's, 200 ) Mann, dem Kanonenboot „Metemmeh" auf
dem Blauen Nil ; Ahmed Fadhil gelingt es, zu ent-
kommen. Oberst Kitchener's Abtheilung besetzt auf dem
Marsche gegen den Khalifen Aburukba, wo sich eine
kleine Abtheilung von Leuten des Khalifen ergibt. Dieser
hält sich mit dem Hauptbestande seiner Streitkraft noch
in Scherkilla auf. Die britische Flagge wird am Atbara
und in Wadi Haifa gehisst. Für die Zwecke der Ver-
waltung wird der Sudan in vier Bezirke erster und drei
Bezirke zweiter Classe eingetheilt: a) Omdurman,
Sennaar, Kassala und Faschoda, b) Assuan, Wadi Haifa
und Suakin.
Britisch Wesiafrika. Wegen einer Forderung des eng-
lischen Gouvernements auf Ueberlassung des von der
Eisenbahn durchquerten Landstriches kommt es unter
den Egbas, die dies nicht für immer gestatten wollen,
zu Unruhen.
Nigergebiet. Die Operationen im Asaba-Hinterlande
sind beendet; alle Städte haben sich unterworfen, Ibu
und Ukara sind zerstört.
Congostaat. Eine Abtheilung von 200 Soldaten unter
Lieutenant Stevens wurde von den aufständischen Bate-
telas angegriffen und geschlagen. Diese marschirten
gegen Kalambarre, wo nur eine schwache Besatzung
lag, und bemächtigten sich dieses Platzes und der Ort-
schaft Yangu. Die Truppen des Congostaates zogen sich
mit Verlusten gegen Kassongo zurück. Baron Dhanis
befindet sich in Kassongo am Lulundi, wo er den Auf-
ständischen den Weg sperren will und Verstärkungen
erwartet. Die Aufständischen in Luluaburg setzen den
Kampf fort. Die Truppen Lothaire's sind zu den auf-
ständischen Batetelas übergegangen; jener soll verwundet
und gefangen genommen worden sein. Vom Gouverneur
Baron Dhanis fehlt weitere Nachricht. Die Truppen
furchten weitere Aufstände, da das Ansehen der Euro-
päer erschüttert sei. Der Congostaat soll sich in einer
schwierigen Lage befinden.
Madagaskar. Die Pestepidemie, die bisher auf Tama-
tave beschränkt blieb, dauert an; in Tamatave ist sie
im Abnehmen begriffen.
Australien.
Samoa. Der Oberrichter Chambers, ein Amerikaner,
bestätigt nicht die Mehrheitswahl Mataafa's zum Könige,
sondern lässt Tanu, den minderjährigen Sohn Malietoa's,
zum König und Tamasese zum Vicekönig ausrufen,
da sich Mataafa nicht für das Amt eines Königs eigne.
Der deutsche Consul weigert sich, Tanu anzuerkennen
und zur Auseinandertreibung der Samoaner mitzuwirken,
die sich gegen jene Bestimmung auflehnen und sich in
grosser Anzahl in Mulinu zusammenrotten und das Stadt-
haus umzingeln. Es kommt zwischen den Anhängern
Tanu's und Tamasese's und denen Mataafa's zum Kampfe,
wobei die Ersteren geschlagen werden und 500 Ge-
fangene verlieren. Tanu und Tamasese flüchten sich an
Bord des englischen Kriegsschiffes „Porpoise", das ihre
Truppen beschützt. Auch der Oberrichter und seine Familie
begeben sich auf die „Porpoise". Mataafa's Anhänger
plündern eine Anzahl Häuser in Apia, die Plantagen
und das flache Land. Nunmehr beschhessen die Consuln,
Mataafa und seine Anhänger als provisorische Regie-
rung anzuerkennen. Der Vorsitzende des Stadtrathes,
Dr. Raffel, und der deutsche Consul schliessen darauf
den obersten Gerichtshof mit der Erklärung, dass dessen
Function nur ihnen zukäme. Auf Veranlassung des britischen
und des amerikanischen Consuls landet der Capitän der
„Porpoise" den Oberrichter und eine Abtheilung
Matrosen, unter deren Schutz der Oberrichter nun
wieder Gericht hält. Mataafa selbst hält sich fern.
MISCELLEN.
Eisenbahnbau in Shantung. Der „Ostasiatische Lloyd"
bringt in seinem Beiblatt „Nachrichten aus Kiautschou"
folgende interessante Mittheilungen über den Eisenbahnbau
in der Provinz Shantung : „Nachdem die generellen Vor-
arbeiten für eine von Tsintau nach Tsinanfu führende
Eisenbahn abgeschlossen sind und betreffs des Eisen-
bahnbaues zwischen den bisher concurrirenden Syndi-
caten ein Einvernehmen erzielt worden ist, wird die Er-
theilung der Concession nicht mehr lange auf sich warten
lassen. Inzwischen sollen die speciellen Vorarbeiten sofort
in Angriff genommen werden, damit, sobald die Con-
cession selbst vorhanden ist, der Bau begonnen werden
kann. Nach den bisherigen Dispositionen wird zunächst
die Strecke Tsintau — Kiautschou — Weihsien ausgeführt
werden, und zwar gleichzeitig von zwei Punkten aus,
nämlich: von Tsintau und Kiautschou. Die Strecke
Kiautschou — Weihsien bietet so gut wie gar keine Schwierig-
keiten. Allerdings sind mehrere Flüsse mit Brücken zu
überschreiten, so namentlich der Weiho, welcher acht
Monate im Jahre eine grössere Wassermenge als unser
Rhein mit sich führt ; allein die natürliche Beschaffenheit
des Terrains lässt eine glatte Durchführung dieser Arbeiten
voraussehen, so dass die ganze Strecke bis Weihsien
(rund \oo km) in 27» — 3 Jahren fertiggestellt sein dürfte.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Das Baumaterial wird auf Leichtem über die Bucht von
Kiautschou nach dem kleinen Hafenort Taputur zu bringen
sein und von da nach Kiautschou zunächst noch weitere
2 oder 3 km flussaufwärts in der Richtung nach der
Stadt Kiautschou. Diese selbst wird dann mit einem etwa
noch 8 kvi langen Geleise erreicht. Etwas schwieriger
mit Rücksicht auf die mangelnden Arbeits- und Hilfs-
kräfte ist der Bau der Strecke Tsintau — Kiautschou. Hier
werden alleiti noch die s])eciellen Vorarbeiten rund
acht Monate in Anspruch nehmtn; mit der Baufühiung
der etwa 40 km. langen Strecke wird daher kaum vor
September oder October 1899 begonnen. Da sie indessen
gleichzeitig von Tsintau und Kiautschou aus in Angriff
zu nehmen ist, wird sie voraussichtlich gleichzeitig mit
der Strecke Kiautschou — Weihsien fertiggestellt werden.
Wenn nicht unvorhergesehene Hindernisse auftauchen,
wird man demnach die Eröffnung der ersten Bahn von
Tsintau nach den Kohlendistricten Shantungs Ende 1902
erwaiten dürfen."
Patente in China. Die Einführung des Patentwesens
in China scheint durch einen kaiserlichen Erlass ange-
bahnt worden zu sein, den das amerikanische „Engineering
and Mining Journal" im Wortlaute mitzutheilen weiss.
Das merkwürdige und vielleicht bedeutungsvolle Schrift-
Stück lautet danach, wie folgt; „Wir ordnen hiemit an,
dass von jetzt ab jeder chinesische Unterthan, der ein
nützliches Buch über neue Gegenstände schreibt oder
eine neue Maschine erfindet oder irgend etwas Nütz-
liches auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft
leistet, welches dem ganzen Lande zugute kommt, von
uns geehrt und belohnt werden .soll, damit andere ähn-
liche Talente ermuthigt und angespornt werden. Sollten
derartige geniale Leute für Beamtenstellen geeignet sein,
so sollen sie solche zur Belohnung bekommen ; ist das
nicht der Fall, so sollen sie Orden oder feine Kleidung
erhalten, damit sich aus der grossen Masse die Leute heraus-
heben, die sich durch ihre Talente und ihren Verstand
auszeichnen. Ausserdem sollen diese Leute die Früchte
ihrer Arbeit insofern geniessen, als sie innerhalb einer
bestimmten Zeit allein das Recht erhalten, die erfundenen
Gegenstände herzustellen und zu verkaufen."
Indische Emailllrarbelt. Die Hindus sind von altersher be-
rühmt durch ihre Eitiuillirkunst. Auch heute machen sie noch
immer Fortschritte in dieser Technik, in Bezug auf Reichthum,
Tiefe und Durchsichtigkeit der Töne werden sie von Niemand,
auch von den besten Eniailarbeitern in Limoges nicht, über-
trolTeD. Wie Maurice Maindron in der letzten ..Gazette des
Beaux-Arts« ausführt, wird die Kunst des Emaillirens an vielen
Orten Indiens geübt, in Benares, Luknow, Labore, Moultan, im
Kaschmirgebiet, in Delhi und zahlreichen .Städten des Pendschab;
die geschicktesten Künstler aber wohnen in Djeypour und in
Radjpoutana. Seit Jahrhunderten werden hier die Erfahrungen
in dieser so complicirten und zarten Kunst vom Vater auf den
.Sohn überliefert. Die besten Arbeiter gehören zu der moham-
medanischen Secte der Sikhs (in Labore und Pendschab), sie
sind auch allein im Stande, die RohstofTe zu bearbeiten. Sie
haben zwar ihre Kunst in einigen Gegenden Mittelindiens ver-
breitet, das Geheimnis» der Bearbeitung der Rohstoffe jedoch
nicht preisgegeben, .so dass allenthalben die Emailleure das Roh-
email in glasigen, undurchsichtigen Massen von den moh;iinmedani-
schen Glasern in Labore, den Manikars, kommen lassen müssen.
Die Schönheit der Ornamentmuster wie der Farben und eine
vollkommene Technik zeichnet auch schon die ältesten bekannten
Emailarheilen in Indien aus. An diesen finden sich primitive
Elemente der Ornamentik, geometrische Motive, Pyramiden.
Palmen mit Vögeln, typische Blumen wie das 3.ssyrische Gänse-
blümchen wieder, die der Kunst der Assyrer und Perser ent-
lehnt sind. Heute sind besonders zwei Techniken der Email-
malerei in Indien in Uebung, die sich in ihren Grundzügen
nicht wesentlich von den unseren unterscheiden : der Gruben-
schmelz (imail champlevi) und der Zellenschmelz (imail cloi-
sonn*). Bei der letzteren Art werden auf der zu emaillirenden
Melallfläche kleine Abtheilungen durch dünne Metallstreifen ge-
bildet, die als Zwischenwände genau auf den Contoureii der
vorher aufgetrageneu Zeichnung laufen und anfgelöthet werden.
In diese Zellen wird das Email in teigigem Zustande eingetragen
und dann das Stück gebrannt. Beim Grubenschmelz werden die
Felder, die mit Email gefüllt werden sollen, in den Metallgnind
eingegraben; da, wo die Conlouren kommen sollen, lässt man
Melallstej;e stehen. Je nachdem das Email auf Gold, Silber oder
Kupfer gearl)eitet wird, verlangt es eine ver.schiedene Her-
stellungsweise. Das bei den Arbeitern am wenigsten beliebte
Metall ist das Silber; es macht beim BrcDDeo growe Schwierig-
keiten, für die die schönen lachitfarbenen Töne, die da« Email
Dar auf Silber annehmen kann, nicht genügenden Ertatz bieten.
Auf Kupfer kann nur schwarz, weiss nnd rota erzielt werden.
Dasselbe Stück gehl l>ei der Bearbeitung durch mebreie H.indc
Die Arbeitttheilung ist streng durchgeführt, besonders bei den
besten Emaillearen in Djeypour, die gleichfalls Sikhs »ind. Diese
arbeiten überhaupt nicht für die Ausfuhr; sie kommen selbst
auch nie mit dem Publicum in Berührung. Za jedem Stück
werden zunächst die Muster von einem Zeichner, dem Cbitera,
entworfen, der auch die Sammlang der Docnmente, die Bncber
mit den Vorlageblättcrn, bewahrt und zugleich die Kunden
empfängt and ihnen die Muster vorlegt. Der Goldschmied, Snoar,
bereitet das Stück vor, polirt e.s, überträgt das Master daraaf
nnd übergibt es dem Graveur, Gharai. Dieser g'äbi mit Stahl-
spitzen und Grabsticheln die Graben aas, in die das Email
hineinkommen soll, verziert den Grund mit verschlungenen
Linien und polirt die stehenbleibenden Flächen des Metalls mit
einem Agalpolirstein. Alle diese Arbeiten werden noch von
Leuten ausgeführt, die nicht zu den Sikhs gehören. Nun erst
beginnt die Arbeit des Emaillears, des Minakar, Der Künstler
legt die Emailmasse mit einem Messer auf; er ordnet sie dabei
nach ihrem .Schmelzgrad und beginnt mit den Massen, die am
schwersten schmelzen. Jede Emailmasse ist sorgfältig in einem
Stahlmörser aufbewahrt, dann in einem kleinen Agatmörser mit
einer Gummilösung vermengt worden. Wenn das in die Graben
des Metalls gebrachte Email seine Feuchtigkeit verloren hat und
fest geworden ist, so beginnt der Brand, Ein Thonofen wird stark
geheizt und eine Stahlplatte direct auf die weissglühende Kohlen-
gluth gelegt; auf diese werden dann die zu brennenden Stücke
gestellt. Beim Brande muss der Künstler die grösste Aufmerk-
samkeit aufwenden; die geringste Verzögerung, die kleinste Nach-
lässigkeit können Schäden zur Folge haben, die fast nie wieder
gut zu machen sind. Je flüchtiger eine Farbe ist, desto kürzere
Zeit darf sie nur im Feuer sein. Die indische Emailmalerei wird
zu jeder Art von Decoralion verwandt, ron Luxus- Tafelgeschirren
ond zu dem Geschmeide, sogar für WaHenstücke. Freilich ist
sie gerade in der letzten Zeit durch das Eindringen schlechter
Vorbilder aus Europa in ihrer günstigen Entwicklung bedroht.
Das Pferd in China. Das Pferd ist als Hausthier im
eigentlichen China wenig verbreitet, ja in den südlichen
Provinzen sogar selten zu finden. Dank der vielen
Wasserstrassen geschieht der Transport von Waaren und
Personen auf dem erheblich billigeren Wasserwege. Auch
im Heere sind nur die wenigen Reiterregimenter mit
Pferden versehen, während die Artillerie sich zur Fort-
bewegung der Geschütze der Maulthiere bedient. Daher
kommt es, dass in den allerdings meist sehr engen
Strassen der Städte das Erscheinen eines Pferdes die
Fussgänger in nicht geringe Aufregung versetzt. Nicht
selten kann man beobachten , dass den Reitern auf
städtischen Strassen ein Läufer vorauseilt, der mit dem
warnenden Rufe: ,,Es kommt ein Pferd!" die Fussgänger
tmd Lastträger zum Ausweichen auffordert. .\uch in den
Nordprovinzen lässt man die in anderen Ländern dem
Pferde zugewiesenen Dienste und .Arbeitsleistungen meist
durch das Maulthier verrichten. Von einer Pferdezucht
ist in China schon um desswillen nicht die Rede, weil
alle Pferde als Wallachen aus der Mandschurei ein-
geführt werden. Die Einfühlung von Zuchtthieren durch
die grosse Mauer ist strengstens untersagt. Der Versuch,
aus Australien Halbblutpferde in China einzubürgern,
ist völlig gescheitert, unti so findet man im „I.ande der
Mitte" nur Pferde mongolischer Race, welche die Grösse
der Ponies nicht überschreiten. Diese Thiere sind wenig
schön, auch wenig schnell, dagegen macht sie ihre .Aus-
dauer überaus werthvoU. Man kann auf ihnen in 24
Stunden, so berichtet der „Ostasiattsche Lloyd", bis tu
200 km zurücklegen, ohne die Thiere dadurch zu schä-
digen. Dabei bedürfen die Pferde keiner besonders pfleg-
lichen Behandlung; ein im Hofe eingerammter Pfahl, an
dem eine Krippe angebunden ist, genügt ihnen als Stall
für den Sommer und \\inter. Gegen die Unbilden des
letzteren schützt sie ilie Natur durch ein dickes Winter-
kleid, dessen Haare eine iJinge von 4 cm erreichen. Die
Pferde sind von Jugend auf an Abhärtung gewöhnt, sie
werden von ihren mongolischen Züchtern in den freien
Steppen sich selbst überlassen. Nur um die Zeit, xu der
die jungen Hengste geworfen werden, werden sie mit
einer ihnen um den Hals geworfenen Schlinge gefangen
filr kurze Zeit eingepfercht und, nachdem sie vorher ge-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
zähmt und oberflächlich zugeritten sind, auf die Märkte
von Yehol und Tsitsihar gebracht. Hier werden sie durch
Chinesen aufgekauft, die dafür 40 bis höchstens 80 M.
bezahlen, während sie dann an den Küsten sich von
den sportliebenden Europäern 400 M. und mehr geben
lassen. Auch in China hat der Erwerb durch den Pferde-
handel etwas Anrüchiges; die Bezeichnung der Händler
mit „Ma-fan-tze" oder „Ma-farrh" entspricht ganz dem
deutschen Worte ,, Rosskamm" und dessen Bedeutung.
Hafer kennt man in China nicht, man füttert die Pferde
ausschliesslich mit Negerhirse und schwarzen Bohnen
oder mit Häcksel vermischter Kleie, während Heu und
Grünfutter nie gereicht werden ; so kommt die Ver-
pflegung eines Pferdes in China nicht hoch zu stehen.
In den Sagen der Chinesen spielt das Pferd vielfach
eine Rolle. Noch jetzt opfert der Kaiser von China dem
Himmel weisse Pferde. Gestossene Pferdeknochen oder
ein als Kopfkissen dienender Pferdeschädel ist ein ver-
breitetes Mittel gegen Schlaflosigkeit. Auch ist der
Chinese durchaus kein Verächter des Pferdefleisches als
Nahrungsmittel, nur darf er es nicht anders wie mit
Schweinefleisch vermischt und durch Ingwer gewürzt
geniessen. Das Fleisch eines schwarzen Pferdes darf ohne
reichlichen Beigenuss von Wein nicht gegessen werden.
Die Pferdeleber gilt für giftig, dagegen bildet das ge-
trocknete und geriebene Herzfleisch des Schimmels ein
beliebtes Hausmittel gegen Vergesslichkeit.
LITERATUR.
Die DonaulSnder. Zeitschrift für Volkskunde. Mit Berück-
sichtigung von Handel, Industrie und Verkehrswesen in den
Ländern der unteren Donau. Herausgegeben von Ad. Strausz,
Professor in Budapest. Wien, C. Graeser's Verlag. Lexikonoctav.
I. Jahrgang, I. Heft (monatlich ein Heft i 5 — 6 Bogen). Preis
per Jahrgang 12 fl.
Die neue Zeitschrift verfolgt, wie schon der Titel bekundet,
vornehmlich zwei ziemlich auseinanderliegende Ziele, ein volks-
kundliches und ein wirthschaftliches. Gelehrte der Donaustaaten
sollen in ihr berichten über die ,, Fortschritte ihrer Nationen auf
wissenschaftlichem und ökonomischem Gebiete", die Zeitschrift
soll ihnen stets einen offenen Sprechsaal bieten. Als letztes Ziel
verkündet die hochgestimmte Vorrede den Versuch, ,,the:ls nach-
zuweisen, welche industriellen und merkantilen Institutionen in
den Donaustaaten der Initiative harren und sichere Prosperität
versprechen, theils aber das Capital und den unternehmenden
Geist des Westens zur Befriedigung dieser Ansprüche dahin zu
lenken".
Das erste Heft bietet uns demgemäss drei Gruppen von
Artikeln. Der reinen Volkskunde (Folklore) sind sämmtliche vier
grösseren Aufsätze gewidmet. Da beginnt Mich. Dragomanow
eine vergleichende Studie über die slavischen Sagen vom Opfern
des eigenen Kindes, M. Gj. Milieevid bespricht unter dem Titel
„Der serbische Bauer in der Jugend und über die Jugend", zu-
nächst Liebeszauber, Werbung und Hochzeit, während L.
Saineanu eine Studie über die Jele oder bösen Geister im
rumänischen Volksglauben einleitet. Zum Abschluss gelangt ist
schon im ersten Hefte eine Skizze von J. Künos über das Fest
der Helva-Vertheilung in Ada-Kaie, d. i. die mit Aufzügen und
Gesang verbundene festliche Bewirthung besonders zu ehrender
Inselbewohner mit' einem krapfenartigen Gebäck. Diese vier
volkskund liehen Aufsätze nehmen fast genau die Hälfte des
Heftes ein. Ethnographisches finden wir auch noch in der
„Rundschau", welche ausführliche Schilderungen der ungarischen
ethnographischen Gesellschaft und der ethnographischen Ab-
theilung des ungarischen Nationalmuseums bringt, und in den
Bücherbesprechungen. Die beiden Abtheilungen enthalten auch
Artikel einer zweiten Gruppe, die uns über das wissenschaftliche
Leben der Donauländer unterrichten, also z. B. über das Agramer
Nationalmuseum, über naturwissenschaftliche Institute Rumäniens
und Bulgariens. Der dritten Gruppe entspricht die „Politische
und wirthschaftliche Rundschau", welche allmonatliche Berichte
über die Donauländer bringen soll. Sie wird durch eine allge-
meine Betrachtung eingeleitet, welche ebenso wie die Einzel-
berichte nicht unterzeichnet ist, aber, nach der Schreibweise zu
schliessen, vom Herausgeber stammen dürfte. In derselben wird
die Petersburger Entrevue vom 27. April 1897 als ein Wende-
punkt in der Balkanpolitik bezeichnet, von dem ab die wirth-
schaftliche Concentration und die ruhige, durch hochpolitische
Bewegungen weniger gestörte Entwicklung der sogenannten
„Balkanländer" einsetzen kann. Darauf folgt ein Bericht über
die wirthschaftliche Entwicklung Serbiens im letzten Jahrzehnt
an der Hand der Budgets und eine Betiachtung der Zustände
3il|guieu8 unter der Regierung des Fürsten Ferdinand, der zum
Theil ein Vortrag des bulgarischen Finanzministers zugrunde
liegt. Die Sympathien des Verfassers stehen entschieden mehr
auf bulgarischer Seite. Man erkennt sehon in dem ersten Hefte
der Zeitschrift das Bestreben, den einzelnen Donauländern und
Völkern möglichst gleichmässig gerecht zu werden. Ob es der
Redaction gelingen wird, die angedeuteten, zunächst ziemlich
unvermittelt nebeneinander laufenden Richtungen in einen
engeren, sozusagen organischen Zusammenhang zu bringen und
die Zeitschrift zu einem wirklichen Centralorgan für das geistige
und wirthschaftliche Leben der Donauvölker auszugestalten, muss
erst abgewartet werden. Wir werden auf die Zeitschrift wieder
zurückkommen und wollen von ihr vorläufig mit den besten
Wünschen Abschied nehmen. Prof. Dr. R. Sieger.
The New Far East. By Arthur Diosy, Vice-Chairman of
Council of the Japan Society, London. With twelve lUustrationg
from special designs by Kubota Beisen, Tokio. Cassell and Co.
Ltd., London.
Der elegante Band enthält keine systematische historische
Darstellung, keine Reisebeschreibung und keine politischen Aus-
einandersetzungen — sondern von alledem etwas, und so präsen-
tirt sich jedes der einzelnen Capitel als ein anziehendes Feuille-
ton über den fernen Osten, in dem sich jetzt gar so viel neue
Dinge ereignen und so gewichtige Wandlungen vollziehen. Der
Autor behandelt die socialen, militärischen und wirthschaftlichen
Verhältnisse Ostasiens in anregender Weise und erörtert die
politische Haltung der europäischen Mächte zur ostasiatischen
Frage so objectiv, als es einem Engländer möglich ist. Die
englische Politik kommt dabei freilich schlecht weg, aber Diosy
ist nicht der Einzige, der der englischen Regieiung zu grosse
Schwäche gegenüber China auf Kosten des britischen Prestiges
in Ostasien vorwirft. Freilich gehen nicht alle Kritiker so weit
wie Diosy, der nichts weniger als die Einführung einer grossen
stehenden Armee und obligatorischer Wehrpflicht in England
fordert, um der Gefahr eines europäischen Conflictes um die
Suprematie in Ostasien gegenüber ruhiger entgegensehen za
können. Was Diosy 's Schilderungen anlangt, sind sie sämmtlicb
von fast enthusiastischer Liebe zu Japan und den Japanern
durchtränkt, last not least zu den Frauen Japans, denen der
Autor ein eigenes Capitel widmet ; Madame Chrysantheme macht
nicht bloss an der Seine, sondern auch an der Themse Er-
oberungen, -i.
Muhammed's Lehre von der Offenbarung. Quellenmässig unter-
sucht von Dr. Otto Pautz.'^) Die Erkenntniss und gerechte
Würdigung des Islams, dieser stair für sich abgeschlossenen
Gedankenwelt, begegnet in Folge seiner eigenartigen historischen
Genesis, zumal mit Rücksicht auf die ungenügenden Nach-
richten , welche uns über die seelischen Vorgänge seines
Stifters überliefert sind, jederzeit ausserordentlichen Schwierig-
keiten, während andererseits diese Thatsache sowie die hohe
Bedeutung dieses Religionssystems für das öffentliche und
private Leben von 200 Millionen Bekennern innerhalb der
Grenzen des ungeheuren muslimischen Gebietes immer wieder zu
neuen Versuchen anspornt, die Schwierigkeiten dieses Problems
zu lösen. Als einen solchen Versuch gibt sich auch das eingangs
angeführte Buch.
Der Verfasser setzt sich darin die Aufgabe, Muhammed, dieser
unbestritten geschichtlichen Persönlichkeit, alle Merkmale eines
wahren Gottesgesandten und Propheten zu vindiciren, der von
dem Bewusstsein durchdrungen ist, Gottes Sache zu vertreten,
und sucht diese subjectiven Ueberzeugungen und die angeblichen
damit im Zusammenhange stehenden Engelserscheinungen in der
Geschichte der Offenbarung des Korans dadurch zu erklären,
„dass er (Muhammed) wirkliche Hallucinationen gehabt habe, bei
denen er vermöge seiner lebhaften und aufgeregten Phantasie
Gedanken und Vorgänge, die er in seinem Innern thatsächlich
erlebte, in die Aussenwelt übertrug und ihnen hier objective
Realität zuschrieb."
Der Autor verbreitet sich in der eingehendsten Weise über
„Muhammeds Prophetenbewusstsein", „Das Wesen der Offen-
barung", „Den Glaubensinhalt der Offenbarung" und „Die Träger
der Offenbarung". Behufs Beweisführung seines Vorwurfes ist es ^
dem Verfasser ernstlich darum zu thun, ein erschöpfendes Materia! ^
vorzuführen; so werden die verschiedensten Belegstellen dem
Koran, dem Alten und Neuen Testamente und einer grossen
Anzahl Gewährsmänner des Orients und Occidents entlehnt,^!
wobei sämmtliche arabische Citate zugleich in deutscher Ueber-M
Setzung gegeben werden, und so das Buch für Jedermann ver-
ständlich ist. Wer immer sich ein selbständiges Urtheil über den
geschichtlichen Werdegang und über das Wesen des Islams
bilden will, findet in dem hier knapp skizzirten Buche ein
reiches und übersichtliches Material nebst einem genauen philo-
logisch-kritischen Apparat zur Verwerthung. B.
') Leipzig, J. C. Hinrich»'sohe Buchhandlnng, 1898.
PAPIER; PITTENBR PAPIBRPABRIK8-ACT1EN-GE8ELL80HAPT.
VERANTWORTLICHER RBDACTBDR: R. v. ROB86LER.
CH. REieSBR fc M. WERTHNBR, WIEN.
"" CtcÄ-*' OESTERREICHISCHE
XXV. JAHKOAN«. WIEN, FEBRUAR 1899. N». 2 Bulaor.
"Vorlag das k. k. öatari?. lE^andels-IVIuBeuxus T^lon, I^./l. BerggaBnri 3 S.
■V Ei-soheint HlttB <•• Bonatt. "VS
Aboiiueiiientsbedlngrung:en : Znsertlonabedlnipiiig^eB
(it.a/,jllibrlg 6. W. fl. 5. — , M. tO.— , Fra. 12.50 ohne l'oaiversendunit FOr dl« einmalige Blntchallniig eloer TiartelMit« S. W. fl. &.— .
, „ fl. R.eO, U. 11.20, Vn. 14.— luU „
Dr. Leopold Anton und Marie Dierr'°''°
Preisaufgaben-Stiftung.
Im Sinne des Stiftbriefes über die Dr. Leopold Anton und Marie Dierl'sche Preis-
aufgaben-Stiftung- ist von Seite des Professoren- Collegium.s der philosophischen Facultät
an der k. k. Universität in Wien als Thema der vierten philologischen Preisaufgabe ge-
wählt worden :
„Der Einfluss des Arabischen und Persischen
auf das Türkische."
Für die beste Lösung dieser Aufgabe wird durch den gefertigten Ausschuss als
Stiftungs-Curatorium hiemit ein Preis von Fünfzig k. k. Ducaten ausgeschrieben.
IB e-w^er ToTj-ZiLg-s -IB eciixig-XLis se .
Zur Bewürbung werden gemäss dem Stiftbriefe nur Personen zugelassen, welche das
Staatsbürgerrecht in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern besitzen.
Die Arbeiten, welche noch nicht veröffentlicht worden sein dürfen und in deutscher
Sprache abgefasst sein müssen, sind in Reinschrift bis längstens l. Juli 1899 gegen Be-
stätigung bei dem Decanate der philosophischen Facultät der k. k. Universität in Wien
einzureichen.
Jede Arbeit ist mit einem Motto zu versehen und derselben ein versiegeltes, mit
dem gleichen Motto versehenes Couvert beizulegen, in welchem ein Blatt mit dem Vor-
und Zunamen, dem Stande und der genauen Adresse des Autors und, falls nicht schon
aus der Stellung des Preisbewerbers seine österreichische Staatsbürgerschaft hervorgeht,
ein Beleg der letzteren enthalten sein muss. Auf der Arbeit selbst darf sich keine Hindeutung
auf die Person des Autors vorfinden.
Die Prüfung der Arbeiten und die Entscheidung über die Preisbewerbung, welche
dem Profe-ssoren Collegium der philosophischen Facultät der k. k. Universität in Wien
zusteht, wird mit thunlichster Beschleunigung stattfinden.
Das Autorrecht an der prämiirten Arbeit verbleibt dem Verfasser.
Die Zuerkennung des Preises kann unterlassen werden, wenn keine der einge-
reichten Arbeiten des Preises würdig erachtet werden sollte.
Nichtprämiirte Arbeiten werden gegen Rückgabe der Empfangsbestätigung
zurückgestellt.
Wien, am 29. November 1898.
Vom Ausschusse der niederösterr. Advocatenkammer
als
Ciiraloriuni iler Dr. Leoiifllil Aaton nnil Marie Dierrsclie Preisanfgalien-Sliflüiit
ITrc)^
II
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
K. k. landesbefugte
GLASFABRIKANTEN
Gegrandst
1818.
0.
tiegründet
1813.
S. REICH & C
Eaiptniedtrlap md Centrale säDimtlieher EtabiissBineiite ;
WIEN
II-, Czomingass© KT^. 3, -4:, 5 und "7-
NIEDERLAGEN:
Berlin, Amsterdam, London, Mailand und
New -York.
Ausgedehntester und grösster Betrieb in
Oesterreich - Ungarn , umfassend lo Glas-
fabriken, mehrere Dampf- und Wasser-
schleifereien , Glas - Raffinerien , Maler-Ate-
liers etc., in denen alle in das Glasfach ein-
schlagenden Artikel erzeugt werden.
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Verlag von F. Fontane & Co.
Berlin VT". 35.
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sind die
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Preis geheftet M. 6. — , gebunden M. 7.50.
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Auszog ans dem Fahrplane der Personenzüge.
Abfahrt von Wien:
5..')0 Früh (Personenzug): MUrzzugchlag, Kanizsa, Budapest; Güns
(Dienstag und Freitag); Pakräcz-Lipik ; Easegg, Sarajevo; Agram ;
Aspang.
7.20 Früh (Schnellzug): Leoben, Vordemberg, Venedig (via Pontafel),
Eanizsa, EsBegg, Sarajevo, Pakracz-Lipik, Agram; Budapest (via
Pragerhof); Neuberg, Aflenz.
8,10 Prtlh (Schnellzug): Trieat, Fiume, Pola, Siasek (via Steinbrück),
Qonobitz, Klagenfurt, Villacb, Bozen, Meran, Arco, Innsbruck (via
Marburg), Welfaberg, Ijuttenberg (Gleiclieoberg), Köflach.
1.15 NachmittagB (Eostzng) : Triebt, Öörz, Venedig; Fiume; Pola, Rovigno,
Si8«ek, Brod, Banjaluka; Leoben, Vordemberg; Nenberg, Aflenz.
1.40 Nachmittags (Peraouenzug): Bares, Agram, Kanizsa, Guus.
2.55 Nachmittags (Peraonenzug) : Wiener- Neustadt, Aspang, Kanizsa,
Budapest.
4.30 Nachmittags (Personenzug) : Graz, Leoben.
5.25 Nachmittags (Personenzug): Wien er- Neustadt, Steinamanger.
7.40 Abenda (Personenzug): Kanizsa, Budapest, Pakräcz-Lipik; Essegg,
Bosniscb-Brod ; Agram, Siasek, Sarajevo.
8.20 Abends (Schnellzug): Triest, Görz, Venedig, Rom; Mailand, Genua;
Pola, Rovigno; Fiume; Sissek, Banjaluka, Budapest (via Pragerhof).
9.— Abends (Postzug): Triest, GÖrz, Venedig, Rom, Mailand; Pola,
Rovigno, Agram; (Jonobitz, Budapest (via Pragerhof); Klageufurt,
Wolfsberg, Meran, Arco, Innsbruck (via Marburg); Luttenberg,
Köflach, Wies; Stainz, Leoben, Vordernberg.
9.45 Abends (Schnellzug): Marburg, Klagenfurt, Franzenafeate, Meran,
Arco, Innsbruck (via Marburg).
Ankunft in Wien:
6.40 Früh (Postzug): Triest, Rom, Mailand, Venedig, Gfirz; Pola,
Agram, Budapest (via Pragerhof); Arco, Innsbruck, Klagenfurt,
Wolfsberg (via Marburg) ; Luttenberg, Köflach, Wies; Stainz, Leoben.
8.53 Früh (Personenzug): Kanizsa, Bosniscb-Brod, Essegg; Pakräcz-
Lipik, Agram, Budapest (via Oedenbnrg).
9. — Vormittags (Schnellzug): Marburg, Arco, Meran, Innsbruck, Klagen-
furt (via Harburg), Leoben.
9.40 Vormittags (Personenzug): Steinamanger, Gflns.
10. — Vormittags (Schnellzug) : Triest, Rom, Mailand, Venedig, GOrz ;
Pola, Rovigno; Fiume, Sissek, Agram, Budapest (via Pragerhof).
1.15 Nachmittags (I'ersoiienzug): Graz, Leoben, Vordernberg; Aflenz.
1.S5 Nachmittags (Personenzug): KanlEsa, GUns (Dienstag und Freitag),
Wiener-Neustadt.
4. — Nachmittags (Postzug): Triest, Görz, Venedig, Pola; Rovigno;
Fiume, Sissek, Agram; Radkersburg, Köflach, Wies ; Stainz, Vordern-
berg, Leoben, Neuberg.
5.S5 Nachmittags (Personenzug): Bans, Kanizsa, Budapest, Güns,
Agram, Oedenburg, Wiener-Neusta<lt.
9.— Abends (Personenzug): Sarajevo, Essegg; Agram, Hudapesi,
Kauizsa; Pakräcz-Lipik (via Oedenburg); Giitenatein.
9.85 Abends (Schnellzug): Triest, Görz, Pola, Rovigno; Fiume; Brod,
Sissek (via Steinbrück) ; Budapest (via Pragerhof) ; Gonobitz,
Villach, Klagonfurt, Wolfsberg; Luttenberg, Köflach.
9.45 Abends (Schnellzug): Venedig (via Pontafel). Bozen, Meran, Arco,
Innsbruck; Leoben, Vordernberg; Neuberg, Aflenz.
Sohlafwaffen verkehren mit den Schnellzügen (Wien ab 8.20 Abends, Wien an 10. Vormittags) zwischen Wlen-Trleat, Wlen-Oörz- Venedig
via Cormons und (Wien ab 9.45 Abends, Wien an 9.— Vormittags) zwischen 'Wleu-Marburgr-Merau.
Dlreote ^ITasreii I., II. Olaase verkehren mit den obigen Schnellzügen zwischen ^Tlen-Finme (Abbazia) und Wien-Ala via Fran^ena-
feate, ferner mit den Schnellzügen (Wien ab 7.20 Früh und Wien an 9.55 Abends) zwischen Wien- Venedigr-MaUaud via Leoben, dann
(Wien ab 8.10 Früh, Wien an 9.35 Abends) zwischen Wlen-Flume (Abbazia). "Wlen-Fola und Wlen-Görz.
Fahr -Ordnungen in Placat- und Taschen-Formal bei allen Bilk-tten-Cassen ; Taschen -Fahrplan der LocalzÜge in allen Tabak-Trafiken Wif-na.
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UilUg Tom I. Jänner 18
bii auf Weitere«.
jfafirplan öes „^Eftctrettgifcöcn 1CIapö*\
OUUc To« I. Jtn«r 18N
bU maf W«h«r«a.
OOEA.3SriSOKCER IDIEISTST.
Indlen— China—Japan.
Dreizehn Kahrten von Triesi, resp Plums
mit Hcrntiriintf de- IIÄfeii Port Said. Buei, Aden,
K&rrachi, llombay, Colombo, Penang, Siiigapnre,
HonK^ODff, K arigbnl, Yokohama (di<-sf beiden
TIÄfrn worden allen aiiv nur jeilpn /.weiifu
Monai berührt) un-i Kobe. Auf der Ausfahrt kann
Venedio faoultativ angelaufen werden. Auscltius-i
in Bombay au die Dampfer der direnen Linie
Trleat-Hombay. — In den Znlsobeubftfen, 8om>
bay aiis|[enoii>nien, können Abfahrten and An-
kitnfte frUlior oder ep&ier erfolgen. Der Auf
eiiilialt In flume auf der Rückfahrt kann nm
die rUr dio La-Ie- und Umladeoperatlunen nötbiKe
Zeit verlftngeri nie'- verkttnt werilt'n. Ausser
den oben beieichneten Hfcfen kennen sowohl
auf der Hin als uuf der KUvkfahrt amlere
Kchellen Chinas oder Ja|)aua oder Manila be-
rttbrt werden.
Direoter Dienst Triest— Bonbay.
Abfalirt von Trtesi am 9. def Monate J&oner,
tVbruar, Mürs un<l am iL'. Min; ferner am 3. de
Monate April, Mai, Jii.i, September, Ootober,
November und D«>ceniber, mit BerQhrnng iler
Mäfen Port Said, Suof, Aden, Bombay. — Die
Ankttnfte und Abführten In den Zwiecheuh&ten
kOnnen varfrflbt oder verspXtei wertlen, Jedoeh
ohne du« itlnerftrit'-i»^lR<< Btnireffi'n tu den £nd-
hfcftin in beelrtrftrhtiKt'K. An!<cbtu«s m lfk>nibay
In beifieii Rlelitunge > -^n de Daiupier der Indo
China Japan-Linie.
Triest-Caicutta.
Abfahrt von Tuest am 16. der Monaif
Jinner, Kfbruar, April. Jnnl»^AugURi. Septem-
l>er, Oriol-er, Vovcniter, Dert'mbermiill-'rQhiQng
der H&feu Kiuoie, P(>>t »«li, Snes, Maasana,
Aden, BomiMiy, Colombo, CaleuU«. Auf den Hin-
lind Rtt<-kAk,hrtea kftan^ Oneosada, Madim« ned
andere Hfcfan der Coroma* del Kfiare aufeiaafen
werden. Aaf den Rflekfah ten Ut d e Berftomas
der Rurmanitchen ReUhifm sowie aadewr
Kctiellen de'« Rotben und Adrtat)«rbe<i Meer«a
faruhativ. Da« Anlanfe>> von Bonbar
MauKUa auf den HInf>lirten nnd von Ve
auf den Rdckfabnen l<t het allen Retaen flaenl^
taltv.
Mercantildienst nach BrasHIe«.
Gemein»ct)arudienat mit der ,Adrla*. Ve«
Trteat, rv«p. Ktnme Je «ine Abtebrt In den Mo>
naten Janner, Frbruar, M&nt. Ap'U, Mal, drei
Ahflahrten im Jnll, aw^l Abfahrten Im Ang^M,
iwei Abfahrten Im Seplember, iwel AMkbnen
im Ootober, ein- Abfahrt im XoTemWc nnd ein«
im Deoeaiber. Herthmag «ler Halte Pvnaabnco,
Bahia, Rio de Ja««lr«> nnd SaniM.
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Giltig Tom 1. Jänner 1899
bis auf Weiteres.
iTaörplan öc^ „d^rftcrrEltgifcöcn IClotib'
Giltig vom 1 . Jtnner 1899
bis auf Weitere«.
IDIEJSrST I3VC A.D]RIA.TISC:E3:ElSr 3VIEER.E.
Beschleunigte Elllinie Triest— Cattaro
Ab Trieat ie<ieo Donnerstag 10 Uur Früh,
iu Oattaro Frfttag 12 Ulir Mittags, berühr.:
Pola. Zara, Spalato, Oravosa.
Retour ab Cattaro Freitag 2';, Uhr Nachm.,
in Trle»t Hiinist»< 6'/) ühr Frttli.
Anschlnss in Triest an die Eilzüge von nnd
nach Wien.
Anscliluss auf der Hinfahrt in SpalatO an
die Hinfahrt der IJnie Metkovlch 4 und in Cat-
taro an die Hinfahrt der Daimatlnlsch-Aibanesischen
Linie nach Bari und Brindlsi.
Linie Triest— Metlcovicli A.
Ab Trieit Jeden Mittwoch 7 Uhr Früh, In
<etk"Tl<h Freitag 4';, Uhr Nachm.. heriihr. :
RoTigno, Pola, Lussinpiccolo, Zar». Z^ravecchla,
Sebenico, Traft, Spalato, 8. Pietro, Alraiasa,
Gelsa, S. Martino, MacarHca, Gvadac, 8. Giorgio
dl Leeina, Trapano, Fort Opus.
Retour ab Metkovioh jeden Sonntag 8 Uhr
Früh, in 'l'riest Dienstag 1'/« Uhr Nachm.
AnschluBsauf der Hinfahrt in .Spalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Triest —
Cattaro.
Linie Triest— Metkovich B.
Ab Triett je'ien Samstag 1 Uhr Früh, In
Metkovlch Montag 5 Ubr Nachm., berühr. ;
fola, i^UMuiupicculu, aSara, Zlarin, öebenito,
Rogosinzia, Traft, Spalato, K fie'ro. Postire,
Atraissa. IMlcischie, Macnrs'^a. 8. Gl« rgio di Le-
sina, Trapano, Gru<ia^, Fort Orms.
Retour ab Metitovloh tedeu Mittwoch 8 Uhr
Früh, in Triest Freitag 6 Uhr Abends.
Anschluss ant d^r KUckfüliri In Spalato an
die Hinfahrt der Dalmatlnlsch-Albanetischen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Triest Jeden Montag, Mittwoch und
Freitag um Mittemacht, Ankunft in Venedig; den
darauffolgenden Tag 8',, Uhr Früh.
Retour ab Venedlä jeden Montag, nienstaK
lind FreltsK 11 Uhr Nachts, Ankunft In Triest
den darauffolgenden Tag 6' , Uhr Früh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jeden Mittwoch 2'/, Uhr Nachmittags,
In Zara Donneralag 6 Uhr Nachm., berühr. :
Oberso, Rabar.. Maliutca, Veglia, Arbe. Lnssin-
grande, Novaglia, Vnlcaasione, Porto Manio.
Retour ab Zara Sonntait 5>/, Ubr Früh, in
Pola Montag 4 Uhr Frtlh
Daimatinisch-Aibanesische Linie.
Ab Triest Jeden Dienstag 7 Uhr Früh, in
Cattaro Donner...lag 7'/, Uhr Abends, berühr.;
Kovigno, Pola, Lnssinpiccolo, Selve, Zara, Be-
benico. Spalato, Milni, L'-sina, Cnrzola, Gravosa,
Castelnuovo. Teodo und Risano.
Retonr ab Cattaro jeden Mon'ag 11 Ut.r
Vorm., in Triest Mitlwoct' 0 l'tir Abends.
Ansclilns» in Pola auf der Rückfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
iiacli Bari. Brinillsl, Antivari, Duicigno. Medua,
Durazzo, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Maura verläigert . Auf der Rückfahrt von
Bari iiud Brindisi Anseiiluss in Cattaro nach
D.iliiiatien mit der rückkeiirenden DalmatinlSOh-
Allianesischen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest jedeu Freitag 7 Uhr Früh, iL
SplKia darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. :,Rovigno, Pola, Lussinpiceoin, Seive,
Zara, Sebenico, Rogosnizza. Traii, Spalato, Ca-
rober, Milnä, Cittavecchia, Lesina,Lis8a, (joniisa.
Vallegrande, Ourzoia, Orebich,Terstenik, Meleda,
Gravosa, Kagusavecchia, Castelnuovo, Teodo.
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retour ab Spizza Jeden Mittwooli II', Übt
Vorm., In Triest darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anme.-kung Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht m&giict
w»re. wird in Megllne angelegt
LE'V.A.ISrTE- XJOSriD l«a:iTTELI>^EEIt-DIEI<rST-
Eiliinie Triest— Aiexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwoch lü Uhr MitUKS,
tn Aiexandrien Sonntag 6 Uhr Früh über Brindisi.
Rückfahrt von Aiexandrien jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anschluss inAlexandrien an dieSyrlsch-Cara-
manische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anschlüsse in Triest an die Ankunft tind
Abfahrt des Luxuszuges Oatende — Wien — Triest
und in Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 Uhr Früh.
Anmerkung. In den Monaten März, April,
M«i lind Juni wird auf der Rückfahrt zwischen
Brindisi urd Triest auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzug ancelaufen.
Ve<-i)indun? zwi.«-lien Fl'ime und Aiexandrien
über Triest mit der Qrlechlsch-Orlentalisolien und
der Thessalischen Linie A.
Syriscli-Caramanisclie Linie.
Wöchentllcii vom September bis Enile März;
vierzehntägig vom April bis Ende August.
Von Aiexandrien ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
in Constantinopel zweituächsten Sonntag 5 ühr
Früh über PorlSayd..Ia«Fa, Caifa, Beirut Tripolis,
Lattachia. Alexardrette, Meryna, Rliodiis, Kbios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Constantinopel Sonntag'*) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrieu zweitnächsten Donnerstag
6 Uhr Früh.
•) Am 3., 10 , 17., 24. und 31. Jänner, 7.,
14, 21. und 'i<. Februar, 7, 14., 21. und
28. März, 4. nnd 18. April, 2., 16. und 30. Mai.
13. und 27. Juni, 11. und 25. Juli, 8. nnd
22. August, 5., 12., 19. und 26. September, 3.,
10., 17., «4. und 31. October, 7., IJ., 21. und
28. November, 5., 12., 19. und 26. December.
••) Am I , 8.. l.'i., 22. nnd 29. J.1nuer, 5.,
12 , IV. und 26. Februar, 6., 12., 19. und 26. März,
2., 16. und SO. April, 14. und 28. Mai. 11. und
25. Juni, 9. und 23. Juli, 6. und 20. August, 3.,
10., 17. und 24. September, 1., 8., 15., 22. und
29. October, .>>., 12., 19. und 26. November, 8.,
10., 17., 24. und .Sl. Decemlier.
Anschluss in Aiexandrien an die Rlllinle
Triest— Aiexandrien. sowohl auf der Hin- als auf
der llü'kfahrt in Smyrna (in den Monaten vom
September bis Ende März) auf der Hinfahrt nach
Canillen, Cerigo etc. (Thessallsche Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantinopel.
Von Triest Jeden Dienstag 11', Uhr Vorm.,
in Constantinopel Montag 6 Uhr Früh über
Brindisi, Sti. (Quaranta. Ci.rfu, Patras, Piräua,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantinopel jeden
SamstiM? 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
Anscbiuss in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nacii Albanien nnd Dalmatien (Daltnatlntsch-
Albaneslsohe I^inie, Rticktahrt), weiiers in Corfu
oder SantI Quaranta aus Albanien nacli Triest
[LinieTriest— Constantinopel, RUkfali t ; iu Corfu
auf der Hiiilahrt A'\ d e Linie CorfU PrevOSa ; in
Piräus, sowohl auf der Hin- als auf rief Rück-
fahrt, an die Qriechlsch'Orientalische Linie und
auf der Hinfahrt niich Candien etr. .Tliessalische
Linie A, Rückfalirti.
Constantinopel — Batum.
Von Constantinopel jeden Samstag 12 Uhr
Mittags, in B.ttum Donnerstag 6 Uhr Früh, lierührt
lueboti. Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Ubr Abends, in Constantinopel
Mittwoch y ühr Nachm.
Anschluss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantinopel —
Odessa und der Donaulinie.
Constantinopel- Odessa.
Von Constantinopel alj jeden Donnerstag 3 "Uhr
Nachm., in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend :
Burgas. Yarna, Costanza. Rückfahrt i^b Odessa
^Jedei^ Montag 4 ühr Nachm., in Constantinopel
Mittwoch '10 Uhr Vorm.
Griecliiscli-Grientaiisclie Linie A.
Ton Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 ühr
Naehm., in Constantinopel zweitnächsten Mittwoch
6 Uhr Früh, berührend! Finuie Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Fittus, Syia, Vatby, Kbios,
Smyrna, Cesini. Mytilene, Dardanellen, Galiipoli.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten Mon-
tag") 4 Uhr Nachm., in Triest zweitnächsten
Sonntag II Uhr Vorm.
•) Am 1.. l.-.. und 8». Jänner, 18. und 26.
Februar, 12. nn«! 26.' Man, 9. und 23. April.
7. und 21. Mai. 4. und 18. Juni. 2., 16. und
80. Juli, 13. nnd 27. August, 10. und 24 Septem-
ber, 8. und 22. Ocober, 5. und l;-. November,
3.. 17. nnd 31. December.
*♦) Am 9. und L'3. Jitnner, 6. unl 20. Februar,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1., \h. und
2». Mai, 12. und 211. Joni. 10. und 24. Juli, 1.
und 21. August, 4. und ix. September, 2., l''.
und SO. October, li. uud 27. Noveml>er, 11. und
25. December.
Anschlnss in PI' aus an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrnu auf der Rückfahrt nach
Cai dieu etc. (The,H.si.li4che Linie B, Rückfahrt)
und überdies in den Monaten vom Septe ■ her
bi.s Ende März aurti auf der Hinfahrt nach
Caramanieu und Syrien (Syriseh-Caramanisci e
Ijinie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hiufahrt an die Linie Constantinopel — Odessa
sowie an die Donauiinie.
NB. In den .Mmiat^ December, Jänner und
Fetiniar wiid die-e Linie nur bi;* Smyrna ge-
führt wer.ien. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwiset en Fiume und Aiexandrien
über Trie-it mit der Killinie Tri.-st -Aiexandrien.
Griecliiscil-Orientalische Linie B.
Von Triest ah jeden zweiten SouMiag*)4 IThr
Nachm., in Constantiilopel zweitnächsten Mitt-
woch 6' ^hr Früh, berührend: Fiume. Corfu. Patras,
Catacolo, CaClamata, Piräus, Syra. Kbios. Smyms,
Vatby. Cesm^. Mytilene, Dardanellen, Galiipoli.
Rückfahrt ab Constantinongl jeden zweiten
Montag**) 4 Ulir Nachm., in Triest zweit-
nächsten Sonntag 11 Uhr Vormittags.
*) Am 8. und 22. .länner, 5. und 19. Februar,
5. und 19. März. 2., 16. und 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 2.'j. Jnni, 9. nnd 2.1. Juli, 6.
'und 20. August, 3. aitd 17. September, i., 15.
und 29. October, 12. und 26. November, 10. und
24. Dec mber.
*♦) Am 2., 16. und SO. Jänner, 13. nnd 27.
Februar, 13. und 27 Mira, 10. und 24. April,
8. und ?2. Mai, n. und 1". Juni, 3., 17. und 31.
Juli, 14. und 28. August, 11. und 25. September,
9. und 23. October, 6. and 20. November, 4. nnd
19. December.
Anschluss in Piräus an die Elllinie Triest—
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Hückfahrt; in Smyrna In den Monaten vom Sc p-
leinber Ms Ende März anf der Hinfahrt nach
Caramanlen und Syrien (Syrlsch-Carramanische
Linie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt au die Linie Constantinopel— Odessa.
sowie an die Donaulinie.
NB. In den Monate.n December, Jänner und
Februar wird diese Linie nnr bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Flame können
nach Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Fiume und
Aiexandrien über Triest mit der Eillinie Triest—
Aiexandrien.
Donaulinie.
Von Constantinopel jeden Dounersug 12 Ubr
Mittags, in Galatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr.:
Burgas, Varna, Costanaa. Sulina. Braila. Rück-
fahrt von Salatz jeden Mittwoch 9 ühr Früh, in
Constantinopel Sonntag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der KSckfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Constantinopel an die Rück-
fahrt der Griechisch-Orientalischen und der
Syrisch-Caramaniscben Linie.
Thessaiische Linie A.
Von Triest üb jeden zweiten Donneistag*)
3 Uhr Nachm.. in Constantinopel zweitnächsten
Donnerstag 6'/i Uhr Früh, berührend : Fiume,
Vainna. Medua. Sti. Quaranta, Corfu. .Argostoli,
Zanie, Canea, Reihymo, Candien, Piräus, Volo,
Sslniiicti. Cavalla. Lagois, T>eden.(rb. Dardanellen,
VBBANTWORTUCHEK RBDAGTEUK : R. v. ROESSIiBB.
Galiipoli, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
jeden zweiten Samstag«») 8 ühr Früh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Uhr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. und 16 Fe-
bruar, 2., 16. und 30. März, 13. und 27. April
11. und 25. Mai, 8. und S2. Jnni, 6. nnd 20. Juli,
:., 17. und 31. August, 14. und 28. 8epteml>er.
12. und 26. October, 9. und 23. November. 7.
und 21. December.
*♦) Am 14. und 28. Jänner. 11. und 25. Fe-
bruar. 11. und V6 März, 8. und 22. Apiil, 6.
und JO Mai, 3 und 17. Jnni, 1., 15. und 29 Jnli
Iv. und 26. Aiigutt, 8. und 23. September,
7. und 21. October, 4. und 18 November, 2, 16.
und 30. December.
Anschlua« in Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest-Constantinopel sowie an die
ariaolilsch-Orientallsche Linie B in derselben
Uicbtiing. Die Rückfahrt ist weiters im An-
scbiuss an die llinfalirt der Killinie TrieSt—
Constantinopel sowie der Griechisch-Orientalischen
Linie A. In Constantinopel anf der Hinfalirt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Oonaulinie.
NB. Die Aufenthalte in Fiume können nach
Bedarf verlängert werden.
*••) Verbindung zwischen Fiume und Aiexan-
drien über Triest mit der Eillinie Triest- Aiexan-
drien.
Thessaiisclie Linie B.
Von Triest jeoen /«eilen 1 >onner«tag*) 3 Uhr
Nachm., in Constantinopel zweitnächsten Don-
ners ag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
Sil. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante, Cerigo,
Csnea, Rethynio, Candien, Piräu». Volo, .Smytna,
Salonich, Cavalla, Dedeagh, Dardanellen, Uaili-
poil, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
dnttnschsien Montag 12 (Ihr Mittags.
•) Am 12. nnd 26. Jänner, 9. und 23. Fe
bruar, 9. und 23. März, 6. und 20. April. 4. und
18. Mai, 1., 15. und 29. Juni, IS. und 27 Jnli.
10. und 24. August, 7. und 21. September, 5.
und 19. October, 2., 16. und 30. November, 14.
nnd 28. December.
*•) Am 7. und 21. Jänner, 4. und 18. Fe
brnar, 4. und 18. Mars. 1., 15. und 29. April,
13 und 27. Mal, '0. und 24. Juni, ,8. und 22.
Juli, 5 und 19. August, .. 16. und SO. Seii-
tember, 14. und 2«. October, II. und 25. No-
vember, 9. und 23 December.
Anschlus- in PiräuS auf der Hinfahrt an die
Eillinie THest— Constantinopel sowie an die
eriechisch-Orientallsche I-inie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Ende
März) auf der Itückfahrt an die Hinfuhrt der
Syrisch-Caramanischen Linie; in Constantinopel
an die Linie Constantinopel— Odessa sowie an
die Donauiinie.
Dalmatiniscii-Albanesisctie Linie.
Von Triest jeden Dienstag 7 lihr Früh, In
Corfu nächsten .Mittwoch 9Vi Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Pola, Lussinpictolo. Selve,
Zara, Sebenico. Spalato. Milna, Lesina, Cnrzola,
Gravosa, Castelnuovo, Teodo, Risano, Cattaro,
Bari, Brindisi (Bari nnd Brindisi nur auf der
Hinfahrt). Caitaro. Antivari, Duicigno, Medua.
Durazz ., Valona, Sanli Quaranta, Corfu. Retour
von Corfu Donnerstag 8'/, Uhr Früh, an Triest
Mittwoih 6 Uur Abend«.
Anschluss in Cattaro anf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatien mit der rOck-
kehrenden Dalmatinisch Aibanesischen Linie; in
SantI Quaranta auf der Hinfahrt au die Billlnie
Triest— ConKtantinopel, sowohl nach Trie>t als
nach Constantinoj.el.
Zweiglinie Corfu— Prevesa.
Von CortU ab Jeden Freilag 4' , Uhr Früh,
in Prevesa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend: Saiada, Parga, Sta. Maura. Bückfahrt ab
Prevesa jeden Dienstag 6 Uhr Früh, in Corfu den
gleicheu Tag 6';, Uhr Abends. Anschluss in Corfu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle Aenderuntien in den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
für die Regelroässigkeit des Dienstes bei Con-
tuniaz- Vorkehrungen.
(0.'.canischer Dienst »ielje vorhergehende Seite.)
CH. RBI88SK & M. WEKTHNJSR, WIEN.
März 1899.
Hr. 3.
OESTERRHICHISCHE
• ir ff \' rjTA
UZCNI
LCI1ACH
anats0thrin ffir öen Äimt.
Herausgeceben vom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlich eine Nummer.
VttRT.AO DKS K. K. ÖsTRRRRICHISf HRN HANDRU-MUSRÜMS IH WiEN
Preis iihrl. 5 IL 10 Mark.
INIIM,'!': Uie VVIrtlixchaflsrerhKlInliae Oataalenii. Vom k»l»erllch«n Ratb
A. W icMo n b >i rK. — Uie Filipinos aJM Herren im pi(fcni>n Haiw«. Kit'p
etbnoKrH{iliiN('li-]»ollll8clie HtudI« von F. B I um en t rl 1 1. — England und
Ku»«lanci in Afg anlitan. — Chronik. — Miaoelle: T«int«ti. —
I.i lerai u r: Auf ilcr offlciellnn Featfahrt zur Blnwrlünng der ErlSser-
kirctie in Jerugalem.
DIE WIRTHSCHAFTSVERHÄLTNISSE
OSTASIENS.
Vom kaiserlichen Rath A. IViesnbuig.
In Ostasien bereiten sich Ereignisse vor, welche dem
XX. Jahrhundert ihren Stempel aufprägen werden, Er-
eignisse, die von den europäischen Handels- und Industrie-
staaten als Ausgangspunkt ihrer künftigen Machtstellung
im Osten erkannt werden und schon heute deren ganze
Handels|)olitik beeinflussen.
In China und Japan, von welchen Ländern hier die
Rede sein soll, hat man es keineswegs mit ganz oder
hall) wilden Negern oder Indianern zu thun, sondern
mit Menschen, welche auf eine alte, ganz eigenartige
Cultur zurückblicken, mit einer Bevölkerung von er-
wiesener Bildungsfähigkeit, die nur zu lange von allen
Vorgängen, und Berührungspunkten des modernen Fort-
schrittes nahezu hermetisch abgeschlossen war und d ih r
die Errungenschaften dieses Fortschrittes ganz spurlos
an sich vorübergehen liess.
Die Aufgabe, die den europäischen Mächten, denen
sich auch die Vereinigten Staaten von Amerika an-
schlössen, zufällt, und die zunächst in der Exploitirung
Ostasiens für ihre eigenen Interessen liegt, ist daher
keine leichte, sondern eine überaus schwierige, auch
schon deshalb, weil jeder einzelne der grossen Handels-
staaten die Erfolge des anderen eifersüchtig überwacht,
und wenn nicht gerade zu schmälern, so durch eigene
Erfolge zu überbieten sucht.
Dass jeder dieser Industriestaaten ein zwingendes
Interesse daran hat, sich mit den beiden noch selb-
ständig regierten und verwalteten Staaten, China und
Japan, namentlich aber mit dem ersteren in einen innigen
und regen Wechselverkehr zu setzen, geht schon aus
den Grundprincipien des Handels hervor, welcher, wie
in seinen primitiven Anfängen, so auch in seiner
modernen Gestaltung ein wechselseitiger Tauschverkehr
ist. Die reichen Naturproducte, wie Thee, Seide etc., auf
deren Bezug aus China und Japan sowohl Europa wie
Amerika direct angewiesen sind, müssen von diesen
bezahlt werden. Die Bezahlung kann natürlich nur in
solchen Gegenwerthen erfolgen, welche die bezeichneten
Staaten als überschüssige Producte ihrerseits abzugeben
in der Lage sind. Bei den europäischen Staaten, deren
üedarf an Nahrungsmitteln das eigene I.and nicht mehr
/u decken vermag, können diese Gegenwerthe aus-
schliesslich nur in den Erzeugnissen ihrer hochentwickelten
Industrie gelegen sein.
Deshalb bildet die Erwerbung Ostasiens als Absatz-
gebiet für industrielle Erzeugnisse, wenn auch nicht eine
Lebensbedingung dieser Staaten so, doch gewiss ein
gewaltiges Mittel zur Förderung ihres industriellen Auf-
schwunges und ihres Wohlstandes, ein Umstand, dessen
Bedeutung von den einzelnen Regierungen erfasst und
mit dem Aufgebote aller Machtmittel zu verwerthen
gesucht wird.
Damit sind wir bei dem springenden Punkte angelangt,
der uns die Erklärung bietet für die mit grossen Opfern
angestrebte Festigung und Erweiterung des poHtischen
und handelspolitischen Einflusses dieser Staaten in Ost-
asien. Die bisher erst theilweise durchgeführte Eröflfnung
derselben für den Welthandel war durchaus keine frei-
willige, sie musste vielmehr gewaltsam erzwangen werden.
Der Verlauf dieser Zwangsmaassregeln soll in kurzen
Umrissen angedeutet werden. Die Verschiedenartigkeit
des Verlaufes dieser gewaltsamen Erschliessung der
beiden Staaten mit seinen ganz verschiedenen Resultaten
erfordert eine getrennte Behandlung der chinesischen
und japanischen Verhältnisse.
Wir wollen demgeroäss zunächst Japan ins Auge fassen.
Handelsbeziehungen zwischen Europäern und Japan
reichen bis in die Mitte des sechzehnten Jahrhundert
zurück. Es waren portugiesische und spanische Kaufleute,
welche als die ersten daselbst Niederlassungen gründeten.
Als ihre Begleiter erschienen auch katholische Missionäre,
welche die Verbreitung des Christenthuras mit solchem
Erfolge betrieben, dass der damalige Regent Taiko
Saraa 15S7 einen Ausweisungsbefehl gegen die Missionäre
erliess. Da diese Maassregel jedoch ohne Erfolg blieb,
— die Missionäre fanden bei den bekehrten Fürsten
Zuflucht — und die christlichen Lehren immer weitere
Verbreitung fanden, kam es 1637 zu einer Christen-
verfolgung in grossem Style, bei welcher über 200.000
bekehrte Japaner ihren Tod gefunden haben sollen. Von
da ab datirt die vollständige Abgeschlossenheit Japans.
Die Fremden wurden aus dem Lande verwiesen, und
kein Japaner durfte seine Heimat verlassen. Ausgenommen
von dieser Massregel waren die Holländer, welche
bereits 1600 in Japan Colonien begründet hatten. Ihnen
wurde die Insel Deshima bei Nagasaki zum Aufenthalts-
orte angewiesen. Wiewohl hoch besteuert und den
denkbar grössten Demüthigungen ausgesetzt, liess sie der
bedeutende Gewinn, den sie aus dem Privilegium, den
Handel zwischen Japan und Europa vermitteln zu dürfen,
zogen, die schmachvolle Behandlung seitens der japani-
schen Behörden ertragen.
Die vollständige Absperrung Japans dauerte von 1638
bis «854, während welcher Zeit die Holländer das
Monopol des Handels, der in Folge mannigfacher Be-
schränkungen keine grossen Dimensionen annehmen
konnte, in Händen hatten. Erst in der zweiten Hälfte
iipseres Jahrhunderts sollte in diese Isolirung Japans von
jedem Verkehre mit .-Ausländern Bresche gescho'^scn werden
Erst die Furcht vor der verheerenden Wirkung der
amerikanischen Geschosse, welche die Ja|>aoer bereits
ÖSTERREICHISCH^; MONATSSCHRIFT FÜR DENFORIENT.
ein Jahr vorher kennen gelernt hatten, war die Ver-
anlassung, den Fremden Concessionen für den Handels-
verkehr zu machen. Unter dem Befehle des Commodore
Perry erschien 1854 eine amerikanische Flotte vor
Nagasaki, welche den ersten Handelsvertrag mit Japan
erzwang und den Amerikanern das Recht erwarb,
vorerst allerdings nur in zwei Hafenplätzen, Nagasaki und
Simoda Colonien zu gründen und Handel zu treiben.
Diesem ersten Abkommen folgten bald weitere Verträge
mit den Russen, Engländern und Franzosen und einige
Jahre später mit anderen Staaten. Die Japaner versuchten
jedoch, sich den Bestimmungen dieser erzwungenen
Verträge zu entziehen, setzten dem Vordringen der
Fremden heimlich Widerstand entgegen, bis das Bom-
bardement von Simonoseki durch die vereinigten Flotten
der Engländer, Franzosen und Amerikaner im Jahre 1864
die Ratification der alten und den Abschluss neuer
Verträge erzwang, denen zufolge drei weitere Häfen,
Hiogo-Kobe, Hakodate und Niigata nebst der Stadt
Tokio dem Verkehre freigegeben wurden. Die Zahl der
dem Verkehre für Fremde überlassenen Orte wurde im
Laufe der Jahre auf 1 4 Hafenplätze und Städte erweitert,
und schon 1886 erklärten sich die Japaner bereit, das
ganze Land dem Verkehre für Ausländer zu öffnen,
unter der Bedingung, dass die Mächte auf die ihnen
vertragsmässig zugestandene Consulargerichtsbarkeit,
denen ihre Staatsangehörigen in Streitfällen mit Japanern
unterworfen waren, Verzicht leisten würden. Es machte
sich dagegen jedoch im Lande selbst eine heftige Agi-
tation geltend, welche die Regierung zwang, von ihrem
Vorhaben bis auf Weiteres abzustehen. Die Verhand-
lungen wurden 1894 wieder aufgenommen, am 16. Juli
vorigen Jahres zuerst mit den Engländern, dann mit
Deutschland, Frankreich, der Schweiz und einer Reihe
anderer europäischer Staaten Verträge abgeschlossen,
denen nunmehr auch Oesterreich-Ungarn gefolgt ist. Als
die wichtigste Bestimmung dieser Verträge kann die
angesehen werden, dass den fremden Staatsangehörigen
das ganze Land Japan geöffnet wird. Die Freizügigkeit
im Lande ist jedoch an den Besitz eines japanischen
Passes gebunden. Das Princip der Gleichstellung der
Fremden mit den Inländern in bürgerlicher Beziehung
erleidet insoferne eine Einschränkung, als es denselben
nicht gestattet ist, in Japan Grund und Boden zu er-
werben. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dass die
inteUigenten Japaner das Schädliche dieser Beschränkung,
welche sich dem rascheren Aufblühen ihrer Städte
durch Abhaltung des fremden Capitales entgegenstellt,
bald einsehen und endgiltig fallen lassen werden. Denn
die in's Treffen geführten Motive des Stolzes, Fremde
nicht Eigenthümer werden zu lassen an dem geweihten
Boden der Väter, sowie des leichten Sinnes der ein-
heimischen Bevölkerung, welche sich um vorübergehenden
Vortheiles willen ihres Grundeigenthums im Wege des
Verkaufes an Frfemde entäussern werden, sind wenig
stichhältig, wenn es sich darum handelt, den fortschritt-
lichen Ausbau eines Landes ganz auszugestalten. Als
Uebergangsstadium können wohl die Bestimmungen des
japanischen bürgerlichen Gesetzbuches angesehen werden,
welche es auch Fremden gestatten, das Nutzungsrecht
an Grundstücken im Wege der Pachtung auf die Dauer
von 20 bis 50 Jahren zu erwerben. Damit muss man
sich wohl vorläufig begnügen.
Fast gleichzeitig mit dem durch den Abschluss der
Handelsverträge im Jahre 1868 erfolgten Eintritte
Japans in einen intensiveren Handelsverkehr mit dem
Auslande wurde dessen innere Verwaltung einer durch-
greifenden Reorganisation unterzogen. Die nicht ohne
Kampf erfolgte Restauration der monarchischen Re-
gierungsform erwies sich als heilbringend für das
Land, welches bis dahin von einer Anzahl, in einzelnen
Provinzen herrschender Landesherren regiert wurde.
Kaiserliche Erlässe aus den Jahren 1861 und 1871
gaben dem Lande eine verfassungsmässige Regierungs- |
form mit einer allgemeinen Volksvertretung, beseitigten
die Vorherrschaft des Kriegsadels und führten zur
Emancipation des Bauernstandes, der bis dahin nur ein
Erbpächter ohne Grundeigenthum war.
Allmälig wurden für die verschiedenen Verwaltungs-
zweige Ressortministerien nach europäischem Muster
creirt, im Jahre 1872 die allgemeine Wehrpflicht, welcher
Japan seine bereits erprobte Armee verdankt, eingeführt,
Eisenbahnen gebaut, Post- und Telegraphenverkehr ein-
gerichtet. Die Armee wurde anfangs durch französische,
später durch deutsche Officiere, und zwar ganz nach
europäischem Systeme organisirt. Den grössten Fort-
schritt jedoch zeigt das japanische Unterrichtswesen.
Was in einem Vierteljahrhundert nach dieser Richtung
hin geleistet wurde, darüber belehrt uns eine aus jüngster
Zeit stammende Publikation des besten Kenners japa-
nischer Verhältnisse, Alexander Freiherr von Siebold,
welcher schreibt :
„Im Juli 1871 wurde das Unterrichtsministerium reorganisirt
und seine Thätigkeit über das ganze Reich ausgedehnt. Es
wurden Schritte zur Einführung des obligatorischen Schulunter-
richtes gethan und die Gemeinden veranlasst, Elementarschulen
zu errichten. Staatlicherseits wurden Normalschulen und Seminare
für die Ausbildung der Lehrer ins Leben gerufen. Im Jahre 1884
?ählte man bereits 29.233 Volksschulen mit insgesammt 97 313
Lehrern und 2,219.375 mäuulichen und über I Million weiblichen
.Schülern. Die Districtsverwaltungen errichteten die Mittelschulen.
Die Gesammtausgaben für das Schulwesen betrugen im Jahre 1883
nicht weniger als 108 Millionen Yen oder rund 40 Millionen
Mark. An der Spitze der Staatsschulen steht die Universiläl in
Tokio, der eine zweite in Kyoto folgt. Man zählt ausserdem
sechs höhere Mittelschulen, die höhere Handelsschule, eine
Musik- und eine Kunstschule, eine landwirthschaflliche Akademie,
eine Post- und Tflegrap'>enschule, zehn Lehranstalten des Kriegs-
und vier des Marineministeriums.
Eine Anzahl Europäer und Amerikaner wurde theils für die
Universität und Schulen als Lehrer, theils in die Regierungs-
departements als Rathgeber engagirt. Im Jahre 1887 befjnden
sich in japanischen Diensten 81 fremde Lehrer (darunter
19 Deutsche). 56 Techniker und 52 Verwaltungsbeamte. Die
Vorträge an der Universität wurden von den deutschen Aerzten
ausschliesslich in deutscher .Sprache gehalten, und die in eigenen
Vorbereitungsschulen sprachlich herangebildeten Studentenkonnten
diesen Vorträgen mit Verständniss folgen. Mit dem Heranwachsen
einheimischer, meistens in Europa ausgebildeter Lehfer ver-
minderte sich allmälig das Bedürfniss nach auswärtigen Lehr-
kräften, so dass dementsprechend die Zahl der Ausländer in
japanischen Diensten immer geringer wurde."
Die solcherart in allen Zweigen der modernen Wissen-
schaften herangebildeten Japaner gingen in grosser An-
zahl zur Fortsetzung ihrer Studien und zur praktischen
Ausbildung nach Europa, wo sie Universitäten und tech-
nische Hochschulen besuchten, MiHtärdienst nahmen, in
Fabriken und Geschäfte eintraten, um dann, in die
Heimat zurückgekehrt, die Stellen von Lehrern und
Instructoren zu übernehmen, in den Staatsdienst zu
treten oder sich als Leiter industrieller Etablissements
zu bethätigen. Dass sich unter solchen Umständen in
Japan auch ein Aufschwung auf industriellem und
handelspolitischem Gebiete vollzog, ist nahezu selbst-
verständlich, zumal seine Bewohner sich in Folge des
regen Verkehres mit Europäern allerhand westliche Be-
dürfnisse aneigneten, die sie früher nie gekannt. In dem _,
ganz erstaunlichen Streben, sich alles Neue zu eigen zu fl
machen, in der Gier, sich emporzuheben auf das Niveau
der Europäer und ihrer Gesittung, um gleichsam das
durch Jahrhunderte Versäumte möglichst rasch nachzu-
holen, haben es die Japaner an der Gründung einer
eigenen Industrie nicht fehlen lassen. Sie können auch
auf diesem Gebiete auf grosse Erfolge hinweisen,
wenngleich sie die Stufe der hochentwickelten euro-
päischen und amerikanischen Industrie nicht erreicht
haben und nicht erreicht haben konnten. Denn mit
einem Sprunge hat sich förmlich Japan aus tiefer Ab-
geschlossenheit in den Weltverkehr gestürzt, und sprung-
weisegeht auch seine Entwicklung vor sich. An Rück-
schlägen kann es da nicht fehlen und fehlt es nicht.
Immerhin ist der Fortschritt, auch mit skeptischem
Blicke beurtheilt, ein ganz beispielloser.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHÄiFT FÜR DEN ORIENT.
fr
Nach der Statistik der Fal)riksiTis[)ection — Japan hat
auch das Institut der Fabriksinspectoren eingeführt —
gab es daselbst im Jahre 1883 erst 84 Fabiiken mit
1728 Pferdekräften Betrieskraft und 1895 also nur
12 Jahre später, bereits 2758 Fabriken mit 62.252 Pferde-
kräften, wobei nicht zu übersehen ist, dass diese Unterneh-
mungen ausschliesslich mit japanischem Capital begründet
wurden. In einzelnen Industriezweigen haben die Japaner,
begünstigt durch das billigere Rohmateriale und die
ungleich billigeren Arbeitslöhne, eine Leistungsfähigkeit
erlangt, welche sie befähigt, der europäischen Industrie
bereits eine ernste Concurrenz zu bereiten. Auf vielen
Gebieten sind sie allerdings noch nicht in der Lage,
den Kampf aufzunehmen, können aber, geschützt durch
hohe Zölle, den inländischen Bedarf in solchen Erzeug-
nissen ganz oder theilweisc decken.
Qualitativ gut und für den Export geeignet erzeugen
heute die Japaner: Zündhölzchen, Baumwollzeuge,
Lederwaaren, Bijouteriewaaren, Knöpfe, Möbel, Schirme,
Strohgeflechte, Glaswaaren und Papier in bestimmten
Sorten. Bei vielen anderen Artikeln, deren fabriksmässige
Herstellung in Angriff genommen wurde, sind sie über
das Stadium der Versuche noch nicht hinausgekommen.
Es unterliegt jedoch keinem Zweifel dass die Neuindustrie
Japans noch sehr bedeutende Fortschritte machen kann
und wird, wenngleich die weitere Entwicklung nicht
mehr so rasch vorwärts schreiten wird wie bisher.
Ueberdies ist in Folge der vielen Gründungen indu-
strieller Etablissements der Arbeitslohn, der sich vor
mehreren Jahren noch ganz ausserordentlich billig stellte,
jetzt bei der Fabriksindustrie auf 50 bis 65 Kreuzer
per Tag gestiegen, immerhin noch sehr gering im Ver-
gleiche zu den europäischen oder gar amerikanischen
Löhnen.
Neben der Fabriksindustrie neueren Datums besitzt
Japan noch eine alte Hausindustrie, die nach wie vor
in der primitivsten Weise und mit den einfachsten Hilfs-
mitteln betrieben wird. An der Spitze steht die japani-
sche Kunstindustrie, welche namenthch in der Seiden-
weberei mit leichten Stoffen und auch schönen schweren
Brocaten sowie kunstvoll ausgeführten Schärpen, welche
die japanischen Frauen über dem Kleide tragen, in der
Fayence- und Porzellanwaarenindustrie, in Bronze-,
Lack- und Cloisonnöwaaren, in der Schwertfegerci und
Elfenbeinschnitzerei aussergewöhnliche Leistungen er-
zielte. Wiewohl die japanische Kunstindustrie dadurch, dass
sich ihre Erzeugnisse in den letzten Jahrzehnten zu
Handelsartikeln für die ganze Welt gestalteten, nicht
mehr auf dem gleich hohen Niveau der früheren alten
Zeit steht, in welcher bei der Herstellung des einzelnen
Objectes weniger der Erwerb als die wahrhaft künst-
lerische Ausführung maassgebend war, kann nicht be-
hauptet werden, dass sie auf dem Wege sei, zu einer
handwerksmässigen Production herabzusinken. Der Japaner
hat sich vielmehr den ihm angeborenen Kunstsinn be-
wahrt. Wie in der industriellen Entwicklung, so hat auch
Japan in seinem Aussenhandel gewaltige Fortschritte zu
verzeichnen. Seine Einfuhr, welche im Jahre 1868
107 Millionen Yen betrug, stieg bis zum Jahre 1897
auf 21 93 Millionen und seine Ausfuhr von I5'6 Mil-
lionen des Jahres i868 auf i63'i Millionen Yen im
Jahre 1897. Mithin ist in diesem Zeiträume die Einfuhr
auf das Zwanzigfache und die Ausfuhr auf das Zehn-
fache gestiegen. An den Einfuhrsmengen des Jahres
1897 waren die wichtigsten Staaten mit folgenden Ziffern
betheiligt:
In (irr Einfuhr.
Millionen Yen
Grossbritannien mit <i5'4
Amerika 27
Deutschland i8"l
China 2q'2
Kranljrcich 5-1
Belgien 3'l
Die Schweiz 2'5
Oesterreich- Ungarn nach den Angaben der jajjanischen
Auspreise mit 85.943 Yen und nach den Angaben der
&terreichibchen Statistik mit 461.000 fl. Wenn man
auch annehmen muss, dass ein 'I'heil der für Japan be-
stimmten österreichischen Exporte seinen Weg ülter
deutsche Häfen nimmt, so bleibt auch da noch unseie
BetheiligUDg an dem Handelsverkehr Japans eine be-
schämend geringfügige.
In dtr Ausfuhr.
Milllon«D \m
Amerika mit . . . 52*4 inclusive Seide
Krankreich .... 26-2 dal>ei viel Rohseide
China zv},
England 8'4
Italien 2-9 dabei viel Rohseide
Deutschland ... 2'2
Die Schweiz . . . 0'8
Ocsterreich-Ungarn 0'2
Zu den wichtigsten Industrieerzeugnissen, welche
Japan nach dem Ausweise vom Jahre 1897 einführte,
gehören.
Millionen Y«D
BaumwoUwaarcn für . . 4'5
Baumwollgarne 9'6
Decken 1'9
Klanelle i"2
Wollwaaren .v8
Eisen und Eiscnwaaren . 87
J.ocomotiven 4*2 gegen vf> Millionen dt» Vorjahre»
Schienen 3'J „ 2'5 „ „ „
Maschinen 7'6 „ 39 „ „ „
Dampfkessel 13
Tuche 2"2
Shirtings 3'2
Wollgarne 13
Leder v\
Taschenuhren i-g
Zucker 9'8
Einen deutlichen Beweis für das Aufblühen gewisser
Zweige der japanischen Industrie geben die Importziffern
der Rohstoffe. So stieg beispielsweise die Einfuhr roher
Baumwolle von 24 Millionen im Jahre 1895 auf 32 Mil-
lionen im Jahre 189Ö und auf 43 Millionen Yen im
Jahre 1897, steht also der Einfuhr roher Baumwolle
nach Oesterreich, welche sich im Jahre 1897 auf 49 Mil-
lionen Gulden belief, nicht sehr nach.
Eine ganz erstaunliche Steigerung in der Ausfuhr
weisen folgende japanische Industriezweige auf : Im Jahre
1 895 exportirte Japan Baumwollgarne für i Million Yen,
im Jahre 1896 bereits für 4 Millionen und 1897 f"''
135 Millionen. Der E.\port japanischer Zündhölzchen
belief sich 1895 auf 4'6 Millionen, 1897 bereits auf
5 "6 Millionen Yen. Die Ausfuhr von Seidenwaaren
stieg in den letzten drei Jahren von 8 auf q'5 Mil-
lionen und die von Strohgeflechten von 13 auf 32 Mil-
lionen Yen. In sämmtlichen japanischen Häfen verkehrten
im Jahre 1897 ^^ fremden Dampfschiffen: 950 britische,
348 deutsche, 193 norwegische, 79 russische, 29 öster-
reichische, 26 französische und 26 amerikanische.
Gegenwärtig befindet sich Japau in einer Krise, unter
welcher in erster Reihe Industrie und Handel leiden
Der Staat hat kein Geld und die Kaufleute haben kein
Geld. Die staatliche und private Ueberspeculation hat
alle Einkünfte absorbirt.
Nicht weniger als 4500 km Bahnen wurden in 25 Jahren
gebaut, eine Kriegsflotte von 80 P'ahrzeugen geschaffen
und eine Armee von 250.000 Mann mit dem besten und
neuesten Kriegsmateriale versehen.
Das Privatcapital ist in einer Unzahl neuer Unter-
nehmungen festgerannt, und der schlechte Ausfall der
Reisernte, welcher Japan auf den Import dieses wichtigsten
Nahrungsmittels seiner Bevölkerung verwies, hat den
Preis desselben wesentlich vertheuert. Das Land hat in
den letzten Jahren ungleich mehr ausgegeben als es ein-
genommen.
^ Die Annexion Formosas erfordert jährliche Au^;aben von
30 Millionen Yen. Eine geschäftliche Stagnation ist die noth-
wendige Folge. Die bestellten Waaren können nicht be-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
zogen werden, und ihre Uebernahme wird unter ver-
scliiedenen Ausflüchten verweigert. Die Lager der
Importeure sind daher übertüllt, und sie müssen mit Be-
stellungen zurückhalten. Nicht unwesentliche Schuld an
dieser Situation trägt auch die den Japanern angeborene
naive Sorglosigkeit, die sie nur für den Augenblick
leben und sorgen lässt, ohne an die Zukunft zu deukeu.
Sparsinn geht ihnen vollständig ab. Die japanischen Kauf-
leute nehmen auch eingegangene Verpflichtungen nicht
sehr ernst, sie sind unzuverlässig und benützen jeden
Anlass, um ein Uebereinkommen zu umgehen, ja sie
suchen, namentlich in solchen Zeiten wie die gegen-
wärtigen, nach Gründen, um die besteUte Waare zur
Verfügung zu stellen. Die kleinste Abweichung in der
Ausführung oder Verpackung wird zu einem Anstände
benützt, wenn auch nur zum Zwecke der Herabdrückutig
der Preise um einige Percente.
Die Zustände werden sich bessern, sobald die vor der
Zollerhöhung in übermässigen Mengen bestellten Waaren
consumirt sind. Das Geschäft liegt vornehmlich in der
Hand der Engländer, Deutschen und .Amerikaner.
Der englische Import nach Japan ist in den Jahren
1890 — 1897 von 26'6 MilUonen Yen auf 65'5 MiUionen
gestiegen.
In der gleichen Zeitperiode hob sich der Import aus
den Vereinigten Staaten nach Japan von 6 8 auf 27 Mil-
lionen Yen, hat sich also in der kurzen Zeit vervier-
facht.
Der Import deutscher Waaren endlich stieg von
6-8 Millionen im Jahre 189.0 auf 181 im Jahre 1897,
hat sich also nahezu verdreifacht.
Dem intensiven Handelsverkehre dieser Länder ent-
spricht denn auch die Anzahl ihrer in den einzelnen
Hafenplätzen etablirten nationalen Handeibhäuser, welche
als Importeure den Verkehr vermitteln.
Neben der grossen Zahl englischer, deutscher und
amerikanischer Firmen ist keine einzige österreichische
Importfirma zu finden.
Wie wenig auf diese Weise unsere kaufmännischen
Interessen in Japan gewahrt werden, geht aus den zu-
treffenden Bemerkungen unseres Consuls hervor, der sich
m seinem letzten Berichte in folgender Weise äussert :
„In ganz Japan ist keine e nrige nat onale Firma etablirt, die
den Import- und Exporlhanciel von und nach der Mona chie
vermitteln könnte; den ziemlich zahlreichen Anfragen heimischer
Firmen um Empfehlung von Vertretern kann daher nur durch
Angabe vertrauenswürdiger fremder firmen entsprochen werden.
Letztere haben natürlich ke n Interesse, den Handelsverkehr
Oesterreich- Ungarns zu heben und zu unterstützen; es ist viel-
mehr wahrscheinlich, dass sie Muster, die Anklang finden, ihren
nationalen Fabrikanten zur Nachahmung einsenden und auf
diese Weise unserer heimischen Industrie beträchtlich Nachthe le
zufügen können.
Würden sich junge, strebsame Kaufleute finden, d e sich ent-
scbiessen könnten, sich in Japan zu etablireo, könnten dieselben
schon nach kurzer Zeit ganz schöne Erfolge erzielen. Unbedingt
nöth g wäre es jedoch, dass diese Kaufleule bereits auf d e
Unterstützung der heimischen Interessenkreise rechnen können
und nicht erst darauf angewiesen wären, sich von hier aus die
Co'respondenten in der Heimat zu suchen.
Grosse Unterstützung könnte den heimischen Kaufleuten der
österreichische Lloyd leisten, der zwar eine Linie nach Japan
unterhält, die aber den Anforderungen der Handelswelt nicht
entsp icht. Vor Allem ist der Endpunkt der Linie des Lloyd
Kobe, während es sehr wichtig wäre, die Dampfer bis nach
Yokohama gelangen zu lassen, wie die Dampfer aller Gesell-
schaften, die nach Japan regelmässige Linien unterhalten, den
genannten Hafen, der unter den Handelshäfen Japans die
erste Stelle einnimmt, als Endstation gewählt haben und auch
Kobe anlaufen.
Durch die Ueberschiffung der Güter in Kobe wird die Fracht
sehr vertheuert and in v'elen Artikeln die Einfuhr aus Oester-
reich ganz unmögiich gemacht.
In neuerer Zeit machte der Lloyd wohl auch einige Reisen
nach Yokohama."
So rasch und schnell sich das — man kann wohl
sagen — erst vor 40 Jahren neuerschlossene Japan der
modernen Cultur anzupassen versuchte, ebenso langsam
geht der Umwandlungsprocess in China vor sich. Der
Koloss setzt sich nur schwer in Bewegung. Und ein '|
solch schwerfälliger Koloss ist China, das Riesenreich
im Osten, dessen Einwohnerzahl auf 400 Millionen ge-
schätzt wird. Das einstens unstreitig civilisirteste und
mächtigste Reich der Erde ist altersschwach geworden,
es geht seiner Zerstückelung entgegen. Wehrlos steht es
da, ein morscher Bau nach innen, ein Bild der Schwäche
und Energielosigkeit nach aussen. Die alte Cultur hat
sich überlebt, und die Hochfluth der Neuzeit 'pocht luit
immer stärkerem Schlage an die Thore des Landes.
Der Handelsverkehr Chinas mit dem Westen reicht
weit zurück in das erste Jahrtausend unserer Zeit-
rechnung. In den Anfang des XVI. Jahrhunderts fällt
jedoch der erste Versuch, und zwar seitens der Por-
tugiesen, in China Niederlassungen zu errichten. Im
Jahre 1545 hatte auch China seine erste Christenver-
folgung, bei welcher, wie ts heisst, 800 Portugiesen und
12.000 eingeborene Christen ihren Tod fanden.
Im Jahre 1622 erschienen zum erstenmale die Hol-
länder in China und 1637 die Engländer vor Macao,
wo sie den Chinesen die erste Niederlage beibrachten.
Die Folge war die Errichtung von Factoreien der ost-
indischen Gesellschaft. Die weitere Geschichte des
fremden Handels in China bis in unser Jahrhundert ist
die eines fortwährenden Kampfes der Kaufleute gegen
die Ueberhebung und die Erpressungen der chinesischen
Beamten. Canton war lange der einzige Platz, der die
Beziehungen zwischen China und dem .Auslände ver-
mittelte. Alle Vorstellungen der Mächte, namentlich der
Engländer durch Entsendung von Gesandtschaften an
den Kaiser nach Peking blieben ohne Erfolg.
Der Uebermuth der Chinesen gegenüber den fried-
lichen Versuchen der Mächte, die Handelsbeziehungen
zu erweitern, nahm immer mehr zu, bis China im Jahre
1839 von England der Krieg erklärt wurde.
Die Engländer erzielten leichte Erfolge, eine Reihe
von Städten, darunter Canton, Shanghai und Ningpo
wurden eingenommen, und am 29. August 1842 kam in
Nanking, vor welcher Stadt die Engländer bereits standen,
ein Vertrag zu Stande. Hongkong rausste den Eng-
ländern abgetreten werden, und ausser Canton wurden
die Häfen Amoy, Fuchau, Ningpo sowie Shanghai für
den Handel geöffnet und die Errichtung englischer Con-
sulate daselbst zugestanden. Am 26. Juni 1843 ^*™ '°
Hongkong der erste englisch- chinesische Handelsvertrag
zu Stande, in welchem für 61 Export- itnd 48 Import-
artikel feste Zölle vereinbart wurden. Im Jahre 1844
folgten Verträge mit den Vereinigten Staaten von
Amerika und Frankreich, und von da ab datirt der
eigentliche Beginn geregelter Handelsbeziehungen zu
China. In unbegreiflicher Verblendung buchte sich die
chinesische Regierung den Bestimmungen der Verträge
zu entziehen, die Fremden wurden als Barbaren be-
handelt, die Vertreter der Mächte mit Demüthigungen
überhäuft, die Zustände wurden immer unhaltbarer und
führten neuerdings zu Feinseligkeiten. Diesmal schlössen
sich den Engländern die Franzosen an, Canton wurde
erstürmt, und in Tientsin wurde mit Russland, England,
Frankreich und den Vereinigten Staaten Verträge ab-
geschlossen, in denen sich China verpflichtete, die Häfen
Niuchwang, Tschifu. Taiwan, Swatau und Kiungchau
gleichfalls dem Verkehre freizugeben. Neue, dem engli-
schen und amerikanischen Gesandten zugefügte Beleidi-
gungen, insbesondere die Weigerung des Kaisers, sie zu
empfangen, führten abermals zum Kriege. Am i. .August
185 g begann der Feldzug und schon am 8. October
stand die englisch-französische Armee vor Peking, welches
am 13. capitulirte. Am 24. October wurde in Peking
der englische und am 25. der französische Vertrag ab-
geschlossen, der die Bestimmungen der vorjährigen Ver-
träge ratificirte. Nur mit Mühe und unter steten Kämpfen
konnten bis auf die heutige Zeit die den Fremden ein-
geräumten Rechte gewahrt werden. China hat aus seinen
Niederlagen keine Lehre gezogen. Seine Regierung war
auch fernerhin bemüht, die erzwungenen Zugeständnisse
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
»
durch allerlei Machinationen zu hintertreiben. Endlich
kam der chinesisch-japanische Krieg 1893 mit dem
Frieden von Simonoseki, in welchem die vollständige
Ohnmacht Chinas so recht zu Tage trat. Angesichts der
ungeahnten Hilflosigkeit des chinesischen Reiches hat
der Einfluss der fremden Mächte daselbst unerwartet
schnelle Fortschritte gemacht, ihre Politik ist eine
energischere geworden. An die Stelle endloser diploma-
tischer Verhandlungen ist die Politik der vollendeten
Thatsachen getreten.
Die Forderungen der concurrirenden Mächte werden
immer grösser, die chinesische Regierung muss in ihrer
Ohnmacht jedes Ultimatum erfüllen, und so beginnt mit
Riesenschritten der Abbröcklungsprocess. Im Norden
schreitet Russland unaufhaltsam vorwärts, an den Küsten
haben sich England und Deutschland bereits ihre Inter-
essensphären gesichert, Frankreich hat sich im Süden
festgesetzt, Japan will bei der Theilung auch dabei sein,
und in jüngster Zeit trägt sogar Italien Annexionsgelüste
zur Schau. Das politische Schicksal Chinas ist ent-
schieden, es wird nur hinausgeschoben durch die Eifer-
sucht der Mächte.
Damit aber verschwindet keineswegs die wirthschaft-
liche Bedeutung des Landes. Im Gegeotheil, je rascher
die durchaus corrumpirten Verhältnisse des Landes,
welches sich vollständig in den Händen eines die Be-
völkerung in gewissenloser Weise bedrückenden und
aussaugenden Beamtenthums befindet, beseitigt werden,
desto mächtiger und nachhaltiger wird der Umschlag
werden. Gelangt einmal das chinesische Volk zur Er-
kenntniss seiner traurigen Lage und der Mittel zu deren
Beseitigung, dann wird sich die Umwälzung mit seiner
Mithilfe unaufhaltsam vollziehen und die Consumfähig-
keit ganz gewaltig steigen.
Dann erst wird China ein ungeheueres Absatzgebiet
werden für die Industrieerzeugnisse Europas und
Amerikas. Dann werden aber auch die unermesslichen
Schätze werthvoUer Metalle und Mineralien gehoben
werden, welche zu heben die Bevölkerung in ihrer
jetzigen Lage nicht die Kraft und die Mittel besitzt.
In welcher Weise das Volk von tlen einzelnen
Provinzialregierungen und den Beamten ausgebeutet wird,
geht schon aus der enormen Belastung hervor, welcher
die Waaren auf ihrem Transporte in das Innere des
Landes ausgesetzt werden. Jede Provinz besitzt nämlich
an allen Verkehrswegen in verhältnissmässig kurzen
Distanzen zahlreiche Steuerstationen — sogenannte Likin-
stationen — welche an den Meistbietenden oder einen
Günstling verpachtet werden, die aus dem Privilegium
so viel Capital schlagen als möglich. Die verschiedene
Höhe dieser Durchfuhrssteuer, welche wieder für grössere
chinesische Händler geringer ist als für kleine, weil sie
sich durch Erlag einer vereinbarten Pauschalsumme für
ihre sämmtlichen Waarentransporte von der Steuer los-
kaufen, macht jede Calculation unmöglich und schliesst
einen stabilen Handel nach dem Innern in vielen Er-
zeugnissen vollständig aus. Darin liegt auch der Grund,
weshalb viele Waaren von dem Innern des Landes ganz
ferngehalten werben.
Nur durch die »Anlage von neuen Verkehrswegen nach
allen Richtungen des Reiches und durch Erlangung der
Freizügigkeit für, Fremde können die hemmenden
Schranken durchbrochen werden. Das haben die fremden
Mächte längst erkannt und ihr Hauptaugenmerk auf die
Erlangung von Conessioncn zur Anlage von F^isenbahnen
gerichtet. Es würde zu weit führen, die einschlägigen
Verhandlungen dieser Concessionen in ihren Einzelheiten
zu besprechen. Sicher ist, dass die Anlage eines ausge-
dehnten Eisenbahnnetzes in das Innere des Landes nicht
mehr ein blosser Wunsch ist, sondern zur Thatsache
werden wird.
Ausser einer kurzen Eisenbahnstrecke, welche die
Hauptstadt des Reiches, Peking, mit Tientsin und Schau-
Hai-Kwan verbindet, gibt es heute in China noch keine
Bahn von grösserer Bedeutung. Dieser Zustand wird
sich aber bald ändern. Kussland, England, Frankreich
und Deutschland sind bei der F^langung von Con-
cessionen in den Wettbewerb getreten, und einzelne An-
leihen für den Bau projectirter Linien sind sogar bereits
begeben. Namentlich die beiden ersten .Mächte, welche
sich bei der Anlage neuer Bahnen in China V'Tnehmlich
von politischen Rücksichten leiten lassen, suchen einander
den Vorrang abzulaufen. Es bestehen schon eine Anzahl
von Abkommen mit den verschiedenen Regierungen zum
Bau einzelner Strecken, von denen das russisch-chinesi-
sche Abkommen zur Gründung einer chinesischen Ost-
bahngesellschaft zum Zwecke des Baues einer 1525 ji«a
langen, durch die nördliche Mandschurei zu führenden Bahn
und ein weiteres Abkommen mit Russland zur Verbin-
dung des Hafens Talienwan mit der transsibirischen Bahn
wohl die wichtigsten sind. Man ersieht hieraus, dass
jedes einzelne Land bestrebt ist, neben seinem politi-
schen auch seinen wirthschaftlichen Einfluss möglichst
zu wahren und zu kräftigen, zumal deren Handelsinter-
essen schon gegenwärtig von grosser Bedeutung sind. In
erster Reihe steht Grossbritannien, der eigentliche
Pionnier für den eun päischcn Handel nach dem Osten
und der Hauptlieferant für die grossen, in China gang-
baren Stapelartikel der WoU- und BaumwoUindustrie.
Dann folgen Deutschland, Frankreich, die Vereinigten
Staaten und die übrigen europäischen Industriestaaten.
Die Einfuhr Chinas hat sich in den letzten zehn
Jahren veriioppelt. Sie belief sich 1887 auf 102 Mil-
lionen Taels und stieg bis i8g7 auf 202 Millionen.
Nahezu die gleiche Steigerung ist bei der Ausfuhr zu
beobachten. Diese bezifferte sich 1887 auf 85 Millionen
und i8g7 auf 163 Millionen Taels. Die wichtigsten
Ausfuhrartikel Chinas bilden Thee, Seide, Wolle, Baum-
wolle, Häute, Felle, Hanf, Strohgeflechte, Matten, Borsten
und Federn.
An der Ein- und Ausfuhr Chinas waren die ein-
zelnen Länder im Jahre 1897 in folgender Weise be-
theiligt:
In der Einfuhr.
MUllon» Tut«
GrossbritannicD mit 40
Aus verschiedenen Staaten über Hongkong . . 90
Ostindien 20
Vereinigte Staaten . . I2"4
Russland yz
Japan 2 2'5
In der Ausfuhr.
MillloneB T**U
Grossbritannien mit 12
Verschiedene Staaten über Hongkong . , , 60
Vereinigte Staaten . I7'8
Festland von Europa ohne Roisland . . , , 258
Russland 13-6
Japan 166
Unter den 20 derzeit dem Verkehre geöffneten Häfen
nimmt Shanghai den ersten Rang ein Die Einfuhr über
diesen Hafen belitf sich 1897 auf 132 Millionen Taels,
also 60 Percent des Gesammtimportes, und die Ausfuhr
auf 78 Millionen oder rund 50 Percent des Gesammt-
exportes.
Nach den wichtigsten Waarengattungen geordnet zeigt
die Einfuhr Chinas folgendes Bild: Im Jahre 1897 wurden
importirt:
Millionen Ta«li
Baumwollwaaren für 43-3
Raumwollgarnc 35-3
WoUwaaren 4-8
Anilinfarben 14
M;ischinen 27
Zündhölzchen 2 (daraater für 1 8 aiu Japan)
/ncker . I0'2
Petroleum 13*3
In Textilwaaren macht sich ein Zurückweichen eng-
lischer Fabricate zu Gunsten der amerikanischen und
japanischen bemerkbar.
f lieber die Betheiligung OtiUrrtich-Ungams an dem
chinesischen Handel belehren uns folgende Ziffern : Nach
den Ausweisen der chinesischen Seezollrerwaltung er-
80
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
reichte der Handelsverkehr der Monarchie mit China
im Jahre 1897 den Gesammtbetrag von 2'5 Millionen
Taels, wovon i'g Millionen auf den Export nach China
und 0'3 Millionen auf den Import aus China entfielen.
Ebensowenig wie bei Japan kann man auch hier diese
Ziffern als durchaus zutreffend bezeichnen, da es ja be-
kannt ist, dass trotz einer directen Schiffahrtsverbindung
von Triest ein nicht unbedeutender Theil unseres Ex-
portes nach dem Osten über die nördlichen Häfen geht,
auf fremden Schiffc:n verladen und daher nicht mehr als
österreichische Provenienz bezeichnet wird. Aber selbst
angenommen, dass sich auf diese Calculation hin die
österreichische Ausfuhr nach China um die Hälfte obiger
Summe vergrössern würde, erscheint sie im Vergleiche
mit den Resultaten anderer Staaten noch immer unbe-
deutend. Sie umfasst hauptsächlich (lablonzer Artikel,
Seife und Parfumerien, Handschuhe, Zündhölzchen, Möbel
aus gebogenem Holze, Lama Braids, Emailgeschirr und
Quecksilber. Doch könnten glatte Tuche, Zucker,
Lampen (im Hinblicke auf die steigende Petroleum-
einfuhr), gewisse Seidenstoffe und mehrere andere
Artikel bei einiger Anstrengung und Unternehmungs-
lust der betheiligten Fabrikanten in China einen Markt
gewinnen.
Wie in Japan so muss man leider auch in China
das Fehlen nationaler Firmen beklagen. Die in Shanghai
domicilirenden 3 — 4 österreichischen Kaufleute und
Agenten können nicht in die Kategorie von Importeuren,
wie sie die anderen Staaten in grosser Anzahl draussen
zählen, eingereiht werden. Die bereits versuchte, und
zwar mit Opfern versuchte Entsendung von Agenten
nach China behufs Etabliiung wird auch in der Zukunft,
falls der Versuch wiederholt wird, geringen Erfolg haben,
wenn diese Emissäre nicht mit genügendem Capital ver-
sehen, das Importgeschäft meist direct betreiben können.
Der Geschäftsverkehr in China ist nämlich ein ganz
eigenartiger, von den Verhältnissen anderer Länder
grundverschieden.
Mit den chinesischen Kaufleuten — und es gibt deren
sehr grosse — werden nur sehr wenige directe Ge-
schäfte von Europa aus gemacht. Das besorgen die in
den Hafenplät<en etablirten, zumeist über bedeutende
Mitcfl verfügenden Importeure, die von den Chinesen
Ordres aufnehmen, sie nach Europa überschreiben, die
anlangenden Waaren in ihre Depots beziehen und sie
von hier aus dem chinesischen Kaufmanne nur gegen
Erlag des Gegenwerthes ausfolgen. Cieditgeschäfte kennt
man nicht, es sei denn, dass der bei jedem Importeur
bedienstete Comprador — ein Chinese — der wieder
das Geschäft zwischen Landsleuten und seinem Hause
vermittelt, die Garantie übernimmt.
Der chinesische Kaufmann ist ein ehrlicher Geschäfts-
mann, der sein gegebenes Wort hält, und es gehört zu
den grössten Seltenheiten, dass er den Bezug bestellter
Waaren verweigert. Er ist ein ebenso tüchtiger VVaaren-
kenner wie ausgezeichneter Rechner, fleissig, sparsam
und anspruchslos.
So sind wir denn in China wie in ganz Ostasien auf
den Vertrieb unserer Erzeugnisse zumeist durch fremde
(deutsche und englische) Firmen angewiesen, welche
wohl auch unsere Artikel bei Convenienz kaufen. Dass
sie ihnen aber jenes warme Interesse zuwenden, welches
angeboren und anerzogen ist, ist ausgeschlossen. Der
Grundsatz im kaufmännischen Leben, jene Geschäfte ab-
zuschliessen, welche den meisten Gewinn bringen, lässt
sich nicht beseitigen, man wendet sich aber unter gleichen
Chancen gewiss denjenigen Geschäften zu, welche die
grösste Sicherheit auf glatte Abwicklung, prompte Er-
ledigung und rasche Ablieferung bieten.
Um diese Behauptung, die sich vornehmlich auf das
ostasiatische Geschäft bezieht, zu verstehen, ist es noth-
wendig, dem Verlaufe der Geschäfte zu folgen. Sagen
wir, eine deutsche Firma in Hongkong nimmt von einem
chinesischen Kaufmanne einen Limitauftrag auf und
sendet Muster sammt Preisen und Lieferungsfrist an das
Hamburger Stammhaus zur Placirung und telegraphischer
Bestätigung der Annahme. Die Hamburger Firma oder
der Hamburger Agent tritt an eine Reihe von Fabrikanten
heran und ist in der Lage, innerhalb weniger Tage die
Annahme der Ordre zu kabeln. Bei der Ablieferung ist
seine Bank da, welche bezahlt, die Schiffahrtsgesell-
schaften, welche rasche Verbindungen nach dem ( )sten
unterhalten und die verladene Waare innerhalb ganz
bestimmter, im Vorhinein zu berechnender Zeit am Be-
stellungsorte abliefern.
In Oesterreich haben wir kein Haus, welches in China
eine Zweigniederlassung besitzt, entbehren daher des
directen kaufmännischen Verkehres. Eine Ordre über
Hamburg kommt nur dann zu uns, wenn sie im Aus-
lande nicht zu placiren ist, unsere Banken sind auf das
überseeische Geschäft nicht eingerichtet und daher difficil
und unsere einzige Schiffahrtsgesellschaft, der Lloyd
fährt einmal im Monate und dann aber langsam. Er
braucht die doppelte Zeit gegenüber den deutschen und
englischen Linien. Die österreichischen Fabrikanten können
daher, selbst wenn sie leistungsfähig sind, den Anfor-
derungen des chinesischen und japanischen Geschäftes
nicht nachkommen. Zu den internen Schwierigkeiten der
Fabrication gesellen sich noch solche, die ausserhalb der
Erzeugungssphäre liegen. Diese Schwierigkeiten hindern
ihre Unternehmungslust und schwächen das Interesse an
dem Absätze nach überseeischen Märkten. Nichtsdesto-
%veniger ist der Vorwurf der Indolenz, den man gegen
sie richtet, ein nicht ganz ungerechtfertigter. Eines der
wichtigsten Requisite für das Exportgeschäft ist näm-
lich die Kenntniss des Marktes und seines Bedarfes.
Diese kann nur durch fachmännisches, am besten per-
sönhches Studium erlangt werden. Reisen und nochmals
reisen ist daher die Hauptsache für den Kaufmann und
für den Fabrikanten. Persönliche Anschauung wirkt ganz
anders als selbst die beste Berichterstattung und zeitigt
auch Erfolge in grossem Style.
In Erkenntniss des hohen Werthes dieser Grundlage
für den Ausfuhrhandel haben in den letzten Jahren
England, Deutschland, Frankreich und Amerika eigene,
aus Fachmännern zusammengesetzte Handelsmissionen
nach Ostasien entsendet, welche monatelang in China
und Japan ihren Studien oblagen, Muster sammelten,
Einblick in die zukünftige Gestaltung des dortigen
Handels zu gewinnen suchten und dann ihre Erfahrungen
in der Heimat verwertheten, indem sie dieselben den
zunächst in Betracht kommenden industriellen und kauf-
männischen Kreisen zugänglich machten.
Sämmtliche dieser Missionen, deren Veranstaltung mit
bedeutenden Geldopfern verbunden war, entsprangen
privater Initiative. In Frankreich war es die Handels-
kammer in Lyon, in England die in Blackburn, in
Deutschland die Handelskammern in Bremen und Crefeld
und in Amerika das Handels-Museum in Philadelphia,
welche die Anregungen gaben und im Vereine mit
anderen Kammern oder Institutionen die Mittel zur
Verfügung stellten. Das auf diese Unternehmungen ver-
wandte Geld wird reichliche Zinsen bringen.
Wenn nun schon die Handelskreise der Staaten,
welche auf dem ostasiatischen Markte bereits festen Fuss
gefasst haben, solche Anstrengungen im Interesse der
Erweiterung ihres Absatzes machen, sollten auch wir
uns endlich rühren. Es ist die höchste Zeit. Da helfen
aber nicht vereinzelte Versuche, Alles muss zusammen-
wirken, um einen nachhaltigen Erfolg zu erzielen, der
Fabrikant, der Kaufmann, die Verkehrsanstalten und die
Banken.
Für die letzteren dürfte es von Interesse sein, den
vorjährigen Bericht der Hongkong and Shanghai Banking
Corporation zu lesen. Der Aufsichtsrath constatirt einen
derart günstigen Abschluss, wie er bis dahin noch nicht
zu verzeichnen war. Neben der Vertheilung der üblichen
Dividende von £ 15 per Actie als Gewinn wurde
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
'^^im^
eine Million Dollars dem Reservefonds zugeftihrt, 250.000
Dollars am Gebäudeconto abgeschrieben und 376.000
Dollars auf neue Rechnung vorgetragen.
Die mit 1 25 S eingezahlten Actien verzeichnen gegen-
wärtig einen Curs von 390 S. Neben der Hongkong
und Shanghai lianking Corporation besitzt England noch
eine zweite Hank im Osten, die Chartered Bank of
India, Australia und China. Beide haben in allen grossen
Handelsplätzen ihre Filialen. Die Deutsch-asiatische Bank
ist in Shanghai und in einigen nördlichen Hafenplätzen
etablirt, Russland ist durch die Russisch chinesische Bank
gleichfalls an mehreren Plätzen vertreten, und die fran-
zösischen Interessen werden durch die Banque de l'Indo-
Chine gewahrt.
Die Zahl der fremden Kaufleute, welche in abge-
sonderten Districten der Städte wohnen, belief sich im
Jahre 1872 auf 372, im Jahre 1891 auf 547 und im
Jahre 1896 schon auf 672. Davon 363 englische und
99 deutsche Firmen. Oesterrcicher findet man in China
nur in sehr geringer Anzahl, darunter einzelne in guten
Stellungen.
Beraerkenswerth ist das Entstehen einer Grossindu-
strie in China, welche zumeist mit europäischem Capital
ins Leben gerufen und durch die billigen Arbeitslöhne
wesentlich gefördert wird. Dagegen begegnet die Heran-
bildung der Chinesen zu Fabriksarbeitern grossen
Schwierigkeiten. Zu den wichtigsten industriellen Eta-
blissements, die in China im Betriebe sind, gehören die
Seidenfilituren und die Baumwollspinnereien, welche das
Rohmaterial des Landes verarbeiten. In Mittelchina
zählt man gegenwärtig 14 Baumwollspinnereien mit
250.000 Spindeln. Shanghai erhielt in neuerer Zeit eine
Zundhölzchenfabrik, welche erfolgreich mit Japan con-
currirt, eine Cigarettenfabrik und eine Albuminfabrik.
Die meisten der Fabriken gehören Engländern, Deutschen
oder Amerikanern und stehen unter der Leitung von
Ausländern.
Der den Japanern eigene Unternehmungsgeist ist bei
den Chinesen derzeit wenigstens noch nicht zu finden.
Sie sind dagegen, wie bereits erwähnt, tüchtige Kauf
leute, welche sich nicht allein in China bewähren, die
man vielmehr auch in Singapore, Niederländisch-Indien
und den Inseln findet.
Es gibt Kenner des Landes, welche behaupten, dass
von China aus den Europäern weit grössere Gefahren
drohen als von Japan. Diese Ansicht stützt sich auf die
Vermuthung, dass die Chinesen einstens auf industriellem
Gebiete den europäischen Staaten gewaltige Concurrenz
zu machen in der Lage sein werden. Diese Zeit liegt
auf jeden Fall noch in weiter Ferne, vorläufig ist es
unsere .\ufgabe, der neuen Gestaltung der Dinge in
China nicht ruhig zuzusehen. Vielleicht erwacht auch
bei uns neben der bereits aufilämmernden Erkenntniss
vom Werthe des Exportes der Thatendrang und die
Reiselust namentlich des Kaufmannes. Vielleicht erstehen
uns in den Hörern der Fixportakademie die l'ionniere,
deren wir so nöthig bedürfen. Die österreichische
Industrie stutzt sich nicht wie die englische und deutsche
auf eine Massenproduction. Ihr Flxport kann daher auc h
nicht ein Massenexport sein. Immerhin besitzen wir
aber eine Anzahl leistungsfähiger Industrien, deren Er-
zeugnisse concurrenzfähig sind, aber nur dann, wenn
auch ihr Vertrieb gewissermassen mit Liebe gepflegt
wird, wenn man ihm die nöthige Sorgfalt angedeihen
lässt. Dabei ergeben sich im Anfange gewisse Schwierig-
keiten, die den Fremden abschrecken, sich mit unseren
Artikeln zu befassen. Diese Schwierigkeiten zu über-
winden, ist daher Hauptaufgabe des ÖNterreichischen Kauf-
mannes im Auslande, und zur glücklichen Lösung dieser
Aufgabe müssen die Schüler der Exportakademie heran-
geb'.ldet werden. /
DIE FILIPINOS ALS HERRENlrBGENEN
HAUSE.
Eine ethnographisch-politische Studie Ton J^. lilumentritl.
Die Philippiner oder — wie man sie jetzt zu be-
nennen i)flegt — die Filipinos sind .seit Mai und Juni
die Herren des mittleren und nördlichen Luzön, «eit
Ende November auch die Herren der ganzen Insel ge-
worden so wie der anliegenden In.seln Mindoro, Marin-
duque, Tablas u. a. m., welche schon im Juni sich an
Aguinaldo angeschlossen hatten. Die Bisayas Inseln will
ich erst gar nicht in den Kreis dieser Beziehungen herein-
ziehen, weil sie erst gegen Ende December sich der
philippinischen Republik angliedern konnten.
Wenn also auch dieser noch nicht anerkannte Staat
nur wenige Monate zählt, so genttgt doch auch diese
kurze Spanne Zeit, um die Einrichtungen und seinen
gesammten modus vivendi ein wenig zu prüfen und sich
zu fragen, ob dieses raalayische Staatengebilde auch eine
Art von „Befähigungsnachweis" zu liefern im Stande war.
Ich habe von einem malayischen Staatengebilde ge-
sprochen und das darf Niemandem auffallen, denn die
Malayen*) bilden nicht nur die erdrückende Majorität
unter der Bevölkerung, sondern auch unter den militäri-
schen und politischen Führern des Aufstandes von 1896
sowie der philippinischen Republik von heute. Sie und
nächst ihnen die (meist chinesischen) Mestizen sind die
Träger der Unabhängigkeitsidee, für die sie den letzten
Blutstropfen einsetzen wollen und auch einsetzen werden,
denn für sie bedeutet die amerikanische Annexion, bei
der unter den Yankees üblichen socialen Aechtung der
Farbigen, die dauernde Entehrung und Knechtung nicht
nur der gegenwärtigen, sondern auch der zukünftigen
Generationen. Für sie kann es keine andere Wahl geben,
als den Kampf mit der übermächtigen amerikanischen
Union aufzunehmen. Erliegen sie im mehrjährigen
Guerillakrieg, so harrt ihrer dasselbe Ix)s, als wenn sie
heute freiwillig sich unterwürfen, während sie doch bei
Fortführung des Kampfes, bei dem sie an dem Tropen-
klima und der Trunksucht der .Amerikaner tüchtige
Bundesgenossen besitzen, auf einen endlichen Sieg hoffen,
sei es, dass bei dem drohenden Zusammenpralle der
Colonialmächte in Ostasien ihnen fremde Hilfe beispringt,
sei es, dass in Amerika die Ideen Washington's und
Monroe's über den Imperialismus den Sieg davontragen.
Die Malayen demnach und deren Mischlinge drücken
dem neuen, nach Anerkennung ringenden Staate ihren
Stempel auf und rechtfertigen demnach, wenn ich von
einem malayischen Staatengebilde spreche. Um aber im
Voraus alle aus dieser Benennung re.sultirenden Miss-
deutungen unmöglich zu machen, erkläre ich, dass weder
die philippinische Republik, noch deren Führer und An-
hänger, noch die farbige Bevölkerung überhaupt irgend
einen Kastengeist offenbaren oder die winzige Minorität
der Creolen oder eingeborenen Spanier an die Wand
drücken oder auch nur ignoriren wollen. Im Gesen-
theile : für die Philippiner sind alle „Kasten und Farben"
gleich berechtigt und gleich nebensächlich: für sie gibt
es eben nur Filipinos, und die Frage, ob ein Filipino
Malaye, Mestize oder Creole ist, ist in politischen
Fragen für sie so irrelevant, wie etwa bei uns die Frage,
ob ein Minister oder Beamter blaue oder schwarze
.\ugen, blondes oder dunkles Haar, Locken oder Glatze
besässe. Die Creolen spielen nur deshalb keine Rolle, weil,
abgesehen von ihrer geringen Zahl, sie zu wenig energisch
und viel zu sehr opportunistisch gesinnt sind. Es ist
dies eine für den Kenner des I..andes ganz natürliche
Erscheinung, denn seit 1820 ruhte der Verdacht sepa-
ratistischer Verschwörungen immer ger.ide auf den
Creolen ; rührte es sich irgendwo im I>ande, so mussten
es immer die Creolen büssen, da man .Malayen und
Mestizen für unfähig hielt, selbständige Politik zu treiben.
<) NalBrllch liarf mwi da uicht aa Mdayka voa d«a SckU«« uad 4*r
Cnttanlnfe d«r JkT«&er deDk«n.
82
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Da somit über den Creolen immer das Damokles-
schwert der Verbannung, Cotifiscation ihres Vermögens
u. s. w. hing, wurde ihrem Charakter etwas Aengst-
liches und Unentschlossenes eingeprägt : Vorsicht und
die Besorgniss sich, und die Seinen nicht zu compro-
mittiren, sind dem Creolen förmlich angeboren. Eine
solche Kaste kann in Verhältnissen, wo Energie die
erste Rolle spielt und wo es heisst „Farbe bekennen",
zu keinem Ansehen es bringen. Natürlich gibt es auch
Creolen, die an Patriotismus und unzweideutiger Ent-
schlossenheit sich von keinem farbigen Filipino über-
treffen lassen, aber sie bilden eine sehr kleine Minder
zahl unter ihren Stammesgenossen
Es ist nun gewiss interessant zu verfolgen, wie
diese uns ganz fremde Rasse sich häuslich eingerichtet
hat, und wir wollen bei der Untersuchung dieser Frage
gleich mit dem Katipunan-Aufstande von 1896 be-
ginnen.
Anfangs waren die Aufständischen bestrebt, sich
nur militärisch zu organisiren, später proclamirten sie
zwar eine Republik, aber das war nur eine Aushilfs-
formel für die Zeit des Kampfes, denn im Frühlinge
und Sommer 1897 tauchten Vorschläge auf, die Mon-
archie zu proclamiren. Und diese Vorschläge nahmen
sogar concrete Form an ; man glaubte am ehesten die
Anerkennung von Seiten Spaniens zu erhalten und dem
Mutterlande zum Danke einen Dienst zu erweisen, wenn
man folgenden Gedanken aufgriff : das spanische Mutter-
land ist beständig von dem Carlismus bedroht, Don
Carlos selbst aber hat keine grosse Aussicht, in Madrid
als Sieger einzuziehen. Wäre da in der Philippinenfrage
nicht ein Ausweg zu finden, eine Lösung, durch welche
Spanien von der Gefahr eines Bürgerkrieges für immer
befreit und der Prätendent aus einem König im Exil
ein wirklicher König würde ? Die Lösung sollte folgende
sein : Don Carlos verzichtet für sich und seine Nach-
kommen auf die spanische Königskrone und wird dafür
König der Philippinen, sein Sohn Don Jaime vermählt
sich mit der älteren Schwester des Königs Alfonso XIII.,
so dass dann auch die künftigen Könige der Philippinen
das Blut Alfonso XII. und der Königin-Regentin in
ihren Adern führten. Ein Schutz- und Trutzbündniss
zwischen Spanien und dem von ihm abgetretenen König-
reich der Philippinen sollte die Bande zwischen dem
ehemaligen Mutterlande und seiner Ex-Colonie fester
knüpfen als die bisherige Zwingherrschaft.
Ob diese Vorschläge zur Kenntniss der hohen
Persönlichkeiten gelangten, deren Zustimmung vor allem
Anderen nothwendig war, weiss ich nicht. Ich weiss
nur, dass diese Erwägungen im philippinischen Separa-
tisten- und Emigrantenlager gepflogen und dann als un-
durchführbar bezeichnet worden waren.
Es blieb also bei der republikanischen Staatsform
bis zum Frieden von Biak-na-batö, in welchem sich die
Aufständischen den Spaniern unterwarfen.
Die neue philippinische Republik, welche der von
den Amerikanern nach Cavite gebrachte Aguinaldo (pro-
visorisch) proclamirte, erhielt im Juni 1898 eine Art
von Interimsverfassung, welche auf der Gemeindeauto-
nomie beruhte, also auf einer gewissermaassen nationalen
Institution, denn die Gemeinde bildete bei den alten
Philippinern die Einheit, grössere Staaten entstanden
dadurch, dass mehrere Gemeinden sich zu einem ge-
meinsamen Zweck verbanden, oder dass ein mächtiger
Fürst sich die Häupter der benachbarten Gemeinden
lehnspflichtig machte.
Nach dieser „Constitution von Cavite", die bis zum
Zusammentritt der Nationalversammlung in Kraft bleiben
sollte und auch blieb, sollten für jede Gemeinde aus
dem Plenum des Stadtrathes drei Delegirte gewählt
werden, je einer für Justiz, politische Verwaltung und
Rentwesen. Die Bürgermeister einer Provinz erwählen
den Gouverneur und drei Provinzräthe. Diese Provinz-
gouverneure erwählen je nach der Grösse der Provinz
1—3 Delegirte, welche den Congreso revolucionario
bildeten, der dem Präsidenten Aguinaldo zur Seite
stand.
Am 6. August 1898 theilte von Bakoor aus
Aguinaldo den ausländischen Regierungen die Gründung
des philippinischen Freistaates mit.
Im September wurde die constituirende National-
versammlung nach Malolos einberufen, zu welcher nicht
nur die ordnungsgemäss gewählten Deputirten der schon
befreiten Provinzen, sondern auch Delegirte jener Land-
schaften und Inseln erschienen waren, die, wie die
Bisayas, mit den Spaniern noch im Kampfe um ihre
Unabhängigkeit sich befanden.
Diese Nationalversammlung erklärte am 29. Sep-
tember unter grosser Begeisterung die Philippinen als
eine freie, unabhängige Republik und wählte Aguinaldo
zum Präsidenten derselben. Dieser hatte sich mit der
Stellung eines Generalissimus begnügen wollen, die
Präsidentenwürde trug er dem berühmtesten Advocaten
Manilas, Professor Cayetano Arellano an. Dieser Vor-
schlag zeugt von der Mässigung und dem klugen Takte
des philippinischen Bolivar : er wollte damit jenen Theil
der Philippiner, der erst nach der Capitulation Manilas sich
der Unabhängigkeitspartei angeschlossen hatte, enger an
sich fesseln. Die sogenannten „Ricachones" (wir würden
sagen : die „Geldsäcke") von Manila hatten sich der Revolu-
tion bisher nicht angeschlossen, theils aus Furcht, theils auch,
weil von dem Plebejeraufstande des Katipunan her, die
Revolutionäre einen viel zu demokratischen Geruch für
diese feinen Nasen besas'^en, theils, weil Spanien, trotz
alle und alledem, was es an den Philippinen und den
Philippinern gefrevelt, wie jede mehrhundertjährige Herr-
schaft doch noch über einen Haufen loyaler Anhänger
gebot. Erst nach der Capitulation Manilas, als Jeder
einsehen musste, die spanische Herrschaft sei für immer
verloren, begann der Zulauf der bisher spanisch ge-
sinnten oder neutralen Filipinos nach Bakoor und
Malolos, um Aguinaldo und der Republik zu huldigen :
Alles was die Philippinen an glänzenden Namen aufzu-
weisen haben, all die Vertreter des Reichthums, des
Handels, der Aristokratie, die königlich spanischen
Officiere a. D., alle diese, mit höchst vereinzelten Aus-
nahmen, betheiligten sich an diesen Huldigungszügen.
Dieser Massenübertritt von angesehenen Leuten, die
der Bewegung bisher feindlich gesinnt oder passiv
gegenübergestanden waren, konnte, wenn man Analogien
aus dem Abfall der spanisch-amerikanischen Colonien
nimmt, den Philippinern gefährlich werden. In Amerika
sind nämlich dadurch, dass die Landeskinder, welche
an dem Befreiungskriege sich nicht betheiligt, nach voll-
zogener Befreiung die Früchte des Sieges jenen ent-
reissen wollten, die in langjährigen Kämpfen ihre Haut
zu Markte getragen und ihr Hab und Gut eingebüsst
hatten, jene langwierigen Bürgerkriege entstanden, die
dann den Hispano-Amerikanern sozusagen zum Bedürf-
niss geworden sind.
Diejenigen, welche am Katipunan-Aufstande sich be-
theiligt oder in der Zeit vom 4. Mai bis 13. August
1898 sich Aguinaldo angeschlossen hatten, nannte man
die „Revolucionarios". Unter diesen fanden sich seit
Juni 1898 auch sehr viele Söhne wohlhabender und an-
gesehener Familien ein, aber mit dem Glänze der Namen,
die unter jenen Spätlingen der Republik brillirten,
konnten sie sich doch nicht brüsten. Und diese „jüng-
sten" Republikaner konnten doch nicht ohne Amt und
Würden bleiben ; man musste schon deshalb solche
(freilich unausgesprochene) Ansprüche befriedigen, weil
gerade diese Banquiers, Grosskaufleute, Advocaten u. s. w.
in den ausländischen Handelskreisen sehr gut bekannt
und respectirt waren : nahm man sie in den Schoss der
Regierung auf, so that man einen Schritt, der nur dazu
beitragen konnte, im Auslande mehr Vertrauen zu der
philippinischen Regierung zu wecken. Wie aber da vor-
gehen, ohne nicht die natürliche Eifersucht der Revolu-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FOR DEN ORIENT.
cionarios zu wecken? Aguinaldo und seine Ratbgeber
lösten diese gefährlich werdende Frage in einer sehr
glücklichen Weise: die militärischen Aemter bliebenden
Kevolucionarios, diejenigen Civilämter, die von der Re-
gierung im Ernennungswege zu besetzen waren, den
erst im Spätsommer übertretenen Filipinos vorbehalten
Diese Lösung befriedigte die Ansprüche beider Theile
und trug nur dazu bei, dass alle Unterschiede zwischen
den Filipinos schwanden.
Als daher Aguinaldo dem Don Cayetano Arellano die
l'räsidentenwürde antrug, so handelte er ganz im Sinne
jener 'l'heilung der militärischen und civilen Gewalten.
Arellano ist der berühmteste Advocat und Rechtslehrer der
Philippinen, er war oft als Heirath den Regierungsbehörden
beigezogen worden, er war Rechtsanwalt und Vertreter
des Ordensclerus, der unter der spanischen Flagge
eigentlich selbst das Land beherrscht hatte. Es war
also auch sonst klug, einem Manne von solchem Prestige
das oberste Staatsamt anzuvertrauen. Aber Arellano
schlug aus, da er es für wichtiger hielt, dem Auslande
zu zeigen, dass Aguinaldo das Vertrauen aller Filipinos
und nicht allein jenes der Revolucionarios genösse. So
blieb Aguinaldo Chef des philippinischen Staates,
Arellano übernahm aber die Leitung des diplomatischen
Departements im Ministerrathe.
Die constituirende Nationalversammlung setzte in-
zwischen die Berathung der Grundrechte fort, die ruhig
und glatt vor sich ging, bis die Frage über das Ver-
hältniss zwischen Kirche und Staat etwas mehr Leben
in das Parlament brachte. Die Regierung hatte vor-
geschlagen, dass die katholische Kirche als Staatskirche
bestimmt, und dass statt Religionsfreiheit nur Duldung
anderer Religionen eingeführt werden sollte. Gegen diesen
Vorschlag wendete sich eine immer mehr anschwellende
Opposition. Man brachte gegen den Regierungsentwurf
nicht nur alle jene Gegengründe vor, welche bei den
Liberalen und Radicalen geläufig sind, sondern hinter
den Coulissen wurde darauf hingewiesen, dass die Ver-
einigten Staaten daheim die freie Kirche im freien Staate
besässen und demnach eine Anerkennung der philippi-
nischen Unabhängigkeit durch die Union leichter zu erzielen
"äre, wenn auf kirchlichem (Jebiete bei Yankees und
Philippinern gleiche Einrichtungen existirten. Andere
Hedenken wurden dadurch verscheucht, dass man auf
den Vatican wies, der ganz auf Seite der Union trotz
deren „freier Kirche im freien Staate'- stünde, während
die katholischen Philippiner, bloss weil selbe gegen die
.Mönchsherrschaft sich gekehrt, vom heiligen Vater gar
nicht gehört würden. Uebrigens trug auch die Furcht
vor e aer Wiederkehr der Mönchsherrschatt dazu bei,
dass schliesslich der Regierungsentwurf fiel und mit
ihm auch das erste Ministerium der Republik, das end-
lich von dem Cabinet des gewandten und energischen
Mabi'ni abgelöst wurde.
Da über das Weitere noch keine detaillirten Nach-
richten vorliegen, so wollen wir uns nur noch mit der
Frage beschäftigen, wie die Verwaltungsmaschine fungirt.
Die Antwort lautet, dass mit Ausnahme des Postwesens
.Mies klapi)t, es geht wenigstens in diesem jungen Staate
iler Regierungsapparat nicht schlechter als unter der
spanischen Herrschaft. Der Grund dieser überraschenden
Erscheinung ist in Folgendem zu suchen : Die spanischen
Beamten blieben nie lange auf ihrem Posten, nicht nur
brachte jeder neue Ministerwechsel ilen activen Beamten
die Disponibilität (,,Cesantia-'), auch während der Function
eines Ministeriums wurde mancher Beamte zu Diensten
gestellt („Cesante"). weil in Madri<l sein Gönner ge-
storben war oder seinen Flinfluss im Ministerium oder
im Parlamente verloren hatte. Da die Philippinen natur-
gemäss andere Gesetze und Einrichtungen besässen als
das Mutterland, so wäre auch für einen mit Vorkennt-
nissen und regem Pflichgefuhle ausgestatteten Beamten,
es eine schwierige Sache gewesen, sich in den neuen
Verhältnissen auszukennen, ganz abgesehen davon, dass
er bei dem directen Verkehre mit den niederen Classen
immer eines Dolmetschen bedurfte, denn nur die höheren
Classen sind des Spanischen mächtig (Manila und einige
grössere Handelsplätze aufgenommen). Nun verdanken
aber sehr viele, wenn nicht die meisten spanischen
Beamten ihre An;.tellung weder ihren Studien, noch ihren
Kenntnissen, sondern die Bcamtenstcllen in den Colooien
waren der Lohn, den das Ministerium seinen Anhängern
ucid deren Parasiten auszahlte. Diese I^ute kamen daher
ohne Vorstudien und ohne Vorkenntnisse ins I.And,
gaben sich auch keine besondere Mühe, dies nachzuholen,
sie hielten das für überflüssig, denn erstens wollten sie
den Aufenthalt im Archipel nur zum Anlegen von Er-
sparnissen verwenden, und zweitens waren in allen
Kanzleien eine Menge eingeborener Schreiber und Mani-
pulationsbeamten da, die alle Bureaugeschäfte kraft ihrer
langjährigen Praxis glatt erledigten, der spanische Beamte
brauchte nur zu unterschreiben. Selbst höhere Beamte
der Gericht>höfe mussten in verzwickten Fällen sich bei
eingeborenen Juristen Rath holen, weil sie bei der kurzen
Dauer des Aufenthaltes im Lande beim besten Willen
nicht alle nöthigen Kenntnisse erwerben konnten. So hat
der erwähnte Advocat Professor Dr. Cayetano Arellano
beim höchsten Tribunale Manilas manchem Gerichtsrathe
aus Verlegenheiten geholfen.
Indem also die Regierung der philippinischen Republik
die Aemter denjenigen auch formell übertrug, die factisch
selbe schon unter der spanischen Herrschaft ausgeübt
hatten, sicherte sie sich einen Stab bereits routinirter
Amtspersonen für die Durchführung aller Verwaltungs-
tnaassregeln ; es hat sich eben in den Aemtern nichts
Anderes geändert, als dass kein Spanier mehr dasitzt.
Es erscheint demnach das Misstrauen, welches die
Amerikaner und zum Theile auch gewisse europäische
Kreise in die „Regierungsfähigkeit" der Filipinos setzen,
ein ganz und gar nicht gerechtfertigtes. Schon die
Disciplin und die stramme Einigkeit, welche die Fi-
lipinos im Katipunan-Aufstande imd im jetzigen Kr ege
offenbart haben, spricht für deren Befähigung, die Ge-
schicke ihres eigenen Vaterlandes selbst leiten zu können.
Wenn noch im September und October die europäischen
Kaufleute die Annexion vorzogen, so konnte das damit
gei echtfertigt werden, dass sie meinten, bei Proclamirung
der Annexion würden die Filipinos feige auseinander-
laufen. Jetzt werden sie wohl anders denken. Selbst wenn
die philippinische Regierung sich unterwürfe, das Volk
unterwirl't sich nicht, und ein jahrelang währender Krieg
wird den Amerikanern Gelegenheit geben , jene Er-
fahrungen zu sammeln, die Spanien auf Cuba gesammelt
hat.
ENGLAND UND RUSSLAND IN AFGHANISTAN.
Von Zeit zu Zeit erleuchtet irgend eine Nachricht
das Dunkel, welches den erbitterten, aber geräuschlosen
Kampf umgibt, den Russland und England in Mittel-
asien führen. Das Endziel ist des Streites werth ; handelt
es sich doch nicht allein um jene unermesslichen Ge-
biete, welche sich von den kleinasiatischen b';s lu den
chinesi-schen Grenzen, vom Kaukasus bis zum Hindu-
kusch ausdehnen, sondern um die Herrschaft in Indien.
Diesesmal, schreibt der Berliner „Export", ist es die
Eröffnung der russischen Eisenbahnlinie von Merw nach
Kuschk, unmittelbar vor Afghanistan, welche Russland
vor F^ngland einen Vorsprung gibt und die Machtver-
hältnisse in jenem „Pufferstaat", welcher dem baldigen
Ableben des Emirs Abdurrhaman und einem Thron-
folgekampf entgegensieht, wesentlich verschieben wird.
Afghanistan ist d.as I.and, um das sich der Wett-
kämpf der beiden asiatischen Rivalen dreht. Im Nordeti
dieses Staates hat Russland durch .Ausdehnung seines
Machtbereiches über Buchara im Jahre 1868, Sarafschan
mit Samarkand in demselben Jahre, Ferghana (Kokand)
im Jahre 1876, Chiwa im Nordwesten 1873 ^'^ -•Vfgl»-
34
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
nistan so weit genähert, dass es 1873 zur Occupiimig
von Darwas und 1884/85 zur Besitzergreifung des Ce-
bietes von Merw schreiten konnte, damit also, nicht
ohne kriegerische Maassnahmen, die ersten eigenthchen
Gebietstheile von Afghanistan im Norden an sich reissend.
Der von 1886- — 1888 erfolgte Bau der transkaspischen
Eisenbahn, die, den Amu Darja, Tschardtschui über-
schreitend, bis Samarkand fortgesetzt wurde, sichert
Russland eine vorzügliche strategische Operationsbasis,
von der aus namentlich die vorgeschobene Position von
Merw, die Harat unmittelbar bedroht, ausgenützt werden
kann. Im äussersten Osten von Afghanistan hat Russ-
land sich dann die Parairgebiete durch das Vorschieben
von friedhchen Expeditionen, d. h. stärkeren Militär-
colonnen, zu sichern begonnen, und wenn auch hier ein
Theil derselben, die Districte von Reschan, Schungan
und Warchan, zur Zeit noch als streitig angesehen wird,
so dürfte dies nach einiger Dauer doch einfach mit
einer definitiven russischen Besitzergreifung enden. Damit
hat Russland dann den Kamm des Hindukuschgebirges,
den unmittelbaren Zutritt in das obere Thal des Indus,
erreicht, ein Ziel, dem Russland bekanntlich seit Jahr-
zehnten beharrlich zustrebt.
Der Emir von Afghanistan sah diese ihm von Russ-
land drohende Gefahr gut ein und schloss sich immer
enger an England an. In den Engländern erblickte der
Emir seine natürlichen Bundesgenossen, welche ihn vor
dem Vordringen Russlands schützen sollten und denen
es an der Erhaltung Afghanistans als eines Bollwerkes
zur Vertheidigung Indiens viel gelegen ist. Zwischen
England und Afghanistan entwickelten sich freundschaft-
liche Beziehungen, und die Engländer übten in Kabul
einen sanften Druck auf den Emir aus. Die weiteren
Ereignisse aber, namentlich das Vordringen Russlands
im Pamir, störten das gute Einvernehmen zwischen
England und Afghanistan und brachten zwischen ihnen
eine Spannung hervor.
Am Anfang der Achtzigerjahre galt bei den indischen
Staatsmännern als unerschütterliches Dogma der Satz,
Indien müsse bei Herat vertheidigt werden ; diese west-
liche Grenzstadt Afghanistans sei als der Schlüssel zum
indischen Reiche zu betrachten. An der Spitze der eng-
lischen Regierung stand damals Gladstone. Dem An-
sturm der öffentlichen Meinung, welche eine energische
Machtentfaltung an der russisch-afghanischen Grenze
verlangte, begegnete der liberale Staatsmann zunächst
mit temporisirender Gelassenheit. Dann erfolgten lang-
wierige Verhandlungen mit Russland über die De-
marcationslinie, welche schliesslich Herat in afghanischem
Besitze Hessen. Damit der „Schlüssel" besser vertheidigt
werden könne, legte man von Indien aus eine strategi-
sche Eisenbahn nach Kandahar an und schloss mit dem
Emir Abdurrharaan ein Bündniss, laut welchen dieser
sich vei pflichtete, zur Vertheidigung gegen Russland
eine starke bewafl&iete Macht aufzustellen, insbesondere
Herat mit einer gegen jede Ueberraschung sichernden
Garnison zu versehen. Dafür erhielt der Emir Waffen
und Munition, ein paar Batterien, Kanonen neuester
Construction und viele tausend Hinterlader. Unter diesen
Bedingungen war Abdurrhaman Englands „Alliirter" ge-
worden; wenn man die Turkmenengrenze als das einzige
Einfallsthor betrachtet, war der „Pufferstaat" in höchster
Vollkommenheit hergestellt.
Dieser Zustand der Dinge änderte sich vor einigen
Jahren. Von Herat wurde immer weniger gesprochen,
die Schlüsseleigenschaft fand in den Kreisen der indi-
schen Politiker mehr Zweifler als Gläubiger. Die Pamirs
waren in Sicht gekommen. Es erhellte, dass, sobald
festgestellt war, dass über das ,,Dach der Welt" gangbare
Wege führten, eine russische Expedition weit rascher
und leichter von dort her in das indische Kaschmir
vordringen könnte, als dies an irgend einem Punkte von
Afghanistan aus in das britische Imperium möglich war.
Mit. Eifer rüstete man im nordischen Gebirgslande, um
der Gefahr rechtzeitig und nachdrücklich zu begegnen
Silgit im Punathale wurde zu einem grossen Waffen-
platte umgewandelt, von dort aus die Thalfürsten zur
Botraässigkeit gezwungen und durch Subsidien für die
von ihnen geforderten Dienste willig gemacht.
Um die alsbald entstandenen Conflicte mit Afgha-
nistan zu schlichten, gelang es der englischen Regierung,
im Jahre 1 893 den Diplomaten Sir Mortimer Durand
nach Kabul abzuschicken und mit dem Emir einen Ver-
trag abzuschliessen. Durch diesen Vertrag hat England
alle seine Ziele, welchen es in Afghanistan zustrebte,
erreicht. Diese Ziele waren : die Herstellung einer un-
zweifelhaften und anerkannten Grenze zwischen Afgha-
nistan und Russland, die dauernde Herstellung der eng-
lischen Oberherrschaft in demjenigen Theile des eng-
lisch-afghanischen Zwischenlandes (Borderland), dessen
nominale Abhängigkeit von dem Emir bei thatsächlicher
Selbständigkeit und dessen fortwährende innere Kämpfe
eine stete Bedrohung der Beziehungen zwischen .Afgha-
nistan und England bildeten, und endlich die Stärkung
der internen Stellung des Emirs.
Bis zur allerletzten Zeit hielt der Emir fest an Eng-
land und bewies seine Treue durch die Unterstützung
der englischen Grenzkriege im Nordwesten Indiens.
Die Eröffnung der Kuschkeisenbahn gibt aber Russ-
land in Afghanistan entschieden das Uebergewicht. Der
Kuschkposten liegt 312 Werst (ä 10667 m) südlich von
Merw aln Kuschkflusse und 100 Werst von Tasch-
Kepri, dem Orte der Schlacht vom 18. März 1885.
Dieser befestigte Posten befindet sich 8 Werst vom
afghanischen Posten Kara-Tepe und 140 Werst von
Herat am Wege zu dem Urdewan- und Steng-Kotel-Pass.
Der neue Eisenbahnweg führt von Merw durch das
Irrigationsterrain der Merw'schen Tekinzen, umgeht den
Damm von Kanschut-Chan-Bent, nähert sich dem Wäld-
chen von Talschatan-Baba am Murgab und führt längs
des linken Murgabufers weiter. Sodann durchschneidet
die Linie das Irrigationsterrain von Hatansk westlich
vom grossen Canal. Beim Damm von Kasynlybent geht
die Linie wiederum längs des linken Murgabufers, sodann
zum linken Kuschkufer, an der Stelle, wo der Fluss
sich mit dem Murgab vereinigt, passirt die Wasser-
leitung von Tasch-Kepri und geht zum rechten
Kuschkufer über, 8 Werst oberhalb Tasch Kepri. Am
rechten Ufer des Kuschk führt die Linie durch das
Uktscha-Kaj-Wäldchen, Mor Kola Gons Chan und
Tschenien-i-Bid, durch die russische Ansiedlung „Alexe-
jewskoje" bis zum Kuschkposten, dem Endpunkte der
Merw — Kuschk-Eisenbahn. Die Gesammtlänge der Bahn
beträgt etwa 330 Werst. Durch diese neue Bahn rückt
somit Russland ganz an Afghanistan heran und befindet
sich in unmittelbarer Nähe von Herat, wohin es mit
grosser Leichtigkeit Truppen transportiren kann.
Der leidende Zustand des Emirs macht die Lage in
Afghanistan verwickelt. In Afghanistan sind die Thron-
wechsel herkömmlicherweise von inneren Kriegen be-
gleitet, und im vorliegenden Falle wird es nicht an
Prätendenten und Prätendentenfamilien fehlen. Die riva
lisirenden Mächte, Russland und England, werden sicher-
lich das diplomatische Intriguen spiel bei der Thronfolge-
frage anfangen.
CHRONIK.
Asien.
Arabien. Die türkischen Truppen erringen in Jemen
neue Erfolge über die Aufständischen. Sie erfechten
einen entscheidenden Sieg über den Stamm Beni Kaab
und nehmen deren Stellungen ein. Eine Truiipenabtheiluug
verfolgt die Meschraks, die die Bevölkerung der Ort-
schaft Ab bedrohten, zerstreut die Aufständischen und
besetzt Ab. Aufständische, die das Gebiet von Dschibane
beunruhigten, unterliegen im Kampf mit einer Gendarmerie-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
»
Abtheilung. In den Districten Biladeleschref und Benikelib
nehmen und besetzen die türkischen Truppen zehn Ort-
schaften und einen befestigten Ort, die sich in der Ge-
walt der Aufständischen befanden. — Der Sultan von
Oman verpachtet an Frankreich Bender-Jissar, fünf
Meilen von Maskat, als Kohlenstation, wird aber durch
die Vorstellungen und IJrohungen der Engländer ge-
zwungen, diese Abtretung zu widerrufen. — In Dscheddah
wird der Au.sbruch der Pest amtlich bekannt gemacht.
Persun. Die seit sechzehn Jahren zwischen Italien
und Persien schwebende Affaire Cousonno wird durch
ein von König Oakar von Schweden gewähltes Schieds-
gericht, das die Forderungen Italiens für unberechtigt
erklärt und Persien völlig entlastet, beigelegt.
Afghanistan. Unter den Eingeborenen verbreitet sich
das Gerücht, dass der F^mir von Afghanistan gestorben
sei; dies soll sich nicht bestätigen.
Indien. Die Truppen der Garnison von Edwardesabad
gerathen mit Räubern in Kampf, wobei beide Theile
Verluste erleiden. — In Karatschi bricht von Neuem
die Pest aus. In den Goldfeldern von Süd-Kolar nimmt
die Pest zu und gewinnt an Ausdehnung. In Calcutta
kommen vereinzelte Pestfälie vor.
China. Bei Talienwan findet ein Zusammensto-ss
zwischen Russen und Chinesen statt, bei welchem
hundert Chinesen getödtet werden ; der Vorfall wird
auf das willkürliche Vorgehen der Russen zurückgeführt,
die das Recht der Einhebung der Grundsteuer bean-
spruchen und dadurch die im Vertrage über Port-
Arthur gewährleisteten Hoheitsrechte Chinas antasten.
Die Kaiserin-Witwe weist das Tsungliyamen an, gegen
das unerhöite Vorgehen der Russen in den schärfsten
Ausdrücken zu protestiren. — In Tientsin werden
mehrere Deutsche beschimpft und thätlich angegriffen,
so dass sie sich flüchten müssen. — Die Bauten für
die neue Eisenbahn bei Paotingfu, 130 km südwestlich
von Peking, werden von 2co Chinesen angegriffen ;
diese zerstören einen Theil des Materials und versuchen,
Theile der Brücke fortzuschleppen. Die Ortspolizei zeigt
sich gegenüber der Schaar machtlos. — Nach Kweiyang,
der Hauptstadt der Provinz Kweitschau, soll eine franzö-
sische Expedition unterwegs sein. — Das Tsungliyamen
genehmigt die F>öffnung von Nanningfu als Vertragshafen,
was von den Handelsleuten von Cantun für nothwendig
gehalten worden war, um die Erschliessung des West-
tlusses vollständig zu machen.
Sumatra. Tuku-Umar, der Führer der Atschinesen,
wird im Kampfe bei Melabuh schwer verwundet, stirbt
auf der Flucht und wird in Pasirmogat begraben.
Philippinen. Die auf der Insel Negros gefangen ge-
haltenen Officiere und Soldaten werden in Freiheit ge-
setzt, und die Verhandlungen wegen F"reilassung der
Gefangenen von Iloilo dauern fort. Aguinaldo bietet die
Freilassung der spanischen Gefangenen gegen ein Löse-
geld von 500.000 Dollar und die Auslieferung der
Spanien gehörigen Geschütze und Gewehre an; die
spanische Regierung lehnt das Anerbieten ab und bietet
500.000 Dollar, wogegen die Philippiner 700.000 Dollar
verlangen Die Aufständischen unternehmen einen all-
gemeinen Angriff auf Manila, werden aber von den
Amerikanern mit schweren Verlusten auf beiden Seiten
völlig zurückgedrängt. Aguinaldo veröffentlicht einen
Aufruf, worin er den Amerikanern den Krieg erklärt.
General Miller wird angewiesen, die Aufständischen zur
Räumung der Stadt und der Forts von Iloilo aufzu-
fordern. Die Amerikaner nehmen Iloilo nach einer Be-
schiessung durch die F'lotte und halten es besetzt; die
Aufständischen setzen vor ihrem Abzug die Stadt in
Brand, wobei alle Consulate und vier Fünftel der Häuser
zerstört werden. Auch Malabon wird von den Amerikanern
genommen. Die amerikanische Regierung beschliesst.
über ilie gesammten Philippinen schleunigst die Juris-
diction auszudehnen. Vertrauensmänner der Eingeborenen
der Insel Negros erklären dem General Otis, dass die
Bevölkerung der Insel Cebu bereit sei, die amerikanische
Herrschaft anzuerkennen. Die amerikanische Flotte
nimmt Cebu ohne Widerstand ein, und dort wird die
amerikanische Flagge gehisst. Auf Negros und Cebu
sollen die Dinge gut stehen. In einer neuen Proclamation
erklärt Aguinaldo, dass die Philippiner zur Behauptung
ihrer Unabhängigkeit Alles aufopfern und dass sie eher
sterben werden, als die amerikanische Herrschaft zu er-
dulden. Die Aufständischen versuchen, Manila in Brand
zu stecken, und legen an verschiedenen Stellen der Stadt
Feuer an; die amerikanischen Truppen werden vi n den
Häusern aus beschossen und die Löschmannschaften am
Eingreifen gehindert Allenthalben finden vereinzelte
Angriffe von Aufständischen auf Amerikaner statt, doch
werden sie von diesen erfolgreich zurückgeschlagen. Der
Kampf zwischen den Amerikanern und den Tagalen um
Manila dauert fast ununterbrochen fort; die Auf-
ständischen besitzen' innerhalb der Stadt mächtige Hilfe,
und es kommt öfters zu Strassenkämpfen. Die Tagalen
umgeben die Stadt von allen Seiten.
Afrika.
Algier. Unter den Kabylen der Gegend von Setil
macht sich eine ungewöhnliche Aufregung (antisemitischen
Charakters) bemerkbar; auf der Strasse zwischen Oned-
scheb und Saint-Aruaud überfallen Kabylen Kaufleute,
und es kommt zu einer argen Schlägerei, wobei auch
mehrere Europäer verwundet werden. Auch jüdische
Kaufläden werden von den Kabylen geplündert.
Marokko. Die Truppen des Sultans erringen an den
Abhängen des Atlasgebirges einen Sieg über die Auf-
ständischen. Es gelingt, den Scheich Uld Hlima, der
vierzehnmal die Truppen des Sultans geschlagen hat,
durch Verrath seiner Verwandten in einen Hinterhalt
zu locken, wo er mit einer Anzahl seiner treuesten An-
hänger nach tapferer Gegenwehr erschlagen wird. Trotz
dieses Erfolges der Regierungstnippen soll der Aufstand
nun auch die Provinz Entifa ergriffen haben, und es
wurden weitere Truppen abgesandt, um ihn niederzu-
schlagen.
Aegypten. Die ägyptische Regierung richtet ein Rund-
schreiben an die Mächte mit dem Anerbieten, die ge-
mischten Gerichtshöfe nach Schluss der laufenden Amts-
dauer auf weitere fünf Jahre bestehen zu lassen. — Der
Herzog von Connaught legt den Grundstein zu einem
neuen Nildamme, der dessen Wasserstand auf einer
Strecke von 225 km erhöhen soll.
Abessynien. Ras Makonnen begleitet Ras Mangascha
zu Menelik, um hierauf zurückzukehren und die Herr-
schaft in Tigre zu übernehmen. König Menelik bemächtigt
sich des Ras Mangascha und kehrt mit Leontiew nach
Adis Abeba zurück.
Senegambien. Samory schifft sich mit seinem Gefolge
in Dakar nach dem Congo ein.
Franziisische S<'maliküsU. Auf der Eisenbahnlinie von
Dschibuti nach Harrar wird eine Baracke von Ein-
geborenen überfallen und werden sechs Europäer ge-
tödtet.
Aegyptischer Sudan. Eine fliegende Colonne des Obersten
Kitchener findet auf einem .\ufklärungsmarsche den
Khalifen in fester Stellung am Ufer des Scherkela-Sees,
zieht sich aber zurück, ohne sich in einen Kampf ein-
zulassen. Der Khalifa rückt mit zahlreichen Anhängern
gegen Norden vor und beunruhigt die Araber durch
kühne Raubzüge. Der Derwisc:hführer Taichi ist an der
Spitze von ib.oc) Mann gegen Omdurman im Vor-
marsch begriffen. Britische Truppenabtheilungen werden
den Nil hinaufgesandt. — Die Mission Marchand ist den
Sobatfluss stromaufwärts gefahren, in Itcop (?) bei bestem
Wohlsein eingetroffen und setzt, nachdem sie dort die
Fahrzeuge zurückgelassen hat, auf dem Landwege den
Marsch nach Adis Abeba fort.
Liberia. Die Republik Liberia soll rasch ihrem Ver-
falle entgegen gehen und der Zusammenbruch unaus-
S6
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRtp-T FÜR DEN ORIENT.
bleiblich scheinen. — Die Goras sollen gedroht haben,
die Ortschaften an der britischen Grenze anzugreifen.
Britisch - Westafrika. Der Insurgentenfuhrer Bai Bureh
wird von Karene nach Freetown gebracht und hier
intemirt.
Congostaat. Die Nachrichten über Baron Dhanis lauten
beruhigend. Seit der Einnahme von Kalambarre durch
die Meuterer ist kein weiteres Vordringen der Ein-
geborenen zu verzeichnen. Dhanis greift mit 1200 Mann
den Feind in Kalambarre an und erobert es wieder;
die Aufständischen werden auf der Flucht verfolgt und
geschlagen, doch ist ihre Niederlage keine entscheidende.
Major Lothaire schlägt den menschenfresserischen Stamm
der Budschas vollständig, und deren Häuptlinge er-
klären sich nach dem Kampfe bereit, sich zu unter-
werfen ; es finden Besprechungen wegen des Friedens
statt. — Die Telegraphenlinie von Borna nach dem
Innern ist bis zur Mündung des Kassai in den Congo
fertiggestellt.
Südafrikanische Republik. In Middelburg tritt die
Bubonenpest auf, und die Regierung ergreift die
schärfsten Maassregeln, um die Zulassung von aus Asien
direct oder über Mauritius und Madagaskar kommenden
Reisenden einzuschränken.
Madagaskar. In Tamatave tritt die Pest nur noch
vereinzelt auf In den Häfen von Madagaskar werden
Ueberwachungsmaassnahmen für Provenienzen von der
Insel Mauritius getroffen, von der mehrere pestver-
dächtige Erkrankungen gemeldet werden. — Die ent-
thronte Königin von Madagaskar, Ranavalo, wird in
Algier intemirt und ihr eine Jahresrente von 24.000 Frs.
ausgesetzt.
Australien.
Die Premierminister sämmtlicher australischen Staaten,
d e in Melbourne zu einer Conferenz zusammen getreten
sind, gelangen einstimmig zur Lösung aller Streitfragen,
welche dem Zustandekommen einer Föderation der
australischen Staaten bisher noch entgegengestanden,
womit die Föderation thatsächlich gesichert erscheint.
Samoa. Die Plünderungen werden fortgesetzt. Ein
Theil der Gefolgschaft Mataafa's wird von den An-
hängern Tanu Mahetoa's in den Wald verjagt. VVeitere
Kämpfe stehen in Aussicht. Mataafa verhaftet wieder die
früher zu Geldstrafen verurtheilten und freigelassenen
Gefangenen. Die verbannten Häuptlinge der Malietoa-
Partei landen in Cagopaga (?), da der Schooner, auf
welchem sie fortgeschafft wurden, wegen ungünstigen
Windes die Fahrt nicht fortsetzen kann. Die Eingeborenen
von Tutuila begrüssen sie und suchen sich des an Bord
des Schiffes befindlichen Sohnes Mataafa's zu bemäch-
tigen. Der Capitän segelt jedoch ab und vereitelt auf
diese Weise den Anschlag.
Britisch-Neuguinea. Die Papua auf dem ,.New Track"
haben sich empört und leisten der Polizei erfolgreichen
Widerstand. Besonders zu fürchten sind die Udavalla-
Stäijime, die der Polizeitruppe das gesammte Gepäck
und den Proviantvorrath abgenommen haben. Unter den
Goldgräbern wüthet das Fieber, das viele Eingeborene
und Weisse hinrafft.
MISCELLEN.
Tsintau. Einem der „Köln. Ztg." zur Verfügung gestellten
Briefe des Bergingenieurs Michaelis vom 9. December 1898,
e nes Mannes, der China durch mehr als 20jähr'gen Aufenthalt
und bergmännische Thätigkeit genau kennt und zuletzt im Auf-
trage des Köln-Hamburger Shantungsyndicals das Hinterland
der deutschen Colonie untersucht hat, entnehmen wir folgende
Schilderung Tsintaus, der zukünftigen Hauptstadt Deutsch-
Chinas:
Bald nach der Eröffnung Tsintaus kam eine Menge von
Leuten hieher, die glaubten, sich in kurzer Zeit durch Gross-
handel mit den Chinesen, Anlegung von Fahr ken u. dgl. be-
reichern zu können. Da aber in Tsintau Handel so gut wie
noch nicht vorhanden ist, so sahen sich diese Leute in ihren
Erwartungen recht getäuscht. Da sie gezwungen waren, in
elenden chinesischen Hütten zu leben, und an die klimatischen
Verhältnisse nicht gewöhnt waren, so fanden sie Alles abscheulich,
und es entstand ein allgemeines Klagen. Dies wurde von stoff-
bedürftigen Reisenden, die nach einem achttägigen Aufenthalt
ganz China zu kennen glaubten, begierig aufgegriffen und in
bekannter Weise derii deutschen Pubicum als baare Münze auf-
getischt. Die Regierung war natürlich an allem schuld und
hatte womöglich sogar die Fliegen und Mosquitos verbrochen.
Alle diese Berichte sind sehr übertrieben. Das Klima von
Tsintau ist das des nördlichen China, d. h. der Sommer ist
warm und feucht, der Winter kalt und trocken. Schroffer Tem-
peraturwechsel ist nicht selten und, dann hat man sich mit der
Bekleidung vorzusehen. Beschwerlich sind aber nur die beiden
Monate der Regenzeit, Juli und August, in denen eine drückende
Wärme herrscht, und im Winter die Tage, an denen ein schnei-
dender Nordwind weht. Alle übrigen Monate sind wunder-
schön; so haben wir z. B. jetzt im December noch fortwährend
prachtvolle sonnige Tage, wie man sie sich in Deutschland im
Mai nicht besser wünschen kann. Man hat das Klima hier un-
gesund genannt. Es liegen ja auch eine Anzahl Soldaten (unter
den Civilisten scheinen Krankheiten viel weniger aufzutreten)
Jirank im Lazareth. Aber Fieber und Dysenterie herrschen
überall im nördlichen China, und dass diese Krankheiten unter
einer nicht acclimatisirten Bevölkerung in einer neuen Co-
lon e stärker auftreten als bei uns zu Hause, ist doch wah'lich
kein Wunder, namentlich wenn die Leute, wie das bei den
Deutschen zuweilen der Fall ist, viel Bier trinken und nicht
richtig sich zu kleiden und zu leben verstehen. Die Stadt
Tsintau, d.h. die Stadt, d'e erst entstehen soll, hat eine pracht-
volle Lage mit herrlicher Rnndsicht auf den mit Inseln bedeckten
Ocean und die umliegenden Gebi'ge Der Stadtplan ist gut und
zweckmässig von dem Bauinspector Cromsch ausgearbeitet, die
vielen Fehler, an denen andere europäische Anlagen 'n China
kranken, sind glücklich vermieden. Oestlich vom Brückenlager
sind die Lagerhäuser in der Nähe von Strand und Bahnhof geplant,
die Güter sollen ihnen durch einen eigenen Strang zugeführt
werden. Die eigentliche Wohnstadt liegt nach Osten hinter
einem gegen die kalten Nordwinde schützenden Gebirgsrücken.
Eine ausgedehnte Canalisation, die zum Theil schon vollendet
ist, sorgt für die Entwä'^serung, breite Strassen für die Lüftung
der Stadt. Alle Arbeiten sind schnell und gut aufgeführt
worden, namentlich wenn man die geringe Zahl von technischen
Beamten berücksichtigt, die hier beschäftigt waren. Man hätte
vielleicht ein bis zwei M"nate früher mit dem Bau beginnen
können, wenn man eine grössere Anzahl von Technikern hieher
geschickt hätte, aber das kostet Geld. Versäumt ist bis jetzt
meiner Meinung nach n'chls, und dass man die Bauerlaubniss
nicht eher ertheilt hat, als bis der endgiltige Stadtplan festge-
stellt war, wird der zukünftigen Stadt nur zum Wohle gereichen.
Allenfalls halte man mit dem Bau eines Gasthofes,' der hier
dringendes Bedürfniss war, eine Ausnahme machen können.
Jetzt herrscht überall eine rege Bauthätigkeit. Hunderte von
Chinesen sind an den Canalisations- und Strassenanlagen be-
schäftigt, und hie und da steigen schon Häuser und Lagerhäuser
in die Höhe. Ein grosser Gasthof von 70 m Front ist eben-
falls im Bau begriffen und wird wahrscheinlich schon vor der
Regenzeit unter Dach k immtn Vielfach wird darüber geklagt,
dass die Verwaltung zu kleinl ch und bureaukratisch sei. Was
früher davon richtig war, kann ich nicht beurtheilen, da ich
nicht hier war. Ich weiss aber, dass man gegenwärtig den
kaufmännischen Kreisen in jeder Weise entgegenkommt, und
dass man jetzt durchans keine Ursache hat, sich zu beklagen.
Die Entwicklung Tsintaus hängt ganz und gar von dem Bau
der Eisenbahn ab. Das nördliche China besitzt nur wenige
schiffbare Ströme im Gegensatz zum mittleren und südlichen
China und Tsintau keinen einzigen. Ohne Eisenbahn bleibt
Tsintau eine Flottenstation Erst durch die Eisenbahn werden
die fruchtbaren, dichtbevölkerten Gegenden am unteren Hoangho
erschlossen und ihre F' Zeugnisse in den neuen Hafenplatz ge-
lenkt, beziehungsweise die Erzeugnis.se Europas in d e^en Ge-
genden verbreitet werden. Erst nach Vollendung der Eisenbahn
wird sich der Grosshandel hieher ziehen. Tsintau ist ausser
Tientsin der einzige Hafenplatz im nördlichen China, von dem
aus das Hinterland von Shantung auf die kürzeste Weise erreicht
werden kann. Tientsin aber besitzt einen schlechten Hafen,
der im Winter durch Eis gesperrt ist, während Tsintau das
ganze Jahr hindurch von den grössten Schiffen angelaufen werden
kann.
LITERATUR.
Auf der offlclellen Festfahrt zur Einweihung der Erlöser-
kirche in Jerusalem. (Von G. Freiherrn v. Scher' -Thos. Breslau,
Rom 1899, 8' 78 S.) — „Zwanglose Reisebriefe'', geschrieben
für die .Schlesische Zeitung", die sich recht angenehm lesen.
Für den Fachmann bieten sie jedoch wenig Interesse ; höchstens
mag angemerkt werden, dass die syrisch-p.ilästinischen Bahnen
sich für den kolossalen Fremdenandrang anlässlich der Kaiser-
reise ungenügenil vorbereitet zeigten und dass die Geldwechsler
von Jaffa alles Kleingeld im Vorhinein aufgekauft hatten, um
desto sicherer Geschäfte 'U machen. Prof. Dr. R. Sieger.. ,
Vcranlwortllcber Bedactear: B. T. KOBSSLBR.
CH. KEISSBR fc M. WERTHNBR, WUiN.
OESTERREICHISCHE
^flimtesdirift für öm #rimt.
I • — • - - il ■!■■ I II III ■! I I ■!! ■ ■ MMiWI^IW I II IW^^ Bll^^
KXV. jAHROANo. WIEN, MÄRZ 1899. N». 3 BKii.AaK.
1^
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Auszug aus dem Fahrplane der Personenzüge.
Ankunft in Wien:
6.40 Früh (Postzug): Triest, Rom, Mailand, Venedig, Görz ; Pola,
Agram, Budapest {via Pragerhof); Arco, Innsbruck, Klagenfurt,
Wolfs berg (via Marburg) ; Luttenberg, Köflacb,Wies ; Stainz, Leoben.
8.53 Früh (Personenzug): Kanizsa, Bosniscb-Brod, Esaegg; Pakräcz-
Lipik, Agram, Budapest (via Oedeuburg).
9. — Vormittags (Schnellzug) : Marburg, Arco, Meran, Innsbruck, Klagen-
furt (via .viarburg), Leoben.
9.40 Vormittags (Personenzug): Steinamanger, Gflns.
10.— Vormittags (Sehnellzug): Triest, Rom, Maitand, Venedig, Görz;
Pola, Rovigno; Fiume, Slssek, Agram, Budapest (via Pragerbot).
1.15 Nachmittags (Persoiieuzug): Graz, Leoben, Vordernberg ; Aflenz.
1.35 Nachmittags (Personenzug): Kanizsa, Güns (Dienstag und Freitag),
Wiener-Neustadt.
4. — Nachmittags (Postzug) : Triest, Görz, Venedig, Pola ; Rovigno ;
Fiume, Sissek, Agram; Radkersburg, Köflach,Wie8;Stainz,Vordern-
berg, Leoben, Neuberg.
5.35 Nachmitta,gs (Personenzug): Bares, Kanizsa, Budapest, Gfins,
Agram, Oedeuburg, Wien er- Neustadt.
9. — Abends (Personenzug): Sarajevo, P^ssegg; Agram, Budapest,
Kanizsa; l'akracz-Iäpik (via Oedeuburg); Gutenstein.
9.35 Abends (Schnellzug): Triest, Görz, Pola, Rovigno; Fiume; Brod,
Sissek (via Steinbrück) ; Budapest (via Pragerhof) ; Gonobitz,
Villach, Klagenfurt, Wolfsberg; Luttenberg, Köflach.
9.4.) Abends (Schnellzug): Venedig (via Pontafel), Bozen, Meran, Arco,
Innsbruck; Leoben, Vordernberg; Neuberg. Aflenz.
Schlafwagren verkehren mit den Schnellzügen (Wien ab 8.20 Abends, Wien an 10.- Vormittags) zwischen Wleu-Trlest, VTlen-Oörz- Venedig:
via Cormons und (Wien ab 9.45 Abends, Wieu an 9. — Vormittagn) zwischen 'Wies-Marbarg:-Meran.
Dlreote X^ag^en Z., ZI. Olasse verkehren mit den obigen Schnellzügen zwischen Wlen-Flume (Abbazia) und \71ea-Ala via Fran/.eni-
leBle, ferner mit den Schnellzügen (WieT ab 7.20 Früh und Wien an 9.35 Abends) zwischen Wien- Veaedlg^-SIailand via Leoben, dann
(Wien ab 8.10 Früh, Wien an 9.35 Abends) zwischen W^len-Finme (Abbazia). Wlen-Fola und Wlen-Görz.
Fahr- Ordnungen in Placat- und Taschen-Format bei allen Billetten-Cassen ; Taschen -Fahrplan der Localzüge in allen Tabak-Traflken Wit-ns.
Fahrkarten - Aaagrabe (in beschränktem Masse) und Auskünfte bei der Wiener Agentur der internationalen Schlafwagen-Gesellschaft,
1. Kämtnerring 15, im Fahrkarten -Stadtbureau der kgl. ungar. Staatseiseubahnen in Wien, I. Kärntnerring 9, dann in den Keisebureaux:
Th. Cook & Son, 1. Kärntnerstrasse 3aA. G. Schroeckrs Witwe, 1. Kolowratring 12, Schenker Ät Co., I. Schottenring 3 (Hotel de France), „Courier",
internationales Reise- und Fahrkartenburtutu Nagel & Wortmann, I. Operngasse 6.
Abfahrt von Wien:
5 .f)0 Früh (Personenzug) : Mürzzuscblag, Kanizsa , Budapest ; Güns
(Dienstag und Freitag); Pakräcz-Llplk; Kssegg, Sarajevo ; A gram ;
Aspang.
7.20 Früh (Schnellzug): Leoben, Vordemberg, Venedig (via Pontafel),
Kanizsa, Essegg, Sarajevo, Pakrdcz-Lipik, Agram ; Budapest (via
Pragerhof); Neuberg, Aflenz.
8.10 Früh (Schnellzug): Triest, Fiume, Pola, Sissek (via Sieinbrück),
Gonobitz, Klngenfurt, VilUch, Bozen, Meran, Arco, Innsbruck (via
Marburg), WoHsbeig, I^uttenberg (Gleichenberg), Köflach.
1.15 Nachmittags (Postzug): Triest, Görz, Venedig; Flame; Pola. Rovigno,
SisHck, Brod, Banjaluka; Leoben, Vordernberg; Neuberg, Atlenz.
1.40 Nachmittags (Personenzug): Bares, Agram, Kanizsa, Guus.
2.56 Nachmittags (Personenzug): Wiener- Neustadt, Aspang, Kanizsa,
Budapest.
4.30 Nachmittags (Personenzug): Graz, Leoben.
n.25 Nachmittags (Personenzug): Wiener-Neustadt, Steinamanger.
7.40 Abends (Personenzug): Kanizsa, Budapest, Pakräcz-IJpik ; Essegg,
Bosnisch-Brod ; Agram, Sissek, Sarajevo.
S.üO Abends (Schnellzug): Triest, Görz, Venedig, Rom; Mailand, Genua;
Pola, Rovigno; Fiume; Sissek, Banjaluka, Budapest (via Pragerhof).
J*. — Abends (Postzug): Triest, Görz, Venedig, Rom, Mailand; Pola,
Rovigno, Agmm; Gonobitz, Budapest ivia PrageriiofJ ; Klagenfurt,
Wolfsberg, Meran, Arco, Innsbruck (via Marburg); Luttenberg,
Köflach, Wies; Stainz, Leoben, Vordemberg.
9.45 Abends (Schnellzug): Marburg, Klagenfurt, Franzensfeste, Meran,
Arco, Innsbruck (via Marburg).
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mit Berttliriiu^ de MAfen Fort Said 8ties, Aden,
KftiTAcbi, Bi>n)bay, t^oloinb.,, Penang, Siiigapore,
HotiKkoDK, HxAKghiit, Yokoliama (diese bedeii
U&fen werdoQ alteriiallv nur jetlen Fwelten
Moiint l>orilhrii und Koi<«. Auf der Ausfahrt kann
Venedig facultatlv angelaufen werden. Anichlu»»
^n Boiuliay au die Dauipler der di|■e^•leu Linie
Triesi - llombay. — lu den /.wlscbfluhüiefi. Bom-
bay Hiisxenoii'tnei), können Ahtahiten un>i A<>-
Kiinfle frUlier oder HpÄier oifoigeii. l>er Auf
eniliatt in Flume auf dar Ktlckfahr. kann um
<lie fOr die I.aile- und lImIa'*eoperattoiien nöthitre
Zeit verlängert '-do- verkUrit werden. Aus«er
den otieu betfl,clineleii llalen kJuiueu sowolil
auf der Min- all auf der Kflekfatirt andere
Krhellen Chlnaa oder Japans oder MaDila be-
rOtart ward«!!.
DIrecter Dienst Triett— Bombay.
Abfahrt von Trieil an S. der Monate Jtnnar,
Feb nar.MHn und am li. Man, ferner ain 3. de -
Monate April, Mal, Jui, fepleinber, Ociober,
Novemlier und Dereiuber, mit BerUhrang der
ll«fen l'ort Said, 8ue/, Aden, homliay. — Die
AukUnfte und Abfabrien In den Zwarbenbälen
klinnen verfrülit oder verspätet werden. Jedoch
ohne das ilinerkruiniisige ElnirefT< n in den End-
hüfen tu heeimrkohllgen. Anschluas in Honibay
in beiden UioI<tunge.i an die Dainpter der Indo
China jNpaii-Linie.
Triest-Calcatta.
Abrah't von Tr>e^t am 1&. de' Mgnaie
.litnner, Kebiuar, April, Juol, Auicuftt, S«p:em-
bar, Octotier, November, DaccmbermitBernhinng
der Htfen Fiunie, l'oil Sal-*, Sms, Maasana,
Aden, Bombay, üuluuib«, Cateutta. Auf das llln-
nnd RSi'kfsbrtau kSnnan Coeonada, Madras «od
andere Hafen der Coromai del Ktsia auaeianfen
werden. Aui den Kilckfahitan i>t d e BerDiimat
der Burmaniaelioo Reisbsfen sowie ail4af«r
Eehellen d»< Kothen und AdrlatierknJ Maefaa
facuiiat.v. Dai Anlaufe ' von Boabar rad
Massana anf den Hlnfsbrteo «nd »o« TaMdtf
anf den RBekfatariaa Ist bal allan KaiaaB teaal-
utlv.
Mercantildlenst nach Brasilien.
Gemeinseiiaiu-idiensl mit der .Adria*. Voa
Triaet, rosp. KInine Je eine Abfanrt In da* Mo-
naten Jänner, Februar. Mtr», April, Mai. d ei
Abfahrten Im Jnli, twel Abfabrtaa im Angn«.
»wei Abfahrten Im September, iwel AbOtkriaa
im Oeiober, ein« Abfa.n im NoTaabar «ad ataa
imUeeambw. HerOhruag der Htfan Paraambaaa,
Itabia, Rio da Janeiro aad Saatoa.
rvr
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
°'''l'Z\y!ZlT'' iTaörylan üc^ „^tftErrcidjifrticn ICloiab'
Giltig vom l.Jftnner 1899
bis auf Weitpre«.
iDiEJsrsx iis^ -A.oÄi-A.'risciiEisr ]>^eejre-
Beschleunigte Elllinie Triest— Cattaro.
Ab Trieat j«'ieD Donnerstag lO Uur Früh,
io Oattaro Freitag 12 Uür MitUgs, berühr.:
Pola, Zara, Spatato, (4ravoNa.
Retoar ab Cattaro Freitag 2*1^ Ubr Nachm.,
in Triest Samsta. ö'/a Uhr Früh.
Anschlnsi in Trieat an die Eilzüge von und
n acb Wien.
Ansr.liluss auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der I^inie Metkovich Ä und in Cat-
taro an die Hinfahrt der Dalmatinisch-Albanesischen
Linie nacli Bari nnd Brindlsl.
Linie Triest— Metkovich A.
Ab Triett jeden Mittwoch 1 Uhr Kräh, In
iletkoTich Freitag 4^/, Uhr Nachm., berühr.:
RovignOf Pola, Iiussinpircolo, Zara,Zaravecchia,
'Jebenico, Traä, Bpalato, B. Pietro, AlmisBa,
Gielsa, 8. Martino, Macarsca, Gvadaz, S. Giorgio
ii Leaina, Trapano, Fort Opus.
Retour ab Metkovioh jt^uen Sonntag 8 Uhr
f'rflh, in Triest Dienstag 1'/» l^br Nachm.
AnscfaluBsauf der Hinfahrt In Spalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Trieat—
Cattaro.
Linie Triest— Metkovich Ä.
Ab Triest jeuen Samsiaij ? uur Früh, in
HetkoTicb Hontag 5 Uhr Nachm., berühr. :
Pola, Luntlupii vUio. ^Kra, Zlarin, o** ukumo,
RogOBlnaza, Trau, Spalato, H. Pierro, Postire,
Almissa, Pucischle, Macarftra, S. Gi'Tgio di Le-
sina, Trapano, Gridaz, Fort Of/iis.
Retour ab Hetkovloh jeden Mittwoch t* Ubr
Früh, in Triebt Fr^-itag 6 Uhr Abends.
AnschluBB ai t d^r l<ückt»),rt in Spalato an
die Hinfahrt der Dalmatinisch-Albanesischen Linie.
Linie triest— Venedig.
Von Triest j«<len Montag, Mittwoch und
Freitag ttii> Miiternticbt, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden l'ikg «',, (ihr Früh.
Retour ab Venedig ledeü Montag, ÜiensiaK
jnd FreitJijT 11 Ubr Nachts, Ankunft in Triest
den darauffolgenden Tag 6',, Uhr Früh.
Linie Pola—Zara.
Ab Pola jeuf ij Mittwoch £■/, i j nr Nachmittags,
In Zara Donnerstag 5 Uhr Nachm., ijenthr. :
Oherso, Rabaz MaUnsca, Vf>glia, Arbe, LuhhIu-
grande, Novaglia, Valf-asHioiie, Porto Manie.
Reteur ab Zar« Sonntag 6»/« Uhr Früh, in
Pola Montag 4 Uhr Früh
Dalmatinisch-Albanesische Linie.
Ab Triest jeden Dienstag 7 Uhr Früh, in
Cattaro Donner-<iag T'/a Uhr Abends, berühr.:
Kovigno, Pola, liussinpiecolo, Öelve, Zara, Se-
benico, Spalato, Milni, Lesina, Cnrzol», Gravosa,
Casteli'uovo, Teodo und Risano.
Retour ab Cattaro jeden Montag 11 Ubr
Vorm., in TrIest Mittwoch 6 Uhr Abends.
AnschluBS in Pola auf der Rückfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola—Zara.
Anmerkung. Die?e I^inie wird von CattarO
nach Bari, BHndisi, Antivari, Duicigno, Medua,
Ourazzo, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Maura verlä' pert.. Auf derHückfahrt von
Bari uud Brindlsl Anscblufts in Cattaro nach
Dalniatien mit der rü-ik kehrenden Dalmatinisch-
Albanealsohen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest jeden Freitag 7 Uhr Früh, \i
Bpizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.
berühr.: Rovigno, Pola, Lnssinplccolo, Seive
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Trau, Spalato, Ca
rober, Milni, Cittavecchia, Lesina, Lissa, Coniiss
Valiegrande.Ourzola,OrebIch,Ter8tenik,Meleda,
Gravosa, Ragusaveccbia, Castelnuovo, Teodo
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retonr ah Spizza jeden Mittwoch 11', Uhi
Vorm., in Trieat darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung Falls schlechten Wetters wegei
das Anlaufen von Castelnuovo nicht mSglicb
wäre, wird in HegUne angelegt^
LE"V-A.lSrT£3- TJJNTID I^ITTEL3^^EER.-r:>IElSrST.
Eillinie Triest— Alexandrien.
Von TriBSt ab jeden Mittwoch lH Uhr Mittags,
in Alexandrien Sonntag 6 Uhr Früh Über Brindial.
Rückfahrt von Alexandrien jeden Samstag 4 Ubr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
AnscblusB in Alexandrien an dieSyrisch-Cara-
manische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anachlnsse in Trieat an die Ankunft und
Abfahrt des Luxuszuges Ostende — Wien — Triest
und in Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Ubr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 übr Früh.
Aiimerkung. In den Monaten M&rz, April,
Mai und Juni wird auf der Rückfatn zwischen
Brindlsl urd Triest aach Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzug angelaufen.
Verbindung zwisi-hen Fiume und Alexandrien
über Triest mit der Qrlechlsch-Orlentalischen und
der Thessalischen Linie A.
Syrisch-Caramanische Linie.
Wöchentlich vom September bis Ende März;
vierzehntägig vom April bis Ende August.
Von Alexandrien ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
in Condtantiuopel zweitnächsten Sonntag 6 Uhr
Früh Über Port Said, Jaffa, Caifa, Beirut. Tripolis,
Lattachia, Alexardrette, Merjna, Rhodus, Khios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Conatantlnopel Sonntag**) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrien zweituächsten Donnerstag
ö Uhr Früh.
*) Am 3., 10 , 17., 24. nnd 31. Jänner, 7.,
14., 21. uud 2^. Februar, 7, 14, 21. uud
28. März, 4. und 18. April, 2-, 16- und Si». Mal.
13. uu<i 27. Juni, 11. und ^ö. Juli, 8. und
22. August, 5., 12., 19. und 26. September, 3.,
10., 17., i4. und n. October, 7., 14., 2i. und
28. November, 5., 12., ly. und 2fi. December.
•*) Am 1., 8., 15., 22. und 29. Januer. 5-,
12 , 11». und 26. Februar, 5., 12., 19. und 26. März,
2., 16. und SO. April, 14. und 28. Mai. 11. unu
25. Jnni, 9. nnd 23. Juli, 6. nnd 20. August, 3.,
lO., 17. und 24. September, 1., 8., l.'i., 2z. und
29. October, 5., 12., 19. und 26. November, 3.,
lU., 17-, 24. und 31. December.
AnscbluBB in Alexandrien an die Killinie
Triest— Alexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
üer KUrkfahri in Smyrni (in den'Mona'en vom
September bis Ende März; auf der Hinfahrt nxch
Candien, Cerlgo etc. (Thesaalische Linie B, Rüt-k-
lahrt).
Eillinie Triest— Constantinopel.
_ / Von Trieat jeden Dienstag 11';, Uhr Vorm.,
in Constantinopel Montag 6 Uhr Früh über
Brindisi, SU. Quaranta, Corfu, Patras, Piräus,
Dardanellen. Rückfabrt von Conatantlnopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Trient Freitag
4 Uhr Nachm.
AnschluHs iu SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nach Albanien und Dalmatlen (Dalmatlnlsch-
Albanesisohe I'inie, Rückfahrt), weiiers in Corfu
uuer Santi Quaranta aus Albanien nach Trieat
(LinieTrIest— Constantinopel, Kü<kfah t;; in Corfu
auf der ^liniahit au d e Liuie Corfü— Prevesa; in
i^iräus sowohl Auf der Hin- als auf der Rüek-
fibrt, an die Griechisch Orientalische Linie und
auf der Hinfahrt nach Candien etc. (Thessalisohe
Linie A, Rückfahrt).
Constantinopel — Batum.
Von Constantinopel jeden Samstag 12 Uhr
Mittags, in Batum Donnerstag 6 Uhr Früh, berührt
loeboli, Samsun, Eerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Uhr Abends, in Constantinopel
Mittwoch 2 Uhr Nachm.
Anscblnss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der l-.inie Constantinopel —
Odessa und der Donaulinie.
Constantinopel— Odessa.
Von Constantinopel ab Jeden Donnerstag 3 Jhr
Vachm.,in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend ;
Bnrgas, Varna, Costanza. Kfickfahrt ab Odessa
Jfden Montag 4 Uhr Nachm., in Constantinopel
Mittwoch 10 Uhr Vorm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Tr lest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nachm., )n Constantinopel zweitn&cbeten Mittwoch
6 Uhr Früh, berührond: Fiume. Corfu, Patraa,
Oatacolo, Calamata, Piräus, Sya, Vathy, Khioa,
Smyrna, Cesmö, Mytilene, Dardanellen, GallipoU.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zvreiten Mon-
tag**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweitnächstec
Sonntair 11 Uhr Vo^m.
*) Am I.. I-). und 89. Jänner, !2. und 26.
Februar, 12. un'l 26. Märe, 9. und 23. April.
7. und 21. Mai, 4. nnd 18. Juni, 2., 16. und
3u. Juli, 13. und 27. August, 10. nnd 24. Septem-
ber, 8. und ü2. Oc ol>er, 5. und 11». November,
3.. 17. und 31. December.
**) Am 9 nnd 1^3. Jänner, 6. un1 20. Februar,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1.. l.'i. i.ni
29. Mai, 12. uno 2ti. Juni, 10. und 24. Juli, 7.
und 21 August, 4. und 1>^. September, 2., 1*.
und 80. October, 13, und 87. November, 11. und
25. December.
Anscblnss in Piräas an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl anf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in S.nyrna auf der Rückfahrt nach
Ca I dien etc. (ThessMliBche Linie B, Rückfahrt)
und überdies in den Monaten von> Septe^iber
bis £nde März au^h auf der Hinfahrt nach
Caramanien und Syrien (Syrlaeh-Caramaiisc e
Linie, Riiekfahri); in Constantinopel anf der
Hinfahrt au die Linie CouBtantinopel— Odessa
sowie au die Donaulinie.
NB. In deti Monateu December, Jänner und
Febri.ar wiid diese Linie nur bi»* Smyrna ge-
führt werten. Dit; Aiilentbalte in Fiume könneu
nach Redarf verlängert werdeu.
Verbindung zwisc enFiunie und Alexandrien
über Trie-tti.it de Killinie Trit-st— Alexandrien.
Griechisch-Orientalische Linie 5.
Von Triest ub jeden zweiten Sountag*)4 Uhr
Nachm., in ('onntantlnopel zweitnächateu Mitt-
woch 6 Uhr Früh, herülirend:Fiunie, Corfu, PatrAB,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Khios, Smyrna,
Vathy, Cesm^, Mytilene, Dardanellen, GallipoU.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Nachm., in 'Iriest zweit-
uävbsten Sonntag 11 Uhr Vormittags.
♦) Am 8. und 2^. Jänner, 5. und 19. Februar,
5. und 19. März, 2,, 16. nnd 30. April, 14. und
28. Mai, II. und 25. .Inni, 9. und 2^. Jnli, 6.
und 2U. August, 3. und IV. September, i., i5.
und 29. October, 12. und 2(5. November, 10, und
21. Dec>^mber.
*•) Am 2-, 16. und 30. Jänner, 13. nnd 27.
Februar, 13. und 27. März, lü. nnd 24. April^
8 und ?2. Mai, 5. und li*. Juni, 3., 17. nnd 3i.
Juli, 14. und 28. August, 11. und 25. September,
9 und 23. Oitober, 6. utid 20, November, 4. und
19. Derember.
Ansctjluss in Piräus an die Eillinie Triest —
Constantinopel ^owohl auf der Hin- als auf der
Kückfahrt; in Smyrna In den Monaten vom Sf'p-
embei" iiia Knde Mars anf der Hinfahrt nach
Caramanien und Syrien (Syrisch-Carramanische
Linie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— Odessa.
Howie an die Donauünle.
NB. In den Monatim December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge
führt werden. Die Auft-ntbalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Fiume und
Alexandrien über Triest mit der Eillinie Triest—
Alexandrien.
Donaulinie.
Von Conatantlnopel jeden Donnerstag 12 Uhr
Mittags, in Qalatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr.:
Kurgas, Varna, Costanza, Sulina, Braila. Rück-
fahrt von Qalatz jeden Mittwoch 9 Uhr Früh, in
(Constantinopel Sonntag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rückfabrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anachluss in Constantinopel an die Rück-
fahrt der UriechiRch- Orientalischen und der
Syriach-Caramanischeu Linie.
Thessalische Linie A.
Von Trieat ab jeden zweiten Donnerstag*)
^ Uhr Nachm., in Constantinopel zweitnächsten
Donnerstag 6*/, Uhr Früh, berührend : Finme,
Valona, Medua, Sti. Quaranta. Oortu, Argosloli,
Zante, Canea, Rethymo, Candien, Piräus, Volo,
äalouicb, Cavaila, Lagos, Dedeagb, Dardanellen,
Oallipoll, Rodosto. Rückfahrt ab Conatantlnopel
jefien zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Uhr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänoer, 2. und 16. Fe-.
bruar, 2., 16. und 30. März, 13. und 27. April,
U. nnd 25. Mai, 8. und 22. Juni, 6. und 20. Jnli,
^., 17. und 31. August, 14. und 28. September
12. und 26. October, 9. und 23. November, 7.
und 21. December.
••) Am 14. nnd 23. Jänner, H. und 25. Fe-
bruar, 11. und yö März, 8. und 22. Apiil, 6.
und SiO. Mai, 3- und 17. Juni, 1., 15. und 29 Jnli.
1;;. und 26. August, 9. und 23. September,
7. und 21. October, 4. und 18 November, 2., 16.
and 30. December.
Anschlußs in PiräuS auf der Hinfahrt »n die
Kiilinie Trlsst -Constantinopel Kowie an die
lirlschisch-Orientalische Linie B in derselben
Hrcliiung. Die Hin-k fahrt ist weitera im An-
ßchluKB an die Hinfahrt der Eillinie Triest —
Constantinopel sowie der Griechisch-Orientaltaohen
I^inie A. In Constantinopel auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Donaulinie.
NB. Die Aufenthalte in FiOme können nach
Bedarf verlängert werben.
♦*•) Verbindung zwiBchen Fiume und Alexan-
drien über Triest mit der Eillinie Triest- Alexan-
drien.
Thessalische Linie B.
Von Triest jeden zweiten iionnerstag*) S Uhr
Nachm., in Constantinopel zweitnächsten Don-
ner>4 ag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
Sil. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante, (veri^o.
Canea, Rethymo, Candien, Piräub, Volo, Smyrna,
Salonich, Cavalia, Dedeagb, Dardanellen, Ualli-
poll, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in TrIest
drittnächBten Montag 12 Uhr Mittags.
*j Am 12. und 26. J£nner, 9. nnd 23. Fe
iruar, Ul und A3. März, 6. und 20. April, 4. und
IS. Mai, 1., 15. und 29. Juni, 13. und 27. Juli.
10. und 21. August, 7. and 21. September, .^>.
und 19. October, 2., 16. und 30. November, 14.
nnd 28. December.
•*) Aui 7. und 21. Jlnner, 4. und 18. Fe
bruar, 4. und 18. M&rz, 1-, 15, und 2;t. April,
IS. und 27. Mal, 1<1. und 24. Juni, 8. und 22.
Juli, 5. und J9. August, s., 16, und SO. Sep-
tember, 14. und 24. October, 11. und 25. Ne-
veiiiber, 9. nnd 53 December.
AnBi-hUif*- in Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Trlesl—Con&tantlnopel sowie an die
QrieohisctH Orientalische Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Knde,
März) anf dor Kückfahrt an dit! Hinfahrt der
Syrisch- Caramanischen Linie: in Conatantlnopel!
au die Linie Constantinopel— Odessa sowie «n|
die DonauJinie.
Dalmatinisch-Albanesische Linie.
Von Triest jeden Dieost&g 7 Uhr FrÜh^^W'
Oorfn nächslea Mittwoch 9*/» Uhr Vbhö.," W-"
rührend: Rovigno, Pola, Lussinpiccolo. Öelve
Zara, Sebenico. SpaUto. Milna, Tjesina, Curzola,
(iravoaa. Castelnuovo, Teodo, Risano, (Cattaro.
Han, brindisi (Bari und B indisi nur auf der
Hinfahrt), Cattaro, Antivari, Duicigno, Medua,
Dura/.z», Valona, Santi Quaranta, Corfu. Retour
• on Corfu Donnerstag 8Vj Uhr Früh, an Triest
Mittworh 6 Ulir Abends.
Anscblnss in Cattaro auf der Rückfabrt von
Bari und HrindiBi nach Dalmatien mit der rück-
kehienden Dalmatinisch- Albanesischen Linie; in
Santi Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest — Constantinopel, sowohl nach Triest als
nach Constantinopel.
Zweiglinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeaen Freitag 4- , Uhr Früh,
in Preveaa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend: Sa)ada,Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa jeden Dienstag 6 Uhr Früh, in Corfu den
gleichen Tag 6',a Uhr Abends. Anscblnss in Corlu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Sventuelle Aeuderungen in den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
für die Regelmäsaigkeit des Dienales bei Con-
tuniaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst siele vorhergebende^Seit«.)
T£RANTWORTUCUi<:R REDACTBUE: E. T. ROESSLEB.
CH. REISSER & M. WERTHNER, W'EN.
April 1899.
Nr. 4.
Po^^z^B^li^ENi^^S'^ER^EICHISCHE
Heransgegeben TOm
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
MonatHeh eine Nummep.
Verlag des k. k. Österreichischen Handei^Musedms in Wien. Preis Jährt B IL - 10 Mark,
INIIAI/r: Dio «lentsclien Schutzgebiete bei BeK'on des Jahres 1899. — Die
Pliilippinen. Von N. I*0 8t, k. und k. Vico-Consul in Shanghai. — Der
Sudan als Ilandelagebipt, — Die MInoralten Peraiens. — Chronik. -
MiHcellen; Die Kuropäer in I^erslen. — Cblnecischea Bettlerthum. —
Vou einem fhiuesisclien Theaterstück.
DIE DEUTSCHEN SCHUTZGEBIETE BEI BEGINN
DES JAHRES 1899.
Die deutsclien Schutzgebiete haben im Jahre 1898
unter mannigfacher Ungunst von elementaren wie von
wirthschaftlichen Verhältnissen zu leiden gehabt und
sind in ihrem Fortschreiten und in ihrer Entwicklung
auf einen Widerstand gestossen, der die Tüchtigkeit und
Thätigkeit der deutschen Ansiedler auf manche Probe
gestellt hat.
Dieser Umstand ist indess dem Unternehmungsgeist
und dem Vertrauen des deutschen Capitales in die
natürliche Productionskraft der einzelnen Gebiete nicht
hinderlich gewesen.
Am meisten haben die Länder im westlichen Afrika
bei ihren culturellen Arbeiten mit Schwierigkeiten zu
kämpfen gehabt. In Togo hemmte eine eigenthümliche
Trockenheit das Gedeihen der dort gepflegten Producte
und ihre rationelle Ausnützung. Südwestafrika litt unter
der Rinderpest, welche den Viehstand decimirte. Den-
noch hat die Epidemie auf gewisse Erwerbszweige be-
lebend und anregend eingewirkt.
Durch den Verlust seines Zugviehes ist Mancher ge-
nöthigt worden, die Peitsche mit dem Spaten nnd der
Schaufel zu vertauschen. Dessen sind sich die Weissen
sehr wohl bewusst, und es ist daher eine starke Strö-
mung der Sesshaftmachung und zur Ergreifung des
landwirthschaftlichen Berufes bemerkbar, die im Interesse
des Schutzgebietes nur mit Freuden begrüsst werden
kann.
In Ostafrika zeigt sich das Bestreben, die Verwal-
tungs- wie die Plantagencultur stetig weiter auszubreiten
und die Landwirthschaft von den Fesseln zu befreien,
die auf ihr lasten. In Folge dessen unternehmen deutsche
Kaufleute und Capitalisten weitergehende Versuche zur
Bebauung des Bodens und zur Beherrschung und Be-
siedlung der Oberfläche.
Togo.
Zu den einzelnen Colonien übergegangen, hat Tago,
das kleinste Gebiet, mehr und mehr die Plantagencultur
dem Handel als wirthschaftlichem Factor an die Seite
gestellt. Der reiche Ertrag an Cocosnüssen hat zu einem
Versuch, Kopra zu gewinnen, geführt.
Eine bemerkenswerthe Erweiterung haben die Cultur-
versuche mit Kaftee durch die Anlegung einer Kaffee-
plantage seitens eines Bremer Grosskaufmannes, der mit
den Verhältnissen in Togo genau vertraut ist, erfahren.
Um die Kaffeebäume gegen Seebrise zu schützen,
wurden alle Querwege auf dieser Plantage dicht mit
Mangobäumen bepflanzt und die Kaffeebaumreihen so
angelegt, dass sie parallel der Windrichtung laufen; der
Erfolg hievon bleibt abzuwarten. Da der Liberi.akaffee
bereits auf den Nachbarpflanzungen mit Erfolg ange-
baut worden ist und erfahrungsgemäss nur ganz wenig
unter Schädlingen zu leiden hat, so gelangte diese
Kaffeeart auch hier zur Anpflanzung.
Die für den Handel im Hinterlande unentbehrliche
Kolanuss kommt als Urproduct, so viel die bisherigen
Ermittlungen ergeben haben, im Togogebiete nur in der
zwischen Misahöhe und Kete-Kratschi belegenen Land-
schaft Tajipa vor und auch hier nur in einer gegenüber
dem Bedarf durchaus unzureichenden Menge. Es ist
daher bereits vor mehreren Jahren seitens des Gou-
vernements an verschiedenen geeigneten Plätzen mit der
plantagenmässigen Anlage von Kolaculturen vorgegangen
worden, denen um so höhere Bedeutung beigemessen
werden muss, als der Export dieses wichtigen Productes
aus den Nachbarcolonien, insbesondere von der Gold-
kiste, dem Hauptstapelplatz für den Kolahandel, nach
dem Schutzgebiete immer mehr erschwert, ja fast
zur Unmöglichkeit gemacht worden ist. Da das Schutz-
gebiet aber erst nach einer Reihe von Jahren im Stande
sein wird, den eigenen Bedarf an Kolanüssen vollständig
zu decken, ist die versuchsweise Einfuhr von Kola-
nüssen aus Kamerun in Aussicht genommen. Die erste
Sendung wird demnächst erwartet, und von deren Aus-
fall wird es abhängen, ob die Einrichtung eines regel-
mässigen Bezuges dieser Frucht zweckdienlich und finan-
ziell durchführbar erscheint.
Von grosser Bedeutung für die Entwicklung der Plan-
tagenunternehmungen wird der im vorigen Jahre erst
angelegte und daher noch in bescheidenen Raumver-
hältnissen befindliche Versuchsgarten des Gouvernements
werden, dessen Aufgabe es sein soll, mit der Heran-
ziehung von Nutzpflanzen Versuche anzustellen und den
Plantagenbetrieb mit Rath und That zu unterstützen
und zu fördern. Die daselbst in Angriff genommenen Pflan-
zungsversuche werden als durchwegs gelungen und wirth-
schaftlich aussichtsvoll bezeichnet.
Auch der Handel hat während des abgelaufenen Be-
richtsjahres noch stark unter den Folgen der vorher-
gegangenen, in solchem Maasse zum Glück nicht häufig
auftretenden Dürre zu leiden gehabt, umsomehr, als
auch die Niederschläge der sonst in die Monate Sep-
tember bis November fallenden sogenannten kleinen
Regenzeit nur wenig waren und den gehegten Erwar-
tungen nicht entsprachen.
Bezüglich des AusfaUes im Ebcport der nur einen ge-
ringen Marktwerth darstellenden Palmblätter ist zu be-
merken, dass es sich seinerzeit lediglich um einen Ver-
such handelte, der nicht mehr verfolgt worden ist. Die
nur auf stark kalkhaltigem, unfruchtbarem Boden, vor-
nehmlich in Lagunenniederungen vorkommende Fächer-
palme tritt überdies zu spärlich auf, als dass eine syste-
matische Ausbeute zu Handelszwecken ernstlich in Be-
tracht kommen könnte. Die für ausgeführten Gummi
angegebenen Zahlen lassen auch diesmal bei weitem
nicht die Gesammtausfiihr aus den reichen Gumini-
districten erkennen, vielmehr tjeht nach wie vor der
88
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
grösste Theil des erzeugten Gummis auf dem Landwege
nach der Goldküstencolonie.
Wie der Handel des Gebietes jetzt noch eine grössere
Ausdehnung erhalten könnte, ist schwer zu sagen, so
lange keine bessere Verbindung mit dem Hinterlande
hergestellt ist, denn die meisten dort geernteten Pro-
ducte sind zu werthlos, als dass sie einen langen
Transport vertragen können, und dem Togogebiet fehlt
ja leider ein schiffbarer Fluss, wenn man von dem nur
wenige Monate im Jahre befahrbaren Grenzfluss Mono
absieht. Darum erscheint auch der Bau einer Eisenbahn im
Innern die einzige Möglichkeit einer schnellen und
günstigen Hebung der Colonie.
So würde nach Ansicht eines der gründlichsten
Kenner der Colonie, des Grosskaufmannes Victor, eine
Bahn von Klein-Popo (oder, um kostspielige Brücken-
bauten zu sparen, von dem alten Regierungssitz Sebbe,
eine halbe Stunde von der Küste) in jenes Gebiet bis
an den Fuss des Gebirges den Handel des Togogebietes
mit einem Schlage mächtig vergrössern.
Das Land ist dicht bevölkert, wie auf vielfachen
Reisen im Innern des Togogebietes nirgends sonst ge-
funden wurde, und die Leute sind sehr fleissige Acker-
bauer, welche ausser ihrem eigenen Lebensbedarf zum
Beispiel auch genug Baumwolle pflanzen, um ihren eigenen
Bedarf an Kleidung zu decken. Man trifft dort herrliche
Palmenwaldungen, deren Früchte aber nur soweit zur
Oelbereitung Verwendung finden, als das Product von
den Eingeborenen consumirt wird. Ganze Haufen von
Palmkernen liegen dort aufgestapelt. Kein Mensch
gibt sich die Mühe, dieselben aufzuschlagen, und die
schönsten Palmen werden gefällt, lediglich um Palmwein
daraus zu machen.
Dieses ganze Land mit seinem Naturreichthum und
seiner dichten Bevölkerung liegt heute noch dem Handel
verschlossen da, und wird nicht eher der Colonie nutz-
bar werden können, bis ein verbilligter Transport den
Einkauf der verschiedenen Producte dort möglich macht. '
Der Transport von looo kg Waare von Atakpame (dies
ist der Name des Gebietes) an die Küste kostet heute
circa 200 bis 250 M. Das beweist wohl schon ge-
nügend, dass ein grösserer Handel daher einfach aus-
geschlossen ist.
Die Eröffnung des Atakpamegebietes durch eine solche
Bahn erscheint als der grösste Vortheil desselben.
Diese Bahn würde bis zum Gebirge ohne nennens-
werthe Terrainschwierigkeiten annähernd doppelt so
weit ins Innere geführt werden können wie eine Bahn
von Lome aus, was natürlich für die Entwicklung der
Colonie von der grössten Bedeutung ist. An der End-
station der Bahn wird sich sofort eine neue Handels-
centrale bilden, von der strahlenförmig die Handelswege
ins weitere Innere laufen werden. Je weiter diese Cen-
trale aber im Innern liegt, desto grössere Gebiete werden
natürhch den Handel eröffnet werden.
Zwei Stationen im Hinterlande von Togo nehmen in
cultureller Beziehung eine bevorzugte Stellung ein und
versprechen mit der Zeit wichtige Verkehrsvermittler mit
dem Inneren zu werden. Es sind Misahöhe und Kpandu
einerseits, etwa acht Tagemärsche von der Küste, Kete
Kratschi mit Bismarcksburg, etwa zwölf Tagemärsche
entfernt, andererseits. Die erstgenannte Station, auf
welcher vier Missionäre thätig sind, hat Plantagenwirth-
schaft begonnen und Kaffee, Cacao, Kolanüsse gebaut,
doch sind dies nur erst Versuche,
Der Handel liegt meist in den Händen nicht ein-
heimischer Händler, die theils der Küstenbevölkerung,
sowohl der deutschen Küste wie dem englischen Gebiet,
theils den mohammedanischen Stämmen des weiteren
Hinterlandes entstammen. Unter den letzteren sind nament-
lich die Haussa zu nennen, die sich in immer grösserer
Zahl in den Ortschaften an der Hauptstrasse ansiedeln.
Märkte finden in grösseren und kleineren Orten in
der Regel alle vier Tage statt. Der Markt in Kpandu
ist sehr besucht, ebenso der in Kami, zwei Stunden von
Kpandu. Zu beiden Märkten kommen Händler und
Käufer in grosser Zahl über den Volta aus dem engli-
schen Gebiet. Ein einigermaassen gut besuchter Markt
findet auch in Palime, eine Stunde von Misahöhe, statt.
Die Einnahmen der Stationen bestehen nach wie vor
zum allergrössten Theil aus staatlichen Ueberweisungen.
Anderweitige Einnahmequellen sind : Gerichtsgebühren,
Strafen, Zölle, Erlös aus dem Verkauf von Geschenken
und geschmuggelten Waaren. Eine kleine Einnahme er-
gibt der Verkauf des Kaffees der Plantage.
Die Ausgaben bestehen in Besoldung der Europäer,
Lohn an Dolmetscher, Schreiber, Handwerker, Arbeiter,
Soldaten, Unterhaltung der Gebäude und des Inventars
und Antheil an der Besoldung der Postboten.
Ebenso wie Misahöhe ist auch Kete Kratschi eine
Versuchsstätte für tropische Fruchtculturen, deren Haupt-
zweck darin besteht, die Eingeborenen für dergleichen
Anlagen zu interessiren und sie zum Anbau von Kaffee,
Kola und Palmen anzuregen ; dass solche Anlagen von
irgend welcher Bedeutung in wirthschafilicher Beziehung
werden, ist vorläufig ausgeschlossen.
Kautschuk und Elfenbein, die einzigen Producte,
welche auch einen längeren Landtransport bezahlt
machen, kommen nicht in nennenswerthen Mengen auf
den Kete Kratschi-Markt. Kaufleute sind daher beim
Verkauf der Waaren grossentheils auf den Geldverkehr
angewiesen. Es ist aber noch zu wenig Geld im Lande,
um mehreren unter europäischer Leitung stehenden
Firmen in Kete ein Auskommen zu versprechen.
Im Amtsbezirk von Kete Kratschi ist die Baseler
Missionsgesellschaft thätig. Es befindet sich aber kein
europäischer Missionär im Amtsbezirk. In Adele sind
zwei schwarze Lehrer, in Kratschi ein eingeborener
Pastor thätig. Im Allgemeinen zeigt sich die Bevölkerung
der Mission wenig zugänglich. Es ist dies auf den
den Völkern von altersher überkommenen Fetischdienst
zurückzuführen. Es ist aber nicht zu übersehen, dass
bei allen diesen im Stationsbezirk befindlichen heidnischen
Völkern ein ganz ausgesprochener Glaube an ein höchstes
Wesen, Gott, von Natur aus vorhanden ist; die Fetische
werden als die von Gott zur Erde gesandten Geister
betrachtet.
Uebrigens dringt der Islam aus dem Sudan immer
weiter vor, aber es ist auffallend, dass die Guanstämme,
welche einen grossen Theil der Bevölkerung des Stations-
bezirkes ausmachen, dem Islam sich nicht zugänglich
erweisen, obwohl viele Muhammedaner unter ihnen ver-
kehren.
Es ist gelungen, die eingeborene Bevölkerung, welche
von Natur aus jeglicher Arbeit abgeneigt ist, zu Träger-
und Arbeitsdiensten heranzuziehen. Eine freiwillige Be-
stellung von Trägern, ohne Ertheilung eines Befehles,
findet allerdings noch recht selten statt. Die Leute
haben den Werth des Geldes noch nicht richtig erkannt,
denn sie haben noch zu wenig Bedürfnisse.
Beide Stationen liegen in der Nähe des Voltaflusses, was
den Transport von Producten und Waaren nach der Küste
sehr erleichtert. Sie sind bereits zu festen Stützpunkten
der deutschen Verwaltung im Binnenlande geworden um
haben wesentlich dazu beigetragen, das Ansehen di
Regierung bei der Bevölkerung zu befestigen. Auch di^
wie schon gesagt, immer häufiger aus dem Sudan
kommenden mohammedanischen Händler, welche den
Bewohnern unentbehrlich geworden sind, haben sich mit
den deutschen Stationsbeamten auf freundlichen Fuss
gestellt und dadurch ihr Vertrauen zu denselben auch
den Eingeborenen gegenüber bethätigt. Togoland hat
nunmehr, nachdem die zur Regulirung der Grenze
mit Frankreich berufene Commission ihre Thätigkeit
zum grösseren Theile beendet, eine Erweiterung seines
Gebietes im Osten bis zum Monoflusse erfahren, und
dadurch einen auf 40.000 Bewohner geschätzten Zu-
wachs erhalten.
I
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Das neu erworbene Gebiet, das sogenannte „Mono-
dreieck", ist reich an Oelpalmenbeständen, und seine
Bewohner, welche stammesverwandt mit den Einge-
borenen von Klein-Popo sind und nur durch die bis-
herigen schwierigen Grenzverhältnisse von der Pflege
eines regen Handelsverkehres mit ihren Landsleuten ab-
gehalten wurden, haben denselben nunmehr wieder auf-
genommen. Zur vollständigen Nutzbarmachung des in
dem Monodreieck vorhandenen Productenreichthums für
KleinPopo bedarf es indessen noch der Organisation
einer wirksamen Zollaufsicht längs der neuen Grenze.
Erst dann steht zu hoffen, dass sowohl der Handel als
auch die Zolleinnahmen im östlichen Theile des Schutz-
gebietes eine entsprechende Steigerung erfahren werden.
Kamerun.
Das Schutzgebiet Kamerun entwickelt sich immer
mehr zu einem mit Plantagen bedeckten Areale, welches
die Schätze seines Erdreiches dem Ausfuhrhandel dienst-
bar macht. Das allgemeine Urtheil über die Entwicklung
der Colonie in dem verflossenen Jahre geht dahin, dass
auf fast allen Gebieten ein bedeutender Fortschritt zu
verzeichnen ist. Besondere Hervorhebung findet der für
die Zukunft der Colonie überaus wichtige Umstand, dass
das deutsche Capital seine bisherige Zurückhaltung auf-
gegeben und sich mit Energie auf die Hebung der in
dem jungfräulichen Boden Kameruns ruhenden Schätze
geworfen hat. Dem Handel sind durch die Unterwerfung
der Baues- und Bulisstämme neue Absatzgebiete ge-
schaffen worden. Aber auch die längst von europäischen
Handelshäusern in Bearbeitung genommenen Flussgebiete
des Mungo, VVuri, Abo und Sannaga haben im ver-
flossenen Jahre gezeigt, wie sehr auch in ihnen der
Handel noch weiterer Ausdehnung fähig ist. Was den
Plantagenbau anbelangt, so steigert sich die Nachfrage
nach geeignetem Areal im Victoria-Bezirk immer mehr,
so dass in kurzer Zeit das anbaufähige Land am Kamerun-
berge zwischen der Küste und dem Mungo vergriffen
sein dürfte.
Auf dem in Pflanzungsbetrieb genommenen Boden
wetteifern die einzelnen Erwerbsgesellschaften und ein-
zelne Unternehmer in lebhafter Weise. Die westafrika-
nische Pflanzungsgesellschaft „Victoria" hat im Laufe
von zwei Jahren 275.000 Cacaopflanzen in den Boden
gebracht. Im Südbezirke Kameruns hat eine Firma (Küder-
ling) um grosse Terrains zum Anbau nachgesucht. Die
Baseler Mission und mehrere Stationsmissionen im Innen-
lande erzielten gute Ernte in Cacao und Kaffee, die
Kamerun-Hinterlandgesellschaft suchte am Sannaga Land
zum Plantagenbau zu erwerben. Eine Gesellschaft brachte
8 Percent Dividende aus ihren Einnahmen zur Ver-
theilung.
Die Arbeiterfrage hat sich im Berichtsjahre bedeutend
gebessert Es trafen in diesem Jahre gegen 700 Arbeiter
aus Yaunde ein, welche sich zunächst allerdings nur auf
ein Jahr verpflichtet hatten. Da indess die nach Ablauf
ihres Contractjahres entlassenen Arbeiter zum grossen
Theil versprochen haben, nach einiger Zeit wieder zur
Küste zu kommen, so ist trotz der sich bietenden
Schwierigkeiten begründete Aussicht vorhanden, für die
Plantagen mit tler Zeit einen regelmässigen Arbeiter-
bezug aus dem Schutzgebiete selbst zu sichern. Nicht
wenig wird dazu die vorgesehene Anstellung eines stän-
digen Arbeitercommissärs beitragen.
Der Versuch mit den aus dem französischen Congo
eingeführten Arbeitern ist als gescheitert zu betrachten,
da die Leute das Klima nicht vertragen, fortwährenil
krank sind und besonders an Dysenterie zu leiden haben.
Den Handel betreiben im Kamerungebiete gegenwärtig
16 Firmen, g deutsclie, 7 englische.
Die Firmen im Südbezirk erfreuten sich fortgesetzt
guter geschäftlicher Erfolge, speciell hat Campo an Be-
deutung gewonnen und einzelne Firmen haben dort ihre
längere Zeit wegen nicht genügender Rentabilität ge-
schlossenen ZweigfactoreieD wieder eröfihct. Dem Handel
im Nordbezirk waren bereits früher durch die Ngolo-
Expedition die Wege geöfinet
Neuerdings suchen die Firmen ihre mit Weissen be-
setzten Zweig factoreien möglichst weit landeinwärts vor-
zuschieben. So haben verschiedene Firmen am Wuri bis
hinauf zu den Stromschnellen Zweigfactoreien angelegt.
Ob diesei neue Versuch, die Producte unmittelbar
von den Producenten zu kaufen und so den Zwischen-
handel der Duallas einzuschränken, gelingen wird, muss
sich erst zeigen. Einzelne Firmen waren früher schon in
dieser Weise vorgegangen, hatten aber die mit Europäern
besetzten Zweigfactoreien im Binnenlande späterhin wieder
aufgegeben, weil der Gewinn die Auslagen nicht deckte.
Das alte System, wonach die europäischen Firmen
den eingeborenen Händlern auf Treue und Glauben Vor-
schüsse in oft kaum verständlicher Höhe gegeben, steht
nach wie vor in voller Blüthe. Die Missstände, die dieses
Verfahren mit sich bringt, traten im verflossenen Be-
richtsjahre, wo Handel und Wandel sich im Aufschwung
befanden, weniger zu Tage, sie werden aber in Zeiten
des Niederganges sich zweifellos von Neuem geltend
machen.
Haupthandelsproducte sind Palmöl, Palmkeme, Gummi.
Die Ausfuhr von Kaffee erfolgte in ganz unwesentlicher
Menge, da bei dem Rückgang, welchen der Preis des
Kaffees in Europa erfahren hat, zur Zeit der Kaffeebau
kaum die Productionskosten aufzubringen vermag.
Der Rückgang in der Ausfuhr einzelner Producte, be-
sonders an Palmkemen, liegt nicht etwa daran, dass das
Land im verflossenen Berichtsjahre weniger producirt
hätte als im Jahre vorher. Der Grund ist vielmehr darin
zu suchen, dass in Folge der ausnahmsweise langen und
intensiven Trockenzeit der Verkehr auf den Flüssen
länger als sonst für grössere Boote unmöglich war, so
dass besonders im Kamerunbezirke die an den oberen
Flussläufen lagernden Palmkerne erst in der Regenzeit
an die Küste gebracht werden konnten.
Besonderen Werth wurde im letzten Jahre und wird
fernerhin auf die Ausbeutung der im Schutzgebiete vor-
handenen Gummivorräthe gelegt. Dabei gehen die Be-
mühungen der Regierung nicht nur dahin , die Ein-
geborenen zur Ausnützung der in grosser Menge vor-
handenen Gummilianen und Kautschukbäume heran-
zuziehen, sondern es werden auch in Bälde Anbauungs-
versuche mit den einheimischen und eingeführten Kaut-
schukbäumen gemacht werden können. Kamerun stellt
ftir die deutsche Industrie jetzt bereits einen lohnenden
Absatzmarkt dar. Es nimmt namentlich deutsche Baum-
wollengewebe, Salz, Pulver, Steinschlossgewehre, Tabak,
Rum auf, aber auch England, Nordamerika, Frankreich
sind flotte Lieferanten. Das erstere sorgt besonders für
Stoflfe, Garn, Zwirn, Wellbleche. Für einzelne Artikel hat
sich unter den Eingeborenen eine deutliche Liebhaberei
ausgebildet, so tragen die Neger mehrerer Küstenplätze
mit Vorliebe weisse und bunte Hemden, auch Sport-
hemden.
Schirme, gewöhnliche und bessere Regenschirme, die
ebenfalls zum Schutz gegen die Sonne dienen, wünschen
Männer wie Weiber gerne zu besitzen.
Ueber einen der Haupthandelsartikel, die baumwollenen
Gewebe, sind noch einige besondere Merkmale anzu-
führen.
An der Küste selbst ist kein anderer Artikel so dem
wechselnden Geschmack und einer gewissen Mode unter-
worfen, wie gerade die Gewebe. Durch die grosse
Mannigfaltigkeit, welche die englischen Fabriken bei
Herstellung von Geweben in Folge der Vollkommenheit
ihrer Maschinen und Druckereien auf den Markt su
bringen vermochten, ist Elngland die Hauptbezogsquelle
für diesen einträglichen Handelsartikel geworden nnd
steht darin bis jetzt unerreicht da.
Während der Neger an der Küste für seine Person
und Weiber bei dem Ankauf von Geweben zu Be-
40
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
kleidungszwecken jeglicher Art sehr wählerisch ist, sind 1
die Eingeborenen im Binnenlande sowohl in Bezug auf
Muster als auch auf Güte sehr genügsam. In letzterer
Hinsicht haben sie gewöhnlich keine grosse Wahl,
sondern müssen nehmen, was ihnen der Küstenmann als
Zwischenhändler bringt. Der Grundsatz, „für den Busch-
mann ist selbst das Schlechteste noch zu gut und nicht
zu theuer", gilt für den ganzen Handel mit den
Stämmen des Hinterlandes. Diesem Grundsatz wird von
weissen und schwarzen Händlern gehuldigt, so lange,
bis eben die Buschleute selbst zur Küste kommen und
dann durch das grössere Angebot in den Küsten-
factoreien selbst wählerischer werden. Im Allgemeinen
genügt es im Binnenlande, wenn ein Stück Zeug die
im Handel einmal festgestellte Grösse hat. In den
meisten Districten haben diese Gewebestücke einen ge-
wissen unveränderten Werth, so dass für eine bestimmte
Anzahl eine Ziege oder Kuh, ein Kanu, ein Arbeiter oder
Weib erworben werden kann.
Der Versuch, Pfalzer Tabak in das Schutzgebiet ein-
zuführen, ist gescheitert; derselbe entspricht nicht dem
Geschmacke der Eingeborenen und stellt sich mit Ver-
packung und Transportkosten gegenüber dem bei den
Eingeborenen allgemein beliebten nordamerikanischen
Tabak entschieden zu theuer.
Theils um das Hinterland in Bezug auf seine Natur-
und Bevölkerungsverhältnisse genauer kennen zu lernen
und Handelsbeziehungen anzuknüpfen, theils um einigen
raublustigen und kriegerischen Stämmen die Neigung zu
Einfällen in das Gebiet befreundeter Nachbarn zu be-
nehmen und den gefürchteten Häuptling Ngila unschäd-
lich zu machen, sind mehrfach Expeditionen nach dem
Innern veranstaltet worden ; das Ergebniss dieser Reisen
und Kriegszüge war einmal die Herstellung einer Ver-
bindung mit den in der Südostecke des Kamerun-
gebietes bestehenden deutschen Factoreien, dann Besuche
bei den im deutschen Gebiet gelegenen Handelsstationen,
die Begrüssung einiger im belgischen und französischen
Congogebiet etablirter Posten und die Recognoscirung
des mittleren und oberen Sannagastromes. Die Durch-
forschung dieser Gebiete hat in ihrem weiteren Verlauf
zu der Erkenntniss geführt, dass das Barombi- und
Bambukoland im nördlichen Hinterland zu den frucht-
barsten Plantagengeländen gehören. Einzelne Landstriche
wurden auf dieser Reise angetroffen, die einen nicht
geahnten Reichthum an Gummipflanzen aufwiesen, dessen
Verwerthung dann allerdings erst möglich sein wird,
wenn es gelingt, die Arbeitsverhältnisse mehr zu klären
und die Transportmittel zu beschaffen.
Dank der Umsicht und Energie mehrerer als Ex-
peditionsleiter bewährter Officiere wurden die unruhigen
Bane- und Bulistämme zur Unterwerfung gebracht und
die Macht des als Herrscher wie als Krieger ge-
fürchteten Ngila durch Erstürmung seiner Bundesstadt
Watave gebrochen. Diese Carapagne endete damit, dass
drei der einflussreichsten Grossen aus seiner Umgebung
als Gesandtschaft mit Geschenken auf der Station
Yaunde eintrafen und im Namen ihres Souverains um
Frieden baten. Im Wesentlichen gelang es aber den in
das Hinterland entsandten Officieren und Beamten gemäss
der ihnen ertheilten Instruction auf friedlichem Wege
mit der Bevölkerung der von ihnen durchzogenen Ge-
biete Beziehungen anzuknüpfen und Verbindungen herzu-
stellen.
Die Pacification und die Durchforschung des Hinter-
landes von Kamerun in Bezug auf seine dem Handel
und der Plantagencultur dienenden Hilfsquellen ist des-
halb von zunehmender Bedeutung, weil von diesen Ge-
bieten aus die Fühlungnahme mit den Stationen des
belgischen und französischen Congostaates zu erreichen
ist. Zu diesem Zweck hat sich neben der seit 1896
bestehenden Kamerum - Hinterland - Gesellschaft, welche
ausgedehnte Gebiete am Quapua- und Sannagafluss er-
worben und dort mehrere Factoreien errichtet hat, auch
in neuerer Zeit eine Süd-Kamerun-Gesellschaft gebildet.
Die Thätigkeit dieser Compagnie ist hauptsächlich darauf
gerichtet, durch Dampfer den Verkehr vom Sannaga-
fluss zum Congo zu vermitteln. Wie amtlich festgestellt
ist, geht seit der Eröffnung der Congo-Eisenbahn eine
dreifach grössere Waarenmenge von Europa nach dem
Congostaate als vorher. Neben der Betheiligung des
deutschen Capitales ist auch bereits von Seite Hollands
eine Betheiligung an dem dort sich entwickelnden kauf-
männischen Geschäft in Aussicht genommen, indem eine
der grössten Handelsgesellschaften, die afrikanische
Handelsgesellschaft in Rotterdam, der deutschen Süd-
Kamerum-Gesellschaft beigetreten.
Südwesiafrika.
Die Naturverhältnisse Südwestafrikas räumen dem
Europäer vermöge des gemässigten dort herrschenden
Klimas eine andere Stellung ein, als dies bei den übrigen
Schutzgebieten der Fall ist. Angesichts der Unfähigkeit
der Eingeborenen zu angestrengter Thätigkeit und der
dort so dünn gesäeten eingeborenen Bevölkerung ist
die fortschreitende Colonisation dieses Schutzgebietes
wesentlich daran geknüpft, dass Weisse sich an der-
selben betheiligen. Die Inbetriebnahme Südwestafrikas
geht deshalb auch die deutschen Kreise viel näher an ;
hier ist der Ort, um mit deutschen Armen und Händen
zu arbeiten und nicht auf den Eingeborenen bei der
Besiedlung zu rechnen. Der mit den Verhältnissen be-
sonders betraute Baumeister Rehbock vergleicht dasselbe
mit einer entfernt gelegenen deutschen Provinz, in welcher
deutsche Verwaltung und deutsches Recht die Grund-
lage der culturellen Bestrebungen bilden. Rehbock
charakterisirt Südwestafrika als ein Viehzuchtland, das
eine ansehnliche Zahl von Europäern ernähren kann.
In der Viehzucht fand bisher der grösste Theil der
Bevölkerung seine Haupterwerbsquelle und seinen Lebens-
unterhalt. In den Rinderheerden, welche das Herero- und
Ovamboland belebten, steckte ein unschätzbarer Werth.
Leider hat die Rinderpest, wie bekannt, diesen Reich-
thum sehr decimirt und den Wohlstand der- Colonie
herabgemindert. Von allen Ständen Südwestafrikas sind
die Hereros am härtesten von der über das Land ge-
kommenen Plage betroffen worden. In sehr fühlbarer
Weise ist ausserdem durch die Rinderpest der
Binnenhandel in Mitleidenschaft gezogen worden. Um
der Ausbreitung der Epidemie einen Damm ent-
gegenzusetzen, hat eine der grössten Autoritäten auf dem
Felde der Infectionskrankheiten Professor Dr. Robert
Koch dort lange Zeit sehr erfolgreich gewirkt.
Von grossem Interesse sind die Schutzmaassregeln,
die Professor Dr. Koch gegen die Krankheit des Thier-
bestandes angeordnet und denen es zuzuschreiben, dass
eine grosse Anzahl Thiere der zum Ackerbau geeigneten
Colonie erhalten worden ist.
Die Impfung der zahlreichen auf dem Baimege und
an anderen Plätzen festgehaltenen Zugochsen hatte den
Erfolg, dass nach kaum zwei Monaten der Transport-
verkehr auf den Hauptverkehrsstationen wieder aufge-
nommen werden konnte und der so sehr gefürchtete
Mangel an Nahrungsmitteln im Inneren des Landes von
den Weissen im Wesentlichen ferngehalten wurde, zumal
es noch möglich gewesen war, vor dem Ausbruch der
Pest fast alle Truppenstationen so reichlich mit Proviant
zu versehen, dass da, wo es nothwendig wurde, Privat-
leuten aus Regierungsbeständen ausgeholfen werden
konnte. Aber nicht nur der Frachtverkehr nahm nach
einigen Monaten fast seinen früheren Umfang wieder
an, sondern es wurde auch noch so hinreichend Mutter-
vieh gerettet, dass die Grundlage für den bisherigen
Reichthum des Landes, wenn auch stark erschüttert, so
doch in keiner Weise vernichtet ist.
Das Vertrauen, dass trotz der Verluste durch die
Viehseuche an einer gedeihlichen Weiterentwicklung nicht
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FUR DEN ORIENT.
41
verzweifelt zu werden braucht, ist durch den Bahnbau
von der Küste nach dem Inneren sehr gehoben.
Durch die Rinderpest sind auch die stolzen, reichen
Damaras verarmt, während die nach der Pest im Herero-
lande mit ganz besonderer Heftigkeit ausgebrochen c
Fieberepidemie ihre eigenen Reihen sehr gelichtet hat.
Letzteres ist um so bedauerlicher, als sie gerade durch
ihre Verluste in Folge der Rinderpest gezwungen wurden,
entweder selbst fleissig an die Bodenarbeit heranzugehen
oder sich bei Weissen zu verdingen. Es gelang, eine
ganze Reihe für den Regierungsdienst, namentlich für
Wegebauten zu gewinnen, die aber dann in Folge der
Krankheit und zahlreicher Todesfälle nothgedrungen ein-
gestellt wurden und erst in neuester Zeit wieder auf-
genommen werden konnten.
Trotz der Rinderpest und der im ganzen Damara-
lande zur Durchführung der Impfung getroffenen Maass-
regeln ist indess die Ruhe im Hererolande nirgends
ern.stlich gestört worden.
Die Calamität der Rinderpest hat übrigens auf die
Colonisation des Landes insoweit fördernd und anregend
gewirkt, als es die Bevölkerung zur Sesshaftmachung und
zur Ergreifung des landwirthschaftlichen Berufes ver-
anlasst und mit Interesse für Agriculturbestrebungen er-
füllt hat.
Begünstigt wird dies Bestreben durch die im Laufe
des Jahres erheblich herabgesetzten Preise für Re-
gierungsland sowie die neueren Zahlungsbedingungen.
Hienach kann in bestimmten Districten schon zu einem
sehr niedrigen Preise, von früheren Angehörigen der
Schutztruppe sogar umsonst, Land erworben werden.
Abzahlung des Kaufpreises muss mit 20 Jahren erfolgen.
Nach einer massigen Anzahlung beim Kauf braucht der
Käufer bis zum Ablaufe des siebenten Jahres nichts zu
zahlen, damit er zunächst Gelegenheit hat, seine Baar-
mittel in die Farm hineinzustecken. Die Folge der Herab-
setzung der bisher zu hohen Landpreise war u. A., dass
eine Reihe von Ansiedlern sich in letzter Zeit zum Kauf
von Regierungsfarmen gemeldet haben. Ebenso hat in
Gross-Windhoek die Herabsetzung der Preise für Bau-
land zum Ankauf von Grundstücken und zum Bau von
Häusern wesentlich beigetragen.
Wenden sich so die Weissen bewusstermaassen im
Hinblick auf die Zukunft der Landwirthschaft zu, so
thun die Eingeborenen es, um ihren Hunger zu stillen.
In Betracht kommen hier namentlich die bisher an
reichliche Kost gewöhnt gewesenen Hereros. Die Milch,
die sie bisher im Ueberfluss hatten, reicht jetzt nicht
mehr. Fleisch ist ein Luxusartikel geworden. Die Folge
ist, dass sie ihre Frauen ausschicken, um Feldkost zu
suchen, während sie selbst mit ihren Leuten die in den
letzten Jahren vernachlässigte Arbeit des Korn- und
Kürbispflanzens wieder aufnehmen.
Die Rindviehzucht hat durch die Rinderpest zwar
quantitativ sehr gelitten, dagegen sonst entschieden nicht
unbedeutend gewonnen. Denn wiewohl es an Ausnahmen
nicht gefehlt hat, unterliegt es doch keinem Zweifel,
dass im Allgemeinen die schwächeren und kranken
Thiere der Seuche in erster Linie erlegen sind. Es gilt
dies ganz besonders von den Kühen, von denen fast
durchwegs die kräftigen und gesunden Thiere da, wo
noch rechtzeitig Hilfe durch Impfung gebracht werden
konnte , durchkamen , während von den alten und
schwachen ein weit grösserer Percentsatz einging.
Der Pferdezucht ist immer noch die Pferdesterbe
hinderlich. Trotzdem einzelne Farmer zu züchten be-
ginnen, ist das Land doch noch gänzlich ausser Stande,
den Bedarf an Pferden selbst zu decken. Mit Rücksicht
auf die Sperre an der englischen Grenze bezog die Re-
gierung 200 Pferde aus Argentinien, während der übrige
Bedarf aus Pferdetransporten aus der Capcolonie, die
nach theilweiser Oefinung der Grenze in Windhoek ^an-
gelangten, entnommen wurde.
Der Schwerpunkt der wirthschaftlichen Ausbeutung
Sudwestafrikas liegt indess in der mineralischen Er-
schliessung des Gebietes. Die Hauptstätten des mon-
tanen Reichthums von SUdwestafrika sind die Kalkstein-
gebirge von Üttavi im Norden und der sogenannte Blau-
grund bei der Landschaft Gibeon im Süden. Das Gold
kommt auf seiner natürlichen Ablagerung im festen Ge-
stein vor und wird vielfach in Nesten aufgefunden, die
nach der Tiefe zu bisher nicht ausgehalten haben. Die
gemachten Funde erwiesen sich räumlich zu begrenzt
oder da, wo Gold in ausgedehnten Gängen und stock-
förmigen Massen gefunden worden ist, war der Gold-
gehalt des Gesteins so gering, dass sich besonders in
Folge der Wasserarmuth der betreffenden Gebietstheile
eine lohnende Ausbeute nicht erwarten Hess. Das ab-
schliessende Urtheil über das Goldvorkommen im Schutz-
gebiete muss der weiteren bergmännischen Erschliessung
des Landes vorbehalten bleiben.
Unter den zahlreichen Fundstätten von Kupfererz,
das vielfach in Gemeinschaft mit Bleiglanz auftritt, ist
die im Otavi-Gebiete gelegene anscheinend die umfang-
reichste; ilire Ausbeutung wird durch die South-West-
Africa Company betrieben. Sehr umfangreiche Schürf-
arbeiten sind hier ausgeführt worden und haben eine
grosse Ausdehnung der Ablagerung wie auch einen be-
raerkenswerthen Reichthum der Kupfererze ergeben. Die
South- WestAfrica Company, die im Jahre 1892 ent-
stand, erhielt unter der ersten Concession der deutschen
Regierung die ausschliessHche Berechtigung zur Aus-
beutung von Mineralien in einem Gebiete von ungefähr
22.000 Quadratmeilen und das Eigenthum an Grund
und Boden über etwa 4500 Quadratmeilen. Diese Con-
cession, welche als die Damaraland-Concession bekannt
wurde, ist, soweit die damit verbundenen Eisenbahn-
rechte in Betracht kommen, durch spätere Verembarungen
abgeändert worden. Die Gesellschaft erhielt damals ein
weiteres Areal zur Ausbeutung der Minenrechte im Um-
fange von 23.000 Quadratmeilen. Die Gesellschaft be-
hält ihr Recht bei, alle Güter und zur Aufschliessung
erforderlichen Materialien zollfrei einzufuhren und für
25 Jahre von der Zahlung von Steuern befreit zu sein.
Sie hat eine Reihe von erheblichen Betheiligungen in
Gesellschaften, die in jenem Theil Afrikas arbeiten.
Die englische ,, Finanzchronik" gibt über die Aus-
beutung durch die South West Africa Company einige
bemerkenswerthe Aufschlüsse, denen Folgendes ent-
nommen sei :
Gerade in der Gegenwart, wo die Kupferpreise so
stark gestiegen und die Augen der Industrie und der
Finanz darauf gerichtet sind, die bekannten Lagerstätten
der Kupferproduction zugänglich zu machen, zieht Süd-
westafrika ein bedeutend erhöhtes Interesse auf sich.
Kupfer, das wichtigste Mineral Südwestafrikas, ist es
denn auch gewesen, worauf sich die Arbeit der Gesell-
schaft vor allen Dingen gerichtet hat, und zwar sind
vornehmlich drei Centren erforscht worden: Gross- und
Klein-Ottavi, Guchab und Tsumeb. E^ schreiten Verhand-
lungen über die Bildung einer Gesellschaft mit dem
nöthigen Capital zum Bau einer Fortsetzung der Swakop-
bahn der deutschen Regierung bis Ottavi und zu seinen
Kupferminen ^oran. Etwa iio ^m dieser Linie wurden
bekanntlich von der deutschen Regierung für ihre
eigenen Zwecke im Protectorate erbaut, und der South
West Afrika Company werden also etwa 400 km zu
bauen übrig bleiben, die zu 2000 £ per km einen Ge-
sammtaufwand von 800.000 £ erfordern wurden. Da
jedoch die Verhandlungen auf die Aufbringung von
1,500.000 £ gerichtet sein sollen, so muss die South
\Vest Africa Company einen grösseren Plan im Auge
haben. Wahrscheinlich würde es sich hiebei um die
Bildung einer neuen Gesellschaft handeln, welche eine
Reihe der Kupferminen zu erwerben hätte. Nach den
Geschäftsberichten der South West Africa Company hat
dieselbe in aller Ruhe ihre Minen entwickelt, und man
42
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
kann wohl annehmen, dass die erste, welche in die
Reihe der Kupferproducenten zu treten hat, die Tsumeb-
mine ist, die etwa 250.000 / Erz in Sicht hat, wovon
10 Percent Kupfer und 50 Percent Blei sind. Nimmt
man den Preis des Kupfers mit nur 65 £ per / und
den des Bleis mit 13 M per / in Rechnung, so würde
hier ein Erzstock verfügbar sein, dessen Metallwerth
etwa 3,300.000 i£ betragen würde. Die Kosten der
Ausbeute dieses Lagers, das 50 — 60 Fuss mächtig ist,
können 10 — 12 sh. per /nicht überschreiten.
Rechnet man die Unkosten, welche durch Fracht,
Minenarbeit und unvorhergesehene Schwierigkeiten ent-
stehen, ab, so ergibt sich nach den Schätzungen der
Chronik noch em Gewinn von 40 Millionen Mark. Diese
Zahl erscheint gross, aber es handelt sich um ein ausser-
ordentlich umfangreiches Object, und eine sehr massige
Schätzung der gesammten dort abzubauenden Erzmengen
stellt wenigstens 1,000.000 / in weitere Aussicht.
Es gehört also kein übermässiger Optimismus dazu, in
der Tsumebmine einen der grössten Kupferproducenten
der näheren Zukunft zu erkennen. Der Ausbiss der
Tsumebmine ist etwa 500—600 Fuss lang und das Erz
ist bis in die Tiefe von etwa 100 Fuss nachgewiesen
worden, es besteht aber gar kein Zweifel, dass sich der
Stock zum Mindesten noch mehrere 100 Fuss weiter in
die Tiefe fortsetzt.
Weniger erfolgreich und aussichtsvoll waren die berg-
männischen Arbeiten, welche im Süden, und zwar nahe
der Landschaft Gibeon, in dem sogenannten Blaugrund
betrieben wurden. Hier lässt der geologische Bau des
Gebirges seiner Natur nach (Conglomeraterde) das Vor-
handensein von Diamanten vermuthen, analog den Blau-
gründen von Kimberley. Doch bedarf es hiezu grosser
capitalfähiger Unternehmungen, welche reiche Mittel für
die Anschaffung und Inbetriebsetzung von Maschinen,
Saug- und Pumpwerken etc. erheischen. Bisher hat die
deutsche Colonialverwaltung es abgelehnt, dergleichen
grössere Untersuchungen im Blaugrund zuzulassen.
Von kleineren Schürfen, die in dem bezeichneten
Gebiet Concessionen besitzen, ist in nächster Zeit ein
lohnendes Resultat nicht zu erwarten. Die Mühe und die
Geduld, welche an die Bearbeitung der Kimberley-Felder
gesetzt worden, haben gezeigt, dass allen Diamanten-
freuden eine sehr umfangreiche und systematische berg-
bauische Recognoscirung des mineralischen Gehaltes des
Erdreiches vorangehen muss.
Die von Swakopmund nach dem Innern gebaute Eisen-
bahn hat jetzt eine Länge von ca. 100 km erlangt.
Der bessere Fortgang der Bahnarbeiten ist der
Verwendung von 150 Arbeitern bei dem Bahnbau zu
danken.
Als Endziel ist vorläufig die Hauptstadt Windhoek in
Aussicht genommen.
Mit der Bahn 'wird gleichzeitig ein Telegraph gebaut.
Entgegen den Zweifeln, welche wegen der Spurweite der
Bahn erhoben sind, kann schon jetzt behauptet werden,
dass die sehr solide gebaute Bahn für lange Zeit den
Verkehr wird bewältigen können, während eine Bahn mit
grösserer Spurweite ganz bedeutende Mehrkosten verur-
sacht haben und das hiefür mehr aufzuwendende Capital
sich in absehbarer Zeit kaum verzinsen würde. Der
Tarif ist vorläufig in der Weise festgesetzt, dass für
Güter in der Richtung von Swakojimund ins Innere
2-5 Pfg., in umgekehrter Richtung j Pfg. für 100 Pfund
und einen Kilometer zu entrichten sind.
Für eine Anzahl für die Entwicklung des Schutz-
gebietes wichtigerer Artikel, wie Kohlen, Bauholz, Well-
blech, Cement, landwirthschaftliche Maschinen, Vieh, ist
bei ganzen Wagenladungen eine ermässigte Fracht vor-
gesehen. St.
(Fortsetzung folgt.)
DIE PHILIPPINEN.
Von N. Post, k. und k. Vice-Consul in Shanghai.
Zu den interessantesten Ereignissen des abgelaufenen
Jahres zählt ohne Zweifel die Besitznahme Manilas durch
die Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika
und der Entschluss letzterer, gleich europäischen Staaten
Colonien in Ostasien zu erwerben. Obwohl gegen diese
neuen Expansionsbestrebungen Nordamerikas im eigenen
Lande starke Opposition sich erhebt und die Annexion
der Philippinen noch mit grossen Schwierigkeiten ver-
bunden sein dürfte, so scheinen doch die Anhänger der
Colonialpolitik auch in den Vereinigten Staaten von
Amerika schliesslich den Sieg davonzutragen, da sie, wie
in anderen Ländern, die Stimmen der Capitalisten, der
Industriellen und der Kaufleute für sich haben, welche
sämmtlich nach neuen Investitionsgelegenheiten und
Absatzgebieten rufen. In der an Bodenschätzen aller Art
reichen Inselgruppe ein neues Feld der Thätigkeit natio-
naler Industrie und Schiffahrt zu gewinnen und später
mit Hilfe der für letztere daselbst geschaffenen Ressourcen
und in den benachbarten, der Cultur noch zu er-
schliessenden Theilen Ostasiens ihre commercielle Macht
zu befestigen und zu vermehren, dies sind die beiden
Hauptaufgaben, welche der Colonialpolitik der Bundes-
regierung in Washington hinsichtlich Ostasiens zugrunde
liegen. Dass die Philippinen zur Erfüllung dieser Auf-
gaben in hervorragendem Maasse geeignet erscheinen,
mag aus Nachstehendem hervorgehen.
Den wenn auch vielfach unvollständigen Angaben der
spanischen Zollverwaltung zufolge belief sich der Export
der Philippinen im Jahre 1897 dem Werthe nach auf
37 Millionen mex. Dollars, der Import in derselben
Zeitperiode auf 173 Millionen mex. Dollars (i mex.
Dollar gleich ca. fl. i-02 Gold). Davon entfielen im
Exporte 13,340.000 mex. Dollars auf Hanf, 13,130.000
auf Zucker, 4,150.000 auf Tabaksblätter, 4,o65.oi><) auf
Kopra, 2,125.000 auf Cigarren, 83.000 auf Saponholz,
66.000 mex. Dollars auf Kaffee etc. Die Werthe der
wichtigsten Importartikel waren 6,800.000 mex. Dollars
für Textilstoffe, 2,700.000 für bedruckte Baumwollstoffe,
1,300.000 für Zwirn und Garne, 2,300.000 für Metall-
waaren, 114330 für Petroleum, go.ooo für Kohle,
wozu noch verschiedene Importe aus China, zumeist
Bedarfsartikel für die auf den Philippinen lebenden
zahlreichen Chinesen im Gesammtwerthe von 4,000.000
mex. Dollars kamen.
Von anderen wichtigen Bodenproducten, welche auf
den Philippinen geerntet werden, sind zu erwähnen:
Reis, Vanille, Cassia, Pfeffer, Indigo, Weizen, Mais,
Ramie, Baumwolle. Von Mineralien werden Gold, Silber,
Eisen, Kohle, Kupfer, Quecksilber, Zinn, Antimon,
Salpeter und Schwefel gewonnen. Die See liefert Korallen,
Schildpatt, Bernstein und Perlen. Zieht man in Betracht,
dass die nutzbringende Ausbeute dieses natürlichen
Bodenreichthums der Philippinen lediglich durch die
vielen seit dem Jahre 1896 ununterbrochenen Revolu-
tionen gehemmt wurde, so unterliegt es keinem Zweifel,
dass, sobald die Pacification der Inseln durchgeführt
und denselben wieder geordnete politische Verhältnisse
gegeben sein werden, einem auf wirthschaftlichen Gebiete
so unternehmenden Volke wie jenem der Vereinigten
Staaten von Amerika es auch gelingen wird, die indu-
strielle und commercielle Entwicklung der Philippinen
herbeizuführen. Letztere wird aber selbstverständlich
auch eine Erhöhung des Wohlstandes der Bevölkerung
und eine Steigerung der Bedürfnisse letzterer nach sich
ziehen. Textilwaaren, bedruckte Baumwollstofle, Metall-
waaren, Petroleum, welche zufolge obiger Zusammen-
stellung schon im Jahre 1897 wichtige Importe waren,
sind gerade Artikel, in welchen auch die Vereinigten
Staaten von Amerika leistungsfähig sind, weshalb es
letzteren auch gelingen wird, einen grossen Theil
dieser Iinpoitc an sich zu ziehtn.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN OR;
40
Der wichtigste Hafenplatz, von welcheni aus Manila
und die übrigen Plätze der Inselgruppe mit fremd-
ländischen Importwaaren versorgt werden und nach
welcher auch der grösste Theil der Ausfuhr ihren Weg
nimmt, ist die englische Colonie Hongkong, welche von
Manila nur ca. 640 Seemeilen entfernt ist. Diesen regen
Handelsbeziehungen, welche Hongkong schon seit seiner
Gründung mit den Philippinen unterhält, ist es auch
zuzuschreiben, dass unter allen fremden Kaufleuten
daselbst jene der britischen Nationalität die erste Stelle
einnehmen. Den Angaben des früheren Ministers der
Vereinigten Staaten von Amerika für Siam, Herrn John
Barrett, zufolge, welcher im vergangenen Jahre längere
Zeit auf den Philippinen weilte, um die Aussichten für
den amerikanischen Handel daselbst zu studiren, ent
richteten in der Zeit vom i. Jänner 1897 bis April 1898,
d. i. während 16 Monate die in Manila etablirteii
9 britischen Handelsfirmen für Ein- und Ausfuhr von
Waaren an Zollgebühren allein 3,365.1)01) raex. Dollars.
Der einschlägige Betrag der daselbst befindlichen
5 schweizerischen Handelsfirmen belief sich auf 735.700,
jener der 9 deutschen auf nur 546.000 mex. Dollars.
Auch in diesem Verhältnisse wird ohne Zweifel eine
wesentliche Veränderung nach Pacification der Philippinen
eintreten, denn wenn auch von derselben die vor-
genannten Handelsfirmen in Folge ihrer langjährigen
Geschäftskenntniss und ihrer festen Geschäftsverbindungen
mit den eingeborenen Kaufleuten in erster Linie Nutzen
ziehen werden, so wird doch in Folge der allgemeinen
Erschliessung der Inseln auch den amerikanischen und
anderen Handelsfirmen ein entsprechender Theil des
Handels zufallen.
Die Thatsache, dass die Phili])pinen ungeachtet ihrer
ausgezeichneten geographischen Lage — von Spanien
abgesehen — zumeist nur mit Hongkong in directen
Geschäfts- und Schiffahrtsbeziehungen standen, ist gleich-
falls als eine F(jlge der wenig günstigen wirthschaftlichen
Verhältnisse dieser Inseln zu betrachten. Zieht man eine
Landkarte üstasiens zu Rathe, so ersieht man, dass
innerhalb eines Radius von ij'O Seemeilen oder circa
6 Tagen Seereise, von Manila als Centrum ausgezogen,
Hafenplätze der verschiedensten Ländergruppen wie
Yokohama im Norden und Port-Darwin (Australien) im
Süden gelegen sind. Innerhalb eines viel kleineren
Radius befinden sich aber alle übrigen wichtigeren
Handelsplätze Japans, wie Osaka, Kobe, Nagasaki, fast
sämnuliche Vertragshäfen Mittel- und Südchinas, wie
Shanghai, Amoy, Canton, endlich auch jene Cochinchinas,
Siams und der Straits Settlements wie Saigon, Bangkok,
Singapore, abgesehen von jenen der niederländischen
Besitzungen in Ostasien.
Shanghai insbesondere ist nur ca. tooo Seemeilen
von der Küste der Philippinen entfernt, und gleichwohl
wird die Route zwischen diesen beiden Punkten nur
vereinzelt von Segelschiffen oder Dampfern in freier
Schiffahrt befahren. P2s bedarf wohl keiner weiteren
Erklärung, welch grosse Vortheile den Vereinigten
Staaten diese günstige Lage der Philippinen gewähren
wird, um von letzteren aus die Handelsbeziehungen mit
den benachbarten Ländern zu fördern. Durch die Be-
setzung der Ladronen und der Hawaiänischen Inseln
seitens der Vereinigten Staaten ist eine Kette ameri-
kanischer Territorien von der Westküste Amerikas bis
in das Herz Ostasiens hergestellt und ist M.inila auch
von St. Francisco nur 701)0, \<m Honolulu, der Haupt-
stadt von Hawai, 4700 Seemeilen entfernt. Die Philip-
pinen, in den Besitz der Vereinigten Staaten von
Amerika übergegangen, werden somit keine isolirte
Dependenz, sondern vielmehr ein Bestandtheil des zu-
sammenhängenden Gebietes der nordamerikanischen
Bundesstaaten sein, welche von dort unter Umständen
nach Ostasien eine viel schärfere Concurrenz entwickeln
werden, als sie bisher nach Europa unterhalten haben.
Abgesehen davon ist aber auch die günstige geo-
graphische lAge der Philippinen mit Rücksicht auf die
wichtigsten Routen des Weltverkehres in Betracht «u
ziehen. Die directe Schiffahrtslinie von der Südspitze
des asiatischen Continentes, d. i. von Singapore nach
Japan und Nordamerika führt unmittelljar an den Kttsten
der Philippinen vorbei, und mit Rücksicht darauf sowie
der voraussichtlichen Aenderung der wirthschaftlichen
Verhältnisse auf diesen Inseln soll, wie verlautet, auch
bereits der Norddeutsche Lloyd für die Dampfer seiner
geplanten neuen asiatisch-amerikanischen Linie das An-
laufen Manilas in Aussicht genommen haben. Letzterer
Hafen ist auch als der wichtigste Zwischenhafen ins-
besondere für alle Schifle zu betrachten, welche direct
zwischen Ostasien und Australien verkehren, und schon
seit Längerem wird das Project besprochen, nach Voll-
endung der grossen sibirischen Transversalbahn Eil-
dampfer zwischen dem Endpunkte letzterer, Port-Arthur
oder Wladiwostok, verkehren zu lassen, um Post und
Passagiere aus Europa nach Australien und umgekehrt
auf dieser kürzesten Seeroute zu befördern.
Wiewohl somit durch die Besitznahme der Philippinen,
der Antillen Ostasiens, seitens der Vereinigten Staaten
im Allgemeinen ein mächtiges Anwachsen des amerikani-
schen Handels auf den Inseln selbst als auch in den
übrigen Theilen Ostasiens und in Folge dessen auch
eine weitere Verschärfung der eben gegenwärtig er-
bitterten Concurrenzverhältnisse zu erwarten ist, so wäre
es doch verfrüht, wenn die Handeltreibenden der übrigen
Nationen, vor den Folgen dieser Ereignisse zurück-
schreckend, in ihren Bestrebungen sich entmuthigen lassen
würden. Das Auftreten einer neuen Colonialmacht in
0.stasien wird sicherlich auch seinen Theil zur wirth-
schaftlichen /Vufschliessung Chinas, Koreas und anderer
Länder daselbst beitragen, von welchen auch die Interessen
der übrigen fremden Staaten Nutzen ziehen können.
Ebenso ist es keineswegs ausgeschlossen, dass unter dem
Einflüsse des wirthschaftlichen Umschwunges, welcher
sich auf den Philippinen selbst vollzieht, auch daselbst
günstige Aussichten für den Handel und für die Schiff-
fahrt nicht amerikanischer Staatsangehöriger sich bieten.
Denn vor Allem ist die politische Pacification der Inseln,
die Voraussetzung jeder gedeihlichen Entfaltung ameri-
kanischer Macht daselbst, bei weitem noch nicht ge-
lungen, und hat es vielmehr den Anschein, als ob Nord-
amerika noch lange Kämpfe mit seinen bisherigen Helfers-
helfern in der Vertreibung der Spanier, der eingeborenen'
Philippinos selbst zu bestehen hätte, um dieselben von
der Superiorität der amerikanischen Herrschaft zu über-
zeugen. Gelingt selbst die dauernde Herstellung letzterer,
so wird sich die Bundesregierung in Washington wohl
hüten, der Begehung derselben Fehler sich schuldig zu
machen, welche vor einem Jahrhundert die Bevölkerung
der heutigen Vereinigten Staaten von Amerika zum Ab-
falle vom Mutterlande veranlasst haben, und durch eine
egoistische Handelspolitik die freie und natürliche Ent-
wicklung der neuen Besitzung zu hemmen. Vielmehr wird
die Bundesregierung vorziehen, den Philippinern eine ge-
wisse handelspolitische Freiheit zu gewähren, auf Grund
welcher die übrigen fremden Staaten fortfahren werden
können, ihre Geschäftsbeziehungen mit den Philippinern
zu pflegen, ohne dass letztere grössere Beschränkungen
zu erwarten haben, als sie von dem protectionistischen
Zollsysteme Spaniens daselbst bisher erfahren haben.
Angesichts dieser wichtigen Veränderungen in Ostasien
dürfte es wohl am Platze sein, in Erwägung zu ziehen,
welche Aussichten hieraus sich für unseren österreichi-
schen Handel dahin im Allgemeinen und mit den
Philippinen im Besonderen sich ergeben. In weiterer
Beziehung gilt au( h hier das ol>en Gesagte, und werden
auch unsere Kaufleute und Industriellen mit der wachsenden
amerikanischen Concurrenz in Ostasien zu rechnen haben.
Was die Philippinen anlangt, so muss vor Allem bcnierkt
werden, dass ein directer Handel zwischen denselben
und der österreichisch-angarischen Monarchie — viel-
44
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
leicht einige wenige Geschäftsbeziehungen abgerechnet —
nicht existirt, vielmehr alle Importe aus Oesterreich-
Ungarn über Hamburg, London und Hongkong durch
Vermittlung dortiger deutscher, englischer und schweizeri-
scher Geschäftshäuser gehen und umgekehrt auf dem-
selben Wege auch etwaige Landesproducte von dort in
unsere Monarchie gelangen.
Dazu kommt, dass unser Handel durch nationale
Firmen und Kaufleute auf den Philippinen nicht ver-
treten, Schiffe unter nationaler Flagge — von Kriegs-
schiffen und vereinzelten Segelschiffen abgesehen —
niemals in den Häfen der Philippinen erscheinen, über-
haupt directe Schiffahrtsverbindungen auch unter fremder
Flagge zwischen diesen Inseln und irgend welchem
vaterländischen Hafen derzeit nicht bestehen. Unter
diesen Umständen darf es nicht überraschen, dass unsere
Handelsbeziehungen mit den Philippinen bisher in be-
scheidenen Grenzen sich hielten und auf die Einfuhr
von Cigaretten- und Schreibpapier, Bier, Möbel aus ge-
bogenem Holze, Glaswaaren, Glasperlen, Knöpfe, Peluche,
Bijouterien (Gablonzer-Waare), Metallwaaren u. s. w. be-
schränkten. Zahlreiche andere Artikel könnten eventuell
mit Erfolg zur Einfuhr gebracht werden, wenn sie mit
Rücksicht auf den dortigen Geschmack und Bedarf her-
gestellt werden würden. Solche Artikel sind: billige
baumwollene und halbseidene Sammte, Satins, Seiden-
waaren, Taschentücher, Steingutwaaren, Porzellangeschirr,
Emailgeschirr, Nadeln, Stahl- und Messingwaaren, künst-
liche Blumen etc. Viele der vorstehenden Waaren wurden
bisher aus Spanien bezogen, und da dieser Import in
Folge Aufhörens der spanischen Herrschaft auf den
Philippinen, der theilweisen Auswanderung der spanischen
Kaufleute, der Einstellung der directen Schiffahrtsver-
bindungen mit Spanien stark vermindert werden wird,
so bietet sich den Kaufleuten anderer Nationalitäten die
günstige Gelegenheit, sich dieser Importe zu bemächtigen.
Der Zufluss von Fremden, welcher gegenwärtig unge-
achtet der kriegerischen Verhältnisse auf den Inseln
sehr bedeutend ist, wird unbedingt eine Steigerung der
Nachfrage nach europäischen Bedarfsartikeln, in welchen
auch unsere vaterländi.sche Industrie leistungsfähig ist,
nach sich ziehen. Aehnlich beschaffen sind auch die Ver-
hältnisse hinsichtlich der Ausfuhr aus den Philippinen
nach unserer Monarchie. Es unterliegt keinem Zweifel,
dass unter der Zahl der Rohstoffe, welche unsere Industrie
benöthigt und auf den europäischen Weltverkehrsmärkten
einkauft, sich zahlreiche finden, welche aus den Philip-
pinen kommen und direct von dort vielleicht viel billiger
bezogen werden könnten. Diesbezüglich genügt es, auf
solche Producte wie Tabak, Hanf, Perlmutter, Schild-
patt, Tamarinde u. s. w. zu verweisen Dass es con-
tinentalen Kaufleuten möglich war, selbst unter dem
protectionistischen Zollsysteme Spaniens auf den Philip-
pinen erfolgreiche Thätigkeit zu entfalten, beweist das
Beispiel der obervyähnten schweizerischen Firmen in Manila,
welche im Handel der Philippinen eine hervorragende
Stelle einnehmen, trotzdem Klima und Lebensverhältnisse
ihrer neuen Heimat so verschieden sind von jenen ihres
Vaterlandes und trotzdem sie nicht einmal den Vortheil
einer nationalen Schiffahrt haben. Die Nothwendigkeit,
in fremden Ländern Arbeit zu suchen und Absatzgebiete
für die Producte ihrer vaterländischen Industrie zu
erwerben, weil ihre eigene Heimat schon längst hiefür
zu klein geworden ist, haben die Schweizer frühzeitig in
die entferntesten Länder getrieben und sie mit einer
seltenen Unternehmungslust, Ausdauer und Assimilirungs-
fähigkeit an fremde Lebensverhältnisse ausgestaltet, welchen
Eigenschaften sie nicht zum geringsten Theile ihren Erfolg
auf überseeischen Plätzen verdanken. Mag auch der Ab-
satzmarkt der ö^terreichisch-ungarschen Monarchie sowie
der benachbarten Länder noch mancher Entwicklung
fähig sein, so kann doch leicht eine Erschöpfung des-
selben eintreten — wie dies thatsächlich auch für die
Producte einzelner Industriezweige der Fall ist — im
Hinblicke auf solche Eventualität die vaterländischen
Interessenten schon gegenwärtig bedacht sein sollen, auch
in überseeischen Ländern selbst mehr festen Fuss zu
fassen, als dies bisher geschehen.
DER SUDAN ALS HANDELSGEBIET.
Wenige Monate sind nun verflossen seit dem Tage, da
die Kunde von dem Einzüge der siegreichen vereinigten
egyptischen und englischen Truppen in Omdurman in
die Welt drang und Enthusiasmus weckte. Derselbe
galt wohl nicht so sehr der vollbrachten Waffenthat als
vielmehr der Aussicht auf grossartige Vortheile, die sich
der ganze Handelsstand von der Rückeroberung eines
früher durchaus nicht zu unterschätzenden Absatzgebietes
versprach. Die Situation war neu, und die Wenigsten
wussten, wie sie sich in ihrer Beurtheilung der ge-
schaffenen Lage, in ihren Voraussagungen für die nächste
Zukunft verhalten sollten. Der in einem solchen Falle
wohl unvermeidliche Optimismus Hess Alles in rosigem
Lichte erscheinen und raisonnirt folgendermaassen. Der
Sudan war vor 14 Jahren ein gesegnetes, in grossem
Maasse producirendes und consumirendes Gebiet, das
durch das Machtwort des Mahdi 14 Jahre lang dem
Contacte mit der handeltreibenden Nachbarschaft ent-
zogen blieb, jetzt aber, durch den egyptisch-englischen
Erlöser aus seinem Zauberschlat erweckt, die während
der Absperrung aufgespeicherten reichen Schätze seiner
Production wieder in die Welt entsenden wird, um
andererseits seinen während 14 Jahren ungestillten, jetzt
um so grösseren Bedarf an Erzeugnissen der europäi-
schen Industriestaaten durch eine Masseneinfuhr zu
decken.
Diese Meinung konnte sich allerdings einige Zeit hm-
durch aufrecht erhalten, da klare, verlässliche Berichte
über die von den Truppen vorgefundenen Zustände
fehlten. Sowohl in Cairo als auch in Alexandrien rüsteten
sich viele ernste Firmen zu grösseren commerciellen Ex-
peditionen nach dem Sudan, und aus Europa liefen zahl-
reiche Anfragen über die Chancen ähnlicher Unter-
nehmungen ein.
Während man nun im Anfange sich nur ganz unbe-
stimmt äussern konnte, theils aus Vermuthungen, theils
aus mehr oder weniger lebhaften Erinnerungen der
früher mit dem Sudan in Verbindungen stehenden egyp-
tischen Handeltreibenden schöpfend, kann man heute die
Lage schon viel sicherer beurtheilen, und dies dank der,
wenn auch noch sehr spärlichen und unvollkommenen
amtlichen Berichte englischer Functionäre. Dieselben
sprechen nun, berichtet die österreichisch-ungarische
Handelskammer in Alexandrien, im Allgemeinen die
schönsten Hoffnungen für die Zukunft des Landes aus,
constatiren aber übereinstimmend die jetzige Verwahr-
losung des Ackerbaues. Damit ist aber auch Alles ge-
sagt. Der Sudan befand sich nicht in einem unthätigen
Za°uberschlaf, sondern war einer werkthätigen Vernich-
tung verfallen.
Landstriche, die früher äusserst productiv waren, liegen
heute brach ; Städte, die früher wichtige Handelscentren
waren, sind heute zerstört und verlassen. Die Bevölke-
rung, welche sich früher mit der Civilisation befreundet
hatte, ist durch die zehnjährige Abgeschlossenheit der
abendländischen Cultur wieder entfremdet. Der Bedarf
an den Erzeugnissen der europäischen Industrie blieb
nicht nur ungestillt, sondern er wurde zum grössten
Theile ganz unterdrückt. Andererseits hat sich die Pro-
duction des Landes selbst in grossem Maasse vermindert,
und von den erhofften aufgespeicherten Erträgnissen
dürfte wohl recht wenig sichtbar werden.
Die Consequenzen, die man aus diesen Umständen aui
die Bedeutung des Importes und Exportes für die nächste
Zeit zu ziehen hat, sind augenscheinlich, und die ge-
ÖSTERREICHISCHE MONAXSS CHRIFT FOR DEN ORIENT.
46
hegten Aussichten auf einen regen Handelsverkehr mit
dem Sudan nach dessen Wiedereroberung wandeln sich
in unbestimmte Hoffnungen für eine entferntere Zukunft
um.
DIE MINERALIEN PERSIENS.
Nach dem „New- York Engineering and Mining Journal"
sind die Mineralquellen Persiens trotz der alten Cultur
des Landes wenig ausgebeutet. Goldminen gibt es an
verschiedenen Stellen, aber entweder ihre Abgelegenheit
oder ihre geringe Erzhaltigkeit stehen gegenwärtig ihrer
Ausbeutung entgegen. Im XIV. Jahrhundert wurde die
Goldwäscherei am nördlichen Rande der grossen Salz-
steppe, südlich von Damghan, längs des Kuh-i-zar, ge-
trieben, die Tonne (looo ig) Goldsand ergab bei der
Wäsche 2 — 3 g Gold. Im Bulmus-Basch-Gebirge ergibt
die Tonne Gestein o'3 bis 0'4 g. Etwa i im von Kawend
ist ein goldhaltiges Lager, aus dem 0*3 1 1 g Gold per
Tonne gewonnen worden sind. An jener Stelle sind auch
Eisenoxydablagernngen, die bei der Probe als grösste
Goldausbeute 0'525^ per Tonne ergeben haben. Im Ge-
birge bei Turkobeh sollen alte Goldrainen in Quarzadern
gefunden worden sein. Goldhaltige Quarzadern sollen auch
2 oder 3 im westsüdwestlich und westlich von Mesched
nahe bei Turkobeh sein. In der Nähe von dort, bei
P'ahr-Üaud, nahe bei Bosmischk, sind alte, mit Wasser
gefüllte Kupferbergwerke, der Schwemmsand in deren
Nähe soll bei der Untersuchung 11^ Gold per Tonne
ergeben haben.
Silberminen soll es zwischen Tasan und Sahadan in
der Nähe von Dostah im Kuh-i-nugre geben, die Art des
Erzes ist nicht bekannt. Im Sendschanbezirk nordwestlich
von Murassu, 38 im westsüdwestlich von Sendschan, in
den Turbetbergen befindet sich ein Silberbergwerk. Die
Erzader, die sich im Granit befindet, enthält Quarz und
Schwefelkies, das Erz ergibt 46 g Silber auf die Tonne.
Am Arghungebirge, etwa 15 km ostnordöstlich vom
Tahkt-i-Soleiman ist ein Silber-Blei-Erzlager und etwas
weiter nordwestlich das sogenannte Uriard-Bergwerk. Die
Erzadem, die durch Glimmerschiefergestein gehen, sind
r5 — r20 cm dick. Die Bergwerke haben sieben etwa
100 m tiefe Schachte, die sich durch häufige Einstürze
in Folge der langen Bearbeitung für die Bergleute ge-
fahrlich erweisen. Von den in den Bergwerken beschäftigten
I 10 Personen verunglücken jährlich 2 '5 Percent. Die
Werke fördern jährlich etwa 15 / silberhaltiges Blei, das
bei der Verarbeitung durchschnittlich 346 g Silber auf
die Tonne ergibt. Ein altes Silberbergwerk ist am Afschar,
einem Nebenfluss des Saruk, 18 ^ot vom Tahkt-i-Soleiman,
das sieben bis zu 40 m tiefe Schachte hat ; das silber-
haltige Blei soll bis zu 676 g Silber auf die Tonne er-
geben haben. Silberminen sollen auch nahe bei Dschiruft
etwa 50 im südöstlich von Kerman und in den Basru-
bergen zwischen Ghavaschir und Tars und nahe bei
Rey sein.
Quecksilber wird in dem Basalt nahe bei Sandschiek,
Kiz, Kapan, Kurakeia, drei Ortschaften im Afschari
(Jrubenbezirk, vermuthet. In ileni goldhaltigen Gestein be-
Saraschuran ist Zinnober entdeckt worden.
Kupfererz kommt häufig in Persien vor, und früher
wurde auch Kupfer aus Persien ausgeführt. Die meisten
der Kupferbergwerke sind jetzt verlassen, und es ist
schwierig anzugeben, welches von ihnen noch der Be
arbeitung werth sein möchte.
Zinnerz soll in der Provinz Asterabad im Nordosten
Persiens und in der Provinz Täbris im Nordwesten
Persiens vorkommen.
Antimonerz (Spiessglanz) gibt es in Persien, doch sind
die Fundorte den europäischen Mineralogen nicht be-
kannt. Es wird in Teheran unter dem Namen Surmeh
verkauft und zum Schwärzen der .\ugenbrauen verwendet.
Nicht weit von der Bleigrube am Afschar sind im Kalk-
stein Spiessglanzstreifen von 4 — 5 cm Dicke, aber es ist
nicht bekannt, ob die Lager abbaufähig sind.
Realgar (rothes Schwefelarsen) wird im Tahkt-i-
Soleiman-Gebirge in der Provinz Aserbeidschan i4'5 km
vom nördlichen Arm des Saruk gewonnen. Dort wird
Realgar in Adern von 033 — 0*50 m Breite in Verbindung
mit Melaphyr (schwarzem Porphyr) und Schiefer ange-
troffen. Das Mineral wird in Hamadan zu 330 Frs. fiir
die erste, 170 für die zweite, 100 Frs. für die dritte
Sorte verkauft. Bei der Gewinnung sind acht Arbeiter
thätig, die nur sieben Monate im Jahr arbeiten, da die
Gegend im Winter unzugänglich ist. Fünf Stunden nördlich
nahe bei dem Dorfe Goramis, ferner in der Gegend von
Kaswin und in der Nähe des Bleibergwerkes am Afschar
kommt gleichfalls Realgar vor.
Schwefel findet sich in Persien an zahlreichen Stellen
vor, so am Krater des ahen Vulcans Demawend, östlich
von Teheran, ferner südöstlich von Tasch im Eiburs-
gebirge, sodann in Nordwestpersien zwischen Mesched-i-
Suleiman und den Asmaribergen. Bei Sendan in der
Provinz Aserbeidschan wird Schwefel gewonnen, der in
der Stadt Sendschan zum Verkauf kommt. Wenige Kilo-
meter westlich von der Realgarmine im Tahkt-i-Soleiman-
Gebirge ist ein Schwefelbergwerk, in welchem etwa
60 Arbeiter zur Sommerszeit thätig sind. Schliesslich
kommt Schwefel noch 8 im von Koramis vor.
Eisenerz findet sich häufig in Persien, so trifft man
bei Kara Erz mit ungefähr 60 Percent Eisen und im
Teridanbezirk am nördlichen Abhänge vom Serdi-Ruh-
Gebirge Erze mit 5559 Percent Eisen.
Manganerz wird in kleinem Umfang bei Kirman ge-
funden.
Kobalterz kommt bei Jamsar im Bezirk von Kaschan
vor. Kobalt und Nickel sind femer in den Schemeriam-
und in den Sahend-Bergen gefunden worden.
Von Edelsteinen, die in Persien gefunden werden, sind
vornehmlich Türkisen zu nennen. Sie sind schon von
altersher in Persien gegraben worden. Alte Bergwerke
sind nahe bei Maiden, dem alten Paschan, gefunden
worden. Diese sind seit langer Zeit, vielleicht seit
Tausenden von Jahren, ausgebeutet worden und fördern
noch gute Steine. Sie befinden sich am Südabhange des
Eibursgebirges in der Provinz Chorassan und am Rand
der Salzsteppe. Dort gab es noch jüngst nicht weniger
als 266 Gruben, viele von ihnen verlassen, die tiefste
ist 42 m. Die Gruben gehören der Regierung, und das
Recht, sie auszubeuten, wird auf bestimmte Zeit vergeben,
welches Verfahren dauernden Verbesserungen der Berg-
werke im Wege steht. Die Gruben werden nicht aus-
gezimmert und nur in einfacher Weise ausgebeutet. Die
Steine werden hauptsächlich nach Teheran und Russland
versandt, der Werth der jährlichen .\usbeute kann auf
etwa 8000 £ geschätzt werden. Alte Gruben gibt es
auch noch bei Kerman und Kawik sowie bei Maschis.
Neue Gruben sind bei Jesd und Seistan.
Kaolin findet sich bei Kerman-Schah, Erdfarbe bei
Isfahan.
Steinkohle wird im Eibursgebirge, im Scharud-Fluss-
gebiet und längs des Kewetschflusses gefunden. Die Kohle
hat sich als sehr gut erwiesen. Braunkohle gibt es nahe
bei Täbris.
Petroleum wird in den Tertiärlagerungen am Südwest-
rand des persischen Hochlandes angetroffen, ebenso am
persischen Golf Auch in der Nähe des Dalakhiflusses
an der Strasse von Buschär nach Schiras sind Quellen
gefunden worden. Im Darabgebirge sind (^>uellen, aus
denen das Oel ausgesickert ist und sich allmälii! zu einer
Art .Asphalt verdichtet hat. Ein Asphaltlager ist auch bei
Srndschari gefunden worden.
Salz trifft man reichlich in Persien, sowohl als Stein-
salz wie in Salzseen, der grösste von diesen ist der
Urmiasee in Aserbeidschan.
Borax kommt an verschiedenen und in besonders
grossen Massen am Rande der Siwdschan-Salzwüste vor.
46
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Alaun wird bei Sadikan und an benachbarten Orten
gewonnen. Dort beträgt die Jahresproduction 550 bis
600 / zu 1000 kg, der Werth stellt sich auf 50 bis
235 Frs. für die Tonne je nach der Reinheit des Salzes.
Alaungestein wird ferner in der Siaruh-Salzsteppe nörd-
lich von Teheran ausgebeutet, auch in Ostpersien wird
Alaun unter Anwendung eines alten in Europa längst
vergessenen Verfahrens gewonnen.
Von sonstigen Mineralien Persiens ist noch Salpeter
zu nennen, der an einigen Orten als Ausschwitzung des
Bodens und an anderen in Höhlen vorkommt.
Persien besitzt somit grosse Mineralschätze, sie werden
indess zur Zeit nur in geringem Umfange ausgebeutet.
CHRONIK.
Asien.
Asiatische Türkei. In den Vilajets Wan, Siwas, Bitlis,
Diarbekr, Marasch und Aleppo herrscht Hungersnoth.
Arabien. Die Regierungen Frankreichs und Englands
kommen überein, dass Frankreich in Maskat unter den
gleichen Bedingungen wie England ein Kohlendepot er-
halte. — In Dscheddah kommen täglich Erkrankungen
und Todesfälle an Pest vor. In Folge der aus sanitären
Gründen getroffenen Verfügung, dass die Pilger die Stadt
nicht betreten dürfen, brechen Unruhen aus, die Sanitäts-
baracken werden demolirt, die Aerzte vertrieben und
Pilger geplündert. Der Befehl des Sultans, die zur Wieder-
herstellung der Ruhe und Durchfuhrung der Sanitäts-
maassregeln erforderlichen Anordnungen zu treffen, ist
nur dadurch durchführbar, dass der Gesundsheitsrath auf
gemeinsames Ersuchen des Consularcorps die Gesundheits-
maassregeln wieder aufhebt, durch die den Pilgern der
Einzug in Dscheddah verboten wurde.
Persien. Eine persische Strafexpedition greift die Stadt
Lingan an, deren Araberscheikh sich empört hatte. Das
Fort ergibt sich nach einem 36 Stunden dauernden
Gefecht; der Scheikh, der Vezir und die Garnison ent-
kommen. Der Verlust der Perser und der Araber beträgt
je ca. 20 Mann.
Centralasien. Die russische Geographische Gesellschaft
rüstet eine neue F^xpedition zur Erforschung Centralasiens
aus. Die Expedition, für deren Thätigkeit zwei Jahre in
Aussicht genommen sind, wird unter Führung des Lieutenants
Koslow ihren Weg durch die Westmongolei und die
Wüste Gobi nehmen, das Nanschangebirge überschreiten
und durch das Kukunorgebiet zum Oberlauf des Gelben
Flusses vordringen.
Indien. Aus dem Fort Paratschinar im Kuramthaie
wird gemeldet, dass eine britische Truppenabtheilung
mit Unterstützung von 500 befreundeten Eingeborenen
den Stamm der Tschamkanni angriff und schlug. Mehrere
von diesen fielen, ,100 geriethen in Gefangenschaft, neun
Dörfer wurden zerstört und 3000 Stück Vieh erbeutet. —
In der Präsidentschaft Bombay nimmt die Pest ab und
verliert ihren heftigen Charakter ; in Calcutta nimmt die
Pest zu, und die Todesfälle mehren sich.
China. Der italienische Gesandte verlangt im Tsungliyamen
die Verpachtung der Sanmunbai (Provinz Tschekiang) an
Italen mit einer ähnhchen Zone, wie bei der deutschen
Concession in Kiautschau, den Einschluss dreier in der
Nähe der Küste gelegenen Inseln in das Pachtgebiet,
und die Concession zum Baue einer Eisenbahn nach dem
in Kiangsi gelegenen Poyangsee; bei dem Baue der
Bahn und bei der Ausbeutung der Minen verlangt Italien
die Einräumung von solchen Vorzugsrechten, welche denen
entsprechen, die Deutschland in der Provinz Schantung
erhielt. Das Tsungliyamen verweiger* die Entgegennahme
dieser Forderung. — In der Provinz Schantung brechen
Unruhen aus, da in Folge der Ueberschwemmungen des
Hoangho zwei Millionen Einwohner der Hungersnoth
preisgegeben sind. Die fremdenfeindliche Bewegung dauert
an. In Kitschau und Jütschau werden Plünderungen be-
gangen. Der Bezirk vonjitschau, südwestlich von Kiautschau,
ist im Zustande des Aufruhrs. Die deutsche katholische
Station von Tutschau bei Jitschau ist ausgeraubt und zer-
stört worden. In der Südostecke der Provinz Schantung
nimmt die Gährung zu, in Itschaufu herrscht grosse Be-
unruhigung. Es ist zu erwarten, dass Deutschland ein-
greifen werde. — Der belgische Gesandte wendet sich
an das Tsungliyamen wegen Ueberlassung einer Concession
in Hankau zum Baue eines Bahnhofes der nach Luhan
führenden Eisenbahn. — Die chinesische Regierung sucht
alle betreffenden europäischen Regierungen zur Zurück-
ziehung der Wachen von den Gesandtschaften zu be-
wegen. — Die Gesandten Englands, Deutschlands und
Amerikas fordern vom Tsungliyamen die Regelung der
Frage der Erweiterung der Fremdenniederlassung in
Shanghai, die in Folge der französischen F"orderungen
täglich complicirter wird. — Eine neue Truppenbewegung
findet in der Richtung auf Peking statt. Die Kangsu-
truppen, welche die Unruhen im vorigen Herbst verur-
sachten, beabsichtigen, in unmittelbarer Nähe im Norden
der Stadt zu lagern. — In Hongkong kommen Er-
krankungen und Sterbefälle an Pest vor.
Sumatra. Die Anhänger Tuku-Umar's ziehen sich nach
dessen Tod nach Tamseh in eine Gebirgskluft zurück,
um von hier aus das frühere Räuberhandwerk wieder
aufzunehmen. Die holländischen Truppen rücken unter
Oberst van Heutsz von Segh aus gegen Tamseh vor,
doch wird dies, obwohl stark befestigt, vor ihrer Ankunft
vom Feinde verlassen ; Panglima Polim, nach Tuku-
Umar's Tod der Anführer des Widerstandes, flieht nach
der Westküste und wird von van Heutsz verfolgt. Der
Sultanatsprätendent von Atjeh, Tuanku Muhammed Daud,
hatte die Absicht, sich den Holländern zu ergeben, doch
zerschlagen sich die Unterhandlungen, da General van
Heutsz die Unterwerfung des Prätendentsultans auf Gnade
und Ungnade verlangt; zu dessen Verfolgung werden die
nöthigen Anordnungen getroffen.
Banka. In den Zinngruben von Banka bricht ein Auf-
stand der Arbeiter aus, zu dessen Dämpfung Truppen
abgeschickt werden müssen.
Philippinen. Die Verhandlungen wegen Freilassung der
von den Philippinern gefangen gehaltenen Spanier stocken,
da die spanische Regierung ein zu geringes Lösegeld
bietet, da auch Aguinaldo der Freilassung widerstrebt,
weil der jetzige Kriegsminister seinerzeit als General-
gouverneur der Philippinen den Insurgentenführer Rizal
erschiessen Hess, und da endlich auch General Otis die
Fortsetzung der Unterhandlungen zwischen den Spaniern
und den Philippinern untersagt, um diese nicht in den
Besitz des Lösegeldes gelangen zu lassen. Auf der Insel
Negros werden die Amerikaner gut aufgenommen. Die
Eingeborenen der Inseln Ticao und Mafale ersuchen den
General Otis, Truppen zu senden, um die Aufständischen
zu unterwerfen. Diese greifen einen Erkundigungszug
der Amerikaner bei Iloilo an, und diese müssen sich
vor der Uebermacht des Feindes zurückziehen. Die Auf-
ständischen greifen den amerikanischen Posten bei den
Wasserwerken von Manila an, müssen sich aber nach
einem hitzigen Gefechte zurückziehen. Sie halten den
Bergrücken besetzt, der Pasig beherrscht, werden von
den Amerikanern mit schweren Verlusten zurückgeworfen
und greifen nach verschiedenen kleinen Gefechten die
Amerikaner bei Pateros und Pasig an, wobei sie zurück-
geschlagen werden. Die Amerikaner besetzen Pasig und
Pateros und rücken nach heftigen Kämpfen über ihre
Stellungen hinaus vor. Die amerikanischen Kanonenboote
befinden sich im Besitze der Lagunade-Bai. Die Auf
ständischen werden von der Pasigflusslinie nach der
Provinz Morong zurückgetrieben. Nördlich von Manila
findet zwischen den Amerikanern und den Philippinern
ein zweitägiger heftiger Kampf statt, wobei beide Theile
grosse Verluste erleiden. Die Insurgenten werden aus
ihrer ersten Verschanzungslinie von Malabon bis Nova-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
47
liches hinter Polo zurückgeworfen ; sie stecken die Stadt
Malabon (und Bulakan?) in Brand un<i ziehen sich gegen
Malolos zurück.
Afrika.
Marokko. Die marokkanische Regierung gibt dem
Drucke Deutschlands nach und erledigt dessen Ansprüche.
Abessvnien. Der Negus Menelik empfängt Ras Man-
gascha und Sebath, die mit Steinen um den Hals vor
ihm erscheinen. Ras Makonnen verlässt danach das
kaiserliche Lager, um nach Tigre zu gehen.
Aegyptischer Sudan. Der Khalifa unternimmt Raubzüge
in der Umgegend von Ed-Duem und plündert die Dörfer.
Kanonenboote streifen den Nil südlich von Omdurman
ab, um die Derwische an Ansammlungen an den Ufern
zu verhindern. Ein Erkundigungszug trifft die Truppen
des Khalifen in der Nähe des Scherkela-Sees. Der
Khalifa leidet an Aussatz. — Ein abessynisches Heer
(35.()(jo Köpfe sammt Weibern und Dienern) geht unter
dem Dedschaz Tessama gegen den Nil vor. Tessama
pflanzt die grün-gelb-rothe abessynische Flagge überall
am rechten Ufer des Nils bis zur Mündung des Sobat
auf und kehrt nach Adis Abeba zurück. Ein diesen Zug
begleitender Franzose, Faivre, pflanzt am linken Ufer
des Nils die französische Flagge auf. — Der Bau der
Eisenbahn nach Khartum schreitet rasch vor und ist
bis auf 8 > km südlich vom Atbarartusse gediehen. Die
Bahn soll gegen November vollendet sein.
Französischer Sudan. Ein grosser Trupp Europäer soll
auf dem Wege nach Aintaba von Tuaregs angegriffen,
doch diese nach erbittertem Kampfe zurückgeschlagen
worden sein. Die F^uropäer sollen die Hälfte ihrer Aus-
rüstung und gegen loo Todte verloren haben. Der Ort
des Angriffes ist ungenau angegeben, es kann sich aber
nur um die französische Mission Foureau-Lamy handeln;
diese sind mit einer beträchtlichen Truppenmacht im
Auftrage der französischen Regierung und der geogra-
phischen Gesellschaft auf einer Forschungsreise durch
die Sahara begriffen, deren Ziel der Tschadsee oder,
nach anderer Behauptung, Timbuktu sein soll. Dagegen
wird von anderen Seiten gemeldet, dass die Expedition
F'oureau-Lamy sich wohlbehalten in Agades, südlich der
Gebirgslandschaft Air oder Asbcn, befindet und dort
mehrere Monate zu verweilen gedenkt.
Ueber die Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete im
Sudan bestimmt das Abkommen zwischen Frankreich
und England Folgendes: Von der nördlichen Grenze
des belgischeu Congostaates ab bis zum 15. Breiten-
grad wird die Abgrenzung von einer gemischten Com-
mission vorgenommen. Grundsätzlich ist abgemacht, dass
England die Gebiete von Bahrel-Ghasal und Darfur be-
hält, während Frankreich Wadai, Bagirmi und Kanem
und im Allgemeinem alle Gebiete behält, die östlich
und nördlich vom Tschadsee liegen. Nördlich vom
15. Breitengrad erkennt England an, dass die fran-
zösische F'.influsssphäre sich bis zu einer Linie hin-
zieht, die unter dem Wendekreis des Krebses mit
der westlichen Grenze der nubischen Wüste zusammen-
fällt. Vom Nil bis zum Tschadsee und zwischen dem
5. und dem 15. Breitengrad geniessen beide Länder
gleiche handelspolitische Rechte
Goldküste. Eine Haussa-Abtheilung wird nach dem
Hinterlande der Goldküste abgesandt. Unter den dortigen
Eingeborenen der nördlichen Bezirke soll Unzufrieden-
heit wegen Nahrungsmangels und der zwangsweisen Hilfe-
leistung bei Ausdehnung des Tekgraphennetzes herrschen.
— Die Erhebung iler Hüttensteuer geht in aller Ruhe
von statten.
Nigergebiet. Der Feldzug gegen Sokoto ist in Vor-
bereitung. Er wird beginnen, sobald die neue Verwaltung
eingesetzt und die französisch-englische Convention gut-
geheissen sein wiril.
Britisfh-Ostafrika. Der abgesetzte Despot Muanga 'ver-
sucht noch immer in Uganda, die Muhammedaner gegen
die Christen aufzuhetzen. Auch der umherirrende Häupt-
ling von Unyoro, Kabarega, hat sich noch nicht unter-
worfen. Die Zahl der meuterischen sudanischen Truppen
ist zwar stark vermindert, doch sind diese noch immer
stark genug, um der kleinen Streitmacht de» Schutz-
gebietes zu schaffen zu geben. — In mehreren grossen
Bezirken herrscht in Folge der Zerstörung der Ernten
durch Heuschrecken Hungersnoth. — Die Eisenbahn
von Mombassa nach dem Inneren zum Victoria-Nyanza
ist bis auf eine Strecke von 393 km vollendet, und der
Verkehr für Reisende und Güter bis zur Station Sulun
Hamud in der Nähe von Muani {120 km nördlich vom
Kilimandscharo) eröffnet.
Kamerun. Das kleine Commando der Polireitruppc
der Station Buea meutert, die Verschwörung wird ver-
rathen und die Meuterer werden entwaffnet. Mehrere
von ihnen werden auf der Flucht niedergeschossen und
verwundet, Andere zum Tode und zu Freiheitsstrafen
verurtheilt. — Die Wüte- Adamana -Expedition, deren
Zweck es ist, den Sclavenjagden des berüchtigten und
mächtigsten der Wute-Häuptlinge, Ngilla, die er in letzter
Zeit wieder bis südlich von Sänaga in den unmittelbaren
Bereich der Militärstation Yaünde ausdehnte, ein- für
allemal ein Ende zu machen, hat einen entscheidenden
Erfolg zu verzeichnen. Der Commandeur der Schutz-
truppe, Hauptmann v. Kamptz, hat die befestigte Ngilla-
stadt im Sturm genommen ; der Feind floh unter starkem
Verluste, und seine Verfolgung wurde eingeleitet Der
grössteTheil der Flüchtlinge, mit ihnen der neue Ngilla
(der alte Ngilla ist gestorben) soll die Richtung auf Ngutte
eingeschlagen haben, ein anderer Theil hat sich nord
westlich nach Watare gewandt.
Congostaat. Baron Dhanis hat in Kalambarre sein
Hauptquartier aufgeschlagen. Mogala ist beruhigt. Die
Budschas unterwerfen sich den Trupptn Lothaire's und
liefern ihm ihre Waffen aus.
Südafrikanische Republik. General Joubcrt geht nach
den nördlichen Bezirken ab, da ein neuerlicher Aufstand
der Magatos erwartet wird.
Australien.
Samoa. Die hiesige Angelegenheit nimmt einen schlimmen
Verlauf. Die provisorische Regierung bleibt weiter pro-
visorisch und Chambers bleibt Oberrichter. Das Urtheil
Chambers' über die Königswahl zu Gunsten Malietoa
Tanu's wird nicht in Kraft gesetzt; Tanu bleibt an
Bord des englischen Kriegsschiffes „Porpoise". In Folge
der Drohungen der Anhänger Mataafa's, dass sie die
Dörfer Malietoa's in Savaii in Brand stecken würden,
falls die Bewohner nicht Steuern und Soldaten für
Mataafa schickten, besucht der britische Consul Savaii
an Bord der „Porpoise" und droht, im Falle eines
Friedensbruches die Dörfer Mataafa's zu beschiessen.
Die Krieger Mataafa's nehmen eine drohende Haltung
an. Admiral Kautz fordert Mataafa auf, mit seinen
Leuten nach ihren Wohnjjlätzen zurückzukehren. Mataafa
verlässt Mulinu und geht ins Innere. Der deutsche
Consul erlässt gegen die Aufforderung des Admiials
Kautz eine Gegenproclamation. Mataafa und seine Leute
versammeln sich kriegsmässig und umzingeln Apia. Die
Amerikaner befestigen Mulinu, wohin Anhänger Tanu's
flüchteten. Die Leutt^ Mataafa's verbarricadiren die
Strassen innerhalb der Grenzen der Muoicipalität und
besetzen britische Häuser. Sie werden unter .-Vndrohung
der Beschiessung von amerikanischer und englischer
Seite aufgefordert, das Gebiet der Municipalität zu
räumen. Die I^ute Mataafa's ignoriren die Auffordening
und beginnen die Stadt anzugreifen. Die anieakanischen
Schiffe eröffnen das Feuer und schiessen mit den eng-
lischen Schiffen die Mataafa anhängenden Dörfer um
Apia acht Tage lang in Grund und Boden.
48
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
MISCELLEN.
Die Europäer in Persien. Das Vorgehen der Euro-
päer in Persien und die Versuche, dieses von Natur
reiche Land zu neuem Leben zu erwecken, sind der
Gegenstand einer interessanten Studie N. Charusin's im
Märzband der „Russk. Myssl.". Wir entnehmen nach der
deutschen „St. Petersb. Ztg." dem Aufsatze die resumirenden
Schlussabschnitte:
„Die Culturarbeit in Persien hat bereits begonnen, sehr viele
Versuche der Europäer, die schlummernden Kräfte Persiens zum
Leben zu rufen, sind aber fehlgeschlagen ; die Schuld liegt natür-
lich hauptsächlich auf der Seite Persiens, doch nicht allein.
Vieles ist auch dadurch verdorben worden, dass die Europäer
sich an Unternehmungen heranwagten, ohne zu diesen in ge-
nügender Weise durch Kenntniss der natürlichen Reichthümer
des Landes und des Charakters der persischen Nation vorbereitet
zu sein. Oft suchen die Europäer, nur von ihren Handelsinter-
essen geleitet, Persien zu exploitiren, ohne ihm irgend etwas als
Ersatz zu bieten : sie vergessen, dass die wirthschaftliche Hebung
des Landes, das sie sich zum Markt erwählt' haben, ihren eigenen
Interessen nur entspricht. . . In dem Bestreben, sich den persi-
schen Markt zu eröffnen, suchen die Europäer das Land nur mit
ihren Waaren zu überschwemmen. Die Intentionen aller grösseren
Mächte Europas sind darauf gerichtet, und sie erzielen darin
mehr oder weniger bedeutende Erfolge; Alles findet in Persien
Abnehmer.
Am meisten aber wird die civilisatorische Thätigkeit der Euro-
päer durch die Thatsache behindert, dass Persien ein Mittel-
punkt politischer Intriguen, ein Spielzeug in der Hand der um
den politischen Einfluss ringenden Mächte ist : die Unter-
nehmungen des einen Staates, die ihm Nutzen bringen könnten
und gleichzeitig das Wirthschaftsleben Persiens zu heben ge-
eignet wären, stossen bei einem politischen Gegner auf den
grössten Widerstand ; den Schaden davon hat Persien. Im Augen-
blick wogt der Kampf hauptsächlich zwischen England und
Russland, und letzterem ist es thatsächlich gelungen, England
aus den nördlichen Provinzen Persiens fast ganz zu verdrängen.
Im Vergleich zu der kurzen Spanne Zeit, in welcher der russi-
sche Handel das nördliche Persien erobert hat, sind die Re-
sultate immerhin recht bedeutend. Doch auf manchem Gebiet
steht hier der russische Handel auch heute noch hinter dem-
jenigen anderer Mächte zurück. Russland importirt aus Persien
immer noch mehr, als es dorthin exportirt. In letzter Zeit ist
ihm ein neuer gefährlicher Concurrent in Deutschland erwachsen.
Die deutsch-persische Handelsgesellschaft in Bremen hat neuer-
dings in Bundschir ein Hauptcomptoir und in Bender-Abbas,
Schiras und anderen Städten Filialen angelegt. Da diese Gesell-
schaft über grosse Capitalien verfügt, ist es ihr gelungen, die
ersten schweren Jahre zu überwinden, und jetzt operirt sie mit
sehr gutem Erfolg. Parallel damit laufen die Bestrebungen um
Vermehrung der deutschen Handelsflotte in den persischen Ge-
wässern. Das Ringen der Europäer um die Vorherrschaft auf dem
persischen Markt, das nicht selten durch Erwägungen politischer
Natur noch mehr verwickelt wird, macht gegenwärtig ein kriti-
sches Stadium durch. All die Unternehmungen, die den Zweck
hatten, die natürlichen Reichthümer des Landes durch Ver-
besserung der Handelswege zu fructificiren, die Begründung
neuer und die Vervollkommnung alter Industrien, alles das hat
nicht die gewünschten Resultate gehabt, und zwar zum Theil in
Folge des gegenseitigen Antagonismus der Europäer und des
Mangels an Erfahrung bei ihnen, hauptsächlich aber in Folge
der Unwissenheit der leitenden Kreise in Persien. Fraglos
werden die europäischen Staaten mit der Zeit einen modus
vivendi im Kampfe um ihre Interessen finden. Dann wird es
darauf ankommen, die Hindernisse zu überwinden, an denen
bisher alle Culturbesfrebungen der Europäer und alle Reformen
der Schahs gescheitert sind. Wird aber die culturelle Thätigkeit
der Europäer bei der durch ihre Corruption, ihre Verlogenheit
und ihren Aberglauben berüchtigten Bevölkerung Persiens Unter-
stützung finden ? Vielleicht wohl ! Trotz seiner vielen Charakter-
mängel, die das Product eines schlechten Verwaltungssystems
und ungünstiger Wirthschaftsverhältnisse sind, bietet der Perser
doch die nöthigen Garantien für die Aneignung europäischer
Cultur. Persien besitzt kein gutes Heer, doch jeder Kenner des
Landes wird gern zugeben, dass ein solches geschaffen werden
kann. Der Perser ist arbeitsam, talentvoll und von hervor-
ragender geistiger Veranlagung; wenn er sich nicht unter dem
Druck seiner administrativen Organe befindet, eignet er sich
leicht das an, was ihn der Ausländer lehrt ; er hat viel Ge-
schmack, er ist ein guter Handwerker, ein fleissiger Ackerbauer,
ein gewandter Kaufmann. Der Boden für die Culturarbeit der
Europäer ist da, und so sehr sich die Verfassung, namentlich
die Administration Persiens überlebt hat, so lebensfähig sind die
inneren Kräfte Irans. Persien schlummert noch, doch von Zeit
zu Zeit öffnet es seine Augen und schaut hinüber nach Europa ;
viele Perser haben für die traurige Lage ihres Vaterlandes volles
Verständniss. . ."
Chinesisches Bettlerthum. Maurice Courant, der sich
durch langjährigen Aufenthalt in China eine genaue
Varantworüicber Bsdactenr: K. t. BOüSSLBE.
Kenntniss des chinesischen Lebens erworben und gegen
wärtig den Lehrstuhl für chinesische Sprache am College
de France inne hat, veröffentlicht eben in den „Annales
des Sciences politiques" einen interessanten Artikel über
das Vereinswesen im Himmlischen Reiche. Bekanntlich
sind die Vereine dort sehr zahlreich: es gibt geheime
und öffentliche, humanitäre und ökonomische, religiöse
und profane, städtische und ländliche, locale und Kreis-
vereine. Am interessantesten aber sind die Vereine der
Bettler, die ein regelrecht organisirtes Syndicat bilden.
Um sich die Bettler vom Leib zu halten, sehen sich die
Chinesen gezwungen, sich mit deren Oberhaupt ins Be-
nehmen zu setzen und ihm regelmässig eine bestimmte
Summe zu entrichten. Dieser Vorstand hat die Juris-
diction über alle Bettler, die zu seinem Bezirke gehören.
Zweimal jeden Monat vertheilt er unter seine Leute je 200
bis 300 Sapeken und ein Pfund Brot; die Widerspen-
stigen bekommen Stockhiebe. Die Würde des Ober-
hauptes der Bettler, die schon vor 1 000 Jahren in Peking
existirte, ist seit dem XVII. Jahrhundert in mehreren
Familien erblich, denen von der Staatsbehörde die ver-
schiedenen Bezirke zugewiesen werden. Eine dieser
Familien, die der Tchao, hat im Laufe der Jahre ein
beträchtliches Vermögen erworben, führt ein luxuriöses
Leben und hat zahlreiche Dienerschaft. In den Provin-
zialstädten bestehen ähnlich organisirte Bettler vereine,
imd eine Zeitung von Shanghai berichtete neulich, dass
ein solcher Bettlerhäuptling sich vor den Thoren der
Stadt ein prächtiges Landhaus erbauen Hess.
Von einem chinesischen Theaterstücl(, das ohne Zweifel aus
dem Boden des eigentlichen Volksgeistes entwachsen ist und
seinen Eindruck auf das Gemüth der Zopfträger nicht verfehlen
dürfte, theilt die „Köln. Ztg." nach der „China Review" den
Inhalt mit. Der Titel: „Das Weib des Auswanderers" deutet
schon an, dass es sich um die merkwürdigen Verhältnisse der
unzähligen alljährlich auf lange Zeit ins Ausland wandernden
Chinesen handelt. Der Held des Stückes, Namens Lim, aus dem
Dorfe Lamje, ist in die Fremde gegangen und hat sein junges
Weib unter der Obhut seiner Mutter zurückgelassen. Dreizehn
Jahre bleibt er verschollen, und unterdessen kämpfen die beiden
Frauen fleissig und redlich um ihr tägliches Brot, wobei die
jüngere ihrer Schwiegermutter eine musterhafte Zuneigung und
Anhänglichkeit erweist. Schliesslich dringt aber die Noth allzu-
hart auf sie ein, und sie sehen sich dem äussersten Mangel
gegenüber. Da kommt ein Mann aus der Fremde in die Heimat
zurück, der den Frauen erzählt, er habe eine Zeitlang mit Lim
zusammengearbeitet ; dieser sei aber jetzt gestorben. Die beiden
Frauen sind über die Nachricht zunächst völlig trostlos, doch
gibt gerade dieses Ereigniss die Aussicht auf eine Befreiung aus
ihrem Elend. Frau Lim findet wieder Bewerber; ein Mann aus
der Familie Sou freit um sie und erhält ihr Jawort unter der
Bedingung, dass ihre treuverehrte Schwiegermutter sie so oft be-
suchen dürfe, wie sie wolle. Darauf wird die Hochzeit unter allen
üblichen Gebräuchen gefeiert, und nun hat die Noth ein Ende.
Alles geht gut, bis eines Tages Sou und seine junge Frau bei
einem Besuche der Schwiegermutter den todtgesagten Lim an-
treffen. Da haben wir also einen chinesischen Enoch Arden, der
höchstwahrscheinlich bedeutend älter ist als sein bekannter
Schicksalsgenosse aus England. In dem chinesischen Stücke kommt
es zu einem Process, indem Lim den Sou anklagt, ihm sein Weib
gestohlen zu haben. Sou dagegen bringt die Urkunden seiner
Verheiratung vor die Behörden, und die beiden Frauen berichten
den ganzen Vorgang der Wahrheit gemäss. Nun wird aber erst
die Sache schwierig, da keiner der Ehemänner seinen Anspruch
auf die Frau aufzugeben geneigt ist. Glücklicherweise aber war
der Fall vor einen chinesischen Salomo gekommen, der auch
dafür einen Rath wusste. Die weitere Verhandlung wurde auf
den nächsten Morgen vertagt und die doppeltbegehrte Frau bis
dahin im Gerichtsgebäude zurückbehalten. Am nächsten Tage er-
neuert der Richter seinen Vorschlag auf friedlichen Ausgleich,
aber wiederum steifen sich beide Parteien auf ihr geschriebenes
Recht. Da kommt plötzlich ein Gerichtsdiener mit der Nachricht
hereingestürzt, die junge Frau habe sich in der Nacht erhängt.
Dadurch bekommt die Verhandlung eine andere Richtung, und
es soll nunmehr entschieden werden, wer von den beiden Männern
die Kosten des Begräbnisses zu tragen hat. Alsbald hat sich
Sou, der zweite Mann, davon überzeugt, dass die Ansprüche des
Lim doch der Zeitdauer halber gerechter sind, und will nunmehr
angesichts der veränderten Sachlage zurücktreten. Daher wird
Lim in das alleinige Recht des Ehemannes wieder eingesetzt und
soll die Kosten der Beerdigung übernehmen. Natürlich aber
kommt es nicht dazu, da die Frau noch lebt und ihr plötzlicher
Tod nur vom Richter erdichtet war. Die ganze Erzählung, die
etwas ungemein Anmuthendes hat, dürfte trotz ihrer Anklänge
an biblische und andere Muster echt chinesischen Ursprungs sein.
GH. RBISSBK k U. WBBTBNBR, WIBN.
Jn\^
•~U"/ OESTERRliICHISCHE "i\^ 80 ^^f
Monatsst|rift ftlr öm font.
XXV. jAHRaANO.
WIEN, APRIL 1899.
Nu. 4 Bbilaob.
"Verlag des k:. k. öaterr. UandelB-I».d:u.»eviiri« "W"lon, I^C./l. Barggaas* 10.
BV Ei-toltelnt Mitte det Honatt. "MI
AbonnemenUbedlnfcnnsen : iDSertlOBSbadlasvnceB
Q«D7.Jährlg 8. W. ä. 5.-, M. 10.—, Fr». 18.50 ohne Poilveriendang. Kdr dl« einmalige Kfnichklinng einer VIertelaelt« ». W. I. S.—.
, , , fl. 6.60, M. 11. iO, Fn. U.— mit . I
K. k. priv. Südbahn - Gesellschaft.
( ['ahrordnung vom l. M:ii l8'J() J
Am I. Mai tritt, wie alljährlich, auf den im Betriebe der
Südbahn befindlichen Bahnlinien eine neue Fahrordnung in
Kraft, welche mehrfache Aenderungcn und Verbesserungen ent-
hält.
Die Frühjahrs ■ FaktnrdnunK in den Wiener Locahtrecken
wird am 12. Mai eingeführt. Die mit diesem Tage eintretende
Vermehrung der Züge ist aus dem Localfahrplane vom I. Mai
zu ersehen.
Die mit I.Mai bei den Schnellzügen eintretenden usuellen Be-
schränkungen in der Passagieraufnahme und in der Benützung
der III. Wagenclasse in der Wiener Localstrecke sind aus dem
Localfahrplan zu entnehmen.
Die Tagesschnellzügc von Triest und von Leoben verkehren
vom 7. Mai angefangen an Sonn- und Feiertagen von Wiener-
Neustadt ül>er i'ottendorf— MeidÜDg nach Wien. Von den an
Sonn- und Feierlagen in den Abendstunden von Mödling in
der Richtung gegen Wien einzuleitenden Erfordernisszügen
werden wieder — wie im Vorjahre, — einzelne nicht bis
Wien, Südbahnhof, sondern nur bis Meidling verkehren, und
werden die Reisenden hierauf durch Affichcn aufmerksam
gemacht und die betreffenden Züge besonders gekennzeichnet
werden.
Der Kärntner Schnellzug Nr. 5 wird beschleunigt und um
8.20 Früh (bisher 8.35) in Wien eintreffen. Der Wien — Grazer
Personenzug Nr. 12 wird in den Stationen zwischen Wien und
Wiener-Neustadt nicht mehr anhalten und derart beschleunigt,
dass derselbe bei gleicher Ankunft in Graz %tatt 4.30 erst um
5.25 Nachmittags von Wien abgehen wird. Der bisher um 1.40
Nachmittags von Wien abgehende ungarische Zug Nr. 34 302 wird
schon um 10.50 Vormittags von Wien abgehen und in N.-Kanizsa
einen günstigen Anschluss nach Budapest erreichen.
Die Wien — Mür/.zuschlager Verguügungszüge werden vom
14. Mai an nach derselben Fahrordnung wie im vorigen Sommer
an allen Sonn- und Feiertagen in Verkehr gesetzt werden. Dieser
um 5.10 Früh *on Wien abgehende Vorgnügungszug wird in
Leobersdorf, beziehungsweise WöUersdorf und in Wiener-Neu-
stadt auf die Schneel)ergbalm und in ersterer Station überdies
auf die k. k. Staatsb.ihnlinie nach Gutenstein Anschluss finden,
und gelten bei diesen Vergnügungszügen ausser den be*;onders
ermässigten, speciellen Fahrkarten auch alle normalraässigen
Fahrlegitimationen von Wien und Meidling nach Leobersdorf
(beziehungsweise auf die Gutensteincr Linie) und von Wien und
Meidling nach Wiener- Neustadt. Im Verkehre mit der Schnee-
bcrgbahn werden bei diesen Zügen auch dirocte Wagen von
Wien via Leobersdorf— WöUersdorf bis Puchberg und zurück in
Verkehr gesetzt werden.
In Folge der Verschiebungen der bisherigen Lage der Fem-
yerkchrszüge treten auch bei den Zügen der Wiener Localstrecke
mehrfache Aenderungen ein, bezüglich welcher auf den Local-
fahrplan verwiesen werden muss.
Auf der Potttndorfer Linie wird der Zug Nr. 1306 später ge-
legt und erst um 7 Uhr Abends von Wien abgehen.
In der Strecke Marburg — Laibach werden die Züge Nr. 40/A
(Marburg ab 5.10 Früh bis Cilli) und Nr. 18/* (Cilli ab 6 Uhr
Früh bis I.ailiach) beschleunigt und zu einem Zuge von Mar-
burg bis Lailiach vereinigt (Marburg ab 5,05 Früh, Laibach
an 9.07 Vormittags). In der Gegenrichtung wird der Zug
Nr. 17/A (Cilli ab 6 Uhr Abends) bis Marburg ausgedehnt
und daselbst um 1 1 Uhr Abends ankommen. Von Marburg wird
um 10.30 Vormittags ein neuer Personenzug abgehen und bis
Cilli verkehren.
Auf der Linie Marburg — Frantensfesit treten nur gering-
fügige Moditicationen ein, welche aus dem Fahrplan dieser Linie
zu entnehmen sind.
Auf der Linie Kufstein — Ala wird der Zug Nr. 17 (Bozen —
Kufstein) bedeutend rascher verkehren und bei gleicher Abfahrt
von Brixen schon um 11.29 Vormittag (statt wie biiber um
12.10) In Innsbruck ankommen. Zar Herstellung eines An-
schlusses an den um 8. 11 Abends in Wörgl ankommenden Zug
Nr. 103 der k. k. Staatsbahn wird in der Zeit vom 1. Juli
bis 15. September ein neuer Personenzug von Wörgl um 825
abgehen, welcher um 8.48 Abends in Kufstein ankommen und
dort Anschluss nach Bayern finden wird. Im Interesse des Local-
verkehres zwischen Innsbruck und Brenner werden im Hoch-
sommer, d. i. vom 15. Juli bis 15. September folgende neue
Personenzüge in Verkehr gesetzt werden, und zwar:
Täglich :
Innsbruck ab 5. 15 Früh, Brenner an 6.46 Frölt.
Brenner ab 7.09 Früh, Innsbruck an 8.35 Früh.
Ferner an Sonn- und Feiertagen :
Innsbruck ab 3.30 Nachmittags, Brenner an 5.20 Nachmittags.
Brenner ab 8.40 Abends, Innsbruck an 10.10 Abends.
Der schon im Vorjahre bestandene Localzug Innsbruck ab
1.35 Nachmittags bleibt unverändert, während der Gegenzug erst
um 6 Uhr Abends (statt 5.30) von Brenner nach Innsbruck ab-
geben wird.
Auf den Linien der Gras — Köflacher Bahn werden ausser den
im Vorjahre bestandenen Zügen noch folgende neue Personenzüge,
und zwar an Sonn- und Feiertagen verkehren :
Graz ab 6 13 Früh, Köflach an 7.37 Früh, Wies an 8.23 Früh,
Kdflach ab 12.49 Nachmittags, Graz an 2.12 Nachmittags.
Wies ab 5.21 Nachmittags, Lieboch an 7. 31 Abends (im An-
schlüsse an Zug Nr. 613, Graz an 8.28 Abends).
Auf der Ueberetscher Bahn (Linie Bozen — Kaltem) wird in
jeder Richtung ein Zug mehr als bisher verkehren.
Die Sommerf ahrordnung auf sämmtlichen Linien wird am
l. yuni eingeführt und sind die mit diesem Tage eintretenden
Zugsvermehrungen in dem Fahrplanplacat für sämmtliche Linien
vom I. Mai 1. J. bereits enthalten. Für die Fahrordnung der
Zöge in den Wiener Localstrecken vom 1. Juni 1. J. wird ein
nenes Placat erscheinen und wird jetzt schon darauf aufmerksam
gemacht, dass die beschleunigten Personenzüge um 3.50 Nach-
mittags von Wien nach Mürzzuschlag und um 6.20 Früh von
Märzzuschlag nach Wien (an 9 Uhr Vormittags) von Anfangs
Juni an, und zwar an Wochentagen wieder in Verkehr kommen
werden.
Die Fahrpläne in Placat- und Taschenformat, giltig vom l.Mail.J.,
sind an allen Bahnhofscassen, die Taschenfahrpläne der Wiener
Localstrecken auch in den Tabaktrafiken in Wien kSnflich zn
erhalten.
Einstellung des Verkehres der St. Petersburg— Wien— Nizza-
Cannes- Expresszüge.
Der Verkehr der St. Petersburg — Wien — Niiza-Expresszäge
wird mit Knde des Monates April laufenden Jahres für die
laufende Wintersaison eingestellt, nnd zwar wird der letzte Zog
nach Nizza (Cannes) am Samstag den 29. April von Wien (Süd-
bahnhof) abgehen. Am Sonntag Jenjo. AfrtivM dieser Laxusxug
.ib Wien nicht mehr in VerkeKr gesetzt werden. Von Cannes
wird der letzte Zug ebenfalls am 29. April abgehen and am
30. April in Wien eintreffen.
In der Fortsetzung nach RassUnd wird der letzte Zog am
Donnerstag den 27. Apiil von Wien (SüdbahnhoO via Nordbahn
nach Warschau (St. Petersburg) weitergeführt werden," wihrend
der am Dienstag den 25. April von Wien (Südbahnhof) nach
Cannes abgehende Zug der letzte ist, welcher direet von Rassland
;uw in Vi'tkolir gesetit wird.
11
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
K. k, landesbefugte
GLASFABRIKANTEN
OegrBndet
1813.
S. REICH & C
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Gegründet
1813.
Emptoiederlagt mii Central! sämmtlicher Etablissemenls :
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beziehungsweise der Ergänzungsband desselben (IV. Jahrgang)
lieferungsvieise zur Publication gebracht, und die einzelnen Liefe-
rungen erscheinen nach Maassgabe der eintretenden Verände-
rungen in den betrefiFenden Zolltarifen.
Der gestellten Aufgabe, die für unseren Aussenbandel
wichtigsten Länder successive in den Rahmen dieses Jahr-
buches einzubeziehen, wird der erscheinende V. Jahrgang durch
Neuaufnahme der Zolltarife der australischen Colonien, Nieder-
ländisch-Indiens und der Philippinen entsprechen.
Von dem in 20 Lieferungen erscheinenden V. Jahrgang sind
bisher 1 2 Lieferungen publicirt worden, enthaltend die Tarife von
Rumänien, Argentinien, Rnssland, Britisch-Indien, China, Japan,
Korea, Persien, Oesterreich-Ungarn, Schweden, Norwegen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (II. Auflage), Deutschland, Frankreich,
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SOWIE DAS GROSSE LAGER VON
OEIENTALISCIEI TEPPICHEJT dnd SPECIALITÄTEN.
NIEDERLAGEN:
BUDAPEST, oisKiJiPi.ATz (kioenrs waarenhaus). PRAG, orabrn (bioenes waarknhaüs). GRAZ, her»enoa.s.sf
LEMBERG, ULiCY Jaoiei.lonskikj. LINZ, franz josef-platz. BRÜNN,orosser platz. BUKAREST, noui. palat dacia-
ROMANIA. MAILAND DOMPLATZ (EIGENES WAARENHAUS). NEAPEL, PIAZZA S. FERDINANDO. GENUA, TIA ROMA
ROM, VIA DEL CORSO.
FABRIKEN:
WIEN, VI., .STUMPEROASSE. EBERGASSING, nieder-okstkrreich. MITTERNDORF. niedkr-oksterreich. HLINSKO,
BOKHMEN. BRADFORD, knoland. LISSONE, ITALIEN. ARANYOS-MAROTH, unoarn.
FÜR DEN VERKAUF IM PREISE HERABGESETZTER WAARBN IST HINK EIGEN» ABTHEILUNG IM WAARKNHAUM
EINGERICHTET.
Olltlg Tom 1. Jtnner 1889
bia auf Weitefet.
JFfl&rpIan bcö „€>citcrrciri5ifc8cn Xlapü*
QilUt vom 1. J4iia«r UM
bU Ml WattMM.
ocEA.i<nscia:Eii idzeistst.
Indien— China— Japan.
Drelzelin Fahrten von Trle«t, resp. Fiume
mit BerOhruiiK de' lUfen Port Said, Sue», Aden,
Karraohi, Bombay, Colombo, Penang, Sinffapnre,
Honnkong, Snaiighnl, Yokohama (dli'a» beiden
HKfen werden alternativ nur ji-don zwoüon
Monat berührt) un.l Kohe. Auf der Aulfahrt kann
Venedig faoultativ angelaufen werden. Aoachlnsi
in Hoinhay mi die Dampfer der direclen Linie
Trioat- liombuy. — In den Zwlacbentaäfen, Bom-
bay ausgenommen, kfinnen Ahtahiten und An-
kiinfte früher oder spkier erfolgen. Der Auf-
enthalt in Flume auf der Kiu-kfahrt kann um
die für die Lade- und Umladeoperatloneo nnthine
Zelt verlängert oder verkUrst werden. Auaaor
deu oben beieichneten Hafen ktinnen aowobl
auf der Hin- ala auf der KUekfahrt andere
Kehellen (Jhlnai oder Japani oder Manila be-
rührt werden.
Dlreoter Dienst Trlest— Bombay.
Abfahrt von Trteat am ft. der Monate JKnner,
Februar, Min und am li. Mtn; ferner am S. der
Monate April, Hai, Juli, September, Oeiober,
November nud December. mit Berührung der
Hufen Port Said, Sue>, Aden, Bombay. — Die
Anktlufte und Abfahrten In deu Zwiacbenh&fen
kJ^nuen verfr&bt oder verapitet werkten, Jedoeh
ohne daa itiner&rmäaalge KInIrcffrn In den End-
hüfen lu beelntrlchtlgen. Anaohluaa in Bombay
In beiden Richtungen an die Dampfer der Indo
China- Japan- Linie.
Trlest -Calortta.
Abfahrt von Trieat am 15. der Monate
Jknner, Februar, yApril, Juni, Auguat, Septem-
ber, Oktober, November. Uecembor mit Berührung
der Htfeu Fluuie, Port »iald, Saea, Maeaaua,
Aden, Bombay, Colombo, Calentta. Anf dan Htn-
und Rürkfahrtan kSsBaa Coeoaadaf, Kadraa nud
andere llkfan der Ooromandal-Kaal« augelanfea
werden. Anf den Rnckfahrlan i>t die Berftanuf
der Bnnnaniaeben Reiabifen aowla anderer
Eehellan da« Kothen und Adriatieehaa Maeree
facuitatiT. Du Anlaufen Ton Bombay mad
Maaaaua anf den Hinfahrten nnd Ton Veoedig
anf den Rückfahrten lat bei allen Raiaea faeal-
Utiv.
Meroantlldleist uch Brufliea.
Oemeinaeharudienat mit der .Adria*. Va«
Trieat, raap. Fiume je eine AbCahrt ta des Mo-
naten Jtnner, Febrmar. Mtra, AprU, Mal, drei
Abfahrten im Juli, iwel Abfahrten im Aata«,
iwei Abfahrten Im September, iwei Abtekitaa
Im Octobrr, eine Abfanrt Im XoTimkir nad ela«
im Uecember. Harflhrung der HUba Paraaabaae,
Bahia, Rio de Jaseiro nad Saatea.
TV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Gütig Tom 1. Jänner 1899
biö auf Weiteres.
iTafirplan üe^ „a^Eftcrrctrf|l|rt)En ICloiab''
Uiltig vom 1. Jtnner 189»
bi« auf Weitere«.
IDIElSrST Xls/Z -A.rJPtIA.TISCI3:E]Sr 3VIEEPIE.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro.
Ab Triett jeden Donnerstag 10 Dbr Frflb,
ia Oattaro Freitag li Dbr Mittags, berUbr.:
Pola, Zara, Spalato, C4raT0Ha.
Retour ab Cattaro Freitag 2>;, Uhr Nachm.,
in Trlent Hanistai. fi'l, ühr Früh.
Ansi^lnss in TrIest an die Eilzflge von und
nach Wien.
AnsnblusB auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Linie Metkovioh A und in Cat-
taro an die Hinfahrt der Oalmetlnlsoh-Albanedichoii
Linie nach Bar) und Briiidlsl.
Linie Triest— Metkovich A.
Ab Triett jeden Mittwoch 7 Uhr Frflh, in
Metkovich Freitag 4>/, Uhr Nachm., bertthr. :
RoTigno, Poia, Lussinpiccolo, Zara,ZaraTecchia,
Sebenico, TraA, Spalato, S. Pietro, Almissa,
Oelsa, S. Martino, Macarsca, Gvadat, 8. Oiorgio
di Lesina, Trapano, Port Opus.
Retour ab Hetkovloh jeden Sonntag 8 Dbr
Früh, iu Triest DiensUg 1'/, Uhr Nachm.
AnschluBs auf der Hinfahrt in Spalato an die
Hillfahrt der beschleunigten Killinie Triest—
Cattaro.
Linie Triest— Metkovich B.
Ab Trieit jeden Samstag 7 Uhr Früh, in
MetkoTicta Montag 6 Ubr Nachm., berllbr. :
Pola, LuBslnpiccolo, Zara, Zlarin, Sebenico,
Rogosinzza, TraA, Spalato, 8. Pietro, Postire,
Almissa, Fuciscliie, Macarsca, 6. Giorgio di Lo-
sina, Trapano, Gradaz, Fort Opus.
Retour ab HetkovIoh jeden Mittwoch 8 Uhr
Frflh, lu Triest Freitag 6 Uhr Abends.
Anschluss atit d«^r Uückt'nlirt in Spalato an
die Hinfahrt der Dalmatlnitch-Albanesischen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Trieit jeden Montag, Mittwoch und
Freitag um Mittemacht, Ankunft In Venedig den
darauffolgenden Tag 6>;, Ubr Früh.
Retour ab Venedig jeden Montag, Dienstag
und Freitag 11 Uhr NachU, Ankunft in Triest
den darauffolgenden Tag 6'/, IThr Frflh.
Linie Poia— Zara.
Ab Pol« jeden Mittwoch 2V> Uhr Nachmittags,
In Zara Donnerstag 5 Ubr Nachm., berlthr. :
Cherso, Rabaz. Maltusca, Veglia, Arbe, Lussin-
grande, Novaglia, Valeassioue, Porto Manzo.
Retour ab Zara Bonntag 5Va Uhr Frflh, In
Pola Montag 4 Uhr Frflh
Daimatinisch-Aibanesische Linie.
Ab Triest jeden Dienstag 7 Uhr Frflh, in
Cattaro Dounerslag Tl, Uhr Abends, berflhr. :
Kovigno, Pola, Lnssinpiccolo, Selve, Zara, Se-
benico, Spalato, Milnli, Lesina, Cnrzola, Gravosai
Castelnuovo, Teodo und Rlsano.
Retour ab Cattaro jeden Montag 11 Uhr
Vorm., In Triest, Mittwocb 6 übr Abends.
Anscbluss in Pola auf der Kflckfabrt au die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari, Brindlsl, Antlvari, Dulclgno, Medua,
Durazzo, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Maora verlängert.. Auf der Rückfahrt von
Bari uud Brindlsl Anschluss in Cattaro nach
Dalmatien mit der rfl^kkebrenden Dalmatinisoh-
Allianesitohen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest jeden Freitag 7 Uhr Frflh, In
Spizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. : Rovigno, Pola, Lnssinpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Trau, Spalato, Ga-
rober, Milni, Cittavecchia, Lesina, Lissa, Comisa,
Vallegrande, Cnrzola, Orebicb, Terstenik, Meleda,
Gravosa, Ragusavecchia, Casteluuovo, Teodo,
Perasto-Risano, Ferzagno, Cattaro, Budua.
Retour ab Spllza jeden Mittwoch 11>/, Uhr
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht möglich
wäre, wird in Meglina angelegt^
LE'V.A.nsrTE- xrasrrs 3S,<tITTELIw^EEPl-IDIE3SrST-
Eillinie Triest— Alexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwoch 12 Uhr Mittags,
In Alexandrien Sonntag 6 Uhr Frflh Aber Brindisi.
Rückfahrt von Alexandrien Jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, lu Triest Mittwoch Mittags.
Anscbluss inAlezandrienau dieSyrlscb-Cara-
maniscbe Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anschlüsse in Triest an die Ankunft und
Abfahrt des Luxuszuges Ostende — Wien— Triest
und in Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 Uhr Früh.
Anmerkung. In den Monaten M&rz, April,
Mai und Juni wird auf der Rückfahrt zwiscben
Brindlsl ncd Triest auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzng angelaufen.
Verbindung zwi.^rhen Flume und Alexandrien
über Triest mit der Orleohlsch-Orlentalisolien uud
der Thessallschen Linie A.
Syrisch-Caramanische Linie.
Wöchentlioli vom September bis Ende März;
vlerzehntäglg vom April bis Ende August.
Von Alexandrien ab Dienstag*) 4 Ubr Nachm.,
In Constantinupel zweituäcbsten Sonntag 5 Uhr
Früh über Port Said, Jaffa, Caifa. Beirut, Tripolis,
Lattachia, Alexardrette, Meryna, Rbodus, Khios,
Smyrna, Mytitene, Dardanellen, Rodosto. Rflck-
fahrt ab Constantlnopol Sonntag**) 10 Ubr Vorm.,
an in Alexandrien zweituäcbsten Donnerstag
6 Uhr Früh.
•) Am 8., 10., 17., 24. und 81. Jänner, 7.,
14., 21. und 2^. Februar, 7, 14, 21. und
28. März, 4. und 18. April, 2., 16. und 30. Mai.
13. und 27. Juni, 11. und 25. Juli, 8. und
22. August, 5., 12., 19. und 26. September, 3.,
10., 17., 24. und .11. October, 7., 14., 21. und
28. November, 5., 12., 19. und 26. December.
•*) Am 1., 8., 15., 22. und 29. Jänner, 5.,
12., IS), und 26. Februar, 5., 12., 19. und 26. März,
2., 16. und SO. April, 14. und 28. Mai. 11. und
25. JnnI, 9. und 23. Juli, 6. und 20. August, 3.,
10., 17. und 24. September, 1., 8., 15., 22. und
89. October, 5., 12., 19. und 26. November, S.,
10., 17., 24. und 31. December.
Anscbluss in Alexandrien an die Eillinie
Triest— Alexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
der Rflrkfabrl in Smyrna (in den Monaten vom
September bis Ende März) auf der Hinfahrt nach
Candlen, Cerlgo etc. (Thessallsche Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantinopel.
Von Triest jeden Dienstag 11';, Uhr Vorm.,
in Constantinopel Montag 6 Ubr Früh über
Brindisi, Sti. Quaranta, Corfu, Patras, Piräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantinopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Ubr Nachm.
Anscbluss In SantI Ouaranta auf der Hin-
fahrt naci' Albanien und Dalmatien (Dalmatinlsch-
Albaneslsohe Linie, Rückfahrt), weiters in Corfu
oder SantI Quaranta aus Albanien nach Triest
(Linie Triest— Constantinopel, Rü<kfab t); In Corfu
auf der Minfahrt an d e Linie CorfU—Prevesa; in
PIrllus sowohl 4uf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die GrieohischOrlentallsobe Linie und
auf der Hinfahrt nach Candlen etc. (Thessalisclie
Linie A, KUckfahrt).
Constantinopel— Batum.
Von Constantinopel jeden Kamstag 12 Uhr
Hittags, in Batum Donnerstag 6 Ubr Früh, berührt
Ineboli, Samsuu, Eerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rflckfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Uhr Abends, in Constantinopel
Mittwoch 2 Uhr Nachm.
Anscbluss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantinopel—
Odessa und der Donaulinie,
Constantinopel— Odessa.
Von Constantinopel ali jt^de n Donnerstag ? ühr
Nachm., in Odessa Montag 9 Uhr Früli, berührend:
Burgas, Varna, Costanza. Kflckfabrt ab Odessa
Jeden Montag 4 Uhr Nachm., in Constantinopel
Mittwoch 10 Uhr Vorm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nachm., inOonstantinopel zweitnächsten Mittwoch
6 Uhr Frflh, bcrflbrend: Fiume, Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Vathy, Khios,
Smyrna, Cesmö, Mytilene, Dardanellen, Gallipoll.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweituäcbsten
Sonntag 11 Uhr Vorm.
•) Am 1., 15. und 29. Jänner, 12. und 26.
Februar, 12. und ae. März, 9. und 23. April.
7. und 21. Mal. 4. und 18. Juni, 2., 16. und
30. Juli, 13. und 27. Angust, 10. und 24. Septem-
ber, 8. und 22. Oc'ober, 5. und Ib. November,
3., 17. und 31. December.
••) Am 9. und 23. Jänner, 6. und 20. Februar,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1., 1,1. und
29. Mai, 12. und 26. Juni, 10. und 24. Jnli, 7.
und 21. Angust, 4. und IS. September, 2., 1".
und 30. October, 18. uud 27. November, 11. und
25. December.
Anschluss in Pir&us an die Eillinie Triest —
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rflckfahrt; in Smyrna auf der Rückfahrt nach
Candlen etc. (Thessaliicbe Linie B, Rückfahrt)
und überdies in den Monaten vom Seplea,ber
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nach
Caramauleu und Syrien (Syriseh-Caramaniscte
Linie, Rüekfahrt); In Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel — Odessa
sowie au die Donaulinle.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wiid diene Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Flumo können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwischen Fiume und Alexandrien
über Trie"t mit der Killinie Trii-st— Alexandrien.
Griechisch-Orientalische Linie B.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nachm., in ('onstautinopel zweitnächsteti Mitt-
woch 6 Uhr Früh, berührend: Fiuine. Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra. Khios, Smyrna,
Vathy, Cesm^, Mytilene, Dardanellen, Gallipoll.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweit-
nächsten Sonntag 11 Uhr Vormittags.
•) Am 8. und 2!. Jänner, 5. und 19. Februar,
5. und 19. M&rz, 2., 16. nnd 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. Juni, 9. nnd 2.3. Juli, 6.
und 20. August, 3. nnd 17. September, i., 15.
und 29. October, 12. nnd 26. November, 10. und
24. December.
*♦) Am 2., 16. uad SO. Jänner, 13. und 27.
Februar, 13. und 27. März, 10. und 24. AprU,
8. und 22. Mai, .5. und 19. Juni, 3., 17. nnd 31.
Juli, 14. und 28. August, II. und 25. September,
9. und 23. Oitober, 6. und 20. November, 4. und
19. December.
Anscbluss in PlräuS an die Elllinie Triest—
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrna in den Monaten vom Sep-
tember bis Ende März auf der Hinfahrt nach
Caramanlen und Syrien (Syrlsch-Carramanlsche
Linie, Rflckfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— Odessa,
sowie an die Donaullnle.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Flume können
nach Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Flume und
Alexandrien über Trie&t mit der Eillinie Triest —
Alexandrien.
Donaullnle.
Von Constantinopel jeden DonnersUg 12 Ubr
Mittags, in Oalatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr.:
Burgas, Varna, Costanza, Suliua, Braila. Rück-
fahrt von Qalatz jeden Mittwoch 9 Uhr Früh, in
Constantinopel Sonntag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rflckfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Constantinopel an die Rück-
fahrt der GriechiRch-Orientaiischen und der
Syrisch-Caramaniscben Linie.
Thessallsche Linie A.
Von Triest ab Jeden zweiten Donnerstag*)
3 Uhr Nachm., In Constantinopel zweituäcbsten
Donnerstag 6'/, Uhr Früh, berührend : Fiume,
Valona, Medna, Sti.QaaranIa, Corfu, Argostolt,
Zante, Canea, Reibymo, Candlen, Piri^us. Volo,
Salouich, Oavalla, Lagos, Dedeagh, Dardanellen,
Gallipoll, Rodosto. Rflckfahrt ah Constantinopel
Jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Frflh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Uhr Frflh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. nnd 16. Fe-
bruar, 2., 16. nnd 30. März, 13. und 27. April,
11. und 26. Mai, 8. nnd 22. Juni, 6. nnd 20. Juli,
»., 17. und 31. Angust, 14. uud 28. September
12. und 26. October, 9. und 23. November, 7
und 21. December.
*•) Am 14. und 28. Jänner, 11. und 26. Fe-
bruar, 11. und 28. März, 8. und 22. Apill, 6.
und 20. Mai, 8. nnd 17. Juni, 1., 15. nnd 29. Jnli
12. und 26. August, 9. und 28. September
7. nnd 21. October, 4. nnd 18. November, 2., 16
and .30. December.
Anschluss in Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Brieohlsch-Orlentallsohe Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiters im An-
schluss an die Hinfahrt der Eillinie TrlOSt —
Constantinopel ^ovvie der Griechisch-Orientalischen
Linie A. In Constantinopel auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel- Odessa sowie Donaullnle.
NB. Die Aufenthalte in Flume können nach
Bedarf verlängert werden.
*•*) Vertiiiidung zwischen Flume und Alexan
drien Aber Triest mit der Eillinie Triest -Alexan-
drien.
Thessallsche Linie B.
Von Triest jeden zweiten Donnerstag*) 8 Uhr
Nachm., in Constantinopel zweitnächsten Don-
nerstag 6 Uhr Frflh, berührend : Durazzo, Medua,
Sil. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zant6, Cerlgo,
Canea, Retbymo, Candlen, Piräus, Volo, Smyrna,
Salonich, Cavaiia, Dedeagh, Dardanellen, Galli-
poll, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
jeden zweiten Samstag**) 8 Ubr Früh, in Triest
drittnächslen Montag 12 Uhr Mittags.
•) Am 12. uud 26. Jänner, 9. nnd 23. Fe
hmar, 9. und 23. März, 6. und 20. April, 4. und
18. Mai, 1., 15. uud 29. Juni, 13. nnd 27. Juli.
10. und 24. August, 7. und 21. September, 5.
nnd 19. October, 2., 16. nnd 30. November, 14.
nnd 28. December.
**) Am 7. nnd 21. Jänner, 4. und 18. Fe
bruar, 4. und 18. März, 1., 15. und 29. April,
13. nnd 27. Mai, 10. nnd 24. Juni, 8. nnd 22.
Juli, 5. und 19. August, 2., 16. und SO. Sep-
tember, 14. und 28. October, 11. und 25. No-
vember, 9. und 23 December.
Anschluss In Plräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Griechisch-Orientalische Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Ende
März) auf der Uttckfabrt an diu Hinfahrt der
Syrlsch-Caramanlschen Linie; in Constantinopel
an die Linie Constantinopel— Odessa sowie an
die Donaulinie.
Dalmatinisch-Albanesische Linie.
Von Triest Jeden DiensUg 7 Uhr Frflh, In
Corfu nächsten Mittwoch 9'/, Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Poia, Lnssinpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Spalato, Milna, Lesina, Cnrzola,
Gravosa, Castelnuovo, Teodo, Rlsano, Cattaro,
Bari, Brindisi (Bari und Brindisi nur auf der
Hinfahrt), Cattaro, Antlvari, Dulclgno, Medua,
Durazzo, Valona, SantI Quaranta, Corfu. Retour
von Corfn Donnerstag 8V, Uhr Frflh, an Triest
Mittwoch 6 Uhr Abeiids.
Anschluss In Cattaro auf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatien mit der rflck-
kehrenden Dalmatinisch-Aihaneslschen Linie; in
SantI Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest — Constantinopel, sowohl nach Trie.st als
nach Constantinopel.
Zweigiinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeden Freitag 4* , Uhr Früh,
in Prevesa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend : Sa)ada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa jeden Dienstag 6 Uhr Früh, In Corfn den
gleichen Tag 6',, Uhr Abends. Anschluss in Corfu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle Aenderungen in den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
fflr die Regelmässigkeit des Dienstes bei Con-
tumaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienet sie' e vorhergebende Seite.)
VSRANTWORTLICHER REDACTEÜR : B. T. R0BS8Ii£B.
OH. REISSBR k H. WSBTHNUR, W'BH.
Mal 1899.
OESTERREICHISCHE
i
fr ^tHi\
Nr. 5.
ünatsisfhtiö fiir bm #rimt.
Herausi;egeben Tom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlich eine Nummer. VttKT.AO dks k. K. Österkeichlschrn Handet„s-Muskums in WrKN. Preis tXhrL B fL 10 Hark.
iNIIAIiT: Die englisch- franzöiacbe Convention vom 21. Mftrz 1899. Von
Dr. 11. Schwegel. — Die transafrikanitiolie KiBenbabn. — Gblnas
llandeUbilauii:. — Die HaudeUverli<nisse In Kamerun. — Im Borolse
Gebiete. — Chronik. — MiiiüetleD: Die chiueaisclie GlasinOuittrle.
DIE ENGLISCH-FRANZÖSISCHE CONVENTION
VOM 21. MÄRZ 1899.
Von Dr. H. Schwegel.
Am 2 1 . März d. J. wurde von Lord Salisbury und
(lern Botschafter der französischen Republik, Paul Cambon,
eine Decluration signirt, welche die Abgrenzung der
britischen und französischen F^influsssphären in Central-
afrika zum Gegenstande hat. Ilirer äusseren Form nach
erscheint sie als ein Nachtrag zu der am 14. Juni v.J.
von Hanoteaux und Monson als Vertretern Frankreichs
und Grossbritanniens abgeschlos-
senen Nigerconvention ; sie ist in
der That eine glückliche Er-
gänzung dieses Hauptvertrages,
indem sie die durch ihn offen
gelassenen und nach der Nieder-
werfung des Mahdisnius acut ge-
wordenen Hesitzfragen in präciser
und definitiver Weise regelt.
Noch sind die Tage in unser
Aller Erinnerung, da die Nach-
richt von dem in Faschoda er-
folgten Zusammentreffen der Mis-
sion Marchmd mit dem nil-
aufwärts dringendm, siegreichen
Sirdar Kitchener den Ausbruch
eines Conflictes zwischen den
beiden grössten Colonialmächten
Afrikas zu bedeuten schien.
,,L'heure de la di]>lomatie avait sonniie." Der Weisheit
<ler Staatsmänner ist es gelungen, die zwischen den zwei
Nationen drohende ernste Verstimmung zu beseitigen und
Wirkungen vorzubeugen, welche leicht über ihre Ur-
sachen weit hinausgewachsen wären.
Die letzte Trübung aufgehoben zu haben, ist das
Hauptverdienst des Abkommens vom 21. März. Dieser
Umstand gibt ihm eine l)esondere Bedeutung ; er schafft
ihm den Beifall der Einsichtigen in PVaiikreich wie in
England.
Nachstehend der Text iler Dccku.itii'ii in der dem
englischen Parlamente vorgelegten 1 as^ung :
,,The undersigned, duly authorised by their Govern-
ments, have signed the foUowing declaration:
The IVth Article of the Convention of June 14, i8g8,
shall be completed by the following provisions, which
shall be considered as forniing an integral pari of it:
I. Her liritannic Majesty's Government engages rfot
to actpiire either territory or ]iolitical influenae to the
west of the line of frontier defined in the following
Paragraph, and the Government of the French Repubhc
engages not to acquire either territorry or political in-
fluence to the east of the same line.
2. The line of frontier shall start from the point
where the boimdary between the Coogo Free State and
French territory meets the water- partirg between the
watershed of the Nile and that of the Congo and its
affluents. It shall foUow in principle that waterpartiog
up to its intersection with the iith parallel of north
latitude. From this point it shall be drawn as far as
the I5th parallel in such a manner as to separate in
principle the kingdom of Wadai from what constituted
in 1882 the province ofDarfiir; but it shall in no case
be so drawn as to pass to the west beyond the 2 ist
degree of longitude east of Greenwich ( 1 8 deg. 40 min.
east of Paris), or to the east beyond the zjrd degree of
longitude east of Greenwich (20 deg. 40 min. east of Paris).
3. It is understood in principle that to the north of
the i5th parallel the French
zone shall be limited to the
north-east and east by a line
which shall start from the point
of intersection of the Tropic of
Cancer with the i6th degree of
longitude east of Greenwich (13
deg. 40 min. east of Paris), sh:ill
run thence to the southeast until
it raeets the 24th degree of
longitude east of Greenwich (21
deg. 4'> min. east of Paris), and
shall thcn follow the 24th degree
until it nisets, to the north of
the i5th paralUl of latitude, the
frontier of Darfur at it si;all
eventually be fixed.
4. The two Governments en-
gage to appoint commissioners
who shall be charged to delimit on the spot a frontier
line in accordance with the indications given in pira-
graph 2 of this declaration. The result of their work
shall be submitted for the approbation of their respec-
tive Governments.
It is agrced that the provisions of Article IX. of the
Convention of June 14, 1898, shall apply equally to the
tcrritories situated to the south of the 14 deg. 20 min.
l)ari\Uel of north latitude, and to the north of the 5th
parallel of north latitude, between the 14 deg. 20 min.
meridian of longitude east of Greenwich (i2th degree
east of Paris) and the course of the Upper Nüc.
Done at London, March 21, 1899.
Sillitbury.
Paul Cam6»M."
Indem die vorstehende ^. iMi>cntion Frankreich für die
förmliche Verzichtleistung auf jeglichen F.infiuss im
oberen Nilbecken durch die Ueberlassung der nördlichen
und ö-!tljchen Ufergebiete des Tschadsees entschäiigt,
sanctionirt sie im Wesentlichen nur de« von deo beulen
vertragschliessenden Theilen bertits vor ihrem Inkrat't-
50
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
treten thatsächlich innegehabten Besitzstand. England,
das mit dem Siege von Chartum die wohlvorbereitete
Wiedereroberung des Sudan bewerkstelligt hatte, glaubte
nicht zugeben zu können, dass der Oberlauf des Flusses,
welcher den Lebensnerv Egyptens bildet, in das Herr-
schaftsgebiet einer fremden Macht falle. Schon im März
1895 hatte die englische Regierung, in Vorahnung der
kommenden Dinge, durch den Mund des damaligen
Unterstaatssecretärs Sir Edward Grey die Erklärung ab-
geben lassen, dass das Nilthal in die britische Einfluss-
sphäre inbegriffen sei, und dass sie jeden Versuch einer
anderen Macht, in demselben festen Fuss zu fassen, als
einen unfreundlichen Act ansehen müsse. Ein Vordringen
der Franzosen über Faschoda und die dadurch her-
gestellte Communication ihrer west- und centralafrika-
nischeu Besitzungen mit der Colonie von Dschibuti am
afrikanischen Osthorne hätte nicht nur diesen Fall
eintreten lassen, sondern auch die von England
niemals verhehlte Ambition einer fortlaufenden Ver-
bindung Egyptens mit dem Cap der guten Hoffnung
für immer unterbunden.
Man kann nicht leugnen, dass eine von diesen Ge-
sichtspunkten ausgehende Rivalität der beiden Staaten
die afrikanische Colonialpolitik durch längere Zeit be-
herrscht hat.
Der Vortheil in diesem Wettstreite war von Anfang
an nicht auf der Seite Frankreichs; denn als, verhältniss-
mässig spät, dessen Bestrebungen bezüglich des Nils
bestimmter zu Tage traten, hatte die Politik Englands
schon lange feste Formen angenommen und schritt
sicher vorwärts auf dem Wege, den ihr der Laut des
grossen Flusses vorzeichnete. Nach der endgiltigen Ver-
nichtung des Chalifa wird es ihre Aufgabe sein, die
ausgedehnten Gebiete von Kordofan, Darfur, der Bahr-
el-ghazäl- und Aequatorialprovinz mit Egypten und der
übrigen Welt in Verkehr zu setzen. Schon zieht, um
der Zukunft zu dienen, in der Nachhut des englischen
Heeres die Linie der Eisenbahn.
Ob es den Franzosen ebenso schnell gelingen wird
sich ihrerseits in intensiver Weise der Territorien zu be-
mächtigen, die ihnen durch das Abkommen vom
21. März zugefallen sind? Der Besitz des nördlichen
und östlichen Ufers des Tschadsees sichert ihnen den
überwiegenden Einfluss im centralen Afrika. Zwar hatte
schon das im Jahre 1890 mit England getroffene Ueber-
einkommen ihnen das Nordufer des Sees zugesprochen ;
die Convention vom 14. Juni v. J. vollends hatte ihnen
auch dessen Ostufer bis zum Schariflusse überlassen.
Doch war für die Abgrenzung dieser Besitzungen gegen
Osten keine bestimmte Linie gegeben, und man konnte
daher die Verbindung der nördlich und westlich des
Tschadsees gelegenen französischen Besitzungen mit dem
Ubangi nicht anders als unzureichend nennen. Dem ist
heute nicht mehr so. Die in den §§ 2 und 3 der
Declaration festgesetzte Grenze sichert Frankreich die
weiten, östlich und nordöstlich des Tschad gelegenen
Gebiete von Baghirrai, Wadai, Kanem, Borku und
Tibesti, die, an sich werthvoll, noch werthvoller er-
scheinen durch ihr Verhältniss zu den bisherigen Be-
sitzungen Frankreichs, deren Continuität sie nunmehr
herstellen, von Algier und Tunis bis zum Congo, vom
Senegal und der Guineaküste bis zum Rande der liby-
schen Wüste.
Im Uebrigen bleibt ein bestimmtes Urtheil über die
Bedeutung der neuen Erwerbungen als solcher der Zu-
kunft vorbehalten ; heute sind die wirthschaftlichen Ver-
hältnisse Centralafrikas noch sehr unerforscht. Tibesti,
das Gebirgsland, welches nunmehr die Nordostgrenze
Frankreichs bildet, ist durch die von Nachtigal im Jahre
1 869 ausgeführte Expedition näher bekannt geworden.
Seine zumeist kahlen, bis zu 8300 Fuss aufragenden
Gebirgszüge sind die Wohnstätten einer spärlichen Be-
völkerung, von der ein schwunghafter Handel kaum zu
erwarten sein wird. Baghirmi, ein ziemlich ebenes, gegen
Norden sanft abfallendes Land, hat eine durchschnittliche
Höhe von 950 Fuss über dem Meeresspiegel. Durrah,
Hirse, Reis, Bohnen sind die Producte seines Bodens
und die wichtigsten Nahrungsmittel seiner Bewohner.
Wadai, angeblich der mächtigste Eingeborenenstaat des
centralen Sudan und ein Hauptherd des mohammedani-
schen Fanatismus, soll nach Schätzungen auf einem Flächen-
raume von circa 170.000 Quadratmeilen eine theils aus
Negern, theils aus Arabern bestehende Bevölkerung von
2'/j Millionen Seelen haben. Seine bewaffnete Macht
besteht nach den Angaben Dr. Barth's vornehmlich aus
Cavallerie, die, zwar schlecht bewaffnet, aber vorzüglich
beritten, vermuthen lässt, dass sich der Uebergang dei
Gewallen in jenen Gebieten nicht unblutig vollziehen wird.
Die Ostgrenze Wadais gegen Darfur ist unbestimmt und
dürfte mit den Machtverhältnissen der Eingeborenen-
herrscher gewechselt haben. Der § 4 der Convention hat
daher die Aufstellung einer neuen Grenzlinie zur Aufgabe
einer gemischten aus englischen und französischen Ver-
tretern zusammenzusetzenden Commission gemacht, deren
Wirkungskreis indess durch den im Vertrage festgesetzten
Spielraum beschränkt ist. Ohne Zweifel werden die Ab-
grenzungsarbeiten auf der Basis gegenseitigen Entgegen-
kommens einen raschen Verlauf nehmen. Die Grenze der
Länder wird sodann im Wesentlichen in der Wasser-
scheide ihrer grossen Flussgebiete verlaufen und sich an
die natürlichen Bedingungen der Bodengestaltung an-
lehnen, welche ihr Zweckmässigkeit und Bestand ver-
leihen werden. In commercieller Hinsicht wird ihre Be-
deutung allerdings durch den § i der Declaration ab-
geschwächt, welcher das in der Convention vom 14. Juni
1898 für die Nigergtbiete auf die Dauer von 30 Jahren
vereinbarte handelspolitische Regime der Gleichberechti-
gung der Angehörigen beider Staaten für einen gleichen
Zeitraum auf den wichtigsten Theil der vom neuen Ab-
kommen betroffenen Territorien ausdehnt. Darnach hat
innerhalb der im § 4 der Declaration bezeichneten ge-
raeinsamen Zone für die Angehörigen des einen der
beiden Staaten und ihre Güter rücksichtlich der Fluss-
schiffahrt, des Handels, der Zölle, Steuern und anderen
Abgaben dieselbe Behandlung platzzugreifen, welche
der die Territorialhoheit ausübende Staat auf seine eigenen
Bürger anwendet.
Die Etablirung dieses Freihandelsgebietes hat dieVer-
muthung nahegelegt, dass es dem unter gleichen Be-
dingungen überlegenen Handel Englands gelingen werde,
den Verkehr Centralafrikas dauernd nach Egypten ab-
zu'ei'en. Man verkennt in Frankreich nicht diese Gefahr
und man ist sich der Mittel bewusst, deren es bedarf,
um ihr zu begegnen. Es gilt, über das weite Colonial-
reich ein Netz von Communicationen zu breiten, das
es mit Leben erfülle. Es gilt, den Regionen Innerafrikas
einen Ausweg nach Norden zu bahnen und sie über
Algier und Tunis mit Frankreich zu verbinden, welches
das Herz des grossen Köri)ers ist. Der Generalgouverneur
von Algerien hat das Schlagwort einer „activen Sahara-
politik" ausgegeben, und das blendend schöne Project
der Transsaharabahn, einst aus vollwichtigen Gründen
zurückgestellt, steht neuerdings im Vordergrunde einer
Discussion, die sich r.ur mehr um die Linienführung
eines Schienenweges dreht, über dessen principielle Noth-
wendigkeit Uebereinstimmung herrscht. Verschiedene Vor-
schläge liegen für die Wüstenbahn vor. Nach dem einen
wäre sie im Anschlüsse an die westalgerische Linie
Arzew — Ain Sefra längs der marokkanischen Grenze über
Tidikelt und Tuat nach Timbuktu zu führen. Nach einem
zweiten Projecte, welches Leroy-Beaulieu mit dem Auf-
gebote seiner scharfen Argumentation vertheidigt, hätte
ein dem Hafen von Marseille gerade gegenübergelegener
Punkt der algerischen Küste — also Algier, Bougie oder
Philippeville — der Ausgangspunkt der Linie zu sein.
Von Biskra, bis wohin die bestehende Trace zu benützen
wäre, ginge die Bahn über Tugurt und Uargla längs des
unterirdischen Flusslaufes des Igharghar nach dem Berg-
I
I
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
51
lande von Hogar, der Heimat der Tuareg, von wo aus
auch die Verbinilung mit dem Tuat durch eine Zweig-
bahn gesucht werden müsste. Ueber Air, ein Culturland
inmitten der Wüste, zöge die Hauptlinie weiter nach dem
Nord- oder Ostufer des Tschadsee.
Das Sonderinteresse Tunesiens hat ein drittes Project
aufgestellt, welches indess neben den beiden vorstehenden
kaum ernstlich in Betracht kommt.
Die Vortheile einer Bahn nach Timbuktu sind nicht
zu leugnen. Sie liegen nicht minder in dem Endziele
als in den Zwischenstationen, den reichen und grossen
Oasen von Tuat, Tidikelt und Gurara, deren Angliede-
rung an Algier ein neuer Fortschritt in der beharrlichen
Arbeit wäre, welche Frankreich an der Südostgrenze
des abbröckelnden Sultanates von Marokko verrichtet.
Anderseits gravitirt jedoch der Verkehr von Timbuktu
naturgemäss nach dem Senegal, und aus einer Ver-
bindung des Nigerknies mit dem nordafrikanischen
Küstengebiete könnte eine gefährliche Concurrenz für
die Eisenbahnlinien erwachsen, welche die Franzosen an
der Westküste Afrikas gebaut haben und noch planen.
Dagegen ist in der durch das neue Abkommen her-
vorgerufenen Nothwendigkeit des raschen Vordringens
ins innerste Afrika ein starker Anwalt dem Projecte
erstanden, welches die Bahn von Algier direct nach
dem Tschadsee führen will. Dorthin hat sich der Schwer-
punkt der Afrika-Politik Frankreichs verschoben; dort
streben die entfernten Theile des französischen Colonial-
besitzes zusammen; von dort muss ihnen ein Ausgang
eröffnet werden, welcher mit den Hilfsmitteln des Ver-
kehres die Entfernung zwischen Frankreich und seinen
Tropenländern aufhebt. Dieser grosse und schöne Ge-
danke muss rasch verwirklicht werden, wenn nicht ein
anderer Schienenweg, der Cairo mit dem Cap ver-
binden wird, die Achse der afrikanischen Politik werden
soll.
Man hat es im Abkommen vom 21. März vermieden,
einer Frage näher zu treten, für welche, weil sie eine
internationale ist, die Competenz zweier Mächte aller-
dings nicht ausreicht, wir meinen die Frage Egyptens.
Dieses negative Resultat hat in Frankreich Zustimmung
gefunden, wo man glaubte die Lösung dieser Angelegen-
heit der Zukunft vorbehalten zu sollen. Die Convention
als solche hat aber auch in England befriedigt, dessen
äusserer Erfolg durch den Anfall des oberen Nilthaies
scheinbar der grössere ist. Nur in Italien hat die Besitz-
ergreifung des tripolitanischen Hinterlandes durch Frank-
reich eine gewisse Vers-timmung hervorgerufen, welche
sogleich in einer Interpellation der Senatoren Camporeale
und Vitelleschi zum Ausdrucke kam, durch die beruhi-
genden Erklärungen der französischen Regierung theil-
weise wieder beseitigt wurde, dann aber doch in den
letzten politischen Krisen des Königreiches eine starke
Rolle gespielt hat.
Der 2 1 . März 1 899 wird in der Geschichte Afrikas
nicht übersehen werden können ; mit diesem Tage wurde
die Vertheilung des afrikanischen Continentes vollendet.
Den Völkern, welche sich seiner bemächtigt haben, fallt
die Aufgabe zu, die weiten Gebiete zu erforschen und
in fruchtbarer Arbeit ihre Hilfskräfte zur Verwerthung
zu bringen.
Wenn die Locomotiven von Algier nach dem Herzen
Afrikas eilen werden, werden sie eine neue Welt er-
öffnen. Vielleicht wird es dann wieder Frankreich sein,
von wo über den schwarzen Continent jener Morgen
aufgehen wird, der schon oft auch die Völker Europas
erweckt hat.
DIE TRANSAFRIKANISCHE EISENBAHN.
I.
Noch ist die sibirische Bahn nicht vollendet, dieses
gigantische Unternehmen, das einen Schienenstrang vou
Europa bis an die chinesische Küste legt, und schon
ist ein neues Project aufgetaucht, das noch grösser und
kühner angelegt erscheint. Es handelt sich um nichts
weniger als die Herstellung eines Schienenweges von
der Nordküste Afrikas bis zur Südspitze des schwarzen
Continents, der bis vor Kurzem noch mit Recht der
unerforschte hiess. Vor einem Decennium noch wiesen
die Karten Centralafrikas weisse leere Räume auf, und
nunmehr sollen auch dort die schwarzen Linien einge-
zeichnet werden, die die modernen Culturwege be-
zeichnen. Der Plan einer afrikanischen Bahn vom Cap
bis Cairo ist mit dem Moment seiner Verwirklichung
nahe gerückt worden, da Mr. Cecil Rhodes und die
Chartered Company die Idee aufgegriflfen. In Rhodes
verkörpert sich die britische Unternehmungslust, die
ebenso kühn und energisch als weitblickend auch das
weitestgesteckte Ziel unermüdlich verfolgt und auch
sicher erreicht. Bekanntlich hat Mr. Rhodes Unter-
handlungen mit den Regierungen in London, Berlin und
Brüssel wegen der Herstellung einer transafrikanischen
Telegraphenlinie und finanziellen Unterstützung der pro-
jectirten Riesenbahn gepflogen. Scheint zwar die Te-
legraphenlinie durch Afrika in den Unterhandlungen mit
Berlin und London gesichert worden zu sein, so ist das
Ergebniss derselben betreffend den Bau der transafrika-
nischen Bahn, die entweder durch deutsches oder belgi-
sches Colonialgebiet geführt werden muss, noch nicht
feststehend. Rhodes forderte sowohl von der englischen
als der deutschen Regierung eine Zinsengarantie für die
transafrikanische Bahn, doch hat es den Anschein, als
ob sich keine der beiden Regierungen zur Uebernahme
eines solchen finanziellen Risicos entschliessen könnte.
Doch wenn auch Mr. Rhodes bei der englischen und
deutschen Regierung nicht den finanziellen Rückhalt
findet, den er suchte, so ist dies noch keineswegs
identisch mit einer Aufgabe des Projectes der trans-
afrikanischen Bahn. Die Erklärungen, die Mr. Rhodes
in der kürzlich abgehaltenen Generalversammlung der
Briiish South Africa Company gegeben hat, lassen
darauf schliessen, dass versucht werden wird, die trans-
afrikanische Bahn etappenweise, bloss unter Inanspruch-
nahme privaten englischen und vielleicht auch deutschen
Capitals fertigzustellen. Vorläufig will Mr. Rhodes und
die British South Africa Company den Schienenstrang
bis an die Nordgrenze von Rhodesia fuhren. Nach einer
kurzen Darlegung kleinerer Eisenbahnbaupläne der
Chartered Company erörterte Mr. Rhodes in der Ge-
neralversammlung der British South Africa Company
das Project der Verlängerung der bereits in Betrieb
befindlichen Eisenbahn von Buluwayo bis zur Nord-
grenze von Rhodesia. Zunächst habe er, führte Rhodes
dabei aus, an eine Garantie der Regierung gedacht,
zumal ja die Uganda-Bahn z. B. gänzlich auf Staats-
kosten erbaut worden sei, also die Garantie einer 3per-
centigen Verzinsung nicht eben ein so grosses Opfer
darstelle. Das indess habe die Regierung nach langer
Unterhandlung abgelehnt. Nicht vom Cabinet, sondern
von der Staatsschativerwaltung habe er den abschlägigen
Bescheid erhalten. Nach seiner Rückkehr schlug er
dann vor, nur die Linie Vryburg — Buluwayo zu garan-
tiren und erhielt eine Zusage, aber unter Bedingungen,
auf die er nicht eingehen konnte. Somit wäre er vor
der Möglichkeit gestanden, dass die ihm am meisten
am Herzen liegende Bahn, die den Norden von Rhodesia
erschliessen soll — und ohne das hat sein Besitz ja
keinen Zweck — ad calendas graecas vertagt werden
musste. Indess kam man zum Beschluss, dass die
British South Africa Company die Bahn bis zur Grenze
bauen wollte. Auf eine Anfrage nach der Höhe der
52
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Garantie erwiderte hier Rhodes, dass sie Qoo.oo'i £
für den Ausbau zum Zanibesi betragen hätte. Der Ge-
danke, die Bahn bis Egypten zu führen, möge nun
später kommen, vorläufig handle es sich nur darum,
das eigene Gebiet zu erschliessen, und zu dem dazu
nöthigen Bahnbau hätten zunächst die Minengesell-
schaften in Rhodesia sich bereit erklärt, auf der 3per-
centigen Basis 450 000 £ bis 500.000 if zu zeichnen.
Das genüge für weitere 150 Meilen, und es verbleiben
noch 750 Meilen bis zum deutschen Territorium.
Insgesammt stehen der Chartered Company bereits
1,700.000 £ zur Disposition, womit schon 500 Meilen
der Eisenbahn weiter gebaut werden können.
In einem überaus bemerkenswerthen Artikel der
„Times" vom 27. März d. J., der„German and British Co-
operation in Afrika" überschrieben ist, werden die
Chancen einer Durchführung des Rhodes'schen Eisen-
bahnprojectes auf Grund seiner Unterhandlungen in
Berlin sehr günstig beurtheilt. Es heisst in dem be-
treffenden Artikel:
„In Bezug auf die transafrikanische Bahn ist das Re-
sultat der Rhodes'schen Verhandlungen in Berlin die
principielle Annahme der Fortfuhr urg der Bahn durch
deutsches Gebiet über eine Strecke von 600 Meilen ge-
wesen zur Verbindung des rhodesischen Bahnsystems
vom Südende des Tanganyika mit der Linie zur Ost-
küste in Uganda. Ob dieser Theil der Bahn mit deut-
schem Gelde unter deut-cher Leitung mit oder ohne
eine Garantie der deutschen Regierung erbaut werden
wird oder mit englischem Capital unter englischer Lei-
tung mit oder ohne Garantie der britischen Regierung,
das bleibt späterer Entscheidung vorbehalten. Ein Vor-
theil, der sich aus der industriellen Zusammenarbeit der
beiden Länder ergäbe, wäre der, dass der Bau der
deutschen Strecke ziigleii h mit dem Bau der engli chen
in den weiter südli;:h gelegenen Regionen unternommen
werden könnte. Man schätzt, dass die Fertigstellung der
Linie von Buluwayo bis zur Südspitze des Tanganyika,
wenn stückweise vorgenommen, in fünf Jahren erfolgen
könne. Sollten deutsche Financiers in Folge der letzten
Unterhandlungen in Berlin und in Folge des Interesses,
das der deutsche Kaiser an dem Plane nimmt, sich
entschliessen, das Capital für den Bau der 600 Meilen
durch deutsches Gebet aufzubringen, dann würden vor-
aussichtlich die Verme.'sungen und der Bau in derselben
Zeit erfolgen können wie der der schon vermessenen
britischen Linie. Thun die deutschen Capitalisten das
nicht, so ist es wahrscheinlich, dass späterhin Unter-
handlungen wieder aufgenommen weiden zwischen der
deutschen Regierung und Mr. Rhodes, und dann dürfte
das ganze Unternehmen von britischem Capital aut
britischen Linien ausgeführt werden. Es ist also begreif-
licherweise möglich, dass nach fünf Jahren der erste
Durchgangszug d^r Bechuanaland-Bahn den High Com-
missioner von Capstadt zur Eröffnung der Bahn an die
Gestade des Tanganyika führt und dort eine deutsche
Locomotive findet, die ihn weiter über die deutsche
Strecke gen Norden bringt, so dass vermittelst nachbar-
licher Gefälligkeit der englische Vertreter, wenn in-
zwischen die Nilbahn auch von Khartum weitergeführt
ist, ohne Unterbrechung an die Küste des Mittelmeeres
reisen kann.
Die Durchfuhrung dieses Planes in so kurzer Zeit hängt
zum Theil von der Stellung der beiden betheiligten
Staaten ab: die Thätigkeit der Industrie allein wird es
nicht möglich machen. Wenn die Regierungen darin
übereinstimmen, dass das Ziel wünschenswerth ist und
jede an ihrem Theil die Garantie für die betreffende
Strecke übernimmt, so ist kaum daran zu zweifeln, dass
die Fertigstellung der transafrikanischen Bahn in sehr
kurzer Zeit vollendete Thatsache werden wird. Die
deutschen Financiers warten auf die Entscheidung ihrer
Regierung und diese hinwiederum vermuthlich darauf,
wie sich die englische aussprechen wird. Fraglos wird
die Entscheidung des einen' Staates die des anderen
beeinflussen, und die Erwägungen, die sich den finan-
ziellen Berathern beider Länder darbieten, werden sich
einfach auf das Verhältniss der Kosten zum empfangenen
Werthe beziehen. Der Vorschlag der englischen Gesell-
schaft ist dem Publicum schon lange bekannt. Wir
wissen, dass die Kosten der Strecke zum Tanganyika
noch auf weitere 5,000.000 ^ veranschlagt und für
die be.stehende Linie 2,000.000 Si verausgabt worden
sind. Wir wissen also genau, was unsere Regierung
zu garantiren übernimmt. Die neue Perspective, die
diese Angelegenheit durch die Geneigtheit der deutschen
Regierung zur Mitarbeit an dem Plane erhält, ist be-
deutsam für die Grösse des Werthobjectes, das wir für
unsere Ausgaben erhalten. Es verlautet, dass die Vor-
bereitungen für den Bau einer Strecke der Bahn über
deutsches Gebiet nicht bis zu dem jetzt erreichten
Punkte geführt sind, ohne eine gleichzeitige ausführliche
Erörterung der Frage der Durchfrachten und der Zoll-
tarife für Waaren, die zwischen britischen und deutschen
Einflusssphären verkehren, und dass man an diesem
Punkte die deutschen Anschauungen nicht so unvereinbar
gefunden hat mit denen unseres Landes und seiner
höheren commerciellen Erfahrung. Wenn zwischen der
britischen und der deutschen Regierung ein Abkommen
geschlossen werden könnte dahin, das im Austausch für
Regierungsgarantien auf beiden Seiten un i den Bau
der Bahn durch deutsches und englisches Gebiet die
Politik der offenen Thür für den Handel jedes Landes
in dem Gebiete des anderen in Afrika Emgang finden
könnte, dann würde die Fra^e der möglichen Garantie
des für die transafrikanische Bahn benöthigten Capitales
ganz neue Formen von einer internationalen Bedeutung
annehmen "
IL
Die Gesamrotlänge der transafrikanischen Bahn wird
über 5600 englische Meilen betragen; davon sind im
Süden bereits ausgebaut die Strecke von Capstadt nach
Norden durch die britische Capcolonie nach Rhodesia
bis Buluwayo, dies sind rund 1370 Meilen. Im' Norden
ist die Strecke von Cairo bis Assuan am Nil und von
Wady Haifa nach Berber bereits im Betriebe, und an
der Strecke Assuan — Wady Haifa wird gearbeitet, to
dass man mit einem zusammenhängenden Schienenstrange
von Alexandrien über Cairo nach Berber 'von rund
1200 Meilen schon jetzt rechnen kann. Von Berber aus
sind bereits die Vorarbeiten für eine Fortführung der
Nilbahn nach Omdurman und Faschoda geplant, be-
ziehungsweise in Angriff genommen, das ist eine Strecke
von 480 Meilen, die von der englischen Regierung ge-
baut wird. Bei der Vollendung der transafrikanischen
Bahn handelt es sich also noch um die Schienenverbin-
dung Faschodas mit Buluwayo, beziehungsweise der
Nordgrenze Rhodesias, bis wohin die British South
Africa Company die Verlängerung der rhodesischen
Bahn von Buluwayo aus bereits beschlossen hat und die
ja auch finanziell bereits vollständig sichergestellt er
scheint.
Die Länderstrecken, durch welche die transafrikani-
Sche Eisenbahn geführt werden soll, sind bis zum Süd-
qnde des Tanganyikasees rücksichtlich der Tracenführung
einer Begehung unterzogen worden. Das Gebiet zerfällt
ih die Gegend südlich und nördlich vom Zambesi. Von
Buluwayo bis zum Zambesi ist eine Entfernung von 400
englischen Meilen. Die ersten 100 Meilen führen durch
das Goldbergbaugebiet bis Gwelo; diese Strecke ist von
grosser Wichtigkeit für die Transporte nach den Minen.
Die wichtigsten derselben werden an beiden Seiten der
Bahnlinie liegen. Von Gwelo soll die Bahn wieder fast
loo Meilen etwas nordwestlich geführt werden sie
durchschneidet hier ein vielversprechendes Bergbaugebiet,
iri dem überall längs der projectirten Trace alte Minen-
anlagen, denen das nahe der Oberfläche befindliche Gold
entnommen wurde, vorhanden sind. Von der Grenze des
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
8»
■Mafiingabnsi-Hezirkes geht die Bahn weitere 50 Meilen
durch ein weit ausgedehntes Kohlenlager, das, wie man
hofft, das ganze südliche Rhodesia mit Brennmaterial
wird versorgen können. Ueber Mafungabuii hinaus, nach
Norden zu, findet sich die Grenze des golderzhältigen
Bodens und es folgen wieder 70 Meilen der projectirtcn
Bahnlinie durch ein Kohlenrevier, das gleichfalls eine
reiche Ausbeute verspricht. Vom Mafungabusi-District
bis nahe zum Zambesi ist das Land im Allgemeinen
ganz eben; erst 20 Meilen vom Fluss fällt das Terrain
rasch ab, doch ist die l?ahn nach Ansicht der Ingenieure
leicht zum Fluss hinab zu führen, zu einem Punkte, von
wo der Zambesi auf einer Brücke von etwa '/^ Meile
übersetzt werden k.inn. Das Thalgebiet ist überaus
fruchtbar und überall, wo die Einwohner nicht durch
Aufstände vertrieben wurden, dicht bevölkert. Das Ge-
biet ist wasserreich, Irrigationsanlagen sind leicht durch-
führbar, die Flusbufer niedrig und (lach, und liefern
zwei bis drei F.rnten im Juhr.
Von den Victoria fällen bis zu dem Punkte nahe der
portugiesischen Grenze, wo die Bahn den Fluss über-
setzen soll, ist eine Entfernung von 500 Meilen; dieses
Gebiet ist ein sehr reiches ur.d dicht bevölkertes Seiten-
thal, wo landwirthschaftliche Ansiedlungen sich rasch
ausbreiten könnten, den nöthigen Schutz vor Sclaven-
händlern und Viehräubern vorausgesetzt. Die einheimi-
sche Bevölkerung geht bisher noch allgemein nackt,
doch zeigt sie sich nicht abgeneigt, die europäische Sitte
des Kleidertragens anzunehmen, so dass das Land ver-
spricht, ein lohnendes Absatzgebiet für die europäische
Industrie zu werden.
Auf der Nordseite des Zambesi steigt die projectirte
Trace allniälig von 1 500 Fuss auf ungefähr 5000 bis
6000 Fuss Höhe, dem höchsten Punkte des Plateaus,
das das Thal des Loangwaflus.scs beherrscht; ungefähr in
der Mitte zwischen dem Nyassasee und dem läangweolosee
soll die Bahn zum Tanganyika geführt werden. Beiläufig
auf dem halben VV'cge, 220 Meilen nördlich vom Zambesi,
wo der 13. I,ängegrad die Berge von Machinga durch-
schneidet, befindet sich ein kleiner See, der verschiedene
einheimische und englische Bezeichnungen gefunden hat
und auf der Karte der Bahntrace als Lake Cheroma
bezeichnet ist; er gehört zum Wassergebiet des Luswasi,
eines Nebenflusses des Loangwa. Dort, in einer Höhe
von 50(i'i Fuss über dem Meeresspiegel, auf einem ge-
sunden, offenen Plateau, das sich für Ackerbau und Vieh-
zucht vorzüglich eignet, soll eine Hauptstation der trans-
afrikanifchen Bahn errichtet werden. Die Länderstrecken
zwischen diesem Plateau und dem Zambesi sind im
Allgemeinen ziemlich fruchtbar. Die Bahn soll auf der
Höhe geführt werden, das Loangwathal im Westen. Die
Steigirngsverhältnisse vom Zambesi bis hieher sind durch-
wegs günstig und wenn sich auch zerrissenes Terrain
westlich und östlich von der gewählten Trace findet,
so ist doch eine ziemlich ebene Route längs des Hoch-
plateaus vorhanden. Das Land längs dieser projectirten
Bahnstrecke ist zumeist Grasland und für die Viehzucht
sehr geeignet, zumal es nicht an Wasser gebricht. Hier
haben sich auch wieder Goldquarzspuren gefunden.
Fruchtbar ist auch das Loangwathal; der Fluss zieht
durch eine mit Dörfern übcrsäete Gegend, in der Mais,
Reis und Hülsenfrüchte gebaut werden; das Gebiet liefert
auch sehr guten Tabak, weiters gideiht viel wilde Baum-
wolle, die von den Eingeborenen zum Weben von groben
Tuchen verwendet wird. Auch Gummi kommt in dieser
Gegend vor.
Oestlich vom Loangwathale liegt das Land der Angoni,
ein dicht bevölkertes Gebiet, iingefähr 3000 Fuss über
dem Meeresspiegel. F'.s ist sehr fruchtbar, wasserreich
und für Ackerbauzwecke vorzüglich geeignet. Das Klima
wird von Europäern als ziemlich gut bezeichnet. ,Der
Cheroniasee, an dessen Hauptstation diese Bahnstrecke
errichtet werden soll, liegt auf einem Hochjilateau der
Machiiigaberge. Der etwa aiht Quadratuieileri grosse
See hat gutes klares Wasser; an seinen Ufern befinden
sich zahlreiche Ansiedlungen Eingeborener. Der Luswasi-
fluss führt das Wasser vom See in den Loangwa, der
von hier bis zum Zambe.-ii zwar kerne Fälle, aber starke
Stromschnellen aufweist, die die Schiffahrt sehr er-
schweren, wenn nicht unrhöglich machen würden. Das
Klima ist gut, und bloss in den Regenmonaten
December, Jänner und Februar tritt Malaria auf. Ein-
geborene Arbeitskraft ist sehr billig, was dem Bahnbau
hier sehr zustatten käme.
Die 280 Meilen lange Strecke zwischen der Kopf-
station am Cheromasee und dem Sudende de« Tan-
ganyika führt durch hochgelegenes aber ebenes Gebiet,
zumeist di(;ht bevölkertes Wiesenland. Das Gebiet senkt
sich erst 20 oder 30 Meilen vom Tanganyika von
5000 Fuss auf 3000 Fuss Seehöhe, so dass auf die
Meile eine Senkung von ca. lOO Fuss entfällt.
Am Tanganyika weicht die Negerbevölkerung der
arabischen, die gewohnheitsmässig den Süden auf der
Sclavenjagd durchstieift. Von allen einheimischen
Stämmen, durch deren Gebiet die projectirte Bahn vom
Zambesi bis zum Tanganyika fuhrt, ist bloss einer
kriegerisch, der Stamm der Avemba, deren Land circa
1 20 Meilen nördlich vom Cheromasee liegt, wo der
II. Breitegrad den 31. Längegrad sehneidet. Die übrige
Bevölkerung ist sonst eine Ackerbau und Handwerk
treibende, die sich für die Erlernung europäischer Arbeit
sehr bildungsfähig zeigt
Der Tanganyikasee misst von Nord nach Süd etwa
400 Meilen ; hier soll in die Eisenbahntrace ein Dampf-
schiffahrtsdienst eingeschaltet werden. Von der Süd-
spitze Ugandas bis zum Südende des Tanganyika ist
das Territorium, durch welches die transafrikanische
Bahn geführt werden soll, nicht mehr britisch, d e Bahn
muss durch deutsches oder belgisches Gebiet gefuhrt
werden. Man darf annehmen, dass die colonialen
Grenzen dem grossen Werke dir transafrikanischen Bahn
nicht hinderlich sein werden.
Vom Nordende des Tanganyika soll die Bahn weitere
450 Meilen in das Ugandagebiet gefuhrt werden, aller
Wahrscheinlichkeit nach zur Hauptstadt von Uganda,
Mengo. Dieses Gebiet ist von den Ingenieuren der
Chartered Company noch nicht begangen worden,
doch ist es von anderer Seite her bekannt. Es liegt
ungefähr 4000 Fuss über dem Meeresspiegel, ist reich
an tropischer Vegetation und braucht nie hts Anderes zu
seiner wirthschafdichen Entwicklung, als eine Beendi-
gung der Sclavenjagden und Schutz vor Aufständen.
Vor zehn Jahren bereits hat die Antisclavereiconferenz
in Brüssel anerkannt, dass kein Mittel gegen die
Sclaverei so wirksam wäre, als der Bau von Bahnen
durch die Gebiete, die heute noch als Quellen des
Sclavenhandels dienen.
Wo die Bahn die schiffbaren Wasserläufe des Nil-
thales erreicht, hört auch die Aufgabe der transafrikani-
schen Eisenbahn auf Dort knüpft sie an die egyptisch-
sudanesische Bahn und die Nilschiffahrt an.
Einer Schätzung zufolge könnte die Bahn bis zum
Südende des Tanganyika in einem Zeiträume von fünf
Jahren hergestellt werden; wird die Ugandabahn bis
zum Nordende des Tanganyika gleichzeitig in .\ngriff
genommen, könnte sie in ungefähr derselben Zeit fertig-
gestellt werden.
Was die Kosten dieses gigantischen Werkes betrifft,
so würde, der Schätzung nach, der Bahnbau bis zum
sudende des Tanganyika einen Aufwand von 5 Millionen
Pfund Sterling beanspruchen. Die Kosten der Uganda-
bahn nördlich vom Tanganyika entziehen sich vorläufig
noch der Berechnung, doch wird angenommen, dass sie
per Meile keinen durchschnittlichen Mehraufwand er-
fordern würde, als die südliche Trace.
Ueber die wlnhschaftliche Bedeutung der tranafri-
kanischen Eisenbahn, deren Tragwc ite für den europäischen
Handel sich heute kaum ab^then lässt, kam man nicht*
64
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Anderes sagen, als dass sie gleichbedeutend wäre mit
einer plötzlichen, mit der denkbar schnellsten Erschliessung
Innerafrikas. Sie wäre von gleichmässig unschätzbarem
Werthe für den englischen wie für den deutschen Colo-
nialbesitz. Die öffentliche Meinung in Deutschland ist
dem Rhodes'schen Riesenprojecte überwiegend günstig ;
Deutschland müsse sich rechtzeitig seinen Antheil an der
Erschliessung Afrikas sichern und der Entschluss hin-
sichtlich des ostafrikanischen Theils der transafrikanischen
Bahn dürfe nicht länger mehr hinausgeschoben werden,
nachdem die Engländer grundsätzlich entschlossen seien,
die Bahn bis zum Tanganyika zu bauen. Ebenso wird
darauf verwiesen, dass die Belgier bereits mit den Vor-
arbeiten zum Telegraphen- und Bahnbau von Towa am
Westufer des Tanganyika nach dem Congo hin begonnen
haben. Diese Unternehmungen, die in absehbarer Zeit
vollendet sein werden, müssen einen grossen Einfluss
auf den Handel und Verkehr in Deutsch-Ostafrika aus-
üben, und zur Abwendung einer dauernden Schädigung,
schreibt die „Hamburger Börsenhalle" gibt es nur em
Mittel: den Bau einer deutschen Eisenbahn nach dem
Tanganyika in möglichst kurzer Frist. „Wird Deutsch-
Ostafrika erst einmal von dem Verkehre mit dem cen-
tralen Afrika abgeschnitten, dann ist auch für eine spätere
Wiederherstellung unserer Handelsverbindungen nach dem
Innern nur geringe Aussicht vorhanden. Als man im
Jahre i8g6 den Bau einer Centralbahn ins Auge fasste,
war der Gedanke massgebend, das Schutzgebiet aufzu-
schliessen. Als die höchsten Verwaltungsbeamten und
besten Kenner des Landes aber erklärten, dass der
Gesammtverkehr für jeden Eisenbahnbetrieb zu gering
sei, gab man alle weiteren Bemühungen auf. Jetzt liegt
die Sache ganz ■ anders ; die bedeutendsten verkehrs-
politischen Gesichtspunkte für Afrika wirken zwingend
auf uns ein. Deutschland darf seine Colonien nicht von
dem Zusammenhange mit dem Inneren abschliessen. Die
ganze Sachlage gebietet auch, dass wir einem Antrage
von Cecil Rhodes, seine Eisenbahnen und Telegraphen
durch Deutsch-Ostafrika zu führen, nicht ablehnend
gegenüberstehen können. Die geographischen Verhältnisse
lassen es besser erscheinen, wenn diese Linien nördlich
Vom Tanganyika durch das deutsche Gebiet geführt
werden; dafür wird sich wohl eine Form finden, durch
die alle deutschen Rechte und Interessen gewahrt werden."
Mögen sich dem Riesenplane der Eisenbahn von Cap-
stadt bis Alexandrien gar mancherlei Schwierigkeiten
politischer und finanzieller Natur in den Weg stellen,
der Gedanke wird nicht mehr verschwinden und früher
oder später wird . die Idee ihre Verwirklichung finden.
Wer enghschen Unternehmungsgeist und britische Zähig-
keit kennt, die im Pionniertalente Cecil Rhodes' eine
geniale Verkörperung gefunden haben, kennt, wird auch
nicht daran zweifeln, dass die Ausführung des einmal
aufgetauchten Projectes nicht allzulange auf sich wird
warten lassen. Davon zeugt der Entschluss der Chartered
Company, die afrikanische Bahn vorläufig selbst, unter
Verzicht auf jede Unterstützung der englischen Regierung,
bis an die Nordgrenze Rhodesias auszubauen. Die Rasch-
heit, mit welcher die Mittel für dieses Unternehmen
gefunden wurden, ist wohl eine Bürgschaft dafür, dass
auch die Fortsetzung der Bahn bis in den Norden Afrikas
nicht lange auf sich wird warten lassen. Vielleicht rollt
schon in 5 — 10 Jahren die erste Locomotive, die ersten
Dining- und SIeeping Cars von Capstadt nach Cairo,
mitten durch den „dunkeln" Welttheil. Dr. L.
CHINAS HANDELSBILANZ.
Wie der den statistischen Handelsausweisen des chine-
sischen fremden Seezollamtes für i8g8 vorangeschickte
Bericht F. E. .Taylor's mittheilt, hat trotz der ungünstigen
inneren und äusseren politischen Zustände des Landes
und der durch den Gelben Fluss verursachten Ueber-
schwemmungen der Werth des Einfuhrhandels in dem
Berichtsjahre den aller früheren Jahre übertroffen und
der des Ausfuhrhandels wird nur von dem des Jahres
1897 übertroffen. Der Gesammtwerth des Handels,
368,616.483 Haikwan-Taels, ist der höchste bis jetzt
erreichte. Doch bieten die Zolleinnahmen ein weniger
günstiges Bild. Der Einfuhrhandel im Betrage von
180,323.431 Taels brachte 5,72Q.9"8 Taels Einfuhrzoll,
was einem Werthzoll von 3- 17 Percent gleichkommen
würde. Die gesammte Zolleinnahme für das Jahr 1 898
betrug 22,503.396 Taels, während sie sich in 1891, in
welchem Jahre der Gesammtwerth des Handels nur zwei
Drittel von dem in 1898 betrug, auf 23,518.021 Taels
belief. Die Ursache dieser Erscheinung ist darin zu
suchen, dass die grosse Mehrzahl der Zölle feste sind,
die ursprünglich nach dem Princip von 5 Percent vom
Werth festgesetzt worden waren; durch den Fall des
Silbers ist der Werth der Ein- und Ausfuhrwaaren ge-
stiegen, während die Zölle dieselben geblieben sind.
Die sich aus den Zahlenzusammenstellungen der letzten
Jahre für China ergebende, anscheinend ungünstige
Handelsbilanz und die daraus erwachsende Besorgniss
für die Sicherheit der in China selbst oder in chinesi-
schen Werthen angelegten Capitalien haben Herrn Taylor
zu einer eingehenden Behandlung der Frage veranlasst,
die die Unbegründetheit einer solchen Besorgniss nachweist.
Allerdings ergeben sich aus der Zusammenstellung der
jährlichen Werthe des Handels mit dem Auslande in
den Jahren 1886 bis 1898, dass für diesen ganzen Zeit-
raum der Gesammtwerth der Einfuhr 1.921,769.180 Taels
und der der Ausfuhr 1.484,741.501 Taels, der Ueber-
schuss der Einfuhr über die Ausfuhr mithin für den
ganzen Zeitraum 437,027.679 Taels, im Durchschnitt
jährlich ungefähr 34 Millionen Taels betrug. Herr Taylor
macht mit Recht darauf aufmerksam, dass die auf diese
Zahlen begründete Annahme, dass China allmählich von
Silber entblösst werde, um den Unterschied zu bezahlen
und zur Zahlungsunfähigkeit kommen müs.se, da es ausser
den Kosten für die Einfuhr noch die Beträge für Ver-
zinsung und Amortisirung der im Auslande abgeschlossenen
Anleihen, den Ankauf vt n Kriegsmaterial und die Unter-
haltung der chinesischen Gesandtschaften etc. aufbringen
müsse, durchaus unrichtig sei. A's Beweis dafür führt
er an, dass in die Zahlen für den Werth der Einfuhr
der Betrag des Einfuhrzolles und des Gewinnes des chine-
sischen Händlers an den Waaren miteinbegriffen sei,
während bei der Ausfuhr nur der Werth der Waaren
an Ort und Stelle angenommen sei, so dass sich, wenn
man die Berechnung auf einer anderen Grundlage an-
stelle, d. h. den Werth der Einfuhr im Augenblick der
Landung der Waaren, den der Ausfuhr im Augenblick
der Verschiffung annehme, sich der Unterschied im
Werthe zwischen Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1898
statt auf über 50 Millionen Taels nur auf etwa über
7 Millionen stelle, während im Jahre 1897 der Werth
der Ausfuhr sogar grösser als der der Einfuhr gewesen
sei. Ausserdem dürfe man nicht vergessen, dass nicht
alle in einem Jahre als eingeführt verzeichneten Waaren
auch bis zum Schlüsse desselben an die Chinesen ver-
kauft worden seien, während z. B. der Werth des im
Jahre 1898 ausgeführten Goldes, das in China nur eine
Waare sei, 7,703.843 Taels, der Werth des von Hankau
über Suchau in Kansu nach Russland ausgeführten Thees
1,372.000 Taels betragen habe, und ausserdem der
Werth des anders als in Schiffen fremder Bauart be-
triebenen Handels nicht in die Aufstellungen des fremden
Seezollamts aufgenommen sei. Im Süden und mit Korea
bestehe aber ein sehr erhebMcher Verkehr in Dschunken
wie ein bedeutender Landhandel auch mit der Mongolei
und Tibet betrieben werde. Die Quantität des nach
letzterem Lande ausgeführten Thees belaufe sich allein
auf jährlich über 20 Millionen Pfund. Ferner müssten
die sehr erheblichen Beträge in Betracht gezogen werden,
die die fremden Handels- und Kriegsschiffe für Proviant
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ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
56
und andere Bedürfnisse ins Land brächten, sowie die-
jenigen, welche von Auswanderern jährlich nach Chin;i
zurückgebracht oder dorthin reinittirt würden; die Höhe
der auJf.<Jieseni letzteren Wege nach China gelangenden
Summen sei wahrscheinlich sehr viel bedeutender als
man anzunehmen pflege; bestimmte Angaben lägen selbst-
verständlich nicht vor, aber nach zuverlässigen Mitthei-
lungen dürfe man annehmen, dass die aus Californien
allein nach China remittirten Beträge jährlich lo bis
12 Millionen Golddoliars (d. h. ungefähr 42 bis so'/a
Millionen Mark) betrügen. Die von den fremden Ge-
sandtschaften und Consulaten und den in immer grösserer
Zahl eintreffenden Reisenden ausgegebenen Beträge und
die vorläufigen Auslagen der verschiedenen Syndicate
stellten ebenfalls sehr erhebliche Beträge dar, und wenn
es auch unmöglich sei, die aus allen diesen Quellen
messenden Einnahmen auch nur annähernd zu schätzen,
so läge doch der Beweis dafür, dass die Handelsbilanz
China's keine ungünstige sein könne, bereits darin, dass
der für den Dienst der fremden Anleihen im vorigen
Jahre erforderliche Betrag von annähernd 18 Millionen
'i'aels durch die fremden Banken ausschliesslich in
Wechseln gegen Exporte nach Europa remiltirt worden
sei. Ebenso habe die Einfuhr von Silber über die Aus
fuhr in 1898 netto 4,722.025 Taels betragen. Wenn
daher auch im Berichtsjahre in einigen der geöffneten
Häfen Silber manchmal etwas knapp gewesen sei, so
könnten doch die aus allen Theilen des Landes ein-
gegangenen Nachrichten keinen Zweifel darüber la.ssen,
dass ein Mangel an Silber im Lande überhaupt nicht
bestehe; die Silberpreise in China bestätigen diese Auf
fassung durchaus. Man könne daher mit Bestimmtheit
behaupten, dass China allen seinen Verpflichtungen nach-
komme, ohne seine Silbervorräthe zu vermindern, und
dass das Land keine Einfuhren kaufe, die es nicht mit
Ausfuhren bezahle. Die Regierung sei allerdings häufig
iu< Verlegenheit wegen Beschaffung der erforderlichen Be-
träge, aber das Land selbst werde von Tag zu Tag reicher.
Die Frage des Einflusses der Goldwährung auf den
Verkehr mit Silberländern ist so oft erörtert worden,
dass es immerhin interessant ist, eine neue Bestätigung
dar Thatsache zu erhalten, dass, wenigstens soweit China
in Betracht kommt, das Verhältniss von Silber zu Kupfer
unendlich richtiger ist, wie das von Silber zu Gold.
Herr Taylor behandelt die Frage eingehend. Er weist
darauf hm, dass das Metall (Kupfer und Zink), das die
Regierung für die Anfertigung von Kupfermünzen im
Werth von einem Tael kaufen müsste, 1334 Tael koste.
Dieser Zustand hat nicht allein die Prägung von Kupfer-
münzen eingeschränkt, sondern er ist auch die Ver-
anlassung gewesen dass die Kupfermünzen verschwunden
sind, eingeschmolzen zur Gewinnung des in ihnen ent-
haltenen Kupfers. Der Tael, der in Shanghai 1892
1400 Käsch galt, gilt heute dort noch 1170 und ein
weiteres Fallen ist mit Bestimmtheit vorauszusehen. Das
einzige Mittel, um dieser Calamität abzuhelfen, ist die
Ausprägung von silbernen Scheidemünzen, und man hat,
wenn auch zögernd und langsam, zu demselben gegriffen.
Sobald die verschiedenen Syndicate ihre Arbeit im Innern
China's beginnen, wird dasselbe immer grössere Quanti-
täten, Silbers absorbiren und, wie hinzugefügt werden
kann, immer grösserer Beträge silberner Scheidemünzen
bedürfen, da die Gesellschaften kaum geneigt oder im
Stande sein dürften, das erforderliche Geld für die Aus-
zahlung der Arbeiter in immer im Preise steigenden
Kui)fcrmünzen zu beschaffen
DIE HANDELSVERHÄLTNISSE IN KAMERUN.
Einer Artikelserie der „Köln. Ztg." über Kamerun
und Togo entnehmen wir folgende Ausführungen : ^
Die Neigung, ilie schwarzen Zwischenhän<ller ru um-
gehen, ist nicht allgemein, allein da die Dualla bis zum
Wuri und in die Gegend von Jabassi vordringen und
keineswegs billig einkaufen, haben einzelne Kameruner
Firmen ihre weissen Angestellten weit landeinwärts vor-
geschoben. Nicht immer mit Erfolg, da diesen Ange-
stellten erhebliche Unterhaltungskosten l>ewilligt werden
mtissen, so dass manche Zweigfactorei wieder aufgegeben
wurde. Zudem kommt in der Regel zu der ersten dieser
Factoreien eine zweite, und dann geht der Mitbewerb
los, der stets mit einer Preissteigerung für die Landes-
erzeugnisse endigt. So meldet der diesjährige amtliche
Bericht, dass einer bis nach Mundame vorgeschobenen
deutschen Factorei eine englische auf dem Fusse folgen
soll. Andere Kameruner Firmen möchten diese Wandlung
nicht mitmachen, weil sei sich sagen, der Dualla sei
schon in seinem Wohlstand genug zurückgegangen, und
es sei durchaus nothwendig, ihn zu halten, ihm Ge-
legenheit zum Verdienst zu lassen, damit er kauf-
kräftig bleibe. Für den Augenblick ist diese Gelegenheit
noch gegeben, allein wenn der Dualla sein geschäft-
liches Vorgehen nicht ändert, wird er auch seine letzten
Stützen verlieren, und die europäischen Kaufleute werden
sich allesammt genöthigt sehen, Buschfactoreien im
Innern zu errichten und so immer weiter vorzudringen.
Die Regierung unterstützt die Kautleute in der Weise,
dass sie den Dualla das Geschäft über eine gewisse
Zone hinaus untersagt und den Zwischenhandel mit den
Factoreien des Binnenlandes für die Eingesessenen vor-
behält. In Edea war der Verkehr früher so geregelt,
dass die auswärtigen Zwischenhändler, Dualla, Bakoko
und Malimba, sich des Morgens in den Factoreien
einfanden, um ihre Waaren anzubieten, die Leute aus
der näheren Umgebung dagegen Nachmittags. Auf diese
Weise konnten die Einen nicht wissen, welche Preise die
Anderen erzielten; auch erfuhren die Eingesessenen
nicht, dass die Auswärtigen sich von den Factoreien
über das Kru hinaus ein kleines Draufgeld geben Hessen,
das sogenannte dash, das der westafrikanische Neger
unter allen möglichen und unmöglichen Vorwänden von
dem Europäer zu verlangen pflegt; man erzählt Bei-
spiele, wo die schwarzen Patienten eines Arztes nach
der Heilung von letzterem ein dash verlangten. Diese
Ordnung der Dinge konnte nicht lange aufrecht erhalten
bleiben, da die Zwischenhändler aus den verschiedenen
Stämmen schliesslich doch zusammentrafen und es den
Kaufleuten recht schwierig wurde, ihre Preise selbst zu
bestimmen. So trat denn das Verbot in Kraft. Die
Dualla und Malimba — Letztere bewohnen die Sanaga-
mündung — kehrten sich anfangs wenig daran, obgleich
sie Gefahr liefen, auf vier Wochen eingesteckt zu werden,
und sammelten auf dem Wege stromaufwärts, was sie
für die Kaufleute von Edea an Elfenbein und sonstigen
Waaren aufzutreiben vermochten. Ein Häuptling aus der
Gegend von Edea hatte selbst die Malimba-Leute herbei-
gerufen, sie wurden ihm indess unbequem, so dass er
sich an die Behörden wandte.
Der Bescheid lautete dahin, der Häuptling möge sich
der Leute selbst entledigen, kraft seines eigenen Rechtes,
das ihm gestatte, nicht Eingesessene aus seinem Gebiete
auszuweisen. Jetzt halten sich die auswärtigen Zwischen-
händler schon vorsichtiger abseits, allein mit einer
anderen Plage müssen die Kauf leute von nun an in den
auf diese Weise unterbundenen Gegenden rechnen, näm-
lich mit den schwarzen Lehrern der Basler Mission.
Diesen Leuten ist zwar von ihren Vorgesetzten unter-
sagt, Handel zu treiben, unter der Hand wissen sie
dennoch die Erzeugnisse ihrer Schüler an den Mann lu
bringen. Die schwarzen Lehrer haben übrigens auch die
Leute von Edea über den Brauch der Draufgabe unter-
richtet. Sie selbst sind schon keineswegs mit den orfs-
üblichen Preisen zufrieden, sondern verlangen in Edea
dieselben Sätze wie die an der Küste iu Malimba gel-
tenden. Die Kaufleute finden sich eine Zeitlang ins
Unvermeidliche, dann entschliessen sie sich, schwarze
Boten landeinwärts zu senden, um Waaren au&ukaufen;
56
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
auf diese Weise gelingt es noch, trotz der Löhne und
der Nahrung für die Boten, Elfenbein und Kautschuk
unter günstigeren Bedingungen zu erhalten als beim Ein-
kauf auf der Factorei. Die Boten von Edea stossen
jedoch, wenn sie nach Süden gehen, auf diejenigen der
Kaufleute von Kribi und Batanga. Wo einmal Zwischen-
händler von auswärts eingedrungen waren, kann man
sicher sein, dass sie gerade die Geschäftsgepflogenheiten
hinterlassen haben, die den Factoreien am meisten
Schaden zufügen. Und doch kommt auch in Edea die
Frage der Zwischenhändler unter denselben Gesichts-
winkel wie in Kamerun. Die Anwohner des Sanaga sind
nicht in der Lage, viel Landbau treiben zu können.
Etwas Macabo, Bananen und Fische müssen ihnen für
ihren Lebensunterhalt genügen. Viehzucht ist so gut wie
ganz ausgeschlossen. Die Leute sind daher ganz darauf
angewiesen, Handel zu treiben. Dies gilt für die Küsten-
bewc hner von Malimba mit, und wenn die Regierung
den Kaufleuten räth, diesen Zwischenhändlern keinen
Credit mehr zu gewähren, so wird ihr erwidert, dass
das nicht angehe, und zwar aus denselben Gründen wie
den Kameruner Dualla gegenüber. Letztere sehen sich
schon so sehr in die Enge getrieben, dass sie kürzlich
den Preis der Ziegen erhöht haben, wo schon alles
frische Fleisch theuer genug ist, und mit einer Erhöhung
dieser Art müssen die Kaufleute rechnen. Kurzum, auf
dem Kameruner Platz und auch vielfach anderwärts,
stellt sich die Frage, ob der Zwischenhändler gänzUch
zu unterdrücken sei, in folgendem Doppelschluss dar :
entweder verzichten die Dualla auf ihre widersinnigen
Geschäftsbräuche und sie erhalten weiter Credit, oder'
sie bleiben beim alten Schlendrian und die Kaufleute
geben sie völlig preis und gehen selbst auf den Pro-
ductenkauf aus. Darüber sind indess manche Kaullcute
offenbar so wenig im Klaren, dass von einer Firma be-
hauptet wird, sie lasse selbst im Binnenlande aufkaufen
und gewähre noch obendrein den Zwischenhändlern
Credit. Unter diesen Umständen, äu.sserte ein zuver-
lässiger Kaufmann, wäre es besser, der Handel fasste
seinen festen Entschluss in dem einen oder dem anderen
Sinne, anstatt fortwährend das Einschreiten der Regie-
rung anzurufen, die nichts mehr dabei zn thun vermag.
Im Süden liegen die Verhältnisse ziemlich günstig.
Leider ist es in Folge des Raubbaues, der nächst der
Küste mit den Kautschukpflanzen getrieben wurde, all-
mälig dahin gekommen, dass Gummi schon von weit
her aus dem Innern, oft zehn und vierzehn Tagereisen
weit, nach dem Verschiffungsort gebracht werden muss.
Als letzterer kommt hauptsächlich Batanga in Betracht.
Lange Zeit waren hiefür keine einheimischen Träger zu
haben. Es mussten aus Liberia ziemlich hoch gelöhnte
Träger herbeigeschafft werden, die auch Beköstigung
verlangten und durch ihr Verhalten jeden Augenblick
endlose Auseinandersetzungen mit den Eingeborenen
veranlassten. Did Kaufleute von der Südküste brachten
es dann durch Verträge mit den Häuptlingen der Jaünde
zu Stande, dass Leute dieses Stammes für einen sehr
geringen Lohn und ohne Bjköstigung zu fordern
Kautschuk unmittelbar von den Gewinnungsstellen nach
der Küste tragen, wo der Preis sich auf etwa 3 M.
das kg stellt. Unter diesen Umständen ist das Geschäft
leichter und einträglicher. Der Woermanndampfer, den
der Correspondent zur Heimreise benützte, hatte u. A.
für mehr als 200.000 M. Kautschuk aus Batanga an Bord.
Der Colonialhandel hat noch mit einer anderen
Schwfierigkeit zu kämpfen, nämlich mit der des euro-
päischen Personals. Auch in dieser Hinsicht kann man
sich auf Aeusserungen erprobter Colonialkaufleute be-
rufen, die nicht verhehlen, dass bei der Annahme von
Gehilfen schwere Fehler begangen werden. Die „ Kreuz-
zeitung" hatte einmal diese Frage in ihrer Weise be-
handelt und einen Entrüstungssturm durch die Be-
merkung hervorgerufen, es sei an der Zeit, den colo-
nialen Kaufmannsstand durch Einschiebung von jungen
Leuten von Adel zu heben. Es war dies eine ganz nutz-
lose Empfehlung, denn die Hamburger und Bremer
Kaufleute mögen keine Adeligen beschäftigen, weil solche
sich dem Handelsstande in der Regel erst zuwenden,
wenn sie sonstwo Schiffbruch gelitten haben Sie glauben
nicht an die Redensart aus Moliöre's „Bourgeois gen-
tilhomme" : Les gens de qualitö savent tout .sans avoir
rien appris. Allein sie machen sich der Unterlassungs-
sünde schuldig, bei der Annahme von Angestellten für
Westafrika nicht genügend auf Herkunft, Charakter, Vor-
leben und allgemeine und Fachbildung zu sehen. Daher der
übertrieben üble Ruf der Westküste. Und doch wäre zu
Hause sehr wohl das geeignete Personal zu finden, denn
mit 1800 M. jährlich nebst freier Aus- und Heimreise
und freier Station ist ein unselbständiger Gehilfe gut
daran, besser als die technisch ausgebildeten Angestellten
der Pflanzungen. Auch sind die Aussichten, bei ge-
schicktem Vorgehen rasch aufzusteigen, sehr günstig.
Ein Angestellter, der eine selbständige Beschäftigung er-
halten soll, geht unter Umständen schon mit 2500 M.
hinaus. Und nun beginnt das ungebundene Leben, dessen
Reizen Alle zum Opfer fallen, die nicht ganz charakter-
fest sind, und diejenigen, die bei der Ausreise von den
Aerzten nicht scharf genug auf körperliche Taughchkeit
geprüft worden sind. Im besten Falle wird der junge
Mann noch rechtzeitig auf Kosten der Firma nach Hause
gebracht, ehe sein Vertrag abgelaufen ist, häufig schon,
bevor er die ihm bei der Ausreise bewilligten 300 M.
Vorschuss abverdient hat, und dann kann er zu Hause
laut sprechen : er hat die Colonien gesehen Geradezu
leichtsinnig handelt eine Firma, wenn sie einen noch
körperlich nicht voll entwickelten Burschen von 18 Jahren
hinausschickt.
Auf Ton und Benehmen kommt es selbst in einem
Negerdorf, mitten im Busch, mehr an, als man denkt
Alles zugestanden, was man bei der breitesten Auffassung
einem alleinstehenden jungen Manne zugeben kann, gibt
es Grenzen, die nirgends in der Welt überschritten
werden dürfen. Solche Grenzen kennt auch der Neger.
Man könnte, wenn die Feder sich nicht dagegensträubte,
Fälle von verkörperter Gemeinheit anführen, die den
europäischen Namen schänden, und den Eindruck wieder-
geben, den sie auf die scharf beobachtenden Neger
gemacht haben. „Es muss und wird geräumt werden."
sagte auch eine einflussreiche Persönlichkeit des Handels-
standes. Zum Glück kann man die schlimmsten Klagen
nicht überall gelten lassen, und zwar eben nicht in den
deutschen Colonien. Schon in Kittah, dem nur zwei
Stunden Dampferfahrt von Lome entfernten englischen
Küstenplatz, in Lome selbst, in Kleinpopo und in
Kamerun herrscht ein besserer Ton, weil dort vielfach
die Inhaber der Geschäfte selbst anwesend sind und
die jüngeren Leute sich wie zu Hause eines bescheidenen
Verhaltens befleissigen, sodann in Folge der Völker-
mischung von Weissen, die bewirkt, dass eine Nationalität
vor der anderen mit Ehren bestehen will, wie auch in
Folge des gesellschaftlichen Einflusses der höheren Be-
amten. In Kittah ist ein Club entstanden, wo Deutsche
und Engländer die schönste Geselligkeit pflegen. Auch
die Kameruner Kaufleute wollen einen Club gründen,
wo die Vertreter der verschiedensten Berufsarten sich
zusammenfinden sollen. Ein Bauplatz ist bereits ge-
sichert. Das Clubhaus soll auch Zimmer für vorüber-
gehend anwesende Mitglieder enthalten.
IM BOROTSE-GEBIETE.
Im „Bulletin de la Sociöt^ Neuchateloise de Geo-
graphie", Band 1899, beschreibt Eugtoe Bt'guin Land
und Volk der Borotse, oder wie ihr bekannterer Name
lautet, Marutse, die er in seiner Thätigkeit als Missionär
in ihrer Hauptstadt Nalolo am oberen Zambesi kennen
zu lernen reichlich Gelegenheit hatte.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCRRJETT FÜR DEN ORIENT.
M
Abgesehen von Reisen einzelner portugiesischer Sclaven-
händler, die wissenschaftlich und ])olitisch ohne Be-
deutung waren, wurde das Land Borotse zum ersten
male 1853 von Livingstone besucht. Es war damals in
tler Gewalt der seither von den Marutse besiegten und
spurlos verschwundenen Makololo. Ks ist eine ungeheuere
ovale Ebene, lUch wie Holland, die sich von Nordwesten
nach Südosten erstreckt; ihre Lage wid durch den
21. LAngegrad östlich von Paris und den 15. Breitegrad be-
stimmt. Sie liegt im Duichschnitte 1000 rn über dem
Meere und wird vom Zambesi in zwei Hälften getheilt.
Landschaftliche Reize sind auf dieser Ebene, abgesehen
von den wechselnden Strombildein bei ruliigem, bei
stürmischem Wetter und bei Vollmond, so gut wie gar
nicht vorhanden. Es herrscht im (Jegentheile wegen der
l'flanzenarmuth des Landes eine erdrückende Monotonie,
die nur zeitweilig durch Bauragru])pen bei Häuptlings-
gräbern und durch die niedrigen, von einiger Entfernung
aus kaum sichtbaren Hütten der Eingeborenen unter-
brochen wird.
Die Hauptstadt ist Lealuyi, ein weitgestrecktes Dorf
von ungefähr 300« Einwohnern am linken Ufer des
Zambesi, die Residenz des Königs Lewanika. Die nächst-
wichtige Stadt ist Nalolo, am rechten Ufer des Zambesi,
mehr südlich von Lealuyi, ein Dorf von ungefähr 1500
Einwohnern, die Residenz der älteren Schwester des
Königs. Sie heisst Mokwan, d. h. Prinzessin, und geniesst
die gleichen Prärogativen und Ehren wie ihr Bruder.
B(5guin polemisirt sehr lebhaft gegen die verfehlte Ab-
grenzung zwischen England, Portugal und Deutschland,
welche nur die Exploitirung Südafrikas durch die Europäer
sowie die Bequemlichkeit der Diplomaten, aber nicht
die Bedürfnisse und historisch ethnographischen Verhält-
nisse der Eingeborenen berücksichtigt. Es .wurde nämlich
der nordsüdliche Lauf des oberen Zambesi als Grenze
zwischen Portugal und England gesetzt, die ethno-
graphisch politische Einheit des Borotse-Landes zerrissen
und überdies den Deutschen ein .schmaler Streifen Landes
bis zur sü<löstlichen Biegung des Zambesi gegeben.
Die Bevölkerung des Borotse-Landes ist eine sehr
schüttere, ungefähr 15.000 Einwohner, 2 pro km'*. Die
Herren dieses Gebietes und der Landstriche bis zu den
Victoriafällen sind die Marutse, wie sie von den be-
siegten Makololo genannt wurden, die A Lugi, wie sie
sich selbst nennen. Doch ist die Bewohnerschaft des
Borotse in Folge der Vermischung mit den zahlreichen,
den Marutse unterworfenen Stämmen durchaus nicht
einheitlich. Sie sind ein schön gebauter Menschenschlag.
Man sieht keine Krüppel, die vielleicht überhaupt nicht
aufgezogen werden ; es gibt aber in Folge der Hitze
und Unreinlichkeit sehr viel Aussätzige, Blinde und
Augenleidende. Sie sind von hohem Wüchse und hin-
sichtlich der Entwicklung ihrer Muskeln wahre Athleten,
da sich Mann und Weib von frühester Jugend an in der
Kunst des Ruderns zu hoher Vollkommenheit ausbilden.
Die Kleidung der Zambesivöiker ist eine höchst ein-
fache, wenn auch decenter als die der ganz nackt
gehenden Katfern und jene der Betschuanen und Basuto,
die nur einen Lendenschurz tragen. Das Kleidungsstück
der Marutse, die Setsiba, besteht aus Calicotstoff mit
einem Gürtel um die Lenden, ist 2 m lang und 80 cm
breit, so dass sie bis zu den Knien geht. Trotz der
tropischen Hitze haben die Zambesier fast nie eine
Kopfbedeckung. Viele tragen auch ein Hemd und die
Reichen überdies noch ein ,, Taggewand'', ein Stück be-
druckter Leinwand in der Grösse von 2 w', die sie wie
eine antike Toga um die Unke Schulter und unter den
rechten Arm schlingen. Die Frauen sind mit einem
Rocke aus geschmeidigem Leder bekleidet, der bis zu
tlen Knien geht, die reichen überdies noch mit dem
togaähnlichen Taggewand.
IWguin theilt nicht die Meinung von der HässlicHkeit
der afrikanischen Race und behauptet, dass es unter
ihnen auch schöne Frauen und Männer ohne die charak-
I teristiEcbcD Stumpfnasen mid au%eworiei>«ii Lippen gebe.
Dpch wundert er sich ub:r die völlige ausnahmslose
Gleichheit der Haare und Farbe der Augen bei den
Negern. Er hält die Bezeichnung „Wilde" als unange-
noessen gegenüber den Zambesivölkern : Sie haben Ge-
setze, eine politische Organisation; sie sind Ackerbauer
und Viehzüchter, bei denen Fischerei und Jagd nur
Nebenbeschäftigungen darstellen. Ihre Nahrung ist vor-
wiegend eine pflanzliche: Mania, Mais und Shorgo.
Fleisch ist beliebt, aber gilt schon wegen seiner Scltet»-
heit nur als Zuthat. Niemals essen sie rohes Fleisch
oder solches fleischfressender Thiere. Ihre geistigen Fähig-
keiten, namentlich diejenigen der an Geschäfte gewöhnten
Männer, weniger die der Frauen, sind bedeutender als
gewöhnlich angenommen wird. Ihre Sprache ist gleich
derjenigen der anderen afrikanischen Völker zwar arm
an abstracten Ausdrücken, aber reich an Bezeichnungen
concreter Dinge, die ihren in den socialen Verhältnissen
oder in der Natur, besonders im Tliierreiche, vor Augen
kommen ; sie ist jedenfalls weit reicher als diejenige der
nordsibirischen Naturvölker, die in wenig belebter Um-
gebung hausen. Erstaunlich ist die Leichtigkeit, womit
sie Sprachen erlernen. Südafrikanische Eingeborene, die
das Sesuto, die Sprache der Kaffern, englisch und hol-
ländisch vollkommen beherrschen, sind nicht selten. Die
Zambesier sprechen gleichfalls das Sekolelo, die allge-
meine Umgangssprache des L.andes, die Sprache ihres
eigenen Stammes und daneben noch zwei oder drei
andere. Europäische zu erlernen hatten sie bisher kein
Bedürfniss, da sich die Missionäre die ihrigen aneignen.
Die Schüler der Missionäre lernen leicht lesen und
schreiben, doch das Rechnen fallt ihnen wegen ihrer
unentwickelten Abstractionsfähigkeit sehr schwer und be-
sonders was über die vier Species hinausgeht.
Die Verhältnisse zwischen Maun und Weib entbehren
der europäischen Regelmässigkeit. Verbindung und
Trennung zweier Personen verschiedenen Geschlechts ge-
schieht ohne alle Förmlichkeit nach freiem Belieben,
selten, dass ein vierzigjähriger Mann noch mit seiner
ersten Frau lebt. Die Mehrzahl, namentlich die Chefs,
sind polygam und vertauschen ihre gealterten Frauen
mit jüngeren. Ein Familienleben in unserem Sinne
existirt daher nicht, zumal da kleine Kinder sehr häufig
ihren Eltern entrissen und in der Fremde auferzogen
werden. Aus Kindertributen, die den unterworfenen
Stämmen als Steuer oder Busse auferlegt werden, recru-
tiren sich die Sclavenschaaren der Chefs und die Misch-
bevölkerung des Borotse. Auch in der königlichen
Familie werden die Kinder im Alter von zwei oder
drei Jahren bei Tanten oder älteren Geschwistern unter-
gebracht und bekommen ihre FUtem kaum mehr zu
sehen. Auf diesen Mangel eines Familienlebens führt
Beguin die Abwesenheit jedwaden Zartsinns trotz ausser-
lieber Höflichkeit zurück. Als derartige Rauheiten nennt
er ihre Unbekanntschaft mit dem Duzen und ihre Liebe
zur Grausamkeit, die sie namentlich gegen Thiere zeigen.
Im Allgemeinen findet er aber die Zambesier abgesehen
von ihrer Lügenhaftigkeit keineswegs verderbter als
andere Racen. Unnatürliche Vergehungen sollen bei
ihnen überhaupt nicht vorkommen. Selbst was ihre
sexuelle Unordnung betrifft, leben sie nicht ärger als
die im I^nde befindlichen Weissen, die übrigens mit
bewusster_ Frivolität gegenüber der naiveren Neger-
bevölkerung auftreten.
Besonders ausführlich bespricht Beguin die Ankunft
eines englischen Residenten, des Majors Corryndon, im
Borotse und die wahrscheinlichen F'olgen dieses bedeut-
samen Ereignisses. Der Major kam am 1 7. September 1897
in Kazungula am Zambesi, gegenüber dem Ottende der
deutschen Einflusssphäre an, von wo er von einer Flotte
von hunilert Booten unter Fuhrung des Thronfolgers
Litia über Nalolo bis zur Hauptstadt I..ealugi geleitet
wurde; er kam daselbst am 20. October 1897 an. Die
feierliche Begrüssung durch den König, aeiae Schwester,
58
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
die Häuptlinge und das Volk bewies, in wie hohem
Grade die Marutse den Umschwung der Dinge er-
kannten, den „Anfang vom Ende", der durch die An-
kunft des englischen Residenten eröffnet war, mochten
auch die alten Zustände, wie die Macht der Häuptlinge,
die Sclaverei etc. für den Moment nicht berührt sein.
In erster Linie hat Major Corryndon den Verkehr der
Marutse mit der britischen Krone zu vermitteln und
die ungeheueren Territorien des Königs Lewanika auf
beiden Ufern des Zambesi vor fremden Eingrijffen, auch
vor jenen der Portugiesen, denen der Zambesi als Grenze
vertragsmässig zugestanden wurde, zu schützen.
Neben dieser politischen Mission hat der englische
Resident bei König Lewanika auch eine commercielle.
Das Marutse-Reich wird durch den geplanten Bau der
Eisenbahn von Buluwayo nach den Victoriafällen in
unmittelbare Verbindung mit den Culturländern gebracht,
von denen es früher durch die in Folge der Rinderpest
und der zunehmenden Austrocknung stets ungangbarer
werdende Wüste Kalahari auf das Lästigste getrennt war.
Bäguin hält aber das Reich der Marutse in Folge seiner
kärglichen Naturschätze für kein sehr hoffnungsvolles
Absatzgebiet. Die Marutse können nur während der
Regenzeit dem Boden ihres Landes die zum Leben
nothwendigen Producte für eine dünne Bevölkerung ent-
locken, wie Mais, Manive, verschiedene Arten Sorgha,
Patate, Kürbis, Schminkbohnen, Zuckerrohr, wobei sie
entweder kleine Hügel, namentlich die fruchtbaren Ter-
mitenbauten oder das Wasser zurückhaltende Mulden
bebauen. Aber alle Versuche, die von europäischen
Missionären mit europäischen Leguminosen, Früchten,
Kaffee, Thee gemacht wurden, scheiterten. Nur der
Paradiesapfel gedieh.
Unter solchen Verhältnissen bliebe der Handel auf
einen geringfügigen Tauschverkehr von Vieh, Elfenbein,
Häuten wilder Thiere, Producten eingeborener Kunstfertig-
keit (die als ethnographische Curiositäten Anwerth finden)
gegen europäische Kleiderstoffe und Kleidungsstücke
beschränkt, wenn nicht das Land mineralische Ressourcen
besässe. In den östlichen Gebirgen des Marutse-Reiches
soll Gold zu finden sein. Um ausgedehnter Kohlen-
schürfungen willen bei den Victoriafällen entschloss man
sich, die Bahn von Buluwayo dorthin zu führen. Aber
abgesehen von den Minen haben nach der Meinung
Bt'guin's weisse Einwanderer auf lohnende Geschäfte
nicht zu rechnen ; dies ist umsomehr der Fall, da durch
die im Marutsegebiet sehr häufigen Fieber auch die
stärksten Naturen physisch und moralisch geschwächt
und sogar einem traurigen Untergange zugeführt werden
können, wofern sie nicht in höheren Beweggründen
humanitärreligiöser oder wissenschaftlicher Art eine
Stütze finden.
' CHRONIK.
Asien.
Arabien. Zwei unter türkischer Oberhoheit stehende
arabische Stämme verüben an Unterthanen des jungen
Fürsten von Centralarabien Abd-ul-Aziz, des Nachfolgers
des Ibn Reschid, Räubereien, und Abd-ul-Aziz trifft mit
grosser bewaffneter Macht bei Samava am Euphrat ein,
um sich Genugthuung zu verschaffen. Der Sultan gibt
Befehl, die räuberischen Stämme zu bestrafen und das
geraubte Gut zurückzugeben. — Die aufständischen
Araber in Jemen machen im Bezirke Kufi ein türkisches
Bataillon nieder und zwingen Abdullah Pascha, sich
nach Sanaa zurückzuziehen. Neuerdings sollen Auf-
ständische in Jemen sich unterworfen und die Waffen ab-
geliefert haben. — Die Pest in Dscheddah dauert noch
an, und es kommen noch Todesfälle vor.
Persien. Verschiedene Gesandtschaften beschweren sich
bei der persischen Regierung darüber, dass die Thätig-
keit der französischen, englischen und amerikanischen
Missionen in der Provinz Azerbeidschen durch das
eigenthümliche Verhalten von russischen Popen durch-
kreuzt wird, die nicht allein Nestorianer, sondern auch
Katholiken und Presbyterianer für die orthodoxe Kirche
zu gewinnen bestrebt sind und auch schon gewonnen
haben sollen. Da die Popen ihre Bekehrungsversuche
auch auf die Muhammedaner ausdehnen, wenden sich
auch die Mollahs mit Beschwerden an den Schah und
verlangen die Ausweisung der Popen. Die persische
Regierung ist darüber in grosser Verlegenheit. — Russ-
land soll das Recht auf einen Hafen (Benderabbas) im
persischen Meebusen erworben haben, von welchem es,
wenn es ihm beliebt, Besitz ergreifen könne.
Afghanistan. Ueber das Befinden des Emirs erhalten
sich die ungünstigsten Gerüchte. Auf den in Samarkand
lebenden Bruder des Emirs, Ishak Khan, werden zwei
Mordversuche gemacht, die aber missUngen. Zum Zwecke
der Ausbreitung russischer Handelsverbindungen in
Afghanistan erstrebt man russischerseits die Oeffnung
der Grenzen, die bisher bedingungslos für die Russen
verschlossen waren.
China. Italien ist fest entschlossen, die Samnun-Bai
in Besitz zu nehmen. — In der Provinz Schantung ver-
anlasst die fremdenfeindliche Bewegung das militärische
Einschreiten der Deutschen. Eine deutsche Marine-
patrouille landet bei Itschou und wird im Inneren des
Landes von chinesischen Soldaten angegriffen; die
Deutschen erwidern das Feuer und tödten mehrere
Chinesen, müssen sich aber zurückziehen. Der Provicar
Freinademetz wird in der Nähe von Tsimo, unfern vom
deutschen Gebiete, von Chinesen gefangen genommen,
geschlagen und leicht verletzt; der ihm zu Hilfe ge-
sandten deutschen Abtheilung aus Lizun gelingt es, ihn
zu befreien, und die Bestrafung der Schuldigen wird
eingeleitet. Eine zweite militärische Expedition geht
nach dem Südwesten Schantungs in den Bezirk Itschoufu,
wo seit Monaten die einheimischen Christen, die
Missionäre, Kaufleute und Ingenieure belästigt und ver-
folgt werden. Ein deutscher Officier, ein Dragoman und
ein Ingenieur werden auf dem Wege nach Itschoufu
unweit dieser Stadt von der eingeborenen Bevölkerung
angegriffen, und es folgt ein Kampf, in dem mehrere
Chinesen getödtet und verwundet werden. Jitschou
wird besetzt und zwei Dörfer in der Nähe von Jitschou,
wo deutsche Reisende angegriffen wurden, werden
niedergebrannt. Deutschland besetzt die Rhede von
Ngantungwei. Die chinesische Regierung beordert Truppen
in die Nähe von Kiautschau zum Zwecke des Schutzes
der Ausländer. — In dem an England abgetretenen,
Hongkong gegenüberliegenden Gebiete im Bezirke von
Kaulung, wo englische Feldmesser zur Festlegung der
Grenzen und zur Anlage von Befestigungen thätig sind,
reizen fremdenfeindliche Aufrufe die Bevölkerung gegen
die Engländer auf, und die Bewohner von Kaulung
trachten die Arbeiten für die Erweiterung des englischen
Gebietes zu verhindern. Die englischen Beamten, obwohl
auf Befehl des Vicekönigs von Kwangtung von chinesischen
Soldaten begleitet, werden von der Menge angegriffen und
in die Flucht geschlagen. Die Chinesen auf dem Festlande
nehmen auch den Polizeichef von Hongkong gefangen,
doch wird dieser bald frei. Englische Truppen werden
nach Kaulung beordert, um die Bevölkerung zu zwingen,
die Ruhe nicht mehr zu stören, und auch der Vicekönig
sendet Truppen zum Schutze der Feldmesser und fordert
die Bevölkerung auf, diese nicht mehr zu belästigen.
Trotzdem feuern Eingeborene im Hinterlande in Taipufu
auf eine Abtheilung britischer Soldaten, die für die Be-
sitznahme des erweiterten Gebietes von Kaulung Vor-
bereitungen treffen; die Chinesen (6000 Mann?) werden
mit Shrapnels in die Flucht geschlagen und verfolgt,
und die Engländer stecken auf dem Rückzuge mehrere
Dörfer in Brand. Weitere nach Taipu gesandte Truppen
finden die Ortschaften von den Aufständischen verlassen
und kehren nach Hongkong zurück. Fernerer Wider-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEM ORIENT.
fi»
stand wird nicht erwartet. — Die Kaiserin-Witwe be-
fiehlt, dass die Truppen in der Nähe der Hauptstadt
zusammengezogen werden; sie befasst sich damit, die
Landesverthcidigung gegen einen Fremdenangriff vorzu-
bereiten.
Korea. In der Provinz Tschun-tschöng wird eine fran-
zösische Mission zerstört und ein Priester fortgeschleppt.
Koreanische Truppen werden nach dem Orte, in welchem
die Ausschreitungen stattfanden abgesandt.
Sumatra. Panglima Polim, nach dem Tode Tuku Umars
die Seele des Widerstandes, verhindert den Prätendent-
sultan, sich dem General van Heutsz zu unterwerfen,
und reizt die Stammeshäupter zur Fortsetzung des Wider-
standes. Eine Colonne, die Panglima Polim verfolgt, wird
wiederholt mit dem Feind in Gefechte verwickelt. In
Paru, wohin sich der Prätendentsultan geflüchtet hat,
wird noch ein heftiger Widerstand erwartet. Die Be-
satzungstruppen in Atjeh werden vermindert, die die
gewöhnliche Formation übersteigenden Truppen kehren
nach Java zurück.
Philippinen. Die Versuche, zu Aguinaldo zu gelangen,
um über die Auslieferung der Gefangenen zu verhandeln,
scheitern an der drohenden Haltung der Vorposten der
Philippiner. Oberst McArthur nimmt Malolos, das Haupt-
(juartier der Philippiner, nachdem diese die Stadt in
Brand gesteckt und sie zum grössten Theile verlassen
haben. Bei einem Gefechte nördlich von Malolos müssen
sich die Philippiner zurückziehen ; sie kehren in ihre
Wohnstätten zurück und suchen den Schutz der Amerikaner
nach. General Otis verkündet durch eine Proclamation,
dass auf dem ganzen Archipel die Oberherrschaft der
Vereinigten Staaten werde durchgeführt werden. McArthur
wendet sich nach Calumpit, nördlich von Malolos an der
Eisenbahn , wo die Aufständischen unter Aguinaldo's
Führung ihre Hauptmacht zusammengezogen haben. Ein
nächtlicher Angriff der Aufständischen auf die Bahn-
verbindung wird zurückgeschlagen. Auf dem Marsche
nach Calumpit stösst die Brigade des Generals Haie auf
heftigen Widerstand, schlägt aber den Feind zurück,
umzingelt Calumpit und nimmt es nach hartnäckiger
Vertheidigung der Philippiner ein. General Lawton
rückt südwärts von Manila vor und nimmt die Stadt
Santa Cruz und vier andere Städte, wobei viele Philippiner
in die Hände der Amerikaner fallen. Eine amerikanische
Colonne geräth zwischen Laguna de Bay und Baier in
einen Hinterhalt und wird gefangen genommen, worauf
General Lawton sich nach Manila zurückzieht. Bei dem
Orte Guingua, nordöstlich von Malolos, haben die
Amerikaner ein unglückliches Gefecht mit den Tagalen,
die hier in starker Stellung lagen. Die Truppen des
Generals Luna ergeben sich dem General Otis. Die Auf-
ständischen verlegen den Sitz ihrer Regierung 47 Meilen
weiter nördlich nach Tarlec. Hervorragende Philippiner
suchen mit den Amerikanern Friedensverhandlungen zu
eröffnen. Aguinaldo erbietet sich, sich mit seinen Leuten
unter der Bedingung zu ergeben, dass ihnen Unabhängig-
keit unter amerikanischem Protectorate gewährt wurde.
Afrika.
Bagirmi. Der Colonialadministrator Hretonnet kommt
in Bagirmi an, um den dortigen Sultan, der seinerzeit
auf Gentil's Ver.anlassung das französische Protectorat
angenommen hat, seitdem aber von dem Häu))tling
Rabah verjagt worden ist und sich in französischen
Schutz begeben hat, gegen Rabah zu unterstützen Wenn
dieses Vorgehen Erfolg hat, soll der Sultan von Bagirmi
zum Sultan von Bornu gemacht werden.
Argvplischer Sudan. Wegen der ungesunden Verhält-
nisse soll Omdurman dem Verfalle jircisgegeben werden.
Die öffentliche Sicherheit ist überall wieder hergestellt.
Der Khalifa soll sich nicht in günstigen Verhältnissen
befinden. El Obeid und andere Städte sind ganz ver-
ödet. Die Bevölkerung hat sich zum Theil den Derwischen
angeschlossen; ein anderer Theil erklärt sich der ägypti-
schen Regierung freundlich. Gegen die Mahdisten wird
keine Expedition abgeschickt. — Die Regierung be-
schäftigt sich mit einem wichtigen Eisenbahnplan für den
östlichen Sudan Augenblicklich wird der Bau einer Bahn
von Khartum über Abu Harrab und Ghedaref nach
Kassala und von dort nach Suakin geplant.
Togo. Die Arbeiten der deutsch-französischen Com-
mission, die mit der Abgrenzung zwischen Dahome und
Togo auf Grund des Abkommens vom 12. Juli 1897
beauftragt worden ist, werden in Folge einer Meinungs-
verschiedenheit zwischen den beiden Commissären unter-
brochen, jedoch nach einer vollkommenen Verständigung
der Betheiligten mit einander wieder aufgenommen.
Britisch- Westafrika. Von dem Hauptorte I.agos nach
dem 80 km nördlich gelegenen Abeokuta (Mittelpunkt
für das Palmölgeschäft) wird die Eisenbahn eröffnet. —
Die von Freetown auf einer Strecke von 50 km nach
Waterloo erbaute Eisenbahn wird zugleich mit einer
nebenhergehenden Telegraphenlinie dem Verkehre über-
geben. Eine Fortsetzung des Bahnbaues um 1 1 km nach
dem Innern ist im Gange.
Nigerküsten-Proiectorat. Nach Benin wird gegen den
Häuptling Ologboscheri, der, dem Fetischdienst ergeben,
vor zwei Jahren die Ermordung mehrerer Weissen ver-
anlasste, ein Strafzug unternommen. Das Ziel ist der
Ort Idumo, den die Häuptlinge Ologboscheri und Abohun
zu ihrem Hauptquartier gemacht haben. Dort haben sie
die Menschenopfer fortgesetzt und das umliegende Land
eingeschüchtert und die Eingeborenen daran verhindert,
zu der Regierung der Nigerküste zu stehen. Ein harter
Kampf ist zu erwarten, da die beiden Häuptlinge eine
starke Stellung und eine Streitkraft von mindestens 400
bewaffneten Kriegern haben. Der Strafzug besteht aus
200 Mann mit zwei Kanonen und einer Raketenbatterie
unter dem Befehle des Majors Carter.
Britisch- Ostafrika. Die Unruhen in Uganda sollen der
Beilegung nahe sein, ig katholische Häuptlinge und
30 — 40 nubische Meuterer haben sich ergeben. Bilal
Effendi, der Anführer der Sudaner, ist getödtet worden,
und es ist sehr zweifelhaft, ob der Rest seiner Streit-
kräfte sich wieder zu vereinigen vermag. Muanga be-
findet sich noch in der Gegend von Buddeki; es ver-
lautet, er wolle sich ergeben.
Kamerun. Der Feldzug gegen die Wuteleute soll be-
endet sein; alle aufständischen Häuptlinge sollen sich
bedingungslos unterworfen habeii. In Folge des Feld-
zuges nimmt die weitere Erschliessung des Landes einen
lebhaften Aufschwung.
Portugiesisch- Westafrika. Zwischen Cecil Rhodes und
einer Bankgruppe wird ein Abkommen geschlossen fiir
die Anlegung eines grossen Hafens an der Mündung
des Kunene und die Herstellung einer Eisenbahn von
da in östlicher Richtung längs der Hochebene durch
l^ortugiesisches Gebiet nach Buluwayo (Zambesia). Diese
Anlage würde die Dampferreise von Zambesia nach
P',uropa um vier Tage kürzen.
Südafrikanische Republik. Präsident Krüger beabsichtigt,
dem Volksraad eine Herabsetzung der Frist zur Er-
langung der bürgerlichen Rechte vorzuschlagen. Jedoch
solle eine gleichzeitige Zugehörigkeit zu zwei Nationali-
taten untersagt sein; die neu Hinzukommenden müssten
ilire bisherige Staatsangehörigkeit aufgeben, ehe sie
Burghers werden könnten.
Deutsch-Südjvestafrika. Der Anschluss an Swakopmund
und damit von Deutsch-Südwestafrika an das Welt-
telegraphenneti ist erfolgt.
Australien.
Karolinen. Deutschland soll Abmachungen zum Ankauf
der Insel Kusai, die den besten Hafen der Inselgruppe
hat und ca. wo km* gross ist, getroffen haben.
Tmga. Der Capitän des englischen Kreuzers „Tauranga"
und der englische Viceconsul schliessen mit dem König
der Freundschafts- (Tonga-) Inseln, Georg II., ein Ab-
60
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
kommen, wonach sich der König verpflichtet, weder seine
Souveränetätsrechte aufzugeben, noch irgend einen Theil
seines Königreiches einer fremden Macht abzutreten, zu
verkaufen oder zu verpfänden. England verpflichtet sich da-
gegen, die Unabhängigkeit des Königreiches zu garantiren.
Samoa. Der junge Malietoa Tanu wird in Mulinnu zum
König von Samoa gekrönt. Die Ruhe ist noch lange
nicht hergestellt, und es finden fast täglich Kämpfe
zwischen den Mataafaleuten und den regulären Einge-
bornentruppen (Anhängern Tanu's) statt. Bei einem
heftigen Kampfe in der Nähe von Apia werden die
amerikanischen und britischen Truppen und Matrosen
wiederholt von den Angreifem zurückgeschlagen, und es
fallen Officiere und Matrosen. Eine gemischte britisch-
amerikanische Streitkraft von 150 Mann geräth in einen
von den Mataafaleuten gelegten Hinterhalt und wird
gezwungen . sich nach dem Strande zurückzuziehen.
Die gefallenen Engländer werden enthauptet aufgefunden.
Die englischen Kriegsschiffe setzen allein die Beschiessung
der Stranddörfer an der Nordküste von Upolu fort Ein
Zusammenst ss drei Meilen von Apia endet mit dem
Rückzuge der Tanuleute. Die Tanuleute und die Ma-
taafaleute plündern fremdes Eigenthum. Die Mataafaleute
hissen in einigen stark befestigten Plätzen die deutsche
Flagge. Nfluseeland erbietet sich, ein Regiment nach
Apia zu senden. Deutschlands Vorschlag, eine Commission
einzusetzen, um an Ort und Stelle die Zwistigkeiten und
Meinungsverschiedenheiten beizulegen, die auf dem Samoa-
Archipel zu so unangenehmen Folgen geführt haben,
wird von den beiden anderen Vertragsmächten im Prin-
cipe angenommen. Admiral Kautz wird von der ameri-
kanischen Regierung angewiesen, Conflicte mit den Ein-
geborenen zu vermeiden und sich auf den Schutz des
Lebens und des Eigenthums der Amerikaner zu be-
schränken, bis die drei Mächte entschieden hätten, was
geschehen solle.
Neuseelatnl. Das Wiener Cabinet benachrichtigt den
Premier Seddon, dass die Oesterreicher, zumal wenn sie
arm sind, vor dem Betreten der ungastlichen Insel ge-
warnt werden sollen.
MISCELLEN.
Die chinesische Glasindustrie. Hierüber bringt „Die Glasr
h itie" folgende interessanten Mittheilungen: Die bisher bestehende
Mieinuag, in China, wo die Porzellanindustiie seit nahezu 4000
Jahren in enormer Weife entwickelt und die Herstellung von
Email zur höchsten Vollkommenheit gebracht ist, sei die Glas-
fabrication bis vor Kurzem unbekannt geblieben, hat sich durch
die letzten Forschungen, an welchen der deutsche Gesandte in
China, Herr v. Brandt, lebhaften Antheil genommen hat, als
eine irrige erwiesen. Wahr is-t dagegen, dass in Japan die Glas-
fabricalion unbekannt war, bis das Land den Fremden eröffnet
wuide. Die chinesische Glasindustrie ist sehr alt; gleich allen
anderen in diesein Lande gepflegten Künsten stagnirte sie jedoch
im Laufe der Zeit, China producirte ausschliesslich gefärbtes
Glas, was im Hinblick auf die bekannte Vorliebe dieses Vt-Ikes
für Farben nicht überraschend ist. Opakes Glas wurde ursprüng-
lich nur in fünf Farben hergestellt. Gegenwärtig werden jedoch
auch Farben wie türkisenblau, saatgrün, kielergelb, schwarz, lila,
roth, weiss, dunkelgrün, dunkelblau und purpurgold erzeugt. Die
chinesischen Glasmacher sind Meister im Durcheinanderschmelzen
verschieden gefärbter Schichten und im Imitiren der Farben
kostbarer Steine wie Malachit, Agat etc Transparent gefärbtes
Glas und Glaswaare in blauen, grünen und braunen Schattirungen,
Prodacte, welche ebenfalls zur Herstellung gelangen, erfreuen
sich weniger der Abnahme beim kaufenden Publicum. Opal- und
Ruhinglas gehört zu den hübschesten Glasproducten der Chinesen.
Das letzteie sieht unter reflectirendem Licht wie rother Marmor
aus und unter durchscheinendem Lichte ist es wundervoll rubin-
rolh und transparent. Wenn ein Argwohn bestehen sollte, dass
diese Producte der chinesischen Glasindustrie Imitationen der
Producte des Westens seien, so is» derselbe gänzlich ausge-
schlossen bei zwei Arten, charakteristisch für die chinesische
Glasindustrie: das Reisglas und das „Sprung"-GIas. Das Reis-
glas ist ein trübes weisses Glas mit opaken wie Reiskörner aus-
sehenden weissen Punkten, wovon das Glas seinen Namen hat.
Unter „Sprung"-Glas versteht man weisses oder gefärbtes Glas
mit glatter Oberfläche, das jedoch in seinem Innern scheinende
und leuchtende Sprünge von eigenthümlichem Reiz zeigt, welche
dem Glas ein Aussehen geben, als ob es durch und durch zer-
sprungen wäre. Es bricht sehr leicht. In Folge der sprichwört-
lichen chinesischen Abgeschlossenheit ist natürlich nichts über
die Her.stellungsweise dieses Glases bekannt. Die Arbeitsmethoden
sind sehr von den in Europa und Amerika üblichen abweichend.
Glasblasen ist in China erst später bekannt geworden; alle
früheren chinesischen Glasprodncte wurden gegossen, dann ge-
schnitten und weiter bearbeitet. Aus diesem Grunde sind die
chinesischen Glasartikel natürlich auch sehr dick und schwer
und mit wenigen künstlerisch gestalteten Ausnahmen massiv
und plump. Die Chinesen erzeugen aus Glas fast alle Artikel
und Utensilien, welche wir gewöhnt sind, aus Metall zu ver-
fertigen: Glocken, Juwelen, Ringe, Armbänder, Ohrringe,
Gürtelschnallen, Mundstücke für Pfeifen, Knöpfe, Haarnadeln,
Kästchen, Tassen, Ornamente für Hutschmuck, Erinnerungs-
stücke, Spielsachen etc. Alle diese Gegenstände werden in einem
Stück vertert gt. Das Glas wird in eine Form gegossen, welche
die ungefähre Gesia't des herzustellenden Gegenstandes hat.
Dann wird die Oberflärhe glatt gemacht und anderweitig ver-
bessert. Die Ecken von Platten, Ausserseiten von Flaschen etc.
weiden facettitt. Weun glatter Schliff genügend ist und das
Gefäss nur durch Farbe und Gestalt auffallen soll, wird es mit
verschieden gefärbten Füssen, Stielen, Henkeln etc. versehen,
häufig in den lebhaftesten Compositionen. Das Giessen erfolgt
theilweise in gut gearbeiteten Formen, in welchem Falle das
erzeugte Gefäss nicht weiter bearbeitet wird. Die Decoration des
Glases ist in China von grosser Verschiedenheit Selten ist das
Flachrelief der wohlbekannten chinesischen Ornamente, wie man
die.-elben auf chinesischen Porzellanmalereien findet. Es gibt
Glasartikel, welche mit dem Diamant gravirt sind, wobei die
Gtavirung vergoldet ist. Sie sind im Relief ausgeschnitten und
mit verschiedenen Farben in Email gemalt. Sie sind auf
schwarzem oder hellem Grunde emaillirt oder m t Tropffatben
bemalt, oder verschiedenartig gefärbte Decorationen, Blumen,
Blätter etc. sind auf das gefärbte Gefäss gegossen, oder das
Glas ist geschliffen. In der letztgenannten Kunst sind die
Chinesen Meister, und ihre Producte sind den besten europäi-
schen Erzeugnissen in dieser Beziehung bei weitem überlegen.
Durchgängig gefärbtes Glas ist selten geschliffen, oberflächlich
gefärbtes kaum jemals. Man bearbeitet dasselbe, indem die oberen
Schichten derart herausgeschliffen werden, dass die unteren zum
Vorschein kommen und so als Grund dienen Eine Variation
wird dadurch gewonnen, dass man die oberen Lager in ver-
schiedener Stärke oder zusammen herausschleift, wolurch man
das untere Lager in einzelnen Figuren und verschiedeneu Schat-
tirungen durchscheinend macht. Besonders wirksam ist diese
Dec ration, wenn der Glaskörper aus gesprenkeliem Material
mit verschieden gefärbten Oberflächen besieht. E§ findet sich
auch Glas, welches zwei- o ier mehreremale Übergossen ist und
auf welchem die eingeschnittenen Figuren in Lagern von ver-
schiedener Farbe erscheinen. Endlich existirt noch eine De-
coration, welche darin besteht, dass man den Grund mit ver-
schieden gefärbten aneinander grenzenden Glasanhäufungen ver-
sieht und aus diesen Figuren schneidet. Auf diese Weise werden
kleine rothe, gelbe, blaue oder grüne Fische auf weissem Grunde
erzeugt. Diese Artikel sind die kostbarsten von allen. Der
Schliff demonstrirt durchaus die vollständige Sicherheit in der
Handhabung der Werkzeuge; die Zusammenstellung der Farbe
zeigt ausgezeichneten Geschmack. Form und Decoration der Ge-
fässe geben Zeugniss vom Verständniss des Schönen, Die Höhe
der chinesischen Gbisgefässe ist gewöhnlich nur sehr gering,
indem sie selten nur 3 cm übersteigt, indessen gibt es eine grosse
Ver.'-chiedenheit in der Gestaltung. Dickbauchige Flaschen ohne
oder mit Füssen, Flaschen in der Form von Aepfeln und
Nüssen. Fässchen etc. und Flaschen von phantnsiis her Gestalt
werden hergestellt. Ein charakteristisches Product der chinesi-
schen Glasindustrie sind kleine Schnupftabaksflaschen, deren
Siöpsel aus gefärbtem Glas oder Metall besieht und an welchem
ein langer Löffel zum Herausnehmen des Tabaks befestigt ist.
Als decorativer Vorwurf dienen geistige Darstellungen. Pflanzen-
oder Thierfiguren, religiöse Symbole, Gottheiten. Drachen etc.
Alle Artikel sind mit einer das Aller anzeigenden Handelsmarke
versehen. Die chinesische Glasindustrie floriite im achtzehnten
Jahrhundert und hat seit der Mitte des neunzehriten Jahrhunderts
bedeutend an Umfang zueenommen. Die Production ist heut-
zutage eine sehr grosse Es ist nicht genau bekannt, in welchen
Städten die Glasfabriken sich befinden, doch sagt man, dass
eine kaiserliche Manufactur früher in Peking sich befand Shan-
tung erzeugt gegenwärtig Rohglas, welches ferner in Peking,
Tuking und Kuantang gearbeitet wird. Die Qualität der modernen
Erzeugnisse ist den früheren gegenüber eine bedeutend geringere.
Moderne chinesische Glasproducte finden sich häufig in Museen,
ältere Arbeiten sind viel seltener.
PAPIER: Pin-ENER PAPIKRFABRIKS-ACTIBN-GESELLSCHAPT.
VKRANTWORTLICHEH RGDACTEUR: R. v. ROESSLER
CH. RKISSEK & M. WKRTONER, WIEN.
OESTERRHICHISCHE
^ünatsstl^rift für bm #rimt.
^ XXV. JAHROANO.
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II
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
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* Giltig ab 1. Mai 1899. * YA. H R P L A N. * '^''"^ ^^ '' ^^' '^^^' *
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durchUnterstreichung
der Minutenziffern
kenntlich gemacht.
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sind von unten nach
oben zu lesen.
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Schlafwagen (1. Classe): Wien-Triest und Abbazia, Fiume (einmal wöchentlich) bei den Ost.-Expresszügen (Wien ab 1122. 1
Wien an 6'S). (I. und II. Classe): Wien-Triest und Ven<
xiig (Wien ab 825, Wien an 915), Wien-Marburg-Franzens-
feste-Ala (Wien ab 9_5, Wien an 820).
Directe Wagen (1. II. Classe): Wien-Leoben- Venedig-Mailand v
md Klagerfurt (ab 1. Juni) auch Villach- und Wien-Pontafel
(auch Iir. Classe) (Wien ab 1*^, Wien an 94.'>), Wien-Ma
rburg-Franzensfeste-Ala (Wien ab 945, Wien an 82"), Wien-
Abbazia-Fiume und Pola (Wien ab 8'5. 8*5, Wien an 8
5u, 915), Wien-Görr-Cormons (Wien ab S'S, Wien an 85"),
Wien-Cormons-Venedig (Wien ab 8£2, Wien an 9>S), ^
Vien-Sopron-Essegg-Pecs (Wien ab 650, 740, Wien an 852,
93, Wien-Sopron-Zäkany-Agr m C
iVien ab 1050, Wien a
n 536).
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im Taschenformat sind be
i den Bahnhof-Cassen, jene für die
Wiener Localstreci<en auch in den Tabal<-Trafil<en käuflich zu haben. 1
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN OUIENT.
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beziehungsweise der Ergänzungiband deuelben (IV. Jahrgang)
iie/trungswist zur Publicatioo gebracht, und die einzelnen Liefe-
rungen erscheinen nach Maassgabe der eintretenden Verinde-
riingen in den belrefTenden Zolltarifen.
Der gestellten Aulgabe, die für unseren Aataenbaadel
wichtigsten Länder successive in den Rahmen dieses Jahr-
buches einzubeziehen, wird der erscheinende V.Jahrgang durch
Nruaufiiahme der Zolltarife der australischen C^lonitn, Nitder-
ländisch- Indiens nnd der Pnitippinen entsprechen.
Von dem in 20 Lieferungen erscheinenden V. Jahrgang sind
bisher 12 Lieferungen publiciit worden, enthaltend die Tarife von
Rumänien, Argentinien, Rassland, Brititch-Indiea, China, Japan,
Korea, Persien, Oesterreich-Ungarn, Schweden, Norwgen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (II. Auflage), Deutschland, Frankreich
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Uo-ukoriK, ««»i.ghRi. Yoko*>ama (diese beiden
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Moin.i l.onlhrtl mi,t K..lie. Auf d«r Autfahrt kann
Venedig faoultativ anoelaufeit werden. Anactiins^.
n Hi'Hil'ay »11 ilii- l),uii(ilor der diris eii I.iuio
Trtoai huuibny, -~ In den /.wlHcbenhiUan, Bom-
bay Hii»tr«Duii>tnen, können Abiatirtfti lunl A •
knnrte trÜMor oder npä er ert'o'^en. Der Auf
emi.all tu fittin« au( der Kth-ktahrt kaiui u><.
die lür die Lüue- unil Umladeoperationei) nftthiRe
!^eil veriftugert i dar verkUrst werMeu. Ausser
den oben beacirboetAn HkfoD können sowohl
auf der ilin- als auf der I{tli'kfal>rt andere
Babellen <'binas odor Japaua oder HanUa be-
rfllirt w«r'1an.
Olrecter Dienst Triest— Bombay.
Abfai ri v.>n Trleai au :) >ier Monate J&od«-,
F*b uar, MÄra und »tu 1;;. Mati lerner am 5. de
M'nate April, M*!, Ju i, .-eiieiulie-, Ociober,
Novtml»er und Di»ceuiber. mii Berflhrung der
Hufen l'ort SHid, Siie*, Aden» Hombay. — Die
Anktitifie und Abf.brten In d«o Zw'tchetihü'en
k<>nnen veiirit t oder verspätet werdeo, je«b'ch
oliDu dHS ttiDerärniasxlKO Einireffrn iu <1ou Knd-
bkfen KU lieeintrftcbtiftvn. Aii-rb*UM in ltouib«y
in be.-len Rioiitnn^eu an d.i; Da i>p:er dt-r ludo
China J>*pan-Tiini<>.
TrIest— Calcatta.
Abfab't von i'riest am 15. d«r Uonaie
Jänntir, Kebiuaff April, Junt, Anicnsi. SepiaiB'
l>er, Ot'tolier, November, l>e<'embermU Iterfibinng
der Utfeu Fiauie, Port sat % Säet, Maasaaa,
Aden, Borabajr, Colonibo, Cal«atl ■. A«f den Hla-
und RB^kfahnnii kRDS«Q C'-ennada, Madra« «nd
andere Hafeu der Tor» ma del Kl«ia aiirf^'aafen
werden. Auf ren Rnckfab ten i>t d • R«rAdr«nv
der Rarmanisehen R*tablfeii sow e ap-1«r«r
Keliellen de« Rothcn und Adrlatlsrbe > Mehret
la'-iiUat-T. Da« Anlaafe« voo Bo«%ay «ad
MakSMia auf den llinf-l>rtmi aad vtm VeuWlff^
auf iten Rfickfabnea t«t bet al en ReUra ftKoJ-
tatiT.
Mercantildienst nach Braalllea.
OemeiO!ic*>a't«dien«l mit der , ^dr*a*. Von
THest, reap. Flame J« e<n« Ablehrt In dea Me- '
naten Jftxner, Kebmar. M&n, Äprfl, Mal. d*-«! '
Abfabnen Im Juli. tw^X Abfaimea la Aataat, i
■wel Abfabrteu im Sf'piem}>er, iw*t AbAibrtea
Im Octobi-r, ein» Abfa rt in XoTSibt «ad «i»«
Im Drcetub«r. Berflbrung vier UUtoa FtraMabae*,]
Hahla, Rfc» da Ja»«ir« aa« Saawi.
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Giltig Tom ). J&nner 1899
bis auf Weiteres.
JTaljrplan be^ „(l^Eftcrrciiljtrrficii ICIonb'
Giltif; vom I . Jftnner 1899
bis auf Weiteren-
IDIB3SrST XlS/L .A.IDItI.A.TISCIiElSr I^EERE.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro.
Ab TrIest jeden Donnerstag 10 Ulir Früh,
la Catlaro Freitag 12 Ulir Mittags, berlilir.;
Pola. Zar«, gpalato, Uravo'a.
Retour ab Cattaro FrelUg i'l, Ubr Nachm.,
n Triest Samsta, .5'/, ühr Frtth.
Anschlu«» in Triost an die Eilzüge von und
nach Wien.
Ansi^lilusa auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Linie Metkovich A und in Cat-
taro an die Hinfahrt der Dalmatinisch- Albanesischen
Liuie nach Bari und Brindlsl.
Linie Triest— Metkovich A.
Ab Trlatt jeden MIttnooh ? (Jür FrOb, In
rfeikovich Freitag 4';, Uhr Nachm., berühr.:
Rovigno, Pola, Lusslnpiocolo , Zara, Zaravecchia,
■iebenioo, Traft, Bpalato, 8. Pietro, Almlssa,
QeUa, 8. Martine, Macarsca, Qvadai, 8. Qlorglo
dl Leeina, Tr»pano, Fort Opus.
Retour ab Metkovloh jt-aen Bonntag 8 Uhr
Früh, in Triest Dienstag l'/i Uhr Nachm.
Anschlnssauf der Hinfahrt in »ipalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Triest—
Cattaro.
Linie Triest— Metkovich B.
Ab TriBlt jeden Samatag 7 Ulir FrUh, In
tfetkovlch Montag 5 Ubr Nachm.. berltbr. :
Pola. LuHslnpiccolö, Zara, Zlarln, Sebenico,
llogoslnEza, Trau, Bpalato, S. l'k,->to. Postire,
Almlssa, Pnclscble, Uacarsca, 8. Gi-rt^to dl Le-
slna, Trapano, Gradaa, Fort Opus.
Retour ab Metkovioh jeden Mittnocb 8 Uhr
Früh, in Triest Freitag 6 Uhr Abends.
Anschlnss ant d>'r Hückfsbrt In Spalato an
die Hinfahrt der Dslmatlnlsch-Albaneslschen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von TrIOSt jeden Montag, Mittwoch und
Freitag um Mitternacht, Ankunft In Venedig den
darauffolgenden Tag 6>„ Ubr FrUh.
Retour ab Venedig Jeden Montag, Oienst&K
und Freif.^cr 11 Uhr Nachts, Ankunft in Triest
den darauffolgenden Tag 6',, Uhr Früh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jeden Mittwoch 2'/, IJnr Nachmittags,
In Zara Donnerstag 5 Uhr Nachm., berühr. ;
Gherso, Rnhaz Maiinsca, Veglia, Arbe. Lassin-
grande, Novaglia, Vslcassione, Porto Manzo.
Retour ab Zara Jonntag 5'/, Uhr Frtth, in
Pola MonUg 4 Uhr Früh
Dalmatlnisch-Atbanesische Linie.
Ab Triest jeden Dienstag 7 Uhr Früh, In
Cattaro Donnerstag 71/3 Uhr Abends, berühr.:
Kovigno, Pola, Lasslnplccolo, Selve, Znra, Be-
benico, Bpalato, Miln&,'LoBina, Cnrzola, GraTOsa,
Caslel 'uovo. Teodo und Risano.
Retour ab Cattaro jeden Montag 11 Ubr
Vorm., in TrIest Mittwoch 6 Uhr Abends.
AnsctiluBS in Pola auf der Rückfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola— -Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari, Brindlsl, Antivarl, Duicigno, Hedua.
Durazzo, Valona, Santi Quaranta, Corfu itnd
Santa Haura verlänKert.. Auf derRiickfalirt vttti
Bari und Brindlsl Anschlnss in Cattaro nach
Dalniatien mit der rü^kkebrenden Dalinatinlsoh-
AlOanesIscIien Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Trieat juien Freitag 7 Uhr Früh, In
Bpizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. ; Rovigno, Pola, Lnssinpiccolo, Belve,
Zara, Bebenico, Rogosnizza, Traä, Spalato, Oa-
rober, Mllnä, Gittavecchia, Lesina, Llssa, Comlsa,
Vallegrande, Cnrzola, Orebloh, Terstenik, Meleda,
Qravosa, Ragusavecchia, Castelnnovo, Teodo,
Perasto-Rlaano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retour ab Splzza jeden Mittwocti IP;, Übt
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 Übt
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht m&glicb
wäre, wird in Megline angelegt.
r,EAr.A^r<rTE- msrr) i»4:iTTELiviEEE.-X5iEisrsT.
Eillinie Triest— Alexandrlen.
Von Triest ab jeden Mittwoch 12 Ubr Mittags,
in Alexandrlen Sonntag 6 Uhr Frtth über Brindlsl.
Rückfahrt von Alexandrlen jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anschlnss In Alexandrlen an dieByrlscb-Cara-
manische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anscbltisse in Triest an die Ankunft und
Abfahrt des Luxuszages Ostende— Wien— Triest
und in Brindlsl auf der Hinfahrt an den Ellzug
von II Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
Jenen von 7 Uhr Frtth.
Anmerkung. In den Monsten März, April,
Mal und Juni wird a<if der Rückfahrt zwischen
Brindlsl ncd Triest ancb Venedig im Anschlüsse
an den Mnrgenzug angelaufen.
Verbindung zwischen Fiume und Alexandrlen
Ober Triest mit der Qrleohlsoh-Orlentallschen und
der Thessallsohen Linie A.
Syrisch-Caramanlsche Linie.
Wöchentlich vom September bis Ende März;
vierzehntägig vom April bis Ende August.
Von Alexandrlen ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
In Constantinope] zweitnächsten Sonntag 5 Uhr
Früh über PortSairt, Jaffa, Calfa, Beirut, Tripolis,
Lattachia, Alexardrette, Meryna, Rhodus, Khlos,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Constantlnopel Sonntag**) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrlen zweituächsten Donnerstag
6 Uhr Früh.
*) Am S., 10 , 17., 24. und 81. Jänner, 7.,
14., 21. und 2-<. Februar, 7, 14, 21. und
28. März, 4. ond 18. April, 2., 16. und SO. Mal.
13. und 27. Juni, 11. und 25 Juli, 8. und
22. August, 5., 12., 19. ond 26. September, 3.,
10., 17., 24. und 31. October, 7., 14., «1. und
28. November, 5., 12., 19. und 26. December.
••) Am 1,, 8., 16., 82. und 29. JSnuer, 5.,
1»., 19. und 26. Februar, 5., 12., 19. und Ü6, März,
2,, 16. und 80. April, 14. und 28. Mai. II. und
25. Jnnl, 9. and 23. Juli, 6. und 20. August, 3,,
10., 17. und 24. September, 1., 8., 1.5., 2ü. und
89. October, 5., 12., 19. und 26. November, 8.,
10., 17., 24. und 31. Decemlier.
Anschlnss in Alexandrien an die Killlnle
Triest— Alexandrlen, sowohl auf der Hin- als auf
der Kü' kfatirl in Smyrna (in den Monaten vom
Septembe-bis Ende März) auf de- Hinfahrt nach
Candlin, Csrigo etc. (Thessallsche Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantlnopel.
Von Triest jeden Dienstag II V, Uhr Vorm.,
in Constantlnopel Mpntag 6 Uhr Früh über
Brindlsl, Sti. Quaranta, Corfu, Patras, Pir&us,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantlnopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
Anschlnss In SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nacii Albanien und Dalmatlen (Dalmatlnlsoh-
Albanesisohe Linie. Rückfahrt), weiters in Corfu
oder Santi Quaranta aus Albanien nach Triest
(LinieTrIest— Constantlnopel, KU^kfah t ; in Corfu
auf der Hinfahrt an d e Linie CorfU-Prevesa ; in
Plräus sowohl ,Auf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die Qrleohisoh Orientalische Linie und
auf der Hinfahrt nach Candlen etc. (Thessalische
Linie A, Rückfahrt).
Constantlnopel— Batum.
Von Constantlnopel jeden .Samstag 12 Uhr
Mittags, in Butum Donnerstag 6 ühr Früh, berührt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Uizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Uhr Abends, in Constantlnopel
Mittwoch 2 Uhr Nachm.
Anschlnss in Constantlnopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantlnopel —
Odessa und der Donanlinle.
Constantlnopel— Odessa.
Von Constantlnopel ab Jeden Donnerstag 3 Uhr
Vachm.,in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend :
Burgas. Varna, Costanza. Rückfahrt sb Odessa
Jeden Montag 4 Uhr Nachm., in Constantlnopel
Mittwoch 10 Ubr Vorm
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triest ab Jeden zmiten Sonntag*) 4 Ubr
Naehm., InConstan^tinögel .^weitriächsten Mittwoch
G Uhr Frtth, berühren*: Pinnie, Corfu, Patras,
Cataclo, Calamata, Plräus, Syra, Vathy, Kbios,
Smyrna, Cesni^, Mytilepe, Dardanellen, OalllpoU.
Rückfahrt ab Constantjnope! jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Uhr Nachm., In Triest zweituächsten
Sonntag 11 Uhr Vorm.
*) Am I., li. unil 89, Jänner, 12. nnd 26.
Februar. 12. und 26; März, 9. und 23. April,
7. und 21. Mai, 4. i^nd 18. Juni, 8., 16. und
30. Juli, 13. nnd 27. Aagust, lO. nnd 24. Septem-
ber, 8. und 22. Oc'obfr, 5. und Ib. November,
3., 17. und 31. DeceniJier.
**) Am 9. nnd 23. Jjnner, 6. unl 20. Februar,
6. und 20. März, 3. UBd 17. April, 1., 15. i.nd
29. Mal, 12. und 2«. /nni. 10. und U. Juli, 7.
und 21. Angnst, 4, und IH. September, 8., 1*'.
und 30. October, 13. n|id 27, November, 11. und
25. December.
Anschluss in Piräi|s an die Eillinie Triest—
Constantlnopel sowohl jinf der Hin- als auf der
Rückfahrt ; In Smyrn» auf der Rückfahrt nach
Caidien etc. (ThessBlifcbe Linie B, Rückfalirt)
und überdies in den Monaten vom Septeiber
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nach
Caramanien und Syrien (Syriseb-t'aramanisc e
Linie, Rückfalirt); in ('onstantinopel auf der
HInfatirt an die Linie Constantlnopel — Odessa
sowie an die Donaulinie.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese ttinle nur hU Btnyrna ge-
führt wer'len. Die Aufenthalte in Fiuine können
nach Bedarf veriänifert werden.
Verbindung zwisclk«n Finine und Alexandrlen
über Tile-t iT,il de KillinieTri-st -Alexandrlen.
Griechisch-Orientalische Linie B.
Von Triest ab j^den zweiten .Sonntag*) 4 Ubr
Nachm., In (Constantlnopel xweitnäcbsten Mitt-
woch 6 Uhr Frtth, berührend; Plunie. Corfu. Patras,
Catacolo, Calamata, Plräus, Syra, Khlos, Smyrna,
Vathy, Cesm6, Mytiiene, Dardaneilen, Galllpoll.
Rückfahrt ab Constantinonel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Nachm,, in Triest zweit-
uächsten .Sonntag 11 Uhr Vormittags,
*) Am 8. und 2!. JKnner, 5. nnd 19. Februar,
.5. und 19. März, 2., 16. und 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. Juni, 9. und 23. Juli, 6.
und 20. August, 3. nnd 17. September, »., t5.
nnd 89. October, 12. und 26. November, 10. und
24. December.
*•) Am 2., 16. nnd 30. Jänner, 13. nnd 27.
Februar, 13. und Ü7 März, 10. nnd 24. April,
8. und »2. Mai, .■). und' 1». Juni, 3., 17. und 31.
Juli, 14. und 28. Angnst, 11. und 25. .September,
9. und 23. October, 6. und 20 November, 4. und
19. December,
Anschlnss in Plräus an die Elllinie Triest—
Constantlnopel -owobi auf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrna In den Monaten vom Sep-
'eniber t.is P^nde März auf der Hinfahrt nach
Caramanien und Syrien (Syrlscb-Carramanlsche
Linie, Rückfahrt); in Constantlnopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantlnopel— Odessa,
sowie an die Donaul Inie.
NB. In den Monaten December, Jänner und
P^ebruar wird diese Lini-' nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Beiiarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Flume und
Alexandrlen über Triest mit der Eillinie Triest —
Alexandrlen.
Donaulinie.
Von Constaittinopel jeden Donnerstag 12 Uhr
Mittags, In Oaiatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr.:
Bnrgas, Varna. Costausa. Suiiua. Braila. Rück-
fahrt von Qalatz Jeden Mittwoch 9 Uhr Früh, in
Constantlnopel Sountag s Uhr Früh. (Bnrgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss In Constantinopel an die Rück-
fahrt der Griechisch-Orientalischen und der
Syrisch-Caramanischen Linie.
Thessallsche Linie A.
Von Triest ab Jedtm zweiten Donnerstag*)
3 Uhr Nachm.. in C'onstantinopel zweitnäcbsten
Donnerstag 6'/i Uhr Früh, berührend: Fintne,
Valona, Medua, Sti. Quaranta, Corfu, Argosloli,
Zante, Canea, Retbym6, Candien, Plräus, Volo,
SalouichjOavalla, Lagos, Dedeagh, Dardanellen,
Galllpoll, Rodosto. Rflckfahrt ab Constantlnopel
Jeden zweiten Samstag«*) 8 Ubr Früh, in Triest
drtttnächsten Dienstag 7 Uhr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. und 16, Fe-
bruar, 2., 16. nnd SO. März, 13. nnd 27. April,
11. and 26. Mai, 8. nnd 82. Juni, 6. und 20. Juli,
.•<., 17. und 31. Aitgust, U. nnd 28. September,
18. und 26. October, 9. nnd 23. November, 7,
und 21. December.
*•) Am 14. und 28. Jänner, 11. und 25. Fe-
bruar, U und 25 März, 8. und 22. Apill, 6.
und 20, Mal, S. nnd 17. Juni, l., 15. und 89 Juli.
1;.'. und 26. August, 9. und 23. September,
7, und 21. October, 4. und 18. November, s. 16.
und 30. December.
Ansciiluss in PlrSus aitf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantlnopel sowie an die
Brlecliisch-Orientalische Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiter« im An-
schluss an die Hinfahrt der Eillinie Triest —
Constantinopel sowie der Qrlechlsch-Orientallsohen
Linie A. In Constantinopel atif der Hinfahrt an die
Linie Constantlnopel — Odessa sowie Donauilnie.
NB. DIh Aufenthalte in FlUme können nach
Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Fiume und Alexan-
drlen über Triest mit der Eillinie Triest- Alexan-
drlen.
Thessallsche Linie B.
Von Triest jeden zweiten I)onner,-tag*) S Uhr
Nachm., in Constantinopel zweitnäcbfjten Don-
ners ag 6 UhrFrüh, berührend : Durazzo, Medua,
Sti. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante. Orltjo.
Canea, Rethymo, Candien, Plräus, Volo, Smyrna,
Salonicb, Cavalla, Dedeagh, Dardanellen, Oalli-
poll, Rodosto. Rückfahrt ab Constantlnopel
Jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Tplest
drittnacbslen Montag 18 Uhr Mittags.
•) Am 18. und 26. Jänner, 9. und 23. Fe
l>ruar, 9. und 23. Miirz, 6. und 20. April, 4. und
18. Mal, 1., 15, nnd 29. Juni, 13. und 27 Jnli.
10. und 24. August, 7. ond 81. September, 5.
und 1». October, 2., 16. nnd 30. November, U.
und 28. December.
**) Am 7. und 21. Jänner, 4. und 18. Fe
brnar, 4. und 18. März, 1., 15. und 89. April,
13. nnd 27. Mai, '0. und 24. Juni, 8. und 28.
Juli, 5. und 19. August, v., 16. nnd SO. Sep-
tember, 14. nnd 8f<. October, 11. und 25. No-
vember, 9. und 23 December.
Anschlu«- In Plräus auf der Hinfahrt an die
P^illinie Triest— Constantinopel sowie an die
Qrleohlsch-Orlentalisohe Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (com September bis Ende
März) auf der Rückfahrt an die Hinfahrt der
Syrisch-Caramanischen Linie; in Constantlnopel
an de Linie Constantinopel— Odessa sowie an
die Donaulinie.
Daimatlnlsch-Albanesische Linie.
Von Triest jedei Dieuslag 7 Uhr Früh, In
Corfu nächsten .Mittwoch 9'/j Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Pola, Lnssinpiccolo. Selve,
Zara, Sebenico. Bpalato. Milna, Lesina, Cnrzola,
Qravosa, Castelnuovo, Teodo, Risano, Cattaro,
Bari, Brindiei (liari und Brindisi nur auf der
Hinfahrt), Cattaro. Antivarl, Duicigno, Medua
Dnrazzo, Valona, Santi Quaranta, Corfu. Retuur
von Corfn Donnerstag 8'/, Uhr Frtth, an Triest
Mittwoih 6 Ubr Abends.
Anschluss in Cattaro auf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi lach Dalmatien mit der rück
kehrenden Dalmatinisch-Albanesiaihen Linie; in
Santi Quaranta auf der Hinfahrt an die Billlnie
Triest— Constantinopel, sowohl nach Trio.t als
nach Constantinofcl.
Zweiglinie Corfu— Prevesa.
Von üorfu ab jeiien Freitag 4' j ühr Früh,
In Prevesa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend : .Sajada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa Jeden Dienstag 6 Uhr Früh, in Corfu den
gleichen Tag 6' , Uhr Abends. Anschlnss in Corfu
an die Rückfahrt der Killinie TriesI— Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle Aenderungen in den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
für die Regelniä-sigkeit des Dienstes bei Con-
tumaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst siebe vorhergehende Seite.)
VERANTWORTLIOBHIR REDACTEUB : R. T. ROESSLEE.
CH. REISSBB & M. WERTHNER, W'BN.
Juni 1899.
Nr. 6.
OESTERREICHISCHE
J t V
M!
fJonate4tift für öm #rimt.
HerausgegebeD vom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN IIANDELS-MUSEÜM IN WIEN.
Monatuch eine Nummer.
Vkri.ao »ks k. k. Östrkkeichischhn Handri.s-Musk.ums tn Wikn.
Preis (äbrL B tL 10 Mark.
INllAI/r: Die Zukanft ChInM. — Die neue Aera U Japan. — Die d qUclifn
SchulBgeblete bei Beginn (Im Jahres 181)9. - Die deul.cbcn Colonlal
erwerhungen. — Dlo liauuiwolliultur In Centralaslen. — Chronik. -
MlDcellen: Hebron. - Nordmakedonien. — WobemB«ler und Täto-
wirung auf den Lutsbalnseln — Literatur.
DIE ZUKUNFT CHINAS,
Uie Vereinigung der Handelskammern Grossbritanniens
hat im vorigen Jahre Lord Charles Beresford mit der
Mission betraut, die politischen und wirthschaftlichen
Verhältnisse Chinas, namentlich mit Berücksichtigung
der englischen Handelsinteressen einer eingehenden Unter-
suchung zu. unterziehen. Ob die Erfüllung dieser Auf-
gabe in den wenigen Monaten möglich war, die Lord
Charles Beresford im Reiche der Mitte zugebracht hat,
ist allerdings zweifelhaft; immerhin wurde seinem Be-
richte, der vor Kurzem in Buchform') der Oeffentlich-
keit übermittelt wurde, mit Spannung erwartet. Es recht-
fertigt zweifelsohne das lebhafte Interesse, das ihm ent-
gegengebracht wurde, zumal es reiches Material zur Be-
urtheilung der Sachlage in China enthält. Lord Beres-
ford hat Vieles aus eigener Anschauung kennen gelernt
und noch mehr von competenten Fachleuten in China
gehört. Seine Mittheiiungen haben Anspruch auf ein-
gehende Würdigung, wenn auch die Conclusionen, die
er aus seinen Beobachtungen zieht, und das politische
Programm, das er für die Verfolgung englischer Inter-
essen in China aufstellt, in der Tresse auf manchen
Widerspruch stiess.
Der Titel seines Buches: „Der Zusammenbruch Chinas"
harmonirt nichts weniger als mit den Anschauungen,
die Lord Beresford in seinem Berichte bezüglich der
Zukunft des Reiches der Mitte zum Ausdruck bringt.
Der ganze Schwerpunkt des Buches -iiegt im Hinweis
auf die Nothwendigkeit der Erhaltung des chinesischen
Reiches, das noch keineswegs seine Existenzfähigkeit
eingebüsst habe. Die europäischen Mächte haben nach
Ansicht unseres Gewährsmannes bloss zwei Wege of^en
für ihre ostasiatische Politik: die Politik des offenen
Thores und jene der Interessensphären; die erstere be-
deute Regeneration Chinas, die zweite bedeute Krieg
und Ruin des Landes; Lord Beresford versichert, die
gesammte Handelswelt in China sei für die Politik des
offenen Thores für Alle.
Lord Beresford hat die Ucberzeugung gewonnen, dass
die Erhaltung des himmlischen Reiches sowohl Ehren-
sache wie auch ein wesendiches Interesse seiner Nation
ist, und er hoftt gleichzeitig, dass tliese Erkenntniss in
England sowohl wie in Amerika immer mehr an Boden
gewinnen wird. Dem Bestreben der übrigen Nationen,
sich möglichst bald möglichst grosse Stücke der chine-
sischen Erbschaft zu sichern, solle England, so ist sein
Gedankengang, mit ruhigem Blute zusehen und seinen
Widerstand gegen solche Bestrebungen nicht dadnrch
') Tbe Brfakup nf China, wiih au acrount of lu preaonl Commerce,
Currency, VVaterwaj-s, Armle«, Rallway», Polltlc«, and future l'roipecta,
By Lord Charles Ilorcsford, London, Harper and Krotbor».
zum Ausdruck bringen, dass es in gleicher Weise gegen
China vorgehe. Denn habe auch das diplomatische und
commercielle Ansehen Grossbritanniens in Nordchina
Schaden erlitten, so sei das doch nur wenig im Ver-
gleich zu der Einbusse, die der gute Ruf einer Nation
erführe dadurch, dass sie mit Gewalt China Concessionen
abzwänge.
„Wir haben," schreibt Lord Beresford, „die Ohnmacht
und das Missgeschick der Regierung und der Bevölke-
rung von China benützt, unsere eigenen Interessen zu
fördern, und als Folge davon ist China argwöhnisch
auf Grossbritannien geworden, das ist nicht nur natür-
lich, sondern unvermeidlich. Eine heharrliche .Aner-
kennung der Principien der Freiheit, des gerechten
Handelns und der Gleichberechtigung Aller, die unsere
Stellung in der Welt begründet hat, im Verein' mit
Energie und Kraft in der Durchführung dieser Grund-
sätze, das wird nicht nur das chinesische Reich aufrecht
erhalten, sondern auch unsere Interessen besser fördern
als das augenblickliche Princip, zu nehmen, was einem
nicht gehört, nur weil .Andere dasselbe thun. Wenn nicht
eine endgiltige Erledigung des Problems im fernen Osten
ausgefunden wird, ist Krieg gewiss, und die ganze
civilisirte Welt könnte gewungen sein, daran theilzu-
nehmen."
Das Bild, das Lord Beresford von den chinesischen
Verhältnissen entwirft, ist gerade nicht ungünstig. Das
Land, behauptet . er, ist im Mark gesund, das Volk ist
fleissig und willfährig, die chinesischen Handelsleute
sind äusserst verlässlich, tüchtig und haben Unter-
nehmungsgeist, nur die herrschenden Beamten sind cor-
rupt, unfähig und Gegner jeder Neuerung. Eine Regene-
ration Chinas ist vorbedingt durch Reformen in der
Regierung Chinas. Lord Beresford hält diese für mög-
lich; in der englischen Presse wurde <ast allgemein
diese Ansicht als eine überaus optimistische hingestellt.
Uebersieht man das Programm, dessen Inhalt Lord
Beresford als die wichtigsten Punkte der europäischen
Politik in China hinstellt, kann man sich allerdings
kaum der Anschauung erwehren, dass seine Durchführung
auf die grössten, wenn nicht ganz unüberwindliche
Hindemisse stossen muss. In einem Worte gesagt, Ixird
Beresford basirt die Gesundung des chinesischen Reiches
auf der Voraussetzung, dass die europäischen Mächte
die meisten und wichtigsten Zweige der chinesischen
\erwaltun^ europäischer Leitung und Aufsicht unter-
stellen. Sein Programm besteht aus folgenden Punkten:
r. Einführung kaiserlicher Münzprägung.
2. Reform der Grundsteuereinhebung.
3. Aufhebung der Beschränkungen des Getreide-
exportes.
4. Aenderung des Gesetzes, betretTend das Salx-
monopol.
5. Erwirkung des Rechtes für Ausländer, sich im
Innern des Landes zu Handelszwecken niederxulissen.
6. Registrirung und Schutz der Handelsmarken.
7. Freigebung der Binnenschiftahrt.
62
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
8. Aufhebung der Likin-Abgabe, beziehungsweise eine
Reform derselben dahin, dass der Binnenzoll nur ein
einzigesmal zu entrichten ist.
g. Erleichterungen, betreffend die Erlangung von
Bergbauconcessionen für ausländische Gesellschaften.
10. Die Errichtung eines Bureaus für die Regelung
des Finanz-, Eisenbahn- und Schiffahrtswesens sowie des
Strassen-, Post- und Telegraphenwesens. '
1 1 . Die Errichtung eines commerciellen Informations-
bureaus.
Lord Beresford verhehlt sich nicht die unendlicheti
Schwierigkeiten, auf die ein solches Reformwerk stossen
müsste; sie liegen vor Allem in einer Sanirung der
Finan z V erhältnisse.
Als eine nicht unbedenkliche Folge der Ereignisse der
letzten Jahre in China ergibt sich eine zunehmende Ver-
schuldung der chinesischen Regierung durch fortschreitende
neue Anleihen, die es ihr immer schwerer macht, ihre
Finanzen vermittelst durchgreifender Reformen auf eine
gesundere Basis zu bringen. Das chinesische Reich hat
augenblicklich Schulden von nicht weniger als 2 bis
2 72 Milliarden Gulden, für deren Dienst die Einnahmen
aus den Seezöllen verpfändet worden sind. Die bislang
aufgenommenen Anleihen sind folgende: 7 percentige
Silberanleihe von 18Q4 (englische) von 10,000.000 Taels,
rückzahlbar in 20 Jahren. — 6 percentige Goldanleihe
von 1895 (englische) von 3,000.000 £, rückzahlbar in
20 Jahren. — 4 percentige Goldanleihe von 1895
(russisch französisch) von 1 6,000.0 o £, rückzahlbar in
36 Jahren. — 5 percentige Goldanleihe von 1 896
(englisch-deutsche) von 16,000.000 £, rückzahlbar in
36 Jahren. — 4^/3 percentige Goldanleihe von 1898
(englisch-deutsche) von 16,000.00« M, rückzahlbar in
45 Jahren. Damit ist die Belastung Chinas freilich noch
nicht erschöpft, es kommen zunächst noch zwei kleinere
Anleihen von zusammen etwa 2,000.000 £ hinzu, denen
die Zolleinnahmen für den Nothfall als Garantie ver-
pfändet sind, ferner noch einige kleine alte Silberanleihen
und dann noch die für einige Bahnanleihen übernommei eh
Garantien, so von 4,000.0(0 £ für die Lu-Han-Eisenbahn
und 2,300.000 £ für die Niutschwang-Bahn. Nach den
Bestimmungen, die die Rechte der meistbegünstigten
Nationen regeln, müssen dieselben Garantien für alle
Anleihen gelten, die zum Bau von Eisenbahnen noch
aufgenommen werden. Ob es aber möglii;h ist, aus den
verpfändeten Zolleinnahmen noch weitere Garantien für
irgend eine neue Anleihe herauszuschlagen, das darf man um
so eher bezweifeln, da für die letzte der grossen Anleihen,
die 1898er engUsch deutsche, bereits sieben Empfang-
stellen der Likinabgaben als ergänzende Garantie ver-
pfländet wurden. Hielt man also den noch freien Rest
der Seezölle dafür schon als alleinige Garantie für un-
genügend, so muss man das jetzt nach erfolgter neuer
Belastung sicherlich noch um so ther thun. Daraus er-
gibt sich dann consequenterweise die weitere Frage:
Wird es China je fertig bringen, seine finanzielle Ver-
waltung zu säubern und zu reorganisiren ? Denn finan-
zielle Corruption ist ein weitverzweigtes Uebel im
himmlischen Reiche, und etwas jedenfalls sollte zu seiner
Einschränkung geschehen. Dabei könnten Maassnahmen
wie eine Reorganisation der inneren Steuerverwaltiing, eine
Währungs- und Münzreform, die Errichtung einer
Staatsbank u. A. nach Ansicht von Lord Beresford leicht
die augenblicklichen Staatseinnahmen von China auf das
Vierfache steigern. Bei seinem überwiegenden Eiafluss
in allen commerciellen und finanziellen Angelegenheiten
Chinas könne bei derartigen Reformen England erster
Linie hilfreiche Hand leisten und an die Spitze einer
nach Art der Seezollverwaltung gebildeten internationalen
Verwaltung für die chinesischen Staatsfinanzen treten.
Welch grosse Schwierigkeiten eine finanzielle Regeneri-
rung China.';, ja selbst nur die Controle eines Theiles der
Finanzgebahrung bietet, lehrt ein Blick auf die jüngste
nintwicklung der dornigen Likinfrage. Zur Sicherung der
anglo-deutschen Anleihe vom Jahre 1898 wurde der Rest
der noch unverpfändeten Seezolleinnahmen sowie die
Likinabgaben im Yangtse-Thale und in der Provinz
Chekiang verpfändet; die Einnahmen wurden vertrags-
mässig unter Sir Robert Hart's Controle gestellt. Die
Centralregierung in Peking gab scharfe Vorschriften
hinaus, um Unterschleife durch die Beamten hintanzu-
halten, und hatte jedenfalls den besten Willen, eine
wirksame Aufsicht durchzuführen. Aber als das Decret
veröffentlicht wurde, schien für jeden chinesischen Beamten
der in Betracht kommenden Districte der Augenblick
gekommen, während des ihm noch gelassenen Zeitraumes
so viel Geld in seine Tasche zu bringen wie möglich,
ausserdem bemühte sich jeder Beamte, den ihm zur Ver-
fügung stehenden Zeitraum so viel wie nur angängig zu
verlängern, und im Hinblick auf die gegenwärtige Lage
der Dinge scheinen diese Bemühungen selbst jegliche Er-
wartungen der in Betracht kommenden Beamten über-
troffen zu haben, denn die fremdländische Controle der
Likinstationen scheint noch weniger durchgeführt zu sein
als zu der Zeit, in der das Decret erlassen worden ist.
Wenn nun aber bei Abschluss des Anleihevertrages die
passive Opposition der Provinzialbehörden unterschätzt
worden ist, so wäre es durchaus verkehrt, dem General-
zoUinspector Vorwürfe zu machen, weil es ihm nicht
gelungen ist, den Widerstand der Mandarinen und Unter-
beamten zu brechen. Unmittelbar nach Abschluss des
Anleihevertrages hat Sir Robert Hart für Beschaffung
einer namhaften Zahl von Revisionsbeamten gesorgt, die
den äusseren Dienst bei den Likinerhebungsstellen zu
versehen haben, indem er aus dem inneren Dienste der
Zollämter eine grosse Anzahl von Beamten herauszog,
die mit der Landessprache vertraut waren und den Auf-
trag erhielten, die Art und Weise der Likinerhebung an
den Steuerämtern genau zu überwachen, auch geeignete
Reformmaassnahmen gegebenen Falles vorzuschlagen.
Obwohl die von der Regierung zu Peking an die Provinz-
behörden ertheilten Befehle klar und bestimmt waren,
fehlte es weder in Kiang-su noch in Che-kiang, in Nean-
hwei und Hupeh an Opposition, und zwar aus dem ein-
fachen Grunde, weil das Interesse der provinziellen
Finanzverwaltung demjenigen der Centralregierung direct
widerstrebt. Daher kam es auch, dass die Bemühungen
der den TJkinstationen zuertheilten europäischen Beamten
vergebliche waren, und dass man zu der Ueberzeugung
kam, Erspriessliches nur erreichen zu können, nachdem
ein Bewachungsdienst auf den grossen Wasserstrassen
vermittelst bewaffneter Fahrzeuge eingerichtet worden
ist. Sodann hat man eingesehen, dass der oberste Beamte
eines Likinsteueramtes kein Chinese sein darf, wenn
Finanzergebnisse von irgend welcher Bedeutung erzielt
werden sollen, denn so wie die Dinge jetzt noch liegen,
bemühen die chinesischen Beamten sich, den Hauptertrag
der Abgaben in die eigene Tasche zu führen, da der
von ihnen selbst gehegten Ueberzeugung nach die TagdB
ihrer Herrschaft gezählt sind. Die Erträge des Likin sind™'
deshalb reuerdings auch so wesentlich zurückgegangen,
dass der Tsungli-Yamen dadurch beunruhigt worden isi
und eine Warnung an die chinesischen Likinbeamtei
gerichtet hat, die selbstverständlich keinen Erfolg
habt hat. Ermuthigt durch die Resultate ihres Wider-
standes, haben die Beamten in gewissen Districten, zumal
in Che-kiang und Hupeh allerlei Vorschläge zur Beseiti-
gung der fremdländischen Controle gemacht und zur
Vermeidung dieser letzteren die ihnen auferlegte Likin-
quote am Fälligkeitsdatum aus freien Stücken an die
Zollverwaltung abgeführt. In Hong-c!ion (Che-kiang) haMi
das Likinamt darauf verwiesen, dass die von diesen**
District jährlich aufzubringende Million Taels mehr als
den Durchschnittsbetrag der Eingänge ausmacht, trotzdem
hat es sich aber anheischig gemacht, den Betrag bei
Verfall jirompt einzusendt n, wenn dadurch die Controle
durch Beamte der Zollverwaltung vermieden werden
könne. Die Gouverneure von Kiang-su, Chekiang und
1
lerS'
ÖSTERREICHISCHE MONA 1 SSCHRIFT FÜR DEN ORIEIfT.
m
Hupeh sind in gemeinsamer Berathung über die An-
gelegenheit getreten und sind, wie es heisst, zu der
Ueberzeugung gelangt, dass ein modus vivendi sich schon
finden lassen werde. Unter diesen Umständen kann es
als feststehend gelten, dass eine abendländische Controlc
der Likinämter ohne Ausstattung der Revisionsbeamten
mit der nothigen Disciplinargewalt ein Schlag ins Wasser
sein muss.
Wenn sich solche Schwierigkeiten bereits bei der He-
aufsichtigung der Finanzgebahrung betreffend verpfändete
Einnahmen herausstellen, ist es klar, dass die europäische
Controle interner chinesischer Finanzverhältnisse heute
eine Utopie bleiben muss.
So muss es sich auch Lord Charles Beresford gefallen
lassen, von links und rechts ein unverbesserlicher Optimist
gescholten zu werden, und die , Times" wirft ihm nicht
mit Unrecht vor, dass seiner „open door"-Politik alle
Grundlage mangle, nachdem er nicht zeige, wie das
, Thor geöffnet werden und wie es auch offen gehalten
I werden könnte.
Was den britischen Handel in Chioa anlangt, fordert
Lord Beresford seine I>andsleute auf, Alles daran zu
setzen, um der wachsenden internationalen Concurrenz
auf dem chinesischen Absatzgebiete erfolgreich die Spitze
bieten zu können. Vorläufig hätte allerdings England
noch nicht viel an Boden in China verloren, aber die
(lefahr eines solchen Verlustes werde immer drohender.
Mit Bedauern constatirt Lord Beresford, dass der Ein-
Huss P-nglands in China stark zurückgegangen ist, wo-
gegen jener Russlands stark gestiegen ist. Diese politi-
schen Verhältnisse wirken natürlich auch fühlbar auf
ilie Handelsverhältnisse zurück; auf England entfallen
64 Percent des Handels von China — der britische
Emfluss stehe aber im umgekehrten Verhältnisse zur
Grösse des britischen Handels. Lord Beresford fürchtet
selbst, dass F^ngland nicht im Stande sein werde, die
Suprematie auf die Dauer zu behaupten, da England
nicht immer die Vortheile geniessen werde, die es bis-
her vor der Concurrenz voraus hatte. Er empfiehlt den
englischen Kaufleuten, vor Allem junge Leute für China
speciell auszubilden, die auch chinesisch lernen sollten,
wie_ dies bereits in Deutschland und Amerika geschieht.
— w.
DIE NEUE ÄRA IN JAPAN.
Einer Correspondenz der „Times" aus Tokio ent-
nehmen wir:
Eine der jrössten Schwierigkeiten, die mit der Aera
der neuen japanischen Handelsverträge verknüpft sind,
besteht in der Ausdehnung der japanischen Gerichts-
barkeit auf Fremde an Stelle der bis dahin bestandenen
Consular-Jurisdiction. Die anfänglich in dieser Beziehung
obwaltenden Befürchtungen der in Japan befindlichen
Europäer haben sich aber in Folge des von den japani-
schen Autoritäten beobachteten Vorgehens bedeutend
j:emildert. Hiezu trug in hohem Grade die auf Antrag
der japanischen Regierung erfolgte Einsetzung eines
Comitös bei, das aus Mitgliedern der europäischen
Colonie in Yokohama besteht. Dieses ist in Verbindung
mit einem japanischen Comitc, welches sich schon seit
längerer Zeit mit der Frage der Einführung der gemein-
samen Gerichtsbarkeit beschäftigt. Durch deren Zu-
sammenwirken sind eine Reihe von Beschwerdepunkten
und Missverständnissen in befriedigender Weise erledigt
worden.
Eines dieser Missverständnisse bezog sich auf die
Rechtsstellung der Fremden in der japanischen Journa-
listik. Ks war eine naturgemässe Consequen» der früheren
drakonischen Pressgesetzgebung Japans, dass die der
Consular - Jurisdiction unterstehenden Fremden keine
Zeitungen in japanischer Sjirache, sondern nur in ihren
heimischen europäischen Mumlarten herausgeben durften.
Bei der kürzlich stattgefundenen Reforni der Pres»-
gesetzgebung, wodurch der japani«chen Journalistik nach
dem Urtheile der „Times" ebensoviel Freiheit gewährt
wurde als sie in F^ngland besitzt, blieb aber die Claasel,
welche die in japanischer Sprache geschriebenen /Leitungen
den Fremden vorenthielt, bestehen. Dies wurde b Europa
irrthümlich als ein Verbot der journalistischen Thätig-
keit der Fremden aufgefasst. Um alle Misshelligkeiten
zu vermeiden, wurde nun von der jai>anischen Legislative
durch ein vom i, Juli 1899 an giltiges Gesetz den
Fremden die journalistische Bethätigung ohne alle sprach-
liche Einschränkung gestattet.
Eine weitere Schwierigkeit ergab sich bezüglich der
Rechte an Grund und Boden. Eine heftige nationalistische
Agitation vereitelte den ursprünglichen Plan der japani-
schen Regierung, das Grundeigenthum den F'remden
ohne alle Einschränkung zu gewähren. Nach dem 1897
angenommenen neuen bürgerlichen Gesetzbuche bestehen
nun vier Rechtsformen an Grund und Boden. Die erste,
das F>igenthumsrecht, steht den Fremden als solchen
nicht zu. Die zweite, das Pachtrecht, das höchstens eine
zwanzigjährige Dauer haben darf, ist als Grundlage
grösserer, langfristiger Capitalsinvestitionen ungeeignet.
Die Emphyteusis iit nur von landwirthschaftlichem Inter-
esse. Um so geeigneter für die Zwecke fremder Capita-
listen und Fabrikanten ist die superficies (chijo-ken), die
zwischen Pachtrecht (in der Bedeutung des quasiding-
lichen englischen leasehold) und Eigenthumsrecht in der
Mitte steht. Sie hat von gesetzeswegen überhaupt keinen
Endtermin und kann auch auf Jahrhunderte hinaus ab-
geschlossen werden. Mangels einer Vereinbarung wird
ihre Dauer vom Gerichte zwischen 20 — 50 Jahren fest-
gestellt. Besonders nahe kommt die japanische sujier-
ficies dem F2igenthumsrecht durch die Möglichkeit, sie
für ihre ganze Dauer vom Grundeigenthümer durch eine
einmalige Zahlung zu erwerben. Neben dieser für alle
Zwecke der Fremden ausreichenden Rechtsform steht
ihnen noch ein anderer Weg zu Gebote : Jede in Japan
aus mehreren oder vielen Mitgliedern gebildete juristische
Person. Gesellschaftsfirmen, Actiengcsellschaften, Ge-
nossenschaften u. s. w. ist befähigt, Subject von F>igen-
thumsrechten an Grund und Boden zu sein, mögen die
Theilnehmer Japaner oder Fremde sein, ganz zweifellos
aber, wenn sich auch nur ein Japaner unter ihnen be-
findet. Diese beiden« Rechtsformen genügen allen wirth-
schaftlichen Bedürfnissen der Fremden und die in der
europäischen Geschäftswelt vielfach verbreitete Meinung,
als ob die superficies keine hinreichende Sicherheit böte,
ist vollkommen unbegründet.
Eine Unannehmlichkeit für die Fremden ergab sich
auch aus der Bestimmung des Geschäftstaxengesetzes,
wonach die Unternehmungen in Jajun nach dem Betrage
ihres gesammten Geschäftscapitals zu besteuern sind.
Nun widmen viele Unternehmungen der Fremden ihren
japanischen Geschäften nur einen kleinen Theil ihres
vorwiegend in anderen Ländern investirten Capitals und
sollen dennoch nach seinem ganzen Ausmaasse besteuert
werden. Entsprechend dem Wunsche der Fremden wurde
die Aenderung getroffen, dass nur der in Japan arbei-
tende Theil des Geschäftscapitales als Grundlage der
Besteuerung zu dienen hat. Falls Versicherungsgesell-
schaften oder Banken eine derartige nominelle 'I'heilung
ihres Capitals nicht convenabel finden sollten, steht es
ihntn frei, sich von ihren Steuerverpflichtungen durch
Zahlung einer Agententaxe zu liberiren. Uebrigens wurde
der japanischen Regierung von der Legislative die Be-
fugniss zugestanden, auf dem Wege specieller Verord-
nungen einzelnen älteren Unternehmungen und Agenturen
den Uebergang zu den Bestimmungen des neuen Handels-
gesetzbuches zu erleichtern.
Schliesslich bildete der vielfach mangelhafte Zustand
des in den Händen der Comraunen l>efindlichen Gefäng-
nisswcsens einen Beschwerdepunkt der Fremden. Die
japanische Regierung hat den Bcschluss gefasst, die Ver-
64
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
waltung des Gefangnisswesens selbst in die Hand zu
nehmen und zur vorläufigen Abhilfe das ehemalige Ge-
faogniss des britischen Consulats für Gefangene fremder
Nationalität zu benützen.
Aus allen diesen Einzelheiten wird das einträchtige
Bestreben der japanischen Regierung und der fremden
Diplomaten ersichtlich, den Uebergang zur neuen ge-
meinsamen Gerichtsbarkeit so weit als nur möglich mit
Vermeidung aller Härten und gegenseitigen Belästigungen
durchzuführen.
DIE DEUTSCHEN SCHUTZGEBIETE BEI BEGINN
DES JAHRES 1899.
IL
Deutsch- Ostafrika.
Ueber die Boden- und Naturverhältnisse Deutsch.-
Ostafrikas haben die Mittheilungen des Gouverneurs
dieses Schutzgebietes während seines längeren Aufent-
haltes in Deutschland, viele neuere belehrende Auf-
schlüsse und Erläuterungen zu den im Vordergrund des
Tagesinteresses stehenden Fragen gebracht. Bei diesen
seinen Mittheilungen hat General Liebert namentlich die
Wahrnehmungen und Beobachtungen, die in wirthschaft-
licher Beziehung gemacht worden sind, hervorgehoben
und auf diese Weise ein Bild davon entworfen, wie man
sich die Rentabilität der einzelnen Landestheile zu
denken hat, und welche Erfolge man von den in Cultur
genommenen Landschaften unter Berücksichtigung ihrer
geographischen Lage, ihrer klimatischen Verhältnisse
und ihrer Bodenbeschaffenheit nach zu erwarten be-
rechtigt ist. Diesen von so competenter Stelle ergan-
genen Auslassungen sei zunächst Folgendes entlehnt
Die Oberfläche Deutsch-Ostafrikas besteht zu drei Fünftel
aus Steppengebiet, zu zwei Fünftel aus fruchtbarem Boden.
Der Steppencharakter der Landschaft wird durch die
sich bis zu looo, 1500 und 2000 m erhebenden Berg-
massive unterbrochen, welche mit Wald und Wiesen be-
standen sind. Es sind dies die Landschaften am Pangani,
die Gebirge von Usambara, in denen der JCafTeeanbau
eine grosse Ausdehnung genommen und bisher auch
guten Erfolg geliefert hat. Die in fitberfreier, hoch-
liegender Gegend befindliche Versuchsstation Quai hat
das Gouvernement in West-Usambara angelegt und dort
alle deutschen Culturgewächse mit Erfolg gedeihen seheij.
Hier hofft man, falls die Bahnverbindung mit der Küste
erst hergestellt ist, deutsche Bauern ansiedeln zu können,
deren Producte dann Absatz zur Küste finden dürften.
Uhehe bietet ^ für Siedlungsgesellschaften ein weites
Wirkungsfeld, die hochgelegenen Pflanzungen in den
Ulugurru-Bergen haben für ihre Erzeugnisse schon Ab-
satz zur Küste. Die zerklüfteten Gebirgsketten und die
zum Theil wasserarmen Flüsse wie der Rufidji und
Ruwuma bieten der Bearbeitung des Bodens freilich
manche Schwierigkeiten. In den Schiefern und Quarzen
des zwischen dem ost- und dem centralafrikanischen Graben
gelegenen Gneissgebietes hofift man auf ähnliche und noch
reichere Goldfunde, als sie im BismarckRiff am Victoria-
see jüngst zu Tage getreten sind. Ein Goldsyndicat
hat daselbst schon seine Thätigkeit aufgenommen und
ein zweites Goldsyndicat sich vor Kurzem in Berlin ge-
bildet. Erst in Folge der Auflegung der Hüttensteuer
hat man die Bevölkerungszahl der Colonie annähernd
richtig kennen gelernt. So fassen die weiten Gebiete
von Ruanda und Urundi je 2 Millionen Seelen, während
man früher die Gesammtzahl der Bevölkerung des ganzen
Gebietes auf 4 Millionen geschätzt hatte. Gelingt
es, diese Bevölkerung zur Einwanderung in die durch
Sclavenjagden entvölkerten Küstengebiete zu bringen,
so wird dem Menschenmangel daselbst, dem Hauptgrund
für die gehemmte Entwicklung, abgeholfen werden. Der
Gouverneur hob besonders hervor, er habe die Tactik
verfolgt, die Schutztruppe über das ganze coloniale Ge-
biet hin zu vertheilen, denn nur so könne der Autorität
des Gouvernements überall Geltung verschafft werden ;
er sei im Stande, mit 1500 Askaris unter deutschen
Führern ein Gebiet von einer Million Quadratkilometer
zu beherrschen. Der Prospector im Nordwesten der Co-
lonie muss ebenso geschützt werden wie der Acker-
bauer in den der Küste näher gelegenen Landschaften
gegen die Ueberfälle gewisser räuberischer Stämme der
Eingeborenen. Bei den Anregungen zur Bildung von
Transportgesellschaften und sonstigen der Hebung des
Schutzgebietes dienenden Einrichtungen hat der Gou-
verneur beim deutschen Capital, freundliches Entgegen-
kommen gefunden. Er versicherte die deutsche Aibeit
draussen seines energischen Schutzes und das deutsche
Capital, das in die Colonie geht, soll nach einem Aus-
spruch Kaiser Wilhelms IL keiner Beschränkung bei Ent-
faltung seiner Wirksamkeit unterliegen. An diese allge
meinen Bemerkungen seien noch nachstehende Ausfüh-
rungen über die culturelle Entwicklung der Colonie an-
geschlossen. Dieselben, auf Grund neuer Berichte ver-
fasst, werden dazu beitragen, ein anschauliches Bild von
dem wirthschaftlichen Zustand der Schutzgebiete zu
geben.
Der Kaffee ist und bleibt nach den Ausführungen
von maassgebender Stelle die Culturpflanze des Schutz-
gebietes, auf welche das meiste Capital und die meiste
Arbeit verwendet wird. Für eine Ernte in grösserem
Umfange kommen nur die ältesten Plantagen in Betracht.
Die Erfolge der Tabaksculturen halten in diesem Schutz-
gebiet nicht Stand mit denen des Kaff"u-es. Auf diese Er-
fahrung hin hatte man sich der Ansicht zugeneigt, dass
mit Tabak in Deutsch-Ostafrika überhaupt nichts zu
machen sei. Man verlegte den Tabaksbau daher in das
Delta des Rufidji, das in seiner von vielen Wasserläufen
durchzogenen, absolut ebenen Niederung sich ebenso
als Tabaksland erwiesen hat wie die Landschaft Usam-
bara als Kaffeeland.
Der hier für Tabakscultur treffliche Boden zeigt viel
Aehnlichkeit mit dem von Sumatra. Ausser mit Kaffee
werden auf den Plantagen noch Pflanzungsversuche ge-
macht mit einer ganzen Reihe anderer Tropengewächse,
wie Thee, Cacao, Zimmt, Cardamom, Betelnuss, süd-
italienischen Weinen. Besonders Thee und Cardamom
scheinen gut fortzukommen. Was die Cocospalme be-
trifft, so kann man rechnen, dass sie erst vom 7. Jahre
an trägt und dann 30 bis 50 Jahr lang einen Rein-
gewinn von etwa '/^ Rupie (i Rupie jetzt ca. i M.
40 Pfg.) per Baum gibt. Auf den Hectar lassen sich
. 100 Palmen pflanzen, so dass der Ertrag per Hektar
nicht sehr gross ist. Dafür aber bringt die Pflanzung
lange Jahre eine sichere Ernte mit sehr geringen Kosten.
Der Ertrag wechselt jedoch je nach der Pflege der
Palmen sehr stark. Für Reinhaltung des Landes und für
eine geringe Düngung mit Salz oder Seewasser ist diese^|
Baum sehr dankbar. 1
Ausser den schon genannten Nutz- und NahrJ
pflanzen der Tropen, deren Cultur und Pflege richtiJ
betrieben wird, hat man auch in neuerer Zeit damit be^^
gönnen, den Kabokbaum und eine Agave zur Faser-
gewinnung zu verbreiten. Sollte es gelingen, den Kabok-
baum im Küstengürtel einzubürgern und aufzuforsten,
so wäre dadurch der Colonie eine ansehnliche Einnahme-
quelle geschaffen. In dem Versuch mit der Agave ist
man sogar schon einen Schritt weitergegangen. Es ist
eine Agaven pflanzung angelegt worden, für welche eine
Entfaserungsmaschine in Thätigkeit getreten. Die Ver-
werthung des selbst gezogenen Productes steht mithin
nahe bevor, und die gegebene Anregung wird auch die
Verwerthung leichteren Bodens gestatten.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
66
Was die für den Plantagendienst verwendbaren Arbeiter
betrifft, so eignen sich einige Stämme mehr als ändert-
hiefür, doch ist die Stammesangchorigkeit allein nicht
als Maassstab der Beurtheilung anzunehmen. Es befinden
sich unter allen afrikanischen Stämmen eine ganze An-
zahl von I-euten, die zu brauchbaren Plantagenarbeitern
herangebildet werden können. Was dieses Bestreben be-
fördert, ist die grosse Gutwilligkeit und die verhältniss-
mässig nicht seltene Intelligenz der Arbeiter; was dem
selben entgegensteht, ist der geringe Erwerbssinn und
die Liebe zur Veränderung, die den Negern inne-
wohnen.
Ein Beweis, dass sich die Schwarzen mit dem Ge-
danken an regelmässige Pflanzungs- und Gartenarbeit
viel mehr vertraut gemacht haben, ist, dass die ost-
asiatischen Arbeiter, ohne die man früher nicht arbeiten
zu können glaubte, fast ganz verschwunden sind. Gegen-
wärtig arbeiten kaum loo Ostasiaten noch in Deutsch-
Ostafrika. Für die Höhe der Löhne kann als Norm an-
genommen werden, dass der Arbeiter monatlich etwa
14 Rupien erhält. Allerdings kommt es vor, dass der
Neger ausser dem Sonntag noch selbst gemachte Ruhe-
tage einschiebt, deshalb erhalten die Leute an jedem
Tage, an welchem sie gearbeitet haben, eine Marke.
Haben sie 30 Marken zusammen, wird ihnen der als
Monatslohn ausbedungene Sold bezahlt.
Neben Ackerbau und Plantagenbetrieb ist der Handel
mit Producten, die aus dem Innern von Afrika kommen,
ein bemerkenswerther Zweig des Erwerbslebens der
Colonie. Der Handel in Deutsch-Ostafrika leidet indess
unter dem Umstände, dass er von Sansibar und Bombay
abhängig ist. Alte Handelswege in neue Bahnen zu
lenken, ist sehr schwer, gefährlich, zeitraubend. Dagegen
hebt sich der Handel mit Deutschland, wie dies das
allraälige Wachsen des Exports und Imports beweist.
Der Schwerpunkt der ostafrikanischen Ausfuhr liegt
jetzt in der Heranschaftung von Elfenbein, und zwar be-
findet sich die Hauptquelle des Elfenbeinexportes in den
Stromgebieten des Nil und des Congo. Das weisse und
glänzende Elfenbein der Aequatorialregion westlich und
nördlich vom Victoria Nyansasee nimmt seinen Weg
grösstentheils nach Südosten hin. Der Elfenbeinhandel
erfordert ein ganz ausserordentliches Maass an Erfahrung
und Gewandtheit, da die Qualitäten und dementsprechend
die Preise der Zähne sehr verschieden sind. Früher neben
dem Sclavenhandel von emmenter Wichtigkeit für die
jetzt der deutschen Herrschaft unterworfenen Gebiete,
hat er im Lauf der Jahre an Bedeutung verloren, und
es ist nicht abzusehen, wann und wie eine Aenderung
hierin eintreten sollte. Die Ursachen seines steten Rück-
ganges hängen eng mit dem Darniederliegen des Elfen-
beinhandels auf dem Weltmarkt zu.sammen. Die grossen
Mengen von Elfenbein, die früher über deutsche Küsten-
plätze nach Sansibar und von dort nach Europa aus-
geführt wurden, stammten vorzugsweise aus den jetzt
in belgischen, resp. englischen Händen befindlichen Län-
dern westlich von Tanganyka und nördlich vom
Victoriasee.
Da die Kosten einer Karawane an sich sehr gross
sind und die Möglichkeit, unterwegs Zähne durch Un
falle, Diebstahl und andere Zufälligkeiten zu verlieren,
immer vorhanden ist, überdies der Preis auf den Haupt-
märkten in Sansibar, Bombay, London sehr gesunken
ist, so lässt sich leicht ermessen, das der Elfenbein-
handel heutzutage nicht mehr als eine Fundgrube
<ür Leute, die schnell reich werden wollen, anzu-
sehen ist.
Die Seele dieses Handelsverkehres, den man den
grossen Karawanenhandel nennt, ist der Araber, der
Elfenbein durch Träger verschiedener Negerstämme zur
Küste befördern lässt. An der Küste, und zwar an
den Stellen, wo die Karawanen ihr Endziel erreicht
haben, kaufen tlie Inder-Kauf leute das Elfenbein den
Karawanen ab. Diese Inder sind ihrerseits meist nur
die kaufmännischen Agenten der grossen indischen
Händler, die in Sansibar ihr Hauptgeschäft oder ihre
Filialen haben, und die Creditgeber theils für die Inder,
theils für die Araber.
Unter diesen indischen Händlern sind mehrere' Well-
häuser, deren Hauptsitz gewöhnlich in Bombay sich be-
findet, die ihre Familien in Aden, London und New- York
haben. Nach einer ungefähren Schätzung beläuft sich der
jährliche Export an Elfenbein auf 1,700.000 englische
Pfund, davon 30.000 Pfund bester Qualität aus dem
Victoria-Nyanzagebiet. Die oft aus mehreren Tausend
Menschen bestehenden Handelskarawanen aus dem Innern
brauchen zur Bestreitung ftir ihren Unterhalt grosser
Verpflegungsvorräthe, die mit vielen Ausgaben verbunden
sind. Um dieselben decken zu können, treiben dieselben
auf den von ihnen berührten Stationen noch einen ört-
lichen Handel, indem sie Ackergeräth (Hacken und
Spaten), Speere, Felle gegen Lebensmittel austauschen
Die Karawanen, welche nach Süden gehen, z. B nach
Kilwa und Mikindani, führen als Handelsartikel Kautschuk
und Copal (eine Art Harz) mit sich. Ausser diesen
grossen Waarenzügen aus dem Binnenlande wird noch
ein Zwischenhandel (kleintr Karawanenhandel) zwischen
den Bewohnern der Küste und den dieser benachbarten
Stämmen im Hinterland getrieben. Träger desselben sind
Eingeborene, die in kleinen Gruppen mit den ihnen
von grösseren indischen Händlern creditirten Handels-
artikeln in die genannten Landschaften ziehen, um dort
Tabak, Kautschuk, Vieh und Aehnliches einzutauschen.
Der Haupthandelsplatz für Elfenbein ist Bagamoyo,
wo die meisten Karawanen enden. Hier sind bisweilen
20.000 Träger, die aus dem Inneren gekommen, ver-
sammelt, und hierher gelangen wohl */^ alles an die
deutsche Küstenstrecke gebrachten Elfenbeines. Der unter-
geordnete Handel der südlichen Häfen hat seinen Aus-
gangspunkt am Nyassaseegebitte, dessen Hauptausfuhrweg
die Wasserstrasse des Ulanga und Rufidji ist
Die nach Bagantoyo und nach Saadani kommenden
Karawanen bringen ausserdem Alles zur Küste, was in
dem Gebiete bis westlich zum Congostaate, nördlich bis
Uganda und südlich den Tanganykasee umfassend pro-
ducirt wird.
Wenn das dem Handel und Wandel dienende Ver-
kehrsmittel in Deutsch-Ostafrika in der Hauptsache die
eben geschilderten Züge des Karawanenhandels sind, so
ist die Colonialverwaltung doch in der letzten Zeit eifrig
bemüht gewesen, sowohl zwischen einzelnen verkehrs-
reichen Küstenplätzen und solchen nahegelegenen Plan-
tagenanlagen und Culturstationen, die für die wirthschaft-
liche Entwicklung des Schutzgebietes von Bedeutung
sind, Verbindungen herzustellen, als auch von diesen
Hafenorten aus, fahrbare Wege nach den genannten
Karawanenstrassen zu leiten, um auf diese Weise das
Hinterland der Küste näher zu bringen und Ein- und
Ausfuhr zu fördern.
So ist, um die mit reichen Mitteln ausgestattete Cultur-
station Kwai in West-Usaml>ara, in welcher eine euro-
päische Feldwirthschaft nebst Baumschulen, Tabak und
Kaflfeeplantagen, Versuchsgarten betrieben werden, bequem
erreichbar zu machen, von hier nach Masinde ein Weg
angelegt worden. Derselbe erschliesst gleichzeitig die
ganze Hochebene von West-Usambara, die bisher von
der Steppe aus nur auf beschwerlichen Stegepfaden zu
erreichen war. Ebenso ist die Plantage Lewa an die
Eisenbahnstrecke Tanga — Muheza angeschlossen worden.
Eine wichtige Wegeanlage ist die noch in der Ausfuh-
rung begriffene fahrbare Strasse von Dar-esSalam nach
Kilossa. Dieselbe ist im Hinblicke darauf unternommen
worden, den Karawanen verkehr mehr von Bagamoyo
nach Dar-esSalam abzulenken und Import und Export
von Sansibar nach der deutschen Küste lu leiten. Auch
im Süden der Colonie hat man begonnen, die von Kilwa
Kivindje, von Lindi, von Mikindani ausgehenden Kara-
66
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
wanenstrassen auszubauen und in besseren Zustand zu
bringen, auch haben sich Privatunternehmen gebildet, um
von Küwa und Mikindani aus einen Ochsenwagenverkehr
in das Innere zu eröffnen. Schhesslich ist noch der dem
Localverkehre dienenden kleineren Wegestrecken zu ge-
denken, die zwischen einzelnen Orten, welche durch
gemeinsame wirthschaftliche Interessen aufeinander an-
gewiesen sind, bestehen.
Aus der vorstehend gegebenen Skizze erhellt, dass von
einem eigentlichen Strassennetz im Schutzgebiete nicht
die Rede sein kann. Der Anlage, Durchführung und
Unterhaltung desselben stehen theils natürliche, theils
technische Hindernisse im Wege, und die bisher auf diesem
Gebiete geraachten Erfahrungen sind für die Inangriff-
nahme grösserer Aufgaben nicht gerade ermuthigend.
Die mit verhältnissmässig hohen Kosten hergestellten,
theilweise beschotterten Wege wachsen zur Zeit noch
wegen des mangelnden Verkehres während und nach den
Regenzeiten schnell vollkommen zu. Der Eingeborene
hält bei der Benutzung der Strasse an der alten Ge-
wohnheit fest, dieselbe in derselben Weise wie seine
Steppenpfade zu gebrauchen, d. h. er tritt auf dem 5 m,
breiten Planum des gebauten Weges einen schmalen,
geschlängelten Fusspfad, der allein bleibende Dauer
besitzt, weil er fortwährend begangen wird. Zur Ein-
führung von Fahrzeugen hat die Wegeanlage noch nicht
geführt. Um den Verkehr auf schon bestehenden und
betretenen Bahnen zu erleichtern und sicherzustellen, ist
das Augenmerk der Regierung unausgesetzt darauf ge-
richtet, dass die zu überschreitenden Flüsse und Sümpfe
stets durch Brücken und Dämme einfachster Art passirbar
gehalten und da, wo es erforderlich, durch Neubauten
ergänzt werden.
Die Anlage und der Bau von Eisenbahnen ist in
Ostafrika an besondere, durch Natur-, klimatische und
Bodenverhältnisse gegebene Bedingungen geknüpft. Es
kann sich nur darum handeln, von den bekannten Eisen-
bahnsystemen dasjenige auszuwählen, bezüglich für den
Tropenverkehr umzugestalten, welches den jeweilig zu
stellenden Anforderungen am meisten entspricht. Das
heisst, es bedarf der Herstellung solcher Bahnanlagen,
die sich leicht und schnell aufbauen, falls erforderlich
auch leicht wieder beseitigen und ohne Verlust an einer
anderen Stelle wieder errichten lassen, und dennoch
unbedingt sicher im Betriebe und leistungsfähig in Be-
förderung von Personen und Gütern sind. Es können
hierunter nur Kleinbahnen verstanden werden, ohne
Kuustbauten, ohne complicirten Apparat und mit Ver-
meidung allen Holzwerkes.
Geplant ist, wie bekannt, der Bau einer deutsch-
ostafrikanischen Centralbahn, welche die Küste mit dem
Tanganyka- und dem Victoriasee verbinden soll und zu
welcher auch Vorarbeiten ausgeführt sind.
Von Tanga aus ist die sogenannte Usambaralinie in
Angriff genommen, und deren Bau zunächst bis Muhesa
gefördert worden (40 lim Länge), von wo aus sie mög-
licherweise eiue Fortsetzung bis zur Station Korogwe
am Tanganiflu<s erhält. Die gesammte kurze Strecke, die
zunächst nur dem Localverkehr dient, wird in der Colonie
allgemein als die erste grosse culturelle That gewürdigt
und anerkannt.
Nach Weiterführung bis Korogwe würde der erste
deutsche Schienenweg allem Anschein nach eine Aus-
dehnung und einen Verkehr aufweisen, wie ihn selbst
der einfachste Betrieb und Verwaltungsapparat zur Vor-
aussetzung haben muss. Bis Korogwe geführt wird die
Bahn unzweifelhaft jeden K-jrawanenverkehr Tanga —
Korogwe und Pangani — Korogwe lahmlegen und sich
selbst nicht nur für die Ausbeutung West-Usambaras,
sondern auch für die Transporte ins tiefe Innere und
von da an die Küste unentbehrlich machen. Man nimmt
im Allgemeinen an, dass die aus dem Kilimandjarogcbiete
kommenden Karawanen später der Bahn m Korogwe
Frachtgut zuführen werden,
Der regelmässige Betrieb der jetzt befahrenen Strecke
Tanga — Muhesa hat am i. April i8qO begonnen. Fahr-
planmässig geht allerdings nur ein Zug wöchentlich nach
beiden Richtungen, daneben finden aber häufig den Be-
dürfnissen des Verkehres entsprechend Extrafahrten statt.
Massive Stationsgebäude und geräumige Schuppen sind
ausser in Tanga noch an den übrigen Haltestellen er-
richtet, so dass die gesicherte Unterkunft von Personen
und ebenso von den grössten Producten und Waaren-
massen gewährleistet ist.
Einige Gouvernementsdampfer stellen im Anschlüsse
an die europäische Post eine regelmä'^sige Verbindung
zwischen den Küstenstationen und der Hauptstadt Dar-
es-Salam sowie zwischen dieser und Sansibar her. Die
Nordstationen (Tanga, Pangani, Saadani, Bagamoyo)
werden jetzt monatlich dreimal, die Südstntinnen (Kilwa,
Lindi, Mikindani) zweimal regelmässig angelaufen Dar-es-
Salam hat mit Sansibar fünf regelmässige Verbindungen
im Monate. Der Verkehr mit der Insel Mnfia und Schole
und den angrenzenden Inseln sowie dem Rufidji wird
von Kilwa aus mit einem dort abwechselnd stationirten
ehemaligen Zollkreuzer gesichert.
Was dem ganzen deutschen Handelsverkehr ungemeinen
Aufschwung geben würde, ist eine Eisenbahn, welche
die Küste mit dem Innern des Landes verbindet. Die
fortschreitende Kenntniss des südlichen Hinterlandes von
Deutsch-Ostafrika und des Flusslaufes Ulanga-Rufidschi
legt die Aufgabe nahe, diese Wasserstrasse möglichst
bald der Erschliessung der werthvoUen Binnengebiete
dienstbar zu machen. Dieses Ziel kann erreicht werden
durch die Einführung des Dampferverkehres auf dem
Oberlaufe des Flusses und den Bau einer E'senbahn für
die nicht schiffbare Strecke des Stromes. Eine bezügliche
Eingabe ist von der deutschen Colonialgesellschaft bereits
im Jahre 1897 an den Reichskanzler gerichtet worden.
Die Angelegenheit wird noch erwogen, und die Reichs-
regierung ist mit der Frage eifrig beschäftigt. Leider ist
das deutsche Capital noch immer nicht aus seiner Reserve
her-iusgetreten ; erst dann, wenn der Deutsche in den
colonialen Unternehmungen sich auf den von den Eng-
ländern längst eingenommenen Standpunkt stelkn wird,
ist an eine ergiebige Erschliessung des ungeheuren Er-
tragsgebietes zu denken.
In der Frage der Missionen war es der Wunsch der
Colonialregierung, den evangelischen und katholischen
Missionären begrenzte Arbeitsgebiete zuzuweisen, doch
haben beide dieses Anerbieten abgelehnt. So arbeiten
sie gemeinsam, und die erzielten Resultate verdienen die
höchste Anerkennung.
Die Aufmerksamkeit und das Interesse der Colonial-
behörden waren in neuester Zeit an eine Landschaft
gefesselt, welche vermöge ihrer Lage und ihrer Be-
ziehungen zu Nachbarstaaten ganz besonders des Rück-
haltes durch die deutsche Macht bedarf Es ist der
Stationsbezirk am Victoria Nyanzasee, auf welchen die
revolutionären Bewegungen in Uganda, das Vordringen
des Mahdithums, die Meutereien der englischen Suda-
nesentruppen stets einen unverkennbaren Einfluss ausüben.
Die Sudanesenbewegung begann äusserst gefährlich zu
werden, als die Engländer, die den Meuterern ebenbürtige
Soldaten nicht gegenüberstellen konnten , bedeutende
Verluste und Misserfolge erlitten und die Sudanesen,
hiedurch ermuthigt, die politisch-religiöse Idee erfassten,
das Reich des Mahdi bis an den See auszudehnen. Dass
dieselbe völlig scheiterte, ist der bedeutenden Unter-
stützung der Engländer durch Pulver von den deutschen
Stationen Muanpa und Bukoba und der rechtzeitigen
Ankunft der indischen Truppen von Mombassa her zu
verdanken.
Deutscherseits wurde die Grenze des Bukobagebietes
besetzt, um ein Uebertreten von Rebellen aus Uganda
zu verhindern.
Dieses Zusammenwirken der Deutschen und Engländer
dürfte den europäerfeindlichen Elementen auch für die
JEDNOTA .
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ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORlkir^nUMV& l- l
V CtCMRCf
«7
Zukunft die Hoffnung auf weitere Aufstandsversuche be-
nehmen.
Im Allgemeinen kann das Gouvernement mit der
Haltung, die die eingeborenen Untcrthanen m einer fiir
das Hukobagebiet kritischen Zeit bewiesen haben, durch-
aus zufrieden sein.
Die Sultane stellten ihre Krieger zur Hcsetzung der
Grenze bereitwilligst zu Hunderten, und es war aus ihrem
ganzen Gebahren zu ersehen, dass, trotzdem sie eine
ihnen ungeheuer erscheinende Gefahr fürchteten , das
Vertrauen zu der ihnen sympathischen deutschen Re-
gierung vorhanden war.
Die poliiische Lage im Nyanzibezirke erscheint nun-
mehr als völlig gesichert. P^ür den wirthschaftlichen Auf-
schwung, den dieser Bezuk zu nehmen beginnt, ist dies
von ausserordentlicher Bedeutung.
Die englischen Lasten gehen vorläufig noch durch
deutsches Gebiet, und es wird dies auch noch einige Jahre
so bleiben. In Folge des durch die Ansammlung von
Europäern und indischen Truppen vermehrten Bedarfes
in Uganda ist der Export nach dort ein verhältniss-
massig bedeutender und wird bis zur Fertigstellung der
Mombassa-Hahn sich auf dieser Höhe halten.
Die im Ex])orte nach Uganda concurrirenden Firmen
erzielen einen bedeutenden Gewinn, da der Export zoll-
frei ist.
Abgesehen von dem durch die zeitlichen Verhältnisse
in Uganda bedingten Aufschwung des Handels ist es
ferner als eine erfreuliche Thatsache zu bezeichnen, dass
der Muanzabczirk in diesem Jahre eine grosse Menge
Wasukuinaleute der Plantagenarbeit an der Küste in den
Privatplantagen zugeführt hat. Diese neue Art des Er-
werbes wird den VVasukuma mehr und mehr vertraut
werden zum Vortheile der Plantagenarbeit an der Küste.
Nur so lange, als der abnorme Export nach Uganda
dauert, wird die Anwerbung von Plantagcnarbeitern ge-
wisse Schwierigkeiten bereiten, da eben die VVasukuma
durch den Transport von Lasten für die hier con-
currirenden Exportfirmen einen genügenden Verdienst in
der ihnen gewohnten Weise finden.
Die europäische Bevölkerung der Station am Nyanzasee
hat einen Zuwachs von vier deutschen Kaufleuten zu
verzeichnen. Im Bukobabezirke ."^ind Europäer noch nicht
ansässig.
Die Äfarschallinseln.
In dem Schutzgebiet der dem südlichen Mikronesien
angehörenden Marschallinseln, welche die Natur, vermöge
ihrer korallinischen Natur, mit einem beschränkten Wachs-
thum und geringerer Triebkraft des Bodens ausgestattet,
ist eine Vermehrung der mit Europa bestehenden Han
delsbeziehungen nicht eingetreten. Das Hauptproduct, die
Koprah, der getrocknete Kern der Cocosnuss, ergab
eine Ausfuhr von ca. 4000 /; andere Exportartikel
sind Haifischtlossen, Trepang, Perlmutterschalen. Der
VVerth des Gesammtexportes dieser Gegenstände belief
sich auf 870.000 M.
Verbindung von Jaluit nach Europa bietet sich neun-
mal, und zwar sechsmal mit dem Postschuner über die
Carolinen und dreimal mit dem englischen Dampfer
nach Sydney.
Innerhalb des Schutzgebietes wird der Verkehr durch
Segelschiffe der Jaluit-Gesellschaft, die englischen Dampfer
und die kleinen Schiffe, welche Marschallanern gehören
und von ihnen selbst geführt werden, unterhalten. Be-
kanntlich besitzen die Eingeborenen eine starke natür-
liche Anlage für den Schitfsdienst, so dass die Fahrzeuge
ausschliesslich mit farbigen Matrosen arbeiten. Mit dem
Bezirksamt Nauru besteht nur eine sehr seltene und un-
regelmässige Verbindung. Innerhalb des Schutzgebietes
der Marschallinseln besteht eine Postagentur in Jaluit. Die
Postanstalt wird von dem Secretär, einem Beamten der
Landesverwaltung, verwaltet und befasst sich mit dem
Briefverkehr sowie mit dem Zeitungsdienst. Die Unter-
handlungen wegen EinfUhnuig des Postpacketdienstei
haben zu einem P>gebniss noch nicht geführt und künneo
erst wieder aufgenommen werden, wenn sich Ubeiseheo
lässt, wie die Postverbindung nach und von den Marschall-
Inseln sich in Zukunft gestalten wird.
DIE DEUTSCHEN COLONIALERWERBUNGEN.
Der deutschen Denkschrift, betreffend die Inselgrupi^eo
der Karolinen, Palau und Marianen, entnehmen wir:
Nach den Bedingungen des zwischen Spanien und
den Vereinigten Staaten von Amerika am 10. December
1898 zu Paris abgeschlossenen Friedens blieben im
Stillen ücean die östlich vom 128. Grad östlicher iJlnge
von Grecnwich gelegenen Inselgruppen der Karolin'.-n.
Palau und Marianen mit Ausnahme der Insel Guam
(Guajan) in spanischem Besitze.
Der Archipel der Karolinen, zu denen auch die Palau-
inseln geographisch gerechnet werden, umfasst in einem
von Stürmen nur selten heimgesuchten Meeresbecken
von der Grösse des Mittelländischen .Meeres drei Insel-
gruppen : die östlichen Karolinen, die Ruckgruppe mit
den umliegenden Atollen und die westlichen Karolinen
mit den Palauinscln im Nordosten der holländischen
Colonien. Nach ungefährer Schätzung hat der Archipel
der Karolinen einen Flächeninhalt von t45o km'' mit
etwa 40.000 Einwohnern. Nach Norden gliedern sich
die Marianen an die centralen Karolinen an und bilden
eine Brücke bis zu den südlichsten jajjanischen Be-
sitzungen. Die in Frage kommenden Inseln der Marianen
weisen schätzungsweise einen Flächeninhalt von bzb km*
mit etwa 2000 Einwohnern auf.
Die Maiianen sind im Gegensatze zu den Karolinen
altes, christliches Culturland, da.s, ehedem von dem
kraftvollen Volksstamme der Chamorros dicht bewohnt,
später als spanischer Verbannungsort benützt, jetzt nur
noch eine sehr massige Bevölkerung zählt. Die heutigen
Bewohner, die Nachkommen der nach Beendigung der
blutigen Kämpfe im XVII. Jahrhundert noch übrig ge-
bliebenen geringen Reste der Urbevölkerung von zwangs-
weise angesiedelten Tagalen aus den Philippmen und
von eingewanderten Spaniern, zeichnen sich durch Ge-
nügsamkeit, friedliche Gesinnung, Arbeitsamkeit und An-
stclliykeit aus. Ausser Guam sind die bemerkenswerthesten
Inseln Saipan mit der Hauptstadt Garapanag und dem
Hafen Tanapag. Tmian und Rota. Wie Guam zeichnen
sich diese südlichen Inseln der Marianen im Gegensatze
zu den gewaltigen, schwer zugänglichen Vulcaninseln
der nördlichen Marianen, deren Beschaffenheit, Boden-
verhältnisse und Grösse im Uebrigen so gut wie unbe-
kannt sind, ohne Ausnahme durch sehr gesundes Klima
mit gemässigter Temperatur, üppige Vegetation, Frucht-
barkeit und guten Wddbestand aus. Seit langen Jahren
wird auf der Insel Tibian Viehzucht in grosserem Styl
getrieben, und die klimatische Lage und Bodenbeschaffen-
heit sind nach dem Uitheile aller Kenner des Landes
der Anlage niedriger tropischer Culturen, namentlich
auch der Anpflanzung von Zuckerrohr günstig. Wenn
von deutscher Seite nach dieser Richtung die Marianen
bisher vernachlässigt worden sind, so ist dies mit Rück-
sicht auf die unvortheilhafte Lage des deutschen Kauf-
mannes in diesem altspanischen Besitze, in dem die
günstigen Bestimmungen des Karolinenprotokolls von
iSö.") nicht zur Geltung kamen, und aus Besorgnis vor
den die Ins. In von Zeit zu Zeit verheeren<len Stürmen
i;escheh< n Indessen besteht auch für die Fidjigruppe, die
Fongainseln und Samoa die gleiche Sturiugefahr, ohne
dass man sich dort deswegen von Anlagen tropischer
Culturen hätte abhalten lassen. Die Erträge der be-
stehenden Cocosnussculturen sind m jilngster Zeit,
nachdem die deutschen Händler unter <lem Drucke der
Verhältnisse sich aus den Marianen sorUckgeiogen hauen,
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
dem japanischen Handel zugute gekommen. Es steht
aber mit Sicherheit zu erwarten, dass unter deutscher
Herrschaft der deutsche Handel es sich nicht entgehen
lassen wird, das verlorene Terrain wieder zu gewinnen
und sein Handelsgebiet von den Karolinen aus auch auf
die Marianen auszudehnen.
Wesentlich anders liegen die Verhältnisse auf den
Karolinen- und Palauinseln. Obgleich diese Inselgruppen
ebenfalls seit über 300 Jahren bekannt sind, war doch
bis zum Jahre 1885 hier nichts im Interesse der Cultur
oder zur Erschliessung von Handel und Verkehr ge-
schehen, und die Eingeborenen stehen mit Ausnahme
desjenigen Theiles von ihnen , der zum Christen-
thume bekehrt worden ist, im Gegensatze zu der Be-
völkerung der Marianen noch fast auf der niederen
Culturstufe des uncivilisirten Naturvolkes.
Die Hauptinseln der östlichen Karolinen sind : Ponape,
Hauptsitz der katholischen Mission (Kapuziner) mit
einem Areal von 340 km} und etwa 3000 Einwohnern;
und Kusaie (Ualan oder Strong-Island), wo sich die
Hauptniederlassung der evangelischen Mission für gan»
Mikronesien befindet, iio km'^ gross mit etwa 500 Ein-
wohnern, die der centralen: der 132^772^ mit 5000 Ein«
wohnern umfassende Atoll von Ruck (auch Truck oder
Hogoluinsel) mit seinen aus der Lagune sich erhebendeil
hohen, mit kräftiger Vegetation bedeckten Basaltinseln,
die der westlichen Yap mit einem Flächeninhalte von
207 km^ und gegen 3000 Einwohnern; und die der
Palauinseln: Baobelsaob (3000 /^w^, 8000 Einwohner) und
Corror, nicht umfangreich, aber mit einem sicheren und
bequemen Hafen. Die meist sanft ansteigenden Berg?
lehnen der längst erloschenen mächtigen Vulcane der
Inseln weisen weite Flächen nur wenig angebauten
Plantagenlandes von üppigster Fruchtbarkeit auf, die
bei der günstigen Bodenbeschaffenheit schon heute, ohne
systematische Anpflanzung, die besten tropischen Früchte
von der Ananas bis zur Cocusnuss und der Elfenbein-
nuss in reichster Fülle hervorbringen. Der deutsche
Forscher Kubary hatte auf seinem Besitzthura in Ponapö
Philippinenkaffee angepflanzt und mit diesem ersten Ver-
suche vorzügliche Erfolge erzielt. Die Frage, warum auf
diesem fruchtbaren, reich bewässerten Lavaboden und
unter einem rein tropischen, regenreichen, gleichmässigen
Klima, also unter ähnlichen Verhältnissen, wie sie nur
die besten Inseln der Philippinen aufweisen, bei dem
gänzlichen Mangel an Erdbeben und an thätigen Vul-
canen und namentlich bei den für europäische Ansiedler
ausserordentlich günstigen gesundheitlichen Verhältnissen,
die keinerlei perniciöse Fieber aufweisen, so überaus
wenig für den Plantagenbau und die Anlage von tropi-
schen Culturen in diesen Gebieten geschehen ist, be-
antwortet sich aus den überaus nachtheiligen Wirkungen
der unruhigen Zustände in den Karolinen während der
lezten 15 Jahre. Durch diese wurde jede wirthschaftliche
Erschliessung der Inseln zur Unmöglichkeit, und so ist
es gekommen, dass die Axt bisher kaum einen Stamm
des dichten Urwaldes gefallt hat, der die bis zu 2000 bis
3000 Fuss sich erhebenden, mit schwerem Humus über-
zogenen Höhenzüge bedeckt. Bei dieser Unsicherheit hat
selbst die rührige deutsche Jaluitgesellschaft auf die Aus-
führung ihres ursprünglich gefassten Planes, auf den
grösseren, gebirgigen Karolineninseln durch deutsche An-
siedler tropischen Plantagenbau betreiben zu lassen,
bisher verzichten müssen.
Der Aufruhr der ihrer ganzen Natur nach sonst fried-
fertigen und gutmüthigen Eingeborenen, der die Thätig-
keit der spanischen Verwaltungen in den Karolinen
völlig in Anspruch nahm, Hess es auch nicht zu, dass
die Aufmerksamkeit der spanischen Behörden sich der
Förderung des Anbaues der Cocosnusspalme auf den
für solche Culturen wie geschaffenen grossen Korallen-
atollen der Gruppe und der Sicherung von Handel und
Verkehr daselbst widmete. Nur so erklärt es sich, dass
das Gebiet der Karolinen, das dreimal so ausgedehnt
ist wie dasjenige des benachbarten Schutzgebietes der
Marschallinseln, bisher nur einen so verhältnissmässig
geringen Jahresertrag an Kopra — etwa 1500 — 2000 /
— geliefert hat ; unter friedlicher deutscher Ver-
waltung wird es nur eines Zeitraumes von zehn Jahren
— die Zeit bis zur ersten Ertragsfähigkeit der Cocos-
nusspalme — bedürfen, um ein weit günstigeres und
dem der Marschallinseln ähnliches Ergebniss herbeizu-
führen.
Die Jaluitgesellschaft, deren Vorgängerinnen, das Haus
Godeffroy und später Hernshcim & Co., die ersten
kaufmännischen Beziehungen zu den Eingeborenen an-
geknüpft imd in den Karolinen und Palai den Boden
für den deutschen Handel gewonnen haben, hat auch
nach dem Jahre 1885 unter der spanischen Regierung
es verstanden, den ersten Platz unter den Handelsunter-
nehmungen des Inselgebietes zu behaupten. Die einzige
spanische Firma Factoria Espanola, welche in den
letzten fünfzehn Jahren sich in den Karolinen nieder-
gelassen und in Yap eine Handelsstation errichtet hat,
konnte sich zu irgend welcher Bedeutung nicht ent-
wickeln. Ausgedehnter war der Arbeitskreis des amerika-
nischen Händlers O'Keefe, der namentlich auch in den
Palau festen Fuss gefasst hatte. Ein zweiter kleinerer
amerikanischer Händler sass in Kusaie und bereiste mit
einem Schuner die benachbarten Inseln. Die Versuche
unternehmungslustiger Japaner, seit einigen Jahren aul
Ponape und anderen Inseln sich festzusetzen und Kopra
und Schildpatt gegen japanische Waaren einzutauschen,
haben bisher keinen aennenswerthen Erfolg zu ver-
zeichnen gehabt. Die Jaluitgesellschaft hat alljährlich
beinahe drei Viertel der gesammten gesruteten Kopra
zur Verschiffung erhalten und eine dieser Ausfuhr ent-
sprechende Waareneinfuhr, meist deutschen Ursprunges,
umgesetzt.
Die deutsche Gesellschaft besitzt heute auf allen
wichtigeren Inseln Handelsniederlassungen, und sie hat
die ausgesprochene Absicht, dem oben bereits erwähnten
ursprünglichen Plan, auch Plantagenbau auf den grösseren
Karolineninseln zu treiben, sofort näher zu treten, so-
bald das Inselgebiet thatsächlich in den Besitz Deutsch-
lands übergegangen ist. Sie gedenkt, kleinere Colonial-
gesellschaften mit massigem Capitale für Plantagenbau
auf den am geeignetsten scheinenden Inseln, wie Kusaie,
Ponapö, Ruck und in der Palaugruppe zu gründen und
einzelnen deutschen Ansiedlern Gelegenheit zur Nieder-
lassung und zum Plantagenbetrieb daselbst zu geben.
Sie ist davon überzeugt, dass diese genannten Inseln
ausserordentlich günstige Bedingungen für den Plan-
tagenbau bieten. Zwar lässt sich der Nachtheil der
gro.ssen Entfernung vom Mutterlande für einen solchen
Betrieb und die Heimschaft'ung der gewonnenen Pro-
ducte nicht übersehen, aber derselbe wird durch den
günstigen Umstand aufgehoben, dass die Schaffung kost-
spieliger Verkehrsmittel auf den Inseln bei ihrem ver- ^
hältnissmässig geringen Umfange nicht erforderlich wird, ■■
und das Meer eine billige Beförderung sichert. Auf "
jeden Fall glaubt die Jaluitgesellschaft — und sie kann
auf eine langjährige Erfahrung in jenen Gegenden zu-
rückblicken und hat mit der Bewirthschaftung der
Marschallinseln beste Erfolge erzielt — dass auch der
Plantagenbau neben dem seit langer Zeit üblichen
Handelsbetrieb in den Karolinen eine aussichtsvolle
Unternehmung ist, mag derselbe nun von kleineren Ge-
sellschaften oder unternehmungslustigen Privaten aus-
geführt werden. Denn es trifft auf den Karolinen der
für tropische Gegenden ausserordentlich seltene günstige
Fall zu, dass das fast ganz fieberfreie und durch die
Seeluft sehr gemässigte Klima es gesunden deutschen
Familien sehr wohl gestattet, sich dort auf lange Zeit
niederzulass3n. Was die Arbeiterfrage betrifft, die für
den Plantagenbau in tropischen Colonien von so grosser
Bedeutung ist, so sind die hohen Inseln zwar nicht
Stark bevölkert, aber die tieferliegenden Atolle mit
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
grosser Bevölkerungsziffer bewirken, dass die I^sung
dieser Frage hier keine Schwierigkeit machen wird ;
versorgt doch schon jetzt die Karolineninsel Pingelap
Jaluit mit einer genügenden Zahl von Arbeitern. Neben
der Anlage von Cocosnussanlagen und der systemati-
schen Anpflanzung der Sagopalme wurden beim Plan-
tagenbetrieb auf den hohen Inseln besonders BaumwoU-
Ijflanzungen, mit denen man in Neu-Pommern sehr gute
{•Erfolge erzielt hat, zu emjjfehlen sein. Auch wird Boden-
beschaffenheit und klimatische Lage den Anbau von
Tabak und Culiurea von feineren Kaffeesorten gestatten.
Endlich ist noch darauf hinzuweisen, dass man in
jüngster Zeit mit dem Anbau des Ylang-Ylang- Baumes
und der Fabrication des bekannten Parfüms in Manila
ganz vorzügliche Geschäfte gemacht hat. Der Ylang-
Ylang-Baum aber findet sich auf vielen der Karolinen-
inseln, und seine Cultur erfordert nur sehr geringe
Arbeit. Gerade Mikronesien ist aber ein ganz besonders
günstiges Absatzgebiet für ätherische Oele, da die Ein-
geborenen solche in gros.sen Mengen verbrauchen.
Von besonderer Wichtigkeit für die wirthschaftliche
Erschliessung dieser entlegenen Gebieto wird ihre mög-
lichst baldige Einbeziehung in den austraHschen Welt-
verkehr sein. Sowohl der Norddeutsche Lloyd in Bremen
wie die Jaluitgesellschaft in Hamburg haben sich bereits
mit Entwürfen zur Verwirklichung dieses Gedankens
beschäftigt. Von hoher Bedeutung dafür ist die grosse
Anzahl sicherer Häfen auf den Karolinen- und Palau
inseln. Während die Marschallinseln bei ihrer geringen
Erhebung über dem Meere keinen einzigen stiirmsicheren
Hafen und namentlich kein frisches Wasser besitzen,
weisen die hohen Inseln der Karolinen fast ohne Aus-
nahme vortreffliche Häfen rnit Susswasserflüs^en auf So
Kusaie mit seinem Berghafen Chabrol im Westen, den
Häfen Co(|uiIle und Becard im Osten und dem Lottin-
hafen im Süden, so Ponapö an der Nordseite mit dem
sehr geschützten Hafen Metalanim, an der Südwestseite
mit dem Hafen Ronkiti, an der Südspitze mit dem Hafen
Ponatik und an der Nordwestküste mit dem spanischen
Regierungshafen Jokoils. Ebenso hat die Hauptinsel der
westlichen Karolinen, Yap, an der Südostküste einen
guten Hafen Tomil, der eine sehr tief einschneidende
Bucht bildet, und auch die Palaugriippe verfügt über
einige recht gute Häfen, deren Bedeutung wesentlich
erhöht werden dürfte, wenn sich bestätigen sollte, dass,
wie mit Be-timmtheit erst in jüngster Zeit wieder ge-
meldet worden ist, sich dort Kohlenlager befinden.
Vom Standpunkte unserer politischen, wirthschaft-
Hchen und maritimen Interessen erscheint die Er
Werbung der Inselgruppen für uns gleich nützlich und
nothwendig.
DIE BAUMWOLLCULTUR IN CENTRALASIEN.
Das k. und k. Consulat in Tiflis berichtet: VVar
schon das Jahr 1897 für die BaumwoUcultur Central-
asiens nicht besonders günstig, so muss 1898 seit einer
Reihe von Jahren als das allerungünstigste bezeichnet
werden. Ganze Landstriche, die in den Vorjahren be-
deutende Ernte ergaben, haben im Berichtsjahre nicht
einmal die Hälfte einer Normalernte ergeben.
Allerdings war auch die angebaute Fläche geringer
wie in den Vorjahren und hatte gegen 1897 eine Ab-
nahme von 20 Percent aufzuweisen, was den vorjährigen
ungünstigen Preisconjuncturen zuzuschreiben ist, so dass
sich die Pflanzer durch die gebesserten Getreidepreise
vielfach veranlasst gesehen haben, zum Getreidebau
zurückzukehren.
Die Witterungsverhältnisse waren die denkbar ungün-
stigsten: Winter und Frühjahr waren sehr trocken, so
dass in Ermangelung der erforderlichen F"euchtigkeit die
Flüsse vorzeitig, schon Mitte Juni, theilweise oder ganz
ausgetrocknet sind. Namentlich haben die fruchtbare
Oase von Merw und der Tetshener Bezirk durch die
Wasserarmut der Flüsse Murgab und Tetshen viel ge-
litten.
Man muss die centralasiatischen Verhältoiase kenoeD,
um zu begreifen, welche Bedeutung diese Wasserfrage
spielt.
Viele Pflanzungen haben im benannten Gebiete nicht
einmal ein zweites-, geschweige denn ein drittesmal be-
wässert werden können. Die Eingeborenen sollen diesen
Wassermangel im Voraus gesehen haben und ist auch
diesem Umstände theilweise die Abnahme des ange-
bauten Areals zuzuschreiben.
Auf den trockenen Frühling sind gleich nach der
Aussaat wolkenbruchartige Regengüsse eingetreten, so
dass die Saat vielfach gar nicht aufkommen konnte;
diese Regengüsse bilden eine Plage Transkaspien», da
sich in Folge derselben eine so feste und harte Erd-
kruste bildet, dass dieselbe das Keimen und Aufkommen
der Pflanze gar nicht zulässt.
Zu diesen ungünstgen Witterungsverhältnissen gesellte
sich die Heuschreckenplage, die heuer noch verheerender
aufgetreten ist wie sonst. Viele hunderte von Dessatinen
sind vollkommen vernichtet worden. Alles das bewirkte,
dass quantitativ die Ernte mehr als um ein Drittel ver-
kürzt wurde.
Allerdings war der Ertrag qualitativ sehr befriedigend.
Der trockene und warme Herbst hat die Möglichkeit
gegeben, die Faser unter günstigen Conjuncturen einzu-
heimsen. Die Fröste sind nur sehr spät eingetreten und
auch das letzte Drittel der Ernte hat ganz gut heran-
reifen können, was z. B. im Jahre 1897 und 1896 ni'ht
der Fall war.
Die Faser war sehr weiss, gleichmässig, seidenartig
und entsprechend lang.
Die Preise waren nicht besonders günstig ; man zahlte
an Ort und Stelle für rohe Baumwolle nur Rubel i"6o
bis 183 per Pud. gegen Rubel 2 — 215 im Jahre 1897.
Als Hauptsitz der BaumwoUcultur muss das Tergana-
gebiet angesehen werden, da hier allein zweimal so viel
Baumwolle angepflanzt wird, wie im ganzen Turkestan
zusammen.
Seit i8q6 ist jedoch hier eine Abnahme der Produc-
tion zu constatiren. Im Jahre 1896 betrug der Export
gereinigter Baumwolle 3 •/» Millionen Pud, und im Jahre
1897 ist das angebaute Areal und die Production um
15 Percent, im Jahre 1898 um 25 Percent, also im
Ganzen um 40 Percent gegen 1896 zurückgegangen.
Hauptursache hievon mag nebst den klimatischen Ver-
hältnissen in der Erschöpfung des Bodens zu suchen
sein. Eine Dessatine (i'/ii^j) gut gedüngten Bodens
gibt einen Ertrag von 80 — 100 Pud, ungedüngter Boden
dagegen kaum 60 Pud. Wegen Mangels an Vieh kann
jedoch der Boden nicht entsprechend gedüngt werden.
Die Hebung der Viehzucht wäre demnach die Haupt-
bedingung, um der BaumwoUcultur aufzuhelfen ; aller-
dings bildet der Mangel an Weideplätzen fast unül>er-
windliche Schwierigkeiten. •
Auch hat die Bevölkerung unter dem Mangel guter
Sämereien zu leiden ; es sollen nun drei Versuchsfelder mit
einem Aufwände von je 16.000 Rubel eingerichtet und
Sorge getragen werden, dass Samen guter Qualität in
entsprechender Menge erhältlich sei.
Im Gebiete Samarkand betrug das angebaute .^real
ca. Bodo Dessatinen, ist also seit dem Vorjahre unver-
ändert geblieben. Hier waren die Witterungsverhältnisse
günstig und die Ernte durchwegs befriedigend (90 bis
100 Pud per Dessatine). Die Qualität der er-.ten Ernte
war sehr gut; die zweiten und dritten Ernten haben
durch den Frost vom 10. October gelitten und sind
gelblich in der Farbe.
Im Amu-Darja-Gebiete waren die Baumwollfelder durch
die heftigen Hagelschläge zum grossen Tlieile vernichtet,
nachdem sie zu weitgehenden Hoffnungen Anlass gegeben
haben. Im Bezirke Tschimkent bat der Anbaa tob
70
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
amerikanischem Samen erfreuliche Fortschritte zu ver-
zeichnen: es sind 3108 Dessatinen mit amerikanischem
Samen und "bloss 156 Dessatinen mit einheimischen be-
säet worden.
In Transkaspien war der Ertrag ungünstig ; nur das
kaiserliche Gut in Bairam-Ali bildet eine erfreuliche Aus-
nahme. Während die angebaute Fläche im ganzen Ge-
biete eine Abnahme verzeichnete, hat dieselbe in Bairam-
Ali um 209 Dessatinen zugenommen und betrug 220"
Dessatinen. Der Ertrag stellte sich auf 105 Pud per
Dessatine. Der Grund ist nur in der entsprechenden
Canalisation zu suchen, wodurch es möglich ist, eine
rationelle Irrigation der Felder zu besorgen.
In Chiwa war das angebaute Areal dem vorjährigen
gleich. Die Ernte betrug 75 Percent der Nörmalernte,
war aber qualitativ nicht sehr b^frie^igend.
Nur in Bokhara waren die Ernteresultate sehr er-
freulich, obgleich das angebaute Areal eine kleine Ab-
nahme zu verzeichnen hatte und auf 40.000 — 50.000
Dessatinen geschätzt wurde. Die Witterungsverhältnisse
waren hier im Gegensatze zum übrigen Centralasien
recht günstig und die Ernte war fast um 70 Percent
ergiebiger wie im Jahre 1897 : sie wurde auf loo bis
I 10 Pud per Dessatine geschätzt. Im Durchschnitt war
auch die Qualität befriedigend; nur ein Viertel des Er-
trages hat durch einen heftigen Frost Ende September
gelitten und ist gelblich in der Farbe.
CHRONIK.
Asien.
Arabien. Die militärischen Maassnahmen zur Herstel-
lung der Ruhe in Jemen haben günstigen Erfolg. Ab-
dullah Pascha rückt mit 1 1 Bataillonen und zwei Batte-
rien gegen die aufständischen Araber vor und schlägt
sie bei Wadie, acht Tagmärsche nördlich von Sanaa;
er nimmt auch das stark befestigte und mit Uebermacht
vertheidigte Gaflet-ul-A zäher unter geringen Verlusten.
Seinem Verlangen nach Truppenversiärkungen, um damit
die Ruhe rascher als bisher durchzuführen und zu
festigen, wird nicht willfahrt.
Persien. Auf die Nachricht von dem Erscheinen einer
russischen Expedition auf persischem Gebiete rüstet Eng-
land eine Gegen expedition aus, um der Festsetzung der
Russen am persischen Golfe zuvorzukommen und damit
die definitive Besitzergreifung der Mündungen des
Euphrat und Tigris vorzubereiten. Die Nachricht, dass
Russland das Besetzungsrecht des Hafens Benderabbas
erworben habe, wird für unrichtig erklärt.
Indien. Die Beziehungen der indischen Regierung zum
Emir von Afghanistan sind wieder entschieden freund-
schaftUch geworden. — Die Ausweise über dieErkrankungen
an Pest verzeichnen aus Bombay, Calcutta und anderen
Theilen des Landes, mit Ausnahme von Kolar und der
Goldfelder, eine andauernde Besserung.
Siam. D(^ Provinz Luang-Prabang wird von der siamesi-
schen Regierung an Frankreich abgetreten. Die siamesi-
sche Regierung gibt auch die Stadt Schantabun und die
neutrale Zone auf Die Leitung der öffentlichen Bauten
und des Unterrichtswesens wird den Franzosen zugesagt;
auch der Wasserleitungsbetrieb soll an sie vergeben
werden. Eine Eisenbahn von Bangkok nach Saigon wird
von Franzosen ausgeführt werden.
China. Der Kaiser von China erkennt mittelst eines
Erlasses die katholische Religion im ganzen Reiche an
und bewilligt allen Missionären den Amtsrang, wonach
ihnen das Recht zusteht, je nach ihrem Pvange mit den
Mandarinen zu verkehren; auch wird das französische
Protectorat über die Katholiken in China mit allen
Privilegien anerkannt. — Auf Grund des neuen englisch-
russischen Abkommens sucht die russisch-chinesische
Bank mit Unterstützung des russischen Gesandten um
die Ertheilung der Concession für eine Zweigbahn nach,
die von Niutschwang oder einem anderen Punkte der
transmandschurischen Bahn über Schanhaikwan nach
Peking zubauen wäre; das Tsungliyamen lehnt die russi-
sche Forderung erst ab, doch bescliliesbt die chinesische
Regierung später, nachzugeben und die Concession zum
Baue der Eisenbahn von Mulden nach Peking zu er-
theilen. — Durch die Bemühungen des amerikanischen,
englischen und deutschen Generalconsuls kommt eine
Abmachung über die Ausdehnung der Fremdennieder-
lassung in Shanghai zu Stande. • — - Der französische Ge-
sandte verlangt als F^ntschädigung für die Gefangennahme
des Paters Fleury die Zahlung von 1,200.000 Taels und
die Ciewährung gewisser Bergwerksrechte in der Provinz
Szetschuan. — Auf zwei in Kaschgar ansässige schwedi-
sche Missionäre, Hogberg und Racjuette, und deren
Frauen findet ein ernstlicher Angriff statt. Der britische
Agent MacArtney eilt ohne militärische Begleitung zu
deren Rettung herbei, und danach sendet der russische
Generalconsul eine Escorte von Kosaken für die Ueber-
fallenen ; die Frauen werden im russischen Consulat
untergebracht, die Missionäre, verbleiben im Missions-
hause. — England fordert volle Geuugthuung für das Ver-
halten des Vicekönigs von Canion und der dortigen Be-
hörden, die einen Angriff uniforrairter chinesischer Sol-
daten auf F.ngländer in Kaulun zugelassen haben ; jener
Angriff soll aber nach den Behauptungen desTsungliyamens
von einer geheimen Gesellschaft ausgegangen s-in. —
Auf Gerüchte von Unruhen im Hinterlande von Kaulun
geht ein Truppenaufgebot von 2000 Mann dahin ab ;
diese bemächtigen sich der Stadt Kaulun, wo sie die
Besatzung zwingen, die Waffen niederzulegen, nachdem
sie den Mandarinen ihre Absichten kundgegeben hatten.
Die britische Flagge wird ohne Zwischenfall gehisst, man
hinterlässt eine Besatzung und Streifwachen, die das
Europäerviertel von Kaulun bewachen. Auch Tschintschun
(jenseits des engUschen Gebietes auf chinesischen, Boden)
soll militärisch besetzt werden. — Chinesische Rebellen-
banden von Tungkiang fallen in das britische Gebiet
ein. — In Wutschau am Westflusse werden gegen die
Ausländer gerichtete Placate angeschlagen, die von den
Mandarinen und allen Class.n der Bevölkerung aus-
gehen; sie enthalten in heftiger Sprache die Aufforde-
rung, die Ausländer ohne Gnade niederzumetzeln, und
richten sich besonders gegen die Christen. — Auf dem
Sikiang wird der englische F'lussdampfer „Joon" von
Piraten angegriffen, die Geld und sonstiges Eigenthum
im Werthe von 7000 $ furtschleppen. — Die von Eng-
land neu erworbenen Inseln werden von bewaffneten
Räuberbanden heimgesucht; die Polizei ist nicht im
Stande, ausreichenden Schutz zu gewähren. — Die Dörfer
in Südschantung, aus denen die Rebellen stammen, die
kürzlich Lieutenant Hannemann, Dolmetscher Mootz und
Bergingenieur Vorschulte überfallen haben, werden von
der Strafexpedition niedergebrannt; Leben imd Eigen-
thum, Tempel und Ahnenhallen der Bewohner werden
geschont. Die in Jitschau verbliebene deutsche Abthei-
lung zieht von dort ab und kehrt nach Tsintau zurück.
Es werden fünf Literaten als Bürgen mitgenommen, bis
die eingeleitete Bestrafung der den Behörden von Jitschau
namhaft gemachten Rädelsführer bei der Misshandlung
des Missionärs Stenz durchgeführt sein wird. Die
chinesische Regierung richtet an alle Ortsbehörden den
Befehl, sich den Schutz der deutschen Reichsangehörigen
angelegen sein zu lassen. In der Umgegend von Jitschau
und Itschoufu ist nun Alles ruhig. — Das Tsungliyamen
beschliesst die Errichtung einer russischen Schule in
Peking, wo nur die russische Sprache auf Kosten der
chinesisclien Regierung und durch ein Lehrpersnnal aus
Petersburg zum Gebrauche der Dolmetscher und Eisen-
bahnbeamten gelehrt werden soll — Die Pest in Hongkong
greift weiter um sich, und es kommen viele Erkran-
kungen und Todesfälle vor.
Korea. Die koreanische Regierung entspricht dem Ge-
suche der ostrussischen Fischereigesellschaft uin Ver-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIEMT.
n
Pachtung von drei Landparcellen an der koreanischeii
Küste zur Errichtung von Stationen für den Walfischfauj^
au( die Dauer von zwölf Jahren.
Philippinen. Die Bemühungen der Philippiner, von den
Amerikanern die Friedensbedingungen mitgetheilt zu er-
halten, sind von keinem Erfolge begleitet, und Aguinaldo
weigert sich, mit Spanien in Betreff der Freilassung der
spanischen Gefangenen zu unterhandeln. Trotz der
Friedensverhandlutigen wird General Lawton in ein
schweres Gefecht verwickelt. Seine Colonne nimmt Balinag
und die benachbarten Dörfer und zerstreut und verfolgt
1600 Aufständische, die viele Verwundete und Gefangene
verlieren. General Wheaton besetzt die Stadt San Toraas
nach einem heftigen Gefechte mit den Aufständischen,
die erbitterten Widerstand leisten und die Stadt nieder-
brennen. Aguinaldo mit der philiijpinischtn Regierung
wird aus San Fernando vertrieben, und die Amerikaner
nehmen diese Stadt, nachdem sie von den Aufsländi-
schen in Brand gesteckt worden. Oberst Summers rückt
in der Richtung gegen Maasand vor, greift den Feind
in starken Verschanzungen an und wirft ihn mit grossen
Verlusten nordwärts zuiück. Die Philipi)iner greifen die
spanische Garnison in Zamboanga an und bemächtigen
sich der Wasserleitung, werden aber zurückgeworfm.
Nach einem kräftigen Ausfall der (iarnison werden die
Aufständischen, die den Platz und Hafen beschiessen,
um die Einschiffung der Spanier unmöglich zu machen,
zurückgedrängt, und die Spanier schiffen sich ein. Jolo
wird ohne Zwischenfall geräumt und von den Ameri-
kanern besetzt. Nach Baier wird ein Dampfer mit einem
höheren spanischen Officier gesandt, um die Besatzung
zum Abzug zu bewegen. Eine Truppenabtheilung unter
Hauptmann Tilley, die zum Zwecke einer Kabelausbesse-
lung in Escalante auf der Negrosinsel landet, wird von
den Eingeborenen angegriffen, und malaiische Seeleute,
die mit Tilley landen, werden von den Aufständischen
gefangen genommen und in Stücke geschnitti n. General
ütis erklärt, dass der Feldzug auf den Philippinen wäh-
rend der Regenzeit mit äusserster Energie werde foit-
geführt werden.
Afrika.
AefiypUn. In Alexandrien kommen Erkrankungen
an der Pest unil auch einige Todesfalle von Pest-
kranken vor.
Abessynien. Lord Lovat trifft mit einer Truppe in
Manti auf abessynischem Gebiete ein, nachdem er bis
auf Famaka am Blauen Nil vorgegangen war. Das Be-
finden der Truppe ist gut.
Französische Somaliküs/e. Major Marchand trifft in
Dschibuti ein.
Aegypiischer Sudan. Ibrahim Ali, der Ni ffe des Sultans
von Darfur, der den Wunsch kundgegeben hat, den
engliseh-ägyptischen Truppen freundschaftlich begegnen zu
dürfen, wird vom General Kitchener Pascha mit einer
Mission an den Sultan betraut und findet diesen bei
seiner Ankunft in Darfur von Ali Dinar entthront. Ibrahim
wird mit seiner Escorte von 150 Mann gezwungen, mit
Ali Dinar den Kampf aufzunehmen, wiid von diesem
geschlagen, 1 20 seiner Begleiter werden getödtet, und
er kehrt mit den übrigen 30 Mann nach Omdurman zu-
rück. — 260 Derwische mit einer grossen Anzahl von
Frauen und Kindern vom Lager des Khalifa ergeben
sich einem englischen Kanonenboot auf dem Weissen Nil.
Fransösisch- Guinea. An der Elfenbeinküste tritt die
Beulenpest auf.
Brilisch-Ostafrika. Oberst Evatt greift am östlichen
Ufer des Nil den Häuptling Kabarego an und bringt
ihm eine Niederlage bei, wobei 300 Feinde fallt n und Kaba-
rego selbst schwer verwundet wird. Kabarego und König
Muanga wenien gefangen genommen. — Die Uganda-
bahn erreicht den 300. Meilenpfosten (480 kni), sq, dass
sie auf halbem Wege nach dem Victoriasee vollendet ist.
Kamerun. Um den Verkehr aus der Gegend, die zum
Stromgebiete des Congo gehört, auf das deutsche Schutz-
gebiet überzulenken, wird in dessen Süden eine neue
Stra.sse angelegt, und sollen auch die KUstenorte Bata
und Batanga durch eine Strasse verbunden werden.
Französisch- Cnn 1^0. Die Expedition Foureau-Fondere,
die \on Ucso am oberen Sangha aufgebrochen ist, um
die noch unbekannten Gebiete des französischen Congo
zwischen dem oberen Sangha und dem Laufe des Ogowc
zu ei forschen, trifft einen Monat fiüher, als erwartet,
vollzählig am Ufer des Come, eines Nebenflusses des
unteren Ogowe, ein, nachdem sie lO' o km durch das
Gebüsch eines dichten Waldes des von den menschen-
fressenden Bahui bewohnten Landes znrückgelcgt hatte.
Die Vorhut unter Führung Fonddre's dringt bis Ninoe-
ninyue vor, um Libreville zu erreichen; Foureau bleibt
noch im Hinterlande und besorgt die Postenablösung
in Bokoni.
Congostaal. Die Vorhut der unter dem Befehl des
Hauptmannes Vanwert und zweier Lieutenants stehenden
Colonne, die von ihrem Posten Basoko aufgebrochen ist,
soll gemeutert haben; 42 Soldaten sollen zum Feinde
übergegangen, Lieutenant Bell und ein schwarzer Sergeant
getödtet sein.
Deulsch-Ostafrika. Eine unter der Leitung zweier
Europäer stehende Karawane soll östlich vom Nyassasee
in der Nähe des Quellengebietes des Rowuma von Ein-
geborenen angegriffen, 50 Träger getödtet und alle mit-
geführten Waaren geraubt worden sein. Die beiden
Eurojiät-r sollen nach einer dreitägigen Wanderung durch
den Busch ein Fort erreicht haben. (Da in Berlin von
einem Ueberfall einer Ex])edition im Rowumagebiete
nichts bekannt ist, da sich auch gegenwärtig eine deut-
sche Expedition in der angegebenen Stärke im Rowuma-
gebiete nicht befindet, und da endlich auf den Karten
von Deutsch-Ostafrika kein Fort in dieser Gegend ein-
gezeichnet ist, darf man vielleicht die Vermuthung aus-
sprechen, dass diese Nachricht mit der Meldung aus
dem Congostaate identisch ist.)
Portugiesisch- Westafrika. In Ambaca, dem Endpunkte
der ersten Concession der transafrikanischen Eisenbahn,
trifft die erste Locomotive ein.
Südafrikanische Republik. In Johannesburg werden
sieben Personen (nicht gewesene britische Officiere, wie
es in der ersten Meldung heisst) verhaftet und des
Hochverrathes beschuldigt. Sie sollen den Plan gehabt
haben, das Fort auf dem Hospitalhügel zu überrumpeln,
die Wachtposten niederzuschlagen und die Besatzung zu
überwältigen ; über das Weitere seien sich die Ver-
schwörer selbst nicht klar gewesen.
Deulsch-Siidwcslafrika. Nach Deutsch - Sudwestafrika
soll eine bergmännische Expedition abgehen, um die vor
einigen Jahren dort entdeckten Kupfer- und Golderz-
gänge auf ihre Abbauwürdigkeit in untersuchen.
Madagaskar. Der Stamm der Talalas befindet sich im
Aufstande. Ein Beamter und ein Sergeant sind von den
Aufständischen getödtet worden.
Australien.
Samoa. Das verschanzte l.ager der Aufetändischen in
Vailima wird beschos-ien und erstürmt, worauf sich jene
mit einem grossen Verluste an Verwundeten zurück-
ziehen. Nach einem Scharmützel in der NHhe der Stadt
dringt die Abtheilung Gaunt's gegen die Aufständischen,
die sich in einem Gebüsche verschanzt haben, vor, und
CS findet ein ernsthaftes Gefecht statt. Mataafa wird von
Admiral Kautz und Capitän Sturdee mit der sofortigen
Wiederaufnahme der Feindseligkeiten bedroht und zieht
sich in das Innere der Insel jenseits der fes' gestellten
Linie zurück, nachdem er den vom britischen und
amerikanischen Flottencommandantcn in Erwartung der
Ankunft der Comroission angebotenen Waffenstillstand
angenommen hat. F.s herrscht Ruhe. Die Samoa-Com-
mission trifft ein, und es werden mit beiden Parteien
Schreiben wegen endgiltiger Auflösung ihrer Streitkräfte
gewechselt.
72
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
MISCELLEN.
Hebron. Eine Mittheilung des Consulates Jerusalem
berichtet über die im Süden Palästinas gelegene Stadt
Hebron (arabisch El Chalil) : Die 36 ^ot lange Fahrstrasse
von Jerusalem nach Hebron ist in gutem Zustande und
bewegt sich zum Theile längs der salomonischen Wasser-
leitung. Hebron liegt 880 m über dem Meeresspiegel,
fast 80 m höher als Jerusalem, in einem gegen die
herrschenden Windrichtungen geschützten, sehr wasser-
reichen Thale mit gesundem und auch für Wein- und
Obstbau sehr günstigem Klima. Die Bevölkerung, in den
geographischen Handbüchern mit 10.000 Seelen an-
gegeben, wird vom Consulat auf mehr als 20.000 ge-
schätzt. Die Mehrzahl der Einwohner besteht aus recht
fanatischen Mohammedanern, daneben noch 1000 Juden
und ein halbes Dutzend Europäern. Die ausserordentlich
fruchtbare Umgegend weist Gersten-, Linsen-, Weizenbau,
vor Allem aber ausgedehnte Wein-, Oliven- und Obst-
culturen auf Ein grosser Theil der Weintrauben wird
in Hebron selbst zu Rosinen getrocknet oder zu Trauben-
syrup eingekocht. Die locale Gewerbsthätigkeit — durch-
aus Hausindustrie — umfasst die Erzeugung von Wasser-
schläuchen, Schaf- und Baumwollgeweben (ordinäre
Mäntel und Teppiche), Thongefassen und Glaswaaren.
Die sehr alte Glasindustrie Hebrons verfügt jetzt noch
über 16 Glasöfen, die nur während der Wintermonate
arbeiten und ungefähr 45 Familien Unterhalt gewähren.
Der Taglohn eines geschickten Glasarbeiters beträgt un-
gefähr 60 kr. bei vierzehnstündiger Arbeit. Hohlglas
(Lämpchen zur Illumination und kleine Kannen, beide
sehr dünn geblasen) wird nur in geringem Maasse er-
zeugt. Die wichtigsten Fabricate sind (und zwar in ver-
schiedenfarbigem Glasflüsse) : Armringe (assänir), Finger-
reifen (chawatim, meist Carneol imitirend), Amulette
gegen den bösen Blick (eine Hand darstellend), Glas-
perlen, letztere als undurchsichtiger blauer Glasfluss in
Bindenform, meist als Schmuck für Frauen und Kinder
verwendet sowie zur Verzierung der netzartigen Pferde-
behänge. Bei den geringen Herstellungskosten finden
diese Artikel (ein Arbeiter verfertigt z. B. täglich 300
Glasreifen) in Syrien und der übrigen Türkei (Constanti-
nopel, Dschidda), aber auch im Auslande (Bombay,
Bosnien) guten Absatz. Hebrons Bazare decken die Be-
durfnisse von 58 umliegenden Dörfern und beziehen
die Waaren durch Vermittlung der Beiruter Grosshändler
über Jaffa. Die Kameelladung von Jaffa nach Hebron,
ca. 300 kg, kommt auf ungefähr 4 fl; zu stehen. Hebron
macht im Allgemeinen den Eindruck einer gesunden,
durch eigene Kraft und Gewerbefleiss emporstrebenden,
wohlhabenden Stadt im Gegensatz zu der proletarischen
Pilger- und Fremdenstadt Jerusalem. Hebrons Entwick-
lung würde in weit schleunigerem Tempo vor sich gehen,
wenn die schon längst geplante Ei^enbahnlinie Gaza —
Hebron — -Jerusalem endlich zur Durchführung käme.
Gaza und Hebron bedürfen dringend ähnlicher Communi-
cationen, wie sie Jaffa—Jerusalem, Beirut — Damaskus
bereits haben, Haifa (Kaiffa) — See Tiberias demnächst
erhalten sollen. Die Bahn Gaza — Hebron — Jerusalem
würde als Verbindungslinie dreier grösserer Städte
sicherlich einen wirthschaftlichen Erfolg haben. Momentan
freilich bietet das der Bahnverbindung entbehrende
Hebron keine besonders günstigen Aussichten für An-
knüpfung von Handelsbeziehungen mit der Monarchie
bei dem Mangel geeigneter Commissionäre und den
Schwierigkeiten, die für Rtisende wegen deren mangelnder
Sprachen- und Platzkenntniss bestehen. Immerhin wäre
es lohnend, den Hebroner Platz von einem tüchtigen
Reisenden studiren zu lassen.
N9rdmakedonien I>r. Oeslnich hat im Herbst eine wissen-
schaftliche Reise durch Nordmalcedonien und die angreozenden
Theile Albaniens gemacht und darüber kürzlich in der Berliner
Gesellschaft für Erdkunde einen Vortrag gehalten, dem der
„Globus" einige Daten entnimmt, weil jene Gebiete zu den un-
bekanntesten Ländern nicht bloss in Europa, sondern der Erde
überhaupt gehören. Die nordalbanischen Alpen sind ein zu
meist aus tertiären Kalken bestehendes Trnmmergebirge, das
Schargebirge dagegen, dessen höchster Punkt Schar, nach
Messungen des Vortragenden nicht 3000 nt, sondern nur 1^00 m
hoch ist, ist der Rest eines alten Gebirges, das in derselben
Richtung streicht wie die nordalbanischen Alpen. Der viel ge-
brauchte Schardagh ist falsch, weil eine unmögliche Verbindung
der serbischen und türkischen Sprache. In der Nähe des Gipfels
wurden unweit eines kleinen Karsees deutliche Spuren ehe-
maliger Vergletscherung wahrgenommen. Eine Tagereise von
Prisren, der gewerbfleissigen Hauptstadt des nördlichen Albanien,
besuchte der Reisende einen bis dahin gänzlich unbekannten
See von etwa einer Meile Umfang, der eine sehr bedeutende
Tiefe besitzen soll. In diesem Theile Albaniens sind nicht die
Ortschaften als Ganzes befestigt, sondern jedes einzelne Haus
bildet für sich schon eine schwer einzunehmende Festung, jeder
Garten, jede Weide etc. ist mit meterhohen lebenden Hecken
eingezäunt, um Schutz gegen den Nachbar zu gewähren und im
Falle eines Krieges das Vorschreiten des Feindes möglichst zu
erschweren. In Djakowa und Petsch (Ipek) wurde Oestreich zu-
erst sehr feindselig behandelt und ihm das Wasser verweigert;
diese Gesinnung änderte sich plötzlich, da sich das Gerücht ver-
breitete, er sei ein Generalstabsofficier des gleichzeitig in
Constantinopel weilenden deutschen Kaisers und bereite einen
Feldzug gegen Montenegro vor. Um allen Weiterungen aus dem
Wege zu gehen, ging Oestreich schleunigst über einen 1700 m
hohen P.iss der nordalbanischen Alpen nach Novibasar, dem
nördlichsten Zwickel des unter der Herrschaft der Pforte
stehenden Reiches zwischen Serbien und Montenegro, wo Oester-
reich-Ungarn für vier Städte das Besatzungsrecht besitzt und in
Folge dessen mehr Ordnung herrscht als sonst in der Türkei.
Nach dem Vortragenden ist Novibasar nur der Hauptort des
östlichen Theiles dieses Grenzlandes, die übrigen Theile, die
sich durch Menschenleere und Unfruchtbarkeit wenig vortheil-
haft auszeichnen, haben eine selbständige Hauptstadt in Taschlidja
(Plewlja) am Lim.
Webemuster und Tätowirung auf den Lutshuinseln. Die zu
Japan gehörigen Lutshuinseln sind von dem Amerikaner Doctor
William Furness zum Zwecke wissenschaftlicher Forschungen
besucht worden. Ueber seinen Besuch hat er, wie wir dem
„Globus' entnehmen, einen lebendig geschriebenen Bericht er-
stattet, in dem er auch auf den Zusammenhang zwischen Weberei
und Tätowiren auf jenen Inseln eingeht. Das Tätowiren wird
dort von Weibern besorgt, die daraus ein regelrechtes Geschäft
machen. Die Besteuerung der Männer hängt zusammen mit der
Menge Reis oder Hirse, welche sie von ihren Ländereien ernten,
während die Frauen nach der Güte des von ihnen gewebten
feinen Stoffes besteuert werden. Es gibt etwa 20 Stoffarten,
welche je nach der Schwierigkeit, mit der die darin eingewebten
Muster hergestellt sind, taxirt werden, und ist ein Weib vorzüg-
lich in der Schaffung eines bestimmten Webemusters, so wird
ihr dieses auf die Hand tätowirt. Das gilt als eine besondere
Ehre, ist aber auch insofern kostspielig, als mit der Schönheit
des Webemusters auch die Steuern erhöht werden. In Ooschima
bedient man sich ausser den auf die Hände tätowirten Mustern
noch eines eigenthümlichen Zeichens, das auf der Innenseite des
Handgelenkes angebracht wird. Es besteht aus einer Zusammen-
stellung verschiedener Figuren ; dem geöffneten Schnabel eines
Vogels, dem Henkel eines Theetopfes, dem Kopfe einer Schild-
kröte und dem Schwänze eines Fisches. Neben dem Fisch-
schwanze steht auf dem Knöchel der rechten Hand stets eine
viereckige Figur, während an derselben Stelle der linken Hand
entweder ein runder Fleck oder ein Stern eintäiowirt ist. Das
Viereck soll eine Spule mit aufgewickeltem Garn darstellen. In
anderen Gegenden sind diese Zeichnungen etwas anders gestaltet.
Dort stellen lang eintätowirte Linien auf den Fingern Bambus-
blätter dar. Verschiedene Zeichnungen auf dem Handrücken wurden
aber nur theilweise erklärt. In Myako-Jiraa stimmten sie mit
Webemustern überein, unter denen Scheeren, die Fussstapfen
von Vögeln und Essstäbchen vorkommen. Auf der linken Hand
steht ein Dreizack „zur Abwehr böser Geister". Die Täto-
wirung findet nur im Juli und August statt, wenn die Feld-
arbeit ruht; denn die Hände schwellen dadurch stark auf.
LITERATUR.
i
Bei der Redaction sind eingelaufen:
Die Völker Vorderasiens von Dr. Hugo Winkler, Privatdocent
an der Universität Berlin. Leipzig. J. C. Hinrichs'sche Buch- ^
handbing. 1899. fli
L'ecriture du Royaume de Si-Ha ou Tangout par J/. DeveriaM*
Extrail des Memoires prisent^s par divers savants ä l'Aca-
d^mie des Inscriptions et Belles-Lettres. Fans. Imprimerie Na-
tionale.
PAPIER PITTENER PAPIERFABRIKS-ACTIEN-GBSELLSCHAFT.
VERANTWORTLICHER REDACTEUR: R. v. R0E8SLER.
CH. KEISSBK M. WERTHNBR, WIEN.
OESTERREfCHISCHE
^flnatssri}rift für öm #ritnt.
XXV. JAHROANO.
= • '
WIEN, JUN(ri899.
Ni. 0 Bin.Aoc.
"Vez-leig dea Ie. Ic. öat«rx. IE£and*l>-^£b(Cu.a*\iixis '^^ieii, X;X. 1. BerggaaB* 16.
BV* Eriohelnt Bltt« <•• ■onat*. "Mi
AbonnementabedlnKungen: j InB«rtloasbedlB|^ac*B -
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, , a. b.m, M. ll.«0, Vn. U.— mit , f
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EINGERICHTET.
"m^m
II
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT,
K. k. priv. Südbahn-Gesellschaft.
Sommer 1899. Kürzeste und bequemste Sommer 1899.
Wien-Italien (Abbazia-Görz-Triest).
Wien-SÜdiirol (Meran-Arco-Riva).
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866
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1250
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Ostende -Triest - Expresszug
(einmal wöchentlich).
* Nord-Süd-Express-(Liixus7.ug) bis Verona taglich, bis Mailand drei-
mal, bis Venedig zweimal wöcbentlich.
Montag
Dienstag
Mittw.
1000
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1058
ab London an
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610
Freitag
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DoDoerst.
Mittw.
Export-Akademie
des
^. ^. Österreichischen Jfandels-^useums
in Wien,
Zweck: Heranbildung selbstständiger Unternehmer und Leiter von
Waaren- und Exportgeschäften, sowie von industriellen Etablisse-
ments.
Organisation: Zwei Jahrgänge und einjähriger Vorbereitungscurs.
Aufnahme finden Abiturienten von Mittelschulen und höheren Handelsschulen (Handels-
Akademien).
Schulgeld: 150 Kronen pro Semester, Einschreibegebühr 20 Kronen, Lehrmittelbcitrag (nur
für die Hörer der Akademie) 30 Kronen jährlich.
Am Schlüsse der Studien erhalten die Hörer nach Ablegung der strengen Prüfungen »Ab-
gangsdiplome«.
Die Mittheilungen über die Export- Akademie sind gratis bei der Dirsctlon des k. k. ÖSter-
reiciiischen Handels-Museums (Wien, IX. Berggasse Nr. 16) erhältlich.
Beginn des Studienjahres am i. October.
Inscription vom 15. bis 20. Juli und vom 20. bis 26. September.
Aufgenommen werden in den Vorbereitungscurs höchstens 20 und in den ersten Jahrgang
höchstens 30 Hörer.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
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J813.
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Der V. Jahrtjang dei „Zoll-Compau" wird, gleichwie der Ilt.,
txniebuDgiiweiae der ErgSnzungiband deuellieo (TV. Jabrgmog)
lieftrungswitn zur Publication gebracht, nnd die eiozeloea Liefe-
roageD erscheinea aach Maassgabe der eiatreteadea Verlade-
ruagCD in den betreflfeaden Zolltarifen.
Der gestellten Aufgabe, die für unseren Aassenbaadel
wichtigsten Länder successive in den Rahmen dieses Jabr-
baches einzubeziehen, wird der erscheinende V. Jahrgang durch
Nenaufnahme der Zolltarife der auttralitclun Colonün, Nüdtr'
länäisch-lndiem and der Pkilifpintn entsprechen.
Von d«m in 2o Liefernogen erscheiaenden V. Jahrgang sind
bisher 1 2 Lieferungen publicirt worden, eathalteed die Tarife voa
Rumänien, Argentinien, Ru9<i1and, Biitiscb-Indien, China, Japan,
Korea, Persien, Oeslerieicb-Ungarn. Sehweiten, Norwegen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (11. Auflage), Deutschland, Frankreich
Griechenland. Belgien, Vereinigte Staaten von Amerika, Schweiz
und Vereinigte Staatea von Aroerika (II. Auflage).
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Za beziehea durch das k. k. österr. Handels-Mosenm sowie
durch jede Bnchhandinng Für Deuttchland alleiniger Vertrieb
durch E. S. Mittler & Soha, Berlia S. W. I», Kochstrasse 68—70
Verlag des k. k. österr. Handels-Museiims.
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Verlag'e des k. k- österr. Handels-Museums
erscheint jeden Donnerstag die volkswirthschaftliche
Wochenschrift
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V VI lag des Bibliographischen Instituts, Leipzig.
i
LEXIKON
Mit 1088 Bildertafeln u. Kartenbellagta.
Ulltlg Tom 1. Jtnner 1899
bii auf Weitarat.
JTaörplan bcö „«i^cftcrrdcöifiljcn Xlapö*
GUtlf vo« 1. JtsMT laM
ooEA^asrisoKBR dien-st.
Indien— China— Japan.
Dreizehn Fahrten von Triebt, reap. Fluuie
mit llerflliriiuif de' IlJtfen Port Said Stiez, Adm.
Kai'rachi, Honibay, Coloiiib«, Penang, SiuRrapor«,
IIonKkon^, Snanghiti. Yokohama (lUt'iit^ beiden
lIKfcn werden alterr anv nur jeilen 7 weiten
Monat berührt) und Kolie. Auf der Ausfahrt kann
Venedig ficultativ angelaufen werden. Antcblit«.^
in Bombay an die l);iinpter der din'oien f.inle
Triest — Hombay. — In den Zwisoheiihäfen, Bom-
bay ausgeuunimen, kOnneu AbTahrten und An-
kUnfte frütior oder npärer erfolgen. Der Auf-
enthalt 1q Fiume auf der R(U-kfabrt kann uut
die fUr die Lade- und Uniladeoperatlonen ntithitic
Zelt verlängert ndei- verkQrst werden. Autser
den oben beEeicbneteii Häfen ki'Snnen sowohl
auf der Hin- all auf der Kdi'kfahrt andere
Krbellen Chinas oder Japani oder Manila be*
rührt werden.
Dfrecter Dienst Triest— Bombay.
Abfahrt von Triett ant S- der Monate Jftoner,
Kt'b'uar,M!irr. lind am 11'- Man; ferner am S. der
Monate April, Mai, Ji >, September, Oeiober,
NovemtMr nnd Dpcentber, mtt Berflhruag der
Häfen Port Said, 811«''., Adeo, Bombay. — DI«
Aokflnfte und Abfrtbrteo in den Zwiachen)<äten
können verfrttht oder vercpätot werden, jodoeh
ohne dae itinerärniauMlge Ktntreffva In den Knd-
bäft<n EU beeinträchtigen. Anaehlnw ia Hombay
in beiden RIehtnngen an die Dampfer df>r Indo
China Japan-Linie.
Triest- CalOMtta.
Abfahrt Tpn Trieit am 15. d«.- Monate
Jänner, Februar, April, JanI, Angnst. Septem-
ber, Octobar, November, DecembermitBerflhiong
der Häfen Ftnm«, Port Said, Saea, Maaaana,
Aden. Bombay. Oolombo, CalaatU. Aaf d«a Hin-
nnd RQ'kfahrta« ktaaM Oa«oaa4a, Madraa «»4
andere H&fan der OoronaedalKt»*« aufiaafca
werden. Anf den Rackfab'tan ittda Berflaraat
der Barmaniaebaa RelthäfeJi »owie
Kchellen de« Rothen und Adriallarb«
faeuliativ. Da« Anlaufea voa BoH^ar
Haaeaua auf den Hinfahrten and *tm Va
anf den Rückfahrten l»t bat allen Ralava faeal
Utlv.
MeroaitlldieMt uob BrasttU«.
QamataaohafUdtenac mit dar «Adrla*. Ta«
Triaet, reap. Flame ja eina AbflUn im Mm M^•
natan Jännari Patevar. M&rm, AprÜ, Mal. 4r«l
Abführten Im Jnll, awal Abtehrtaa Im AagMt,
Kwat AbfkhrUn Im Sapleabar. awel AMkkflaai
Im Ootober, ein« Abfabrt Im Novaailiar aad «tea
imDecamber. Berthraa« der H&faa Paraa»bMa,
Babia, Rto da Jaaairo aad Saatoa.
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Glltlg Tom 1. Jftnner 1899
bis auf Weiteres.
jfafirplan öe^ „#pftErrci£Öifri)En IClopti'
Gütig vom 1. Jinner 1899
bli auf Weitere«.
ODIErrST I3Sd: -A.X:>I^I.A.TISGi3:Er<r li^EEPlE.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro.
^u Triest jeden Donnerstag 10 Ubr FrDh,
u itattaro Freitag IS Cbr Mittags, berühr.:
'ola. Zara, Spalato. GraToxa.
Retoar ab Catttro Freitag 2V, Uhr Nachm.,
D Tripttt RantAta> 5«/, Uhr Frflh.
AnscblDBi in Triest an die Eilzflge von nnd
nach Wien.
Ans'^hlusa auf der Hlnfabrt in Spatato an
die Hinfahrt der Linie M^tltovlch Ä und in Cat-
taro an die Hinfahrt der Dalm&tlnisch-Albanesischen
Linie nach Bart und Brindlsi.
Linie Triest—Metkovich A,
Ab Triest jeden Mittwoch 7 Ubr KrQh, In
4 eikovicb Freitag 4Vt Ubr Nachm., berühr.:
Rovigno, Pola, Lussinpircolo , Zara, Zaravecchia,
-iebenico, Traf), Spalato, S. Pif^tro. Almissa.
Gi^elsa, S. Hartino, Macaraca. Ovadas, 8. Giorgio
ii Lesina, Trapano, Fort Opub.
Retour ab Metkovioh jt^iien Sonntag 8 Ubr
Früh, in Trieai DieuBtag 1'/, T'hr Nachm.
Anacblusa auf der Hinfahrt in Spalato an die
Hinfahrt der beBchleunigtun Eillinie Triest —
Oattaro.
Linie Triest— Metkovich S.
Ab Triest Jeden Samsing 7 Uhr Frflh, in
i4«tkovich Montag 5 Lihr Nachm., berühr. ;
Pola. LunBiiipK-' uio, Zara, Zlarln, oeheuu-o,
Rogosinsza, Trau, Spalato, b PI«>'ro Poatire.
AtmlHaa, HuciBCbi^, ifacKrHca, 8. G\i rt.lo dl Le-
aina, Trapano, (irad^c, Fort Opus.
Uetour ab Hetkovloh jeden Mittwoch n Uhr
Frflb, II. 'J'rletit Frei(|kg 6 Ubr Abends.
Anscbluaa a" H^r ItOrkt*)>rt in Spalato an
die Hinfahrt der Dalm^tfnlsch-Albaneslschen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Triest jedep Montag, Mittwoch nnd
Freitag uui Mitternacht, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden Tag 6*,, libr Früh.
Retour ab Venedig jedeu Montag, nienstaK
und Freit^u 11 Ubr Nachts, Ankunft in Triest
den darauffolgenden Tag 6',, Ubr Früh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jeaeu Mi^woch SV« l-Ihr Nachmittags,
In Zara iJonnerstag 5 Uhr Nachm., beriibr. :
CherBo. RhhaE. Mali|iiica, Veglia, Arhe. LouHln-
gr»nde, Novaglia, V^lcaanione. Porto Maneo.
Retour ab Zara Bonntag 5>/> Uhr Früh, In
Pola Montag 4 Uhr ^rtth
DaimatiniscH-l^ibanesische Linie.
Ab Triest jedfu Dienstag 7 Ubr Früh, in
Cattaro DonnerMiag fVa Ubr Abends, berühr.:
RovigQo, Pola, Luaamplccolo, Selve, Zara, Se-
benico. Spalato, Milni/L4>Bina, Carzola, Gravosa,
CasIeliiuoTo. Teodo und Rlsano.
Retour ab Cattaro jeden Mon'ag 11 Uiir
Vorm., in Trlest Mittwocti 6 Uhr Abends.
AuHchluas in Pola auf der Rückfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari. BrlndlsL Antivarl, Duicigno, Hedua,
Durazzo, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Haura verlängert.. Auf der Rü<-kfahrt von
Bari und Brindls) Anschluss in Cattaro nach
Dalmatien mit der rflckkehrenden Dalmatlfllsoh-
AlbanesiSChen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest JRden Freitag 7 Uhr Früh, 1l
Splzza darauffolgenden Mittwoch 11 Ubr Vorm.
berühr. : Rovigno, Pola, Luasinpiceolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogosnlzza, Tra6, Spalato, Ca-
rober, Milnä, Oittavecchia, Lesina, Llssa, C'omlsa.
Vallegrande, Curzola, Orebirb, Terstenik, Meleda,
Gravosa, Ragusavecchia, Cantelnnovo, Teodo-
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retour ah Spizza jedfn Mittwocti 11'/, Ubr
Vorm.. in Triest darauffolgenden Montag 1 Üb)
Nacbm
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht möglich
wäre, wird In Megllne angelegt.
31,E'Sr.A-l>TTE
Eillinie Triest— Alexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwoch 12 Uhr MitUars,
m Alexandrien Sonntag 6 Uhr Früh über Brindliti.
Rückfahrt von Alexandrien ieden Samstag 4 Uhr
Sachmittaga, in Triest Mittwoch Mittags.
AnacfaiuBs in Alexandrien an die Syrisch -Gara-
maniBche Linie, sowohl auf der Hin- als auf
dfT Rückfahrt.
Im Anschluase In Triest an die Ankunft und
Abfahrt dea TiUsnazoges Ostende — Wien— Triest
und in Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 Uhr Früh.
Ai<merkung. In den Monaten Mftrz, April,
Mai nnd Juni wird a<if der Rückfahrt zwischen
Brindlsi nrd Triest auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgcnzug angelaufen.
Vf^bin-inne zwischen Fl"me und Alexandrien
über Triest mit der Griechisch-Orlentalischen und
der Thessalischen Linie A.
Syriscii-Caramanische Linie.
Wöohe<itlich vom September bis Ende März;
vierzehntagig vom April bis Ende August.
Von Alexandrien ab DiensiaK*) 4 Ubr Nachm.,
In Constantinopet KwettnÜrlist^'n Sonntag 5 Uhr
Früh über PortSaitd, Jaffa, Caifa. Beirut. Tripolis,
Ijattachia. Alexardrette, Meryna, Rliodus, Khios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen. Rodosto. Rück-
fahrt ab Constantinopel Sonntag**) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrien zw**it nächsten Donnerstag
6 Uhr Früh.
*) Am S., 10, 17., 24. und 31. Jftoner, 7.,
14., 21. und 2^. Februar, 7, 14, 21. und
2K. März, 4. nnd 18. ApHl, 2., 16 und 30, Mai.
13. und 27. Juni, 11. und 25. Juli, 8. und
22. August, 5., 12., 19. und 26. September, 3.,
id., 17., 24. und :^l. October, 7., 14., 2l. und
28. November, 5., 12., 19. und 26. December.
**) Am I., 8.. 15., 22. und 29. Janner, 5.,
12., ]H. und 2f!. Februar, 5., 12., 19. und 2(i März,
i., 16. und so. Apiii, 14. und 28. Mai. 11. und
25. Juni, 9. und 23, Juli, 6. und 20. August. 3.,
10., 17. und 24. September, 1., 8., 1.5.. 2•^. und
89. October, 5., 12., 19. und 26. November, S.,
10., 17., 24. und 31. December.
Anst'hluas in Alexandrien an die Klllinie
Triest — Alexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
1er »'Ü'kfahrt in Smyrna (in den Monaten vom
SeptpmW- bis Ende März) auf der Hinfahrt nuch
Candien, Cerlgo etc. (Thessallsohe Linie B, Rück-
'alirt '.
Eillinie Triest— Constantinopel.
Von Triest jeden Dienstag U", Uhr Vorm.,
in Constantinopel Montag 6 Uhr Früh über
Brindisi, Sti. Quaranta, Corfu, Patras, Pträus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantinopel ieden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Trient Freitag
4 Uhr Nachm.
Anschlusa In SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nach Albanien un«! Dalmatien (Dalmatlnisch-
Albanesisohe Linie, Rückfahrt), weiiers in Corfu
oder SantI Quaranta aus Albanien nach Triest
(LinieTriest—Constantfnopel, Rükfabt}; tnCorfü
auf der >linfahrt an d^e Linie Corf^-Prevesa; in
PIräus sowohl Äut der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die Qriechlsch-Orlentallsche Linie und
auf der Hinfahrt nach Candien et«-. ^Thessaüsche
Linie A, Rückfahrt).
Constantinopel— Batum.
Von Constantinopel jeden Samstag 12 Ubr
Mittags, in Batiim Donnerstag 6 Uhr Früh, berührt
Ineboli, Samsun. Kerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt v»m Batum
jeden Freitag 6 Ufar Abends, in Constantinopel
Mittwoch 2 Ubr Nachm.
Anschluss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantiuopel —
Odessa nnd der Donaulinie.
Constantinopel— Odessa.
Von Constantinopel ab jeden Donnerstag 3 Uhr
Nachm., in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend :
Burgas. Varna, Coatauza. Rückfahrt ib Odessa
Jeden Montag 4 Ubr Nachm., in Constantinopel
Mittwoch 10 Ubr Vorm.
Grleciiisch-Orientaiisciie Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Naobm., iuConstantinopel zweitn&cbsten Mittwoch
3- XJISrD JS^CITTEXiT^
6 Uhr Früh, berühr*« Jd: Flu nie. c'örfüV
iJataculo, Calamata, Piräus, Sy a, Vathv
ITTEXi:^^EETt-i:)IEKrSX.
Patras,
ly, Khios,
Smyrna, Cestn^, Mytilene, Dardanellen, GalHpoli.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Ubr Nacbm, [ in Triest zweituächvten
Sonntag 11 Ubr Vorn.
*) Am I.. 15. un| 89. Jänner, 18. nnd 86.
Februar. 12. un i ^. März, 9. und 23. April.
7. und 21. Mai, 4. und 18. Juni, 2., 16. and
30. Juli, 13. nnd 27. August, 10. nnd 24. Septem-
ber, 8. nnd 22. Oeioler, 5. und IS. November,
S., 17. und 91. Decei^t^r.
**) Am 9. nnd :i3. Jänner, 6. iml 20. Februar,
6. und 20. März, 3. tind 17. April, 1.. 1.^. und
29. Mai, 18. und 2H. Juni. 10. und 24. Juli, 7.
und 21 August, 4. ijnd 1^. September, 8., 1^.
und SO. October, 13. uud 27. November, 11. und
25. December.
Ans<:hluss in Piäus an die Eillinie Triest —
Constantinopel sowobf auf der Hin- ala auf der
Rückfahrt; in Sti.vr)ia auf der Rückfahrt nach
Ca> dien etc. (TbeH^lM)iar>he Linie B, Rückfahrt)
und überdies tu dei| Monaten vom Septe i ber
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nacti
Caramanieu und Syrien (Syrlaeh-Caramanlic e
Linie, Riickfahrt); ia Constantinopel auf der
Hinfaiirt an die Linie Constantinopel— Odessa
sowie an die Donaulinie.
NB. In den Mnnalen December, Jänner nnd
Fehrnar wird diene Linie nur hl- Smyrna ge-
führt werlen. Die Aiffantbklte i>. Flnnte könneu
nach Redarf vprlärgert werden.
Verbindung zwischen Finne und Alexandrien
über Triebt niii de- E|lliute Tri-ht - A'exandrien.
Grieciiiscii-Oripntalische Linie B.
Von Triest ab jädrn zweiten fSouutag*)4 Uhr
Nachm., in ConMianÜnopel ?. weitnächste' Mitt-
woch 6i Ihr Früh. ti-riH..'*.nd:FiuMie. Corfu. Patraa,
Catacolo, Calamata. Piräus, Syra. Khios. Smvrn» .
Vaihy, Cesm^. ^"vtilene, Dardanellen, Gallipnll
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Kachni., in 'l'rieat «weit-
nächsten Sonntag 11 Ulir Vormittaurs.
*) Am 8. und 8 Jänner, .5. nnd 19. Februar,
5. und 19. März. 2.. ^6. und 30. April, 14. und
28. Mal, 11. und 25. Jnni, 9. und 2.J. Juli, 6.
und 20. August, 3. ^nd 17. September, l., 15.
und 29. October, 12. und 26. November, 10. und
24. December.
•*) Am 2., 16. upd 30. Jänner, 13. nnd 27
Februar, 13. und 27 März, 10. und 24. April.
8. nnd ?2. Mai, ,".. nnd Im. Juni, 3., 17. und 3i.
Juli, 14. und 28. Augps', 11. und 25. September.
9- und 23. October, 6. uud 20 November, 4. und
19. December.
An8chlu88 In PlräuS an die Eillinie TrIest —
Constantinopel owotil auf r^e- Hin- als anf der
Rückfahrt; in Smyrnf In den Monaten vomS<-|>-
lember bis Ende März anf der Hinfahrt i>acb
Caramanlen und Syrien (SyrIsch-CarramanIsche
Linie, Rückfahrt); In Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Litiie Constantinopel— Odessa.
sowie an die Donau! Iille.
NB. In den Monaten December^ Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
*♦♦) Verbindung zwischen Flume und
Alexandrien iiber Triest mit der EillinU^ Triest—
Alexandrien.
Donaulinie.
Von ConstartlnopQl jeden Donnerstag 12 Uhr
Mittags, in Galatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr. :
Hurgas, Varna, Cost^nza. Suliua. Hraila Rück-
fahrt von Qalatz je-iep Mittwoch 9 Uhr Früh, in
Constantinopel Sonntag K Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, braila nur aut
der Hinfahrt.)
Anschluss in Copstantinopel an die Rück-
fahrt der üriechific|i-Orientalischen uud der
Syrisch-Caramauischen Linie.
Tiiessaliyche Linie A.
Von Triest al3 j«den zweiten Donnerstag*,
3 Uhr Nachm., In Cupstantluopel zweitnächsten
Donnerstag 6'/t Uhr Früh, berührend : '^'uni«,
Valona, Medna, Sti. <)uaranta, Corfu, Argostoll,
Zante, Canea, Rethymor Candien, Piräus, Volo,
8alonich, Cavalla, Lagos, Dedeagb, Dardanelleu,
GallipoU, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
je'len zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnichsten DiensUg 7 Uhr Früh,
•) Am 5 nnd 19. Jänner. 2. und 16. Fe-
bruar, 2., 16. und 30. Märr., 13. und 27. April,
11. und 25. Mai. 8. uud 22. Juni, 6. und 20. Juli,
.1., 17. und 3). August, 14. uud 28. September.
12. und 26. October, 9. und 23. November, 7.
und 21. December.
••) Am 14. und 28. Jinner. 11. nnd 25. Fe-
bruar, 11. und 25. MärT, 8. nnd 22. Apill, 6.
und 20. Mai, S. und 17. Juni, 1., 15. und 29 Juli.
Iz. und 26. Autrust, 9. nnd 28. September,
7. und 21. October, 4. nnd l8 November, % 16.
und 30. December.
Anachina-; in Pjräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Trjtst — Constantinopel sowie an die
Brieohlsch-Orientalische Linie B in derselben
Kicliiung. Die Rückfahrt ist weiter« im An-
scliluss an die Hinfahrt der Eillinie TrIest—
Constantinopel »owie der Qrlechlsoh-Orientalisohen
Linie A. In Constantinopel anf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Donaulinie.
NB. Di" Aufenthalte in Fiume können nach
Bedarf verlängert werden.
*•*) VerbindunK zwischen Flume und Alexan-
drien über Triest mit der Eillinie Triest— Alexan-
drien.
Thessalische Linie ß.
Von Triest Jeden zweiten Donnerstag*) 3 Ubr
Nachm., in Constantinopel zweitnächsten Don-
nerstag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
Sit. Quaranta, Corfu, Argostoti, Zante, Cerigo.
Canea, Rethymo, Candien, Piräus, Volo, Smyrna,
Salonich, Cavatla, Dedeagb, Dardanellen, Galli-
poU, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, In TrIest
drittnäcbaten Montag 12 Uhr Mittags.
*) Am 12. nnd 26. Jänner, 9. und 23. Fe
hruar, 9. und 23. März. 6. und 20. April, 4. und
18. Mai. 1., 15. und 29. Juni, 13. nnd 27 Juli
10. und 24. August, 7. nnd 21. September, 5.
nnd 19. October, 2., 16. und 30. November, 14.
und 28. December.
•♦) Am 7. und 21 J&nner, 4. und 18. Fe
bruar, 4. und 18. März, 1., 15. und 29. April,
13. und 27. Mai, i0. nnd 84. Juni, 8. und 28.
Juli, 5 und 19. August, '., 16. nnd SO. Sep-
tember, 14. nnd 28. October, 11. und 25. No
veniber, 9. und 23 December.
Anschluß- in Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Griechisch-Orientalische Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Ende
Miirz) anf der Rückfahrt an die Hinfahrt der
Syrisch- Caramanischen Linie ; in Constantinopel
an d e Linie Constantinopel— Odessa sowie an
di - Oonaulinie.
Daimatiniscii-Aibanesische Linie.
Von Triest jeden Dienstag 7 Uhr Früh, in
Corfu näch-iteu .Mittwoch 9*/a Ubr Vorm., be-
rührend: Rovignn, Pola, Lussinpiccolo. Selve,
Zara, Sebenico. Spalato, Milna, Lesina, Curzola,
Gravosa, Caateinnovo, Teodo, Rlsano, Cattaro,
Bari, Brindisi (Bari und B i' disi nur auf der
Hinfahrt), Caitaro, Antivari, Duicigno, Medua
Dura/zo, Vaiona. Santi Quaranta, Corfu. Retour
■ on Corfu Doniier*t»g 8V, Uhr Früh, an Triest
Mittwo> h 6 Ulir Abends.
Anschluss in Cattaro auf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatien mit der rück-
kehrenden Dalmatinisch-Albanesischen Linie; in
Santi Quaranta anf der Hinfahrt an die Eillinie
Xricfft— Constantinopel, sowohl nacli Triebt ala
nach ConatMUiinopel.
Zweifliinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeden Freitag 4», Uhr Früh,
In Prevesa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend: Saiada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa jeden Dienstag 6 Ubr Früh, in Corfu den
gleichen Tag 6' , Uhr Abends. Anschlnss In Corfu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmer-kune:. Eventuelle Aeuderungen in den
Zwischenhäfen au.«frenommen und ohne Haftung
für die Regelmä-sigkeit des Dienstea bei Gon-
tnmaz- Vorkehrungen. j
(Oceanlscher Dienst stehe vorhergehende Beite.)|
VERANTWORTLICHER REDACTEÜR : R. V. ROESSLBE.
OH. REXSSSR & M. WKRTHNER, W'BN.
Juli 1899.
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OESTERREICHISCHE
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öMkt|rilt für öm #rimt.
Herausgegeben vom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlich eine Nummer.
Vkk? Aa DKS K. K. ÖSTKRRKiCHisfHRN Handri.s-Musf.um.s IN WtEN. Preis |Ährl. 5 n. 10 Mark.
INHALT: Die Kutwliklung des Handela mit China. — Durch Centrala»!<n.
— Die Hagdudbahn und dw kloiiiaHlatisc.ben Bahnen. — Die wlrth-
■cbafllicheu VerhKIlnUHe AsrrachanH. — Chronik. ~ M I a c e I I <> d '
Eine amerikauUcti« Kisenliahu in China. — Die HaadeUht^ziebimgefn
Ruiilands zu Bokhara.
DIE ENTWICKLUNG DES HANDELS MIT CHINA.
In jüngster Zeit hat man auch in Amerika den Han-
delsinteressen in Ostasien erhöhtes Interesse zugewendet.
Mit dem Uebergang der Philippinen in amerikanischen
Besitz haben die Vereinigten Staaten einen Stützpunkt
in Ostasien gewonnen, der für die Verfolgung ihrer
Interessen entschieden werthvoUer ist als die »Pach-
tungen« europäischer Staaten an der chinesischen Küste ;
so konnte sich auch Uncle Sam von der Politik der
• Interessensphären« fernhalten, die Europa in letzter Zeit
in China verfolgt. Aber umso emsiger bemühen sich die
Amerikaner, ihrer so rapid sich entwickelnden Industrie
einen möglichst grossen Theil des noch vielversprechen-
den Absatzes in China zu sichern, wobei sie von ent-
schiedenem Erfolge begünstigt sind. Ihre Handelsbezie-
hungen zu China sind heute schon bedeutender als die
irgend eines anderen Landes, mit einziger Ausnahme
Grossbritanniens. Welches Interesse man in leitenden
amerikanischen Kreisen der Förderung des Handels
Amerikas mit China entgegenbringt, davon legt unter
Anderem auch eine der jüngsten Veröffentlichungen des
statistischen Departements in Washington Zeugniss ab:
ein starker Quartband „Comvurcial China in /AVyry'', der
ein reiches Inforraationsmaterial aus unterschiedlichen
amtlichen und privaten Quellen über chinesische Handels-
verhältnisse bietet.
Der Handel Amerikas mit China datirt bis in das
Jahr 1784 zurück; am 22. Februar dieses Jahres ver-
liess das erste nach China bestimmte Schiff den Hafen
von New-York. Seine Reise nahm 15 Monate in An-
spruch. Der Erfolg derselben führte zur Fortsetzung der
Handelsverbindungen, die sich seither ununterbrochen
ausdehnten und namentlich in den letzten Jahren eine
ganz bedeutende Steigerung erfahren haben. Die Euro-
päer waren allerdings schon früher in China. Die Portu-
giesen knüpften bereits 1516 Handelsverbindungen mit
China an und glückte es ihnen 1522 in Ningpo und
'537 äuf der Insel Macao Handelsniederlassungen zu
errichten; die Spanier eroberten 1543 die Philippinen
und förderten von dort aus ihren Handel mit China,
während die Holländer erst 1624 nach Ostasien kamen,
ohne jedoch dort grosse commercielle Erfolge zu er-
zielen. Die Engländer, deren erstes Schiff 1635 an liie
Küste Chinas kam, mussten sich erst mit den Kanonen
Respect verschatTen und ihr Handel mit China begann
erst einige Jahrzehnte später sich zu entwickeln, nachdem
die East India Company die Pflege desselben sich an-
gelegen sein Hess.
Die Entwicklung des modernen Handels mit China
datirt erst von dem bek.innten ,,Opiurakrieg" zwischen
England und China her, der 1842 mit der Oeftnung der
ersten Vertragshäfen und der Zulassung britischer Con-
suln endete. 1844 schloss China einen Vertrag auf der-
selben Basis mit den Vereinigten Staaten und mit Frank-
reich. Seither hat die Erschliessung Chinas zwar langsame
aber stetige Fortschritte gemacht; 1858 erst wurde den
ausländischen Gesandten gestattet, in Peking zu residiren,
erst 1873 wurde ihnen erlaubt, vor dem Kaiser selbst
erscheinen zu dürfen, und i8q8 empfing die chinesische
Kaiserin das erstemal die P'rauen der Botschafter in
ihrer Residenz. Die wirthschaftliche Aufschliessung Chinas
erfuhr namhafte Förderung durch die Bestimmungen des
Friedens von Simonoseki, der den japanisch-chinesischen
Krieg 1 896 beschloss und dessen wichtigste Punkte, die
Erschliessung der Flussläufe und des Inneren Chinas für
den ausländischen Handel, ja bekannt sind. Die Ver-
|)achtung von Kiao-tschou an Deutschland, Port Arthur
an Russland, Weihawei an England, Kwang-tschouwau
:m Frankreich bilden die jüngsten Etappen der europäi-
schen Politik in China, während die Verhandlungen über
die von Italien geforderte Ueberlassung der San-Mun-Bai
noch in Schwebe sind.
Die grösste Rolle in der Entwicklung des chinesischen
.\uslandhandels spielen natürlich die Vertragshäfen —
die gewohntermaassen so genannt werden — obgleich
die „Treaty Ports" keineswegs alle an der Küste liegen.
Usber die Fortschritte der allmäligen commerciellen Er-
schliessung des Reiches der Mitte und die Vertragshäfen
fnden wir in der eingangs erwähnten amerikanischen
('omi)ilation folgende Darstellung.
Vor 1842 spielte sich der gesammte Handel der
fremden Nationen mit China in einer einzigen Hafen-
stadt, nämlich Canton, ab und der gesammte Verkehr
ging durch die Hände chinesischer Zwischenhändler, der
sogenannten „Hong" Kau Heute. Auch die East India
Company, die eine „Factorei" in Canton hatte, war ge-
nöthigt, nur mit diesen „Hong"-Kauneuten zu verkehren,
die der Regierung für die Zolleinkünfte haftbar waren
und dafür ein gewis.ses Monopol für den Auslandhandel
besassen. Erst im Frieden nach dem Kriege von 1842
wurden die ersten Vertragshäfen dem fremden Handel
geöffnet, und zwar waren dies Canton, Shanghai, F<iochow,
Ningpo und .\moy. Den Engländern wurde erlaubt, in
diesen Städten zu wohnen und dort mit wem immer
Handel zu treiben ; England durfte dort Consulate er-
richten, die nunmehr an Stelle der früheren „Hong"-
Kaufleute den chinesischen Behörden für die von den
englischen Unterthanen zu zahlenden Steuern und Zölle
h.iftbar waren. Wie bereits erwähnt, wurden die Bestim-
numgen dieses Vertrages in den folgenden Jahren auf
die Vereinigten Staaten und Frankreich ausgedehnt.
Nahezu zwanzig Jahre blieben die genannten fiinf
Häfen die einzigen Thore, die dem Handel der fremden
Nationen mit China offenstanden ; bei ihrer Wahl trachteten
die {."hinesen, den fremden Handel nur soweit als möglich
von der Hauptstadt entfernt zu halten. Im Jahre 1860
kam als sechster Vertragshafen Swatow hinxu, ein Hafen,
der ebenfalls einige hundert Meilen von Peking h^.
74
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Erbt 1861 gelang es, dieses Princip zu durchbrechen und
zu den in diesem Jahre geöffneten Vertragshäfcn gehörte
Tientsin, das bloss So Meilen von Peking entfernt ist,
sowie die ersten binnenländischen Vertragshäfen Hankow
und Kiukiang, beide am Yang-tse-Fluss gelegen. Gleich-
zeitig wurden Chefoo und Newchavang dem Handel
erschlossen; in rascher Folge wuriitn dann i876Kiung-
chow auf der Insel Hainan, 1877 Ichang, Wuhu, Wen-
chow und Pakhoi, 1887 Kowloon und Lappa, 1889 (auf
Grund des franzö ischen Vertrages von Tientsin) Hang-
chow und Meng-tse, 1892 Chungking, 1894 Yatung in
Tibet, 1896 (nach dem Frieden von Simonoseki) Hang-
chow bei Shanghei sowie die Binnenstädte Soochow und
Shasi unter die Vertragshäfen eingereiht; 1897 folgten
Samshui, Wuchow und Szemao und 1898 Funing gegen-
über Formosa, Yoehow tief im Innern am TunkingSee
und Chinwang am Golf von Pechili. Nachstehend die
Liste der bisher geöffneten Vertragshäfen mit Angaben
betreffend Bevölkerung und Aussenhandel im Jahre 1897 :
Anssenhandet in Ilaikwan
VertragsLäfen Provinz lievölkt-rung Tivels
Import Export
Shanghai Kiangsu 400.000 31,725-393 59,166.376
Canton Kw;ingtung 1,600.000 13.770.036 22,899671
Swatow KwangtUDg 40.000 9.653.938 10,309.288
Chingkiang Kiangsu 135.000 13,285.419 5 078.723
Tientsin Ch hli 950 OOO 30,212.260 11.000,044
Ningpo Chekiang 250 000 8990.251 4,986.495
Foocliow Fukien 636.000 5,196.884 6,841.266
Nechwang Shingking 60.000 8,995.929 13,808.612
Kinkiang Kiangsi S3-0O0 6,563.311 7,080.576
Hankow Hupeh 800 000 17,172351 24,540382
Chefoo Shantung 32.000 11,066.410 7.717413
Amoy Fukien 96.000 7,285.683 2,441.231
Kiungchow Kwangtung 40.000 1,461.940 1,826.241
Wenchow Chekiang 80.000 722.040 335 596
Pakhoi Kwangtung 25.000 2656.724 1,512750
Ichang Hupeh 34.000 647.902 423.950
Lungchow
Kwangsi
20.000
83-074
25-873
Mengtse
Yunnan
12.000
2,394.028
1.^57 737
Chungliing
Szechnen
250.000
8,443-947
6,751.258
Yalu.g
Tibet
?
—
—
Soochow
Kiangsu
500000
921.034
399224
Shasi
Hupeh
400.000
48428
181.220
Hangchow
Chekiang
800.000
1,259.544
6,169372
Szemao
Yunnan
15.000
154-596
31-378
Samshui
Kianglupg
50.000
37-759
42.496
Wuhu
Nganhui
78.000
3-700-373
3,232.121
Nanking
Kiangsu
150000
—
—
Wuchow
Kwangsi
50.000
1,392-415
472.902
Funing
Fokien
20.000
—
Yoehow
Hunan
18.000
—
—
Chinwang
Chihli
37-000
—
—
Hiezu kommen noch Kowloon und Lappa, Zollsta-
tionen, die von Gütern auf dem Wege zwischen Hongkong
oder Makao und Canton berührt werden, deren Handel,
beziehungsweise Einnahmen jedoch den erwähnten Häfen
zugerechnet werden.
In allen Vertragshäfen überwacht die fremde Seezoll-
behörde bloss die in fremden Schiffen, das heisst nicht
in China gebauten Schiffen eingeführten Waaren, ob die
Schiffe Ausländern oder Chinesen gehören ; ausserdem
existiren überall alte chinesische Zollämter, die den
Handel der chinesischen Dschunken überwachen und
Zölle einheben, die nicht immer dieselben sind, wie die
der Seezollbehörde. Ausserhalb der Vertragshäfen bestehen
sowohl an der Küste wie im Innern zahlreiche chinesische
Zollämter, die unter dem Namen „kwan" bekannt sind,
während die moderntn Likinätnter ,,Ma" oder „ia"
heissen.
Die commercielle Erschliessung Chinas hat in den
letzten Jahren rapide Fortschritte gemacht, und man
darf erwarten, dass die nächste Zeit noch grössere Er-
folge in dieser Richtung aufweisen wird, zu welchem
der Friede von Simonoseki den Grund gelegt hat. Voll
und ganz wird China freilich erst dann dem modernen
Handel und Verkehr erschlossen werden können, wenn
endgiltig mit den Principien gebrochen wird, auf denen
heute noch das chinesische Verwaltungssystem und die
corrupte Beamtenherrschaft beruht. Dass man sich in
China selbst noch mancher Reformbedürftigkeit bewusst
ist, davon zeugt eine Rede, die der chinesische Gesandte
Wu-Ting-Fang in Washington bei der im April 1899
abgehaltenen Jahressitzung der „American Academy of
Political and Social Science" gehalten hat. Er verwies
auf die vielen Fortschritte, die China in den letzten
Jahrzehnten gemacht; man dürfe China nicht für unthätig
halten, aber es müsse erst die durch Jahrhunderte
herrschende Trägheit überwinden, aus der das Land
eben erst erwacht sei. Regierung und Volk in China
seien überzeugt, dass noch manche Reformen durchge-
führt werden müssten, aber man müsse davon abstehen,
die westliche Civilisation en gros in China zu importiren,
denn nicht alle Einrichtungen Europas oder Amerikas
seien für China geeignet und Uebereilung könnte leicht
Schaden stiften . . . Lord Charles Beresford hat kürzlich
eine Lanze für die Erhaltung der Integrität Chinas
gebrochen, deren Vorbedingung freilich die Durchführung
einschneidender Reformen bilde. Wenn sich China nicht
bald zu diesen Reformen aufrafft, so dürfte die Politik
der ,, Interessensphären" der Mächte die Integrität Chinas
bereits sehr in Frage gestellt haben. Z.
DURCH CENTRALASItN.
Zu den sympathischesten und rastlosesten Forschungs-
reisenden unserer Zeit gehört zweifelsohne £>r. S2<en
Hedin. Im Mai 1897 erst von einer dreijährigen mühe-
und gefahrvollen Forschungsreise durch Centralasien
heimgekehrt, hat ihn der Forschungseifer schon wieder
in die asiatischen Wüsten getrieben. Die kurze Zeit, die
Sven Hedin in Europa zubrachte, und während welcher
er in allen europäischen geographischen Gesellschaften
gefeiert wurde, hat der Reisende zur Herausgabe eines
grossen Werkes über seine Reise benützt, das nunmehr
in zwei starken Bänden') vorliegt, die durch ihren In-
halt wie auch ihre reiche Ausstattung mit Illustrationen
sehr anziehend wirken.
Bei der Leetüre des Werkes kann man es trotz der
sachlich einfachen und anspruchslosen Darstellung des
Autors begreifen, dass er ganz und gar dem Zauber
Centralasiens und seiner noch von keinem Forscher ge-
lö>ten Geheimnisse verfallen ist, dass er wieder sein
Glück in Turkestan und Tibet versuchen will, wo es
ihm das letztemal gelungen ist, unsere geographischen
und ethnographischen Kenntnisse zu bereichern und mehr
als eine wissenschaftliche Streitfrage endgiltig zu lösen.
Man versteht es trotz aller Mühen und Gefahren, mit
denen Sven Hedin zu kämpfen hatte, dass es ihn wieder
in di-' Wüste Gobi zu den von ihm entdeckten Ruinen-
städten lockte, um nochmals zu versuchen, den Schleier
von den tief im Wüstensande begrabenen Geheimnissen
einer längst entschwundenen Culturperiode Centralasiens
zu lüften.
Wir müssen uns leider versagen, an dieser Stelle ein-
gehend die letzte Forschungsreise Sven Hedin's und ihre ^
Ergebnisse zu behandeln ; wir können sie bloss in kurzenlB
Zügen skizziren. Am 16. October 1893 verliess Sven'"
Sedin Stockholm und langte vier Tage später in Oren-
burg an, wo seine asiatische Reise begann. Im Tarantas
legte er die 2000 km bis Taschkend zurück, wozu das
Gefährte 19 Tage brauchte. Von dort wandte sich der
Forscher dem Pamirgebiete zu. Mitten im Winter durch--—
forschte Sven Hedin zum Theil auf neuen Wegen di^l
Hochgebirgslandschaft des Pamir, die die Kirgisen das
„Dach der Welt" nennen, und im Frühjahr untersuchte
er die Gletscher weit dieses Gebietes; er wagte sich wieder- jB
holt unter grossen Gefahren an die Besteigung des hoch- lB
sten Gipfels der Bergkette heran, aber der noch von
keinem Sterblichen betretene und von Sagen umsponnene
Gipfel des „Vaters der Eisberge'', des Mus-tag-ata bot
') Durch Asiens Wüsten. DreiJalire auf neuen Wegen in Pamir, Lop-nor,
Tihet und Cliina. Von Sven Hedin. .Mit 250 Abbildung- n, 4 Cliromolafeln
und 7 Karten. Leipzifjr, F. A. Brockhaus.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
76
•
auch dem unerschrockenen jungen Forscher Trotz, und
nach vergeblichen Anstrengungen musste Sven Hedin
von seinem Vorhaben ablassen. Zu den anziehendsten
Capiteln seines Werkes gehört die Beschreibung „einer
Momlscheinnacht 6300 in über dem Meere"; er hat
ihren Zauber mit vielen Kntbehrungen erkauft. Den Weg
zum Gijjfel des Mu.s-tagata, der um 3000 m die höch-
sten Spitzen Europas überragt, konnte er nicht er-
zwingen. Interessante Qacrfahiten durch Pamir, Segel-
fahrten in einem sulbstgcfcrtigten Boot ä la Robinson
auf dein Kara-kul-See, dessen umwohnende Kirgisen-
bevölkerung noch nie ein Boot zu Gesicht bekommen
hatte, beschäftigten Sven Hedin hierauf. Ein ethno-
graphisch interessantes Capitel ist der Beschreibung des
Nouiadenlebens der Kirgisen gewidmet.
In Kaschgar rüstete Sven Hedin dann seine Expedition
in die Wüste aus. Mit einer stolzen Karawane rückte er
aus, doch nur er und zwei seiner Diener retteten sich
aus dem Untergang der Karawane im glühenden Sande
der Wüste Takla-makan, und nicht viel hätte gefehlt, so
wäre auch iler muthige Forscher mit allen seinen Leuten
elend verdurstet. Sven Hedin kannte wohl die Gefahren,
denen er entgegenging, der Drang, die unerforschte
Wüste zu durchijueren, wo, wie es hiess, alte Städte
vergraben seien, aus denen unerschrockene Schatzgräber
Kameelladungen von Gold und Silber weggetragen hätten,
Hess Sven Hedin nicht ruhen; die Legenden vom
„Telesmat" (Zauberei), das in der Wüste herrsche, und
die durstenden Wanderer ewig im Kreise sich bewegen
lasse, ohne dass sie je den Weg aus der Wüste fänden,
s])ornten Sven Hedin noch mehr an, das Wagniss zu
versuchen. Mit Mühe rettete er sein Leben aus dem
tollkühnen Unternehmen ; die Capitel über die Durch-
querung der Wüste, d=n Untergang der Karawane und
die endliche Rettung Sven Hedin's, der, dem Verschmachten
nahe, das rettende Wasser findet und an das Flussbett
des Chotandarja im örtlichen Turkestan gelangte, lesen
sich wie ein spannender Roman. Ueber Ak ■ su kehrte
dann Sven Hedin nach Kaschgar zurück, um sich dann
in Pamirskij Post, wo er den Schlussarbeiten der englisch-
russischen Grenzcommisson beiwohnte, von seinen
Strapazen zu erholen.
Im zweiten Band schildert Sven Hedin die Fort-
setzung seiner Reise nach Peking, die wieder in Kaschgar
einsetzte. Er erzählt von der alten Stadt Chotan in
Innerasien, von den von ihm entdeckten Ruinenstädten
in der Wüste Takla-nrakan. Seine Forschungsreise führte
ihn dann weiter durch das Heimatland des wilden
Kameeis, die Urwälder des Tarim zum See Lop-nor, der
den Geographen bisher ungelöste Räthsel bot; Sven
Hedin ist es geglückt, die geo- und hydrographischen
Verhältnisse des Lop-nor endgiltig ftstzustellen. Mit
einer neuen Karawane machte sich dann der Forscher
auf die gefahrvolle Reise über die Plateaux von Nord-
tibet, zum Aika-tag und zu den Salzseen. Kr beendet die
schwierige Durchipierung glücklich, freilich nicht ohne
mancherlei Schwierigkeiten ; unter den Mongolen reist
die Expedition in der steten Gefahr räuberischer Ueber-
fälle durch Tanguten. Mit seinen mongolischen Führern
erreichte Sveu Hedin dann ilen See Kokonor. Von dort
wandte er sich nach Sining-fu, und am 2. März 1897
langte Sven Hedin vor den Thoren Pekings an. Der
Rückweg führte ihn nochmals (juer durch Asien, aber
Sven Hedin reiste diesmal rascher. In einem zwei-
rädrigen chinesischen Karren, der von mongolischen
Pferden mit Reitern auf dem Rücken gezogen wird,
fuhr Sven Hedin mit sausender Geschwindigkeit von
Peking nach Kiachta, von dort mit Tarantas und Schlitten
über Baikal und Irkutsk nach Kansk, von wo die Eisen-
bahn den Forscher in neunmal 24 Stunden nach Peters-
burg brachte, und am 10. Mai 1897 hatte Sven Hedin
wieder heimatlichen Boden unter den Füssen. y
Unter tlen wissenschal'tlichen Arbeiten, welche die
Thätigkeit des Auturs in Anspruch genommen haben,
«eien hervorgehoben : die Aufnahme geologischer Profile
von Pamir, Kven-Lünn, die anthropologischen Mrs.sungen
von Kirgisen, die Studien über die Wanderungen der
Nomaden in den verschiedenen Jahreszeiten, Etymologie
der geographischen Namen, Messungen der Wasserroengen
beim Durchqueren der FiUsse, Tiefenlothungen in den
Seen, Pflanzensammlungen, iasbesondcre Algen in den
alpinen Regionen von Pamir und '1 ibet, Führung des
meteorologischen Journals dreimal am Tage u. ». w.
Vor allen Dingen sind auch die Untersuchungen über
die Wasserläufe und Wasserreservoirs, welche Hochasien
im Sommer mit reichlichen Wassermengen versehen, als
bemerkenswerthe Objecte der Beobachtungen Sven Hedin's
zu nennen. Die Wege, welche der Reisende zurückgelegt
und topographisch aufgenommen hat, haben die Aus-
dehnung von 10.498 km erreicht, also eine Entfernung,
welche um die Hälfte länger ist, als etwa der Weg von
Cairo nach Capstadt. Im Ganzen hat er auf der Reise
von St. Petersburg nach Peking 23.0' o km zurückgelegt.
Von den aufgenommenen 10.498 km führen 3250
durch vorher absolut unbekannte Gebiete; auf den
übrigen 7248 km sind eine Menge Untersuchungen vor-
genommen worden, welche speciell die geographische
Kenntniss über diese Gegenden in hohem Maasse mehren
und bereichern. Das gesammte kartographische Material
befindet sich übrigens bei Justus Perthes in Gotha, um
dort später verarbeitet und in Peterraann's Mittheilungen
veröffentlicht zu werden.
Im Ganzen und Grossen ist das centrale Hochasien
mehr oder minder noch terra incognita, und nur sehr
allmälig fängt der dichte Schleier an sich zu lüften,
welcher über jenem grossartigen Hochlande ausgebreitet
ist. Jedenfalls darf behauptet werden, da.«s es gegen-
wärtig immer noch viel unbekannter ist als die innersten
und dunkelsten Theile von Afrika. Umgeben vnn den
höchsten Gebirgen der Welt, die der Reisende und
Forscher mit geringen Ausnahmen nur von der Aussen-
seite kennen gelernt hat, ist dieses centralasiatische
Hochland der völkertrennende Theil dei Continents
gewesen. In Folge seiner Unzugänglichkeit von nahezu
fast allen Seiten hat es eine culturelle regelmässige
Verbindung mit den peripherischen Gliedern fast nie
gehabt und hat auch ebenso die Verbindung zwischen
den peripherischen Gliedern des Continents absolut
gehindert, so dass diese genöthigt » aren, miteinander
direct zu verkehren, was fast nur auf dem Wasserwege
raögiich gewesen ist. Das ist denn auch der Grund,
weshalb die culturelle Entwicklung der einzelnen peri-
pherischen Glieder so ausserordentlich von einander
abweichend und verschieden ist und die indische Cultur
fast vollständig unbeeinflusst von der chinesischen und
diese wiederum umgekehrt von der indischen isolirt
sich zu entwickeln vermochte, nur dass etwa in hinter-
indischen Staaten und lündern eine Annäherung der
beiden Culturen stattfand. Trotz seiner Isolirtheit ist das
centralasiatische Hochlantl aber dennoch der Ausgangs-
])UDkt häufiger Völkerbewegungen gewesen, und da es
nur zwei durch die Terrain veihältnisse gegebene Wege
gab, welche den Verkehr nach aussen hin auf breiterer
Basis ermöglichten, so vermochte der Abfluss der hoch-
asiatischen Völkerwanderungen nur auf diesen stattzu-
finden. Die mongolischen Horden, welche China wie
Westasien und Europa eroberten, sind alle entweder
durch das Hoanghi>thal nach den chinesischen Tief-
ebenen vorgedrungen (^der durch die Dsungarische Mulde
nach Sibirien und Turan wie nach dem Norden des
Kaspisees und von da westlich vorgegangen. EbcniO
wird auch die Heimat der Chinesen in dem westlichen
Tarimbecken gesucht, von wo aus diese Rasse nach
dem gelben Flusse vordringen konnte und diesen entlang
ihren Weg nach den chinesischen Ticflündern ge-
funden hat.
Es ist unter solchen Umständen begreiflich, dass es
nicht nur für den Geographen, sondern auch für den
76
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Culturhistoriker von grosser Bedeutung und Wichtigkeit
ist, Näheres über diese Länder, welche trotz ihrer dünnen
Bevölkerung die Ausgangspunkte welterschütternder
Wanderungen waren, zu erfahren. Von den Tagen
Marco Polo's an haben wohl hunderte und tausende
von Reisenden, namentlich in früheren Jahrhunderten,
diese hochasiatischen Steppenländer durchquert, aber die
wissenschaftliche Untersuchung derselben, die Ergründung
ihres geologischen Aufbaues, ihrer hydrographischen Ver-
hältnisse, ihrer Thier- und Pflanzenwelt ist zum Gegen-
stande eingehenden Studiums erst in diesem Jahrhundert
gemacht worden. Auch ihre ethnographischen Verhält-
nisse sind von der Untersuchung kaum gestreift worden,
so dass dieser noch ein ungeheures, grosses Gebiet und
ein grosses Arbeitsfeld offen steht.
Die Reise, die Sven Hedin vor wenigen Wochen an-
getreten, führt ihn wieder nach Centralasien. Als Zeit-
dauer der neuen Expedition sind 2 '/ä Jahre in Aussicht
genommen ; sie wird zum Theil bereits von Hedin be-
suchte, zum Theil aber auch unbekannte oder äusserst
wenig bekannte Gebiete umfassen. Sven Hedin hat sich
vor Allem wieder nach Ostturkestan und Nordtibet ge-
wendet; im ersteren gedenkt er nochmals die geheimniss-
vollen Ruinenstädte der Wüste Gobi aufzusuchen, und aber-
mals will er zum alten See Lop-nor. Wie bei seiner letzten
Reise werden auch die Kosten der neuen Expedition
zum grössten Theil vom König von Schweden bestritten.
Möge das Forscherglück dem kühnen Reisenden auch
auf seinen neuen Wanderungen durch Centralasien treu
bleiben ! — w.
DIE BAGDADBAHN UND DIE KLEINASIATISCHEN
BAHNEN.
Immer mehr hat sich in den letzten Jahrzehnten das
Interesse der europäischen Grossmächte an der politi-
schen Entwicklung im fernen Osten gesteigert, und seit-
dem in dem Kampfe zwischen China und Japan die
militärische Ohnmacht des Reiches der Mitte so deutlich
zu Tage trat, fand sich eine Reihe von Bewerbern um
das Erbe ein. Sie alle müssen danach streben, eine
möglichst schnelle Verbindung zwischen dem Mutter-
lande und den neuen Erwerbungen hergestellt zu sehen,
und da bei dem heutigen Stande der Verkehrsmittel die
Locomotive allein bisher unbegangene Wege eröffnen
kann, so wird die allgemeine Aufmerksamkeit erweckt,
wenn es sich um Pläne für Schienenstränge handelt,
welche die alte Welt den Küsten des Stillen Oceans
näherrücken. Kein Wunder, dass sich zugleich die Lust
zu solchen Entwürfen regt, und neuerdings häufen sich
die Projecte für Eisenbahnen, die vom Mittelmeere, dem
Bosporus oder dem Kaspischeu See nach dem Persi-
schen Golf hinführen sollen, jede durch eigenartige wirth-
schaftliche oder- politische Gründe hervorgerufen und
beeinflusst. Der Gedanke, durch Afghanistan und Persien
westlich den Anschluss von Indien nach dem türkischen
Reiche zu suchen, bleibt ausser dem Bereiche dieser
Betrachtungen, die wir der „Köln. Ztg." entnehmen, da
er Hindernissen begegnet, die ihn unausführbar er-
scheinen lassen, nur die Pläne sollen erwähnt werden,
denen die Stellung der Mächte zu einander nicht von
vorneherein das Siegel der Unmöglichkeit aufprägt. Um
die Durchquerung Anatoliens, Mesopotamiens und Syriens
handelt es sich, Gebiete, die seit uralter Zeit die Völker-
brücke zwischen Ost und West waren, nur dass sich
jetzt die Bewegung in umgekehrter Richtung vollzieht
wie damals, da aus dem grossen Stromlande eine hoch-
entwickelte Cultur befruchtend um sich griff.
Aus den Stürmen des napoleonischen Zeitalters war
England als die Macht hervorgegangen, die über die
grössten Colonien in Asien gebot, seine Flotte beherrschte
die Meere, aber nur um das Cap der guten Hoffnung
herum konnte sie Indien erreichen. Wohl sandte man
gelegentlich Truppen bis Alexandrien, liess sie die Land-
enge von Suez überschreiten und an der Küste des
Rothen Meeres von Neuem einschiffen, doch, sobald
der Dampf als bewegende Kraft auftrat und einen neuen
Abschnitt der Geschichte begann, entstand auch der
Gedanke, mit seiner Hilfe die Schranken zu durch-
brechen, welche die Wüsten Syriens und der grossen
Stromebene dem Verkehre entgegensetzten. 1788 hatte
in Schottland, 1807 in Amerika das erste Dampfschiff
die Fluthen durchfurcht, 1825 war die erste Eisenbahn
vollendet, und schon acht Jahre später reichte der da-
malige Oberst Chesney der britischen Regierung Vor-
schläge für einen Schienenweg ein, der von der Mündung
des Orontes nach dem Euphrat gehen und dort an eine
Dampferlinie anschliessen sollte, die von Bassra und
Bagdad heraufkam. Ins Leben getreten ist nur die
Dampferlinie auf dem Euphrat, sie wurde 1837 durch
den Sultan genehmigt, und ihre kleinen Fahrzeuge gingen
den Euphrat empor bis Meskene. Die türkischen Be-
hörden standen dem Unternehmen nicht immer freundlich
gegenüber, versuchten gelegentlich, ihm durch Zoll-
plackereien den Garaus zu machen, wie es Reschid
Pascha 1875 that, oder einen Wettbewerb zu schaffen.
Dieser Versuch Midhat Paschas misslang, sein Dampfer
kam im Frühjahre bis Aruah, musste dann aber über-
sommern, da erst im Herbste wieder genügend Wasser
im Flusse war. Neuerdings ist durch die dauernde
Vernachlässigung der Deiche die Schiffahrt ganz un-
möglich geworden. An den Bahnbau ist man, wie gesagt,
nicht herangetreten. Zwar bildete sich in England
ein Ausschuss für die Vorarbeiten, doch blieben die
Pläne auf dem Papiere, und nur ein Postdienst durch
Kameelreiter von Damascus nach Bagdad wurde ein-
gerichtet, der später in türkische Hände überging.
Erst der Bau des Suezcanals gab neuen Anstoss,
die Bahn nach dem Persischen Golf zu studiren. Schon
Oberst Chesney hatte davon abgerathen, Alexandrette
als Ausgangspunkt zu nehmen, da der Rücken des
Amanusgebirges mit dem berühmten Beilanpass nur durch
einen 10 km langen Tunnel in einer Höhe von 700 m
gequert werden kann, wobei noch eine ungemeine Steigung
der Rampe nothwendig ist. Tarabulus oder Suedjeh
bieten in ihrem Hinterlande keine derartigen Schwierig-
keiten und wurden daher als Häfen ins Auge gefasst;
heftige Meinungsverschiedenheiten ergaben sich jedoch
darüber, ob man am Euphrat oder Tigris hinabgehen
solle; besonders der berühmte Gelehrte Sir Henry
Rawlinson sprach sich vor einem Unterhauscomite dafür
aus, über Aleppo und Diarbekr an den Tigris zu ge-
langen und von dort nach Bagdad, eine Ansicht, der
auch Hauptmann Cameron , der Führer der zweiten
englischen Forschungsexpedition in Mesopotamien, und
Georg Latham beistimmten. Während diese beiden aber
eine Dampferverbindung durch den Persischen Meer-
busen an die Bahn knüpften, schlug Sir Henry vor,
östlich den Schienenweg nach Teheran — Herat Kandahar
und Schikapur zu legen. Noch mehr Widerspruch fand
sein Plan einer Strecke von Constantinopel über Angora
oder Konia an den Tigris, gegen die Scott Russell den
Einwand erhob, sie werde Oesterreich und Deutschland
grösseren Nutzen bringen als England, das von dieser
Linie nur den Vortheil gesteigerteren Comforls für
Frauen und Kinder seiner Beamten und Officiere in
Indien habe. Seit der Besetzung Cyperns und Egyptens
hat diese Anschauung noch mehr Boden gewonnen, und
neuerdings hat man wiederholt sogar von einer Bahn
von Port-Said nach Kuet am Persischen Golf gesprochen.
Die britische Politik ist unausgesetzt beschäftigt ge-
wesen, sich dort festzusetzen, sie liefert den halb oder
ganz vom türkischen Reiche unabhängigen Staatsgebilden
an der Küste und im Nedeschd Waffen und Schiess-
bedarf und geberdet sich als ihre Schutzherrin. Wie
sorgsam sie jeden fremden Einfluss ferne hält, hat Frank-
reich ja erst ganz kürzlich in Maskat erfahren.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
77
Hatte Grossbritannien nur die Verbindung Indiens mit
der Heimat im Auge, nicht die Erschliessung verödeter
Gebiete filr die Cultur, so war das Ziel der Pforte,
seitdem der Eisenbahnbau im osmanischen Reiche be-
gonnen hat, allein von Gesichtspunkten der innetn
Politik bestimmt. Die Regierungsgewalt auszudehnen,
die Provinzen fester an die Hauptstadt zu knllpfen,
musste ihr Zweck sein und zugleich die möglichste
Sicherung gegen feindliche Angrifile. Daneben oder für
die Anschauungen des echten türkischen Beamten erst
weit hinterher kam die Förderung der Volkswirthschaft
durch die neuen Wege für Handel und Verkehr. Die
grossen Pläne Wilhelm Pressel's sind von diesem
türkischen Gesichtspunkte aus entworfen. Für die
L.mcsopotamische Linie wählte er nach den Ergeb-
P^nissen iler 'l'schernik'schen Studiencommission den Tigris,
und hielt daran auch Midhat Pascha gegenüber fest,
der die Euphratroute vorzog. Die Kriege von 1876 bis
1878 und die finanzielle Noth des Staates machten den
Bau des Schienennetzes in eigener Regie unmöglich,
und der später vom Generalstab und dem Ministerium
der öffentlichen Arbeiten aufgestellte Gesammtplan
rechnete auch nur noch mit der Anlage durch fremde
Gesellschaften. Besonders reges Interesse nahm von
jeher Sultan Abdul Hamid an der Erweiterung der
Bahnen, in erster Einie an der Fortführung der
anatolischen Strecken nach dem Sttomland; es ist be-
kannt, dass dieser sein Wunsch nunmehr in Erfüllung
gehen wird.
Die Hochebene Vorder-Kleinasiens ist gegen Süden
durch gewaltige Ketten abgeschlossen, von Westen nach
t)sten dehnen sich der Taurus und der Antitaurus zum
armenischen Hochland hin, und eigentlich nur an zwei
Stellen ist dieser Riegel durchbrochen. Seit uralten
'J'agen ist dadurch das System der grossen Heerstrassen
festgelegt, und wenn es sich jetzt darum handelt, der
J>ocomotive den Weg zu bahnen, so trifft man immer
wieder auf die Spuren der lange verschwundenen
früheren Gebieter und ist gezwungen, ihnen zu folgen.
Die Heere der Assyrier und Perser, die Phalanxen
Alexanders des Grossen, der jüngere Cyrus und die
römischen Legionen, Byzantiner und Kreuzfahrer, Sedl-
schuken und Mongolen und zuletzt die Regimenter
Mehemed Alis, sie Alle waren auf dieselben Engpässe
angewiesen, und das Gleiche gilt für die Schienen-
stränge, auf denen kein zerstörender Eroberer, sondern
segenspendende Arbeit vorrückt. Im Westen öffnen
zwischen Bulghar-Dagh und Ala-Dagh die berühmten
kilikischen Thore den Weg durch den Taurus für den
Verkehr zwischen der Ebene von Konia und dem Busen
von Alexandrette. Külek-Boghas werden sie jetzt ge-
nannt, und um sie zu sichern, haben vor 60 Jahren
Egypter und Türken starke Werke dort aufgeführt; ein
preussischer Officier, Fischer, der später Militärgouverneur
des Prinzen Friedrich Wilhelm von Preussen, des Kaisers
Friedrich, war, leitete die Arbeiten der O.smanen, und
Moltke hat ihn hier aufgesucht. Verschiedene Seiten-
thäler würden die Anlage der Bahn erleichtern, die mit
1500 m ihren höchsten Punkt erreicht. Viel grössere
Schwierigkeiten bietet der östliche Durchbruch, am
Überlauf des Euphrat, dessen Gewässer sich einen steil-
wandigen tiefen Einschnitt durch das Gebirge gewühlt
haben; der Weg geht von Siwas über Malatia uml
Charpuk nach Diarbekr, und alle Forscher haben ein-
stimmig festgestellt, dass auch die heutige hoch-
entwickelte Technik hier vor gewaltige .\ufgaben gestellt
sein wird, die nur mit grossem Kostenaufwand gelöst
werden können. Für beide l,inien bietet die anatolische
Bahn Ausgangspunkte, im Osten Angora, im Westen
Konia. Der türkische Generalstab will aus militärischen
eirunden eine Vollbahn von Angora nach Siwas, Diarbekr
und Bagdad, das Arbeitsministerium dagegen überlässt
diese Linie der Schmalspur und zieht die Strecke
Konia — Adana— Aleppo — Euphrat vor, die ja in ihrem
ersten Theil geringere Schwierigkeiten bietet AU Grund
für diese Wahl hat übrigens schon 1880 das Ministerium
die Sicherheit vor einem feindlichen Handstreich an-
gegeben, und welchen Gegner es dabei im Sinne hatte,
ist klar.
Für die Verlängerung der Angoralinie bis Kaisarieh
hat die anatolische Bahn bereit» 1893 die Concession
erhalten, doch konnte sie bisher nicht ausgenutrt
werden. Unterdessen sind nun von anderer Seite bei
der Pforte Vorschläge für die Bagdadlinie eingereicht
worden, die theils an das anatolische Netz anschliessen,
theils von der syrischen Küste ausgehen. Im Auftrag
einer französischen Gruppe bewarb sich der Ingenieur
Cotard um die Erlaubniss zum Bau einer Linie von
Konia nach Aleppo und Bagdad ohne staatliche Zins-
gewähr, da nach seiner Auffassung der Innenverkehr
sich derart steigern lässt, dass eine Verzinsung ge-
sichert sei. Seine Bemühungen, das nöthige Capital in
Europa zusammenzubringen, sind ohne Erfolg geblieben.
Angeblich für englische Finanzleute ist neuerdmgs ein
Herr Rechnitzer in Constaniinopel thÄtig, der von
Alexandrette über Aleppo an den Tigris nach Bagdad
und bis Kuet bauen will, mit Anschlusslinien von Bagdad
nordöstlich an die persische Grenze und südwestlich
nach dem Heiligthum der Schiiten Kerbela und Ned-
schef. Auch er beansprucht keine Zinsgewähr, dagegen
noch das Recht, gegebenenfalls in Konia an die
anatolische Bahn anzuschliessen. Es ist beinahe das
gleiche Project, das Graf Wladimir Kapnist im vorigen
Jahre einreichte, nur verlangte der Russe noch in Syrien
und Mesopotamien eine Reihe von Zweiglinien. Man
nahm allgemein an, dass Graf Kapnist im Auftrag seiner
Regierung vorging, nicht um wirklich zu bauen, sondern
um im Besitz der Concession andere europäische
Gruppen zu hindern, die Bagdadbahn herzustellen.
Russisches Capital hat bisher noch nicht Gelüste ge-
habt, sich ausserhalb der Reichsgrenze zu „investiren",
wie die Börse es nennt, und der Schluss, den man daraus
für diesen Fall ziehen muss, ist leicht.
Russland Stellung zu den Eisenbahnplänen filr die
asiatische Türkei ist durch zwei Gesichtspunkte bedingt.
Einmal will es den Persischen Golf erreichen und dort
festen Fuss fassen, um eine neue Etappe auf dem Weg
nach Indien zu gewinnen, andererseits wünscht es keine
Verkehrsanlagen, die das osmanische Reich in seinem
Kern wirthschaftlich oder militärisch stärken können. In
Persien hat der russische Einfluss über den englischen
gesiegt, und wenn auch die Nachricht von der Abtretung
von Bender Abbas an den Czaren für unrichtig erklärt
wird, so steht doch fest, dass neuerdings russischen Staats-
angehörigen eine Reihe von Monopolen ertheilt sind, die
z. B. die Provinz Aserbeidschan ganz in ihre Hände
liefern. Ausserdem ist an Russen die Erlaubniss zum
Baue einer Bahn vom Kaspischen See zur E»i)hratmün-
dung gegeben worden. Baron Reuter, der Begründer des
Telegrai)henbureaus, hatte 1872 bereits diese Concession
erhalten, die aber bald darauf von der persischen Re-
gierung für verfallen erklärt wurde. England schritt da-
mals nicht ein, und wenn auch der russische General
V. Falkenhagen 1874 erfolglos um die Bahnerlaubniss
nachsuchte, so war doch 14 Jahre später der russische
Einfluss bereits so stark, dass der Schah sich verpflichten
musste, in dem nächsten Jahrzehnt nur Russlaod eine
Concession zu gelien. Anscheinend will man jetst mit
dem Bahnbau beginnen, es sind Ingenieure und General-
stabsofficiere beschäftigt, die Strecke zu erforschen, und
angeblich haben die Arbeiten auf kaukasischem Gebiet
bereits angefangen. Der englische Gesandte in Teheran
hat zwar alle Minen springen lassen, aber die russische
Politik ist siegreich geblieben und wird ihr Ziel ruhig
weiter verfolgen.
Anfangs Sei)tcmber wird unter Führung des General-
consuls Stemrich die Forschungsexpedition aufbrechen,
die die Deutsche Bank nach Anatolien und Mesopo-
78
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
tamien sendet. Soweit bis jetzt bekannt, soll sie für die
beiden in Betracht kommenden Linien durch den Gebirgs-
riegel den Lauf feststellen, ganz besonders aber die
wirthschaftliche Lage der Vilajets prüfen, die etwa durch-
schnitten werden. Eine linie von Angora nach Siwas
schliesst die reichsten Gegenden des inneren Anatoliens
auf; allerdings darf man nicht übersehen, dass für Massen-
güter die Beförderung bis nach dem Marmarameer zu
kostspiehg wird, zumal das Land für europäi<!che Erzeug-
nisse noch lange nicht so aufnahmefähig ist, dass die
Wagen gefüllt zurücklaufen können. Sarasun am Schwärzten
Meer, das durch verhältnissmässig gute Strassen mit der
Hochebene verbunden ist, wird immer seine natürliche
Anziehungskraft auf die Ausfuhr üben, und es hat nicht
an Stimmen gefehlt, die der Siwaslinie nur dann Lebens-
und Ertragsfähigkeit zusprachen, wenn sie zugleich die
Abzweigung an die Küste im Norden erhielte, die selbst-
verständlich in der gleichen Hand sein müsse. Die natür-
lichen Schwierigkeiten, die das Gebirge im Süden dem
Bahnbau entgegenstellen würde, sind oben erwähnt worden.
Bei der westlichen Linie treten sie in weit geringerem
Maasse auf; zuerst dehnt sich dort die weite Ebene von
Konia, deren Südrand zum Theil zwar versumpft ist, und
durch den Taurus ößnet der Külek-Boghas-Pass den Weg
nach Adaua und Aintab oder Aleppo. Am Tigris zwischen
Diarbekr und Mossul treffen die beiden Strecken zu-
sammen und folgen dem Flusse nach Bagdad hinunter.
Das Stromland war einst mit dichtbevölkerten Städten
bedeckt, nicht nur in uralter Zeit, sondern noch unter
den Khalifen, und die furchtbare Verödung, die jetzt
dort herrscht, ist eigentlich erst durch die Mongolen
hervorgerufen worden, die alles Leben in Blut erstickten.
Die grossen Canäle, die überallhin das segenspendende
Nass verbreiteten, verfielen, als niemand mehr für sie
Sorge trug; die türkische Regierungsgewalt war nicht
stark genug, um die Reste der Einwohner vor den Raub-
zügen der Wüstenstämme zu schützen, und erst neuer-
dings, besonders durch die Thätigkeit des Ministeriums
des kaiserlich osmanischen Hauses, nimmt der Anbau
an einzelnen Stellen im Tigrisgebiet zu, während am
Euphrat die Ruhe des Kirchhofs waltet. Beiläufig sei
hier bemerkt, dass in einem östlichen Seitenthal des
Tigris, am Chabur bei Scheramisch, Steinkohlenlager sich
finden, die schon dadurch besondere Wichtigkeit ge-
winnen, dass sie, abgesehen von einigen kleineren Minen
am oberen Euphrat, die einzigen in der asiatischen
Türkei neben denen von Eregli am Schwarzen Meere
sind.
Augenblicklich bieten nur kleine Strecken auf beiden
Linien die Sicherheit eines ausreichenden Binnenverkehrs,
und ohne staatliche Zinsgewähr ist der Bahnbau un-
möglich. In einzelnen Constantinopeler Blättern wird
zwar das Gegentheil behauptet, doch ohne die genügenden
Beweismittel, und wenn verschiedene Gruppen die Bau-
erlaubniss unter Verzicht auf die Garantie nachsuchen,
so muss man erhebliches Misstrauen in die Lebensfähig-
keit ihrer Pläne setzen. Die Unterlagen für die richtige
Bemessung der Zinsgewähr zu erlangen, wird die Haupt-
aufgabe der Forschungsexpedition sein, denn nur so kann
man mit Erfolg an die Lösung der Frage herantreten,
durch 2i'oo km Schienen dem Weltverkehr diese neuen
Wege zu öffnen.
Mit dem Gesuch der Anatolischen Bahn um die Er-
laubniss der Verlängerung ihres Schienennetzes bis nach
Bagdad und dem Persischen Golf ist der erste förmliche
Schritt zur Verwirklichung eines Gedankens geschehen,
der in verschiedener Gestalt seit Jahrzehnten Staats-
männer und Techniker beschäftigt hat. E'ne möglichst
schnelle Verbindung mit Indien und Ostasien zu schaffen,
war das Streben Englands schon zu einer Zeit, als man
den Durchbruch der Landenge von Suez noch für ein
Spiel der Phantasie hielt, und je höher sich das Eisen-
bahnwesen entwickelte, desto mehr musste man glauben,
d6r Pfiff der Locomotive werde bald über die wüsten
Ebenen des Stromlandes schrillen, die einst von Millionen
Menschen bewohnt, der Ausgangspunkt einer hohen
Cultur waren. Mit dem Canalbau und den Fortschritten
der Dampfschiffahrt wurden Europa und der Osten ein-
ander nähergerückt. Soweit die Beförderung von Massen-
gütern in Frage kommt, ist die Eisenbahn auch nicht
im Stande, erfolgreich den Kampf aufzunehmen, aber
der Personen- und Postverkehr drängt nach weiteren
Abkürzungen, zumal seitdem die Mächte des Abend-
landes ein gesteigertes Interesse an der Gestaltung der
Lage im Bereiche des Stillen Oceans nehmen. Trotzdem
sind bisher alle Entwürfe für die Bahn zum Persischen
Meerbusen ohne Ausführung geblieben, politische und
wirthschaftliche Schwierigkeiten stellten sich entgegen,
und f ühere Freunde des Planes wurden durch den Um-
schwung der internationalen Verhältnisse zu seinen er-
bitterten Feinden.
Nach dem Krimkriege, der zuerst die Thore des os-
manischen Reiches dem Eindringen abendländischen
Wesens öffnete, begannen die e:sten Versuche, Klein-
asien durch Eisenbahnen dem Weltverkehre anzuschliessen,
und ganz folgerichtig ging man von der Westküste mit
ihren von allen seefahrenden Völkern aufgesuchten Häfen
in das reiche, fruchtbare, alte Jonien vor. 1856 erhielt
eine englische Gesellschaft die Concession zum Baue
der Strecke Smyrna — Aidin , die nach mancherlei
Stockungen zehn Jahre später vollendet war, dann eine
Reihe kleiner Ausstrahlungen erhielt und zuletzt bis
Diner verlängert wurde, so dass sie jetzt ^\^ km in
Betrieb hat. Die frühere sechspercentige Zinsgewähr ist
seit 1888 gegen eine Verlängerung der Concession bis
1935 aufgehoben. Anfang der Sechzigerjahre folgte
ebenfalls mit englischem Capital die Linie Smyrna —
Kassaba mit einer fünfpercentigen Zinsgewähr, die Ge-
sellschaft erzielte keinen Gewinn, und die Regierung
baute selbst die Strecke bis Ala Schehir weiter, ausser-
dem kamen zwei kleinere Anschlüsse hinzu, und 1 896
wurden 266 km befahren. Die Lage des Unternehmens
hatte sich aber derartig gestaltet, dass eine französisch-
belgische Gruppe mit dem Antrag, die Bahn zu über-
nehmen, freudiges Gehör fand, und sie hat dann die
Fortsetzung von Ala Schehir bis Afiun Kara Hissar
ausgeführt und später den Betrieb an die bekannte
französische Baugesellschafft des Grafen Vitalis, die Rögie
Göndrale, verpachtet. Für die Haupilinie sind 2,3 10.000 Frs.
als Ertrag verbürgt, für die neuen 2'jtkm ein Höchst
b-'trag von jährlich je IQ.3' o Frs.
Die Erfahrungen, welche die Pforte mit den Privat-
eisenbahngesellschaften gemacht hatte, trugen wesentlich
dazu bei, dem Gedanken an Staatsbahnen Eingang zu
verschaffen. Der bekannte deutsch-österreichische In-
genieur Wilhelm Pressel arbeitete in den Jahren 1872
bis 1873 für die Regierung eine Reihe von Entwürfen
aus, die das gesammte Kleinasien mit einem Schienen-
netze überdeckten, wobei er übrigens die Schmalspur
zu Grunde legte. Seine Studien sind werthvolles Material
geblieben, denn die ersten Anläufe zum Bau in eigener ■■
Regie sind kläglich gescheitert. Die Strecke von Haidar ■■
Pascha nach Ismid wurde allerdings ausgeführt, doch
nur mit riesigen Kosten und trotzdem fast unbenutzbar,
die etwa halb so lange Linie Mudania — Brussa (42 km)
wurde überhaupt nicht vollendet und erst i8gi nach
löjähriger Pause kam sie in Betrieb, da es der belgisch-
französischen Gruppe des Herrn Nagelmackers gelungen
war, die Concession zu erhalten. Bei seinem Regierungs-
antritt, am 31. August 1876, fand Sultan Abdul Hamid
somit in Kleinasien nur die eine Staats trecke Haidar —
Pascha— Ismid und die beiden Privatbahnen von Smyrna,
im Ganzen ^12 km vor, eine Zahl, die sich seitdem ver-
vierfacht hat. Der Sultan hat von jeher das regste
Interesse an dem Weiterbau der Bahnen gezeigt, er liess
zur Ausarbeitung eines Gesammtjilanes einen besonderen
Ausschuss zusammentreten, dessen erste Sitzung er per-
sönlich leitete, und vor Allem war es die kleinasiatische
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN Ofll
Querbahn, die Linie nach Bagdad, deren Anlage er
immer wieder den europäischen h'inanzkreisen nahelegte,
da er sie von den verschiedensten Gesichtspunkten aus
als Nothwendigkeit ansah.
Bevor wir auf die grossen Linien des vorderen Klein-
asiens eingehen, seien die übrigen Bahnen der asiatischen
Türkei erwähnt, die sämmtiich von der Küste des
Mittelländischen Meeres ausstrahlen, aber nach ver-
hältnissmä^sig kurzem Laufe abbrechen. Allerdings sind
sie alle nur als Beginn grosser Schienenwege in das
Innere gedacht, vorläufig jedoch und vielleicht noch für
.sehr lange Ziit werden sie im jetzigen Zustande be-
harren. Vom Nordrand des Busens von Alexandrette
nach Osten ziehen die 7 i km der Mersina - Adanabahn,
die 1886 dem Verkehre übergeben wurde. Ohne Zins-
gewähr halte auch sie anfangs mit vielen Schwierigkeiten
zu kämpfen, die schliesslich dazu führten, dass sich das
englische Capital von dem Unternehmen zurückzog und
das französische die entscheidende Stimme erhielt, zu-
gleich wurde der Sitz der Verwaltung von London nach
Constantino])el verlegt. Seitdem haben sich die Krträge
gehoben, und wiederholt ist die Gesellschaft um die
Erlaubniss eingekommen, über Osmanieh nach Biredschik
am Euphrat weiterzubauen und so den Anschluss an
die grosse Karawanenstrasse zu erlangen, bisher ist aber
dieser Wunsch unerfüllt geblieben. In Syrien und Pa-
lästina dienen die drei grössten Häfen als Ausgangs-
punkte von Bahnen. Von Beirut aus überschreitet eine
Schmalspurlinie die Ketten des Libanon und Antilibanon
nach Dama^cus und geht dann weiter südlich in den
Hauran bis ¥A Meserib in einer Ge.sammtlänge von
252^/«. Sie ist im Besitze einer französischen Gruppe,
die auch die Stadenanlagen in Beirut ausgeführt hat,
aber durch übermässige Tarife den Handel sehr schädigt
und zum Theile schon nach kleineren Küstenstädten ab-
gelenkt hat. Auch diese Linie soll ausgedehnt werden,
und zwar von Damascus nach Norden über Homs —
Hamah— Aleppo nach Biredschik am Euphrat, die Con-
cession ist bereits ertheilt mit einer kilometrischen
Garantie von 12.500 Frs., jedoch ist die Ausführung
noch nicht begouneri, vielmehr erhält die Gesellschaft
dafür, dass sie nicht von ihrem Rechte Gebrauch macht,
jährlich eine bedeutende Summe von der Regierung,
nämlich nicht weniger als 33.000 türkische Pfund. Im
Wettbewerb mit der französischen „Soci6t(5 anonyme
Ottomane des chemins de fer de Beyrouth — Damas —
Hauran et Biredjik sur l'Euphrat" wollte die „Syrian
Ottoman Railway Co." von Haifa aus nach dem Hauran
vordringen. Ein Herr Pilling erhielt iSgi die Erlaubniss
zum Bau einer Vollbahn, die von Haifa durch die Ebene
Jesreel zum Jordan, an ihm entlang nach dem See von
Tiberias und dann östlich durch den Dscholan nach
Schech Sad und Damascus führen sollte. Es waren bis
zum Herbst des vorigen Jahres nur 8 km vollendet und
wenn neuerdings auch angeblich wieder gearbeitet wird,
so zweifelt man doch an der Möglichkeit, die nöthigen
Mittel auf/.ubringen. Vollendet dagegen ist die 87 km
lange schmalspurige Linie Jaffa — Jerusalem, die 1892
dem Verkehre übergeben wurde; auch sie gehört fran-
zösischen Capitalisten, rausstc jedoch nach kurzem Be-
triebe eine durchgreifende finanzielle Gesundung erfahren,
um sich halten zu können.
Abgesehen von den schwächlichen Bauversuchen der
Regierung, blieb im vorderen Kleinasien das Schienen-
netz zwei Jahrzehnte hindurch in denselben Grenzen.
Wohl hatte das Ministerium der öffentlichen Arbeiten
einen grossen Plan dem Sultan vorgelegt und das
Kriegsministerium gleichfalls seine Ansicht ausge-
sprochen, doch es fand sich nicht das nöthige fremde
Capital, das sich auf Eisenbahnunternehniungen ein-
lassen wollte. Erst Ende der Achtzigerjalire wurde der
l!:»nn gebrochen, am 4. October i888 der Firman für
den Bau der Strecke Hiidar Pascha — Angora gegeben
und fünf Jahre später die Concession der Linie Eski
.Schehir — Konia. Die Deutsche" UäBt hitte die führende
Stelle bei der Gründung der Anatolischeo Eisenbahn,
die unter der I^itung deutscher Techniker aus deut-
schem Material mit überraschender Geschwindigkeit and
doch tadellos fertiggestellt wurde. Es sei nur erwähnt,
dass die Stammlinie 578 km hat, von deoen 92 mit
einer Zinsgewähr von je 10.300 F/s., der Rest mit je
i5.'>oo Frs. bedacht sind, während die Anschlusslinic
445 km mit anfänglich je 13. 750 Frs. besitzt. Für den
türkischen Staat ist die Bahn, deren erster Thed 1892
in Thätigkeit trat, bereits in dieser kurzen Zeit von
grossem Segen gewesen. Die Zehnten der durchquerten
Gebiete verdoppelten sich in wenigen Jahren, alle Zweige
der Landwirthschaft zeigen bedeutsame Fortschritte und
die Möglichkeit des gesicherten Ab.satzes rei^t zur Er-
weiterung des Anbaus auch im Hinterland. Politisch
liegt die Bedeutung zunächst in einer augenscheinlichen
Stärkung der Regicrungsgewalt, Gegenden, die noch
vor wenigen Jahren wegen des Räuljerthums verrufen
waren, sind jetzt ganz sicher, die Gegensätze zwischen
Racen und Bekenntnissen haben sich gemildert, und
Städte, in denen früher der Fremde Ausbrüchen des
Fanatismus ausgesetzt war, kann der F^uropäer ebenso
gut duichwandern wie Stambul. Bezeichnend ist auch,
dass während der armenischen Unruhen es an keiner
Stelle der Bahn zu nennenswerthen Zusaromenstössen
kam. Wie die mihtä.rische Kraft des Reiches gesteigert
worden ist, haben die Truppentransporte im Jahre 1897
bewiesen, Redifbrigaden Anatoliens, die sonst wochen-
lange Fussmärsche zu den Einschiflfungshäfen hätten
machen müssen, trafen dort nach wenigen Tagen ein.
Gleichzeitig fast mit der Strecke Eski Schehir —
Konia wurde von der Pforte die Verlängerung der
Smyrna — Kassaba — Ala Schehir- Bahn bis nach Afiun
Kara Hissar gestattet, die 1898 schon ihr Ziel er-
reichte, ohne dass jedoch ihre Geleise dort an die
anatolischen Anschluss finden dürften. Wahrscheinlish
wird dies künftig geschehen, da die beiden Gesell-
schaften sich zu gemeinsamem Vorgehen in der as'ati-
schen Türkei geeinigt haben. Auch mit der englischen
Bahn Smyrna — Aidin waren von der Deutschen Bank
Verhandlungen angeknüpft worden, die auf eine Ueber-
nahme durch die anatolische Bahn hinzielten, aber vor-
läufig ohne Erfolg verlaufen sind, andererseits scheiterten
die englischen Bemühungen, von Diner aus östlich an
die Konia-Linie zu gelangen und so die Waaren auf die
eigene Strecke abzulenken. Betrachtet man den augen-
blicklichen Stand der Dinge, so ergibt sich, dass die
Engländer nur noch die AidinBahn und die im Ent-
stehen verunglückte Haifa-Linie besitzen, in französi-
schen Händen befinden sich die schmalspurige Local-
bahn Mudania — Brussa, ferner Smyrna — Kassaba mit
seinen Verlängerungen, Mersina — Adana, Beirut — Da-
mascus und Jaffa-Jerusalem, während deutsches Capital
die Strecken von Haidar Pascha nach Angora und
Konia betreibt. Sir Fitzgerald Law, der jetzige Vertreter
der englischen Gläubiger in der türkischen Staats-
schuldentilgungs-Commission, hat vor einigen Jahren
einen längeren Bericht über die kleinasiatischen Eisen-
bahnen veröflentlicht, in dem er bittere Klage darül>er
erhebt, dass seine Landsleute sich so vollständig aus
diesem Schafl^ensbereich haben drängen lassen, wo fiir
britische Industrie und Handel reicher Gewinn zu er-
warten war. Eines dagegen haben englische Kreise un-
unterbrochen mit grösstem F^ifer betrieben, die Hetze
gegen die anatolische Bahn und alle deutschen Unter-
nehmungen in Kleinasien.
Rechnet man als durchschnittliche Grenxen der
asiatischen Türkei nach Ost und West den 42. und 24.
Grad östliche I^nge von Paris, so zeigt sich, dass die
Schienenwege erst ein Drittel des eingeschlossenen
Raumes durchmessen haben, denn ihre Endstationen
Angora und Konia (von den syrischen Bahnen al>ge
sehen) liegen unter dem 30. Grad; von Norden nac
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Süden ist Konia unter dera 38. Grad nördlicher Breite '
nur etwas über den vierten Theil der Entfernung zwi-
schen Schwarzem Meer und Persischem Golf vorge-
schoben. Ungeheure Flächen harren also noch ihrer
Erschliessung, und wie bereits erwähnt, fehlt es auch
nicht an Entwürfen für das Bahnnetz im ganzen Be-
reich. Das Bautenministerium hat einen Plan ausge-
arbeitet, der für die Nebenlinien schmalspurige Anlagen
vorsieht, als Hauptlinien betrachtet er nur die Verlänge-
rung von Angota bis Kai«arieh, ferner die von Konia
über Eregli, Aleppo au den Euphrat und ihm entlang
nach Bagdad und Bassra führende Querbahn und die
Verbindung Aleppo-Damascus. Die Küstenprovinzen des
Schwarzen Meeres, die an Russland grenzenden Vilajets
weiden der Schmalspur überlassen, ebenso verschiedene
kleinere Strecken, welche vorhandenen Bahnen einen Zu-
gang zum Mittelmeer geben oder sie untereinander an-
schUesstn. Dem gegenüber verficht das Kriegsministerium
aus militärischen Gründen die Herstellung von Voll-
bahnen von Angora nach Osten über Kai^arieh und
Siwas nach Erserum, von Konia auf der bezeichneten
Linie nach Aleppo, und will die Querbahn von Angora
über Kaisarieh, Siwas, Malatia, Diarbekr, Mossul am
Tigris tntlang nach Bagdad leiten. Sein Zweck dabei
ist die möglichst schnelle Versammlung der kleinasiati-
schen Redifs gegen einen russischen Angriff; die Er-
schliessung des l^andes, Erleichterung des Absatzes und
Verkehres sprechen hier nicht mit.
Auch von privater Seite sind Pläne für weitere Bauten
entworfen worden, einzelne darunter haben auch rlie
Zustimmung der Regierung gefunden, andere werden
von mehreren Bewerbern gleichzeitig verfochten und
kommen gerade deshalb nicht zur Ausführung. Die
Smyrna-Kassala- Gesellschaft möchte gern durch die
wohlangebaute Nordwestecke Kleinasiens an das Mar-
mara-Meer gelangen, und hat wiederholt Schritte dazu
gethan, von Soma nach Panderraa bauen zu dürfen,
doch ist es ihr bisher nicht gelungen, die Cimcession
zu erhalten. Auch die Aidin-Bahn strebt nach einem
zweiten Zugang zur Küste, und hat dazu den Hafen
von Scala Nova in Aussicht genommen, der am Ende
der Ebene von Ephesus liegt. Ein bisher ganz vernach-
lässigtes Gebiet betrifft eine der französischen Gruppe
des Barons Mackar schon vor acht Jahren ertheilte Con-
cession ; es ist eine Linie, die von Sarasun am Schwarzen
Meer nach Siwas und von dort üb r Kaisarieh nach
Yumurtalik am Busen von Alexandrette laufen sollte;
eine jährliche kilometrische Gewähr von je 1 3.400 Frs.
war bewiUigt, eine Caution eingezahlt, doch fanden sich
schliesslich nicht die Geldmittel für das Unternehmen.
Die übrigen Entwürfe gehen alle auf die B.ngflad-Bahn
aus und schliessen theils in Angora und Kenia an die
anatolischen Strecken an, theils nehmen sie syrische
Häfen als Beginn.
DIE WIRTHSCHAFTLICHEN VERHÄLTNISSE
ASTRACHANS.
(Specialbericht des k. und k. Consulates in Tiflis.)
Das Gouvenement Astrnchan er«teckt sich auf beiden Seiten
der unteren Wolga und umfasst deren Deltamündungen; es hat
eine Ausdehnuug von 236.531 ^/«-, zählt aber kaum eine Mil-
lion Eipwohner, die hauptsäcbl ch buddhistische Kalmuken und
mohammedanische Tartaren und Kirgisen, also hervorragend
nomadisi'endes Volk sind, obgleich man schon auch bei ihnen
ganze Dörfer mit festen Ansiedlungen antrifft. Eingeborene
Rassen gibt es nur in Astrachan und in den wenigen ganz un-
bedeutenden Städten an der Wolga; allerdings kommen all-
jährlich viele tausend Arbe'ter aus dem Inneren des Reiches,
die sich für die Fischeieisaison verdingen und nach derselben
w eder zurückkehren. An«serdem gibt es in Astrachan selbst
zahlreiche Armenier und Perser.
An den Ufern der Wolga und in Astrachan selbst befasst
sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung mit Fischerei, und
die Zahl derselben wird in Astrachan und Umgebung allein auf
180.000 geschätzt.
Auf dem Lande beschäftigt sich die Bevölkerung mit Acker-
bau und Viehzucht; namentlich hat die letztere eine hervor-
ragende Bedeutung, doch liegt der Schwerpunkt in der Fischerei;
der ganze Wohlstand hängt ausschliesslich von dem Ertrage des
Fischfanges ab. Handel und Industrie sind darauf basirt und
leben direct oder indirect davon. Es ist schwer, auch annähernd
den Productionswerth anzugeben, doch kann derselbe mit Allem,
was daran hängt, auf ca. 100 Millionen Rubel veranschlagt
werden, da der Werth der jährlich in Astrachan und Umgebung
gefangenen Fische allein mit 30 - 40 Millionen Rubel beziffert
werden kann. Auch der Caviarertrag l^ann mit 5 — 7 Millionen
Rubel bewerthet werden, und es gibt noch eine ganze Reihe
von Industrien — allerdings nur zumeist im Rahmen der Haus-
industrie — aus dem Fischereigewerbe.
Es wird deshalb mit grosser Beunruhigung constatirt, dass der
Fischbestand in den letzten Jahren nicht unbedeutend abge-
nommen hat, namentlich der Caviarertrag — bei immer stei-
gender Nachfrage — immer geringer wird. Dies wird haupt-
sächlich dem Umstände zugeschrieben, dass behufs Regelung
des Fischfanges in der Wolga und am Kaspisee bis jetzt keine
entsprechenden Schutzmaassregeln getroffen worden sind. Die
aus dem Jahre 18G5 dati'te Gesetzgebung ist bereits veraltet
und umfasst ein viel zu kleines Gebiet, so dass die herrschende
Raubwirthschaft nicht verhindert werden konnte, was eine be-
deutende Abnahme des Fischbestandes zur Folge hatte.
Die neue Gesetzgebung soll ihr Hauptaugenmerk auf das
Kaspische Meer lenken, da auf je 98 Stück sogenannte „rothe
Fische" (Stör, Hausen u. a.), die in aer Wolga gefangen werden,
280 Stück aus dem Kaspisee kommen, und auf 660 Pud Caviar
aus der Wolga entfallen nicht weniger als 16.000 Pud aus dem
Meere.
Die Abnahme der Fische in der Wolga wird in den inter-
essirten Kreisen dem Umstände zugeschrieben, dass Naphtha
aus den höliernen Tankdampfern heraussickert und schädlich
auf die Fische einwirkt. Allerdings soll man dieser Behauptung
fachmännischerseits mit Energie entgegengetreten sein, aber die
Fischereibesitzer bestehen dennoch darauf, dass Naphtha bloss
in eisernen Fahrzeugen auf der Wolga befördert werden dürfe,
was jedenfalls sehr lahmlegend auf die Naphthabezüge einwirken
würde, da gegenwärtig die meisten Tankschiffe aus Holz gebaut
sind.
Die wichtigsten Fischarten, die in Astrachan gefangen werden,
sind Wobla, Häringe, Sudak (Schill), Stör, Sevruga, Lachs,
Hausen, Karpfen etc. Die Fisclie werden zumeist sehr primitiv
an der Luft getrocknet und unverpackt in dem Schiffsräume
verladen, an der Wolga hinaufgeführt und kommen nach
Zarizyn, von wo sie nach dem Inneren des Landes, hauptsächlich
nach den westlichen, südwestlichen und südlichen Gouvernements
exportirt weiden; doch sind auch die Märkte von Moskau und
Nischny Nowgorod von hervorragender Bedeutung. Als wichtige
Absatzgebiete müssen auch die orthodoxen Balkanstaaten (Ru-
mänien, Serbien, Bült;arien) angesehen werden. Die Versch ffungen
von tischen betragen jährlich ca. 20 Millionen Päd. Die
besseren Sorten, wie Hausen, Stör, Lachs, kommen entweder
lebendig oder präparirt auf den Markt. Die Präparirung der
Fische geschieht allerdings noch sehr mangelhaft; auch bestehen
noch keine entsprechenden Conservefabriken. ■
Von den Fischen, die lebendig auf den Markt gebracht
werden, spielt Sudak (Schill) eine hervorragende Rolle. Die-
selben werden von Warschauer Firmen nach Deutschland und in
geringeren Quantitäten auch nach Oesterreich exportirt. Der
jährliche Export wird mit 100.000 Rubel bewerthet.
Seit einigen Jahren besteht in Astrachan eine von einer
österreichischen Firma etablirte Gefrieranlage, wie sie in Oester-
reich und Deutschland bei den Bierbrauereien uod Markthallen
angelegt sind. Hier werden im Frühjahre und auch im Sommer
gewisse bessere P'ischsorten — wie Sudak, Beluga, Stör etc. —
bei 15 — 18° Kälte in gefiorenem Zustande gebracht und dann
in Fässern mit Strohausfüllung nach Moskau versendet.
Für den Export nach Deutschbnd wenden die Warschauer
Firmen diese Art der Verpackung wegen der langen Dauer der
Reise nicht an; sie beziehen und verschicken die Fische in
Eispackung und erneuern dieselbe auf dem Wege mehrere-
male.
Der Caviarexport beträgt jährlich ca. 2 — 3 Millionen Rubel und
wird derselbe von fünf Firmen, unter welchen die Wiener Firma
J. Kattus fast die bedeutendste ist, besorgt. Deutschland muss
als das wichligsie Absatzgebiet angesehen werden. Die Bezüge
nach Oesterreich sind viel limitirter; Bclin allein consumirt
mehr wie ganz Oasterreich-Ungarn. Die Nachfrage aus Deutsch-
land wird trotz des immer zunehmenden Preises immer grösser mm
und übersteigt bei weitem das Angebot. Der grobkörnige, im H
Ausland unter dem Namen „Astrachaner Caviar" bekannte
Caviar wird aus dem Beluga (Hausen) gewonnen und kostet an
an Ort und Stelle 60-70, zeitweise sogar 120 Rubel per Pud
(l6"38 kg). Im Inlande wird gewöhnlich der aus dem Stöhr
gewonnene Ossetrowa-Caviar consumirt, dessen Preis seh auf
30 — 40 Rubel per Pud stellt. In der Regel entspricht der
Caviargehalt eines Fisches dem zehnten Theil seines Körper-
gewichtes. Der Caviar kommt in körnig präparirtem Zustande
(sogenannte Warschauer Präparation) auf den Markt. Früher
kam der Caviar in Drei und Fünf Pud-Fässern zum Versandt, und
«war ziemlich gesalzen (3—4 Pfund per Pud). Nachdem sich
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FtJR DEN ORIENT.
81
aber das BedürfnUs nach weniger gesalzcDcm Caviat immer
mehr geltend gemacht hat, 80 werden nunmehr l<leine Blech-
büchsen zu 5 l'fund exportirt, wobei nur l'/, Pfund SaU per
Pud verwenüet wird. Der so in den Handel kommende Caviar
ist unter dem Namen ,Malosol" bekannt. Die HUchsen werden
nicht verlöthet, sondern mit einem breiten Gummiring hermetiich
verschlossen und dann in Kispackung gelegt, welche in Zari/yo,
Brjansk und Warschau erneuert wird.
Da es sich erwiesen hat, dass der Caviar in Kmailbüchsen am
besten conservirt bleibt, bezieht die Firma Kaltus emaillirte
Blechbüchsen aus Wien, die sich hiezu ausseiordentlich gut
eignen. Allerdings ist dies eine sehr theure Verpackungsart.
Die Büchse, die 5 Pfund Caviar enthält, kostet 40 Kop., der
Gummiring 27 Kop ^0 Büchsen, die paarweise lu .Säcke ein-
genäht sind, kommen in kleine Fässer, die mit Strohmatten
gefüttert sind und nach der Verpackung mit Eis gefüllt werden.
Kleinere Büchsen, die für den Versandt nach dem Innern des
Landes verwendet werden, sind einfach aus o cht emaillirtem
Weissblech hergestellt und werden wegen der grösseren Billig-
keit und des kleineren Gewichtes vorgezogen. Die viel billigere
kleinkörnige Sorte, dtr sogenannte Osselrowa-Caviar ist eigentlich
nur für den inländischen Consura bestimmt; da aber Beluga-
Caviar nicht im gewünschten Quantum erhältlich ist, werden
schon grössere Partien von Ossetrowa-Caviar nach dem Aus-
lande verschickt und gelten als vorzüglicher Ersatz für amerika-
nischen Caviar. Der sandige rothe Caviar der minderwerthigen
Fische kommt unpräparitt in Fässer gefüllt und wird in grossen
Massen nach Rumänien und Serbien exportirt.
Auch die Hausenblase spielt als Exportartikel eine bedeutende
Rolle. Sie kommt in Bändern von einigen Pfund Gewicht im
Handel vor und wird in starken Säcken von 5 Pud exportirt.
Der Preis beträgt 120—130 Rubel per Pud.
Das letzte Jahr war für den Fischfang nicht besonders günstig.
Der Winter war nicht strenge, und häufiges Thauwetler wirkte
hemmend auf den Fischfang und Versandt.
Neben der Fischerei haben Ackerbau und Viehzucht als Er-
werbsquellen ihre Bedeutung. Die Landwirthschaft beschränkt
sich auf Weizen- und Gerstenbau und wird dieselbe auf aller-
primitivste Art betrieben. Die vorjährigen Ernteergebnisse können
als recht gut bezeichnet werden. Der Weizenertrag stellte sich
auf einer Anbaufläche von 236.695 Dessatinen auf fast 7 Mil-
lionen Pud, gegen nur 3'/, Millionen Pud im Jahre 1H97. Ger.ste
erf;ab auf einer AnbauHäcne von 0226 Dessatinen 318.000 Pud,
gegen nur 64.000 Pud im Vorjahre. Roggen wurde auf 101.7S6
Dessatinen angebaut, der Ertrag stellte sich auf 2'4 Millionen
Pud, gegen nicht einmal I Million im Vorjahre.
Es ist seit längerer Zeit das erstemal, dass das Gouvernement
Astrachan einen kleinen Ueberschuss an Getreide aufweisen
kann und heuer nicht auf den Import angewiesen sein wird.
Wein- und Obstbau spielen nur in Astrachan selbst und Um-
gebung eine Rolle. Allerdings ist der hier gezogene Wein guter
Qualität, doch da die Trauben frisch gut vetwerthet werden
können, wird der Weinbereitung keine entsprechende Sorgfalt
zugewentiet. Der Wein- und Obstertrag war im Berichtsjahre ein
recht befriedigender, ebenso haben in Sarepta die Besitzer der
grossen Senf- und Safranculturen zu Klagen keinen Anlass ge-
habt.
'Die Viehzucht befindet sich in Händen der Kirgisen und Tar-
taren, die auf dem linken Wolgaufer sehr gute Weideplätze
haben. Der Viehstand wird auf 3-5 Millionen Stück geschätzt,
was angesichts der geringen Bevölkerung als sehr günstig ange-
sehen werden muss. Leider wird der Schafzucht keine entspre-
chende Aufmerksamkeil geschenkt, und die qualitativ sehr gute
Wolle findet auf dem Moskauer Markte wegen der Unreinlich-
keit und schlechter Behandlung geringen Anklang.
Die Salzgewinnung hat für das Gouvernement Astrachan eine
hervorragende Bedeutung und wird die jährliche l'roduction auf
20 — 22 Millionen Pud geschätzt. Der Mangel einer Eisenbahn-
veibindung lässt einen grösseren Aufschwung dieser Industrie
nicht zu. Auch hat dieselbe schon gegen die Concurrenz mit der
Salzproduction im Donetzgebiet zu kämpfen. Die Salzpreise sind
so niedrig (15 Kop. für I. Sorte Sudsalz der Salinen in Bachmut
und Slavansk, 1 1 Kop. für II. und 5 Kop. für III. Sorte per
Pud), dass an einen Tntensiveren Betrieb mit bedeutenderen Ca-
pitalsanlagen kaum gedacht werden kann. Die Concurrenz mit
dem Donetzgebiete kann umsoweniger aufgenommen werden, da
die Productionskosten daselbst viel geringer sind.
Von einer intensiveren Industriethätigkeit kann tiicht ge-
sprochen werden. Im ganzen Gouvernement sind ausser in Astra-
chan keine nennenswerthen Fabriken, eine Balsamfabrik in Sa-
repta ausgenommen. Im ganzen Gouvernement sind 430 indu-
strielle Unternehmungen, die ca. 4000 Arbeiter beschäftigen uni
deren Productionswerlh kaum 35 Millionen Rubel erreicht
Diese Unternehmungen sind zumeist kleinere Bierbrauereien,
Sägemühlen, Dampfmühlen, Ziegeleien, schlecht eingerichtete
Gerbereien und sind zumeist alle in Astrachan selbst und be-
wegen sich fast nur im Rahmen der Hausindustrie. Selbst die
Netze und andere Bedarfsartikel für den Fischfang werden zu-
meist aus dem Inneren des Reiches bezogen. ^
Als Handelsplatz hat Astrachan auch nur für den Transit-
bandel und für den Fischfang eine grosse Bedeutung. Die Um-
lätte an Fischen betragen ca. 40—50 MiUtooen Rubel.
Ao Naphlhaproducten wurden im Jahre IK9K am Baku nach
Attracban fast ansschliesilich zum WeiierverMsdt aaf der Wolga
imporlirt : Naphihariicktiände 22K,233.K6; Päd, Kobnapbtha
32'8 Millionen, Petroleum 27-3 Mllliuneo, .■tchmieröle 2-| Uil-
lionen und Napblhaoebeapioaucte (Benzin etc ) l'2 Millionen
Pud. Allerdinga siebl es zu bclürcbleo, daii der Import von
MasDt nachlassen wird, da vide Fabriken an drr Wniga (to
z, B. die Ziegelbrennereien in Atlrachao) sich gezwnogen tehea,
wegeo der hohen Masutpreiie von der MaauifcoeraDg aa( Kobtcn-
oder Holzfeueruug zurückzugehen.
Auch die Producle Cenlralasiens und Persiens, namentlich
Scbaf- und Baumwolle etc. werden über Atltachaa nach den
Inneren des Reiche versandt.
Als Absatzgebiet bat Astrachan keine besondere Bedeotang.
Der Bedarf an besseren Artikeln ist ein aebr limilirter und wird
derselbe durch rutiische Fabriken gedeckt. Der Import an aaa-
ländischen Waaren itt ansserordenllicb gering. Ei werden ein-
zelne Cbemikalieu aus Deutschland und Emailgetcbirr zor Caviar-
verpackung aus Oestetreich bezogen (ca. 10000 Rubel jiibrlicb).
Ganz kleine Partien von Galanteiiewaaren, Sicheln nnd .Scosen
kommen ebenfalia aus Deutschland und Oesteireicb, doch «00
^rö-seien Bezügen ist schon wegen des geringen Bedarfe« nicht
die Rede.
Der Krebsschaden, woran die wirtbschaftliche Lage Aatiacbaos
leidet, ist der Mangel au einer Eisenbahnverbindung. Es ist fast
unglaublich, dass ein Handelscentrum mit einem Umsatz von
hunderten von Millionen und mit 113.000 Flinwobnern nur aaf
dem Wasserwege mit dem Innern des Reiches verbanden ist,
wo sich gar keine .Schwierigkeiten dem Ausbau einer Eisenbahn-
linie entgegenstellen. So kommt es, dass man nnr in den Sommer-
monaten von einer regelmässigen Commanication sprechen kann
und fünf Monate hincturch der Verkehr nach dem ca. 400 Werst
entfernten Zaiizyn per Wagen und Schlitten erlolgt, was viel
Zeit und Geld kostet. Namentlich leiden darunter die Fitcberei-
besitzer, da in der Regel 700.000 - 800.000 Päd Fische nicht auf
der Wolga verschifTi werden können und am Landwege expedirt
werden müssen, was 50 Kop. per Pud kostet. Ein lauer Winter
kann grossen Schaden veiursaclien: 10 haben z. B. heuer die
Fischer wegen plötzlich eingetretenen Thauwetleri einen Schaden
von l'/| Millionen Rubel zu erleiden gehabt.
Die Frage eines Eisenbahnbaues bis nach Zarizyn wird auch
schon seit Jahren erwogen. Das ginssle Hindemiss, weshalb
dieser Plan noch immer nicht zur Aasführung gelangt ist, be-
steht datin, dass man nicht einig werden kann, ob die Bahn aof
dem linken oder auf dem rechten Wolganfer geführt werden
soll. Es würde im Interesse der Fischeieibesitzer liegen, data
die viel kürzere Strecke (370 Werst) des rechten Ufert gewählt
werde, wobei die Kosten nur 9 Millionen Rubel (ohne das
rollende Material) betragen würden. Die landwirthschafiiichen
Interessen des Gouvernements lassen aber den Bau am linken
Ufer wünschenswetther escheinen, da 81 Percent der Bevölkerung
^im linken Ufer leben und das ganze cultivirbare Land sieb hier
befindet, während am rechten Ufer nur wüste Steppen lind.
Allerdings würde diese Linie 439 Werst lang sein und 15 Mil-
lionen kosten.
Die starken Interessengegensätze, wobei ungezählte Argumente
und Gegenargumente beiderseits ins TtefTen geführt werden,
ziehen diese F'rage schon seit Jahren in die Länge, wodurch so-
wohl die Fischerei besitzer wie die Landwirlbe viel in leides
bat>en.
Im Frühjahre und im Herbste brauchen die Karawanen oft
25 Tage, um bis nach Zaiizyn zu kommen; will man Fisch- und
Caviarsendungen beschleunigen, so müssen Trojken genommen
werden, die nicht weniger als sieben Tage brauchen, wobei
Rubel 2'50 per Bruttopud bezahlt werden müssen. Alle anderen
Waaren werden auf je mit einem Pferde, Kameele oder zwei
Ochsen bespannten Fuhren zu 40 Pud per Pferd und Fuhre ge-
laden, wobei sich die F'racht auf 50 — üo Kop. per Pud stellt
und deren Reisedauer bei guter Witterung 14 Tage beträgt.
Das Bedürfnis^ nach einer Eisenbahnlinie wird immer lebhafter,
und man hofTt, dass es der Regierung gelingen wird, in kältester
jCeit ein Verständniss übet die Frage zwischen den Interessiitcn
zu erzielen und den Bau endlich in Angriflf tu nehmen.
CHRONIK;
Asien.
Asiatische Türkti. Im Vilajet Bitlis kommt es in der
.■umenischen Ortschaft Tzeronk zwischen der in Musch
stationirten Abtheilung türkischer Gendarmerie und
mehreren hundert Mann der kurdischen Hamidic-Cä-
vailerie aus Sassuu einerseits unti tlcu .-\rroeoicm anderer-
seits zu Streitigkeiten untl erbitterten Kämpfen, wobei
es auf beiden Seiten Todte und Verwundete gibt Die
muhamniedanischen und kunlischen Soldaten metzeln
darauf die Bevölkerung von 'Iteronk zum Thcile nieder
und stecken die Ortschaft in Brand. Hierauf überiallea
83
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
sie das zwischen Musch und Sassun gelegene armenische
Kloster St. Aghperig, zerstören es und rauben es samnit
der dazu gehörigen Kirche aus und tödten den Superior
des Klosters und zwei Priester. (Nach anderer Meldung
wurde der Superior von armenischen Agitatoren aus
Musch ermordet.) Ueberdies verwüsten die Gendarmen
und Kurden noch fünf andere armenische Döifer der
Umgebung. — Im Sandschak Gentsch (Vilajet Bitlis) finden
zwischen zwei Kurdenstämmen blutige Kämpfe statt, wobei
mehrere armenische Dörfer, darunter Onnuth, Hassanova
und Alipunar verwüstet werden.
Arabien. Die Pacification Jemens scheint vollendet zu
sein; die Truppen werden in ihre Heimatsbezirke zurück-
tiansportirt. — In Dscheddah kommt kein Pestfall mehr
vor, und die Quarantäne an der Küste von Hedschas
wird aufgehoben.
Persien. Benderabbas soll an Russland abgetreten
worden sein und dessen Uebergabe an Russland dem-
nächst bevorstehen. — In Buschir, dem Haupthafen Per-
siens, wird das Auftreten der Pest constatirt.
Sibirien. Zur Verbesserung des Kriegshafens in Wladi-
wostok werden über 13 Millionen Rubel angewiesen.
Indien. In den Districten Madura und Tinevelly
brechen unter der fanatischen Shanao-Secte Unruhen
aus und gewinnen bedenklich an Ausdehnung. Die Auf-
ständischen greifen Sepoys an, diese feuern, und mehrere
der Angreifer werden getödtet. Aus allen Orten werden
Ruhestörungen und das Wachsen des Aufstandes ge-
meldet; die Grenzstädte werden von Truppen bewacht.
Die Aufständischen stecken die Dörfer in Brand und
äschern zwei davon ein. Die Unruhen breiten sich auch
auf das Gebiet von Travancore aus. Die Aufrührer
zwingen die Polizei zum Rückzuge, rauben Waffen und
Munition und begehen Grausamkeiten gegen die Be-
wohner. Im Norden von Tinevelly soll die Ruhe wieder
hergestellt worden sein, und eine Ausdehnung der Un-
ruhen nach dem Süden wird nicht befürchtet, nachdem
viele Verhaftungen vorgenommen und überall Vorsichts-
maassregeln getroffen wurden — Die Cholera, die in
Kuratschi mit besonderer Heftigkeit aufgetreten war, ist
in starker Abnahme begriffen. Auch die Pest ist in
Bombay und Indien im Allgemeinen im Rückgange.
China. In Kienning (Provinz Fukien) brechen ernste
Unruhen aus, die sich gegen die Fremden richten. Die
Kirche und die Missionsstation werden niedergebrannt,
die Missionäre entkommen nach dem auf dem Wege
nach Futschau gelegenen Orte Ninghwa. — In der Nähe
von Kirin werden zwei russische Ingenieure und zehn
Kosaken von Räubern getödtet. — Die Einwohner der Um-
gebung von Kaumi (25 km westlich von Kiautschau an
der geplanten Eisenbahnlinie nach dem Kohlenbezirke
von Weihsien) zerstören die von deutschen Ingenieuren
dort unternommenen Bahnbauarbeiten. Zur Bestrafung
der Aufrührer wird Militär entsandt. In der Nähe von
Tituny st issen die Truppen auf bewaffneten Widerstand,
es entspinnt sich ein Gtfecht, und Tituny wird von den
Deutschen angegriffen und eingenommen. Die Chinesen
verlieren neun Mann. Die deutschen Truppen rücken
auf Kaumi vor, und dieses ergibt sich ohne Widerstand,
nachdem die Bewohner die Thore geöffnet haben. — In
Mengtsz (Provinz Yunnan) bricht eine gegen die Aus-
länder gerichtete aufrührerische Bewegung aus; das Zoll-
amtsgebäude und das französische Consulat werden
niedergebrannt, die Fremden flüchten. — In Kienningfu
soll der Missionär Phillips mit seiner Frau und sieben
christlichen Chinesen ermordet worden sein. (Nach neuerer
Meldung soll sich Phillips in Sicherheit befinden.) — Russ-
land hält an dem Rechte und der Absicht fest, eine Bau-
bewill'gung für die Bahn zur Verbindung der mandschuri-
schen Hauptlinie mit Peking zu fordern. Es verlangt
auch, dass der zukünftige Rector der kaiserlichen Uni-
versität in Peking nach dem Rücktritte des jetzigen ein
Russe sei. — Die britische Gesandtschaft in Peking ver-
ständigt das Tsungliyaraän, dass das Pekinger Syndicat
mehrere Eisenbahnen in der Provinz Schansi zu bauen
beabsichtige und den Bau einer Eisenbahn plane, um
die Honan-Bergwerke mit einem Punkt am Yangtsekiang,
gegenüber Nanking, zu verbinden. Gegen den letzteren
Plan erhebt das Tsungliyamen Einspruch. — Die Franzosen
erhalten in Sfechs Bezirken von Szetschuan Minencon-
cession-^n. — Das Tsungliyamen theilt dem Gouverneur von
Tschiking mit, dass eine befriedigende Regelung der
italienischen Forderungen bevorstehe. — Im Golfe von
Petschili wird die Ankunft von sechs neuen in Deutsch-
land und England gebauten chinesischen Kriegsschiffen
erwartet. — In Hongkong ist die Pest in starker Zunahme
begriffen.
Korea. Die Eröffnung der drei Häfen Kunsan, Massanpo
und Songtsching, die für Handel und Schiffahrt aller
Mächte aufgeschlossen werden, wurde officiell angekündigt.
Sumatra. General van Heutsz macht mit einer starken
Colonne einen Marsch durch Pedir. Kota Radscha, Segli
und Edi sind nun durch einen Weg verbunden, der es
den niederländischen Truppen ermöglicht, ohne Verzug
überall zu erscheinen, wo sich Unruhen zeigen. Man
plant, den fruchtbaren Boden von Atjeh auszubeuten.
Philippinen. General Lawton vertreibt die Philippiner
aus der Gegend zwischen Pasig und Tay-Tay im Norden
der Bahia de Laguna, doch nehmen die Aufständischen
ihre früheren Stellungen wieder ein und bereiten den
Amerikanern auf der ganzen Pasiglinie Verlegenheiten.
Der Plan der Amerikaner, sie durch einen Anmarsch
auf Antipolo, südöstlich von Tay-Tay, zu überraschen
und ihr Hintertreffen anzugreifen, schlägt fehl. Die
Amerikaner nehmen Tay-Tay, rachdem es von den ab-
ziehenden Philippinern vorher in Brand gesteckt worden.
Nach der Einnahme von Tay-Tay schwärmen die Auf-
ständischen gegen die Colonne Lawton's an und bringen
ihr eine Niederlage bei. Lawton's Truppen, die das
Land südlich von Bacoor besetzt halten, unternehmen
eine Erkundigung westlich und südlich auf der Linie
des Zapoteflusses und auf der Strasse nach Bacoor. Die
amerikanischen Schiffe richten ihr Feuer auf die Stel-
lungen des Feindes zu Bacoor und in den Gräben bei
Las Pinas und beschiessen Bacoor, bis es in Brand ge-
räth. Die Aufständischen richten ihr Geschützfeuer aus
den Vororten von Las Pinas auf die Amerikaner und
diese gerathen beim Vordringen in einen Hinterhalt der
Philippiner. Die den Amerikanern entgegengestellte Streit-
macht der Philippiner ist die grösste und bestorganisirte,
die jenen bisher begegnet ist, und es kommt zu einem
heftigen Gefechte, wobei die Amerikaner starke Verluste
erleiden. — Viele amerikanische Soldaten, die ohne ehren-
vollen Abschied entlassen wurden und deshalb in Manila
keine Anstellung oder Beschäftigung erhalten dürf-n,
laufen zu den Philippinern über und kämpfen in deren
Reihen gegen ihre Landsleute. Trotz der von General
Otis den Ueberläufern gewährten Amnestie und Zu-
sicherung der Mittel zur Heimreise, bleiben viele von
jenen bei den Aufständischen. — Unter Führung Aguinaldo's ■■
greifen die Philippiner die Amerikaner bei San Fernando fli
an, werden aber mit starken Verlusten zurückgeworfen. —
Der Obercommandirende der Philippiner, General Luna
und sein Adjutant erscheinen im Hauptquartier Aguinaldo's,
um Berathungen zu pflegen, gerathen mit Wachmann-
schaften in einen Wortwechsel und werden mit Bajonnetten
niedergestochen.
Afrika.
Tripolis. Zum Schutze der Küste voii Tripolis werden
verschiedene Maassregeln beschlossen, und es sollen die
wichtigsten Punkte zur Vertheidigung gegen Angriffe von
der Seeseile her fähiggemacht werden.
Marokko. Der Grossvezir Bu Hamed ist schwer er-
krankt; nach seinem Tode sind gefahrliche innere Un-
ruhen zu erwarten.
Aegypten. Die Pest in Alexandrien dauert an, doch
soll es sich nicht um eine Epidemie, sondern um die
gewöhnliche Bubonenpest handeln. Weder in Kairo noch
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRITr FÜR DEN ORIENT.
in der Provinz ereignet sich ein verdächtiger Er-
krankungsfall. Die Haltung der Bevölkerung ist gut.
Abessynicn. Da das Gerücht verbreitet war, Ras Ma
können habe die in italienischen Diensten stehenden
Tigriner aufgefordert, in ihre Heimat zurückzukehren,
veröffentlicht Ras Makonnen eine Kundmachung, worin
er versichert, dass zwischen den beiden Ländern Frieden
und Freundschaft herrsche, und droht, die Verbreiter
solcher falschen Nachrichten zu bestrafen.
Aef^yptischer Sudan. Der Khalifa wird mit 3000 Mann
bei Scherkcla von den Tagalas angegriffen, wobei viele
Derwische getödtet werden, und die einzige Kanone des
Khalifen erbeutet wird. Um sich zu verproviantiren,
geht der Khalifa mit seinen Leuten nach Khorbuda. Die
Derwische verlassen ihn immer mehr; seine Stellung ist
auf alltn Seiten von den Arabern eingeschlossen.
Französisiher Sui/an. Eine französische Abtheiiung von
400 Mann ist unter den Hauptleuten Voulet und Chanoine
ausgerückt und befindet sich gegenwärtig unterwegs nach
Zinder, um Cazemajou und seine Gefährten zu rächen.
(Hauptmann Cazemajou war auf dem Wege nach dem
Tschadsee und hatte nach der einen Angabe den Auf-
trag, mit dem Sultan Rabbeh, dem Eroberer von Bornu,
zu unterhandeln, nach der anderen aber sollte er sich
mit der Expedition Gentil vereinigen, die von Süden her
nach dem Tschadsee auf dem Wege war. Bei seiner
Ankunft in Zinder wurde er vom dortigen Emir anfangs
gut aufgenommen, doch nach drei Tagen zu einer Be-
sprechung mit dem Emir in eine Hütte beschieden, in
welcher man vorher eine tiefe Grube gegraben hatte ; in
diese Grube wurde er hineingestossen, dann lebendig
begraben, mit Erde überschüttet und diese eingestampft.
Von den 3 i senegalischen Schützen und den 2 Sergeanten,
die seine Bedeckung bildeten, entkamen nur 20 Mann
nach verzweifelter Gegenwehr und im Dunkel der Nacht.
Die Ursache der Niedermetzelung der Expedition scheint
zu sein, dass der Emir von Zinder, der sich weigert,
dem Sultan Rabbeh Tribut zu zahlen, und als unabhängig
gelten will, den Verdacht hatte, dass Cazemajou unter-
wegs sei, um mit Rabbeh in Verbindung zu treten.)
Kamerun. Hauptmann v. Kaniptz, der die befestigte
Ngillastadt genommen hat und gegen den Lehnsherrn
der NgiJla, den Sultan von Tibati, zu Felde zog, hat
nun auch Tibati genommen ; der Sieg wurde ohne Ver-
lust auf deutscher Seite erfochten, und es scheint, dass
der Feind in Tibati die Ankunft der Schutztruppe nicht
abgewartet hat. Ob Tibati dauernd besetzt ist oder ob
die Truppe von dort wieder abgezogen ist, ist zweifel-
haft. — Die von dem Forstassessor Plehn geleitete
wirthschaftUch-politische Expedition zur Besetzung der
Sangha-Ngoko-Ecke im Südosten des Schutzgebietes ist
glücklich an der Grenze von Französisch-Congo ange-
kommen. — Nach der eifrigen Förderung des Baues
des Weges von Victoria nach Buea in den letzten
Monaten darf die Arbeit als v< llcndet betrachtet werden.
Framösisch-Congo. Durch die Expedition Foureau-
Lamy, die gegenwärtig am Tschadsee angekommen sein
dürfte, erscheint die thatsächliche Besetzung der West-
sahara und des Landes um den 'l'schadsee durch Frank
reich vollzogen, und dieses kanfl von nun an den ganzen
Saharahandel nach den Gebieten rings um den Tschad- ee
monopolisiren.
Portugiesisch Ostafrika. Der Hafen von Beira an der
Mündung des Pongueflusses ist in Folge der allgemeinen
Entwicklung Südafrikas in besttjm Aufschwünge be-
griffen.
Südafrikanische Republik. Die Regierung rüstet in
sehr ernsthafter Weise und bereitet sich vor, im Falle
eines Krieges mit England hartnäckigen Widerstand zu
leisten.
Australien.
Samoa. Nach der Ankunft der Commission werden
die deutschen Reichsangehörigen Hufnagel und Marquardt,
die auf Ersuchen der englischen Behörden an Bord des
deutschen Kriegsschiffes in Haft gehalten wurden, m
Freiheit gesetzt. Das amerikanische KriegssthifT „Phila-
delphia" mit dem Admiral Kautz an Bord verlässt
Samoa. Mataafa und Malietoa erklären, dass sie die Be-
schlüsse der Comfnission für bindend erachten wollen,
und beide Theile liefern die Waffen ab. In den Unter-
handlungen mit Mataafa machen die Comraixsare ihm
klar, dass sie die Macht haben, eine Regierung ohne
König einzusetzen. Mataafa erklärt zwar, dass die
Samoaner einen König brauchten, doch unlerwtrfe er
sich der Entscheidung der Commissare. Der Oberrichter
Chambers waltet seines Amtes weiter. Die Ober« omrois-
sion verkündet, dass die Entscheidung des Ober-
richters giltig und bindend sei und anerkennt Malietoa
Tanu als König. Dieser dankt zu Gunsten der Commis-
sion ab, worauf diese eine aus den Consuln der drei
Mächte bestehende provisorische Regierung einsetzt. Der
Oberrichter und die Municipalbeamten bleiben im Arote,
und Dr. Solf wird ermächtigt, als Präsident der
Municipalität zu amtiren. Die Commission beschliesst
die gänzliche Abschaffung der Königswürde und em-
pfiehlt die Einsetzung eines Gouverneurs mit einem aus
drei von den Mächte», ernannten Functionären be-
stehenden gesetzgebenden Rathe, welchem ein aus Ein-
geborenen zusammengesetztes Repräsentantenhaus zur
Seite stehen soll.
Karolinen, Marionen und Palau-Inseln. Zwischen Deutsch-
land und Spanien wird ein Abkommen getroffen, wonach
Spanien die Karolinen und Palau-Inseln sowie den
Spanien noch verbliebenen Rest der Marianen an das
Deutsche Reich abtritt.
MISCELLEN.
Eine amerikanische Eisenbahn in China. An der
Erschliessung des chinesischen Reiches duich Eisen-
bahnen werden die Amerikantr nicht nur als Lieferanten
von Bau- und Betriebsmaterial betheiligt sein. Wie die
„N.-Y. Handels-Zeitung" meldet, ist der Bau einer Bahn
im südlichen China von Canton nach Hankow der
/.merican-China Development Co. übertragen worden. An
letzterer Gesellschaft war in hervorragender Weise der
verstorbene Bundessenator und Eisenbahnmagnat Calvin
S. Brice betheiligt, weshalb der obige mit dem Shcng
Tajeuschen Consortium abgeschlossene Confact für den
Bau genannter Bahn kurzweg als „Brice-Concession"
bekannt ist. Kürzli« h kehrte nun der Stab von Fach-
leuten heim, welcher von der Araerican-China Deve-
lopment Co. nach dem Gebiet der projectirten Bahn
entsandt worden war, um an Ort und Stelle die be-
treffenden technischen und mercantikn Vorfragen ru
untersuchen, unil wurde diiser Tage ein Bericht über
die hauptsächlichen Ergebnisse dieser Studim von dem
Führer der Expedition, W. B. Parsons von New York,
veröffentlicht. Nach dieser Mittheilung wird die Strecke
Canton— Hankow den südlichen Theil einer Hauptbahn
bilden, welche behufs Verbindung der politischen Haupt-
stadt des chinesischen Reiches, Peking, m t dtm H?n-
delscentrum Südchinas, Canton, geplant ist. Die Distanz
zwischen diesen beiden Städten beläuft sich auf circa
1300 Meilen. Ungefähr in der Mitte dieser Entfernurg
liegt Hankow am Jang-tse-kiang ; d. h. die Bahn von
Hankow nach Canton wird eine Länge von rund 740
Meilen haben. Was die auf 600 Meilen bemessene nörd-
liche Strecke (von Hankow nach Peking) »iibetriffr, so
ist die Concession für den Bau derselben eioem belgi-
schen Syndicat ertheilt worden, jedoch steht da»elbe,
wie man vermuthet, unter der Controle französischer
und russischer Financiers. Von dieser (nördlichen) Strecke
sind bereits von Peking aus durch die chinesische Re-
gierung selbst gegen 80 Meilen fertiggestellt worden,
und befinden sich diesell>en auch schon im Betriebe.
Es scheint nun, dass die .\merican-China Development Co.
84
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
trotz intensiver Concurrenz seitens europäischen Capitals
die „Brice-Concession" zu recht vortheilhaften Bedin-
gungen erwarb. Die Untersuchungen der amerikanischen
Ingenieure sind bei der verhältnissmässig kurzen Zeit,
welche für dieselben zur Verfügung stand, nicht in jeder
Hinsicht erschöpfende gewesen. Auch ergaben dieselben,
dass die mit dem Bau der Bahn verbundenen topo-
graphischen Schwierigkeiten einen grösseren Aufwand
an technischem Geschick und an Capital erfordern, als
ursprünglich veranschlagt worden. Es sind vor Allem
bei der felsigen Gegend, welche zum Theil in der Trace
der Bahnlinie liegt, Auf- und Abtragmassen zu bewäl-
tigen sowie Tunnelbauten unumgänglich, wie sie vorerst
nicht in Rechnung gezogen wurden. Trotz alledem er-
scheint die Concession eine recht werthvolle Acquisition
für die Verwendung amerikanischen Capitals im Aus-
lande zu sein, welche letztere sich bekanntlich bisher
in ausserordentlich engen Grenzen hielt. Die Provinz
Hunan, welche der Bahn Canton — Hankow vornehmlich
tributär sein wird, ist fruchtbar und dicht bevölkert.
Sie enthält ferner ergiebige Kohlenlager, deren Ausbeute
dem Frachtverkehre nach beiden Richtungen der Bahn
zugute kommen wird und bisher nach Hankow für den
Betrieb industrieller Etablissements auf dem Wasserwege
geschafft wurde. In dem Parsons'schen Berichte wird des
Weiteren auf die reichen Erträgnisse verwiesen, welche
der projectirten Bahn aus dem Theeversandt erwachsen
dürften. Und schliesslich heisst es, dass die Provinz
Hunan bei der Fülle ihrer natürlichen Hilfsquellen und
der zu Gebote stehenden Arbeitskräfte einer Entwicklung
fähig sei, welche die Rentabilität des Eisenbahnunter-
nehmens ausser Frage stelle. Die Bevölkerung von Hunan
stehe allerdings in dem Rufe, mehr als diejenige irgend
eines anderen Theiles des chinesischen Reiches dem
Eindringen fremder Cultur feindlich gesinnt zu sein. In
dessen seien die Arbeiten der amerikanischen Commission
niemals auf eine Unwüligkeit der Informationsertheilung
oder gar auf einen activen Widerstand gestossen.
Die Handelsbeziehungen Russlands zu Bol(hara.
Einem Specialberichte des k und k. Consulates in Tiflis
entnehmen wir:
Der Export aus Bokhara nach Russland ist in den
letzten Jahren ziemlich constant geblieben und wird a>tf
ca VI — f4 Millionen Pud im Werthe von ca. loMil
lionen Rubel geschätzt. Als Hauptexportartikel haben
Baumwolle und Wolle hervorragende Bedeutung. Die
Bezüge Russlands an Baumwolle betragen ca. i Million
Pud und jene an Schafwolle ca. 200 000 Pud. Ausser
diesen zwei Artikeln spielen noch Seide, getrocknete
Früchte, Rosinen eine gewisse Rolle, doch ist es nicht
zu leusnen, dass gerade in diesen letzteren Artikeln die
Exportfähigkeit Bokharas noch bedeutendere Vermehrung
erfahren könnte.
Namentlich sind die Conjuncturen für die Seidenzucht
recht günstige, und es ist zu bedauern, dass dieser noch
vor wenigen Jahrzehnten so blühende Erwerbszweig stark
im Rückgang begriffen ist. Auch der Schafzucht wird
nicht genügende Aufmerksamkeit geschenkt. Die in der
ganzen Welt berühmten Karakulschafe haben in Bokhara
ihre Heimat. Die Anzahl derselben wird auf bloss
i'S Millonen geschätzt, doch könnten dieselben leicht
vermehrt werden.
Der erst im Entstehen begriffene Weinbau hat günstige
Conjuncturen. Eine französische Gesellschaft hat Ver-
suche gemacht, in Karakul, in den seinerzeit vom Ge
neral Annenkoff angelegten Weingärten. Weine nach
französischem Muster zu bereiten, und hat sehr günstigt
Resultate erzielt. Es werden nun neue Gärten angelege
und die Production soll bedeutend vermehrt werden.
Während der Export ziemlich stationär geblieben ist,
nimmt der Import aus Russland immer zu, und man
kann heute schon sagen, dass Bokhara vollkommen von
der russischen Industrie abhängig ist. Auf den Bazaren
sieht man fast ausschhesslich russische Waaren, die wegen
VerantwortUcber Bedactenr: B. t. B0£BSL££.
ihrer Billigkeit grossen Anklang finden. Auch muss man
es namentlich der Moskauer Industrie lassen, dass sie
sich grosse Mühe gegeben hat, den centralasiatischen
Markt durch Anpassung ihrer Fabricate der dortigen
Geschmacksrichtung zu erobern. Von ausländischen
Waaren sieht man nur hie und da persische und indi-
sche Gewebe, während die europäischen Industrieartikel
fast gar nicht vertreten sind.
Für die russische Industrie hat aber Bokhara eine grosse
Bedeutung; da der Import durch keine Zollschranken
erschwert wird und die Bedürfnisse der Bevölkerung auch
dort immer grösser werden, hat sich Russland hier ein
wichtiges Absatzgebiet erschlossen. Vor wenigen Jahren
hat man in Bokhara nur sehr wenig Galanteriewaaren
importirt; im Vorjahre betrug der Import schon 150.000
Pud. Vor Kurzem waren die Petroleumlampen fast gänz-
lich unbekannt, und heute findet man Lampen schon in
den entferntesten Dörfern. Der Petroleumimport gewinnt
auch immer mehr an Bedeutung.
Russische Fayencen und Glaswaaren, Kupfergeschirr
finden schon im Bazar von Bokhara guten Absatz sowie
auch Chemikalien, namentlich Farbstoffe zum Färben
heimischer Gewebe und Teppiche. Allerdings macht hierin
Deutschland der russischen Industrie einige Concurrenz.
Doch verliert die einheimische Textilindustrie immer
mehr an Bedeutung, da sie mit den russischen Waaren
in Billigkeit nicht concurriren kann.
Ausser den bereits erwähnten Waaren haben Zucker,
Eisen, Stahl, Zündhölzehen, Getreide, Thee und Indigo
hervorragende Bedeutung.
Die Handelsbeziehungen Bokharas zum Turkestan sind
sehr rege. Getreide, Obst, Rosinen, Wolle, Baumwolle
bilden die gangbarsten Handelsartikel ; namentlich hat
dieser Waarenaustausch durch die kürzlich erfolgte Ver-
längerung der Bahnlinie bis nach Taschkent bedeutend
zugenommen. Es bildet Bokhara nicht mehr ein abge-
schlossenes fremdes Gebiet; es kann volkswirthschaftlich
nur als ein eigenes Gouvernement, das sich an das
transkaspische Gebiet und Turkestan anreiht, angesehen
werden, da keine Zollschranken den Waarenaustausch
erschweren und keine Interessengegensätze volkswirth-
schafthche Conflicte hervorrufen können.
Die Handelsbeziehungen zu Sibirien sind minimal, da
der Verkehr nur von Karawanen bewerkstelligt wird.
Der Ausbau einer directen Bahnlinie nach Russland
und Sibirien — wie dies geplant wird — würde den
bokharischen Handel ungemein fördern und der I^nd-
wirthschaft neuen Aufschwung geben, da ihre Producte,
wie getrocknete Früchte, Rosinen, Wein, Baum wollöl etc.,
leicht besseren Absatz finden könnten ; andererseits würde
hiedurch die Zufuhr von Getreide aus Russland und Si-
birien erleichtert werden, was zur Folge haben könnte,
dass die jetzt mit Getreide angebauten Flächen der weit t»
rentableren Baumwollcultur zugewendet werden. ||
Auch der Theehandel, der überall im Orient eine so
hervorragende Rolle spielt, würde durch den Anschluss
an die sibirische Bahn in ein ganz neues Geleise ge-
lenkt werden. Der jährliche Bedarf beträgt ca. 100.000
Pud. Gegenwärtig kommt der Thee via Bombay ent-
weder über Batum und Krasnowodsk oder auf dem
Landwege über Afghanistan. Die Frachtspesen betragen
5, respective 10 Rubel per Pud. Nach dem Ausbau der
projectirten Linie würde der Thee diesen directen und
viel wohlfeileren Weg nehmen, was billigere Theepreise
und hiedurch Zunahme des Consums zur Folge haben
würde.
Es ist nicht zu leugnen, dass die Theepreise, seitdem
Bokhara in das russische Zollgebiet einverleibt worden
ist, daselbst bedeutend in die Höhe gegangen sind, was
einen ßopercentigen Rückgang des Consums zur Folge
hatte.
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OESTERREICHISCHE
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XXV. JAHROANO. WIEN, JULI 1899. N* mkha-k.
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ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
K. k. priv. Südbahn-Gesellsehaft.
* Giltig ab I. Mai 1899. * Jf^ H R P L A N. * ^''^'^ ^^ '' ^^' '^^^' *
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Die Nachtzeit (6oo
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der Minutenziffern
kenntlich gemacht.
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Die Zeiten rechts
von den Stationsnamen
sind von unten nach
oben zu lesen.
Speisewagen: Wien-Triest (einmal wöchentlich) bei den Ost -Expresszügen (Wien ab 1122, Wien an G45).
Schlafwagen (I. Classe): Wien-Triest und Abbazia, Fiume (einmal wöchentlich) bei den Ost.-Expresszügen (Wien ab 1122.
Wien an 616). (I. und II. Classe): Wien-Triest und Venedig (Wien ab 8'^, Wien an 915), Wien-Marburg-Franzens-
feste-Ala (Wien ab 915, Wien an 8««).
iJircote Wagen (I. II. Classe): Wien-Leoben- Venedig-Mail.ind und Klagenfurt (ab I.Juni) auch Villach- und Wien-Pontafel
(auch III. Classe) (Wien ab 74.6, Wien an 91^), Wien-Marburg-Franzensfeste-Ala (Wien ab 945, Wien an Sä»), Wien-
Abbazia-Fiume und Pola (Wien ab 8i5, S^, Wien an 8^, SH-i), Wien-Görz-Corraons (Wien ab 815, Wien an H^),
Wien-Cormons-Venedig (Wien ab 826, Wien an 916), Wien-Sopron-Essegg-Pecs (Wien ab 650, 740, Wien an 852,
935), Wien-Sopron-Zakany-Agram (Wien ab lO"'", Wien an b'-''^).
Fahrpläne sämmtlicher Linien im Tasclienformat sind bei den Bahnliof-Cassen, jene für die
Wiener Localstrecl<en aucii in den Tabal<-Trafil<en l<äuflich zu haben.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN OKIENT.
St
GLASFABRIKANTEN
. k. landesbefugte ^SSSg
S. REICH & C^
GegriiiHlffl
IHIS.
Ilaiipliiieilerliigii ond Cenlrait läinmtliciier Elabiinenieiili :
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Oesterreich - Ungarn , umfassend lo Glas-
fabriken , mehrere Dampf- und Wasser-
schleifereien, Glas -Raffinerien, Maler- Ate-
liers etc., in denen alle in das Glasfach ein-
schlagenden Artikel erzeugt werden.
SPECIALITÄT:
Glaswaariiii zu ßeMcMiiszwecliiii
für Petroleum, Gas, Oel und
elektro-technischen Gebrauch.
frcibcouranle und Musterbücher gratis und franCO.
SP»-- Export nach allen Weltgegenden, -»w
ZOLL-COMPASS.
Der V. Jahrgang des „Zoll-Compaft" wird, gleichwie der III.
beziebnogiweise der ErgänzuDgiband deitelbeo (IV. Jahrgang)
litfirungswtist zur Publication gebracht, und die einzelnen Liefe-
rungen erscheinen nach Maaifgabe der eintretenden Verände-
rungen in den betreffenden Zolltarifen.
Der gestellten Aufgabe, die fnr unteren Autsenbaadel
wichtigsten Länder snccessive in den Rahmen dieses Jabr-
bnches einzuhezieben, wird der erscheinende V. Jahrgang durch
Nenaufnahme der Zolltarife der ouitralitchtH Colonitn, NUtUr-
ländisch- Indiins nnd der Philippintn entsprechen.
Von dem in 20 Lieferungen erscheinenden V. Jahrgang sind
bisher 1 2 Lieferungen publicirt worden, enthaltend die Tarife too
Rumänien, Argentinien, Russland, Britisch-Indien, China, Japan,
Korea, Persien, Oesterreich-Ungam, Schweden, Norwegen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (II. Auflage), Deutschland, Frankreich,
Griechenland, Beli>ien, Vereinigte Staaten von Amerika, Schweiz
und Vereinigte Staaten von Amerika (II, Auflage).
Preis per Lieferung 45 kr. -> 90 Pfg.
Zd beziehen durch das k. k. osterr. Handels-Museum sowie
durch jede Buchhandlung Kür Deutschland alleiniger Vertrieb
durch E. S. Mittler & Sohn, Berlin S. W. 12, Kochttrasse 68—70
Verlag des k. k. österr. Handels-Maseums.
Im
Verlag-e des k. 1<. österr. Handels-Museums
erscheint jeden Donnerstag die volkswirthschaftliche
Wochenschrift
mit der Beilage
]lle Bericlite fler L n. L östeiT.-
DDEar.
MEYERS
Mehr alt 147,100 Artlliel u. Vsrweitunqen
tit HtSte\
= Vollständig liegt vor —
In 6., neubtarMtttu- und utrmthrttr Auflag*^
n Band,
je 50 Pf.,
17 Bände]
KONYERSATIONS-
in ll.äb-
jeSMkA
leäergeb.
I je tO ilk.
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Probeheft» und Prospekte gratis durch
jede Buchhandlung.
Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig.
LEXIKON
Mit 1088 Blldertaleln u. Kartenbellagen.
anUg Tom 1. JÜD' «r 189»
bU auf Weiteres
JFafirpIan be? „(J^cjtctreitötftficn ICIopö*
UUilf TD« I. Mm—t la
OOE-A^mSCKER DIElSrST-
Indien— China— Japan.
Dreizehn Fahrten von Trie-tt, re-p Piuiue
mit liprUlirtinß de' Miit'en Fort Said Snex, Adi'n,
Karraohl, Bombay, Colotiit)<>, Penuu^, Siugapore,
Hontikong, Shaiifthni, Yokohama (difse beiden
Müfen w(*rden alter nariv nur j»'ii«n r wellen
Monat borührtt un<l K'>h6. Au7 der Ausfahrt kann
Venedig faoultativ angelaufen werden. AuBchiuss
in Bombay an die Danipt'er der dirpcien Linie
Trleat— Bombay. — In den ZwUobenbKteit, Bom-
bay atisgrenoiiitneD, kttnneu Abfahrten und An-
ktlnfle früher oder später erfolgen. I>er Auf-
enibalt In flume auf der RUckfahrt kann um
die tOr die liaile- und Umladeoperationea n^ttittre
Zeit verlüngert ode'- verkUrxi werden. Auiser
den oben beseichneten Hafen können «owohl
auf der Hin- als auf der RQckfabrt andere
Rrhellen Chinas oder Japans oder Uanll* be*
rflhrt werden.
DIrecter Dienst Triest— Bombay.
Abfahrt von 'l'riest aui X der M<>nate Jftoner,
tVb nar.MUri und aml^f. M&rt; ferner am 3. d«*-
Monate April, Mal, Juli, September. Ooiober.
November und Derember. mit BerQhrung der
Hufen Port Said. 8ner, Aden, Bombay. — Die
Anknnfte und Abfithrten In den Zwi»cfaen(iftr«n
Iiönnen verfrftht oder verspAtei werden, Jedoch
nbne dAS itlnerJirninii.sltti- KinirefTrn in den Knd-
hlif«in KU heeintrÜohtiK**!)- An«ohlu»s in Hi>nibay
in beiden Rlotitungeu an die Dauipler der Indo
China Jap*n*Linl«.
Trlest-Caloatta.
Abfahrt Ton Trleat am 15. 4er Moaa'e
JftDner, tVbruy, April. jQBl, Augaal, Septem-
ber, October, November, Dec«mb«rmltfi«rflhraii(
der mtmi l'iunie. Port 8>ld, Saas, Mesaaa«,
Aden, Hotnbaj, Colombo, CaleatU. Aatdeo Hin-
nnd Ra<-kfehrten kSnaea C' »oii«d«. M«ar»- »»d
andere lltfen d«r Oomm*' det KOoe su<*'aar«a
werden. An' den Kdckfab len i-l d « B«ra»reM
der Bnrmenlaelien ReUhirm «nw e eudarar
»hellen d»> Roihen nsd AdrluUrM Meeies
farnltat.». Da« Anlaafe • »o« Bea>)>e<r aai
Maae«ua enf den Miahkrteo aad von Ve adlg
aut den ROckUbnea Id bei allen RaUea (arnl-
Utlv.
Mercantildienst «ach Brasilirn.
aemelBM'ai^dirnel mit der .Atfria*. Vea
Trleat, reap. »•|ame Je e ne Abtabrt ta Am M»-
aatea JSnner, Febnur. MSr.. Ap'U. Mal. drei
AliOthnen Im Juli, iwl Ahfahriea !■ AnfmM,
«wei AbUhrtea Im Sept»mh»r, »w»t Abtafcn««
Im (Vtobrr, ata- Abrnart im NeTaaakar aad eta*
im Droember. berahrtiat der liafni rwntm^wm,
Hahia, Rio da Janalra aad Baatae.
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
GIlMg Tom 1. jinnlr 1899
bis auf Weiteres.
fagrplan be^ „#pftcrrr f röifrfien KCIopö'
Giltig vom 1 . Jlnner t89it
bis auf Weitere*.
DIElSrST XTsO: .A.IDPlI-A.a?ISCIiElsr I^EERE.
Beschleunigte Elllinie Triest— Cattaro.
Ab Triett jeden Donnerstag 10 Ulir Früh,
IQ Oattaro Freitag IS Ubr Mittags, berlibr. :
?ola, Zara, Spalato, C4ravo.xa.
Retour ab Cattaro Freitag 2' , Uhr Nachm.,
■n Triewt Rftmst» S'/a XJhr FrOi'.
Anschluss in Triatt an die Eilzüge von nnd
nach Wien.
AnB<^l>luss auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Linie Metkovich A nnd in Cat-
taro an die Hinfahrt der Dalmstlniscil-Albanesischen
Linie nach Bari und Brindisi.
Linie Triest— IMetl(ovich A,
Ab Triest jeden Mittwoch 7 Uhr Früh, In
tfetkoTieh Freitag 4Vs Uhr Nachm., berllhr. :
Sovigno, Pola, Lu8»inpircolo, Zara, Zaravecchia,
<ebenico, Trau, Spalato, 8. Pletro, Aimissa,
Qelsa, S. Martino, Macarsca. Gradas, S. Giorgio
di Le),ina, Trapano, Fort Oput.
Retour ab Metkovich j(,a«n SonnUg 8 Dhi
Früh, in Triesl Dienstag 1'/, Uhr Naibm.
Anschluss auf derHinfaljrt in Spalato an di»-
Hinfahrt der beschleunigten ßilllnie Triest—
Oattaro.
Linie Triest— Metkovich B.
Ab Triett jenen Samstag 7 Ulir Früh, lu
■letkoTiob Montag 6 Uhr Nachm., berühr. ;
Pola. Lnssinpicroio, Zara, Zlarln, Sebenioo,
Rogosinii», TraÄ, Spalato, S. Pletro. Postire,
AimlKna. Puciscbie, Macarsca. 8. Gl. r^lodi Le-
sina, Trapano, Gradas, Fort 0(/iis.
Retour ab Metkovioh jeden Mittwoch H Uhr
Früh, in Trle«l Freitag 6 Uhr Abends.
Anscblnss a'<f .ter Tlürkfolin in Spalato an
die Hinfabri der Dalmatlnlsch-Albanetlschen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Triett jeden Montag, Mittwoch und
Freitag um Mlttemscht, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden Tag 6', Uhr Früh.
Retour ab Venedig jeden Moniag, Dienstag
nnd Freit«« 11 Uhr Nachts Ankunft In Triest
den darauffolgenden Tag 6' , Uhr Früh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pol« jenen Mittwoch i'i, l ur Nachmittags,
In Zara Donnerstag 5 Uhr Nachm., berühr.:
Cberso. R)«haz MaMnsca, Veglia, Arbe. Ln«ain-
grsnde, Novaglia, Vslrassione. Porto Manzo.
Retour ab Zara Sonnlatf 5Vi Uhr Früh, In
Pola Montag 4 Uhr Früh
Dalmatinisch-Aibanesische Linie.
Ab Triest jeden Dienstag 7 Uhr Früh, In
Cattaro Donnerstag 7'/, Uhr Abends, berühr.:
Kovigno, Pola, Lusslnpiccolo, Selve, Zara, Se-
benico. Spalato, Milni.'Lesina, Cnrzola, Gravosa,
Castel'-uovo, Teodo und Risano.
Retour ab Cattaro jeden Mon'ag I! Ubr
Vorm., in Triest Miltwoub 6 Ulir Abends.
Anscijluss in Pola auf der Rückfahrt au die
Hinfahrt der Linie Pola- Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari. Brinditl, Antivarl, Duicigno, Medua,
Durazzo, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Maura verl&T^geit.. Auf der Rückfahrt von
Bari uud Brrndlsl Anscblusfl in Cattaro nach
Dalmatien mit der rfl^kkebreuden Dalmatlnlsch-
AlbanesISDhen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triett jeden Freitag 7 Uhr Früh, In
Spizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. : Rovigno, Pola, Lussinpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Trau, Spalato, Ca
rober, Milnä, Cittavecchia, Lesina, Lissa, Comisa,
Vallegrande, Curzola, Orebich, Terstenik, Meleda,
Gravosa, Ragusaveccbia, CaHtelnuovo, Teodo.
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retonr ab Spizza jeden Mittwoch IIV, Uhi
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 ühr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Gasteinnovo nicht möglieb
wKre. wird in Megllne angelegt
X.E'V-A.ISrTE- -CTlSriD ]VtXTTEI.i]VtEER--I3IEISrST-
Ellllnle Triest— Aiexandrien.
Von Triett ab jeden Mittwoch 12 Uhr Mittags,
in Aiexandrien Sonntag 6 Uhr Früh über Brindisi.
Rückfahrt von Aiexandrien ieden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anschluss inAiexandrien an die Syrisch -Cara-
manische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anschlüsse in Triest an die Ankunft und
Abfahrt des Luxuszuges Ostende — Wien— Triest
and in Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 Ubr Früh.
Anmerkung. In den Mnnsten MErz, April,
Mai nnd Juni wird auf der Rückfahrt zwischen
Brinditl urd Triett auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzug angelaufen.
Vei bindung zwischen Fl -me nnd Aiexandrien
über Triett mit der Qrieohlsch-Orlentalischen und
1er Thessalltchen Linie A.
Syrisch-Caramanische Linie.
Wöchentlich vom September bis Ende März ;
vierzehntägig vom April bis Ende August.
Von Aiexandrien ab Dienstag*) 4 Ubr Nachm.,
in Constantinopel zweitnücbsten Sonntag 5 Ubr
FrUhüberPortSaid, Jaffa, Oaifa. Beirut. Tripolis,
Lattachia, Aiexardrette, Meryna, Riiodus, Kbios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Conttantlnopel Sonntag»*) 10 Uhr Vorm.,
an in Aiexandrien zweitnäcbsten Donnerstag
H Ubr Früh.
•) Am S., 10 , 17., 24. nnd 81. J&nrer, 7.,
14., 21. und SS. Februar, 7, 14, 21. und
28. März, 4. und 18. April, 2., 16. und Sil. Mai,
13. und 27. Juni, 11. nnd 25. Juli, 8. und
22. August, 5., 12., 19. nnd 26. September, 8.,
10., 17., 24, nnd .Sl. October, 7., 14., 2l. und
28. November, 5., 12., 19. und 2t). December.
••) Am 1., 8., IR., 22. und 29. Jünuer. 5 ,
12-, m. und2li. Februar, 5., 12 , 19. und 2«. M&i7,
2., 16. und 80. April, 14. und 28. Mai. 11. nnd
26. JnnI, 9. und 23. Juli, 6. und 20. August, 8 ,
0., 17. und 84. September, 1., 8., I.T., 2i. und
2». October, .">., 12., 19. und 26. November, 8 ,
10., 17., 24. und :11. Decenilier.
Anschluss in Aiexandrien an die Eillinie
Triest' Aiexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt in Smyrna (in den Monaten vom
Septembe ■ bis Knde März) auf dpi Hinfahrt n«ch
Candien, Carlgo etc. (Thettalitche Linie B, Rttik-
lahrl).
Eillinie Triest— Constantinopel.
Von Triett jeden Dienstag UV, Ulir Vorm.,
in Constantinopel Montag ti Ubr Früh über
Brindisi, Sti. Quaranta, Curfu, Patras, Piräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantinopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an iu Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
Anschluss in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nücii Albanien und Dalmatien (Dalmatinisch-
Albaneslsohe Linie, Rückfahrt), weiiers in Corfu
i> er SantI Quaranta aus Albanien nach Triest
LinieTrIest— Constantinopel, Rüi kfah ti; in Corfu
auf der Hintahrt an die Linie Corfil— Prevesa ; in
Piräus sowoLl auf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die Grlechisch-Orlentallsche Linie nnd
auf der Hinfahrt nach Candien etc. ^Thessalische
Linie A, Rückfalirt).
Constantinopel— Batum.
Von Constantinopel jeden Samstag 12 Uhr
Mittags, iu Butum Donnerstag 6 Uhr Früh, berührt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Kizeb
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Uhr Abends, in Constantinopel
Mittwoch 2 ühr Nachm.
Anschluss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantinopel —
Odessa und der Donaulinie,
Constantinopel— Odessa.
Von Constantinopel ab jeden Donnerstag j Uhr
Nachm., in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend :
Burgas. Varna, Costanza. i^ückfahrt . b Odessa
jeden Montag 4 Uhr Nachm., in Constantinopel
Mittwoch 10 Uhr Vorm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Naohm., inConstantinopel zweitnäcbsten Mittwoch
B Uhr Früh, berührend: Finnie, Corfu, Patras,
Uataciilo, Caiamata, Piräus, Syia, Vatby, Khios,
Smyrna, Cesin^, Mytilene, Dardanellen, GallipoU,
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweitnäcbsten
SonntaK 11 Ubr Vorm.
*) Am 1.. l.i. nnd 29. Jänner, 12. und 26.
Februar. 12. und aö. März, 9. und 23. April.
7. und 21. Mai. 4. und 18. Juni, 2., 16. und
3(1. Juli, 13. und 27. August, 10. und 24. Septem-
ber, 8. nnd 22. Oc ober, 5. und 1^. November,
S.. 17. und 31. Decemi)er.
•*) Am 9. und zS. Jänner, 6. nni 20. Febmar,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1.. IS. ind
29. Mal, 12. und 2(i. Juni, 10. und 24. Juli, 7.
und 21 August, 4. nnd IS. September, 2., l»".
und SO. October, 18. uud 27. November, 11. und
25. December.
Anschluss in Piiäus an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl anf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Sny-na auf der Rückfahrt nach
Candien etc. (Thessaliiche Linie B, Rückfahrt)
und überdies iu den Monaten vom Septe i her
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nacli
Caramanieu und Syrien (Syilseli-CararaaniBC e
Linie, Rückfahrl);" In ConsUntinopel auf der
Hinfalirt an die Linie Constantinopel— Odessa
sowie an die Donaulinie.
NB. In den Mnnaten December, Jänner und
Fetirnar wird diese Linie nur bis Soiyrna ge
führt wer ien. Die Aufenthalte in Fiuuie können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwisvü euFiunie und Aiexandrien
über Triest mit dei- läjUinie Triest- Aiexandrien.
Griechisch-Orientalische Linie B.
Von Triett ab jeden zweiten Sountag*)4 ühr
Nachm., in ('onstantinopel zweitnächsten Mltt-
wncb 61 Ihr Früh, berührend: Fidnie, Corfu, Patras,
Catacolo, Caiamata, Piräus, Syra. Khios, 8m vrn».
Vathy, Cesm^, -Mvtilene, Dardanellen, GallipoU
Rückfahrt ab Constantinonel Jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr {«achm,, in Triest zweit-
nächsten Sonntat; 11 TIhr Vormittags.
•) Am 8. und 2! Jänner, 5. und 19. Februar,
5. und 19. März, ä., >6. und 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. Juni, 9. nnd 2.!. Juli, 6.
und 20. Augdst, 3. and 17. September, 1., 'i.
und 29. October, 12. uud 26. November, 10. und
24. December.
**) Am 2., 16. upd Sd. Jänner, 13. und 27.
Februar, 13. und 27 März, 10. und 24. April.
8. und ?2. Mai, .'). und IH. Juni, 3.. 17. und 31.
Juli, 14. und 28. Augnsi, 11. und 25. September,
9 und 23. Oitober, ü. und 20. November, 4. und
19. De<-ember.
Anschluss in Piräut an die Eillinie Triett—
Constantinopel -owolil anf der Hin- als anf der
Rückfahrt; in Smyrna in den Monalen vom Sep-
tember bis Knde März auf der Hinfahn nach
Caramanlen und Syrien (Syrlsch-Carramanische
Linie, Rückfahri); iu Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Lii|ie Constantinopel— Odessa
sowie an die Donaulinie.
NB. Iu den Monaten D. cerabei-, Jänner und
Februar wird diewe Linie nur bis Smyrna ge
führt werden. Die Aufenthalie in Flume können
nach Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Fiume tiud
Aiexandrien über Triest mit der Eillinie Triest—
Aiexandrien.
Donaulinie.
Von Constantinopel jeden Donnerstag 12 Uhr
Mittags, iu Gaiatz Dienstag 7 Ubr Früh, berühr.-
Burgas, Varna, Costanza. Sulina. Braila Rück
fahrt von Qalatz Jeden Mittwoch 9 Uhr Früh, iu
Constantinopel Sonnfag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, Braila nur anl
der Hinfahrt.)
Anschluss in Crostantinopel an die Rück
fahrt der Griechifloh-Orieniaiischen und der
Syrisch-Caramauischen Linie.
Thessahsche Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Donnerstag*,
3 Ubr Nachm.. in Constantinopel zweitnächsten
Doi narstag 6'/, Uhr Früh, berührend: Finme,
Valona, Medua, Sil. Quaranta, Corfu, Argosloli,
Zanie, Oanea, Retbymo, Candien, Piräus, Volo,
Salonicb, Cavalla. Lagos, Dedeagh, Dardanellen,
Gallipoli, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
Jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Ohr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. und 16 Fe-
bruar, 2., 16. uud 30. März, 13. und 27. April,
U, und 25. Mai, 8. nnd 22. Juni, 6. und20. Jnli,
^., 17. und 31. August, 14. und 28. September,
lg. nnd 26. October, 9. und 23. November, 7.
und 21. December.
*•) Am 14. nnd 28. Jänner, II. und 25. Fe-
bruar, 11. und 25. März, 8. und 22. Apill, 6.
und 20. Mai, 8. und 17. Juni, 1., 15. und 29 Jnli.
IS. und 26. August. 9. nnd 28. Sepiember,
7. und 21. October, 4. und 18 November, % 16.
und 30. December.
Anschluss in PIräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Briectilsch-Orlentallsche Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiters im An-
schluss an die Hinfalirt der Eillinie Triett —
Constantinopel sowie der Griechlsoh-Orientallsoben
Linie A. In Constantinopel auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Donaulinie.
NB. Die Aufenthalte in Fiume können nach
Bedarf verlängert werden.
*•*) Verbindung zwischen Flume und Aiexan-
drien Ober Triest mit der Eillinie Triost - Aiexan-
drien.
Thessalische Linie B.
Von Triest jeden zweiten Donnerstag*) 8 ühr
Nachm., in Constantinopel zweitnächsten Don
ners-ag *; Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
SM. Quaranta, Corfu, Argostoii, Zante. Cerigo,
Canea, Retbymo, Candien, Piräus, Voio, Smyrna,
Salonicb, Cavalla, Dedeagh, Dardanellen, Galli-
poU, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
Jeden zweiten Samstag**) 8 Ubr Früh, in Triest
drittnächaten Montag 12 Uhr Mittags.
•) Am 12. und 26. Jänner, 9. und 23. Fe-
bruar, 9. und 23. März, 6. und 20. April, 4. und
18. Mal, 1., 15. und 29. Juni, 13. und 27 Jnli
10. nnd 24. August, 7. nnd 21. September, .i.
und 19. October, 2., 16. nnd 30. November, 14.
und 28. December.
••) Am 7. und 21. Jänner, 4. nnd 18. Fe
bruar, 4. und 18. Man, J., 15. und 29. April,
18 und 27. Mai, 10. und 24. Juni, 8. und 22.
Juli, 5. und 19. Augnat, v., 16. und 80. Sep-
tember, 14. und 28. October, 11. nnd 25. No
veuiber. 9. und 23 pecembcr.
Anschlus- in Plräut auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Qrlechlsch-Orlontalltche Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom Sepiember bis Ende
März) auf der Kiickfahrl an die Hinfahrt der
Syrlscb-Caramanischen Linie; in Constantinopel
an die Linie Constrntinopel- Odessa sowie an
die Donaulinie.
Dalmatinisch Albanesische Linie.
Von Triest jeden Dienstag 7 Uhr Früh, in
Corfu nächsten Mittwoch 9'/» Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Pola, Lussinpioiolo. Selve
Zara, Sebenico. Spalato, Milna, Lesina, Curzola,
Gravosa, Castelnuovo, Tendo. Risano, Caitaro,
Bari, Brindisi (Bari und B ii disi nur auf der
Hinfahrt). Caitaro, Antivari, Duicigno, Medua
Dura/.ZD, Valona, Santi Quaranta, Corfu. Retour
von Corfu Donnerstag 8>/, Uhr Früh, au Triest
Mittwoi h 6 Unr Abend«.
Anschluss in Cattaro auf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi i ach Dalmatien mit der rück-
kehrenden Dalmatinisch- Albaneslsihen Linie; In
SantI Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest— Constantinopel, sowohl nach Trie-t als
nach Constantinopel.
Zweigiinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeden Freitag 4i , Uhr Früh,
in Prevesa den gleichen Tag 5 Ubr Nachm., be-
rührend: Saiada,Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa jeden Dienstag 6 Uhr Früh, in Corfu den
gleichen Tag 6';, Uhr Abends. Anschlnss in Corfu
an die Rückfalirt der Eillinie Triest — Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle AenderunROn in den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
für die Regelmässigkeit des Dienstes bei Con-
tnmaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst «lel ejvorhergehende Belle.)
VERANTWORTLICHER REDACTEUR: R. T. ROBSSLES.
CH. REI88KR k U. WBRTHNfiR, WIES.
August 1899.
OESTERREICHISCHE
onatestbriö fax öm #rimt.
Herausgegeben vom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlioh eine Nummer. Veriao des k. K. Östebkeichischen Handeu-Musrüms in Wter. Preti jUirl. 6 (L 10 Hark.
INHALT: Dag Risenijabnwegen in Centralaaien und seine Bedeutung. ~
Der Untergang von 8o(tom und Gomorrha. — Die deutschen Scliutz-
gebiete bei Itnglnn de« Jahre« 18«9. - Klondyke. — Chronik. — M 1 «-
calleu: Wei-haiWol. — Zur Eriichlleasung China«. — Klektri«clie
Bahnen In Osta«ien. — Eine indlacbe Vtrilon dei Hero uud Leander-
Motlrs.
DAS EISENBAHNWESEN IN CENTRALASIEN
UND SEINE BEDEUTUNG.
(Specialbericbt des k. uod k. Consulates in Tiflis.)
Nirgends vielleicht haben die Eisenbahnen eine so
hervorragende Bedeutung wie in Centralasien. Nach der
Wasser- und Irrigationsfrage ist das Eisenbahnwesen der
wichtigste Factor für die Hebung der Cultur und des
Wohlstandes jener enormen Landstriche. Durch die
Irrigation werden die Mittel zur Befruchtung und Culti-
virung des Landes gegeben, die Bahnen ermöglichen
die Verwerthung der Landesproducte und eröffnen jene
(iebiete für die europäische Cultur. Beiden Fragen wird
seitens der russischen Regierung die grösste Aufmerksam-
keit geschenkt, obgleich die Lösung beider mit geradezu
unüberwindlichen Schwierigkeiten verbunden ist.
Wenn auch die Wasserfrage noch keine entsprechend
befriedigenden Resultate aufweisen kann und man vor-
läufig nur von theilweisen Erfolgen reden kann, sind
die auf dem Cebiete des Eisenbahnwesens erzielten Re-
sultate jedenfalls sehr überraschend. Der gleich nach
der Eroberung des Landes vor circa 20 Jahren be-
gonnene Ausbau der grossen Linie durch Centralasien
wurde als ein tollkühnes unausführbares Unternehmen
angesehen, und heute beträgt schon die Länge der im
Betriebe stehenden Linien 2358 Werst, und zwar:
Wer«!
1. Die Hauptlinie Krasnowodsk — Aschabad — Merw — Bok-
hara— Samarkand — Taschkent '749
Der Tlieil Samarkand — Taschkent (330 Werst) ist erst
heuer eröfTnet worden.
2. Die ebenfalls erst heuer am I. Jänner eröffnete Zweig-
linie Chawas — Kokand - Andish.tn 305
3' Die Zweißlinie nach Margellan 8
4. und die in unglaublich kurzer Zeit gebaute und heuer
im Frühjahre eröflfoete Linie Merw — Kuschk 2<)7
Zusammen , . 2358
Ueberall hat man wegen Wassermangels, Flugsandes,
absoluten Mangels an Baumaterialien, wobei sogar Holz,
Steine von grossen Entfernungen zumeist aus Europa
zugestellt werden mussteu, auf die grössten Schwierig-
keiten gestossen. Allerdings sind alle diese Linien in
erster Linie Militärbahnen; sie sind vom Kriegs-
ministerium durch Militäringenieure erbaut worden und
befanden sich bis vor Kurzem durchwegs in der Ver-
waltung des Kriegsressorts. Es ist leicht begreiflich, dass
dabei auf commercielle Fragen wenig Rücksicht ge-
nommen worden ist. Die Hauptlinie ist nun heuer in
das Ressort des Communicationsministcriums über-
tragen worden, und nur auf der Linie Kuschk — Merw
gehören noch Conducteure, Angestellte, Bahnbeamt^ um!
Stationschefs durchwegs dem Militärstandc an. Man
hofft, dass durch diese Reorganisation der volkswirth-
schaftlichen Bedeutung der Bahnen durch rationelle
Tarifsätze und durch Erleichterung des Waarenvcrkehres
weitgehende Rücksichten getragen werden.
Die Regierung gedenkt keineswegs stehen zu bleiben;
man spricht von allerlei weiteren Eisenbahnprojecten,
und es scheint im Princip entschieden zu sein, dass die
Bahn von Taschkent in kürzester Zeit weitergeführt
werden wird, um Anschluss an das russisch-sibirische
Eisenbahnnetz zu haben. Die Frage, welcher Anschluss
gewählt werden soll, bildet den Gegenstand reiflicher
EJrwägung.
Es bestehen zwei Projecte, wonach die Bahn ent-
weder bei Samara oder Orenburg sich an das euro-
päische Eisenbahnsystem oder über Wjemyj an die
sibirische Bahn anschliessen soll. Das erstere Project hat
viel grössere Chancen zur Verwirklichung, während der
Ausbau der zweiten Anschlusslinie der ferneren Zukunft
angehören dürfte. Aber auch fiir den Anschluss An das
europäische Eisenbahnnetz gibt es zwei Projecte. Nach
dem einen soll die neue Linie von Taschkent aus über
Orenburg nach Uralsk geführt werden (1800 Werst),
während das zweite Project den Ausbau der Linie von
Samara über Alexandrow-Gaj durch Chiwa nach
Tschardshuj (1700 Werst) in Vorschlag bringt.
Die zweite Linie hat den Vorzug, um 100 Werst
kürzer zu sein, was beim Transithandel schon eine
Rolle spielt, und soll auch in nationalökonomischer Be-
ziehung wichtigere Gebiete (Ural, Chiwa und Bokhara)
berühren, und ist ihr Endpunkt der afghanischen Grenze
näher, was auch in strategischer Beziehung maassgebend
sein dürfte.
Der Zeitpunkt dürfte also nicht mehr sehr ferne sein,
wo der kürzeste Weg aus Europa nach Indien über
Russland führen wird. Diese Verbindungslinie würde für
die Entwicklung der wirthschaftlichen Lage Central-
asiens von unberechenbarer Bedeutung sein und hätte
sogar auf russische Verhältnisse Rückwirkung. Ausserdem
ist auch anzunehmen, dass der Transithandel aus Europa
nach Indien bei entsprechend berechneten Tarifsätzen
seinen Weg über die russischen Bahnen nehmen wird.
Heute schon ist das russische Eisenbahnnetz vom
englisch-indischen nur durch das afghanische Gebiet ge-
trennt. Allerdings stellen sich gegen den Ausbau durch
.■\fghanistan selbst die grössten Schwierigkeiten in den
Weg, die aber nur politischer Natur sind. Russland soll
schon den Versuch gemacht haben, die Concession zum
weiteren Ausbau der Linie von Kuschk bis nach Herat
(120 Werst) zu erlangen. Obgleich es hiess, dass diese
Schritte Erfolge gehabt hätten, so ist es dennoch nicht
anzunehmen, dass der Emir diese Concession schon er-
theilt hätte; es ist aber jedenfalls fraglich, ob er lange
in seinem Widerstände wird verharren können. Jeden-
falls wird der erste Spatenhieb auf der Linie Kutschk
— Herat kaum gemacht sein, so werden auch die Eng-
länder die Concession erzwingen, ihre Linie bis nach
Kandahar auszubauen, und dann würden dem Ausbau
der Linie Kan<lah:ir— Herat keine weiteren Schwierig-
86
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
keilen im Wege stehen.^ Vorläufig zeigt die afghanische
Regierung allerdings nicht die geringste Neigung, diesen
Wünschen nachzukommen.
Es dürfte nicht ohne Interesse sein, die volkswirth-
schaftliche Lage jener Gebiete, welche die neuen Bahn-
linien eröffnet haben oder zu eröffnen berufen sind, in
kurzen Zügen zu charakterisiren.
Das Uralgebiet umfasst eine Fläche von 2 85.()0()
Quadratwerst (360.437 km'^), zählt aber nur 600.000
Einwohner. Das ganze Gebiet wird, abgesehen von den
kurzen Strecken Pokrowskaja — Uralsk und Alexandrow
Gaj, von der Eisenbahnlinie nicht berührt und besitzt
fast keine Communicationsmittel, obgleich es als Ab-
satzgebiet einige Bedeutung hat. Der Import via Uralsk
bezifferte sich nach der Eisenbahnstatistik im Jahre 1897
auch bei dem jetzigen Mangel an Wegen und Strassen
mit 337.000 Pud in Holzwaaren (hauptsächlich Haus-
geräthe), 64.900 Pud in Manufacturwaaren und 68.300
Pud Zucker. Ausserdem wurden namhafte Posten von
Eisenwaaren bezogen. Im selben Jahre betrug der Ex-
port an Getreide 2,343.985 Pud, 310.000 Pud Fische,
ausserdem Vieh, Felle, Häute etc. Nach dem Ausbau
der projectirten Linie wird jedenfalls sowohl der Export
wie auch der Import steigen, da die Landwirthschaft
und dadurch der Wohlstand der Bevölkerung mächtig
gefördert werden wird.
Mit Bezug auf den Ackerbau lässt sich das Ural-
gebiet in zwei Theile theilen ; der südliche ist wenig
fruchtbar und zum Ackerbau nicht geeignet. Dagegen
eignen sich die nördlichen Bezirke (Uralsk, Kalmykowsk
und Temir) vorzüglich zur Landwirthschaft. doch wird
dieselbe sehr vernachlässigt und ist gänzlich vom Fisch-
fange abhängig. Ergibt der Fischfang gute Resultate,
wird der Ackerbau sogleich vernachlässigt und umge-
kehrt.
Von dem den Kosaken gehörenden culturfähigen
Lande (2 Millionen Dessatinen) werden nur 36 Percent
ausgenützt, und auch hievon kommen 24 Percent auf
Heuschläge und Weideplätze, und kaum 7^3 Percent
werden mit Getreidearten (Weizen, Roggen, Hafer,
Gerste, Kartoffeln und Hirse) angebaut. Die neue Bahn
wird neue Arbeitskraft zuführen können, und grosse
fruchtbare Flächen, die noch unberührt daliegen, werden
der Landwirthschaft eröffnet werden.
Auch für den Viehstand erhofft man eine mächtige
Förderung durch die neue Bahn. Im Jahre 1 897 wurde
der Viehstand auf 4 Millionen Stück geschätzt; bisher
konnte davon wegen Mangels an Communicationen fast
gar nichts exportirt werden, nun können auch hierin
neue Erwerbsquellen eröffnet werden.
Der Fischfang bildet auch bis jetzt den wichtigsten
Erwerbszweig, da Salz zum Conserviren der Fische an
Ort und Stelle im Ueberflusse vorhanden ist, doch
konnte das Prqduct bis jetzt nicht entsprechend ver-
werthet werden. Der Fischexport betrug im Jahre 1897
nicht weniger als 3,200.000 Pud.
Ganj vorzüglich soll das in jenen Gebieten wild
wachsende Süssholz sein, welches bis jetzt ebenfalls
nicht verwerthet werden konnte.
Transkaspien umfasst 554.860 kvi^, ist also doppelt
so gross wie Italien, allerdings mit nur 382.000 Ein-
wohnern
Culturfähig ist nur ein Fünftel des Landes, aber auch
hievon wird nur ein kleiner Theil angebaut, so dass
nicht einmal '/e Percent des Flächenraumes beackert
wird. Bebaut werden bloss die von Flüssen, Bächen und
Brunnen bewässerten Striche, die zumeist an den Ufern
der Flüsse Murgab, Tetshen und Sumbar gelegen sind.
Das Gesammtareal der bewässerten Grundstücke beträgt
kaum 100.000 Dessatinen.
Das Ernteergebniss des Jahres 1897 betrug 2,219.000
Pud Weizen und 440.000 Pud Gerste. Obgleich dieses
Quantum den Localbedarf vollkommen deckt, mussten
dennoch viele weniger culturfähige Gebiete Getreide von
auswärts importiren ; namentlich sind die Bezirke Aschabad,
Krasnowodsk und Mangischlak auf den Import ange-
wiesen.
Eine Düngung ist gänzlich unbekannt; es herrscht das
Dreifelder- und das Brachfeldsystem.
Eine Hebung hat in letzter Zeit die BaumwoUcultur
zu verzeichnen. Im Jahre 1890 waren bloss goo Dessa-
tinen mit Baumwolle bepflanzt und in 1897 schon 10.000,
und der Ertrag stellte sich auf 662.000 Pud. Nament-
lich wird im Kreise Merw (auf dem Apanagengut in
Bairam-Ali) der BaumwoUcultur grosse Aufmerksamkeit
geschenkt. Die Baumwolle wird in Merw (Bairam-Ali),
Aschabad und Geok-Tepe gereinigt und die Samen als
Viehfutter verwendet, doch denkt man daran, dieselben
zur Oelfabrication zu verwenden.
Von den Futterpflanzen interessirt sich die Bevölke-
rung hauptsächlich für Luzerne, die sogar siebenmal im
Jahre gemäht werden kann und 500 — 600 Pud ge-
trockneten Futters per Dessatine ergibt, so dass der
Nettoertrag auf ca. ko Rubel gestellt werden kann.
Allerdings erfordert Luzerne dreimal so viel Wasser wie
Getreide, das nur zweimal bewässert werden muss.
Der Gartenbau ist nur in Aschabad und in der Merwer
Oase entwickelt. Namentlich hat hier der Gemüsebau
einen weiteren Umfang genommen, da die erforderlichen
Samen unentgeltlich unter der Bevölkerung vertheilt
werden.
Weinbau wird nur in der Umgebung von Aschabad
betrieben, aber auch hier wird der Weinfabrication keine
grosse Aufmerksamkeit geschenkt, da die mahomeda-
nische Bevölkerung die Trauben in frischem oder ge-
trocknetem Zustande consumirt. Rosinen bilden auch
einen bedeutenden Exportartikel nach dem europäischen
Russland.
Wie in ganz Centralasien, so spielt auch im trans-
kaspischen Gebiete die Viehzucht eine hervorragende
Rolle. Die Anzahl der Schafe wird auf ca. 3,000.000
geschätzt, was angesichts der geringen Bevölkerung sehr
günstig genannt werden muss. Ausser den kirgisischen
werden iiersische Schafe gezüchtet sowie eine kleinere,
speciell transkaspische Race. Ein Hammel kostet im
Durchschnitt bloss 3 — 5 Rubel. Ein Pud Ajchabad-
woUe kostet loco Aschabad und Merw Rubel 2' 20 — 3*70.
Kameele und Pferde spielen eine grosse Rolle. Ange-
sichts der günstigen klimatischen Verhältnisse könnte
sich die Viehzucht noch bedeutend heben.
Der Fisch- und Seehundfang wird an der Küste des
Kaspisee lebhaft betrieben und wird der Ertrag auf
über 500.000 — 6oo.0"0 Rubel geschätzt; im Jahre 1896
wurden 125.000 Pud Fische und 27.825 Pud Seehunde
erbeutet.
Auch an Mineralien ist Transkaspien sehr reich, ob-
gleich dieser Reichthum nicht gehörig ausgenutzt wird. |l
Namentlich wird viel Salz auf der Insel Tscheieken ge- -™
funden. Die Production übersteigt eine Milhon Pud,
könnte aber leicht noch viel bedeutender sein. Es sollen
mächtige Salzlager in der Dicke von 50 bis 1 20 cm
kaum I VI unter der Sanddecke liegen, so dass ihre Jl
Beförderung mit keinen Schwierigkeiten verbunden ist. "™
Das Product geht theilweise nach Persien und wird
theilweise im Lande selbst consumirt. Bedeutend ist
auch die Salzgewinnung aus dem Meerwasser und in
verschiedenen salzhaltigen Seen.
Auch Naphtha kommt auf der Insel Tscheieken in
grossen Mengen vor, wurde aber bis jetzt nicht ge-
nügend beachtet. In letzter Zeit haben die Firma Nobel
und die Bahnverwaltung grössere Bohrungen angelegt.
Die Nähe Bakus, womit die Concurrenz natürlich nicht
aufgenommen werden kann, wirkt vernichtend auf die
hiesige Production.
Ganz vorzüglich ist das ebenfalls auf der Insel Tsche-
leken vorkommende Ozokerit, dessen Paraffingehalt 70
bis 80 Percent beträgt.
I
I
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT KÜR DEN ORIENT.
Schwefellager kommen unweit von Krasnowodsk vor. '
Auch Oyps, Sal])eter und Braunkohlen sowie Brauneisenstein
und Kupfererze sind vorhanden, werden aber fast gar
nicht ausgenutzt.
Die Industrie beschränkt sich auf fünf Baumwoll-
reiniguDgsfabriken und auf die in der Hausindustrie be-
trieljcne 'rei)[)ichfaljrication. Die Weberei von BaumwoU-
und Seidenstoffen spielt eine sehr geringe Rolle.
Ueber Chiwa, das ganz abseits vom Weltverkehr liegt,
sind keine zuverlässigen Daten zu erlangen. Ackerbau und
Viehzucht spielen auch dort eine hervorragende Rolle.
Heute schon gehört das Chanat mit seinen 60.000 km''
betragenden Flächeninhalte und ca. 1 Million Einwohner
in den Rayon der transkaspischen Bahn, da es am
Wasserwege (Aniu-Darja) an dieselbe bei Tschardshuj
Anschluss findet. Durch den Ausbau der neuen Bahn-
linie würde das Land noch enger mit dem russischen
Reiche verbunden werden, wie dies bei Bokhara der
Fall gewesen ist.
Der Flächeninhalt Bokharas wird mit ca. 200.000 km'^
und die Bevölkerungszahl mit 1 '/a — 2 Millionen ange
geben. Beide Daten sind nicht ganz zuverlässig, da der
Kmir, einem alten Vorurtheile gehorchend, weder eine
Bemessung des Landes noch eine Volkszählung zulässt
und man sich auf Berechnungen beschränken muss. Der
ganze Handel concentrirt sich in der Hauptstadt Bo-
khara (mit ca. 70.000 Einwohnern) und in Karschu, wo
der ganze Steppenhandel seinen Mittelpunkt hat. Han-
delspolitisch haben alle anderen bokharischen Ortschaften
keine Bedeutung, da Kcrki und Tschardshuj als russi-
sche Städte angesehen werden müssen.
Die l.andwirthschaft wird nur in dem Maasse be-
trieben, wie es zur Deckung des Localbedarfes nöthig
ist. Zum Export gelangt nur Baumwolle, und zwar circa
I Million Pud, die nach Moskau befördert werden.
Das mit Baumwolle bebaute Areal wird auf 1 10.000
bis 115.000 Dessatinen geschätzt, und der Ertrag stellt
sii)h auf 10 Pud per Dessatiii. Der weiteren Entwick-
lung der Baumwollcultur steht der Mangel an Irrigations-
wasser im Wege.
Der Weinbau macht erfreuliche Fortschritte. Bis jetzt
wurden die Trauben frisch verkauft oder zur Rosincn-
fabrication verv/endet; in letzter Zeit wird auch der
Weinfabrication einige Aufmerksamkeit geschenkt und
die Resultate sind sehr erfreulich.
Das bokharische Obst, namentlich Melonen sind von
vorzüglicher Qualität und werden auch nach den anderen
Gebieten Centralasiens vielfach exportirt.
Die Seidenzucht wird ziemlich vernachlässigt, und ist
auch die früher so bedeutende Seidenindustrie im Ver-
fall begriffen.
Viehzucht wird nur von den Osbeken betrieben, doch
ist der Viehstand kein bedeutender, so dass das Chanat
auf den Import angewiesen ist.
Die bokhari.schen Karakulschafe sind wegen ihres
schönen glänzenden Felles — die einen Ex])ortartikel
bilden — berühmt, und wird ihrer Zucht grössere Auf
merksamkeit geschenkt.
Die weisse bokharische Wolle kostet Rubel 65 — 75
per Pud an Ort und Stelle, die grauen Sorten 5'5 — b'',,
während man für die gewaschene Kokander Wolle nur
Rubel 35 — 5 bezahlt.
Ueber den Handel Bokharas fehlen zifterniässige Daten,
und man kann nur aus der Eiseubahnstatistik und aus
den Ausweisen des russischen Zollamtes indirecte Schlüsse
ziehen. Unstreitig ist das Chanat eines der wichtigsten
Absatzgebiete in Centralasicn. Der Handel hat sich seit
dem Ausbau der centralasiatischen Bahn auffallend be-
lebt. Der Ivxport wird auf ca. 12 — 14 Millionen Rubel
geschätzt, wovon auf russische Waaren i" Millionen ent-
fallen. Der Import beträgt ebenfalls ca. 14 Millionen
Rubel, wovon der grösste Theil nach Russland geht.
Auf dem Bazar sieht man fast ausschliesslich russische
Waaren, namentlich Manufactur-, Etaen- nnd Kupfer-
waaren, Zucker, Glas- und Fayencewaareti, Lampen etc.
Die Handelsbeziehungen Russlands zu Afghanistan
sind ziemlich unbedeutend, und l>eschräokt sich der
Waarenaustausch auf Zucker, Manufacturwaaren ab Ex-
port- und auf Felle, Wolle und Teppiche als Import-
waaren. Fast der ganze Waarenaustausch erfolgt an der
bokharischen Grenze und wini jährlich auf ca 4 Mil-
lionen Rubel geschätzt.
Durch die neueröffnete Bahn Merw — Kuschk dürften ilic
Handelsbeziehungen einen namhaften Aufschwung ver-
zeichnen und dürfte namentlich Tachta- Bazar in kurzer
Zeit eine grössere Bedeutung erlangen. JedenfaUs ist
nunmehr auch Afghanistan als Absatzgebiet in die Inter-
essens|ihäre der russischen Industrie getreten.
Das (Jeneralgouvernement Turkeslan umfasst ausser
dem bereits besprochenen geographisch und volkswirth-
schaftlich ganz abgesonderten transkaspischen Gebiet die
Gebiete Samaikand (68.963 km'' und 780.000 Einwohner),
Syr-Darja (504658 km* und 1,500.000 Einwohner, Se-
miret.schinsk (394.396 km* und 660.000 Einwohner) und
Tergana (92 342 km'' und 1 '/» Millionen Einwohner),
umfasst also zusammen ohne Transkaspien 1,060.359 jb»*
mit 4,4 4I'). 000 Einwohner.
Simarkand ist schon seit längerer Zeit durch die Bahn
der europäischen Cultur eröffnet worden. Die übrigen
Gebiete sind aber erst seit dem 31. Jänner l. J. der
Wohlthat der Eisenbahnen theilhaftig geworden. An
diesem Tage ist die Eisenbahnbrücke über den Syr-.
Darja bei Tschimas dem Verkehre übergeben worden.
welche für den Verkehr und den Hanilel Turkestans
von unberechenbarer Bedeutung sind. Früher haljen die
Waaren oft monatelang am Ufer des ca. 300 m breiten
Stromes lagtm und auf die Uebersetzung warten müssen,
was nur bei niedrigem Wasserstande erfolgen konnte,
so dass die Marktverhältnisse in Taschkent, Tschimkent,
Perowsk, Aulie-Ata und sogar im Seratretschinsker Ge-
biete vielfach von dem Wasserstande abhängig waren.
Die Handelsbeziehungen zwischen Samarkand und
Taschkent sind sehr rege, da alle europäischen Waaren
über Samarkand bezogen werden. Die Transporte sind
früher auf Kameelkarawanen erfolgt und nahmen vierzehn
Tage und noch mehr in Ansjiruch, während jetzt die
Bahn in kaum 24 Stunden die Strecke zurücklegt und
sich die Kosten bedeutend niedriger stellen.
Das zur Cultur geeignete I-and beträgt in Turkestan
fast 3 Percent der Gesammtfläche, was im Vergleich
zum transkaspischen Gebiete ('/g Percent) als recht
günstig genannt werden muss. Uebrigens hängt es nur
von der \Vasserfrage ab, eine noch viel bedeutendere
Fläche der Cultur zu eröffnen.
Die künstlich bewässerten Strecken betragen ca. 2 Mil-
lionen ha, und zwar ca. 700.000 ha im Syr-Daija-Ge-
biete, 300.000 im Gebiete Samarkand und über eine
Million im Fergana-Gebiete.
In den wenig bewässerten Gegenden herrscht das
Zwei- und Dreifeldersystem. Eine regelmässige Frucht-
wechselwirthschaft besteht nicht, man richtet sich nach
den gemachten Erfahrungen, oft wird dieselbe Getreideart
drei und vier Jahre hintereinander auf demselben Felde
angebaut, was natürlich zur Erschöpfung des Bodens
beiträgt. In einzelnen Gegenden ist dagegen ein zwanxig-
jähriger Turnus üblich. Das Brachfeld wird oft 5 — lomal
kreuzweise umgepflügt, und wo kein thierischer 1 ^
vorhanden, wird auch phosphorhaltiger I^hm als 1 _; ,,
mittel verwendet. Die Hauptgetreidesorten, die angebaut
werden, sind Winter- und Sommerweizen, wovon erstercr
bis 200 Pud, letzterer 80 — 100 Pud |>er Dessatin er-
gibt. Gerste ergibt bei mittlerem Ertrag 15 — 20 Körner.
Diese Getreidearten Lassen sogar einen zweimaligen
Anbau im Jahre zu, die zweite .\ussa.it erfolgt sodann
in den ersten Tagen des Juni. Als Sommerfrüchte haben
Moorhirse und Mascb (soya bispida) eine hervorragende
Bedeutung. Der Ertrag betragt c«. 300—400 Pud per
88
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Dessatin, gibt also ca. 40 Körner, braucht aber 1
3— ömalige Bewässerung. Der Getreideertrag des Turke-
stan (ohne Semiretschinsk) kann jährlich auf ca. 60 Mil-
lionen Pud geschätzt werden, was den Localbedarf voll-
kommen deckt und sogar einen Export nach Trans-
kaspien, Bokhara und Chiwa zulässt. Der Reiscultur
wird zumeist grosse Sorgfalt zugewendet. Die Aussaat
beträgt 1 2 Pud per Dessatin und ergibt 30 — 40 Körner.
Reis muss im Ganzen ca. 90 Tage unter Wasser stehen,
braucht also viel mehr Wasser wie alle anderen Cul-
turen. Eine sehr grosse Rolle spielt der Anbau von
Luzerne, die jährlich 6 - 7mal geschnitten werden kann.
Bohnen, Mohn, Flachs, Hanf, Ricinus, Mais und Tabak
werden mit gutem Erfolge angebaut.
Die grösste Aufmerksamkeit wird jedoch der Baum-
wollcultur geschenkt. Im Jahre 1893 wurden 148.650 //a
mit einem Ertrage von 36 Millionen kg (= 2 Vi Mil-
lionen Pud) im Werthe von 14-6 Millionen Rubel mit
Baumwolle angebaut. Im Jahre 1897 betrug die Ernte
36 Millionen Pud, allerdings ist dieselbe im Jahre 1898
bedeutend zurückgeblieben und dürfte nicht einmal
3 Millionen Pud betragen. Die centralasiatische Baum-
wolle hat kurze Faser und ist von geringer Qualität;
deshalb sucht man amerikanischen Samen anzupflanzen,
wobei die mit der Upland-Sorte gemachten Versuche
gute Resultate ergeben haben. Das Hauptcentrum für
die Baumwollcultur ist das Ferganagebiet, wo allein
doppelt so viel angebaut wird wie im ganzen übrigen
Turkestan. Der Ausbau der Linie bis nach Andishan
kann dieser Cultur noch neuen Aufschwung geben. Die
Baumwolle kommt ohne Kapseln, die einheimische auch
ohne Samen auf den Markt, während die amerikanische
Upland-Wolle erst in den Reinigungsfabriken von den
Samen befreit wird. Der Preis beträgt auf dem Moskauer
Markte Rubel 9-20 — 9-50 per Pud, kostet also um
2 Rubel mehr wie im Turkestan. In letzter Zeit haben
russische Handelshäuser grosse Landstrecken im Turke-
stan angekauft, um dort grosse Culturen anzulegen ; ihre
Versuche haben jedoch vielfach Misserfolge aufgewiesen,
und sie haben es für vortheilhaft erachtet, ihren Bedarf
wie früher bei den einheimischen Producenten einzu-
kaufen.
Die Seidenzucht hat ihre frühere hervorragende Be-
deutung eingebüsst. Die Regierung gibt sich grosse
Mühe, dieselbe zu neuem Aufschwung zu bringen, doch
mangelt es hauptsächlich an guten Seidenwürmereiern, und
da die einheimischen nicht guter Qualität sind, müssen
dieselben aus Europa importirt werden.
Der Weinbau spielt in den Gebieten Samarkand und
Fergana eine hervorragende Rolle. Die mit Trauben
angepflanzte Fläche beträgt ca. 20.000 Dessatinen.
Rosinen und Mandeln bilden einen Haupthandelsartikel
des Turkestan. i Pud Rosinen kostet Rubel 1-50—2.
Es werden hievon bedeutende Partien auch nach Si-
birien exportirt, und die Rosinentransporte nach Troizk
sollen ca. i Million Pud betragen.
Sehr guter Qualität ist der Samarkander Wein, welcher
zum Theil nach Russland exportirt wird. In letzter Zeit
hat die Weinfabrication einen namhaften Aufschwung zu
verzeichnen gehabt.
Die ganze nomadisirende Bevölkerung des Turkestan
beschäftigt sich hauptsächlich mit Viehzucht. Die An-
zahl der Schafe wird auf ca. 6 Millionen geschätzt,
wovon auf das Syr-Darja-Gebiet 4 Millionen entfallen.
Die Zahl der Pferde beträgt 700.000 (hievon über
400.000 im Syr-Darja-Gebiete), jene der Kameele circa
500.000 (400.000 im Syr-Darja-Gebiete) und jene des
Rindviehes ca. i Million. Bei allen diesen Zahlen ist
das Gebiet Semiretschinsk, das erst seit dem Vorjahre
«um Generalgouvernement Turkestan gehört, nicht in
Betracht gezogen werden.
Die Schafzucht wird hauptsächlich von den Kirgisen
betrieben; ihre Fettschwänze erfreuen sich grosser Be-
rühmtheit. Es ist der Versuch gemacht worden, die
Fettschwänze mit Merivaschafen zu kreuzen. Auch der
Zucht von Karakulschafen wird grössere Aufmerksamkeit
geschenkt.
Die Kameele waren früher das einzige Transportmittel ;
mit dem Ausbau der Eisenbahnen hat sich ihre Be-
deutung verringert; wo aber keine Bahnhnien bestehen,
sind sie, wie früher, ganz unentbehrlich.
Die Industrie spielt in ganz Turkestan keine hervor-
ragende Rolle und bewegt sich nur im Rahmen der
Hausindustrie. Die Teppiche, bearbeitete Felle, Sattel,
Schuh- und Lederwaaren, Seidengewebe, Kupferarbeiten
u. s. w. gehören zu den Producten der Localindustrie
und sind nur für den Localbedarf bestimmt. Die Zahl
der Fabriken ist eine sehr geringe und beschränkt sich
auf Baumwollreinigungsfabriken, Bierbrauereien, Leder-
fabriken, Branntweinbrennereien und zwei Zündhölzchen-
fabriken.
Der Import aus Russland ist sehr bedeutend und
kann auf ca. 20,000.000 Rubel geschätzt werden. Aus-
ländische Waaren finden ausser Thee nur geringen Ab-
satz und können nur mit ca. 5 Millionen Rubel be-
werthet werden, wovon ca. 3 Millionen Rubel aber auf
Thee entfallen. Die Hauptimportartikel aus Russland
sind Baumwollgewebe (für ca. 8 — -lO Millionen Rubel),
Garne, Zucker (i MilHon Rubel), Eisen- und Stahlwaaren,
Lampen. Der Thee kommt aus China und Indien, und
zwar entweder über Bombay und Peschavar durch die
afghanische Grenze nach Bokhara und von hier nach dem
Turkestan, oder durch Persien nach Aschabad oder
Merw und auf der transkaspischen Bahn nach Samar-
kand und für Taschkent ist von Bedeutung, dass in
letzter Zeit die Theeeinfuhr über Batum freigegeben
worden ist ; es ist also vorauszusehen, dass dieselbe diesen
einfacheren und billigeren Weg nehmen wird.
Wie bereits erwähnt, geht die bereits ausgebaute
Linie im Syr-Darja-Gebiete bis nach Taschkent und im
Tergana-Gebiete bis nach Andistan, und in kürzester
Zeit wird der wohlthätige Einfluss derselben fühlbar
werden.
Das weite Gebiet, das hinter diesen zwei Endpunkten
liegt, und das ganze Gebiet Semiretschinsk, das erst seit
dem Vorjahre zum Generalgouvernement Turkestan ge-
hört, wartet mit Ungeduld, dass es seinerseits durch den
Pfift" der Locomotive aus dem tausendjährigen Schlafe
erweckt werde.
Die russische Regierung ruht auch nicht, sie begnügt
sich nicht mit den erzielten Erfolgen. Eine ganze Reihe
neuer Eisenbahnprojecte wurden ausser den bereits er-
wähnten projectirten Linien ausgearbeitet.
Von jenen, die der Ausführung am nächsten sind,
muss die Linie Taschkent — Tschimkent (115 Werst) er-
wähnt werden, die noch im laufenden Jahre begonnen
werden soll. Sie wird die erste Etappe auf der grossen
Linie bilden, welche berufen sein wird, Centralasien mit ^1
Sibirien zu verbinden. '■
Die welter geplante Richtung geht von Tschinkent
über Aulie-Ata, Pischpek, Tokmak nach Wjernyj und
von hier über Semipalatinsk, Barnaut und Kriwoscht-
schokowo bis zum Anschluss an die sibirische Bahn. fll
Es wird auch von einer Linie, die von Wjernyj aus
nach Orenburg geführt werden soll, gesprochen. Die
Vorstudien sollen bereits bis nach Wjernyj gemacht
worden sein.
Weiters geplante Linien im Turkestan sind die Linie
von Kanibadam — Patar — Urgandshi — Andishan und jene
von Namangan — Margelan sowie die Linie Namangan —
Kuwa. Auch wird viel vom Ausbau einer nach Persien
führenden Linie Aschabad— Mesched gesprochen.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRlll»T FÜR DKN ORIENT.
DER UNTERGANG VON SODOM UND
GOMORHHA.
Dass dem biblischen Berichte vom Untergange von
Sodom und Gomorrha eine Thatsache zugrunde liegt,
die auf eine Naturerscheinung zurückzuführen ist, dar-
über ist man schon längst nicht mehr im Zweifel;
welcher Art aber diese Naturerscheinung gewesen sein
mag, das ist eine Frage, die trotz mancher eingehenden
Untersuchung an Ort und Stelle auch heute noch nicht
endgiltig entschieden ist. Nähern sich die verschiedenen
Erklärungen einander auch so weit, dass man eine
erfreuliche Uebereinstimmung des Endresultates gewärtigt,
so stosst man doch bald wieder auf Gegensätze in den
Anschauungen, die so wesentlich sind, dass an ihre
Ausgleichung nicht gedacht werden kann. In dieser
Lage befinden wir uns gegenüber dem Erklärungsver-
suche, den der Geologe Professor Diener über die Ent-
stehung des Todten Meeres gegeben hat, und der uns
vorliegenden Untersuchung Dr. Max Ulanckenhom's •)
Aus dem Wortlaute des biblischen Berichtes, in
welchem das Gewicht mehr auf das Eingreifen der
strafenden Hand Gottes als auf die Einzelheiten des
über die sündhaften Städte hereingebrochenen Gerichtes
gelegt ist, wird man sich über dieses ebensowenig klar,
als es der sich an alte Traditionen haltende biblische
Erzähler gewesen ist und gewesen sein kann. Selbst-
verständlich ist es jedoch, dass ein Versuch, jenes
furchtbare Ereigniss zu erklären, dem Bibeltexte keine
Gewalt anthun und nichts hineinlesen darf, was nicht
darin steht, sondern dass jede Erklärung von dem
knappen Bibelworte ausgehen und sich daran lehnen
muss. Knapp genug ist der fragliche Text, denn er be-
schränkt sich darauf, die Katastrophe von Sodom und
Gomorrha mit zwei kurzen Sätzen abzuthun, „Da Hess
der Herr," heisst es I. Mos. ly, 24, „Schwefel und
Feuer regnen von dem Herrn vom Himmel herab auf
Sodom und Gomorrha," und Vers 25 : „Und er kehrte
diese Städte um und die ganze Gegend und alle Ein-
wohner der Städte und das Gewächs der Erde" Von
Bedeutung für die Erklärung ist auch Vers 26: „Und
sein (nämlich Lot's) Weib schaute hinter ihm zurück
und wurde zu einer Salzsäule," sowie Vers 28, worin
erzählt wird, dass Abraham, als er am nächsten Morgen
sein Angesicht gegen Sodom und Gomorrha wandte,
sah, dass „ein Rauch aus der Erde stieg wie der Rauch
eines Ofens".
Wenn man sich darauf beschränkt, die Art des Unter-
ganges der Gegend von Sodom und Gomorrha lediglich
aus den Bibelworten zu erklären, liegt es nahe, an eine
vulcanische Erscheinung zu denken. So geschah es auch
früher, und man war darüber so ziemlich einig, dass
das Todte Meer, die Stätte, an welcher vordem das
sünd ge Volk von Sodom und Gomorrha seinen Lastern
ergeben war, eine rein vulcanische Bildung sei. Anders
ist es geworden, seitdem man sich nicht mit dem Bibel-
texte allein begnügte, sondern auch die Oertlichkeit
untersuchte, worauf sich jener bezieht. Allerdings lassen
verschiedene Erklärer die vulcanistische Hypothese auch
heute noch nicht ganz fallen, doch herrscht wenigstens
in der Hauptsache Uebereinstimmung, dass Sodom und
Gomorrha durch ein Erdbeben vernichtet worden seien.
Auch Professor Diener vertritt die letztere Ansicht,
aber nicht, ohne die Möglichkeit zuzugeben, dass mit
dem Erdbeben auch der .Ausbruch eines Vulcans an der
Vernichtung der Städte mitgewirkt habe. Er hält eben
die beiden Verse 24 und 25 strenge auseinander und
bezieht jeden auf ein anderes Ereigni.-;s. Die Umkehrung
der Städte und der ganzen Gegend, wovon im Vers 25
die Rede ist, ist die Wirkung eines Erdbebens, in dessen
Folge das Grundwasser, wie es bei heftigen Erdbeben
') HlancktHhorn Max: Das Todte Meer und der UnleriraQR von Sndotn
und (iomorrlm. Mit einer Karte und 13 Bildern, Berlin, I>. Helmer, 18M.
8». U SS.
oft der Fall ist, hervortrat und die Gegend Uberflnthete,
nachdem es ein Nachsioken des Bodens bewirkt hatte;
so wurde das Thal Siddim in jenen Salzmorast ver-
wandelt, der als südliches Anhängsel des 'I'odten Meeres
erscheint, während Zoar, wohin Ix)t mit seinen Töchtern
floh, auf festem Felsen am Gebirge lag und, wenngleich
nicht vom Erdbeben, so doch von dessen grausigen
Folgen verschont blieb. Das atmosphärische Phänomen
des Schwefel- und Feuerregens aber, dessen im Vers 24
gedacht ist, lässt sich nach Professor Diener ohne Zwang
als eine vulcanische Erscheinung deuten. Man wisse
nicht nur, dass heftige Erdbeben den Ausbruch eines
lange Zeit ruhenden Vulcans veranlassen können, sondern
auf der Ostseite des Todten Meeres seien auch vulca-
nische Bildungen zu beobachten, weshalb es also nicht
unwahrscheinlich sei, dass das Hochland voa Moab noch
in der historischen Zeit von dem Ausbruche eines
Vulcans heimgesucht wurde. „Mit jähem Schlage zer-
rissen die Massen, welche die Oeffnung des Kraters
verstopften, ein Theil wird herausgeschleudert, ßillt als
glühende Rapilli und Aschenregen auf die Umgebung
nieder, und eine mächtige Wolke von Wasserdampf
steigt aus dem frei gewordenen Schlot in die Hohe.
Das ist jene Rauchsäule, die Abraham von der Rand-
kante des Plateaus bei Hebron im Osten aufsteigen
sieht, ,gleich der Rauchsäule aus einem Schmelzofen',
und Welche die ganze Gegend der Pentapolis seinen
Blicken entzieht, so dass er glaubte, sie rühre von einem
Brande der Städte her." So sucht Professor Diener
einerseits dem Wortlaute des Bibeltextes und anderer-
seits den Ergebnissen der örtlichen Untersuchung im
südlichen Gebiete des Todten Meeres gerecht zu werden,
und man darf diesem Erklärungsversuche die Anerken-
nung umsoweniger versagen, als er in discutirbarer
Form gegeben erscheint und Möglichkeiten nicht als
Thatsachen hinstellt.
Interessant ist^ dass dagegen Blanckenhom entschieden
behauptet, dass die Darstellung des biblischen Berichtes
nur auf ein Naturereigniss, nämlich auf ein Erdbeben
bezogen werden kann, dass also von dem Ausbruche
eines Vulcans keine Rede sein kann. Zu diesem Ergeb-
niss ist Blanckenhom auf Grund eingehender geologi-
.scher Untersuchungen an ( >rt und Stelle gelangt, und
das anschauliche Bild, das er von der Entstehung und
Geschichte des Todten Meeres in der Vorzeit entwirft
und von dessen Veränderung und Zustand in der
historischen Zeit gibt, lässt uns seine Behauptung keines-
wegs als gewagt erscheinen. VVir wollen nun seinen
Ausführungen in kurzen Strichen folgen.
Die Umgebung des Todten Meeres ist aus Felsarten
zusammengesetzt, welche hauptsächlich der geologischen
Formation der Oberen Kreide angehören, d. i der
kalkigen Niederschläge aus dem Kreideocean, die sich
mit Hilfe der kalkigen Schalen verschiedener Thiere,
Korallen, Muscheln, Schnecken etc. bildeten, und aus
welchen sich dort, wo eine grosse Menge von Leichen
fettreicher Thiere (Fische, Muscheln) sich anhäufte,
durch die Zersetzung des Fettes reiner Asphalt und
Petroleum ausscheiden konnten. Gegen das Ende dbr
Tertiärzeit, in welcher sich das Meer ganx un^ für
immer zurückzog, barst vermöge der grossen Spannung
des Erdinnern die Erdkruste, und es entstand auf der
vordem einförmigen Ebene ein System von Spalten, das
in der Richtung von Süden nach Norden verlief. Wo
das Wasser des Meeres in die neuentstandenen Tiefen
dringen konnte, bildeten sich grabenförmige Mceres-
theile, wie das Rothc Meer, der Golf von Suez und der
von Akaba, und auf dem Festlande entstanden lang-
gestreckte Thallüge und trogartige Seebecken ohne
Abfluss, wie der Nyassa-, Tanganjika-, Baringo- und
Samburusee in Afrika und das Todte Meer mit dem
Jordanthale oder Ghor in Palästina. Das* Todte Meer
und Ghor ist der tiefste Einsturz auf der ganzen Erde.
Das Todte Meer ist nicht der Rückstand eines ehe-
90
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
maligen Meerestheiles, sondern entstand aus der An-
sammlung atmosphärischer Niederschläge in der diluvialen
Eiszeit. Zur damaligen Zeit war es ein etwa 300 km
langer Binnensee, also beiläufig viermal so lang, als das
heutige Todte Meer in seiner ganzen Ausdehnung von
Süden nach Norden misst, das nur 73 km lang ist, und
sein Spiegel lag noch um ca. 30 m höher, als der des
heutigen Mittelmeeres. Da der See seine Speisung aber
auch durch unterirdische Zuflüsse, nämlich aus den aus
der aufgebrochenen Erdrinde strömenden Thermen er-
hielt, so wurden seinem Wasser nicht nur verschiedene
Salze und Gase, wie z. B. Schwefelwasserstoff, zugeführt,
sondern auch Asphalt und Petroleum. In jener ersten
Zeit war das Wasser des Todten Meeres noch süss, und
erst in einer darauf folgenden Epoche grosser Trocken-
heit (erste Interglacialzeit) bildete sich durch Rückzug
und Concentration der Gewässer eine Salzlauge, aus der
sich am Boden des Sees Gyps und das Steinsalz des
heutigen im Süden des Sees gelegenen Dschebel Usdum
(Berg von Sodom) niederschlug. Während der Seespiegel
damals noch um 100 vi höher lag als heute, und der
Boden des Sees eine geringere Tiefe hatte, fand in der
zweiten und dritten Periode der Eiszeit, welche sehr
niederschlagsreich waren, wieder ein Ansteigen des Spiegels
statt, und der Grund des Sees wurde wohl durch neue
Einstürze im heutigen Nordbecken tiefer. Gegen Ende
der ganzen Diluvialperiode, als die Thätigkeit der Thermen
vielleicht ihren Höhepunkt erreichte, fanden in der Um-
gebung der südlichen Hälfte des Todten Meeres Ergüsse
von Asphalt und anderen brennbaren Kohlenwasserstoff-
gemengen statt, so dass es förmliche Asphalt- oder Pech-
brunnen gab; und anderentheils setzten die Schwefel-
thermen, wo sie nicht unter dem Wasser, sondern an
der Luft an den Ufern hervortraten, mineralischen Schwefel
ab. Das ist der Charakter des Todten Meeres vor der
historischen Zeit, also noch lange vorher, ehe Menschen
im Jordanthale wohnten, lange vor der Gründung der
Städte Sodom und Gomorrha.
Erst als in der Alluvialzeit, einer Trockenperiode, die
Seegewässer sich wieder zurückzogen und ein Theil des
Seebeckens trocken gelegt wurde, gruben die in dieses
einmündenden Flüsse eine tiefe Rinne, und erst von da
an, als das Jordanthal im Norden ausgewaschen und wie
das Thal Siddim im Süden fruchtbares Land geworden
war, erst in dieser Zeit tritt der Mensch in jenem Ge-
biete auf und bevölkert die am Thale Siddim entstehenden
Städte Sodom, Gomorrha, Adama und Sebojim. Betrachten
wir eine kartographische Darstellung des Todten Meeres,
so finden wir dieses durch eine im Süden gelegene
Landzunge, die vom Ostufer nach Westen und nach
Norden in das Wasser hineinreicht, die Lisanhalbinsel,
in zwei ungleich grosse und auch ungleich tiefe Theile
getheilt. VVährend der beiläufig fünf- bis sechsmal grössere
nördliche Theil ^ine Maximaltiefe von 399 m unter dem
Seespiegel oder 793 m unter dem Mittelmeer hat, zeigt
das von der Halbinsel El-Lisan südlich gelegene kleinere
Stück die geringe Tiefe von 6 m, und dieses Stück ist
es, an dessen Stelle vordem das fruchtbare Thal Siddim
mit den Städten Sodom und Gomorrha lag; das grosse
Nordbecken des Todten Meeres war, wie schon aus den
vorhergegangenen Bemerkungen hervorgeht, schon längst
mit Wasser gefüllt und hatte auch schon längst den ihm
noch heute eigenen specifischen Charakter, ehe das Thal
Siddim mit Sodom und Gomorrha in die Tiefe stürzte
und unter Wasser und Sumpf verschwand. Dass das
kleinere Südbecken eine spätere Bildung ist, lässt sich
aus seinen Uferverhältnissen erkennen, die ganz andere
sind, als jene am Nordbecken; es fehlen nämlich seiner
Umrahmung jene geologischen Gebilde, welche die
unterste der gegen das Todte Meer hin abfallenden
Terrassen im Norden charakterisiren. „Heutzutage fehlen
die Diluvialablagerungen speciell der Niederterrasse auf-
fallenderweise in der Südumrahmung des Sees. An
ihrer Stelle liegt ein niederer Salzsumpf, eine echte
Alluvialfläche, die im Norden in eine seichte Seebucht
von o — 6 VI Tiefe übergeht. Diese ganze Partie erweckt
unbedingt den Eindruck einer späten Bodensenkung,
der noch erhöht wird durch den schroffen und directen
Abfall der diluvialen Hochterrasse in der westlichen
und südlichen Umrandung der Sebcha (des am Südufer
des Todten Meeres gelegenen und mit diesem unmittel-
bar zusammenhängenden Salzmorastes) zur Alluvialfläche,
ohne Vermittlung der sonst sich einschiebenden Nieder-
terrasse. Am auffallendsten wird das an der Ostseite
des Salzberges (Dschebel Usdum). Das plötzliche Zutage-
treten eines jugendhchen horizontalen Steinsalzlagers an
einem Bergabhang hat nirgends ein Beispiel auf der
Erde und kann nur durch einen relativ späten Abbruch
der ganzen östlichen Fortsetzung des Berges erklärt
werden. So stellt sich also vom geologischen Standpunkt
der Untergang einer alten Culturoase an dieser Stelle
als höchst wahrscheinlich und zwar in folgender Weise
dar. Es war eine der letzten Katastrophen, die mit dem
Einsinken des Grundes des Ghor in Zusammenhang
standen, ein Erdbeben, bei dem die ganze von Diluvial-
ablagerungen bedeckte Thalebene vom Südende der
Sebcha bis zur Lisanhalbinsel im Norden und vom
Dschebel Usdum im Westen bis zur Oase es-Safije im
Osteö einsank, und zwar theils bis fast zum Niveau des
nördlichen Sees, theils noch einige Meter tiefer. Zwischen
dem neuen Einsturzgebiet und dem bisherigen See blieb
noch ein Streifen Landes, die heutige Lisanhalbinsel,
stehen. Doch entstand eine directe Verbindung beider
Depressionen im Nordwesten des Sodombeckens, indem
der ehemalige Zusammenhang zwischen dem Dschebel
Usdum und der Südspitze der Lisanhalbinsel unter-
brochen und dieses Randstück der Hochterrasse mit in
die Tiefe gerissen wurde. Durch diese breite Pforte
brachen nunmehr die Gewässer des bisherigen Binnensees
mit Gewalt in die neue Depression." So erklärt Blancken-
horn den Hergang der Vernichtung von Sodom und
Gomorrha und schliesst daran die gewiss ebenfalls an-
nehmbare Bemerkung, dass die göttlichen Warnungen,
die Lot zutheil wurden, jene kleineren, rüit unter-
irdischem Getöse verbundenen Erdstösse gewesen sein
mögen, die der eigentlichen Katastrophe als drohende
.Anzeichen vorausgingen und von Lot, der als Nomade
auf Naturerscheinungen zu achten gewohnt war, auch
richtig gedeutet wurden.
Haben wir sonach eine Erklärung des Ereignisses,
das nach dem Berichte der Bibel die Städte und die
ganze Gegend umkehrte, so fehlt uns nur noch die
Deutung der Erscheinung des Schwefel- und Feuerregens.
Auch dafür gibt Blanckenhorn eine Erklärung, welcher
man sich beistimmend anschliessen kann. Durch den
Einsturz des Landes zwischen Gebirgsspalten wurden
diese geöffnet, und die in der Tiefe eingeschlossenen
beweglichen flüssigen und gasförmigen Massen, Thermen,
Petroleum, Asphalt, Kohlenwasserstoff- und Schwefel-
wasserstoffgase wurden durch den Druck des sinkenden
Erdreichs in die Höhe gepresst. Dass sich bei der dabei
stattfindenden Reibung die brennbaren Stoffe leicht ent-
zünden konnten, ist ebenso naheliegend wie die Wahr-
scheinlichkeit, dass, was bei Erdbeben oft der Fall ist,
auch elektrische Entladungen in der Atmosphäre dazu-
kamen. ,,Auf diese oder jene Weise gerieth die ganze
Luft über den Spalten und mit ihr dann die ausgeflossenen
Asphalt- und Petroleummassen in Brand, so dass ein
ungeheures Flammenmeer die Gegend bedeckte, bevor
noch die von Nordwesten hereinbrechenden Fluthen des
Binnensees die tieferen Stellen einnehmen und hier ^m
wenigstens das Feuer wieder löschen konnten. Die Ver- ^|
brennung der Kohlenwasserstoffe ging unter Rauch-
bildung, die des Schwefelwasserstoffes unter Schwefel-
geruch von schwefeliger Säure vor sich. Das ist der
überlieferte Schwefel- und Feuerregen, aus dem ein Rauch
aufstieg, wie ein Rauch vom Ofen, den Abraham von
dem Gebirge in der Gegend bei Hebron erblicken konnte.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Von dem Ausbruche eines Vulcans oder dem Ergüsse
eines glühenden Lavastromes unter den Füssen der
Sodomiter sieht also Blanckenhorn vollständig ab, und
er weist auch mit Nachdruck darauf hin, dass es auf
der West- und Südseite des Todten Meeres Lavamassen,
vulcanische Schlacken und Asche überhaupt nicht gibt.
Wenn vi'ir zum Schlüsse noch des in eine Salzsäule
verwandelten Weibes Lots gedenken wollen, so kann
auch für diese Ueberlieferung die ihr zugrunde liegende
Thatsaclie beigebracht werden. Im Süden des Todten
Meeres, und zwar an der Westseite des erst nach dem
Untergange von Sodom und Gomorrha entstandenen See-
beckens liegt der Dschebel Usdum, der Uerg von Sodom,
ein Sulzberg, der auf seiner Ostseite im unteren Drittel
aus reinem Steinsalz besteht. Gerade auf dieser Seite,
wo das reine Steinsalz vorherrscht, lösen sich von dem
Salzberge durch Verwitterung und chemische Auflösung
einzelne prismenförmige Steinsalzblöcke ab, die dann in
ihrer Isolirung aus der Ferne leicht für menschliche Ge-
stalten, besonders für Frauen angesehen werden können.
Der Zusammenhang dieser natürlichen Erscheinung mit
der Ueberlieferung ist also leicht herzustellen. Zu be-
merken ist nur, dass bei der Abhängigkeit dieser Bil-
dungen von äusseren und inneren Umständen sowie bei
der Vergänglichkeit des Stoffes, aus dem sie bestehen,
ein häufiger Wechsel in dieser Erscheinung eintritt, so
zwar, dass manchmal gar keine Frau Lots zu sehen ist,
während zu anderer Zeit wieder die Frauen Lots in
grösserer Anzahl beisammen dort stehen. F.
DIE
DEUTSCHEN SCHUTZGEBIETE BEI BEGINN
DES JAHRES 1899.
ixt.
Deutsch-Neuguinea.
Das Schutzgebiet auf Neuguinea (Kaiser Wilhelms-Land,
Bismarck-Archipel), welches demnächst voraussichtlich
unter die Landeshoheit des Reiches treten und in dessen
Verwaltung übergehen wird, ist den Bahnen einer ge-
regelten wirthschaftlichen Entwicklung weiter gefolgt und
hat in Bezug auf Gewinnung und Absatz seiner Boden-
producte einen ungehinderten Fortgang genommen. Aus
den vorgelegten Berichten geht hervor, dass in Kaiser
Wilhelms-Land die Tabakcultur, welche ein gutes Pro-
duct liefert, etwas nachgelassen hat, dagegen die Baum-
woUcultur grosse Fortschritte macht und mit anderen
Nutzpflanzen, wie Liberia-Kaffee, Kapok, Ramie, Ver-
suche in grossem Maassstabe angestellt werden. Die
sicherste Capitalsanlage scheint zur Zeit die eifrig be-
triebene Anpflanzung von Cocospalmen zu sein. Stephansort
nimmt unter diesen Umständen sehr an Bedeutung zu,
doch wird Friedrich Wilhelms-Hafen wegen seiner
günstigen Hafenverhältnisse weiter gehalten werden
müssen. Im Bismarck-Archipel hat besonders der Baum-
wollbau grosse Fortschritte gen)acht, F.nde üctober
waren 431 ha mit Baumwolle bejjflanzt, welche bekannt-
lich ein recht gut bewerthetes Product liefert. Die Ge-
sundheitsverhältnisse der Europäer und Kulis haben sich
auf Kaiser Wilhclms-Land gebessert, noch günstiger steht
der Bismarck-Archipel da, wo Malaria nur in leichter
Form auftritt. Die erhebliche Abnahme der Malaria-
erkrankungen unter den Arbeitern bildet nach der An-
sicht des leitenden Arztes den Beweis für seine Be-
hauptung, dass Neuguinea und besonders Stephansort
seinen Ruf, hervot ragend ungesund zu sein, endlich ver-
lieren werde. Sehr erfreulich ist, dass im Bismarck
Archipel auch das von Privaten mit Baumwolle unil
Cocospalmen bebaute Land stetig zugenommen hat; es
sind heute bereits über 1 20i> ha bepflanzt ; die Ausfuhr
hat sich nur in Trepang gehoben. Im Bisraarck-.'Xrthipel
wohnen 148 Europäer, darunter Ü2 Deutsche und Eng-
länder. Die culturellen Anlagen der beiden Haupt-
platze von Kaiser Wilhelms-LaDd, Friedrich Wilhcln»-
Hafen und Stephansort, zeigen ein fortschreitendes Ge-
deihen ihrer Pflanzungen. An erstcrem Orte lieferten
die Plantagen 6000 Cocospalmen und gegen 3000 Kapok-
bäume sowie loo junge Cacaopflänzlinge dem Ausfuhr-
handel. Daneben wurde die Ilolzgewinnung eifrig be-
trieben und einige hundert Mangrovestämme abgeführt.
Stephansort ist eine Hauptstätte der Tabaksproduction.
Im Jahre 1898 gingen von dort einige 60.000 Pfund
Producte eigener Zucht auf den Markt. Auch Baumwolle
ward hier reichlich gewonnen, freilich hauptsächlich
dank dem Umstand, dass die Eingeborenen sich zu
Hilfsleistungen bei der Blattbestellung verstanden. Diese
Arbeiter kommen mit Weib und Kind herbei, helfen
tüchtig bei dem Einsammeln der Wolle und kehren mit
sehr bescheidenem Lohnanspruche nach ihrer Heimat
zurück. Weder der Kaffee noch die Baumwolle können
indess in den Südseebesitzungen mit der Cocosnuss
concurriren, dieselbe bleibt das Hauptexporthandels-
object.
Der europäische Plantagenbetrieb hat sich im Wesent-
lichen um Stephansort concentrirt. In der zuerst an
der Astrolabe-Bai begründeten Station Constantinhafen
werden nur die vorhandenen Cocospalmenbestände ge
pflegt, aber nicht erweitert. Die Station Erima, welche
durch eine Feldbahn mit Stephansort verbunden ist, dient
besonders als Landungsplatz mit Si^eichern und Lager-
räumen. Die abgeernteten Tabakfelder von Erima werden
jetzt gleich denen von Stephansort mit Cocospalmen,
Baumwolle und Kaffee bepflanzt. Im Ganzen waren in
Stephansort etwa 1000 ha urbar gemacht, die aber von
Jahr zu Jahr vermehrt werden. Das frische Land trägt
ein-, auch zweimal Tabak, um dann mit anderen Culturen
besetzt zu werden. Gute Wege, zweckmässige Gebäude,
ein bis ins Kleinste hinein geordneter Betrieb machen
einen äusserst günstigen Eindruck. Stephansort ist jetzt
der Sitz der Hauptverwaltung, wozu es sich aucfi seiner
centralen Lage und seines relativ gesunden und ange-
nehmen Klimas wegen vorzüglich eignet.
Uebcr eine in ethnographischer Beziehung interessante
Forschungsreise in das Hinterland der Station Stei)hansort
berichtet der mit der Ausführung derselben betraute Marine-
officier über die Sitten und Gebräuche der dortigen
Einwohner Nachstehendes :
Die Eingeborenen im Binnenlande von Stephansort
haben kein fest geordnetes Gemeinwesen unter einem
gemeinsamen Oberhaupt. Häuptlinge gibt es nicht. Da-
gegen bestehen kleine Familienverbände mit einem
Fainilienoberhaupt. In einen solchen Familienverband
können Fremde aufgenommen werden. Kinder durch
Adoption, junge Männer und Witwen durch Heirat, doch
werden solcherweise Aufgenommene immer unterschieden
von den Alteingesessenen. Mehrere Familienverbände
bilden gewöhnlich eine Dorfgenossenschaft, welche eigent-
lich nur ein religiöses Motiv verbindet, nämlich der
allen Papuas in der Astrolabe-Bai gemeinsame Geheim-
cult, bekannt unter dem Namen Asa. Der Platz, aul
welchem die mit dem Geheimcult verbundenen Feier-
lichkeiten stattfinden, ist Gemeingut des ganzen Dorfes,
ebenso das auf diesem Platse errichtete Haus. Dag^eo
sind die im Asa- Haus aufbewahrten Gegenstünde
(Masken, Hörner, Klappern) Privateigenthum.
Die Plantagen der Eingeborenen werden angelegt ent-
weder von der ganzen Dorfgenossenschaft oder von dem
einzelnen FamiUenverbande, selten von der einzelnen
Familie. Gemeinschaftlich geschieht die Arbeit des B&umc-
ßülens, Rodens und Brennens in den Plantagen; dann
aber werden dieselben in Parcellen getheilt und diese
den einzelnen Familien angewiesen. Die Parcellen werden
durch Gräben oder quergelegte Baumstämme abgegrenit.
Die Früchte, Taro, \'ams, Maniok, Zuckerrohr, Gurken,
Mais, welche der Eingeborene auf seinem ihm zuge-
wiesenen Stück Feld zieht, gehören ihm und seiner Fa-
milie, nur ist er verpflichtet, bei Festlichkeiten im
92
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Familienverbande davon einen Theil beizusteuern. Stirbt
er, so wird der grösste Theil des Vorrathes bei dem
manchmal mehrere Wochen dauernden Trauergelage von
den betrübten Verwandten und Freunden aufgegessen ;
der etwa überbleibende Rest gehört der Witwe und den
Kindern. Obwohl der Landbesitz Geraeingut des Fa-
milienverbandes ist, so gehören doch die auf demselben
stehenden Fruchtbäume den einzelnen Personen.
Den grössten Werth haben in den Augen der Ein-
geborenen die Schmucksachen, als da sind: die Arm-
bänder, der Tanzschmuck, Brustschmuck, Kopfschmuck
und die zu mancherlei Schmucksachen verwendeten
Hundezähne.
Kiaulschou.
Zum Schluss ist noch eines Schutzgebietes zu ge-
denken, welches Deutschland seit kaum länger als Jahres-
frist in Ostasien zu dem Zwecke in Besitz genommen
hat, um dadurch dem berechtigten Wunsche Erfüllung
zu geben, gleich anderen Mächten einen Stützpunkt für
Handel und Schiffahrt in den chinesischen Gewässern
zu erwerben.
Es ist dies die Kiautschoubucht, der geeignetste .Aus-
gangspunkt für die Entwicklung deutscher Interessen
durch Bau von Eisenbahnen, Ausbeutung von Minen und
Förderung des Handels, weil man dort einen ganz neuen
Theil Chinas, und zwar einen stark bevölkerten auf-
schliessen, und den Verkehr nicht nur aus der Provinz
Schantung, sondern auch aus weiteren Gebieten dahin
lenken kann. Ein grosser Theil dieses Verkehres ging
früher über Tientsien und stockte jeden Winter mehrere
Monate in Folge des Eises. Unter der Voraussetzung
der Eisfreiheit der Bucht von Kiautschou kann ein
gleichmässiger Export von dort stattfinden, zumal der
Landweg dorthin erheblich kürzer sein würde als der
nach Tientsin oder Tsihifu,
Die Bevölkerung besteht ausschliesslich aus Land-
bewohnern. Ueber die Zahl der Bewohner des Gebietes
lässt sich bis jetzt noch keine genaue Schätzung machen ;
sie ist auf öo.ooc — 80.000 Köpfe zu veranschlagen.
Hauptnahrungszweige sind Fischfang und namentlich
Ackerbau. An Vieh wird nur eine für den Geschmack
des Europäers nicht geniessbare Art von Schweinen in
grösserem Maasse gezüchtet. Rindvieh und Schafe zur
Deckung des Fleischbedarfes für die Besatzungstruppen
u. s. w. kommen weiter aus dem Innern her.
In Tsintau, Nükukau, Zanlau, Schatzekau und Tapatau
sind einige chinesische Kaufleute ansässig, die den
Waarenverkehr mit anderen Plätzen der chinesischen
Küste unterhalten. Ausfuhrgut ist Schantung-Kohl, Erd-
nüsse, Walnüsse, Bohnenkuchen, Bohnenöl, Melonen-
samen, Nudeln, gesalzene Schweine, Aepfel, Birnen und
anderes Obst. Einfuhrwaaren kamen bis jetzt haupt-
sächlich aus Shanghai und Ningpo; aus ersterem Platze
Rohbaumwolle und einige BaumwoUwaaren, aus Ningpo
Papier, Bambuswaaren ; Zucker wurde ferner aus dem
Süden, Bauholz vielfach aus Korea bezogen.
Grossen Umfang hatte der Waarenaustausch bis zur
Zeit der deutschen Besitzergreifung nicht angenommen.
Europäische Artikel waren mit Ausnahme der genannten
BaumwoUwaaren und Streichhölzer so gut wie unbe-
kannt. Die in der Kiautschoubucht anlaufenden Dschunken
brachten neben ihrer sonstigen Ladung wohl hie und da
eine Kleinigkeit mit.
Die Bevölkerung zeichnet sich durch Ordnungsliebe
und Genügsamkeit aus. Bei der Besitznahme des Platzes
fand sich ein kleiner Stamm Arbeiter in Tsintau vor,
die mit der Errichtung einer Landungsbrücke beschäftigt
waren ; sie waren in Tsintau nicht ansässig. Da die Be-
völkerung keine Lust zeigte, sich als Handwerker und
Handlanger verwenden zu lassen, so wurde der vorge-
fundene Bestand in die Dienste des Gouvernements ge-
nommen; erst später gelang es, im Pachtgebiete an-
sässige Bauern zur Arbeit zu bewegen. Bei der den
Chinesen innewohnenden Trägheit hat es nicht an Zeiten
gefehlt, wo kleinere Stockungen in den Arbeiten durch
einfaches Versagen der angeworbenen Kräfte eintraten.
Im Allgemeinen hat die Bevölkerung sich jedoch sehr
gut in den Wechsel der Verwaltung gefunden; einige
haben sich bereits als Handwerker einigermaassen ein-
gelernt.
Jedes Fleckchen Land, und sei es noch so klein, ist
bebaut; jeder (irashalm und jedes verdorrte Reisig wird
sorgsam im Winter von Rainen und Wegen abgekratzt
und zur Feuerung verbraucht. Neben einer Art Zwerg-
kiefer, deren Zweige im Winter abgehauen werden, gibt
es kein Brennmaterial ; der arme Mann begnügt sich mit
den Stengeln des Kauliang (Sorghum) und dem vom
Acker gesammelten Unkraut. Gerste und Weizen wird
nicht gesäet, sondern gepflanzt; die einzelnen Pflanzen
stehen in kleinen Häufchen auf den Feldern; die Löcher,
in die die Pflanzen gesetzt werden, erhalten vor der Be-
stellung des Feldes eine Handvoll Dünger, der den
Winter über vor jedem Hause in grossen Composthaufen
gesammelt und aufgestapelt wird. Anfangs Februar be-
ginnt bereits die Arbeit auf den Feldern. Der Knoblauch
wird gepflanzt. Im April werden Hirse- und Maisfelder
bestellt ; Hanf und Sellerie werden gepflanzt, die Weiden
schlagen aus; Aprikosen-, Pflaumen-, Aepfel- und Birn-
bäume stehen in voller Blüthe. Die Bergabhänge und
Steine sind bedeckt mit Veilchen und wilden Tulpen;
die Rosenhecken belauben sich; die braungelbe Erd-
schicht der Anhöhen verschwindet unter dem grünen
Ueberzug von Gras. Der Mai bringt den Winterweizen
zur Reife; gesäet werden Reis, Hülsenfrüchte, Sesamum,
die süsse Kartoffel wird eingesetzt; es folgen Melonen
und ihre Abarten; auf dem Markt erscheinen die ersten
Kirschen und Erbsen, die Weinreben treiben, der Sauer-
ampfer steht in Blüthe. Der Juni ist der erste Ernte-
monat. Weizen und Gerste werden aus den Feldern
gezogen und eingebracht; Aprikosen, Pfirsiche und
Pflaumen werden zum Verkaufe ausgeboten ; das Grün
der Granatenbäume verschwindet unter der Menge rother
Blüthen; mit Bohnen und Hülsenfrüchten, Mais, Hanl
und dergleichen werden die ihrer VVinterfrucht baren
Felder neu bestellt. Der Juli bringt Aepfel und Birnen;
Buchweizen und Rüben werden gesäet. Im August wird
der Hanf ausgerissen, Kohl gepflanzt; Quitten, Walnüsse
und die besseren Aepfelsorten werden gesammelt. Nach
der fruchtbaren Regenzeit folgt im September die grösste
Jahresernte ; der Reis ist reif, Hirse und Sorghum werden
für den Winterbedarf eingebracht und auf den Dorf-
mühlen zermahlen; Mais, Bohnen, Sesamum, Erbsen
werden gepflückt, Trauben auf dem Markte feilgehalten.
Im October wird der Buchweizen reif; an Früchten er-
scheinen noch Citronen, Datteln, Kastanien, Erdnüsse
werden gesiebt, und die Besorgung der Felder mit Winter-
saat, Gerste und Weizen erfolgt.
Wälder finden sich im Pachtgebiete nicht; grosse Sorg
falt wird allein auf die Kieferanpflanzungen verwendet,
deren Zweige das Hauptbrennraaterial für den Winter
abgeben.
Das Schutzgebiet bietet für den deutschen Landbauer
keinen Raum, nicht zur Agricultur, sondern zu Handels-
und Industriezwecken ist das Territorium erworben
worden Die Felder, die jetzt mit Saaten bestellt sind,
zu Forsten umgestalten zu wollen, würde ebenfalls wirth-
schaftlich falsch sein. Doch empfiehlt sich eine An-
pflanzung von Laubbäumen, schon um die natürlichen
Schönheiten des Platzes zu rechter Wirkung zu bringen.
Da die gesundheitlichen Verhältnisse von Tsintau gute
sind, dürfte der als Geschäfts- und Badeort sich lebhaft
entwickelnde Platz als Erholungsort für die in den süd-
licheren Häfen erkrankten Europäer, wenigstens im Frühling
und Herbst dienen können. St.
ÖSTKRREICHTSCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
KLONDYKE.
(Aus dem Berichte des k. und k. Consulates pro 1898 in Montreal.)
Das Vorhandensein von Gold in Kl'ondyke war schon
seit langen Jahren bekannt; die unwirthsame Gegenti
und der gänzliche Mangel an Verkehrsstrassen waren
jedoch einer rationellen Entwicklung der Goldwäscherei
hinderlich gewesen, und bis vor Kurzem Hessen sich
nur wenige der Abenteuerlichsten dorthin locken. Die
gegenwärtige Bedeutung und der jetzt weltverbreitete
Ruf dieses Gebietes, anbetrachts des beinahe magisch
erscheinenden Reichthums, verdienen indessen eine ein-
gehendere Berichterstattung über diese Goldfelder.
Der Yukon-Üistrict der Nordwest-Territorien, welcher
im Juni 1895 zum erstenmale officiell begrenzt wurde,
liegt zwischen dem 60. Breitengrade und dem nörd-
lichen Polarmeer einerseits und der Grenze von Alaska
und der Wasserscheide des Yukon- und Mackenzie-
Flusses andererseits. Dieses Areal umfasst rund 125.000
Quadratmeilen, reich an Flüssen und Creeks, deren
Länge zusammengenommen etwa 1400 Meilen beträgt
und an welchen das Gold sich in mehr oder minder
grossen Quantitäten vorfindet. Die Gegend war ursprüng-
lich sehr -spärlich bevölkert von vereinzelten Indianer-
stämmen, welche soweit noch nicht in einem ver-
tragsmässigen Verhältniss zur canadischen Regierung
stehen.
Die ersten Weissen, welche bereits in den Vierziger-
jahren hier auftraten und betreffs Eintausches von
Pelzen verschiedene trading posts errichteten, waren
die Beamten der Hudson Bay Company, späterhin auch
die der Alaska Trading Company, welche vielfach die
internationale Grenze überschritten und den Yukon
hinauf in canadisches Gebiet eintraten. Bei diesen Ge-
legenheiten wurde das Vorhandensein von Gold be-
kannt; indessen die praktische Ausbeutung fing erst in
den Jahren 1885 — 1887 an, Dimensionen anzunehmen,
welche die canadische Bundesregierung veranlassten,
ihre Landmesser dorthin zu entsenden, um die inter-
nationale Grenze zwischen Canada und Alaska festzu-
stellen.
Das Interesse der allgemeinen Bevölkerung wurde
jedoch erst erweckt, als im Jahre 1894 die Gold-
waschungen eines verhältnissmässig kleinen Areals am
Klondyke-F'lusse ein Resultat von 300.000 $ ergaben.
Es existirten damals verschiedene kleinere Mining camps,
zusammengesetzt aus Amerikanern, welche den Yukon-
Fluss heraufgekommen waren und sich um die inter-
nationale Grenze nicht viel kümmerten. Inzwischen war
die North American Transportation and Trading Com-
pany ins Leben getreten als Concurrentin der Alaska
Trading Company, und diesen beiden Gesellschaften
fiel die Versorgung der verschiedenen Mining camps zu,
da sie die Flussschiflfahrt auf dem Yukon-Strom
monopolisirten. Nun lagen aber diese Mining camps
auf canadischem Gebiet, so dass der canadischen Re-
gierung in Ermanglung der Anwesenheit ihrer Beamten
die Zolleinnahmen auf die Lebensvorräthe gänzlich ent-
fielen. Ausserdem herrschte vollständige Gesetzlosigkeit,
insofern diese camps ausserhalb der Jurisdiction der
Alaska - Staatsverwaltung lagen und eine canadische
Staatsverwaltung einfach nicht existirte. Deshalb über-
nahm die canadische Bundesregierung im Juni 1895
durch Entsendung des nöthigen Beamtenpersonals unter
Leitung eines Commissärs des Districtes und unterstützt
von einer Abtheilung berittener Polizei die eftective
Verwaltung, und es traten nun geregelte sociale Ver-
hältnisse ein. Die rasch sich vermehrenden Mining
camps wurden gänzlich frei von der anderwärts unter
ähnlichen Verhältnissen auftretenden Zugellosigkeit, was
um so erstaunlicher ist, wenn man die Zusammensetzung
derselben aus den denkbar verschiedensten Eifcmenten
des abenteuerlustigen Stromes in Berücksichtigung zieht
und ferner in Betracht nimmt, dass der District 3000
Meilen von dem Centralsitz der Regierung entfernt liegt,
von welchen die letzten 500 Meilen durch die enornien
Beschwerlichkeiten der Uebersteigung von Gebirgen den
80 verwalteten Bezirk ipso facto isoliren.
Der Umstand, dass die Mehrheit der Goldgräber
fremder Nationalität angehört, so dass sie das erworbene
Gold bei Rückkehr in die Heimat mit sich fortnimmt, und
dass femer bei Ausschluss der rationellen Betreibung von
Landwirthschaft eine dauernde Besiedelung dieser
Strecken nicht denkbar ist, bedingte natürlich die
Selbsterhaltung der Yukon- Verwaltung, welche durch
Belegung einer royalty in der Höhe von 10 Percent
auf den Bruttoertrag der Goldwäschereien realisirt
wurde. Dass es jedoch möglich war, bei einer fremd-
nationalen Bevölkerung in den gänzlich isolirten Districten
die Zahlung einer derartigen royalty wirklich durchzu-
führen, zeugt eben von der guten und weisen Ver-
waltung, welche das bessere Element der Bevölkerung
trotz der Unpopularität der royalty derart zur Mit-
wirkung heranzwang, dass es sogar gelang, das „rowdy"
Element so ausreichend zu zügeln, um in kurzer Frist
die Sabbathruhe einführen zu können.
Der Hauptsitz der Verwaltung ist in Dawson, am
Zusammenfluss des Yukon und des Klondyke, eine
Stadt oder vielmehi der Sammelplatz der verschiedenen
umliegenden mining camps, mit schätzweise 20.000 bis
25 000 Bewohnern.
Das erste Augenmerk der Regierung lenkte sich auf
die Herstellung besserer Verkehrsstrassen mit mög-
lichster Berücksichtigung der natürlichen Wasserwege
ausserhalb des durch Alaska fliessenden Yukon. Die
Ueberland-Route von Edmonton in dem Proviniialbezirk
Assiniboia erwies sich als zu beschwerlich; dahingegen
wurden die Wege in Skagnag und Dyea, beide am
Ausfluss des Lynn-Canals, bald soweit passirbar ge-
funden, dass die Entfernung nach Dawson, etwa 590
Meilen, während des Berichtsjahres verschiedentlich in
14 Tagen zurückgelegt werden konnte. Die Wege sind
immerhin äusserst beschwerlich, und Mancher ist den
ungeheuren Strapazen erlegen. Ausser einem abenteuer-
lichen Sinn und Gemüth ist eine gesunde, robuste Con-
stitution erforderlich, um den Goldgräber überhaupt
erst einmal in das Eldorado zu bringen.
Ein zu Anfang des Berichtsjahres von der Regierungs-
partei im Parlament eingebrachter Antrag zur Sub-
vention durch land grants einer Eisenbahn von der
Küste bis zum Beginn der Wasserstrasse, etwa 150
Meilen, welcher von der Majorität angenommen worden
war, wurde von der Oberen Kammer verworfen. Man
ist daher der Realisirung einer den Anforderungen ent-
sprechenden Verkehrsstrassc nur wenig nähergerückt.
Bei der gegenwärtigen Unbestimmtheit der inter-
nationalen Grenze ist ausserdem die Herstellung einer
ganz canadischen Verbindung unter Ausschluss der
Edmonton-Route eine Ungewissheit, zumal gerade die
Superiorität des L>-nn-Canals, welcher für eine der-
artige Verbindung in Betracht zu ziehen wäre, in
Disput steht.
Die Goldwäscherei hat sich soweit ausschliesslich
auf die nähere Umgebung von Dawson beschränkt, und
zwar hauptsächlich auf den Klondyke-Fluss und die
lüufe der Bonanza und Flldorado Creeks. Reiche Gold-
lager sind indessen an nahezu allen soweit bekannten
Flüssen und Creeks entdeckt worden, und muss es
lediglich den klimatischen Verhältnissen zugeschrieben
werden, dass die Ausbeutung noch nicht allgemeiner
geworden ist. Es ist genug von der Ausdehnung der
GoldU-iger bekannt, um die Stabilität der Goldwäscherei
im Yukon-District zu garantiren ; und nachdem die Er-
fahrung gelehrt hat, dass der strenge Winter nicht «n-
bedbgt prohibitiv auftritt, werden Mittel und Wege
schon gefunden werden, um die gegenwärtigen Be-
schwerlichkeiten jedenfalls theilweise zu überwinden.
94
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Es darf nicht angenommen werden, dass Gold allein
den Reichthum des Yukon-Districtes ausmacht ; viel-
mehr ist der Reichthum an anderen Mineralien und
Erzen gleichfalls ein ungemein grosser. Von über-
ragender Wichtigkeit ist das Vorkommen von Kohle in
verschiedenen Gegenden in grösseren und kleineren
Plötzen, umsomehr als die Frage des Brennmateriales
eine sehr ernste in Folge diS ziemlich beschränkten
Holzbestandes werden wird. Letzterer besteht zumeist
aus Pechtannen und anderen Nadelhölzern, vermischt
mit Birken, Cottonwood, Balsam, Pappeln und Weiden.
Die Grösse der einzelnen Bäume ist selbstredend durch-
gehends gering, da selbst während des Sommers der
Boden 3 Fuss unter der Oberfläche meistens gefroren
bleibt. Daher ist auch die allgemeine Vegetation trotz
der belebenden Sommerhitze eine sehr schwache, und
ausser dem vorwiegenden Moos finden sich nur ver-
einzelte Strecken, wo Gras spärlich gedeiht. Es darf
hier allerdings hinzugesetzt werden, dass während des
letzten Winters eine Partie von 25 Pferden im Freien
genügend Futter fand, was immerhin die Möglichkeiten
andeutet. Die rationelle Betreibung von Landwirthschaft
scheint jedoch absolut ausgeschlossen und bedingt daher
die Einführung sämmtlicher Lebensmittel, was die
enormen Kosten des einfachsten Lebensunterhaltes er-
klärt. Wohl sind versuchsweise Kartoffel und andere
Wurzelgemüse angebaut, die zeitweilig bereits im August
auftretenden Fröste lassen es jedoch nicht über den
Versuch hinauskommen.
Selbst Wild ist nicht zahlreich vorhanden. Nur ver-
einzelt treten Elenthiere, Hirsche und Bären auf; dahin-
gegen finden sich Fische ziemlich zahlreich in den Ge-
wässern vor.
Man darf aus allem diesen wohl den Schluss ziehen,
dass, wenn auch der Reichthum der placer mines den
Zuzug nach dem Yukon-District aufrecht erhalten und
die transiente Bevölkerung von Goldwäschern für die
kommenden Jahre bedeutend anschwellen wird, der
sonstige Mineralreiclithum des Landes, mit Ausnahme
von Kohle, welche für localen Consum die Ausbeutung
bedingen muss, noch für lange Jahre gänzlich unver-
werthet liegen wird, und selbst die unausbleibhche Ent-
deckung von Gold in grösseren Depositen als free
milling oder smelting ore einstweilen keinen reellen
Werth haben kann.
Conservativer Schätzung nach sollen sich jedoch
hunderte von Millionen in placer gold dort vorfinden.
Wer sich aber mit irgendwelcher Aussicht auf Erfolg
in diese unwirthsamen Gegenden hineinwagen will,
muss sich darauf gefasst machen, ein kleines Vermögen
hineinzustecken gleich von vornherein ; denn eine poor
men's Goldgrube ist Klondyke nicht.
CHRONIK.
Asien.
Astatische Türkei. Unter dem Vorwande, nach armeni-
schen Agitatoren zu suchen, plündern Abtheilungen der
kurdischen Milizreiterei Hamidiö in Korza Bulanyk im
Sandschak Musch verschiedene armenische Dörfer,
darunter die grosse Ortschaft Hoschgeldi, und verüben
andere arge Ausschreitungen. Der russische Botschafter
Sinowjew führt beim Sultan Beschwerde über diese Aus-
schreitungen der Kurden im russischen Grenzgebiete.
Nach den Darstellungen von türkischer Seite wird diese
Nachricht für falsch erklärt und der Zwischenfall auf
einen Gebietsstreit zwischen Angehörigen kurdischer
Stämme zurückgeführt ; danach entsprechen auch die
Berichte über die Sicherheitszustände in den Vilajets
Bitlis, Van und Erzerum nicht den Thatsachen, sondern
beruhen sie auf Missdeutung der von den Behörden
getroffenen Maassregeln gegen verschiedene nicht Ar-
menier betreffende Streitfälle und Unzukömmlichkeiten.
Arabien. Die türkischen Behörden greifen an der
jemenischen Küste zwei Segelbarken auf, welche zum
Zwecke von Schmuggel die italienische Flagge führen,
und bringen sie nach Hodeidah; auf den Einspruch
Italiens werden jedoch die beiden Fahrzeuge wieder
freigegeben.
Sibirien. Zwischen Vertretern der holländischen und
englischen Dampfergesellschaften einerseits und dem
Chef der commercielien Section der grossen sibirischen
Eisenbahnen andererseits finden Berathungen über die
Ausfuhr sibirischer Producte und die Einfuhr ausländi-
scher Producte nach Sibirien statt. Es ist die Errichtung
eines Transitverkehres über Perm nach dem Hafen von
Archangelsk in Aussicht genommen.
Afghanistan. Gegen den Emir Abdurrahman wird von
einem Unbekannten ein Mordversuch verübt, doch geht
der Schuss fehl. Der Verbrecher, ein Afghane, vermag
sich auf russisches Gebiet zu flüchten. Der Bruder des
Emirs, Ishak Khan, soll versucht haben, einen Koch zu
bestechen, dass er den Emir vergifte ; auch Ishak Khan
findet nach der Entdeckung seines Planes eine Zuflucht
in Russisch Centralasien.
Indien. Im Districte Bombay ist die Pest wieder im
Zunehmen begriffen ; in Puna kommen an einem Tage
1 10 Erkrankungen mit 82 Todesfällen vor.
China. Das Tsungliyaraen theilt dem französischen
Gesandten mit, dass das französische Consulat Mongtse
(Yünnan), das bei den jüngsten Unruhen zerstört wurde,
auf Kosten der chinesischen Regierung wieder aufgebaut
werden wird. Der französische Gesandte stellt keine
weiteren Ersatzforderungen ; die Ansprüche für die Ver-
luste Privater werden durch die Ortsbehörde geregelt.
— Die in Kaumi ausgebrochenen Unruhen smd fast
gänzlich beendigt. Der chinesische Provinzgouverneur
hat eine Commission von Beamten berufen, der es zur
Aufgabe gemacht ist, in Kaumi die völlige Ordnung
wieder herzustellen. — Nach der auf Antrag des fran-
zösischen Gesandten in Peking getroffenen Verfügung
des Tsungliyamen, wonach dtn Bischöfen der- römisch-
katholischen Kirche in China der Rang der General-
gouverneure verliehen und überhaupt die Rangverhält-
nisse der Missionäre geregelt worden sind, weist die
deutsche Regierung ihren Gesandten in Peking an, das
Tsungliyamen zu einer anderen Verfügung zu veranlassen,
durch welche dieselben Vortheile und Vergünstigungen
auch den deutschen Missionären in Schantung zugute
kommen sollen ; die deutsche Regierung nimmt für sich
auch das ausschliessliche Schutzrecht über die Missionäre
in ihrem Interessengebiete Schantung in Anspruch. Das
Tsungliyamen kommt den deutschen Wünschen in beiden
Beziehungen nach, so dass die deutschen Missionäre in
Schantung jetzt genau dieselben Rechte besitzen wie
alle anderen europäischen Missionäre in China, und
dass das ausschliessliche Recht Deutschlands auf deren
Schutz in aller Form von China anerkannt ist. — Es
wird eine russische Schule gegründet, die ausschliesslich
den Unterricht in der russischen Sprache pflegen und
Chinesen zu sprachkundigen Eisenbahnbediensteten aus-
bilden soll. Die Lehrer sind Russen; die Schule wird
von der chinesischen Regierung unterhalten. ■ — Sämmt-
liche Gesandten, mit Ausnahme des französischen und des
russischen, unterzeichnen vorbehaltlos die abgeänderten
Bodenordnungen, die für die Unterstellung des erweiterten
Gebietes der internationalen Niederlassung in Schanghai
unter die Verwaltung der Municipalität der nichtchinesi-
schen Einwohner erforderlich sind.
Japan. Es treten die Verträge in Kraft, gemäss denen
Japan allen westlichen Nationen offen stehen wird, deren
Angehörige aber unter den allgemeinen Gesetzen des
Landes stehen werden. Aus diesem Anlasse erlässt der
Kaiser eine Verordnung, durch die dem Volke befohlen
wird, im Verkehre mit Ausländern Höflichkeit und Takt
zu beobachten, und eine gleiche Verordnung erlassen
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
die Mitglieder des Cabinets an die Beamten ihrer
Ressorts.
Sumatra. General van Heutsz kehrt in das Haupt-
quartier Kota Radscha zurück, nachdem er mit zwei
Bataillonen einen Marsch durch die an der Nordost
küste Sumatras liegenden und sich bis nach iJeli herunter-
ziehenden kleineren Staaten, die bis jetzt theilweise
noch nie von Europäern betreten wurden, gemacht hat:
dabei kam es zu hartnäckigen Kämpfen, wobei beide
Theile Verluste an Todten und Verwundeten hatten. In
Grossatjeh verhält sich die Bevölkerung ruhig. Durch
die Zurücksendung eines Theiles der Besatzungstruppen
von Atjeh nach Java wurde der in Pedir noch nicht
vollständig gebrochene Widerstand aufs Neue angefacht,
und es muss deshalb zu einer zweiten militärischen
Action gegen Pedir und die angrenzf nden kleinen Staaten
geschritten werden.
Philippinen. 30 gefangene spanische Militär- und
1 7 Civilpersonen werden in Freiheit gesetzt. Die ameri-
kanischen Freiwilligen sind in Folge der schlechten
Führung des Feldzuges gegen die Philippiner durch den
General Otis entmuthigt, und im eigenen Lager der
Amerikaner besteht eine Empörung. Die Eingeborenen
von Manila beklagen sich über Gewaltthätigkeiten und
Erpressungen, die von amerikanischen Soldaten begangen
werden, und Handlungen amerikanischer Grausamkeit
beeinflussen die Nichtkämpfer in Manila zu Gunsten des
Aufstandes. Das Ende des Krieges ist nicht vorauszu-
sehen, Aguinaldo und einigte seiner ersten Führer sollen
dem General Otis directe Friedensancrbietungen gemacht
haben.
Airika.
Aegypten. In Alexandrien kommen noch immer Pest-
erkrankungen vor; der kleinere Theil dai'on hat tödtlichen
Verlauf.
Ahessynien. Der Negus Menelik verfügt die förmliche
Besitzergreifung des Danakillandes Haussa, über das er
schon seit Jahren die Oberhoheit beansprucht und mit
dessen Sultan Italien als mit einem selbständigen
Herrscher eine Art Schutzvertrag abgeschlossen hat, und
theilt es seinem Schwiegersohne, dem muhammedanischen
Ras Mikael von Wollogalla zu ; dieser soll bereits ein
Heer von 5"O0 Mann dorthin gesandt haben. Damit ist
Abessynien auch im Hinterlande von Assab der unmittel-
bare Nachbar Italiens und grenzt direct an Raheita. —
Leontjew wird vom Negus Menelik zum Gouverneur
der Aequatorialprovinzen Aethiopiens ausgerufen. Gleich-
zeitig wird die Sociöi^ anonyme des provinces equatoii-
ales anerkannt und deren Gebiet um die Dedschazprovinz
vermehrt.
Aegypiischer Sudan. Der Khalifa ist nach Kurun ge-
zogen und btfindet sich 18 Stunden westlich von Kosch-
raeszarer und zwei Tagereisen östlich von Dschebel
Gedir. In Kurun ist kein Getreide vorhanden und ausser
den Nahrungssorgen hat der Khalifa auch unter den
fortwährenden Angrifien arabischer Banden zu leiden.
Italienisch-Nordosta/rika. Die Verhandlungen zwischen
der französischen und der italienischen Regierung wegen
Lösung der Raheitafrage nehmen einen ruhigen Verlauf
Als Grenzpunkt an der Küste ist bereits Ras Dumeira
festgesetzt worden. Das Gebiet nördlich davon wird als
italienisches, das Gebiet im Süden als französisches
Territoiium anerkannt, und es ist nur noch die Grenze
im Inneren des Danakilgebietes festiustellen. F^ine fran-
zösische technische Expedition ist bereits nach Raheita
unterwegs, um den Abschluss der Verhandlungen zu be-
schleunigen.
Kamerun. Nach der Einn.ahme von Tibati seniiet
Hauptmann von Kaniptz einen gefangenen FuUa nach
Sanserni, wo sich der Lamido Muhammed Amalama
(Sultan von Tibati) vor dem von ihm seit elf Jahren
vergeblich belagerten Ngambe, der Hauptstadt des
Stammes der Mandiongolo in seinem Kriegslager be-
findet, um ihn zur Unterwerfung aufzufordern ; gleich-
zeitig lässt er auch dem Lamidu von Ngaandere die
Freundschaft der deutschen Regierung anbieten, worauf
dieser einen F>gebenheitsbrief sendet and versichert,
dass sich alle Fullastaaten der deutschen Regierung
unterwerfen würden. Der I.amido Muhammed Amalama
lässt die Botschaft unbeantwortet, und Hauptmann von
Kamptz bricht von Tibati nach Ngambe auf; er trifft
hier ein, nachdem Muhammed Amalama, der nur von
Kabulaleuten umgeben ist, von dort abgezogen ist, und
der Lamido von Ngambe nimmt die deutsche Expedition
gut auf Nun ist Südadamaua und ein offener Handels-
weg quer durch die ganze Colonie bis Ngaundere und
an die französische Grenze in der Hand der deutschen
Regierung.
Nyassaland. Zwischen den Engländern und Portugiesen
herrscht in O.stafrika ein F>invernehmen, das zu einem
gedeihlichen Zusammenwirken zur Unterdrückung von
Unruhen führt. Die Unruhen sind in dem südlichen
Theile des Nyassalandes ausgebrochen, der sich wie tin
Keil in das portugiesische Gebiet einschiebt. Der An-
führer des Aufstandes ist der Häuptling Maiaka. Eine
portugiesische Streitmacht von 200 weissen Soldaten,
2000 Sepoy und 4000 Trägern unter Major Machado
kommt in Chiromo, einem englischen Grenzorte, an, um
mit den britischen Truppen vereint gegen jenen Häuptling
vorzugehen, der beiderseitiges Gebiet bedroht, und dessen
Gegend dauernd zu besetzen. Die Operationen sollen
sofort beginnen.
Madagaskar. In der Gegend von Ivongo (?) -hat ein
Aufstand stattgefunden. Die Stellungen, in denen sich
die Aufständischen verschanzt hatten, wurdtn nach zwei-
tägigem Kampfe, wobei auch die eiu'opäischen Truppen
Verluste erleiden, genommen, und die .aufständischen
wurden zerstreut.
Maskaronen. Auf den Inseln Mauritius und Reunion
ist die Beulenpest ausgebrochen ; die Mehrzahl der Er-
krankungen verläuft tödtlich.
Australien.
Samoa. Die Arbeiten der Samna-Commission nehmen
einen befriedigenden Fortgang. Der Oberrichter Chambers
lädt die Mataafahäuptlinge in bürgerlichen Streitigkeiten
vor das Gericht, und da sie ihm offen Trotz bieten,
ersucht er die Commissare, sein Ansehen, wenn es
nöthig sein sollte, durch die Kriegsschiflfe zu wahren;
da die Commissare dies ablehnen, gibt Chambers seine
Entlassung und reist ab. Die Entwaffaung beider Parteien
geht rasch vor sich, und die Commission verspricht den
Eingeborenen eine Entschädigung für die Auslieferung
der Wafien. Die Anhänger Tanu's, die entgegen den
Abmachungen mit der Mataafapartei und gegen den
Befehl der Commission in der Stärke von ungefähr
1000 Mann auf der als Regierungssitz geltenden Halb-
insel Mulinuu bei Apia zurückgeblieben waren, räumen
diesen Platz. Tanu soll demnächst auf eine der Fidschi-
Inseln deportirt werden. Die zu Mataafa stehenden
Häuptlinge haben mit denen, die mit Malietoa Tanu
gehen, an Bord des amerikanischen Kreuzers «Badger« in
Gegenwart des deutschen, des englischen und des
amerikanischen Commissars eine Zusammenkunft, in
deren Verlauf sie mit Handschlag Frieden schlits<en.
Zwischen Mataafa und Malietoa soll ebenfalls eine Zu-
sammenkunft in Gegenwart der drei Commissare statt-
finden. Beide Parteien kehren ruhig in ihre Dorfer
zurück, um das Vorgehen der diei Mächte abzuwarten
Nichtsdestoweniger findet bei Safata im Di»tricte von
Suatelis ein Kampf statt, wobei ein Häuptling aus dem
Anhange Malietoa 's tödtlich verwundet und zwei andere,
darunter der Sohn von Suatelis, getö<itet und drei ver-
wundet werden. Die Kriegsschiffe «Tauranga« und »Cormo-
lan« verhaften drei Häuptlinge und bringen sie nach Apia,
wo sie vor das Obergericht gestellt werden sollen. Die
Anhänger Mataafas stellen Gründe gegen die Abschaffung
96
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
des Königthums auf und haben die Zuversicht, es dahin
zu bringen, dass die Angelegenheit noch einmal erwogen
wird. Die Commissare berufen die Vertreter beider
Parteien zusammen, um über die Regierungsform zu
berathen; Mataafa selbst willigt in die Abschaffung
des Königthums ein. Die Commission tritt für die Er-
nennung eines Verwalters ein, der nicht Angehöriger
eines der drei Schutzstaaten sein und dem ein aus
Vertretern der drei Mächte gebildeter Rath zur Seite
stehen soll; den Oberhäuptlingen soll eine ausgedehnte
Vollmacht in den ihnen unterstellten Bezirken gegeben und
ein aus Eingeborenen bestehender Rath gebildet werden,
worin die einzelnen Bezirke vertreten sind, und der in
Apia tagt. Das Kriegsschiif »Porpoise« verlässt Samoa.
Karolinen. Der König und die Häuptlinge der Karolinen-
insel Kusai richten an die Vereinigten Staaten eine Bitt-
schrift, worin sie um die Angliederung der Insel an die
Vereinigten Staaten bitten.
MISCELLEN.
Wei-hai-Wei. Ein Bericht des britischen Consulates
in Tschifu macht folgende Mittheilungen über die vvirth-
schaftlichen Aussichten der englischen Flottenstation
Wei-hai-Wei: Man kann die commerciellen Aussichten
Wei-hai-Weis keineswegs mit denen Hongkongs ver-
gleichen, das sich binnen 60 Jahren aus einem Fischer-
dorfe zu einem grossartigen Handelsemporium ent-
wickelte." Hongkong liegt am Ende eines Systems weit-
läufiger Wasserstrassen, einen Tag Dampferfahrt von
einer Millionenstadt, am Rande eines reichen und dicht-
bevölkerten Flussdeltas. Dagegen ist Wei-hai-Wei der
entlegenste Punkt einer bergigen Halbinsel, fern von
irgend welcher Fluss verbin düng mit dem Binnenlande,
meist ohne Strassen, inmitten einer Zone landbau-
treibender Bevölkerung ohne grössere Städte. Im Süden
liegt Kiaotschau, für den Handel ausserordentlich günstig
gelegen und mit Aussicht auf Eisenbahnverbindung mit
dem Hinterlande. Vier Stunden Dampferfahrt westlich
von Wei hai-Wei liegt Tschifu, von Natur aus für den
Handel kaum günstiger gelegen, der aber als langjähriger
Vertragshafen feste commercielle Verbindungen mit dem
Hinlerlande besitzt. Falls man annimmt, dass der
Handel noch eher den Eisenbahnen als der Flagge
folgen werde, sind die Aussichten des deutschen Kiao-
tschau und des russischen Talicnwan günstiger als die
Wei-hai-Weis. Das England zufallende Territorium, zehn
Meilen um Wei-hai-Wei herum, ist hügelig und wenig
fruchtbar, bepflarzt mit den in Shanlung gebauten
Cerealien, Weizen, Hirse und indischem Korn. Auf den
Abhängen wächst die Zwergeiche, deren Blätter jener
Raupe zur Nahrung dienen, welche die ,, wilde Shantung-
Seide" liefert. Die Cocons werden über Tschifu ausge-
führt. Einige geringfügige Goldfunde im Territorium
von Wei-hai-Wei gaben zu recht sanguinischen Hoff-
nungen Anlass. Die Abgrenzung des Pachtgebietes vom
übrigen chinesischen Reiche ging ohne Störungen seitens
der Bevölkerung anstandslos vor sich.
Zur Erschliessung Chinas. Das k. und k. General-
Consulat in Shanghai schreibt in seinem Mai- Berichte:
„In handelspolitischer Richtung verdienen zwei wichtige
Ereignisse, nämlich die Eröffnung des neuen Vertrags-
hafens von Santu und die Ertheilung der Eisenbahn-
concession Tientsin-Chinkiang besonders erwähnt zu
werden. Der neue Hafen von Santu, welcher von der
chinesischen Regierung als Vertragshafen eröffnet wurde,
liegt an der Südseite der gleichnamigen Insel in der
Samsahbucht, 45 Meilen nördlich von der Mündung des
Min-Flusses; die Hafenbucht ist etwa eine Meile lang,
aber sehr flach, Schiffe sollen jedoch unmittelbar vor
derselben einen guten Ankerplatz finden. Der Hafer ist
besonders geeignet für die Verladung des Thees und
VtrantwortUcber Redictenr: R. ▼. R0G8SLEB.
anderer Producte aus den angrenzenden Districten von
Ninghai, Fu ning, Fu an etc. Die geographische Lage
kann jedoch nicht als sehr günstig für den internationalen
Handel bezeichnet werden, und vorläufig ist auch kaum
zu erwarten, dass sich europäische Kaufleute in diesem
neuen Vertragshafen dauernd niederlassen. Was die oben-
erwähnte Eisenbahnconcession anbelangt, so wurde am
24. Mai 1. J. durch ein kaiserliches Edict der Vertrag
bestätigt, welcher betreffs der Tientsin-Chinkiang-Eisen-
bahn zwischen der chinesischen Regierung und den Ver-
tretern der deutschen und englischen Consortien am
i8. Mai abgeschlossen worden war. Aus den Bestimmungen
des Vertrages geht hervor, dass Betrieb und Verwaltung
der Strecke von Tientsin bis zur Südgrenze von Shan-
tung in deutschen Händen sein wird, während die Strecke
von der Südgrenze Shantungs bis zum Yangtse unter
britischer Verwaltung stehen soll."
Elektrische Bahnen In Ostasien. Am 24. Juni
wurde in China die erste elektrische Strassenbahn zwi-
schen dem Pekinger Bahnhof Machiapu und dem Süd-
thor Yungtingmen von Peking eröffnet. Diese war be-
dingt durch die ungünstige Lage des Pekinger Bahn-
hofes Machiapu, welcher etwa 6 km vom ungefähren
Mittelpunkte der Stadt entfernt liegt und bisher mit ihr
nur durch eine höchst mangelhafte, unerträglich staubige
Landstrasse verbunden war. Die Projectirung und der
Bau der elektrischen Bahn wurde der Firma Siemens
& Halske, Actiengesellschaft, Berhn, übertragen. Die
ganze Anlage fand ungetheiltfes Lob.
Am 26. Mai konnte endlich der Betrieb der elektri-
schen Bahn in Siiul eröffnet werden, und schon ist man
dieser neuzeitlichen Errungenschaft überdrüssig. Gleich
nach der Eröffnung wurde — wie der „Hbg. Corr."
mittheilt — ein Kind überfahren, wodurch grosse Auf-
regung und Empörung entstand. Das Volk sammelte
sich in Rotten, griff die Führer und Schaffner der Bahn
an und misshandelte sie. Viele derselben trugen Ver-
letzungen davon. Die Wagen wurden mit Petroleum be-
gossen, angezündet und Alles demolirt und vernichtet.
Die Betriebsleitung erbat militärischen Schutz für den
weiteren Verkehr, der aber abgelehnt wurde. Sie wandte
sich deshalb an die Polizei, aber auch diese ist, da
etwa 260 Schutzleute hiezu erforderlich sind, wegen
fehlender Mittel nicht in der Lage, Hilfe zu leisten.
Weitere Nachrichten fehlen.
foEine indische Version des Hero und Leander-IMotivs ist die
dilgende von der „Frankf. Ztg." mitgetheilte Volksgeschichte,
e im Pendschab, besonders in Labore, sehr beliebt ist : In
einem Dorfe Namens Naryala lebte ein Töpfer, der eine schöne
Tochter hatte, Soni geheissen; Izzad Beg, ein reicher, junger
Kaufmann, erblickte sie einst, als er sich gerade die Waaren des
Töpfers besah, und hielt bei ihm um die schöne Soni an, doch
der Vater wies ihn ab. Da nahm er all sein Gut zusammen,
verkaufte es und legte die Tracht eines armen Fischers an,
worauf er jeden Tag die Familie des Töpfers mit Fischen versah.
Seine Wohnung aber befand sich auf dem anderen Ufer des
Stromes, über den er jedesmal in einem grossen irdenen Krug
setzte. Einmal fing er jedoch nichts, und, verzweifelt hierüber,
schnitt er sich ein Stück Fleisch aus seinem eigenen Körper,
briet es und überbrachte es seiner geliebten Soni. Diese merkte
den andersgearteten Geschmack und tadelte Izzad Beg, dass er
ihr einen schlechten Fisch gebracht hätte. Da gestand er ihr
Alles ein, und voll Bewunderung für seine starke und treue
Liebe willigte sie ein, ihm seine Besuche zu erwidern, indem sie
hiezu ebenfalls einen irdenen Krug benutzte. Inzwischen hatte
aber ihr Vater entdeckt, wer der arme Fischer war, und io^l
Stillen beschlossen, ihn aus dem Wege zu räumen. Er ver-^|
tauschte zu diesem Zwecke des Nachts den irdenen Krug Izzad
Beg's, den dieser für gewöhnlich am Ufer stehen liess, um ihn
zur nächsten Fahrt bereit zu halten, mit einem Krug aus un-
gebranntem ThoD. Zufälligerweise war es aber Soni's Krug, die
gerade ihrem Geliebten einen Besuch abgestattet hatte, so dass
sie bei der Heimkehr mitten im Strom ertrank. Beim Unter-
gehen erkannte sie den bösen Streich ihres Vaters und ver-
fluchte ihn und das Dorf. Ihr Geliebter nahm sich aus Kummer
das Leben, ebenso ihr Vater, als er seines Irrlhums gewahr
wurde, und der Strom schwoll an und erfüllte Sonis Fluch,
indem er mit seinen Fluthen das Dorf fortriss.
CU. RBISSBR & M. WBKTBKBR, WISN.
inv
OESTERREICHISCHE (^g 805'f
MonatssfhriÖ für ben #rimt.
XXV. JAHROANO.
WIEN, AUGUST 1899.
Nt. 8 BCII.AOR.
"Varleig dea Ic. Ic. öatarr. X^andals-IkrliiBevixxiB T^len, IJ^C 1. Sorggaaae IS.
■V Erscheint aitt* <•• Boiitt. "Wt
AbonnementsbedlDgrnns*»: Ina«rUen*b*dlaffiiBC*ai
Oao7.Jähri|{ ». W. fl. f). - , M. 10.—, Fr». I2.M) ohne Poitveimdnng FUr dl« «Inaialige ISlB«baliang «loer ViertclMlt« B. W. 1. &.— .
, „ fl. .'>.i;i>, M. ll.W, Fra. U.— mit ,
KAISERL KÖNIGE.
PRIVILEGIRTE
VON
Philipp Haas & Söhne
WIEN
WAARENHAUS: I, STOCK-IM-EISENPL ATZ 6.
FILIALEN:
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III , HAUPTSTRASSE 41
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603
1125
700
825
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988
1008
215
78S
10"
735
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anÄbbazla ab
^Oörz . .
Venedlf;
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an Neapel .
an
915
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210
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anVUlach ....... ab
^ Bozen-Ories
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1051
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300
319
247
107
1250
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*1145
1110
76.
1236
205
1125
113
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1042
850
955
1125
910
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^ Frankfurt a. M.
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i UUnchein ^
ab Innsbruck an
aDBozen-Ories ... ab
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Verona
Mailand
Florenz
Rom . .
an Neapel .
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510
433
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530
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717
1235
500
1185
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—
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1110
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617
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108
1010
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786
259
739
315
826
359
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1008
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844
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München
Bozen- Oriee . . .
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1145
105^
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I WlenS.-Bhn X
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anTrieat ab
450
1005
645
531
610
92»
615
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mngen erscheinen nach Maasigabe der eintretenden Verinde-
rungen in den betrefTenden Zolltarifen.
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wichtigsten Länder saccessive in den Rahmen dieses Jahr*
bnches einzubezieheo, wird der erscheinende V. Jahrgang durch
Nenanfnahme der ZoIlUrife der australuchtn Coloniin, ffUd*r.
ländiseh- Indiens nnd der Philippinin entsprechen.
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ailtig Tom 1. Jäni^er 1899
bis auf Weiteres.
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bl« Ml W<
ooEA.isnscH:ER iDiErrsT.
Indien— China— Japan.
Drei7.«liii KRhrleu von Triebt, re^p FUinie
mit HorühriinK de* lUfen Tort Said Snex, Aden,
Kai-rai-bi, Itoiubay, ('oloiubn, Penantir, Slngapor«,
Ilonukong, Si'Ni )tli:ii. Vnkoi AiiuL (dicHn be den
Häfen werden Riten an v nur ii'di»!i r wellen
MoiiHt ItoriUiit iiii'i K'tie. Auf der Autfahrt kann
Venedl)} faoultativ anoelaufen werden. An^cblnss
in Bt)iu)>ay »n die Danipier der dlitu'ien Linie
TrloMt KonibHV. — In den Zwt8elieiib&teti, Bom-
bay aiiüftenttionien, kfinnen Attfabtteu und A**-
kllnfte frülier oder später e' folgen. Der Auf'
entlialt In flume auf der RUrkrabrt kann um
die fflr die La<le- und Umla lettperatloi en nMbiKP
/.elt verlängert odc verkürzt wer<len. Autter
den oben heceiebneten lIAfon kJtuneu lowobl
auf der Hin ala laif der KQckfabrt andere
»hellen Chlnaa oder Japaua oder Manila be<
rttbrt werden.
Direoter Dienst Trieat— Bombig.
Abfaiirt v»D 'Irlest am S. der Monat« Jänner,
Feb uar,MKrR und am lä. Man; femer atn 3. der
Mnnate April, Mal, Jni, («eptember, Oetober,
November uml Itcrember, mli Berflbiuitff der
H«feti Tort Said. S.i,.'. .Vden, Hombay. — Ol«
Ankflnfie und Abf4brien In den Zwiactienbäten
ktSunen verfrflbi oder ^ernitäie' wor-'eD, .iM^ch
tibne dai Ulneräriiitiii<')t.- Klnirrn<n in <ieii Knd-
hkftiii au beelnträobtiK* '<■ An^rbiusit >n 1t,.i, b^r
In beiden Klobtnngen »n die Dam^'fer d<T mdo
Cbina J«p*o*LlBle.
Trieat- Caloitta.
Abfabd von T' ett am 16. de Moeaie
JUnuer, Kebpflox, April. Junl^ Auicaiit, Sepien-
b«r^ Oetober, Nuveuiber, l>«eenbermti BfiOh^ang
der Häfen Flume. Poit 8«i<l, Saei, Maaaaaa,
Aden, Bombay, Culombo, CaleotU. Aui den IIU-
nnd RArkfahrten kAaftea Oeowid«, Ma4f%a «»4
andere Hftfea der <\iroaaii4clKtai« «u««laalte»
werden. A«f riea Rflckfabt«a Ut d-*
der Bvrmoaleoben Ketahifra aowie
■eballett d*« Rotben nsd AdrUliarWa Mi
faonlut'V. DikM Aalaafett wa Heaby
Maaa^ua aof dea Miaf-brtan aad vo« ▼•
anf den Rflckfalinen Ut b*l allva
UUr.
Mercantildienat nach Brasilie«.
OemeiaaobafUdtettflt aiit der «A4r1a*. Tea
Trieat, raap. Flame )e »lae Abtebrt la daa M»<
aaiva Jänaer. Kebr«ar. Märt. AprU. Mai, d*e4
AbCahrtro In Jali. xwel Abfahrtea i« Aagaal,
awai Abfabrtan im 8«pi«mber. swel Abfebriaa
Im Oetober, ela* Abfahrt Im NoTember aad etoe
ImDeaember. Harabmag der Htlba ^raaaabaea,
Babta, Rio da Jaa^iro aad Saala^
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
Oiltlg vom 1. janner 1899
bis auf Weiteres.
iFa^rplan ixtp „d^eftcrrciriöiirtjEii IClapb*'
Giln« voml. Jftnnerl89!)
bis anf Weitere«.
iDiEisrsT ixwc -A-iDaFti-Ä-ariscuErT ^s^ceere.
Beschleunigte Elllinie Triest— Cattaro.
Ab Trieit jeden Donnerstag 10 Ubr Frfib,
iu Oattaro Freitag 18 Ubr Mittaga, berühr.:
Pola, Zara, Bpalato, Gravona.
Retour ab Cattaro Freitag 2V'i Uhr Nachm.,
m Triest Samstaf 5'/, Uhr FrOh.
AnschluBs in Triest an die Eilzüge von nnd
nach Wien.
ÄDBi-bluBs auf der Hinfahrt in SpafatO an
die Hinfahrt der Linie Metkovich A und in Cat-
taro an dieHinfahrt der Dalmatlnlsch-Albaneslschen
Linie nach Bari nnd Brindlsl.
Linie Triest— Metkovich A,
Ab Trieit jeden Mittwoch 1 Ubr Früh, In
Metkovich Freitag 4^, Ubr Nachm., berühr.:
RoTignOf Pola, Lusninpit-colo , Zara, Zaravecchia,
Sebenico, Trat^, Spalato, 8. Pietro, Almissa,
Gelsa, 8. Martine, Macarsca, Gvadaz, S. Giorgio
dl Lesina, Trapano, Fort Opu».
Retour ab Metkovioh jeden Sonntag 8 Übr
Früh, Sil Triest DiensUg 1'/, Ubr Nachm.
Änschlnssauf der Hinfahrt In Spalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Triest—
Cattaro.
Linie Trlest-Metkovlch B,
Ab Triest K-ie.o Samstag 7 [ilir FrQb, In
jletkovich Montag 5 Ubr Nachm., berflhr. :
Pola, Luseinpiccolo, Zara^ ZlariU} Sebeuico,
RogoalnzEa, Traft, Bpalato, 8. Ff^tro, Poatlra,
Almbisa, Puclscbie, Maoaraca, 8. Giorgio di Le-
stna, Trapano, Gradaz, Fort Opus.
Hetonr ab Metkovich jedeu Mittwoch 8 Uhr
Früh, in Triest Freitag 6 Ubr Abends.
AnschluBS anf i\-t Kflrkf«lirt in Spalato an
die Hinfahrt der Dalmatlnlsch-Albaneslschen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Triest jeden Montag, MittTrocb and
Freitag nm Mitternacht, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden Tag 6*,| Uhr Früh.
Retour ab Venedig jeden Montag, nittnstHK
und Freitag 11 Uhr Naobts, Ankunft In Triest
den darauffolgenden Taf ß> , Uhr Früh.
Linie Pola— Zara.
AbPota jeaHu Mittwochs'/, Ubr Nachmittags,
tu Zara Donnerstag 5 Uhr Nachm., berühr.:
Oherso, Rabaz, Malinsck, Veglia, Arbe. LnuHln-
grande, Novaglia, VRlc>|84tone, Porto Manzo.
Retour ab Zara Soantatr ßi/, Uhr Früh, In
Pola Montag 4 Uhr Früti
Dalmatinisch-Alt^anesische Linie.
Ab Triest jeden ptenstag 7 Uhr Früh, In
Cattaro Donnerstag 1*/, Ubr Abends, berühr.:
Uovigno, Pola, Lussinpfccolo, Selve, Zara, Se-
benico, Spalato^ Milni, 'Lesina, Cnrzolaf Gravosa,
CasteInnoTo, Teodo nnd Rlsano.
Retour ab Cattaro jeden Montag 11 Ubr
Vorm., in TrIest Mittwoch 6 Uhr Abends.
Anscbluss in Pola auf der Rückfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerknng. Diese Linie wird von CattarO
nach Bari. Brindlsl, Antlvarf, Dulclgno, Hedua
Durazzo, Valona, Santi Quaranta. Corfu u nd
Santa Maura verlängert.. Auf derRfickfahrt von
Bari und Brindlsl AnschiuBs in Cattaro nach
Dalniatien mit der rfl^kkebrenden Dalmatinisch-
Albaneslsohen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest jenen Freitag 7 Uhr Frflh, in
Bplzza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. : Rovigno, Pola, Lasginpiccolo, 8elve,
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Traä, Spalato, Ca-
rober, Münä, Gittavecchia, Lesina, Lissa, Comlsa,
Vallegrande. Curzola, Oreblcb, Terstentk, Meleda,
Gravosa, Ragusavecchia, CantelnuoTO, Teodo.
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retour ab Spizza jedt^n M{ttwocl> 11'/, Uhr
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht roögltcb
w&re, wird in Megline angelegt
Il.E'V-A.rTTE- XJISriD :^d:iTTELI^EEIt-I>IElSrST.
Eiilinie Triest— Aiexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwoch 12 Uhr Mittags,
in A lexandrien Sonntag 6 Uhr Früh über Brindini.
Rückfahrt von Alexandrlen jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anschluss inAluxandrienan dieSyriscb-Cara-
tnanische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anscblnsse in Triebt an die Ankunft und
Abfahrt des Luxuszuges Ostende— Wien— Triest
nnd in Brindlsl auf der Hinfahrt an den Eilzng
von U Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 Uhr Früh.
Aiimerkung. In den Monaten März, April,
Mai und Juni wird auf der Rückfahrt zwischen
Brindlsl urd Triest auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzug angelaufen.
Vet-bindung zwi'^cheo Fl<>me und Alexandrlen
über Triest mit der Griechisch-Orientalischen und
der Thessallschen Linie A.
Syriscii-Caramanlsche Linie.
Wöchentlich vom September bis Ende März;
vierzehntägig vom April bis Ende August.
Von Alexandrlen ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
in Oonatantinop«! zweitnächsten Sonntag 5 Ubr
Früh Über F'ortSaYti, Jatfa, Caifa, Beirut. Tripolis,
Lattachia. Alexardrette, Meryna, Rhodns, Kbios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Constantlnopel Sonntag**) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrlen zweitnächsten Donnerstag
fi Uhr Früh.
•) Am 3., 10 , 17., 24. und 31. Jänner, 7.,
14,, 21. und S-i. Februar, 7, 14, 21. und
28. März, 4. und 18. April, 2., 16. und 30. Mai,
13. uufi 27. Juni, 11. und 25. Juli, «. und
22. August, 5., 12., 39. und 26. September, 3.,
iO,, 17., 24. und M. October, 7., 14,, 21. nnd
28. November, 5., 12-, 19. und 2B. December.
*•) Am 1., 8.. l.'>., 22. und 29. Jänuer, 5.,
12 , 19. und 2(i. Februar, 5., 12 , 19. und 2fi. März,
2., 16. und 30. April, 14. und 28. Mai. 11. und
2.5. Jnnl, 9. und 23. Juli, 6. nnd 20. August, 3.,
10., 17, und 24. September, 1., 8„ 1.^., 22. und
89. October, .5., 12., 19. und 26. November, ».,
10., 17., 24. und 31. December.
AnsrhluBS in Alexandrlen an die Rillinie
Triest — Alexandrlen. Rowohl auf der Hin- ala auf
der Rückfahrt in Smyrna (in den Monaten vom
Septembet* big Ende März) auf fi»" Hinfahrt nscb
Candlen, Cerigo etc. (Thessalische Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantlnopel.
Von Triest jeden Dienstag 11'', Ubr Vorm.,
in Constantinopel Montag fi Ubr Früh über
Brlndisi, Sti. Quaranta. Corfu, Patras, Piräns,
Dardanellen. RUckfabrt von Conttantlnopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., sn in Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
AnschlnsH in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt naci> Albanien un«! Dalmatlen (Dalmatinlsch-
Albaneslsohe lilnie, Rüclttahrt), weiiers in Corfu
oder Santt Quaranta aus Albanien n»cb Triest
fLinieTriest— Constantlnopel, KU. kfah t); In Corfu
auf der Jlinfabrt a-i d^e Linie Corfü- Prevesa ; in
PIräuS sowohl Auf dt*r Hin- als auf der Rfiok-
fabrt, an din QHechlsch Orientalische Linie und
auf der Hinfahrt nncb Candien etc. (Thessalische
Linie A, Rückfahrt).
Constantinopel— Batum.
Von Constantinopel jeden Samstag 12 Uhr
Mittags, in Batum Donnerstag 6 Uhr Früh, berührt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden Fr#'itag 6 Ubr Abends, in Constantinopp]
Mittwoch 2 Uhr Nachm.
Anschluss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Tänle Constantinopel —
Odessa und der Donaulinie.
Constantinopel— Odessa.
Von Constantinopel ab j^dpn Donnerstag S Uhr
"^Jachni-.in Odesfis Moutag 9 Uhr Früh, l.prlihrend :
Burgas. Varna, Costan^a. I^ückfabrt <b Odessa
jeden Montag 4 Uhr Nachm., in Constantinopel
Mittwoch in Uhr ^orm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Naehm., InConstantinopel zweitnächsten Mittwoch
6 Uhr Früh, berührend: Fiume. Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräns, Syta, Vathy, Khios«
Smyrna, Cesmd. Mytilene, DardaneÜRU, Gallipoll.
Rückfahrt ab Constantlnfpo! jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Uhr Nachm., ip Triest sweitnäcbsten
Sonntas! 11 Uhr Vorm.
*) Am 1.. l.n. und 8«. Jänner, 18. nnd 26.
Februar. 12. und üfi. Ilärz, 9. und 2.'i. April.
7. und 21. Mai. 4. und 18. Juni. 2., 16. und
30. Juli, 13. und 27. August, 10. und 24 S'-ptem-
ber, 8. und ^2. Ocober. 5. und IS. November,
S.. 17. und 31. December.
**) Am 9. und 23. Jänner, 6. un 1 20. Febmar,
6. und 20. März, 3. unj 17. April, 1.. 1.^. und
29. Mai, 12. und 2«;. .luni, 10. und 24. Juli, 7.
und 21. Augnst, 4. und l"*. September, 8., 1''.
und 30. October, 13. und 27. November, U. und
25. December.
Anschluss in Pi'äas an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl ai(f der Hin als auf der
Rückfahrt; in Sn^yrna auf der Rückfahrt nach
Cat'dien etc. (TheusAliifthe Linie B, Rückfahrt)
und überdies in den B^onaten vom Septe i ber
bis Ende März auch anf der Hinfahrt nach
Caramanleu uitd Syrien (SyrUph-CaramRiisc' e
TJuie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel — Odessa
sowie an die Donaulinie.
NB, In (\en Monaten December, Jänner und
Felirnar wiid diese Linie nur hU Smyrna ge-
führt werden. Di*^ Aufenthalte in Fiume können
nach Redarf verlängert werden.
Verbindung zwisci enFiunie und Alexandrlen
über Trie-t mit de-- KiUioie Tri-st- Alexandrlen.
Griechisch-Orientalische Linie B.
Von Triest »h 'eden Kweitt-n Sonntag*)* Uhr
Nachm., in (^ouHtantinojtfll /weitnächsten Mitt-
woch 6 'Ihr Früh. berfihr«»pd: Flu n.e. Corfu. Patras,
Catacolo, Calamata, Piräns, Syra, Kbios. Smvrui».
Vathy, Ceam^. Mytilene, Dardanellen, Gallipoll
Rückfabrt ab Constantinopel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Nachm., in 'iVient zw«>it-
nächsten Sonntag II Ubr Vormittags.
*) Am 8. und 2 ' Jäpner, 5. und 19, Februar,
5. und 19. März, 2., 16. nnd 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. .'unl, 9. und 2;{. Juli, 6.
nnd 20. August, 3. und 17. September, )., i5.
nnd 29. October, IS. und 26. November, 10. und
24. Decmber.
♦*) Am 2., 16. nnd SC Jänner, 13. und 27.
Februar, 13. und 27 März, 10. und 24. April^
8. und 22. Mai, ö. und JH. Juni, 3., 17. nnd 31.
Juli, 14. und 28. August, II. und 25. September,
9 und 23. October, 6. und 20 November, 4. und
19. December.
Anschluss in Pirfius an die Eillinie Trlest—
Constantinopel '-owotil auf de- Hin- als anf der
Rückfahrt; in Smyrna in den Mouaien vom Sep-
tember his Ende März auf der Hinfahrt nach
Caramanien und Syrien (Syrlsch-Carramanlsche
Linie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— Odessa,
sowie an die Donaullnlo.
NB. In den Monat'-a December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Fiunne können
nach Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Flumfl und
Alexandrlen über Triest mit der Eilliniu Triest —
Aiexandrien.
Donaulinie.
Von Constantinopel jeden Donnersug 12 Ubr
Mittags, in Ualatz Dienstag 7 Ubr Früh, berühr.:
Burgas, Varna, CoHtanza. Sulina. Braila. Rück-
fahrt von Qalatz jeden Mittwoch 9 Uhr Früh, in
Constantinopel Sonntag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Constantinopel an die Rück-
fahrt der Griechisch- Orientalischen und der
Syriscb-Caramanischen Linie.
Thessalische Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Donnerstag*}
'1 Ubr Nachm., in Constantinopel zweitnächsten
Donnerstag 6", Ubr Früh, berührend: Piume,
Valona, Medua. Sti. Quaranta. Corfu, ArgostoU.
Zante, Canea, Rethymo, Candien, Pirsus, Volo,
Halonicb,Cavalla, Lagos, Dedeagh, Dardanellen,
Gallipoll, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
ieden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Uhr Früh.
♦) Am 5 und 19. Jänner, 2. und 16 Fe-
bruar, 2., 16. und SO. März, 13. nnd 27. April,
11. nnd 25. Mai. 8. nnd 22. Juni, 6. und 20. Juli,
."., 17. und 31. August. U. nnd 28. September.
12. nnd 26. October, 9. und 23. November. 7.
und 21. December.
**) Am 14. und 28. Jänner. 11. und 2.5. Fe-
bruar, 11. und 25 Märr., ft. und 22. Apill. 6.
und 20. Mai, 3. und 17. Juni, 1., 1.1. und 29.Jnli.
M. und 26. Augnst, 9. und 28. September.
7. und 21. October, 4. nndl8 November, '. 16.
und 30. December.
Anschluss in PiräuS auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Sriechlsch-Orlentalische Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weit^rs im An-
schluss an die Hinfahrt der Eillinie Triest —
Constantinopel sowie der Qriechlsch-Orientallsohen
Linie A. In Constantinopel auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Donaultnie.
NB. Die Aufenthalte in Fiume können nach
Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Fiume und Alexan-
drlen über Triest mit der Eillinie TrIest- Alexan-
drlen.
Thessalische Linie B.
Von Triest jeden zweiten Honner tag*) S Uhr
Nachm., io Constantinopel zweitnächsten Don-
neri ag fiUhrFrüh, berührend : Durazzo, Medua,
Sil. Quaranta, Corfu. Argostoli, Zante. Certiro,
Canea, Rethymo. Candien, Piräus. Volo, Smyrna,
Salonicb, Cavalla. Dedeagh, Dardanellen, (ialli-
polt, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
jeden zweiten Samstag**) 8 Ubr Früh, in Triflst
drittnscbsten Montag 12 Ubr Mittsgs.
♦) Am li. und 26. Jänner, 9. und 23. Fe-
bruar. 9. nnd 23. März, fi. und 20. April, 4. und
1«. Mai, 1., 15. und 29. Juni, 13. und 27 Jnll
10. und 24. Angu^t, 7. und 21. September, rt.
und 19. October, 2., 16. und 30. November, 14.
und 28. December.
♦♦) Am 7. und 21. J&nner, 4. und 18. Fe
bruar, 4. und 18. März. 1., lö. und 29. April,
13. nnd 27. Mal, '0. und 24. Juni, 8. und 22.
Juli, 5 und 19. Augnst, -'., 16. nnd SO. Seo-
tember, 14. und 28. October, 11. und 25. No
▼ember, 9. und 23 December.
Anscblutt- in Piräus anf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Qriechtsoh-Orientalische Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Ende
März.) auf der Rückfahrt an die Hinfahrt der
Syrisch- Caramanischen Linie ; in Constantinopel
an de Linie Constantinopel— Odessa sowie an
die Donaulinie.
Dalmatlnisch-Albanesische Linie.
Von Triest jeden Dienstag 7 Uhr Früh, In
Corfu näcbfltoQ Mittwoch 9'/» Uhr Vorm.. be-
rührend; Rovigno, Pola. Lussiupiccolo. Selve,
Zara, Sebe'nfco. Spalato. Milna, Lnslna, Curzola,
Gravosa, Castelnuovo, Te^^do, Rlsano, Cattaro,
Hari, Brlndisi (Bari und B'indisi nur auf der
Hinfahrt). Cattaro. Antivari, Dulclgno, Medna.
Dura/.z'», Valona. Santl Quaranta, Corfu. Ret-'ur
^ on Corfu Donner«tng 8'/, Uhr Früh, an Triest
Mittwo' h 6 Uhr Abends.
Anschluss in Cattaro auf der Rückfabrt von
Bari und Brlndisi i>acb Dalmatien mit der rück-
kehrenden Dalmatinisch-Albsneslseben Linie; In
Santl Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest — Constantinopel, sowohl nach Tiie-t al"
nach Constantinopel.
Zweigiinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeden Freitag 4' , Uhr Früh,
In Prevesa den gleichen Tag 5 Ubr Nachm., be-
rührend: Sajada, Parga, Sta. Manra. Rückfahrt ab
Preveaa jeden Dienstag 6 Uhr Früh, In Corfn den
gleii'hen Tag 6' , Uhr Abends. Anschluss in Corfu
an die Rückfabrt der F.illinie Triest— Conslan-
ÜDopel in beiden Richinngen.
Anrackun?. Eventuelle Aendernnaen in den
Zwischenhäfen ansßrenommen nni ohne Haftung
für die Regelmä-sigkeit des Dienstes bei Con-
tumaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst sie e vor iert:ehende Seite.)
VKRAMTWORTLICHKR RBDACTEÜR: R. v. ROESSLER
CH. REIS8BR fc M. WERTUNER WEN.
September J899.
Nr. 9.
OESTERREICHISCHE
ünatssthriö flir bm #ripiit.
Herauscegebeo vom
I ♦*
,1 ^
K. K. ÖSTERKHICIllSCHHN IIANDBLS-MUSEUM IN WIKN. v ttCH^^^'
Monatlich eine Nummer.
VKKI.AO I>KS K. K. ÖsTKKkKirmsrnKN HANDRIS-MUSKUMS in WlKN.
Preis jährt, ft fl. 10 Mftrk.
INHALT: Aus rlem Krtwii f 7.nm Denen Japan Uch an StrafffesAtAbucb. Von
Dr. jur. Paul Hiunn, Berln. — (;hineal«che FliiHnzverhältniiae. —
Wlrlli«phaf liihe« aim Sinn. — (^hiie^Uche Kuli». — Chronik. - M I n -
cell u: Uia Kovren rl>-B Pnllippiiitinkrie^nM. — Die ^StAdifWÜHte" de«
Hauran. — 1 elegrapli und Telephon in China. ~ IJIe uryti'rftUche
l'olonie. — nie nordafrlkanlHClion HiVhk-nwohminfiHn. — MMrchinUmn«
fu * hlutt — Altägyptische Liebetttlwder. — KUenbabaeo In Korea. —
MesopotamUcbe Tenfelsanbeier.
AUS DEM ENTWURF ZUM NEUEN JAPANI-
SCHEN STRAFGESETZBUCH.
Von Dr. jur, /Vi«/ Brunn, Berlin.
Die japanische Regierung hat vor einiger Zeit den
Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches pubhcirt, der in
der nächsten Session dem Reichstage vorgelegt werden
soll. Da nach der Aufhebung der Consulargerichtsbarkeit
in Japan die Fremden dem japanischen Recht unter-
stehen, dürfte auch die Kenntnis-; des neuen Straf-
gesetzentwurfes von allgemeinerem Interesse sein. ') Im
Folgenden sollen einige Bestimmungen aus dem allge-
'meinen Theil kurz erläutert werden. Für die Erkläiung
verschiedener schwierigerer chinesischer Zeichen bin
ich Herrn Dr. jur. Yamada Saburo, zur Zeit Herlin, zu
Dank verpflichtet.
Die strafbaren Handlungen werden in Verbrechen
und in Vergehen eingetheilt, und zwar sind die mit
Todesstrafe, Zuchthaus, (Jefängniss, Aberkennung der
bürgerlichen Ehrenrechte, Stellung unter Polizeiaufsicht
und Geldstrafe bedrohten Delicte Verbrechen, die übrigen
(nämlich die mit Haft und Geldbusse be<lrohten) Ver-
gehen. •
Die Todesstrafe wird durch Enthaupten im Inneren
des Gefängnisses vollstreckt, nachdem der Justizminister
die Vollstreckung angeordnet hat.
Die Zuchthaus-.trafe ist entweder lebenslänglich oder
zeitig, und zwar von einem Tage bis 15 Jahren. Das-
selbe gilt für die Gefängnissstrafe. Der Höchstbetrag
der dritten Freiheitsstrafe, der Haft, ist ein Monat, ihr
Mindestbetrag ein Tag.
Die Geldstrafe beträgt mindestens ein Yen. An ihre
Stelle tritt im Nichtbeitreibungsfalle Freiheitsentziehung
von einem Tage bis zu zwei Jahren Bei jeder Ver-
urtheilung zu einer Geldstrafe hat das Gericht nach
freiem Ermessen zu bestimmen, wie viele Tage Frei-
heitsentziehung an die Stelle der Geldstrafe bei deren
Nichtbeitreibung treten sollen. Zulässig ist auch, eine
Geldstrafe abzuarbeiten. Dieselben Bestimmungen gelten
für die Geldbusse mit der Maassgabe, dass ihr Höchst-
betrag 30 Yen, ihr Mindestbetrag 10 Sen beträgt. Im
Nichtbeitreibungsfalle tritt an die Stelle der (Jeldbusse
Haft von einem Tage bis zu einem Monat.
In den besonders bestimmten Fällen kann auf .\b-
erkennung der bürgerlichen Ehreniechte erkannt werden.
Der Verlust der Ehrenrechte ist entweder lebenslänglich
oder währt 3 — 15 Jahre. Bei Todesstrafe sowie lebens-
') Wie mir H«Tr Prof. Dr. ]ur. 01i«i)« »Qi T.klo iiiitiholll, h«t »r
"Idp ileumoho IJebrnn-trnnj i)e« ««»nimten Knlwarf«» ilfr .Intirnalli'nÄlou
KrimlinlUtlsrheii V.riiniijiinK- (lb9rg.'l)»n. Ol. ill« lVl>«Tiel«iiiii[-fttirelt» lin
Druck rrm'hieaeH ist, cmiielit «ich iii»iner Keunlniss Uobprüflriinifen In
eine andere eiiropäitcl» Spnob« lind mir uicbt bekannt
länglicher Zuchthaus- oder Geftngnissstrafe tritt leltcns-
länglicher Verlust der Ehrenrechte ipso jure ein. Die
Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte hat den
Verlust des activen und passiven Wahlrechtes, der
Aemter, Orden, Pensionen und Diplome zur Folge.
Ferner bewirkt sie die Unfähigkeit, in das Heer einzu-
treten und schliesslich Vormund, Pfleger, Gegenvonnund
und Mitglied des Familienrathes zu sein.
Bei bestimmten Delicten kann auf die Zulässigkeit
von Polizeiaufsicht auf die Dauer von einem bis fünf
Jahren erkannt werden. Wenn die Vollstreckung der
Todesstrafe, lebenslänglichen Zuchthaus- oder Gefangniss-
strafe in Folge Begnadigung oder Verjährung unter-
bleibt, so wird der Verurtheilte ipso jure filr fünf Jahre-
unter Polizeiaufsicht gestellt. DasseU>e gilt, wenn Straf-
minderung erfolgt ist. Wem vorläufige F!ntlassung ge-
währt ist, der steht für deren Dauer ebenfalls unter
Polizeiaufsicht Die Polizeiaufsicht wird von der Polizei
behörde des Ortes, in dem die Strafthat begangen ist,
oder desjenigen, in dem der Verletzte wohnt, ausgeübt.
Die Wirkung der Polizeiaufsicht besteht darin, dass
dem Verurtheilten von der Polizeibehtjrde der Auf-
enthalt in ihrem Bezirk ganz oder tlieilweise untersagt
werden kann. Ferner dürfen Beschlagnahmen von Sachen
und Haussuchungen jederzeit erfolgen.
Die letzte Strafe, die noch zu erwähnen bleibt, ist
die Einziehung. Sachen, die die Strafthat hervor
gerufen haben, ferner die zur Begehung der Strafth.n
gedient haben, sowie die Sachen, welche durch die
Strafthat hervorgebracht sind, unterliegen der Ein-
ziehung, sofern sie dem Thäter gehören oder herrenlos
sind. Bei Vergehen findet die. Einziehung nur statt,
wenn sie ausdrücklich im Gesetz angeordnet ist
Der Entwurf sieht als Zweck der Strafe in er ; r
Linie die Besserung an. Sobald dieser Zweck errtici.!
ist, treten für den Delinquenten gewisse Erleichterungen
ein, und zwar wird entweder die Vollstreckung der
erkannten Strafe einstweilen ausgesetzt (Strafaufschub^
oder die Vollstreckung wird unterbrochen (vorliin" ■'
Entls(ssung) oder endlich, es wird von vornherein ...
eine niedrigere Strafe erkannt (Strafrainderung).
Strafaufschub kann durch Gerichtsl»cschluss auf An-
trag des Staatsanwaltes ertheilt werden, wenn es sich
um das erste Delict hantlelt und auf Zuc.hthaus oAei
Gefängniss von nicht mehr als 6 Monaten erkannt Ist.
Dasselbe gilt für die an die Stelle nicht beizutreibendcr
Geldstrafe tretende Freiheitssniiiehung. Die gleiche Ver-
günstigung kann auch bei einer Zuchthaus- oder Ge-
fängnissstrafe von mehr als 6 Monaten eintreten, sofern
nicht das l.eben, tlie Gesundheit oder die Freiheit eines
Anderen direct bcschäiligt siml oder sofern
standene Vermögenssch.-idcj völlig ersetzt is' 1
Thäter sicli seihst zur Anzeige gebr.icht hat. Diese be-
Stimmungen finden nicht Anwendung, wenn dk Ab-
erkennung tier bürgerlichen tUircnrechie oder die Stellung
unter Polizeiaufsicht erfolgt ist
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHR tF T FÜR DEN ORIENT.
Die Strafe gilt als erlassen, wenn der Verurtheilte sich
innerhalb des Strafaufschubes kein neues Verbrechen hat
zu Schulden kommen lassen.
Der Entwurf sieht ferner die vorläufige Entlassung,
also die Unterbrechung einer Strafvollstreckung vor. Auf
Anordnung der Verwaltungsbehörde kann ein Ver-
urtheilter, der mindestens ein Drittel seiner Strafe, bei
lebenslänglicher Freiheitsstrafe mindestens 15 Jahre ver-
büsst hat, für den Rest der Strafzeit vorläufig entlassen
werden. Begeht er bis zum Ablauf der Frist, an welcher
die Strafe verbüsst wäre, kein neues Verbrechen, so wird
ihm der Rest der Strafe erlassen. Bei Haft kann die
vorläufige Entlassung jederzeit erfolgen.
Drittens ist die Strafminderung zu erwähnen. Diese
greift ausser bei jugendlichen Verbrechern, die unten
zu behandeln sein werden, beim Nothwehrexcesse und
beim Versuche besonders dann platz, wenn der Delin-
quent sich selbst zur Anzeige bringt, bevor die zu-
ständige Behörde Kenntniss von der Strafthat erhalten
hat. Bei Antragsdelicten wird die Anzeige bei der Be-
hörde durch die Selbstbezichtigung dem Antrags-
berechtigten gegenüber ersetzt. Es waltet also offen-
sichtlich das Bestreben ob, demjenigen, der über seine
That Reue empfindet, die Möglichkeit zu geben, selber
die Folgen seines strafbaren Handelns zu mildem.
Für die Strafminderung ist eine bestimmte Scala auf-
gestellt : Todesstrafe wird in lebenslängliche oder zeitige
Zuchthaus-, beziehungsweise Gefängnissstrafe von mehr
als 1 o Jahren, lebenslängliche Zuchthaus- und Gefäng-
nissstrafe in zeitige über 5 Jahre umgewandelt. Zeitige
Zuchthaus- und Gefängni.ssstrafe wiril auf zwei Drittel
des Höchstbetrages und bei einem besonderen Straf-
minimum auf ein Drittel desselben herabgesetzt. Geld-
strafen und Geldbussen werden auf zwei Drittel des
Höchstbetrages ermässigt.
Ausserdem sieht der Entwurf ausdrücklich auf „mil-
dernde Umstände", die ebenfalls die Strafminderung zur
Folgte haben.
Dem Besserungszwecke des Entwurfes entsprechend
ist für den Fall, dass die erste Strafe zu einer Besserung
des Thäters nicht geführt hat, er vielmehr innerhalb
10 Jahren rückfällig wird, d. h. dieselbe Strafthat wieder
begeht, eine Strafverschärfung, bestehend in der Ver-
doppelung der Strafe angedroht. Der Rückfall bildet
aber nur bei bestimmten Delicten einen Strafschärfungs-
grund und auch nur, wenn vorher Verurtheilung zu
Zuchthaus erfolgt war. Zu den strafbaren Handlungen,
bei denen Rückfall strafschärfend wirkt, gehören die
auf Opium bezüglichen, fepier die verbotenen Glücks-
spiele und alle Delicte gegen das Eigenthum, wie Raub,
Diebstahl, Unterschlagung, Hehlerei, Betrug u. s. w.
Sehr detaillirt sind die Bestimmungen über die Be-
strafung jugendlicher Verbrecher. Die Strafmündigkeit
tritt mit vollendetem 20. Lebensjahre ein, also zur
selben Zeit wie nach § 3 des Bürgerlichen Gesetzbuches
die Grossjährigkeit. Der Eintritt der Strafmündigkeit er-
scheint etwas spät gelegt, wenn man berücksichtigt,
dass nach § 765 des japanischen Bürgerlichen Gesetz-
buches die Ehemündigkeit bei dem männlichen Ge-
schlecht mit 1 7 Jahren, bei dem weiblichen schon mit
15 Jahren eintritt.
Bis zum 10. Jahre sind Kinder überhaupt straffrei.
Doch kann, wenn die Umstände es angemessen er-
scheinen lassen, innerhalb der Zeit vom 8. — 16. Lebens-
jahre Zwangserziehung erfolgen. Jugendliche Personen
zwischen 10 und 15 Jahren bleiben ebenfalls straffrei,
wenn sie die Fähigkeit, Recht und Unrecht zu scheiden,
nicht besitzen. Tn solchen Fällen kann ihre Zwangs
erziehung bis zum 20. Jahre angeordnet werden. Be-
sitzen sie die erforderliche Einsicht, so erfolgt ihre Be-
strafung, jedoch unter .Anwendung der oben erörterten
Strafminderung. Dieselbe Strafminderung tritt stets ein
bei strafbaren Handlungen von Personen zwischen 15
und 20 Jahren.
Mit dieser Auslese aus dem allgemeinen Theil des
Strafgesetzbuches mag es für heute sein Bewenden
haben. Wenn Professor Tornii •) als Ziel der Strafrechts-
reform vor allen Dingen Vereinfachung der Strafvoll-
streckung durch Verminderung der Zahl der Strafen
hinstellte, so ist dieses Ziel erreicht. Ganz abgesehen
davon, dass die beiden Arten der Deportation, nämlich
mit Zwangsarbeit und einfache Verbannung ganz forl-
gefallen sind, ist auch der jetzt noch geltende Unter-
schied zw' jhen Freiheitsstrafen mit Arbeitszwang und
solchen ohne Arbeitszwang aufgegeben ; die ersteren
wurden bisher als schwere, die letzteren als leichte be-
zeichnet. Nach dem Entwurf ist übrigens Zuchthausstrafe
stets mit Arbeitszwaug verknüpft. Bei Gefängniss und
Haft soll es den Sträflingen freigestellt bleiben, ob sie
arbeiten wollen oder nicht.
Ob es nicht zweckmässiger gewesen wäre, auch den
Unterschied zwischen den beiden Arten der Geldstrafe
fallen zu lassen, mag dahingestellt bleiben. Erwähnt sei
nur noch, dass das geltende Recht noch die Drittelung
der Strafhandlungen hat, also auch Uebertretungen
kennt.
CHINESISCHE FINANZVERHÄLTNISSE.
Die wachsende Verschuldung Chinas, die bekanntlich
seit Jahren bereits zur Verpfändung der Zolleinnahmen
des Reiches der Mitte geführt hatte und bei der
jüngsten chinesischen Anleihe selbst zur pfandweisen
Ueberlassung von Likin-Einnahmen an die Gläubiger
führte, hat naturgemäss das Interesse Europas an der
Finanzverwaltung Chinas wesentlich gesteigert. Alle Kenner
des himmlischen Reiches bezeichnen übereinstimmend
die chinesische Finanz Verwaltung als den Angelpunkt
aller civilisatorischen Reformen in China, doch wenige
sind optimistisch genug, an deren Durchführbarkeit in
absehbarer Zeit zu glauben. Thatsächlich beruht das
chinesische Finanzwesen, oder besser gesagt, Finanz-
unwesen, auf geradezu historisch gewordenen Miss-
bräuchen ; die Corruption hat sich seit undenklichen
Zeiten auf fast verfassungsmässige Weise entwickelt, und
die Reformen, die im Laufe der Jahrhunderte in der
chinesischen Finanzverwaltung Platz gegriffen, haben stets
nur die äussere Form, nie aber das Wesen der Sache
tangirt.
In lesenswerthen Aufsätzen, die das „Journal of the
China Brauch of the Royal Asiatic Society'' -) pubiicirt,
hat /.'. H. Parker die bei uns noch so wenig bekannten
internen Finanzverhältnisse Chinas in ihrer Entwicklung
und heutigen Gestalt geschildert. Seiner IJarstellung zu-
folge geht die Corruption auf den in früheren Zeiten
gebräuchlichen Usus des Kaisers von China zurück,
Fürsten und Satrapen ganze Provinzen einfach zur Nutz-
niessung zu überlassen, deren Bevölkerung zu diesen in
einem Verhältnisse der Hörigkeit standen. So erhielten
auch Hofteamte und Günstlinge des Kaisers so und so._
viel hunderte oder tausende von Haushaltungen zutfl
„Nutzniessung", und diese konnten mit den ihnen zuge-
wiesenen Unterthanen verfahren wie sie wollten und so
viel Steuern als möglich erheben. Dieses System war
noch in Geltung, als vor ungefähr 250 Jahren die
Mandschu-Dynastie zur Regierung gelangte und auf diesen
Ursprung ist auch die heutige Mandarinenwirthschaft
zurückzuführen; die Regierung zahlt ihre Beamten nicht,
denen es überlassen bleibt, aus ihrer Stellung ihr Ein-
kommen zu ziehen, und man muss sich nur wundern,
dass die Verhältnisse nicht noch viel schlimmer sind, jll
China stellt sich thatsächlich als grosse Republik dar,«"
in der die Bevölkerung ihre eigenen Angelegenheiten
besorgt — die Autonomie der einzelnen Städte und
Ortschaften geht thatsächlich ungemein weit — und
*) VerRl. darüber meiDen Aufsatz: ,,Japatiiscbe» Kecbtswesen" in dir
MonniKsi-hrifr ..Ostasien". Xr. h. Berlin 1898.
») New Series, Band .\.\X, Shanghai l»l/;i.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIEKT.
99
ruhig besorgen darf, so lange sie Frieden hält. Die
grossen Städte ausgenommen, ist in Cliina selten die
Si)ur einer kaiserlichen Regierung zu finden, wovon nur
hie und da die Ankunft des Steuereinnehmers eine
Ausnahme macht. Geburten, Heiraten und Todesfälle,
Unterricht und Religion, Polizei, Hygiene u. s. w.,
Alles sind Privatangelegenheiten, die nur die Familie
oder die Gemeindeältesten angehen. Nur um das Steuer-
wesen bekümmert sich die Regierung ; was Peking braucht,
müssen die Vicekönige aufbringen, und diese wieder
müssen von den Mandarinen die Umlagen hereinbringen.
An der Spitze des chinesischen Budgets steht die
Civilli.le; für den kaiserlichen Haushalt war vor 1866
ein Jahresbedarf von 300.000 Taels (damals im Werthe
von ca. 100.000 i^) fixirt, doch wurde er im genannten
Jahre auf 600.000 Taels erhöht; die Hälfte des Be-
trages muss vor Mitte Juli in Peking eintreffen, der Rest
im letzten Monat des Verwaltungsjahres. Dieser Bedarf
wird folgendermaassen gedeckt:
Salzsteuer von Chekiany .... ;o.00O
Salzsteuer von Kwangtunu . . . 50.OOO
Theesleuer von Fukien . . . 50.OOO
InlanitzöUe von Koochuv ... 100. ooü
AuslandzöUc von Foochow . . . 50.OOO
Auslandzölle von Shanghai . . 50.000
Inlandzölle von Kwangtung . . . 100.000
Inlandzölle von Kinkiang .... 150.000
Ebenso wichtig als die Civilliste ist der Bedarf für
die Erhaltung der Hoftruppen ; jeder echte Mandschu
gehört zu einem dar acht „Banner" und ist als solcher
Ijerechtigt, wenn er activ ist, monatlich einen Gehalt
von 3 oder 2 Taels je nachdem er „ukesen" oder „orbs",
(1. h. Soldat erster oder zweiter Classe ist, zu beziehen.
Unterofficiere erhalten 4—5 Taels. Ausser den Activen
gibt es noch eine grosse Anzahl Anwärter oder „Sula"
ohne Gehalt. Dieses sogenannte ,, Peking Contingent"
erfordert 7 Millionen Taels jährlich, welcher Betrag aus
verschiedenen Steuern einer grossen Zahl von Provinzen
aufgebracht wird. Manche ärmere Provinz wie Yunnan,
Kuangsi, Shensi u. A. tragen gar nichts zur Deckung
der beiden wichtigsten Budgetposten Pekings bei. Die
7,600.000 Taels, die zum niedrigsten Curse berechnet,
etwas mehr als eine Million Pfund Stelling ausmachen,
bilden die Basis des chinesischen Budgets. Eine Ver-
zögerung in der Ablieferung dieser Summen wird weder
gestattet noch versucht. Die Vicekönige und Mandarine
finden es selbstverständlich, dass sie vor Allem diesen
üedarf aus ihren Einnahmen zu bestreiten haben und
selbit wenn die Zölle, die Grund- oder S. Izsteuer, die
zur Deckung dienen sollen, in einem Jahre etwa einen
.Ausfall ausweisen, so muss dieser eben auf irgend eine
andere Weise wettgemacht werden. So lange diese ein
bis zwei Millionen Pfund Sterling nach Peking geliefert
werden, fühlen sich die regierenden Mandschus sicher.
Mag diese oder jene Provinz durch Rebellion oder
Hungersnoth devastirt werden, diese Summen gelten
immer als sichere Bezüge der Centralregieruug. Allerdings
waren sie früher viel höher und beliefen sich vor loo
Jahren ungefähr auf 40 Millionen Taels oder zu dem
lieutigen Curse etwa 7 Millionen Pfund Sterling, liie
jedoch damals den doppelten Werth repräsentirten. Drei
Viertel dieser Summe lieferte die Grundsteuer, das
andere Viertel Salzsteuer und Zölle. Aber die Taijjing-
Rebellion legte den -.Vckerbau im Vangtsethale zum
orossen Theile brach und heute noch bleiben in der
Provinz Chekiang z. B. nahezu eine Million englische
.\cres unbebaut. So hat sich das Verhältniss der Steuer-
quellen umgekehrt und die Likhiabgaben, Salzsteuer und
Zölle liefern mehr als die Grundsteuer. Die volle Grund-
steuer wird nämlich nur mehr in besonders reichen
I'.rntcjahren eingehoben. "
Im .VUgemeinen sind die Hinnahmen der Central-
regieruug in Peking überhaupt nicht mehr so elastisch
wie früher. In älteren 2^iten konnte sie sich mit I^ekhtig-
keit, wenn sie es brauchte, eine Million Pfund Sterling
durch den Verkauf von Aeratern und Titeln verschaffen;
so erzielte der Kaiser Kiaking noch im Jahre 18 13
27 Millionen Taels auf diese Weise; doch während der
Taiping-Revolution ist der im Grossen betriebene Handel
in Ehrenprädicaten in Misscredit gekommen, und es
scheint, als ob das Volk müde desselben geworden wire.
Man hat offenbar die Henne, die die goPienen Eier legte,
umgebracht. In den letzten Jahren wurden in Singapore,
Penang und anderen britischen Colonien Bureaux für
den Verkauf kaiserlich chinesischer Titel errichtet, und
thatsächlich sollen einige derselben in Australien und
Californien in der Form von Subscriptionen für Kriegs-
und Hungersnothunterstützungen gute Fischzüge gemacht
haben.
Ausser den regulären Bezügen der Centralregierung
hat sie noch andere Einnahmen aus fetten Provinzposfen,
die Günstlingen reservirt bleiben, von denen erwartet
wird, dass sie ihren Gewinn mit dem Hofe theilen. Der
erste derselben ist der „Hoppo" van Canton; er hat
vorschriftsmässig aus den chinesischen Zollämtern von
Canton, Swatow, Hoihow und Pakhoi jährlich circa
157.000 Taels herauszuschlagen, und alljährlich fordert
er eine besondere Belobung dafür, dass es ihm „durch
aussergewöhnlichen Eifer und Flciss" gelungen sei, ungefähr
200.000 Taels Zollgelder zu sammeln. Dabei ist es allge-
mein bekannt, dass er soviel wenigstens für sein Amt
zu zahlen hat. und dass er nur dann Aussicht hat, seinen
Posten drei Jahre lang — die Zeit, für die gewöhnlich
das Amt verliehen wird und die lang genug erachtet
wird, um ein Vermögen zusammenzuraffen — zu be-
halten, wenn er den Hof mit Geschenken überschüttet.
Ihr Werth wird jährlich auf rund eine Million Taels ge-
schätzt; Perlen, Fächer, Seide u. s. w. werden in regel-
mässigen Zwischenräumen, etwa alle zwei Wochen, vom
„Hoppo" nach Peking geschickt.
Das „Pekinger Thor" mit seinen Zweigämtem in den
Gebirgspässen, über die der Weg in die Tatarei fiihn,
ist ein anderer dieser Reservatposten. Doch scheint die
Octroi-Abgabe nicht die Haupteinnahme des Beamten
am „Pekingtr Thor" zu sein. F'.s ist Usus, dass ihm
jeder Provinzialbeamte, so oft er in Geschäften nach
Peking kommt, ein Geschenk macht; so soll der „Hoppo"
81. 000 Taels, Vicekönige 5000 bis 10,000 Taels und
mindere Beamte entsprechend niedrigere Summen an
ihn bezahlen Vorschriftsmässig soll das Pekinger Thor
1 20.' 00 Taels liefern. Die Pferde- und Viehsteuer in
Peking ist ebenfalls einem Günstling reservirt, der ein
Pauschale an tlen Hof zu liefern hat. Auch in den Pro-
vinzen befinden sich viele solcher Posten, an deren Ein-
nahmen der Hof mitbetheiligt ist.
Die urspiünglichen Naturalabgaben an Getreide und
Reis, die verschiedene Provinzen nelien der Grundsteuer
nach Peking zu liefern hatten, sind zumeist in Steuer-
gelder umgewandelt worden, die Extraeinnahmen reprä-
sentiren. Doch ist es schwierig, ihre Höhe auch nur
annäherungsweise zu bestimmen. So zahlte die Provinz
Kiang Si 750.000 bis 1,200.000 Taels an Stelle des
Reiszehents, doch wurde diese Steuer mit den allge-
meinen Steuern verschmolzen. Der Werth des Getreides.
das gegenwärtig noch in natura als Steuer nach Peking
kommt, wird auf ungefähr 3 Millionen Taels geschätxt;
rechnet man noch die Geschenke, Silber, Seide u s. w.
hin«u, so dürfte die Gesaramtsumme etwa 12 Millionen
Taels betragen, ein Betrag, der eigentlich nicht sonder-
lich hoch zu nennen ist. .Mierdings ist es wahrschein-
lich, dass das Volk den Steuereinnehmern mehr als das
Dopjielte dieser Summe bezahlt, oft das Vielfache von
dem, was seine Schuldigkeit ist, und zweifellos bleibt die
grössere Hälfte an den Fingern der Beamten klcber,
durch deren Hand die Gelder gehen.
Die grösste Rolle im chinesischen Staatshansh.ilte
spielt der Bedarf zur Verzinsung und Tilgung der Staats-
100
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
schulden, der den Bedarf Pekings bei weitem über-
schreitet. Als vor Kurzem die chinesische Regierung
grössere Ausgaben für Heer und Flotte trug, hat der
Generaldirector der chinesischen Zollverwaltung, Sir
Robert Hart, dem Tsungli-Yamen nahegelegt, dass nur
eine ausgesprochen sparsame Finanzpolitik das Reich in
den Stand setzen würde, seinen bisherigen Verpflichtungen
gerecht zu werden. Um dieser Auffassung nachdrück-
lichere Beachtung zu verschaffen, unterbreitete er den
Ministern eine statistische Zusammenstellung, aus der
sich die Höhe der Beträge ergibt, die in den nächsten
40 bis 51 Jahren zur Verzinsung und Amortisation der
bestehenden Staatsschulden nöthig sind.
Wie aus dieser im ,. Ostasiatischen Lloyd" mitgetheilten
Zusammenstellung hervorgeht, ist der Bedarf zur Ver-
zinsung und Tilgung der Staatsschulden nicht in jedem
Jahre derselbe; vielmehr wird der Betrag, da es sich
bei dem grossten Theil der Anleihen um accumulative
Annuitäten handelt, nach einer anfänglichen Steigerung
immer kleiner. Während im Jahre 1899 2227 Millionen
Taels nöthig sind, steigt diese Summe 1901 auf 24'56
Millionen und erreicht ihren Höhepunkt 1905 mit 2477
Millionen Taels. Dann fällt sie gleichmässig und schnell.
1910 sind nur noch 23'7o Millionen erforderlich, 1915
nur 20'20 Millionen. Dann werden für weitere 16 Jahre
(1916 — 1931)]'^ 19' 19 Millionen Taels zur Amortisation
der drei letztgenannten Anleihen gebraucht. Die vier-
percentige Anleihe von 1895 (400 Millionen Francs) ist
1932 getilgt, so dass in diesem Jahre nur noch 13' 11
Millionen Taels aufzubringen sind. Im folgenden Jahre
ist auch die fünfpercentige Anleihe von i8g6 (16 Mil-
lionen rfund Sterling) zurückgezahlt, so dass dann für
den Rest der 4'/2percentigen Anleihe von i8g8 (16 Mil-
lionen Pfund Sterling) von 1933 — 1942 jährlich noch
6'07 Millionen Taels nöthig sind und schliesslich die
letzte Zahlung 1943 mit foi Millionen geleistet wird.
Inzwischen sind nun allerdings noch zwei neue aus-
wärtige Anleihen von der chinesischen Regieiung ab-
geschlossen, und zwar eine für die Peking- und Hankow-
Bahn im Betrage von 4-5 Millionen Pfund Sterling und
die englische sogenannte Newchwang-Anleihe im Betrage
von 2 '3 Millionen Pfund Sterling.
Es ist nicht ohne Interesse, darauf hinzuweisen, dass
im Jahre 1898 die Einnahmen der Seezollverwaltung
22'50 Millionen Taels betragen haben, wovon indessen
zunächst 10 Percent Verwaltungskosten abzuziehen sind,
so dass eine Netto Einnahme von 2025 Millionen Taels
zu verzeichnen ist. Hält man an dieser Summe auch
für die Zukunft fest und vergleicht sie mit denen des
Schuldtndienstes, so ergibt sich allerdings (falls die
Seezölle allein zur Verzinsung und Amortisation der
auswältigen Anleihen zu verwenden wären) bis zum
Jahre 1914 alljährlich ein Fehlbetrag, der zwischen
1-8 Millionen Taels (1898) und 4'3 Millionen Taels
(im Jahre 1905)' schwankt.
Wenn von mancher Seite darauf hingewiesen ist, dass
die iMnnahmen der Seezölle von Jahr zu Jahr wachsen
und deshalb eine sich stetig verbessernde Sicherheit für
den Schuldendienst bilden, so ist das doch nur in sehr
beschränktem Maasse, wenn überhaupt, der Fall. Die
statistischen Nachweise ergeben, dass die Zolleinnahmen
von 20"54 Millionen Taels im Jahre 1887 auf nur
22-50 Millionen 1898 gestiegen sind und dass sie in-
zwischen mehrfach, so in den Jahren 1888, 1891, 1892,
1894, 1896 und 1S97, bereits höher als im letztver-
gangenen gewesen sind. Die Hoffnungen, die sich in
dieser Beziehung an die Eröffnung neuer Vertragshäfen
geknüpft haben, sind im Grossen und Ganzen bisher
nicht verwirklicht. Das vorhandene Bedürfniss nach F"in-
und Ausfuhr schtint durch die schon früher vorhandenen
Canäle vollständig befriedigt worden zu sein. In dieser
Beziehung dürfte eine Wandlung erst eintreten, nachdem
durch den Ausbau des projectirten Eisenbahnnetzes
die Vcrkeiirshindernisse zwischen der Küste und dem
Innern des Landes überwunden sind. Allerdings dürfen
wir im Einzelnen Umwälzungen bedeutender .^rt nicht
ganz übersehen. Die Ausfuhr von Seide und Thee ist
erheblich zurückgegangen ; die Einfuhr von Petroleum hat
dagegen einen ganz gewaltigen Aufschwung genommen;
an dem Gesammtergebniss hat das jedoch nicht viel
geändert. Wie bekannt, ist bereits seit einigen Jahren
die Frage einer Revision des Seezolltarifs Gegenstand
ernsthafter Erwägungen zwischen der chinesischen
Regierung und den eur^ päischen Mächten. Sobald China
sich entschliessen kann, die Likinsteuer auf fremde
Importwaaren abzuschaffen und dadurch diesen Waaren
einen leichteren Eingang in das Innere Chinas zu sichern,
iit die Hauptschwierigkeit beseitigt, welche einer Revision
des Tarifs entgegensteht.
Ein wie hoher Betrag aus den Netto-Einnahmen der
Seezollverwaltung aber gegenwärtig überhaupt zum Dienst
der auswärtigen Schulil Chinas verwendet wird, entzieht
sich unserer Kenntniss vollständig, da für diesen Zweck
a'ich noch andere Einnahmen des Staates, beziehungs-
weise der Provinzen herangezogen werden. So sind
beispielsweise die beiden 1895er Anleihen von je
1,000.000 Pfund Sterling grundsätzlich durch Provinz-
einnahmen sichergestellt, und eine Befürchtung, dass
eines Tages China nicht im Stande sein würde, seinen
Verpflichtungen nachzukommen, kann bis auf Weiteres
und im Falle einer Aufrechterhaltung der Integrität
Chinas schlechterdings als unbegründet gelten. e. l.
WIRTHSCHAFTLICHES AUS SIAM.
(.Vus dem Jahresberichte pro 1898 des k. und k Consulates in
Bangkok.)
Die Industrie Siams hat sich noch wenig entwickelt,
was zum grossen Theile an der ziemlich schweren Steuer-
last Hegt, obwohl letzthin eine mehr oder weniger um-
fangreiche Ermässigung derselben stattgefunden hat. Es
werden freilich im Palaste sehr schöne Gold- und Silber-
stickereien auf Seide, Sammt etc. angefertigt, und die
Gold- und Silberschmiedekunst hat eine ziemlich bedeutende
Entwicklung argenommen, so dass viele Schmuckstücke
in diesem Reiche angefertigt werden, welche wirklich
rühmenswerth sind ; auch Elfenbeinschnitzereien zeigen
manches Kunstwerk, und das mit äusserst primitiven
Mitteln betriebene Schleifen von Edelsteinen ist zu be-
wundern. Sorst aber ist die Industrie im Allgemeinen
nur wer ig entwickelt; zu erwähnen sind eigentlich nur
in Slam hergestellte Back- und Ziegelsteine, Webewaaren,
hauptsächlich ,,Paleys", die äusserst dauerhaft sind und
daher in der Regel besser bezahlt werden als die von
Europa importirte VVaare, Seidenwaaren, haupt.'-ächlich
Brusttücher, welche manchmal wunderschöne Arbeit zeigen,
Papier, welches aus dem Holz einer besonderen Baumart
durch ein ziemlich langwieriges Verfahren hergestellt <
wird, Tö])fer- und Porzellanwaartn, von denen die|
letzteren jetzt sehr gesucht und als Curiositäten geJ
schätzt sind, Glaswaaren von freilich sehr roher .Arbtit.J
hergestellt aus alten I'laschen und zerbrochenen Glas-*
Sachen, welche durch sehr primitive Gebläse geschmolzed
und aufs Neue verarbeitet werden, Metallwaaren für
Hausgebrauch, Werkzeug, Korbgeflechte und dergleichen'
mehr, welche Artikel jedoch durch die grössere Billigkeit
der fremdländischen Production in jährlich zunehmenden
Quantitäten von Europa und letzthin auch Amerika be-
zogen werden.
Färberei von Seiden- und Baumwollwaaren wird in
geringem Umfange in Siam betrieben , meistens von
Chinesen, welche auch die Gemüsezucht, Zuckerrnhr-
anpflanzung und Pfefferbau fast ausschliesslicli betreiben,
wie überhaupt die chinesische Bevölkerung für dieses
Königreich nicht nur Handel treibend von grösster
Wichtigkeit ist, sondern es liegen auch fast die sämmt-
lichen Handwerke in chinesischen Händen.
(>STKRREICHISCHK MONATSSCHRIFT FOK DEN OKIEN 7
101
Taurer, Dachdecker, Zinimerlcute, Tischler, Klerajjner,
Kesselschmiede, Schlosser, Bootbauer, Schmiede, Schuh-
macher, Schneider, Färber, Uarbiere, Wäscher, Gerber,
Bäcker, Schlächter, Buchbinder etc. sind fast aus-
schliesslich Chinesen, und obwohl es eine Bäckerei und
Schlächterei unter europäischer Leitung gibt, so sind
doch die Angestellten meistens Chinesen. Auch indische
Schneider sind in grosser Anzahl in europäischen Con-
fectionsgeschäften thätig, während Malayen, meistens
Mechaniker, in den Reismühlen angestellte Müller uod
Ingenieure auf den den Verkehr auf den Flüssen ver-
mittelnden kleinen Dampfern sind.
Siamesische Handwerker sind selten, obgleich in den
Reismühlen und Sägewerken viele siamesische Arbeiter
angestellt sind, während das Bebauen der Paddy-Felder
und die Viehzucht allerdings nahezu ganz von der
siamesischen Bevölkerung betrieben wird.
Die wirthschaftliche und culturelle Entwicklung des
Reiches nimmt, wie aus Vorgesagtem hervorgeht, ganz
besonders seit der Rückkehr des Königs aus Euroi)a
eine wirklich rapide Ausdehnung an.
Die Verbesserungen auf allen Gebieten sind zahlreich
und auffallend. Das Gerichtswesen und die Rechtspflege
sind reorganisirt und die Polizei sehr verbessert worden ;
um der Unsicherheit im Innern des Landes, welche sich
in den letzten Jahren besonders fühlbar gemacht hatte,
zu steuern, wurde ein Gendarmeriecorps eingerichtet ; die
Besteuerung ist vereinfacht und zu gleicher Zeit erleich-
tert worden. Auch wird viel gethan, um die sanitären
Verhältnisse Bangkoks zu verbessern und neue Wege
und Strassen werden in grosser Anzahl geschaffen.
Im Unterrichtswesen sind bedeutende Reformen ein-
geführt worden, Gesetze zum grösseren Schutze der
Teakwälder wurden erlassen, kurz. Alles deutet darauf
hin, dass der König aus seiner Reise nach Eurojja vit-1
Vortheil gezogen hat und es ihm mit der Einführung
von Reformen vollkommen Ernst ist.
Die finanzielle Lage Siams hat sich durch eine durch-
greifende Reorganisation des Finanzwesens gebessert,
die Einnahmen des Zollhauses, der Sprit- und Opium-
farmen u. s. w. haben ganz bedeutend zugenommer,
und es wird sogar beabsichtigt, die Staatseinnahmen und
-Ausgaben der letzten Jahre zu publiciren und das Budget
des Staatshaushaltes für das laufende Jahr gleichfalls zu
veröffentlichen, wohl mit Rücksicht auf eine im Laufe
der nächsten Jahre in Europa aufzunehmende Anleihe
zwecks Ausdehnung der jetzt im Bau begriffenen Eisen-
bahn.
Die Zahl der in Siam sich ansiedelnden Europäer
nimmt von Jahr zu Jahr zu, und abgesehen von den hier
etablirten Handelshäusern, deren Personal sich in Folge
der sich stetig ausdehnenden Handelsbeziehungen zu-
sehends vermehrt, hat im Laufe der letzten Jahre be-
sonders die Zahl der seitens der Regierung Angestellten
eine ganz beträchtliche Zunahme erfahren, Bemerkens-
werth i>t, dass englische Beamte vornehmlich als Polizei-
officiere, im Finanzministerium und Zollhaus, bei der
Landesvermessung, im Erziehungsdepartement, bei der
Eisenbahn, im Forstdepartement u. s. w, angestellt sind,
deutsche Beamte bei der Korat-Eisenbahn, dem Post-
und Telegraphendepartement, im Ministerium der öffent-
lichen Arb-iten, Angehörige der Monarchie bei der Korat-
Eisenbahn, der Marine und im iMnanzministeriuni,
belgische Beaitite bestehen fast ausschliesslich aus
Rechtsgelehrten, beim Justizministerium angestellt und
den verschiedenen Gerichtshöfen zugctheilt, dänische
Staatsangehörige sind vornehmlich in der Marine, sodann
in der Armee, bei der elektrischen Strassenbahn, der
„Elektrischen Licht"-Gesellschaft und bei der Paknani-
Eisenbahn angestellt, italienische Officiere in der .Armee
und Bautechniker bei den öffentlichen Arbeitgn, ameri-
kanische Ingenieure bei der „Elektrischen Licht"-Gesell-
schaft u. s. w.
Angelockt durch die vielen günstigen Schilderungen
der schnellen Entwicklung Sianns sind im I^ufe der
letzten Jahre viele stellungslose Pers<jncn. «iarunter auch
.Angehörige der Monarchie, nach Bangkok gekoranacn in
der Erwartung, hier Beschäftigung zu finden, und wenn
auch viele hierin reussirten, so muss doch ero&tlich
davor gewarnt werden, auf gut Glück, ohne vorheriges
Engagement, nach Siam zu kommen, da es gegenwärtig
schwierig geworden ist, Stellung oder Beschäftigung hier
zu finden, besonders für Leute ohne Mittel und ohne
siamesische Sprachkenntnis&e.
Die im Bau begriffene Eisenbahn Bangkok — Korat
dürfte kaum vor Ende des Jahres iQoo völlig fertig-
gestellt werden, obwohl die Hauptschwierigkeilen der
Bahnstrecke jetzt anscheinend überwunden sind und der
verbleibende Theil meistens durch fljches I^and geht.
Ausser der bereits seit längerer Zeit im Betriebe be-
findlichen Strecke Bangkok — Ayuthia ist auch die Strecke
Ayuthia — Genk i dem Personen- und Frachtverkehr in-
zwischen geöffnet worden, und Güterzuge können sogar
noch über Genkoi hinausfahren. Es ist inzwischen auch
der Ausbau der Strecke Ayuthia — Ixipburi in Aussicht
genommen, und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein,
dass der weitere Ausbau der Bahn nach anderen
wichtigen Plätzen des Reiches, besonders nach C'hiengmai
im Norden des Landes, vorgenommen wird.
Die kleine Separatbahn Bangkok- Paknam (Mündung
des F'lusses) gibt fortgesetzt gute Dividenden, gleichwie
die elektrische Strassenbahn Bangkoks, deren Ausbau
nach Samscn auch wohl nur eine Frage der Zeit ist,
zumal der König sich daselbst einen neuen Palast er-
bauen lässt, der den gegenwärtig benutzten Bangkok-
Palast an Grossartigkeit weit übertreffen und sich durch
ausgedehnte, neu zu schaffende Parkanlagen auszeichnen
soll.
Das Postwe^en des Landes nimmt unter der bewährten
Leitung deutscher Beamten stetig zu, und es sind ge-
rade einige fernere deutsche Postbeamte zu Hause en-
gagirt worden. Ein Vergleich des Postverkehres Siams
im Berichtsjahre mit dem früherer Jahre würde inter-
essant sein, dcch sind die statistischen F>mittlungen für
das Berichtsjahr nicht herausgegeben. Durch eine grössere
Anzahl europäischer Beamten und die dadurch ermög-
lichte bessere C'ontrole der inländischen Postbeamten
dürfte dieses jedoch bald und für die Dauer geändert
werden.
D.e Telegraphenanstalten haben im Berichtsjahre bei
weitem nicht so viel Anlass zur Klage wie in früheren
Jahren gegeben, da die Unterbrechung der Linien nicht
d'.-rmassen häufig und anhaltend wie früher war.
Das im Berichtsjahre nach Koh-Si-Chang gelegte
Kabel hat sich für den Schiffsverkehr sehr nützlich er-
wiesen, und es ist nur zu hoffen, dass die Telegraphtn-
verwaltung Sorge dafür tragen wird, dass diese wichtige
Leitung in gutem Zustande erhalten bleibt.
Ueber die Minen des Landes lässt sich dem in
früheren Berichten Gesagten nichts Neues hinzufügen,
doch da der Mineralreichthuni Siams unzweifelhaft ein
grosser ist, so ist von zukünftigen Verbesserungen der
Communicationen nur Gutes zu erwarten.
Die Siam Canal Land and Irrigation Co., eine siamesi-
sche Gesellschaft, unter Leitung eines östeneichischen
Kaufmannes stehend, hat durch die im I Jiufe der letzten
Jahre vorgenommenen und trotz vieler dem Unternehmer
erwachsener Schwierigkeiten doch stetig vorgeschrittenen
Canalbaiiten grosse Strecken früher brach liegenden
lindes für den Anbau von Reis nutzbar gemacht, und
wenn diese Gesellschaft m hr die Unterstützung der
siamesischen Regierung findet, sodüiften die l'ür Reisbau
gewonnenen Districte von Jahr zu Jahr grössere Elmtcn
ergeben und in steigendem Mnassc dazu beitragen, den
Export von Reis, dem Hauptexportartikel, stetig su ver-
grössern
102
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
CHINESISCHE KULIS.
Vor etwa einem Jahre ging die kurze MittheiUing
durch die deutschen Zeitungen, dass die Verwendung
chinesischer Kulis als Arbeiter bei einem deutschen
Eisenbahnbau in Aussicht genommen sei. Die „Kölnische
Zeitung" schreibt anknüpfend ao diese Nachricht:
Es ist zwar nicht zu befürchten, dass eine deutsche
Regierung in absehbarer Zeit die planmässige Einfuhr
chinesischer Arbeiter gestatten werde, aber es mag trotz-
dem zweckmässig sein, diejenigen über die unabwend-
baren Folgen chinesischer Einwanderung aufzuklären,
die durch unbefriedigende Arbeiterverhältnisse veranlasst
Werden könnten, nach ,, gelbem" Ersatz auszuschauen.
Dass man die Warner vor der sogenannten „gelben
Gefahr" mit Unrecht für Gespinstei scher gehalten hat,
zeigen uns die Zustände, welche durch die chinesische
Einwanderung in Nordamerika und Australien geschaffen
worden sind. In diesen von China aus zunächst erreich-
baren gemässigten Zonen hatte die besit^ergreifende
kaukasische Rasse den früheren ähnliche Lebensbedin-
gungen gefunden, und es war dadurch eine B.völkerung
entstanden, die wie in Europa alle Stellungen, von der
höchsten bis zu der niedersten, im socialen Leben aus-
zufüllen vermochte. Die Chinesen wurden hier im Anfang
austandslos zugelassen, da sie mit der ihnen eigenen
Schmiegsamkeit auftraten und durch ihr anscheinend be-
scheidenes Wesen die Ansässigen über ihren wahren
Charakter täuschten. Aber es dauerte gar nicht lange,
bis man erkannte, dass die Zulassung der Chinesen eine
ungeheure Erschwerung der eigenen Lebensbedingungen
mit sich brachte, ja, nach dem Ueberwiegen der chine-
sischen Bevölkerung nothwendig mit der Verdrängung
der übrigen Rassen enden müsse. In Europa wird man
ganz die gleiche Erfahrung machen, wenn man den
Chinesen den Vormarsch nach Werten nicht v. n vorn-
herein verlegt. Bis jetzt sind bei uns erst die Vorposten
der mongolischen Colonnen in Gestalt einer kleinen
Anzahl chinesischer Curiositätenhändler erschienen, in-
dessen wird die damit bereits begonnene Invasion
grösseren Umfang annehmen, sobald man sich daran
gewöhnt hat, die Zopfträger nicht mehr als allzu auf-
fallende Erscheinungen zu betrachten, und diese an-
fangen, sich zu Hause zu fühlen. Langsam, ja fast un-
merklich, aber mit zäher Beharrlichkeit wird sich der
Einmarsch der Chinesen längs der alten indischen Heer-
strasse und bald auch mit der transsibirischen Bahn
vollziehen, bis Europa eines schönen Tages überrascht
vor der Thatsache stehen wird, da^s sich ein Volk m
seinen Cultur- und Industriecentren eingenistet hat und
breit zu machen beginnt, gegen das kein Europäer in
Ausdauer und Genügsamkeit den Wettbewerb aufzu-
nehmen vermag. Ob dann die europäischen gesetzgeben-
den Körperschaften in richtiger Einsicht sich entschliessen
werden zu den strengen Maassregeln zu greifen, durch
welche Amerikaner und Australier der unliebsamen
Ueberschwemmung einen wirksamen Damm entgegc n-
setzten, ist noch sehr die Frage. Es ist vielmehr anzu-
nehmen, dass es wieder Kathederphilanthropen geben
wird, die in der Abwehr keine berechtigte Selbstver-
theidigung, sondern engherzige Unduldsamkeit sehen,
und erst dann, wenn es zu spät ist, wird man zu der
Erkenntniss erwachen, dass die europäische Industrie
und Agricultur mit der Zulassung der Chinesen einen
Selbstmord begeht. Oder wird man sich vielleicht nach-
träglich zu der grausamen Austreibung der inzwischen
ansässig gewordenen Fremdlinge mit Familie und Besitz
verstehen ?
Der Chinese, der für die Auswanderung zuerst in
Betracht kommt, ist der „Kuli", d. h. ein mittelloser,
von der Hand in den Mund lebender Taglöhner, der
kein Handwerk versteht, jede beliebige Arbeit übernimmt
und demgemäss mit der armseligsten Bezahlung, der
magersten Kost, der elendesten Unterkunft vorlieb nimmt.
Es ist geradezu unglaublich, wie wenig dazu gehört,
einen richtigen Kuli am Leben zu erhalten. Bekommt
er nur täglich zweimal seine Portion Reis, einfach in
Wasser abgekocht, und dazu etwa ein Stücichen ge-
salzenen Fisch oder Speck, so ist für seinen Unterhalt
gesorgt Einige spottbillige Gemüse, die man bei uns
eher für Unkraut halten und dem Vieh überlassen würde,
bilden in Ostasien die regelmässige Zugabe zu der all-
gemeinen Reisnahrung der Kulis, wozu noch der überall
wild wachsende spanische Pfeffer als Gewürz und hie
und da ein paar Bananen als ausscrgewöhnliche Er-
frischung kommen. Höchstens an den hervorragendsten
Festtagen erschwingt der Durchschnittskuli vielleicht
einmal ein Stück Schweinefleisch oder gar (zu Neujahr)
den grössten ihm bekannten Leckerbissen, eine Ente,
während ihm zuweilen auch ein herrenloser Hund einen
willkommenen Braten abgibt. Seine Kleidung besteht aus
ein paar zerrissenen Lumpen und einem Basthut, die
übrigen Habseligkeiten in Gestalt einer kleinen messingenen
Tabakspfeife und vielleicht einer schmutzigen zerfetzten
dünnen Wolldecke trägt er stets bei sich. Nach des
Tages I^ast, die durch Schimpfworte und Schläge seiner
Arbeitgeber gewürzt wird, krümmt sich der Kuli Abends
an irgend einer geschützten Stelle auf dem harten Boden
zusammen und schläft da, an kein besseres Bett gewöhnt,
ruhig dem Morgen entgegen, der ihm die ewige Fort-
setzung seines Hundelebens bringt. Es kann nicht Wunder
nehmen, dass ein solcher Paria unter den Menschen
sich verhältnissmässig leicht zur Auswanderung ent-
schliesst, denn er sagt sich, dass es ihm an irgend
einem anderen bewohnten Orte unmöglich schlechter
gehen könne. Zu Tausenden finden sich daher diese
Leute in den chinesischen Hafenstädten zusammen, ver-
einigen sich dort mit allerlei lichtscheuem und flüchtigem
Gesindel und lassen sici zum grossen Theil von den
Agenten der Pflanzer im tropischen Ostasien anwerben,
um einem vergleichsweise viel besseren Lose entgegen
zu gehen, als ihnen bisher zugefallen war. Die specula-
tiven Köpfe unter ihnen aber verschmähen die Sclaven-
laufbahn des Plantagenkulis, wenngleich der Letztere,
freilich auf niederer Culturstufe, ein durchaus menschen-
würdiges Dasein führt, und versuchen sich in kleinen
Gesellschaften zu vereinigen, um so, nachdem sie sich
auf irgend welche Weise das Ueberfahrtsgeld verschafft
haben, fremde Colonien mit ihrer Gegenwart zu be-
glücken. Die Unternehmendsten wissen sich ihren Weg
bis zu Ländern zu bahnen, wo sie mit weit überlegenen
Rassen in freien Wettbewerb treten können, und zwar
wird sich jetzt, da Amerika und AustraHen die Ein
Wanderung von der Erlegung einer unerschwinglichen
Gebühr abhängig und dadurch praktisch abgeschnitten
haben, der Strom der chinesischen Auswanderer einen
anderen Weg suchen und dabei auf Europa verfallen.
Wie tritt nun der chinesische Kuli in seinen An-
sprüchen neben dem europäischen Arbeiter auf? In ganz
Ostasien vermag der Kuli sein Leben für 4 mexicanische
Dollars monatlich, nach heutigem Curse ungefähr 1 o M ,
zu fristen. Der gewöhnliche Lohn für kräftige Leute
ausserhalb des übervölkerten Chinas beträgt jedocli
6 ^ = 15 M. Dieser Betrag reicht in den warmen
Länderstrichen für alle Bedürfnisse des Kulis aus, da er
für Unterkunft nicht zu sorgen hat, für Kleider fast gar
nichts auszugeben braucht, also bei einem Lohn von
6 $ sich nicht nur gut nähren, sondern auch noch
Tabak, Thee und andere billigere Genussmittel ver-
schaffen kann. Nehmen wir nun an, derselbe Kuli be-
nöthige in Deutschland für seinen directen Unterhalt
monatlich 1 5 M., ferner für Unterkunft 5 M , für Kleidi r
und alles übrige Weitere 5 M., so ergibt sich für ihn
eine monatliche Ausgabe von 25 M. und hieraus die
Möglichkeit, alle anderen Arbeiter weit zu unterbieten.
Der Kuli würde sich also z. B. als Hafenarbeiter, eine
Gattung, die sich ja auch bei uns aus allen möglichen
grundverschiedenen Elementen zusammensetzt, mit Ver-
I
ÖSTERREieHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
lOS
gougen tur 30 M. monatlich verdingen, und zwar bei
zehnstündiger täglicher Arbeitszeit, wie er es gewohnt
ist. Welch furchtbarer Wettbewerb wüide da den ein-
heimischen Arbeitern erstehen, die nicht nur lediglich
für ihr eigenes Brot zu kämpfen haben, sondern auch
für ihre Familien sorgen, den für den Staat so überaus
werthvoUeh Nachwuchs erziehen und als civilisirtc
Menschen so vielerlei zwingende H.dürfnisse befriedigen
müssen, welche IMdung, Gesellschaft und verfeinerte
Lebensweise an sie stellen und von denen der chine-
sische Kuli gar keinen Begriff hat ! Dabei ist, wenn nicht
die körperliche Kraft, so doch die Anstelligkeit der
Chinesen der des euro[)äischen Durchschnittsarbeiters
minilestens ebenbürtig, seine Ausdauer entschieden über-
legen. Die eintönigste körperliche Kraftentfaltung gilt
dem Kuli ganz gleich mit einer beliebigen abwechslungs-
reichen, auch den Geist beschäftigenden Arbeit. Wie
eine Maschine lebt er sich in die von ihm verlangte
Thätigkeit hinein, und wie eine Maschine beendigt er
sie schnell und gleichmässig. Dabei hat der Kuli einen
hochentwickelten Sinn für rechtliche Gleichstellung aller
Arbeiter und trachtet daher, wenn immer möglich, für
sich und seine Kameraden eine für jeden einzelnen gleich
abgemessene Accordarbeit zu erlangen. Ist dieses Maass
cinigermaassen billig zugetheilt, so übernimmt er willig
die Ausführung; übersteigt es aber die von ihm gewöhn-
lich erreichte Leistung, so fällt es ihm nicht ein, sich
damit abzuquälen. So billig er auch seine Arbeit ver-
kauft, so hartnäckig besteht er auf einem einmal fest-
gesetzten Mindestsatz. Vorgesetzte, die aus langer Er-
fahrung die für die Behandlung des Kulis nöthige Ge-
wandtheit geschöpft haben, vermögen mit Chinesen sehr
viel zu erreichen. Dieselben fügen sich in Alle-;, was
ihnen ein solcher „Lau-Keh", d. h. Kenner der chinesi-
schen Eigenart, zumuthet. Sie betrachten ihn sozusagen
als einen der Ihrigen, ja, sie befolgen seine Befehle mit
einer gewissen Begeisterung und strafen sogar solche
Widerspenstige selbst ab, die sich auflehnen wollen.
Ganz anders aber ist das Verhältniss der Kulis zu Vor-
gesetzten, die sie noch nicht kennen und die ihrerseits
noch wenig oder gar nicht mit Chinesen vertraut sind.
Da zeigt sich der verschlagene, verschlossene, zu ver-
steckter Widersetzlichkeit neigende Charakter des Kulis
in seinem vollen Lichte. Nicht enden wollende Rei-
bungen, boshafte und freche Herausforderungen führen dann
meistens zu Arbeitseinstellungen, wüsten Auftritten und
Gewaltthaten. Der fanatisirte Kuli schreckt vor nichts
zurück, kein Vorgesetzter ist während eines ,,Rows"
seines Lebens sicher. Daraus geht von selbst hervor,
dass der Kuli Respect nur hat vor einem Herrn, der
ihm durch weitgehende Routine durchaus überlegen ist,
und auch da nur, wenn derselbe durch rücksichtsloses
Draufgehen im Falle der Herausforderung seine Furcht-
losigkeit unzweifelhaft dargethan hat. Ob der Herr einen
tadellosen sittlichen Ruf besitzt oder aber in irgend
einer Hinsicht etwas anrüchig ist, macht dem Kuli nichts
aus. Er steht moralisch auf einer viel zu niedrigen Stufe,
um solche Eigenschaften zu schätzen, die bei uns den
P^hrenmanu ausmachen, und beansprucht denn auch eine
weitgehende Nachsicht seinem eigenen höchst unsitt-
lichen Lebenswandel gegenüber. Er steht in dieser Hin-
sicht auf einer für uns geradezu unfassbar tiefen Cultur-
stufe, ja, nicht viel höher als dus Thier.
Die anscheinende Unterordnung chinesischer Unter-
gebener ist also, wenn der Herr nicht zugleich gefürchtet
ist, nichts Anderes als Verstellung. Der Chinese fühlt
keine Anhänglichkeit oder Dankbarkeit für empfangene
Wohlthaten. Er würde nie für seinen Herrn in dessen
Abwesenheit eintieten, sondern ihn vielmehr mit Wollust
hinter seinem Rücken verunglimitfen und sich bübisch
über jeden ihm gespielten Streich freuen, Für ihn ist
nur derjenige unantastbar, der durch M.uht'und vor
Allem durch Reichthum eine hohe Stellung einnimmt.
Reichthum deckt beim Chinesen alles Andere. Das
schändlichste Subject, i. B. einer der vielen Mitdchen-
und Koabenhändler ist der Achtung de» Chinesen »ichr r,
wenn er nur recht reich ist. Der chinesische Kuli ut
ferner ein geborener Verschwörer. & riebt den heim-
lichen und gewaltsamen Weg zur Erlangung seines Rechte
stets dem gesetzlichen vor. Um sich unberechtigten Ein-
lluss und Anhang zu verschaffen, schliesst er sich einer
der geheimen Genossenschaften (Kong Si) an, die überall
unter den Chinesen bestehen und ihre Mitglieder durch
furchtbare Eide binden und den Zweck verfolgen, alle
Kameraden im Guten und Schlechten mit allen, auch
den unerhörtesten Mitteln zu unterstützen. Eine solche
Kong Si hat also viele Aehnlichkeit mit der italienischen
„Mafia" und „Camorra"; wer ihre Rachsucht erregt,
wird ermordet oder durch Vertreibung unschädlich ge-
macht. Einen Chinesen, der wegen eines im Auftrage
der Kong Si verübten Verbrechens bestraft wird, be-
trachten und feiern seine Genossen als Märtyrer. Man
bedenke, wie solche Kong Sis in unsere staatlichen Ein-
richtungen i)assen würden ! Sich eine Gelegenheit ent-
gehen zu lassen, um seinen Herrn zu betrügen, be-
trachtet der typische Kuli als eine unverzeihliche Dumm-
heit, ja geradezu als ein Unrecht, und nicht nur der
Kuli, also der tiefstehende Chinese macht sich aus jeder
.\rt Betrug eine Freude, sondern der Chinese überhaupt,
nie Uebervortheilupg erscheint ihm als unzertrennlicher
Bestandtheil jedes Geschäftes, das er macht, und das ihn
seinem Ideal, der Erwerbung von Reichthümem, näher
bringt. Für Ehrlichkeit, OflTinhtit, Treue, Ehr- und Pflicht-
gefühl fehlt dem Chinesen schlechterdbgs alles Ver-
ständniss.
Neben dem Kuli ist also auch der chinesische Händler
ein für uns unerwünschter Zuwachs. Man Ias.se sich
durch die glatte .Aussenseite dieser Händler niiht
täuschen, sie sind nur so lange äusserlich höflich und
anständig, als sie sich nicht sicher genug fühlen. Ein
durch seinen „Handel", d. h. Schachern und Schwindeln,
reich gewordener Chinese ist für uns vollends ein höchst
abstossendes Exemplar seiner Specics. Er ist der ekel-
hafteste gemästete Protz, den man sich vorstellen kann.
In den englischen Cul'inien der Straits Settlemctts, wo
man in falscher Philanthropie die gesetzliche Gleich-
stellung der Europäer, Eingeborenen und Chinesen ein-
führte, hat man Gelegenheit, diese flegelhaften, aufge-
blasenen und unglaublich anmaassenden Ki-rle als ab-
schreckendes Erzeugniss des Entgegenkommens dieser
Race gegenüber zu studiren.
Fasst man die Betrachtungen über den Chinesen zu-
sammen so kommt man zu dem Schlüsse, dass er in
ein geordnetes europäisches Staatswesen schlecht hinein-
passt. Seine wenigen Tugenden : .\rbcitsamkeit, Spar-
samkeit und Nüchternheit, verschwinden neben den ihm
anhaftenden Untugenden und schamlosen lästern. Der
Chinese ist nicht civilisirbar; mögen gewisse Chinesen-
freunde sagen, was sie wollen. So lange der Chinese nur
Macht und Reiehthum anerkennt, für Recht und Unrecht
aber keinen anderen Begriff hat, als dass jedes begangene
und entdeckte Unrecht mit Geld zu sühnen ist, während
ihm Alles als Recht gilt, was man ungestraft thun kann,
so lange ist er ein der abendländischen Civilisation ver-
schlossener Barbar. Er mag äusserlich auch noch so von
europäischer Cultur beleckt sein, auch dem Fortschritt
I insoweit huldigen, als er sich unsere Erfindungen und
Industrieerfolge zunutze macht, so bleibt er im Innern
I doch stockchinesisch, voll maasslosen Dünkels und Gcring-
I Schätzung für unsere Ideale der Humanität, unserer
liöchsten Errungenschaft, abhold, ein Streber, dem alle
Mittel und Wege recht sind.
104
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
CHRONIK.
Asien.
Asiatische Türkei. Die russische Regierung verlangt
neuL-rdings eine Commissionsimtersuchung zum Zwecke
der Abstellung der Umtriebe bewaffneter Banden an der
russisch-türkischen Grenze; der Sultan verspricht, zu
diesem Zwecke Tevfik Pascha zu entsenden. — Trotz
der Bemühungen der türkischen Behörden hören die
Ausschreitungen der Kurden nicht auf. Diese plündern
die nächst Bitlis gelegene armenische Ortschaft Hartgogh
und verüben in dem Kloster Erghan (Erzingian) und in
Kighi (Erzerum) verschiedene Mordthaien. — Ueber die
Sicherheitszustände in Beirut erheben sich Klagen ; Mord-
thaten, Raubanfälle und andere Gewaltthaten seien an
der Tagesordnung, und ein deutscher Kaufmann sei auf
offener Strasse von Gendarmen angefallen, misshandelt
und beraubt worden.
Arabien, Die Lage in Jemen ist noch immer sehr be-
denklich; die revolutionäre Bewegung ist ernst, die Un-
zufriedenheit gewinnt an Ausdehnung.
Persien. In ßuschir finden wegen der gegen die Pest
getroffenen sanitären Maassrcgeln Unruhen statt. Nach
Aufhebung der Quarantaine im Hafen und nach Wieder-
eröffnung der Bazare wird die Ordnung wiederhergestellt
und es herrscht Ruhe. — Die von der russischen Re-
gierung vor drei Jahren begonnene 350 km lange Land-
strasse von Rescht nach Teheran ist vollendet und wird
eröffnet.
Indien. Auf die Brauerei Murree in Quetta findet ein
räuberischer Ueberfall statt, wobei mehrere eingeborene
Beamten getödtet und andere schwer verwundet werden.
Die Räuber, mit denen der berüchtigte Dschafir Khan
in Verbindung stehen soll, werden von berittener Polizei
verfolgt, entkommen aber. — In Puna dauert die Pest
fort, und es kommen in der Stadt wie im Truppenlager
viele Erkrankungen vor, von welchen die meisten tödtlich
verlaufen.
Tongking Der Vorstand des Postens Rua Rao,
M. Breugnot, nimmt mit einer kleinen Truppenmacht
Lasa Sor, einen nahen Verwandten des alten Räuber-
häuptlings Nuong, gefangen, der vor 4 — 5 Jahren die
Gegend zwischen den Flussgebieten des Song Tschu und
des Haut Song beunruhigte. Lasa gelang es im vorigen
Jahre, der Verfolgung durch Cuvelier, den Vorstand des
Postens Xamthen, zu entrinnen und bei Phutuong Zu-
flucht zu finden. Lasa's Gefangennahme befre't diese
Gegend der anamitischen Kette von Piraten, so dass sie
ein Verkehrsweg für europäische Kaufleute und Reisende
werden kann.
China. Die französischen Forderungen nach bedeutenden
Eisenbahnconcessionen in Vünnan stossen bei den Chinesen
auf Schwierigkeiten. Der chinesische Pöbel reisst die in
Yünnanfu wehende französische Tricolore herab und
zeigt sich gegen die dort weilenden Vertreter französi-
scher Gesellschaften höchst feindselig. Der Vicekönig
von Yünnan erlässt eine Proclamation, worin er die Ein
wohner davor warnt, die französischen Eisenbahningenieure
zu belästigen. — Der Aufruhr im Kiautschau-Gebiet ist
vollständig bewältigt; der Widerstand ist gebrochen,
überall ist die Ruhe wiederhergestellt, die Ortschaften
bitten um Frieden, die ganze Gegend ist durch Haupt-
mann Mauwe zur Auslieferung der Waffen gezwungen
worden. Die Erwerbungen des für die Eisenbahn nöthigen
Grundes und die Sicherstellung der Arbeiten sind durch
einen Aufruf geregelt, den der Kreismandarin von
Kaumin erlassen hat. — Die Lage der christlichen Chi-
nesen in Südschantung ist mehrfach schwierig geworden,
und der deutsche Gesandte in Peking fordert das
TsungUyamen auf, durch Befehle an den Gouverneur für
die Sicherheit der Christen zu sorgen. — In den Pro-
vinzen Kwangtung und Kwangsi leidet der HandcJ unter
dem immer mehr überhandnehmenden Räuberunwesen.
In Cotkon am Westfiusse werden 500 Soldaten von
1000 Räubern umzingelt, angegriffen und geschlagen,
wobei 350 getödtet und verwundet werden. — Der
Secretär des japanischen Consulates, der abgesendet
worden war, um die japanische Flagge auf Amoy (Tiger-
hügel) zu hissen, wird von den Aufständischen zurück-
getrieben. — In der Umgegend von Tschining macht
sich eine gefahrdrohende Bewegung gegen die fremden
Christen bemerkbar. — Ueber ein in der russischen Con-
cession zu Hankau gelegenes, der englischen Firma
Jardine, Matheson & Co. gehöriges und von ihr in aller
Form erworbenes Grundstück, dessen Besitztitel der
russische Consul nicht anerkennt, kommt es zwischen
Kosaken und englischen Matrosen zum Streit, wobei die
letzteren, die das Grundstück bewachen, eine das
russische Consulat bedrohende Stellung einnehmen. Der
russische Gesandte und der englische Geschäftsträger
kommen überein, die Schwierigkeit durch Schiedsspruch
erledigen zu lassen. — Russland erklärt den Hafen von
Talienwan für die ganze Dauer des im März 1898
zwischen Russland und China abgeschlossenen Pacht-
vertrages als Freihafen für die Handelsschiffe aller Nationen
und wird in dessen Nähe eine neue Stadt mit dem
Namen Dalny erbauen. — Italien gibt den Gedanken,
Sanmun zu besetzen oder irgend eine geeignetere Station
in China zu erwerben, auf — Ein italienisches Syndicat
bewirbt sich um die Concessionen für eine Eisenbahn
von der Küste der Provinz Tschekiang nach dem Innern
des Landes und für eine andere Eisenbahn in der Um-
gebung von Peking. — Dem Ingenieur Rouffart, Ver-
treter belgischer Capitalisten, wird die Erlaubniss zum
Bau und Betrieb einer ca. 700 km langen Eisenbahn
ertheilt, welche die Grubengebiete von Schansi mit der
Linie Peking — Hankau verbinden soll. — Die Kaiserin-
Witwe beauftragt die Provinzbehörden, Kang-yu-wei und
zwei andere flüchtige Reformer gefangenzunehmen zu
trachten, da diese nicht aufhören, aufrührerische Lehren
zu verbreiten. — In Niutschwang ist die Pest ausge-
brochen, und man befürchtet, dass sie auch nach Tientsin
und anderen Orten des nördlichen China eingeschleppt
werden könnte. — Den fremden Gesandtschaften werden
die neuen vom Tsungliyamen in Bezug auf Gruben-
unternehmungen erlassenen Vorschriften mitgetheilt.
Formosn. Die Japaner sollen auf Formosa reiche Gold-
lager entdeckt haben, die sie, um die Oeffentlichkeit
nicht darauf aufmerksam zu machen, insgeheim aus-
beuten. Die Goldlager befinden sich im Nordosten der
Insel.
Philippinen. Die Aufständischen nehmen und verbrennen
in San Fernando den amerikanischen Dampfer ^Saturnus".
Die Amerikaner ergreifen wieder die Offensive. General
McArthur bricht mit seiner ganzen Streitmacht, 5000
Mann, bis auf 600 Mann, die als Besatzung in San
Fernando zurückbleiben, von dort auf, um gegen die
Hauptmacht der Aufständischen zu stossen. Nach einem
Gefechte auf der ganzen Linie, wobei die Philippiner
nur schwachen Widerstand leisten und sich auf Calulut
zurückziehen, wird dieses von den Amerikanern einge-
nommen, und diese rücken gegen Los Angelos und
westlich gegen Porac vor. Oberst Bell dringt mit einer
kleinen Macht in Los Angelos ein, wird aber von den
Philippinern wieder vertrieben ; Oberst Smith nimmt mit fll
verstärkter Truppenmacht den Kampf wieder auf, schlägt
die Aufständischen mit schweren Verlusten und besetzt
Los Angelos. Nun halten die Amerikaner die Stadt
Manila und die Umgebung in einem Umkreis von
15 englischen Meilen besetzt, die Stadt Iloilo und Um-
gebung im Umkreise von neun Meilen und die Stadt
Cebu und ein kleines Stück von deren Umgebung; das
Uebrige ist in den Händen der Philippiner. General
Bates verhandelt mit dem Sultan des Sulu-Archipels über
einen neuen Vertrag, in welchem unter anderen Punkten
der Schutz und die Überhoheit der Vereinigten Staaten
zur B.dingung gemacht ist, wogegen diese den Be-
wohnern des Archipels volle Religionsfreiheit verbürgen.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FOn DF.N ORIENT.
106
Die Moros stehen zw den amerikanischen Truppen in
freundschaftlichen Beziehungen und unterzeichnen ein
Uebcreinkommen, nach welchem sie die Oberhoheit der
Vereinigten Staaten über die gcsamnittn Philip|)inen an-
erkennen; die Moros von Westmindanao suchen um
Krlaubniss an, die Insurgenten vertreiben zu dürfen. In
Manila wächst die Erbitterung gegen die drückende
Herrschaft der Amerikaner von Tag zu Tag.
Afrika.
Algier. Der Kaid ben Lenuar greift an der Spitze von
5000 Mann die Stämme Beni-Thal und Beni-Manganschc
an, tödtet viele von ihnen und verbrennt ihre Dörfer.
Atgypten. Die Pest in Alexandiien ist im Erlöschen.
Die dit.sjährige Nilschwelle ist ungenügend, so dass der
grösste Theil des Fruchtlandes v-n Oberägypten nicht
besäet werden kann.
Aegyptischer Sudan. Die Mahdisten versuchen einen
Aufstand, der von dem Khalifen Muhammad Scherif,
einem der vier seinerzeit vom Mahdi eingesetzten
Khalifen, und von zwei Söhnen des Mahdi angezettelt
wurde, denen gestattet worden war, unter Aufsicht im
Dorfe Schukaba am Weissen Nil zu wohnen. Eine kleine
ägyptische Truppenabtheilung, die abgesandt ist, um sie
zu verhaften, wird von den Derwischen angegriffen.
Muhanimed Scherif und die beiden Söhne des Mahdi
fallen im Kampfe, das Dorf wird in Brand gesteckt.
Der Khalifa befindet sich in Dschebel Gedir. Die Voll-
endung der Atbara-Brücke wurde durch ungünstige
Witterung verzögert.
Französischer Sudan. Die fran2Ösische Expedition
Voulet Chanoine, die damit beauftragt war, das Gebitt
zwischen Say am Niger und dem Tschadsee zu er-
forschen, und die sich auf dem Wege nach Zinder be-
fand, um den vom Emir von Zinder an Hauptmann
Cazemajou und dessen Gefährten verübten Meuchelmord
zu rächen, hat sich selbst eines ungeheuerlichen Ver-
brechens schuldig gemacht. Da die Hauptleute Voultt
und Chanoine die Eingebortnen auf das Grausamste be-
handelten, sich auch Raub und andere schwere Ver-
brechen im Sudan zu schulden kommen lies=en, wurde
die Behörde im Sudan angewiesen, durch einen höheren
Officier und einen Lieutenant die beiden angeklagten
Hauptleute ihrer Aemter entheben, als Gefangene nach
der Hauptstadt von Sencgambien, Kayes, bringen zu
lassen und dort vor ein Kriegsgericht zu stellen. Zu
diesem Zwecke erhielten Oberstlieutenant Klobb und
I-ieutenant Meunier von dem Gouverneur von Franzö-
sisch-Sudan den Befehl, von Kayes aus zur Expedition
Voulet-Chanoine zu stossen, über sie den Befehl zu über-
nehmen und die beiden Officiere nach Kayes zur Ab-
urtheilung bringen zu lassen. Von einer Abtheilung ein-
geborener Soldaten begleitet stiessen Klobb und Meunier
bei Damangar im Damergulande, auf dem halben Wege
zwischen dem Niger und dem Tschad, auf die Mission
Voulet-Chanoine. Klobb theilte der Expedition seinen
Auftrag mit, worauf Voulet drohte, auf ihn feuern zu
lassen, wenn er darauf bestehe, seinen Befehl auszu
führen. Als Kh bb und Meunier trotzdem mit ihrer
Begleitmannschaft sich der Expedition näherten, liess
Hauptmann Voulet seine Leute sofort laden und sich
schussbereit halten. Klobb liess nicht laden und rückte
mit Meunier vor. Als Klobb mit seinen Begleitern sich
in einer Entfernung von 150 Metern von der Mission
befand, liess Voulet drei Salven abfeuern, und Klobb
und Meunier fielen mit dem grössten Theile ihrer Begleit-
mannschaft Die wenigen Ueberlebenden der kleinen
Truppe, die nur aus 30 schwarzen Schützen bestand,
ergriften vor der aus ca. 1 300 Mann bestehenden Truppe
Voulet's die Flucht und liessen ihre zum Tode verwun-
deten Officiere und Kameraden im Stiche. Ein Sudaner
brachte die Nachricht von die.ser Mordthat nach Kayes.
Nun ist ilie Expedition Voulet für vogelfrei erklärt
worden, und dies wurde schon oder soll erst den beiden
anderen Expeditionen mitgetheilt werden, denen diejenige
Voulet'» die Hand reichen sollte, nämlich der Expediiion
Koureau-Lamy, die »ich im I^nde Air nördlich von
Damergu lK:fin<let. und der südlich vom Tschadsee im
Tscharithale vorgehenden Expedition Gei.til-Bretonoct.
Franziisisch- Guinea. Hier ist der Bau mehrerer Eisen-
bahnen in Aussicht genommen, die den H.iuptort Grand
Bassam mit dem Inneren verbinden sollen. Eine Bahn
soll von I'etit-Alt-p6 in nordwestlicher Richtung nach
S6ka-S(^ka führen, und einerseits si)äter in nördlicher
Richtung nach Kong, andererseits sofort von Scka-S^ka
nach Tumodi auggebaut werden. Eine Eisenbahn wird
von Konakry nach dem Niger angelegt werden.
Dahome. Um Gelder zur Anlige der Niger- Eisenbahn
beizubringen, hat die Regierung den Eingeborenen eine
Kopfsteuer von Frs. rzs im Binnenlande und Frs. 2'i5
in sechs Küstenorten auferlegt. Die P'intreibung erfolgt
ohne Schwierigkeit, da die Häuptlinge dabei mitwirken
und 25 Percent der aufgebrachten Gelder erhalt.n. Bei
der Grenzregulirung zwischen Togo und I>ahome werden
drei wichtige (Ortschaften, Kabola, Pira und Bedu, Frank-
reich zuerkannt.
Britisch- Weslafrika. Bai Bureh, Niagua und Bai Scher-
bro, die drei Hauptanführer im letzten Sierra l.eonc-
Aufstand werden nach Accia deportirt.
Britisch-Ostafrika •\-tt herrscht in Folge der Trocken-
heit grosser Nothstand ; neben der Hungersnoth herrschen
die Pocken und im Innern die Rinderpest.
Französisch- Cungo. Die von Foureau geleitete Expedi-
tion, die vor einigen Monaten ausgesandt wurde, um
die Gegend zwischen dem Sangha und dem Congo tu
erforschen, kehrt nach Gabon zurück. Es ist ein Eisen-
bahnbau von Libreville, dem Hauptorte an der Küste,
nach Uesso am Sangha in Aussicht genommen.
Portugiesisch Ostafrika. In Maguda koncmen Erkran-
kungen an Beulenpest vor.
Nyassaland. Die mit den Engländern gegen den Häupt-
ling Mataka operirende Macht erreicht Kanyelas. Der
Vormarsch geht wegen Mangels an Proviant nur langsam
vor sich und der Feind beu- ruhigt die portugiesische
Colonne; die britisc'ie Expedition rückt gegen den
Chintasee vor, um bösen Zwischenfällen zuvorzukommen.
An der Ostseite des Nyassasees treten die Pocken auf.
Betschuanaland. In Pigtree wird ein Holländer ver-
haftet, der im Betschuanaland Unfriiden stiften will.
Basutoland. Nach Maseru, der Hauptstadt von Basuto-
land, wird die Telegraphenlinie eröffnet.
Afaskarenen. Die Beulenpcst auf Mauritius dauert an
Australien.
Samoa. In einer Versammlung der Commissare und
Mitglieder beider Parteien wird ein Abkommen unter-
zeichnet, wonach das Königthum und lier Posten d«s
Präsidenten des Municipalrathes abgeschafft werden. Die
Malietoa-Partei gibt die Erklärung ab, dass sie die
Annexion (an welche Macht?) als die beste Lösung
wünsche. Die Commission einigt sich, den amerikanischen
Generalconsul Osborn zum Vertreter des Oberriihters
Chambers lu be-tellen. In Mulinuu findet unter I.eitung
der Commission eine Versammlung der Häuptlinge beider
Parteien statt. Je 13 Häuptlinge als Vertreter beider
Parteien unterzeichnen den B.-schluss, der das König-
thum abschafft. Mataafa, der für die Abschaffung des
Königthums und die Ernennung des Dr. Solf zum Chef
der Regierung eintritt, soll tum Gouverneur seines Be-
zirkes ernannt werden. Die feindselige Gesinnung der
Eingeborenen unter einander dauert fort. Zehn Tage nach
der .\bfahrt der Commission von Samoa wird d-e Re-
gierung des Consularhofs mit Dr. Solf als Berather em-
gesetit. Aeusserlich ist .Alles ruhig, doch werden die
Häuptlinge, die zu Mataafa stehcu, mehrmals von den
Anhängern Tanu's angegriffen und beleidigt. Tanu und
Tamascse, der ehemalige Vicekönig, haben ihre Regie-
rung noch immer in Apia, trotz des Befehls der Com-
106
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT KÜR DEN ORIENT.
tnission, sie aufzulösen. Die vorläufige Regierung fordert
durch öffentliche Bekanntmachung die Malietoaleute, die
sich in Apia aufhalten und dort nicht ihren Wohnsitz
haben, auf, in ihre Heimat zurückzukehren.
MISCELLEN.
Die Kosten des Philippinenkrieges. Die „New Yorker
H.-Z.'' schreibt: Die an Spanien gemachte Zahlung von
2') Millionen Dollars für die Abtretung der Philippinen
war nur eine Bagatelle im Verhältniss zu den zur Zeit
noch unberechenbaren Ausgaben für den Krieg gegen
die Insurgenten und für die spätere Organisirung des
dortigen Staatswesens. Die bisherige Kriegführung hat
grosse Summen verschlungen und sie würde ohne Zweifel,
wenn Kriegssecretär Alger am Ruder geblieben wäre,
unser Budget in den nächsten Jahren aufs Höchste ge-
spannt haben, da die durchaus falsche Politik einer
Kiiegführung mit offenbar unzureichenden Streitkräften
die Kämpfe auf den Philippinen unabsehbar verlängert
haben würde. Abgesehen von den groben Missbräuchen,
welche die Verwaltung des Kriegsdepartements unter
dem früheren Secretär charakterisirte, hat Alger den
schweren Vorwurf gegen sich heraufbeschworen, dass
er im Widerspruche mit der Ansicht und Ueberzeugung
hervorragender Officiere die Widerstandskraft und die
Hilfsquellen der Insurgenten bedeutend unterschätzte. Er
hätte schon viele Monate, ehe er seinen Abschied er-
hielt, aus seinem Amt entfernt werden sollen. Unter
dem jetzigen Kriegssecretär Elihu Root wird ein anderes
System inaugurirt werden, und Alles deutet darauf hin,
dass eine Klärung und Reorganisirung des ganzen unter
seiner Controle stehenden Dienstes bevorsteht. Root ist
ein heller Kopf, welcher ohne persönliche Politik ledig-
lich die Interessen des Gemeinwesens im Auge hat
Sein erster Schritt gestaltete sich zu einer Vernichtung
des Algerismus. Er gewann nach flüchtigem Studium der
Verhältnisse die Ueberzeugung, dass der Kampf gegen
Aguinaldo und seine Generale kein Kinderspiel sei. Er
unterbreitete nach einer eingehenden Rücksprache mit
General Miles dem Präsidenten einen festgefassten Plan
für die künftige Kriegführung und Präsident McKinley
hat ohne Rückhalt diesen Plan gutgeheissen. Die
Philippinen werden gegen Ende October genügende
Streitkräfte aus den Vereinigten Staaten haben und der
Krieg wird voraussichtlich, sobald dieSe Streitkräfte sich
über das in Insurrection befindliche Gebiet entwickelt
haben werden, von kurzer Dauer sein. Es wird daraus
folgen, dass das Budget für die eigentliche Kriegführung
ein zeitlich beschränktes sein wird. Doch wird die
Occupation der Philippinen auf Jahre hinaus schweres
Geld kosten. Ol? die Abtretung der Philippinen von
Seite Spaniens ein Danaergeschenk ist oder nicht, muss
sich erst in der Zukunft herausstellen, sobald nach Her-
stellung der Ordnung die wirthschaftlichen Interessen
des Landes eine Pflege erhalten können. Jedenfalls aber
werden die Philippinen unser Budget auf Jahre hinaus
auf eine enorme Ziffer bringen, und Schatzsecretär Gage
ist jetzt schon mit dem Problem einer Schätzung der
durch die Philippinen verursachten Ausgaben und einer
Feststellung der Mittel, diese Au<igaben zu decken,
ernstlich beschäftigt. Das Kriegs- und Flottendepartement
werden ihm zunächst ihre künftigen Bedürfnisse aus-
einandersetzen und ihm die Ziffern ihrer Dienstzweige
liefern. In Bezug auf die Beschaffung der Mittel stehen
dem Schatzsecretär verschiedene (Quellen zur Verfügung.
Er kann dem Congress eine wei'-ere Ausbeutung der
Inlandsteuern empfehlen, oder er kann von der ihm
durch Congressacte ertheilten Ermächtigung, Bonds für
Kriegszwecke auszugeben, Gebrauch machen. Er hat
kraft Gesetzes das Recht, für diese Zwecke im Ganzen
400 Millionen Dollars Bonds auszugeben. Bekanntlich
hat die Administration nur 200 Millionen Bonds aus-
gestellt. Es stehen daher dem Schatzsecretär noch 200
Millionen zur Ausgabe frei. So sehr sich der Secretär
auch gegen weitere Bondemission sträuben mag, liegt
doch die Wahrscheinlichkeit nahe, dass er zu dieser
Maassregel wird schreiten müssen. Der Stand der bis-
herigen Einnahmen aus allen Quellen ist ein solcher,
dass er für ausserordentliche Ausgaben von schwer be-
rechenbarer Höhe kaum ausreicht. Selbst wenn von
Seite des Schatzamtes eine Erweiterung der Inland-
besteaerung versucht werden wird, wird das Ziffern-
ergebniss derselben kaum den vermehrten Ausgaben
gleich kommen. Herr Gage wird daher vermuthlich in
seinem an den Congress abzugebenden Jahresbericht die
Nothwendigkeit einer weiteren Ausdehnung der Inland-
steuern darlegen und seine Empfehlungen demnach ein-
richten. Es wird zu gleicher Zeit den Congress mit der
Nothwendigkeit einer Bondemission unter der bereits zu
Recht bestehenden Ermächtigung vertraut machen. Die
Höhe der zu emittirenden Bonds wird von der Höhe
der neuen Steuern abhängen. Je ergiebiger diese Steuern
sein werden, desto beschränkter wird die Bonderaission
sein können. Falls der Congress von der Auferlegung
weiterer Steuern ganz Abstand nehmen wird, wird dem
Schatzamt kein anderer Ausweg offen stehen, als die
volle Erschöpfung der Bondemission, je nach dem Steigen
der Kriegsausgaben. Während die aus dem Erwerb der
Philippinen entstehenden ungeheuren Lasten unabwähbar
sind, muss die Wiedererlangung der ungeheueren Summen,
welche in dem Ausgabebudget erscheinen, der Zukunft
vorbehalten werden.
Die „Städtewüste" des Hauran schildert Oppenheim
in einem der interessantesten Capitel seines neu^n
grossen Reisewerkes „Vom Mittelmeer zum Persischen
Golf", von dem bisher der erste Band vorliegt. Mit der
Bezeichnung Hauran wird nicht nur das bekannte Ge-
birge belegt, sondern auch das ganze Gebiet südlich
der Ebene von Dimascus, einer der fruchtbarsteu Land-
striche der Erde, der von jeher die Kornkammer Syriens
gewesen ist. Schon in älte>ter Zeit ist die Ebene be-
wohnt gew..sen; neuerdings leben hier mehr oder minder
sesshaft gewordene arabische Bauern, denen die Türkei
gewisse Freiheiten lässt. Das Land ist durch heftige
Erderschütterungen wiederholt heimgesucht worden,
trotzdem finden sich überall eigenartige bauliche Reste.
Städte, Dörfer und Burgen findet man, die zum Theile
auf den ersten Blick so gut erhalten scheinen, dass man
glauben möchte, sie seien bewohnt, während sie doch
in Wirklichkeit seit einem Jahrtausend verlassen worden
sind und zum grossen Theile auch noch heute leer
stehen. Die Ruinen sind so zahlreich, dass sie zur Be-
zeichnung „Städtewüste" für den Hauran geführt haben.
Die Bauwerke stammen aus den ersten Jahrhunderten
unserer Zeitrechnung, in denen ein unter Oberhoheit
der Römer stehendes Reich, dessen Einwohner gegen
Ende des I Jahrhunderts aus dem südwestlichen .Vrabien
eingewandert waren, unter der Herrschaft ihrer Stammes-
fürsten, der Rassaniden, eine Zeit der Blüthe erlebte.
Mit ilem Einzug des Islam verschwanden die Rassaniden
und ihr Volk aus der Geschichte; der Hauran muss
damals fast ganz von seiner Bevölkerung verlassen
worden sein. Zur Zeit der Kreuzzüge erlebte er eine
zweite, nur kurze Blüthe, und seitdem hat sich jahr-
hundertelang nur eine sehr spärliche sesshafte Bevölke-
rung im Hauran aufgehalten. Betrachtet man die Bau-
werke näher, so zeigen sich fast überall die Spuren
furchtbarer Zerstörungen, die zum Theile feindlichen
Einfallen, in erster Linie aber den Erdbeben zuzuschreiben
sind. Der Eindruck, den die leeren Strassen und Bauten
der längst verödeten Stätte auf den Reisenden machen,
ist grossartig, aber fast unheimlich. Das Material der
Bauten besteht beinahe ausschliesslich aus grossen
schwarzen Lava- oder Doleritblöcken ohne Mörtel. Im
Inneren werden die Steine auch für das, was man von
r
ÖSTERREICHISCMR MOKATSSCHRIPT FÜR DEN ORIENT.
107
Holz gefertigt zu sehen gewohnt ist, verwendet. iJie
Decken der Zimmer sind aus mächtigen, meist auffallend
schmalen Steinplatten zusammgefügt oder sie wölben
sich in Kuppelform. Die Thiiren sind bisweilen auch
aus einem einzigen monolithischen Block gemeisselt, sie
drehen sich in deti gleichfalls steinerneu riesigen Angeln.
Auch die I'>nsterflügel, die von FJchtöffnungen durch-
brochen sind, selbst die in die Wände eingelassenen
Schränke, die an den Mauern entlang laufenden Sitz-
bänke, die Aufsätze, die Lampen oder ähnliche Gegen-
stände zu tragen bestimmt waren — alles dies ist von
Stein, Die Treppen zum zweiten Stockwerk befinden
sich an der Aussenseite der Mauern und bestehen aus
langen, in die Wand eingelassenen steinernen Stufen.
Gewaltige, aus mächtigen Quadern erbaute Wasser-
reservoire sind bei fast allen RuinenstäiJten zu treffen;
ihr Umfang misst oft Hunderte von Schritten, tiefe,
steinerne Treppen führen zu ihrem Grunde hinab. Der
Hauran ist auch überreich an verzierten Steinschriften, die
tfast regelmässig ein rechteckiges, im Innern durch Schrift
* geschmücktes Medaillon aufweisen. Späteren Einwanderern
haben einzelne Bautheile als Material für ihre Bauten
dienen müssen, und so findet man Steine mit Ornamenten
und Inschriften willkürlich und regellos als ThürschwtUen
u. s. w. verwendet. Die ältesten Bewohner des Hauran
müssen in Höhlen gehaust haben, wie sie sich in diesem
Gebiete finden und noch heute von den dortigen Bauein
für ihre Heerden und gelegentlich für sich selbst benützt
werden.
Telegraph und Telephon in China. Im Vergleich
mit Japan ist China in der Entwicklung der elektrischen
Iiigenieurkunst weit zurück. Der Telegraph ist im himni-
lisclien Reiche die einzige Anwendung der Elektricität,
die es zu einiger Bedeutung gebracht hat, und auch er be-
findet sich noch in höchst primitivem Zustande. Das Tele-
graphennetz im Innern des Landes wird vnn der Re-
gierung fast ausschliesslich für ihre eigenen Zwecke vor-
behalten, ist aber auch für Handels- und private De-
peschen zugänglich. Die Zahl der Linien ist sthr be-
schränkt, wird aber ergänzt durch die Küstenkabel der
Eastern Extension Company, die die Haupthäfen von
China unter einander und mit Europa verbinden. Die
Landlinien befin<len sich in einer dauernden Gefahr vor
Angriffen der Eingeborenen, die die Telegraphenstangen
umhauen und den Draht stehlen, besonders die Ver-
suchung den Telegraphenstangen gegenüber muss bei
dem grossen Holzmangel in den meisten Theilen des
Landes bedeutend sein. Der Gouverneur eines Bezirkes,
wo dieser Unfug besonders überhandgenommen hatte,
wusste schliesslich kein anderes Mittel dagegen als einen
Erlass, dass, sobald eine Telegraphenstange umgehauen
wäre, irgend einem Menschen in der Nachbarschaft der
Kopf dafür abgehauen werden würde Dieses Mittel hat
sich als wirksam erwiesen. Die zur Telegraphie be-
nützten Apparate sind, soweit die Verwaltung seitens
der chinesischen Regierung in Frage kommt, ganz ver-
altet und unzulänglich. In Kanton, der wichtigsten
Handelsstadt des Reiches, ist für den ganzen tele-
graphischen Verkehr nur ein halbes Dutzend Morse-
Apparate vorhanden. Alle Telegraphenbeamten sind Chi-
nesen. Da es kein chinesisches Al|ihabet gibt, sondern
jedes Wort durch ein besonderes Schriftreichen dar-
gestellt wird, so gibt es nicht weniger als qSoo ver-
schiedene telegraphische Zeichen. Daraus lässt sich
allein ermessen, welchen Schwierigkeiten die Telegraphie
in China begegnet. Telephone gibt es in den meisten
Vertragshäfen, aber ihre Zahl ist selbst in den grössten
dieser Plätze sehr beschränkt. Den lebhaftesten tele-
])honischen Verkehr hat Shanghai, wo aber auch nur
380 Abonnenten und 4 Telephonbeamte sind, die
4ooomal täglich angerufen werden. Die verwandten
Apparate sind ein altmodisches anierikanischesj'''abricat.
Die Telephonbeamten werden verhältnissmässig nicht
schlecht bezahlt, denn sie bekommen 60 Mark monat-
lich, d. h. doppelt so viel als ElektriciUUsarbeiter in
Japan und viermal so viel wi«- 'ü'- w-^i.üchen Telc-
phonistinnen m Tokio.
Die erythräische Colonie. i^ie lunner „Gazz. del
l'op." bringt eiiii^-e .-Xcusserungen des gegenwärtig in
Italien weilenden Statthalters der eTythrä>>cheD Colooic,
Martini, welche geeignet erscheinen, die hie und da
auftauchenden Besorgnisse wegen dieses italieniscben
Colonialbesitzes zu beschwichtigen. Den Aeasserangen
Martini's ist zu entnehmen : Die Eisenbahn von Massaua
nach Gura und Asmara sei im Bau begriffen, die erste
Strecke werde aus dem Ueberschusse der Sunimeu be-
stritten, die für Strassenbauten ausgeworfen sind, und
die ganze Bahn werde nicht einen Heller Zuschu&s aus
der Staatscasse beanspruchen. Sie werde strategisch
wichtig sein und die Transportkosten, die gegenwärtig
250 Lire für i / Waaren — von Massaua nach Asmara
— betragen, wesentlich herabsetzen, auch zweifellos den
Handelsverkehr heben. Noch wichtiger wurde eine Eisen-
bahn nach Kassala sein, denn sie müsste den ganzen
Handel von Gedaref und Gallabat nach Massaua lenken.
Herr Martini geht so weit, zu glauben, dass die Er-
träge einer solchen Bahn genügen würden, um die
sämmtlichen Bedürfnisse der Colonie zu bestreiten. I>ie
Gefahr neuer Verwicklungen mit Abyssinien besteht
nach seiner Meinung durchaus nicht, da Menelik durch-
aus friedlich und freundschaftlich gesinnt sei. Die Auf-
gebung des Hochlandes und Beschränkung auf Massaua
sei weder beabsichtigt, noch rathsam. Die Regelung der
Grenze müsse und werdt im Einverständnisse mit dem
Negus erfolgen, und man dürfe auf baldige befriedi-
gende Erledigung der Angelegenheit hoffen, Martini be-
stritt die ihm zugeschriebene Äusserung, wonach man
dem Negus drohen müsse, um ihn in dieser Beziehung
gefugig zu machen, und betonte, dass Niemand besser
geeignet sei, die Angelegenheit freundschaftlich und zu-
friedenstellend zu erledigen, als der Major Cicco di
Cola, der noch immer in Addis-Ababa weilt. Auch die
wirthschaftliche Ausbeutung der Colonie hat nach Herrn
Martini eine vielversprechende Zukunft. Landwirthschaft,
Bergbau und landwirthschaftliche Industriezweige seien
grosser Entwicklung fähig.
Die nordafrikanischen Höhlenwohnungen. Von den
Höhlenwohnungen in Nordafrika, die sich am Rande der
Sahara finden, entwirft ein englischer Reisender folgende
Schilderung: Die Höhlen liegen auf dem Wege der
Karawanenzüge und werden von diesen, wenn sie die
afrikanische Wüste durchqueren, auch aufgesucht. Kein
Einfluss von aussen her ist jedoch im Stande gewesen,
ihre Bewohner von ihren alten Gewohnheiten, ihrer alten
Tracht und ihrer cigenaitigen Lebensweise abzubringen.
Eine Höhlenstadt ist ein merkwürdiger Wohnort,
Aeusserlich macht sie den Eindruck eines römischen
Circus. Die Niederlassungen liegen übereinander in
Höhlen und bilden einen kieisförmigen Wall, der nur
einen einzigen Eingang von aussen her hat. Alle Haus-
thüren öffnen sich nach dem Inneren, jede Wohnung
hat nur eine Thüre und ein Fenster. Man muss eine in
den Wall gehauene Treppe erklimmen, um in die unteren
Häuser zu gelangen, andere Stufen führen zu den höher
gelegenen Höhlen. Ein primitives Schloss, das mit einem
hölzernen Schlüssel geöffnet wird, schliesst die Thüren,
In den im Kreise gelegenen Wohnungen mit den aussen
kahlen Wänden sind die Bewohner vor Angriffen der
benachbarten Stämme wie in einer Festung geschützt.
Diese Städte bestehen schon seit sehr langer Zeit Die
Höhlenliewohner sind ein friedliebendes Volk, sie sind
intelligent und arbeitsam, treiben Viehzucht und bebauen
das Land mit unermüdlicher Ausdauer. Das interessante
Volk ist bis jetzt wenig von den EuropÄem aufgesucht
worden, da es beschwerlich und gleichzeitig geßihrlich
ist, sich ihm zu nähern, denn wenn man glücklicl dem
Scirocco entflohen ist, hat man urgangbare Schluchten
tu überwinden, ehe man su diesen Wohnsiütten gelugt
108
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIEKl'.
Morphinismus in China. Der deutsche Consul in
Amoy berichtet : Die Einfuhr von Morphium ist seit
dem Jahre 1891, in welchem ihrer in der zollamtlichen
Statistik zum erstenmale Erwähnung gethan wird, von
800 auf 5561 Unzen im Jahre 1896 gestiegen umi
hat im Jahre 1897 und 1898 die ausserge wohnliche
Höhe von 9103 und 11.749 Unzen erreicht. Nur ein
geringer Bruchtheil wird zu medicinischen Zwecken ver-
wendet, der weitaus grösste Theil dient zu Einspritzungen
an Stelle des Opiumrauchens. Die einfache Einspritzung
kostet 4 bis 5 Cents, eine Pfeife Opium dagegen 6 bis
7 Cents, und da die Wirkung der Morphiumeinspritzung
annähernd dieselbe sein soll wie die des Opiumrauchens,
wird der erhöhte Verbrauch zum Theil auf die grössere
Billigkeit zurückzuführen sein. Das einheimische Opium,
das im Geschmacke dem indischen und persischen be-
deutend nachsteht, soll sich zur Gewinnung von Mor-
phium sehr gut eignen, und da letztere schon an mehreren
Plätzen, wenn auch in kleinem Maassstabe, betrieben wird,
dürfte der wirkliche Verbrauch an Morphium ein noch
weit grösserer sein, als aus der zollamtlichen Statistik
hervorgeht
Altägyptische Üeheslieder. Professor Max Müller hat soeben
eine Sammlung von LiebesgedichteD der alten Aegypter heraus-
gegeben. Das Buch vereinigt die bedeutendsten Proben der alt-
ägyptischen Poesie. Vor vier Jahrtausenden schon besang der
alte Aegypter seine Geliebte mit demüthiger Verehrung, und das
junge Mädchen lieh seiner Sehnsucht poetischen Ausdruck. Die
alten Aegypter waren durchaus keine Asceten; aus ihren Dich-
tungen spricht Lebensfreude und Thatkraft. Die Heiraten wurden
von den Eltern vermittelt — bei den Knaben mit 15, bei den
Mädchen mit 12 Jahren; oft aber hatte auch schon bei ihnen
die Pflicht mit der Liebe einen harten Kampf zu bestehen.
Scheidungen kannte man nicht ; dagegen bestand in den älteren
Zeiten die Polygamie neben der einen rechtmässigen Frau ziemlich
öffentlich, verschwand aber später. Die vollständigste Sammlung
von Liebesliedern fand sich in einem Londoner Papyrus, der wahr-
scheinlich in die 18. oder 19. Dynastie gehört. Es ist auffallend,
dass in den Liebesliedern stets das Wort „Schwester" als An-
rede der Geliebten gebraucht wird; vielleicht geht dies auf die
Sitte der Pharaonen znrück, ihre Schwestern zu heiraten. Der
Ausdruck ist in diesen Gedichten freilich oft noch sehr un-
beholfen, und merkwürdige, schwerverständliche Bilder werden
herangezogen, um den Empfindungen Ausdruck zu verleihen,
aber sie zeugen auch von zarten Gefühlen, und sie sind meistens
einfach, epigrammatisch in der Diction. Da finden wir z. B. die
„Klage" einer verlassenen Geliebten, die in freier Uebersetzung
folgendermaassen beginnt: „Ich wende meine Augen zum
äusseren Thor, Siehe, es kommt mein Bruder zu mir, Meine
Augen heften sich starr auf den Pfad, Mein Ohr lauscht, ob die
Klinke sich rührt . . ." Es folgen dann Klagen, dass der Ge-
liebte nichts mehr von ihr wissen wolle, während sie nur an
ihn denke und in ihm lebe. Ein anderes: „Auf die Pilgerfahrt
Bin ich gegangen Mit den Ruderern, Zu kämpfen auf Befehl,
meine Myrtenbündel auf der Schuller, So bin ich gegangen zu
Anch-toue; zu Ptah, dem Gott der Wahrheit, will ich sagen,
Gib mir meine Schwester unter den Bäumen, Ihre Lippen über-
fluthen von süssesten Weinen . . ." Eine hübsche Pastorale ist
die „Einladung der Vogelstellerin" : „Der Pfad deiner Schwester,
der Geliebten deines Heizens, führet zur Hecke, o mein theurer
Bruder, Was immer du wünschest, gewährt dir mein Herz,
Alles will ich dir bringen . . . Alle Vögel Arabiens fliegen
über Aegypten, Gesalbet in Myrrhen, Die besten, die kommen,
Mein Netz hat sie gefangen, Sie bringen ihren Wohlgeruch von
Arabien, die Klauen voll Balsam. Meine Wünsche fliegen, dich
zu treffen. Zusammen wollen wir sie befreien. Hören sollst du den
schrillenSchrei Meiner Myrrhengesalbten, Wenn du bei mir bist . . ."
Sehr beliebt sind kurze Epigramme, wie „Die Umarmung":
„Wenn ich dich umschlinge und ("eine Arme um mich fühle,
Bin ich auf einmal im fernen Arabien, Wie einst mit Abira —
gesalbet mit Oel." Oder — etwas prosaischer — : „Wenn ich
küsse deine offenen Lippen , Bin ich im Rausche wie vom
.ßiei . . ." Goetbe's „Liebhaber iu allen Gestalten" ist die
Variation eines uralten Motivs, wie Folgendes zeigt: „Ich
wünscht', ich wäre der Ring, der rund um deinen Finger sich
windet! Dann würdest du mich immer behüten Als Schmuck
deines Lebens", oder: „Wäre ich ach! nur der Kranz von
Myrten, O theure Schwester! Wie würde ich fest deinen lieblichen
Nacken umklammern." —
Elsenbahnen in Korea. Einer japanischen Zeitung zufolge
richtet die japanische Regierung ihre ganz besondere Auf-
merksamkeit auf die in Korea geplanten Anlagen von Eisen-
bahnen. In noch grösserem Maasse ist das jedoch in leitenden
politischen Kreisen Japans der Fall, die die Regierung zu ver-
anlassen suchen, die sich ihr jetzt bietende Gelegenheit zur käuf-
lichen Erwerbung der Concession für eine Linie von Söul nach
Widschu auszunutzen. Dieselbe wird gegenwärtig von dem fran-
zösischen Syndicat zum Kauf ausgeboten, das sie seinerzeit er-
langte. Als die japanische Regierung unmittelbar nach dem
Kriege mit China diejenige Koreas drängte, ihr das Recht zur
Anlage einer Bahn zwischen Söub zuzugestehen, unternahm
Frankreich, das damals innige Beziehungen zu Russland unter-
hielt, den gleichen Schritt und erwirkte die bewusste Concession
für jenes Syndicat, Man betrachtete das zur Zeit als einen
.Schachzug gegen Japan im Interesse Russlands, dem dadu-ch
eine schliessliche Fortsetzung seiner sibirischen Eisenbahn, respee-
tive der Ableger derselben nach d?r Hauptstadt von Korea ge-
sichert werden sollte. Die koreanische Regierung wurde indess
auf die möglichen Folgen davon aufmerksam gemacht und ver-
anlasst, eine Spurbreite von 4 Fuss 8 Zoll englisch vorzu-
schreiben, während die rassische 5 Fuss 1 1 Zoll ist. In der
Zwischenzeit ist bekanntlich eine gewisse Erkältung der fran-
zösisch-russischen Beziehungen eingetreten, und ans diesem
Grunde, so sagt jenes japanische Blatt, dürfte wohl auch jetzt
die französische Gesellschaft ihre Concession abgeben wollen.
Die Söul-Fusan-Eisenbahn bildet den einen Theil der künftigen
grossen Linie durch die koreanische Halbinsel und die Söul-
Widschu-Strecke würde der andere sein. Schliesslich aber itt
auch noch die Verbindung des letzteren Platzes mit Niutschwang
in Aussicht genommen, und die Ausführung dieser Bahnprojecie
dürfle sich für den Handel im fernen Osten als von der denkbar
grössten Bedeutung erweisen.
Mesopotamlsche Teufelsanbeter. Der ,.Köln. Volksztg." wird
über die Secte der Teufelsanbeter in Persien und in den benach-
barten Ländern Folgendes geschrieben: Diese Seele dehnt sich
aus über Kurdistan, Mesopotamien, Oberarmenien, Theile Per-
siens und Neurusslands. Gleich den Manichäern erkennen die
sogenannten Yezidi zwei Urgründe an, das Gute und das Böse,
sie verehren aber nur das letztere — was man auch bei Natur-
völkern finden kann, und zwar wird dies damit begründet, dass
das gute Princip als gutes ja doch Niemandem schade, man also
nur dem Bösen Verehrung schulde, um sich selbst zu sichern.
Das böse Princip nennen die Yezidi mit dem türkische Worte
Scheitan (Satan, Teufel); die Furcht vor demselben geht bei
ihnen so weit, dass sie kein Wort aussprechen, welches mit Seh
anfängt, noch weniger natürlich sprechen sie den Namen selbst
aus und brauchen stets eine Umschreibung, wie ,,der, den du
kennst", oder einfach .,er", oder sonderbarerweise auch oft
„Pfauenkönig". Diese Bezeichnung rührt her von dem bevorzugten
Opfer, dass man ihm bringt, einem Pfau, hauptsächlich in Mosul.
wo es viele Yezidi gibt.
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VERANTWORTM'IHER REDAnTBUR-. U. T. ROESSt-ER.
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OESTERREICHISCHE
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XXV. JAHROANO.
WIEN, SEPTEMBER 1899.
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205
1105
Die Zeiten rechts
von den Stationsnamen
sind von unten nach
oben zu lesen.
11022
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in Pakräcz . . . |a
b i 260| 1
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Sp
eisewagen: Wien-Triest (einmal wöchentlich) bei den Ost -Expressziigen (Wien ab 1122, Wien an G*^). 1
1
Schlafwagen (1. Classe): Wien-Triesi und Abbazia, Finme (einmal wöchentlich) b«i den Ost.-Expresszügen (Wien ab 1 l™>
Wien an ß'S), (I. und II. Classe): Wien-Triest und Venedig (Wien ab 825, Wien an 916), Wien-Marburg-Franzens-
feste-Ala (Wien ab 9_5, Wien an 82").
Directe Wagen (1. II. Classe): Wien-Leoben-Venedig-.Mailand und Klageiifurt (ab 1. Juni) auch Villach- und Wien-Pontafel
(auch Jir. Cliisse) (Wien ab l'>\ Wien an 9i''j, Wien-Marbiirg-Franzensfcsie-Ala (Wien ab 9«, Wien an 82"), Wien-
AI, linziii-l-in,„e und Pola (Wien ab 8i5, S", Wien an 85", '.H'), Wien-Gorz-Cormons (Wien ab 8'8, Wien an 8«'),
Wien-Co.mons-VenpHi;; (Wien ab 825, Wien an 915), Wien-Sopron-Essegg-Pecs (Wien ab 65", Tfi;, Wien an 85-.;,
9Jf), Wieu-Sopron-Zakany-Agram ^
Wien ab 105", Wien an 5:i5).
1 Bahnhof-Cassen, jene für die
Fahrpläne sämmtlicher Linien
inn Taschenformat sind bei der
\
N
iener Localstrecken auch in den Tabak-Trafiken käuflich zu haben. 1
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
K. k. landesbefugte WJ GLASFABRIKANTEN
S. REICH & C»
Gegründet
IKI9.
efrttnflct
inis.
Bapptniedtrlagg ui Ctntrale säniDilliciifr Elabli.wraenli
WIEN
II., CzernlngaaBo KTr. 3, 4, 5 und V.
NIEDERLAGEN:
Berlin, Amsterdam, London, Mailand und
New -York.
Ausgedehntester und grösster Betrieb in
Oesterreich- Ungarn, umfassend lo Glas-
fabriken, mehrere Dampf- und Wasser-
schleifereien, Glas- Raffinerien, Maler-Ate-
liers etc., in denen alle in das Glasfach ein-
schlagenden Artikel erzeugt werden.
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für Petroleum, Gas, Oel und
elektro-technischen Gebrauch.
Preiscourante und Musterbücher gratis und franco.
i«5" Export Dach allen Weltgegenden. '•«
ZOLL-COMPASS.
Der V. Jahrgang dei „Zoll-Compa.n' wird, gleicbwia der III.
beiiehuDguweiie der Ergänzungsband deticD-ea (IV. Jahrgang
lieftrunftwti<* zur Publicalion gebracht and die eiozcloen Ueft-
rnngen erscheinen nach Maaitgabe der eintrcteodea Vrrtnde-
rungen in den belreffenden Zolltarifen.
Der gettellten Aufgabe, die für anieren Aauenbaadd
wichtigsten Länder snccessive in den Rahmen dieses Jahi-
bncbes elnzubezieheo, wird der erscheinende V. Jahrgang dorch
Neuanfnahme der Zolllarife der auitralüchen Colonüm, NUdtr
ländisch- Indiini und der Philippitun entsprechen.
Von dem in 20 Lieferungen erscheinenden V. Jahrgang sind
bisher 12 Lieferungen publicirt worden, enthaltend die Tarife Ton
Rumänien, Argentinien, Rassland, Britisch-Indien, China, Japan,
Korea, Persien, Oesteneich-Ungarn, Schweden, Norwegen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (IL Auflage), Deutschland, Frankreich,
Griechenland, Belgien, Vereinigte Staaten von Amerika, Schweix
und Veteinigie Staaten »on Amerika (IL Auflage).
Preis per Lieferang 45 kr. ^ 90 Pfg.
Zu beziehen durch das k. k. österr. Haodels-Maseom sowie
durch jede Bachhandlung. Für Dtutickland alleiniger Vertrieb
dorch E, S. Mittler & Sohn, Berlin S. W. 12. Kochstrasse 68—70
Verlag des k. k. österr. Handels-Mu^eums.
Verlage des k. k österr. Handels-Museums
erscheint jeden Donnerstag die volkswirtii-iliaftliche
XVttclienschrifl
mit der Heilaj^e
ielle Bericlile der L b. Löste. r.-
wm. CoDsnlarämter".
MEYERS
Mehr als 147,10« Artikel m. Verwaisungsn.
frtBtftel
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In 6; neub»arb»ltft*r und u*rm*hrltr Aufag»;
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Probeheft» und Protpekte grati» durch
Jede Buchhandlung.
Ver:ag de» Bibliographlachen Inetitute, Leiptig.
w II, ih-
if der geb.
)t 10 JA.
LEXIKON
Mit 1088 Blldertateln u. Karttnbelltgen.
Oiltig Tom 1. Jänner 189»
tiia auf Weitem.
JTagrylaii bcs „^eilcrrcirijifdDcn Xloiib*
GtltlC TOB 1. JtBMT laM
bU aar WvlUra».
OOE-AclSTlSOHCBR IDIB1>TST-
Indlen— China— Japan.
Drei7.eliQ Kabrten von Triebt, reop Fturoe
mii HerlUiruDK de * Hilfen Von 8mid Sues. Ai1t>n,
Karracbl, Bombay, (.'oloinbn, l'eunuK. >Si»Rap(>re,
HoiiRkoug, 8iiai>ghai, Yokoliama ^dit-it« beiden
H&fen werden alternativ nur jeden t weiten
Monat berührt) nnd Knbe. Auf der Autfahrt kann
VanediQ faoultativ angelaufen werden. AmchiitsH
■ n BouitiHy HU du* Daiiipte'* der dlrecteit I.Utle
Triest - lUinibay. — In den Zwinobenbälen, Bom-
bay aiisirenoiiimen, KAunen Abfahrten und An-
kiinfte frUinT oder später erfotfen. Der Auf
»•ittlalt ii Mume auf der Küi-kfahrt kann nni
die tttr die Lft^ie- und Umladeoperatlot cd ut^tbitre
Zelt vertfiDgert rde'' verkOrst werden. Atueer
den oben beseirhneten lllifen könneM «owohl
auf der Min als «uf der KÜckfal rt andere
Krhellen l-hinas oder Japan« od«r Manila be-
rOhrt werdan.
DIreoter Dleaat Trieat— BMibay.
Abfahrt von Trieet an S. der Monate JAan«'',
Feb'nar,MirK und am m. M&n; ferner aui 8. der
Monate April, Mal, Juli, September, Ooiober,
November und Deceiuber, mit BerQhranf dar
Hafen Hort 8ald, Sue', Aden, Hombay. — Di«
Ankaufte und Abführten In <ien ZwiachoobAfen
kennen vertrObt oder varipAiei werHon, Jedoch
(ttine daa tttnertruiMMNiKe RlnirefT* n In riea Eod-
haten tu beeinlrftcbtitcfD. Annchma* im Bombay
In beiden Riobtnngen an dl« Dampfar der lado
China Japan-Iiinte.
Trtest-CaloatU.
Abfah't von T"9mX am 15 «l«- Monate
JKnner, Febmar, Apnl, Juni. Ancuiii, Septem-
ber, Oct^ier, Nuveiui er. Decembermit B«tth>naff
der H&fen Fiume, Hort bals Baaa, MaeM«a,
Aden, Bombay, Oolowba, OalentU. Anf den Hin.
nnd MrliCibrteo kAaaea OaeoBa4e, Madma a«!
ander« H&feo der Coromai d^ Rteia autaiaalMi
werden. Auf <i«a Rifekfab-ion 1>| d •
der Bnrmaniecban Helabifea aow «
Rebellen de« Roihen «ad Adrlatlaeba«
farnltaKT. Dat Aniaafe» tob Boi
Maaaana anf den Hinfahrt«« ««4 ▼«#
auf daa RBekfabrt«« bl bei allM
Utir.
MaroutMlaMt Raok
Q«M«lBeeh*fto4leMt mit 4«e «Adr^*. T««
Trieet, rwp. Pteme )« » se AbAi»r« I« 4m M*
eaica J&nnes Pebmar. MAr«. Jf^il, ^•k. 4>et
Attfahnen Im Jnli, iwet AMMir^«« tat AaffMt.
iw« Abfahrten Im S«9<«Q|h A"^ AMaliriea
m Oeiobvr, ein- Abia.lt
i»Dee«i«b*r. Hartbniat
Rabta, mie de s>«Mlro ~
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
Olltig vom 1. Jknner IHK»
bis »nf Weiteres.
f aljrplan öe^ „a^EftcrreirfilfrtjEn IClopb'
Uiltig vomi. .IAnDt)rlH99
bia auf Weitere*-
DIElSrST Xls/L -A.XDI^I.A.TISC£iEISr i^EEI^E.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro
All Trieat jeuttu Uonneratag 10 Utir Früh,
u Oatt&ro FrftiUg 18 Uhr Mittags, berlibr.:
'ola, Zftr», Spalato, tlravoHa.
RetuDr ab Cattaro Freitag 2", Uhr Nachm.,
n Trt«»« ftameta- 5»/« l^'^r Früh.
Anicblast in Triest an di« Eilzüge von nnd
aacb Wien.
AnK'^tiluRS auf der Hinfahrt in Spalsto an
die Hinfahrt der Linie Metkovlch A nnd in Cat-
taroan dieHInfahrt der 0alm£tinisch>Albanesl8ohen
Lilie nacti Bari und Brindisi.
Linie Triest— Metkovlch A,
Ati Trieat jeden Mittwoch 7 Uhr Frflb, In
deikoviih Freitag 4'/, Uhr Nachm., berühr.:
Rovigno, Pola, Lusainpiccolo, Zara.ZaraTeccbia,
jebeulco, Trati, Biialato, 8. Pletro, AlmiBsa,
lieloa, 8. Martlno, Macaraca, Gvadas, S. Ulorgio
di Leaina, Trapano, Fort Opus.
Retour ab Metkovlch Jeden SonnUg 8 Uhr
früh, in i'riest DienHtag 1'/» IThr Naebm.
AnachluBsauf der Hinfahrt in Spalato an die
Hillfahrt der beschleunistt'^n RilHni« Trieat—
rJattaro.
Linie Triest— Metkovlch B,
Ab Triest jeutfu Samstag 7 Ulir Frflb, In
<*«tkoviph Montatr fi i'br Nüchm.. herfthr •
Poia. r.UMvlnplcrolu. Zaia, Zlarin, oriintn-o,
Rogosinsuk, Tr&A, 8pa)ato, B. Pleiro. Postire,
Almi»a&, Puclscbie, Macarica, 8. Giorgio dl iM-
sina, Trapano, Urada«, Fort OftiH.
Retour ab Metkoviob jeden Mittwoch *< ('bi
Frflb, lu Triest Freitag K Uhr Abends.
Anschluss a"t <i>r Kflck'M),! in Spalato ao
die Hinfahrt der Da Imatlnltch-Albaneslschen Linie.
Linie Triest—Venedig.
Von Trieat jeden Montag, Miuwoch und
Freitag niu Mittemacht, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden Tag 6> V U^r Früh.
Retour ab Venedig leden Montag, Dienstag
»nn Freit..« 11 Uhr NachU, Ankunft in Triest
den darauffolgenden Tag 6'/« Uhr Früh.
Linie Pola— Zara.
A 0 Pol« jeueii Mittwoch S>/, IJ br Nachmittags,
(u Zara Uonuerstag 6 Uhr Nachm., berühr.:
öherao, Rabaz. Malinaca, Vegiia, Arhe, LaMstn-
grande, Novaglla, VsIcasHioue, Porto Manzo.
Retour ab Zara Sonntag 5V« Uhr Früh, In
Pola Montag 4 Uhr Früh
DatmattnischAlbanesische Linie.
Ab Trieat jeden Dienstag 7 Uhr Früh, in
Cattaro Donnerstag 7»/, Uhr Abends, berühr.:
l<ovigno, Pola. LuBKiupicroln, Selve, Z:*ra, Se-
benico. Spalato, Milni, Lnsina, Cnrzola, Uravosa,
CüSteltiuoTO. Teodo und Risano.
Retonr ab Cattaro jeden Montag II Ubr
Vorm., in TrIest Mittwocti 6 Uhr Abends.
Ani«ci>lu8i:) in Pola auf der Rflckfabrt an die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari, Brinditl, Antlvarl, Dulclgno. Medua.
Durazzo, Valona, Santi Quaranta. Corfu und
Santa Maura verlängert.. Auf derHünkfahrt von
Bari iiud Brindisi Anschluaa in Cattaro nach
Dalmatien mit der rü<:kkebrenden Dalmatlnlioh
Albanesischen IJnie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest jHden Freitag * Ubr Frflb, li
Splzza darauffolgenden Mittwoch II Uhr Vorm..
berühr. : Rovigno, Pola, Luttsinplccolo, Selve
Zara, Sebenico, Rogosnlz7.a, Trati, Spalato, Ga-
rober, MUd4, Cittavecchta, Lesina, Llssa, (jomtsa,
Vallegrande, CJurzola, Orebk-h, Terstenik, Meleda
GriLvosa, RagUMaveccbia, Cautelnuovo, Teodo.
PeraatuRisano, Herzagno, Cattaro, Budua
Retour ab Spizza jeden Mlttwocü 11', Uhi
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegei
das Anlaufen von Castelnuovo nicht mOgliel
wftre. wird in Megline angelegt.
X.E^V^-A.r<rTE- TJJSTID :M:iTTEIjlS^EER.-X:)IEJSrST-
Eililnle Triest— Alexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwocti l:; Ubr Mittags,
a Alexandrien Sonntag 6 Ubr Früh über Brindi«i.
Rückfahrt von Alexandrien jeden Samstag 4 Uhr
sachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
AnscblnsB in Alexandrien an dieSyriacb-Cara-
uaniscbe Linie, sowohl auf der Hin- als auf
ier Rückfahrt.
Im Anschlüsse In Trieat an die Ankunft und
vbfahrt des Luxusznges Oatende— Wien— Trieat
ind In Brindisi auf der Hinfahrt an den Eilzug
von II Uhr Vorm. und auf der Rflckfabrt an
j^nen von 7 Uhr Früh.
Anmerkung. In den Monaten Mftrz, April,
Mai und Juni wird aif der Rückfahii z.wlacben
Brindisi und Triest auch Venedig im Anacbluaae
an den Morgenzug Hugeiauten.
Veriiindun« zwi-cben Fi"me und Alexandrien
über Triest mit der Qrleohlsch-Orlontalischen und
ier Thessalischen Linie A.
Syrisch Caramanische Linie.
Wöchentlich vom September bis Ende März;
tflerzehntägig vom April bis Ende August.
Von Alexandrien ab DlensiaB*) 4 Ubr Nachm.,
in Constantinopel zweitnäcbatfn Sonntag 5 Uhr
pYüh über PortSaid, Jaffa, Caifa, Beirut Tripolis,
Lattacbia, Alexardrette, Meryna, Rhodus, Khlos,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Constanttnupel Sonntag**) 10 Ubr Vorm.,
an in Alexandrien zweitnäcbateu Donnerstag
■> Uhr Früh.
•) Am 5., 10 , 17., 24. und 31. Jänner, 7-,
14., 21. und 2^. Februar, 7, 14, 21. and
2a. März, 4. und 18. April, 2., 16. und 80. Mai.
13. und 27. Juni, 11. und 5t5. Juli, 8. nnd
«2. August, 5., 12., j9. und 26. September, 3.,
10., 17., 24. und n. October, 7., 14., 2i. und
28. November, 5., 12., 19. und 26. December.
*•) Am 1., 8., 15., 22. und 29. Jänuer, 5.,
12-, 19. ucd 2«. Februar, 5., 12., 19. und 26. März,
2., 16. und 80. April, 14. und 28. Mai. U. und
2.5. Jnnl, 9. und 23. Juli, 6. und 20. August, 3.,
lO., 17. und 24. September, 1., 8., 15., 22. und
«y. October, 5., 12., 19, und 26. November, S-,
10., 17., 24. und 31. December.
Anschluss in Alexandrien an die Eillinie
Triest— Alexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
ier Kückfabri in Smyrna (in den Monaten vom
September bis Ende März) auf der Hinfahrt duCIj
Candlen, Cerlgo etc. (Thessalische Linie B, Rück-
taurt).
Eillinie Triest— Constantinopei.
Von Triest jeden Dienstag 11', Ubr Vorm.,
In Constantinopei Montag 6 Ubr Früh Aber
Brindisi, Sti. Quaranta, Corfu, Patraa, Piräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantlnopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
Anschluss In SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nach Albanien nni Dalmatlen (Dalmatlnlsch-
Albaneslsohe Linie, Rückfahrt), welters in Corfu
Oder SantI Quaranta aus Albanien nach Triest
LinieTrIest— Constantlnopel, liü<kt<t)i t,; iuCorfU
aul der Jlinfahrt an d e Linie Corfti-Prevesa; in
PIräuS sowobl Aiif der Hin- aU auf der Rück-
fahrt, an die Griechisch Orientalische Ijinie und
auf der Hinfahrt nach Candlen etc. iThessallSChe
Linie A, Rückfalirl).
Constantinopei —Batum.
Von Constantinopei jeden Samstag 12 Uhr
Mittags, in Batum Donnerstag 6 Uhr Früh, berührt
ineboii, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden l-'rettag 6 Uhr Abends, in Conatantinopel
Mittwoch 2 Uhr Nachm.
Anschluss in Conatantinopel auf der Rflck-
fabrt an die Hinfahrt der Linie Conatantinopel—
Odessa und der Donaulinie.
Constantinopei— Odessa.
Von Constantinopei at> Jeaen Donnerstag 3 Uhr
'^achm.,in Odessa Montag 9 Uhr Früh, berührend :
Burgas, Varna, Costanza. Rückfahrt b Odessa
jeden Montag 4 Uhr Nachm., in Conatantinopel
Mittwoch 10 Uhr Vorm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
r^aebm., inOnoHtantinonel zweitnächsten Mittwoch
b Unr 1^'rüb, tferuurtinu: ciuu-« i/urii., fairao,
Catacnlo, Calamata, Piräus, Sya, Vatby, Khlos,
Smyrna, CesniÄ, Mytilene, Dardanellen, GalllpoH.
Rückfahrt ab ConstantinOpet Jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Ubr Nachm.. in Trieat zweitnächsten
Sonntag 11 Uhr Vorm.
*) Am )., 15. und 29. Jänner, 12. nnd 26.
Februar, 12. nnd 2C März, 9. und 23. April.
7. und 21. Mai. 4. und 18. Juni, 2., 16. und
30. Juli, 13. nnd 27. Aagust, lO. nnd 24. Septem-
ber, 8. und 22. Oc oSer, 5. und Ib. November,
3., 17. und 31. December.
**) Am 9. nnd i;3. Jänner, 6. nn 1 20. Februar,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1., l.V unl
29. Mal, 12. nnd 2fi. Juni. 10. nnd 24. Juli, 7.
nnd 21 August, 4. ^uA 1^. September, 8., 1' ■
und 30. October, 13. aud 27. November, 11. und
25. December.
Anschluss in Pirj^ns an die Eillinie Triest—
Constantinopei Rowohl anf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrea auf der Rflckfabrt nach
Candlen etc. (TbeMsaliscbe Linie B, Rückfahrt)
und flberdies in den Mouaten vom Septe ■ her
bis Ende März aucU anf der Hinfahrt nach
Caramanieu und Syrien (.Syrlafb-Ctramanlsc e
Linie, Rückfahrt); In Conatantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopei — Odessa
Bowie an die DonauHoie.
NB. In den M'mataa December, Jänner und
Felimar wird die-^e Linie nur bU Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwiac en Finnie und Alexandrien
ober TrioMt niii dc^ KilUnte Tri<-8t- Alexandrien.
Grlechlsch-Orisntallsche Linie B,
Von Triest ab jeden zweiten NoDiiiag*)4 Uhr
Nachm., in Conatantinopel Kweitnächstnn Mitt-
woch 6Uhr Frflb, berührend: Fiume, Corfa, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Khlos. Snivrua,
Vatby, Cesran. .Mytile'ie, Dardanellen, Qalllpoll
Rflckfabrt ab Constantinopei jeden zweiten
Montag**) 4 Ubr Nachm., in Triest zweit-
nächsten Sonntag 11 Uhr Vormittags.
•) Am 8. und 2;. Jänner, 5. nnd 19. Februar,
5. und 19. März. 2., Iß. nnd 3u. April, U. nnd
28. Mai, 11. und 25. JanI, 9. nnd 23. Juli, 6.
und 20. August, 3. nnd 17. September, i., i5.
und 29. October, 12. nnd 26. Noveml>er, 10. und
24. December.
••) Am 2., 16. ni)d 80. Jänner, 13. und 27
Februar, 13. nnd 27. M&rz, 10. und 24. April,
8. nnd 22. Mal, .i. und in. Juni, 8., 17. nnd 3i.
Juli, 14. und 28. August, IL und 25. September,
9. und 23. October, 6. uud 20 November, 4. und
19. December.
Anschluss in PlrälJS an die Eillinie TrIest—
Constantinopei >owohl Vt der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrna tu Oen Monaten vom Sep-
tember bis Knde März auf der Hmfahri nach
Caramanlen und Syrjan (Syrlsch-Carramanlsohe
Linie, Rückfabr'); in Constantinopei auf der
Hinfahrt an die Linje Constantinopei— Odessa,
sowie an die Donaul Ini^.
MB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge
führt werden. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
*+*) Verbindung zwischen Fiume tind
Alexandrien über Triesi mit der Eillinie Triest—
Alexandrien. '
Dontulinle.
Von ConstaittlnopeMeden Donnerstag 12 Uhr
MitUgs, in Galatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr. :
Burgaa, Varna, Codtatiza, Sulina, Braüa. Rück-
fahrt von Qaiatz jeden Mittwoch 9 Uhr Frflb, in
Constantinopei Sonntag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der ifuckfabrt, Braüa nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Conatantinopel an die Rück-
fahrt der Griechisch>Orlenlall8chen und der
Syriscb-Caramaulscbeit Linie.
Thessalische Linie A.
Von Triest ab jtjdtn zweiten Donnerstag*)
3 Uhr Nachm., in Conptantlnopel zweitnäcbsten
Donnerstag 6'/, Ubr J'rüh, berührend: Fiume,
Valona, Medua, Sti. Quaranta, Corfu, Argosloll.
Zante, Canea, Reibyn^o, Candlen, Piräus, Volo,
v-i... ..-h flovallft I.agfiH, DeHf>a(th. nardaneM»"«.
oaiiipuu, Kuuustu KUiKiauti mi> üUiiaianimupal
jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triesi
drittnäcbaten Dienstag 7 Uhr Frtih.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. nnd 16. Fe-
bruar, ST., 16. und 30. März, 13. und 27. April.
11. und 25. Mai, 8. und 22. Juni, 6. nnd20.Jali,
^., 17. nnd 31. August, 14. und 28. September
12. nnd 26. October, 9. nnd 23. November, 7
und 21. December.
••) Am 14. und 28. Jänner, 11. und 25. Fe-
bruar, 11. und 25 März, 8. und 22. Aptll, 6.
und 20. Mai, 3. und 17. Juni, 1., I.^. und 29. Juli
lt. und 26. August, 9. und 23. September.
7. und 21. October, 4. und 1 8 November, <. 16
nnd 30. December.
Anschluss in PIräus auf der Hinfahrt an dit^
Eillinie TrIest— Constantinopei sowie an die
BrIeoMsch-OrientallSChe Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiter« im An-
schluss an die Hinfahrt der Eillinie THett—
Constantinopei sowie der QriecMsoh-Orientallsohen
Linie A. In Constantinopei auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopei — Odessa sowie Oonaullnie.
NB. Dif Aufentbatte in Fiume können nach
Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Fiume und Alexan-
drien Aber Trlest mit der Eillinie Triest— Alexan-
drien.
Thessalische Linie B.
Von Triest Jeden zweiten lionner»tag*) 8 Uhi
Nachm., in Constantinopei zweilnäcbsLen Don-
nera'ag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
Stl. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante. Cerlgo,
Canea, Retbymo, Candien, Piräua, Volo, Smyrna,
Salonich, Cavalla, Dedeagh, DanJanellen, tialli-
poli, Rodoato. Rückfahrt ab Constantinopei
jeden zweiten Samaiag**) 8 Ubr Früh, in TrIest
drittniichHien Montag 12 Uhr Mlttaga.
•) Am 12. und 26. Jänner, 9. und 23. Fe
Viruar, 9. und 83. März, 6. und 20. April, 4. und
18. Mal, 1., 15. und 29. Juni, 13. und 27. Jnll
10. nnd 24. August, 7. nnd 21. September, 5.
und 19. October, 2., 16. nnd 30. November, 14.
und 28. December.
*♦) Am 7. nnd 21. Jäuner, 4. und 18. Fe
brnar, 4. und 18. Mars, 1., 15. und 29. April,
18. and 27. Mal, 10. und 24. Juni, 8. und 28.
Juli, 5. und 19. August, :., 16. und SO. Sep-
tember, 14. und 8H. October, 11. und 25. No
vember. 9. nnd 23 December.
Anschlug- In Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopei sowie an die
Qriechisch-Orientallsohe Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bia Ende
März) auf der Kückfahrt an die Hinfahrt der
Syrisoh-Caramanischen Linie ; in Constantinopei
an die Linie Constantinopei— Odessa sowie an
die Donaulinie.
Dalmatinisch-Albanesische Linie.
Von Triest Jeden Dienstag 7 Ubr Früh, In
Corfu nächsten Mittwoch 9'/, Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Pola, Lusainpiccoio, Selve
Zara, Sebenico, Spalato, Milna, I^esina, Curzola.
Gravosa, Castelnuovo, Tendo, Rlaano, Caitaro,
Bari, Krindisi (Bari und B indisi nur auf der
Hinfahrt), Cattaro, Antlvari, Dnlcigno, Medua
Durazzo, Valona, Sanli Quaranta, Corfu. Retour
^on Corfu DonnersUg 8V« Uhr Frflb, au Triest
MIttwo'h 6 Ubr Abends.
Anschluss in Cattaro auf der Rflckfabrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatien mit der rück
kehrenden Dalmatinisch- Albanesischen Linie; In
.Santi Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest— Constantinopei, sowobl nach Trie-t aU
nach Constantinopei.
Zweigtinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeden Freitag 4' , Ubr Frflh,
in Prevesa den gleichen Tag 5 Ubr Nachm., be-
rührend: Sajada, Parga,SU. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa Jeden Dienstag 6 Uhr Früh, In Corfu den
gleichen Tag 6' , Ubr Abends. Anschluss in Corfu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Conatan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmeikung. Eventuelle Aenderungen in deu
Zwischenhäfen ausgenommen un-i ohne Haftung
fUr die Regelniä-ffigkeit des Dienstes l>ei Con-
tumaz- Vorkehrungen.
(OcnaniHcher Dienst ale^e vorhergehende Seite.)
YKRANTWORTUCQER REDAGTBDR : R. t. B0£lSSl4E&.
OH. R£IäSS& & M. WSBTHNER, WIläN.
October 1899.
Hr. 10.
OESTERREICHISCHE
cnalssthtiö für kti #rimt.
Hemugegeben Tom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
.' r^' ^i^'^f
Monatlich eine Nummer. Vkri.ao dks k. K. Östbrreichi.schen HANDKrj-MosEOiu m WiiH. Pr«taJ*hri.6B. tOlUrk.
NIIALT; Der VII. Internationale öeographencongrew In Bsrlin In wlrlh ■
schafngeographtucher Illnilcht.' — WesUuslrallen. — AufOndung der
ThonUfeln von EI-Amarna. — Von der «ibirl^cben Bahn. - Da«
Schicksal Pemleni. — Ein engliscbea Bahnprojnct Alexandrien.Khanghai.
— Cbronilt. — Hisoellen: FranzBiiiche Colonlalbabnen In Guinea.—
Die deutsche Sanga-Ngoko-Expedillon. — Talienwan. - lieber Indiicbe
Musikinstruraente. — Literatur.
DER VII. INTERNATIONALE GEOGRAPHEN-
CONGRESS IN BERLIN IN WIRTHSCHAFTS-
GEOGRAPHISCHER HINSICHT.
Die Versammlung von Geographen aller Länder, die
vom 28. September bis 4. October d. J. in den herr-
lichen Räumen des neuen preussischen Abgeordneten-
hauses tagte, hat sich ihren Vorgängerinnen — der
letzte Congress fand 1895 in London statt — durcliaus
würdig angeschlossen, ja, dieselben vielfach iibertroffen,
sowohl was den wissenschaftlichen Werth der gebotenen
Vorträge und Discussionen, als auch was die Reichlich-
keit der „Darbietungen" (die zusammen eine kleine
Bibliothek ausmachten) und den Glanz der festlichen
Zusammenkünfte anlangt. An dieser Stelle kann jedoch
nur eines kleinen Theiles der Verhandlungen gedacht
werden, da im Vordergrunde derselben zumeist Probleme
der physischen Geographie standen, die zum grössten
Theile wie z. B. Oceanologie, Gletscherkunde, Eiszeit-
forschung in geschickter Weise in Zusammenhang mit
zwei grossen Unternehmungen Deutschlands, der vor
Kurzem beendeten Tiefseeforschungsreise und der ge-
planten Südpolarfahrt, gebracht wurden. Ausserdem war
ein erheblicher Theil sowohl der allgemeinen wie der
Gruppensitzungen den Berichten über Forschungsreisen
in verschiedenen Welttheilen gewidmet. Der Rest entfiel
namentlich auf Anthropogeographie (Bevölkerungs- und
Siedlungsgeographie), mathematische Geographie und
Kartographie und auf den Unterricht, sowie auf die
Besprechung einer Anzahl praktischer Fragen, auf die
ich noch zurückkomme. Der Wirthschaftsgeographie war
im Gegensatze zu früheren Congressen, namentlich jenem
von Bern 1891, wo ihre Behandlung sehr in die Breite,
wenn auch nicht in die Tiefe ging, keine selbstständige
Section eingeräumt worden, die wenigen ihr zugehörigen
Vorträge vertheilten sich auf die Gruppen Anthropo-
geographie, Biogeographie und Unterricht und wussten
sich kein besonderes Interesse zu gewinnen. Zumeist ver-
sprach auch ihr Titel mehr, als sie selbst hielten. Herr
Gauthiot von der Sociötc de g^ograjihie öconomique in
Paris erörterte die Wirthschaftsgeographie im Allgemeinen,
er besprach die Geschichte der Namen „geographie com-
merciale" und „fconomique", behandelte kurz die Quellen
und Hilfsmittel, die diesen Disciplinen zu Gebote stehen,
und endlich die Wege zu ihrer „Vulgarisation". Er kam
dabei im Wesentlichen nicht über den Vorschlag einer
Trennung des geographischen Unterrichtes vom geschicht-
lidien hinaus. Der Berliner Professor E. v. Halle sprach
über „die Verbreitung der Industrie über die kJimati
sehen Zonen", oder vielmehr über die Theorien Älterer
Philosophen und Nationalökonomen, welche die Industrie
als ausschliesssliches Eigenthum der gemässigten Zone
auffassten und mehr und mehr von den Thatsachen Lttgen
gestraft werden. Ueber die Processe, welche das Ein-
dringen der Industrie in hohe und niedere Breiten be-
gleiten, sowie über dessen Bedingungen sprach sich
Redner nur wenig aus. Grössere Anpassung der Weissen
an die Klimate, moderne Sachsengängerei grossen Stils
(Kuli, italienische Saisonarbeiter in Amerika), insbesondere
aber die Fortschritte der Technik wurden als mitwirkende
Momente namhaft gemacht. Was der Amerikaner Poult-
ney Bigelow über Colonialverwaltung in verschiedenen
Erdtheilen sagte, erhob sich nicht über das Niveau
einer feuilletonistischen Plauderei.
Als Vortrag, der ein wirthschafts-geographisches Sptcial-
thema anschnitt und auch eine rege Discussion hervor-
rief, ist eigentlich nur der des Herrn Mac Ewan über
die Verbreitung der Theecultur und des Theeconsoms
in der Welt zu nennen. Wesentlich auf Erfahrungen in
Deutsch-Südwestafrika beruhte ein Vortrag des Bau-
meisters Rehbock über den Werth künstlicher Bewässe-
rung, der übrigens mehr in culturtechnisches Bereich
fällt und auch nicht ohne Widerspruch blieb. A de Cla-
paride (Genf) besprach die neue Nilsperre unterhalb
Assuan, deren Einfluss auf die Wirthschaftsverhältnisse
Aegyptens sehr bedeutend werden dürfte. Sie soll 1902
vollendet werden.
Da somit die grossen Fragen der Wirthschaftsgeographie,
wie namentlich jene nach ihrer Stellung im System der
geographischen Wissenschaften und nach der Richtung
ihres weiteren Ausbaues, kaum je gestreift wurden,
musste sich das Interesle des Handelsgeographen gross«n-
theils solchen Vorträgen verschiedener Art zuwenden, in
denen er gelegentliche wirthschaftliche Mittheilungen er-
warten durfte. In der That fehlte es nicht an solchen.
Die Reiseberichte, eine Hauptstärke des Congresses,
trugen zwar in der Regel vorwiegend dem geotektonischen
Aufbau Rechnung. Doch hob i. B. der ausgezeichnete
Afrikareisende Graf Gölten sehr stark die Bedeutung
Ruandas als eines geeigneten Objectes für die Colonisation
durch Weisse hervor. In Vorträgen allgemeinerer Art
kamen ebenfalls wirthschaftliche Momente von Belang
wiederholt zur Sprache. Prof. Lent (Prag) sprach über
den Laterit, eine besonders in Afrika weitverbreitete
Bodenart, die als Zersetrungsproduct verschiedener Ge-
steine anzusehen ist. In Bezug auf dessen Werth als
Culturbolen stehen sich die Ansichten schroff gegen-
über, so dass der Redner eine Art Enquete mittels Frage-
bogen vorschlug, die in die tropischen Plantagengebiete
zu versenden wären. Dr. Meinardui (Berlin) suchte im
Sinne der neuen Theorien über den Zusammenhang derTem-
]>eraturverhältnisse des nordatlantischen Oceans und der
nordeuropäisc^en (speciell norddeutschen) Witterungs
Verhältnisse auch einem statistischen Vergleiche twischen
Witterung und Ernteergebnissen neue Seilen absuge-
winnen. Von iwei hochinteressanten Vorträgen des Prof.
von Krassnow in Charkow enthielt der eine über das Kliaut
von Kolchis bemerkenswerthe Mittheilungen betreffend die
erfolgreiche Einführung subtropischer, besonders ost-
110
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
asiatischer Culturpflanzen (Thee, Bambus, Citrusarten)
ins Riongebiet, der andere behandelte die Natur der
südrussischen Steppen. Mit scharfer Beweisführung kam
Redner zu dem Resultat, dass die VValdlosigkeit der
schwarzen Erde keineswegs klimatisch bedingt, sondern
lediglich eine Folge der geologischen Geschichte
dieses Gebietes sei. Wo eine stärkere Erosion stattfindet,
entwickelt sich von Schluchten und Bodenfurchen aus
die Bewaldung, die ebenso wie künstliche Anpflanzungen,
sich langsam, aber sicher ausbreitet. Der dadurch ent-
stehende Waldboden ist von der schwarzen Erde ver-
schieden und bleibt noch lange nach dem Abholzen von
Waldungen kenntlich. — Aehnliche wichtige Mitthei-
lungen mögen auch noch in anderen Vorträgen enthalten
sein, die ich nicht anhören konnte — fanden doch zu-
meist drei Vorträge gleichzeitig statt.
Von den Berathungen des Congresses über inter-
nationale Vereinbarungen praktischer Art haben ebenfalls
einige mehr oder weniger handelsgeographisches Inter-
esse. Das schwierige Problem einer einheitlichen Schrei-
bung der geographischen Namen wurde nur kurz be-
handelt und neuerlich vertagt. Es gelang mir, eine
Resolution zu erreichen, welche ihr völliges Ver-
schwinden von der Tagesordnung künftiger Congresse
verhindert, das so manchem Skeptiker erwünscht wäre.
In Bezug auf die allgemeine Anwendung des Metermaasses
wurde auf englischen Antrag (H. R. Mill) eine ent-
schiedene Befürwortung beschlossen. Nicht dasselbe war
in Bezug auf die allgemeine Einführung der Celsiusgrade
der Fall; nach einer begeisterten Lobrede des Schotten
Buchanan auf die Fahrenheitscala wurde eine recht zahme
Resolution angenommen. Der nicht unbedenkliche Vor-
schlag, den Kreis in 400 Grade ä 1 00 Minuten ä 1 00 Se-
cunden zu theilen, fand ein ehrenvolles Begräbniss. Das
bekannte /Vwf^'sche Project einer allgemeinen Erdkarte in
I zu I Million, welche dem Geographen ein .sehr bequemes
Arbeitsmittel bieten würde, wurde von seinem Urheber
vorzüglich vertreten; die Resolution des Congresses zu
seinen Gunsten bedeutet aber nur einen schwachen
Schritt zu seiner Verwirklichung. Dasselbe gilt von
anderen Erleichterungen des Arbeitens mit der Karte,
die befürwortet wurden: obligatorische Beisetzung des
Maassstabes, Angabe der Quellen auf der Karte etc.,
sowie von anderen, hier zu übergehenden „Wünschen".
Zum Schlüsse sei noch erwähnt, dass in der den
Congresstheilnehmern in die Hand gegebenen Festschrift
über die Stadt Berlin, deren Stellung als Handels- und
Industriestadt in knapper, ansprechender Weise be-
handelt ist. Die geographische Gesellschaft in Hamburg,
auf deren Einladung viele Congressmitglieder jene Stadt
besuchten, beschenkte ihre Gäste gleichfalls mit einer
schönen Monographie über die Elbe und den Hamburger
Hafen von M. Buchheister.
So mangelte es nicht an mancherlei Anregungen
handeis- und allgemein wirthschafts-geographischer Art,
doch traten dieselben zersplittert und vereinzelt auf, es
fehlte sozusagen der Brennpunkt, in dem sie hätten zu-
sammentreffen können. Es Vürde zu weit führen, wollte
ich erörtern, warum dies so kam und trotz des günstigen
Bodens, den gerade Berlin für die Behandlung ökono-
misch-geographischer Fragen geboten hätte, wohl auch
so kommen musste. Nur angedeutet sei hier, dass die
Wirthschaftsgeographie erst in sich selbst erstarken und
ihren Charakter als geographische Disciplin noch ent-
schiedener betonen muss, als dies trotz trefflicher theo-
retischer Schriften, wie die von Oppel, Günther, Kraus
u. A., und trotz ausgezeichneter praktischer Vertreter
bisher der Fall war, wenn sie sich von Seiten der Fach-
geographen grössere Anerkennung verschaffen und nicht,
wie dies noch vielfach der Fall ist, von ihnen als ein
Sammelsurium nach Ländern geordneter nationalökono-
mischer, landwirthschaftlicher, handeis- und waarenkund-
licher, ethnographischer und daneben auch geographischer
Einzelheiten betrachtet werden soll. Der Weg hiezu ist
längst betreten, doch muss er energisch weiterbeschritten
werden, ehe das Vorurtheil verschwinden wird, das ja
gerade jungen, hoffnungsreichen Wissenschaften so oft
entgegensteht. Sieger.
WESTAUSTRALIEN.
(Aus einem Berichte von S. M. Schiff „Saida".)
Die Hauptstadt und gleichzeitig der Handelsplatz von
Westaustralien ist die am Swan-River liegende Stadt
Perth. Dieselbe hat 35.000 Einwohner und ist mit dem
an der Mündung des Swan-Rivers gelegenen Fremantle,
dem Hafen von Perth, durch eine 20 km lange Eisen-
bahn verbunden. Den ungeahnten Aufschwung als Han-
delsplatz nahm Perth erst in den letzten 6 Jahren, d. i.
seit der Entdeckung der Goldfelder in Coolgardie und
Kalgoorlie im Jahre 1892. Rastlos wird an der Hebung
der Stadt weitergearbeitet. Abgesehen von Gold, besitzt
Westaustralien einen ungeahnten Reichthum an Boden-
producten, welche in absehbarer Zeit einen grossen
Export ins Ausland und in die anderen australischen
Colonien bedingen.
In erster Linie sind hier das Yarah-, Karriholz, Sandel-
holz und andere werthvolle Hölzer zu nennen. Das
Yarah-Holz, welches sich für Bahn- und Hafenarbeiten,
insbesondere aber für Schiffsbauzwecke sehr gut eignet,
bedeckt ein Areal von ca. 8,000.000 Acres, das Karri-
holz kommt in noch grösseren Mengen vor. Bereits im
Jahre 1897 betrug der Holzexport ca. 242.000 if, wovon
50.000 £ auf Sandelholz allein entfallen. Der Export
an Yarah-Holz war bisher nicht so bedeutend, weil
hievon grosse Mengen in der Colonie selbst für Bahn-,
Minen-, Hafenbauten etc. verwendet wurden. Jedenfalls
aber nimmt der Holzexport von Jahr zu Jahr zu.
Ein weiteres sehr wichtiges Bodenproduct bilden die
Erze. Im Northampton-Districte bei Geraldton werden
Kupfer, Zinn und Bleierze in grossen Mengen gefunden
und nach England, Victoria, Südaustralien' und New-
South- Wales exportirt. Die im Collie-Districte, 25 Meilen
von Port of Bunbury, gewonnene Kohle ist von guter
Qualität und wurde bereits im Jahre 1897 <^'^ ansehn-
liche Menge von 23.380 / im Werthe von 25.800 Si
theils an deutsche, englische und französische Schiffe
abgegeben, theils in die anderen austrahschen Colonien
exportirt. Bei der Ergiebigkeit und Ausdehnung der
Kohlenlager ist auch hier ein wachsender Export zu er-
warten.
Das grösste Exportproduct für ganz Australien bildet
jedoch seit jeher die Schafwolle. Von Westaustralien
allein wurde im Jahre 1897 die ungeheure Menge von
S'/g Millionen kg im Werthe von 295.600 i^ ausgeführt.
Der grösste Theil hievon, und zwar um 244.650 £,
ging nach England auf den Londoner Markt, der Rest
wurde theils nach anderen europäischen Handelsplätzen,
theils nach Victoria, New-South-Wales und Südaustralien
verfrachtet. Von grosser Bedeutung ist ferner auch die
von Jahr zu Jahr steigende Production an Wein und
Obst. Wenngleich diese beiden Artikel bisher nicht ex-
portirt wurden, so ist dieses bei der Fruchtbarkeit des
Landes, der steigenden Productivität und der guten
Qualität sowohl des Weines als auch der übrigen
Früchte in kürzester Zeit zu erwarten, und ist insbeson-
dere der Weinbau am Mundaring-River hier hervorzu-
heben. Auch Weizen, Gerste und Hafer gedeihen in
Westaustralien sehr gut und sind die im Jahre 1898 ge-
wonnenen Mengen (38.000 /, 49.600 / und 63.480 /) als
ganz ansehnlich zu bezeichnen.
Erwähnenswerth ist die Ausfuhr von Guano und Perlen.
Die Ausfuhr von Guano ist sehr variabel, dieselbe betrug
im Jahre 1892 4390 Si, fiel sodann 1895 auf 200 £,
um 1897 weder den Ausfuhrswerth von 3250 Ü zu
erreichen.
I
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
111
Die Ausfuhr von Perlen hat bedeutend abgenommen
und betrug im Jahre 1897 nur mehr 20.000 £, gegen
40.000 S£ im Jahre 1892, ebenso sank die Ausfuhr an
Perlmutter von 79.000 !g im Jahre 1892 auf 30.200!?
im Jahre 1897.
Die Ausfuhr an Häuten zeigt gegen die Vorjahre eine
ziemliche Zunahme; dieselbe betrug im Jahre 1897
27.270 £, gegen 18.000 £ im Jahre 1896. An erster
Stelle fungiren hier Schafhäute mit 25.000 Ü, den Rest
bilden Känguruh- und Opossumhäute.
Schliesslich folgen hier noch einige Daten über die
Goldproduction von Westaustralien, beziehungsweise den
Ertrag der Goldfelder von Coolgardie und Kalgoorlie:
Ertrag in
Jtbr PfUDd Hterllng
1886 1.147
1892 226.284
1893 42'-385
'894 787099
1895 879.748
1896 1,068.808
«897 2-564977
«898 3,990.697
Ein grosser Theil des gewonnenen Goldes wird jetzt
in der neuen Münze in Perth gegen Entrichtung sehr
geringer Prägungskosten ausgeprägt; eine Unze reinen
Goldes ergibt hiebei den Betrag von 3 i^ 17 sh. 10 '/i d.
Bei dem fast vollständigen Mangel an eigener In-
dustrie ist es nothwendig, nahezu alle Artikel nach West-
australien zu importiren. Die wichtigsten dieser Import-
artikel sind : lebendes Vieh, Kleider, Lebensmittel, Ge-
tränke, Maschinen und Maschinenbestandtheile, Galanterie-
und Glaswaaren, Leder, Schuhe etc.
Das lebende Vieh, sowohl Zugthiere als auch
Schlachtvieh, wird aus den übrigen Colonien Australiens,
insbesondere Victoria, Südaustralien und Neusüdwales
importirt. Der Import betrug im Jahre 1897 circa
350.000 £.
Fertige Kleider kommen meist aus England, ein
kleiner Theil aus den übrigen Colonien Australiens,
Frankreich, Deutschland und Amerika. 1897 wurden um
ca. 258.000 H dieses Artikels eingeführt. Bettdecken
kommen meist von England und den übrigen australi-
schen Colonien, ein kleiner Theil aus Frankreich; der
Import pro 1897 betrug 11.800 Si. An der Einfuhr
von Matten und Teppichen betheiligten sich ausser Eng-
land auch Indien, Japan, Deutschland und Amerika. Der
Einfuhrswerth betrug 1897 ca. 26.000 £. Leinwand
kommt von England, Frankreich und Amerika, und
betrug 1897 fl'^ Einfuhr ca. 17.000 Si. Lebensmittel,
wie Speck, Schinken, Zunge, Zwieback, Butter, Getreide,
Käse, Kaffee, Cacao, Eier, Mehlspeise, Fleisch- und
Fischconserven, Mehl, Fruchtconserven, Milchconserven,
Zwiebel, Kartoffeln, Reis, Zucker, Gemüseconserven etc.
kommen nach den statistischen Ausweisen meist von
England , Deutschland , Frankreich , Indien und den
anderen australischen Colonien. Inwieweit jedoch die
Provenienzen richtig angegeben sind, ist nicht zu er-
mitteln, da die Zollbehörde in Perth immer den letzten,
beziehungsweise den Heimatshafen des Schiffes, mit
welchem die Waare eingelangt ist, angibt. So kommt
es z. B., dass europäische Waare, welche über Singapore
importirt wird, als von Singapore importirt in die
Statistiken aufgenommen wird. Diesem Uebelstande soll
sicherem Vernehmen nach bereits abgeholfen sein und
bei jeder einlangenden Waare genau deren Provenienz
angegeben werden.
Der Import an vorangeführten Lebensmitteln betrug
1897 ca. 1,060,000 £. An Getränken werden in .Australien
ungeheuere Mengen consumirt, daher auch der Import
ein sehr grosser ist; derselbe betrug im Jahre 1897
nicht weniger als 343.894 £, und zwar vertheilt sich
diese Ziffer folgendermassen :
Bier
Brandy
Gin
Rum
Whiiky
Sonitige Liqoeure
Wein ...
Pfoad SMfUac
15»-393
35-407
43«*
3376
8jx>20
7.619
55767
Das deutsche Bier, sogenanntes Lagerbier, sowie
Kaiserbier, nach Pilsner Art gebraut, sind sehr beliebt
Oesterreichiches Bier hat unbegreiflicherweise trotz der
Nachfrage bisher keinen Eingang gefunden. Während
der Weinimport gegen 1896 (71 693 SS) in Folge der
steigenden Production im Lande selbst ziemlich zurück-
gegangen ist, finden die übrigen geistigen Getränke, ins-
besondere das Bier (115.943 '£ im Jahre 1896) einen
immer grösseren Absatz. Im Zusammenhang mit dem
Consum von geistigen Getränken steht der Import an
Mineralwässern; derselbe betrug 1897 3728 S£. Leider
ist unser Teplitzer, Krondorfer etc. hier nicht eingeführt,
obwohl hiefür ein enormer Absatz geschaffen werden
könnte, wenn der Kohlensäuregehalt dieser Mineral-
wässer erhöht werden könnte.
Maschinen und Maschinenbestandtheile, insbesondere
solche für Bergbau und Minenindustrie, Eisenbahnen,
ferner auch für Landwirthschaft, elektrische Beleuchtung,
Wasserleitungen etc. bilden einen grossen Bestandtheil
des Importgeschäftes Der Werth der 1897 importirten
Maschinen oder deren Bestandtheile betrug 272.000 JP.
Dieselben kommen meist aus England. Auch an Werk-
zeugen und sonstigen Eisenwaaren, insbesondere Well-
blech ist sehr grosser Bedarf, und concurriren hierin
England und Amerika, auf welche auch der grösste Theil
des Importes von 459.448 if im Jahre 1897 entfällt.
Mit der Minenindustrie im Zusammenhange steht der
grosse Bedarf an Pulver, Dynamit und Explosivstoffen.
Der Import geschieht meist von England und Amerika,
zum kleinen Theile auch von Deutschland und betrug
1897 ca. 137.254 if, wovon auf Dynamit allein die
Summe von 11 1.229 ü^ entfällt.
Das rasche Wachsen und Emporbluhen der Städte
bedingt eine grosse Nachfrage für allerlei Möbel und
Einrichtungsgegenstände. Die Einfuhr betrug 1897 nicht
weniger als 58.402 M, wobei erwähnt wird, dass ein
Theil der gebogenen Möbel aus Oesterreich stammt.
An Leder, Lederwaaren, insbesondere aber an Schuhen
und Stiefeln aller Arten ist grosser Bedarf, Schuhe und
Stiefel sind englischer und amerikanischer, erfreulicher-
weise auch zum grossen Theil österreichischer Provenienz.
Nach den gemachten Beobachtungen wäre österreichische
Waare gerade in diesem Artikel noch viel concurrenz-
fkhiger, wenn unsere heimischen Producenten ihre Er-
zeugnisse in Form und Arbeit genau den englischen
und amerikanischen Mustern anpassen wurden. Für starke,
gut gearbeitete, genau angepasste und schön geformte
Waare werden hohe Preise erzielt. Der Gesammtimport
an Schuhen aller Gattungen im Jahre 1897 betrug cirot
107.064 £, wovon der Import von Oesterreich nach
Perth allein schätzungsweise ii.oto — la.ooo X aus-
macht.
Für Glas und Glaswaaren, ordinäre Gläser, Porzellan-
und Steingutwaaren, Lampen, Cylinder, Tischgeschirr,
Kuchengeschirr etc. ist in Westaustnüien stets guter
Absatz. Auch an diesem Import betheiligt sich unsere
Industrie nach den gemachten Beobachtungen mit einen
grossen Antheil, wenngleich die Statistiken aus dem früher
erwähnten Grunde diese nicht ausweisen. Die Gesammt-
einfuhr pro 1897 betrug 27.400 if.
An Kerzen gelangten 10.921 £ zur Einfuhr.
Ein sehr beliebter .\rtikel sind Fahrräder. Dieselben
sind meist englischen Ursprunges, die Fabricatc mittlerer
Qualität, der Preis zwischen i8 — 20 jf per Stuck. Im
Ganzen gelangten 1897 um 73.158 £ zur Einfuhr. Bessere
Waare ist sehr gesucht. Wagen, Fuhrwerke und Wagen-
bauermaterial erreichten 1897 die Importsamme roo
112
OSIKRREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN OKIENT.
33.400 jf. An Cement ist sehr grosser Bedarf. In Folge
der fortgesetzten Hafenbauten, der Anlage von Wasser-
werken etc. dürfte der Bedarf in Hinkunft ein noch
bedeutenderer werden. Pro 1897 betrug die Einfuhr
16.261 £, wovon ein grosser Theil auf Belgien entfällt.
Erwähnenswerth ist ferner auch die Einfuhr von
Besen und Bürsten (8263 if) Tabak, Cigarren- und Ciga-
retten (101.591 9i), sowie Pfeifen, Cigarren und Cigaretten-
spitzen (14.297 £). Von den Pfeifen und Spitzen trägt
ein sehr grosser Theil den Vormerk : „Made in Vienna",
jedoch ohne Angabe der Firma. An Feuerwaffen betrug
die Einfuhr 1897 circa 3029 ^. An fertigen Thüren
und Fensterrahmen aus weichem Holz wurden um
13.786 £ eingeführt.
Weiches Holz kommt mit Segelschiffen von Schweden
und Norwegen und ist in den Statistiken, als von dort
direct importirt, der Betrag von 49.400 M eingestellt.
Wahrscheinlich kommt aber noch ein grosser Theil
schwedischen und norwegischen Holzes über Sydney,
Victoria und mit Schiffen anderer Nationalität, so dass
der angeführte Betrag zu gering angesetzt sein dürfte.
Papier und Zeichenmaterialien sowie Kanzleibedürfnisse
sind zum grossen Theil österreichisches Fabricat. Der
Import erreichte 1897 die hohe Summe von 80.293 ^.
An Tauen wurden um 16.752 if importirt. Bemerkens-
werth ist femer noch die Einfuhr an Hopfen, 10.723 '£,
und Malz, 27.933 £, sowie Heu, Spreu und Kleie um
105.914 i£. Aus vorstehenden Ziffern ist zu entnehmen,
dass der Handel in Westaustralien, insbesondere der
Import in jeder Hinsicht, das heisst sowohl was die An-
zahl der Artikel als auch die Menge der eingeführten
Waaren anbetrifft, ein grossartiger ist. Zu welchem Theile
Oesterreich daran betheihgt ist, konnte, wie bereits
erwähnt, wegen der Art, in welcher die Statistiken bezüg-
lich der Provenienz der Waaren geführt werden, nicht
constatirt werden. Jedenfalls ist ein Theil der Galanterie-
und Lederwaaren, der billigen Glas- und Pc.rzellanwaaren,
Pfeifen, Cravatten, Kleider, Möbel aus gebogenem Holz,
der elektrischen Apparate und Utensilien sowie ein Theil
medicinischer Apparate und Utensilien, ferner ein grosser
Theil der Papierwaaren, Zeichenmaterialien, Bleistifte und
insbesondere der Schuhe österreichischen Ursprunges.
Wie bereits früher erwähnt, Hesse sich bei einiger
Aufmerksamkeit und Rührigkeit unserer Industriellen
nicht nur dieser Import wesentlich steigern, auch der
Import von Möbeln, Glas- und Porzellanwaaren, Kleidern,
Seifen, Parfumerien, Papier und Zeichenmaterialien, Leder
und Galanteriewaaren etc. könnte noch viel grösseren
Aufschwung nehmen. Für österreichisches Flaschenbier,
Flaschenweine, Teplitzer und Krondorfer Wasser könnte
sehr guter Absatz geschaffen werden. Der Einfuhrzoll
ist ziemlich hoch, jedoch je nach Art der Waare sehr
verschieden. Derselbe variirt zwischen 5, 10, 15 und 20
Percent des Einfuhrwerthes, doch ist auch ein Theil der
Waaren vollständig zollfrei. Auf Bier wird i sh. 3 d bis
I sh. 6 d per Gallone = 4"54i /, auf sonstige Spiri-
tuosen 16 sh. per Gallone an Zoll eingehoben. Auf
Schuhe ist 10 — 18 sh. per Dutzend Paar, auf Mineral-
wasser 20 Percent Zoll. Ganz zollfrei sind z. B. land-
wirthschaftliche und sonstige Maschinen, Explosionsstoffe,
lebendes Vieh, Buchbinder- und Seifensiedermaterial,
Wagenmacherniaterial, Cacao, Kaffee, Oel, Papierwaaren,
Bahnwaggons und Bahnbestandtheile, Stearin, Stahl,
Schwefel, Zucker, Thee, telegraphisches und telephonisches
Material etc.
An Bahnen besitzt Westaustralien bisher 1300 Meilen,
hievon sind 970 Meilen Staatsbahnen, der Rest von
330 Meilen ist in Privathänden. Im Baue sind weitere
380 Meilen. Die Bahnen gehen von Albany und Bun-
bury über Perth nach Geraldton and Northampton und
von hier weiter nach Que auf die Goldfelder von Mur-
chison, ferner von Perth auf die Goldfelder von Cool-
gardie und Kalgoorlie. Von letzterem Punkte bis Menries
ist die Bahn im Ausbau begriffen.
Den Verkehr mit den anderen Continenten vermitteln
eine Reihe von Schiffahrtsgesellschaften, wovon die
nachbenannten die wichtigsten sind, und zwar Peninsular
& Oricntal S. N. Company, von London über Albany
nach Adelaide, durchschnittlich 24 Fahrten pro Jahr;
The Orient S. N. Company, von London über Albany
nach Adelaide, Melbourne und Sydney, circa zweimal
monatlich; Messageries maritimes Compagnie von Mar
seille über Port Said, Colombo, nach Albany, Adelaide,
Melbourne, Sydney allmonatlich; Norddeutscher Lloyd
von Bremerhaven über Genua, Aden, Colombo nach
Fremantle, Adelaide und Melbourne allmonatlich ; Direct-
Line of Steamers London — Fremantle, Albany von Be-
thell Gwyn & Co., London, Reisedauer 40 — 45 Tage;
Adelaide - Steamship Comp. Ltd. zwischen Albany,
Fremantle und Queensland, Südaustralien, Victoria und
New-South- Wales.
Den Geldverkehr vermitteln nachstehende Banken :
Western- Australian-Bank, Nationalbank of Australasia ;
Union Bank of Australia, Bank of New South Wales;
Commercial - Bank of Australia und die Bank ol
Australasia.
Die landesübliche Münze ist englisches Gold, Silber
und Kupfer und australisches Gold; sämmtliche Rech-
nungen lauten in englischer Währung, ebenso sind auch
die Maasse und Gewichte englisch
Das Staatseinkommen der Colonie Westaustralien für
das Finanzjahr 1896/97 belief sich auf 2,840.000 if
oder auf 400.000 £ mehr als im Vorjahre ; hievon sind
1,100.000 if der Ertrag des Zolles, 980.000 jener der
Eisenbahnen, 175.000 Miethe und Kaufschilling für Krön -
ländereien. Die Depositen der State-savings Bank stiegen
von 460.000 auf 856.000 if im Jahre 1896/97. Von
den Einnahmen wurden bisher verwendet : auf Bahnen
4,750.000, Hafenbauten 825.000, in den Goldfeldern zur
Errichtung von Wasserreservoirs, Untersuchungen etc.
300.000, an Telegraphenbau 270.000, für Strassen und
Brücken 117.000, Wasserleitungen 23.000, und öffent-
liche Bauten 60.000 if. Die Staatsschuld betrug 1896/97
9,203.000 i?, d. i, 52V2 £ per Kopf. Die Ausgalaen
waren in diesem Jahre um ca. 500.000 £ höher als die
Einnahmen. Der Import stieg von 3,750.000 if im Jahre
1895 auf 6,500.000 £ in 1896/97, hat sich somit ver-
doppelt.
Unter den verschiedenen Importposten haben vom
Jahre 1895 auf 1896 zugenommen: landwirthschaftliche
Maschinen 12.000 auf 18.000 £, Kleider und Schnitt-
waaren 350.000 auf 530.000 if, Bier, Wein und Spiri-
tuosen 180.000 auf 310.000!^, Schuhwaaren 56.000 auf
84.000 £ und seither noch bedeutend gewachsen. Geben
schon diese Daten ein deutliches Bild über den ganz
ungewöhnlichen Aufschwung, den Westaustralien und
dessen Handelsverkehr genommen, so tritt derselbe noch
viel präciser und überzeugender hervor, wenn man in
der Lage war, das Land während eines längeren Auf-
enthaltes zu beobachten. Es ist ganz augenscheinlich,
dass die gegenwärtige Regierung, an der Spitze Sir John
Forrest, der als Premier und Finanzminister schon seit fll
acht Jahren im Amte steht, und an dem das Gouverne-
ment die beste Stütze findet, Alles daran setzt, um
den Wohlstand zu heben, Industrie und Landwirthschaft
einzubürgern, die reichen Erträgnisse der Minen dem
Lande zu erhalten und für die Entwicklung des Handels- ■!
Verkehres die grösstmöglichen Erleichterungen zu ■■
schaffen. Viele Vortheile sind zugestanden, um die Emi-
gration anzuziehen und die Bevölkerung sesshaft zu ^1
machen. Durch Forrest's Initiative hat das Bahnnetz erheb- f |
lieh zugenommen, ist das ausserordentliche Wasserwerk
von Mundaring zu Stande gekommen und Fremantle
mit dem weitgedachten Ausbau des Swan-Rivers, dessen
Dämme noch um 1000 englische Fuss verlängert werden,
zum wichtigsten Hafen der ganzen westlichen Hälfte
Australiens geworden. Der bisherige einzige Anlaufhafen
der Oceandampfer in Westaustrelien, Albany, wird als
II
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIEMT.
HS
solcher aufgelassen werden und dürfte, wenn die Föde-
ration der australischen Provinzen erklärt sein wird, nur
mehr eine strategische Wichtigkeit als Flottenstation
behalten. Der Norddeutsche Lloyd berührt bereits Fre-
inantle, dessen Hafen geeignet ist, Schiffe bis zu 30 Fuss
Tauchung aufzunehmen und wohin die in Perth sich
vereinigenden wichtigsten Bahnlinien der Colonie aus-
münden.
Der Aufschwung, den die Städte im Allgemeinen auf-
weisen, ist ein sehr bedeutender. Von jenen abge-
sehen, die wie Coolgardie und Kalgoorlie ihre rasche
Entwicklung und Blüthe dem Goldfunde verdanken,
geben für den natürlichen Aufschwung Fremantle und
die Hauptstadt Perth das beste Zeugniss. Erstere zählte
1897 schon 17.000, letztere 28.000 Einwohner und
das Gesammtgebiet beider zusammen etwa 55.000,
gegen 15.000 im Jahre iHqo. Heute wird die Ein-
wohnerzahl des Gebietes auf etwa 65.000 geschätzt,
und obwohl beide Städte ca. 12 englische Meilen
voneinander liegen, schmelzen sie jetzt schon durch die
längs der Bahnlinie und am Ufer des Swan-Rivers sich
entwickelnden cottageartigen Ansiedlungen gewisser-
maassen in eine Stadt zusammen, deren schöne und ge-
sunde Lage an dem sich stromaufwärts seeartig erwei-
ternden Flusse besonders auffällt. Beide Städte zeichnen
sich durch regelmässige Form, durch ziemlich viele
Gartenanlagen, schöne Gebäude, reiche Auslagen und
Gewölbe aus ; sie sind mit Gas, beziehungsweise elek-
trisch beleuchtet, canalisirt und mit Wasserleitung ver-
sehen, und können ihrer wohlhabenden und thätigen Be-
völkerung alle Bedürfnisse des Lebens und Comforts
bieten. Dis Bedeutung, welche Westaustralien in den
letzten Jahren gewonnen, berechtigt dazu, dass dieser
Colonie auch in handelspolitischer Hinsicht besondere
Aufmerksamkeit geschenkt und dieselbe in dieser Bezie-
hung künftighin für sich und nicht mehr unter dem ge-
meinsamen, das ganze australische Gebiet umfassenden
Standpunkte betrachtet werde. Wo hingegen die Erwei-
terung des heimatlichen Exportes nach diesem Continente
in Frage kommt, wird die an und für sich schon hohe
und stets wachsende Importfähigkeit des westaustrali-
schen Gebietes einerseits, der steigende Ertrag an Wolle
und insbesondere an dem speciell für Schiffs- und
Wasserbauten, Pflasterungen und zur Möbeltischlerei vor-
züglich geeigneten Yarah-Holz und seiner verwandten
Gattungen, das Karri-Tuart-Holz und andere, als
die hauptsächlichsten Ausfuhrartikel andererseits ent-
schieden in Berücksichtigung kommen müssen.
Die Wahrnehmungen des Berichterstatters zeigten,
dass der Handel und Absatz von heimischen Producten
in dem Maasse an Bedeutung gewinnen könnte, wenn
sich in der Geschäftswelt des Heiraatslandes der Ge-
danke, mit dem Auslande in Beziehung zu treten, mehr
und vielseitiger einleben würde. Dies würde ohne be-
sondere Schwierigkeit erreicht werden, wenn sich die
Inhaber grösserer Firmen entschliessen könnten, sei es
für sich oder zu mehreren vereint, ihre Söhne oder
sonstigen Vertrauenspersonen nach dem Auslande und
speciell nach den neuen, in Entwicklung befindlichen
Gebieten zu schicken, sei es zum Zwecke des Studiums
allein oder zur Gründung von Filialen, wie es seitens des
Deutschen Reiches mit so grossem Erfolge geschieht. Des-
gleichen können Reisende mit Mustersammlungen, möglichst
mit den verschiedensten Industrieartikeln ausgestattet,
vortheilhafte Bestellungen erzielen, und sollten sich diese
nicht allein auf die Bereisung der Küste beschränken,
sondern auch das Inland aufsuchen, wo sie mit den
Consumenten und Detailhändlern direct in Verbindung
treten würden.
Das Einsenden der Preiscourante und insbesondere
von Waarenmustern bringt grossen Vortheil. Ueberall
bestehen zahlreiche Commissions- und Importfirmen,
die solche Verbindungen fördern würden; wo- öster-
reichisch-ungarische Unterthanen solchen Firmen vor-
stehen, sollten diese bevorzugt werden, was die weit«'
gehende Anknüpfung mit dem Heimatlande sur Folge
haben wird. Doch soll die kleinliche AufüuiUDg, die
Mustersendungen bezahlt zu bekommen, wie e« des
Oefteren seitens heimischer Firmen verlangt wurde, fallen-
gelassen werden. Aus Erfahrung ist dem Berichterstatter
bekannt, dass durch solche Probesendungen ganz er-
hebliche Bestellungen sogar io Artikein zu Stande kamen,
die anscheinend keine oder doch nur geringe Aussiebt
auf Absatz hatten. Werden Preiscourante eingesendet
so sind dieselben vor Allem in reicher Zahl zur Ver'
fügung zu stellen und möglichst in englischer Spracbe-
zu verfassen und nach der englischen oder der Landes-
münze in Gold und nach englischem Maass zu be-
rechnen. Illustrationen sind hiebei erwünscht, desgleichen
Reclamebilder und Placate von grossem Vortheile. Bei
der Effectuirung einer Bestellung ist auf pünktliche
Lieferung und insbesondere darauf zu achten, dass
Muster und gelieferte Waaren genau übereinstimmen,
weil sonst selbst bei kleinen Qualitätsunterschieden die
Annahme refusirt werden kann.
Ebenso soll die Verpackung und F^tiquettirung der
Landessitte und den Wünschen der Abnehmer genau
angepasst, die Verpackung mit Rücksicht auf die
lilnge der Reise und das mehrmalige Umladen
eine höchst solide und dauerhafte sein, ohne die even-
tuellen geringen Mehrkosten zu scheuen ; durch das un-
versehrte Anlangen der Waare werden dieselben nicht
nur vollständig aufgewogen, sondern es wird auch durch
ein unversehrtes Einlangen der Waare der gute Eindruck
von der Solidität der betreffenden Firma bedeutend
gewinnen. Wo noch nicht eingebürgerte Getränke in
Frage kommen, sollen die Flaschen bezüglich der Form
möglichst nach dem englischen Originale gehalten sein.
Auch Flaschenweine könnten mehr Absatz finden, insbe-
sondere weisse, doch wären da grössere Proben unbe-
dingt nöthig.
Ein grosses Hinderniss im Verkehre bildet der Mangel
einer directen Verbindung, oft jedoch auch die ungünstige
Wahl der Instradirung, wodurch öftere I^gerungen und
UeberschifTungennothwendig werden, die ebenso der Waare
als dem Abnehmer schaden und zwar durch die häufigen
Verzögerungen, die sie im Gefolge haben. Eine strenge
Controle der Agenten jener Plätze, wo die Ein- oder
Ueberschiffung stattzufinden hat, und die genaue Verifi-
cirung der einlaufenden Reclamationen. der Benachthei-
ligten würde gewiss von guten Folgen sein. Bei der
I-ünge der Reisen ist dies ein äusserst wichtiges Moment,
und müsste die sogleiche Weitersendnng in den
Wechselhäfen mit grossem Nachdruck betrieben werden.
In manchen Fällen wäre es von Vortheil die Waare von
vorneherein nach einem Hafen zu dirigiren, von wo ans
eine directe Dampferverbindung besteht, wenn auch der
Landtransport und die Versendung durch fremde Schiffe
die Fracht vertheuern würden. Die Geschäftswelt möge
sich des Weiteren vor Augen halten, dass ihr Vortheil
nicht so sehr in einem momentan hohen Gewinne ab
in Umfang und Dauer des Absatzes liegt.
Die commercielle Sicherheit in diesen Gebieten ist
kaum geringer als im eigenen Lande, und bei den
Zahlungsbedingungen wird zumeist ein kürzerer Credit
beansprucht als dort
Gewisse Artikel, wie Holz, Baumaterial, Wellenblech,
Cement, Thonet-Möbel, Hessen sich, gesammelt, noch mit
Segelschiffen verfrachten. Weiches Holz und Bretter,
Bohlen und Planken von bestimmten Dimensionen, roh
und bearbeitet, für die innere Verschallung der zumeist
in Wellenblech gehaltenen Wände der Wohnräume,
Thür- und Fensterrahmen sind auch sehr absatifkbig.
Garnituren werden von Norwegen in grossen Mengen
und zu guten Preisen nach Ostafrika und Australien ver-
schifft, was bei einiger Reducirung der Frachts&tae mal
den österreichisch- ungarischen Rihnen auch aus der
Heimat geschehen könnte. Aehnliche BegOnstignngen filr
114
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
ungarisches Mehl dürften dem Absätze dieses anerkannt
guten Artikels, welcher bis Zanzibar Eingang findet, ein
weites Feld eröffnen.
Einen grossen Impuls für die Handelsbewegung würde
die Einführung einer directen Dannpfschiffahrtsverbindung
nach dem südlichen Ocean geben.
AUFFINDUNG
DER THONTAFELN
AMARNA/)
VON EL-
Schon um das Jahr 1820 war es in Europa bekannt,
dass in Mittelägypten, am östlichen Nilufer der Strecke
Minieh— Siut, die' Ruinen einer grossen altägyptischen
Stadt lägen. Die preussische Forschungsexpedition von
1842—1845 nahm den Punkt gebührend wahr. In der
That fand sich hier, etwa 80 km südlich von
Minieh, ein ausgedehntes Trümmerfeld vor, das bei dem
Dorfe Schech Kandil beginnt und ein landwärts von
Felsen umgebenes Thal füllt, welches nach dem Fellachen-
weiler El-Amarna benannt ist. Auch der Grundriss der
Stadt war noch leicht zu erkennen; man konnte die
regelmässig laufenden Strassenzüge verfolgen und die
Reste des gross angelegten Hauptterapels bewundern.
Bisher ist dieses Beispiel einer Städteanlage aus alter
Zeit in Aegypten vereinzelt geblieben, umsomehr, als
Privatbauten damals wie heute aus lockerem Material
aufgeführt wurden. Dass gerade die Ruinen bei El-
Amarna dem raschen Verschwinden entgangen sind,
danken wir nur dem frühen und gewaltsamen Untergange
ihrer einstmaligen Herrlichkeit und der völligen Verödung,
welche darauf eintrat. Aus den zahlreichen Grotten der
das Thal schliessenden Felswände kam Licht über die
Bedeutung des Platzes. Hier lagen die Gräber der vor-
nehmeren Bewohner, mit Inschriften und eigenthümlichen
Abbildungen versehen. Da zeigte sich, dass man auf der
Stätte von ChutAthen stand, der Residenz des Königs
Amenophis IV., welche dieser um 1380 v. Chr. eigens
erbauen Hess und die bald nach seinem frühen Tode
wieder zerstört wurde.
Zu Anfang 1888 gruben einige Fellachen unweit des
Trümmerfeldes nach Mergel und stiessen dabei auf eine
Anzahl vermorschter Holzkisten, mit Thontafeln angefüllt,
die auf beiden Seiten eng bekritzelt waren. Die braunen
Gesellen mögen nicht wenig erfreut gewesen sein, als
sie sich im Besitz von mehreren hundert solcher markt-
gängigen Alterthümer sahen, für die ihnen der fränkische
Käufer gewiss viele gute Napoleons geben würde. „Und
um der Früchte mehr zu haben", zerschlugen sie die be-
sonders grossen Exemplare unter den Tafeln je nachdem
in zwei oder vier Theile, manchmal zu schmerzlichem
Schaden der nachherigen Entzifferungsarbeit. Doch sehr
bald wurde die Sache ruchbar, die Regierung griff ohne
Verzug ein, und so wurde fast der ganze Fund noch
rechtzeitig geborgen, der Zerstreuung der einzelnen Tafeln
und Bruchstücke vorgebeugt. Es entspricht den am Nil
herrschenden Machtverhältnissen genau, dass etwa 80 der
besterhaltenen Amarna-Tafeln sogleich ihren Weg nach
London ins Britische Museum nahmen. Einige sechzig
wurden dem Museum von Bulak (Cairo) überlassen;
über 180 Nummern, darunter freilich auch kleine
Fragmente, doch in der Mehrzahl inhaltlich wichtige
Urkunden bietend, wurden für das Berliner Museum
erworben. Im Privatbesitz sind nur wenige Tafeln des
Fundes verblieben.
Obgleich einige Alabasterplatten mit den hierogly-
phischen Namen der Könige Amenophis IV. und seines
Vaters Amenophis III. beim Amarna-Fund zu Tage ge-
kommen waren, die offenbar als Verschlussstücke der
Kisten gedient hatten, obgleich lerner einige Tafeln Ver-
merke in rother Tinte und hieratischer Schrift aufwiesen,
'^ n Dieses inleressante Capltel ist dem zweiten Hefte der von der vorder-
asiatischen Gesellschaft In Berlin herausgegebenen Publlcation „Der alte
Orient" entnommen.
erkannte man doch sofort, dass alle in babylonischer
Keilschrift abgefasst waren. Die Lesung der jeweiligen
Anfangszeilen ergab, dass der Fund einen Theil des
ägyptischen Staatsarchivs aus den Zeiten der beiden
Amenophis bildete. So bestand die erste der vielen über-
raschenden Feststellungen, welche jetzt rasch aufeinander
folgen sollten, in der Thatsache, dass um 1400 v. Chr.
das semitische Babylonisch als Diplomatensprache des
Orients gedient hat.
Mit Ausnahme einiger Tafeln, welche mythologischen
Inhalts und in Babylonien geschrieben waren, sowie zweier
Verzeichnisse von Gegenständen lagen lauter Briefe vor.
Die Mehrzahl rührte von ägyptischen Beamten aus Syrien
und Kanaan her^ in der Regel an die Adresse ihres
Königs gerichtet. Daneben fanden sich Schreiben asiati-
scher Könige an den egyptischen Herrscher in grösserer
Menge und Länge, endlich noch einige Schriftstücke
aus der Kanzlei des „Pharao" selbst, wobei aber zu be-
merken ist, dass diese Bezeichnung für die ägyptischen
Könige, dem alten Testament so geläufig, hier anscheinend
nirgends vorkommt.
Interessant ist die Art, in welcher die Schwierigkeiten
der Schrift und der den allermeisten Absendern nicht
völlig geläufigen Sprache jeweilig bewältigt wurden.
Schon die gelehrten Schreiber des königlichen „Sonnen-
hauses" in Aegypten haben unverkennbar ihre liebe Noth
damit gehabt, und die bereits erwähnten mythologischen
Texte aus dem Lande Babel haben als Material herge-
halten, ihre Fertigkeit daran zu vervollkommnen. Das
beweisen feine rothe Striche, durch die nur hier die
einzelnen Wörter von einander getrennt worden sind.
Die Statthalter und Beamten darf man gewiss nicht auf
Grund ihrer Briefe in gebildetere und einfache Geister
scheiden, denn sie bedienten sich gleichfalls berufs-
mässiger Schreiber. Von diesen ist der eine sicherer,
der andere ein Stümper, dessen Mittheilung mehr er-
rathen als gelesen sein will. Vielfach kommt es vor,
dass hinter einem babylonischen Worte noch das ent-
sprechende kanaanäische erscheint, natürlich ebenfalls in
Keilzeichen, aber mit einem Merkmal versehen, durch
das diese Uebersetzung als solche angezeigt wird. Die
Souveräne Asiens besassen natürlich nicht minder ihren
Stab von Gelehrten wie die Aegypter. Ein kleinerer
Fürst, Tjirchundarisch von Arsapi, war allerdings nicht
so glücklich. Jemand um sich zu haben, der einen Brief
in babylonischer Sprache abzufassen oder zu lesen ver-
stand, denn an ihn wird in der Sprache seines Landes
geschrieben. Der Schreiber des Hethiterkönigs leistete
nur eine Art „Küchenfranzösisch", der des Königs von
Alaschja beutet sein Wörterverzeichniss aus und schiert
sich nicht um Grammatik. Dagegen sind die Briefe des
Königs von Mitani schon in dem Ductus abgefasst,
welcher als der assyrische gilt. Wahrscheinlich stammt
diese Schreibweise der Keilzeichen eben aus Mitani.
Hier ist also von besonderen Schwierigkeiten im Ge-
brauch der altorientalischen Diplomatensprache nicht
mehr zu reden. Die babylonischen Königsbriefe endlich
nehmen Rücksicht auf den ägyptischen Empfänger, indem
sie durchgängig Lautzeichen verwenden, so dass sie_
leicht durchbuchstabirt werden konnten, während ei«
dem Vorleser ungeläufiges Begriffszeichen Stocken vei
ursacht hätte. — Der Thtm, aus dem die Tafeln ge
backen sind, verräth auch schon durch seine Farbe und
die verschiedene Festigkeit des Materials, woher der b^
treffende Brief jedesmal stammt. Alle Schattirungen yoff
Blassgelb bis Roth- und Dunkelbraun sind auf diese
Weise vertreten; neben harten, sehr gut lesbar geblie-
benen Stücken liegen zerbröckelnde, mürbe Exemplare,
welche im Laufe der elf Jahre, seitdem sie wieder der
Luft ausgesetzt waren, schon beträchtlich gelitten haben.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Itt
VON DER SIBIRISCHEN BAHN.
Unter den lieilagen des Monthly Sumraary of commerce
and finance of the United States, die fremden Ländern
gewidmet sind, finden sich auch vielfache Angaben über
die transsibirische Bahn : Erstaunlich ist die rapide Zu-
nahme des Passagier- und Frachtenverkehres auf den
seit i8g6 im Betrieb befindlichen westlichen und cen-
tralen Sectionen. Die Zahl der Passagiere betrug 1896
bloss 175.000 Personen, 1898 bereits 650.000; die
Frachten beliefen sich 1896 bloss auf 207.878 /, gegen
738.296 / pro 1898. Dabei sind 400.000 Auswanderer
sammt ihrer Habe in diesen Ziffern nicht enthalten.
Von den 490.000 / Fracht der westlichen Section im
Jahre 1898 bestanden 320.000 / aus Cerealien. Die
fünf Jahre früher eines Imports von ca. iod.ooo / Korn
bedürftige Steppenregion exportirt gegenwärtig 70.000 /.
Man glaubt, dass die transsibirische Bahn innerhalb fünf
Jahre nach Erreichung des Stillen Oceans eine Fracht-
menge von 1,700.000 / zu führen haben wird. Speciell
die Centralsection hatte 1896 bloss 15.000 Passagiere,
gegen 300.0110 im Jahre 1898 und 36,581.000 Ibs.
1896, gegen 393,232.000 Ibs. 1898. Die ungeheuere
Steigerung des Verkehres machte es nothwendig, 40 Mil-
lionen Dollars zur Beschaffung schwererer Schienen, Neben-
geleise und tragfahiger Brücken aufzuwenden. Hiedurch
soll eine Steigerung der bisherigen Geschwindigkeit der
Personenzüge von 21 km per Stunde auf 53 km per
Stunde und eine Reisedauer von Moskau nach Wladi-
wostok in zehn Tagen und vom Atlantischen zum Stillen
Ocean in weniger als zwei Wochen ermöglicht werden.
Die alte Ueberlandroute von der Mongolei zum Ural
mit Abzweigungen zum Amur, zur I.«na und zum Altai-
gebirge urofasste innerhalb weniger Meilen gegen Norden
und Süden zu fast alle Niederlassungen und cultivirten
Landstriche Sibiriens. Ursprünglich nur durch die auf
ihr ziehenden Menschen und Thiere gewissermaassen
ausgetreten, wurde sie erst vor wenigen Jahren von der
Regierung in besseren Stand gesetzt. Seitdem ent-
wickelten sich durch Regierungs- und Privatinitiative
längs ihres Zuges viele Dörfer.
Die Eisenbahn hat diesen durch Wägen und Schlitten
betriebenen Transitverkehr keineswegs völlig aufgehoben,
was theils durch ihre hohen Tarife und ihre noch immer
primitive Organisation erklärlich wird, theils durch das
dringende Bestreben der Bauern, die Arbeitskraft ihrer
Pferde, namentlich während der langen Wintermonate,
zu verwerthen. Das billigste Beförderungsmittel Sibiriens
bilden die dortigen Flüsse, seitdem die Frachtraten der
Transportschiffe durch wechselseitige Concurrenz er-
niedrigt wurden. Dem Mangel einer westöstlichen Rich-
tung bei den sibirischen Hauptströmen sucht man durch
Canäle abzuhelfen, so durch den noch nicht vollendeten
Canal vom Ob zum Jenissei, der den Kiete, einen Neben-
fluss des Ob, ungefähr 310 englische Meilen begleitet,
sodann einen grossen See durchkreuzt und mittelst eines
5 Meilen langen Durchstiches den Jenissei 155 Meilen
nördlich von Jenisseisk erreicht. Falls es gelingen sollte,
die vielfachen Stromschnellen der aus dem Baikalsee
entspringenden Angara für die Schiffahrt unschädlich zu
machen, könnte mit Zuhilfenahme der Selenga, des
grössten Zuflusses des Baikalsees, eine directe 3604
Meilen lange Schiffahrtslinie von Kiachta an der sibirisch-
mongolischen Grenze bis Yumen am Fusse des Ural
hergestellt werden.
Die als neues Transportmittel hinzugekommene Eisen-
bahn hat bereits alle an sie geknüpften Hoffnungen weit
übertroffen; anfangs nur als strategische Bahn und Be-
förderungsmittel der Verbannten betrachtet, erwies sie
sich auch in commercieller Hinsicht so belebend, dass
trotz doppelter und dreifacher Vermehrung der Züge
viele tausend Tonnen Waare auf Beförderung^ warten.
Um der Steigerung des Handels entgegenzukommen,
errichtete die russische Regierung ein Zollamt in
Irkutsk, welches die östlichen Thec- und Seiden-
importe passiren müssen. Cerealien «rurden bisher
aus Sibirien vorwiegend auf den grossen Flüssen und
Über das Polarmeer exportirt; von nun an gehen sie
auch über die sibirische Bahn nach dem enropäischen
Russland und werden über Perm — Kotlas — Archangel,
späterhin über die projectirte Linie Samara — Noworossysk,
ins Ausland verschifft. Exportartikel, von Thieren gewonnen,
smd: gefrorenes Fleisch, Wolle, Talg, Batter, Schaffelle,
Leder und Häute. Die mineralischen Productionen liefern
Salz, Graphit, Eisenerz, Kohle. Kupfer und andere Metalle
werden nur in kleinen Mengen, Eisen und Kohle da-
gegen überall gefunden. Gold ist in ganz Sibirien mehr
oder weniger reichlich vorhanden, am meisten im Strom-
gebiet der Lena. Salz ist namentlich im Steppengebiete
von Akmolinsk in grossen Mengen zu finden.
Der Erwerb von Grundbesitz in der Amur- und See-
provinz wurde von der Regierung nichtrussischen Staats-
angehörigen durch lange Zeit hindurch untersagt und
erst in neuerer Zeit zur Begünstigung des Zuflusses
fremder Caiiitalien gestattet. Dagegen bemühte sich die
Regierung seit jeher um die nationalrussische Colonisation
dieser Gebiete, in welche, abgesehen von Zucker, Tabak,
Wein, Spirituosen, alle Waaren zollfrei eingehen dürfen.
Das Studium dieses bisher von Deutschen, Amerikanern
und Engländern beherrschten offenen Marktes ist allen
Industriestädten auf das Wärmste zu empfehlen.
Wenn man die sibirische Bahn bloss als gewinn-
bringendes Object betrachten würde, könnte ihre Her-
stellung als ein Fehler erscheinen, da ihren 300 Millionen
Rubel Baukosten bloss 41 Millionen der jährlichen land-
wirthschaftlichen und 25 Millionen der Gold- und
sonstigen mineralischen Production gegenüberstehen. Der
momentane rein buchhalterische Misserfolg der sibiri
sehen Transversalbahn wird aber dem Staate durch ver-
schiedene indirecte ökonomische Vortheile reichlich auf-
gewogen. So leidet die sibirische Goldproduction an der
Theuerung der zum Unterhalte der Minenarbeiter
dienenden Lebensmittel. Deren Verbilligung durch die
Bahn wird der Goldgewinnung einen grossen Aufschwung
geben. Die ungeheueren Flächen culturfähigen Bodens in
Sibirien und den Steppengebieten (die sibirische Bahn
kommt speciell den Nordgrenzen der SteppeDi)rovinzen
Turgai, Akmolinsk und Semipodatinsk sehr nahe) werden
überdies der verarmten centralrussischen I^ndbevölkerung,
in ihrer Heimat nur eine Last für Staat und Gesellschaft,
neue Heimstätten und damit dem russischen Reiche
Millionen steuerkräftiger, wohlsituirter Unterthanen ver-
schaffen. Wenn man nur eine Million Bauernfamilien
annimmt, die in Sibirien und den Steppengebieten an-
gesiedelt werden könnten, und deren Jahresproduction
auf nur 300 Rubel per Familie schätzt, erhält die
russische Volkswirthschaft in einem Jahre den Betrag
der Baukosten der Bahn, ohne welche die Colonisatioo
Sibiriens in grossem Style nicht durchführbar wäre.
Hiebei ist der belebende Einfluss der sibirischen Eisen-
bahn auf die industrielle Entwicklung des Ijiudes sowie
auf die commercielle der Binnenstädte Kiachta und
Irkutsk und des Hafens Wladiwostok gar nicht mit-
gerechnet.
DAS SCHICKSAL PERSIENS.
Aus Teheran wird der Münchencr „.\llgem. Zeitung''
geschrieben: Oefter als sonst begegnet man jcttt in der
Presse des europäischen Continentes Betrachtungen, die
aus russischen Quellen stammen und sich mii den Ver-
hältnissen in Persien beschäftigen, wobei n.-imentlich die
Nebenbuhlerschaft zwischen Russland uEd England be-
tont wird. Dem europäischen Leser muss es eracheinen,
als ob die Vertreter dieser beiden Mächte am Hofe des
Schah sich auf das Heftigste bekämpften and als ob
kein Tag verginge, ohne dass die persische Regienmg
116
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
gröblich durch Einmischung in ihre eigenen Angelegen-
heiten vergewaltigt würde. Von all dem bemerkt man
äusserlich nichts, denn die Nebenbuhlerschaft ist eine
latente und nach aussen kaum sichtbare, desto nach-
drücklicher aber ist die stille Arbeit Russlands, um Per-
sien ganz in seine Hände zu bekommen.
Die russische Presse hört nicht auf, die Ausfuhrung
der grossartigsten und phantasievollsten Eisenbahnpläne
in nahe Aussicht zu stellen, und um den Einmarsch
russischer Truppen als nahe bevorstehend oder noth-
wendig erscheinen zu lassen, wird der Schah todkrank
oder wahnsinnig und das Land als in halbem Aufstand
begriffen dargestellt. In der ganzen nördlichen Hälfte
Persiens ist der russische Einfluss der herrschende. Mit
Ausdauer, vielem Geschick und etwas weitem Gewissen
hat die russische Politik es verstanden, ihn bis ins Herz
des Reiches zu erweitern. Bereits residirt in Ispahan,
dem Sitze des ältesten Bruders des Schah, dessen grosse
Sympathien für England allgemein bekannt sind, ein
russischer Consul. Die Nachbarschaft gibt Russland so
manche Handhabe, seine guten Dienste anzubieten, die
dann wieder entsprechend belohnt werden müssen, so
dass es dem Vertreter Englands schwer fallen dürfte,
gegen den russischen Gesandten am Hofe zu Teheran
in die Schranken zu treten. England ist nicht unmittel-
bar gefahrlich, während in wenigen Tagen die Haupt-
stadt von russischen Truppen besetzt werden kann. Seit
Ausbildung einer persischen Kosaken-Brigade durch
russische Officiere, der einzigen Truppe, an welche von
Weitem ein europäischer Maassstab gelegt werden kann,
hat Russland das Schicksal der Hauptstadt von vorn-
herein in der Hand, was schon bei Gelegenheit der Er-
mordung Nassr-ed-dins deutlich zu Tage trat, und die von
einer russischen Gesellschaft gebaute Strasse von Rescht
durch das Elbrusgebirge nach Teheran stellt lediglich
eine bequeme Einfallspforte für russische Truppen dar,
was schon hinreichend durch den Umstand bewiesen
wird, dass diese Strasse hauptsächlich auf Betreiben des
jetzigen Kriegsministers Kuropatkin, damals General-
gouverneur von Transkaspien, in Angriff genommen
wurde. Auch im Nordwesten des Reiches, in der reichen
Provinz Aserbeidshan, hat Russland dafür gesorgt, dass
es mehr und mehr das Heft in die Hand bekommt,
denn durch die Massenbekehrungen der dortigen Ne-
storianer zur russischen Kirche, die sich jetzt, obwohl
sie persische Unterthanen sind, des russischen Schutzes
erfreuen, ist dem russischen Generalconsul in Täbris
jeden Augenblick Gelegenheit geboten, der Regierung
des dort residirenden Kronprinzen Ungelegenheiten zu
bereiten.
Noch verhängnissvoller aber als der Druck Russlands
kann die traurige Lage im Innern für den Bestand des
Staates werden. Nassr-ed-din hat seinem Nachfolger das
Land im Zustand der grössten Unordnung hinterlassen.
Der Privatschatz, in welchem man fabelhafte Reichthümer
vermuthet hatte, erwies sich kaum ausreichend, um dem
dringendsten Geldbedürfniss zu genügen. Die nächste
Umgebung des neuen Herrschers, welche jahrelang mit
ihm in Täbris in den drückendsten Verhältnis<;en gelebt
hatte, stürzte sich wie eine Meute hungriger Wölfe auf
die einträglichsten Stellen, und es begann ein wildes
Jagen, um einen möglichst grossen Theil der Staatsgelder
an sich zu reissen, welchem Beginnen der Schah aus
Mangel an festem Willem und falsch verstandener Dank-
barkeit nicht Einhalt zu thun vermochte. Der Gross-
wesir, dem Mossafer-ed-din am meisten den unbestrittenen
Besitz seines Thrones verdankte, der aber dieser unsinnigen
Verschleuderung im Wege stand, wurde beseitigt und
nun begann eine unglückliche Zeit fortwährender Mi-
nisterwechsel, bei denen regelmäsiig die ehrlichen Leute
den unsauberen Elementen unterlagen. Im August vorigen
Jahres waren die Verhältnisse endlich so weit gediehen,
dass der Schah sich gezwungen sah, den vor einem Jahre
in Ungnade entlassenen und aus Teheran verbannten
Grosswesir zurückzuberufen — wohl der erste derartige
Fall in der persischen Geschichte. Das Vertrauen zut
Regierung kehrte zwar zurück, aber noch ist es nichi
gelungen, einen Ausweg zu finden, um den zerrütteten
Staatsfinanzen wieder aufzuhelfen. Wohl könnten ber
Einführung gründlicher Reformen in allen Verwaltungs-
zweigen, Verminderung des zahlreichen Heeres, welches
zwar nur auf dem Papier steht und wegen Geldmangels
auch nur zum all er kleinsten Theil zu den Fahnen ein-
berufen werden könnte, aber trotzdem von der Regie-
rung bezahlt wird, und bei vernünftiger Beschneidung
zahlloser Staatspensionen und Gehälter, die noch dazu
erblich sind, die Einnahmen und Ausgaben leicht in
Einklang gebracht werden, und der Grosswesir weiss das
Alles recht gut, aber so lange keine Mittel vorhanden
sind, die grossen Rückstände zu bezahlen, kann auch
nicht an Reformen gedacht werden.
Um die augenblickliche Lage noch unerquicklicher zu
gestalten, herrscht in den nördlichen Provinzen in Folge
der vorjährigen Missernte grosse Theuerung. Während
des Winters hat die Regierung mit grossen Opfern Mehl
aus Russland und Getreide aus dem Süden heranschaffen
und direct an die Bäcker verkaufen lassen, um einer
Hungersnoth in und um Teheran vorzubeugen. Die hohen
Getreidepreise haben den Grundbesitzern so gut gefallen,
dass sie die diesjährige gute Ernte sofort aufgespeichert
haben, um die Preise künstlich auf ihrer Höhe zu halten.
Das Geschäft ist einträgHch, aber auch nicht ungefähr-
lich, denn wenn dem Volke Hunger droht, so ergreift
es selbst oder die Regierung Maassregeln, die man in
Europa vielleicht nicht ganz in Ordnung finden würde,
die aber die einzigen sind, die ihre Wirkung nie ver-
fehlen.
EIN ENGLISCHES BAHNPROJECTALEXANDRIEN-
SHANGHAI.
Die Mesopotamische Eisenbahn steht nunmehr end-
giltig auf dem Programm der europäischen Industrie-
mächte — bereits ringen ja die politischen Interessenten
gruppen um das Recht, sie durchzuführen und damit
unter ihrer Macht zu erhalten. Sei es, dass die grosse
transsibirische Bahn die Bedeutung der Eisenbahn als
Pionniere in der Erschliessung und Eroberung Asiens
neuerdings mit besonderer Kraft zu unserem Bewusst-
sein gebracht hat, sei es, dass die Bedeutung Persiens
für das asiatische und europäische Gleichgewicht accen-
tuirt erscheint, mit Recht wird der Schienenstrang, der
den Landweg nach Indien darstellt, als ein politisch
und culturell gleich hervorragendes Unternehmen be-
trachtet und dessen Verwirklichung anzubahnen gesucht.
Mr. C. A. Moreing, der sich in Australien, Europa und
Canada als hervorragender Ingenieur und Unternehmer im
eine bedeutende Stellung geschaffen, hat soeben in 11
„The Nineteenth Century" einen Aufsatz veröffentlicht,
der in ganz Grossbritannien das grösste Aufsehen er-
regt hat — wohl gerade, weil er der Feder eines
Mannes entstanden, der gewohnt ist, nicht lange damit
zu warten, bis er seine technischen Ideen zur vollendeten
Thatsache macht — und der dem besprochenen Bahn-
unternehmen vollkommen neue Horizonte eröffnet.
Mr. Moreing schlägt nicht Geringeres vor, als die
grosse transcontinentale Eisenbahn Russlands durch eine
transasiatische Bahn unter der Machtvollkommenheit des
britischen Reiches zu pariren. Er geht dabei von der
Auffassung aus, dass das südliche Asien unter allen
Umständen in die Einflusssphäre Grossbritanniens falle
und von ihr gesichert werden müsse. Als westlicher
Ausgangspunkt ist von ihm Alexandrien oder Port Said
in Aussicht genommen, und von Unterägypten wählt er
als kürzeste und directeste Strecke den Weg über den
Isthmus von Sinai, Nordarabien am Persischen Golf und
Belutschistan, dadurch vermeidend, ausserhalb der von
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜK DEN ORIENT.
117
ihm für die britische Einflusssphäre vindicirten Regionen
zu treten. Vom Mittelländischen Meer bis Currachee sind
es bloss 2400 Meilen, eine Strecke, die sich in wenig
über drei Tagen zurücklegen lässt, während die Seereise
durch das Rothe Meer bis über den Indischen Ocean
heute neun bis zehn Tage beansprucht.
Die politischen Hindernisse vermag Mr. Moreing nicht
für erheblich anzuerkennen und die technischen Schwierig-
keiten erklärt er für überhaupt abwesend. Von Currachee
bis Mandalay würden die indischen Eisenbahnen als
Verbindungsglied anzusehen sein, und ohne Zweifel hat
Herr Moreing vollkommen Recht, wenn er voraus-
sieht, dass, sobald erst das gesammte Unternehmen ge-
sichert wäre, die administrativen, beziehungsweise
finanziellen Vereinbarungen mit den indischen Bahnen
leicht von der indischen Regierung erzwungen werden
könnten. Die Eisenbahn, die zur Zeit von Mandalay
nach Kunlong durch die indische Regierung errichtet
wird, erfreut sich eines raschen Fortschrittes, und was
die Fortführung der Linie über Kunlong hinaus anbe-
trifft, so ist eine praktisch brauchbare Route nach dem
Yang-tze von Yung-chang-fu über Manking bis Vinchau
entdeckt worden. Ueberdies ist eine brauchbare Route
auch von Kunlong nach dem Yang-tze gefunden worden,
und zwar würde der Endpunkt zu Suchow (Suifu) liegen,
einem bedeutenden Handelsplatz, der etwa 100 englische
Meilen weiter flussaufwärts als Chun-king liegt und
nahe an der Mündung des Yung-ning, einer der wichtig-
sten Wasserstrassen der Provinz Sze-chuan. Die einzelnen
Strecken stellen sich also wie folgt : m.
Alexandria bis Golf von Akabah (ägyptisch) 250
Akabah bis Bussora und Koweit (türkisch und nnab-
hängig) 1000
Koweit bis zur persisch-belutschistanischen Grenze (per-
sisch) 700
Persien bis Kuirachee (indisch) 520
Kurachee bis Kunlong (indisch) 2800
Kunlong bis Shanghai (chinesisch) 1600
Zusammen . . 6870
Hievon sind 2000 Meilen bereits erbaut worden. Die
ägyptisch-chinesische Eisenbahn hätte also sowohl hin-
sichtlich der erforderlichen Länge wie der etwaigen
technischen Schwierigkeiten bedeutende Vortheile vor
der sibirischen Bahn voraus, und den Nachtheil gegen-
über dem russischen Unternehmen in politischer Hin-
sicht vermag, wie gesagt, Mr. Moreing nicht für schwer-
wiegend zu erachten.
Die ägyptische Regierung dürfte seiner Meinung nach
das Unternehmen von vornherein freundlich aufnehmen.
Das Wüstenland von Arabia Paetrea ist, nach den vor-
liegenden topographischen Aufnahmen zu urtheilen, ohne
besondere technische Schwierigkeiten, wenn auch, un-
mittelbar vordem das arabische Plateau überschritten
wird, die steinige Kluft von El Arabah und eine etwas
schroffe Steigung von 1400 Fuss zu überwinden sind.
Zur Ueberschreitung des engen Streifens türkischen Ge-
bietes am Rothen Meere und am Persischen Golfe würde
die Genehmigung der hohen Pforte zu erlangen sein.
Sobald aber das türkische Gebiet am Rothen Meere
durchquert ist, durchtritt man das Gebiet des Emirs von
Jebel Shomer, des Souveräns vom inneren Arabien, der
erst vor Kurzem seine freudigste Zustimmung zu dem
Projecte einer Bahn durch sein Territorium kundgab, als
eine amtliche Delegation dieserhalb bei ihm eintraf Ueber-
haupt scheint die Stimmung der Mohammedaner sehr zu
Gunsten dieser Bahn zu sein, denn es wird von ihnen
in dem Projecte ein Mittel erkannt, um die Pilgerfahrten
nach den verschiedenen heiligen Plätzen Mesopotamiens
und Arabiens ausserordentlich zu erleichtem, eine tran.s-
arabische Linie mit Zweiglinien nach Hail, Medina und
Mekka würde einen enormen Zuspruch von den Pilgern
des nördlichen Afrika und Türkisch-Arabiens erfahren,
während mohammedanische Corporationen Indiens., schon
vor zwei Jahren entschiedene Kundgebungen zu Gunsten
des Projectes veranstaltet haben. Die Trace quer durch
Arabien bietet keine wesentlichen .Schwierigkeiten dar.
Eine kurze Zweiglinie würde nach dem Hafen Koweit
oder Grane, der projectirten Endstation der alten
Euphratthallinie, fuhren, aber der Hauptstrang hätte nach
Basra und um die Ostküste des Golfes herum östhch
nach Indien zu laufen. Bevor das persische Gebiet er-
reicht wäre, müsste die Linie das Shat el Arab und den
Karunfluss überschreiten und an beiden dieser Stellen
wären erhebliche Drehbrückenanlagen erforderlich. Längs
der Küste des Persischen Golfes dagegen findet sich ein
fUr Eisenbahnbau geradezu idealer flacher Strich von
2 bis 30 Meilen breit Für die Strecke von Bunder
Abbas ab bedarf es weiterer Vermessungen, doch liegen
schon bedeutende Vorarbeiten in dieser Richtung vor,
die von der indischen Regierung veranstaltet worden
sind.
Die Organisation der Verbindung von Kurachee bis
zur chinesischen Grenze wäre lediglich eine Frage ad-
ministrativer Thätigkeit innerhalb der Competcnz der
indischen Regierung, und es wären höchstens da oder
dort ganz kurze Ergänzungsstrecken erforderlich, wo bei
der ursprünglichen Anlage der Bahnen noch nicht an
die Zwecke einer solchen grossen Durchgangsroute ge-
dacht wurde. Der grosse Terminus in China wäre natiirlich
Shanghai, der Schlüssel zum Yang-tze-Thale, über dessen
Bedeutung es keiner weiteren Worte bedarf.
Hat erst die projectirte Linie Indien erreicht, so wird
sie den ganzen Verkehr mit Australien revolutioniren.
Von Madras nach Perth sind es etwa 3500 Meilen, und
die Bahnverbindung zwischen Perth und Sydney ist
bloss eine P'rage der Zeit. Für die Hebung des briti-
schen, so sehr verringerten Prestige in China wäre die
Bahn jedoch von unabsehbarer Bedeutung. Sie wäre
politisch wie ökonomisch die denkbar beste Antwort
Englands auf die transsibirische Bahn, mit der Russ-
land symbolisch die Eroberung ganz Asiens zu voll-
ziehen glaubt, und würde weit besser geeignet sein, die
so eifersüchtig bewachte britische Suprematie in Aegypten,
Arabien, Südpersien und Indien zu wahren, als noch so
viele diplomatische Actenstücke. Mr. Moreing erkennt
mit den grössten Werth der Bahn in dem Ersatz des
so leicht zu hemmenden Seeverkehres zwischen Europa,
Indien und dem fernen Osten. Er beklagt, dass ganz
im Gegensatz zu Russland, wo eine gewaltig angelegte,
weitausschauende Politik mit eiserner Zähigkeit ver-
folgt wird, die englischen Staatsmänner von der Hand
in den Mund leben, bloss dem BedUrfniss des Parla-
mentes von Moment zu Moment folgend. Nunmehr ruft
er die öffentliche Meinung Englands dazu an, die her-
vorragende und kaum zu übertreibende Wichtigkeit
dieser britischen transasiatischen Bahn zu begreifen und
mit aller Energie auf das Programm der dringlichen
praktischen Politik zu setzen. »"""^-^
CHRONIK.
Asien.
Asiatische Tütkei. Die ELxpedition zur Erforschung der
technischen und ökonomischen Bedingungen für die Ver-
längerung der anatolischen Eisenbahn bis xum persischen
Golf geht von Konia ab. Sie wird den cihcischen Taorus
und Amanus überschreiten, in Biredschik über den Euphrat
gehen, durch Hochmesopotamien an den Tigris gelangen
und dessen Lauf unter Berührung der Städte Mossnl,
Krbil und Kerkuk bis Bagdad verfolgen. Hier wird der
Tigris und dann der Euphrat wieder überschritten, die
schiitischen Wallfahrtsorte Kerbela und Ncds«-hef werden
berührt und die Reise am rechten Euphratufer bis Basra
und dann voraussichtlich bis Kueit fortgesetit. Die Rück-
reise soll im Euphratthale erfolgen. Die Expedition dürfte
vor April 1900 nicht zurückgekehrt »ein. — In den
Vilajets Aidin und Smyrna richten heilige Erdbeben
s» ' '
118
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFl" FÜR DEN ORIENT.
grossen Schaden an, und es kommen dabei zahlreiche
Menschen ums Leben.
Arabien. Die Pforte beabsichtigt, das Vilajet Jemen in
vier Vilajets zu theilen. Dadurch soll die Verwaltung
dieser Provinz derart reorganisirt werden, dass es möglich
sein wird, die aufständische Bewegung im Jemen besser
als bisher zu überwachen und zu unterdrücken. Nach
Jemen werden neue Truppentransporte vorbereitet.
Afghanistan. Es ist das Gerücht verbreitet, dass der
Emir von Afghanistan gestorben und ein Erbfolgekrieg
ausgebrochen sei; dies wird aber britischerseits in Abrede
gestellt. — An der russisch-afghanischen Grenze findet
ein Kampf zwischen dem Sirdar Mahmed Ismail Khan,
dem Sohne Ishak Khans, und afghanischen Truppen unter
Mir Mahmed Khan statt. Die Truppen des Emirs erleiden
zuerst schwere Verluste, doch schlagen sie nach Erhalt
von Verstärkungen Ismail Khan in die Flucht. (Wahr-
scheinlich handelt es sich um einen Versuch des in
Samarkand lebenden Verwandten des Emirs, Ishak Khan,
die Herrschaft des Emirs Abdurrachman zu stürzen.
Ishak Khan, der unter russischer Ueberwachung steht,
trägt sich mit Umsturzplänen, und zur Abwehr von Er-
eignissen an der russisch-afghanischen Grenze ist dort
immer eine ziemlich bedeutende Truppenabtheilung des
Emirs aufgestellt, gegen die Ishak Khan keine ernsten
Erfolge erringen kann, wenn er nicht vom Innern
Afghanistans Unterstützung erhält.)
Indien. Der Regierung wird mitgetheilt, dass die aus
England erwartete Münzbekanntmachung aus gesetzlichen
und technischen Gründen verzögert werde ; deshalb wurde
beschlossen, das Gold zum gesetzhchen Zahlungsmittel
zu machen, mit der Festsetzung, dass eine Rupie gleich
16 Pence ist. — In der Nähe von Pendschdeh soll ein
Kampf stattgefunden haben. — In Dardschiling richten
Erderschütterungen und ausserordentliche Regengüsse
grosse Verwüstungen an und gehen viele Menschen zu-
grunde. — Unter den Europäern in Puna breitet sich
die Pest immer mehr aus.
China. In der Provinz Schantung finden Unruhen und
Christenverfolgungen statt, die sich hauptsächlich gegen
die zum Christenthum übergetretenen Chinesen richten.
Die Verfolgungen gehen von der Secte des „Grossen
Messers" aus, deren Freund der neuernannte Vicekönig
von Schantung ist. Die Gemeinden Tsasiang und Wentschau
sind vernichtet, und der Missionär Dewes flieht von dort
mit Lebensgefahr. In Tjüjä finden grobe Ausschreitungen
statt, und auf anderen Stationen können sich die Missionäre
nicht halten. Bischof Anzer verlässt Zining, seine Residenz,
wegen drohender Gefahr, und der dortige Hauptmandarin
erklärt den Missionären, er könne nicht mehr für ihr
Leben und ihre Sicherheit einstehen, da die Macht der
Bande zu gross sei. In Feichien wird das Besitzthum von
christlichen Chinesen zerstört. Die chinesische Regierung
versucht, durch ihre Truppen die Bevölkerung, die in
Folge von Missemten unzufrieden und gegen die Deutschen
aufgehetzt ist, im Zaume zu halten. Im Tangdistrict,
westlich von Tungschang, werden die kaiserlichen Truppen
von einer sehr grossen Bande von Banditen angegriffen,
und bei dem Kampfe soll der chinesische General ge-
fallen sein. Gouverneur Liu zieht nun persönlich an
der Spitze einer grossen Truppenabtheilung nach
Tangyi, doch sind bei seinem Eintreffen die Rebellen
schon abgezogen. Es soll sich um einen Verstoss der
„Brüder vom Rothen Kreuz" handeln, welche geheime
Gesellschaft in Schantung allein 1 00.000 Mitglieder
zählt. — Das Gerücht, Italien beabsichtige auf jedes
Vorgehen in China px verzichten, ist falsch. Italien
beharrt auf dem Programm, die commercielle und
industrielle Ausdehnung Italiens in China zu fördern.
Die italienischen Streitkräfte in China werden durch
zwei Panzer verstärkt. — Das Tsungliyamen bietet
den Italienern Bergwerksconcessionen im District
Ninghai, Provinz Tschekiang, an, ohne ihnen andere
Rechte einzuräumen; die Italiener sind damit nicht zu-
frieden, und die Verhandlungen werden fortgesetzt. —
Das französisch-chinesische Abkommen, betreffend den
Eisenbahnbau von Lungtschau nach Nanningfu, wird
unterzeichnet. Das Werk, zu dem die chinesische Re-
gierung über drei Millionen Taels beisteuert, und wozu
das Material aus Frankreich bezogen werden soll, soll
in drei Jahren vollendet sein. — Das Tsungliyamen
weigert sich, die vom Vicekönig von Tschetschuen den
Franzosen bewilligten Bergwerksconcessionen zu ge
nehmigen, weil diese den Vorschriften des Bergbauamtes
nicht nachgekommen sind. — Die Verhandlungen mit der
russisch - chinesischen Bank wegen einer Anleihe von
1,200.000 Taels zum Baue einer Eisenbahn von Sintschau
nach Nanningfu sind zum Abschluss gelangt. — Durch
ein besonderes Edict wird der „Yangtse-Corporation",
einem Unternehmen zur Ausbeutung von Concessionen
im Yangtsethale, die Erlaubniss zur Ausbeutung der
Kohlenfelder in der Nähe von Schanhaikwan auf vierzig
Jahre ertheilt. — Die Verwaltung des Kwangtunggebietes
wird einem militärischen Chef unterstellt, der zugleich
Commandirender der Truppen und der Seestreitkräfte
ist. Der Sitz der Verwaltung soll in Port Arthur sein.
— Die Ausbeutung des Handelshafens Dalny wird der
chinesischen Ostbahn-Gesellschaft überlassen, die unter
Kaiser Alexander II. geschaffene Gerichtsordnung findet
auf das ganze Gebiet Anwendung. — China protestirt
durch seinen Gesandten gegen den Befehl des Generals
Otis, durch welchen die Chinesen von den Philippinen
au.sgeschlossen werden, weil das Vorgehen Otis' den
Bestimmungen des Völkerrechtes widerspreche und gegen
die bestehenden Verträge Verstösse. — Der Kaiser von
China erlässt den Befehl, wonach eine Art Nationalgarde
gebildet werden soll. Jedermann soll verpflichtet sein,
eine gewisse Zeit in den Reihen des Heeres zu dienen,
und im Falle eines Krieges sollen die auf diese Weise
ausgebildeten Leute als Hilfstruppe verwendet werden.
— Die Pestcommission erklärt den Hafen Inkou (Jing-
tsekau bei Niutschwang?) in der Mandschurei für pest-
verseucht und das Kwangtunggebiet als von der Pest
bedroht.
Japan. Gemäss den neuen Handelsverträgen öffnet
Japan 22 weitere Häfen dem ausländischen Handel. —
Es sollen Concessionen für die Anlage von Kabeln be-
willigt werden, die Japan mit den Philippinen und mit
Britisch-Columbia verbinden; die Depeschentaxen sollen
auf die Hälfte des bisher erhobenen Preises herabgesetzt
werden. — Bei der Ueberfluthung eines Kupferbergwerkes
in Beschi Ihikoku kommen 600 Personen um. — Eine
Feuersbrunst in Yokohama äschert 3000 Häuser, darunter
5 Theater, 8 Schulen, andere öffentliche Gebäude und
zahlreiche Handlungshäuser nebst Magazinen ein, und
es gehen hiebei mehr als 100 Menschen zugrunde. Der
Schaden beträgt mehrere Millionen.
Philippinen. Auf den Inseln Cebu und Negros, die
man bisher für freundschaftlich gesinnt hielt, hat die
aufständische Bewegung bedeutende Fortschritte gemacht.
Alle Ortschaften an der Nordküste von Luzon, wo man
Aguinaldos Herrschaft nicht anzutreffen meinte, wurden
in den Händen der Aufständischen gefunden. Mit dem
Sultan von Sulu wird ein Vertrag abgeschlossen : Ueber
den Inseln wird die amerikanische Flagge gehisst und Jl
wichtige Punkte erhalten amerikanische Besatzungen ; die H
Einführung von Feuerwaffen ist verboten; der Sultan
hilft die Seeräuberei unterdrücken und Verbrecher aus-
liefern, ausser falls das Verbrechen von Morosleuten
gegen Morosleute verübt wurde. Neben anderen musli-
mischen Gebräuchen bleilit auch die Sclaverei bestehen,
doch wird den Sclaven das Loskaufrecht gelassen. Das
westliche Mindanao, von Morosleuten besiedelt, soll
ebenfalls freundlich gesinnt sein und die Erlaubniss nach-
suchen, die Aufständischen auszutreiben. Manüa ist
unter strengster Bewachung, weil ein Ausbruch erwartet
wird. Die Kämpfe im Norden zur Gewinnung eines neuen
Stützpunktes dauern fort. Scharmützel an der Bahnlinie
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FOR DEN ORIENT.
U9
südlich von Angeles finden ohne Unterlass statt, und ein
neuer Angriff auf Angeles musste abgeschlagen werden.
Morong an der Laguna de Bay, das im Juni dauernd
besetzt wurde, muss von den Amerikanern wieder auf-
gegeben werden. Die Aufständischen bemächtigen sich
des amerikanischen Kanonenbootes „Urbaneta" im Nord-
westen der Manilabai und verbrennen es. Die Amerikaner
verbrennen Olonpago nach heftiger Beschiessung. Agui-
naldo soll angeboten haben, zwei Vertreter der philippi-
nischen Regierung zu bestellen, um mit General Otis zu
verhandeln ; Otis wird von der amerikanischen Regierung
angewiesen, nach eigenem Ermessen zu handeln. Die
spanischen Gefangenen werden auf Aguinaldos Anordnung,
soferne sie krank sind, aus der Gefangenschaft entlassen.
General Otis erlässt den Befehl, das Gesetz über die
Ausschliessung von Chinesen auf die Philippinen auszu-
dehnen. China protesirt dagegen (siehe China), und die
amerikanische Regierung weist den General Otis an, die
Chinesen auf den Philippinen zuzulassen.
Afrika.
Marokko. Der Sultan von Marokko widersetzt sich der
Errichtung eines Lazareths auf einer Insel nächst Mo-
gador, und die fremden Vertreter beschliessen, diese
Frage ihren Regierungen zu unterbreiten.
Aegyptm. Nachdem in Alexandrien fast einen Monat
lang kein Pestfall vorgekommen war und man die Epi-
demie schon erloschen glaubte, tritt die Pest wieder auf
Abessynien. Rittmeister Bulatowitsch, der an der abessy-
nischen Expedition durch das südliche Centralafrika
theilnahm, durchreiste von Europäern bisher noch nicht
besuchte Gebiete und entdeckte am westlichen Ufer des
Flusses Omo eine sich mehrere hundert Werst von
Norden nach Süden hinziehende Bergkette, die bisher
der Wissenschaft völlig unbekannt war. Die neuentdeckte
Bergkette liegt zwischen 8 Grad 30 Minuten und 6 Grad
nördlicher Breite und auf 36 Grad 30 Minuten östlicher
Länge und wird mit dem Namen „Kaiser Nicolaus II."
bezeichnet.
Aegyptischer Sudan. Zu einer sofortigen Expedition
gegen den Khalifen werden Vorbereitungen getroffen.
Der Sirdar und eine Anzahl Officiere gehen nach Om-
durman ab, um die Einzelheiten bezüglich der Expe-
dition 7.U ordnen, die nur aus eingeborenen Truppen be-
stehen wird. Der sofortige Vormarsch gegen den Kha-
lifen, der sich in der Nähe von Dschebel Gedir festge-
setzt und eine grosse Gefolgschaft um sich hat, kann
des schlechten Wetters wegen nicht erfolgen, und aus
demselben Grunde wird auch der Bau der letzten fünfzig
Meilen der Sudan-Eisenbahn vorläufig verschoben.
Französischer Sudan. Der Mord im Sudan wird nur
Voulet zugeschrieben, denn Chanoine soll im kritischen
Augenblicke eine andere Abtheilung befehligt haben. — Die
französische Expedition Foureau-Lamy soll in der Oase
von Air von einer grossen Zahl Tuaregs angegriffen
und vollständig vernichtet worden sein. Spätere Nach-
richten bezeichnen dieses Gerücht als unbegründet,
das vielleicht auf die Kunde von Kämpfen zurückzu-
führen ist, die die Expedition mit Tuaregs zweimal zu
bestehen hatte, aber aus denen sie jedesmal siegreich
hervorging. Aus der Wüste eingetroffene Militärposten
versichern, dass die Mission F'oureau-Lamy am Tschad
eingetroffen sei.
BrUisch-Somaliland. Ein fanatischer Somali-Mullah, der
sich als localer Mahdi gibt, pflanzt mit ca. 2000 Anhängern
seine Fahne in Burao, hundert Meilen südlich von Ber-
bera, auf und soll die Absicht haben, nach Berbera
herabzusteigen. Die Garnison von Berbera wurde ver-
stärkt, um einem Angriff des Mullah, der das Somali-
Hinterland beherrscht, zu begegnen.
Togoland und Dahomt. Die deutsche Commission zur
Abgrenzung des Togolandes wird von eingeborenen
Kaffern angegriffen. Um den bewaffneten Widerstand
der Bevölkerung zu besiegen, vereinigen sich die fran-
zösische und die deutsche Section in vollem Eiover-
nehmen unter der Leitung des französischen Commitsän
Majors C16 und müssen sich mit Gewaltanwendung den
Weg bahnen ; in der Umgebung des Dorfes Lama mfiiten
sie mehrere Kämpfe bestehen, in welchen die Emge-
borenen mit grossen Verlusten zurückgeworfen werden.
Congoslaal. Die Congotruppeo unter Baron Dhanis
stiessen mit den aufständischen Batetelas in der Nihe
von Sungula zusammen. Die Aufständischen wurden Ost
lieh vom Luamafluss zurückgeworfen ; eine weitere Ver-
folgung fand nicht statt, da jene Gegend durch die
Hungersnoth und die Pocken verheert ist. Beide Theile
erlitten Verluste. Nun ist die Ruhe wieder hergestellt,
die Bevölkerung ist den Congobehörden zugethan.
Dtutsch-Ostafrika. Da die gegenwärtig auf den Karten
angegebene Grenze zwischen dem Congostaate und Deutscb-
Ostafrika den Verträgen nicht entspricht und die neueren
Forschungen eine erhebliche Abweichung bedingen, wenn
die Linie wenigstens ungefähr den ursprünglichen Absichten
entsprechen soll, so wird nun mit dem Congostaate über
die endgiltige Feststellung der Grenze verhandelt. Nach
deutscher Auffassung hat der Kiwasee innerhalb des
deutschen Gebietes zu liegen, während die jetzige schnur-
gerade Linie vom Tanganjika bis zum Berge Usumbiro
den Kiwasee ausserhalb lässt.
Portugiesisch-Ostafrika. Die portugiesische Elxpedition
unter Major Machado gegen Mataka trifft mit den Ein-
geborenen unter dem Häuptling Cuamba zusammen und
setzt, nachdem sie in Napulo frische Munition erhalten
hat, ihren Marsch gegen Mataka fort.
Nyassaland. Nachdem die portugiesische Expedition
Napulo zwischen dem Schirwasee und M' Kwamba's
Quartier erreicht hat, wird dieses von der britischen
Expedition angegriffen und zerstört, wonach die beiden
Expeditionen sich in unmittelbarer Nähe dieses Ortes
vereinigen. Die portugiesische Expedition erwartet vor
dem Aufbruch gegen Mataka Verstärkungen, und die
britische Truppe bleibt an der Grenze, um die Ent-
wicklung der Ereignisse zu überwachen.
Südafrikanische Republik. Die Regierung zieht ihren
Vorschlag, den Ausländern das Wahlrecht nach fünf
Jahren zu gewähren, zurück und lehnt die britische
Suzeränität ab. Entgegen der Forderung Englands, an
alle Ausländer nach filnfjährigem Aufenthalte im I^ande
das Volibürgerrecht zu verleihen, gesteht Transvaal nur
zu, dass die Ausländer, sofern sie es wünschten, als neue
Bürger die gleichen Rechte wie die alten geniessen und
gleiche Pflichten zu erfüllen haben, nur sollten sie, ihrer
Zahl entsprechend, eine kleinere Vertretung als die alten
Bürger erhalten. Die Lage ist gespannt, der Ausbruch
von Feindseligkeiten steht bevor. Die Regierung gibt die
Maassnahmen bekannt, die im Kriegsfalle zu beachten
sein werden.
Zamibar, Der Freihafen ist aufgehoben; alle Waaren
(mit Ausnahme von Münzen, Kohlen, Elfenbein, Kautschuk
und Schildpatt, die zollfrei sind) zahlen fünf Percent
Einfuhrzoll.
Madagaskar. In Tamatave wird das Auftreten der Pest
festgestellt.
Australien.
Samoa. Die Samoaner halten sich für betrogen, da sie
glauben, die Commission habe schon eine neue Regienmg
angeordnet und die Vertragsmächte wären saumselig, da
kein Administrator kommt. Auf Tutuila und Manua be-
finden sich noch viele Gewehre, und auf Upolu wird
Waffenschmuggel getrieben. Tamasese hat noch immer
eine eigene Regierung in der Municipalität. Ueberall
herrscht wachsende Unzufriedenheit, und auch die Mataafa-
leute werden wieder unruhig. Man befürchtet den Aus-
bruch neuer Feindseligkeiten, die Lage wird für drohend
erklärt. Bezüglich der Entschädigungsansprüche kommen
England und Deutschland Uberein, dass leuteres an der
Zahlung nicht mitzutragen habe, da deutsche Streitkräfte an
der Beschiessung von Samoa nicht betheiligt gewesen sind.
120
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
MISCELLEN.
Französische Colonialbahnen in Guinea. Die Coionie
Französisch-Guinea hat von der französischen Hinter-
legungscasse ein Darlehen von 8,000.000 Frs. zur An-
lage einer Eisenbahn von Konakry nach dem Niger
zugesichert erhalten. Wir entnehmen einer der letzt-
erschienenen Nummern des „Journal des transports" fol-
gende Einzelheiten über diese Bahn:
Konakry ist eine etwa 100 km nördlich von Sierra
Leone gelegene ganz neue Stadt, an deren Stelle noch
im Jahre 1890 nur eine Hütte stand. Jetzt haben sich
dort schon 20 grosse Handelshäuser niedergelassen. Der
Werth der Handelsbewegung beträgt schon 30,000.000
Francs. Aber noch fehlt die Eisenbahn, „das wahre
Eroberungswerkzeug unserer modernen Pizarros". Im
October 1897 verliess eine militärische Expedition Mar-
seille, um die Eisenbahn zu studiren, und am 3. Juni
1898 kehrte sie nach Konakry zurück, nachdem sie für
550 i/« Eisenbahn die Vorarbeiten gemacht und die
Linie bestimmt hatte. Sie beginnt bei Konakry und
endigt bei Kardomania am schiffbaren Niger in 400 jn
Meereshöhe. Der Scheitelpunkt der Bahn liegt in 800 m
Höhe auf dem Pass von Koumi, etwa gleich weit von
den beiden Endpunkten entfernt. Es gibt keine grossen
Ueberführungen und Brücken, keine Tunnels; die Stei-
gungen werden 2-5 Percent nicht übersteigen; der
kleinste Krümmungshalbmesser ist zu 100 w angenommen.
Die Spurweite soll i m betragen. 7000 — 8000 Erd-
arbeiter hofft man zu einem Taglohn von i Fr. aus der
Coionie und ihren Nachbargebieten heranziehen zu
können. Man setzt in Frankreich auf die Leistungen der
Ingenieurofficiere für die Colonialbahnen grosse Hoff-
nungen. Die besprochene Bahn wird, wie man annimmt,
ein Staatsunternehmen werden, da das Privatcapital
wegen des fehlenden unmittelbaren Gewinnes nicht zu
haben ist. Man hält aber die Bahn für höchst aussichts-
voll. Die wirthschaftlichen Bedingungen sind höchst
günstig. Allein auf dem französischen Guineagebiet wird
die Bahn für eine Bevölkerung von 3,oo<T.ooo Seelen
nutzbar sein. Das „Journal des transports" muntert zu
dem Werke mit den Worten auf: Man nehme die Sache
in die Hand, man erbaue ohne Zögern wenigstens die
ersten Abschnitte. „Es ist Zeit," ruft das französische
Blatt aus, „dass die französische Colonisation in Afrika
sich durch Thaten befestige 1"
Die deutsche Sanga-Ngolto-Expedition. Einem Be-
richte des Führers der Sanga - Ngoko - Expedition in
Kamerun, Dr. Plehn, entnimmt das „Deutsche Colonial-
blatt" folgende Mittheilungen: „Nachdem ich mit der
Expedition auf das deutsche Gebiet übergesiedelt bin,
habe ich auf dem für die erste Station bestimmten
Berggipfel im Beisein der belgischen und holländischen
Kaufleute die deutsche Flagge gehisst. Die Lage ist
ausserordentlich schön. Man steigt von der sehr be-
quemen Landungsstelle am Ngoko zuerst sanft, dann
etwas steiler bis zum Gipfel des Berges auf, der i km
vom Flussspiegel entfernt und 130 m über ihm liegt;
die absolute Höhe beträgt etwa 520 m. Der Gipfel
bietet in einem Längendurchmesser von etwa 250 vi
und einem Breitendurchmesser von über 100 ot in
sanften Terrassen völlig hinreichend ebenen Raum für
Gebäude, Exercirplatz, Garten, Scheibenstand etc. Fast
genau in der Mitte des Platzes erhebt sich eine Kuppe,
etwa 10 m hoch, die oben ein ebenes Terrain von etwa
30 m Länge und 20 w Breite darbietet und von dem
aus man den ganzen Platz übersieht. Dort soll das
Chefhaus hinkommen. Die Aussicht von oben ist sehr
schön, man übersieht ein Berglaud mit sanften, langen
Wellen, das ganz mit Urland bedeckt ist. Savanne ist
nirgends zu sehen, auch nach Westen nicht, wohin man
einen Blick von 60 — 70 km hat. Der hier etwa 200 m
breite Ngoko ist an mehreren Stellen sichtbar, und
drüben sieht man Factoreien liegen. Oben ist es frisch
und kühl, Minimum meist 18 Grad. Das Freihauen des
Platzes ist eine böse Arbeit, die viel Zeit und Mühe er-
fordert. Das Unterholz wird ganz beseitigt, und von
den hohen Bäumen lasse ich nur einige schöne Exemplare
stehen. An Baulichkeiten wird zuerst ein grosser Arbeiter-
schuppen, ein Materialienhaus und ein grosses Wohnhaus
aus Bambus gebaut für die erste Unterbringung, dann
lasse ich alles Weitere gleich aus Ziegeln aufführen, die
unten am Flusse bereits hergestellt werden."
Talienwan. Die vielfach verbreitete Ansicht, als ob
die aus dem Freihafengebiete Talienwan, beziehungsweise
Dalny nach Russland exportirten Waaren den russischen
gleichgestellt werden und daher keiner Verzollung unter-
liegen, ist irrig, indem für die aus dem Freihandels-
gebiete gebrachten Waaren beim Uebertritte über die
sibirisch-chinesische Grenze der allgemeine Zollsatz des
russischen Tarifes gezahlt werden muss. Es geht aus
dem Texte des kaiserlichen Erlasses, durch welchen der
neuen Stadt die Privilegien eines Freihandelsgebietes er-
theilt wurden, hervor, dass sie nur so lange andauern
werden, als das Pachtverhältniss zwischen China und
Russland bezüglich Talienwans besteht. Das Privilegium
würde mit dem Momente erlöschen, als Russland dieses
Gebiet gänzlich annectirt. Englischerseits werden noch
immer sämmtliche am Gelben Meere gelegenen russi-
schen Häfen (Port-Arthur, Talienwan etc.) als zum
chinesischen Gebiete gehörig angesehen.
Ueber indische Musikinstrumente wird in einem interessanteo
Artikel in einer englischen Zeitung berichtet. Die Bezeichnungen
und die Behandlung der Tonleitern sind von unserer Art völlig
verschieden, und ihre Melodien und Harmonien klingen unseren
Ohren oft seltsam und eher wie Kakophonien. Aber wenn sie
auch dem europäischen Geschmack zunächst nicht entsprechen,
so entdeckt der tiefer Dringende doch, ein wie fein entwickeltes
Gefühl für musikalische Werthe und ein wie eigenartiger Reiz
sich in ihnen offenbart. Auch die indischen Instrumente unter-
scheiden sich von den unserigen gänzlich in Ton, Form und
Gebrauch. Was besonders auffällt, ist, wie viel liebevolle Sorg-
falt und künstlerischer Schmuck auf die Ausstattung dieser
Instrumente verwendet wird. Edle Metalle, seltene Holzarten,
Elfenbein und Edelsteine, Alles wird dazu gebraucht; ganz ab-
gesehen von der musikalischen Bedeutung haben die seltsam
geformten Instrumente ihren grossen Werth durch ihre künst-
lerische Schönheit. Besonders eigenthümliche Variationen zeigen
die Geigen. Eigenartig sind vor Allem die folgenden: Die
,,kachchapi vina" hat fünf Haupt- und zwei Hilfssaiten aus
Draht und einen langen, mit Griffen versehenen Hals, der mit
wunderschönen Holzschnitzereien verziert ist; sie ist in ge-
triebenem Silber gefasst und mit kleinen Elfenbeinplatten aus-
gelegt. Die ,,mina sarang" hat eine merkwürdige Fischform; sie
wird wie ein Violoncello mit einem Bogen gestrichen. Die Rück-
seite ist aus Kürbissstücken gebildet, das Griffbrett ist aus ge-
beiztem Holz, in das Elfenbein eingelegt ist. Sie hat fünf Haupt-
und neun mitschwingende Drahtseiten. Die „nadesvara vina" ist
eine Abart mit einem sehr langen, mit Griffen versehenen Hals
und fünf Drähten ; sie hat eine unserer Geige ähnliche Form, ist
mit Pergament bedeckt und ist eine moderne, indische An-
passung an die europäische Violine. Die ,,mayuri" hat vier
Haupt- und 15 mitschwingende Drahtsaiten, die über den Hals
geführt sind; dieser ist breit, in Silber gefasst und hat metalli-
sche Griffe. An dem Hals ist ein kleiner Kürbiss befestigt. Ein
seltsames Instrument ist ein »magoum«, das die Form eines
Krokodils zeigt; es ist wundervoll in Holz geschnitzt und hat
starre Augen, die aus Spiegelglas gebildet sind.
LITERATUR.
Bei der Redaction sind eingelaufen:
Martin Hartmann. Der islamische Orient. Berichte und For-
schungen. Berlin, Wolf-Peiser's Verlag, 1899.
Adolf Flachs. Rumänische Hochzeits- und Todtengebräuche.
Berlin, Verlag von Georg Minuth, 1899.
Aug. LÖWenstImm, l<ais. Hofrath im Justizministerium in
St. Petersburg. Der Fanatismus als Quelle der Verbrechen.
Berlin 1899. Verlag von Johannes Rade.
Archäologische Karte von Kleinasien. Bearbeitet von Dr.
IV. Rüge und Dr. E. Friedrich. Halle a. d. Saale. Verlag von
G. Sternkopf, 1899.
Sbornii(. Russische Geschichten und Satiren. Uebersetzt und
herausgegeben von ff. Henckel. Drei Bände. Mit literarischen und
biographischen Studien und drei Bildnissen. Berlin, Johannes
Rade (Stuhr'sche Buchhandlung), ä M. 1-50.
Grammatica turca. L. BonelU. Verlag von Ulrico Hoepli,
Mailand.
V«raatwuriUi:b*r Redkctaar: U. T. ROEISBLBR.
GH. RBISSER «r M WERTHr^ER. WTEX.
OESTERREICHISCHE Ci 805 t
XXV. JAHROANO. WIEN, OCTOBER 1899. N». lo Bbhjmc
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■V Eriohelnt litta <•• aonitt. "VS
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II
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Winterfahrordnung der Südbahn.
Am I. October 1. J. wurde auf sämmtlichen im Betriebe der
Südbahn befindlichen Linien die Winterfahrordnung eingeführt.
Aus dem neuen Fahrplane ist Folgendes besonders hervorzuheben:
Die Doppelführung der Tagesschnellzüge zwischen Wienu. Brück
a. M. wird auch im heurigen Winter fortbestehen. Die bei diesen
Zügen im Sommer bestehenden Beschränkungen hinsichtlich der
Benützung der dritten Wagenclasse in der Wiener Localstrecke
werden für die Dauer der Winterfahrordnung wieder aufgehoben.
Die Kärntner, respective Tiroler Schnellzüge der Strecke
Wien — Marburg — Franzensfeste werden nach der seit l. Mai 1. J.
eingeführten Fahrordnung auch im Winter verkehren.
Der im vorigen Winter von Wien-Südbahnhof via Leoben —
fontafel nach der italienischen und französischen Riviera ver-
kehrende Expresszug wird auch heuer wieder vom 15. November
an täglich von Wien-Südbahnhof nach Nizza in Verkehr gesetzt
werden und ausserdem einmal in der Woche directen Anschluss
von und nach Petersburg finden.
In der Wiener Localstrecke weist die Winterfahrordnung einige
Aenderungen gegenüber dem Vorjahre auf, und zwar wird der
Zug ab Wien um 10 Uhr 50 Min. Vorm. den Anschluss in
Wiener-Neustadt nach Ungarn beibehalten; ferner wird in Ab-
änderung des bisherigen Sommerfahrplanes der Zug ab Wien
1 Uhr 30 Min. Nachm. nunmehr statt des Zuges ab Wien
2 Uhr" 55 Min. den Anschluss nach Ungarn vermitteln; ferner
wird der Sommerzug ab Mödling 6 Uhr 30 Min. Früh, an Wien
7 Uhr Früh an Werktagen und ausserdem der Zug ab Vöslau
6 Uhr 35 Min. Abends, an Wien 7 Uhr 36 Min. Abends täglich
auch im Winter im Verkehre bleiben.
Auf der Linie Liesing — Kaltenleutgeben werden um zwei Züge
mehr als im vergangenen Winter verkehren, und zwar wird der
um 9 Uhr 15 Min. Vorm. von Wien abgehende und um 11 Uhr
Vorm. in Wien ankommende Localzug in Liesing nach, respec-
tive von Kaltenleutgeben Anschluss finden.
Auf der elektrischen Localbahn Mödling — Hinterirühl werden
bis 20. October noch einige Züge im Verkehre belassen, so dass
auf dieser Linie die eigentliche Winterfahrordnung erst vom
21. October an in Wirksamkeit tritt.
Zwischen Brück a. M. und Graz wird der um 9 Uhr 37 Min.
Vorm. von Graz abgehende und der um I Uhr 48 Min. Nachm.
in Graz eintreffende Personenzug noch bis 31. October im Ver-
kehre belassen und schon am I. April kommenden Jahres wieder
in Verkehr gesetzt werden. Im Anschlüsse an den ersteren Zug
wird auf der Linie Brück a. M. — Leoben in den Monaten October
und April der um 1 1 Uhr 5 Min. Vorm. von Brück a. M. ab-
gehende Personenzug verkehren, während vom I. November bis
Ende März wieder wie im Vorjahre der um 10 Uhr 8 Min. Vorm.
von Brück a. M. abgehende Zug in Verkehr gesetzt wird.
Auf der Kärntner Linie werden wie alljährlich die Sommer-
züge am Wörthersee aufgelassen.
Auf der Tiroler Linie werden wie in früheren Jahren die
Züge ab Innsbruck 5 Uhr 30 Min. Früh, an Innsbruck 12 Uhr
21 Min. Nachm., sowie zwischen Bozen und Franzensfeste die
Züge ab Bozen 6 Uhr 40 Min. Abends und an Bozen 8 Uhr
40 Min. Abends aufgelassen. Die Nord-Süd-Expresszüge mussten
ihrer internationalen Anschlüsse wegen verlegt werden und wird
der von Norden kommende Zug die Strecke Kufstein — Ala um
circa eine Stunde früher und der von Süden kommende Zug
die Strecke Ala — Kufstein um circa eine Stunde später passiren.
Auf der Leoben-Vordemberger Bahn wird im heurigen Winter
statt des bisher um 2 Uhr 55 Min. Nachm. von Vordernberg
abgehenden Zuges der um 12 Uhr 50 Min. Nachm. von Vordern-
berg abgehende Zug geTübrt, so dass die Nachmittagsverbindung
von Eisenerz nach Graz nunmehr auch im Winter aufrecht bleibt.
Alles Nähere ist aus den veröffentlichten Fahrplänen vom
I. October 1899 zu ersehen.
Die Fahrpläne gelangen wie bisher an allen Babnhofscassen,
jene der Wiener Localstrecken auch in den Tabaktrafiken in
Wien zum Verkaufe.
K. k. priv. Südbahn- Gesellschaft.
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Wien-Italien (Abbazia-Görz-Triest).
815
856
825
917
900
9»8
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Wien-SÜdtirol (Meran-Arco-Riva).
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Bozen-Orlea . .
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Ostende -Triest - Expresszug
(einmal wöchentlich).
920
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II
* Nord-Sad-Expresi-(Lnxnszug) bli Verona täglloli, bla Mailand drei-
mal, bis Venedig zweimal wöchentlich.
Montag
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Mittw.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORtENl
tu
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181
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beziehuogiweite der ErgäozuogtbaDd deuelbeo (IV. Jahrgang
litftrungtwtist zur Publication gebracht, and die einzelnen Liefe-
rungen erscheinen nach Maaingabe der eintretenden Verlnde-
rungen in den betreffenden ZollUrifen.
Der gestellten Aufgabe, die fär nnieren Aaisenhaadel
wichtigsten Länder saccessive in den Rahmen dieses Jahr-
buches einzuheziehen, wird der erscheinende V.Jahrgang dnrcb
Neuanrnahme der ZoUUrife der auttralüchtn Colonün, NüiUr-
ländisch'tndims and der Philippintn entsprechen.
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bisher 12 Lieferungen publicirt worden, enthaltend die Tarife tod
Rumänien, Argentinien, Russland, Britisch-Indien, China, Japan,
Korea, Persien, Oeslerreich-Ungarn, Schweden, Norwegen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (II. AnfUge), Deutschland, Frankreich,
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MIM088 Blldertaleln u. Karienbellagen.
LEXIKON
OlUIg Tom 1. Jinner 1899
bla auf Weitem.
f aßrplan be? „a^cftcttcliöiftöfn Xlapö*
GUltt Toa I. JlBMr la
OCBA.I>TlSOKER IDIBlSrST.
Indien— China— Japan.
Drelzelin t-'ahrleii von Triebt, resp Plume
mit HerfllinuiK de lltreii Van Said Suei. Aden,
KftiTachi, Bombay, (^olomb". Penaug, Sinirapore,
HooKkon^, Hoai ghal. Yokoltama (d(<'ae beiden
Häfen werden alternativ nur Jeilen rwelteu
Monat berührt! un<i Kolie. Auf der Ausfahrt kann
Venedig faoultatlv angelaufen werden. Auirlilusn
in Bombay an die Oanipter der direoien I.iule
Triaat- Hombay. — In den Zwlaebenbären, Bom-
bay ausfrenoinmeu, kOnneu Abfahrten tind Ao-
kltnfte frUber oder Hpäter erfolgen. Der Auf-
enrbalt In Fluma auf der Kürkfabrt kaini um
die für die I.aile- und lImIa<1potieralloiien oAtbiffe
Zelt verlängert oda'- verliürst werden. Auaaer
den oben beaeiohneten liafen kj^nnen aowobi
auf der Hin- aia auf der liückfadrt andere
Ufhellen ('hinaa oder Japana od«r Manila be-
rührt werden.
DIreoter Dienst Trieat— Bonbay.
Abfabrt von Trieat aiu 3. der Unnate JAnner,
Ki'b uar, Marx und am lä. MAm; ferner an> 3. der
Monate April, Mai, Juli, Heptember, Oelober,
November und Deoember, mit B«rflhrun( der
Hkfen Port Bald. 8ne>, Aden, Hombay. — Dia
Ankaufte und Abfahrten In nen Zwiachenh&fen
kAnnen vertrfli.t oder verapltei weriien, jedo«b
ohne daa itlner&rnikaKiKc KlntrefTrn in deo Bnd-
haffii au l'eeintr&chtlgon. Anaobluaa in Bombay
in beiden Rioiitnunen an die Dampfer der Indo-
Cbiua Japan-Linie.
Trlest-C^lcutta.
Abfahrt von Tneat am 16. der Monaie
Jknner, FeJ>ruar, April, Jnnl, Au,tUBl, Septem-
ber, Ortot>er, November. PecemlMrmUBerlUirnnc
der HAfeu t'iume, Port Haid, Snea, Maaetua,
Aden, Bombay, Oolombo, Oaleutta. Auf den Uln-
und Rückfahrten kftaaao Coeoaada, Madnw nmt
andere Hafen der <'oromai,dal-Ktaie auaelaaSin
werden. Auf Hen Haekfah-Iea lat d a Bartarva«
dar Barmanieobaa HaiehUea e«wn aar
Schallen iv> Rolhea aa4 AdrtaUerb«< M<
faenliaiiT. Daa Aalaak« *«■ Bcab»
tlaaaana auf den HlafabitM and *aa T«
anf den Rflckfahrtea M bat allen ita4ei
UUt.
Meroantlldlenst aach Bratillea.
Uemeinacoanadirnat mit dar .Adria*. Taa
Trieat, r«ap. rinme }« e'n« AbIWkn ta «ea Mo-
naten janaer, Pabrmar. MArm. ArrO, Mal. 4r«l
Aiifahrten Im Jali, nnl Abfabrtea im Aagaal,
iwei Abfahitan \m OifieMbet, iw*l AMabne«
im October, elae Abfaan lai Nee«« '
Im DeMoiber. »ar«br«a« der HUba
Babla, Bio «• Jaaeira twi ~
IV
ÖSXERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
^"i^Yu-VeSr,'*'* f atjtplan öe^ „(J^EfterrEtcfitltöEn HClopü".
Gütig pouil. J&nnerlH99
big auf Weitere«.
DiBisrsT 13^ .A.iDi«i>VTiscia:Brvr i^EEitE.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro.
Ab TrlB(t jeden Donnerstag 10 Ulir Frfifa,
ia OatUro Freitag 18 Ubr MitUgs, berllbr.:
Pola, Zara, Spalato, <:VraTORa.
Retonr ab Ccttaro Freitag 2';, Uhr Nachm.,
(n Triest Samstaw 6'/» Uhr Früli.
Anscbln» in Triest an die Eilzüge von und
nach Wien.
Anenbluss auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Linie Metkovicil i und in Cat-
taro an die Hinfahrt der Dalmatinisch- Albanesisolien
Linie nach Bari und Brindlsl.
Linie Triest— Meticovich A.
Ab Triest Jeden Mittwoch 7 Uhr Frflb, in
MetkoTich Freitag 4'/, Uhr Nachm., berühr.:
RoTigno, Pola, Ijusainpiccolo , Zara, Zaravecchla,
Sebenico, Traii, Spalato, 8. Pletro, Almissa,
GeUa, S. Martine, Maoaraca, OvadaE, S. Qlorglo
di Leeina, Trapano, Fort Opus.
Retour ab Hetkovloll Jeden SonnUg 8 Dhr
Früh, iu TrieBt Dienstag 1'/, Uhr Nachm.
Anschiuss auf der Hinfahrt in Spalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Triest—
Oattaro.
Linie Triest-Meticovlch B.
Ab Triest jenen Samstag 7 Ulir Frfih, In
Metkovich Montag 5 Uhr Nachm., berühr. !
Pola, LuHBinpiccolo. Zara, Zlarin, Sebenico,
Rogosinzza, Traft, Spalato, 8. Pletro, Poatire,
Almissa, Pucischie, Macarsca, 8. Giorgio di Le-
sina, Trapano, Gradai, Fort Opus.
Retour ab ■etkovioh jeden Mittwoch 8 Uhr
Frfih, in Triest Freitag 6 Uhr Abends.
Ansohluss auf der Rückfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Dalmatlnlsoh-AllianesIsohBii Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Triest jedei) Montag, Mittwoch nnd
Freitag um Mittemacht, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden Tag 6';, Uhr Früh.
Retonr ab Venedh jeden Montag, Dienstag
und Freitag II Uhr Bfaohts, Ankunft in Triest
den darauffolgenden Tag 6',, Uhr Früh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jeden Mittwoch 2>/, Uhr Nachmittags,
In Zara Donnerstag 5 Uhr Nachm., berühr. :
Gherso, Rabaz. Maliusca, Veglia, Arbe, Lnssin-
grande, NoTaglla, Valcassione, Porto Manzo.
Retour ab Zara Bonntag 5Vt Uhr Früh, in
Pola Montag 4 Ubr IVtth
Dalmatinisch-Albanesische Linie.
Ab Triest jerten Dienstag 7 Uhr Früh, in
Cattaro Douner-ilag 7»/, Uhr Abends, berühr.:
Hovigno, Pola, Lussinpiccolo, Selve, Zara, Se-
benico, Spalato, Milni.'Lesina, Cnrzola, Qravosa,
Castelnuovo, Teodo nnd Risano.
Retour ab Cattaro jeden Montag 11 Uhr
Vorm., in Triest Mittwocb 6 Uhr Abends.
Anscblnas in Pola auf der Rückfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola—Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari. Brinillsl, Antivarl, Dulclgno, Madua,
Durazzo, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Maura verlängert.. Auf der Rückfahrt von
Bari und Brindlsl Anschluss in Cattaro nach
Dalmatien mit der rückkehrenden Dalmatlnlsoh-
Albaneslsohen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest Jeden Freitag 7 Uhr Früh, in
Spizza darauffolgenden Mittwoch II Uhr Vorm.,
berühr. ; Rovigno, Pola, Lussinpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogoanizza, Trau, Spalato, Ca-
rober, Miln4, Cittavecchia, Lesina, Lissa, Gomisa,
Vallegrande, Cnrzola, Orebich, Terstenik, Meleda,
Qr&vosa, Ragusavecchia, Ca»te1nuovo, Teodo,
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Badua.
Retour ab Spizza Jeden Mittwoch 11';, Uhr
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 ühr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht möglich
wtre, wird in Megline angelegt^
IjE"V".A.rQ"TB- TTlSriD I^ITTELl>^rEER.-IDIElsrST.
Eillinie Triest— Alexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwoch 1« Uhr MitUgs,
in Alexandrien .Sonntag 6 Uhr Früh über Brindlsl.
Rückfahrt von Alexandrien jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anschluss inAlexandrien an die Syrisch-Cara-
manische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anschlüsse in Triest an die Ankunft und
Abfahrt des Luiusznges Ostende— Wien— Triest
und in Brindlsl auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rückfahrt an
jenen von 7 Uhr Früh.
Anmerkung. In den Monaten MErz, April,
Mai und Juni wird aif der Rückfahrt zwischen
Brindlsl urd Triest auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzug angelaufen.
Verbindung zwischen Flume und Alexandrien
über Triest mit der Qrleohlsoh-Orlentallsohen und
der Thessallsctien Linie A.
Syrisch-Caramanische Linie.
Wöchentlich vom September bis Ende März;
vlerzehntäglg vom April bis Ende August.
Von Alexandrien ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
in Constantinopel zweitnächsten Sonntag 5 Uhr
Früh über PortSai'd, Jaffa, Caifa, Beirut. Tripolis,
Lattacbia. Aiexardrette, Meryna, Rbodus, Khlos,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Constantinopel Sonntag**) 10 Uhr Vorm.,
an in Alexandrien zweitnächsten Donnerstag
6 ühr Früh.
•) Am S., 10 , 17., 24. und 81.- Jänner, 7.,
14., 21. und 2^. Februar, 7, 14, 21. und
28. März, 4. und 18. April, 2., 16. und 30. Mai.
15. und 27. Jnni, 11. nnd 25 Juli, 8. und
22. August, 5., 12., 19. nnd 26. September, 3.,
10., 17., 24. nnd 31. October, 7., 14., 21. und
28. November, 5., 12-, 19. und 26. December.
••) Am 1., 8., 1.5., 22. und 29. Jänner, 6.,
12., 19. und 2«. Februar, 5., 12., 19. und 26. März,
2., 16. und SO. April, 14. und 28. Mai. 11. und
25. Juni, 9. und 23. Juli, 6. und 20. August, 8.,
10., 17. und i». September, 1., 8., 15., 22. nnd
29. October, 5., 12., 19. und 26. November, 3.,
10., 17., 24. nnd 81. December.
Anschluss in Alexandrien an die Eillinie
Triest— Alexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt in Smyrna (in den Monaten vom
September bis Ende März) auf der Hinfahrt nach
Candlen, Cerlgo etc. (Thessallsohe Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantinopel.
Von Triest jeden Dienstag 11'/, Uhr Vorm.,
in Constantinopel Montag 6 ühr Früh über
Brindisi, Sti. Quaranta, Corfu, Patras, Piräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantinopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
Anschluss in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nach Albanien und Dalmatien (Dalmatlnlsch-
Albaneslsohe Linie, Rückfahrt), neiters in Corfu
oder SantI Quaranta aus Albanien nach Triest
(Linie Triest— Constantinopel, RUikfahU; inCorfti
auf der 51infabrt an die Linie Corftl-Prevesa; in
Piräus sowohl Auf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die Qrleohlsch-Orlentallsche Linie und
auf der Hinfahrt nach Candlen etc. (Thessalische
Linie A, Rückfahrt).
Constantinopel- Batum.
Von Constantinopel jeden Samstag 12 Uhr
Mittags, in Batum Donnerstag 6 Uhr Früh, berührt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
jeden Freitag 6 Uhr Abends, In Constantinopel
Mittwoch 2 ühr Nachm.
Anschluss in Constantinopel auf der Rück-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantinopel -
Odessa und der Donaulinie.
Constantinopel— Odessa.
Von Constantinopel ab Jeden DoanersUg 3 Dhr
Nachm . , in Odessa Montag9DhrFrüh, berührend ;
Burgas. Varna, Coatanza. Kttckfahrt »b Odessa
jeden Montag 4 Uhr Nachm., in ConsUntinopel
Mittwoch 10 Uhr Vorm.
Griechiscil-Orientaiische Linie A.
Von Tr lest ab Jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Naobm., inConstantinopel zweitnächsten Mittwoch
6 Uhr Früh, berührend: Fiunie, Corfu, Patras,
CaUcolo, Calamata, Piräus, Syra, Vathy, Khlos,
Smyrna, Cesm4, Mytilene, Dardanellen, QalHpoli.
Rückfahrt ab Constantinopel Jeden zweiten Mon-
tag**) 4 ühr Nachm., in Triest zweitnächsten
Sonntag 11 Uhr Vorm.
•) Am 1., 15. und 29. Jänner, 12. und 26.
Februar, 12. nnd 2S. März, 9. nnd 23. April.
7. und 21. Mai, 4. und 18. Juni, 2., 16. und
30. Juli, 13. nnd 27. Aagust, 10. und 24. Septem-
ber, 8. nnd 22. Oc ober, 5. und Ib. November,
3., 17. nnd 31. December.
**) Am 9. und 23. Jänner, 6. unl 20. Febmar,
6. und 20. März, 3. nnd 17. April, 1., 15. und
29. Mai, 12. und 26. Juni. 10. und 24. Juli, 7.
und 21 Angnst, 4. ond IS. September, 2., 1".
nnd SO. October, 13. und 27. November, 11. und
25. December.
Anschluss in Piräus an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Sniyrpa auf der Rückfahrt nach
Candlen etc. (TheBsalische Linie B, Rückfahrt)
und überdies in den Monaten vom Septeiuber
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nach
Caramanieu und Syrien (Syrlseh-Caramanisct'e
Linie, Rtiokfahrt); In Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— Odessa
sowie an die Donauilnie.
NB. In den Monaten December, Jänner nnd
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Fiume können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwischen Fiume und Alexandrien
über Trle"t mit der KUlinie Triest- Alexandrien.
eriechisch-Orientaiische Linie B.
Von Triest ab jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nachm., in Conatantinopei zweitnächsten Mitt-
woch eiJhr Früh, berührend: Fiunie, Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Khlos, Smyrna,
Vathy, Cesm^, Mytilene, Dardanellen, Gallipoli.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Nachm., in Trieat zweit-
nächsten Sonntag 11 Uhr Vormittags.
*) Am 8. und 2«. Jänner, 5. und 19. Febrnar,
5. und 19. März, 2., 16. und 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. Jnni, 9. nnd 23. Juli, 6.
und 20. August, 3. nnd 17. September, i., 16.
und 29. October, 12. und 26. November, 10. und
24. December.
♦•) Am 2., 16. und 30. Jänner, 13. nnd 27.
Febmar, 13. und 27: März, 10. und 24. April,
8. und 22. Mai, 5. und IH. Juni, 3., 17. nnd 31.
Juli, 14. und 28. Augnal, 11- und 25. September,
9. und 23. October, ei nnd 20. November, 4, nnd
19. December.
Anschluss in PIrilus an die Elllinie TrIeSt—
Constantinopel »owohj auf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrnf lu den Monaten vom Sep-
tember bis Knde März auf der Hinfahrt nach
Caramanlen und Syflen (Syrisch-Carramanisohe
Linie, Rückfahrt); In Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— Odessa,
sowie an die Donaul MIe.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Flume können
nach Bedarf verlängert werden.
*+*) Verbindung zwischen Flume und
Alexandrien über Trieft mit der Eillinie Triest—
Alexandrien.
Donauilnie.
Von Constantlnop»l jeden Donnerstag 12 ühr
Mittags, in Galatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr.:
Burgas, Varna, Costanza, Sniina, Braila. Rück-
fahrt von Qalatz Jed*i Mittwoch 9 Uhr Früh, in
Constantinopel Sonntag S Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Constantinopel an die Rück-
fahrt der GriechiaQb-Orientalischen und der
Syrisch- CaramaniBchen Linie.
Thessaligche Linie A.
Von Triest ab jeden zweiten Donnerstag*)
3 Uhr Nachm., in Constantinopel zweitnächsten
Donnerstag 6'/, Uhr Früh, berührend: Fiume,
Valona, Medna, Sti. Quaranta, Corfu, Argostoll,
Zante, Canea, Rethyino, Candlen, Piräus, Volo,
Salonich, Oavalla, Lscos, Dedeagh, Dardanellen,
Gallipoli, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
Jeden zweiten Samstag»*) 8 ühr Früh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Uhr Früh.
•) Am 5 und 19. Jänner, 2. nnd 16. Fe-
bruar, 2., 16. und 30. März, 13. nnd 27. April,
11. und 25. Mai, 8. nnd 22. Juni, 6. und 20. Juli,
S., 17. nnd 31. August, 14. und 28. September,
Ig. nnd 26. October, 9. und 23. November, 7.
und 21. December.
••) Am 14. und 28. Jänner, 11. nnd 25. Fe-
brnar, 11. und 25. März, 8. nnd 22. April, 6.
und 20. Mai, 3. und 17. Juni, 1., 15. nnd 29.Jnll,
12. und 26. August, 9. und 28. September,
7. und 21. October, 4. nnd 18. November, s. 16.
und 30. December.
Anschluss in Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Srieohlsoh-Orlentallsche Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiters im An^
schluBS an die Hinfahrt der Elllinie Triest—
Constantinopel sowie der Qriechlsoh-Orlentallsohen
Linie A. In Constantinopel auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Donauilnie.
NB. Die Aufenthalte In Flume können nach
Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Flume und Alexan-
drien Dber Triest mit der Eillinie Triest— Alexan'
drlen.
Thessalisolie Linie B.
Von Triest jeden zweiten Donneratag*) S ühr
Nachm., in Constantinopel zweitnäcjisten Don-
nerstag 6 ühr Früh, berührend: Durazzo, Medua,
8tl. Quaranta, Corfn, Argostoll, Zante, Cerlgo,
Canea, Rethymo, Candlen, Piräus, Volo, Smyrna,
Salonich, Cavalla, Dedeagh, Dardanellei, öalli-
poii, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
Jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, In Triest
drittnächsten Montag 12 Uhr Mittags.
•) Am 12. und 26. Jänner, 9. nnd 23. Fe-
bmar, 9. und 23. März, 6. und 20. April, 4. nnd
18. Mai, 1., 15. und 29. Juni, 13. nnd 27. Juli.
10. nnd 24. August, 7. nnd 21. September, .5.
nnd 19. October, 2., 16. nnd SO. November, 14.
nnd 28. December,
**) Am 7. und 21. Jänner, 4. und 18. Fe-
bruar, 4. und 18. Man, 1., 15. und 29. April,
13. und 27. Mai, 10. nnd 24. Juni, 8. und 22.
Juli, 5. und 19. August, 2., 16. und 80. Sep-
tember, 14. und 28. October, 11. und 25. No-
vember. 9. und 23 December.
Anscbius- in Piräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triest— Constantinopel sowie an die
Qrlechlsch-Orlentallsche Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Ende
März) auf der Rückfahrt an die Hinfahrt der
Syrisoh-Caramanischen Linie; in Constantinopel
an die Linie Constantinopel— Odessa sowie an
die Donaulinie.
Dalmatinlsch-Albanesisclie Linie.
Von Triest Jeden Dienstag 7 Uhr Früh, In
Corfu nächsten Mittwoch 9'/» Uhr Vorm., be-
rührend : Rovigno, Pola, Lussinpiccolo. Selve,
Zara, Sebenico, Spalato, Milna, Lesina, Cnrzola,
Gravosa, Castelnuovo, Teodo, Risano, Cattaro,
Bari, Brindisi (Bari und Brindisi nnr auf der
Hinfahrt), Cattaro, Antivarl, Dnicigno, Medna,
Durazzo, Valona, Sanli Quaranta, Corfu. Retour
von Corfn Donnerstag 8»/, Uhr Früh, au Triest
Mittwoch 6 Uhr Abends.
Anschluss in Cattaro auf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatien mit der rück-
kehrenden Dalmatinisch- Albanesischen Linie; in
SantI Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Trieflt— Constantinopel, sowohl nach Trieat als
nach Constantinopel.
Zweiglinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab Jeden Freitag 4' , Uhr Früh,
in Preveaa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend: Sajada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa Jeden Dienstag 6 ühr Früh, in Corfn den
gleichen Tag 6';, Uhr Abends. Anschluss in Corfu
an die Rückfahrt der Eillinie Triest — Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle Aenderungen in den
Zwischenhäfen ausgenommen unii ohne Haftung
für die Regelmässigkeit des Dienstes bei Con-
tnmaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst riebe vorhergehende Seit«.
Verantwortlicher Redactenr: R. v. ROESSLER.
Ch. Reisser & M. Wertliner Wien.
November 1899.
JEONOTA ■
K P0V2ßi;ZENI
OESTERREiCHISCHE **? Ce'c'hAch'
Nr. 11.
^onalsst^riß fiir öm #rimt.
HeraosgegebcD Tom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlich eine Nummer.
VBKI.AO DKS K. K. ÖSTBKSBICHISCHEK HaNDBI^MUSRUMS IN WlBN.
Pr«toJitarLftn. 10 Hark.
INHAl/J': llandeU- und QeschKftsverhältiilBse In OBUslen. — Dai Reich
des weissen KlepliantHn. — Die W'lrtlischafiHverbältnlflse vou Corfu. —
llctractiiungeri japanisrhor KiaatainätiDer Uher die nttiie Vertragiärm. —
Der Bamua Vertrag. — l>ie tranMafrikaDiscbe Telegraphenllni« Capttadt —
(3airo. — Uer kaUerliclie (iefangme in China. (!bronlk. — M I ■-
r ß 1 ] 4) n : Das englische Elsenhahnprojecl Atexandrieo — SbaUKhai. —
Die neue Laudstrasse Ton Kescbt nach Tuberau. — Urosse Feiiembraniie
in Japan. — Uussiscbes Postweien in China.
HANDELS-
UND GESCHÄFTSVERHÄLTNISSE
IN OSTASIEN.
Von Vice-Consul Nicolaus Post.^)
China.
Zunehmende Erschöpfung des inländischen Bedarfes,
nicht minder sich von Tag z\x Tag schwieriger gestaltende
Productionsverhältnisse zwingen schon seit Langem die
meisten europäischen Staaten dazu, neue Absatzgebiete
für ihre Industrie zu suchen und vermehrte Handels-
beziehungen auch mit überseeischen Ländern anzuknüpfen.
Der unerwartete Ausgang des chinesisch-japanischen
Krieges, die hiebei zu Tage getretene tiefe Ohnmacht
und Zerrüttung des chinesischen Staatswesens einerseits,
der wichtige Aufschwung andererseits, welchen seitdem
Industrie und Handel des Mikadoreiches genommen haben,
lenkten begreiflicherweise in erhöhtem Maasse die Auf-
merksamkeit der europäischen Staaten auf Ostasien und
die reiclien Absatzgebiete, welche daselbst noch der Aus-
beute harren. Durch diesbezügliche Bestrebungen der
einzelnen fremden Mächte, die Verpachtung chinesischer
Gebiete an Deutschland, Russland, Grossbritannien und
Frankreich, nicht minder die bevorstehende Eröflnung
der grossen sibirischen Eisenbahn, durch welche eine
directe Landverbindung Europas mit dem äussersten
Osten Asiens geschaffen wird, sind die einzelnen Länder
Ostasiens und deren eigenthümliche Landesverhältnisse
nur noch mehr in den Vordergrund der ötfentlichen
Aufmerksamkeit gerückt worden. Wenn auch Oesterreich-
Ungarn an politischer und commercieller Machtentfaltung
in Ostasien sich nicht mit den übrigen Grossmächten
Kuriipas vergleichen kann, so verbinden es doch lang-
jährige Gesi häftsbeziehungen mit China und Japan und
macht sich auch in unserem Vaterlande mit jedem Tage
kräftiger der Ruf nach neuen Absatzgebieten und Steige-
rung der bisherigen Handelsbeziehungen mit den über-
seeischen Ländern geltend. Im Hinblicke darauf gebe ich
mich der Hoffnung hin, dass die Handels- und Geschäfts-
verhältnisse Ostasiens einem actuellen Interesse auch in
unseren competenten vaterländischen Kreisen begegnen.
In wirthschaftlicher Beziehung zerfällt Ostasien be-
kanntlich in vier grosse, unabhängige Gebiete, in die
Kaiserreiche China, Japan und Korea .sowie in die russi-
schen Besitzungen. In dieser Reihenfolge will ich auch
die wichtigsten für Handel und Industrie daselbst in
Betracht kommenden Verhältnisse schildern.
Es bedarf wohl keiner Erwähnung, dass China, welches
auch in seiner heutigen Ausdehnung noch zu den g^össten
Reichen gehört, welches in der Vergangenheit und der
') Vortr&ge, gehalten tm k. k.
17. November bis lli. Deeember,
Oaterreiohleohen H«Q4«I«-Mutenm rom
Gegenwart durch seine mannigfache Verschiedenheit der
geographischen und klimatischen Verhältnisse, durch
seine reichen Naturschätze und die zahlreichen Hilfs-
kräfte, welche dem Lande zur Ausbeute deiselljcn zur
Verfügung stehen, durch seine eigene, unabhängig von
anderen Gebieten entwickelte Cultur und das starre
Festhalten an derselben entschieden zu den interessan-
testen Ländern nicht nur Ostasiens, sondern des ge-
sammten Erdballes zu zählen ist. VVas den Namen China
anbelangt, so scheint derselbe durch die Bewohner Ost-
indiens, welche zuerst im XII. Jahrhunderte v. Chr. G.
mit dem im äussersten Nordwesten Chinas gelegenen
Reiche der Königsfamilie der Tsin in Verbindung traten
und bald den Namen derselben auf alle übrigen Reiche
Chinas ausdehnten, in das Abendland gelangt zu sein.
Die Chinesen selbst kennen in ihrer Sprache die Be-
zeichnung „China" liicht, sondern nennen ihr Vaterland
„die grosse Welt", „das Reich der vier Meere", das
„Reich der Mitte" etc., sich selbst aber die „tapferen
Männer" oder die Bewohner des Reiches der Mitte etc.
Das chinesische Reich erstreckt sich in seiner gegen-
wärtigen Ausdehnung vom Zusammenflusse des Argun
und der Schilha, der beiden Quellflüsse des Amur, im
äussersten Norden bis zur Insel Kanien im äussersten
Süden, vom Pamirplateau im Westen bis zur Einmündung
des Ussuri in den Amur im Osten. Abzüglich der in
der Mitte dieses Jahrhunderts an Russland abgetretenen
Gebiete in Nordostasien wird die gesammte Fläche des
chinesischen Reiches auf ungefähr 12'/, Millionen km*
geschätzt, also 1 8mal so gross als der gesammte Flächen-
inhalt Oesterreich- Ungarns. Die wichtigstefi Grenzen
Chinas sind im Nordosten der Yalufluss, welcher es von
Korea trennt, die Bucht von Korea, femer der Golf
von Petschili, das Chinesische Meer, die Strasse von
Formosa, welche es von der seit dem Handelsvertrage
von Shimoneseki an Japan abgetretenen Insel Formosa
trennt, ferner im Süden der Golf von Tongking; die
französische Colonie Tongking und der englische Besilx
Oberburma begrenzen die südwestlichsten Provinzen
Chinas, Huengsi und Yunnen, welche aber gerade in
diesen Theilen von den unabhängigen Völkerschaften
der Laos, Kakyens und Lingphos und anderen bewohnt
werden. Der südliche Gebirgszug des Himalaya trennt
China von den nördlichen Staaten Britisch-Ostindiens,
der Gebirgszug von KaraLarum, beziehungsweise der
China nur nominell tributäre Staat Ladak bildet die
Westgrenze des Reiches, Im Nordwesten trennen ver-
schiedene Gebirge und der Altei, im Norden die Band-
gebirge der Mongolei, im Nordosten der Argun, der
.\murstrom und der Ussuri, somit am äussersten Nord-
osten eine Linie, welche den oberen Ussuri mit Korea
verbindet, das Reich der Mitte von Russland, weldies
somit auf einer .Ausdehnung von mehr als 85.277 km
der unmittelbare Grenznachlwr Chinas ist. Die gesammte
Grenxentwicklung Chinas wird auf 22*/« Millionen km,
nahezu die H&lfte des gesammten Eitlanifanges ge-
schätzt.
122
ÖSI hRREICHISCHE MONATSbCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Was die Bodenerhebungen in China anbelangt, so ge-
hört dieses Reich dem Gebirgssysteme des Himalaya
an. Nach Norden fällt bekanntlich dieses Gebirge zu
den Hochplateaux von Tibet, Ostturkestan und weiter
nördlich zu jenem von der Mongolei ab, welche unter-
einander wieder durch einzelne, grössere Gebirgs-
ketten getrennt sind, von denen die mittleren
mit dem Pamirplateau zusammenhängen. Diese Hoch-
plateaux stellen mit Ausnahme einzelner fruchtbarer
Flussthäler einen Complex von Steppen und Wüsten
dar, welche, zumeist von halbwilden Nomaden Völkern
bewohnt, für den fremden Handel Chinas wenig oder
gar nicht in Betracht kommen. Nach Osten sendet das
Himalayagebirge mehrere Au.'iläufer, von denen der süd-
östlichste die im östlichen Thcile Thibets entspringenden
Ströme Irawaddi, Salmein und den Mekong begleitet
und Hinterindien durchzieht. Vi n diesem Gebirgszuge
streichen einzelne Gebirge nach Südchina und erfüllen
die Provinzen Yunnan, Kweitschau, Kiangsi, Kiangtung
und Fukien. Nach Nordosten setzen sich die Ausläufer
des Himalaya, das östliche Kwtnlungebirge, fort und
bilden die Gebirgsländer von Szechuen, Schensi, Schansi
und Honzu. Nördlich vom Hoangho stellen sich diese
Ausläufer auch als die südlichen Randgebirge der Mon-
golei dar, an welche sich im Nordosten das Chingan-
gebirge und das Hochland der Mandschurei anschliesst.
Das Land zwischen diesen südöstlichsten und nordöst-
lichen Ausläufern des Himalayagebirges einerseits und
dem Meere andererseits ist als das eigentliche China
zu betrachten, welches von zahlreichen und sehr be-
deutenden Strömen bewässert wird. Diese natürlichen
Wasserstrassen, hinsichtlich welcher ich kein Land der
Erde mit China vergleichen kann, bilden die grössten
Hilfskräfte für die Entwicklung von Handel und Veikehr
in diesem grossen Reiche und ersetzen zum grössten
Theile die fehlenden Lande immunicatiooen.
Die beiden wichtigsten Ströme .'•ind der Hoangho oder
gelbe Fluss und der Yangtsekiang oder blaue Fluss.
Beide Flüsse entspringen, kaum hundert Meilen von
einander getrennt, in dem nordöstlichsten Theile Thibets,
wo auch die grossen Ströme Hinterindiens ihren Ursprung
haben. Der Hoanghostrom durchbricht in zahlreichen
Krümmungen die nordöstlichen Randgebirge Thibets
sowie jene im Süden der Mongolei, erreicht nach Auf-
nahme des Wecho, des bedeutendsten seii.er schift-
baren Nebenflüsse, den sudlichsten Punkt und strömt
sodann in nordöstlicher Richtung durch die Tiefebene
von Shensi dem Golfe von Petschili zu. Grosse Ueber-
schwemmungen und Dammbrüche hatten vor vielen Jahr-
hunderten bekanntlich den Unterlauf des Hoangho nach
dem Süden von Schantung abgelenkt, woselbst er sich
nördlich von der Yangtsekiangmündung in das Gelbe
Meer ergoss.
Auch heute ^noch bringen die alljährlich wieder-
kehrenden Ueberschwemmungen zur Zeit der Schnee-
schmelze in den Gebirgen Elend und Verwüstung über
die weiten, fruchtbaren Gebiete, welche er durchströmt,
und nicht mit Unrecht wird er von den Chinesen als
„die Sorge Chinas" bezeichnet. Das grosse Gefälle in
seinem, tnittleren Laufe, die enormen Sand- und Geröll-
massen, welche er in seinem Unterlaufe ablagert, machen
ihn auch für die Schiffahrt wenig geeignet. Projecte zur
Regulirung des Stromes wurden zu verschiedenen Zeiten
sowohl von Chinesen als auch von fremdländischen In-
genieuren ausgearbeitet, und erst in diesem Frühjahre,
als eine neuerliche Ueberschwemmung eintrat, viele
hunderte von Menschen hiehei ums Leben kamen, andere
brotlos wurden, entsandte der Pekinger Hof Li-Hung-
chang in Begleitung zweier belgischer Ingenieure an den
Hoangho, um Vorschläge für die Regulirung dieses
Stromes zu erstatten. Solche wurden auch thatsächlich
der kaiserlichen Regierung unterbreitet, ob dieselben
aber zur Ausführung gelangen und das hiefür erforder-
liche Capital von vielen Millionen Gulden seitens der
chinesischen Regierung aufgebracht werden wird, bleibt
noch lange dahingestellt. Das genannte Stromgebiet des
Hoangho wird auf ca. 1,230.000 km'^ geschätzt, ein
Flächeninhalt, welcher ungefähr jenem der österreichisch-
ungarischen Monarchie und Deutschlands zusammen-
genommen entspricht. Die Entfernung, welche den Ur-
sprung des Hoangho von seiner Mündung trennt, beträgt,
in der Luftlinie gemessen, 2067 km, die zahlreichen
Windungen des Stromes machen den Lauf desselben
jedoch doppelt so lang.
Für die Binnenschiffahrt Chinas weit bedeutender als
der Hoangho ist der Yangtekiangstrom, welcher, aus
drei Quellflüssen gebildet, das Bergland von Szechuen
in zahlreichen, pittoresken Engpässen, sogenannten Forges,
durchbricht, und in einem nordösthchen Laufe durch
die Tiefebenen der Provinzen Hupeh, Onhui und Kwengsu,
der fruchtbarsten und reichsten Theile Chinas, der
gelben See zufliesst. Sein Lauf beträgt ungefähr 4827 km
und erfolgt die Mündung des Yangtsekiang in einem
grossen Delta, welches sich in Folge der alljährlichen
grossen Sand- und Erdmassen, welche der Strom der
See zuführt, immer weiter in das Meer hinaus sich vor-
schiebt. Seine bedeutendsten Nebenflüsse sind der Kan-
kiang, welcher sich durch den Poyangsee in den Yangtse
ergiesst; der Tangtingsee, weiter stromaufwärts am
Yangtsehiaug gelegen, empfängt die Nebenflüsse Siang
und Yuen, welche die Wasserverbindung mit den Pro-
vinzen Kweitschau und Hünan herstellen. Vom Norden
mündet der Krufluss bei Huchow in den Yangtsekiang.
Unmittelbar vor seiner Mündung in das Meer nimmt
letzterer auf seinem rechten Ufer auch noch den
Whengpoo auf, an welchem 1 8 km stromaufwärts Shanghai,
das Handelscentrum Mittelchinas, gelegen ist.
Im Gegensatze zum Hoangho zeichnet sich der
Yangtsekiang durch tieferes und gleichförmigeres Fahr-
wasser aus, weshalb er sch'in von der Grenze Szechuens
angefangen bis zu seiner Mündung, d. i. auf einer
Strecke von mehr als 2700 km für einheimische
Dschunken schiffbar ist. Grosse Seedampfer gehen bis
Kenkow, d. i. ungefähr 1000 km von der Mündung
entfernt, und gelänge es, die vorerwähnten Forges für
Dampfschiffe zugänglich zu machen, was übrigens bereits
im Zuge ist, so würde der Dampfschiffahrtsverkehr leicht
bis zu 2500 km Ausdehnung auf diesem Strome ver-
längert werden können. Das gesammte Stromgebiet des
Yangtsekiang wird auf ca. i,4iq.ooo km'* geschätzt, und
ist derselbe daher mit Recht zu den grössten Strömen
der Welt zu zählen.
Zahlreiche andere Flüsse ergiessen sich in das Meer,
von der Insel Keinon im Süden angefangen bis zum
Yenflusse im Nordosten. Im Süden ist der bedeutendste
der Perlfluss oder Chuhiangfluss, welcher von drei
Flüssen, dem West-, Nord- und Ostflusse gebildet wird.
Für den Handel und Verkehr Südchinas ist der wich-
tigste der erstgenannte, der Westfluss, welcher die
Verbindung mit den südwestlichsten Provinzen Chinas,
Yannen und Kweitschau herstellt. Für Dampfschiffe theil-
weise schiffbar sind auch der Minfluss, an welchem
Futschau, der Tsih, an dem Ningpo gelegen ist, ferner
der Peiho im Norden, welcher bei Tientsin und in der
Nähe von Peking vorbeifliesst und, so lange die Eisenbahn
zwischen diesen beiden Städten nicht hergestellt war, die
wichtigste Verkehrader für den Handel Nordchinas war.
Von Seen sind im Gebiete des Yangtsekiangstromes
die schon erwähnten Tungting- und Peyangseen bemer-
kenswerth, von welchen Ersterer einen Umfang von circa
359 km hat, der letztere 145 km lang und ^2 km breit
ist. Inmitten der Seen sind zahlreiche kleine Inseln
gelegen, welche sich durch prachtvolle landschaftliche
Schönheiten auszeichnen. Zahlloses Wasserwild bevölkert
beide Seen und macht sie zu beliebten Punkten für
die Jagdausflüge der in den chinesischen Vertragshäfen
ansässigen Fremden, Das Gleiche gilt insbesondere auch
hinsichtlich des Tahusees bei Sutschau, dessen Ausfluss
der schon früher erwähnte Whingpoofluss ist,
(Fortsetiung folgt.) ^^
I
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
1»
DAS REICH DES WEISSEN ELEPHANTEN.
Bei dem politischen und wirthschaftlichen Interesse,
das neuestens Ostasien für sich in Ans])ruch nimmt, ist
es begreiflich, dass sich auch die Reisehteratur mit Vor-
liebe China, Japan und Indien zuwendet. Zu ihren an-
ziehendsten Ergebnissen gehört zweifellos das eben
erschienene Buch Ermt v. Hesse- WarUggs über Üiam. ')
Der vielgereiste und federgewandte Autor hat auch das
Reich des weissen Elephanten aus eigener Anschauung
kennen gelernt, und er weiss recht fesselnd von Land
und Leuten in Siam zu erzählen. Wir können hier nicht
auf seine farbenprächtigen Beschreibungen der Märchen-
wunder Hinterindiens eingehen, noch auf die Schilderung
siamesischer Gebräuche und Einrichtungen ; wir wollen
bloss eine fluchtige .Skizze davon geben, wie Hesse-
Wartegg die wirthschaftliche Lage Siams darstellt.
Unter dem Einflüsse des Königs Tschulalongkorn's>
namentlich nach seiner Rückkehr aus Europa, das er
vor wenigen Jahren besucht, ist europäische Civilisation
wenn auch nicht in ganz Siam, so doch in seiner Haujit-
stadt Bangkok ziemlich rasch vorgedrungen Der König
hat zwar nicht, wie es in Japan der Fall ist, ganz mit
den alten Sitten und Gewohnheiten, Trachten und
Traditionen gebrochen, doch in wichtigen Zweigen der
Verwaltung hat er europäische Vorbilder nach Möglich-
keit nachgeahmt. Steht die absolutistische Verwaltung
Siams auch ungleich höher als jene Chinas, so ist doch
Siam auch nicht ganz frei von dem drückenden Ein-
fluss schädigender Mandarinenwirthschaft und drückender
Steuerlast. Vor Allem scheint die unverhältnissmässig
grosse Zahl von Priestern, die das Volk zu erhalten
hat, ein schweres Hinderniss gesunder Entwicklung zu
sein, das offenbar nicht durch die Besorgung des primären
Unterrichtes aufgewogen wird, der in den Händen der
Priester ruht. Die Bildung der grossen Masse der Be
völkerung, die zumeist von Ackerbau, Fischfang und
Jagd lebt, scheint noch auf einem überaus niedrigen
Niveau zu stehen. Das industrielle und commercielle
Element der Bevölkerung stellen die Chinesen dar, deren
Zahl in stetem Wachsen begriffen ist, so dass sie heute
schon ebensogross ist wie jene der Siamesen selbst.
In Bälde dürften sie die Majorität der Bevölkerung
Siams darstellen, wie dies schon lange in den malayischen
Nebenstaten Siams der Fall ist. So scheint Siam, der
Pufferstaat zwischen englischen und französischen Inter-
essen in Oslasien, der mongolischen Besitzergreifung
ausgeliefert.
Für die wirthschaftliche Entfaltung des Landes, das
von der Natur in jeder Beziehung reich gesegnet ist,
scheint, wie Hesse- Wartegg auch hervorhebt, die Ei»enbahn-
frage thatsächlich die wichtigste Lebensfrage zu bilden. Der
ganze Verkehr ist heute noch sehr primitiv und vollzieht
sich auf unzulänglichen Canälen und Flusstrecken, die
nur bei hohem Wa.sserstande passirbar sind. Oft müssen
die im Norden gefällten Teakholzstämme, bekanntlich
nach Reis der wichtigste Exportartikel Siams, drei bis
vier Jahre warten, ehe der Wasserstand ihren Transport
nach dem Menam und flussabwärts nach Bangkok er-
möglicht. So ähnlich steht es mit dem Reishandel in
der Hochebene von Korat.
Bisher hat der König in richtigem Erkennen der Zu-
stände in Seinem Reiche einer ganzen Reihe von Eisen-
bahnlinien das Tog-long ertheilt, das heisst die be-
treffenden Concessionsgesuche sind vom königlichen
Tische heruntergefallen. Die Schriftstücke, welche der
König genehmi<fte, wurden nämlich in früherer Zeit von
diesem, nachdem er sie unterfertigt, auf den Boden ge-
worfen, und aus dieser Zeit hat sich das Wort ,, Tog-
long", dass heisst heruntergefallen, für „genehmigt" er-
halten.
*) Siaai, rinn Reich des weia^ftn Rt*^phiint«*n. Von Rrtiat t. Hr««».Wftrfeff ■
Mit lüO iu iti'ii Text iitedruckICD Abliild Wfra iinl 1" Tufrln ai'wl« einer
Karte von 81ain. Lelpstg, V«rlagiburhlimndliin< von J. J. Weber, Itt^tt.
Zwei Bahnen sind bereits dem Verkehr (ibergeben
worden, die allerdings nur zo km lange Strecke Bangkok —
Paknam und die 125 km lange Strecke Bangkok —
Ajuthia— Gengkoi. Die erstere, einer dänischen Gesell-
schaft angehörend, hat ein Capiial von 4 5". 000 Ticals
(heute etwa 530 000 M.) erfordert und wirft 5—6 Pcrccnt
ab. Der Personenverkehr auf den drei Zügen, welche tüglich
nach beiden Richtungen gehen, ist sehr lebhaft.
Die zweitgenannte Bahn, ein Theil der schon seit
Langem projectirien Linie Bangkok — Korat, warde gant
aus Staatsmitteln hergestellt und am i. April 1897 vom
König selbst in feierlicher Weise eröffnet. Auch auf
dieser Bahn überwiegt der Personenverkehr und ist in
fortwährendem Steigen begriffen. So betrug die Zahl
der Passagiere im .April 1897 nur lo.Ooo, im Jänner
1898 aber bereits 42.000. Die wichtigste F"racht i-t
bisher der Reis gewesen; von allen Seiten strömt der
Verkehr der neuen Bahn zu, und längs der L'nie '\>\
eine ganze Reihe neuer Dörfer entstanden, so dass die
Betriebsüberschüsse, welche im ersten Jahre nur ein
Sechstel percent des Anlagecapitals l)etriigen, für das
laufende Jahr auf 2'/« Percent veranschlagt werden. Die
bisher eröffnete, wie ge.sagt 1 25 km lange Strecke kostete
den Staatssäckel 8 Millionen Ticals (64.000 Ticals =
etwa 70.000 M. per km). Die Baukosten wären viel
geringer gewesen, wenn die Bahn in ihri m ersten Theile
nicht durch das grosse Ueberschwemmungsgebiet des
Menam führen würde und die Erbauung emes 85 km
langen, stellenweise 4 — 5 »« hohen Dammes erfordert
hätte. Dieser Damm ist aus weichem Thonboden auf-
geschüttet, der bei den furchtbaren Regengüssen der
nassen Jahreszeit dickflüssig wurde und abrutschte. Zeit-
weilig versanken ganze Dammstrecken in dem weichen,
morastigen Untergrunde so plötzlich, dass die Schienen
und Schwellen frei in der Luft hingen ! Unter so schwierigen
Verhältnissen war auch die Fundirung der zahlreichen
ßiücken von ungewöhnlichen Kosten begleitet. Wäre der
Arbeitslohn — etwa 7a Pfg pro Tag — nicht so gering,
die Baukosten hätten möglicherweise das Doppelte be-
tragen.
Die Bangkok — Gengkoi-Eisenbahn ist. wie frwähnt,
nur die erste Hälfte der Bangkok— Korat Bahn, welche
voraussichtlich bis zu Beginn des Jahres 1 19 siamesischer
Zeitrechnung fertiggestellt sein dürfte. (Die Siamesen
rechnen die Jahre von der Gründung Bangkoks und Ein-
setzung der gegenwärtigen Königsdynastie im Jahre 1781
christlicher Zeitrechnung.) Ursprünglich hatte man gehofft,
die Bahn schon 1896 dem Verkehr übergeben zu können,
allein dem Bau stellten sich f.ist unüberwindliche Schwierig-
keiten entgegen. Einige Kilometer jenseits Gengkoi be-
ginnt dichter Urwald und Dschungeln, der auf eine
Strecke von 60 km durchbrochen werden rousste. Die
neue Linie eröffnet die bisher gänzlich unzugäniilichen Thälcr
von Hinlap, Mnokiek und Pakdschong, überschreitet dann
in einer Höhe von 680 m ühcr dem Meere die Wasser-
scheide zwischen den grossen H^uptströmen Siams, dem
Menam und Mekong, und fällt dann allmälig nach
der Hochebene von Korat. In der Gebirgsstrecke kommen
Steigungen von 22: 1000, Einschnitte bis tu 22 m Tief<.
und Dämme bis zu 20 m Höhe vor, und da das zu
durchschneidende Gebirge aus ungemein hartem Muschel-
kalk besteht, so kann nur mit Dynamit gearl>eitet werden
Die grössten Schwierigkeiten aber bereitet dem Bahnbau
in diesen Gebieten Siams das Klima — Fieber und
Dysenterie raffen die grössteniheils aus Ctiinesen und
Laoten bestehenden Arbeiter lu Hunderten dahin, und
auch etw.-i 40 Europäer sinil dem mörderischen Klima
zum Opfer gefallen. Dazu sind die Monate vom November
bis Mai vollständig regenlos, Brunnen und Wa^serlocher
vertrocknen, und das Air die grossen Arbeitscolonnen
erforderliche Wasser muss dann mittelst Tragochsen
oder auf Kanen aus weiten Entfernungen täglich her-
beigeschafft werden, l'rsprünglich — im Jahre 1891 —
hat sich neben einer englischen auch eine deutsche Gc>
124
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Seilschaft um den Bau der Korat-Eisenbahn beworben.
Das deutsche Angebot war jed ch um 1,200.000 Ticals
(damals etwa 2^2 Millionen Mark) höher als das eng-
lische, und der Bau wurde demnach der englischen
Gesellschaft zugeschlagen, was natürlich zur Folge hatte,
dass nahezu das ganze Eisenbahnmaterial von England
geliefert wurde. Die englische Gesellschaft begann den
Bau der Bahn, aber die Schwierigkeiten, die sich ent-
gegenstellten, waren derart, dass die siamesische Regie-
rung im August 1896 den Vertrag mit den Engländern
löste und die Fortführung der Bahn auf Staatskosten
selbst übernahm. Dank der Energie und Umsicht des
gegenwärtigen Generaldirectors, Baurath Bethge, schreitet
der Bau rasch vorwärts. Selbstverständlich wird auch
die deutsche Industrie in Zukunft aus dem Bahnbau
mehr Nutzen ziehen. Schon im März dieses Jahres
wurden von Deutschland zwei Locomotiven sowie be-
trächtliche Mengen von Schienen und Schwellen nach
Siam geliefert.
Neben der Korat-Eisenbahn wird augenblicklich auch
an der 55 km langen Strecke von Ajuthia nordwärts
nach Lopbury gebaut. Diese Linie ist das erste Glied
der grossen Menamthalbahn, die in einer Gesammtlänge
von 640 km von Ajuthia nach der Hauptstadt des nörd-
lichen Siam, Tschingmai, führen wird. Der König ist
willens, diese wichtigste Arterie seines Landes aus Staats-
mitteln mit thunlichster Beschleunigung herstellen zu
lassen, aber es dürfte immerhin 10—15 Jahre erfordern,
ehe sie zur Eröffnung kommt.
Ebenso wie die Bahn Bangkok — Ajuthia— Lopbury
soll auch die Bahn Bangkok — Ajuthia — Korat in nörd-
licher Richtung verlängert werden, mit dem Zwecke,
Bangkok mit der Stadt Nongkai am Oberlaufe des
Mekongflusses zu verbinden. Das siamesische Eisenbahn-
amt hat die 360 km lange Strecke Korat — Nongkai
bereits studirt, und nach den Voranschlägen soll der
Kilometer Eisenbahn dort auf durchschnittlich 55.000 Ticals
zu stehen kommen, was eine Gesammtsumme von etwa
25 Millionen Mark erfordern würde.
Im kommenden Winter wird noch mit dem Bau einer
dritten Bahnlinie, nämlich jener von Bangkok nach Pet-
schabury im Südwesten von Siam, ebenfalls auf Staats-
kosten, begonnen werden. Diese 175 im lange Strecke
dürfte im Ganzen nicht mehr als 8 — 10 Millionen Mark
erfordern.
Neben den genannten Linien sollen demnächst noch
Concessionen an Private vergeben werden. Es handelt
sich dabei zunächst um eine Bahn von Bangkok über
Petriu nach der östlich von der Hauptstadt gelegenen
wichtigen Handelsstadt Battarnbang, dann um eine Linie
von Bangkok in südlicher Richtung nach dem gegenüber
der Insel Kohsitschang gelegenen Hafen Auhin, und eine
dritte Linie quer durch die Halbinsel Malakka von dem
Hafen Queddah (oder Kedah) nach dem am Golf von
Siam gelegenen siamesischen Hafen Singora. Die letzt-
genannte Linie wurde bereits im Jahre 1 893 von eng-
lischen Unternehmern begonnen, allein bald darauf wurden
die Arbeiten wieder eingestellt. Der Hafen Queddah, zu
dem gleichnamigen unter siamesischer Oberhoheit stehen-
den Sultanat gehörig, hat vortreffliche Zufahrten und
einen regen Handelsverkehr, vornehmlich mit Penang,
von wo täglich Küstendampfer dahin abgehen. Der um-
liegende Theil der Halbinsel Malakka ist sehr reich an
Naturproducten. Queddah würde sich im Falle der Er-
richtung einer Etappenlinie nach Ostasien für einen
Kohlenhafen vortrefflich eignen.
Der König beabsichtigt, das ganze Bahnnetz, das
projectirt ist, aus Staatsmitteln zu bauen, wodurch aller-
dings die Herstellung verzögert wird Man will offenbar
in Siam keine Staatsschulden contrahiren, um europäi-
scher Ingerenz in jeder Weise auszuweichen.
Ob dies auf die Dauer möglich sein wird, ist freilich
eine andere Frage. Inmitten der englischen und französi-
schen Interessensphären gelegen, hat Siam vor wenigen
Jahren erst Erfahrungen darüber gesammelt, wie ge-
fährlich die Nachbarschaft europäischer Colonien ist.
Mit gewaltigen Opfern hat Siam seine Unabhängigkeit
nur dadurch gerettet, dass es bedingungslos das Ulti-
matum der Franzosen annahm. Allerdings kam im Mai
1896 der Vertrag zu Stande, demzufolge Frankreich und
England sich verpflichteten, die Unabhängigkeit und
Neutralität Slams aufrecht zu erhalten, allein trotzdem
halten die Franzosen noch immer ganze Provinzen Slams
militärisch besetzt^ ohne dass vorderhand Aussicht wäre,
sie aus Siam verdrängen zu können. In französischen
Colonialkreisen wird immer dringender das Protectorat
über das ganze siamesische Reich gefordert, dem auch
Leroy-Beaulieu das Wort spricht. Welches Schicksal dem
hinterindischen Pufferstaat beschieden ist, der zu den
reichsten Gebieten Ostasiens zu zählen ist, muss noch
als ganz ungewiss betrachtet werden. Die Frage gehört
mit in den grossen Complex der ostasiatischen Frage,
deren endliche Lösung den grossen Colon ialmächten
Europas vorbehalten ist. L.
DIE WIRTHSCHAFTSVERHÄLTNISSE VON
CORFU.
(Aus einem Handelsberichte des k. und k. Consulates in Corfu
vom Mai 1899.)
Dem Beobachter der wirthschaftlichen Zustände auf
Corfu kann die Thatsache nicht entgehen, dass die all-
gemeine Lage der Bevölkerung sich im Laufe der letzten
Jahrzehnte stetig verschlechtert hat. Die Gründe dieser
mit Rücksicht auf die sehr günstigen klimatischen Ver-
hältnisse und die geographische Lage der Insel höchst be-
fremdlichen Erscheinung reichen zum Theile bis in die
Zeit der venetianischen Herrschaft zurück ; die Thatsache
selbst jedoch ist in dem Maasse sichtbar und fühlbar
geworden, als die abnehmende Bedeutung Corfus als
Stapel und Umschlagsplatz der Stadt allmälig alle jene
commerziellen Vortheile entzog, welche indirect auch
der Landbevölkerung zu Gute gekommen waren, und
daher eine Zeit hindurch über die schon ziemlich pre-
kären ökonomischen Verhältnisse hinwegtäuschen konnten.
In der That hat der Egoismus der Republik Venedig,
welche Corfu dazu ausersehen hatte, ihre hauptsächliche
Oelquelle zu werden und zu bleiben, die Insel unbe-
rechenbar geschädigt, indem auf Kosten des Oelbaumes
alle anderen Culturen, selbst die des Weines, zurück-
gedrängt worden sind. Das hat sich aber empfindlich
gerächt, als nach dem Sturze Venedigs Corfu mit seinem
Hauptausfuhrartikel, dem Oele, in den allgemeinen Wett-
bewerb mit eintreten musste und kein privilegirtes Ab-
satzgebiet mehr dafür hatte, als ferner das Oel durch
andere Beleuchtungsmittel verdrängt, daher stark ent-
werthet wurde, und als namentlich die Fehlernten zur
Regel zu werden begannen. Um den Wein stand es
nicht besonders, da derselbe, um dem Oelbaume Platz
zu machen, in die Niederungen gedrängt worden war,
ausserdem recht schlecht behandelt wurde, und so blieben
für den Export nur bescheidene Quantitäten Agrumen
und sonstiges Obst übrig, während fast der ganze Be-
darf der Insel an Getreide importirt werden musste. -fll
In dem Momente nun, wo die von den Vätern über- "■
kommene Wirthschaftsmethode keine Erträge mehr
lieferte, der Handel aber in Folge des oben angedeuteten
Umschwunges in den allgemeinen Verkehrsverhältnissen
keinen nennenswerthen Gewinn mehr abwerfen konnte,
hätte man logischerweise an Abhilfe denken müssen ;
und nichts wäre näher gelegen als eine intensivere Pflege
der Bodenproduction in einem von der Natur so reich
bedachten Lande, welches aber nur den allergeringsten
Theil seines Bedarfes an Feldfrüchten selbst hervor-
bringt, wo der Weinbau noch im Argen liegt, Obst-
und Gemüsecultur fast auf das Weichbild der Haupt-
stadt beschränkt sind. Dass sich dem Uebergange zu
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIEN1
ISS
einer rationellen Boden verwerthung ganz erhebliche
Schwierigkeiten entgegenstellen, soll nun allerdings nicht
verkannt werden, und zwar sind dies die gebirgige
Formation der Insel mit ungenügenden Communicationen,
wodurch entlegenere Besitze stark entwerthet werden,
dann die Malaria in mehreren Gegenden und endlich
die grosse Trockenheit des Sommers bei Mangel an
Quellen und Wasserläufen; nichtsdestoweniger kann mit
Sicherheit angenommen werden, dass durch entsprechende
Ausgestaltung des Strassennetzes der Insel, Trocken-
legung der sumpfigen Partien, Bohrung von Brunnen
und Irrigation des trockenen Geländes ganz befriedigende
Resultate erzielt werden könnten. Abgesehen von dem
aber, was Franzosen und Fingländer in dieser Richtung
angebahnt haben, ist von dem Allen nichts geschehen,
und von einem kräftigen und zielbewussten Ineinander-
greifen von Regierungsgewalt und privatem Unter-
nehmungsgeist ist wenig zu spüren.
Die innerpolitischen Verhältnisse, welche selbst die
bestgemeinten Absichten der Regierung lahmzulegen
geeignet sind, entziehen sich der Erörterung im Rahmen
des vorliegenden Berichtes ; aber auch die Privatinitiative
kann sich nicht recht zur Geltung bringen, da es, in
Folge des allgemeinen Elends, wirklich an den hiezu
erforderlichen sehr beträchtlichen Mitteln fehlt. Letzteres
gilt von der eigentlichen ländlichen Bevölkerung, welche
durch die Monocultur des Oeles, mit ihrem Wechsel
von guten und Fehljahren (der noch dazu in letzter
Zeit einer Serie von Fehljahren Platz gemacht hat) ganz
m die Schuld von gewerbsmässigen Geldgebern gerathen
ist, durchgehends ; es gilt aber auch von den meisten
grösseren Besitzern, welche seit Jahren keine Erträge,
dafür aber viel Geld bei den Bauern ausstehen haben.
Aber selbst diejenigen, welche etwa über entsprechende
Mittel verfügen, werden sich kaum geneigt finden, die-
selben zu Investitionen zu verwenden, so lange nicht
eine durchgreifende gesetzliche Regelung der landwirth-
schaftlichen Eigenthumsverhältnisse Platz greift. Diese
beruhen nämlich noch immer auf dem Colonensystem
mit Theilung des Ertrages, und sind daher weder für
den einen Theil eine Ermuthigung zu grösserer Aus-
und Anlagen, noch für den anderen zu erhöhter Arbeits-
leistung und Thätigkeit. Man kann daher behaupten,
dass jeder ernstliche Anlauf zu einer Reform der corfio-
tischen Landwirthschaft hier einzusetzen haben wird,
um vor Allem ein wirkliches Interesse am Grundbesitze
zu schaffen, während heute der grössere Besitzer in der
Stadt oder anderwärts lebt und höchstens zur Zeit der
Weinlese einige Wochen in seinem Landhause zubringt.
Zu den angeführten Umständen gesellt sich aber noch
ein Moment, welches bei der Entwicklung der Verhält-
nisse Corfus keine geringe Rolle gespielt hat und daher
auch weiterhin in Rechnung gezogen werden mu?s,
nämlich die natürlichen Anlagen der Bevölkerung. Von
Haus aus mehr zu speculativer als zu productiver
Thätigkeit neigend, in einem verweichlichenden Klima
und durch die reichlich spendende Natur verwöhnt, ist
der Corfiote angestrengter Arbeit eher abhold. Beweis
dessen die ganz unzulängliche Pflege, welche dem Oel-
baume und der Olive zu Theil wird, welch letztere
nicht einmal gepflückt wird, sondern überreif zur Erde
fallt und dann erst — zum grossen Schaden der Qualität
des Oeles — aufgelesen wird ; Beweis die höchst primi-
tive Behandlung der Rebe und des Weines, der auf den
übrigen Inseln und dem Festlande in viel besserer
Qualität erzeugt wird ; Beweis der Umstand, dass der
Gemüsebau sozusagen auf das Weichbild der Stadt be-
schränkt geblieben ist und viele Bauern Gemüse in der
Stadt kaufen, wo doch Corfu vermöge seiner Lage einen
geradezu schwunghaften Export in „primeurs" erzielen
könnte; Beweis endlich der Umstand, dass die sehr
ergiebige Fischerei an den Küsten und im Camile zum
grossen Theile den Chioggioten und Albanesen über-
lassen wird, von welchen dann die Fische, die doch
ein wichtiges Nahrungsmittel bilden, gekauft werden
müssen.
Dass die Vieh- und Milchwirthschaft picht viel inten-
siver betrieben wird, lässt sich allenfalla begreifen, da
hier zunächst weniger der Export als die Vertorgnng
der Stadt und grösseren Orte in Frage su kommen
hätte. Hier schliesst sich aber gewissermaaasen der
circulus vitiosus, mdem die an sich schon geringe Con-
sumationskraft der Stadt und Insel durch die sich von
Jahr zu Jahr steigernde Nothlage noch über Gebühr
herabgedrückt und dadurch zum schweren Hemmschub
jeglichen Aufschwunges der Production wird, wofern ein
solcher sich vor Allem auf den localen Consum stützen
müsste.
In ganz besonderem Maasse macht sich der zuletzt
erwähnte Uebelstand auf dem Gebiete der Industrie
fühlbar. Auch hier reichen die Wurzeln des Ucbels bi«
in die venetianischen Zeiten zurück, in welchen wohl
geflissentlich vermieden worden sein dürfte, die gewerb-
liche und industrielle Entwicklung der Insel zu fördern,
um ihr Rohproduct mit venetianischen Erzeugnissen be-
zahlen zu können. So blieb es im Grossen und Ganzen
wohl auch unter der englischen Schutzherrschaft, und
der stetige Niedergang der letzten Jahi zehnte bot er>t
recht keinen Untergrund für ein Aufblühen von Gewerbe
und Industrie. Zu dem Umstände, dass der locale Con-
sum eine solche zu ernähren kaum im Stande wäre,
kommt überdies noch der weitere, dass das nächste und
natürlichste Absatzgebiet Corfus, das gegenüberliegende
epirotisch-albanische Festland, besonders in den Küsten-
districten sehr dünn bevölkert und nur sehr beschränkt
aufnahmsfähig ist. Auf besondere Specialitäten der ge-
werblichen oder industriellen Production, mit welchen
Corfu auch nach Italien, dem griechischen Festlande
oder anderen Märkten concurriren könnte, weisen es
seine natürlichen Hilfsquellen nicht (wenn man von der
Seifenfabrication absehen will), und so ist hier ein
Wandel vorläufig um so weniger zu erwarten, als natür-
liche Schwierigkeiten und geringe Neigung der Bevölkerung
hier noch grössere Widerstandsflächen bieten, als bei
der Urproduction. Dagegen ist anzunehmen, dass in
nicht allzu ferner Zeit das griechische Festland, nament-
lich Piräus, einen industriellen Aufschwung genommen
haben wird, welcher für den Wettl)ewerb Corfus wenig
Spielraum übrig lassen dürfte.
Es wurde bereits angedeutet und ergibt sich übrigens
aus dem Gesagten, dass Handel und Verkehr von Corfu
sich in sehr bescheidenen Grenzen bewegen, seitdem es
seines einst blühenden Zwischenhandels mit den Inseln
sowie dem griechischen und türkischen Festlande ver-
lustig geworden ist. Heute handelt der kleinste Platz
schon direct mit den meisten Bezugsmärkten, und
Corfu sieht sich sozusagen auf den Elxport seiner Pro-
ducte und den Import seiner eigensten Bedarfsartikel
beschränkt. Was nun speciell den Importhandel betrifft,
so könnte derselbe auch in normalen Zeiten keine be-
sonderen Proportionen annehmen, da es sich im Ganzen
um die Bedürfnisse einer Einwohnerschaft von etwa
qo ooo Köpfen handelt, wovon nur 30.000 städtischer
Bevölkerung mit bescheidenen Ansprüchen an Comfort
und Luxus. Aber selbst dieses normale Niveau wird
schon seit vielen Jahren nicht mehr erreicht, da in Folge
des durch schlechte Ernten bedingten geringen Exportes
kein Geld mehr ins Land kommt; die natürliche Folge
davon ist eine immer weitergehende Einschränkung der
Bedürfnis.se aller Classen, welche überdies noch durch
sehr drückende Zölle und das hohe Agio des Goldes
sich aufzwingt.
Wenn nun auch nicht xu läugnen ist, dass die corfio-
tische Volkswirthschaft dermalen ein ziemlich trauriges
Bild darbietet und das Uebcl kein gans and gar unver-
schuldetes ist, so kann man doch andererseits nicht ver-
kennen, dass das Unglück nachgerade zur bitteren Arznei
zu werden und die Geister wachturütteln beginnt. Von
126
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
diesem Gesichtspunkte aus mag die augenblickliche
Krise fast eine heilsame zu nennen sein, und darf man
sich, ohne eines allzu weitgehenden Optimismus geziehen
zu werden, der Hoffnung hingeben, dass ein von Haus
aus so lebenskräftiger Organismus mit der Zeit sein
natürliches Gleichgewicht wiederfinden werde.
BETRACHTUNGEN JAPANISCHER STAATS-
MÄNNER ÜBER DIE NEUE VERTRAGSÄRA.
Anlässlich der Eröffnung der neuen Vertragsära in
Japan am 4. August d. J. wurden allenthalben im Lande
Festlichkeiten abgehalten, darunter auch eine Feier der
japanischen Gesellschaft für das Studium ökonomischer
Angelegenheiten, der viele japanische Staatsmänner, hohe
Beamte und Industrielle angehören. Bei dieser Feier, zu
welcher auch die Vertreter der fremden Mächte einge-
laden waren, wurden mehrere (in der in Tokio erscheinenden
„Times'' publicirte) Reden gehalten, die einigermaassen
bezeichnend für die Tendenzen der am Abschlüsse der
Verträge betheiligten Staatsmänner sind. Der Präsident
der Gesellschaft, Baron Ozaki, erblickte in seiner Be-
grüssungsrede die Hauptbedeutung der neuen, mit 14
auswärtigen Staaten abgeschlossenen Verträge nicht in
dieser oder jener Detailbestimmung, sondern in ihrem
Grundzug, den gleichberechtigten Eintritt Japans in die
völkerrechtliche Gemeinsamkeit der Culturnationen end-
giltig festzustellen. Er sieht darin eine „privilegirte
Stellung" im Vergleiche zur früheren internationalen
Position Japans und anderer asiatischer Staaten. Die
im Abschlüsse der neuen Verträge zu Tage tretende
Höherbewerthung des japanischen Staatswesens müsse
aber auch von einem solidarischen Hand in Hand-Ar-
beiten der europäisch-amerikanischen Fremden und der
Japaner begleitet sein. Er wendet auf die bisherige
Stellung der Fremden in Japan das Bild von Oeltropfen
an, die in einem Glase Wasser schwimmen ; sie sei eine
mechanische Berührung, ein Nebeneinander, keine innige
chemische Verbindung gewesen. Dies müsse zu beider-
seitigem Vortheile unter den neuen Verträgen, die Japan
den Fremden in so hohem Grade zugänglich machen,
anders werden ; es sei den Fremden der Aufenthalt in
dem Reiche des Mikado so angenehm und nutzbringend
zu machen, dass sie einen tiefgreifeuden Unterschied
zwischen dem Leben in ihren Heimatländern und in
Japan überhaupt nicht empfinden. Hierauf antwortete
der Doyen des diplomatischen Corps, der belgische
Gesandte Baron SAnethan, in einer französischen Rede,
worin er besonders von dem Entschlüsse der maass-
gebenden Factoren Japans Act nahm, den Fremden bei
sich dieselben Rechte zu gewähren, welche die in den
europäischen Städten befindlichen Japaner geniessen ;
auch beglückwünschte er die japanische Nation zu dem
schönen Erfolge, den sie speciell bei der Ausbildung
ihrer Rechtsgelehrten zur Handhabung der neuen, mit
europäischem Geiste erfüllten Gesetzbücher errungen
habe. Während die beiden ersten Redner nur die unmittel-
bare praktische Seite der Eröffnung der neuen Vertragsära
besprochen hatten, erörterte die nachfolgende Rede des
Vicomte Aoki, des japanischen Ministers für auswärtige
Angelegenheiten, dieses Ereigniss von rechts- und social-
philosophischen Gesichtspunkten, die den weiten Horizont
eines Japaners moderner Bildung verrathen ; er unter-
sucht die Natur des Völkerrechtes, in dessen Geltungs-
gebietjapan den privilegirten Rechtspersönlichkeiten der
Culturstaaten ebenbürtig an die Seite tritt, und erblickt
darin eine Association der gesammten Menschheit und
seinen wichtigsten Zwe k im gemeinsamen Schutze der
Menschenrechte, die den Unterthanen, beziehungsweise
Staatsbürgern der in der völkerrechtlichen Gesammtheit
verbiindenen Staaten zukommen. Freilich sei dies nur
ein theoretisches Postulat, ein Ideal, wohl zu unter-
scheiden von dem thatsächlichen Zustande, wie er sich
im Leben und wechselseitigen Verkehr der Nationen
manifestirt. Doch Japan sei, was sein eigenes Gebiet an-
betrifft, fest entschlossen, diesem Ideale nachzueifern,
speciell was die eine wichtige, daraus entspringende
Consequenz betrifft, nämlich den Fremden hmsichtlich
der Sicherheit ihrer Person und ihres Vermögens den-
selben Schutz zu gewähren, den sie in ihrer eigenen
Heimat geniessen. Dieses völkerrechtliche Ideal hänge
auch eng mit einer wirthschaftlich-technischen Entwick-
lung zusammen, nämlich mit den Fortschritten im
Communicationswesen, wodurch den Völkern die innigsten
wechselseitigen Beziehungen aufgedrängt werden und die
Isolirung unmöglich gemacht wird. Zuletzt spielte Vicomte
Aoki auf Kant's Idee eines „allgemeinen bürgerlichen
Rechts" an, womit er wohl dessen Ideen von einem
allgemeinen Friedensbunde der Völker meinte, welche
durch die gerade tagende Haager Friedensconferenz
wieder eine gewisse Actualität erlangt hatten. Gleich-
sam zur Demonstration der von ihm ausgesprochenen
kosmopolitischen Empfindungen schloss er seine Rede
mit einer Dankeskundgebung an die mit Namen und
Titel genannten Diplomaten jener 14 Staaten, deren
Entgegenkommen den Abschluss der neuen Verträge
ermöglicht hatte. Diese Liste enthält Staatsmänner aller
europäischen Staaten (mit Ausnahme der Balkanstaaten)
und der nordamerikanischen Republik. Es wäre nur zu
wünschen, dass die Masse der japanischen Bevölkerung
und der gebildeten Classen des Inselreiches, die öfters
Proben eines unduldsamen Chauvinismus und Fremden-
hasses abgelegt haben, die Tendenzen der leitenden
Persönlichkeiten Japans zu den ihrigen machen würden.
S. Schilder.
DER SAMOA-VERTRAG.
Der neue Vertrag fand in Deutschland eine ziemlich
günstige Aufnahme. Samoa bleibt deutsch, das ist der
befriedigte Ausdruck. Mit der Preisgabe der kleinen Insel
Tutuila an die Vereinigten Staaten findet man sich gern
ab. Die Interessen der Vereinigten Staaten auf dieser
Insel waren offenkundig, und nachdem Deutschland
einmal schon auf den Mariannen, wo sie die Insel Guam
besitzen, ihr Nachbar geworden ist, lässt sich voraus-
sehen, dass diese und die künftige Nachbarschaft auf
Samoa sich recht freundschaftlich gestalten werden, wie
schon das Verhalten der amerikanischen Regierung
während der letzten Monate und das Einvernehmen des
amerikanischen und des deutschen Vertreters in der
Samoa-Commission voraussehen Hessen. Die Vereinigten
Staaten hatten bereits im Jahre 1878 auf Grund eines
Freundschaftsvertrages mit Samoa Hafen- und Nieder-
lassungsrechte auf Tutuila erworben und sind gegen-
wärtig daran, den dortigen Hafen Pago-Pago in Stand
zu setzen. Tutuila ist nur 13g km^, dienach dem Wort-
laut des Vertrages ebenfalls den Vereinigten Staaten
zufallenden Manua-Inseln 58 km'^ gross, S'i dass sich der
kleine Besitz der Union auf der ganzen Inselgruppe auf
197 km^ stellt, Deutschlands neuer Besitz dagegen auf _|
2584 km^. Für die Vereinigten Staaten kommt in Be- fli
tracht, dass sie im Verkehr zwischen ihrer Westküste
und Australien eine Kohlenstation erhalten, deren Werth
sich namentlich steigern wird, wenn der von ihnen ge-
plante Nicaraguacanal einmal den gesammten VVeltverkehr
zwischen Europa und den Neuenglandstaaten der Union
mit Australien erleichtert. Diese Erwägung war ebenfalls
für Deutschland mit maassgebend, als es im Sommer die
Carolinen und Mariannen erwarb, sowie für die Ver-
einigten Staaten zunächst bei der Angliederung von
Hawaii. Wenn Deutschland nun mit Samoa einen eigenen
Stützpunkt für seinen Handelsverkehr und seine Flotte
in der Richtung von Australien nach Amerika, einen
vortrefflichen Abschluss der Be.sitzkette von Kiautschou
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIKMT.
197
über Mikronesien und Neuguinea nach den Salomons-
inseln gewinnt, mithin seine gesammte Stellung im Stillen
Meere verbessert, so ist auf der anderen Seite der wirth-
schaftliche Werth der neuen Erwerbung sehr hoch anzu-
schlagen. Deutschlands Handel und Pflanzerthätigkeit
nehmen auf den fruchtbaren Inseln bekanntlich die erste
Stelle ein, über 60.000 ha befinden sich bereits im
deutschen Besitz. Auch den Eingeborenen wird die neue
Ordnung der Dinge zugute kommen. Wie in Ostafrika
wird es einer kräftigen Verwaltung gelingen, den ewigen
Zwistigkeiten der Eingeborenen untereinander Halt zu
gebieten.
Für den Verzicht auf seinen Antheil an der unglück-
lichen Dreiherrschaft musste England entschädigt werden.
Man kann, wie in den letzten Wochen genügend betont
wurde, den Tauschwerth von Gebieten und politischen
Rechten nicht auf Heller und Pfennig berechnen. Die
deutsche Presse enthält sich daher im Allgemeinen des
Versuches einer solchen Berechnung. Kürzlich betonten
die englischen Blätter, dass England für seinen Verzicht
auf den strategischen Standpunkt, den es auf Samoa
hätte einnehmen können, eben in der Südsee einen
Entgelt erhalten müsste. Diesen Entgelt findet es haupt-
sächlich darin, dass Deutschland seine Rechte in den
bisher unabhängigen Tonga-Inseln preisgibt. Für Deutsch-
land war das Opfer nicht gross. Durch einen im Jahre
1876 abgeschlossenen Vertrag hatte Deutschland das
Recht erworben, auf den Tonga-Inseln eine Kohlen-
station zu errichten, dies hatte es jedoch unterlassen.
Auf diesen Inseln, die auf dem Wege zwischen Australien
und den Sam a-Inseln liegen, überwiegen die britischen
Interessen die deutschen ; der britische Gesammthandel
belief sich im Jahre 1897 ^uf 104.000^, der deutsche
auf 3g. 000 Sü ', der britische Schiffsverkehr ergab einen
Tonnengehalt von 70.000, der deutsche nur 2300. Eng-
land hatte bereits Vorkehrungen getroffen, um sich
gegebenenfalls der unter einem unabhängigen König
stehenden Inseln zu bemächtigen.
Durch Vertrag hatten Deutschland und England sich
verständigt, dass keine der beiden Mächte ohne die
Zustimmung der anderen von dem (1000 km- grossen)
Archipel Besitz ergreifen dürfte. Im Frühjahre dieses
Jahres wurde b kannt, dass der deutsche Vertreter auf
Samoa von dem König von Tonga die Auszahlung von
1 00.000 $ verlangt hatte, welche die Tongaleute deut-
schen Geschäftsleuten schuldeten. Als indcss die Zah-
lung verweigert wurde, drohte der Beamte mit dem
Erscheinen eines deutschen Kriegsschiffes, worauf das
britische Kriegsschiff „Tauranga" den Betrag über-
brachte und die Schadloshallung der deutschen Kauf-
leute ermöglichte. Dadurch sicherte England sich Rechte,
die ts in Folge des Vertrages vielleicht sofort geltend
machen wird.
Einen zweiten Vergleichspunkt bildet für England die
Abtretung dffr beiden Salomonsinseln Choiseul und
Santa Isab..'l. Nach der Menge wäre Deutschland bei
diesem Theile des Geschäftes im Nachtheil, da es
sich um ein Gebiet v.m über 12.000 km^ handelt. Die dem
Deutschen Reich verbleibende Hauptinsel BougaiuviUe
mit der vorgelagerten Bukainsel misst etwa \o.ooo km''.
Choiseul und Isabel sind indess von der Deutschen
Neuguinea-Conipagnie, an deren Stelle in diesem Jahre
bekanntlich die unmittelbare Verwaltung durch das
Reich getreten ist, nicht erschlossen worden und
konnten es auch kaum werden, einmal wegen der von
der Westküste beider Inseln weit hinausragenden Ko-
rallenriffe, dam weil sie wenig bewohnt sind — erst
am Südende von Isabel in der von hohen Bergketten
umgebsnen Tau-iendschifTliai findet sich bei dem Kakadu-
hafen wieder eine stärkere Bevölkerung — die Ein
wohner überdies stets in Krieg und Fehde liegen. Der
Handel mit diesen Inseln i.st noch gleich Null. Für die
iMigländer bedeutet die Erwerbung der genannten Ei-
lande und deren Nebeninseln eine Abrundung ihres
Besitze« in dem Salomooarchipel. Bongainville nnd Buka
sind schon wichtiger, weil hier, namentlich in der
Bougainviilestrasse, einige Handelsstationen vorhanden
sind, auf Buka der Carolahafen werthvoll ist, und auf
beiden Inseln die Möglichkeit zur Anlage von Pflan-
zungen gegeben ist, besonders an der Ostküste von
Bougainville.
Die Theiluog der neutralen Zone Togos darf nicht
ausschliesslich aU eine Gegenleistung des Deutschen
Reiches für den Verzicht Englands auf Samoa aufge-
fasst werden. Die Grenzlinie wird allerdiog« so gezogen
werden, dass der grösste Theil de« streitigen Gebietes,
etwa drei Fünftel, Elngland zufallen wird, und xwar mit
den I.^ndschaften, in denen Salaga und weiter nördlich
Gambaga liegen. Daher werden einzelne Colon ialfreunde
hier mit ihrer Kritik des Vertrages einsetzen. Bereits
werden Stimmen des Bedauerns darüber laut, dass
Deutschland Salaga nicht erhalten hat. Es ist indess
nicht unbekannt, dass diese früher stark bevölkerte,
für den Handelsverkehr mit dem Binnenlande so wich-
tige Stadt seit einigen Jahren in Folge von Kriegen mit
den Mohammedanern des Hinterlandes in einen Trümmer-
haufen verwandelt und dass der Handelsverkehr von
dort abgelenkt worden ist. Was die im äusscrsten
Norden, ganz von französischem Gebiet eingeschlossene
Landschaft Gambaga betrifft, die Deutschland erst im
Jahre «897 durch den Vertrag mit Frankreich erworben
hat, so schwebte sie gleichsam in der Luft Über der neu-
tralen Zone Deutschland erwarb endgiltig den wich-
tigen Ort Yendi und kann in Folge der Abrundung
seines Besitzes, wenn für die Herstellung einer guten
Verbindung zwischen der Küste üb.r Bismarckburg und
Vendi nach dem äussersten Posten in Sansance-Mangu
gesorgt wird, wohl hoffen, dass der Verkehr zwischen
dem sudanischen Binnenlande und der Küste zum
grö.ssten Theil auf deutschen Gebiete stattfinden wird,
namentlich wenn die g plante Landungsbrücke bei Ix>me
den Mangel an einem Seehafen ergänzen wird.
DIE TRANSAFRIKANISCHE TELEGRAPHENLINIE
CAPSTADT— CAIRO.
Ueber dieses grossartige Unternehmen liegen amtl'che
Nachrichten bis zum Beginne des laufenden Jahres vor,
aus denen zu entnehmen ist, dass Bau und Betrieb sich
in erfreulichem Fortgange befinden. Die Oberleitung des
Baues der Linie ist in die Hände des Verwaltungschcfs
ib Salisbury (Rhodesia) übergegangen. Die Hauptlinie ist
im Laufe des Jahres 1 8g8 bis nach Karonga in Rhodesia
am Nordende des Njassasees vorgerückt. Der neue Weg
von Umtali an der Grenze von Rhodesia und Portu-
giesischOstafrika nach Tete am 2^mbesi hat sich für
die Anlage der Telegrapiienlinie als sehr geeignet er-
wiesen. Let-^tere durchschneidet das portugiesische Colonial-
gcbiet so ziemlich an seiner schmälsten Stelle» um so-
dann wieder auf das Gebiet von Rhodesia, das sich
in einem Zipfel vom Südende des Njassasees bis getcen
den Zambesi hin keilförmig in das portugiesische Ost
afrika hinein erstreckt, überzutreten. Die Telegraphen-
linie läuft hier von Chiromo am Shirefluss über Cbik-
wawa, Bl.intyre, Zomba, Fort Johnsion an das Südeinle
des Njassasees, um von dort an dessen Westufer über
Kota Kota und Nkata Riy den augenblicklichen End-
punkt Karonga zu erreichen. Von Karonfta soll die
Linie der Grenze zwischen Rhodesia und Deutsch Ost-
afrika entlang nach Abercorn am Südende des Tanga-
njikasees weitergebaut werden. Diese J4'> km lange Strecke
war im verflossenen Frühjahre bereits nahezu ausgebaut.
Es ist also jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Bau-
arbeiten, den zwischen der deutschen Reichsregierung
und Cecil Rhodes getroffenen Vereinbarungen gemftiiS,
in das Gebiet von Deutsch Ostafrika ausrudehnen, wo
128
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
die Telegraphenlinie bekanntlich dem Ostufer des Tanga-
njikasees entlang und dann unmittelbar längs der West-
grenze der deutschen Colonie gegen den Congostaat geführt
werden soll bis zur Erreichung von BritischOstafrika.
An den obengenannten Orten Chiromo, Chikwawa,
Blantyre, Zomba, Fort Johnston, Kota Kota, Nkata Bay
und Karonga, ferner in Inyanga, Liwandi und Ruenya
hat die transafrikanische Telegraphengesellschaft im
Jahre 1898 Telegraphenstationen eingerichtet. Seit dem
ig. April 1898 ist der telegraphische Verkehr zwischen
der Capstadt und den obigen, tief im Innern Afrikas
gelegenen Orten nach und nach eröffnet und bisher
ohne Störung aufrecht erhalten worden. Es ist auch der
Anschluss der Transafrikalinie an das Staatstelegraphen-
netz in Portugiesisch Ostafrika hergestellt, dessen Stationen
im Laufe des Jahres 1 898 seitens der rührigen portu-
giesischen Colonialregierung um 22 — darunter z. B.
Tete am Zambesi — vermehrt worden sind. Die Gebühr
für ein gewöhnliches Telegramm von 10 Worten von
Capstadt nach dem 4262 km entfernten Karonga (der
äussersten zur Zeit erreichbaren Station der Transafrika-
linie) beträgt 6 sh., wovon die Capcolonie i sh., den
Rest von 5 sh. dagegen die Transafrikagesellschaft
bezieht.
In Bezug auf die muthmassliche Vollendung der ganzen
Linie und Herstellung der telegraphischen Verbindung
der Capstadt mit Cairo oder Alexandria hat die Tele-
graphenverwaltung der Capcolonie folgende Berechnungen
aufgestellt, die auf den Erfahrungen beruhen, die man
seinerzeit bei Erbauung der Telegraphenlinie von Ade-
laide nach Port Darwin gemacht hat. Diese grosse Linie,
die unter dem Namen Australian Trans-Continentalline
bekannt ist, durchschneidet das australische Festland
von Norden nach Süden und vermittelt die Hauptmasse
des überseeischen Telegrammverkehres mit Australien.
Ihre Länge beträgt 3175 km. Der Bau begann im October
1870 und wurde im August 1872 beendet; hat also
noch nicht volle zwei Jahre in Anspruch genommen.
Dabei musste er unter den ungünstigsten Verhältnissen
ausgeführt werden. Die Linie läuft nämlich durch eine
bis dahin fast völlig unerforschte Gegend mit einer
dünnen Bevölkerung. Fast nirgends war offenes Wasser
vorhanden, so dass die mit der Auskundung und Er-
bauung der Linie betrauten Colonnen in bestimmten
Abschnitten Brunnen graben raussten, um den Wasser-
bedarf zu decken. Die Schwierigkeiten der Beförderung
des Baumaterials waren ungeheuer. Noch heute können
die im Innern des Landes gelegenen sechs Telegraphen-
stationen nur einmal im Jahre mit Hilfe einer Büffel-
oder Kameelkarawane mit Mundvorräthen versehen werden.
Die Linie hat seit ihrer Errichtung sehr wenig Betriebs-
schwierigkeiten verursacht und trotz fortwährender Ge-
witterstürme und wolkenbruchartiger Regengüsse in der
Monsunperiode "nur selten Unterbrechung erlitten. Zieht
man die rückständigen Arbeiten an der TransafrikaHnie
zum Vergleich heran, so ergibt sich, dass die Verhältnisse
bei diesem Unternehmen weit günstiger liegen. Die
unvollendete Strecke von Karonga bis nach Faschoda,
wo die Transafrikalinie mit der dritten Zone der ägyp-
tischen Staatstelegraphenlinie in Verbindung gesetzt
werden soll, misst ungefähr 3105 km, ist also etwas
kürzer als die australische Linie Adelaide — Port Darwin.
Ein Stück nördlich von Karonga — die oben erwähnte
341) km lange Strecke Karonga — Abercorn • — ist dazu
schon beinahe vollendet. Die Gegend, durch welche die
Linie nordwärts zu führen ist, ist reich an Wasser
(Flüssen und Seen) und bietet einheimische Arbeitskräfte
in Fülle dar, so dass viele Schwierigkeiten, die beim ,
Bau der australischen Ueberla;.dlinie hervortreten, auf
afrikanischem Boden ganz wegfallen Auch die künftige
Unterhaltung der Linie dürfte keine unüberwindlichen
Schwierigkeiten bieten. Die Aussichten für die Voll-
endung des grossen Werkes in einem Zeitraum von
etwa zwei Jahren sind hiernach sehr günstig. Dass man
auf Seiten der Baugesellschaft mit diesem Erfolge bereits
rechnet, geht daraus hervor, dass die Gesellschaft die
capländische Telegraphenverwaltung schon um ihr Gut-
achten über die voraussichtlichen Betriebs- und Unter-
haltungskosten der fertigen Gesammtlinie, über die Punkte,
wo Betriebs- und Uebertragungsstationen einzurichten
sein werden, und über den Personalbedarf jeder Station
angegangen hat. Dieses Gutachten liegt der Gesellschaft
bereits vor nebst einem Tarifentwurf und einem Plane
über die Eintheilung der Gesammtlinie in eine Anzahl
von Betriebsabschnitten, von denen ein jeder einem
europäischen Inspector mit einem Stabe ausgebildeter
Leitungsaufseher aus der Zahl der Eingeborenen zu
unterstellen wäre. Der Betrieb ist folgendermaassen ge-
dacht. Das Telegraphenamt Capstadt arbeitet jetzt mit
Hilfe von zwei Uebertragungsstationen direct mit dem
Telegraphenamte in Salisbury (Rhodesia) auf eine Ent-
fernung von 2625 km. Dementsprechend müsste das
Amt Salisbury ohne Schwierigkeit mit der Station Aber-
corn am Tanganjikasee — Entfernung 197 1 km — arbeiten
können Wird diese Entfernung zusammengerechnet und
von der auf 10.730 km veranschlagten Gesammtlänge
Capstadt — Cairo in Abzug gebracht, so ergibt sich ein
Rest von 6130 km, der, in drei Betriebsabschnitte von
je 2043 km zerlegt, die Nothwendigkeit von fünf Ueber-
mittlungsstationen zwischen dem Cap und Cairo begründen
würde. Sobald die Linie völlig ausgebaut sein wird,
wird sich ohne Zweifel die Nothwendigkeit herausstellen,
einen zweiten Draht für den Localverkehr von Station
zu Station zu ziehen. Diese Arbeit wird indessen in Ab-
schnitten je nach den Bedürfnissen der verkehrsreicheren
Plätze ausgeführt werden. Die Bestimmung über diesen
Punkt unterliegt zur Zeit der Erwägung der Gesellschaft.
Soweit das Gebiet von Deutsch-Ostafrika in Betracht
kommt, ist die transafrikanische Telegraphengesellschaft
nach ihrem Abkommen mit der Reichsregierung ver-
pflichtet, ausser den für ihre Zwecke erforderlichen
Drähten für den Durchgangsverkehr einen weiteren Draht
zwischen den beiden der deutschen Grenze am nächsten
gelegenen Stationen von Rhodesia einerseits (hier wird
wohl Station Abercorn in Frage kommen) und Britisch-
Ostafrika andererseits auf ihre Kosten anzubringen. Dieser
Draht wird Eigenthum der deutschen Regierung und
ist für den telegraphischen Verkehr von Deutsch-Ost-
afrika bestimmt.
DER KAISERLICHE GEFANGENE IN CHINA.
Eioer Pekioger Correspoodenz der Münchener „Allg. Zig."
entnehmen wir folgende für die gegenwärtigen Regierungsver-
bältnifse in China bezeichnenden Mittheilungeo : Am 21. Sep-
tember war gerade ein Jahr vergangen, seit dem Herrscher des
Reiches der Mitte durch seine Tante und Adoptivmutter, die
Kaiserin-Witwe Tsu hsi, die Zügel der Regierung aus den
.schwachen Händen entwunden wurden und danfit die von ihm
inauguriiten Reformen ein jähes Ende fanden. Wären die Be-
ziehungen Chinas zum Auslande noch jetzt so lose wie etwa m
den Stchzigerjahren, so würde unzweifelhaft diesem Staatsstreich in
kurzer Zeit ein gewaltsamer Tod des zum Schattenkaiser degra-
dirten Kuanghsü gefolgt sein. Die Besorgniss vor einem Ein-
schreiten oder auch nur vor der abfälligen Kritik der fremden
Mächte hat wohl allein die Machthaber gehindert, dieses in
orientalischen Staaten sonst als selbstverständlicher Abschlrss
einer Palastrevolution geltende Mittel anzuwenlen. Vielleicht
glaubte auch die liebevolle Tante, dass es keiner künstlichen
Nachhilfe ihrerseits bedürfen würde, um den kränklichen Neffen
in ein besseres Jenseits zu befördern. Die Gesundheit dieses alle
Zeichen der Decadenz tragenden Abkömmlings der roliusten
Mandschuhäuptlinge ist stets delicat gewesen, er ist körperlich
ganz unentwickelt geblieben, misst kaum 5 Fuss und macht, ob-
*ohl er bald 30 Jahre alt wird, den Eindruck eines schwäch-
l'chen 15jährigen Knaben. Die herabhängende Unterlippe gibt
ihm einen apathischen Ausdruck, der aber durch die melan-
cholischen, klug dreinblickenden Augen gemildert wird Wie
.seine Adoptivmutter hat er eine für einen Mjndschu stark ge-
krümmte Nase. Der Arzt der französischen Gesandtschaft, der,
um die von der fremden Presse aufgestellte Behauptung, dass
der Sohn des Himmels ermordet worden sei, zu widerlegen,
bald nach dem Staatsstreich in den Palast gerufen wurde, um
^1
JEDNOTA^^
PO'.'ZMUZENI
PRÜM L>LU
W CECHACH
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIEKT.
m
den Kaiser zu untersuchen, gab lein Unheil dahin ab, dati der
hohe Patient höchstens noch acht Monate zu leben habe. Diese
Frist ist jetzt längst abgelaufen, und obgliich Kuanghsü durch-
aus noch nicht wiederhergestellt und es gänzlich auHgeichloi«en
ist, dass er je wieder in vollen Genuss der Gesundheit kommt,
hat sich sein Zustand gegen früher doch n cht wesentlich ver-
schlechtert. Wenigstens ist dies der Eindruck, den diejenigen
Europäer erhalten haben, die ihn kurze Zeit vor und bald nach
dem Staat."slreich und dann wieder in diesem Sommer, bei
Audienzen, aus nächster Nähe beobachten konnten.
Allerdings werden alle Opfer und sonstigen rituellen Hand-
lungen, die dem Gebrauch nach durch den Kaiser selbst als
Haupt der chinesischen Theokratie vollzogen werden sollen,
durch Stellvertreter verrichtet. Doch spielen hiebei vielleicht
auch andere Gründe mit, einmal Sparsamkeitsrücksichten, da bei
einem durch Stellvertieter dargebrachten Opfer nicht der>elbe
Aufwand gemacht zu werden braucht, als wenn der Himmels-
sohn selbst erscheint, und dann auch die Besorgnis«, Kuanghsü
könne die durch Entfernung aus dem Palast gebotene Gelegen-
heit zu einem erneuten Fluchtversuch benützen. Bald nach
seiner Vergewaltigung am 21. September v. J. halte er versucht,
aus dem Palast zu entkommen, um sich in dei englischen Ge-
sandtschalt zu verbergen. Dieser Plan wurde aber verralhen und
vereitelt. Während der chinesische Gesandte in London erklärte,
zwischen Tante und Neffe bestünden die herzlichsten Be-
ziehungen, wurde der Kaiser auf einer kleinen Insel in einem
der Teiche innerhalb der Palastgründe gefangen gesetzt. Die
steinerne Brücke, welche diese Insel mit dem Festland verband,
wurde zerstört und durch eine Planke ersetzt, die nur aufgelegt
wurde, wenn dem Sohne des Himmels seine kargen MahUeiten
durch einen Eunuchen gebracht wurden, oder wenn der
rechtmässige Herrscher über 400 Millionen Menschen in einet
Sänfte abgeholt wu'de, um als stummer Figurant einer Sitzung
des Staatsralhe« beizuwohnen, in der die Edicte redigirt
wurden, welche seine besten Freunde als Hochverräther brand-
markten, seine Reformerlässe für Unsinn erklärten und lück-
gängig machten.
Da der entthronte Herrscher sich allmälig in sein Schicksal
zu ergeben schien, wunle er wieder in dem westlichen Theil
des mitten in der Sta.lt Peking gelegenen Palastes ganz in der
Nähe der von der Regeotin bewohnten Räume untergebracht.
Dort ist auch jetzt noch seine Wohnung. Bei dem Empfang
der Gemahlinnen d<'r in Peking residireuden fremden Vertreter
durch die Kaiserin-Regentin am 13. December v. J. war
Kuanghsü als stummer Zuschauer zugegen und gab von seinem
etwas tiefer als der Thronsessel seiner Tante placirten Sitz aus
jeder einzelnen der sieben Damen mit verlegenem Lächeln die
Hand.
In diesem Jahre hat der Kaiser wiederholt ohne Beisein der
Regentin fremde Gesandte in Audienz empfangen, wobei er
dann kaum ein Wort sagte, während er vor dem Staatsstreich
ohne Befangenheit mit einer dünnen knabenhaften Stimme zu
sprechen pllpgte. Es wird erzählt, dass er bei den Staatsraths-
Miiungcn auch jetzt noch vollständig stumm ist und es aus
Trotz ablehnt, irgendwie an der Erleligung der Gesc^-äfie theil-
zlinehmen. Dies würde darauf hindeuten, dass seine Resignation
nur fingirt ist. Vor Kurzem ging das Gerücht, er habe einen
neuen wieder vereitelten Fluchtversuch unternommen, indem er
sich, in Decken gewickelt, durch ihm ergebene Eunuchen aus
dem Palast hinaustragen lassen wollte. Auch heisst es, er habe
in eintm durch Vermittlung des japanischen Gesandten in
Peking an den Kaiser von Japan gerichteten Brief um Be-
freiung und Hilfe gefleht Wieweit diese Gerüchte auf Wahr-
heit beruhen, ist schwer zu sagen, doch lässt sich der Schluss
daiaus ziehen, dass der junge Kaiser sich keineswegs so ganz
in seine Lage gelügt hat. Doch besitzt er peisönlich nicht die
nöihige Eneigie, um sich selbst daraus zu befreien; auf Be-
freiung durch ihm ergebene Anhänger kann er aber nicht
rechnen, da diese einflusslos sind. Das köipeiliche Befinden des
Kaiseis ist derart, dass er nrch jahrelang forivegetiren, ebenso
gut aber sein Tod ganz plötzlich eintreten k:inn.
CHRONIK.
Asien.
Asiatische Türkei. Im Gebiete des Mäanderflusses dauern
die Erdbebenstösse wochenlang an. Die Anzahl der Opfer
des Erdbebens in den Vilajets Aidin und Smyrna wird
mit 10.000 angegeben; im Vilajet Smyrna sollen So.C'io
Personen erwerbslos geworden sein. Zum Zwecke der
Hilfeleistung beabsichtigt die Pforte, im Vilajet Smyrna
tlen Eingangszoll auf VVaaren auf ein Jahr um 3 Percent
zu erhöhen, und verlangt hiezu die Zustimmung der
diplomatischen Kreise. — In Basra kommen Erkrankungen
und '1' ■desfälie an Cholera vor.
Arabien. Die militärische Lage im Vilajet Jemen soll
günstig sein, und die Pacification macht in Folge der
administrativen MaaMoahmen Fortschritte. Nach Hedschas
und Jemen werden keine neuen Truppen gesandt, anch
werden für diese Landestheile keine ausserordentlichen
Verfügungen getroffen, da hiezu keinerlei Anlass vorliegt,
indem die Gerüchte von angeblichen Unruhen daselbst
keine Bestätigung fanden.
Persien. In Kaswin findet ein Aufstand statt, der gegen
die dortigen Christen, hauptsächlich armenische und
russische Kaufleute, gerichtet ist. Eine fanatisirte Rotte
von 400 Personen, darunter Priester und Studenten,
bricht in Häuser ein, plündert sie und greift die In-
wohner an. Der Schah verspricht Truppen zur Bestrafung
der Uebelthäter zu schicken, und der Gouverneur von
Kaswin verhaftet etliche 300 Personen, denen er theils
die Bastonnade geben, theils die Hände, Nasen oder
Ohren abschneiden lässt. Der Aufruhr soll von der per-
sischen Geistlichkeit angezettelt worden sein, die sich
über die von den Russen hergestellte und jüngst eröffnete
Strasse von Rescht nach Teheran ärgert.
Afghanistan. Der Emir von Afghanistan soll wahn-
sinnig sein, und man ist auf einen Thronwechsel gefasst.
Birma. Sepoys der Karen- Militärpolizei rufen im
birmanischen Theater im Monywa eine Unruhe hervor;
zwei Tage später dringen sie wieder in das Theater ein,
greifen englische Polizei' 'fficiere an und verwunden einen
davon schwer. Nach Monywa wird ein Detachement
indischer Militärpolizei geschickt.
China. In der Provinz Schantung sind neue Unruhen
zu erwarten, die sich gegen die Missionäre tmd die
christlichen Chinesen richten; die Gesellschaften vom
Grossen Schwert und von der Rothen Faust rüsten sich
zu neuerlichem Vorgehen. Im Hinterlande von Kiautschau
kommen neue Unruhen vor; es kommt zu Gewaltthätig-
keiten, bei denen sechs Chinesen erschossen werden.
Der deutsche Gesamlte in Peking stellt der chinesischen
Regierung ein Ultimatum, womit gedroht wird, dass
Deutschland, wenn China nicht sofort die nöthigen
Schritte thue, um Ruhe und Ordnung wieder herzu-
.stellen und aufrecht zu erhalten, selbst eingreifen und
mit Gewalt dafür Sorge tragen werde, dass den deut-
schen Unternehmungen Schutz zu gedeihlicher Entwick-
lung zutheil werde. — Der Bau der Schantung-Eisenbahn
(des Unternehmens der in Berlin errichteten deutschen
Schantung-Eisenbahngesellschafl), der zunächst die Strecke
vom deutschen Hafen Tsingtau bis zu der chinesischen
Provinzialhauptstadt Tsinanfii, beiläufig 400 km, um-
fassen wird, ist bereits sowohl von Tsingtau als von
der chinesischen Kreisstadt Kiautschau aus rüstig in An-
griff genommen. — In Dschenhuaihsien in der Provinz
Kweitschau bricht ein Aufstand aus, und es wird der
Mandarin ermordet; die Lage wird für ernst angesehen.
— Die chinesische Regierung beschliesst die Errichtung
einer neuen Truppen macht von 12.000 Mann, die bei
Juetschau (Lientschau ?) aufgestellt werden soll, sobald
die jetzt betriebenen Unterhandlungen mit den Fran-
zosen über Kwangtschauwan, das französische Pacht-
gebiet auf der Halbinsel Leitschau, abgeschlossen sind.
Korea. Russland beabsichtigt, die Insel Korgoda in
der Meerenge von Korea als Flottenstutzpunkt zwischen
Wladiwostok und Port Arthur zu besetzen.
Japan. In einem Theile von Mittel- und Ostjapan
wuthet ein Teifun und richtet an der Elmte und
sonstigem Eigenthum grossen Schaden an ; in der Nähe
von Utsunomiya weht der Stur.u einen Eisenbahnrag
von der Brücke in den Fluss, wobei fünfzig Personen
getödtet werden.
Bomeo. In Kindanga (Süd-Bomeo) bricht eine Meuterei
aus; zwei holländische Staatsbeamte werden getödtet,
zahlreiche Rebellen werden gctö«Itet, verwundet oder
gefangen. Die Ruhe ist wieder hergestellt.
Philippinen. Zwischen Bacoor und Imus, südlich von
Manila, finden Kämpfe statt, die vorerst mit der Ver-
treibung der Eingeborenen vom Imusflusse enden; doch
sammeln sich die Philippiner wicrler hart an der Bucht
130
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
von Cavite und dem Flusse, die Kämpfe werden wieder
aufgenommen, und die Amerikaner säubern ein Gebiet
von lO km Länge und 3 km Breite bis nach San Fran-
cisco de Malabon herunter. Die Eingeborenen leisten
der Colonne des Generals Schwan hartnäckigen Wider-
stand, besonders bei Cavite viejo und Noveleta. Um
San Francisco, wo 5000 Feinde stehen sollen, wird eine
wirkliche Schlacht erwartet, doch ziehen sich die Phi-
lippiner schon vorher zurück. Nach einem Vorstoss in
der Richtung auf Perez das Marinas kehrt General
Schwan um und überlässt das ganze Gebiet wieder dem
Gegner. Nur die Linie Imus — Bacoor bleibt wie vor in
den Händen der Amerikaner. Im Norden finden Ge-
fechte östlich und westlich von Bacolor statt, und General
Young besetzt Aragat am Rio Grande de la Pampanga,
20 km nordöstlich von Bacolor. Die amerikanische Re-
gierung beschliesst, ein Geschwader nach Manila zu ent-
senden und den Feldzug auf den Philippinen in energi-
scher Weise führen zu lassen. Man plant eine Theilung
der Philippinen-Armee in vier Departements, von welchen
drei für die Insel Luzon bestimmt wären und das vierte
die Inseln Panay, Cebu, Negros u. s. w. umfassen sollte.
Ceram. Ein Erdbeben zerstört vollständig die Stadt
Amahai an der Südküste der Insel Ceram, wobei 4000
Menschen getödtet und 500 verletzt werden. Die dortige
Garnison und die Civilbehörden nehmen keinen Schaden.
Afrika.
Marokko. An der marokkanischen Grenze findet zwi-
schen regulären Truppen des Sultans und einem Rebellen-
stamm ein Kampf statt. Auf Befehl des Sultans war eine
militärische Abtheilung zu dem Stamm geschickt, um poli-
tische Agitatoren, die dort Zuflucht gesucht hatten, festzu-
nehmen. Der Stamm empfing die Truppe mit einem
Kugelregen und schlug die Soldaten in die Flucht ; von
diesen wurden mehrere getödtet und verwundet. Einer
der gesuchten Unruhestifter wurde festgenommen und
misshandelt, und in Folge eines Versehens wurde dem
Sohne des Scheichs von den Soldaten der Kopf abge-
schlagen. — Demnächst wird in Marokko eine deutsche
Postanstalt eröffnet werden, deren Hauptbureau sich in
Tanger befinden wird.
Aegypten. Die Pest in Alexandrien wird als erloschen
betrachtet, nachdem dort im Monat September nur drei
Pestfälle vorgekommen sind und seit i. October kein
neuer Pestfall mehr zu verzeichnen ist.
Aegyptischer Sudan. Lord Kitchener gibt die Absicht
auf, den Khalifa zu bekämpfen, der mit seinen auf über
10.000 Mann angewachsenen Anhängern auf dem Dschebel
Gedir verweilte und bereits kurze Vorstösse in dem ihm
im Vorjahre abgenommenen Gebiete unternommen hat,
da der Khalifa sich in das Innere von Darfur zurück-
zieht. Wegen des Transvaal- Krieges wird vorderhand
keine weitere Expedition gegen den Khalifa, sondern
nur ein Recognoscirungszug nach Dschebel Gedir unter-
nommen.
Französischer Sudan. Die Mittheilung, dass Oberst-
lieutenant Klobb und Lieutenant Meunitr der Insubordi-
nation der Hauptleute Voulet und Chanoine zum Opfer
gefallen sind, ist dahin richtigzustellen, dass nur Klobb
gefallen ist, Meunier aber seinen Verletzungen nicht er-
legen ist und sich auf dem Wege der Genesung be-
findet. Voulet und Chanoine sind von ihren eigenen
Leuten erschossen worden, und ist der Hergang folgender:
Nachdem Klobb gefallen war, stellte V(pulct seinen Leuten
frei, ihn zu verlassen, und mit den ihm Bleibenden
wollte er im Innern des Sudan einen unabhängigen
Staat gründen. Chanoine schloss sich Voulet an, und
Beide rückten mit ihren Senegalsc'nitzen nach dem Dorfe
Mayhri weiter. Indessen hatten sich die Lieutenants
Pallier und Toalland nach dem D >rfe Nafouta begeben,
wo Meunier in ärztlicher Behandlung lag. Dorthin ent-
wischten nun auch die beiden Sergeanten, die Voulet bei
sich zurückbehalten hatte, und bald darauf revoltirten
auch Voulet's Scharfschützen und nahmen, da sie Mayhri
verliessen, auch die Kanone mit. In einiger Entfernung
feuerten sie auf Mayhri und tödteten sie Chanoine, der
gegen sie vorrückte; hierauf zogen sie sich mit den
beiden Sergeanten wieder nach Mayhri zurück. Voulet
ergriff die Flucht, doch als er am folgenden Tage nach
Mayhri zurückkehren wollte, wurde er von einer Schild-
wache erschossen. Sämmtliche Scharfschützen zogen nun
nach Nafouta, um sich mit Pallier und Toalland zu ver-
einigen. Lieutenant Pallier übernahm das Coramando,
um die Expedition mit der Mission Foureau-Lamy zu
vereinigen und sich selbst unter den Befehl des Majors
Lamy zu stellen. Die Expedition besetzte die Ortschaft
Zinder und schlug den Häuptling in die Flucht, der den
Forschungsreisenden Cazemajou ermordet hatte. Die
Ueberbleibsel der Expedition Cazemajou wurden aufge-
funden. Wegen der zweifelhaften Haltung der Einge-
borenen ging Pallier nicht weiter gegen Osten vor. Er
verliess Zinder, Hess dort Toalland mit 200 Mann und
Meunier zurück und näherte sich der Sudan- und Da-
home-Telegraphenlinie, um dem Colonialminister die ge-
forderten Nachrichten zu übersenden. — Die Expedition
Foureau-Lamy ist thatsächlich bei guter Gesundheit am
Tschadsee eingetroffen. — Der französische Forscher Be-
hagle wird vom Sultan Rabbeh am Tschadsee gefangen
genommen und als Geisel zurückgehalten. Behagle, der im
Auftrage mehrerer französischer HandelsfirmenCentralafrika
dem Handel erschliessen sollte, war so unvorsichtig, ohne
bewaffnete Begleitung zu reisen. — Ein Decret über die
Reorganisirung der Regierung des französischen Gebietes
von Westafrika bestimmt, dass die gegenwärtig zu Sudan
gehörigen Gebiete fernerhin nicht mehr eine autonome
Colonie bilden, sondern dem Senegalgebiete, der Elfen-
beinküste, Dahome und Guinea angeschlossen werden
sollen.
Rriiisch-Somaltland. Der Mullah Muhammed ibn Ab-
dallah, der sich für den Mahdi ausgibt nnd als heilige
Person bei den Muslimen grosses Ansehen geniesst,
stiftet mit Hilfe seiner fanatischen Krieger in der Gegend
von Berbera Unruhen an, und seine Leute rauben die
Gegend aus. An der Küste von Berbera werden eng-
lische Truppen gelandet, um die Ruhe wieder herzu-
stellen, und bei einem Zusammenstoss mit den An-
hängern des Mullah in der Nähe von Berbera wird eine
grössere Anzahl von Eingeborenen getödtet.
Kamerun. Hauptmann v. Kamptz ist mit der Schutz-
truppe auf einer Expedition in Adamaua zum zweiten-
male in Tibati einmarschirt und hat den dortigen ein-
heimischen Gewalthaber gefangen genommen. — Auf-
ständische Balineger unternehmen Raubzüge gegen die
Niederlassungen Kribi und Batanga und zerstören die
Missionsstationen und die kleinen Zweigfactoreien, Das
Gefecht, das der commissarische Bezirkshauptmanu
v. Malsen auszuhalten hat, dauert vier Tage; der Feind
hat 80 Ti'dte, von den Weissen sind nur zwei, darunter
auch Malsen, verwundet. Vorläufig ist die Ruhe wieder
hergestellt. — Die deutsche Expedition unter dem
Lieutenant v. Queis, dem bisherigen Leiter der Station
Rio-del-Rey, wird bei dem Dorfe Ndebidschi, da Herr
V. Queis einen widerspenstigen Häuptling niederschiesst,
der sich nicht nach der Küste escortiren und Lasten
tragen will, bei der Uebersetzung eines Flusses von den
Eingeborenen von hinten her angegriffen, und es kommt
zu einem Kampfe, in welchem fast sämmtliche Mit-
glieder der Expedition niedergemacht werden. Nach
diesem Siege greifen die Eingeborenen eine benachbarte
englische Factorei an und plündern sie. Lieutenant
v. Queis und der ihn begleiten le Herr Lohmeyer sollen
sich am Leben befinden.
Congostaai. Ueber den Zusammenstoss der Congo-
truppen unter Baron Dhanis mit aufrührerischen Ein-
geborenen in Sungula wird gemeldet, dass zwischen der
500 Mann starken Colonne Dhanis und 1200 Ein-
borenen ein heftiger Kampf stattfand, bei welchem die^e
OSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Ul
300 Todte und noch mehr Verwundete hatten. Nachdem
Dhanis die Aufständischen aus Kambambara vertrieben
hatte, zogen sich diese nach der Nordspitze des
Tanganjikasees zurück, und Dhanis glaubt, dass sie sich
auf deutsches Gebiet geflüchtet haben und sich dort
unterwerfen werden.
Südafrikanische Republik. Transvaal sendet an Eng-
land ein Ultimatum, worin es die Zurückziehung der
englischen Truppen von der Grenze Transvaals inner-
halb 48 Stunden verlangt. Die Buren besetzen I^ingsnek
und rücken in Natal ein. Der Krieg beginnt. Kaflfern
plündern die Geschäftsplätze und Häuser im östlichen
Theile des Randgebietes; sie werden von einer Polizei-
abtheilung zerstreut. Bürger des Oranje - Freistaates
belegen in Harrismith (OranjeFreistaat) einen Eisen-
bahnzug mit Beschlag, der der Regierung von Natal
gehört. Die Buren besetzen Newcastle, greifen Mafeking
an, und nehmen mehrere Dörfer, darunter Lobatsi; sie
werden mit Verlusten vor Mafeking zurückgeschlagen.
Die Buren greifen das Lager von Glencoe an, doch
wird ihre Position von den Engländern genommen. Sie
besetzen Vryburg. Nach einem heftigen Kampfe wird
Elandslaagte von den Engländern eingenommen. Die
Buren nehmen Klipdam, nordwestlich von Kimberley.
Die Engländer müssen sich nach einem heftigen Gefechte
bei Elandslaagte gegen das Centrum der Linie Lady-
smith zurückziehen. General Yule zieht sich auch von
Glencoe zurück, und dieses wird von den Buren abge-
schnitten und völlig eingeschlossen. Vor Kimberley
finden Kämpfe statt, und Mafeking wird beschossen. In
Rhodesdrift kommt es zu einem Scharmützel, wobei
beide Theile Verluste erleiden. Die gesammte englische
Streitmacht wird auf I^adysmith zurückgeworfen. Die
Buren beschiessen Ladysmith, und die Engländer erleiden
eine empfindliche Niederlage. 2000 Mann der Division
White fallen den Buren in die Hände.
Belschuanaland. Eine starke Burenabtheilung bedroht
den Häuptling der Bamangwatos im Betschuanaland; der
Bakathiastamm bleibt loyal. — Im ganzen Betschuana-
lande und in West-Griqualand herrscht in Folge des
Ausbleibens der Zufuhr grosser Mangel an Lebensmitteln ;
man erwartet eine Hungersnoth. — Die Regierung von
Transvaal erlässt eine Proclamation des Inhaltes, dass
sie das Griqualand und das Betschuanaland annectire.
Der Commandant von Kimberley erlässt eine Gegen-
proclamation, worin er erklärt, dass die Proclamation
der Buren keine Kraft habe. Ebenso wird eine vom
Oranje- Freistaate erlassene Proclamation, in welcher
ein Theil der Capcolonie als Gebiet des Freistaates
erklärt wird, vom Gouverneur Miiner als nichtig be-
zeichnet.
Australien.
Samoa. Die Lage auf Samoa ist bedenklich, und es
wird der Ausbruch neuer Unruhen befürchtet. Auch die
Lage der drei Consuln, die als provisorische Regierung
zurückgelassen wurden, ist schwierig; unter ihnen soll
Spannung herrschen. Dreizehn Häuptlinge der Mataafa-
Partei geben vor, die Regierung von Samoa zu bilden,
und erlassen eine Proclamation, betreffend die Ent-
richtung einer Kopfsteuer von einem Dollar. Dagegen
erlässt Solf ohne Zustimmung der Consuln eine Pro-
clamation, in welcher er die Zahlung einer Kopfsteuer
anordnet. Die Anhänger Mataafa's rufen Unruhen hervor
und beginnen nur aus Scheu vor den Kriegsschiffen
nicht den Kampf Die Eingeborenen beider Parteien .sind
gut bewaffnet, da die Consuln ihnen. Flinten und Revolver
zu behalten gestattet haben.
MISCELLEN.
Das englische Eisenbahnproject Alexandrien—
Shanghai. Die rus»ische amtliche „Handel»- und
Industrie-Zeitung" beschäftigt »ich io ihrer Nr. 192
eingehend mit dem im Septemberhefte der „Nineteenht
Century'- abgedruckten Project von C. A. Moreing,
seitens Englands eine Eisenbahn zu bauen, die von
Alexandrien bis China, durch Mesopotamien, längs des
persischen Meerbusens, durch Indien und Birma, mit
Fortsetzung auf chinesischem Gebiete bis Shanghai führt.
Die Gesammtlänge dieser Linie würde etwa 6670 (eng-
lische Meilen betragen, wovon ungefähr 2000 Meilen
bereits gebaut sind.
Das russische amtliche Blatt ftihrt ans: „Der eng-
lische Verfasser wirft die Frage auf: Welche Antwort
muss England auf die letzten politischen Eroberungen
Russlands geben, die dasselbe mit der Erbauung der
sibirischen Bahn gemacht hat? Und er beantwortet die
Frage damit, dass er sagt: England müsse denselben
Weg gehen und mit denselben Waffen kämpfen. Der
Weg und die Waffen sind vorstehend schon bezeichnet
durch die projectirte Bahn, die nach Meinung des eng-
lischen Verfassers die wirthschaftliche und politische
Bedeutung der grossen sibirischen Eisenbahn aufheben
müsse."
Die „Handels- und Industrie-Zeitung" weist im weiteren
Verlaufe der Besprechung des Projectes darauf hin, dass
durch dasselbe mehrere fremde Staaten berührt werden,
uämlich Egypten auf 250 Meilen, die Türkei auf 1000
Meilen, Persien auf 700 Meilen und China auf 1 600 Meilen.
Wenngleich der englische Verfasser diesem Umsunde
keinerlei nennenswerthe Bedeutung beimisst und die An-
sicht vertritt, dass etwaige grundsätzliche Bedenken
leicht beseitigt werden könnten, glaubt das rassische
Blatt doch auch schon hierin eine Schwierigkeit lu
sehen, die sich einem derartigen, grossartigen Eisenbahn-
bau entgegenstellen würde. „Ein weiteres, noch viel
wichtigeres Bedenken," fährt die „Handels- und Industrie-
Zeitung" fort, „das gegen den Plan spricht, scheint den
Verfasser auch nicht aufzuregen. Es fragt sich nämlich,
wie wohl die Durchführung des Planes auf die Inter-
essen der britischen Handelsflotte rückwirken würde?
Durch die geplante Bahn werden die Entfernungen zwischen
Europa und den chinesischen Hafenplätzen in so be
deutendem Maasse abgekürzt, dass die Dampferlinien,
aus denen England gegenwärtig so überaus ansehnliche
Vortheile zieht, in ganz erheblichem Maasse an
Bedeutung einbüssen würden. Ausserdem aber ist an
den bestehenden überseeischen Verkehrsrouten keines-
wegs allein England betheiligt, denn der Wettbewerb
Deutschlands mit ihm tritt immer stärker hervor. Es ist
klar, dass Deutschland, ganz abgesehen von sehr vielen
anderen Gründen, schon aus dem oben erwähnten
Grunde nicht gleichmüthig sich zu etwaigen Eisenbahn-
bauten in der Türkei, Persien und China durch die Eng-
länder verhalten kann." Interessant sind die Erwägungen,
durch welche der englische Verfasser die Befürchtungen
für einen gedeihlichen Fortbestand der englischen
Handelsflotte zu beseitigen sucht, falls da« von ihm be-
fürwortete Project zur Ausführung kommen sollte: er
sagt, „dass dem gedeihlichen Fortbestände unter allen
Umständen dieselbe grosse Gefahr auch schon von der
sibirischen Bahn droht !" Nach einer Auseinandersetzung
über die Dauer der Reise über Sibirien und durch den
Suezcanal und unter dem Zugeständnisse, dass der eng-
lische Verfasser den Einfluss der sibirischen Bahn nicht
Überschätzt, findet das russische Blatt es nicht be-
greiflich, warum England zu der einen Ge&hrquelle fitr
den gedeihlichen F. rt bestand seiner Handelsflotte sich
selbst noch eine zweite schaffen will.
„Bei einer ruhigeren Prüfung der Frage," meint du
Blatt zum Schlüsse, „würde man sich Uberseogen, dm
die Gefahr, d>e der britischen H.iiidebflotte nach VoU-
132
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
endung der grossen sibirischen Bahn droht, nicht so
gross ist, als es sich der Verfasser vorstellt; aller
Wahrscheinlichkeit nach wird sich der Einflussbereich des
neuen Verkehrsweges im Post- und Personenverkehre
kaum südlicher als bis nach Shanghai erstrecken. Die
Erwägungen des Blattes sind viel mehr von politischer
Leidenschaftlichkeit erfüllt, als von dem Bestreben, die
wahren Aufgaben der britischen Politik im Osten klar-
zustellen. Schon mit der Fragestellung begeht der Ver-
fasser — vielleicht mit vollem Bewusstsein — einen
Irrthum. England braucht gar nicht auf Russlands Er-
folge zu reagiren, weil unsere letzten Schritte im fernen
Osten sich einzig als die vollkommen berechtigte Wieder-
herstellung allzu lange vernachlässigter Interessen dar-
stellen. Ausserdem hatten alle dahin zielenden Maass-
nahmen nur Culturaufgaben im Auge, welche den be-
rechtigten Interessen anderer Mächte im Stillen Ocean
keinen Abbruch thun können. Zu meinen, wie es einige
englische Pohtiker thun, es sei mit diesen Schritten
auf irgend jemandes .erworbene' Rechte abgesehen,
wäre oifenbar politische Kurzsichtigkeit. Wir glauben
jedoch, dass die öffentliche Meinung Englands nüchtern
und besonnen bleiben wird, und dass man sie kaum
durch Projecte erschüttern kann, die politischen Leiden-
schaften ihren Ursprung verdanken."
Zu diesen Auslassungen des russischen amtlichen Organes
macht die „Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahn-
verwaltungen" folgende Bemerkungen : Das ist die Antwort,
die die amtliche „Handels- und Industrie-Zeitung" auf das
Bekanntwerden des englischen Projectes ertheilt! Man muss
sagen, die Russen leiden offenbar an Beklemmungen, und
dass aus den Zeilen sehr wenig vertrauensvolles und zuver-
sichtliches Selbstbewusstsein, wohl aber die Befürchtung,
überflügelt zu werden, spricht; dies bewirkt die Verthei-
digung, ja sogar die Herabminderung der Bedeutung
des eigenen grossen Werkes und die eigenartig wirkende
Besorgniss, die Engländer könnten ihrer eigenen Handels-
flotte durch den geplanten Eisenbahnbau schaden.
Wenn sonst nichts hindernd in den Weg tritt, so
kann man wohl nicht mit Unrecht annehmen, dass diese
freundschaftlichen Auslassungen über eventuelle, für Eng-
land schädliche Folgen des Unternehmens auf ökonomi-
schem Gebiete die Engländer kaum von der Ausführung
des Unternehmens zurückzuhalten geeignet sein werden.
Sehr viel wahrscheinlicher ist es aber, dass andere,
schwerwiegendere politische Hindernisse sich entgegen-
stellen werden. Daher hätten die Russen mit ihren Be-
fürchtungen noch etwas geheimnissvoller umgehen
können.
Die neue Landstrasse von Rescht nach Teheran.
Zwischen das Kaspische Meer und Teheran legt sich
gewissermaassen als Mauer das Elbrusgebirge, dessen
schwer gangbare Pässe den Handel zwischen der persi-
schen Hauptstadt, und dem Kaspischen Meere zu weiten
Umwegen zwangen. Russland rang vor einigen Jahren
im Bestreben, der russischen Industrie die Pfade im
Perserreiche zu ebnen, der persischen Regierung auf
diplomatischem Wege die Genehmigung zum Bau einer
Landstrasse über das Elbru.egebirge ab. Der Bau begann
vor drei Jahren und ist bis jetzt von Rescht am Kaspi-
schen Meere bis Teheran vollendet. Die 3.50 km lange
Strecke hatte, wie wir in der „Geographischen Zeit-
schrift" lesen, grosse technische Schwierigkeiten zu über-
winden, ausserdem forderte die Malaria unter den Ar-
beitern an die 300 Opfer. Da die persische Regierung
der Strasse nicht ohne Grund grosses Misstrauen ent-
gegenbrachte, so musste Russland besonderes Entgegen-
kommen zeigen, obwohl es die Strasse auf seine Kosten
anlegte. Den russischen Beamten if t daher nur das Recht
der Aufsicht über den Zustand der Strasse und der an
ihr entlang führenden Telegraphenlinie eingeräumt, wäh-
rend die Verwaltung völlig in den Händen der persi-
schen Regierung ruht, die auf der ganzen Strecke neun
Schlagbäume errichtet und von jedem Passanten einen
sehr hohen Zoll erhebt, Das Misstrauen der persischen
Regierung ist erklärlich, denn die neue Strasse ist nicht
nur ein commercielles, sondern ein ebenso wichtiges
strategisches Einfallsthor von Russland in das persische
Reich. Der Verkehr über das Kaspische Meer geht auf
Dampfern nach Enseli Pirbazar, dem bei Rescht liegenden
Landungsplatze. Wie verlautet, wird die russische Regie-
rung die Strasse weiter bis Ispahan bauen.
Grosse Feuersbrünste in Japan. Von einem schweren
Geschicke wurden am 12. August die beiden Städte
Toyama in der Provinz Etchu und Yokohama betroffen.
Ein des Morgens um 1 1/3 Uhr ausgebrochenes Feuer,
das bis 10 Uhr Vormittags währte, legte fast die Hälfte
von Toyama in Schutt und Asche. Von den 16.000
Häusern fielen 6000 den Flammen zum Opfer. — In
Yokohama nahm ein Brand, der um g Uhr Abends zum
Ausbruch kam, einen ähnlichen Umfang an. 17 Strassen
wurden in Trümmerhaufen verwandelt, 3207 Häuser
brannten vollständig und 46 theilweise nieder, und das
in einem Zeiträume von nur 5'/» Stunden, Man zählte
12 Todte und 7 Verwundete. Yokohama hatte insge-
sammt 3".474 Häuser mit 179.502 Einwohnern. Das
Fremdenviertel hat keinen Schaden genommen. Die
grosse Ausdehnung des Brandherdes und die rasende
Geschwindigkeit, womit das Feuer um sich griff und
dadurch in der kurzen Zeit solch unbeschreibUche Ver-
heerungen anrichten konnte, ist hauptsächlich der grossen
Trockenheit und dem herrschenden Winde zuzuschreiben.
Russisches Postwesen In -China. Russland besitzt, wie die
„Times" mittheilt, zur Zeit in China in 60 Städten Postämter.
Es hat die Controle über den Postweg, der von Kjachta (südlich
vom Kaikal-See, an der Grenze der Mongolei) über Urga, Sair-
Ussu durch die Mongolei, dann über Kaigan und Peking nach
Tientsin führt. Auf dieser Postroule werden Briefe von Kjachta
nach Tientsin und umgekehrt viermal im Monat befördert ; einmal
im Monat verkehrt zwischen den beiden Plätzen eine Packetpo.«t.
Dieser Postweg wird nicht nur von Russland, sondern auch von
anderen europäischen Ländern für briefliche Correspondenz mit
China vielfach benützt. Neben diesen Postanstalten auf der Route
Kjachta -Tientsin besitzt Russland in Shanghai, Tschifn, Hang-
tchau und ausserdem in Tschuguschak und Kuldscha (an der
Grenze der Tschungarei) selbständige Postämter. Mit der Voll-
endung der russischen Eisenbahn nach Ostchina wird natürlich
eine Anzahl neuer Postämter eröflfnet werden; auch sind selbst-
verständlich bei der Occupation der Kwantung-Halbinsel in Port
Arthur, Talienwan und anderen Plätzen Postverbindungen ge-
schaffen. Das Porto für Briefe nach russischen Postanstalten in
China beträgt von sämmtlichen russischen Städten aus nicht mehr,
als der innerrussische Tarif vorschreibt, d. h. sieben Kopeken.
Das Telegraphensystem ist ausschliesslich in chinesischem Besitze
und mit dem submarinen Kabel der Great Northern Telegraph
Company nach Wladiwostok und darüber hinaus verbunden ;
auch mit dem russischen Landtelegraphenneti, das Blagowist-
schensk, Nowokiewsk, Sartak und Kjachta berührt, steht der
chinesische Telegraph in Verbindung. Auf der Postlinie Kjachta —
Tientsin ist der chinesische Telegraph auf der westlichen Seite
von Kjachta und auf der östlichen Seite von Tientsin bis Kaigan
fertiggestellt. Das fehlende Stück von Urga bis Kaigan (über
1000 km) soll angeblich noch im Laufe dieses oder Anfang
nächsten Jahres dem Betriebe übergeben werden können, und
damit wäre dann St. Petersburg via Kjachta in directer tele-
graphischer Verbindung mit Peking. Andererseits wird mit der
Fertigstellung der sibirischen Bahn Russland eine eigene directe
Telegraphenleitung nach Port Arthur und Talienwan haben. Die
Telegraphengebühr wird dann ebenfalls nicht mehr betragen als
der gewöhnliche russische inländische Tarif. Es ist als sicher
anzunehmen, dass die chinesische Regierung eine besondere Post-
convention mit Russland abschliessen wird, um so die Vortheile
des Weltpostvereines zn geniessen. In seinen Postanstalten in
Peking, Tientsin, Shanghai, Tschifn und Hangtschau wird
Russl«nd seine gewöhnlichen Inlandsfreimarken, die indessen
noch die russische Bezeichnung für China tragen, verwenden,
und ■ zwar werden Postwerthzeichen von einem, zwei, drei, fünf,
sieben und zehn Kopeken in Verkehr gebracht werden. Bekannt-
lich führen auch die anderen europäischen Länder in ihren aus-
ländischen Postanstalten dieselben Marken wie in der Heimat.
PAPIER: PITTENER PAPIBRPABRIKS-ACTIBN-GBSELL8CHAPT.
VERANTWORTLICHER REDACTBUR: R. v. ROESSl^R
OH. REISSBR h, H. WBRTHNBR, WIIIN.
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S 805't
^anatsst|rift für bm #rimt.
XXV. JAHROANO.
WIEN, NOVEMBER 1899.
Ma. II BcrLAOB.
"Verlag des k:. Ir. öateri-. Handel«- IS^luBevim» "W^ leo, I3C- 1. Berggaaee 16.
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ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
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SnnisnwiinAn- / Wien-Triest (einmal wöchentlich) bei den Ost -Expresszügen (Wien ab 1122. Wien an 6*5).
apeisewagen. | Wien-Leoben-Nizza bei den Nizza-Expresszügen (Wien ab 1125, Wien an 555) täglich vom 15. November an.
Schlafwagen (I. Classe): Wien-Triest und Abbazia, Fiume (einmal wöchentlich) bei den Ost.-Expresszügen (Wien ab 1122,
Wien an 6*5). (J. und II. Classe): Wien-Triest und Venedig (Wien ab 8^, Wien an 015), Wien-Marburg-Franzens-
feste-Ala (Wien ab 9^, Wien an 820). Wien-Leoben-Nizza (nur I. Classe) bei den Nizza-Expresszügen (Wien ab
ll-'5, Wien an 555) täglich ab 15. November.
Dlrecte Wagen (I.. II. Classe): Wien-Leoben- Venedig-Mailand, Klagenfurt und Wien-Pontafel (auch III. Classe) (Wien ab
7*5, Wien an 9^^), Wien-Marburg-Franzensfeste-Meran und Ala (Wien ab 9i£, Wien an 820), Wien- Abbazia, Fiume
und Pola (Wien ab 8i5, 825, Wien an 850, giö), Wien-Görz-Cormons (Wien ab 815, Wien an 852), Wien-Cormons-
Venedig (Wien ab 825, wTen an 915), Wien-Sopron-Pecs und Essegg (Wien ab 650, 740, Wien an 853, 935), Wien-
Sopron-Zdkäny-Agram und Bares (Wien ab 105o, Wien an 535).
Fahrpläne sämmtlicher Linien im Taschenformat sind bei den Bahnhof-Cassen, jene fQr die
Wiener Localstrecken auch in den Tabak-Trafiken käuflich zu haben.
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
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K. k. landesbefugte tßSl GLASFABRIKANTEN
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Oesterreich - Ungarn , umfassend lo Glas-
fabriken, mehrere Dampf- und Wasser-
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liers etc., in denen alle in das Glasfach ein-
schlagenden Artikel erzeugt werden.
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elektro-teclinisohen Gebrauch.
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ZOLL-COMPASS.
Der V. JahrgtOK dei „Zoll-CompaM- wird, gleichwie der III.
beziehuDgxweiie der Erginzungiband detielbea (IV. Jabrcang
litftTungrwitt zur Publicatioo gebracht und die einxelaea Liefe-
rnngen encheineD nach Maaaigabe der eiotrcleadea Verlade»
rungcD in den betrefTenden Zolltarifen.
*
Der geitellten Anigabe, die für ooteien Aaueobaadrl
wichtigsten Länder ioccessive in den Rahmen die«e« Jabi-
bnchei eiozubeziehen, wird der ericheinende V. Jahrgang durch
Neaanfiiahme der Zolltarife der australue/ui C-io-U-, Nüdtr-
länditch- tndt€m and der Pniüppiiun entiprechen.
Von dem in 20 Lieferungen eracheinenden V. Jahrgang iiaH
bliher 1 2 Lieferungen publicirt worden, enthaltend die Tarife *on
Ruminien, Argentinien, Ruisland, Biitiacb-Indien, China, Japan.
K.«rea, Persien, Oesterieich-Ungarn. Schwelen, Norwrgen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (II. Anflagr), Deutschland, Frankreich,
Griechenland, Bedien, Vere niüte Staaten voa Amerika, Schweiz
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Verlag des k. k. österr. HaDdels-Mu^elllns.
Im
Verlage des k. k. österr. Handels-Museums
erscheint jeden Donnerstag die volkswirthschaftliche
Wochenschrift
„fit« ^mhtU-^Xn^tnm"'
mit der Beilage
ie'lß Bßi'iclite ßer L i \. österr.-
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17 BOnKt»
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LEXIKON
Mit 1088 Blldertafeln u. Kartenbeila|ea.
Olllig Tom 1. Jan' ar 18
bis Kiif Weiteres.
fagiplan be? „<0eftctrfic8ifröfn IClopö**.
UUtlc nm I
bUaal Wi
OOBA.r^l SCHER DIBISTST.
Indien— China— Japan.
DrelEe)tn l-'atirteii von Triebt, recp Flame
mll BerUhriinK de IlSfeu Pon Said 8uei, Aden,
Kai-racbl, Rumbay, t'oIoiiibM, Peuang, Singapore,
Hongkong, 8"ai.Kh«l. Yokoliama (<il.'«e beiden
ll&fen werden alten aliv nur Je<lon rwellen
Monat berührt) un.l K..he. Auf der Ausfahrt kann
Venedig faoultatlv angelaufen werden. Auscliliini
in Bouibav hiv die I>a(iiprer der direrten Linie
TriMl — Hombiiy — In den ZwlMbenhiCeii, Bom-
bay ausneniiiiinien, kBnnen Abfahrten und Af
kunfte frütier oder »p«ier erfolgen »er Auf
einhält in Flume auf der KUrkfahn kann nni
die für die l^ade- und Umladeoperatlonen n^tbUe
Zelt verlkngert oder verkllrst werden. Antter
den oben beseicbneten llftfen kennen aowobi
auf der Hin- ala auf der KArkfahrt andere
Brbellen t^binaa oder Japani odar Manila be-
rührt werden.
DIrecter Dienst Triett— Bombay.
AbfatTt von 1'rleat atn S. der Monate JiDBer,
Februar, MArn und am 18. Marm; ferner am S. der
Mnnat« April, Mal, Juli. Heptember, 0«lotM>r,
November und Decemtter. mit Berflhrang der
Hufen Tort Said. 8ue'. .Vdea, Honibar. — Dl«
AnkOnfte und Abfahrten In den Zwtacbenbiteii
kjlnnen verfrOtit oder vernpSte: Tvr>r'*en, Jedoeb
ohne daa ItinerKrniaaKU- ; in den Eud-
hureu SU beeintrkchtift' in Honibar
In t>eiden Klebtnngeu *y er der Indo
China Japan-Linie.
Trleat— Caloatta.
Abfahrt von Trieat am 15. der Monate
J&nner, Kebenar, April. Jnal, Angaat, Septen-
t>er, Oetob er, November. t>*ceml>«rratt Berflhrang
der Haren Plaina, Port Said, Saea, Maseaaa,
Aden. Bombay, Cnlorobo, Caleatta. Auf den Hln-
and Rürkfahrlen klonen ('• e«»«da, MadrM aa'
andern lUfeo der Coromai del KBa'e aueelaalM
werden. Auf den Rflckfaklen l.t d e Bertariiac
der Bnrmanlaehea Relahafesi eowe aaisssi
Bebellea de» Rotbea vmt Adrlattorke-i M
faenltatiT. Da« Aalaataa *ea BoBk» «a4
Maeaaaa ant d«a HIahbrIaa mt »•• ▼•■s«|
auf den RSrkfabriaa tat bat allaa «ili« teaai-
UllT.
Mercantlldlenst aach BraailleB.
OeaMlBankanatteaM mtt 4w .Adria*. ▼«•
Trteel, reap. Itame )« «»a« AMun la 4aa Me-
■atea Anaar, rekcaar. Mtra, Arrtl. >•*>■ *'^
AhMutsB Im JaU, aw«( AMaknaa Im AafaM,
•wel AMakrtaa Im Sapwmke». «we« AMkknea
im Oeloker, «la« Abikait Im Maremkar wU elae
Im Deeeak«. BerChraac *m WUm Peraaakae»,
BahU, Bio 4e Jaaali« «1 ' ~
rv
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
ant\g Tom 1. Jlnner 1899
bis auf Weiteres.
JTagrpIan be^ „d^cttcrrcitöf fcÖEn IClopö'
Giltig 7oml. Jinnerl899
bis auf Weitere».
IDIElSrST XJsA: -A.X>IlIjA.TISCI3:E2Sr Is^EERE.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro.
Ab Triett jedeo Donnerstag 10 Dtir Früh,
m Uattaro Frrltag 18 Ubr Mittags, berlibr.:
'ola, Zara, Spalato, GravoHa.
Retour ab Cattaro Freitag !■;, ühr Nachm.,
n Triesl Samstaf 6'/, ühr FrBh.
Anscblnsi in Trleit an die Eilzflge von nnd
nach Wien.
Anicblusi auf der Hinfahrt in SptlttO an
die Hinfahrt der Linie Metkovich A nnd in Cat-
Uro an die Hinfahrt der Dalmetlnlsoh-Albanetiiohen
Linie nach Bar) und Brindlsl.
Linie Triest-Metkovich 4.
Ab Trleit Jeden Mittwoch 7 Uhr Frfih, in
«etkoTlch Freitag t'l, Uhr Nachm., berOhr. :
Rovigno, Pola, Lussinpiccoio, Zara, Zaravecchia,
^ebenico, TraA, Spalato, B. Pietro, Almissa,
Gelsa, S. Martino, Macarsca, Gradas, 8. Giorgio
dl Lesina, Trapano, Fort Opus.
Retour ab Hetitovioh Jeden Sonntag 8 Uhr
Frflh, iu Triesl Dienstag l'/i Uhr Nachm.
Anschluss auf der Hinfahrt in Spalato an die
Hiufahrt der beschleunigten Eillinie Triest—
Oattaro.
Linie Triest— Metkovich B.
Ab Trleit jenen Samstag 7 Ulir Früh, In
<letkoTtcb Montag 5 Ubr Nachm., berflhr. ;
Pola, Lnsslnplccolo, Zara^ Zlarin, Sebenico,
Rogoslnzza, Trau, Sftalato, 8. Pietro, Poatlre,
Almissa, Puciscbie, Ukoarsoa, S. Giorgio di Le-
slna, Trapano, Gradal, Fort Opus.
Retour ab Metkovleh jeden Mittwoch 8 Uhr
Früh, in Triest Freitag 6 ühr Abende.
Anschlnss auf der RBckfabrt in Spalito an
die Hinfahrt der Oalmitlnlioli-Albueelichen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Vou Triest jeden Montag, Mittwoch und
Freitag um Mittemacht, Ankunft in Venedig den
darauffolgenden Tag «\, Uhr Frtth.
Retour ah Venedt| jeden Montag, Dienstag
und Freitag 11 Uhr NAchts, Ankunft In Triest
den darauffolgenden Tilg 6'i, Ubr Frtth.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jeden Mitt«*ocb 8>/t Ubr Nachmittags,
In Zara Donnerstag 6 Uhr Nachm., berttbr. ;
Cherso, Rabaz. Maliusca, Veglia, Arbe, Lnssin-
grande, Novaglia, Valcaasione, Porto Manzo.
Retour ab Zara Sonntag SV. Uhr Früh, In
Pola Montag 4 Uhr Frtth
Dalmatinisch-Aibanesische Linie.
Ab Triest Jeden I>ienstag 7 Uhr Frlih, In
Cattaro Donnerstag 7V« Uhr Abends, berflhr.:
Rovigno, Pola, Lnsslnplccolo, Setve, Zara, Se-
henico, Spalato, Milni, 'Lesina, Cnrzola, Gravosa,
Castelnuovo, Teodo und Risano.
Retour ab Cattaro Jeden Montag 11 Ubr
Vorm., in Triest Mittwoch 6 Uhr Abends.
Anscbluss in Pola auf der Rfickfahrt an die
Hinfahrt der Linie Pola— Zara.
Anmerkung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari, Brindlsl, Atitlvarl, Dulolgno, Metfua,
Diiraz20, Valona, SantI Quaranta. Corfu und
Santa Haura verlängert.. Auf der Kürkfabrt von
Bari uud Brindlsl Anschluss in Cattaro nach
Dalmatien mit der rQ<:kkebrenden Oalmatlnlsoh-
Albaneslsohen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triest Jeden Freitag 7 Uhr Frflb, In
Spizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. ; Rovigno, Pola, Lussinpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Trau, Spalato, Ca-
rober, Milni, Cittavecchia, Lesina, Lissa, Comisa,
Vallegrande, Cnrzola, Orebich, Terstenik, Meleda,
Gravosa, Ragusaveccbia, Castelnuovo, Teodo.
PerastO'Rlsano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retour ah Spizza jeden Mittwooli ll'/i Uhi
Vorm., in Triest darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegeL
das Anlaufen von Castelnuovo nicht mfigiict
wkre, wird in Megllne angelegt.
LE'Vu^ISrTE- TJJ<TT:> ISrdriTTELX^EEIl-IDIElSrST.
Eillinie Triest— Aiexandrien.
Von Triest ab jeden Mittwoch 1! Uhr MitUgs,
In Aiexandrien Sonntag 6 Ubr Früh Über Brindlsl.
Rflckfahrt von Aiexandrien ieden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, In Triest Mittwoch Mittags.
Anschluss inAlexandrien an die Syrlscb-Cara-
manische Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rflckfahrt.
Im Anschlüsse In Triest an die Anknnft und
Abfahrt des Luzuszages Ostende — Wien — Triest
nnd in Brindlsl auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 ühr Vorm. und auf der Rflckfahrt an
Jenen von 7 Uhr Frflh.
Anmerknng. In den Monaten M&rz, April,
Mai und Juni wird auf der Rflckfahrt zwischen
Brindlsl ucd Triest auch Venedig ini Anschlüsse
an den Morgenzug angelaufen.
Verbindung zwischen Flume und Aiexandrien
Aber Triest mit der Orleohisoh-Orlentallsohen uud
der Theisallsohen Linie A.
Syrisch-Caramanische Linie.
Wöohentlloh vom September bis Ende Mürz;
vlerzehnttglg vom April bis Ende August.
Von Aiexandrien ab Dienstag*) 4 Ubr Nachm.,
in Constantinopel zweituäcbsten Sonntag 5 Ubr
Frflh über Port Said, Jaffa, Caifa, Beirut. Tripolis,
Lattachia, Alexardrette, Meryna, Rbodiis, Kbios,
Smyrna, Mytilene. Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Constantinopel Sonntag**) 10 Ubr Vorm.,
an in Aiexandrien zweitnfcchsten Donnerstag
6 ühr Frflh.
•) Am S., 10, 17., S4. nnd 81. Jänner, 7.,
14., 21. und H. Februar, 7, 14, 21. und
88. März, 4. nnd 18. April, 8., 16. und 30. Mai.
IS. und 27. JnnI, 11. nnd 85. Juli, 8. nnd
28. August, 5., 18., 19. nnd 26. September, S.,
10., 17., 24. und .11. October, 7., 14., 21. nnd
28. November, 5., 12., 19. nnd 26. December.
••) Am 1., 8., 15., 82. und 29. Jänuer, 6.,
12., 19. nnd 86. Februar, 5., 12 , 19. und 26. März,
2., 16. nnd 30. April, 14. nnd 28. Mai. 11. und
25. Jnnl, 9. und 83. Juli, 6. nnd 80. August, 3.,
10., 17. nnd 24. September, 1., 8., 15., 88. nnd
29. October, 6., 12., 19. und 86. November, 3.,
10., 17., 84. und 31. December.
Anschluss in Aiexandrien an die Eillinie
Triest— Alexandrion, sowohl auf der Hin- als auf
derKüikfahn in Smyrna (in den Monaten vom
September bis Bude März) auf der Hinfahrt nach
Candlen, Cerigo etc. (Ttiessallsche Linie B, Rflck-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantinopel.
Von Triest Jeden Dienstag 11V, Ubr Vorm.,
in Constantinopel Montag 6 Uhr Früh über
Brindlsl, Stl. Quaranta, Corfu, Patras, Plräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Constantinopel jeden
Samstag 4 Uhr Nachm., an in Triest Freitag
4 Uhr Nachm.
Anscbluss in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nacli Albanien und Oalmatlen (Dalmatlnlsoh-
Albaneslsohe Linie, Rückfahrt), weliers in Corfu
oder SantI Quaranta aus Albanien nscta Triest
(LinieTrIeat— Constantinopel, Rüikfab t); luCorfü
auf der Hinfahrt an die Liuie CorfU — Prevesa; in
Plräus sowohl auf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die QrlBohlschOrlentallsohe Linie und
auf der Hinfahrt nach Candlen etc. ^Thessallsohe
Linie A, Rückfahrt).
Constantinopel — Batum.
Von Constantinopel Jeden Samstag 18 Uhr
Mittags, in Batum Donnerstag 6 Uhr Frflh, berührt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezunt, Rizeh
(nur auf der Hinfahrt). Rückfahrt von Batum
Jeden Freitag 6 Uhr Abends, in Constantinopel
Mittwoch 2 ühr Nachm.
Anschluss in Constantinopel auf der Rflck-
fahrt an die Hinfahrt der Linie Constantinopel —
Odessa und der Donaulinie.
Constantinopel- Odessa.
Von Constantinopel ab Jeden DonnersUg 3 ühr
üachra. ,in Odessa Montag 9 übr Frflb, berflhrend :
Bnrgas, Varna, Oostanza. Rückfahrt >b Odessa
Jeden Montag 4 Uhr Nachm., In ConsUntinopel
Mittwoch 10 Uhr Vorm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triest ah jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nuhm., inOoDstantlnopel zweitnächsten Mittwoch
6 ühr Frflh, berührend: FInrae, Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Vathy, Kbios,
Smywia, Cesm^, Mytilene, Dardanellen, Qallipoli.
Rückfahrt ab Constantinopel jeden zweiten Mon-
Ug**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweitnächsten
Sonntag 11 Uhr Vorm.
*) Am 1., 15. und 29. Jänner, 12. nnd 26.
Februar, 12. und 26. Mär», 9. und 83. April,
7. und 81. Mai, 4. Und 18. Juni, 2., 16. und
30. Juli, 13. nnd 27. Aolnat, 10. nnd 24. Septem-
ber, 8. nnd 82. OciobeV, 5. und li>. November,
3., 17. nnd 31. Decemikr.
••) Am 9. und 23. jinner, 6. und 80. Febraar,
6. und 80. März, 3. uld 17. April, 1., 15. und
29. Mal, 12. und 8I>. J|lni. 10. nnd 24. Jnli, 7.
und 81 Angnst, 4. uM l». September, 2., If.
nnd 30. October, 13. ufad 27. November, 11. nnd
25. December.
Anscbluss in Piräiss an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rückfahrt-, in Smyrn^ auf der Rückfahrt nach
Candlen etc. (Thessaiilcbe Linie B, KUckfabrt)
und überdies in den plonaten vom September
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nach
Caramauieu und Syrien (Syrlseh-CaramBiiisctie
Linie, Rückfahrt); In ConsUntinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel — Odessa
sowie an die Donaulinie.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aiifentbalte in Fiuiiie können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwisctienFlume und Aiexandrien
flber Trie«t mit der Killlnie Triest -^Aiexandrien.
6rlechlsch-0rler|talische Linie B.
Von Triest ab Jeden zweiten Sonntag*) 4 Uhr
Nachm., in Constantinopel zweituäcbsten Mitt-
woch 6Uhr Frflb, berUhr»nd:Fiume, Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Pirtus, Syra, Kbios. Smyrna,
Vathy, Ceam«, .Uytileoe, Dardanellen, OallipoU.
Rückfahrt ab öonstailtinopel jeden zweiton
Montag**) 4 Uhr Nathm., in Triest zweit-
uäcbsten Sonntag 11 ijlir Vormittags.
*) Am 8. und H. JUiner, 5. nnd 19. Februar,
5. und 19. März, 2., 16. und 30. April, 14. nnd
23. Mai, 11. und 85. Juni, 9. nnd 23. Juli, 6.
und 20. Angust, 3. nml 17. September, 1., 15.
und 89. October, 18. niitl 86. November, 10. und
84. December.
**) Am 2., 16. und 30. Jänner, 13. nnd 27.
Februar, 13. und 27. März, 10. und 84. April,
8. und 82. Mal, 5. und l». Jnnl, 3., 17. und 31.
Juli, 14. und 88. Auguaf, 11. und 85. September,
9. und 83. October, 6. atid 20. November, 4. und
19. December.
Anscbluns In PIrSus an die Eillinie Triest—
Constantinopel sowohl auf der Hin- als auf der
Rückfahrt; in Smyrna in den Monaten vom Sep-
tember liis Ende März auf der llinfahn nach
Caramanlen und Syrien (Syrlsoh-Carramanlsohe
Linie, Rückfahrt); in Constantinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopel— OdOSSB.
sowie an die Donaul Inle.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Flume können
nach Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Flume tind
Aiexandrien über Triest mit der Eillinie Triest—
Aiexandrien.
Donai|linle.
Von Constantinopel Jeden Donnerstag 12 ühr
Mittags, in Qalatz Diens^g 7 Ubr Frflh, berühr.:
Burgas, Varna, Costana|k. Sulina, Braila. Rflck-
fahrt von Qalatz Jeden Mittwoch 9 Ubr Frflh, In
Constantinopel Sonntag 8 Ubr Frflh. (Burgas,
Varna nur auf der Rflekfabrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anschluss in Constantinopel an die Rück-
fahrt der Griechisch-Orientalischen und der
Syriscb-Caramanlschen Mnie.
Thessaiische Linie A.
Von Triest ab Jedei) zweiten Donnerstag*)
3 Uhr Nachm., in Constantinopel zweitnächsten
Donnerstag 6'/, Uhr Fr)lh, berührend: Fiuiiie,
Valona, Medua, Stl. Quaranta, Corfu, Argostoli,
Zanta, Canea, Rethymo, Oandlen, Piräus, Volo,
Salonich, Oavalla, Lagos, Dadeagh, Dardanellen,
VeiantwortUcher Bedactenr: R. v. ROESSLER.
JEriMOTA
aallipoll, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
<«den zweiten Samstag**) 8 Uhr Frflh, In Triest
drittnächsten DiensUg 7 Ubr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 8. nnd 16. Fe-
bruar, 2., 16. und 30. März, 13. und 87. April,
11. und 26. Mai, 8. nnd 82. Juni, 6. nnd 80. Jnli,
.1., 17. nnd 31. Angust, 14. und 28. September,
18. und 26. October, 9. nnd 23. November, 7.
und 21. December.
••) Am 14. und 88. Jänner, 11. und 25. Fe-
bruar, 11. und 25. März, 8. nnd 22. April, 6.
und 20. Mai, 3. nnd 17. Juni, 1., 15. und 29. Jnli,
12. nnd 26. Augnst, 9. und 23. September,
7. und 21. October, 4. nnd 18. November, % 16.
nnd 30. December.
Anschluss in Plräus auf der Hinfahrt an die
Elllinie TrIest— Constantinopel sowie an die
Brieohlsch-Orientallsche Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiters im An-
scbluss au die Hinfahrt der Eillinie Triest —
Constantinopel sowie der Qriechisob-Orlentallsohen
Linie A. In Constantinopel auf der Hinfahrt an die
Linie Constantinopel — Odessa sowie Donaullnle.
NB. Die Aufenthalte in Flume können nach
Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwischen Flume und Aiexan-
drien über Triest mit der Eillinie Triest— Aiexan-
drien.
Thessaiische Linie B.
Von Triest jeden zweiten !>onnerstag*) 3 Ubr
Nachm., in Constantinopel zweitnächsten Don-
ners'ag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
8ti, Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante, (.erlgo,
Canea, Rethymo, Candlen, Piräus, Volo, Smyrna,
Salonicb, Cavalla, Dedeagh, Dardanellen, Ualli-
poli, Rodosto. Rückfahrt ab Constantinopel
Jaden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnüchsten Montag 12 Uhr Mittags.
*) Am 12. und 86. Jänner, 9. und 83. Fe-
bruar, 9. und 23. März, 6. und 20. April, 4. nnd
1«. Mal. 1., 15. und 89. Juni, 18. nnd 27. Jnli
10. nnd 24. August, 7. nnd 21. September, 5.
nnd 19. October, 2., 16. und 30. November, li.
nnd 28. December.
•*) Am 7. und 21. Jänner, 4. nnd 18. Fe
bruar, 4. und 18. März, 1., 15. und 29. April,
13. nnd 27. Mai, 10. nnd 24. Juni, 8. und 22.
Juli, 5. und 19. August, 2., 16. nnd 30. Sep-
tember, 14. und 28. October, 11. und 25. No-
vember. 9. und 83 December.
AnschluB~ in Plräus auf der Hinfahrt an die
Eillinie Trlost- Cons|antlnopel sowie in die
Brleohlsoh-Orlentallsohe Linie A in derselben
Ricbtung; in Smyrna (vom September bis Ende
März) auf der Rückfahrt an die Hinfahrt der
Syrlsoh-Caramanlschen Linie; in Constantinopel
an die Linie Constantinopel— Odessa sowie an
die Donaullnle.
Dalmatinisch-Aibanesische Linie.
Von Triest jeden Dienstag 7 Ubr Frflh, In
Corfu nächsten .Mittwoch 9'/a Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Pola, Lussinpiccolo. Selve,
Zara, Sebenico, Spalato, Milna, Lesina, Cnrzola,
Qravosa, Castelnuovo, Teodo, Risano, Cattaro,
Bari, Krindisi (Bari und Brindisi nur auf der
Hinfahrt), Caturo, Antivarl, Dnicigno, Medua,
Durazzo, Valona, Santi QuaranU, Corfu. Retour
%on Corfu Donnerstag 8'/i Uhr Frflh, an Triest
MIttwot-h 6 Uhr Abends.
Anscbluss in Cattaro auf der Rückfahrt von
Bari und Brindisi nach Dalmatien mit der rflck-
kehrenden Dalmatinisch- Albanesischen Linie; in
Santi Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest — Constantinopel, sowohl nach Triest als
nach Constantinopel.
Zweiglinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab jeden Freitag 4' , Uhr Frflh,
In Prevesa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend: Sajada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Prevesa jeden Dienstag 6 Uhr Früh, In Corfu den
gleichen Tag 6' , übr Abends. Anscbluss in Corfn
an die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tinopel in beiden Richtungen.
Anmerknng. Eventuelle Aenderungen iu den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
fflr die Regelmässigkeit des Dienstes bei Con-
tumaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst siehe vorhergehende Saite.)
Oh. Beisser & M. Werthner Wien.
December 1899.
Nr. 12.
OESTERREICHISCHE
onafcisftbriö flir öm #rient.
Hermiugegebeii Tom
K. K. ÖSTERREICHISCHEN HANDELS-MUSEUM IN WIEN.
Monatlich eine Nummer.
Vkrt.ao dks k. k. ÖsTRRRKTCHf.srHKN Handkis-Musküms IN WuN. PrcU jUirL 6 n.
10 Mark.
9iia
HALT:
mann.
Handels- und aeaebtfUTerhlltnlaso in OiUslen. —
- Die Hnngeranoth In BrltUch-Indlen. — Chronik.
Otcar Uua-
HANDELS- UND GESCHÄFTSVERHÄLTNISSE
IN OSTASIEN.
Von Vice-Consul Nicolaus Pusty]
(Fortsetzung.)
Der einzige grössere See im Flussgebiete des Hoangho
ist der Hungtsih in der Provinz Kiangsu, durch welchen
der noch später zur Besprechung gelangende Kaisercanal
seinen Lauf nimmt. Die Steppen und Wüsten der
Mongolei enthalten zahlreiche Seen, in welche auch die
meisten Flüsse dieser Gebiete sich ergiessen. Der wich-
tigste ist der Lob-nor in Ostturkestan, welcher jedoch
in der Sommerszeit mehr einem Sumpfe gleicht und bis
zu 120X7« lang ist. Nordöstlich von Tibet ist der Ko-
konor bemerkenswerth, welcher von zahlreichen kleinen
Seen umgeben ist. Die meisten dieser Seen sind Bitter-
seen, und wird an den Ufern derselben auch die Ge-
winnung von Salz betrieben.
Ueberblickt man die gesammte topographische Be-
schaffenheit des chinesischen Reiches, so gehören mehr
als zwei Drittel desselben dem Gebirgslande an, und um-
fasst dieser Theil zumeist die gegen Westen, gegen
Tibet zu gelegenen Gebiete. Einen hügeligen Charakter
tragen die Territorien südlich des Yangtsekiang, welche
die Provinzen Fuhkien, Kiangsi, Kwangtung und Theile
von Hunan und Hupeh umfassen. Die grosse Tiefebene
liegt im Nordosten davon und stellt begreiflicherweise
den fruchtbarsten und reichsten Theil Chinas dar. Die-
selbe reicht von der grossen chinesischen Mauer und
den Hügeln nordwärts von Peking im Norden bis zu
dem Yangtsekiang im Süden, im Westen von der Pro-
vinz Hupeh bis zur Meeresküste im Osten. Der Flächen-
inhalt dieser grossen chinesischen Tiefebene wird auf
'^^- 543'90oX'OT* geschätzt, ist somit ungefähr siebenmal
grösser als die Tiefebene der Lombardei und wird an
Ausdehnung höchstens durch jene von Bengalen in Ost-
indien erreicht. Der nördliche Theil enthält zumeist
Löss- und Alluvialboden, der südliche, am Yangtsekiang
gelegen, ist vielfach versumpft und von zahlreichen
Wasserläufen durchschnitten. Nichtsdestoweniger ist dieser
Theil der Tiefebene der fruchtbarste und kommt
insbesondere hinsichtlich der Production von Thee, Seide,
Baumwolle, Getreide und Tabak in erster Linie in Be-
tracht. Dementsprechend ist auch dieses Gebiet das
dichtbevölkertste von China, indem es allein 177 Mil-
lionen Einwohner enthalten soll, somit nahezu die Hälfte
ganz Europas.
Was die Küsten Chinas anlangt, so sind dieselben nur
im Norden am Golfe von Petschili, an der Mündung
des Peiho sowie westwärts an jener des Hoangho flach,
nicht minder im Süden an der DeltamUnduxig des
0 Vorträge, gehalten Im k. k. öiiterr«lohiacbeD Hand«li-yua«om rom
17. Novemtier bla ItJ. December.
Yangtsekiang. Das zwischen der Hoangho- and Yang
tsekiangraündung sich erhebende Bergland von Schau
tung, welches sich jenseits der Strasse von Petschil-
auf der Liautung-Halbinsel fortsetzt, macht die Seeufer
zu beiden Seiten der vorgenannten Meerenge steil, und
ist die Nordostspitze von Schantung, an welcher auch
bekanntlich vor vier Jahren das deutsche Kanonenboot
„ntis" zugrunde ging, wegen seiner Klippen bei den
Seefahrern äusserst gefürchtet. Desgleichen trägt die
Küste von der Einmündung des Ningpoflusses bis hinab
nach Hongkong einen gebirgigen Charakter an sich,
welcher auch weiter südwestlich gegen die Grenze von
Tongking sich fortsetzt und nur durch die breiteren
Flussmündungen unterbrochen wird. Da die Gebirge an
der südlichen Küste Chinas zumeist jeder Waldvegetation
entbehren und als nackte, weisse Felsen sich darstellen,
so gewährt der Anblick derselben keinen angenehmen
Eindruck und lässt wenig die Fruchtbarkeit der dahinter
liegenden Theile Chinas errathen. Ich bemerke schon
an dieser Stelle, dass grössere Wälder überhaupt gegen-
wärtig nur in den westlichen, weniger bevölkerten Theilen
Chinas zu finden sind, in den übrigen Theilen desselben
jedoch die einst vorhandenen Wälder schon längst von
der dichten Bevölkerung ausgerodet oder verwüstet
wurden, ohne dass im geringsten für Nachpflanzungen
gesorgt worden wäre.
Was das Klima Chinas anbelangt, ist dasselbe im
Allgemeinen bedeutend kälter als dies seiner Breitelage
entspricht, und die durchschnittliche Jahrestemperatur
z. B. von Canton ent.spricht nur jener von New Orleans,
obwohl letzteres 7" nördlicher als Canton gelegen ist.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur in der grossen
chinesischen Tiefebene beträgt ca. 8* R., ist also um
8" kälter als jene von Neapel, welches ungefähr in der-
selben Breite liegt. Höchste und niedrigste Temperatur
daselbst schwanken von +32" R. bis — 12" R. und
der geringe Schnee, der im Winter fillt, ist viel schneller
von den sibirischen Winden weggeblasen, als er zum
Schmelzen gelangt. Im Frühjahre, wenn die Hitze steigt,
entwickeln sich heftige Stürme, welche den Sand aus
den Steppen der Mongolei bis tief nach Nord- und
Mittelchina etc. bis Tientsin und oft auch nach Shanghai
führen. So gesund im Allgemeinen das Klima Nord-
china'5, insbesondere auch Pekings ist, so sehr %'er-
schlimmert es sich gegen Süden, gegen das Thal des
Yangtsekiang, wo rapide Temperaturstürze und grosse
Feuchtigkeit der Lufi sehr liäufig sind und daher
Malariafieber, Leber-, Magen- und Bauchkrankheiten nur
zu häufig bei Eingeborenen sowohl als auch bei den
daselbst wohnhaften Fremden nach ach ziehen. Der
Sommer beginnt z. B. in Shanghai Ende Mai und dauert
fast ohne Unterbrechung einer Abkühlung bis Ende
September, worauf bis Fjide December die schönste
Saison in Mittelchina, der kühle und wunderbare Herbst
folgt. Gegen Neujahr steigert sich die KÜte, es tritt
der Winter ein, der mit seiner Regenzeit oft bis Ende
April dauert. Das Frühjahr ist sehr kurz, oft ist radi
134
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
der Uebergaog vom Winter zum Sommer unmittelbar.
Die weitaus überwiegende Bevölkerung des chinesischen
Reiches setzt sich aus den Chinesen zusammen, gegen-
über welchen gleichwohl die Ueberreste der früheren
eingeborenen Bevölkerung, die Miaotse, Limu, Kakyen,
ferner die Manchus, die Mongolen, die verschiedenen
Stämme der Tartaren, Kirgisen, Tibetaner u. s. w. nicht
gänzlich zu übersehen sind.
Die erstgenannten Ureingeborenen sind gegenwärtig auf
einzelne unwirthliche Theile der südwestlichen, an der
Grenze von Tibet gelegener Theile Chinas beschränkt,
wo sie fast unabhängig von der chinesischen Regierung
unter ihren eigenen Häuptlingen leben. Aehnliches gilt
auch von den stammverwandten Ureingeborenen im
Innern der Insel Hainan. Die Mongolen sind aus-
schliesslich ein Nomadenvolk und bewohnen die Steppen
der Mongolei im Norden und Nordwesten des eigent-
lichen China. Der Volksstamm der Mandschus, welchem
auch die gegenwärtig regierende Dynastie der chinesi-
schen Kaiser angehört, ist hingegen ein Ackerbau- und
Jägervolk, welches seine Wohnstellen in der Mandschurei,
den gegen die russischen Gebiete in Ostasien gelegenen
Theilen Chinas hat. Unter den übrigen Nomaden- und
Jägerstämmen Tibets, Ostturkestans und der Mongolei
sind höchstens noch die Tibetaner hervorzuheben, welche
in den südlichen Theilen Tibets ansässig sind und die
charakteristischen Merkmale der Mongolen sowohl als
auch der Hindus vereinigen. Es ist begreillich, dass
auch innerhalb der chinesischen Eingeborenen namhafte
Unterschiede zwischen jenen des Nordens und des
Südens bestehen. Im Allgemeinen sind die Südchinesen
viel grössere, stärkere, breitschulterige Gestalten, während
der Nordchinese mehr klein, mager und schwächlich
ist. Hinsichtlich Geist und Charakter ist der Südchinese
entschieden viel intelligenter, offener und leicht erregbar,
gegenüber dem Nordchinesen, dessen Auffassungsgabe
viel langsamer, dessen Benehmen verschlossen ist.
Obwohl seitens der Kaiser von China zu wieder-
holtenmalen Volkszählungen im Reiche unternommen
wurden, so haben dieselben doch wie so viele von der
chinesischen Regierung getroffene Maassregeln mit Rück-
sicht auf die Art und Weise, wie sie durchgeführt wurden,
keinen Anspruch auf Genauigkeit und Verlässlichkeit.
Vergleichende Schätzungen lassen darauf schliessen, dass
das gesammte chinesische Reich eine Bevölkerung von
450 Millionen Seelen besitzt, wovon 420 Millionen auf das
eigentliche China, der Rest auf die Mandschurei, Mon-
golei, Tibet und Ostturkestan entfallen. Vergleicht man
die Bevölkerungsziffer des eigentlichen China mit dessen
Flächeninhalt, so ergibt sich eine viel grössere Dichtig-
keit der Bevölkerung als in den meisten Ländern Europas,
Belgien ausgenommen.
Einen verschwindend kleinen Bruchtheil gegen vor-
erwähnte Ziffern macht die Bevölkerung der in den
chinesischen Verttagshäfen sowie im Innern Chinas an-
sässigen Fremden aus. Nach den neuen Berichten der
kaiserlich chinesischen SeezoUverwaltlung betrug dieselbe
im abgelaufenen Jahre ca. 18.000 Seelen.
Davon entfielen auf Engländer und Amerikaner nahezu
die Hälfte, nach dem anglosächsischen Element nehmen
die Angehörigen des Deutschen Reiches die erste Stelle
ein. Der Zunahme des Handels der einzelnen fremd-
ländischen Staaten in China und deren diesbezüglichen
Bemühungen entsprechend, hat sich während der letzten
Jahre die Zahl der britischen, deutschen, amerikanischen,
holländischen, russischen, schwedisch norwegischen, bel-
gischen, japanischen Staatsangehörigen vermehrt und ist
diesbezüglich insbesondere die rapide Steigerung der
Einwanderung von Deutschen, Japanern und Amerikanern
in China hervorzuheben. Der AntKeil der übrigen Staaten
an der fremdländischen Bevölkerung in China blieb
stationär, und gilt dies insbesondere auch hinsichtlich
unserer Monarchie. Unsere Colonie in ganz China be-
läuft sich, wie schon oben erwähnt, auf ca. 100 Seelen,
wovon ca. 30 Missionäre und Ordensschwestern, 1 o An-
gestellte der kaiserhch chinesischen Seezölle, 5 Kauf-
leute, 3 Bankangestellte, i Ingenieur, je ein Apotheker,
Weinbauexperte, Krankenwärter etc., die Uebrigen Be-
sitzer von Schankgewerben und Familienangehörige und
Kinder sind. Zu bemerken ist, dass von den 100 Seelen
unserer Colonie in ganz China mehr als zwei Drittel in
Shanghai ansässig sind.
Die Herrschaft über dieses gewaltige Reich der Mitte
liegt in den Händen des Kaisers von China, welcher
nach den chinesischen Gesetzen selbst das ,, einzige Haupt
der Verfassung und der Staatsverwaltung ist ; er ist betrachtet
als der Statthalter des Himmels auf Erden, speciell be-
stimmt, fremde Völker zu regieren ; er ist der Höchste
in allen Dingen, zu gleicher Zeit die höchste gesetz-
gebende als auch ausführende Gewalt in seiner Hand
vereinigend". Der gegenwärtige Kaiser ist Tsao-Tien-
Kuangsü, welcher, im Jahre 1871 geboren, am 12. Jänner
1875 seinem Onkel Tsaisun unter der Vormundschaft
der Witwe Letzterens, der Kaiserin-Witwe und eines
Regentschaftsrathes auf dem Kaiserthrone gefolgt war.
Obwohl von schwächlicher Gesundheit, schenkte er doch
der Ausübung seiner Herrscherpflichten grosse Auf-
merksamkeit, und beeinflusst durch die am Pekinger
Hofe aufgetretene Reformpartei unter der Führung des
ehemaligen chinesischen Journalisten Kang-juwei, begann
er voriges Jahr eine durchgreifende Vereinfachung uud
Verbesserung der chinesischen Staatswerwaltung in An-
griff zu nehmen. Zahlreiche unnütze Staatsämter wurden
abgeschafft, andere vereinigt, moderne Reformen in den
Finanzen und der Staatsverwaltung eingeführt etc. Da die
bisherigen Besitzer dieser Stellen sich bald in ihrer Macht
bedroht sahen, so vereinigten sie sich, um unter der
Führung der vorgenannten Kaiserin-Witwe den jugendlichen,
neuerungssüchtigen Kaiser seiner Alleinherrschaft zu be-
rauben. Anfangs verlautete, dass er selbst vergiftet
worden sei, später stellte es sich jedoch heraus, dass er
in einem Theile des kaiserlichen Palastes internirt worden
war und die Mitregentschaft seiner Tante, der Kaiserin-
Witwe, annehmen musste. Das Haupt der Reformpartei
Kang-Yuwei entkam trotz aller Bemühungen und Ver-
folgungen des kaiserlichen Hofes unter dem Schutze
eines britischen Kriegsschiffes nach Hongkong, von wo
er seitdem nach Japan und Amerika geflüchtet ist, die
übrigen Berather des Kaisers wurden hingerichtet oder
verbannt, alle Reformversuche ebenso rasch, als sie
eingeführt worden waren, aufgehoben und das alte, con-
servative Regierungsystem wieder hergestellt. Obwohl
keine berathende oder gesetzgebende Körperschaft dem
chinesischen Kaiser zur Seite steht, so ist er doch ver-
pflichtet, gewisse allgemeine Gesetzesvorschriften zu be-
folgen und die wichtigsten Staatsangelegenheiten mit
den höchsten Staatswürdenträgern zu berathen. Die
kaiserliche Cabinetskanzlei und der Staatsrath sind die
beiden Verbindungsglieder, durch welche der Kaiser mit
den übrigen Behörden verkehrt und das Reich nach aussen
und nach innen regiert. Beiden vorgenannten höchsten Cen-
tralstellen sind alle übrigen Behörden der Staatsverwaltung
untergeordnet. Diese sechs Kammern sind das Bureau
für innere Verwaltung des Reiches, die Finanzkammer,
das Bureau für Ceremonien, die Kriegsverwaltung, die
oberste Strafkammer, das Departement für öffentliche
Bauten, ferner gehören dazu das Colonialamt für die
Verwaltung der chinesischen Gebiete ausserhalb des
eigentlichen China, nämlich für die Mongolei, Ili, Kokonor,
Tibet etc., das Censoramt, das Bureau für die Entgegen-
nahme von Bittschriften, der oberste Gerichts- und
Revisionshof und endlich die kaiserliche Akademie. Ein
Ausschuss des Grossen Staatsrathes bildet den sogenannten
Tsungli-Yamen, welcher speciell für die Führung von
Verhandlungen mit den fremden Mächten bestimmt ist
und dem Auswärtigen Amte Chinas entspricht. Hinsichtlich
der Provinzialverwaltung theilt die chinesische Staatsve-i
waltung das gesammte Reich in drei getrennte Gebiete ein ;
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
U6
1 . in das Gebiet des eigentlichen China , welches
18 Provinzen umfasst und jenes Territorium darstellt,
welches von den Mandschu, den Begründern der heutigen
Kaiserdynastie, im Jahre 1664 erobert wurde;
2. in die Mandschurei, das Vaterland der Mandschu,
welches im Nordosten des Golfes von Peschili ge-
legen ist ;
3. in die sogenannten Colonialbesitzungen, welche alle
übrigen Territorien des chinesischen Reiches ausserhalb
der 18 Provinzen und der Mandschurei, insbesondere
die Mongolei, Ili, die Sungarei, Ostturkestan, Kokonor,
Tibet etc. umfassen.
15 Provinzen des eigentlichen China werden von
Generalgouverneurs im Auftrage des chinesischen Kaisers
regiert, und zwar befindet sich der Sitz des General-
gouverneurs für die Provinz Tschili in Tientsin, jener des
Geueralgouverneurs für die drei vereinigten Provinzen
Kiangsu, Kiangsi und Anhui in Nanking, jener des
Generalgouverneurs für Hünen und Hupeh in VVuchang,
gegenüber Hankow, ferner des Generalgouverneurs für
Fuhien und Chekiang in Futschau, des Generalgouverneurs
für die beiden Provinzen Schensi und Kansu in Singanfu,
für Szechuen in Tschungking, für Kungtung und Ku-
angsi in Canton und endlich für Yunnan und Kweifschau
in Kweyangfu. Die drei restlichen Provinzen Honau,
Schantung und Schansi werden von Gouverneuren ver-
waltet. Die drei Provinzen der Mandschurei, Shenking,
Kirin und Keilungkiang, unterstehen je einem Tartaren-
general, ebenso die Provinz Ili in der Mongolei, während
die Verwaltung der übrigen Colonialgebiete in den
Händen von politischen Agenten oder kaiserlichen Resi-
denten liegt. Die Gouvernements theilen sich wieder in
Präfecturen, letztere in Subpräfecturen, diese in die
kleinsten staatlichen Amtsbezirke, deren Verwaltung soge-
nannten ßezirksmagistraten anvertraut ist.
Die Gener jlgouverneure, die fälschlich von den
Fremden auch oft Vicekönige genannt werden, haben
sehr weitgehende Befugnisse, und sind dieselben zugleich
Commandanten über die in ihren Provinzen internirten
Truppen. Da fast alle Stellen in der chinesischen Staats-
verwaltung käuflich, die Beamten zudem äusserst schlecht
gezahlt sind, so bestreben sich dieselben begreiflicher-
weise, aus ihrer Amtsführung so viel materiellen Nutzen
herauszuschlagen als nur möglich, umsomehr, als jeder Func-
tionär jeden Augenblick entlassen werden kann und die
Wiedereinsetzung in st ine frühere Stelle eventuell nur
durch neue Bestechungen seiner Feinde oder Vorgesetzten
erreichen kann. In Folge dessen ist schon längst die
weitestgehende Zerrüttung in dem chinesischen Staats-
wesen eingetreten, welche in gleicher Weise sowohl die
Civilverwaltung als auch jene des Heeres und der Flotte
umfasst. Unter diesen Umständen darf es nicht er-
staunen, dass die Staatseinnahmen sich stetig verringern
und Heer und Flotte trotz der zahlreichen Reformen
und Neuanschaffungen in einem weit desolateren Zu-
stande sind als bevor.
Ungeachtet der Abgeschlossenheit, in welcher das
Reich der Mitte bis in die Gegenwart gegenüber der
Aussenwelt verharrte, scheint es doch schon in den
ältesten Zeiten rege Handelsbeziehungen mit den Nach-
barländern, insbesondere Indien, Pi-rsien und Turkestan,
gepflegt zu haben, auf welchem Wege auch die Kunde
von China und seinen Producten bis in das Abendland
drang. So erwähnt schon Ptolemaeus in seinen Werken
Chinas, und war chinesische Seide sowohl in Rom als
auch in Athen wohlbekannt und hochgeschätzt.
Die grosse Entfernung zu Wasser als zu Lande, welche
das Reich der Mitte von Europa trennte, die im Hin-
blicke darauf noch geringe Entwicklung der Schiflf-
fahrt und des Transportwesens verhinderten jedoch bis
zum Ausgange des Mittelalters die Anknüpfung directer
Handelsbeziehungen. Der Portugiese Raphael Perestrello
war der erste Fremde, welcher nach der Eroberung
Malaccas im Jahre 15 16 eine Dschunke unter fremder, d. i. |
portugiesischer Flagge nach China führte. Andere
portugiesische Kaufleutc folgten bald nach, und dorch
das Zuvorkommen der chinesischen Regierung besass
Portugal schon im Jahre 1537 drei Niederlassungen bei
Canton, darunter jene von Macao. Später wurde eine
portugiesische Factorei auch bei Ningpo errichtet. Ueber-
griffe, welcher sich die Bewohner letzterer gegen die
eingeborene Bevölkerung schuldig gemacht haben sotlen,
veranlassten letztere, die Niederlassung bei Ningpo um
1545 anzugreifen und fast alle Bewohner, gegen 800
Portugiesen und mehrere tausend zum Christenthume
bekehrte Chinesen, niederzumetzeln. Die Ueberresti: der
Umfassungsmauern, welche diese reiche portugiesische
Niederlassung umgaben, sah ich selbst noch gelegentlich
eines Ausfluges, welchen ich von Shanghai in die Nahe
von Ningpo machte. In Folge dessen beschränkten sich
die Portugiesen auf die Halbin.sel Macao, welche den-
selben seitdem von China als unbestrittener Besitz über-
lassen wurde.
Spanien kam mit China in Folge der Eroberung der
Philippinen im Jahre 1543 in Berührung, von wo aus
schon damals chinesische Kaufleute einen lebhaften
Handel mit dem asiatischen Festlande unterhielten.
Spätere Versuche Spaniens, in China festen Fus<t zu
fassen, schlugen fehl, und die harte und oft willkürliche
Behandlung, welche den chinesischen Plantagenarbeitem
und Kaufleuten auf den Philippinen seitens der spani-
schen Behörden zutheil ward, veranlasste Viele, in ihr
Mutterland zurückzukehren, und unter dem Einflüsse
dieser Verhältnisse wurden die Handelsbeziehungen
zwischen den Phili])pinern und China eher verringert als
gefördert.
Die Holländer erschienen in Ostasien bekanntlich un-
mittelbar nach siegreicher Beendigung ihrer Freiheits-
kriege und besetzten im Jahre 1624 die Pescadoren,
eine Inselgruppe in der Strasse von Formosa. Da die
Chinesen in Folge dessen sehr für ihren Handel in Sttd-
china zu befürchten begannen, so wussten sie die Hol-
länder zu bewegen, diesen sehr günstig gelegenen Besitz
aufzugeben und Formo?a, deren eingeborener Bevölkerung
die Chinesen bisher selbst noch nicht Herr werden
konnten, zu occupiren. Die Holländer gingen in die
Falle, mussten sich jedoch bald angesichts des hart-
näckigen Widerstandes der Eingeborenen lediglich auf
einen schmalen Küstenstrich beschränken, wo sie das
Fort Seeland errichteten. Doch schon im Jahre 1657
wurden die Holländer trotz ihrer heldenmUthigen Ver-
theidigung gezwungen, diesen Besitz an die Eingeborenen,
mit welchen sich mittlerweile auch China verbündet
hatte, auszuliefern, womit die Herrschaft der Holländer
auf Formosa ihr Ende erreichte.
Um dieselbe Zeit trat auch Russland durch zwei
Kosaken, welche als Emissäre nach Peking geschickt
wurden, in directe Beziehungen zum chinesischen Kaiser-
hofe. Ich bemerke hiebei, dass diese beiden Reiche
schon früher auf der Karawanenstrasse, die von Peking
via Urga und Kiachta nach Transbaikalien und Sibirien
führt, rege Handelsbeziehungen unttrhielten, und dass
dieser I^andweg vielfach überhaupt als der älteste ange-
sehen wird, auf welchem Peking und Nordchina im
Handelsverkehre mit dem übrigen Asien standen.
Dem mittlerweile eingetretenen Vordringen Russlands
in Nordostasien, d. i. in der Amurprovinz, wurde durch
den Vertrag von Albasien ein Schranken gesetzt, in
Folge dessen Russland sich von der chinesischen Man-
dschurei zurückziehen musste. Wie später dessenunge-
achtet das Czarenreich in den Besitz von ganz Nordott-
asien gelangte, behalte ich mir vor, noch bei der Be-
sprechung der Handels- und Cieschäftsverhältnisse SibiricM
eingehender zu erörtern.
l'm nun zur Entwicklung der Handelsbeziehungen
Chinas mit tirossbritannien überzugehen, welche in der
Folge die grössten und bedeutendsten werden sollten,
bemerke ich, dass das erste englische Schiff im Jahre
136
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
1635 vor Macao und Canton erschien. Die Portugiesen
versuchten begreiflicherweise Alles, um bei der chinesi-
schen Regierung die Gestattung englischer Schiffahrt und
englischen Handels in China zu hintertreiben. That-
sächlich gelang es der britisch-ostindischen Cotnpagnie,
welche das Monopol des Handels mit Ostindien und
allen weiter östlich gelegenen Theilen Asiens besass,
erst im Jahre 1684 Handelsbeziehungen mit Canton,
später auch mit Amoy, Ningpo und den Chusaninseln
anzuknüpfen.
Gleichwohl entwickelte sich der britische Handel nur
langsam, da er sehr in Folge der gegentheiligen Bestre-
bungen und Unterdrückungen seitens der chinesischen
Mandarinen zu leiden hatte. Um diesen ein Ende zu
machen, entschloss sich die britische Regierung im
Jahre 1792, eine diplomatische Mission unter Lord
Macartney an den kaiserlichen Hof von Peking zu
entsenden, welcher es auch gelang wichtige Privilegien für
den britischen Handel zu erwerben. Im Jahre 1834 ver-
lor die ostindische Compagnie ihr bisheriges Handels-
monopol in China und stellte somit ihre Thätigkeit da-
selbst ein. Lord Napier wurde im selben Jahre als Chef-
SuperintendcQt des britischen Handels in Canton bestellt
und sollte fortan die Handelsbeziehungen Grossbritanniens
mit China pflegen und leiten. Wider Erwarten stiess
derselbe jedoch bei seiner Amtsübernahme auf hart-
näckigen Widerstand seitens der chinesischen Behörden.
Streitigkeiten brachen zwischen den chinesischen und
englischen Kaufleuten aus, welche Erstere des Opium-
schmuggels beschuldigten und die Verhinderung des-
selben durch die chinesische Regierung verlangten.
Handel und Schiffahrt kamen wiederholt zum voll-
ständigen Stillstande, die diplomatischen Unterhandlungen
schlugen fehl, und im Jahre 1840 entschloss sich die
britische Regierung, zu den Waffen zu greifen. Damit
brach der erste Krieg zwischen China und Grossbritannien
aus, welcher zur Besetzung der Chusan-Inseln, zur Er-
oberung von Canton, Amoy, Ningpo und Shanghai
seitens Englands führte und erst durch den Frieden von
Nanking 1842 beendigt wurde. Durch denselben wurden
die Häfen von Canton, Amoy, Futschau, Ningpo und
Shanghai dem britischen Handel eröffnet und ein Zoll-
tarif für die Waarenein- und Ausfuhr von und nach
chinesischen Territorien vereinbart. Zu gleicher Zeit wurde
die Insel Hongkong an Grossbritannien abgetreten.
Der Abschluss des Friedensvertrages von Nanking,
welcher die erste Bürgschaft für eine sichere Entwicklung
fremdländischen Verkehres bot, lenkte begreiflicherweise
auch die Aufmerksamkeit der übrigen Staaten des
Westens auf sich, welche sich beeilten, mit China gleich-
falls Handels- und Schiffahrtsverträge abzuschliessen, in
welchen sie im Allgemeinen der bereits Grossbritannien
gewährten Rechte theilhaftig wurden. Solche Staaten
waren Frankreich,-die Vereinigten Staaten von Amerika,
Belgien, Holland, Preussen, Spanien und Portugal.
Die im Jahre 1 853 ausgebrochene Taiping-Revolution,
während welcher die meisten Städte im Yangtsekiang-
thale in die Hände der Insurgenten fielen und Handel
und Verkehr in ganz China ins Stocken geriethen, zeigte
die zunehmende Ohnmacht Chinas, welches sich schliesslich
gezwungen sah, zur Bekämpfung der Insurgenten die
Hilfe Grossbritanniens anzurufen. Durch dieselbe wurde
die Taiping-Revolution im Jahre 1857 unterdrückt. Bald
darauf kam es aber neuerdings zu Streitigkeiten zwischen
Grossbritannien und China, in Folge welcher der zweite Krieg
zwischen diesen Mächten ausbrach, in welchem gleich-
wohl Grossbritannien auch durch die Streitkräfte Frank-
reichs unterstützt wurde In Folge der Cernirung Pekings
erzwangen die beiden verbündeten Mächte den Frieden
von Tientsin im Jahre 1860, in welchem der Hongkong
auf dem Festlande gegenübergelegene Hafen Kowloon
an Grossbritannien abgetreten und neue Häfen, insbe-
soadere Tientsin, Hangkow und der Yangtsekiangstrom
von seiner Mündung bis zu letztgenanntem Hafen für
den Handel der Vertragsmächte eröffnet wurden.
Die Rechte, welcher sich gegenwärtig die Fremden inner-
halb der Grenzen des chinesischen Territoriums erfreuen, be-
ruhen im Wesentlichen auf den Begünstigungen, welche
durch die vorerwähntenVerträge und mehrere Nachtragscon-
venüonen Grossbritannien, Frankreich und Japan gewährt
und kraft der Meistbegünstigung auch den Angehörigen der
übrigen Staaten, welche mit China Handelsverträge ab-
geschlossen haben, zutheil wurden. Demzufolge ist es
allen Angehörigen fremder Vertragsmächte in China
gestattet, frei im gesammten Reiche zu reisen und
Grundstücke und Häuser auf ewige Zeiten zu pachten.
Der Handelsbetrieb Fremder ist jedoch auf die fremdem
Handel und fremder Schiffahrt eröffneten Häfen, die so-
genannten Vertragshäfen, auf die dieselben verbindenden
Meerestheile und Wasserstrassen beschränkt.
In jüngster Zeit wurde der Handel auch gestattet, wenn
auch unter gewissen Bedingungen auf den gesammten
Binnenwasserstrassen, also Flüssen und Canälen im Innern
des Reiches. Solche Vertragshäfen existiren gegen-
wärtig 29, und sind dieselben :
Im Norden Newchuang, Tientsin, Chefoo; am Yangt-
sekiang: Chungking, Ichang, Hangkow, Shasi, Hankow,
Kiukiang, Wuhu, Chinkiang, Shanghai ; im Mündungs-
gebiete des Yangtsekiang und durch Canäle mit Shanghai
verbunden: Soochow und Hangchow, an der Südküste
Chinas : Wenchow, Foochow, Amoy, Swatow ; am West-
flusse gelegen Wuchow, Samshui, ferner an der Mündung
des Westflusses Canton, bei Macao Lappa, gegenüber
Hongkong, Kowloon ; ferner Pakhoi, Kiungchow auf
Hainan, Lungchow, Mengtsze, Szemao, im äussersten Süd-
westen Chinas an der Grenze von Tongking und endlich
Yatung an der indisch-tibetanischen Grenze. Ich be-
merke, dass letzterer Ort kein Hafen, sondern inmitten
des Himalayagebirges an der mächtigen Landroute von
Tibet nach Indien gelegen ist. Die daselbst befindliche
Station der kaiserlich chinesischen Seezölle dient
lediglich zur Controle des chinesisch-indischen Grenz-
verkehres. Im Laufe der letzten und in diesem Jahre
sind als neue Vertragshäfen hinzugekommen :
Woosung an der Mündung des Whangpoo in den
Yangtsekiang, der Vorhafen Shanghais, und Nanking,
die alte südliche Hauptstadt des chinesischen Reiches.
Zur Förderung des fremden Handels in den Vertrags-
häfen sind daselbst den Fremden besondere Terrains
zur Erbauung ihrer Wohn- und Waarenhäuser angewiesen.
Diese Concessionen oder Settlements sind derartig ein-
gerichtet, dass entweder das gesammte Gebiet ursprüng-
lich von einer einzigen fremden Macht gekauft und
parcellirt an die Angehörigen der fremden Mächte ver-
kauft wurde, oder aber, dass die einzelnen Parcellen direct
zu festgesetzten Preisen seitens der Fremden von den ur-
sprünglichsn Besitzern erworben werden. Demzufolge
stehen erstere Concessionen unter dem Schutze einer
einzigen fremden Macht, letztere Settlements hingegen
unter dem Schutze aller hiebei interessirten Vertrags-
mächte. Solche Concessionen besitzt Frankreich in
Tientsin, Hankow, Shanghai, Russland in Hankow,
Deutschland in Tientsin und Hankow, Japan in Hankow,
Soochow, Hangchow, Shasi. Shanghai besitzt, wie oben
erwähnt, eine französische Concession und ein sogenanntes
vereinigtes englisches und amerikanisches Settlement,
welches in der Verwaltung eines von den ansässigen
Fremden gewählten Gemeinderathes steht. In diesem
Jahre kam ferner ein sogenanntes Internationales Settle-
ment hinzu, welches von der chinesischen Regierung
behufs Erweiterung des bisherigen Settlements, welches
sich für die fremden Bewohner Shanghais schon längst
als viel zu klein erwies, gewährt wurde. Die fremd-
ländischen Concessionen und Settlements besitzen voll-
kommen europäisch eingerichtete Gemeindeverwaltungen,
in deren Händen auch die gesammte Sicherheits-, Sani-
täts- und Baupolizei liegt, und welche zur Bestreitung
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
197
ihrer Ausgaben Umlagen auf die Miethspreise (in Shanghai
10 Percent) erhebt. Der chinesischen Regierung wird
lediglich eine Grundsteuer seitens der fremden Grund-
besitzer entrichtet. Mit der Vertretung der Gemeinde-
verwaltung nach aussen, insbesondere gegenüber den
chinesischen Behörden, ist der daselbst residirende Consul
der betreffenden Macht oder alle daselbst residirenden
Consuln der Vertragsmächte betraut, welche zugleich
auch zur Schlichtung aller Streitsachen, welche zwischen
der Gemeindeverwaltung und einzelnen Personen ent-
stehen, berufen sind.
Ein wichtiges Recht der in China ansässigen Fremden
ist ihre Exterritorialität, in Folge welcher sie nur bei
dem Consulargerichte ihres Staates, ohne Unterschied,
ob Kläger Chinese, Angehöriger desselben oder eines
anderen fremden Staates ist, geklagt werden können.
Ebenso können auch weder Fremde noch Chinesen
ohne Anordnung des Cor.suls oder des Seniors des
Consularcorps innerhalb der Concessionen, beziehungs-
weise der Settlements verhaftet werden. In den fremden
Niederlassungen wohnhafte Chinesen werden von Chinesen
bei dem chinesischen Gerichtshofe, von Fremden bei
dem zu diesem Behufe in den einzelnen, grösseren Ver-
tragshäfen errichteten gemischten Gerichtshöfen geklagt
und verurtheilt. Der gemischte Gerichtshof setzt sich
aus dem chinesischen Richter und einem Consularver-
treter des betreffenden Staates, welchem der Kläger
angehört, zusammen.
Wie die geehrten Anwesenden schon aus Vorstehendem
ersehen, entziehen sich die fremdländischen Nieder-
lassungen fast vollkommen der Ingerenz der chinesischen
Regierung, deren Behörden — selbst wenn sie nur
eine kleine Truppe Militär gezwungenerweise durch die
Niederlassung passieren lassen müssen — früher die Er-
laubniss des fremden Consularvertreters einzuholen haben.
Oesterreich- Ungarn schloss mit China am 2. September
1869 einen Handels- und Schiffahrtsvertrag ab, der in
seinen Bestimmungen fast vollkommen übereinstimmt
mit Jenen, welche das Reich der Mitte fast zur selben
Zeit mit Dänemark, Schweden-Norwegen, Italien u. s. w.
abgeschlossen hat. Durch diesen Handelsvertrag werden
den Angehörigen der österreichisch-ungarischen Monarchie
die Rechte der meistbegünstigten Nation eingeräumt,
und treten unsere Nationalen somit in alle Rechte ein,
welche bisher anderen Staatsangehörigen bewilligt worden
sind oder später noch bewilligt werden. Die Giltigkeits-
dauer des Handelsvertrages ist nicht festgesetzt, sondern
wurde vereinbart, dass derselbe nach einer voraus-
gegangenen sechsmonatlichen Kündigung alle 10 Jahre
einer Revision unterzogen werden kann. Durch den in
Rede stehenden Vertrag erhielt Oesterreich Ungarn das
Recht, sich in allen dem internationalen Handel und
Verkehr eröffneten Häfen durch Berufsconsuln vertreten
zn lassen.
Gegenwärtig besteht für ganz China nur eine Berufs-
consularvertretung, nämlich das k. und k. Generalconsulat
in Shanghai. In Folge einer diesbezüglichen Abmachung
mit der künigl. grossbritannischen Regierung ist die
Wahrnehmung der österreichisch-ungarischen Interessen
in allen übrigen chinesischen Vertragshäfen den königl.
grossbritannnischen Consuln anvertraut, welche dies-
bezüglich dem k. und k. Generalconsulate in Shanghai
unterstehen. Obwohl unsere Monarchie dadurch der
reichlichsten Consularvertretung im Reiche der Mitte
sich erfreut, so entspricht dieselbe doch nicht den
gegenwärtigen Anforderungen von Handel und Industrie
unseres Vaterlandes, da die britischen Consuln, wenn
auch vom besten Willen beseelt, doch nicht jene Zeit
haben, um sich auch der Förderung unserer Interessen
zu widmen, abgeselien davon, dass sie nicht die hiefür
nöthigen speciellen Kenntnisse besitzen und auch stets
befürchten müssen, sich Vorwürfe von ihren^ eigenen
Landsleuten zuzuziehen. Mit Rücksicht darauf stellt sich
die Nothwendigkeit von neuen österreichisch-ungarischen
Berufsconsulen in China als ein sehr dringendes BedUrf-
niss dar.
Den Bestimmungen des Friedensvertrages von Nanking
entsprechend, unterliegen alle Waaren bei ihrer Ein- oder
Ausfuhr nach und von China einem 5 percentigen Werth-
zolle, welcher nach ihrem jeweiligen Marktwertbe be-
messen wird. Von Artikeln, deren Import und Export
durch die geltenden Verträge verboten sind, mUssen
genannt werden: Kanonenpulver, Schrot, Kanonen,
Gewehre, Flinten-, Pistolen- und sonstige Munition sowie
Kriegsmaterial; femer Sali. I fiterer Artikel ist in
China Gegenstand eines Staatsmonopoles, dessen Ver-
waltung sehr complicirt ist und den Salzpreis namhaft
vertheuert. Besondere Bestimmungen gelten fllr die Ein-
fuhr von Opium sowie für die Ausfuhr von Kupfer-
münzen sowie Reis, des wichtigsten Nahrungsmittels der
chinesischen Bevölkerung, dessen Export im Allgemeinen
gerade mit Rücksicht darauf gleichfalls verboten ist.
Erfahrungsgemäss producirt China nämlich nicht jede«
Jahr so viel Reis, als fUr den Consum der gesammten
Bevölkerung erforderlich ist, sondern ist genöthigt, noch
grosse Mengen von Reis aus Französisch-Tonking und
Siam zu beziehen. Gleichwohl findet nicht selten, selbst
in Zeiten grossen Reismangels in Folge schlechter Ernten,
von einzelnen chinesi.schen Vertragshäfen ein Reis-
schmuggel insbesondere nach Japan statt, dessen Be-
völkerung vorzieht, den eigenen, besseren und thcureren !
Reis nach Amerika zu exportiren, und für den eigenen
Bedarf den billigeren chinesischen Reis zu importiren.
Keinem Zoll unterliegen folgende Artikel: Gold- und
Silberbarren, fremde Münzen, Mehl, Sago, Biscuit, Con-
serven, Käse, Butter, Confectionswaaren, ausländische
Kleider, Juwelen, vermischte Waaren, Parfumerien, Seife,
Holzkohle, ausländische Kerzen, Tabak, Cigarren, Wein,
Bier, Spirituosen, Haushaltungsgegenstände, SchifTsproviant,
persönliche Reiseeffecten, .Buchbinderwaaren, Teppiche,
Messerschmiedwaaren, ausländische Medicinen und Glas-
waaren.
Diejenigen Waaren, welche über die Vertragshäfen
von oder nach dem Innern Chinas seitens fremdländi-
scher Kaufleute zur Ausfuhr, beziehungsweise zur Ein-
fuhr gebracht werden, unterliegen ausser den oberwähnteo
5 Percent noch einem 2 '/i percentigen ZuschlagszoII
von ihrem Marktwerthe. Dafür sind diese Waaren von
allen übrigen Binnenzöllen, insbesondere von den Weg-
und Wassermauthen, den sogenannten Likinsteuern be-
freit, welche in der willkürlichsten Weise von den chinesi-
schen Steuerpächtern eingehoben werden und in au.sser-
ordentlichem Maasse zur Erschwerung des chinesischen
Binnenhandels beitragen. Um aber der obigen Begünstigung
theilhaftig zu werden, sind die fremdländischen Exporteure,
beziehungsweise Importeure angewit sen, durch Vermittlung
ihrer Consuln die Ausstellung von sogenannten Transit-
pässen für die betreffende Waare zu erlangen. Der
Transitpass begleitet sodann die Waare bis zu ihrem
Bestimmungsorte und dient als Bescheinigung für die
begünstigte Zollbehandlung der Waare.
Da auch dieser Vorgang noch mit grossen Umstlad-
lichkeiten verbunden ist, so beherrscht gegenwtrtig so-
wohl die fremdländische als auch die eingebome Kauf-
mannschaft in China eine sehr lebhafte Bewegung, die
Binnenzölle gänzlich aufzuheben und den fUr die Staats-
casse dadurch entgehenden Gewinn eventuell durch eine
Erhöhung der Ein- und Ausfuhrzölle zu ersetzen.
Zur Deckung der Schulden, welche China successire
seit dem zweiten Kriege mit Grossbritannien in Europa
zu contrahiren gezwungen war, wurden in Ermangelung
anderer sicherer Staatseinnahmen die Erträgnisse der
chinesischen Scezölle verpfändet und zu diesem Bchnfe
die Verwaltung derselben fremdländischen Beamten tiber-
geben. An der Spitze dieser musterhaft eingerichteten
Organisation steht als Generalinspector Sir Robert Hart,
ein Engländer, der in Peking residirt und direct der
Centralregierung untersteht. In den VertragshAfen liegt
138
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
die Verwaltung der betreffenden Seezollämter in Händen
von Comnnissioners, denen entsprechendes Concepts-,
Kanzlei-, Wach- und Dolmetschpersonal zur Seite steht.
Das Personal der kaiserlich chinesischen Seezölle setzt
sich aus Angehörigen aller fremden Vertragsstaaten zu-
sammen, und hat jeder derselben das Recht, nach der
Grösse seiner Handelsbeziehungen mit China auch eine
entsprechende Anzahl von Stellen Corceptsbeamter für
seine Nationalen zu beanspruchen. Gegenwärtig sind in
der Verwaltung der kaiserlich chinesischen Seezölle
(Conceptsbranche) fünf Nationale vertreten, und zwar ein
Commissioner, ein Ungar, und vier Assistenten, Oester-
reicher.
Da die Einnahmen aus den Seezöllen nicht genügten,
auch die Verzinsung der in letzter Zeit seitens Chinas
aufgenommenen auswärtigen Schulden zu garantiren, so
wurde im vorigen Jahre auch die Likineinnahme ein-
zelner Provinzen verpfändet und zu diesem Zwecke
gleichfalls die Likinverwaltung unter der Oberaufsicht
der kaiserlich chinesischen Seezölle fremden Beamten
anvertraut, wodurch ein namhafter Bedarf von Ange-
stellten eintrat.
Die Einnahmen aus den kaiserlich chinesischen See-
zöllen beliefen sich im abgelaufenen Jahre auf mehr als
38 Millionen Gulden ö. W. etwas weniger als im vorher-
gegangenen Jahre, ein Ausfall, welcher sich durch die
verminderte Einfuhr von indischem Opium erklärt.
Einrichtungen zur Beförderung von Briefschaften, De-
peschen etc. kennt Chinas Staatsverwaltung schon seit
vielen Jahrhunderten, und zwar unterhielt die Kriegs-
verwaltung in Peking bis in die jüngste Zeit Couriere,
welche Staatsdepeschen, Amtssachen, daneben aber auch
private Briefe in die verschiedenen Provinzen Chinas
brachten. Daneben entwickelten sich aber auch private
Postanstalten, die zu einer hohen Entwicklung gelangten
und heute noch den meisten Briefverkehr der Chinesen
untereinander besorgen. Wie gegen alle Staatseinrichtungen
sind die Chinesen nämlich auch gegen die von der
chinesischen Regierung in jüngster Zeit eingerichteten
Postverwaltungen sehr misstrauisch, und ziehen vor, ihre
Briefe den Privatposten zur Beförderung zu übergeben.
Die ersten europäischen Posteinrichtungen in China
wurden von den Settlements-Municipalitäten einzelner Ver-
tragshäfen getroffen, welche sich jedoch in erster Linie
lediglich mit der Briefbeförderung innerhalb der eigenen
Vertragshäfen oder höchstens noch benachbarter be-
schäftigen. Diese Postverwaltungen, welche unter dem
Namen der chinesischen Localposten bekannt sind, be-
trieben ein sehr schwunghaftes Geschäft mit der Emission
von Briefmarken, welche aus Speculationsrücksichten fast
jedes Jahr geändert wurden. Daneben errichtete auch
die kaiserlich chinesische Seezollverwaltung die soge-
nannte Zoll- oder Custionspost, welche lediglich in den
Stationen der Seezölle Aemter besass. Vor zwei Jahren
wurde diese Seezollverwaltung namhaft vergrössert und
in eine allgemeine kaiserlich chinesische Post umge-
wandelt, mit deren Besorgung und Einrichtung gleichwohl
die Verwaltung der kaiserlichen Seezölle betraut blieb.
In Folge dessen gingen die früher erwähnten Local-
posten ein, umsomehr, als die fremdländischen und ein-
heimischen Schiffahrtsgesellschaften die bisherige unent-
geltliche Beförderung der Briefschaften der chinesischen
Localposten verweigerten. Nichtsdestoweniger fahren jedoch
einzelne Localposten, respective die Municipalitätsver-
tretungen der einzelnen Settlements fort, zur Freude der
Philathelisten ihre bisherigen Briefmarken zu verkaufen
und dieselben sogar auf Wunsch mit Poststempeln zu
versehen ! Uebrigens huldigt auch die kaiserlich chinesi-
sche Postverwaltung in nicht geringem Maasse den
Philathelismus, und es vergeht kaum ein Jahr, in welchem
nicht neue Briefmarken zur Ausfuhr gelangen.
Daneben haben fremde Staaten schon seit vielen
Jahren in mehreren Vertragshäfen eigene Postämter er-
richtet, so insbesondere die Postverwaltung der britischen
Colonie Hongkong in Shanghai, Hankow, Tientsin, die
französische Postverwaltung in Shanghai, Hankow, Tientsin,
Chefoo, die deutsche in Shanghai, Tientsin, Hankow
sowie selbstverständlich in Tsintau, dem Hauptorte
des deutschen Pachtgebietes, die japanische in Shanghai,
Soochow, Hangchow etc. JM
Die Mannigfaltigkeit der Postämter bringt es mit sich, H
dass Shanghai heute neben den Postämtern der kaiserlich
chinesischen Postverwaltung noch solche Grossbritanniens,
Russlands, Japans, Deutschlands, von Frankreich und den
Vereinigten Staaten von Amerika zählt. Da China bisher
dem Weltpostverein noch nicht beigetreten ist, kommen
natürlich für den Auslandsverkehr nur die fremden
Postämter in China in Betracht, und besorgen dieselben
auch die Weiterbeförderung der an sie seitens der chine- ■
sischen Postämter gelangenden Briefschaften. ™
In Folge dessen erfreuen sich die fremdländischen
Postanstalten in den chinesischen Vertragshäfen einer
sehr guten Rentabilität und werden fortgesetzt noch
neue fremde Postämter errichtet. Die Einrichtung der-
selben entspricht vollkommen jener im betreffenden
Mutterlande und kommen die Vortheile derselben dem
fremdländischen Handel in China sehr zu statten. Was
die Beförderung von Parcels, Packeten anlangt, so nimmt
solche die französische Post in China bis zum Gewichte
von 3, die deutsche Post sogar bis zum Gewichte von
5 f:g, sowohl nach Frankreich, beziehungsweise Deutsch-
land als auch nach den übrigen Ländern Europas an.
Das Porto für ein Postpacket im Gewichte von 3 /:g
kostet z. B. auf der deutschen Post von Shanghai nach
Oesterreich-Ungarn M. 3'6o. Ebenso können auch
sowohl mittelst der französischen als auch mittelst der
deutschen Post Geldanweisungen nach Europa über-
mittelt werden.
Für die Beförderung der Briefe und Postsachen von
Europa nach China und umgekehrt kommen lediglich
die Postdampfer der englischen Peninsular & Oriental
Steam Ship Co. sowie die französische Schifiahrtsgesell-
Schaft Messageries Maritimes in Betracht, welche ab-
wechselnd alle 14 Tage in Shanghai eintreffen oder von
dort abgehen. Demzufolge trifft daselbst einmal in der
Woche eine europäische Post ein und geht ebensooftmal
eine solche ab. Ausserdem befördern auch die gross-n
alle drei Wochen zwischen Bremen, beziehungsweise
Genua und Shanghai verkehrenden Dampfer des Nord-
deutschen Lloyd Briefe und Postsendungen, in Folge
dessen auch noch jede dritte Woche eine zweite directe
Postbeförderung von und nach Europa stattfindet. Da
sämmtliche Dampfer der vorgenannten Gesellschaft fast
gleiche Schnelligkeit erzielen, so stellt sich die Dauer
der Briefbeförderung zwischen Europa und Shanghai
oder umgekehrt via Suez auf ca. 30 Tage.
Weitaus langsamer vollzieht sich begreiflicherweise der
Postverkehr nach den weiter im Innern des chinesischen
Reiches oder im Norden desselben gelegenen Vertrags
häfen und Orten. In dieser Beziehung gestaltete sich ins-
besondere der Postverkehr zwischen Shanghai und
Tientsin, Nanking und Peking während des Winters
bis in die jüngste Zeit sehr schleppend. Da nämlich
zwischen der Zeit vom November bis März die Zugänge
zu den Häfen von Tientsin und Nanking zugefroren
sind, mussten alle Briefschaften von und nach diesen
Bestimmungsorten zu Lande mittelst der chinesischen
Posten befördert werden, was unter Umständen für die
Strecke Shanghai — Tientsin allein oft 20 Tage und mehr
benöthigte. Erst im vorigen Jahre gelang es, einen eis-
freien Hafen bei Peitaho nordöstlich von Tientsin zu
ermitteln, über welchen nunmehr alle wichtigeren Briefe.
Packete gleichwohl ausgenommen, befördert werden.
Hinsichtlich der telegraphischen Verbindung Chinas
mit Europa kommen zwei Linien in Betracht. Die eine,
südliche, wird durch ein submarines Kabel gebildet,
welches von Shanghai, beziehungsweise den Gutzleff-Inseln,
an der Mündung des Yangtsekiang längs der südchinesi-
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
18»
sehen Küste durch den Canal von Formosa nach Hong-
kong führt und sich daselbst an die von dort nach
Singpore und Britisch-Ostindien geleiteten Kabel anschliesst.
Dieses Kabel ist f^igenthum der grossen nordischen
Telegraphencompagnie, der sogenannten Great Northern
Telegraph Co., einer däni.schen Actiengesellschaft, deren
Sitz in Kopenhagen sich befindet. Diese Gesellschaft be-
sorgt auch den Betrieb der im Besitze der englischen
Eastern Exten.?ion Telegraph Co. befindlichen Kabel,
von welchen für China insbi-sondere jenes submarine
Kabel in Betracht kommt, welches von Shanghai nach
Nagasaki führt und die telegraphische Verbindung Chinas
mit Japan herstellt. Das Hauptbureau der nordischen
Telegraphencompagnie befindet sich für China in Shanghai,
und unterhält die Gesellschaft sowohl daselbst als auch
in den übrigen Stationen an der Südküste Chinas zahl-
reiches Personal von europäischen, zumeist dänischen
Angestellten. Eine zweite telegraphische Verbindung
Chinas mit E^uropa wird durch die russische Telegraphen-
linie quer durch Sibirien hergestellt, welche in Kiachta
an das chinesische Telegraphennetz anschliesst und via
Urga nach Peking führt. Mit Rücksicht auf die zahl-
reichen Einschränkungen und Zeitverluste, welchen der
Depeschenverkehr auf dieser ausgedehnten sibirischen
Landlinie unterworfen ist, kommt letztere höchstens für die
directen Telegraphencomraunicationen Pekings mit Europa
in Betracht, ein grosser Theil des Depeschenverkehres
dieser Hauptstadt sowie insbesondere die gesammte Telegra-
phencorrespondenz zwischen Shanghai und den übrigen
chinesischen Vertragshäfen einerseits und Europa anderer-
seits wird durch die eingangs erwähnte südliche Kabel-
linie der dänischen Gesellschaft vermittelt. Innerhalb
Chinas befinden sich die Telegraphenlinien im Besitze der
kaiserlich chinesischen Telegraphenverwaltung, welche
halb Regierungsunternehmen, halb chinesische Actien-
gesellhchaft ist und in den Händen einflussreicher
chinesischer Mandarinen uml Capitalisten sich befindet.
Die Anlage der ersten chinesischen Tclegraphenlinie
wurde durch Ingenieure der vorerwähnten nordischen
Telegraphencompagnie durchgeführt, und liegt der Bau,
Betrieb und die technische Erhaltung der chinesischen
Telegraphenlinien theilweise noch in den Händen ein-
zelner, von der nordischen Telegraphencomjiagnie ent-
lehnter Beamten und Ingenieure. Das Betriebspersonal
setzt sich ausschliesslich aus Chinesen zusammen, und
können mit Rücksicht darauf die Leistungen des chinesi-
schen Telegraphen als nicht ungünstige bezeichnet werden.
Gegenwärtig sind fast alle Provinzialhauptstädte des
Reiches durch Telegraphenlinien verbunden, welche im
Westen längs des Yangtsekiangstromes fast bis an die
Grenze Tibets reichen. Die wichtigste Linie ist jene,
welche Shanghai mit Tientsin und Peking zu Lande via
Chinkiang und längs des Kaisercanales verbindet. Die
steigende commercielle Bedeutung Tientsins und Shan-
ghais, nicht minder die jüngsten politischen P>eignisse
haben in letzter Zeit den Depeschenverkehr auf dieser
Linie namhaft vermehrt, und konnte sie in Folge dessen
kaum mehr den Ansprüchen, welche an sie gestellt
wurden. Genüge leisten. Da die Linie auch theilweise
durch die versumpften Gebiete am Kaisercanale und am
Hoangho führt, so sind Beschädigungen in Folge Ucber-
schwemmungen, VVolkenbrüche etc. sehr häufig, und
kommt es nicht selten vor, dass der telegraphische Ver-
kehr mit der Reichshauptstadt tagelang unterbrochen ist.
Mit Japan, Korea und Wladiwostok steht Shanghai via
Nagasaki, Peking durch directe l-andlinien durch die
chinesiscne Mandschurei in Verbindung. Es ist be-
greiflich, dass V n den zunehmenden Handelsverbin-
dungen Chinas mit dem Auslande und auch von den
politischen Ereignissen die beiden in Rede stehenden
Telegraphengesellschaften daselbst enormen Gewinn ge-
zogen haben, insbesondere aber die nordische, welche
das Monopol der Telegraphenverbindung ChinsS mit der
Aussenwelt besitzt. Da es nämlich bis jetzt noch nicht
gelungen ist, ein Kabel durch den SttUen Oceaa <■
legen und Japan mit der Westküste Amerikas zu ra-
binden, so mUssen auch alle Depeitchen zwischen Ost»
aMca und der neuen Welt via Europa gehen. Wie ver-
lautet, schreitet nunmehr die Regierung der Vereinigun
Staaten daran, im Hinblicke auf die Erwerbung der
Philippinen und ihres gesteigerten Handelsverkehres mit
China und Japan ein solches Kabel her/
Was die Telegraphenkosten zwischen Ol l'ogam
und China anlangt, so betragen dieselben per Wort,
z. B. von Shanghai nach .Stationen in Oesterreicb-Un-
garn ca. fl. 360 ö. Vf., nach den Vereinigten Staaten
von Amerika ybj — 4, nach Japan 70 kr.
Die namhafte Höhe dieser Telegraphengebühren wie
nicht minder der Umstand, dass man im Hinblicke auf
die grosse Entfernung, welche Ostasien von Europa
trennt, zur raschen Ueberraittlung wichtiger Nachrichten
lediglich an den Telegraphen angewiesen ist, haben
schon längst die in China etablirten Handelsfirmen ver-
anlasst, ausschliesslich in Codeworten zu tcicgraphiren.
Zu diesem Hehufe werden nicht nur die im allgemeinen
Handelsverkehr gebräuchlichen internationalen Code,
wie der A-B-CCode und andere benütit, sondern die
fremdländischen Kaufleute und Händler haben mit
ihren Geschäftsfreunden und Committenten in Europa
specielle, sehr vereinfachte Privatcodes vereinbart, mit
Hilfe welcher oft nur durch ein einzelnes Wort ein sehr
complicirtes Geschäft abgeschlossen werden kann.
Telephonnetie besitzen die Städte Shanghai, Tientsin
und Hankow, dieselben sind Eigenthum coglischer Ge-
sellschaften und verzeichnen zunehmende Ausdehnung.
Die verworrensten Verhältnisse herrschen im chinesi-
schen Reiche hinsichtlich der Geldwährung. Als eigent-
liche, ureigenthUmliche und einzige Handcismünze kann
lediglich der sogenannte Käsch gelten, eine nmde oder
viereckige Münze aus Kupfer, welche in der Mitte eine
wieder verschieden geformte Öffnung trägt, mit welcher
mehrere dieser Münzen an eine Schnur gereiht werden.
Diese Münze ist aus einer Kupferlegierung hergestellt,
nicht geprägt, sondern gegossen, und entsprachen
ungefähr 1000 Stück derselben noch im Jahre 1892
im Werthe einem Shanghai Tael, das ist ca. fl. i"25 ö. W.
Die fortgesetzte Münzverschlechterung in der Her!>tellung
dieser Kupfermünze, welche nicht der Centralregierung,
sondern den einzelnen Provinzialregierangen überlassen
ist, brachte jedoch namhafte Veränderungen im Werthe
dieser Käsch mit sich, und werden gegenwärtig kleine,
grosse, mittlere Käsch, die mannigfalti;.;sten Sorten
solcher Käsch in mannigfachem Werthe unterschieden.
Die Steigerung des Kupferpreises und die zunehmende
Entwerthung des Silbers haben in jüngster Zeit aber
auch eine Erhöhung der Käschwerthe herbeigeführt und
werden gegenwärtig nur 1 1 70 Käsch auf einen Shanghai-
Tael gerechnet. Da, wie oben bemerkt, diese kleinste
Münze das einzige gangbare Geldmittel im Innern
des chinesischen Reiches ist, so ist es leicht, sich die
Schwierigkeiten auszumalen, mit welchen eine Reise
dortselbst verbunden ist, w.» ganze Ladungen von
Käsch mitgeführt werden müssen, und wo in der
einen Provinz die Käsch der anderen Provinzen nicht
oder nur mit entsprechendem Werthabzug acceptirt
werden.
Als Rechnungsmünze gilt in China der Silber-Tael,
welche jedoch nicht ausgeprägt wird, sondern nur ein
chinesisches Pfund reinen Silbers, sogenannten Syceesilbers,
darstellt. Zum Unglücke für den chinesischen Handel
ist aber auch dieser Tael nicht im gesammten Reiche
gleich, sonilern fast in jeder Provinz verschieden, dem-
zufolge \mterscheidet man Peking-, Tientsin-, Shanghai-,
Hangkow-, Canton-Taels und zahlreiche andere. Um wenig-
stens für die Zollzahlungen eine einheitliche Basis zu haben,
schuf die chinesische Regierung noch den sogenannten
Zoll- oder Haikuan-Tael, dessen Wcrth im abgelaufenen
Jahre ungefähr M. 24 oder fl. t-76 ö. W. betng.
140
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Begreiflicherweise unterliegen sämmtliche Taelgattungen
auch den jeweiligen Cursschwankungen des Silbers,
welche gerade in den letzten Jahren sehr starke waren
und die Abwicklung der Geschäftsbeziehungen Chinas
mit den fremden Ländern wesentlich erschwerten.
Diese complicirten Währungsverhältnisse Chinas, be-
ziehungsweise der völlige Mangel einer einheitlichen und
thatsächlichen Währung daselbst veranlassten in grossen
Plätzen, welche die meisten Geschäftsbeziehungen mit den
fremden Ländern unterhielten, die Einführung einer
fremden Verkehrsmünze, als welche sich der mexicani-
sche Piaster oder Silberdollar herausbildete. Derselbe
spielt in den chinesischen Vertragshäfen gegenwärtig
dieselbe Rolle wie der österreichische Maria Theresien-
Thaler in der Levante oder in Abessynien. Ohne ein
legales Geldmittel zu sein, dient er zur Ausgleichung
aller kleineren Verbindlichkeiten im Geschäfts- und
Privatverkehre zwischen den Fremden untereinander
einerseits und den Chinesen andererseits.
Die alljährlich benöthigten Mengen dieser Münze werden
von den Bankinstituten via London importirt, und notirte
der Preis des mexicanischen Dollars im abgelaufenen
Jahre per Unze ca. 26^/g d. In unserer Währung ent-
spricht der mexicanische Dollar im Werthe ca. i fl. i o kr.
Der mexicanische Dollar zerfällt in 1 00 Cents und wird
Scheidegeld im Werthe von 5, 10 und 20 Cents, sowohl
von einzelnen chinesischen Provinzialregierungen als auch
von der britischen Colonialverwaltung in Hongkong aus-
geprägt. Daneben befinden sich auch Centsstücke von
Singapore, Mauritius und anderen britischen Colonien in
den chinesischen Vertragshäfen im Verkehre. Der zeitweise
sehr stark sich geltend machende Mangel an Silberscheide-
münzen hat private Corporationen, wie Clubs, Vereine,
in jüngster Zeit auch die englische Municipalität von
Shanghai zur Ausgabe von Tickets, auf bestimmte Anzahl
von Cish, beziehungsweise Cents lautend, veranlasst, die
von den Chinesen an den Cassen dieser Corporationen
jederzeit eingelöst werden können.
Papiergeld, und zwar Noten zu i, 5, 20, 100 und
1000 $ sowie Shanghai-Taels werden auch von den
hervorragendsten Banken in den chinesischen Vertrags-
häfen emittirt. Im Uebrigen bemerke ich, dass der Geld-
verkehr in Baarem innerhalb der chinesischen Vertrags-
häfen sich überhaupt nur auf das äusserst unumgängliche
Maass beschränkt; da jeder daselbst ansässige Fremde
bei einem Bankinstitut sein Contocorrent besitzt, so macht
derselbe alle grös?eren Zahlungen, oft von 10 <S an-
gefangen, nur mittelst Checks und werden in Geschäfts-
läden, Hotels, Clubs auch solche Anweisungen ange-
nommen, welche auf einen bestimmten Geldbetrag lauten,
mit der Unterschrift des Schuldners versehen sind, am
Schlüsse des Monates gesammelt und von den betreffenden
Compradore den Fremden zur Zahlung präsentirt werden.
Unter allen Beschäftigungen, welchen sich die zahl-
reiche Bevölkerung des chinesischen Reiches hingibt,
nimmt Ackerbau die erste Stelle ein. Der heilige Ge-
brauch, demzufolge der Kaiser von China alljährlich auf
einem Grundstücke innerhalb seines kaiserlichen Palastes
mit dem Pfluge vier Furchen zieht und hierin von allen
seinen Statthaltern in den verschiedenen Provinzen des
Reiches nachgeahmt wird, beweist zur Genüge, in welch
hohen Ehren die Landwirthschaft in China steht. Da als der
Eigenthümer al'en Grund und Bodens der chinesische Kaiser
angesehen wird, so werden die Grundstücke direct von
der Krone auf unbestimmte Zeit, beziehungsweise solange
der Pacht regelmässig gezahlt wird, gepachtet. Als
Pächter erscheinen nur selten einzelne Personen, sondern
vielmehr ganze Familien und Gemeinschaften, unter deren
Mitgliedern die Bewirthschaftung der einzelnen Grund-
stücke vertheilt wird.js, Mit Rückjicht auf die grosse
Sorgfalt, welche der Chinese auf die Bewirthschaftung
seiner Grundstücke und in Ansehung dessen, dass in
dichter bevölkerten Districten auch der kleinste Flecken
Erde nutzbringend bewirthschaftet wird, verdient der
Chinese eher die Bezeichnung eines Gärtners als eines
Landwirthes. Unwissend vieler Hilfsmittel, über welche
die Landwirthschaft in Europa schon längst verfügt,
ersetzt der Chinese dieselben durch seine fleissige und
ausdauernde Handarbeit. Die landwirthschaftlichen Geräthe
sind auch heute noch von der primitivsten Art. Die
Pflüge ausschliesslich aus Holz, nur mit Eisen beschlagen,
welche nur äusserst seichte Furchen in dem Feldboden
ziehen können. Getreide und Gras werden theils mit der
Hand ausgerissen, theils mit primitiven Sicheln gemäht,
welche von eingeborenen Schmieden aus altem Eisen
hergestellt werden. Sensen sind in China noch gänzUch
unbekannt und dürfte die Einführung anderer moderner
Ackerbaugeräthe noch lange an den Conservatismus,
nicht minder aber an der Armuth der eingeborenen Be-
völkerung scheitern. Als Zugthiere verwendet der chine-
sische Ackerbauer zumeist Büffel, Ochsen, Kühe, nicht
selten auch Maulthiere. Grosse Sorgfalt schenkt der
Chinese der Bewässerung, welche insbesondere bei der
Reiscultur von grösster Wichtigkeit ist. Die zahlreichen
Wasserläufe, welche die chinesische Tiefebene durch-
ziehen, gewähren die geeignetsten Mittel dazu, und wird
das Wasser aus den Canälen auf die höher gelegenen
Grundstücke theils mit der Hand, theils mittelst so-
genannter Paternosterwerke geschöpft. Eine Düngung, wie
solche in den Ackerbauländern der westlichen Hemisphäre
üblich ist, kennt der chinesische Bauer nicht, sondern
verwendet er dazu den Schlamm und Unrath, welcher _
sich in den zahlreichen Wasserläufen und Tümpeln an- ■
sammelt, welche die Dörfer umgeben. Der daselbst an-
gesammelte Schlamm wird alljährlich ausgestochen und
als Dünger, eventuell auch auf weite Entfernungen zum
Verkaufe gebracht. (Fortsetzung folgt.)
OSCAR BAUMANN.
Auch in diesen Blättern, wo der kürzlich in der Blüthe
seiner Jahre verstorbene Afrikareisende Dr. Oäcar Bau-
mann zu wiederholtenmalen seine afrikanischen Er-
fahrungen und Eindrücke niedergelegt hat, gez;iemt es
sich wohl, der tapferen, von den grössten Erfolgen ge-
krönten Thaten unseres berühmten Landsmannes zu ge-
denken, dem die wirthschaftliche wie die wissenschaft-
liche Erschliessung weiter Landgebiete des schwarzen
Erdtheiles immer aufs Tiefste verpflichtet sein wird.
Kurz war das Leben dieses seltenen, für den Ent-
deckerberuf geborenen Mannes, aber reich an Sieg und
Erfolg. Im Jahre 1865 geboren, ist Baumann nach Ab-
solvirung gründlicher geographischer und naturwissen-
schaftlicher Studien und nach specieller Ausbildung im
k. k. militär-geographischen Institut, wo er in der Aus-
führung von Routenaufnahmen und astronomischen Orts-
bestimmungen auf das Tüchtigste geschult wurde, als
Zwanzigjähriger sofort in seine Entdeckerlaufbahn ein-
getreten, indem er 1885 von der Wiener k. k. Geo-
graphischen Gesellschaft aufgefordert wurde an der
österreichischen Congo-Expedition unter Führung von
Dr. Oscar Lenz als Geograph theilzunehmen. Wenn diese
Expedition nicht ohne bleibende werthvolle Ergebnisse
verlaufen ist, so war dies vor Allem dem Fleiss und
der Tüchtigkeit des Anfängers zu verdanken. Trotz
schwerer Erkrankung, die ihn zwang, an der Stanleyfalls-
station die Expedition zu verlassen, ist ihm doch die
Herstellung der ersten grösseren und brauchbaren Karte
des mittleren Congo als Hauptfrucht seiner Congoreise
zu verdanken. Am Schlüsse seines ersten afrikanischen
Aufenthaltes führte er noch, völlig selbständig und auf
eigene Faust, eine Durchforschung der spanischen Insel
Fernando Pöo in der Gumiabucht durch, wobei die
interessante Urbevölkerung des Eilandes genau studirt
wurde. Eine schöne Monographie dieser reizvollen Tropen-
insel nebst werthvoUer Karte ist das sehr ehrenvolle
Ergebniss dieser kühnen Unternehmung Baumann's ge-
wesen und hat ihm in Verein mit seinen Leistungen am
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
141
Congo sofort einen ehrenvollen Namen und Zutrauen
in der Afrikaforschung gesichert.
Nachdem er sich 1887 zu Leipzig den Doctorhut
geholt, sehen wir ihn 1888 auf jener bekannten unglück-
lichen Expedition nach Deutsch-Ostafrika begriffen, im
Verein und auf die Initiative des bekannten kühnen
Bezwingers des Kilimandscharo Dr. Hans Meyer. P^s
galt zunächst, das gebirgige unbekannte Gebiet Usam-
baros zu erforschen und sonach zum Kilimandscharo-
gebiet vorzudringen. Der erste Theil dieser Aufgabe
konnte trotz der schwierigsten Umstände in dem eben
losbrechenden Araberaufstand, der 1888 im deutschen
Gebiete tobte, noch glücklich gelöst werden: aber dann
geriethen die unerschrockenen Reisenden bekanntlich
durch Negerverrath in die Hände des aufständischen
Araberhäuptlings Bnschiri, der sie nach einigen Tagen
qualvoller Gefangenschaft und peinlicher Todesbedrohun-
gen gegen Lösegeld wieder in Freiheit setzte. Aber
die Expedition war aufgelöst, und nur wie durch ein
Wunder erhielt Baumann wider alles Hoffen nach einigen
Monaten seine kostbaren geraubten Aufnahmen und Tage-
bücher zurück, so dass er nicht nur die erste Karte
von Usambara publiciren konnte, sondern auch das
fesselnde Werk : „In Deutsch- Ostafrika während des Auf-
standes" zu Tag brachte.
Schon ein Jahr später sehen wir den unerschrockenen
Reisenden auf seinen eigenen Spuren und mit seiner
eigenen Karte wieder in dem wunderbaren Berglande
im Nordosten der deutschen Colonie, dem aussichts-
vollsten' Hochland des deutsch-ostafrikanischen Besitzes,
das er diesmal auf das Genaueste in geographischer,
naturwissenschaftlicher und ethnologischer Beziehung er-
forscht, wie es ihm auch gegönnt war, die fast noch
gänzlich unbekannten Nachbargebiete des Landes zu
durchwandern und kartographisch festzulegen.
In der schönen Monographie: „Usambara und seine
Nachbargebiete" hat der Reisende Alles zusammengefasst,
was sich ihm auf dieser in jeder Beziehung geglückten
und ergebnissreichen Expedition an neuen Beobachtungen
aufdrängte. Das überaus günstige Prognostikon, das Bau-
mann der wirthschaftlichen Zukunft und Entwicklung
gerade dieses schönen Berglandes stellen konnte, hat
sich seither glänzend bestätigt. Schon tönt der Pfiff der
Locomotive durch seine Wälder und Thäler, und wie
irgendwo wird hier der tropische Plantagenbau die
reichsten Ergebnisse tragen.
Nach dieser überaus erfolgreichen Forschungsreise
ward Baumann unmittelbar vor die Hauptaufgabe seines
Lebens gestellt, die Leitung und Durchführung der
grossen Mossai-Expedition, die das deutsche Antisclaverei-
comit(5 ausrüstete, um ein von Stanley geplantes, aber
als zu schwierig aufgegebenes Unternehmen durchzu-
führen, die aber Baumann, vom tajjfersten Entdecker-
sinn gehoben und vom Glücke begünstigt, weit über
die ursprünglichen Pläne hinaus erstreckte, wobei ihm
die wichtigsten und ausgedehntesten geographischen Ent-
deckungen gelangen und wobei das letzte Räthsel des
Nilquellenproblems gelöst wurde. An viertausend Kilo-
meter unbekannten Gebietes wurden aufgenommen, zahl-
reiche neue Völker und Ländergebiete entdeckt, ganze
Gefechte mit kriegerischen und feindseligen Eingebomen
durchgekämpft und das Prestige der deutschen Macht,
des weissen Mannes überall ebenso würdig als fest ge-
wahrt. Mit diesem durch fast 2 •/» Jahre währenden Ent-
deckungszuge, wobei eine Karawane, die mitunter zu
tausenden von Köpfen anschwoll, zu leiten und in Zaum
zu halten war, den Baumann als einziger Weisser leitete,
hat sich unser kühner Landsmann unvergänglich in die
Annalen der Entdeckungsgeschichte Afrikas eingeschrieben,
hat er sich den Ruhm eines wahrhaft grossen Forschers
erworben. In seinem nach glücklicher Vollendung dieser
grossen Reise (1893) publicirten classischen Reisewerke:
„Durch Mossayland zur Nilquelle" und sein grosses
Kartenwerk des durchzogenen Gebietes hat er fich Klbst
das schönste und bleibende Denkmal gesetzt.
Durch lange Jahre der Gewöhnung war Baumann dat
Leben in Afrika, „im Busch", wie er es nannte, fern
von allen Bequemlichkeiten und der Gesellschaft Europas
immer mehr zum Bedürfniss geworden. Nachdem er noch
1895 und 1896 kleinere Expeditionen und Forschungs-
reisen in Deutsch- Ostafrika ausgeführt, bot sich ihm mit
der Wiederaufrichtung des österreichisch - ungarischen
Consulates in Zanzibar (189Ö) die erwünschte Gelegenheit,
seine unvergleichlichen afrikanischen Erfahrungen, die
sich ebenso auf die wirthschaftlichen Verhältnisse wie
auf Natur und Menschenthum Ostafrikas bezogen, im
Dienste des Vaterlandes entsprechend zu rerwerthen.
Er hat die letzten Jahre seines I^bens als Consul in
Zanzibar die Anforderungen seines Amtes in der glän-
zendsten Art versehen; er hat aber trotz der im Jahre
1897 eingetretenen schweren Erkrankung an der Losung
wissenschaftlich -geographischer Aufgaben noch in ge-
wohnter Energie und Gründlichkeit theilgenommen,
indem er in den Jahren 1895 — 1899 die ihm von der
Leipziger Gesellschaft für Erdkunde übertragene Er-
forschung der Inseln des Zanzibar-Archipels (Zanzibar,
Pemba und Mafia) glänzend durchführte und in Schriften
mit den bezüglichen Kartenaufnahmen niederlegte.
Ausser .seinen wissenschaftlichen und kartographischen
Werken haben wir von dem lebhaften Geiste Oscar
Baumann's, der mit mächtiger Spannkraft überall der
Fülle auf ihn einstürmender neuer Eindrucke Stand hielt
und sie machtvoll bewältigte, noch eine fast unüber-
sehbare Reihe köstlicher und anschaulicher Schildeningen
von Land und Leuten am Congo und in Centralafrika
wie von der ostafrikanischen Küste erhallen. In fast
novellistisch anmuthenden Skizzen und Sitten- wie Lebens-
bildern wusste er den Duft des exotischen Lebens in
merkwürdiger Schärfe und Deutlichkeit vor uns auf-
steigen zu lassen. Ebenso hat er überall mit strenger
Unparteilichkeit und unbestechlicher Kritik die wirth-
schaftlichen Verhältnisse erhoben; er gehörte nicht xu
den Enthusiasten, die im ersten Rausch des Entzückens
überall Paradiese finden; aber auch nicht zu den ver-
bitterten Pessimisten, welchen, da ihnen der Blick für's
Grosse und Neue fehlt, überhaupt jeder afrikanische
Besitz verdächtig scheint. Seine Rathschläge und seine
Urtheile zeugen stets von der wissenschaftlichen Zuver-
lässigkeit, die den Reisenden so sehr ehrte und die
unter allen Umständen bei ihm erprobt wurde.
Wer Oscar Baumann je gesehen oder gar näher ge
treten ist, wird sich von der kraftvollen Natur, dem
einfachen, humoristischen Wesen des Mannes, der trotz
seiner Erfolge jeder Ruhmredigkeit abhold war und
jeden Lärm, jede Eitelkeit der Welt verabscheute,
mächtig berührt gefühlt haben. In der That, es war
eine heldenhafte Seele in dem kraftstrotsenden Leib,
den Jast drei Jahre furchtbarster leiden erst brechen
und überwinden konnten. In voller Geisteskraft, aber in
männlichster Resignation und nur mehr mit dem Wunsch
nach völliger Ruhe und Befreiung von der unerträglichen
Marter des Leibes ist der noch jugendliche F<»scher
am 12. October d J. zu Wien verschieden in den
Armen seiner untröstlichen betagten Eltern, die in ihm
den einzigen Sohn verloren.
Das .'\ndenken an diesen edlen und grossen Frei-
willigen, den unser Vaterland in den Dienst der Erd-
kunde gestellt hat, wird nicht erlöschen. „Der Brecher",
wie O. Baumann vom Neger Ostafrikas genannt wird,
wird immer als einzigartige Erscheinung, als Typus des
gebomen Entdeckers unter uns wie in der Wissenschaft
fortleben! Dr. M. H.
142
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHUIFT FÜR DEN ORIENT
DIE HUNGERSNOTH IN BRITISCH-INDIEN.
Das k. und k. General-Consulat in Bombay berichtet
unterm 25. October 1. J. :
Soweit die Verhätnisse nach den vorliegenden Be-
richten überblickt werden können, lässt sich das weite
Gebiet sammt den unter der Herrschaft der eingeborenen
Fürsten stehenden Ländern mit Rücksicht auf die Ernte-
aussichten in drei Gruppen theilen.
Die erste, in welcher die klimatischen Verhältnisse des
ablaufenden Jahres günstige und normale gewesen sind,
die zweite, in welchen zum Theile normale Wetterver-
hältnisse geherrscht haben, und endlich die dritte, in
deren Gebiete durch die völlig ungenügende Wasser-
menge, welche während der letzten Regenzeit gefallen
ist, eine vollständige Missernte bevorsteht.
Im Gegensatze zu dem Jahre 1896, in welchem durch
das Ausbleiben der Monsoonregen in ganz Indien grosse
Dürre herrschte, als deren Folge nicht nur eine Miss-
ernte, sondern eine Hungersnoth eintrat, welche nach
manchen Schätzungen viele Millionen von Menschen da-
hingerafft haben soll, scheint heuer das Gebiet, in
welchem Hungersnoth zum Theile schon herrscht oder
binnen Kurzem ausbrechen wird, räumlich beschränkter.
Zu der ersten oben angegebenen Gebietsgruppe, in
welcher normale Zustände herrschen, zählt in erster Linie
die bevölkerungsreiche Provinz Bengalen, dann der
grösste Theil der ebenfalls dichtbevölkerten Nordwest-
provinzen, ferner Burma, wo eine überaus reiche Reisernte
heuer gediehen sein soll, dann im Süden des Reiches
der grösste Theil der Provinz Madras, wo gerade in der
letzten Stunde reichlicher Regenfall sich einstellte,
welcher die Saaten rettete, und endlich das Gebiet des
Staates Mysore. Hieher zu zählen sind grosse Strecken
der Provinz Sindh und die südwestlichen Theile des
Punjab, welche über genügende Bewässerungsanlagen ver-
fügen, welche von den dem Himalaya entströmenden
Wasserläufen gespeist werden.
Zur zweiten Gruppe von Gebieten, in welchen haupt-
sächlich der Verlauf des Herbstes, je nachdem die Witterung
zur Aussaat der Winterfeldfrüchte günstig sein wird oder
nicht, zeigen wird, ob die Ernte den Bedürfnissen des
Landes genügen kann, sind die südlichen Theile der
Präsidentschaft Bombay, dann Theile von Hyderabad,
der grösste Theil von Centralindien, dann die westliche
Hälfte der Nordwestprovinzen und endlich der nörd-
liche und unmittelbar an die Gebirge grenzende Theil
des Punjabs zu rechnen. In allen diesen Gebieten kann
gegenwärtig wegen Trockenheit und Dürre nicht gesäet
werden; der erhoffte Eintritt von Niederschlägen kann
jedoch noch Vieles dort retten.
Die dritte Gruppe begreift endlich jene leider ziemlich
grossen Landstriche, welche durch die Dürre am här-
testen betroffen wurden. Hiezu zählen von dem englischen
Gebiete fast ^/,; der Centralprovinzen, dann Berar, das
nördliche Dekhan und Guzerat, ferner der Süden und
Theile von Centralpunjab, die sogenannten selbständigen
Staaten in Centralindien und Rajputana sind auch
sämmtliche von der Hungersnoth befallen. Das Terri-
torium, welches durch die heurige Missernte, am
schwersten leidet, beläuft sich auf ungefähr 350.000
englische Quadratmeilen mit circa 30 Millionen Ein-
wohnern. Leider ist die Dürre heuer noch stärker wie
im Jahre 1896/97, und es wird gemeldet, dass seit dem
unheilvollen Jahre 1868 die Situation noch nie so düster
gewesen ist. Zur Vergrösserung des Unheils trägt der
Umstand bei, dass in dem Jahre 1896/97 dieselben
Gebiete von der Hungersnoth heimgesucht worden waren
und die Bevölkerung sich von dem damals verursachten
Schaden kaum erholt hat. Auch der Viehstand litt da-
mals und geht jetzt seinem Untergange entgegen, wenn
auch versucht wird, durch Versendung der Heerden in
Gebiete wo Futter vorräthig ist, dem Uebelstande zu
steuern.
Die Preise der Lebensmittel stiegen natürlich in den
letzten Monaten ausserordentlich und werden sich viel-
leicht noch vertheuern, doch hofft man aus den Landes-
theilen, welche eine günstige Ernte hatten, genügend
Lebensmittel in die von der Hungersnoth betroffenen Gebiete
bringen zu können. Als wahrer Segen erweisen sich die
Eisenbahnen, welche in den letiten Decennien gebaut
wurden. Im Hungersnnthjahre 1866 kostete der Trans-
port eines Maunds Getreide auf Tragthieren von Agra
nach Ajmere Rupien 2.4 (ca. fl. 180), während heute
die Eisenbahn den viel rascheren Transport um 3 Annas
(15 kr. ö. W.) besorgt. Die vielen Bewässerungscanäle,
welche in den letzten Jahrzehnten erbaut wurden, werden
wenn auch nur theilweise, das Uebel zu verkleinern
ermöglichen. Die Kosten, welche die Hungersnoth dem
indischen Schatzkanzler verursachen werden, schätzt
man jetzt schon auf 10 — 15 Millionen Rupien (8 — 12
Millionen Gulden), welche theils durch Ausfall von
Steuern und Abgaben theils durch Ausführung von
Nolhstandsbauten verursacht werden. Bei letzteren sind
Ende September in der Präsidentschaft Bombay 63.000,
in Punjnb 71.000, in den Centralprovinzen 121.000, in
Berar 28.000 und in Ajonere-Mirvara 76.000 Personen
beschäftigt gewesen, in ganz Britisch-Indien (mit Aus-
schluss der selbständigen Staaten) also über 250.000
Personen. Im October 1896 fanden nur 50,000 Personen
auf Staatskosten Beschäftigung.
Dass diese Lage einen starken Rückschlag auf die
Handelsverhältnisse Indiens ausübt, ist einleuchtend.
Während einerseits dem Exporthandel viel geringere
Quantitäten von Landesproducten zur Verfügung stehen, ,
welche überdies nur zu so hohen Preisen von den
Händlern abgegeben werden, dass sie am Weltmarkte
nicht concurriren können, herrscht am Importmarkte
völlige Ruhe und Stille. Die Consumenten im Inlande
können, was wenigstens die von der Hungersnoth heim-
gesuchten Gebiete betrifft, kaum die zum Lebensunter-
halte nöthigen Nahrungsmittel erschwingen und die An-
schaffung aller anderen minder nöthigen Artikel muss
daher nothgedrungen auf günstigere Zeiten verschoben
werden.
Da trotz schon so oft wiederholter Warnung heimische
Fabrikanten und Exporteure noch immer mit eingeborenen
Firmen direct ohne Vermittlung einer vertrauenswürdigen
europäischen Firma nach Bombay Geschäfte machen,
sei hier besonders darauf hingewiesen, dass die Zahlungs-
fähigkeit der meisten eingeborenen Firmen jetzt sehr
stark gelitten und die Unsicherheit derselben unter den
gegenwärtigen Verhältnissen sich eher vergrössert hat.
CHRONIK.
Asien.
Asiatische Türkei. Eine starke Bande russischer Ar-
menier überschreitet die russische Grenze durch den AI
Kossa-Dagh-Pass beim Berge Ararat und besetzt das l|
armenische Kloster in Dutak, Sandschak Bajasid, Vilajet
Bitlis. Später kommt es zu einem Zusammenstosse mit
den türkischen Truppen, wobei es auf beiden Seiten
Todte und Verwundete gibt. Auch die Kurden leiten
auf die Nachricht, dass der Sohn eines kurdischen
Paschas im Kampfe gefallen sei, die Verfolgung ein, ^1
indem sie gleichzeitig Ausschreitungen gegen die ar- W
menische Bevölkerung begehen, bei denen viele Per-
sonen getödtet werden. Türkische Truppen verhindern — .
weitere Ausschreitungen. Die Bande ist theils zerstreut, f |
theils über die russische Grenze geflüchtet. — Der
Ministerrath nimmt das von der anatolischen Bahn ge-
stellte Gesuch für den Bau einer Bahn über Konia nach
Bagdad und Basra an, und es erfolgt die Genehmigung
dts Sultans. Die Gesellschaft verflichtet sich, die Bahn
in acht Jahren auszubauen. Die Türkei behält sich in
der Concession das Rückkaufsrecht vor, und der Betrieb
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
14S
bleibt, falls ihn die Türkei nach dem Rückkauf nicht
selbst übernimmt, der anatolischen Hahn. Die deutsche
Expedition, welche die TerrainverhällniHse zum Bau
einer Eisenbahn nach Bagdad und Basra erforschen soll,
trifft nach Durchquerung der Wüste wohlbehalten in
Mossul ein. — Drei hohe Würdenträger, nämlich Said
Bey, der Präsident der juridischen Section des Staats-
rathes, Ferdi Bey, Mitglied der Civilsection des Staats
rathes, und Zia Moliah, Mitglied des CoUegienrathes
des Scheikhul-Islam, werden verhaftet und ru lebens-
länglicher Deportation verurtheilt, da sie eine Ver-
bindung mit dem ältesten Sohne des Sultans, Muhammed
Sclim, oder mit dem Thronfolger Prinzen Reschad
unterhalten haben sollen, um den Sultan zu beseitigen.
Persien. Russischerscits wird die Linie der zukünftigen
russischen Eisenbahn durch Persien von Ispahan nach
Buschir am Persischen Golf vermessen.
Sibirien. In Wladiwostok wird die erste Hochschule
im russischen Ostasien eröffnet, deren Zweck die Vor-
bereitung der Hochschüler zum Verwaltungsdienst und
die Schulung für Handel und Gewerbe in Russisch-Ost-
asien und den angrenzenden Ländern sein soll.
Afghanistan. Die Russen besetzen Herat. Die russische
Regierung entschliesst sich, im kommenden Frühjahr
eine ständige diplomatische Agentur zu Kabul zu er-
richten.
Siam. Siam verlangt die sofortige Wiederabtretung
von Tschentabun, während Frankreich darauf besteht, dass
durch den Vertrag von 1 893 die Lösung aller schwebenden
Fragen vom Besitze Tschentabuns abhängt.
Mongolei. Der österreichische Forschungsreisende Hans
Leder ist von der oberen Orchow wohlbehalten nach
Urga in der Mongolei zurückgekehrt und beabsichtigt,
doit den Winter zuzubringen, um ethnographische
Sammlungen anzulegen und Studien über den Lamais-
mus und das mongolische Volk zu machen.
China. Im Missionsgebiete von Schantung befinden
sich die Anhänger der Secten von der Rothen Faust
und vom Grossen Messer in Aufruhr gegen die Beamten
und das Volk, und plündern und rauben an vielen
Orten. Dasselbe geschieht in dem benachbarten Gebiete
der italienischen Mission. An einigen Orten vertreiben
die chinesischen Christen mit ihren andersgläubigen
Landsleuten die Rebellen mit Waffengewalt. In Folge des
Drängens des deutschen Gesandten lässt die chinesische
Regierung einige Sectirer einkerkern, worauf es ruhiger
wird. — Zwischen Frankreich und China kommt es
wegen der Abgrenzung von Kwangtschauwan, dem Ge-
biete unweit von Tongking, das Frankreich in Pacht
genommen hat, zu ernsten Differenzen. Die Verhand-
lungen werden zuerst mit Erfolg geführt, doch besteht
eine Meinungsverschiedenheit über die die Bucht ab-
schliessenden Inseln. In Folge der feindseligen Haltung
des Vicekönigs von Canton, der von Peking den Befehl
erhalten zu haben erklärt, die Verhandlungen abzu-
brechen , wenn Frankreich jene Inseln beanspruche,
kommt es zum Bruche, und die französische Regierung
sendet yon Tongking Truppen und Schiffe nach Kwang-
tschauwan, um den VViderstand der Chinesin zu
brechen. Die Unruhen dehnen sich bis an die Grenze
von Indochina aus. Zwei Officiere von der Station
Montas überschreiten unvorsichtigerweise den Fluss und
werden von den Chinesen ermordet. Admiral Courre
jolles nimmt den Präfecten von Hainan gefangm und
bemächtigt sich eines chinesischen Kanonenbootes. Der
französische Gesandte verlangt die Hinrichtung der für
die Ermordung der französischen Officiere in Kwang-
tschauwan verantwi rtlichen Beamten und die Bezahlung
einer Geldbusse. Die chinesische Regierung verzichtet
schliesslich darauf, Frankreich die beiden Irseln an der
Bucht von Kwangtschauwan streitig zu machen, und von
den Vertretern Frankreichs uud Chinas wird der Ver-
trag unterzeichnet, der endgiltige Bestimmungen über
die Festsetzung der Grenze des Kwantschauwangebietes
enthält. — Die chinesische Regierung beachtkwt, die
Erhebung der Likioabgalien in der Provinz Kwangtong
gegen eine Jahresiahlung von 4 Millionen Taels in ver-
pachten. — Der Hafen von Vütschaufu in der freroden-
feindlichen Provinz Hunan wird fUr den auswärtigen
Handel geöffnet. — Deutschland, flngland, die Ver-
einigten Staaten und Japan treffen ein Abkommen zur
Sicherung der Politik der offenen ThUr in China. —
Die italienische Regierung hat dtn Gedanken einer Be-
sitzergreifung auf chinesischem Boden vollständig auf-
gegeben. — Die Verhandlungen der amerikaniscbe«
Syndicate bezüglich der Eisenbahn Hankau— Canton
sind erfolgreich abgeschlossen. — Von Port Arthur
geht der erste Eisenbahntug zwischen Talienwan, Niu-
tschwang und Mukden ab. — Lihungtschang wird zum
Handelsminister ernannt.
Philippinen. Die Amerikaner nehmen die Garnison
von Aliaga und besetzen Tarlac, das Hauptquartier der
philippinischen Regierung und Militärorganisation, wobei
ihnen Gefangene, Proviant und Munition in die Hände
fallen. Einige hundert Aufständische von Tarlac greifen
General Young bei Talavera an, werden aber zurück-
geschlagen. General Young besetzt Mabalacat, dessen
Garnison nach kurzem Widerstände flieht. Bei San
Juacinto findet zwischen den Ametikaocrn und 1200
Filipinos, die eine verschanzte Stellung innehatten, ein
Gefecht statt, in welchem beide Theile schwere Verluste
erleiden und die Aufständischen in die Flucht ge-
schlagen werden. Oberst Howze besetzt Victoria, nord-
westlich von Tarlac, ohne Widerstand. Die ganze Provina
Zamboanga ergibt sich ; die Auslieferung aller Geschütze
soll zugesagt sein und die Ortsbehördtn sollen ihre
Ergebenheit zugesichert haben. In Manila treffen spani-
sche Gefangene ein, die während des Herrannahens der
amerikanischen Truppen, welche das Dorf Union, die
Residenz Aguinaldo's besetzten, entflohen sind. Die Re-
gierung und der Congress der Filipinos haben ihre
Thätigkeit eingestellt; Aguinaldo soll sich zum Dictator
prociamirt haben.
Afrika.
Aegypien. In Alexandrien kommt wieder ein Pest-
fall vor.
Abeisynien. Unter dem Oberbefehle zweier Officiere
geht nach Abessynien eine aussergewöhnliche russische
Mission ab, die den Auftrag hat, dem Negus Meoelik
einen Brief des Czaren und werthvolle Geschenke zu
überbringen.
Wadai. An den Sultan von Wadai wurde eine ge-
heime türkische Mission entsandt, welcher der Zweck
zugeschrieben wird, mit ihm und den anderen muhamme-
danischen Fürsten in Centralafrika bessere Beziehungen
anzuknüpfen, um sich über die Sicherung der Karawanen-
strassen in das Hinterland von Tripolis, besonders gegen
die Tuaregs, zu verständigen, damit die Handels-
karawanen wieder wie früher ungehindert ihren Weg
nach Tripolis nehmen können. Diese Mission war nicht,
wie irrthUmlich behauptet wird, von türkischen regulären
Soldaten, sondern von einer kleinen Abtheilung der ein-
geborenen Milizreiterei begleitet.
Aegyptischer Sudan. Der Khalifa rückt den Weiwen
Nil herab vor und erreicht die Insel Abbah, 240 km
südlich von Khartum. Oberst Wingate greift mit den
Aegyptern 2500 Derwische unter Ahmed Fedhil bei
Abuadil an und zersprengt sie. 41:0 Derwische werden
gefangen, und eine grosse Menge Korn* und Waffm er-
beutet. Eine ägy|)tische Colonne unter dem Commando
des Obersten Wingate trifft sieben Meilen von Dschedid
auf die Streitmacht des Khalifa. Sie greift deren
Stellung an und nimmt sie nach heftigem Kampfe. Der
Khalifa f^llt, umringt von den Emiren, die seine I.eib-
wache bilden. Alle hervorragenden Emire werden ge-
tödtet Oller gefangen genommen, mit Ausnahme von
Osman Digma, der entkommt. Die Streitmacht des
Khalifa wird vollständig geschlagen und das ganse
144
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
Lager genommen. Die Zahl der Gefangenen mit
Weibern und Kindern beträgt 9000. Die Eingeborenen
nehmen die Nachricht vom Tode des Khalifa mit
grosser Freude auf und veranstalten eine Festfeier.
Lord Kitchener meldet, dass nun der Sudan für offen
erklärt werden könne. Der'Negus Menelik hat ein Heer
von 40.000 Mann nach Borumieda beordert und ist
selbst dahin aufgebrochen, begleitet von den europäi-
schen Vertretern an seinem Hofe mit Ausnahme des
englischen. Meneliks Ziel soll Adua sein, da die
Tigrener ihrem neuen Herrn Ras Makonnen noch
immer ernste Schwierigkeiten machen. Der Negus soll
es auf die zum ägyptischen Sudan gerechneten Land-
schaften Ghedaref und Galabat abgesehen haben, da
die ganze Grenze vom Norden Ghedarefs bis zum
Albert Nyanza zwischen England — Aegypten und Abessy-
nien noch heute streitig ist. — Mit der erfolgten Er-
öffnung der Eisenbahn Berber — Khartum wird der freie
Verkehr mit dem Sudan wieder gestattet. Fremde
dürfen gleich den Einheimischen Handel treiben, sind
jedoch wie diese dem Kriegsrechte und den einheimi-
schen Gesetzen unterworfen, ohne consularisches Ein-
schreiten beanspruchen zu dürfen.
Französischer Sudan. Lieutenant Pallier, der das
Commando über die Expedition Voulet-Chanoine über-
nahm, stellt unter deren Mitgliedern die Ruhe wieder
her und trifft mit einer Abtheilung von 100 Mann in
Say ein; andere Abtheilungen folgen später und werden
ohne Zwischenfall entwaffnet. — Die Mission Foureau-
Lamy trifft, ohne auf ihrem Wege auf irgend einen
Widerstand gestossen zn sein, in Agades ein und be-
gibt sich nach Bezini südwestlich von Air. — Der
Afrikareisende Behagle, der sich in der Gefangenschaft
des Sultans Rabbeh befand, wurde von diesem dem
Hungertode preisgegeben. — Die Expedition Bretonnet,
dessen besondere Aufgabe es war, das Thal der oberen
Chari gegen die verheerenden Raubzüge der Banden
Rabbehs bis zur Ankunft der stärkeren Truppenmacht
Gentil's zu schützen, um dann gegen Rabbeh selbst vor-
zugehen, wird von dessen überlegener Macht an-
gegriffen und vernichtet. Man glaubt, dass Gentil im
Stande sein werde, Rabbeh die Stirne zu bieten und
dessen weiteres Vordringen gegen den Congo hin zu
verhindern. — Der Scheikh EsSenussi verlässt Kufra
im Gebiete von Tripolis und begibt sich mit seinen
Anhängern nach dem westlichen Sudan. Da Senussi das
Oberhaupt einer besonders in Nordwestafrika, in der
Sahara und im Sudan verbreiteten Secte ist, deren
Anhänger geschworene Feinde der europäischen Ge-
sittung sind und seit 50 Jahren mit Erfolg an der
Aufrichtung einer Art panislamitischen Gottesstaates
arbeiten, so ist deren Erhebung für das Schicksal der
französischen Expeditionen und die Zukunft des Sudan
von grosser Bedeutung.
Dahome. Die französische Regierung ist entschlossen,
in Dahome keine kleinen Landconcessionen zu ver-
geben. Im nächsten Jahre soll eine Eisenbahn von der
Küste nach dem Innern begonnen werden.
Karnerun. Hauptmann v. Kamptz bringt den ge-
fangenen Sultan von Tibati nach der Küste. Lieutenant
V. Queis kommt mit seiner Expedition im Dorfe
Nssakpe an den Fällen des Crossflusses an, wird aber
hier von den Eingeborenen eingeschlossen, so dass die
Verbindung mit der Küste unterbrochen ist. Es liegt
kein Grund zu der Annahme vor, dass der Expedition
ein ernstlicher Zufall zugestossen sei. Die Gegend ist
im Aufruhr. Herr v. Queis hat thatsächlich den alten
einflussreichen Häuptling von Ndebidschi erschiessen
lassen und ist auch gegen andere Häuptlinge mit un-
gewöhnlicher Strenge vorgegan£;en. Boten, die an
Lieutenant v. Queis gesandt werden, müssen um-
kehren. Der Gouverneur entsendet eine weitere Ex-
pedition unter Führung des in jener Gegend bekannten
Reisenden Conran, um von Osten her die Verbindung
mit Nssakpe wieder herzustellen. Militärisch kann nicht
eingeschritten werden, da die Truppe noch nicht vom
Feldzug von Tibati zurückgekehrt ist, und die Polizei-
truppe damit beschäftigt ist, die Ordnung in Kribi
wieder herzustellen, wo Ende September die Mission
von den Aufständischen geplündert worden ist. Von
anderer Seite wird indessen der Tod des Lieutenants
V. Queis gemeldet, und soll die Schutztruppe nach der
Küste zurückgekehrt sein.
Deutsch Ostafrika. Der Sultan Kislevombo von
Mpöroro hat darum gebeten, unter deutschen Schutz
gestellt zu werden. (Das Land Mpöroro liegt nördlich
von Ruanda, nordwestlich vom Knie des Kagera.) —
Da eine Elfenbeinkarawane deutscher Wanyamwesi süd-
lich vom Albert-Eduard-Nyanza ausgeraubt worden ist,
hat sich der Bezirkschef von Bukoba (am westlichen
Seeufer) veranlasst gesehen, eine bewaffnete Expedition
nach jenen Gegenden zu unternehmen. Voraussichtlich
wird das herrenlose Land zwischen Kivusee und Albert-
Eduard-See unter deutschen Schutz gestellt werden.
Portugiesisch-Ostafrika. Die portugiesische Expedition
gegen Mataka erreicht ihre Bestimmung und kehrt nach
Besiegung der aufständischen Eingeborenen am Sabi-
flusse zurück.
Südafrikanische Rtpublik. Die Engländer machen
einen Ausfall aus Kimberley, doch wird dessen Um-
gebung später von den Buren selbst verlassen. Nach
einer mehrtägigen Beschiessung von Mafeking ver-
suchen die Buren die Stadt zu stürmen, werden aber
zurückgeschlagen. Die Beschiessung von Ladysmith wird
von den Buren fortgesetzt; die Stadt ist vollständig
eingeschlossen. Bei Nicholsons Nek und bei Willow
Grange finden heftige Gefechte statt, in welchen die
Buren Sieger bleiben. Die Buren greifen Tugelatrift an,
werden aber zurückgeworfen. Bei Graspan findet eine
Schlacht statt (amtlich die Schlacht bei Enslin ge-
nannt), in welcher die Engländer schwere Verluste er-
leiden. In einem Gefechte bei Belmont werden die
Engländer zurückgeschlagen. Die Engländer machen / ■
einen Ausfall aus Estcourt, werden aber zurückgeworfen. l*^\
Das Commando von Rouxville im Oranje-'Freistaat/ es l
besetzt Aliwal North und hisst die Fahnen der beiden/ f"
Republiken. Vereinigte Truppen beider Republiken be-j
setzen auch Colesberg. Die Buren besetzen Burgers-
dorp. Die Buren fallen in Zululand ein und hissen dort
ihre Flagge; sie greifen den Häuptling Khama bei
Selikakop auf der englischen Seite des Krokodilflusses
an, werden jedoch zurückgeworfen, und Khama hält
fest zu den Engländern. Ebenso bleiben die Basutos
den Engländern ergeben. Die britischen Truppen ziehen
sich von und General Joubert auf Colenso zurück. Am
Modderflusse findet ein heftiges Gefecht statt, in
welchem die Buren gezwungen worden sein sollen, ihre
Stellungen aufzugeben. Die Buren erlassen eine Procla-
mation, in welcher der Theil Natals, der den Nauien
Upper Tugela führt, als Territorium des Oranje-Frei-
staates erklärt wird.
Australien.
Samoa. Zwischen dem Deutschen Reiche und Gross-
britannien wird unter Vorbehalt der Zustimmung der
Regierung der Vereinigten Staaten ein Abkommen ge-
troffen, wonach unter Aufhebung der Samoa-Acte die
beiden Samoa-Inseln Upolu und Sawaii sowie die an-
liegenden kleinen Inseln als freies Eigenthum an
Deutschland, die Insel Tutuila mit ihren Nebeninseln
an Amerika fallen. England verzichtet auf jedes An-
recht auf die Samoa-Inseln. Deutschland verzichtet auf
alle Ansprüche auf die Tonga-Inseln und Savage-Island
zu Gunsten Englands und tritt die beiden östlichen
Salomons- Inseln Choiseul und Isabel nebst deren insu-
larer Umgebung an England ab. In Samoa ist Alles
ruhig.
TwantworUlcber Radactenr: R. y. ROBBSLEK.
OH. RBISSER k U. WBRTHNER, WIBN.
OESTERREICHISCHE
^onatest|riß flir kn #nmt.
XXV. JAHROANO. WIEN, DEGEMBER 1899. Na. 12 Bwlaob.
"Vez-lag des Ic. Ic. öat*x?v. XXaxid*la-lMCuBeuzn.8 "Wien, X2^.;l- Sarggaas* 16.
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EINGERICHTET.
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ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
K. k. priv. Südbahn-Gesellsehaft.
Giltig ab 1. October 1899. FAHRPLAN. G''*"g a"» '■ October 1899.
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429
800
10«: a
n Sopron (Oedenburg) ■
^ Szombathely
(Steinamanger) .
Nagy-Kanizsa .
Zägräb (Agram) ,
Bares . . . . ^
558
723
1057
330
— Die Zeiten rechtS
bis 5^ Früh) ist durch
Unterstreichung der
MinutenzifFern kenntlich
gemacht.
1066
135
845
444
207
4O8
845
650
6**
1006
933
123- '
3*2
916
7I8|
400
12*5
,! 789
! 915
552
904
605
219
1220
707
8*5
1^0 von den Stations-
205 namen sind von
unten nach oben zu
1105 l'sen.
IfOO
120 £
n Pakracz . . . al
3 260]
600
«tnaknu/anan ■ / Wien-Triest (einmal wöchentlich) bei den Ost -Expresszügen (Wien ab 1122, Wien an 6«).
Speisewagen. •^ vVien-Leoben-Nizza bei den Nizza- Expresszügen (Wien ab 1126, Wien an 556) täglich vom 15. November an.
Schlafwagen (1. ClaSSe): Wien-Triest und Abbazia, Fiume (einmal wöchentlich) bei den Ost.-Expresszügen (Wien ab 1122,
Wien an 6<5). (I. und 11. Classe): Wien-Triest und Venedig (Wien ab S^, Wien an 916), Wien-Marburg-Franzens-
feste-Ala (Wien ab 9]^, Wien an 820). Wien-Leoben-Nizza (nur I. Classe) bei den Nizza-Expresszügen (Wien ab
11''6, Wien an 556) täglich ab 16. November.
Directe Wagen (1.. II. Classe): AVien-Leoben- Venedig-Mailand, Klageofurt und Wien-Pontafel (auch III. Classe) (Wien ab
7^5, Wien an 9*5), Wien-Marburg-Franzensfeste-Meran und Ala (Wien ab 9*5, Wien an 820), Wien-Abbazia, Fiume
und Pola (Wien ab S'S, 825, Wien an 850, 915), Wien-Görz-Cormons (Wien ab 815, Wien an 850), Wien-Cormons-
Venedig (Wien ab 825, Wien an 915), Wien-Sopron-Pecs und Essegg(Wien ab 660, 7*0, Wien an 85«, 935), Wien-
Sopron-Zäkiny-Agram und Bares (Wi(
■n ab 1050, Wien an 535).
Fahrpläne sämmtlicher Linien im
Taschenformat sind bei
den Bahnhof-Cassen, jene für die 1
Wiener Localstreci<en auch in den Tabal<-Trafil<en i<äuflich zu haben. |
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT.
ri[
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Der V. Jahrgang dei „Zoll-Compast" wird, ^-icicnwic der III.
beziehuDgiweiie der Erginzuagiband dcwelbea (IV. JabrfSBf
lüftrungrwtut zur Publication gebracht, und die eiuclaea Liefe-
ruDgeo ericheinen nach Maaiigabe der eiatreteadea Vcriadc-
rungeo in den betreffenden Zolltarifen.
Der geitellten Aalgabe, die för nnieren Aosacnbaadcl
wichtigsten Länder inccessive in den Rahmen dieie» Jahr-
buches einzuheziehen, wird der erscheinende V. Jahrgang dareb
Nenaufnahme der ZollUrife der auitralitchtn Colonun, Nudtr-
ländisch- Inditm nnd der Pkilipfitun entsprechen.
Von dem in 20 Lieferungen erscheinenden V. Jahrgang sind
bisher 1 % Lieferangen publicirt worden, enthaltend die Tarife tob
KnmSnien, Argentinien, Russland, Britisch-Indien, China, Japan,
Korea, Persien, Oesterreich-Ungarn, Schweden, Norwegen, Helgo-
land, Italien, Argentinien (II. Auflage), Deutschland, Frankreich,
Griechenland, Belgien, Vereinigte Staaten roa Amerika, Schwelt
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durch E. S. Mittler Sc Sohn, Berlin S. W. ta, Kochstrasse 68—70
Verlag des k. k. österr. Handels-Museums.
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Verlage des k. k- österr. Handels-Museums
erscheint jeden Donnerstag die volkswirthschaftliche
Wochenschrift
mit der Beilage
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LEXIKON
Mit 1068 Blidertaliln a. Kirttnb*ll«ien.
älltlg Tom 1. Jtntiar 18
bi« auf Weilerei.
faörplan hce „(J^cflctceitöifffien Xlopb".
GUtli TOM I. Jtaa
bU aal W«
ocEA.]srisci3:ER, r>iEisrsT.
Inillen— China— Japan.
DreizeliD (-'ahrteii von Triebt, re'^p Fltinie
mit Herniirnnt; de- lluren Port 8n<d Sti«B. Aden,
KaiT&rhl, Bombay, ("olitnibo. P«nang, Sit.yapor«,
Hongkong, Snaiighal. Yokohama (illt-nt* beiden
Häfen worden alterttailv nur jetleii rwelten
Moiiat berührt) uu'l Kobe. Auf der Ausfahrt kann
Venedig faojitativ angelaufen werden. Atiselilnx
in Bouib&y an die Dampfer der directeu Linie
TrijBi — Hombay. — In den Zwiscbeuh&teii. Bom-
bay aiisfrenoii'men, kfinnen Abfahrten und An-
kttufte frttiier oder ttpätei' erfolgen. Der Auf-
Plilliait In Fluma auf der ROrkfahrt kann Ulli
die tQr die l.aiie- und llmladeoperallonen nMbIge
Zelt verlängert ode'' verkfirst werden. Auaaer
den oben beceichnetan lIILfan kennen »oiffohl
auf der Hin ala auf dar Kllrkrabrt ander«
Kehellen Chlnaa oder Japans ud«r Manila he-
rfibrt werden.
DIreoter Dienst Triest— Bombay.
Abfabrt v..n i'rieal am ^ der M->nate Aunar,
Keb nar, Mftra und am \t. M&rm; femer am 3. de**
Monate April, Mal. Juli, >eptenibe'-, Oetober,
November und Di.«enili«r. mit Berflhrung der
Hlfen Port .Said, Snei, Aden, Hombay. — Die
Aukünfie tind Abfahrteo In den Zw achenh&fen
kAnnen verfrütit oder Terapitei wer-ten, Jedoab
obna das ttinerftmiSsnlge Kintreffen In «ten Bad-
häfen SU beeintr&chtifen. Aniiehlniui in Hombay
tn beiden Rlobtangeit an die Dampier der tndo
China Japan-I.inie.
TrIest— Calootta.
Abfahrt von TriesI am 15. de- Moaaie
Jtnner, Februar, April, Jnal, Aufinat, Septem-
ber, Oetober, November, l>e.-em1>ermli IlerOb-ang
der Häfen Fiuine, Port .Sai-1, Saea, Massana,
iCdan, Bombay, Colombo, CalenU«. Anf den Ulo-
and RSrktkhrUn kAaaaa Coeowida, Madras ■■<
andere Häfen der t^romaiidal-Kttaie aitfiaafaa
werden. Aaf d«a RSekrahiaa i>l d • Beraannt
der Bunnaniaeb«« Ralahäfea lowa «alsiss
Rabelleo i— Rolhm aad AdriaUeebw Misra«
facnliat T. Da« Anlaafao tob Boak» bb<
Maasana auf dea lllafahnaa isad *<>■ ¥•■•<%
anf den RQekfahriea M b«i allaa Balssa teaal-
UÜT.
Mercaatildienat «ach Bratiliea.
eaaniBsebaOadleaat m* «ar .Adria«. Taa
Triast, raap. FtaaM J« ««m AMkbtt la «aa M*-
aatea Jänasv, Pabraar. Mtra. April. Mai. 4r«4
Abfahnea Im Jall, twei Abfahnen Im Aacaal.
iwal Abfahrtaa taa Sepieabar, swel Ab»n«a
las Oetober, e4n« AMabit lai Marcsahar «a4 «!■•
Im De«*n>b«r. Rartkraac dar HIMa ^ta awtaa«.
Bahla, Eio da JaMlr* aa« Oaaias,
IV
ÖSTERREICHISCHE MONATSSCHRIFT FÜR DEN ORIENT
Uiltig vom 1. Jänner 189»
bis auf Weiteres.
Jfafirplan öe^ „^EilcrrcicöUrtJE» Ulapb'
btB auf 'Weil«*ro»
IDIEISrST XJsA: A.DRI-A.TISCIiEISr IvIEEK-E.
Beschleunigte Eillinie Triest— Cattaro.
Ab Triett jeden Donnerstag 10 Ui^r Frfita,
lo Oatlaro Freitag 12 Ubr MitUga, berühr.;
Pola, Zara, Spalato, Gravoxa.
Retoar ab Cattaro Freitag 2' , Uhr Nachm.,
In 1 rient SamMai- 5'/, Uhr Früli.
Anscblnsa in Triett an die Eilzflge von nnd
nach Wien.
Ansnblnss auf der Hinfahrt in Spalato an
die Hinfahrt der Linie Metkovioll A und in Cat-
taro an die Hinfahrt der DalmetlnIlOh-Altianeilaoben
Linie nach Bari und Brindisl.
Linie Triest-Metkovich A.
Ab Triett jeden Mlttiroota 1 Uhr trab, In
Metkovich Freitag 4',, Uhr Nachm., herHbr. :
RoTlgno, Pola, Lussinpircolo, Zara.Zaravecctala,
Sebenlco, Trau, Spalato, 8. Pletro, Almiasa,
Qelsa, 8. Hartino, Macarsca, Ovadaz, 8. Olorgio
dl Lesina. Trapano, Fort Opus.
Retoar ab Hetkovloh ji-aen Sonntag 8 Übe.
Früh, in Triest DiensUg 1'/, Ohr Nachm.
Anscblussanf der Hinfahrt In Spalato an die
Hinfahrt der beschleunigten Eillinie Triest—
CatUro.
Linie Triest-Metkovich B.
Ab Triett je.iHu SamsinK '• l'lir FrOb, lu
MetkoTicb Montag 5 IJbr Narbnj.. herfibr. :
Pola, LuHsinpicroIo, Zara, Zlarln, »Sebenico,
Rogoslniaa, Trau, Bpalato, S. Plero, Postire,
AlmiRsa, Puciscble, Macarsca, B. Giorgio dl Le-
sina, Trapano, öradar., Fort Opus.
Retour ab Metkovioh jeden Mittwoch 8 Uhr
Prflh, lu Trieut Freitag 6 Uhr Abends.
Anschlnss auf der KUrKfnhri In Spalato an
die Hinfahrt der Dalmatlnltch-Albanetltchen Linie.
Linie Triest— Venedig.
Von Triett jedeu Montag, Mittwoch und
Freitag um Mitternacht, Ankunft In Venedig den
darauffolgenden Tag 6' , Uhr Früh.
Retour ab Venedio iedeu Montag, Dienstag
niiü PreltEK 11 Uhr NachU. Ankunft In THeat
den darauffolgenden Tag 6^i Chr Früh.
Linie Pola— Zara.
Ab Pola jedeu Mittwoch 2';, (Ibr Nachmittags,
In Zara Donuerstag 5 Uhr Nachm., berühr. :
Oherso, Raiiaz. Malir.sra, Veglia, Arhe. LnHHln-
'grande, Novaglla, Valcaasione. Porto Manzo.
Retour ab Zara Sonntag 5Vi Uhr Früh, In
Pola Montag 4 Uhr Früh
Dalmatinisch-Aibanesische Linie.
Ab Triett Jeden Dienstag 7 Uhr Früh, In
Cattaro Donner-^tag T'/s Uhr Abends, berühr.:
Uovigno, Pola, Lusslupiccolo, Selve, Zara, Se-
benico. Spalato, Milni, 'Losina, Cnrzola, Oravosa
Castelnuovo, Teodo und Rlsano.
Retour ab Cattaro jeden Montag 11 Uhr
Vorm., in Triett Mittwocb 6 Uhr Abends.
Ansctiluss in Pola auf der Rflckfabrt an die
Hinfahrt der Linie Pota- Zara.
Anmerliung. Diese Linie wird von Cattaro
nach Bari, Brinillil, Antlvarl, Dulolgno, Medua,
Dura2to, Valona, SantI Quaranta, Corfu und
Santa Haura verlängert.. Auf der RUclcfahrt von
Bari und Brinditl Anscbluss in Cattaro nach
Dalmatien mit der rfickkehrenden Dalmatlnltoh-
Albaneiliohen Linie.
Linie Triest— Cattaro.
Ab Triett jeden Freitag 7 Ohr Frflb, \i
Spizza darauffolgenden Mittwoch 11 Uhr Vorm.,
berühr. : Rovigno, Pola, Lnsainpiccolo, Selve,
Zara, Sebenico, Rogosnizza, Traä, Spalato, Ga-
rober, MilnÄ, Gittavecchia, I^esina, Lissa, (^omisa,
Vallegrande. Curzola, Orebich, Terstenik, Meleda,
Oravosa, Ragusaveccbia, Castelnuovo, Teodo,
Perasto-Risano, Perzagno, Cattaro, Budua.
Retour ab Spizza jeden Mittwoch IIV, Uhi
Vorm., in Trieat darauffolgenden Montag 1 Uhr
Nachm.
Anmerkung. Falls schlechten Wetters wegen
das Anlaufen von Castelnuovo nicht möglict
wäre, wird in Megilne angelegt.
X.E'V.A.nsrTE- "CnSTD l^ITTELlVlEER-IDIEISrST.
^
Eillinie Triest— Aiexandrien.
Von Triett all jeden Mittwoch lü lllir Mittags,
in Aleiaudrien .Sonntag 6 Uhr Früh Über Brindisi.
Rückfahrt von Aiexandrien jeden Samstag 4 Uhr
Nachmittags, in Triest Mittwoch Mittags.
Anscblnsa inAleiandrIenan dleSyrisch-Cara-
(uaniacbe Linie, sowohl auf der Hin- als auf
der Rückfahrt.
Im Anschlüsse in Triest an die Ankunft nnd
Abfahrt des Luxusznges Ostende— Wien— Triest
und in Brindisl auf der Hinfahrt an den Eilzug
von 11 Uhr Vorm. und auf der Rflckfabrt an
jenen von 7 Uhr Früh.
Anmerkung. In den Monaten März, April,
Mai und Juni wird auf der Rflckfabrt zwischen
Brinditl ucd Triett auch Venedig im Anschlüsse
an den Morgenzng angelaufen.
VcliindnuK zwinrhen Flwme und Aiexandrien
Aber Triett mit der Qrlechlich-Orlentailsclien und
der Thetaalitchen IJnie A.
Syrisch-Caramanische Linie.
Wöchentlich voin September bli Ende März;
vierzehntägig vom April bis Ende Augutt.
V(in Aiexandrien ab Dienstag*) 4 Uhr Nachm.,
In Conatantinopel zweitnächsten Sonntag 5 Uhr
Frflh über Port Said, Jaffa, Gaifa. Beirut, Tripolis,
Lattachia, Aleiardrette, Mervna, Rhodus, Kbios,
Smyrna, Mytilene, Dardanellen, Rodosto. Rück-
fahrt ab Conitantinopet Sonntag*«) 10 Uhr Vorm.,
an in Aiexandrien zweituäcbsten Donnerstag
6 Uhr Frflh.
*) Am 8., 10 , 17., 84. und 31. Jänner, 7.,
14., 21. nnd 2-. Februar, 7 , 14 , 21. nnd
28. März, 4. und 18. April, 2., 16. und 30. Mal.
13. nnd 27. Juni, 11. und 25. Juli, 8. nnd
22. August, 8., 12., 19. nnd 26. September, 3.,
10., 17., 24. nnd 31. October, 7., 14., 21. nnd
28. November, S., 12., 19. und 26. December.
••) Am 1 , 8., l.*!., 22. nnd 29. Jänuer, 5.,
12., IH. und 2«. Februar, 5., 12 , 19. und 26. März,
2 , 16. und 80. April, 14. und 28. Mai. 11. und
85. Juni, 9. und 23. Juli, 6. nnd 20. August, 3.,
10., 17. und 24, September, 1., 8., 15., 22. und
29. October, 5., 12., 19. und 26. November, 3.,
10., 17., 24. und 31. December.
Anst^hluss in Aiexandrien an die Eillinie
Triett— Aiexandrien, sowohl auf der Hin- als auf
der Kiickfahri in Smyrna (in den Monaten vom
September bis Rnde März) auf der Hinfahrt nach
Candien, Cerigo etc. (Thettalltohe Linie B, Rück-
fahrt).
Eillinie Triest— Constantinopei.
Von Triett jeden Dienstag 11',', Uhr Vorm.,
in Constantinopei Montag B Uhr Frflh Aber
Brindisl, Sti. Quaranta, Corfu, Patras, Piräus,
Dardanellen. Rückfahrt von Conttantlnopel jeden
SamsUg 4 Uhr Nachm., »n in Triest Freitag
4 Uhr Nachm,
Anscbluss in SantI Quaranta auf der Hin-
fahrt nacii Albanien und Dalmatien (Dalmatlniaoh-
Aibanetisohe Linie, Rückfahrt), Weilers in Corfu
oder SantI Quaranta aus Albanien nach Triett
(LinieTriest— Conatantinopel, Ullkfah ti; In Corfu
auf der Minlahrt a-i d e Linie CorfU-Preveta ; in
Plräut sowohl iiuf der Hin- als auf der Rück-
fahrt, an die Qrieohlsch Orlentalltche Linie und
auf der Hinfahrt nach Candien etc. ^Thettalltohe
Linie A, Rückfahrt).
Constantinopei— Batum.
Von Constantinopei Jeden Samstag 12 Uhr
VIitUgs,in Batum Donnerstag 6 Uhr Frflh, berflhrt
Ineboli, Samsun, Kerassunt, Trapezuni, Uizeb
(nur auf der Hinfahrt), Rückfahrt von Batum
iedfn Kre tag 6 Uhr Abends, in Constantinopei
Mittwocb 2 Uhr Nachm.
Anscbluss in Constantinopei auf der Rflck-
fabrt an die Hinfahrt der Linie Constautlnopel —
Odessa und der Donauiinle.
Constantinopei- Odessa.
Von Conttantlnopel ah Jeden Donnersttg 3 TTlr
-lachin., in Odessa Montag 9 Uhr Prflh, berflbrend ;
Burgas. Varna, Costan7.a. Rückfahrt -b Odetta
Jeden Montag 4 Uhr Nachm., In Oonstantinopei
«Ittwoih 1" Uhr Vorm.
Griechisch-Orientalische Linie A.
Von Triett ab jeden zweiten Sonntag») 4 Uhr
Naehm., inOonstantinopel zweitnächsten Mittwoch
6 Uhr Frflh, berührend : Fiunie, Gorfu, Patras,
Catacolo, Calamata, Piräus, Syra, Vathy, Kbios,
Smyrna, Cesni^, Mytitene, Dardanellen, Gallipoll.
Rückfahrt ab Conttantlnopel jeden zweiten Mon-
tag**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweituäcbsten
Sonntag 11 Uhr Vorm.
•) Am 1., l,i. und 29. Jänner, 12. nnd 26.
Februar, 12. und 26. März, 9. und 23. April,
7. und 21. Mai, 4. und 18. Juni, 2., 16. und
30. Juli, 13. nnd 27. Aognst, 10. ond 24. Septem-
ber, 8. und 22. Oc'ober, 5. und IS. November,
3.. 17. und 31. December.
»•) Am 9. und 23. Jänner, 6. und 20. Februar,
6. nnd 20. März, 3. und 17. April, 1., 1.1. und
29. Mai, 12. und 26. Juni. 10. und 24. Juli, 7.
und 21, Angnst, 4. und IK September, 8., 1*-'.
und 30. October, 13. und 27. November, 11. und
25. December.
Anscbluss in Pir»us an die Eillinie Triest—
Constantinopei sowohl auf der Hin- ala »nf der
Rückfahrt ; in Smyrna auf der Rückfahrt nach
Candien etc. (Thessalisi-he Linie B, Rückfahrt)
und überdies in den Monaten vom September
bis Ende März auch auf der Hinfahrt nach
Caramanieu und Syrien (Syrlsch-Carainanlacl e
Linie, Rückfahrt); In ConsUutinopel auf der
Hinfahrt an die Linie Constantinopei— Odessa
sowie an die Donauiinle.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Felirnar wird diese Linie nur bis Suiyrna ge-
führt werden. Die Aufenthalte in Flunie können
nach Bedarf verlängert werden.
Verbindung zwiacden Fiunie und Aiexandrien
über Triebt mit der Elllinie Trit-st- Aiexandrien.
Griechisch-Orientalische Linie B.
Von Triett ab Jeden zweiten Sonutag*)4 Uhr
Nücbm., In Constantinopei zweitnäcbaten Mitt-
woch 6 llbr Früh, bertthrend: Flume, Corfu, Patras,
Catacolo, Calamata, PIräns.Syra, Kbios. Smym«,
Vathy, Cesmö, Mytilene, Dardanellen, Gallipoll.
Rückfahrt ab Conttantlnopel jeden zweiten
Montag**) 4 Uhr Nachm., in Triest zweit-
uäcbsten Sonntag 11 Uhr Vormittags.
*) Am 8. und U. Jänner, 5. nnd 19. Februar,
5. und 19. März, 2., 16. nnd 30. April, 14. und
28. Mai, 11. und 25. Jnni, 9. und 23. Juli, 6.
nnd 20. August, 3. nnd 17. September, 1., 15.
und 29. October, 12. und 26. November, 10. und
24. Decfmber.
♦*) Am 2., 16. und 30. Jänner, 13. nnd 27.
Februar, 13. und 27 März, 10. und 24. April,
8. und 22. Mai, ä. und 1h. Juni, 8., 17. und 31.
Juli, 14. und 28. August, 11. und 25. September,
9. und 23. October, 6. und 20, November, 4. und
19. December.
Anscbluss in Piriut an die Eillinie Triett—
Conatantinopel ^owohl auf der Hin- als auf der
Rttckfahrt; iu Smyrnt in den Monaten vom Sep-
tember bis Ende März auf der Hinfahrt nach
Caramanlen nnd Syrien (Syritch-Carramanitohe
Linie, Rückfahrt ]; in Conttantlnopel auf der
Hinfahrt an die Linie Conttantlnopel— Odetta,
sowie an die Donauiinle.
NB. In den Monaten December, Jänner und
Februar wird diese Linie nur bis Smyrna ge-
führt werden. Die Anfenthalte in Flume können
nach Bedarf verlängert werden.
»**) Verbindung zwischen Flume und
Aiexandrien über Triett mit der Eillinie Triett—
Aiexandrien.
Donaulinie.
Von Conttantlnopel Jeden DonnersUg 12 Uhr
Mittags, in Qalatz Dienstag 7 Uhr Früh, berühr.:
Burgas, Varna, Costanza, Suliua, Braila. Rück-
fahrt von Qalatz jeden Mittwoch 9 Uhr Frflh, in
Constantinopei Sonntag 8 Uhr Früh. (Burgas,
Varna nur auf der Rückfahrt, Braila nur auf
der Hinfahrt.)
Anscbluss in Constantinopei an die Rück-
fahrt der (Jriechlsch-Orientaiischen und der
Syrisch- Caramaniachen Linie.
Thessalische Linie A.
Von Triett ab Jeden zweiten Donnerstag*)
S Uhr Nachm., lu Constantinopei zweitnächsten
Donnerstag 6'/» Uhr Früh, berührend: Fiunie,
Valona, Medua. Sti. Quaranta, Corfu, Argostoli,
Zante, Canea, Relhymo, Candien, Piräus, Volo,
Halonicb,Oavalla, Lagos, Dedeagb, Dardanellen,
Oallipoll, Rodosto. Rflckfabrt ab fjonttantlnopel
'eden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triest
drittnächsten Dienstag 7 Uhr Früh.
*) Am 5 und 19. Jänner, 2. nnd 16, Fe-
bruar, 2., 16. nnd 80. März, 13. und 27. April,
11. und 25. Mai. 8. nnd 22. Jnni, 6. und 20. Juli,
^., 17. nnd 31. August, 14. und 28. September,
12. und 26. October, 9. nnd 23. November, 7
und 21. December.
•*) Am 14. und 28. Jänner, 11. und 25. Fe-
bruar, n, und ib- März, 8. und 22. Apill, 6.
und 20, Mai, 3. und 17. Juni, l., 15. und 29 Juli,
12. und 26. August, 9. nnd 28. September,
7. und 21. October, 4. nnd 18 November, i, 16
und 30. December.
Anschlnss in Plräut auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triett— Conttantlnopel sowie an die
Brieohltoh-Orlentalitoha Linie B in derselben
Richtung. Die Rückfahrt ist weiters im An-
scbluss an die Hinfahrt der Eillinie Triett—
Conttantlnopel sowie der Brlechltoh-Orlentalltohen
Linie A. In Constantinopei auf der Hinfahrt an die
Linie Conttantlnopel — Odetta sowie Donauiinle.
NB. Die Aufentbalte in Flume können nach
Bedarf verlängert werden.
***) Verbindung zwiachen Flume und Aiexan-
drien über Triett mit der Eillinie Trlett-Alexan-
drlen.
Thessalische Linie B.
Von Triett jeden zweiten Donnerstag*) 3 Uhr
Nachm., in Constantinopei zweituäcbsten Don-
nersag 6 Uhr Früh, berührend : Durazzo, Medua,
Rtl. Quaranta, Corfu, Argostoli, Zante, Cerigo,
Canea, Rethymo, Candien, Piräus, Volo, Smyrna,
Salonicb. Cavalla. Dedeagb, Dardanellen. <4alli-
poll, Rodosto. Rückfahrt ab Conttantlnopel
Jeden zweiten Samstag**) 8 Uhr Früh, in Triett
drittnücbaten Montag 12 Uhr Mittags.
*) Am 12 . und 26. Jänner, 9. nnd 23. Fe
bmar, 9. und 23. März. 6. und 20. April, 4. und
18. Mai, 1., 15, und 29. Juni, 18. nnd 27 Jnli
10. nnd 24. August, 7. nnd 21. September, 5.
nnd 19. October, 2., 16. nnd 30. November, 14.
und 28. December.
•*) Am 7. und 21, Jinner, 4. und 18. Fe
bruar, 4. nnd 18. Märt, 1., 15. und 29. April,
18. nnd 27. Mal, 10, und 24. Juni, 8. nnd 22,
Juli, 5. und 19. August, '.'., 16. und 30. Sep
tember, 14. und 28. October, 11. und 25. No
vember, 9. und 23 December.
Anscbluss In Plräut auf der Hinfahrt an die
Eillinie Triett— Conttantlnopel sowie m die
Griechlsoh-Orientalltohe Linie A in derselben
Richtung; in Smyrna (vom September bis Knde
März) auf der Rückfahrt an die Hinfahrt der
SyrItch-CaramanItchen Linie; in Conttantlnopel
an die Linie Conttantinopel— Odetta sowie an
die Donauiinle.
Dalmatinisch-Aibanesische Linie.
Von Triest Jeden Dienstag 7 Uhr Früh, in
Corfu nächsten Mittwocb 9'/a Uhr Vorm., be-
rührend: Rovigno, Pola, I,.us8lnpiccolo. Selve,
Zara, Sebenico. Spalato, Milna, Lesina, Curzola,
Gravosa, Castelnuovo, Tendo, Rlsano, Cattaro,
Bart, Brindisi (Bari und Brindisi nnr auf der
Hinfahrt), Cattaro, Antivari, Dnicigno, Hedna,
Dnrazz'i, Valona, SantI Quaranta, Corfu. Retour
von Corfu Donnerstag 8Va Uhr Früh, au Triest
MittwO'-h 6 Uhr Abenda.
Anscbluss in CatUro auf der Rttckfahrt von
Bari und Brindial nach Dalmatien mit der rflck-
kehrenden Dalmatinisch- Albanesiscben Linie; lu
SantI Quaranta auf der Hinfahrt an die Eillinie
Triest,^ Constantinopei, sowohl nach Trie-t als
nach Cünstantino|>el.
Zweigiinie Corfu— Prevesa.
Von Corfu ab Jeden Freitag 4' , Uhr Früh,
in Prevesa den gleichen Tag 5 Uhr Nachm., be-
rührend: Saiada, Parga, Sta. Maura. Rückfahrt ab
Preveta Jeden Dienstag 6 (Thr Früh, in Corfu den
gieii'beu Tag 6' , Ubr Abends. Anschlnss In Corfu
au die Rückfahrt der Eillinie Triest— Constan-
tinopei in beiden Richtungen.
Anmerkung. Eventuelle Aenderuneen in den
Zwischenhäfen ausgenommen und ohne Haftung
für die Regelmässigkeit de« Dienates bei Con-
tnmaz- Vorkehrungen.
(Oceanischer Dienst siehe vorhergehende Seite.)
Voran' worllloher Redaetenr: R. v. ROESSLBR.
^^l sn«:?».
Gh. Beiaser & H. Wertbner Wien.
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13 ftfr den Orient
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